Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Robin Hood

Man sehe sich mal das Bild aus der Rutherford-Broschüre von 1932, betitelt "Schlußkampf" etwas näher an.

Rechter Hand sieht man die "Großen und Mächtigen dieser Welt", wie sie da auf die "Schlußkampf-Verkündiger" herabblicken. Und wie da aus dem "Himmel" eine Reiterhorde mit einem vernichtenden Schwert heranrollt. Das alles ist verdächtig ähnlich mit dem, was da eine Lexikondefintion in etwa so formulierte:

"Robin Hood, legendärer angelsächsischer Freiheitskämpfer des 11./12. Jh. Kämpfte als Geächteter im Wald von Sherwood bei Notingham zum Wohle der Ausgebeuteten ... Held der englischen Volksdichtung."

So wie weiland "Robin Hood" in die Verklärung einging, ohne bestehende Diskrepanzen wirklich grundsätzlich ändern zu können; so ergeht es auch den Zeugen Jehovas. Auch sie sehnen sich nach einem "Rächer der Enterbten" (zumindest der größte Teil ihrer ersten Generation). Letztendlich rennen beide einem Phantom nach und nichts der erwünschten Art tritt wirklich ein. Die Frage die sich jeder aus diesem Milieu eigentlich stellen sollte ist die.

Befinde ich mich in meiner persönlichen Situation wirklich auf dem Punkt, dass mir nur noch ein legendärer "Rächer der Enterbten" helfen kann? Sieht man sich das heutige soziologische Gefälle der Zeugen Jehovas etwas näher an, wird man wohl sagen müssen. Einige gibt es bei ihnen nach wie vor, auf die das zutreffend ist. Aber es trifft nicht unbedingt auf "alle" zu. Einige können auch einen Lebensweg befolgen, ohne auf Fiktionen angewiesen zu sein.

Die große tragische Größe sind allerdings die, die da meinen solcher Illusionen nach wir vor zu bedürfen. Mit ihnen kann man eigentlich nur Mitleid haben, dass sie meinen ohne solche Phantomkrücken nicht auskommen zu können.

 

Gerhart Hauptmann Der Narr in Christo Emanuel Quint

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