Gasser, Herbert

"Die Zeugen Jehovas aus katholisch-pastoraler Sicht".

Salzburg 1987, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Theologie der fachtheologischen Fakultät der Universität Salzburg.

Universitätsbibliothek Salzburg: 263.644 II

Aus der Studie von Gasser seien die nachfolgenden Sätze zitiert:

"Die Zeugen Jehovas sind vor allem nicht das, was sie vorgeben zu sein. Sie nennen sich zwar die einzig wahren Christen, haben aber bei genauer Betrachtung mit dem Christentum nichts zu tun. Man könnte die Wachtturm-Gesellschaft als eine Buchfirma bezeichnen, die ihre Mitglieder mit religiösen Themen einfängt und sie zu willenlosen sehr stark abhängigen Sklaven ihrer pseudoreligiösen Gesellschaft macht.

In verschiedenen Gesprächen werfen die Zeugen Jehovas den Katholiken immer wieder vor, dass sie von Rom aus, also vom Papst gelenkt werden und sich keine eigene Meinung bilden dürften. Ihr Vorwurf gilt der Hierarchie in der Kirche, die nicht im Sinne Gottes wäre. Dabei bezeichnen sie die Kirche und Rom als die 'Hure Babylon', die bald vernichtet werden wird.

Wenn ich diese Vorwürfe höre oder betrachte, stellt sich automatisch die Frage ein, wie es hinsichtlich der Hierarchie bei den Zeugen Jehovas, die diese Vorwürfe erheben, aussieht. Die Antwort darauf stellt sich ohne Schwierigkeiten ein; denn jeder, der die Wachtturm-Gesellschaft nur etwas näher kennt, weiß, dass die Zeugen Jehovas von etwas sprechen, was sie eigentlich selbst betrifft.

Das Sektenzentrum der Zeugen Jehovas befindet sich in New York, Brooklyn, und wird allgemein 'Bethel' genannt. Hier haben die Präsidenten - absolute Herrscher über ein Verkündigerheer - ein Imperium aufgebaut, an das in seiner Absolutheit keine andere Kirche heranreicht. Allein am Ufer des East-River besitzt die Wachtturm-Gesellschaft elf Fabriken, Büro und Wohngebäude. Keine Hierarchie in einer anderen Kirche - auch nicht die katholische - ist mit der Hörigkeit der Zeugen Jehovas gegenüber ihren Leitern und dem Präsidenten zu vergleichen."

Auch auf die Bildungspolitik der Zeugen Jehovas kommt Gasser zu sprechen. Dazu seine Ausführungen: "Es sieht die Gesellschaft der Zeugen Jehovas ohnehin nicht gern, wenn ihre Mitglieder eine höhere Bildung anstreben. Wer die Matura ablegen und vielleicht gar ein Hochschulstudium absolvieren will, ist der Gesellschaft schon verdächtig, denn wozu soll man noch eine höhere Bildung anstreben, wenn sie doch nicht zu Jehova führt? Außerdem steht die Welt nicht mehr lange und das Tausendjährige Reich wird bald seinen Anfang nehmen, dann aber werden Handwerker gebraucht und keine Akademiker.

Tatsächlich kann man das auch als eine Form von Absicherung von Seiten der Leitung der Sekte bezeichnen, denn je mehr Bildung ein Mitglied aufweist, desto leichter könnte es die Widersprüche innerhalb der Sekte erkennen. Daher wird strikte gefordert, sich ganz auf die Lehre des Wachtturm zu konzentrieren."

Von Gasser sei ferner noch zitiert:

"Satan und die Dämonen spielen also in den Glaubensvorstellungen der Zeugen Jehovas eine sehr große Rolle. Glaubensschwierigkeiten oder andere Probleme, die den Plänen der Gesellschaft hinderlich sind, werden immer auf Satan und die Dämonen zurückgeführt.

Die Dämonenfurcht wird also bewusst gefördert, um die Mitglieder der Sekte gegenüber den Anforderungen der Führung der Gesellschaft abhängig und gefügig zu machen.

Das hat vielfache Auswirkungen auf die Kinder der Zeugen Jehovas. Sie werden nicht nur vom Kleinkinderalter an von anderen Kindern abgesondert, sondern auch vom gemeinschaftlichen Umgang mit anderen Kindern in der Schule abgehalten und entwickeln dadurch einen gestörten Kontakt zu ihrer Umwelt, zumal die anderen Kinder in Unverständnis der Situation ihrer Mitschüler diese verspotten.

Der psychische Druck, dem solch ein 'Ausgestoßener' ausgesetzt ist, ist für Außenstehende unvorstellbar."

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