Annotationen zu den Zeugen Jehovas
G..., Y..., H... und Konsorten
In Österreich hat sich Dr. Andreas Maislinger in einer Reihe von Publikationen, die der antifaschistischen Widerständigkeit gewidmet sind, auch mit dem dort besonders tragischen Schicksal der Zeugen Jehovas in der NS-Zeit beschäftigt. Besonders tragisch deshalb, weil die relativ wenigen Österreichischen Zeugen Jehovas in der NS-Zeit, in prozentual weit höherem Ausmaße, Opfer der faschistischen Repression wurden, als wie die deutschen Zeugen Jehovas. Wobei mit dieser Feststellung, keineswegs der faschistische Terror auch gegen die deutschen Zeugen Jehovas "verniedlicht" werden soll. Terror, bleibt Terror. Und totalitäre Regime vertragen nun mal keine Widerständigkeit. Wobei totalitäre Regime sich nicht nur auf politische Regime beschränken.
Maislinger, der
zumindest zeitweise der Institution "Dokumentationszentrums des Österreichischen
Widerstandes" zuzuordnen war und der sich mit diesen und verwandten Fragen
beschäftigte, hat im Internet, unter dem Titel "Zeugen Jehovas Gedenkdienst"
auch einen Text eingestellt, der sich wohltuend von einigen Gesundbetern der Zeugen
Jehovas unterscheidet. Wohltuend deshalb, weil er einen wichtigen Aspekt, der andernorts
unter dem Tisch gefallen lassen wird, auch mit angesprochen wird.
Nachstehend ein Zitat daraus:
"In den Jahren des NS-Regimes wurden Jehovas Zeugen (oder Bibelforscher) mit
unerbittlicher Härte verfolgt. Die Angehörigen der Gemeinschaft verweigerten den
Wehrdienst, die Mitgliedschaft in NS-Organisationen sowie Ehrenbezeugungen gegenüber dem
NS-Staat. Trotz harter Strafen ließen sich viele von ihnen nicht von dem für Zeugen
Jehovas charakteristischen Predigtwerk abhalten. Keine andere Religionsgemeinschaft hat
sich mit vergleichbarer Geschlossenheit und Kompromisslosigkeit dem
nationalsozialistischen System entzogen."
"Wichtig war allein, dass
man den geltenden Kodex der Sekte kritiklos befolgte.
Ein jeder wusste: Verräter an der Sache Jehovas würden aus der Gemeinschaft
ausgeschlossen; und so genügte lediglich die Androhung der Exkommunikation gegen den
Einzelnen, um die Gruppensolidarität in den Konzentrationslagern allgemein zu
gewährleisten. Dies macht verständlich, warum unter allen Bibelforschern in den Lagern
sich nur wenige dazu entschlossen, die 'Verpflichtungserklärung' der SS zu
unterschreiben, die ihnen die Tore zur Freiheit öffnete.""Als die
'Auserwählten' ihres Zeitalters waren sie dankbar für jede Gelegenheit, im Glauben an
Jehova Tod zu erleiden."
Michael H. Kater (Historiker) 1967, über Zeugen Jehovas in den Konzentrationslagern
Als ich vor ein paar Jahren begann, mich mit der Geschichte von Zeugen Jehovas
auseinanderzusetzen, bereiteten mir Worte wie diese wiederholt Kopfzerbrechen. Meine
eigene Sicht war bis dahin geprägt von den Berichten aus der Literatur von Zeugen Jehovas
selbst. Nun tat sich plötzlich diese Kluft in der Interpretation der Leidensgeschichte
meiner Glaubensbrüder auf: 'Ausharren dank der Hilfe Gottes' stand zahlreichen
Erklärungen wie der oben genannten gegenüber.
Es dauerte einige Zeit, bis ich die Ursachen für die große Verschiedenheit der
Sichtweisen nachvollziehen konnte. Zeugen Jehovas haben in der Vergangenheit weitgehend
verabsäumt, ihre Geschichte und vor allem ihre Motive und Einstellungen in der
Öffentlichkeit zu kommunizieren. Vieles, was in dieser Zeit rund um Zeugen Jehovas
geschah, war für Außenstehende nicht ohne Weiteres nachzuvollziehen und so entstand Raum
für Verallgemeinerungen und (auch Fehl-) Interpretationen.
Glücklicherweise hat sich dieser Umstand in den letzten Jahrzehnten gebessert. Einerseits
verschwand schon vor geraumer Zeit der mitunter anzutreffende herabwürdigende Unterton in
wissenschaftlichen Arbeiten, andererseits erkannten Zeugen Jehovas im Laufe der 90-er
Jahre, dass man selbst viel mehr über die eigene Geschichte sprechen muss, wenn man in
der Öffentlichkeit wahrgenommen und verstanden werden will."
Sicher richtig festgestellt. Nur gehört zum zur Sprache bringen des Schicksals der Zeugen
Jehovas auch, alle Aspekte zu
beleuchten und nicht nur einen Hochglanz- Werbeprospekt zu erstellen. Das muß einigen ins "Stammbuch"
geschrieben werden.
Der Fall Y...