Eine interessante kirchengeschichtliche Darstellung

John S. Conway

Ich habe es schon immer als Zumutung empfunden, wenn interessierte Kreise (dreimal darf man raten welche), den Detlef Garbe als eine Art „Geschichtspapst" in Sachen Geschichte der Zeugen Jehovas darstellen. G. hat sicherlich interessantes geleistet. Was mich an ihm aber besonders stört, ist dass er kein akzeptables Verhältnis zu den Vorgängerstudien, etwa vom Friedrich Zipfel und Michael H. Kater entwickelt hat. Unausgesprochen, dennoch deutlich lesbar, ist die G.'sche Meinung. Zipfel und Kater könne man ja nun „vergessen", da es ihn G. gäbe. Dem widerspreche ich, namentlich auch in Bezug auf den Totalitarismusansatz, der bei Garbe - meiner Meinung nach - völlig unzureichend ausgebildet ist.

Beschäftigt sich einer, der aus dem Englischsprachigen Kulturkreis kommt, sofern er nicht gerade Daniel Goldhagen heißt, mit der deutschen Kirchengeschichte, so kann man schon erwarten, dass dieweil der apologetische Hintergrund deutscher Großkirchlicher Kreise bei ihm so nicht ausgebildet ist, er interessante Ergebnisse vorzulegen hat. Ein solcher Fall liegt meines Erachtens bei der 1969 auch in Deutsch veröffentlichten Studie des Kanadier John S. Conway über „Die nationalsozialistische Kirchenpolitik" vor. Conway spannt seinen Bogen breit. Die Zeugen Jehovas, die darin sehr wohl mit vorkommen, sind letztendlich aber nur ein Thema unter „ferner liefen". Vielleicht werden sie damit sogar auf ihre „richtige Größe" zusammengestutzt. Dieweil Conway aus der Sicht des nicht selbst im deutschen Kulturkreises Lebenden schreibt, gleichwohl intensives Quellenstudium betrieb, gelangt er meines Erachtens zu einer ausgewogeneren Beschreibung, als sie andernorts vielfach zu registrieren ist.

Interessant auch wie G. den Conway einschätzt. So meint er etwa, bezugnehmend auf das Buch von Barbara Grizzuti Harrison, „Vision of Glory", das sie „Stellung gegen Conway bezieht, da jener die Haltung der Zeugen Jehovas im 'Dritten Reich' ihrer Einschätzung nach unkritisch und zu postiv dargestellt habe."

Dies sei nach G. „ein typisches Beispiel für eine Geschichtsschreibung im Interesse einer 'Demaskierung der Zeugen Jehovas'"

An dieser Stelle dazu nur soviel. Wie denn die Conway'schen Voten in Sachen Zeugen Jehovas bewertbar sind, dazu wird weiter unten noch die Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung gegeben. Zu Harrsison aber dies. Sie legt lediglich einen persönlichen Bericht in Buchform vor. Sie tritt an keiner Stelle etwa mit dem Anspruch auf, wissenschaftlich, Kirchengeschichtsschreibung zu betreiben. Dieweil sie schon mal nicht über eine diesbezügliche konventionelle Ausbildung verfügt. Was nun wiederum nicht bedeutet, dass sie nichts fundiertes zu sagen wüsste. Auch Frau Doyon etwa, mit ihrem Buch "Hirten ohne Erbarmen", weiß sehr wohl fundiertes mitzuteilen. Gleichwohl nimmt auch sie nicht in Anspruch im konventionellem Sinne Kirchengeschichtsschreibung zu betreiben.

Wenn Frau Harrison etwa bezüglich der Erziehung, die sie durch die Zeugen Jehovas genossen, sich an einer Stelle zu dem Ausruf veranlaßt sieht:

„Die 13 Jahre, in denen ich aktive Zeugin Jehovas war, haben mich genauso gut auf das Leben vorbereitet wie ein gleichlanger Aufenthalt in einer Skinner-Box am Nordpol."

Dann wird damit, wie in einem Brennglas, die eigentliche Problematik deutlich. Wenn G. also Harrsison vorwirft, sie wolle die WTG-Religion diskreditieren (was der saturierte „Bildungsbürger" G. mit Sicherheit eben nicht will), dann offenbaren sich auch hierin, die abgrundtiefen Gegensätze, die da bestehen.

Natürlich versäumt es auch die WTG nicht, Conway zu zitieren. Was sie indes von ihm mitzuteilen weiß sind offenbar nur die nachfolgenden Conway'schen Passagen:

„Nicht weniger als ein Drittel der ganzen Anhängerschaft verlor das Leben, weil sie sich weigerte, sich anzupassen oder einen Kompromiß einzugehen. Im Gegensatz zu der Willfährigkeit der Großkirchen hielten Jehovas Zeugen an ihrer Lehre, durch die sie in Konflikt mit dem Staat gerieten, fanatisch fest. Eine solche Gegnerschaft war jedoch sehr selten."

„Keine andere Sekte bewies angesichts des Gestapo-Terrors eine solche Entschlossenheit. Viele der kleineren Gruppen, die sich ihrer Schwäche bewußt waren, versuchten, sich ihre Unabhängigkeit zu erkaufen, indem sie eifrig beteuerten, die politischen Ziele des neuen Deutschlands zu unterstützen."

Conway sagt aber noch mehr in seiner Studie aus. Das indes, erfährt man schon wieder nicht via der WTG-Literatur.

Wie Conway's Studie Ende der 60er Jahre auf den Markt kam, da war noch nicht an die WTG-„Standhaft„-Kampagne zu denken. Es ist sehr wohl zu registrieren, dass auch Conway sich ihr noch zur Verfügung stellte. Conway wird deshalb auch von mir kritisiert. So wurde etwa, anläßlich des Goldhagen-Buches meinerseits einmal ausgeführt:

„Es ist nur ein trauriges Zeichen, dass solches nur über den Umweg von Amis möglich ist, die sich primär auf Sekundärliteratur stützen, jedoch keine echten Forschungsbeiträge zur Sache beisteuern." (Dies traf besonders auf Goldhagen zu; dessen Thema zwar nicht die Zeugen Jehovas, aber doch immerhin das Thema Holocaust und katholische Kirche war). Weiter:

„Da kann man auch John Conway nennen. Das ist auch ein Autor jenseits des „großen Teiches", der sich in Sachen deutscher Kirchenpolitik der Jahre 33-45 einen „Namen" gemacht hat. In den Augen der Amis ist er eine Kapazität. In meinen Augen sehe ich ihn etwas nüchterner.

Nüchterner dergestalt, dass er sich beispielsweise als Plagiator der Frau Yonan betätigt hat (in seinem Sprachraum) ohne indes auf notwendige Kritik zu dieser umtriebigen Dame irgendwie einzugehen. Es fragt sich sehr, ob er diese Kritik je schon mal „verarbeitet" hat. Vieles spricht dafür, es ist nicht der Fall. In den Staaten macht es sich vielleicht gut, die Zeugen Jehovas als Opfer sowohl des NS- als auch des DDR-Regimes zu verkaufen. Das sind dann die billigen Plakatüberschriften, zu denen auch Conway beiträgt. Der Blick in die Details hingegen ergibt durchaus ein anderes Bild. Aber da kann man schon nicht mehr auf Conway setzen."

Trotz dieser Kritik, darf das nicht den Blick dafür verdunkeln, was er in seiner Ursprungsstudie aussagte.

Aus dem Conway'schen Gesamtüberblick, seien nachstehend einige charakteristische Zitate vorgestellt:

Für das Jahr 1939 bezifffert, meint Conway dass zu jenem Zeitpunkt noch 95% aller Deutschen sich in irgendeiner Form zu den Kirchen zählten. Über Hitlers kirchenpolitische Vorstellungen etwa, äußert er, dass sie:

„An dem Unterschied zwischen Hitlers verhalten und dem General Ludendorffs zu sehen (seien). Erich Ludendorff, der führende deutsche General im Ersten Weltkrieg, war ebenfalls am Staatsstreich von 1923 beteiligt gewesen, aber er zog aus dem Scheitern genau die entgegengesetzten Konsequenzen wie Hitler: Wenn die Bayern zu loyal an ihrem katholischen Erbe hingen, so müßten sie zunächst von dessen Wertlosigkeit überzeugt werden. Unter dem Einfluß seiner Frau Mathilde warf Ludendorff von 1924 an das ganze Gewicht seines Ansehens in den Kampf gegen das Christentum und gründete den Tannenbergbund als ein Zentrum für die Proklamation eines deutschen Gottglaubens in Verbindung mit radikalem Nationalismus. Wie die Nationalsozialisten, so glaubte auch Ludendorff, daß Deutschlands Niederlage von 1918 einer Verschwörung der internationalen Mächte von Marxismus, Freimaurerei, Judentum und katholischer Kirche zu verdanken sei, die alle danach getrachtet hätten, Deutschland zu unterjochen.

Aber als Ludendorff Hitler zur Rede stellte, warum bei ihm das Christentum nicht ausdrücklich verworfen würde, antwortete dieser nur:

„Ich denke genauso wie Euere Exzellenz, aber Euere Exzellenz (Hitler sprach mit dem General immer in devot-serviler Form und redete ihn, wie er das als Gefreiter gelernt hatte, stets in der dritten Person an), können es sich leisten, Ihren Gegnern vorher anzukündigen, daß Sie sie totschlagen wollen. Ich aber brauche zum Aufbau einer großen politischen Bewegung die Katholiken Bayerns ebenso wie die Protestanten Deutschlands. Das andere kommt später."

Um 1933 glaubten Kirchenmänner aller Konfessionen, daß Hitler sich von den feindseligen Äußerungen einiger radikaler Anhänger gegen Kirche und Geistlichkeit ebenso distanzieren würde, wie er von der radikaleren Wirtschafts- und Sozialpolitik von Männern wie Artur Dinter oder Gregor Strasser abgerückt war.

Zudem sahen viele führende Katholiken in der Tatsache, daß nach dem 30. Januar Papen als Vizekanzler dem Kabinett Hitlers angehörte, einen überzeugenden Beweis dafür, daß ein autoritäres System auf christlicher Basis realisierbar war. Die Hierarchie neigte daher dazu, sich nur in weltanschaulichen Fragen mit den Nationalsozialisten auseinanderzusetzen; gleichzeitig aber betonte sie ihre nationale Einstellung, in der sie sich nicht von den Nationalsozialisten unterschied.

Von 1930 an gerieten immer mehr Katholiken unter den Einfluß der NS-Propaganda und ihren Anspruch, die Kirche vor dem Kommunismus zu bewahren, und viele ließen sich durch den „Geist der nationalen Erneuerung", den Hitler und seine Partei zu verkörpern schienen, mitreißen. Nichts desto weniger verhielt sich die katholische Kirche am 30. Januar 1933 offiziell reserviert.

Eine ganz andere Einstellung herrschte in den evangelischen Kirchen. Hier hatte die NS-Partei nicht nur ihrer politischen Ziele wegen eine starke Anhängerschaft gewonnen; eine beachtliche Gruppe der evangelischen Geistlichen fühlte sich auch weltanschaulich mit ihr verbunden.

Überdies ärgerten sich viele der antichristlichen Satrapen Hitlers darüber, daß die „Deutschen Christen" die ideologische Führung usurpierten und den Anspruch erhoben, die besten Nationalsozialisten zu sein. Sie waren wohl damit einverstanden, daß alle Christen Nationalsozialisten sein sollten, nicht aber damit, daß alle Nationalsozialisten Christen zu sein hätten. Unter Führung von Rosenberg und Dinter drängten diejenigen Kräfte in die Partei, die sich weder auf der Seite der Geistlichen sehen noch eine Konkurrenz auf weltanschaulichem Gebiet dulden wollten, darauf sich in irgendeiner Form von dem zu lösen oder jedenfalls zu distanzieren, was nachgerade zu einer Belastung wurde. Am 16. August (1933) erklärte Rosenberg im „Völkischen Beobachter", daß es nicht die Aufgabe der Partei sei, sich zur politischen Stütze der einen oder anderen kirchlichen Gruppe herzugeben.

Endgültig wurde die Trennung am 13. Oktober vollzogen, als Heß in einem Erlaß eindeutig erklärte:

„Kein Nationalsozialist darf irgendwie benachteiligt werden, weil er sich nicht zu einer bestimmten Glaubensrichtung oder Konfession oder weil er sich überhaupt zu keiner Konfession bekennt. Der Glaube ist eines jeden eigenste Angelegenheit, die er nur vor seinem Gewissen zu verantworten hat. Gewissenszwang darf nicht ausgeübt werden."

Die Fronten hatten sich dermaßen verhärtet, daß der Vatikan die Ernennung (1934) Rosenbergs zum „Beauftragten des Führers" wenige Tage später mit der Indizierung des „Mythus des 20. Jahrhunderts" beantwortete und eine große Propagandawelle gegen das Unheil eines Neuheidentums in Gang setzte. Obwohl kein Name genannt wurde, war deutlich, wer gemeint war. Immerhin diente dieser Gegenangriff zur Klärung der Lage. Doch auch das Donnerwetter aus Rom reichte nicht aus, den Angriffen aus Goebbel's Propagandaministerium entgegenzutreten; denn diese hatten einen gewaltigen Apparat zur Verfügung, um einen pseudoreligiösen Glauben an Hitlers Unfehlbarkeit zu verbreiten und selbst unter Kirchenleuten eine fanatische Begeisterung für die „Erfolge" der Nationalsozialisten zu entfachen.

Da sich die meisten Kirchenmänner keineswegs auf einen Kurs der politischen und theologischen „Illoyalität" einlassen wollten, war auch nicht zu erwarten, daß sich die Kirche zu einem Widerstandszentrum gegen den Nationalsozialismus entwickelte. Auf der anderen Seite breitete sich ein falsches Verständnis von Luthers Zwei-Reiche-Lehre aus und diente für immer mehr Kirchenmänner zur theologischen Rechtfertigung ihrer Kapitulation.

Man wußte, daß Hindenburg in Kürze sterben würde. Sein Tod konnte zum Sturz Hitlers führen, wenn dieser die SA und seine radikalen Anhänger weiterhin in dem Glauben bestärkte, sie seien „Deutschlands Schicksal". Schon war es zu öffentlichen Protest gekommen; am 17. Juni (1934) hatte der katholische Vizekanzler v. Papen in einer Rede in der Marburger Universität alle Befürchtungen der Konservativen zum Ausdruck gebracht, i dem er die Idee einer zweiten Revolution heftig angriff.

In München wurde der Herausgeber der katholischen Wochenschrift „Der Gerade Weg", Dr. Fritz Gerlach, ein unnachsichtiger Kritiker des Nationalsozialismus (in der „Nacht der langen Messer", genannt „Röhmputsch") ermordet. …

Diese Morde waren nicht auf einen „Irrtum" zurückzuführen, auch können sie nicht als „spontane Improvisation" untergeordneter und undisziplinierter Parteigänger entschuldigt werden. Sie sind der letzte Beweis dafür, daß die SS-Führer sich schon lange verschworen hatten, mit allen Gegnern des Nationalsozialismus, auch denen in der Kirche, aufzuräumen oder sie durch Terror und Gewalt gefügig zu machen.

Am 1. November (1934) umriß Hitler seine Ansicht in einer Rede vor den Gauleitern: es sei nicht gut für die Partei, wenn sie sich in den Konflikt innerhalb der evangelischen Kirche hineinziehen ließe. Wenn die „Deutschen Christen" die Kirche nicht aus eigener Kraft einigen könnten, seien sie der Unterstützung der Partei offensichtlich nicht wert. Was könne das Dritte Reich von einer Kirche erwarten, die ihre Energien in fruchtlosem Gezänke verschwende? Alle Nationalsozialisten sollten sich äußerster Reserve und Neutralität befleißigen, damit nicht der Eindruck entstünde, sie unterstützten die Politik der gewaltsamen Eingliederung der bayerischen und württembergischen Kirche. Es solle deutlich werden, daß der Konflikt allein in interkonfessionellen Streitereien und Intrigen begründet sei. Die Kirche solle auf sich gestellt bleiben und der Klerus könne in seinem eigenen theologischen Fett schmoren. Es würden Anordnungen ergehen, die jegliche Erörterung kirchlicher Probleme in der Öffentlichkeit oder in der Presse untersagten.

Im Februar 1935 begann die Deutsche Glaubensbewegung einen massiven Propagandafeldzug, in dessen Verlauf bis zu 60 Veranstaltungen pro Woche abgehalten wurden und der im April in einer Großkundgebung im Berliner Sportpalast gipfelte, auf der neben Hauer (Deutsche Glaubenswegung) eine Reihe prominenter Redner, darunter auch Graf Reventlow, auftrat. Wie vor ihm die „Deutschen Christen", so war auch er (Hauer) sorgsam auf die Rückendeckung der NS-Partei bedacht. Solche Erwägungen stießen jedoch bei den Nationalsozialisten auf wenig Sympathie, denn sie hatten nicht die Absicht, irgendeine Glaubensbewegung so stark werden zu lassen, daß sie eine eigene Gefolgschaft um sich scharen oder in irgendeiner Form eine ideologische Führung beanspruchen konnte. Für die NS-Partei hatte eine solche Glaubensbewegung nur eine negative Funktion: Sie sollte in die Herzen des Volkes Zweifel über die Gültigkeit der christlichen Glaubensinhalte säen.

Anfang 1935 ersannen die Nationalsozialisten eine neue Taktik, um die antiklerikalen Vorurteile unter der Bevölkerung zu schüren. Eine Verleumdungskampagne gegen den Klerus und Mitglieder religiöser Orden setzte ein, die, wie man hoffte, mehr wirken würde als die Polemik der Deutschen Glaubensbewegung. Priester, Mönche und Nonnen wurden unter anderem beschuldigt, gegen die komplizierten Devisenbestimmungen zu verstoßen.

Er selbst (der Reichskirchenminister Hanns Kerrl) war vom Grundsatz des „positiven Christentums" im NS-Parteiprogramm durchdrungen und hielt mit großer Entschiedenheit daran fest, daß die nationalsozialistische Weltanschauung mit einem deutschen Christentum in Einklang zu bringen sei.

Kerrl konnte es immer weniger verhindern, daß seine sogenannten Kameraden in der Partei wie im Staat eine Aktivität entwickelten, die seiner eigenen Taktik zuwiderlief. In der Partei konnte Kerrl sich nie eine Hausmacht aufbauen, die es ihm erlaubt hätte, mit Erfolg gegen seine rücksichtlosen Rivalen vorzugehen; ebensowenig gelang es ihm, irgendwelchen Einfluß auf die Massenmedien zu gewinnen, die von den antiklerikalen Gefolgsleuten des Propagandaminsters Goebbels gesteuert wurden. Er stand in jeder Hinsicht zwischen den Fronten.

Diese „Religion des Blutes" war nach Meinung der Nationalsozialisten dem Sektierertum der bestehenden Kirchen deutlich überlegen, und sie wehrten sich hartnäckig gegen den Vorwurf des Atheismus. Die lenkende Hand Gottes wurde regelmäßig angerufen - in Verbindung mit dem Namen Adolf Hitlers.

Himmler erklärte öffentlich, daß in den Reihen der SS kein Atheismus geduldet werde … Und in einem Rundschreiben Bormanns an die Parteigenossen hieß es:

„Es ist selbstverständlich, daß sich ein Parteigenosse und Nationalsozialist niemals als glaubenslos … bezeichnen kann, da die nationalsozialistische Weltanschauung eine religiöse Haltung voraussetzt; selbstverständlich bedeutet religiöse Haltung nicht kirchlich-konfessionelle Bindung."

In den Schulungslagern der Partei wurde den Teilnehmern immer wieder eingeimpft: die drei Feinde des Nationalsozialismus heiße, Judentum, Freimaurerei und Christentum. Die HJ lehrte man, das christliche Erbe ihrer Eltern zu verachten und die Geistlichen als Vaterlandsverräter anzuschwärzen. Die Zeitschriften der HJ waren voll von Angriffen gegen die Kirche und den Klerus. Die Teilnahme an Gottesdiensten, an sich nicht verboten, wurde von 1937 an praktisch unmöglich gemacht, da der Zeitpunkt für die obligatorischen Aufmärsche so festgesetzt wurde, daß er mit der Gottesdienstzeit zusammenfiel.

Bei ihm selber (Himmler) verband sich skurriler Aberglaube mit äußerstem Antiklerikalismus; im Sommer 1936 trat er ostentativ aus der Kirche aus. Zahlreiche SS-Mitglieder folgten seinem Beispiel.

Wie viele Beobachter bemerkt haben, erreichte in den Jahren 1936 und 1937 die ideologische Konfrontation zwischen Nationalsozialismus und Christentum ihren Höhepunkt.

Kerrls Versuch, mit Hilfe eines Kirchenministeriums die Kirchenpolitik in den Griff zu bekommen, war gescheitert, und Rosenbergs ideologische Erfolge blieben begrenzt; nun war der Weg frei für Himmler und Heydrich, die in der nächsten Phase des Kirchenkampfes die beherrschende Rolle übernahmen. In den Jahren unmittelbar vor dem Krieg waren es diese Männer, die für die rapide Ausweitung der administrativen Beschränkungen und die Einschüchterungsmethoden und damit für die zunehmende Verschärfung der nationalsozialistischen Kirchenverfolgung verantwortlich waren.

Die spezielle Sektion IV B wurde im Gestapo-Hauptquartier unter Leitung von SS-Gruppenführer Müller eingeweiht und sollte sich mit „Politischen Kirchen, Sekten und Juden" befassen. Ihre Aufgabe bestand darin, Informationen über die Tätigkeit der NS-Gegner zusammenzutragen und örtliche Stellen zu instruieren, wie vorgegangen werden sollte. Neben Eichmann, dessen berüchtigte Tätigkeit in diese Sektion fiel, gab es dort drei ehemalige katholische Priester und einen evangelischen Pastor; zwei von ihnen waren Albert Hartl und Friedrich Murwawski.

Sie hatten den Kirchendienst verlassen, um sich der Sicherheitspolizei anzuschließen, und dank ihrer intimen Kenntnis des kirchlichen Lebens waren sie für die Gestapo von unschätzbarem Wert, da sie wirksame Unterdrückungs- und Einschüchterungsmaßnahmen vorzuschlagen wußten.

Die Veröffentlichung der Enzyklika „Mit brennender Sorge" wurde, wie wir gesehen haben, von der Gestapo als eine bewußte Herausforderung verstanden. Um einen Gegenschlag vorzubereiten, rief man im Juli 1937 eine Konferenz von Kirchenspezialisten innerhalb der Gestapo unter Vorsitz von Hartl in Berlin zusammen, um eine Anweisung für die Aktivierung der „Arbeit" der Gestapo festzulegen. … Dieses interessante und vollständig erhaltene Dokument befaßt sich mit allen Bereichen kirchlicher Tätigkeit und schlägt Gegenmaßnahmen vor.

Die Arbeitsanweisung empfahl keinen Frontalangriff auf die Kirchen; sie wollte vorerst einen „nur dem Gegner nützenden Kulturkampf" vermeiden und nach außen hin den Anschein der Legalität wahren. „Eingehende Maßnahmen" dagegen waren gegen die Sekten vorzubereiten, da diese „mit bolschewistischen Methoden" arbeiteten und eine „ungeheure Zersplitterung" in das Volk hineintrügen.

Es waren die schwächsten und unangesehensten religiösen Gruppen, nämlich die Sekten, gegen die die Nationalsozialisten ihre ersten und unerbitterlichsten Angriffe richteten, wohl in der Meinung, mit ihnen am leichtesten fertig zu werden. Dabei war deren Interesse am politischen Leben in Deutschland niemals mehr als peripher gewesen.

Schärfste Gegner des Nationalsozialismus waren die Zeugen Jehovas, von ihnen hatte ein unvergleichlich höherer Prozentsatz … Als in allen anderen Kirchen unter irgendeiner Form von Verfolgung zu leiden. Nicht weniger als ein Drittel aller ihrer Mitglieder mußten ihr Leben lassen (Einfügung. M. G. Mit dieser Prozentzahl ist Conway mehr als ungenau, was auch schon Harrison sauer aufstieß)

weil sie nicht bereit waren, sich zu fügen oder auch nur Kompromisse zu schließen. Im Gegensatz zu der Nachgiebigkeit der größeren Kirchen hielten die Zeugen Jehovas bis zum Fanatismus an ihrer grundsätzlichen Opposition fest.

Eine solche Opposition war sonst kaum zu finden. Schon am 13. April 1933 wurde ihre Vereinigung in Bayern verboten, am 26. April in Thüringen, am 15. Mai in Baden und am 24. Juni in Preußen. Ihre Schriften, in denen gegen die nationale Regierung protestiert wurde, verfielen der Beschlagnahme. Es wurde berichtet, daß die Zeugen Jehovas Anweisung hatten, nicht an der November-Volksabstimmung teilzunehmen, und ob dieser Bericht zutraf oder nicht im Dezember ordnete Heydrich an, daß jeder, der die Ansichten dieser illegalen Vereinigung vertrat, in Schutzhaft zu nehmen sei. (Einfügung M. G.: Auch bei diesem Aspekt ist Conway zu ungenau. Die generelle „Schutzhaft"klausel kam noch nicht, wie er es darstellt schon zu diesem frühen Zeitpunkt, zur Anwendung).

Die Zeugen Jehovas ließen sich jedoch nicht einschüchtern, wobei sie sich zweifellos bestärkt sahen durch die Beschlüsse einer internationalen Konferenz in Basel (1934), die die Propaganda im Interesse der Sekte in Deutschland zu intensivieren versprach. Im April 1935 beschlagnahmte die Gestapo das Vermögen der Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft in Magdeburg, und einige Monate später erhielt die Bayerische Politische Polizei die Weisung, gegen einzelne Mitglieder der Sekte schärfer vorzugehen. (Einfügung M. G.: Auch diese Vorgänge liefen in der Praxis erheblich komplizierter und differenzierter ab, als das diese „Holzschnittthese" von Conway erkennen läßt).

Aber die Verfolgung der Zeugen Jehovas beruhte nicht allein darauf, daß sie sich weigerten, loyal mit dem NS-Staat zusammenzuarbeiten, irgendwelchen NS-Organisationen beizutreten oder den Wehrdienst zu leisten; vielmehr war sie darauf zurückzuführen, daß die Nationalsozialisten glaubten, diese winzige Sekte stelle eine wirkliche Gefahr da.

Vornehmlich galten die internationalen Verbindungen der Zeugen Jehovas zusammen mit ihrer Berufung auf die apokalyptischen Propheten des Alten Testaments als Beweis dafür, daß sie Schüler des Juden Karl Marx und „Schrittmacher des Weltbolschewismus" seien. Noch ausschlaggebender war, daß die Nationalsozialisten in dem kleinbürgerlichen Milieu der Zeugen Jehovas, ihrer messianischen Verkündigung, ihrem Fanatismus, ihrer Bereitschaft zum äußersten Opfer und ihrer geschickten Handhabung der Propaganda eine Nachahmung ihrer eigenen Parteiorganisation zu erkennen meinten. Da ihnen die Wahrhaftigkeit der theologischen Glaubensaussagen bei den Zeugen Jehovas undenkbar erschien, glaubten sie, jene Aussagen seien nur ein raffinierter Deckmantel für sehr viel gefährlichere politische Zielsetzungen, die darauf gerichtet waren, die erstaunlichen Erfolge der Nationalsozialisten im Blick auf die totale Beherrschung des Landes in ein paar Jahren zu wiederholen.

„Die Gefahr, die von Seiten der Ernsten Bibelforscher dem Staate droht, ist nicht zu unterschätzen, um so mehr, als die Anhänger dieser staatszersetzenden Sekte jeder staatlichen Ordnung und Einrichtung aufgrund ihres ans Unglaubliche grenzenden religiösen Fanatismus äußerst feindlich gegenüberstehen. Nicht genug, daß sie den deutschen Gruß anlehnen, sich von allen nationalsozialistischen sowie staatlichen Einrichtungen fernhalten und den Militärdienst verweigern, machen sie auch gegen den Heeresdienst Propaganda und versuchen trotz des Verbotes durch Herstellung und Vertrieb von Druckschriften sowie durch geheime Zusammenkünfte das 'Wort Jehovas' zu verbreiten und zu verkünden." (Aus einem Rundschreiben der Bayerischen Politischen Polizei vom 1. 2. 36).

Nachdem es sich erwiesen hatte, daß es nicht genügte, die Zeugen Jehovas zur Abschreckung für kürzere Zeit in Schutzhaft zu nehmen, wurden Anordnungen erlassen besonders hartnäckige Fälle ins Konzentrationslager einzuweisen; allerdings sollten aus einer Familie nicht beide Eltern gleichzeitig verhaftet werden, da sich der Staat nicht mit der Versorgung der Kinder belasten könne" (Ebenda).

Die Zeugen Jehovas ließen sich dadurch nicht einschüchtern und setzten ihre Tätigkeit fort, so gut sie konnten. Als ihre Glaubensbrüder im Ausland Einzelheiten der weitgespannten Verfolgung in Deutschland im Rundfunk verbreiteten, (Einfügung: M. G. Richtiger wäre, anstelle Rundfunk. In den eigenen Zeitschriften)

verdoppelten die Nationalsozialisten ihre Anstrengungen gegen diese Intransigenz, die womöglich auf die Öffentlichkeit übergreifen konnte. Die Gerichte verhängten ausgedehnte Haftstrafen. Nach 1937 wurden ganze Familien ins Gefängnis verbracht, die Kinder in staatliche Heime eingewiesen; wenn die Frau eines Beamten konvertierte, war dies ein ausreichender Scheidungsgrund.

Wer einmal im Gefängnis gesessen hatte, fand nach seiner Entlassung nur unter größten Schwierigkeiten wieder eine Beschäftigung. Die Voraussetzung für die Haftentlassung war die Unterschrift unter die Erklärung, sich nicht wieder der Sekte anzuschließen; andernfalls war mit erneuter Inschutzhaftnahme zu rechnen. 1938 befanden sich 700 Mitglieder der Zeugen Jehovas in Schutzhaft, weil sie sich geweigert hatten, eine solche Verpflichtung einzugehen.

Der Widerstand der Zeugen Jehovas richtete sich hauptsächlich gegen jede Form der Kollaboration mit den Nationalsozialisten und gegen den Wehrdienst. Sie beriefen sich auf das biblische Gebot und weigerten sich, selbst gegen Landesfeinde zur Waffe zu greifen. In einer Gesellschaft, in der das Recht auf persönliche Gewissensentscheidung schon seit langem ausgelöscht war, konnte eine solche Disziplinlosigkeit nicht ungestraft bleiben, und so kam es keineswegs überraschend, als im August 1938 ein Gesetz verabschiedet wurde, das die Verweigerung oder die Anstiftung zur Verweigerung des Heeresdienstes unter Todesstrafe stellte, in geringfügigen Fällen unter Gefängnisstrafe oder Schutzhaft. Da die Verweigerung des Wehrdienstes für die Zeugen Jehovas ein unumstößlicher Glaubensartikel war, waren sie praktisch alle von der Todesstrafe bedroht.

Tatsächlich haben viele diese Strafe auf sich genommen; andere mußten dafür verschärften Dienst beim Heer leisten, wieder andere kamen ins Irrenhaus, und sehr viele wurden nach Dachau transportiert.

Vielleicht machte die unbeugsame Entschlossenheit der Zeugen Jehovas angesichts ihrer Hoffnungslosigkeit selbst den Nationalsozialisten einigen Eindruck. Kein Geringerer als Himmler selbst gab in einem Brief an Kaltenbrunner vom September 1944, als die deutschen Armeen überall auf dem Rückzug waren, seiner Bewunderung für die Zeugen Jehovas Ausdruck. Er meinte, sie wären gut dafür zu gebrauchen, um nach dem deutschen Sieg in den weiten Ebenen Rußlands angesiedelt zu werden, wo sie jenseits der deutschen Reichsgrenzen zum Bollwerk gegen ein wiedererstarkendes Rußland werden sollen. Wenn sie die dortige Bevölkerung bekehrten, so sei dies um so besser, da ihr Pazifismus sie davon abhalten würde, gegen die Nationalsozialisten zur Waffe zu greifen. Ihr Haß gegen die römisch-katholische Kirche wie gegen die Juden wäre eine Garantie, daß sie nicht mit diesen Feinden des Deutschen Reiches zusammenarbeiten würden. Darüber hinaus seien sie nüchtern, enthaltsam, von großem Fleiß und großer Ehrlichkeit; sie seien ausgezeichnete Landarbeiter und strebten nicht nach weltlichen Gütern, da sie ganz auf das ewige Leben ausgerichtet seien.

Himmler schrieb, wie die Mennoniten, so hätten auch die entschiedenen Zeugen Jehovas Eigenschaften, die beneidenswert seien.

Die Aufrichtigkeit dieser Worte Himmlers ist zu bezweifeln, doch selbst wenn sie ehrlich gemeint wären, so fehlten derartige Reflexionen dich völlig bei den SS-Einheiten, die die Konzentrationslager bewachten.

Keine andere Sekte bewies eine ähnliche Entschlossenheit angesichts der ganzen Wucht des Gestapo-Terrors. Viele der kleineren Vereinigungen versuchten im Bewußtsein ihrer Ohnmacht dennoch ihre Unabhängigkeit zu erkaufen, indem sie sich übereifrig zu den politischen Zielen des neuen Deutschland bekannten. Aber diese Willfährigkeit half ihnen wenig.

So wurde zum Beispiel dem Methodistenbischof Melle erlaubt, an der Weltkirchenkonferenz in Oxford im Juli 1937 teilzunehmen, ausdrücklich um den Bemühungen der Bekennenden Kirche, die Konferenz zu einer Erklärung gegen die Kirchenverfolgungen in Deutschland zu bewegen, entgegenzuwirken.

Daß die gleichen Gewaltmaßnahmen nicht auf die größeren Konfessionen angewendet wurden, lag allein daran, daß ihre Stunde noch nicht gekommen war.

Darüber hinaus wurden Kirchenmänner aller Schattierungen immer mehr aufgeschreckt durch den Widerspruch zwischen (Reichskirchenminister) Kerrls Toleranz- und Sympathiekundgebungen und den unverhüllten Verfolgungsakten der Gestapo, die Kerrl selbst veranlaßte oder zumindest stillschweigend hinnahm.

Ein weiterer Faktor, der zweifellos zur Erleichterung der kirchlichen Lage beitrug, war die Ermordung Heydrichs im Mai 1942. Heydrichs Haß auf die Kirchen, insbesondere auf die katholische Kirche, grenzte ans Pathologische. Er war von der Idee besessen, daß sich die Kirchen unter Führung des Vatikans verschworen hatten, Deutschland zu zerstören. Der Haß des Apostaten machte ihn blind, und seine Einschätzung der kirchlichen Lage war stets so voller Vorurteile, seine Vorschläge so radikal, daß sich selbst Hitler aus taktischen Gründen genötigt sah, seinen Untergebenen in Schranken zu halten. So befreite Heydrichs Tod - wie einmal gesagt wurde - die christlichen Kirchen von ihrem schärfsten Feind. Sein Apparat von „Kirchenspezialisten" innerhalb der Gestapo und sein Nachrichtennetz von Zuträgern und Agenten brachen nun zusammen und wurden aufgelöst. Sein Nachfolger, Ernst Kaltenbrunner, war ein Österreicher ganz anderen Schlages. Seiner Meinung nach gab es für die Gestapo sinnvollere Beschäftigungen als die Verfolgung der Kirchen - eine Ansicht, die wiederum auf den heftigsten Widerspruch Martin Bormanns stieß.

Der Versuch der Nationalsozialisten, den Widerstand der Kirchen zu brechen, ist gescheitert, freilich nur aufgrund des Zusammenbruchs der militärischen Streitkräfte, die Geschichte der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft bleibt eine schreckliche Warnung nicht nur für alle Christen, sondern für die ganze Menschheit.

Der Kampf des Nationalsozialismus gegen die Kirchen gehörte in den weiteren Rahmen eines Kreuzzuges, der unter dem Banner der Antiklerikalismus über ganz Europa hin geführt wurde und gewaltsame Unterdrückungen mit dem Namen des Fortschritts rechtfertigen sollte. In Deutschland selbst beschworen die Nationalsozialisten die Erinnerung an den antirömischen Kulturkampf unter Bismarck herauf, wenn sie das Ziel setzten, das Volk nun endgültig vor dem „politischen Katholizismus" bewahren zu wollen, so versuchten sie damit zugleich, jeden Widerstand gegen den Totalitarismus zu vereiteln. Dieser Kampf des Nationalsozialismus würde niemals einen solchen Erfolg gehabt haben, wenn die Entfremdung unzähliger von dem Glauben ihrer Kirche nicht auch andererseits eine fatale Schwäche des Christentums offenbart hätte. Es war ein Zeichen für die schwere Krankheit des sogenannten Abendlandes, daß emotionale Parolen, aufgepeitscht durch dogmatische Intoleranz, niedere Instinkte in den Dienst eines primitiven Volksegoismus einspannen konnten. Die radikalen Nationalsozialisten wollten nicht nur die totale politische Herrschaft, sondern in ihrem ideologischen Fanatismus hielten sie auch die Gründung einer Ersatzreligion von Blut und Boden für möglich. Da sie überzeugt waren, daß der christliche Glaube ohnehin zum Untergang bestimmt sei, wurden sie in ihrer Entschlossenheit bestärkt, den Einfluß der Kirchen auf die Deutschen notfalls auch durch das Mittel der Verleumdung auszurotten.

Die Französische Revolution war die erste Bewegung der Moderne, die versuchte „den Katholizismus mit seinem supranaturalen Weltbild durch eine säkulare Religion der Humanität zu ersetzen, die dann in verschiedener Gestalt immer wieder die Geschichte Europas durchzieht". Die nationalsozialistische Rassenideologie trat darüber hinaus mit der eschatologischen Verheißung eines neuen Weltzeitalters auf. Dafür forderte sie die absolute Treue jedes einzelnen und konnte nicht zugestehen, daß irgendein Lebensbereich außerhalb ihrer Weltanschauung existiere.

Michael H. Kater Bibelforscher

Friedrich Zipfel Kirchenkampf in Deutschland 1933-1945

Fremdkörper im Naziregime

Hitlers kirchenpolitische Monologe

Harrison1

Harrison2

Harrison3

Penton

ZurIndexseite