"Die Schrift ist mehr als eine Broschüre, sie ist eine religiöse Revolution. Eine geistige Brandstiftung zu einer Zeit, wo man nicht müde wird, uns andere zum Burgfrieden zu mahnen. Ein Attentat gegen den christlichen Gottesbegriff."
Er interpretiert also die katholische Auffassung des "Gottesbegriffes", als
nicht hinterfragbares "Non plus ultra". Damit aber hatte er den Zeugen eine
willkommene Gelegenheit geboten, zum "Gegenschlag" auszuholen. Und so findet
man denn in "Trost" der genannten Ausgabe, auch umfängliche Salbadereien zum
Thema "Trinität" oder Dreieinigkeitslehre.
Kaum ein ernst zunehmender Kritiker der WTG-Religion, wird in deren Literatur
umfänglich referiert. Hier aber im Falle Mäder, ist das Gegenteil
festzustellen. Ein solcher Paradigmawechsel findet aber auf WTG-Seite nur dann
statt, wenn sie sich denn ihrer Sache wirklich sicher ist.
Herr Mäder wähnte wohl, einen scharfen Schuss getan zu haben. Offenbar ist es
ihm aber wohl entgangen, dass dies letztendlich ein "Schuss in den eigenen
Ofen" darstellt.
Seine Entrüstung bringt er dann auch mit solchen Sätzen zu Papier wie denn:
"Verschiedene Gegenden unserer Heimat werden gegenwärtig wieder bearbeitet von bibelforscherischem Schrifttum. Das harmlose Volk der Eidgenossen scheint die Sache allerdings im allgemeinen nicht tragisch zu nehmen. Und doch ist solches Schrifttum Dynamit unter dem Schweizerhaus. Ein Unterwühlen der Grundlagen unserer Eidgenossenschaft."
Er meint weiter sagen zu können, dies sei
"Eine antichristliche Offensive gegen unseren Erlöser. Ein Bekenntnis zu religiösem Anarchismus."
Und kraft seiner Wassersuppe meint er weiter sagen zu können:
"Die Grundlage des Christentums ist das Dogma von der heiligen Dreifaltigkeit."
Förmlich vor Kraftmeierei strotzt auch sein Satz:
"Wir lehnen den Bibelforscher ab, weil er mit
dem offiziellen Judentum des Karfreitags die Gottessohnschaft Jesu
ablehnt. Wir verlangen im Namen der Ehrlichkeit, daß die Bibelforscherei
mit offenem Visier auf den Kampfplatz tritt. Als das, was sie ist, als
maskiertes Judentum.
Und darum als Antichristentum."
Und solche Thesen im Jahre 1941 verkündet! Zu einer Zeit also, wo jeder
Schweizer der wollte, auch sehen konnte, was sich zur gleichen Zeit im
Nachbarland Hitlerdeutschland, namentlich die Juden betreffend, abspielte. Wer
das aber offenbar nicht sehen wollte, war wohl der Herr Mäder.
Und angesichts solchen Gegners kann sich "Trost" genüsslich auf die Linie der
Gegenargumentation zurückziehen, die da lautet:
"Wenn es schwarzen Gestalten möglich war, die Zeugen Jehovas als Bolschewiki und Sendlinge Moskaus zu Unrecht zu brandmarken, so muß es wohl auch gelingen, sie als Anarchisten darzustellen. Man muß nur schwarz genug auftragen. Etwas bleibt immer hängen! So entstellen Gegner die Botschaft ..."
Nun mag man sich ja vielleicht entschuldigend auf den Standpunkt stellen.
Na ja, den Mäder kann und darf man wohl nicht so recht ernst nehmen.
So so, wäre die Antwort dazu.
Dann darf man das wohl auch nicht von seiner Kirche, der er angehört. Denn
selbige versah seine Schrift mit der Imprimatur, der kirchlichen
Druckerlaubnis!
Laut "Trost" vom 1. 10. 1941, hielt es auch die Zeitschrift "Das Neue Volk.
Parteipolitisch unabhängiges Organ im Sinne der katholischen Aktion" für
angemessen, diesen Mäder'schen Erguß auch im vollem Wortlaut abzudrucken.
"Schildwache, Basel
Ihr Herausgeber ist H. H. Pfarrer Mäder. Sie hat eine felsenfeste,
katholische Haltung. Leisetreterei ist ihr fremd. Sie ist ein Blatt der
Ganzen und nimmt scharfe Stellung gegen die Anpassungsbestrebungen der
katholischen Gesellschaft gegen den modernen Zeitgeist. Sie kämpft gegen
Auswüchse des Sportes und der Mode. ..."
In der Ausgabe vom 15. 10. 1941 wirft "Trost" seinen Widerpart Mäder noch zusätzlich vor:
"Herr Prälat Mäder behauptet, daß die von den Zeugen Jehovas verbreitete Broschüre "Theokratische Gesandte" -
"eine religiöse Revolution ist, eine geistige Brandstiftung ..."
Wir könnten nun beweisen, daß seine "starke Anklage",
(wie er sie selbst nennt,) in Verleumdungen und
jesuitischen Denunziationen besteht. Aber dies zu tun würde in einem
gewöhnlichen Vortrag nicht allzu interessant wirken.
Scheiterhaufenpolitik
Herr Prälat Mäder ist aber unserer Öffentlichkeit schon gut bekannt als
kampflustiger Scheiterhaufenpolitikverfechter. Bereits im Jahre 1929
schrieb er in dem katholischen Kirchenblatt "Glocke" vom 3. März 1929
unter dem Titel
"Besser der frühere Scheiterhaufen, als der jetzige Weltbrand" seine charakteristische Einstellung nieder:
"Das Mittelalter hat mit seinen Scheiterhaufen und Galgen die damalige Welt vor dem Untergang bewahren wollen und auch vielfach bewahrt. An ihrer Stelle haben wir die schrankenlose, geradezu verbrecherische Presse- und Redefreiheit. Wenn es gelingen würde, alle freigeistigen und zweideutigen Universitätsprofessoren, Künstler, Schriftsteller, Redakteure, Kinobesitzer, Modemacher und Verführer aller Art in den Staatsgefängnissen - auch bei guter Verpflegung - zu internieren, wäre es noch möglich, die Menschheit zu retten."
Und noch früher schrieb Herr Mäder, damals Pfarrer, in seinem Leitartikel der "Schildwache" Nr. 33, 1922/23:
"Jeder Katholik hat das Recht und die Pflicht, ein geistiger Brandstifter zu sein."
Und nun, nach 19 Jahren, klagt Herr Mäder, der inzwischen
für seine Scheiterhaufen-Kampfeslust Prälat geworden zu sein scheint, die
Zeugen Jehovas, von ihm "Bibelforscherei" genannt, als "geistige
Brandstifter" an.
- Quod licet Jovi, non licet bovi, sagt der Lateiner, oder zu Deutsch:
Was dem Jupiter erlaubt ist, schickt sich für das Rindvieh nicht!
Vor 12 Jahren stürmte Herr Mäder gegen die Presse- und Redefreiheit und
verlangte, daß alle freigeistigen und zweideutigen
Universitätsprofessoren, Künstler, Schriftsteller usw. in
Staatsgefängnissen interniert werden sollten. Das bedeutet praktisch:
Es muß alles unterbunden werden, was nicht mit der "Katholizität des
Denkens" übereinstimmt. Und jetzt, nach Einführung der Zensur, sind Herr
Prälat Mäder und seine Kollegen, Führer und Fahnenträger der Katholischen
Aktion, nicht zufrieden mit der sehr beschränkten Presse- und
Redefreiheit! Und wir würden uns nicht wundern, wenn Herr Prälat Mäder und
andere Beamte des Hierarchiestaates in kurzem fordern würden, die Beamten
des Armeestabes, die sich erlaubt haben, die Broschüre "Theokratische
Gesandte" zum Druck und zur Verbreitung freizugeben,
"in Staatsgefängnissen - auch bei guter
Verpflegung - zu internieren",
weil sie
"die Katholizität des Denkens" noch nicht begreifen können, und demzufolge keine "Imprimatur" oder kein "Nihil obstat" verlangten."
Nochmals: Herr Mäder
„Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 4. 1943, ist bezüglich seines
zeitgenössischen katholischen „Lieblingsfeindes" wieder einmal fündig
geworden. Ehrensache für „Trost", dass es sich diese Chance dem dann
ein „auszuwischen", nicht entgehen ließ. Lag doch „Trost" noch sein
„Dynamit unterm Schweizerhaus", „schwer im Magen". Sah man sich doch
darin selbst als verachtetes „Dynamit" dargestellt.
Nun also hatte „Trost" eine bereits 1917 erschienene Schrift dieses
seines Gegners, entdeckt. Der „Trost"-Kommentar zu selbiger sei im
Nachfolgenden noch kommentarlos vorgestellt. Nicht die Kritik an
diesem katholischen Gegner kann hierbei der relevante Aspekt sein. Der
relevante Aspekt besteht allenfalls in der Frage. Inwieweit ist denn
nun „Trost" „besser"?
Sicherlich, vieles im Leben ist von Zeit und Umständen abhängig. So
auch in diesem Fall. Und die Freiheitskämpfer von gestern, entpuppen
sich nicht selten als die Diktatoren von Morgen, wenn sie denn die
Chance dazu bekommen. Das gilt es auch dabei zu sehen. Genug des
Kommentars. Nachstehend noch das, was „Trost" in der genannten Ausgabe
ausführte:
„Intolerante Leute haben
immer wieder unter allerlei Vorwänden einen Weg gesucht, des Herrn
Gebot zu umgehen. Die Interessen ihrer "Kirche" lagen ihnen so
sehr am Herzen, daß sie lieber in ihrem Eifer den Weizen mit
ausrotteten, als Christi Anweisung, zu warten, befolgten.
Zu diesem Thema schreibt ein katholisches Büchlein ("Wenn Paulus
wiederkäme . .." Gedanken über die katholische Sprache von R.
Mäder, Pfarrer, 1917):
"Die Kirche soll die
Erde zum Garten Gottes machen. Man kann nicht Gärtner sein, ohne
das Recht, das Unkraut ausreißen zu dürfen.
Was jeder Lehrer, jeder Arzt, und jeder Gärtner darf, das darf
auch die Kirche. Das war ihre Sorge von Anfang an, das ihr
anvertraute Wahrheitsgut rein und unbefleckt zu bewahren. Kein
Jota dazu, keins davon!
Nie kannte Rom das, was jetzt Achtung vor fremder Überzeugung
genannt wird ...
Deswegen hat die Kirche, vom Recht der Zensur Gebrauch machend,
die Bücher auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft und gegebenenfalls
verboten. Sie hat im Index ein Verzeichnis der verbotenen
Schriften zusammengestellt und das Lesen einiger derselben sogar
mit der Exkommunikation bestraft." (Seite 7 und 8)"
Dazu kommentiert „Trost":
„Dieser Auszug ist sehr
gehaltreich. Kein Jota wollen sie dem Wort Gottes hinzufügen und
keines wegnehmen. Aber das Gute, das sie wollten, taten sie nicht:
Sie fügten eine umfangreiche Erblehre dem Wort Gottes hinzu, mehr
als ein Jota! Und das Wort vom "zusammen wachsen lassen" haben sie
nicht aus ihrer Bibel gestrichen, nur handeln sie nicht danach:
Das Böse, das sie nicht wollten, das tun sie. Und sie rühmen sich
dessen!
Noch ein Abschnitt über Index und Zensur von R. Mäder:
"Wer folgerichtig denken kann,
wird nun im Zeitalter der Militärzensur (1917) auch den
kirchlichen Index verstehen. Jede Religion hat eine gute
Literatur. d. h. eine solche, die ihren Grundsätzen en: spricht,
und eine schlechte Literatur, d. h. eine solche, die ihren Lehren
widerspricht und vor der sie ihre Anhänger warnt.
Jede Religion hat ihren Index, gedruckt oder ungedruckt, das ist
gleichgültig. Jede handhabt die Kontrolle über ihre Gegner und
verurteilt, was sie sagen und was sie schreiben. Es ist ihre
Indexkongregition.
Das Indizierungsverfahren ist nicht nur katholisch, es ist
international. Keine Religion, keine Philosophie, keine Partei,
keine Regierung ohne Index.
Gut! Lassen wir Rom den Seinigen. Er ist älter. dünner,
vernünftiger, gerechter als alle andern ..." (Seite 9)
Hier darf man vielleicht
beifügen, daß diesmal das Alter den Index nicht ehrenwerter oder
vernünftiger macht. Das Verbot wissenschaftlicher Bücher, etwa
Galileis, hat nichts mit Vernunft zu tun gehabt, auch nicht mit
Gerechtigkeit. Auch ist ein Unterschied zwischen einer Warnung und
einem Verbot. Obwohl es wahr ist, daß heute nicht nur die römische
Kirche, sondern auch Regierungen gewisse Bücher verbieten, so ist
doch jeder denkende Mensch überzeugt, daß man heute kaum ein Buch
wegen seines Unwahrheitsgehaltes verbietet, sondern wegen den
darin aufgedeckten Tatsachen. Unwahrheit könnte man widerlegen,
Wahrheit kann man nicht widerlegen, sondern nur verbieten. Und mit
Recht fürchtet die Finsternis, daß das Licht der Wahrheit manches
offenbar machen könnte, was den Kindern der Finsternis nicht
genehm ist. Wer einen Index nötig hat, beweist also nicht etwa
sein gutes Gewissen!
R. Mäder ist anderer Meinung. Er schreibt:
"Das kirchliche Schriftwort leistet in Wirklichkeit mehr für den Fortschritt der Wissenschaft durch seine Warnungssignale als ganze Universitätsbibliotheken." (Seite 10)"