Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Bilderbuchargumentation

1952 erschien in der Sowjetunion und 1953 auch in der DDR, die Schrift eines gewissen Herrn Kolonizki, die unter anderem mit der These „glänzte:

„In seiner genialen Arbeit 'Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft' schreibt Genosse Stalin …„ Noch heute begegnet man in Literatur, welche die kommunistische Kirchenpolitik näher beschreibt, dem Hinweis - als Buhmann - auf die Kolonizki'schen Ausführungen über „Kommunistische und religiöse Moral".

In der Tat kann auch ich mich gewissen Vorbehalten da nur anschließen. Was denn da so „genial" an genannter Stalin-Schrift sein soll, die heute kaum einer kennt, vergaß er im Detail anzuführen. Man hat eher den Eindruck. Die Götter anderer tragen andere Namen. Der Gott von Kolonizki hieß Stalin. Überdies denkt man heutzutage beim nennen das Namens Stalins in der Regel an andere Fragen, als wie die vermeintlich „geniale" Schrift. Fragen z. B. wie diese:

Wer hatte wohl die „besseren KZ"? Stalin mit seinen Gulags oder Hitler mit seinen KZ. Aber das war für den Gläubigen Kolonizki offenbar kein Thema.

Zu registrieren ist weiter, dass selbst das westdeutsche Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen, im Jahre 1957 einen Nachdruck jener Schrift veranstaltete. Offenbar aus der Motivation heraus; damit den Kommunismus „vorzuführen" und sich selbst auf die Schultern zu klopfen nach dem Motto. „Seht - wir sind doch besser und dem kommunistischen System überlegen".

Meine Vorbehalte gegen die Kolonizki's und Co habe ich eingangs genannt.

Dennoch, so ganz mag ich mich dem Jubelgesang genannten Ministeriums und der kirchlichen Apologeten, für die Kolonizki ein willkommener Buhmann ist, nicht anzuschließen. Zur Veranschaulichung seien mal einige Passagen aus den genannten Ausführungen über „kommunistische und religiöse Moral" zitiert, über die man durchaus einmal tiefer nachdenken sollte. Aber es mag sich jeder sein eigenes Urteil dazu bilden. Nachstehend kommentarlos einiges aus der Schrift von Kolonizki:

Während der Kommunismus das große Banner des Kampfes für die Befreiung der Arbeiterklasse und der Werktätigen von Sklaverei und Ausbeutung ist, ist die Religion eine Ideologie der Rechtfertigung und der Verewigung der Sklaverei und Ausbeutung.

Das nahende Ende ihrer verbrecherischen Existenz stellen die amerikanisch-englischen Imperialisten und ihre Philosophen, Dunkelmänner in der Gestalt von Obskuranten nicht anders dar als das Ende der Welt, als den Untergang der ganzen Menschheit.

Jedes Dogma der Religion trägt den Stempel der Ohnmacht und der sklavischen Ergebenheit als die wichtigsten Merkmale der Religion.

Die Religion oktroyiert den Gläubigen beharrlich die Idee auf, daß es den Menschen nicht gegeben ist, etwas ohne den Willen Gottes zu tun.

Es ist klar, daß eine derartige Moral den Zweck hat, bei Menschen jeglichen Willen zum Kampf auszulöschen, jegliches aktives Element in seinem Bewußtsein abzutöten und seine Seele mit dem Gift des Unglaubens an seine eigenen Kräfte zu vergiften. Die religiöse Moral macht den Menschen machtlos, willenlos, sie verurteilt ihn zur passiven Ergebenheit in das Schicksal. Sie nimmt den Menschen alle Eigenschaften, die Kämpfer für das irdische Glück der Menschen brauchen.

Mehr noch, die Religion predigt den Verzicht auf das irdische Wohlergehen, sie hält das irdische Leben für vergänglich und nichtig. Sie erzieht die Gläubigen im Geiste der Verachtung alles Irdischen und verkleistert ihre Köpfe mit Märchen über irgendein wahrhaftiges wirkliches Leben nach dem Tod in irgendeiner jenseitigen Welt.

Ihr glücklichen Notleidenden, Elenden, Unglücklichen; leidet und genießt eure Entbehrungen - dazu ruft sie die religiöse Moral auf. Wer braucht so eine Moral? Es ist klar, daß sie die Ausbeuterklassen zur Verewigung ihrer Herrschaft über die Werktätigen brauchen.

Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch genoß die Religion das ungerechtfertigte Privileg, das einzige Kriterium und die Grundlage der Moral zu sein. In Wirklichkeit war und bleibt die Religion eine Dienerin der Unterdrücker der Werktätigen. Unter dem Deckmantel der 'von Gott gegebenen Gebote' predigte und predigt sie das, was den Ausbeutern zum Nutzen und den Werktätigen zum Schaden gereicht. Mit anderen Worten dient die religiöse Moral einer kleinen Minderheit von Menschen, während sie für die überwiegende Mehrheit der Menschheit schädlich ist. Es ergibt sich, daß die Religion niemals die Grundlage der Moral war und ist, sondern daß sie zutiefst unsittlich ist.

Domitila Barios de Chungara

ZurIndexseite