Exzellenz Ludendorff


Kürzlich ist mir mal wieder ein Buch zwischen die Finger gekommen, dass ich mal vor längerer Zeit bei ebay erworben hatte. Da bei mir - aus Zeitgründen - noch vielerlei anderes unaufgearbeitet ist, schmorte dieser „Schinken" also vor sich hin. Hinzu kam, dass ich selbiges früher schon mal unter hektischen Rahmenbedingungen der Lesesäle wissenschaftlicher Bibliotheken gelesen hatte.

Nun also konnte ich den „Schinken" von „Exzellenz" Ludendorff mit dem Titel „Weltkrieg droht auf deutschem Boden" nicht mehr länger ignorieren.
Es ist ja leider zu registrieren, die Neuauflage gewisser Verschwörungstheorien, von Zeit zu Zeit, kündet ja immer wieder mal davon; dass es um die historische Bildung (auch) von Ex-ZJ-Kreisen, mehr als mies bestellt ist. Was wiederum dergestalt nicht verwundert, da ja in diesen Kreisen „Kettenspiele für Doofe" der große Renner sind. Ach ja da gibt es noch eine andere Spezies. Die sei nicht vergessen. Der kann man nun nicht unterstellen, dass der auch „Kettenspiele für Doofe" ein echtes Anliegen wäre. Sicherlich ist das nicht der Fall.

Aber etwas anderes ist bei selbiger der Fall. Im Bewusstsein, dass die eigenen Ausführungen, inzwischen auch bei den „Kettenspielern" wohlwollende Resonanz gefunden haben, was (erinnere ich mich recht) durchaus bei den „Kettenspielern" nicht immer der Fall war, hat nun das was man so langläufig als „Feedback" bezeichnet, seine Wirkung getan. Sicherlich wird wohl kaum einer der Versuchung widerstehen können, bekommt er denn „Feedback" das auch zu schätzen. Und da selbst „Kettenspieler" sich dazu schon bereit gefunden, möchte jene „Spezies" natürlich nicht den „Ast absägen" auf dem sie da selbst so sitzt. Das alles ist ja irgendwie nachvollziehbar.

Nun soll es schon so gewesen sein zwischen „Exzellenz" Ludendorff und dem Braunauer Rattenfänger, dass sie zwar einige Zeit gemeinsam marschierten. Sichtbares Signal dafür auch der von beiden Herrschaften gemeinsam veranstaltete Münchener Putsch. Aber nachher trennten sich zusehends ihre Wege. Auch das vorgenannte Buch, der vorgenannten „Exzellenz" kündet in besonderem davon. Liest man selbiges, nüchtern und unvoreingenommen, ist man eigentlich „ganz Hin- und Hergerissen". Dieses Buch erschien ja noch vor 1933, und da war es auch halt für „Exzellenz Ludendorff" kein Problem, deutliche Worte über den Braunauer zu verlieren. Und man muss wohl sagen. Er hat diese Chance auch wahrgenommen.

Aber, und jetzt kommt das „aber". Das der Braunauer unrühmlich in die Geschichte eingegangen ist, das wissen ja (vielleicht) sogar die „Kettenspieler" (was dann ja fast schon einem Quantensprung gleichkommt). Weil das nun so ist, soll man nun im Umkehrschluss besagte „Exzellenz Ludendorff" als eigentlichen „Held" ansehen? Das er sich selbst so sah, darüber kann auch nicht der allergeringste Zweifel bestehen.
Nur, das muss ich sehr wohl sagen. Dieser „Hochachtung" des Ludendorff schließe ich mich nicht im entferntesten an. Ich gehe noch weiter und erkläre, dass der Hitler im Vergleich zu dem Ludendorff (hätte selbiger wie er denn wollte, die Politik bestimmen können). In den Jahren bis 1938 - vielleicht - noch das (relativ) „kleinere Übel" war. Die Zeit nach 1938 wird deshalb ausdrücklich ausgeklammert, dieweil da der vom Braunauer tatsächlich zu verantwortende Weltkrieg ausbrach. Und Ludendorff kann man den so nicht „in die Schuhe schieben".

Etwas anderes aber kann man Ludendorff sehr wohl in die Schuhe schieben. Ich formuliere es mal so. Ludendorff war der tatsächliche Hitler des ersten Weltkrieges!
In seinem vorgenannten Schinken trauert er nach, dass selbiger ja nicht mit einem „Siegfrieden" geendet hätte, der gemäss seiner „Philosophie" die „einzig mögliche Option für das deutsche Volk" zu sein hätte. Und er betreibt auch massive Abrechnung mit den vermeintlichen „Novemberverbrechern". Da ist er ja dann wieder auf gleicher Wellenlänge wie der Braunauer. Er ist auch in der Frage militanten Antisemitismus, auf gleicher Wellenlänge wie der Braunauer.

Symptomatisch ist sein Vorwurf an die „Novemberverbrecher". Sie hätten seine (Ludendorffs) Forderung sabotiert. Auch die Frauen müssten im ersten Weltkrieg - ohne Abstriche - militärisch Dienstverpflichtet werden. Weil die vermeintlichen „Novemberverbrecher" ihn aber in dieser seiner Forderung nicht Folge geleistet hätten, lastet er ihnen auch alle „Schuld" am tatsächlichen Ausgang des Weltkrieges I. an.

Am Rande vermerkt. „Exzellenz Ludendorff" (in weitaus höherem Maße noch seine „Exzellezin Mathilde Ludendorff). Als „Exzellenzin" bezeichnete sich selbige ja nicht, Aber so agieren tat sie! Ein kleiner, aber feiner Unterschied.
Besagte „Exzellenzen" erwiesen sich auch für die zeitgenössischen Kirchen, Freimaurer (partiell auch Bibelforscher), als wahre „rote Tücher". Kann man schon verstehen. Lautet doch der Titel eines der Bücher, besagter „Exzellenzin" „Erlösung von Jesu Christo". Wer es denn mal gelesen hat (es wurde nach 1945 nicht zu Unrecht auf die Sekretionsliste wissenschaftlicher Bibliotheken gesetzt. Selbige Sekretion fand in den östlichen Bibliotheken gründlich, in den westlichen das Gegenteil davon, statt).

Wer also vorstehenden „Erguss" mal gelesen hat (was zumindest ich mal getan). Dem fällt da eigentlich nur ein Urteil ein. Original Kettenspieler-"Niveau".

Noch eine weitere Randbemerkung. Der langjährige WTG-Funktionär Willi P. (zu dessen fragwürdigen „Verdiensten" unter anderem eine Anleitung an die Ostdeutschen Zeugen Jehovas gehörte, wie sie sich denn auf eine Verhaftung vorbereiten könnten).
Besagter Herr P., hatte auch einen Vater (logisch; hat jeder). Interessant allenfalls das soziale Milieu. Aus der Ukraine entstammend, keine reguläre abgeschlossene Schulbildung habend, verschlug es ihn nach Deutschland, wo er denn eine Zeitlang auf einer Werft arbeitete als Schmied. Diese Zeit aber währte wohl nicht überlang und wurde durch eine Zeit der Arbeitslosigkeit abgelöst. P. junior (der WTG-Funktionär) hatte auch noch Geschwister. Allein diese sozialen Rahmenbedingungen machen schon deutlich. Da wird wohl „Schmalhans" der Küchenmeister dieser Familie gewesen sein. Ergo die rechten Rahmenbedingungen, um sich nun auch mit „Haut und Haaren" der WTG-Religion zu verschreiben. Was dann ja wohl im Falle P. Senior und des Junior (des WTG-Funktionärs) der Fall war. Und da wiederum empfinde ich es nicht als uninteressant, dass die Gestapo-Akten, P. Senior betreffend, auch davon künden, dass eines seiner Kinder (der Bruder des  WTG-Funktionärs) sich den Ludendorfferianern angeschlossen habe. Wie man sieht, geht das Leben halt manchmal seltsame Wege.

Wie man weiter sieht, ist diese Besprechung des Ludendorff-Elaborates mit einigen Abschweifungen vom Thema bestückt gewesen. Also bin ich nun doch wohl gezwungen, etwas mehr wieder zu Ludendorff zurück zukehren. Eine weitere Detail-Referierung seiner Schrift, erscheint mir allerdings, etwas zuviel der unverdiente Ehre.

Lassen wir es bei einem Punkt bewenden. Besagter Ludendorff stellt in besagter Schrift an Hitler auch die „Gretchenfrage".
Wo stehst Du?
Wessen Interessen unterstützt Du?
Wem fällst Du in den Rücken?
Nicht so wörtlich formuliert, aber sinngemäß gemeint.
Damit hat sich auch für mich ein geeignetes Schlusswort ergeben, um diese Betrachtung zu beenden. 

Man muss sich wohl auch die Frage stellen, ob denn die Redaktion des „Goldenen Zeitalters" (Schweizer Ausgabe vom 1. 6. 1924) sich wirklich im klaren war, auf was für Geister sie sich da berief?
Es sei ihr allenfalls zugebilligt, das sie als faktische politische Halbidioten, sich in der Tat nicht im klaren war, wen sie da zu ihrem Gewährsmann beförderte. Und zwar niemand anders als den Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff. Man kann eigentlich kein scharf genug akzentuiertes Urteil dazu aussprechen. Und muss darauf bestehen.
„Pardon" kann diesem schon damals „Ewiggestrigen" nicht gewährt werden.

Ludendorff im besonderen war es, der dem vermeintlich dem Deutschen Volke „nur" zustehenden „Siegfrieden", dann auch noch zu Weimarer Republikzeiten nachtrauerte.
Ludendorff war es, der da den Buchmarkt
(unter anderem) mit diversen Kriegsverherrlichenden Ergüssen überschwemmte. Beispiele der Ludendorff'schen Kriegsapologetik etwa die:

Auch die zeitgenössische Publikation „Abwehr-ABC" hrsg. vom Verein zur Abwehr des Antisemitismus (2. Aufl. 1924 S. 12 f.) notierte:

„Die Hauptschuld an der Herrschaft des Bolschewismus in Rußland trägt Herr Ludendorff, der es Herrn Lenin und seinem Gefolge überhaupt ermöglicht hat, nach Rußland zu gelangen, und der dafür gesorgt hat, das den Bolschewisten für die ersten Bedürfnisse mehr als fünfzig Millionen deutsche Reichsmark in Gold ausgezahlt wurden, nachher aber hat sich Ludendorff damit herauszureden gesucht, daß er und die oberste Heeresleitung 1917 gar nicht gewußt hätten, wer Lenin eigentlich sei! Auf so windigen Grundlagen hat Ludendorff die schwerwiegenden Entschlüsse aufgebaut, Wen es wahr wäre, daß der Bolschewismus und Kommmunismus nur der Aufrichtung der jüdischen Weltherrschaft dienen sollen, so kann sich Ludendorff fürwahr ein weit größeres Verdienst nach dieser Richtung hin zusprechen als die Juden."

Ludendorff war es, der im besonderen

(nebst auch anderen; etwa dem „Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund"; selbiger als wesentliche Wurzel den „Alldeutschen Verband" zu Kaisers-Zeiten aufweisend; und zugleich massgeblicher Kriegstreiberverband auf deutscher Seite, im Vorfeld des ersten Weltkrieges. Der Anti-Bibelforscher-Apologet August Fetz etwa ist diesen Kreisen zuortbar. Sein Parteichef machte den prompt auch in den „Deutschvölkischen Blättern", und auch als Separat-Schriften, massive Reklame für den Fetz'schen Anti-Bibelforscherguss.
Nicht zu vergessen der auf gleicher Wellenlänge liegende Karl Weinländer (letzterer unter dem Pseudonym „Lienhardt" und noch ein paar mehr Pseudonym-Namen agierend.
Wer sich mit diesen Ergüssen mal aus eigener Anschauung auseinandergesetzt hat, kann über diese politisch Rechtsgerichteten Apologeten, nur ein total vernichtendes Urteil aussprechen. "Rechtskreise" gab es damals viele; nicht zuletzt auch in den Großkirchen. Die "Lienhardt" und Fetz hingegen können sich "zugute" halten, den Ultrarechten "in die Schützengräben hineinpredigende" zuortbar zu sein).
Sie alle inspirierte die
„Dolchstoßlegende" , welche in letzter Konsequenz zum Hitlerismus führte.

Man komme auch nicht mit dem billigen - zu billigen - Argument; auch Ludendorff habe sich dann ja noch mit Hitler überworfen.
Weshalb hat er sich denn mit diesem überworfen? Weil er Hitler noch „von rechts" überholen wollte, weil Hitler im Vergleich zu ihm immerhin noch mehr (zeitweiliger) Realpolitiker war.

Eigentlich wollte ja Ludendorff jene Rolle wahrnehmen, die dem Hitler dann vergönnt war. Es klappte für ihn aber nicht.
Dann steht man bei der Bewertung vor dem Dilemma, was denn nun das kleinere Übel sei:
Der Teufel oder der Beelzebub?
Ich kann keinem der beiden Protagonisten etwas „abgewinnen". Ausdrücklich auch nicht dem Ludendorff.

Nun sei dem GZ zugebilligt, dass eine Aussage von ihm in ihr Konzept passte.
Vorab erst mal ein paar Auszüge aus der Wikipedia zum Thema Ludendorff.


[Ergänzend die Anmerkung: Texte der Wikipedia sind variabel. Die Zitierung kann auch aus einer älteren Variante stammen. Eine Gewähr, dass sie auch den derzeitigen Textbestand der Wikipedia entspricht, kann nicht übernommen werden].

In der Weimarer Republik „spielte Ludendorff eine führende Rolle in den republikfeindlichen und chauvinistischen Kreisen der völkischen Bewegung und war sowohl am Kapp- als auch am Hitlerputsch aktiv beteiligt. In dem auf den Hitlerputsch folgenden Prozess wurde er aber trotz des schwerwiegenden Belastungsmaterials freigesprochen. ...
1925 ließ sich Ludendorff als Kandidat der Völkischen für die Wahl zum Reichspräsidenten nominieren, da Hitler zu diesem Zeitpunkt noch in Festungshaft saß. Im ersten Wahlgang errang er aber nur 1,1 Prozent der Stimmen. Nachdem Hitler, auf dessen Unterstützung er gerechnet hatte, seine Anhänger dazu aufgefordert hatte, für Hindenburg zu stimmen, trat Ludendorff im zweiten Wahlgang nicht mehr an. ...
Das Scheitern seiner parteipolitischen Karriere erklärte er verschwörungstheoretisch mit dem „Wirken überstaatlicher Mächte […]". Damit waren der Jesuitenorden, die Freimaurerei, das Judentum und die kommunistische Internationale gemeint, die sich, so wähnte der immer paranoider werdende Ludendorff, zusammengetan hätten, um Deutschland zu demütigen und zu knechten.
Zu diesem Zweck hätten sie unter anderem schon 1914 die Morde von Sarajevo inszeniert, die russische Revolution, den Kriegseintritt der USA, den Umsturz vom 9. November 1918 und den Versailler Vertrag. Dass die einzelnen Gruppierungen in dieser angeblichen Weltverschwörung einander zum Teil spinnefeind waren, hielt Ludendorff nicht davon ab, immer mehr dergleichen konspirationistisches Garn zu spinnen. ...
Unter dem Einfluss von Ludendorffs zweiter Frau Mathilde entwickelte sich der Bund aber zu einer Gruppierung, in der zunehmend antichristliches Gedankengut vertreten und in der an Stelle des Christentums die Philosophie Mathilde Ludendorffs gestellt wurde. In den späteren Veröffentlichungen des Tannnenbergbundes konstruierte Ludendorff nicht nur weitere Verschwörungstheorien, sondern vermutete kabbalistische Hintergründe bei bestimmten Geschichtsdaten:

Da die Ziffern 10 und 5 als kabbalistische Zahlwerte der ersten beiden Buchstaben des Gottesnamens JHWH den Juden heilig sind, müsse der nächste Weltkrieg, der von ihnen ausgelöst werden würde, am 1. Mai 1932 oder 1941 beginnen, denn die Zahlen 1932 und 1941 haben als Quersumme 15.

Die abstrusen Phantasmen des ehemaligen Kampfgenossen waren selbst den Nationalsozialisten zu viel, die ansonsten Verschwörungstheorien wie den Protokollen der Weisen von Zion nicht abgeneigt waren, und die ja selbst Krieg führen wollten. Alfred Rosenberg vermutete, der ehemalige Generalquartiermeister sei psychotisch geworden, während Goebbels in seinem Tagebuch ätzte:
"Diese Frau ist sein böser Geist".

Bereits am 5. Februar 1927 war ein Rundschreiben an alle Gauleitungen der NSDAP ergangen, das parteioffiziell feststellte:
"Exz. Ludendorff ist nicht Mitglied der NSDAP und hat deshalb auf diese keinerlei Einfluss".


Und ergänzend gibt es in der Wikipedia noch ein passendes Bild.
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bundesarchiv_Bild_102-16742,_Erich_Ludendorff_mit_Adolf_Hitler.jpg

Dieser Ludendorff nun mutiert auch zum Gewährsmann des „Goldenen Zeitalters". Das muss man sich zweimal auf der Zunge zergehen lassen!

Auch die „Madame" Ludendorff sei dann nicht vergessen.
Sie war zwar auch eine Art "Religionskritikerin". Stellvertretend sei nur ihr Pamphlet genannt

Es muss ausdrücklich wert auf die Feststellung gelegt werden.
Religionskritiker zu sein, ist an sich noch kein „Qualitätsbeweis". Unter selbigen kann man auch Typen des Gossenniveaus namhaft machen. Sucht man nach einem exemplarischen Beispiel einer Gossenschreiberin, wird man bei der „Madame" Ludendorff garantiert fündig!

Die Motivation, welche das GZ zu diesem akrobatischen Schritt veranlasste sich auf Ludendorff zu berufen, war offenbar eine antikatholische Attacke von Ludendorff im Hitler-Prozess.

Es wurde schon beim Zitat aus der Wikipedia deutlich. Hitler und Ludendorff konnten je länger je mehr nicht so recht miteinander. Eigentlich hätte sich ja Ludendorff gerne in der Rolle gesehen, die dann Hitler tatsächlich ausübte. Das ihm diese Gunst nicht zuteil wurde, hat er zeitlebens nicht mehr verkraftet. Waren Hitler und Ludendorff im Hitlerputsch noch gemeinsam am Werke, so änderte sich das schon kurze Zeit danach. Der Katalysatorpunkt dabei war massiver Antiklerikalismus auf Seiten Ludendorffs, der selbst Hitler zu weit ging.

Überliefert ist dazu die sinngemäße Aussage von Hitler, als er von Ludendorff zur Rede gestellt wurde, weil er seinem Kurs nicht folge:

„Exzellenz können es sich leisten, ihren Gegnern zu sagen, sie totzuschlagen. Ich aber (Hitler) benötige sowohl die Protestanten und Katholiken Deutschlands zum Machterwerb".

Fortan waren beide Herrschaften geschiedene Leute. Das alles konnte einem die politische Tagesszene genau Beobachtenden, schon damals bekannt sein. Offenbar aber nicht dem GZ.
Man mag lediglich als Grund dafür anerkennen. Die Schweizer GZ-Redaktion war eben mit den deutschen Verhältnissen nicht ausreichend genug vertraut.
(Diese „Entschuldigung" kann allerdings nur begrenzt gelten, denn auch das deutsche „Goldene Zeitalter" druckte
in seiner Ausgabe vom 15. 7. 1924, diese Ludendorff-Meldung, unverändert nach. Man lies sich eben durch den Umstand blenden, dass ihr eine antikatholische Aussage enthalten ist. Im „Goldenen Zeitalter" liest dass sich dann so.

Unter der Überschrift: „Die Kirchenhimmel werden zusammengerollt" eingeordnet in die Rubrik „Zeichen der Zeit", wird ausgeführt:
„Was der Ministerpräsident Deutschlands, das sich als Hort des Protestantismus betrachtet, an den päpstlichen Nuntius zu berichten weiss."
Und man fragt dazu:
„Wo ist da der Geist Luthers und wo der Protest der Protestanten hingekommen? Man könnte glauben, sich im Mittelalter zu befinden!"


Und dann ziert man:
„(Wir entnehmen dem 'Expreß'):
Der preussische Ministerpräsident hat vor einiger Zeit an den päpstlichen Nuntius Pacelli in Berlin ein Schreiben gerichtet, das dem amtlichen preussischcn Pressedienst zufolge folgenden Wortlaut hat;

Die von dem General der Infanterie a. D. Ludendorff in seiner Verteidigungsrede vor dem Münchener Volksgericht gegen Seine Heiligkeit, den Papst, gerichteten Angriffe geben mir Veranlassung, Ihrer Exzellenz zum Ausdruck zu bringen, wie lebhaft die preussische Regierung die Ausfälle des Generals gegen Seine Heiligkeit bedauert. Sie bedauert sie umsomehr, als sie sich bewusst ist, wie unbegründet die Angriffe sind und welchen warmen Dank sie dem Heiligen Stuhl für seine Bemühungen um den Frieden und die Wohlfahrt des preussischen Volkes während und nach dem Kriege schuldet. Wenn es sich auch bei General Ludendorff um eine rein private Person handelt, die als Angeklagte bemüht ist, alles vorzubringen, was ihrer Ansicht nach für sie von Nutzen sein könnte, so hält sich die preussische Regierung bei den ausgezeichneten Beziehungen, deren sie sich zu dem Heiligen Stuhl zu erfreuen hat, gleichwohl für verpflichtet, ihr tiefes Bedauern über das Vorgehen des Herrn Ludendorff auszusprechen.
Ihrer Exzellenz wäre ich ganz besonders dankbar, wenn Seiner Heiligkeit die Auffassung der preussischen Regierung über den Vorfall zu übermitteln Sie die Güte hätten."


Das GZ registriert also, dass selbst der damaligen preussischen Regierung, Ludendorff mit seinen Ausfällen unheimlich wurde, und dass sie versucht, diplomatisch gegenzusteuern. Das alles will das GZ eigentlich nicht wissen. Es starrt nur auf den Umstand, dass da ein Radikalinski regierungsamtlich in die Schranken gewiesen wurde. Und genau jenen Aspekt deutet es seinerseits als „faktischen Verrat an Luther".
Also für das GZ war es offensichtlich recht und billig, das der Teufel auch mit dem Beelzebub ausgetrieben werden könne!

Die Unbedarftheit des „Goldenen Zeitalters" gegenüber Ludendorff, offenbart sich auch in seiner unkritischen Reflektion der Ludendorff-Schrift „Weltkrieg droht auf deutschem Boden".

Zurückkehrend zum „Goldenen Zeitalter". Ob denn selbiges die genannte Ludendorff-Schrift tatsächlich auch mal gelesen hat, stelle ich mit gewichtigen Gründen in Frage. Es wird wohl eher so sein. Das was das GZ in Sachen Ludendorff mit aus Tageszeitungen aufgeschnappt hat, gibt es an seine Leser weiter. Sich mit dem Fall Ludendorff indes im Detail auseinanderzusetzen. Dazu waren die Politik-Idioten, in der GZ-Redaktion schon wieder nicht fähig.

Jedenfalls konnte man in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 5. 1931
(Schweizer Ausgabe vom 15. 5. 1931) noch die nachfolgende Kurzmeldung lesen:

„Ludendorffs düstere Prophezeiungen
General Ludendorff, der oft das Gehirn des deutsch-kaiserlichen Heeres genannt wurde, sagt für das Jahr 1932 einen neuen Weltkrieg voraus. Er meint Frankreich, Rumänien, Polen, die Tschechoslowakei und Jugoslawien würden gegen England, Deutschland, Österreich und Ungarn gehen. Und Russland würde nach den Knochen jagen, die von beiden übriggelassen würden. Er sagt, 45.000 Deutsche würden in Russland im militärischen Kommunismus ausgebildet."


Dann in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1932, kam man erneut auf Ludendorff zu sprechen. Diesmal hatte man es wohl (wenn auch spät) noch erfasst, um was für eine Koryphäe es sich bei diesem Ludendorff handelt.
Die zuletzt genannte Ausgabe des GZ notierte zu ihm:


„Erich Ludendorff's "Krieg im Jahre 1932".
Die Veröffentlichung dieses Zukunftskriegsbuches hat Furore gemacht und je nach Einstellung wurde es als Hirngespinst, Utopie, oder Evangelium bezw. "Prophezeiung" angesprochen.
Was man auch vom Sujet denken kann, die Aktualität des behandelten Stoffes "der Krieg im Jahre 1932", sowie die Kompetenz des Verfassers in kriegerischen Dingen, sind nicht zu bestreiten. (General Ludendorff war bekanntlich während des letzten Krieges Generalquarticrmeisler und Mitarbeiter von Hindenburg.) Mit einer präzisen "Gabe des Voraussehcns" schildert General Ludendorff, nachdem er in der Einleitung die Ursachen des neuen Weltbrandes erklärt hat, wobei L. die sich bekriegenden Gegner in drei Systeme gruppiert (Moskau, Rom und Paris), im Einzelnen die Phasen des Konfliktes, der zuerst Europa, dann die ganze Welt verheeren soll und dessen Beginn er vielleicht nicht aufs geratewohl auf den 1. Mai 1932 festlegt.
Der ganze Wagemut und die Phantasie, die dieser General im Verlaufe des letzten Krieges auf verantwortungsvollstem Posten zeigte, findet man in dieser Antizipation wieder. Er schildert Tag für Tag, nachdem „die Gewehre von allein losgegangen sind", den Marsch der Truppen der drei Systeme, im Rahmen der sich entwickelnden Ereignisse, berechnet die mobilisierten Streitkräfte der Systeme, erläutert und kommentiert die Strategie und die Taktik der Führer und schlägt, immer in der Zukunft, Riesenschlachten - zum Glück nur auf dem Papier -.
Die zwischendurch gestreuten Schilderungen über Vernichtungen, Greueltaten und Elend sind derart realistisch, dass man tief und nachhaltig erschüttert ist. Ein lesenswertes Buch!

Doch wie jedes Werk, so hat auch Ludendorff's Schrift ein Ziel. Die vaterländische Einstellung des Verfassers ist bekannt. Er versucht nachzuweisen, dass die Reichswehr, die er im imaginären Konflikt mit ihrem alleinigen Effektivbcstand von 100.000 Mann im "horizontalen System", an der Seite der Engländer, Österreicher, Bulgaren, Italiener etc. gegen das "vertikale System" der Franzosen, Belgier, Polen etc., aufmarschieren lasst, unbedingt zu schwach ist, um nur die Grenzen zu beschützen, geschweige denn um sie zu verteidigen. Eskamotiert sind z. B. die militärischen Formationen, deren es im heutigen "abgerüsteten" Deutschland eine Unzahl gibt, kein einziger Mann, kein Freiwilliger, nichts von der grosssen Kraftreserve Deutschlands, das 60 Millionen Menschen zählt, werden in dieser Berechnung eingesetzt. Allein die durch den Versailler Vertrag festgesetzten Ziffern der Effektivstärken der Wehrmacht und der Rüstungsmittel sind in der Berechnung eingesetzt und auf der andern Seite stehen die rüstungstrotzenden Feindstaaten.

So moralisch wertvoll eine solche Schrift sein konnte im Interesse des Friedens, so wertlos und aufstachelnd wirkt sie im gegenteiligen Sinn eben durch diese ungeheuerliche Camoufflage der realsten Wirklichkeit zur Stimmungsmache "für eine energische Aufrüstung Deutschlands" hei gleichzeitiger Abrüstung für die ändern. Sachlich ist die Schrift nicht, nur zu sehr einseitig.

Der französischen Ausgabe dieses Werkes, das überall zum Preise von 10 Fr. zu haben ist, geht eine Einleitung von Co'lonel Jean Fabre, Depute, ehemaliger Minister und Präsident der Armeekommission voraus, der in markigen Strichen manchen Widerspruch aufdeckt und auf das oben angedeutete Endziel des Buches Ludendorffs hinweist. Hoffen wir, noch zahlreiche Kommentare im Kreislauf der Jahre erleben zu dürfen, ohne dass Ludcndorffs Prophezeiung vom „Krieg im Jahre 1932" in Erfüllung geht.


Spät, im Jahre 1933, findet auch das Schweizer „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 1. 1933 deutlich-kritische Worte zu Ludendorff. Das allerdings wird durch den Umstand entwertet. Zu spät. Diese kritischen Worte posaunten zu der Zeit auch noch andere Publikationsorgane. Das GZ springt somit lediglich auf einen zeitweilig fahrenden Zug mit auf.

In der zuletzt genannten GZ-Ausgabe war dann zu lesen:


„Immer noch der " Gott"
General Ludendorff hielt bei einer Gedächtnisfeier für den Sieg von Tannenberg eine Rede, worin er die völkische Doktrin verteidigte und die Politik des Judaismus und der römischen Kirche streng verurteilte. "will", sagte er, "die Deutschen endlich erkennen, dass die jüdische Bibel ein Gesetzbuch ist, das dazu dient das deutsche Volk m knechten; ich will, dass die Deutschen die nötige Kraft aufbringen, eine solche Doktrin zu verwerfen und dass sie sich zu jener Doktrin bekennen, die von Gott kommt und dem Instinkt der deutschen Rasse entspricht jener Doktrin, welche erklärt, dass für den Menschen das höchste Gut die Freiheit ist"

Frau Ludendorf hielt ebenfalls eine Rede, worin sie ähnliche Anschauungen vertrat
Ludendorf will nichts mit dem Gott der "jüdischen Bibel" zu tun haben! Begreiflich, denn dieser Gott verbietet das Töten. Der ehemalige deutsche Generalstabschef scheint nur von diesem blutigen Handwerk leben zu können, und so wünscht er, dass das arme deutsche Volk aufs neue zum deutsch-rassigen Gott Zuflucht nehmen möchte, zu jenem, der es bereits im Weltkriege trotz aller scheinheiligen Gebete im Stiche gelassen hat ..."


In ihrem Heft 5/1931 (S. 35f.) hat es die Schweizer Zeitschrift "Freidenker" auch auf sich genommen sich jene Ludendorff-Schrift "Weltkrieg droht auf deutschem Boden", einmal näher anzusehen. Ihr Kommentar dazu:

"Es entspringt ja nicht etwa einem reinen Pazifismus, wenn Ludendorff sich in der verhängnisvollen Bündnispolitik und damit den drohenden Katastrophen entgegenstemmt. Er findet nur die Situation zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem übermächtigen Frankreich momentan sehr ungünstig. Seine politischen Erwägungen erheben sich kaum über das Niveau des gewöhnlichen Biertisch-Kannegiesserei.

Wer seine ganze Politik orientiert am Freimaurer und Juden, am Jesuiten und Bolschewisten, muss sich diesen Vorwurf gefallen lassen. Unerträglich und uns Schweizern geradezu lächerlich klingt die Überheblichkeit, die sich etwa mit der Überheblichkeit primitiver Sekten, z. B. Der Bibelforscher, auf eine Linie stellen lässt, und die sich äussert in der Überzeugung, dass er Ludendorff, den belogenen Völkern die Augen zu öffnen berufen sei, und dass Deutschland und schliesslich ganz Europa nur durch ihn, durch Erich Ludendorff, gerettet werden könne, man müsse sich nur von ihm den Star stechen lassen.

Wir fragen: Kann ein Mann ganz ernst genommen werden, der den Beginn des Krieges auf 1932 ansetzen will, weil den Freimaurern die Zahl 15 besonders glücksverheissend sei, und die Quersumme von 1932 sei eben 15?

Und politisch so primitive Köpfe haben jahrelang das Schicksal der deutschen Armee und damit das Schicksal Europas bestimmt!

Der Menschheit ganzer Jammer fasst an einen an!

Exkurs:
Ernst Niekisch in seinem 1958 erschienenen Erinnerungsband mit dem Titel „Gewagtes Leben" über die Ludendorff's
(S. 176f.)

In meiner Dresdener Zeit hatte ich eine Begegnung mit dem General Ludendorff. Er war in die sächsische Hauptstadt gekommen, um gemeinsam mit seiner Frau Mathilde einen Vortragsabend zu veranstalten. Ihm lag offenbar daran, einen Bericht im 'Volksstaat' zu erhalten, und er ließ mich bitten, ihn zu besuchen.
Er empfing mich in der Wohnung eines seiner Bekannten, der sich eine Ehre daraus gemacht hatte, ihn als Gast aufzunehmen.
Ludendorff kannte, wie sich zeigte, meinen 'Widerstand'
[Einfügung: Zeitschrift dieses Namens].
Unverkennbar litt der General, der sich mit stolzem Selbstbewußtsein als geborener Feldherr fühlte, unter die Niederlage, mit welcher der erste Weltkrieg geendet hatte.
Es hätte sein Selbstbewußtsein beeinträchtigt, wenn er die Schuld an dem Zusammenbruch bei sich gesucht hätte. Er war bestrebt, andere Schuldige zu entdecken, und fand sie in den „Überstaatlichen Mächten."
Unter den „Überstaatlichen Mächten" verstand er die Jesuiten, die Juden und die Freimaurer.
Die Jesuiten verkörperten nach seiner Auffassung einen intrasigenten, gegen das protestantische Deutschland gerichteten katholischen Universalismus, die Juden das fremdrassige Blut, das instinktiv die hochwertigen Germanen rachsüchtig zu ruinieren trachtete, die Freimaurer die internationale Geldmacht, das Bank- und Finanzkapital.

Seine Frau hatte diesen symbolischen Feindestrio einige mystische, religiös gefärbte Elemente beigemischt; sie sprach von einer deutschen Gotterkenntnis und ließ durchblicken, daß die Deutschen wertvoll genug seien, eines eigenen, allein ihnen zugetanenen Gottes gewiß sein dürfen.

Hitler sollte ihn mit der Massenbasis versorgen. Hitler war es anfänglich zufrieden, nur als Trommler des berühmten Feldherrn zu gelten.
Nach dem Münchner Novemberputsch 1923 wurde Ludendorff zwar freigesprochen, war aber doch reichlich kompromitiert. Als Hitler, um wieder auf freien Fuß gesetzt zu werden, den bayerischen Klerikalen das Versprechen gegeben hatte, den Kampf gegen die Kirche einzustellen, rückte Ludendorff von Hitler ab.
Mit seiner neuen Lehre hoffte er, Massen an sich ziehen zu können; sein Erfolg war, daß er in seinem „Tannenbergbund" kleinbürgerliche Rentner und Rentnerinnen, verzweifelte Handwerker und unglückliche alleinstehende alte Weiblein zusammenbrachte; zu ihnen gesellten sich noch zahlreiche entlassene Offiziere, die Ludendorff als Soldaten bewunderten und die es gewohnt waren, von ihrem Weltkriegsgeneral jedes Wort als letzte Weisheit entgegenzunehmen.

Ich zeigte etliches Widerstreben und einige Skepsis. Da ereignete sich etwas höchst Seltsames. Die Gesichtszüge des Generals wie die seiner Frau veränderten sich, die Augen glühten, in maskenhafter Starrheit saßen die beiden vor mir, von dämonischer Besessenheit zeigten sie sich ergriffen. Der Anblick fesselte mich so sehr, daß ich kaum auf ihre Worte hörte; endlos wiederholten sie:
Jude, Freimaurer, Jesuit, überstaatliche Mächte.
Es war eine unheimliche Situation.

Ludendorff zog das Publikum an; er war noch eine Sensation. Viele waren auf der Suche nach einem neuen Heiland gekommen.
Der General redete trocken, kühl und nüchtern; der Ton stand im Gegensatz zu der Verworrenheit seiner Ideen.
Nach etwa fünfzig Minuten endete er. Dann trat seine Frau an das Rednerpult.
Sie sprach fanatisch, sektenpriesterlich und endlos. Sie mochte zweieinhalb Stunden das Wort behauptet haben.
Es war ersichtlich, daß sie sich als die Hauptperson fühlte; ihr Mann hatte ihr nur als Lockmittel gedient, die Menschen herbeizuschaffen.

Später schrieb ich im „Widerstand" einen Aufsatz über Ludendorff, in dem ich ihn als germanischen Recken und Barbaren darstellte, der aus Urwelt- und Urwaldunstinkten gegen Rom, gegen den Westen revoltierte.
Als ich dann aber in der „Entscheidung", einer Wochenschrift, Ludendorffs Abhängigkeit von seiner Frau beklagte und das Bild gebrauchte, seine Frau schleppe ihn wie einen Bären aus Germaniens Urwäldern am Nasenring von Ort zu Ort, erklärten mir das Haus Ludendorff und der Tannenbergbund den Krieg. Ich wurde zu den „überstaatlichen Mächten" gerechnet. ..

Noch ein Exkurs:
In Rudimenten gibt es ja heutzutage auch noch Ludendorfferianer. Wie auch andere Gruppen, haben auch sie bei ihrer "Geschichtsschreibung" eine bemerkenswerte Fähigkeit entwickelt, die eigene Geschichte "schönzuschreiben".
In diesem Kontext scheint ihnen auch zu passe zu kommen, dass es da tatsächlich Differenzen zu den Hitlerianern gab.
Ein zeitgenössischer Text aus dem Jahre 1931 (also noch bevor die Hilterianer die Macht usurpieren konnten), kündet (als Beispiel) auch davon.

Lawrence D. Stokes zitiert in seinem Buch
"Kleinstadt und Nationalsozialismus
Ausgewählte Dokumente zur Geschichte von Eutin 1918-1945" auch diese Pressepolemik, in einer seinerzeitigen Tageszeitung veröffentlicht. Laut Stokes gab es da im
"Anzeiger für das Fürstentum Lübeck" vom 14.10. 1931 den nachfolgenden Text. Bei dem in Text genannten "Tannenbergbund" handelt es sich um eine (damalige) Kernorganisation der Ludendorfferianer. Nun noch das entsprechende Zitat:


"Eingesandt der NSDAP-Ortsgruppe Eutin.
Am 9.10. 1931 fand in Eutin eine Versammlung des Tannenbergbundes statt. Zu dem Vortrag des Redners Hans M. (aus Halberstadt) und über die Tapferkeit dieses "Urdeutschen" Tannnenbergbundes kurz folgendes. Der Redner weist darauf hin, dass keine Partei außer dem Tannenbergbund in ihrem Programm entscheidende Maßnahmen für Entschädigung der Sparer, Maßnahmen gegen die Bodenspekulation, Maßnahmen gegen jüdische Machenschaften usw. getroffen hätten.

Es sei dem Tannbergbund an dieser Stelle einmal empfohlen, das Programm der NSDAP (vom 24. Februar 1920) etwas eingehender zu betrachten. Sodann spricht der Redner eingehend über die Freimaurerei, stellt aber seiner Ausführung so hin, als hätte außer (General) Ludendorff noch kein Mensch dies alles eingesehen und außerdem Tannenbergbund noch niemand entscheidende Maßnahmen dagegen getroffen....

Wie aber die NSDAP gegen die internationale Freimaurerei kämpft, davon will oder darf der Redner nichts wissen. Der Kampf Hitlers gegen das Zentrum, gegen Freimaurer und Judenherrschaft sei nur ein Scheinkampf, die täglich hingemordet SA- und SS-Leute die nach Tausenden zählenden verletzten der NSDAP, sind alles nur Scheinmorde, es sei ein Listkampf. Eigenartig ist nur, dass es heute noch kein Tannenbergler von der internationalen Mordbestie angerührt wurde. Kein Wunder, denn die internationale Hochfinanz des Judentums hat bisher ihren Kampf nur gegen wirkliche Kämpfer der Wahrheit geführt und nicht gegen hohlköpfige Phrasendrescher.

Außerordentliche Kühnheiten wagte sich der Redner in seinen Ausführungen über die Religion. Er lobte auf der einen Seite Martin Luther als Beispiel der großen deutschen Religionsreformators, und nach der Pause, als man dem in der Versammlung anwesenden Landespropst Kieckbusch ... verweigert hatte, öffentlich dazu Stellung zu nehmen, und er darauf das Lokal verließ, dann erst fällt der Redner über jede christliche Religion her....

Den Höhepunkt allen Irrsinns, hervorgerufen durch krankhafte Unlogik, erreichte der Redner, als er folgendes behauptete:
"1931 wäre schon der große Weltkrieg ausgebrochen, das Völkermorden hätte eingesetzt, doch dann kam der große Feldherr Ludendorff griff in das Getriebe der Weltgeschichte ein und es ward wieder Ruhe."

Und wie kam das? Weil General Ludendorff den Gegnern der deutschen Volkes hinter die Karten gesehen hatte!!! ... Der ganze Hitler ... besteht nur aus Scheinkampf - und warum? Weil Hitler Christ ist. Die Logik ist folgende: Christ sein heißt jüdische Weltanschauung haben, wenn man nicht jeden Priester aufhängt heißt man romhörig.
Wenn man den Romhörigen Gegner nicht sofort auf illegalem Wege aus der Welt schafft, ist man Freimaurer. Folgerung Hitler verrät das deutsche Volk. ... immer mehr zersplittert und der Freimaurerei nur noch mehr ausliefert, dann ist man nach dem Dafürhalten der Tannengergler urdeutsch. ... Überhaupt urdeutsche Tugend und Tapferkeit über alles!

Leider nur in Worten. Den als ein Redner der NSDAP sich meldete und öffentliche Diskussion verlangte (der Nationalsozialist ist aus München), wurde ihm dies verweigert und er sogar mit den Worten beschimpft
"Die Süddeutschen täten besser zu Hause zu bleiben als hier in Norddeutschland das Volk zu verseuchen"!!
Kurz vorher sprach der Redner noch von deutscher Einigkeit. Die Begründung, warum die NSDAP zu keiner Diskussion zulassen wird, erklärte der deutschen Herr M. folgendermaßen:
"Der Tannenbergbund schlägt sich mit geistigen Waffen und ist nicht gewohnt, dass man bei Diskussion sich erst dann durchsetzt, wenn man erst die Joppe ausziehen muss." ...
Den tapferen Urdeutschen Tannbergbund (Vulgo Kneifer) wird hiermit dringend geraten, sich bei Gelegenheit mal einige Zentner Logik und auch einige Tonnen Tapferkeit zu bestellen.
Im Tacitus aus dem der Herr Hans M. zum Schluss seiner Ausführungen vortrug, steht auch geschrieben, dass die Germanen ein tapferes Volk waren, die sich jederzeit zum Kampf stellten und noch keine Ahnung von dem Begriff "Kneifer" hatten.

Am Rande vermerkt. Skurril wirkt es, wie Mlynek in einer Dokumentation zitiert, wenn man im
"Lagebericht der Staatspolizeistelle Hannover an das Geheime Staatspolizeiamt Berlin für den Monat April 1935" vom 4. Mai 1935 auch die Sätze liest:


"Anlässlich des Geburtstages des Generals Ludendorffs (70. Geburtstag am 9.4. 1935) wurden an verschiedenen Orten des Bezirks Geburtstagsfeiern abgehalten, die keine besonders zahlreiche Beteiligung aufzuweisen hatten. Neben Anhängern des früheren Tannenbergbundes nahmen die Mitglieder der Partei und ihre Gliederungen, aber auch frühere Mitglieder der KPD und SPD und Bibelforscher teil."

Nun mag man über die Authentizität dieser Aussage streiten. Fest steht auf jeden Fall:
Sie ist so authentisch in den Naziakten überliefert.
Der Religionskritische Drall des Ludendorff wurde ja bereits vermerkt. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass bei jenen als "Bibelforscher" bezeichneten, es sich um von der WTG abgesplitterte Kreise handelt (einiges spricht für diese Interpretation).
Wie auch immer, "der Apfel fällt selten weit vom Stamm"!

Für die These, dass die Splittergruppen der WTG gemeint sind, spricht ein weiterer bei Mlynek mit abgedruckter Lagebericht. Und zwar der von der Staatspolizeitstelle Hannover an das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin abgefasste für den Monat Februar 1936 vom 4. 3. 36.
Und daselbst gibt es auch den Passus:

"Während die Anhänger der IBV (Zeugen Jehovas) als die radikalere Bewegung ausnahmslos den deutschen Gruß ablehnen und sich auch weigern, Ehrenamtliche Stellen als Luftschutzwart usw. anzunehmen, gibt es unter den ernsten Bibelforscher hierüber verschiedene Ansichten."

Wem diese Replik vielleicht zu abenteuerlich erscheint, der sei noch auf ein weiteres Dokument aus der Studie von Mlynek verwiesen. Und zwar auf den Lagebericht der Staatspolizeistelle Hannover an das Geheime Staatspolizeiamt Berlin für den Monat Oktober 1935 vom 4. November 1935.
Daselbst ist zu lesen:


"In der Berichtszeit ist eine zunehmende Werbetätigkeit der Ludendorffbewegung in Erscheinung getreten. Eine Versammlung die in Marienhagen Krs. Alfeld, geplant war und auf welcher der bekannte Agitationsredner des früheren Tannenbergbundes (Paul) Neuhaus aus Elze reden sollte, ist verboten worden, da die Gefahr bestand, dass unter dem Deckmantel der Religion reaktionäre Politik betrieben werden sollte.
Als Neuhaus das Lokal für dieser Versammlung mieten wollte, sprach immerfort von "Eurer Führer". Auf die Frage ob er nicht auch sein Führer sei erklärte er: "Nein mein Führer ist das nicht".
Auf Vorhalt warum er den Gruß "Heil Hitler" nicht erwiderte, sagte er, der Gruß käme für ihn nicht in Betracht." Zitatende.

Nun wie man weis, gibt es ja noch eine andere Gruppe, welche sich (heutzutage) auch viel auf die Verweigerung des Hitlergrußes zugute hält. Haben sich da also zeitgenössisch in der Frage "gleichgestimmte" Kräfte gesucht und gefunden, wäre so ungewöhnlich, das auch nicht!

Man vergleiche etwa in der Gegenwart, den Umstand der Bestückung der WTG-eigenen Bibliothek in Selters.
In einem (gewährten) Interview mit der evangelikalen Zeitschrift „idea" gibt es auch darin die (beiläufige) Anmerkung.
Die Werke des Kirchenkritikers Karlheinz Deschner, sind dort (zumindest einige von ihm) vorhanden. Deschner ist ja nicht „irgendwer", sondern hat (unter anderem) eine „Kriminalgeschichte des Christentums" verfasst.
Nicht hingegen (jedenfalls nicht öffentlich) sind dort die Bücher von Raymond Franz, und andere WTG-Kritiker vorhanden.

Siehe auch
Parsimony.24254
Und zuletzt in gedruckter Form, ist der Artikel auch im Buch von Kühne enthalten („Eine schrecklich nette Familie")
Analog kann man auch den Fall Ludendorff einordnen.
Man lässt sich von seiner militanten Kirchengegnerschaft blenden (ohne sich wirklich mit ihm auseinanderzusetzen).
Und im Rahmen dieser Oberflächlichkeit, werden auch einige „Kröten" äußerst bedenklicher Art, mit heruntergeschluckt!

Ein weiterer Exkurs zum Verständnis der Sachlage allgemein, noch:

Die „Freiburger Zeitung" vom 28. 9. 1927 vermeldete:

Nun muss man keineswegs dem (auch) kruden Gedankengängen der „Freimaurer" zugetan sein, um diesen „Kronzeugen" Ludendorff abzulehnen, und zwar entschieden abzulehnen.

Der erste Weltkrieg, soweit seine Alltagspolitik bestimmt wurde (bezogen auf Deutschland), wurde je länger, je mehr, maßgeblich von besagtem Ludendorff wesentlich mitbestimmt. Seine Maxime: Es könne für Deutschland nur einen „Siegfrieden" gaben. Genau den aber gab es eben nicht. Zur Erreichung dieses Zieles war ihm all und jedes Mittel recht, um aus der „Heimatfront" das letzte, dass allerletzte herauszupressen („Böse Zungen" sehen sich bei selbigem auch unwillkürlich an die WTG-Funktionäre erinnert).

Der Kieler Matrosenaufstand, als ein äußeres Fanal, setzte auch diesen Ludendorff`'schen Plänen, ein einstweiliges Ende. Die von ihm alles andere denn als „geliebt" zu bezeichnende Demokratie (Weimarer Republik) begann sich auf deutschem Boden zu etablieren.

Ludendorff wäre nicht Ludendorff, würde er sich damit „abfinden". Er fand sich damit in der Tat nicht ab; und alsbald fand er sogar einen Compagnon (der später noch weitaus mehr von sich reden machen würde), der in der Ablehnung der Weimarer Republik mit ihm eines Sinnes war. Besagter „Gefreite" inszenierte dann in München einen Putsch, und auch der General Ludendorff war sich nicht zu Schade, bei diesem Putsch von dem „Trommler" Hitler gebrauchen zu lassen.

Allerdings einen Denkfehler beging der General wohl schon. Er wähnte, der Hitler würde ja für ihn „trommeln", und er konnte dann quasi noch der deutsche „Ersatz-Kaiser" werden. Diese Rechnung indes ging nicht auf. Hitler gedachte durchaus eigene Geschäfte zu machen. Und da der Münchner Putsch für die Putschisten eben nicht „siegreich" endete, kamen anschließend, die vordem weitgehend unter den Teppich gekehrten Gegensätze, zwischen beiden Herrschaften, sehr wohl noch deutlich zum Vorschein.

Hitler und Ludendorffs Wege trennten sich je länger, je mehr. Quasi erst auf dem dem Ludendorff'schen Totenbett gab es dann noch eine formelle „Aussöhnung" zwischen den inzwischen zum Reichskanzler aufgestiegenen „Trommler" Hitler, und der verkrachten „Exzellenz Ludendorff". Soweit war es im Jahre 1927 in der Tat noch nicht. Da trieb die „Exzellenz Ludendorff", wie ihn Hitler in frühen Tagen devot anzureden pflegte, noch eine andere Frage um. Die Frage, warum es denn absolut nicht mit dem „einzig allein nur möglichen Siegfrieden" geklappt habe.

Es verstand sich für „Exzellenz Ludendorff", das dafür wohl ein Buhmann, dem man die Schuld in die Schuhe schieben könne, unabdingbar sei. Seine eigene „Spatzengehirn-Kapazität" dürfte bei der „Exzellenz Ludendorff" allerdings wohl nicht ausgereicht haben, selbigen Buhmann, kraft eigener Machtvollkommenheit, zu kreieren. Da mussten schon Anleihen getätigt werden. Und siehe da: Die katholische Kirche erwies sich da als ein potenter Ideengeber. Hatte selbige doch schon lange vor dem ersten Weltkrieg, die Freimaurer zu „den" Buhmann hochstilisiert.

Aha, befanden neben einigen anderen, auch „Exzellenz Ludendorff". Da brauchen wir uns ja nicht weiter die Köpfe zu zerbrechen (wozu sie denn auch kaum fähig gewesen sein dürften). Wir übernehmen einfach die These der Catholica, säkularisieren sie, und haben den eine „plausible" Dolchstoßtheorie bei der Hand.

Die Karriere des „Trommler" Hitler, war nach dem gescheiterten Müchener Putsch, in der Tat noch nicht beendet. Allenfalls hatte er eine zeitweilige „Delle" hinzunehmen. Da erwischte es aber die „Exzellenz Ludendorff" weit härter. Dem drohte tatsächlich das Schicksal, das kein „Hund von ihm noch eine Scheibe Brot nehmen würde".

Das wiederum könne nicht sein, befand „Exzellenz Ludendorff". Und so stürzte er sich denn wie kein zweiter (zeitgenössisch) in das Milieu abstruser Verschwörungstheorien. Selbige sollen - mit Variationen - bekanntlich bis heute weiterleben.

Wer das Ludendorf'sche Elaborat die Freimaurer betreffend einmal gelesen hat (ich habe es mir mal angetan), kann dazu eigentlich nur ein Urteil sprechen:

Außerhalb jeglicher wissenschaftlicher Diskursfähigkeit!

Noch ein weiterer Exkurs:

Vordergründig ist nicht Ludendorff sein Thema. Selbiger wird eher nur beiläufig mit erwähnt. Gleichwohl ist ein gewisser inhaltlicher Kontext, durchaus gegeben:

Im Zeitspiegel
Hetze gegen die "Deutsche Friedensgesellschaft"
Einem Paradebeispiel - zu Weimarer Republikzeiten - der Hetze gegen pazifistisch orientierte Kreise kann man (ich verwende die Vokabel bewusst) in einem Hetzartikel der "Freiburger Zeitung" vom 23. September 1931 "bewundern".
Selbiger gibt vor über einen Gerichtsbericht zu berichten, betitelt "Geld und Pazifismus". Angeprangert wird in ihm besonders der damalige Geschäftsführer der "Deutschen Friedensgesellschaft". Der Bericht will weismachen, besagte "Deutsche Friedensgesellschaft" und ihr Geschäftsführer seien allesamt "vom Ausland gekaufte Subjekte".
Die Dolchstoßlegende lässt auch in ihm fröhlichst grüßen!
Man beachte auch den Detailsatz des Artikelschreibers:

Zitat:

„Sofern man nícht überhaupt alle Völkerbunds- und Verständigungspolitik grundsätzlich ablehnt".

Genau das aber ist offenbar die Intention des Artikelschreibers und der ihm eine Tribüne bietenden "Freiburger Zeitung".

1931 hatte auch der im Artikel attackierte Fritz Küster, offenbar vom opportunistischen taktieren der SPD-Führung "die Nase voll". Bis dahin SPD-Mitglied, trat er in jenem Jahre aus der SPD aus, und der im Herbst 1931 gegründeten SAPD bei.
Übrigens auch der unter dem Namen Willy Brandt später noch bekannt gewordene Politiker, ist ihr damals gleichfalls beigetreten.

Es waren nicht wenige - keineswegs "nur" die erklärten Nazis, welche immer noch den verpatzten "Siegfrieden" nachtrauerten, welche ihrer Meinung nach für das deutsche "Herrenvolk" die einzigst mögliche Option des ersten Weltkrieges hätte sein können.
Da der namhafteteste Einpeitscher diesbezüglich, der Weltkriegsgeneral Ludendorff mit seiner zeitgenössischen Forderung nicht durchkam, die deutsche Armee durch Zusatzarmeen von "Flintenweibern" aufzustocken, war das für ihn die billige, zu billige Entlastungsthese nach Weltkriegsende, die Heimatfront habe der kämpfenden Front einen Dolchstoß in den Rücken verpasst.

Kombiniert das ganze dann noch mit Judenhetze.
Etwa der tendenziösen Zitierung durch Ludendorff, nach Kriegsende, vor einem Untersuchungsausschuss des Deutschen Reichstages.
Da griff er wie, nicht versäumt wurde hinzufügen, den "Juden", Walter Rathenau namentlich an, dieweil der in seiner Publizistik zu Weltkriegsbeginn mal die sinngemäße Bemerkung hatte mit einfließen lassen:
Wenn der deutsche Kaiser mit seinen Paladinen dereinst mal als Sieger durch das Brandenburger Tor stolzieren würde, dann hätte die Weltgeschichte wohl ihren Sinn verloren.
Ludendorff ließ vorsätzlich außer Betracht, wie und in welchen Kontext jene Aussage entstanden war, nämlich zu Kriegsbeginn, als Ausdruck des Nichtbejubelns des Umstandes, dass Deutschland nun in den Krieg eingetreten sei.

Damit wurde den rechtsnationalen Heißspornen, nach Kriegsende, dann "der" Buhmann "auf silbernem Tablett" serviert. Die Tragik im Falle Rathenau bestand dann darin, dass einige Heißsporne dann noch einen Mordanschlag gegen selbigen planten und durchführten.
Der Hetzartikel hat zwar mit diesem Kontext der genannten Dolchstoßlegende keinen formalen, wohl aber einen auch inneren Kontext!

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23a1&year=1931&month=09&project=3&anzahl=4

http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Küster

Die Entlassung Ludendorffs  aus seiner amtlichen Funktion, durch den deutschen Kaiser am 26. 10. 1918 ist Ausdruck dieser Divergenzen in der deutschen Führungsspitze.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=28a&year=1918&month=10&project=3&anzahl=4

Weniger bis nicht in den zeitgenössischen Pressenotizen dazu angesprochen. Ludendorffs abenteuerlichen Pläne zur Ausweitung des Kriegsgeschehens, gingen selbst anderen - auch Hardlinern - zu weit.
Indem sich nach diesem Datum ohnehin die Geschehnisse überschlugen, war das später für den "Hitler des ersten Weltkrieges", eben jenem Herrn Ludendorff, der gekünstelt herangezogene Vorwand, sich selbst die Unschuldsglorie umzuhängen.
Dazu gehört dann auch zusätzlich das suchen und finden von "Sündenböcken", angefangen von den Juden, über vermeintlich "künstliche Juden" (Freimaurer) bis in etwas späteren Zeiten dann auch noch die Bibelforscher in dieses Raster mit eingepasst wurden.

Zurückkehrend zur Ausgangsnotiz, die "Deutsche Friedensgesellschaft" betreffend.
Selbst die damalige SPD (die Nazis und verwandte Kreise werden es wohlgefällig registriert haben), fühlt sich ihrerseits bemüßigt, besagter "Deutschen Friedensgesellschaft" einen "SPD-Dolchstoß in den Rücken" zu verpassen, wie einer Meldung desgleichen Blattes vom 24. 9. 1931 entnehmbar ist.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=24a1&year=1931&month=09&project=3&anzahl=4

Da ist man wohl nicht mehr weit entfernt, von jenem Umstand, wie die Konkordate mit der katholischen Kirche auf der parlamentarischen Tagesordnung waren.
Nur die KPD und die NSDAP zugleich, stimmten gegen sie. Nicht aber der SPD-Verein, der zu besagten Konkordaten nur "Ja und Amen" zu sagen wusste, nebst den übrigen damaligen parlamentarischen Parteien.
Katholischerseits beschwerte sich der Domdekan Anton Scharnagl in seiner Schrift:
"Die nationalsozialistische Weltanschauung
Separat-Abdruck aus "Klerusblatt" 1931 Nr. 9, 11, 12 und 132" über diesen Umstand.
Als Quellenbeleg dafür nennt Scharnagl:
"Preussischer. Landtag, 1. Juli 1929, Stenogr. Bericht S. 7610"

Oder als dann 1932 ein Verkehrsarbeiterstreik in Berlin ausgerufen wurde, der wiederum die traute Gemeinsamkeit von KPD und NSDAP "bewundern" lies.
Da hatte der SDP-Verein zwar seine Finger nicht mit im Spiel. Im Konkordatsfall indes, sehr wohl!

Was den SPD-Dolchstoß in den Rücken der "Deutschen Friedensgesellschaft" anbelangt, so kann man flankierend dazu noch einen Artikel der "Freiburger Zeitung" vom 25. 9. 1931 betrachten.
Selbiger verwendet zwar eine vollmundige Artikel-Schlagzeile, wenn er titelt:
"Die Spaltung der SPD vollzogen ..." Das nimmt dann wohl, obwohl so im Detail nicht ausgeführt, auf die Gründung der SDAP im Herbst 1931 bezug.
Zu dieser Titelschlagzeile muss man dann wohl auch in Betracht ziehen.
Die "Freiburger Zeitung" gehörte mit Sicherheit nicht zu den Sympathisanten linksgerichteter Strömungen, eher zum gegenteiligen Spektrum. Aus dieser Motivation heraus kann sie sich dann im Fall der Fälle, eine gewisse Häme auch nicht versagen.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=25b1&year=1931&month=09&project=3&anzahl=4

Zur Tendenz der "Freiburger Zeitung" vergleiche man auch deren Ausgabe vom 27. 9. 1931, mit einem im Sinne der Alldeutschen verklärenden Artikel, über die Geschehnisse der Waffenstillstandsverhandlungen, am Ende des ersten Weltkrieges.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=06&day=27r3&year=1931&month=09&project=3&anzahl=8

Mit welcher Brechstangenrabiatgewalt da "argumentiert" wurde, verdeutlich auch der Fall des Zentumspolitkers Matthias Erzberger , welche die Waffenstillstandsvereinbarung unterzeichnete.
Eine apologetische Schrift der Ludendorferianer von einem gewissen Heinz Kunzendorf (etwa 1930 erschienen), stilisiert darin Erzberger zum "Jesuiten" hoch. Auch wenn selbiger zwar einer katholischen Partei angehörte, ist indes die Unterstellung er sei gleichzeitig "Jesuit" durch nichts belegt.
So wie man es da mit der Wahrheit nicht so genau nahm, so auch auf anderen Vergleichsfeldern.
Und was den tendenziösen Artikel der "Freiburger Zeitung" über die Unterzeichnung der Waffenstillstandsvereinbarung durch Erzberger anbelangt, ist es auch bezeichnend, dass man es nicht mit einer Zeile für erwähnenswert erachtete (im Jahre 1931), mit zu erwähnen, das just Erzberger dann im Jahre 1921 von nationalistischen Heißspornen, kaltblütig ermordet wurde.

Obermärchen-Erzähler Ludendorff

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