Geschrieben von Drahbeck am 19. September 2003 14:07:41:

Die WTG rühmt sich einer der Pioniere in Sachen Simultanübersetzung (ihrer Literatur) zu sein. Folgt man den Angaben in der (seinerzeitigen) Zeitschrift "Christliche Verantwortung", so war es der WTG auch möglich, die Rechte daran an den amerikanischen Computerriesen IBM gegen klingende Münze, zu verkaufen. Das alles liegt nun mittlerweile schon einige Jahre zurück. Die Entwicklung ist nachfolgend nicht stehen geblieben. Symptomatisch dafür ist auch. Wie das WTG-System MEPS aktuell war, gab es noch kein Windows 95, 98, ME oder XP. Da waren noch die Vorgängersysteme akut. Da war der "gut", der sich zur Computerbedienung umfangreiche kryptische Buchstaben und Ziffernkombinationen einprägen konnte; oder eben für einzelne Funktionen sich mit einer Unzahl von "Spickzetteln" versah.

Aber das Interesse an Simultanübersetzungen besteht ungebrochen weiter. Einige Institutionen lassen sich die Forschung und Entwicklung diesbezüglich auch eine Menge Geld kosten. Eine Institution die da namentlich auch genannt wird, ist das amerikanische Pentagon.
Das Interesse des Pentagons diesbezüglich besteht nicht erst seit heute. Man brauch nur daran zu denken, dass die Internettechnologie beispielsweise, ihre Anfänge in militärischen Sandkastenspielen und ihrer technischen Umsetzung hatten. Auch das Pentagon wird die seinerzeitige MEPS-Euphorie der WTG aufmerksam beobachtet haben, wenn nicht gar noch mehr, sie auch in sein Nutzungskalkül mit einbezogen haben. Das muss keinesfalls in direkter Form geschehen. Auch der Umweg über IBM ist eine der möglichen Optionen.

Eine neuere Abhandlung über den gegenwärtigen Stand dieser Simultanübersetzungstechnologie und ihrer Weiterentwicklung kann man auch einem interessanten "Spiegel"-Artikel entnehmen.

www.spiegel.de/spiegel/0,1518,265667,00.html

Geschrieben von Bin Leser am 23. September 2003 16:47:45:

Als Antwort auf: Simultanübersetzungen geschrieben von Drahbeck am 19. September 2003 14:07:41:

War MEPS ein "Simultanübersetzungsprogramm" oder ein "Fotosatzprogramm" um in verschiedenen Sprachen eine rasche Druckfertigkeit zu erreichen.
Das wäre schon ein Unterschied !!
BL

Geschrieben von D am 23. September 2003 19:24:48:

Als Antwort auf: Übersetzungsprogramm ?? geschrieben von Bin Leser am 23. September 2003 16:47:45:

Man wird wohl so sagen können. MEPS ist einerseits Fotosatzsystem, aber nicht nur. Die Komponente diverse verschiedene Sprachen zu beherrschen, ist gleichzeitig eine seiner wesentlichen Funktionen. Und mit der Einführung von MEPS gelang es der WTG ihre Veröffentlichungen zeitsynchron in den verschiedenen Sprachen herauszubringen. Davor etwa hinkte der deutsche WT bis zu drei Monate dem englischen hinterher. Anfang der 80er Jahre kam MEPS dann zum Einsatz.

Die CV vom Mai 1979 berichtete schon über eine Stippvisite des damaligen WTG-Funktionärs Lloyd Barry in Wiesbaden. Zitat:
"Dazu wurden mit dem größten kapitalistischen Computer-Konzern einzig dastehende Geschäftsabkommen getroffen, mit IBM-International, USA. IBM sei 'sehr daran interessiert, mit Jehovas Zeugen zusammenzuarbeiten" (LL. Barry, Brooklyn, November 1977 in Wiesbaden). IBM stellt die größte Computeranlage zur Verfügung, die es hierfür je gegeben hat, um einen gleichzeitigen Ausstoß der WTG-Zeitschriften in allen benötigten Sprachen zu gewährleisten. Das soll etwa 1980/81 beginnen. IBM-Leute steuern selbst diese Anlage,
wobei einige Brüder mithelfen dürfen. Dies sei das größte IBM-Versuchsunternehmen im Weltmaßstab, weil niemand anders einen derartigen Bedarf in über 100 Sprachen zugleich habe (LL. Barry)."

Die Erwachet!-Ausgabe vom 22. 7. 1984 brachte dann auch noch einen umfänglichen Bericht über MEPS. Aus diesem Artikel ein paar Auszüge:
MEPS - ein enormer Fortschritt in der Herstellung von Druckschriften
Eigentlich gibt es in der ganzen Welt keine Organisation, die besser in der Lage gewesen wäre, ein solches System zu entwickeln, als Jehovas Zeugen. Warum? Weil Jehovas Zeugen regelmäßig Druckschriften in mehr als 165 Sprachen übersetzen. Sie konnten somit von ihren eigenen Übersetzern die für die Herstellung von MEPS nötigen Sprachinformationen erhalten
Um diese Ziele zu erreichen, begann eine Arbeitsgruppe in Brooklyn mit ihrer Arbeit an einem System, zu dem eine IBM-Zentraleinheit, IBM-Terminals zur Texteingabe und eine Fotosetzmaschine der Firma Autologic gehörten. Etwa 160 km entfernt, begann auf der Wachtturm-Farm in der Nähe von Wallkill (New York) das andere Arbeitsteam mit der Entwicklung eines Systems namens MEPS, das im Eigenbau entstehen sollte.
Die Gruppe in Brooklyn entwickelte ausgezeichnete Programme oder Software, hauptsächlich mit Hilfe der IBM-Anlage oder -Hardware. IBM nannte dieses Programm später das "Integrated Publishing System" oder IPS.
Die Anlage wurde speziell für die Mehrsprachenanforderungen der Wachtturm-Verlagstätigkeit ausgelegt und hat eine ganze Menge sprachbedingter Besonderheiten, wie zum Beispiel eine völlig umschaltbare Tastatur . . . Außerdem ist der Vorrat an Schriftzeichen groß genug, um einmal Sprachen (wie Japanisch und Chinesisch) bewältigen zu können, in denen es Zehntausende von unterschiedlichen Schriftzeichen gibt.
Zur Bewältigung der endlosen Variationen in der Silbentrennung der Sprachen in aller Welt hat Wachtturm einen Fragebogen entwickelt, der an die Büros in den verschiedenen Ländern gesandt wird, damit die entsprechenden Regeln ermittelt werden können. Aufgrund des Fragebogens wird dann die richtige Kombination von Tabellen, Algorithmen und Ausnahmelexika für die betreffende Sprache erstellt. . . .
Dank des MEPS-Systems dauert es jetzt nicht mehr so lange, bis Publikationen in anderen Sprachen gedruckt werden können
Durch MEPS wird die Druckvorbereitung von Publikationen in vielen Sprachen wirklich erleichtert.

Geschrieben von Bin Leser am 24. September 2003 17:11:16:

Als Antwort auf: Re: Übersetzungsprogramm geschrieben von D am 23. September 2003 19:24:48:

Also es ist zu entnehmen, MEPS ist offenbar 'nur' ein Fotosatzsystem, da es die Arbeit den in jeder Sprache übersetzten Text zum Formatieren (Spalten, Seitenumbruch, Bilder eizubinden etc.) erheblich erleichtert und somit verkürzt. Wenn es offenbar nicht übersetzen kann, warum aber sollte das Pentagon an einem solchen WT-/ EW-Zeitschriften spezifischem System irgendein Interesse haben ???
Aber diese Anmerkung soll wohl dem unkundigen Leser zu der Schlußfolgerung verleiten: Einerseits gibt sich die WTG neutral, aber wenn es Bares ("..klingende Münze..") gibt, dann wird auch mit dem Pentagon -Umweg IBM- zusammengearbeitet. Der diskreditierende Zweck einer solchen Anmerkung ist aber leicht zu durchschauen, "...denn seine Anschläge sind uns nicht unbekannt"
BL

Geschrieben von Drahbeck am 24. September 2003 19:15:14:

Als Antwort auf: MEPS Fotosatzsystem (Übersetzungsprogramm ???) geschrieben von Bin Leser am 24. September 2003 17:11:16:

Die Ausgangsthese war doch wohl die, wenn man den "Spiegel"-Artikel gelesen hat.
Da hat ein Übersetzer, ein "Maschinenübersetzerprogramm" erfolgreich weiterentwickelt.
Weiter stellte das Magazin in diesem aktuellen Fall fest. Förderer und Interessent dabei ist das Pentagon.
Als Details konnte man beispielsweise lesen. Der Übersetzer hat seine Computerprogramme beispielsweise mit bereits vorhandenen Bibelübersetzungen "gefüttert", damit das Programm so eine möglichst breite Basis an Wörtern usw. besitzt.
Ähnliches tat schon das MEPS-Programm.

Im zitierten "Erwachet!"-Artikel war davon die Rede; die Zweigbüros sollen z. B. alle Regeln der einzelnen Sprachen in Sachen Silbentrennung usw. einreichen, damit die ins MEPS Programm "eingefüttert" werden könnten. Wenn also ein Programm erstellt wird, dass für mehrere Sprachen, wesentliche Elemente sammelt, koordiniert und nutzbar macht, dann kann man das meines Erachtens durchaus schon als eine Art Vorläuferprogramm des derzeitigem vom Pentagon geförderten ansehen. Natürlich ist die Entwicklung weitergegangen. In den 1980er gab es noch kein Windows z. B.. Da war unter anderem noch DOS oder noch archaischeres als Software "aktuell". Insofern kann man das MEPS von damals auch nicht als synchron zu den heutigen Übersetzungsprogrammen ansehen. Aber damals war es durchaus innovativ.

So innovativ das eine feste Zusammenarbeit mit IBM zustande kam.
Heute ist der Förderer des Maschinenübersetzungsprogrammes, wie journalistisch festgestellt, das Pentagon. Wie man die Rolle von IBM damals bewertet, nur wirtschaftlich? Ist eine andere Frage.

Es gab mal ein Zeitalter, das nannte man das Kolonialzeitalter. Da versuchten europäische Staaten beispielsweise den afrikanischen Kontinent unter sich aufzuteilen. Nur, der war nicht "unbewohnt". Die dortigen Bewohner machten denn alsbald eine Erfahrung. Die kam in einem geflügelten Satz zum Ausdruck.
"Früher hatten wir das Land - und ihr hattet die Bibel. Jetzt haben wir die Bibel - und ihr habt das Land".

Was will das besagen? Wohl auch dies. Missionsbestrebungen haben nicht selten auch eine politische Komponente. Hinter "frommen Worten", werden zugleich handfeste irdisch-materielle Interessen umgesetzt. Eines der neueren "Missionsunternehmungen" der bedeutenderen Art stellen auch Jehovas Zeugen dar. Jene, die es gelernt haben, auch nach den materiellen Hintergründen von Missionsbestrebungen zu fragen (Hegemoniebestrebungen) werden es sich nicht verbieten lassen, auch einzelne Details dabei misstrauisch. Wörtlich im misstrauischem Sinne zu werten.

Ist es jetzt erwiesen, das Pentagon ist in Sachen Übersetzungsprogramme derzeit aktiv, dann kann eine misstrauische Wertung durchaus zurückfragen. Und was war damals?
Bewiesen ist damit noch nichts. Bewiesen ist lediglich, die WTG und IBM haben zusammen gearbeitet. Und das darf man auch weiterhin berechtigt behaupten.

Es wäre an der WTG dafür zu sorgen, dass man ihr nicht mit Misstrauen begegnen würde. Diese Chance hat sie bis heute verspielt. Auch die "liebenswerte Großmutter" des Rotkäppchen erwies sich letztendlich als ein böser Wolf.

Geschrieben von Bin Leser am 25. September 2003 12:24:19:

Als Antwort auf: Re: MEPS Fotosatzsystem (bersetzungsprogramm ???) geschrieben von Drahbeck am 24. September 2003 19:15:14:

Es ist für jemand der sich neu mit einer Sache befasst (z.B. Kontakt zu JZ oder der WTG) völlig legitim ein gewisse Portion Misstrauen zu haben, (Beispiel in der Bibel: Beröer prüften nach, ob sich das was sie hörten auch tatsächlich so verhielt Apg 17:11). Aber nach und nach wird man zu der Überzeugung kommen, dass sich das völlig normale kritische Misstrauen in zunehmendes Vertrauen wandelt und schließlich man dem Anderen ganz Vertrauen wird. (2.Tim.3:14) Aber vieles hier gelesenes sucht förmlich nach Ansatzpunkten (Mat.22:15) mit der Frage: "Wo kann man Misstrauen wecken". Z.B. durch gezielte Falsch- bzw. Teilinformationen und daraus entsteht und ist gewollt, dass der Leser eine Schlussfolgerung (gewollt falsch oder als eine Halbwahrheit) zieht. Man kann sich selbst gemütlich auf die Position zurückziehen, ‚Es wurde ja nichts Unwahres behauptet'.
Aber man muss sich den berechtigten Vorwurf gefallen lassen, den anderen in seiner Schlussfolgerung geschickt manipuliert zu haben und sein Urteil beeinflußt zu haben, aber es entsteht nur ein VORURTEIL - dass es wieder abzubauen gilt, was aber erfahrungsgemäß schwieriger ist.
Vorgehen: Die WTG hat MEPS als Übersetzungsprogramm (so dargestellt ist es falsch) konzipiert. Hat die WTG bislang nicht schon mit IBM Kontakt gehabt ? Hat nicht das Pentagon immer Interesse an solchen Programmen ? Und ist nicht auf dem Umweg IBM auch das Pentagon Adressat ? Und gibt es nicht bar Cash dabei ? ["....Hinter "frommen Worten", werden zugleich handfeste irdisch-materielle Interessen umgesetzt. Eines der neueren "Missionsunternehmungen" der bedeutenderen Art stellen auch Jehovas Zeugen dar....] Und.. und.. und ???
Geschickte Verknüpfung von: Tatsachen, Falschdarstellungen, Rhetorik, Behauptungen etc. Jedenfalls erinnern mich die daraus geweckten Zweifel und zwangsläufig Schlussfolgerungen sehr an bekanntes Vorgehen "Hat Gott wirklich gesagt ...?" (1.Mo. 3:1) .
Das ist keine Sachkritik und kein kritisches Hinterfragen, sondern ein vorsätzliches Vorgehen um zu Schaden und den Kritisierten zu diskreditieren. Um bei dem Bild zu bleiben: Manch Kritisör gibt sich als ‚Schaf' ("will ja nur die armen Menschen vor der Sekte warnen") und beim genaueren Hinsehen entpuppt ER sich dann selbst als der ‚Wolf im Schafzpelz'.
BL

Geschrieben von D: am 25. September 2003 14:44:45:

Als Antwort auf: MEPS Fotoübersetzungssatzprogrammsystem - oder wie legitimiere ich Kritik ? geschrieben von Bin Leser am 25. September 2003 12:24:19:

Unabhängig davon wie man MEPS und ähnliches beurteilt, hat aus meiner Sicht die WTG schon aus vielerlei anderen Gründen ihre "Kreditwürdigkeit" endgültig verloren.

Luegenorganisation

Geschrieben von Drahbeck am 25. September 2003 17:41:10:

Als Antwort auf: Re: MEPS Fotoübersetzungs..... - oder wie gut sind meine Argumente ? geschrieben von Bin Leser am 25. September 2003 15:50:14:

"... Ob das beim tiefer denken Menschen Erfolg hat ??"
Wer bitte schön sollen die genannten tiefer Denkenden Menschen in der Praxis sein? In der Lesart von "Bin Leser" sehr wahrscheinlich Zeugen Jehovas. Dort insbesondere die Spezie "Kulturchristen". Kindertaufe gibt es zwar bei den Zeugen Jehovas nicht; sehr wohl aber ausgeklügelte "Abschottungsmechanismen" die zum gleichen Ziel hinführen. Der Züchtung von Traditionschristen, diesmal eben Made in Zeugen Jehovas. Denen stört jede kritische Bewertung der Geschichte ihrer Organisation. Kennen wir zur Genüge. Zum Beispiel die Abwiegelungen in Sachen 1975 (im Nachhinein). Das waren doch in der Lesart der "Kulturchristen" nur ganz wenige. Im übrigen seien sie doch selbst schuld. Die Organisation - das heilige Pferd - indes sei "nie schuld".

Solche Einstellungen kennt man auch andernorts. Noch 1989 war es glaube ich, da gab ein gewisser Erich Honecker den markigen Spruch von sich: "Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf". Aufgehalten haben ihn dann letztendlich ein "paar"
Demonstranten bei Montagsdemonstrationen in Leipzig. Und ein "paar" Botschaftsbesetzer in Ländern außerhalb der DDR. Die haben sich offenbar von der "klugen" Erkenntnis des Herrn Honecker nicht sonderlich beeindrucken lassen.

Die Kulturchristen stehen in meiner Sicht auf einer ähnlichen Position wie der zitierte E.H.
Ich denke mal, es wird da auch keinen Konsens geben. Der Untertitel dieser Webseite besagt:
"An der Frage der Geschichtsschreibung scheiden sich die Geister". Es steht dem "Bin Leser" und Geistesverwandten natürlich frei, auch ihre Version von Geschichtsschreibung ins Netz zu stellen. Es gibt in der Tat Meinungen und Positionen, wo es nie zu einem Konsens kommen wird. Die Entscheidung wird letztendlich so oder so die Geschichte einmal fällen. Nicht heute und morgen; der Staat des Herrn E. H. Bestand auch ein rundes halbes Jahrhundert. Indes aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Geschrieben von
Gerd am 22. September 2003 12:49:23:

Als Antwort auf: Der Fall Walter Voigt geschrieben von D. am 22. September 2003 06:53:00: Korrekturvorschläge:

Die Stadt in Osttirol heißt: Lienz (plus "e")

Ein Bruder "Lötzsch" war zur Zeit Voigts unbekannt, auch heute wahrscheinlich in Brooklyn. Die Männer die ihm im Wiener Bethel zusetzten, waren 2 von der Zentrale in USA gesandte Amis, Turner und Templeton mit Namen.

Als Voigt in meiner Abteilung tätig war, bemühte sich ein Kreisaufseher mit Namen Gerrit LÖSCH um ihn, damit er wieder in die Hürde der WTG zurückkommen solle.

Ich habe selbst einen 5-Seiten umfassenden handschriftlichen Brief vom damaligen WTG-Präsidenten Knorr gelesen, in dem dieser die Familie Voigt förmlich anflehte, wieder ins Bethel zurück zu kehren. Sie könnten dort ihren Lebensabend verbringen und wären zu nichts verpflichtet. Das Ehepaar lehnte höflich ab.

Als Walter Voigt an Darmkrebs starb, hatte ich das Vorrecht die Begräbnisansprache zu halten, er war Jahrgang 1898. Seine Witwe wurde vor einigen Jahren von den ZJ ausgeschlossen, nachdem sie im Seniorenheim von ZJ-Ältesten besucht wurde. Einer davon berichtete mir am 6. September dieses Jahres, er (Emil) ist inzwischen auch von der WTG weg (und schreibt bei "Infolink-Forum" manchmal sporadisch mit), dass sie damals auf Elsi Voigt "angesetzt" wurden. Nach entsprechenden Befragungen, gab sie entsprechende Antworten und das berechtigte den Ausschluss. Was Emil besonders auffiel, war bei den Besuchen bei Elsi, wie sehr sie bibelmäßig beschlagen war. Sie lebt noch und ist 93-jährig.

Gerd

Geschrieben von Drahbeck am 22. September 2003 14:39:03:

Als Antwort auf: Re: Der Fall Walter Voigt geschrieben von Gerd am 22. September 2003 12:49:23:

Danke für die ergänzenden Korrekturen, lieber Gerd, die jetzt eingearbeitet wurden.
Bei der Durchsicht der WTG-Messenger-Ausgaben von 1931, mit dem dortigen Voigt-Bericht erschien es mir angebracht das einmal zu thematisieren.

Geschrieben von Gerd am 22. September 2003 17:29:46:

Als Antwort auf: Re: Der Fall Walter Voigt geschrieben von Drahbeck am 22. September 2003 14:39:03:

Ok, lieber Drahbeck! Ergänzungen:

Walter E. Voigt (in Deutschland geboren) ließ sich als Jüngling im Jahre 1916 von den Bibelforschern taufen. Missioniert wurde er im deutschen Wilhelmshaven von einem Matrosen dessen Schiff im Hafen angelegt hatte. Der Matrose nutzte seinen Landurlaub für die Mission.

Voigt, hat damals (1917 oder 1918) von sich aus (!), den Militärdienst verweigert und marschierte ins Gefängnis. Er wurde bei Besuchen der Bibelforscher im Gefängnis bedrängt doch einzurücken, denn er brächte die WT-Leute nur in Verruf, war die Argumentation. Damals war das Einrücken in den 1. Weltkrieg die normale Handlungsweise der WT-Anhänger.

Im Jahr 1936 besuchte ihn Präsident Rutherford in Wien. Da erinnerte er sich, dass ihn R. speziell nach Hitler ausfragte, der im Nachbarland ja schon Reichskanzler war. Er wollte alle Details über ihn wissen. Auf die Frage Voigts, warum ihn das so interessiere, meinte R. nur "ich glaube nämlich Hitler ist die Erfüllung von 'Gog'" (Hes. 38).

Voigt erwartete damals einen entsprechenden WT-Artikel mit dieser "prophetischen" Erfüllung, aber Rutherford scheinte es sich überlegt zu haben.

Als mir Voigt Walter im Büro genau gegenüber saß, blickte er eines Tages mich an und schüttelte den Kopf. Auf meine fragende Miene hin, meinte er nur schmunzelnd: "Und dich wollte ich unbedingt zu einem Kreisdiener machen und nun bin ich froh, dass du immer abgelehnt hast."

Er hatte oft sein Bedauern geäußert, dass er so lange gebraucht hat, bis ihm der Knopf bezüglich WTG als falscher Prophet aufgegangen ist...

Grüße!
Gerd

Geschrieben von Drahbeck am 22. September 2003 19:22:29:

Als Antwort auf: Re: Der Fall Walter Voigt geschrieben von Gerd am 22. September 2003 17:29:46:

Danke auch für diese Ergänzungen.

Demnächst in Vorbereitung, so denn alles "klappt".
Voraussichtlich noch eine Notiz meinerseits zum zweiten Wilting-Buch.
Eine sehr merkwürdige Angelegenheit.

Als die erste Auflage davon herauskam wurde sie auch im Online-Katalog der Deutschen Bücherei angezeigt, mit der zusätzlichen Anmerkung "noch nicht eingegangen". Die erste Auflage ist auch dort nie eingegangen. Ich hatte sie seinerzeit versucht übr die Webseite des Verlages IKS auch für mich zu bestellen. Ergebnis- und resonanzlos. Nicht mal eine Rückantwort wurde man für "würdig" befunden. Später, nachdem sie im Verzeichnis der Buchhändlervereinigung erschien, versucht über eine Buchhandlung zu bestellen. Gleichfalls ohne Ergebnis.

Dann bin ich vor einigen Wochen erneut "hellhörig" geworden. Der Online-Katalog der Deutschen Bücherei verzeichnete die zweite, ergänzte Auflage davon. Zuerst auch als noch nicht eingegangen; dann aber als vorhanden und im Bestand eingestellt.

Meine Reaktion darauf, erneut über die Webseite des IKS-Verlages bestellt. Wieder das gleiche den Kunden verhöhnende "Nirwana"-Ergebnis. Da nun mal dort bestellt, habe ich vierzehn Tage ergebnislos gewartet. Aber noch immer erscheint der Titel im Verzeiichnis der Buchhändlervereinigung. Dort ist aber nach wie vor nur die erste Auflage verzeichnet.

Nach den vierzehn Tagen habe ich dann eine andere Buchhandlung in der Sache beautragt. Heute erreicht mich deren eMail. Das Buch wird in den Versand gegeben.
Ich weiss zwar immer noch nicht, was ich denn nun geliefert bekommen soll. Die erste oder die zweite Auflage. Laße mich also überraschen. Negativerfahrungen dieser Art hat übrigens auch Amazon.de gemacht. Die weist diesen Titel auch in ihren Katalogen weiterhin als nicht lieferbar aus.

Geschrieben von Drahbeck am 24. September 2003 06:42:47:

Als Antwort auf: Re: Der Fall Wilting geschrieben von Drahbeck am 22. September 2003 19:22:29:

Was kommt "nach" den Zeugen Jehovas? Das ist eine Frage die viele umtreibt. So auch Joseph Wilting aus Norwegen, dessen Lebensbiographie durch vier Jahrzehnte Mitgliedschaft bei den Zeugen Jehovas geprägt war. In seinem ersten Buch "Das Reich das nicht kam" hat er sich und anderen darüber Rechenschaft abgelegt.
Als 1986 seine Zeugen Jehovas-Phase endgültig beendet war, fasste er den Entschluss weiterhin einer christlichen Gemeinschaft angehören zu wollen. Dies ist in der Tat durch seine Biographie erklärbar. Vier Lebensjahrzehnte "steckt" man nicht so einfach weg, als hätte es sie nie gegeben. Das wirkt weiter. So auch im Falle Wilting.
Seine Grundsatzentscheidung war gefällt. Es stellte sich nur noch die Frage ihrer praktischen Ausgestaltung.

Da kam ihm zugute in seiner Nachbarschaft freundlichen Menschen zu begegnen, die einer Art Freikirche angehören. Den sogenannten "Smith'schen Freunden". Hierzulande nicht so sehr bekannt. Gleichwohl in Norwegen so an die 7.000 an der Zahl. Dort fand er und seine Familie einen ersten Neuanschluss. Besonders beeindruckte ihn die Herzlichkeit mit der er in diesen Kreisen aufgenommen wurde. Das war doch die "Saite seiner Seele", die ihn besonders ansprach. Tief beeindruckt war er auch durch tätige, kostenfreie (wenn auch nicht kostenlose) Nachbarschaftshilfe. Er zieht den Vergleich. In diesem Umfang hat er ähnliches nicht bei den Zeugen Jehovas kennengelernt. Wer sich dort verausgabt tut es für die WTG. In der Regel jedoch nicht für seine Mitchristen in seinem unmittelbarem Umfeld.
Das wäre es dann doch gewesen könnte man meinen. Nun hat er doch das gefunden was er im tiefsten Inneren schon zu Zeugen Jehovas-Zeiten gesucht; aber da doch nicht so recht gefunden hatte. Aber wie das so mit "kostenlos"-Angeboten ist. Letztendlich "umsonst" sind sie nicht. Ein "versteckter" Preis wird allemal fällig. Das sollte auch Wilting noch erfahren.

Der Preis hieß im Falle dieser "Freikirche": "Nur wir." "Nur wir sind die wahren Christen". Das kannte Wilting schon aus ZJ-Tagen. Er hätte sich nun dieser Anforderung unterordnen können. Es so halten wie die anderen "Smith'schen Freunde" streng autoritär auf deren Führung ausgerichtet zu sein. Ja sie fast anzubeten. Zumindest sie jedenfalls mehr zu zitieren bei allen passenden oder unpassenden Gelegenheiten, als etwa die Bibel.
Hätte Wilting es geschafft, diese "Kröte" herunterzuschlucken; wäre wohl alles gut. Er wäre wohl fest integriert in diese Gemeinschaft aufgenommen gewesen.

Der Chronist indes hat festzustellen: Wilting hat es nicht geschafft. Er ist dort an dieser Klippe gescheitert. In Wiltings eigenen Worten:
"Nach und nach wurde ich mit anderen Smiths Freunden bekannt. Der Glaube und die Aufrichtigkeit, besonders der Menschen an der Basis, machte einen großen Eindruck auf Jellie (seine Frau) und mich. Was uns nach dem Bruch mit den Zeugen Jehovas half, war zum Teil der Kontakt mit diesen aufrichtigen Menschen. Wir wurden von der Liebe und Zuwendung, die wir erfuhren, überwältigt. Bei unserer Suche nach einer geistigen Gemeinschaft machten wir sowohl positive Erfahrungen mit den FREUNDEN als auch solche, die uns veranlaßten, nach und nach Abstand zu nehmen.... Ich erlebte auch eine 'kontrollorientierte Leiterschaft' … die großen Wert auf Untertänigkeit und Gehorsam gegenüber den Leitern der Bewegung legte.
In Ansprachen und Gesprächen mit Smiths Freunden werden diese großen Leiter ständig zitiert …"

Einmal ist keinmal, sagte sich wohl auch Wilting. Es fällt schon mal auf, dass er bei seiner "Suche" besonders jene Formen des Christentums nicht in die nähere Betrachtung einbezog, die andere vielleicht als liberal oder meinetwegen auch verweltlicht bezeichnen. Die waren für ihn "kein Thema". Da er mit den Smith'schen Freunden doch wohl nicht so recht glücklich geworden war, versuchte er es als nächstes mit pfingstlerisch orientierten Gruppen. Auch hierbei beeindruckte ihn wiederum die Herzlichkeit, mit der auch dort potentiellen Neuzugängen begegnet wird. Angesprochen hat ihn weiter, dass im Vergleich zur "trocken rationalen" Zeugenreligion dort auch besonders der Bereich des Emotionalen weit größeren Stellenwert findet. Etwa im Gesang und vielem anderem mehr. Auch damit hätte Wilting leben können. Er war auch dazu willens. Trotzdem klappte es letztendlich auch diesmal nicht so recht.

"Du musst ein Baby sein", fordert eine bestimmte Religionsgemeinschaft, die bei Wilting zwar namentlich nicht vorkommt. Aber in der Tendenz sehr wohl. Hätte er das geschafft, dann hätte es diesmal geklappt. Nüchtern hat man festzustellen. Wilting hat es nicht geschafft. In seinen eigenen Worten liest sich das so:
"Leider habe ich erfahren müssen, daß viele Kirchen und Gemeinden eine Denkweise eindringen ließen, die darauf hinausläuft, daß lehrmäßige Auseinandersetzungen fehl am Platz sind. Im Namen des 'Friedens' und der 'Einheit' müsse man nämlich aufpassen, daß man nicht streitsüchtig, diskussionssüchtig und polemisch werde, sagen einige. Andere wiederum sagen: 'Ich bin mit dir einig in dem was du sagst, aber nicht darin, daß du es sagst. Du wirst Wellen schlagen und die Menschen aufscheuchen. Dies wird in der Kirche und in der Gemeinde Probleme verursachen.' Manche haben mir sogar gedroht, Gott werde es mir schon zeigen, als ich mich gegen bestimmte Ansichten des pfingstlerischen oder charismatischen Milieus wandte."

In der Nach-ZJ-Zeit sind viele Weichenstellungen möglich. Eine davon, bewusst weiter Christ sein zu wollen. Gerade bei vielen freikirchlichen Christen ohne ZJ-Trauma zeigt es sich, dass sie besonders dem erlebten Gemeinschaftsgefühl einen hohen Stellenwert beimessen. Auch für von den Zeugen Jehovas Kommende ist das vielfach ein sie besonders ansprechender Aspekt. Wer die Entscheidung trifft, dies sei das wesentliche, diesem Kriterium muss auch meine Nach-ZJ-Zeit entsprechen, wird in nicht seltenen Fällen in eine ähnliche Entscheidungssituation wie Wilting hineingeraten. In Deutschland wird er dabei wohl kaum auf "Smith'sche Freunde"; sehr wohl aber auf etliche andere Freikirchen oder Freikirchenähnliche Gemeinschaften stoßen. Lässt er sich auf sie ein, wird ihn früher oder später auch die Frage einholen: "Schaffe ich es wieder nur ein Baby zu sein"? Ich fürchte indes für etliche dieses Genres, die da liberale Varianten meinen grundsätzlich ausschließen zu sollen. Sie werden ähnliche Erfahrungen wie Wilting sammeln. Sie haben jetzt - sofern sie denn "wollen" - zumindest die Chance das schon mal vorher "durchzuchecken", was sie denn ihre Entscheidungsoption letztendlich kosten wird. Das zweite Wilting-Buch bietet eine gute Möglichkeit dazu.

Wilting seinerseits zog sich nach einigen Erfahrungen vorgenannter Art zeitweilig auf die Position zurück, eine Art "Individualchrist" nunmehr sein zu wollen. Anders formuliert. Christ ohne feste - de jure - Organisationsbindung. Dies mag in seinem Fall, biographisch erklär- und verstehbar sein. Letztendlich beantwortet es aber nicht die Frage: Was wählt denn der, der da meint eines organisatorischen Korsetts weiterhin zu bedürfen? Wilting's Wahl wurde geschildert; und auch hinzugefügt, dass von seinem Ansatz her sich eine gewisse Zwangsläufigkeit ergab. Es muss gestattet sein auch darauf hinzuweisen, dass ein anderer Ansatz, nicht unbedingt in die fundamentalistische Ecke führen muss, wie sie hier offenbar vorliegt.

Auch dies blieb nicht seine letzte Entscheidung. Die ist wohl in seiner Aussage auf S. 301 zu sehen, es nunmehr - spät - auch mal mit den "Großkirchen" zu versuchen.
Zitat: "Vielleicht ist die Norwegische Kirche für ehemalige Sektenmitglieder besonders günstig, denn sie ist geräumig und wenig kontrollierend und vermindert das Risiko, daß traumatische Erlebnisse aktiviert werden. Hingegen legen manche freien Gemeinden größeren Wert auf lehrmäßige, gefühlsmäßige und soziale Verhältnisse, Erscheinungen, die für sich allein nicht negativ sein müssen, die aber für ehemalige Sektenmitglieder problematisch sein können."

Eines wird man wohl auch noch sagen können. Dieses Buch kann nicht nur für den Umkreis Zeugen Jehovas interessant sein. Es ist es gleichermaßen, wenn nicht gar noch größer; auch für den Bereich Pfingstbewegung, Charismatiker und ähnliches. Die Zeugen Jehovas sind von den Großkirchen vielfach geächtet. Die Pfingstler hingegen nicht. Pfingstler und Großkirchen sind sich zwar auch nicht "grün". Aber dennoch duldet man sich gegenseitig, verschweigt schamhaft was nicht zu verschweigen eigentlich angesagt wäre. In diesem Punkt macht Wilting das "Spiel" nicht mit. Letztendlich kommen auch die Pfingstler und Verwandte in seinem Buch nicht gut weg. Und ich meine, im Gegensatz zu den großkirchlichen "Schönrednern". Wilting legt hier berechtigt den Finger in eine Wunde!

Ergänzend noch. Der Übersetzer dieses Buches aus dem Norwegischen hat in seiner Familie auch einen Fall mit Bezüglichkeit zu den "Smith'schen Freunden". Er ist da ähnlich Betroffener wie manche Familienangehörige, die sich auch außerstande sehen, den Zeugen Jehovas-Glauben anzunehmen. Die Merkmale religiösen Totalitarismus wiederholen sich eben in vielgestaltiger Form. Aus dem zweiten Wilting-Buch hat er daher auch ein Kapitel Online gestellt, das speziell die "Smith'schen Freunde" abhandelt.

Geschrieben von D. am 25. September 2003 07:47:44:

Als Antwort auf: Wehrdienst geschrieben von D. am 19. April 2003 16:22:27:

In der Literatur gelesen.
1962 - 1989 bestand auch in der DDR die allgemeine Wehrpflicht. Ab 1964 gab es die Möglichkeit eines vorgeblichen "Ersatzdienstes" als "Bausoldat", der aber in keiner Weise mit den bundesrepublikanischen Optionen diesbezüglich vergleichbar ist. Überwiegend Mitglieder der "Großkirchen" oder auch Freikirchler nutzen die Bausoldaten-Version.
Der überwiegende Teil der "Totalverweigerer" bestand auch in der DDR aus Zeugen Jehovas, die in der Regel auch gerichtlich dafür verurteilt wurden. D. beziffert ihren Anteil auf 91%. Insgesamt wurde die Zahl der Wehrdienstverweigerer in der DDR im genannten Zeitraum auf 3144 beziffert.
Noch eine Besonderheit gilt es zu benennen. Ab 1985 wurden die Zeugen Jehovas in Sachen Wehrdienst planmäßig "vergessen". Sie erhielten keine Einberufungen mehr und wurden in dieser Sache auch nicht mehr gerichtlich belangt. Das äußert sich denn auch in den ab diesem Zeitpunkt rapide sinkenden absoluten Zahlen. Sie veranschaulicht auch die Grafik.

Geschrieben von D. am 25. September 2003 10:30:38:

Als Antwort auf: Re: Wehrdienst geschrieben von B am 25. September 2003 10:16:58:

>Schlussfolgerung bzw. Umkehrschluss:
>Bei den Wehrdienstverweigerern der DDR handelte es sich um ZJ?
Zu 91 % Zeugen, meint Herr D.

Geschrieben von Drahbeck am 30. April 2003 10:16:30:

Als Antwort auf: Re: Deutschland auf dem Wege zum Gottesstaat <4751.htm> geschrieben von Drahbeck am 30.
April 2003 08:53:30:

Wolfgang Thierse; seines Zeichens Bundestagspräsident, Vorzeigekatholik und Vorzeige-Ostdeutscher in der SPD hat im Jahre 2000 als Herausgeber ein Buch veröffentlicht mit dem programmatischen Titel: "Religion ist keine Privatsache".
Zur Würdigung dieses Titels muss man wissen, dass es eine geschichtliche Phase in der SPD gab, wo die Parole Religion ist zur Privatsache zu erklären akut war. Das will nun Thierse (siehe obiges) umgedreht verstanden wissen.
Es ist Thierse zu konzedieren, dass er mit dieser Position innerhalb seiner Partei nicht auf "einsamen" Posten steht (traurig genug). Bei der Lektüre der bei Thierse versammelten Autoren, etwa des Peter Glotz und seiner aalglatten "Argumentation" in Sachen katholischer Fakultät an der Universität Erfurt, kommt mir mit Verlaub gesagt, das kotzen an.

Es ist nur hochtraurig, dass man ja wohl die CDU nicht als "Alternative" diesbezüglich ansehen kann. Und was die kirchenpolitische Sprecherin bei den Grünen anbelangt, so kann ich auch bei der nur meinen Kommentar bezüglich Glotz wiederholen.

Man kann eigentlich gar nicht soviel essen, wie man angesichts dessen kotzen möchte!

Geschrieben von Drahbeck am 01. Mai 2003 11:05:03:

Als Antwort auf: Re: Deutschland auf dem Wege zum Gottesstaat <4752.htm> geschrieben von Drahbeck am 30.
April 2003 10:16:30:

Zu der Zeit, wo es in der Traditionspartei SPD noch keinen Bundestagspräsidenten namens Wolfgang Thierse gab (weil der da noch gar nicht geboren war). Zu der Zeit wehte in der SPD allerdings in Sachen Religionsfragen ein "anderer Wind".
Ein Beispiel dafür auch das zweibändige Werk von Emil Rosenow das im Berliner sozialdemokratischen "Vorwärts"-Verlag erschien. Etwa terminlich ums Jahr 1910.
Da schrieb Rosenow beispielsweise die Sätze:
"Die sozialistische Gleichheitsgesellschaft wird auch erst die ökonomischen Vorbedingungen für die Beseitigung der religiösen Mystik schaffen, ohne die alle Aufklärungsarbeit keinen Erfolg verspricht. Sie wird das soziale Elend ausrotten, unter dessen seelischem Zwange noch heute breite Schichten der in Unwissenheit Dahinlebenden in die Sphäre des Jenseitsglaubens flüchten."

Schon diese Sätze kann man nicht unkommentiert stehen lassen. Fakt ist. Von einer "Gleichheitsgesellschaft" sind wir global gesehen, weiter denn je entfernt. Fakt ist weiter. Das auch die heutige SPD dieses Ziel schon längst begraben hat. Aber darin hat Rosenow sicherlich recht, wenn er auch von ökonomischen Vorbedingungen für die Beseitigung
religiöser Mystik redet. Und wenn er weiter davon redet, dass ohne die alle Aufklärungsarbeit keinen Erfolg verspricht. Das soziale Spannungen eben auch ihr Ventil im Jenseitsglauben finden.

Breiter Konsens der heute politisch Tätigen ist dabei offenbar. Na, dann lasst sie doch an ihr Jenseits oder Harmagedon glauben. Das erspart uns doch eine riesige Menge an Kärrnerarbeit. Dumme muss es immer geben; damit es diejenigen die sich nicht als auch dazu gehörend ansehen, besser gehen kann und vor allem ihre Privilegien nicht angetastet werden. Insofern ist Religion, auch die der Zeugen Jehovas, sehr wohl "staatserhaltend" zur Sicherung
jener Zustände, die den Betuchten als die ihren Interessen entsprechend ansehen.

Es ist nicht erkennbar, dass sich das in absehhbarer Zeit ändern würde. Erkennbar hingegen ist dass der Religions-Privilegierungsweg weiter ausgebaut bzw. nicht angetastet wird.

Rosenow lasst sein zweibändiges Buch "Wider die Pfaffenherrschaft" mit dem Satz ausklingen. "Die größte Lehre der Geschichte ist aber die, daß kein 'Gott', wie seine herrschgierigen 'Stellvertreter' behaupten, die Menschheit erlösen kann, sondern daß die Menschheit in unermüdlichen Ringen sich selbst erlösen muß!"

Im Verlauf seiner Geschichtsdarstellung kommt Rosenow auch auf den Fall Servet zu sprechen. Das war ein Leugner der Dreieinigkeitslehre. Er landete auf dem Scheiterhaufen.
Dazu mal ein wörtliches Zitat: "Im Jahre 1553 endlich ließ Servet jenes Werk erscheinen, das ihn dem Tod in die Arme liefern sollte: 'Die Wiederherstellung des Christentums'. In diesem Werke goß er in geistreicher Form seinen ätzenden Spott über die Lehrmeinungen Calvins aus. Auch seine rationalistischen Auffassungen über das Christentum und die Dreieinigkeit
legte er in dem Werke von neuem nieder.
Das Erscheinen dieses Buches entflammte den Haß Calvins zur verzehrenden Glut. Durch eine Mittelsperson unter den französischen Flüchtlingen in Genf ließ er Servet als den Verfasser des unter einem Pseudonym erschienenen Buches der katholischen Inquisition in Lyon denunzieren. Der Inquisitionsrichter Ory eröffnete das Verfahren gegen Servet, aber es lagen keine Beweise für seine Verfasserschaft vor. Da durchsuchte Calvin seine Briefe, die er
seinerzeit von Servet erhalten hatte, und schickte diejenigen, in denen dieser die Dreieinigkeitslehre in derselben Form bekämpfte wie in seinem letzten Buche, als Beweismaterial an den katholischen Ketzerrichter!" Rosenow weilt nicht mehr unter den Lebenden. Würde er es sein und würde er auch heute der Partei SPD angehören. Ich fürchte für ihn. Er würde sich dort in der Rolle des Servet wiederfinden und Thierse in der Rolle des
Calvin

Geschrieben von Drahbeck am 29. September 2003 21:20:40:

Als Antwort auf: Mein Beitrag zu den Zeugen Jehovas geschrieben von Christian N. am 29. September 2003 18:40:28:

Der Titel der Webseite, in der auch dieses Forum integriert ist, lautet "Geschichte der Zeugen Jehovas". Mit anderen Worten, geschichtliche Fakten sind hier nicht zum Status "Bedeutungslosigkeit" degradiert, wie manche Kultur- oder Traditionschristen, auch Made in Zeugen Jehovas, dies so gerne hätten. Schön, 23 Jahre jung, da macht man sich vielleicht weiter keine Gedanken über das was vordem mal war. Z. B., das diese Organisation sehr wohl gewissen Daten zufieberte. Etwa 1914, 1925, 1975 und anderem mehr.

Nicht nur zufieberte, sondern auch die dem Glaubenden damit vereinnahmte. Beispielsweise bei der in etlichen Staaten durchaus akuten Wehrdienstfrage, aufgrund sogenannt "vorgelagerter Gewissensentscheidung", Gruppendruckmäßig durchsetzte. Bei der Alternative: Wehrersatzdienst (auch wen im Krankenhaus beispielsweise) darf nicht gemacht werden (vor 1996). Es ist die Variante Gefängnis zu "wählen". Nach 1996, im Zusammenhang mit der Bestrebung in Deutschland unbedingt KdöR werden zu wollen - da war es dann plötzlich erlaubt. Die Opfer von damals durften sich dann noch "erfreuen", in einem Wachtturmartikel bezüglich ihres tatsächlichen Opfers verhöhnt zu werden.

Das alles und noch viel mehr, möchte man heute nicht wahrhaben. Und da werden dann auch ein paar unbedarfte Lobredner an die Front geschickt. Deren These lautet: Es gäbe doch nur "Friede, Freude, Eierkuchen" bei den ZJ, wie man dies ja hier auch wieder mal registrieren konnte.

Spricht man etwa das Thema 1975 an; dann meinen die heute 23jährigen. Was soll's. Da hab ich ja noch gar nicht gelebt. Das stimmt wohl. Aber auch die heute 23jährigen werden eines Tages, na sagen wir mal 63jährig sein. Und so ging es auch denen die damals 1925 zufieberten.
Da, 1925 waren sie dreiundzwanzigjährig. Dann führte sie diese Organisation in die Konfrontation mit dem Naziregime. Die Hoffnung, von der Organisation geschürt, das Ende des zweiten Weltkrieges würde dann mit Harmagedon identisch sein, erwies sich wieder als eine Seifenblase. KZ erlebte so mancher. Sofern er überlebte und das Pech hatte im Osten Deutschlands zu leben, das ganze dann gar zweimal.

Das alles wollen die heute 23jährigen nicht so gerne hören. Weil sie meinen völlig unhistorisch durchs Leben schlittern zu können, wie ihre Vorgängergenerationen, die da ebenso schon betrogen wurden und betrogen später ins Grab gesunken sind.

Wer da meint, an dieser Stelle das große Loblied der WTG-Organisation singen zu können, dem muss allerdings gesagt werden. Er wird hier Widerspruch ernten!
Zum Thema 1975 siehe beispielsweise auch:

1975

Eine Meldung über den ehemalige zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilten Balsam-Finanzmanager, Klaus Schlienkamp

Nach Luftgeschäften (49 Banken wurden betrogen) brach die Firma zusammen. Gesamtschaden: 2,5 Milliarden Mark
www.rietz.de/neu/medienberichte/balsam/schlienkamp_freien_fuss.html
Siehe auch:
home.t-online.de/home/janvi/zocker/zocker1.htm

Geschrieben von D. am 27. September 2003 15:42:31:

Als Antwort auf: Re: Märchenstunde geschrieben von David am 27. September 2003 15:16:10:

" Ich frag mich jedoch wenn jemand richtig Mist gebaut hat, und nicht ausgeschlossen wurde, was habt ihr dann gemacht? Aja stimmt ja, ihr seid alle freiwillig gegangen, da ihr nach 30Jahren die schlechtigkeit und heuchelei nicht mehr ertragen habt. Komisch ist dann nur warum ihr dann 30Jahre so was mitgemacht habt. Ihr müßt ja eigentlich auch so lange ganz pöse pöse Purschen gewesen sein."

Sicherlich gibt es etliche die waren drei oder vier Jahrzehnte dabei. Manche haben nach diesen langen Jahren dann auch einen detaillierten Bericht darüber vorgelegt; weshalb und warum dass so war. Z. B. Joseph Wilting.

Liest man Wiltings's beide Bücher ergibt sich allerdings; dass passt nicht so recht zusammen mit den Vorurteilen der David's und Co. Da kann man nur sagen: Selber lesen macht schlau.

Und dann gibt es auch nicht wenige, die haben eine "Kindertaufe Made in Zeugen Jehovas" hinter sich. Natürlich nicht im buchstäblichen Sinne, sondern so, dass sie auf das Raster ZJ indoktriniert wurden von Kindheit an.

Davon waren keineswegs "alle" 30 Jahre dabei, bevor sie Schluß machten. Das Leben ist eben weit vielgestaltiger als wie die Fantasie der David's und Co sich das manchmal so vorstellt.
Geschrieben von
B am 27. September 2003 15:07:40:

Als Antwort auf: Märchenstunde geschrieben von Drahbeck am 27. September 2003 08:53:58:

Hier gibt es diverse Berichte:

Hinweis: Die Dateien sind nur mit einem bestimmten Programm zu lesen:
Envoy Viewer
Die meisten der nachfolgenden Online-Bücher liegen im Corel Envoy-Format vor. Um diese Bücher formatgerecht mit allen Bildern und Grafiken anzuzeigen, muss zunächst der Envoy-Viewer heruntergeladen und auf dem Rechner installiert werden. Damit lassen sich die Bücher anzeigen und ausdrucken.
Die vorliegende Version läuft mit Windows 3.1/95/98/2000

www.infolink-net.de/soft/vsetup16.exe

Und hier die Informationen:

Zeugen Jehovas und die Presse

Immer wieder wird von der Wachtturm-Organisation behauptet, Jehovas Zeugen seien eine "reine Organisation". Die folgenden Zeitungsartikelgeben ein anderes Bild. Neben reinen Darstellungen der Organisation oder Artikeln, die ZJ als Opfer von Kriminalität zeigen, nehmen den meisten Raum Artikel ein, die von kriminell gewordenen Zeugen handeln. Zwar wird solchen Zeugen im allgemeinen sehr schnell die Gemeinschaft entzogen, doch das ändert nichts an der Tatsache, daß diese Menschen kriminell wurden, als sie noch Zeugen waren.

1. Teil (Envoy)
www.infolink-net.de/docs/lit/press01.evy

2. Teil (Envoy)www.infolink-net.de/docs/lit/press02.evy

3. Teil (Envoy)www.infolink-net.de/docs/lit/press03.evy

Lügen vor Gericht, Unehrlichkeit, Zitatenverfälschung und -mißbrauch durch die Zeugen Jehovas

www.infolink-net.de/docs/lit/kriegsfuehrung1

Geschrieben von Drahbeck am 26. September 2003 14:56:54:

Als Antwort auf: Re: Wer hilft mir mein Buch zu schreiben über Ex-Zeugen Jehovas geschrieben von David am 26. September 2003 13:30:48:

Nach eigener Auskunft gehört er auch zu denen, die schon mal einen WTG-Gemeinschaftsentzug hinter sich haben. Seine jetzige Webseite bezeichnet er als die "Nr. 4" seit 1998. Eine Justizvollstreckungsanstalt hat er auch nach eigener Auskunft auch schon mal von innen gesehen. In diesem Zusammenhang rühmt er die Zeugen, die ihm wohl bei der Sozialisation wieder behilflich waren. Nach seiner Wiederaufnahme bei den Zeugen konnte er erfahren, dass einige dort ob seiner wohl langen Haartracht nicht sonderlich glücklich sind. In einem diesbezüglichen Disput stellte er einen Angreifer wohl vor die Alternative: Wenn euch das nicht passt, dann müsst er mich eben rausschmeißen. Das hatten die Zeugen schon einmal getan. Jetzt zögerten sie, und zogen es vor den Rückzieher zu machen. Er kann also einen Sieg für sich verbuchen.

Ach ja, da macht er schon seit geraumer Zeit mächtig Reklame bezüglich "Enthüllungen" die er da über kritische Webseiten zum Zeugenthema zu bringen gedenkt. Am meisten "enthüllend" ist wohl der Zeitraum, den er da zwischen Ankündigung und tatsächlicher Realisierung benötigt.

Immerhin scheint es, offeriert er in "Witzform" verpackt da schon so "einiges". Unter anderem kann man bei ihm den flotten Spruch lesen:

"Manni Gephart stellt sein neues Buch vor 'Die original Briefe zwischen Adolf Hitler und der WTG', die Manni höchstpersöhnlich gefunden und geschrieben hat."

Nun ja, liest man solche Art von "Enthüllung" ist man zugegebenermaßen etwas platt. Da gab es doch tatsächlich mal einen Herrn Kujau, der machte ein großes "Geschäft". Er verkaufte der Redaktion des "Stern" sogenannte Hitlertagebücher; und der "Stern", dem nichts "Sensationelles" unwillkommen ist, hat sie dann auch prompt abgedruckt. Pech nur für Herrn Kujau und den "Stern", dass sie damit letztendlich einen Bauchklatscher machten.
Offenbar hat unser Enthüller von eigenen Gnaden wohl jetzt ähnliches in Sachen "original Briefe zwischen Adolf Hitler und der WTG" entdeckt. Er sonnt sich schon darin nunmehr der zweite Kujau-Entlarver zu werden. Pech für ihn nur, dass er bisher jeglichen Beweis dafür schuldig geblieben ist.
Aber da er ja so stramm auf der WTG-Linie segelt, wird es ihm nicht unbekannt sein, dass es für die WTG ein besonderes Buhmann-Buch aus dem Jahre 1970 gibt. Da ist in der tat auch einiges in Sachen WTG und Hitlerfaschismus enthalten. Unter anderem auch einige thematische Faksimiles. Um dem vermeintlichen Enthüller, seine sicherlich sehr anstrengende Arbeit etwas zu erleichtern; nachstehend mal einige der Faksimiles. Keineswegs "vollständig" Und zum Detailverständnis wäre schon die Lektüre genannten Buches ratsam. Es geht jetzt also nicht um eine Referierung des Komplexes WTG und Hitlerdeutschland. Es geht nur darum dem "Enthüller" mal ein paar Anhaltspunkte frei Haus zu liefern, damit er denn weiß, wo er da weiterarbeiten kann. Er hat jetzt also ausreichend Stoff, aus seinen unbewiesenen Behauptungen, mal handfeste Beweise zu fabrizieren. Siehe bezüglich der Faksimiles den nachfolgenden Link.

UDok

Geschrieben von Drahbeck am 12. Oktober 2003 09:45:51:

Als Antwort auf: Der Enthüller geschrieben von Drahbeck am 26. September 2003 14:56:54:

Da gibt es jetzt einen, der in seiner unendlichen Weisheit wohl zu deren Erlangung, die "Weisheit mit Löffel gegessen hat". Derart gestärkt verkündet er selbst gestellte Fragen und beantwortet sie dann auch "passenderweise" gleich. Er gibt zwar vor, das Historiker seine Form der Fragenbeantwortung stützen würden. Trotz seiner "unendlichen Weisheit" ist es ihm aber nicht möglich, auch dafür einen überzeugenden Quellenbeleg mit vorzulegen.

Seine Frage lautet:
"Ist es wahr das Zeugen Jehovas mit den Nazis symphatisierten?"
Da Jehovas Zeugen von den Nazis auch in die Konzentrationslager gesperrt wurden, ist für ihn somit das Thema "abgehakt". Man muss ihm allerdings vorhalten, dass seine Geschichtskenntnisse offenbar auf dem Niveau von "Lieschen Müller vom Lande" stehen geblieben sind.

Wer sich ernsthaft mit der Geschichte der Zeugen Jehovas im Naziregime auseinandergesetzt hat, der differenziert, zwischen 1933 und den Jahren danach.
Im Jahre 1933 gab es in der Tat einige bedenkliche Fakten zu registrieren.
Um es einmal mit den Worten des Historikers Detlef G. zu sagen, der bezüglich der Berlin-Wilmersdorfer Erklärung vom 25. 6. 1933 in seinem Standardwerk (3. Aufl. S. 105) ausführte:

"War … bis zu diesem Punkt (die Erklärung) noch von dem Bemühen um Richtigstellung geprägt, so zeigten die folgenden Sätze, wie weit man der herrschenden Sprachregelung Rechnung zu tragen bereit war:
'Das Anglo-Amerikanische Weltreich ist die größte und bedrückendste Herrschaft auf Erden. […]Es sind die Handelsjuden des Britisch-Amerikanischen Weltreiches, die das Großgeschäft aufgebaut und benutzt haben als ein Mittel der Ausbeutung und der Bedrückung vieler Völker.'

Nunmehr zeigte sich, daß der Anpassungskurs das bisherige religiöse Selbstverständnis nicht unbeschädigt ließ, es vielmehr in seiner Substanz berührte: Wer sich mit derartigen Einlassungen in ein besseres Licht bei den Mächtigen der 'alten Welt' zu stellen beabsichtigte, hatte den selbst erklärten Standpunkt der 'Neutralität' weit hinter sich gelassen. Politisches Kalkül - und nichts anderes - bestimmte die Diktion, wenn keine drei Monate nach dem Boykott jüdischer Geschäfte in Deutschland antijüdische Töne angeschlagen wurden."

Und bezüglich Rutherford's Schwenk, die vormalige prozionistische Orientierung, als Morgengabe an die Nazis aufzugeben, äußert G. weiter:
"Fortan hielt auch in den Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas ein gewisser religiöser Antijudaismus Einzug, der in Rutherfords Reden und Schriften zuweilen mit religiösen Verwerfungen einherging. In dieser Frage zeigte seine Argumentation nunmehr Ähnlichkeit mit der in den großen Kirchen damals ebenfalls vorherrschenden antijüdischen Sichtweise, etwa wenn er 1932 in der Schrift 'Prophezeiung' feststellte, daß die Juden deshalb gewaltsam aus Palästina vertrieben worden seien, 'weil sie Christus Jesus, den geliebten und gesalbten König Jehovas, verwarfen'. Und weiter: 'Bis zum heutigen Tage haben die Juden die von ihren Vorvätern begangene Missetat nicht bereit.'"
Anbiederung

Geschrieben von D. am 27. September 2003 19:17:11:

Notiert.
Fernsehsendung (Sender Phönix) über das Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde.
Der erste Anlaufpunkt von DDR-Flüchtlingen in Westberlin (Zeit vor 1989).
Standardmäßig dort Befragung durch fünf Geheimdienste (vier der westlichen Alliierten und des westdeutschen Verfassungsschutz). Laut Auskunft eines solchen Leiters (nannte sich "Sichtungsdienst", der Amerikaner) wurden bei allen fünf Diensten im Prinzip die gleichen Fragen gestellt. Eine Frage z. B.. Können Sie etwas mitteilen was für den Westen wichtig zu wissen wäre?

Es sei zeitlich unmöglich gewesen, alle fünf Sichtungen an einem Tag zu absolvieren. Das zog sich über mehrere Tage hin. Und letztendlich wurden dann die Aussagen vor den fünf Diensten, miteinander verglichen, ob sich da eventuelle Widersprüche usw. feststellen ließen.
Nicht jeder, der diese Prozedur durchmachte erhielt allerdings auch die Anerkennung als politischer Flüchtling. Die so Abgewiesenen bekamen lediglich eine "Duldung". In der Praxis bedeutete dass keine wesentliche behördliche Unterstützung, etwa in Sachen Wohnung, in Sachen Arbeit. Sie waren faktisch zu Sozialhilfeempfänger degradiert, und mussten versuchen wie weiland Münchhausen sich selbst aus dem Sumpf herauszuziehen, was nicht jeder schaffte.

Indes dürften wohl die Chancen für die Zeugen Jehovas unter den Flüchtlingen, was die politische Anerkennung betrifft, verhältnismäßig gut gewesen sein.
Aber auch für sie galt: Sichtung durch die fünf Geheimdienste. Die haben sicherlich nicht bloß aus "langer Weile" gesichtet. Die verfolgten politische Ziele. Und so mancher ist dann zum IM Made in Westen geworden.

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