Geschrieben von D. am 09. Oktober 2003 21:47:35:

Bezüglich des neuen WTG-Buches "Lerne von dem großen Lehrer", meint Klaus-Dieter Pape in der Zeitschrift "Materialdienst" (10/2003) unter anderem:

Bemerkenswert ist das Erscheinungsdatum, da die WTG sich noch immer bemüht in unserem Land als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt zu werden. Vor allem seit das Bundesverfassungsgericht (BVG) in seinem Urteil vom 17. Mai 2001 das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 26. Juni 1997 in Berlin aufhob, um in der Zurückverweisung an das Oberverwaltungsgericht Berlin den Weg für eine inhaltliche Prüfung bestimmter Fragen bei den ZJ freizumachen. Ein zentraler Fragenkomplex soll sich bei dieser Überprüfung auf die Kindererziehung bei den ZJ richten. Daher gebührt dem neuen "Lehrer-Buch" erhöhte Aufmerksamkeit, könnte die WTG doch hierin Lehränderungen auf dem Hintergrund des BVG-Urteils deutlich machen. …

So ist in diesem neuen "Lehrer-Buch" nichts substantiell Neues zu finden. Das negative Menschenbild der WTG hat sich gegenüber dem Vorgängerbuch nicht wesentlich geändert, die klischeehaften Grundaussagen sind praktisch gleich geblieben. Von daher ist dieses Buch für alle, die sich kompetente Hilfe in Erziehungs- und Glaubensfragen erhoffen, nicht geeignet. Mit Angst und subtiler Manipulation wird kein Beitrag zu einer menschenwürdigen und sozialfähigen Persönlichkeitsentwicklung geleistet. Dafür ist der berühmte "gesunde Menschenverstand" weitaus besser geeignet.

Eine Empfehlung zum Lesen dieses Buches möchte ich dennoch geben. Sie geht an alle, die beruflich mit den Zeugen Jehovas zu tun haben. Ob dies Pädagogen, Psychologen, Rechtsanwälte, Ärzte, Richter, Jugendamtsmitarbeiter oder Seelsorger sind, viele Fragen zum Verhalten von Zeugen Jehovas und ehemaligen Zeugen Jehovas werden nach der Lektüre eine Antwort finden.

Geschrieben von D. am 10. Oktober 2003 09:05:24:

"Wir haben immer wieder Schüler, die an Klassenfahrten nicht teilnehmen dürfen, weil die Eltern das mit ihrem Glauben nicht vereinbaren können, aber das sind meist Zeugen Jehovas", berichtet der Schulleiter der Realschule, Günther S... Bei solchen Unternehmungen außerhalb des Unterrichts werde dies respektiert. Andere Schwierigkeiten mit Glaubensgründen, unter anderem, dass Schülerinnen den Sportunterricht nicht besuchen wollten, gebe es nicht. S...: "Mit gesundem Menschenverstand und Fingerspitzengefühl lässt sich das meiste regeln."

Geschrieben von D. am 10. Oktober 2003 09:09:22:

Vandalen verwüsten einen Königreichssaal der  Zeugen Jehovas
"Königreichsaal" im Markneukirchener Gewerbegebiet zum wiederholten Mal heimgesucht – 30.000 Euro Sachschaden

Der Angriff auf den "Königreichsaal", der Anfang 2001 eingeweiht worden war, ist nicht der erste. "Es gab in den letzten Jahren mehrere Vorfälle in Markneukirchen, allerdings nicht in diesem Ausmaß", erklärte ein Sprecher der Zeugen Jehovas.

Geschrieben von Wolfgang M... am 11. Oktober 2003 17:48:10:

Ich bereue es keineswegs, dass ich mich 1982 als junger Leistungssportler (5000 m in 13:47) mit 24 Jahren als ZJ taufen ließ und bislang auch nicht ausgeschlossen bin (gleichwohl gehe ich seit 1994 nicht mehr zur Versammlung).

Dann vertritt Herr M... eine These, welcher ich mich so nicht anschliesse. Er meint:

"Ich bin davon überzeugt, dass Jehova auch Einzelpersonen aus der Welt erwählt, um dereinst sein eigenes Volk konstruktiv zur Eifersucht zu reizen (Röm. 10:19,20). Als ich z. B. recht eingehend das Leben und Sterben der 1969 im Alter von 27 Jahren tödlich verunglückten wundersamen Schlagersängerin Alexandra studierte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Die Besten der Besten werden von Jehova für besondere Zwecke erwählt, deren genetische Überlegenheit höchstwahrscheinlich auch mit ihrem Herzenszustand korreliert."

Geschrieben von D. am 13. Oktober 2003 06:54:39:

In dem Büchlein von Rüdiger Hauth, "Kleiner Sektenkatechismus" gelesen:

"Es läßt sich wohl kaum eine Sekte nennen, die ihren Anhängern die Möglichkeit einräumt, an Lehre, Organisation oder Führung irgendwelche Kritik zu üben. Gemäß dem Selbstverständnis als 'wahre Heilsgemeinde' kann Kritik konsequenterweise nur unter negativen Gesichtspunkten gesehen werden.
Sektenmitgliedschaft muß also mit geistiger Unterwerfung, d. h. Aufgabe der individuellen Freiheit des Denkens erkauft werden."

Bezüglich der Zeugen Jehovas meint der genannte Autor unter anderem auch:
"Die Zeugen Jehovas haben somit die Botschaft von Haß und Vernichtung zum Mittelpunkt ihrer Werbe-Aktivität gemacht.
Dafür, daß die 1975-Prophezeiung nicht in Erfüllung gegangen war, bot die Sektenführung ihren Anhängern als Erklärung die 'Adam-Eva-Lücken-Theorie' an, zu der 'Jehova neues Licht der Erkenntnis' gegeben hatte. Dieser 'neuen Erkenntnis' zufolge seien 1975 wirklich '6.000 Jahre' abgelaufen, nämlich 'Schöpfungsgeschichte', gerechnet vom Augenblick der Erschaffung Adams ab. Der habe jedoch einige Zeit (Monate oder Jahre) alleine im Paradies zugebracht, bis ihm die Eva als Partnerin beigegeben wurde. Die '6.000 Jahre Menschheitsgeschichte', die nun bald durch 'Harmagedon' beendet werden, müßten aber von der Existenz Adams u n d Eva ab gezählt werden. Diese unbestimmte Zeitlücke (zwischen Adam und Eva) sei der Grund, daß es noch eine letzte Frist bis zum 'Ende' gäbe.

Die einzelnen Prophezeiungen der Sekte haben die meisten Zeugen Jehovas stets emotional aufgewühlt und zu verstärkter Missionstätigkeit angestachelt. Deshalb lösten die Fehlschläge oft persönliche Tragödien aus, nicht nur, daß die Lebensplanung vieler Menschen völlig durcheinandergeraten war ... So müssen die Endzeitberechnungen der Wachtturm-Sekte nicht nur als anti-biblisch, sondern auch als antimenschlich eingestuft werden."

Zum Thema Blut äußert der Autor:
"Das von den Zeugen Jehovas angeführte sog. 'Aposteldekret' aus Apg. 15 muß auf seinem besonderen zeitlich und örtlich begrenzten Hintergrund gesehen und als Übergangslösung verstanden werden. In der Gemeinde von Antiochien, in der Heiden- und Judenchristen zusammenlebten, war durch 'reisende Brüder' ein Streit darüber entstanden, ob auch Heidenchristen jüdische Vorschriften zu beachten hätten ('man muß sie beschneiden und von ihnen verlangen, am Gesetz Mose festzuhalten'), wie es die Bekehrten aus dem Judentum traditionell noch taten. Paulus und Barnabas waren gegen 'neue Lasten', beugten sich aber dem Beschluß, die Ältesten in Jerusalem in dieser Sache zu befragen.
Die kamen zu dem Ergebnis; daß auch die Heidenchristen, um das brüderliche Miteinander nicht zu gefährden, gewisse Dinge beachten, im besonderen 'Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktes (unausgeblutetes Fleisch) und Unzucht meiden' sollten. Es war also eine seelsorgerliche Empfehlung an bestimmte Menschen in einer bestimmten Gemeinde.

Von einem generellen 'Blutgesetz' für alle Menschen, wie es die Zeugen Jehovas hier mißverstehen, kann demnach keine Rede sein.
Außerdem hat die Technik der modernen Bluttransfusion mit dem Problem von Antiochien überhaupt nichts zu tun. Vielleicht sollten die Zeugen Jehovas in diesem Zusammenhang auch den Ausruf Jesu neu hören: 'Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer ...' (Mt. 12, 7)"

Geschrieben von Drahbeck am 13. Oktober 2003 17:49:50:

Als Antwort auf: Re: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer ... geschrieben von Geliebtes Weib am 13. Oktober 2003 16:01:34:

Ich denke mal, in der Blutfrage sind die meisten doch hier medizinische Laien. Jede Behandlungsmethode hat ihr Für und Wider.
Gut, wenn der "Normalfall" eintritt mag es möglich sein, auch ohne Blut über die Runden zu kommen. Es geht doch nicht darum, gezielt für Bluttransfusionen "Werbung" zu machen - mitnichten. Es geht lediglich darum anzuerkennen, dass es Notsituationen geben kann, wo die strikte Weigerung eben die Konsequenz, tödlicher Ausgang heißt. Nur darum geht es.

Herr Poppenberg beispielsweise, plädiert in seinem Blutvideo dafür, bei größeren Operationen, wo Ärzte die Bluttransfusion als notwendig erachten, die Selbstblutinjektion zu praktizieren. Mit anderen Worten, der Patient lässt sich vor der Operation Blut abnehmen und bekommt dann sein eigenes Blut wieder injektiziert. Dies mag unter dem Gesichtspunkt auch interessant sein, dass damit das Unverträglichkeitsproblem zwischen den verschiedenen Blutgruppen ausgeschaltet wird.

Aber selbst dazu, sagt die WTG nein. Es geht ihr wirklich nur um sturren Dogmatismus.
Im übrigen sollte man die geschichtliche Entwicklung dabei nicht außer acht lassen.
Vor 1945 gab es die WTG-Blutdoktrin nicht. Vor 1945 gab es aktive Impfgegnerschaft; im "Goldenen Zeitalter" nachweisbar. Letztendlich konnte die WTG ihre Impfgegnerschaft auf Dauer nicht aufrechterhalten. Sie musste den diesbezüglich klammheimlichen Rückzug antreten. Und wie tat sie es? Indem sie ihre vormalige Impfgegnerschaft noch dogmatisch überhöhte. Und daraus wurde dann die sattsam bekannte Blutdoktrin.

Noch eins. Die ersten WTG-Broschüren zum Thema Blut sagen klar aus, aus "theologischen" Gründen lehnt die WTG das ab. Medizinische Bedenken wollte die WTG damals keineswegs in den Vordergrund gestellt wissen. Auch das hat sich grundlegend geändert. Heute werden vordergründig medizinische Bedenken namhaft gemacht. Der Pferdefuß offenbart sich dann in solchen Fällen, die es auch schon gab. Wo Patienten, vom Arzt eine nicht vom Patienten genehmigte Bluttransfusion verabreicht bekamen. Dies aus dem Grunde, weil der behandelnde Arzt sich zur Lebenserhaltung keinen besseren Rat wusste. Und das Ende vom Lied? Die von der WTG aufgehetzten verklagten gar noch den Arzt, dafür das er es getan hat. Hätte er es nicht tun sollen? Hätte er sie lieber verrecken lassen sollen? Das sind dann so bittere Fragen, die sich solch ein Arzt zu stellen hat. Aber nicht nur er; sollte sich diese Frage stellen. Es wäre angemessen, sie würde auch in einer breiteren Öffentlichkeit gestellt.

Blutvideo

Geschrieben von Drahbeck am 21. Oktober 2003 20:05:23:

Als Antwort auf: Re: Horst Ebner geschrieben von kiki am 21. Oktober 2003 16:29:18:

Ich denke mal, die in dem Posting von Kiki zum Ausdruck kommende Aversion ist sachlich unbegründet. Kürzlich gab es die Meldung, dass der Nicht-Zeuge Jehovas Detlef G., an der Universität Hamburg Vorträge zu halten beabsichtigt. Beschwert Kiki sich auch darüber? Oder findet Sie das in Ordnung, weil er ihr inhaltlich näher steht?!
Zweierlei Maß offenbart sich dabei wohl.

Im übrigen zu Horst Ebner.
Er schreibt in der Einleitung zu seinem 1998 auch als Büchlein erschienenem Erlebnisbericht:
"Als sich die für das Jahr 1975 angekündigte Gottesschlacht von Harmagedon nicht ereignete, drängten meine früheren Zweifel wieder an die Oberfläche und begannen sich im Laufe der nächsten 10 Jahre zu verdichten, bis ich 1998 die Organisation der Zeugen Jehovas verließ ...Seitdem legte ich mir immer wieder einmal die Frage vor, warum mich Gott durch dieses lange finstere Tal geführt hat. Als Antwort wurde mir die Aufgabe wichtig, meine Erfahrungen anderen warnend mitzuteilen. ..."

Es gilt also klar Ursache und Wirkung zu sehen. Über die Ursache reflektiert Kiki nicht in ernst zu nehmender Weise. Sie mokiert sich blos über die Wirkung. Damit muss jeder in einer freiheitlichen Gesellschaft leben; dass das Recht besteht, solche Reflektionen über den eigenen bisherigen Weg; und die daraus gezogenen Konsequenzen, auch öffentlich zu darzulegen.

Jehovas Zeugen pflegen auch öffentlich, an den Türen von Menschen zu klingeln, die um ihren Besuch nicht gebeten haben. Im übrigen. Weder Kiki noch ein anderer Zeuge Jehovas ist genötigt worden, die Veranstaltung von Horst Ebner zu besuchen. Die dortigen Besucher, sind in der Regel freiwillig und aus eigenem Interessiertsein dorthin gegangen.
Damit ist das ganze gegenstandslos, denn die Freiheit des Einzelnen ist gewahrt.

Geschrieben von D. am 14. Oktober 2003 21:52:33:

Als Antwort auf: Re: Horst Ebner geschrieben von Christian am 14. Oktober 2003 20:26:46:

Ebner hatte schon im Jahre 1998 seinen Erfahrungsbericht publiziert.
Das Jehovas Zeugen solche Berichte "nicht schmecken", kann man ja aus dem vorangegangenem Posting auch entnehmen. Das alles ändert indes nichts daran, dass es eben immer wieder mal aufs neue solche Berichte gibt.
Geschrieben von
Drahbeck am 14. Oktober 2003 21:12:29:

Als Antwort auf: Frage geschrieben von Chris am 14. Oktober 2003 20:22:36:

Mit den vermeintlichen Prophezeiungen ist das so eine Sache. Für die Gläubigen daran ist "alles klar". Für diejenigen indes die nicht zu vorgenannter Kategorie zählen, indes nicht.

Nicht selten hat man den Eindruck, es wiederholt sich die Prophezeiung der Pythia gegenüber dem König Krösus:
"Wenn du den Halys überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören".
Und wie konmmentierte Lukian, der diese Episode überlieferte, das Ergebnis. Er verglich diese Prophezeiung mit "Doppelgesichtigkeit". Und er führte weiter aus, wie konnte denn der König wissen, welches Reich denn da zerstört wurde? Sein eigenes oder das seines Gegners?

Das alles ficht die Propheizeiungsgläubigen in keiner Weise an. Das ist bekannt. Und ich gebe mich auch nicht der Illusion hin, das "andern" zu können.
Man glaubt eben an Prophezeiungen, weil man es will. Dem Glauben ist alles möglich.

Ein Beispiel in dieser Richtung ist auch die Rezeption der Thesen des Ivan Panin; seinerzeit durch die Zeugen Jehovas.
An diesem grundsätzlichen Glauben w o l l e n, hat sich offenbar bis heute nichts verändert.

Siehe als Beispiel auch das des "Nordkönig" in der Auslegung der Zeugen Jehovas. Erst Napoleon, dann Hitler, dann die Sowjetunion. Und was ist der "heutige Nordkönig" in der Auslegung er Zeugen Jehovas? Offenbar sind die "Lichtfabrizierer" in Brooklyn sich wohl selber noch nicht darüber im klaren.

Ivan Panin

Parsimony.3832

Geschrieben von Mumpitz höchstpersönlich am 18. Oktober 2003 16:25:18:

Als Antwort auf: Re: Frage geschrieben von Drahbeck am 14. Oktober 2003 21:12:29:

>Ein Beispiel in dieser Richtung ist auch die Rezeption der Thesen des Ivan Panin; seinerzeit durch die Zeugen Jehovas.
>An diesem grundsätzlichen Glauben w o l l e n, hat sich offenbar bis heute nichts verändert.

Mumpitz merkt hierzu bescheiden an :

cs.anu.edu.au/~bdm/dilugim/panin.html

informiert über Panins Thesen, die einmal ZJ vor 70 oder 80 Jahren und auch den jungen Mumpitz vor einigen Jahrzehnten begeistert hatten

Keith offeriert auch eine nette Satire
cs.anu.edu.au/~bdm/dilugim/vis6006.html

und findet unter anderem auch bei Edgar Allan Poe ähnliche Zahlenmuster - bitte nachschlagen und herzhaft lachen

in manchen französischen wappen findet man den Spruch
honni soit qui mal y pense
und das paßt
es lebe der intelligente Schwachsinn
und ebenso die schwachsinnige Intelligenz

Geschrieben von D. am 15. Oktober 2003 21:02:30:

Ein Spiegelbild
Entnommen der CV 135

Wer ist schon gleich hinreichend auf Rosen gebettet?
Mancher wähnt sich nur in Dornen. Unbewältigte eigene und auch familiäre oder berufliche Probleme. Vermeintliche Perspektivlosigkeit. Suche nach einem sinnerfüllten Leben. Nur das Streben nach Erfolg vor Augen, nach Vergnügen. Alles scheint oder ist oberflächlich, kommt einem sinnlos öde vor. Grundlegende Inhalte fehlen einem oder scheinen zu fehlen. Nicht immer sind es sozialpolitische Faktoren. Da mag es mehr objektiv, hier mehr subjektiv bedingt sein. Wobei das Unterscheidungsvermögen das größte Problem ist.

So beginnt einer da das heilige Manthra der Hare Krischna Jünger zu singen oder sich Rauschgift in die Venen zu spritzen. Und dort wird er vielleicht ein Zeuge Jehovas, wo man ihn erreicht, "Flucht" in einen geistigen Taumel. "Begeisternde" Organisation, "begeisternde" Hoffnung, "beglückender" Dienst, "begeisternde" Erfahrungen. "Sei begeisternd!" heißt es in der Tat in tausend Anweisungen.

Wie wunderbar ist es doch, ein ewiges Leben zu führen in einem von Gott verheissenen Paradies, ohne all die bösen Dinge der Welt. Komm zu uns und erwirb die Hoffnung des ewigen Lebens! So wirbt die Wachtturmgesellschaft überall. Und man kann. Naiv, aufrichtig, ehrlich. Anders hatte man sich bisher nicht zurechtgefunden. Hier war nun wirklicher Glaube, wirkliche Liebe, wie es schien.

Doch dieser Neubekehrte, Getaufte, mit dem bisher noch nicht mißbrauchten Glauben, wird nach einigen Jahren nicht mehr derselbe sein. Aber nur wenige besitzen die Kraft, mit diesem Kreis wieder zu brechen. Es sind viele Anstöße erforderlich. Die aus der Bibel brutal-simpel herausgelesene und zusammengestückelte Glaubenslehre, ständig geschickt neuinterpretiert, übt einen großen negativen psychologischen Einfluß aus. Man merkt das zunächst gar nicht.
Alle guten Anlagen und Eigenschaften werden durch den Allein-in-der-Wahrheit-Wahn, bornierter Fanatismus ist das, durch inhumane Intoleranz gegenüber anderen Ansichten, durch hochgezüchteten Stolz und Elitedenken im Sinne der eigenen Gemeinschaft, und durch die befristeten Weltendevorstellungen, gehemmt, abgebaut, negiert oder verändert.

Dagegen werden andere Seiten der Person fast krankhaft entwickelt. Durch die ständige Verkündigung, jede Situation ausnutzend, verliert man an Taktgefühl, bis hin zu einer erschreckenden Ungeniertheit und Frechheit. Das von so vielen bewunderte "Standhalten" ist nicht wirklich christlich fundiert. Es ist eine eingeschulte Handlungsweise, lethargisch mit "harter Stirn", apathisch gegen jeden anderen Einfluß, der einem etwas anderes sagt, anzeigt oder signalisiert. Da der Grundton pessimistisch ist, was alles andere betrifft, findet auch Schwermut seine Nahrung. … Bei anderen ist selbst das Lächeln, das sie bei Zusammenkünften zeigen, gekünstelt und selten. Wer alles so ernst nimmt, wie es die Organisation formuliert, pfeift mit Zeit und Kraft ständig nur auf dem letzten Loch, wird psychisch krank, neurotisch, ja pedantisch intrigenhaft, gerät in annormale Denkschemen.

Was aufrechterhält gegen Spott und Anfeindung (die Folge des eigenen Verhaltens), besonders was aufrechterhält gegen die eigene verdrängte oder unterdrückte Ratio, d.h. vernünftige Überlegung - die bei jedem mehr oder weniger im Unterbewußtsein wirkende Erkenntnis, etwas Unwahres zu glauben - ist Autosuggestion oder Selbstbeeinflussung.

Anknüpfend an die persönlichen abstrakten und diffusen Vorstellungen von idealen Lebensverhältnissen wird durch die regelmäßigen Studien etwas eingeimpft, was in den Hirnen und Empfindungen weiterwirkt. Man denkt, besser sinniert sich in eine Situation hinein, von man glaubt, sie werde eines Tages Wirklichkeit.
Für ein ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde in Glück und Frieden - na dafür lohnt es sich doch, noch etwas auszuhalten und natürlich im vorgegebenen Stil weiterzumachen. Und wenn man darüber oder dadurch stirbt - auch durch Verweigerung der Bluttransfusion - was ist das schon. Es ist ja nur "vorübergehend". Man wird ja als treuer Zeuge wieder auferstehen. Und da man bekanntlich als Toter verspürt und somit auch Zeiträume empfinden kann, kommt es einem dann vor, als würde man im Augenblick des Todes auch schon wieder auferweckt! Inmitten paradiesischen Erde! Eine tolle Überlegung, die sich da wie von selbst ergibt. Dafür lohnt es sich doch!

Nicht einmal die Entwicklungsbedürfnisse und möglichen Entwicklungswege der eigenen Kinder lassen da innehalten. Alles wird aufs Spiel gesetzt.
Diese sog. Neue-Welt-Hoffnung - jüngst mit dem Jahr 1975 erneut als Täuschung erwiesen - ist der wahre Beweggrund, mit dem der größte Teil der Zeugen Jehovas standhält. Nicht nur bei den Zusammenkünften, sondern auch wenn der Zeuge abends im Bett liegt, auf dem Weg zur Arbeit, in den Pausen, nach dem Abendbrot, immer wenn er etwas Zeit hat, wirkt die WT-Suggestion von dieser Neuen Welt weiter. Fast braucht er keine solche Lektüre mehr. Er beeinflußt sich selbst damit weiter. Er ist geistig gar nicht mehr hier, sondern schon in dieser Neuen Welt. Diese Autosuggestion oder Selbstbeeinflussung ist ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Zeugen-Frage. Ist man einmal unter die WT-Organisation gekommen, fängt das an zu wirken.

Es bewirkt bei manchen sogar viel mehr als das ständige Studium der WT-Schriften, die auf lange Sicht ohnehin nicht viel Neues zu bieten haben. Diese Selbstbeeinflussung bewirkt nämlich auch, daß man trotz Enttäuschung und Einsicht weitermacht. Sie schenkt einem Illusionen und verschafft ein Leben in ständiger Euphorie oder "Begeisterung".
Ein bekannter kritischer Zeuge sagte einmal; Die Selbstbeeinflussung ist das einzig Positive an unserem ganzen Glaubenssystem! Nur, muss man ergänzen, hat diese Euphorie manchen schon buchstäblich ins Irrenhaus geführt.

Für Außenstehende ist es wirklich sehr, sehr schwer, zu verstehen, daß es Menschen gibt, die die Neue-Welt-Lehren des WT für bare Münze nehmen. Und man entsetzt sich, wenn man sich bewußt macht, was praktisch dabei herauskommt, wo sie ernsthaft geglaubt werden. …

Bei genauem Kennenlernen schreckt man zurück, sprachlos und angeekelt von soviel einem unbegreiflicher Unwissenheit, inhumaner Intoleranz und Heuchelei, sowie Eigen- und Gruppenegoismus, Aberglaube und Haß. Es ist unverantwortlich, was alles als "böse" abgestempelt und mit Haß überzogen wurde.

Die vom WT vorgegaukelten und vom Zeugen nicht durchschauten Neue-Welt-Illusionen, und die durch Selbstbeeinflussung ständig neubelebte Euphorie und "Begeisterung" hierfür, lassen das Leben in einem allem anderen gegenüber lethargischen oder gleichgültigen Zustand ablaufen. Und wer nicht gerade ein geborener Naivling ist, hat ständig dabei die sich kritisch regende Vernunft zu unterdrücken. So verrinnen oft die wertvollsten Jahre. Berufs- und Bildungschancen werden WT-Endzeitgehorsam ignoriert, viel Lebensglück verpaßt oder zerstört, die persönliche Entwicklung gehemmt und stranguliert.

Langsam verzerrt sich das Charakterbild. Die Folgen stellen sich bald ein. Wohl zunächst auf psychischem Gebiet. Besonders ein Jugendlicher trägt oft nicht mehr gut zumachenden Schaden davon. Eine psychische Beobachtung vieler junger fanatischer Zeugen zeigt u.a.: Unbewältigte und verdrängte Konflikte, allgemeine Unzufriedenheit, depressive Verstimmungen (der eigene und gesunde Menschenverstand ist nicht so einfach totzukriegen!), Hang zu Melancholie, mangelhaftes oder gestörtes, auch verhindertes Verhältnis zum anderen Geschlecht, kein Ehe- bzw. Liebesleben (keine Partner im organisationsgebilligten Umkreis, seltener "endzeitlicher Verzicht"), entsprechende Komplexe, Unglücklichsein, während man sich in einem "geistigen Paradies" zu begreifen hat.

Wer diese WT-Schule durchlaufen hat, wie die Organisation es will, hat zumindest eine Persönlichkeitsstruktur bekommen, die kaum besser sein kann, um ihn weiter unter der Organisation und ihrer Manipulierung und Abhängigkeit zu halten. Im besonderen Fall eine Art "kaputter Typ" mit psychomatischen Beeinträchtigungen und. Depressionen, Denkhemmungen und Ausfallerscheinungen, psychisch labil, Deswegen nicht nur ziemlich leicht beherrschbar, sondern auf Anleitung geradezu angewiesen. Er opfert sich auf, auch am Arbeitsplatz. Er läßt es bei den kleinen Freuden des Alltags bewenden und stellt keine großen Forderungen mehr. Fleiß und Gehorsam sind Selbstverständlichkeiten geworden. Die ständige Autosuggestion oder Selbstbeeinflussung verzehrt die Kraft zu weiterreichenden Gedankengängen. Und so bleibt man bei den Zeugen.

Wenn man sich da im Laufe der Zeit an den oft bis ins Gegenteil veränderten WT-Lehren verbraucht, kann man zum psychisch abgefertigten Wrack werden. Und so bleibt man Kreise der Zeugen, arbeiten, "studieren", verkündigen, was auch immer der WT verlangt. Man bleibt psychisch labil und macht, was die Organisation will. Genauso wollen sie einen für ihre Zwecke haben

Geschrieben von D. am 16. Oktober 2003 13:56:09:

Als Antwort auf: Re: Prince geschrieben von D. am 25. Juli 2003 07:23:49:

Prince steht neuerdings als Missionar der Zeugen Jehovas bei fremden Leuten auf der Matte. Sein Erscheinen im Dienst des Herrn hat angeblich bei einigen Bürgern von Minneapolis großes Erstaunen hervorgerufen. Eine Frau sagte, sie habe geglaubt, Prince wolle ihre Wohnung für Dreharbeiten nutzen: «Ich wollte gerade sagen 'Klar doch, ihr könnt hier ruhig alles kaputt machen'. Da fing er mit diesen Sachen von Jehovas Zeugen an. Ich sagte ihm 'Sie sind hier in einem jüdischen Haushalt, und mich interessiert das nicht'». Prince hielt jedoch unbeirrt an seiner Mission fest. Mit den Worten «Kann ich bitte ausreden?» leitete er die 20-minütige Bibellesung seines ihn begleitenden Glaubensbruders ein. «Er gab uns zum Schluss eine Zeitschrift und war sehr höflich.»

Geschrieben von Drahbeck am 18. Oktober 2003 13:15:02:

Als Antwort auf: Re: Bern geschrieben von Ewald am 18. Oktober 2003 12:03:17:

Sorry. Der Artikel war demnach wohl bloß am ersten Tag Online. Abgespeichert hatte ich ihn auch nicht. Die Aussagekraft war auch nicht übermäßig "hoch" einzuschätzen.
Man ging davon aus, Jehovas Zeugen hätten nunmehr in der Schweiz hundertjähriges Jubiläum. Weiter war ein Foto der in den zwanziger Jahren begründeten WTG-Zentrale in Bern mit angefügt. Weiter die Angabe man habe dort bis Anfang der siebziger Jahre auch gedruckt. Dann wurde das WTG-Zweigbüro nach Thun verlegt. Die Drucktätigkeit in der Schweiz ist mittlerweile auch eingestellt. Alles an Druckerzeugnissen kommt jetzt aus Selters.
Irgendwelche sonstigen "überdurchschnittlichen" Besonderheiten habe ich in dem Artikel nicht registriert. Kritische Akzente an der WTG ebenfalls nicht. Es war somit ein Artikel der Sorte "Der Verein xyz hat Jubiläum".
Überschrieben war der Artikel vom 16. 10. :
Bern war Europas Druckzentrum
Seit 100 Jahren betreiben die Zeugen Jehovas in der Schweiz ein Landesbüro.
Ein 1925 errichteter Bau an der Berner Allmendstrasse ...

Offenbar betreiben einige Schweizer Zeitungen, was Online-Zugriffe anbelangt, eine besonders restriktive Politik. Das ist auch in Deutschland zu spüren. "Focus" etwa, hat sämtliche Online-Archiv-Zugriffe kostenpflichtig gemacht. Das war nicht immer so. Die Zeitungen die unbeschränkten kostenfreien Online-Zugang gewähren werden offenbar immer weniger.
Nachstehend noch eine Notiz inhaltlich ähnlicher Art aus dem St Galler Tagblatt, die derzeit noch Online zugänglich ist.
Offene Türen bei Zeugen Jehovas
Sirnach. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Industrieareals TWS öffnen die Zeugen Jehovas ihre Türen. Morgen Samstag und Sonntag, 27. und 28. September, kann die Zusammenkunftsstätte im TWS frei be- sichtigt werden. Aus aktuellem Anlass ist eine Ausstellung über das 100-jährige Bestehen der Zeugen Jehovas in der Schweiz zu sehen. Die Ausstellung beschreibt die Geschichte der Organisation der Zeugen Jehovas von der Entstehung im Jahr 1903 bis heute. Zusätzlich wird eine Video-Dokumentation über das weltweite Wirken und die religiöse Tätigkeit der Gemeinde gezeigt. Die Öffnungszeiten sind von 10 bis 17 Uhr.

Geschrieben von Drahbeck am 18. Oktober 2003 07:50:40:

Am Sonnabend, den 4. November 1989, konnte der aufmerksame Beobachter eine durchaus ungewöhnliche Notiz in der Ostberliner "Berliner Zeitung" lesen. Sie hatte die Überschrift: "Religionsgemeinschaft nach 38 Jahren wieder anerkannt". In der Substanz dreht es sich um die von Mary Baker Eddy gegründete sogenannte "Christliche Wissenschaft". Die war in der DDR im Jahre 1951 auch verboten worden.

Jener 4. 11. 89 war auch noch in anderer Hinsicht geschichtsträchtig. Auf dem Berliner Alexanderplatz fand eine Großkundgebung mit durchaus heterogen zu nennender Rednerliste statt. Das SED-Regime bereits angeschlagen, musste auch diese Demontage hinnehmen. Immerhin sollte es noch einige Tage dauern, bis zum 9. November, als die Ereignisse sich weiter überschlugen, mit der so nicht geplanten Maueröffnung. Aber die "Planungshoheit" hatte das SED-Regime ohnehin schon vorher verloren.

Nun mag man das eingangs genannte Beispiel den DDR-Wendewirren zuordnen. Meines Erachtens greift eine solche Interpretation zu kurz. Vergleicht man die harte DDR-Kirchenpolitik der 1950er Jahre, mit jener wie sie in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre praktiziert wurde, kann man den deutlichen Unterschied nicht verleugnen. Etwa die 1985 erfolgte Eröffnung eines Mormonentempels im sächsischen Freiberg. Etwa die Hofierung internationaler jüdischer Funktionäre durch die DDR (dabei schielend auf die Erreichung der wirtschaftlichen "Meistbegünstigungsklausel" durch die USA) und anderes mehr. Dies alles macht den grundsätzlichen "Regimewechsel" deutlich und zwar schon vor 1989. Auch die Zeugen Jehovas profitierten indirekt davon; indem der DDR-Staat es nunmehr unterließ, sie in Sachen Wehrdienstverweigerung einzusperren. Aber das war dann schon das "Ende der Fahnenstange" in Sachen Zeugen Jehovas. Weiteres sollte erst wirksam werden, als die SED unseligen Gedenkens, sich schon in "PdS" umbenannt hatte.

Noch eins. Vor Beginn der eben skizzierten Entwicklung, war die "westliche Sektenszene" kein "Thema" für die DDR-Publizistik; von wenigen Einzelfällen abgesehen. Etwa tagesaktuell begründete Zeitungsartikel; oder etwa die Publizistik des Helmut Obst.
Auch da gab es, so gesehen, im Jahre 1987 eine Neuerung. Abgesehen von dem schon genannten H. Obst, erschien in jenem Jahre auch erstmals ein Büchlein, dass zusammenfassend die Entwicklung darzustellen suchte, wie sie in der westlichen Publizistik seit Beginn der sogenannten "Jugendsekten"-Berichterstattung schon vielfach aufgegriffen worden war. Das Büchlein erschien im Verlag "Neues Leben"; ein Verlag der besonders die Jugend als Zielgruppe im Blickfeld hatte. Es handelte sich dabei um eine Übersetzung aus dem Russischen. Seinem Autor, Josef Lawrezki, war die westliche Publizistik zum Thema durchaus bekannt, die er dann inhaltlich auch vielfach mit aufnahm; allerdings auch eigene Akzente setzte.

Seiner Schrift gab er den Titel "Seelenfänger ohne Gnade"; was man ja im Hinblick auf die mit behandelten Moonies und Scientology und andere, nur bestätigen kann. Die Zeugen Jehovas waren dabei für ihn kein besonderes Thema. Es ging ihm primär um jene Gruppen, die nach ihnen noch gegründet wurden. Vielleicht mal zur Veranschaulichung ein paar Sätze daraus, mehr der grundsätzlicheren Art. (Nicht die Detailausführungen zu den einzelnen Gruppen) sondern seine grundsätzliche Wertung:

Waren im Mittelalter Sekten die einzig mögliche bewußte Form des Widerstandes - zuweilen trugen sie sogar, wie bei den Hussiten, revolutionären Charakter -, so sind die Sekten der spätkapitalistischen Zeit zwar noch Ausdruck des Protestes gegen Verfallserscheinungen der kapitalistischen Gesellschaft, entwickeln aber keine Widerstandskräfte mehr gegen diese Gesellschaft, von revolutionären ganz zu schweigen. Im Gegenteil, sie tragen zur Konsolidierung der bestehenden Gesellschaftsordnung bei, indem sie die Widerstandskräfte schwächen, vom Kampf ablenken, in die Illusion flüchten. Zwischen alten und neuen Sekten gibt es jedoch auch gewisse Gemeinsamkeiten.

Warum aber folgen Menschen unserer Tage solchen neu aufgetauchten Propheten und glauben aufrichtig an die von ihnen verkündeten "Wahrheiten"? Deshalb, antwortet "Stern", weil ihnen der Glaube die Bürde der rauhen und grauen Wirklichkeit erleichtert oder sogar abnimmt, weil er ihnen diese Wirklichkeit leichter erscheinen läßt. Weil er dem Leben einen tieferen Sinn gibt. Kurz mit den Worten von Siegmund Freud gesagt, weil der Glaube den Gläubigen mit angenehmen Illusionen erfüllt.

Nur der Glaube kann aus einem unscheinbaren, einsamen und mittelmäßigen Menschen einen von Gott Auserwählten, zum Beispiel einen "Zeugen Jehovas" machen, der mit seiner Zeitschrift "Der Wachtturm" an der Straßenecke stet und mit dem unerschütterlichen Glauben auf die vorbeieilenden Menschen blickt, daß er zu den wenigen gehört, die den herannahenden Weltuntergang ohne jeden Schaden überleben werden.

Wie die Geschichte beweist, entstehen neue Sekten immer dann, wenn das Land sozialökonomische und politische Erschütterungen erlebt, wenn der Boden, der alte Überzeugungen genährt hat, zerstört wird. So war es zum Beispiel in der Zeit von 1837 bis 1843, als die USA von einer ihrer ersten anhaltenden Industrie- und Finanzkrisen heimgesucht wurden. …

Geschrieben von Drahbeck am 20. Oktober 2003 10:01:39:

Als Antwort auf: Wie man zum "Auserwählten" wird geschrieben von Drahbeck am 18. Oktober 2003 07:50:40:

Wenn ich mir beispielsweise bei ebay, die Rekordpreise ansehe, die dort für Verschwörungstheoretische Literatur gezahlt werden, dann wird mir mit Verlaub gesagt, in der Magengegend flau. Indem solcher Schrott offenbar einen hohen Marktwert hat, wird zugleich deutlich. Nicht unbedingt in der Form konventionellen Christentums, oder der Zeugen Jehovas lebt Religion ungebrochen fort. Wohl aber auch im Spektrum vagabundierender Religiosität, die sich nicht organisatorisch fest bindet. Das kann man ja auch in der Ex-ZJ-Szene beobachten. Neue "feste" Bindungen scheuen etliche wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser. Aber unterhalb dieser Schwelle lebt religiöser Mystizismus ungebrochen bei ihnen fort.

Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dies "ändern" zu können. Gleichwohl kann ich es nicht verhehlen, diese Sachlage zu bedauern.
In dem schon genannten DDR-Verlag "Neues Leben" erschien im Jahre 1984 ein ähnliches Buch; dass auch diese Thematik ansprach. Andreas Gertler; Wolfgang Mattig "Stimmen aus dem Jenseits. Parapsychologie und Wissenschaft".

1793 wurde offiziell die letzte Hexe verbrannt. Aber ist damit wirklich die Ära finsteren menschlichen Aberglaubens beendet.wird gefragt.

Als Beispiel wird genannt, dass es weiterhin auch jüngere gibt, welche dem Wünschelrutenglauben anhängen.

gen noch darüber hinaus: Sie erklärten uns, daß sie regelmäßig bei der Erschließung von Bauland mit der Rute nach elektrischen Leitungen und Gasrohren suchten.

Geschichtlich zurückblickend, auch die SS Himmlers veranstaltete eigene Lehrgänge für Rutengänger.

Verwiesen wird auf die enormen Umsatzzahlen des Erich von Däniken.

Über zu grobe und ruchbar gewordene Lügen läßt er allmählich das Gras wachsen. Kann man es ihm verdenken? Was würde schließlich noch übrigbleiben vom "Däniken", wenn er die Fehler in seinen Büchern ausmerzte?
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