Geschrieben von Drahbeck am 02. Januar 2005 03:16:55:

In der „Wachtturm"-Ausgabe vom Januar 1945 mit abgedruckt, die Ansprache des WTG-Präsidenten Knorr vom 23. 6. 1943, vor den Absolventen des ersten fünfmonatigen Lehrganges der Missionarschule "Gilead". Ziemlich am Schluss die Anmerkung von Knorr, dass die besondere Zielstellung darin bestehe, dass möglichst alle Absolventen zur "gegebenen Zeit" in fremde Länder eingesetzt werden sollten. Die Option das schon im Jahre 1943 tun zu können, waren eingeschränkt. Aber man plante schon im voraus. Wenn sich die politische Großwetterlage geändert haben würde, sofort mit der Missionar-Kolonisierung anderer Länder beginnen zu können, wo dies bisher noch nicht so möglich war.
Und damit die Kolonisatoren für den "American way of Life" denn auch die "rechte" innere Motivation für ihren zukünftigen Weg hätten, gab ihnen Knorr noch mit auf den Weg:
"Wir befinden uns jetzt im Strome der Zeit an dem Punkte, da es möglich, ja sogar ziemlich wahrscheinlich ist, daß ihr alle, wenn ihr treu, wahr und vor dem Herrn standhaft bleibt, sehen werdet, wie sich Gottes Verheißung an jenen treuen Menschen der alten Zeit erfüllt ... Der vor euch liegende Weg mag lang und schwer sein. Wir sind sicher, daß er schwer sein wird, aber es mag sein, daß er nicht allzu lang wird! ... denn wir leben jetzt in den 'letzten Tagen', und das endgültige Ende ist nicht mehr fern. ..."

Geschrieben von Drahbeck am 03. Januar 2005 03:59:02:

Als Antwort auf: WT Januar 1945 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Januar 2005 03:16:55:

Die Ausgabe des "Trost" vom 1. 1. 1945 macht schon im Titelbild mit dem "Mene tekel upharsim"-Spruch auf, dessen neuzeitliche Erfüllung man wieder nahe wähnt. Und man meint dabei drohend verkünden zu können:
„Aber nicht nur für solche Übertreter und Verächter des ewigen Bundes erscheint die Flammenschrift an der Wand. Sie wird ebenfalls flammen für jene, die in Stolz und Überheblichkeit eine Weltfriedensorganisation schaffen werden, ohne sich um das göttliche Programm zu kümmern."

Nicht nur nach außen werden Drohungen ausgesprochen. Auch nach innen. Ein Beleg dafür auch die Rubrik "Fragenbeantwortung" in dieser Ausgabe. In ihr liest man auch:
"Kann eine Mutter, die guten Willens ist, sich freuen, auf der Erde fortzuleben, wenn ihre Angehörigen nicht an ein solches Fortleben glauben ..."
"Trost" antwortet dazu:

"Wer es vorzieht, die Gemeinschaft mit Feinden oder Verächtern des Königreiches der Gerechtigkeit zu pflegen, statt mit ihnen zu brechen, ist nach diesem Wort nicht wert, auf der neuen Erde zu leben."

Geschrieben von Drahbeck am 16. Januar 2005 00:55:04:

Als Antwort auf: Re: Trost" 1. 1. 1945 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 03. Januar 2005 03:59:02:

In einem Rückblick liest man in der Ausgabe vom 15. 1. 1945 des "Trost":
"'Millionen jetzt Lebender werden niemals sterben'. Diese Botschaft, daß Millionen jetzt auf Erden Lebender nie mehr von der Fläche des Erdbodens weggerafft werden sollen, wurde am Sonntag, 24. Februar 1918, in Los Angeles, Kalifornien, zum ersten Male proklamiert. Diese Proklamation wurde mit Erstaunen und Zweifel aufgenommen. Danach wurde die öffentliche Verkündigung dieser Botschaft über die 'Millionen Menschen' mehr als zwei Jahre lang aufgehalten"

(weil wesentliche Teile der WTG-Führung verhaftet worden waren. Nicht wegen "dieser" Verkündigung. Aber weil der USA-Staat damals befand. Die konterkarieren unsere für angemessen befundene Politik im Weltkrieg. Und das können wir nicht hinnehmen).

Weiter schreibt "Trost": "Worauf sie im Jahre 1920 wieder aufgenommen, und im September jenes Jahres kam ein Büchlein heraus, 128 Seiten stark und betitelt 'Millionen jetzt Lebender werden niemals sterben'. Die in 31 Sprachen in Umlauf gesetzten Exemplare liefen in die Millionen. Auch begann man diesen Titel bald auf der ganzen Erde als Thema bei öffentlichen Vorträgen zu benutzen."

Rückblickend hat man festzustellen, die "Millionen"-Verkündigung war es, die besonders im vom Kriege gebeutelten Deutschland, Menschen in die Arme der WTG trieb. Vor dem Ersten Weltkrieg waren die Bibelforscher hierzulande eine mikroskopisch kaum wahrnehmbare Sekte. Durch diese Verkündigung und Publicity wurden sie erst "Thema". Nicht das "die" Deutschen nun in "Scharen" zu den Bibelforschern strömten. Das war weiterhin nicht der Fall. Aber ein ganz bestimmter Bevölkerungsausschnitt, namentlich solche mit religiöser Sozialisation. Dort wiederum die, zu den "weltlich Gebeutelten" zählten, fand sich durch diese Verkündigung durchaus angesprochen.

Im Jahre 1945 konnte man ja noch der guten Meinung sein: "Warten wir's mal ab". Das wird sich noch erfüllen, so wie angekündigt. Heute indes können das nur noch die Supereinfaltspinsel unter den Einfaltspinsel für bare Münze nehmen.
Gleichwohl schon damals und auch heute war es so. Wunschdenken verdrängt die Realität.
Eine kritische Wertung jener "Millionen"-Verkündigung findet selbstredend in dieser "Trost"-Ausgabe nicht statt.

Aber ungewollt liefert auch diese Ausgabe eine Antwort. Wie üblich wird der Zeigefinger auf die religiöse Konkurrenz gerichtet, der man sich "haushoch überlegen" fühlt. Wahrnehmend dort sind genau solche Einfaltspinsel wie bei uns versammelt, attackiert man mal deren These "Dank der göttlichen Vorsehung". Und da gibt man dann als Antwort darauf eine These zum besten, mit der man sich letztendlich selbst gerichtet hat.
"Trost" schreibt:

"Menschen sind um so eher geneigt, glückliche und unglückliche Zufälle dem direkten Eingreifen Gottes zuzuschreiben, je religiöser sie sind. Wer einem bösen Anschlag entrinnt, schreibt sein 'Glück' gern dem Umstand zu, daß er die besondere Gunst des Himmels oder der Vorsehung genieße. Fast allen Menschen schmeichelt es, sich als Günstling des Himmels der staunenden Umwelt zeigen zu können. In Wirklichkeit aber hat Gott meistens nichts damit zu tun."

Geschrieben von Raimund am 03. Januar 2005 05:50:42:

Als Antwort auf: Re: Trost" 1. 1. 1945 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 03. Januar 2005 03:59:02:

"Trost" antwortet dazu:
"Wer es vorzieht, die Gemeinschaft mit Feinden oder Verächtern des Königreiches der Gerechtigkeit zu pflegen, statt mit ihnen zu brechen, ist nach diesem Wort nicht wert, auf der neuen Erde zu leben."

Nach welchem oder wessen "Wort"? Können Sie uns das bitte noch mal im Gesamtzusammenhang erklären? Ich bin sicher, dass das wichtig ist.
Geschrieben von Drahbeck am 03. Januar 2005 06:20:00:

Als Antwort auf: Re: Trost" 1. 1. 1945 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Raimund am 03. Januar 2005 05:50:42:

Der Gesamtzusammenhang ist Bibelauslegung "Made in WTG".
Siehe nachstehend die entsprechende Originalseite.

Geschrieben von Drahbeck am 04. Januar 2005 17:47:06:

Als Antwort auf: Re: Trost" 1. 1. 1945 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Raimund am 04. Januar 2005 16:11:53:

Ich denke mal, werter Raimund, da kommen wir auf keinen gemeinsamen Nenner. Aber das dürfte auch vorher schon klar gewesen sein.

Man kann die Bibel so - oder auch anders auslegen. Man könnte zum Beispiel das Jesuswort heranziehen (sinngemäß) „Richtet nicht .. Mit dem Maß wie ihr messt wird euch gemessen werden".

Das aber genau tut die WTG nicht. Sie stellt sich eher auf den Standpunkt, den sie schon mal in ihrer WT-Ausgabe vom 15. 1. 53 zu Papier brachte. Auch die Fragenbeantwortung im genannten „Trost" liegt auf dieser Ebene.

Wachtturm vom 15. 1. 1953

Geschrieben von Mumpitz am 02. Januar 2005 15:32:21:

Als Antwort auf: WT Januar 1945 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Januar 2005 03:16:55:

"Einige dachten" ... es sei ganz nahe. Natürlich nicht der Sklave selbst, den Gott oder Christus (wer denn nun ??)richtig instruierten. Also nur einige ..

Und wenn sie nicht gestorben sind, lügen sie sich auch heute noch weiter durch die Zeiten. Nun ja, Knorr und Konsorten sind schon lange gestorben, aber ihre Irrtümer haben sich verselbständigt und sind zu Lügen und zum Lebensinhalt der heutigen ZJ geworden.

Geschrieben von Drahbeck am 20. Januar 2005 04:31:26:

Als Antwort auf: Re: Trost" 1. 1. 1945 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 03. Januar 2005 06:20:00:

Gelesen in der CV 177 (April 1984) (die demzufolge auch für den Wahrheitsgehalt ihrer nachfolgender Aussage verantwortlich ist.) Gezeichnet ist der fragliche Artikel mit D. P. Was wohl für Dieter Pape stehen soll. Auch die gesamte übrige Diktion des Artikels macht deutlich, dass dieser Artikel wohl tatsächlich von genannten Pape stammt. Das der in der DDR-Zeugen Jehovas-Politik eine herausgehobene Rolle spielte, dass weiß auch die WTG. Insofern ist mit Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die nachfolgende Passage ein hohes Maß an Authentizität besitzt. Ergänzend sei auch auf die „Trost"-Ausgabe vom 1. 1. 1945 und den „Wachtturm" vom 15. 1. 1953 hingewiesen, mit ihrer in der Substanz ähnlichen Aussage. Weiter ist festzustellen: Ein zeitgenössisches Dementi der Familie P. dazu liegt bisher nicht vor.
Zitat:

Eine Erfahrung:
Die Frau von Willy P.. WTG-Ostbüro Wiesbaden, zur Errettung eigener Kinder:
Man müßte sich ihnen gegenüber so stark machen, um über sie hinwegzugehen, sollten sie in Harmagedon als Leichen daliegen.

Geschrieben von Bauer am 20. Januar 2005 08:16:34:

Als Antwort auf: Re: über Leichen gehen geschrieben von Drahbeck am 20. Januar 2005 04:31:26:

Das ist aber in diesem Sinne sicherlich der Tenor unter Zeugen Jehovas.
Ungläubige Kinder....
... in Hamagedon werden sie getötet.
... nur die Kleinen haben den Nutzen vom Glauben der Eltern
... mit 14 sind sie eigenverantwortlich

wenn dann Harmagedon kommt ...

Ja da müssen die Eltern eben rüber.

Also wird wohl kein Dementi kommen. Und wenn, es ist schnell vergessen - aber die ZJ-Denke dürfte bleiben ...

Geschrieben von Drahbeck am 01. Januar 2005 03:42:44:

In zwei Punkten meint der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 1. 1955 sich von der religiösen Konkurrenz absetzen zu sollen. Pikant dabei auch, dass der eine Punkt sogar die eigene Organisation betraf. So wie man es zu Russells Zeiten hielt, dass will der „Wachtturm" nicht länger gelten lassen. Und in der Tat hatte Rutherford da bedeutsame Veränderungen herbeigeführt. Ob zum „besseren", das allerdings bleibt nach wie vor fraglich. Sicherlich zum besseren für die Organisationsegoistischen Ziele der WTG. Zu Zeiten Russells war es in der Tat noch nicht absehbar, dass daraus mal eine Organisation von „Klinkenputzern" werden würde. Das hat in der tat, Rutherford mit Nachdruck durchgesetzt. Die alten Russelliten hingegen hofften immer noch „gen Himmel" zu fahren. Wenn es 1914 noch nicht klappte, dann eben „später". „Später - wann ist das" fragte mal ein Schlagerliedchen vor etlichen Jährchen. Aber lassen wir letzteres.

Für die Russelliten war es klar, für ihre beabsichtigte „Himmelfahrt" müssen sie sich sozusagen als „Eintrittskarte" würdig erweisen. Um dieses „würdig erweisen" drehte sich ihr ganzes Trachten und Handeln. Damit aber konnte Rutherford nebst Nachfolger nicht rechtes anfangen. Denn ein „Klinkenputzer" braucht in der Tat ein anderes „Profil" und Eigenschaften. Man wird Rutherford bescheinigen müssen, dass es ihm gelang - durchaus unter organisatorischen Verlusten - diesen Wandel noch zu seinen Lebzeiten durchzusetzen. Seine Nachfolger konnten sich da schon „ins gemachte Nest" setzen; respektive dieses neue System im Detail weiter ausbauen, ohne die grundlegende Arbeit dafür noch leisten zu müssen. Die hatte für sie bereits Rutherford erledigt. Aber auch Rutherford's Nachfolger mussten bei der Rückschau durchaus zugeben: Es sah in ihrer Organisation nicht immer so aus, wie in der Gegenwart. Einem solchen Rückblick begegnet man auch in der genannten WT-Ausgabe. Durchaus im Hinblick auf die eigene Organisation liest man darin auch die Sätze:
„In jenen früheren Jahren wurde dem Thema der Entwicklung der 'Früchte und Gnaden des Geistes', wie es allgemein genannt wurde, viel Aufmerksamkeit geschenkt. Mit Galater 5:22, 23 als Grundlage war es ein Lieblingsthema für viele Ansprachen und wurde oft in Form eines Symposiums (einer Ansprache, an der mehrere Redner beteiligt sind) behandelt. Beständig aber wollte man dabei zeigen, wie jeder einzelne gemäß den Richtlinien der 'Charakterentwicklung' die verschiedenen Eigenschaften in sich entwickeln müsse, die der Apostel einzeln aufführt. In der Tat legten einige die damals in der Wahrheit waren, so viel Nachdruck auf die hervorragende Bedeutung der Entwicklung dieser Dinge und verstiegen sich dabei so weit, daß sie sich selbst eine viel zu große Aufmerksamkeit zollten. Jede kleine Erfahrung oder jeder kleine Umstand wurde so angesehen, als spiele er eine gewisse Rolle im Erproben und Entwickeln des Charakters. In vielen Fällen führte es dazu, daß die Betreffenden auf sich selbst eingestellt und egoistisch wurden, natürlich nur in bescheidener Weise. In anderen Worten, man könnte sagen, daß sie überreif wurden und vom Stamme fielen."
Meinte jedenfalls der WT. Aus der Sicht jener, die diesen Wandel persönlich hautnah miterlebten, sah dass in der Wortwahl etwas anders aus. Als diesbezügliches Dokument ist dabei besonders aus das Buch von William Schnell „Dreissig Jahre Sklave des Wachtturms" hinzuweisen, der diesen Wandel im Detail beschreibt.

Beim Blick auf die religiöse Konkurrenz stellt der „Wachtturm" fest, dass man andernorts andere Prioritäten setzt. Mit einer solchen anderen Prioritätensetzung versucht auch die genannte WT-Ausgabe sich auseinanderzusetzen. Und zwar unter der Artikelüberschrift: „Sind Glaubensheilungen biblisch?" Wie man unschwer erraten kann, verneint der „Wachtturm" das. Aber auch er kommt an dem Umstand nicht vorbei, dass Teile der religiösen Konkurrenz eben das, was er verneint, im besonderen Maße auf ihre Fahnen geschrieben haben. Und so sieht er sich denn unter anderem genötigt auszuführen:
„Das Interesse an Glaubensheilungen nimmt in der ganzen Welt zu. In den Vereinigten Staaten haben Glaubensheiler Abend um Abend gedrängt volle Säle und veranstalten Radio- und Fernsehprogramme. Eine Zeitschrift, die sich mit Glaubensheilungen befaßt, rühmt sich, mehr als eine Viertelmillion Leser zu haben. Die Londoner 'New Chronicle' vom 21. Mai 1954 spricht von fünfzig schottischen Geistlichen, die Glaubensheilungen vollziehen, und sagt, daß sich diese Tätigkeit 'in Schottland ausbreite'. Ferner wurde laut der Zeitschrift 'Time' vom 17. Mai 1954 anläßlich einer Tagung von Wissenschaftlern in Südfrankreich vorgebracht, daß es in Frankreich mehr 'nicht anerkannte' Heiler gebe als Ärzte mit Patent, und zwar 48.000 im Vergleich zu 42.000, und daß auch in Deutschland die Glaubensheilungen zunehmen.

Ferner ist die Zahl der Ausüber der Christlichen Wissenschaft im zunehmen, die behaupten, die Menschen von ihren Übeln heilen zu können, da diese nach ihrer Behauptung nur im Gemüt existierten. Auch darf die zunehmende Zahl Wunder nicht übersehen werden, die man in der ganzen Welt römisch-katholischen Schreinen zumißt. An erster Stelle davon und am genauesten dokumentiert scheinen jene in Lourdes, Frankreich, zu sein. Laut Berichten seien selbst Hunde geheilt worden."

Der WT meint sich nun auf die Linie festlegen zu sollen, dass jene Wunder, von denen im Bbelbericht die Rede ist, zeitbedingt, zur Stützung der neuen Religion Christentum erfolgten. Jedoch nicht als Dauerzustand vorgesehen gewesen seien, zumal sich ja das Christentum dann etablierte, und daher dieser „Hilfskrücken" als etablierte Organisation, nicht mehr zwangsläufig bedurfte. Andererseits will er die Wunder im Urchristentum durchaus wörtlich verstanden wissen, und setzt sich gegen Auffassungen zur Wehr, welche dieses wörtliche Verständnis in Frage stellen. Ein Beispiel für diese Auffassung ist auch sein Votum:
„In Anbetracht der Dinge, die der Mensch hinsichtlich der Wirkung des Gemüts auf den Körper kennenlernt, schreiben einige die in der Bibel berichteten Heilungen diesen psychosomatischen Beziehungen zu. Alle aber, die Jesu Äußerung an Gott, 'Dein Wort ist Wahrheit', glauben, können eine solche Erklärung nicht annehmen, denn durch die ganze Bibel hindurch wird klar gezeigt, daß jene Heilungen Kundgebungen der Macht Gottes waren."

Weiter meint der WT:
„Da wir die 'Glaubensheilungen' der Neuzeit nicht der Macht Gottes zuschreiben können, wie können wir sie denn erklären? Vor allem laßt uns beachten, daß in vergangenen Jahren vieles gelernt worden ist, was die Beziehungen zwischen Leib und Geist betrifft, und gewisse Fachkenner sind der Ansicht, daß etwa ein Drittel aller Krankheiten im Sinn entsteht, ein Drittel im Körper und ein Drittel durch die Verbindung beider. In dem Maße, in dem ein Leiden durch Faktoren des Geistes oder Gemüts verursacht worden ist, in dem Maße könnte es leicht auf eine 'Glaubensheilung' reagieren. Es ist überdies wohlbekannt, daß der Geist eine große Macht über den Leib hat, wie die Bibel es auch anzeigt: 'Ein fröhliches Herz bringt gute Besserung, aber ein zerschlagener Geist vertrocknet das Gebein.' …

Was aber ist von jenen Heilungen zu sagen, die nicht auf diese Weise erklärt werden können? Schon die Tatsache an sich, daß Gott 'nicht parteiisch' ist, schließt den Gedanken aus, daß sie von ihm gewirkt werden, denn wir sehen, wie viele böse Menschen sich guter Gesundheit erfreuen, und daß viele aufrichtige Christen wegen schwacher Gesundheit leiden. So müssen wir uns denn anderswo nach einer Erklärung umsehen. Wo denn?
Es wird uns gesagt, daß 'Satan selbst sich fortwährend in einen Engel des Lichts verwandle', ferner, daß seine Werkzeuge Zeichen und Wunder vollzögen, 'um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen'."

Und mit dieser Interpretation ist dann für den WT das Thema im wesentlichen „abgehakt".

Geschrieben von Drahbeck am 08. Januar 2005 02:15:28:

Als Antwort auf: 1. 1. 1955 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Januar 2005 03:42:44:

Die „Entzauberung" der Religion kann sich in vielerlei Formen bemerkbar machen. Für gewisse Leute ist der Ausspruch des Astronomen Laplace, dem Napoleon gegenüber ein Sakrileg. Demnach soll Napoleon Laplace gefragt haben, warum in seinem System Gott nicht vorkomme. Worauf letzterer antwortete: „Sir, ich bedurfte dieser Hypothese nicht."
Man vergleiche dazu auch
members.vol.at/roemer/1999/roe_9912.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Laplace
Gelegentlich begegnet man Elementen der Religions-Entzauberung selbst in der Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Erwachet!". So in ihrer Ausgabe vom 8. 1. 1955. Dort kam „Erwachet!" auf die sogenannte „Psychoanalyse" zu sprechen. Es müht sich dabei einen relativ neutralen Standpunkt zum Thema einzunehmen. Diese beabsichtigte Neutralität sei in diesem Fall nicht grundsätzlich in Abrede gestellt. Indes hat die mit dem Namen Sigmund Freud verbundene Angelegenheit noch einen anderen Aspekt. Über den wurde schon mal ausgeführt:
„Wenn schon das Wort Neurosen gefallen ist, dann bietet es sich an, in seinem Zusammenhang auch den Namen Siegmund Freud mit zu nennen.
Bis heute als Überblicksdarstellung noch immer beachtlich, ist das von dem Jesuiten Karl-Heinz Weger herausgegebene Buch "Religionskritik von der Aufklärung bis zur Gegenwart". Weger stellt darin laut Untertitel 93 Autoren etwas näher vor, im Rahmen obiger Thematik. Unter ihm eben auch Siegmund Freud (1856 - 1939).
Daraus mal ein paar Sätze aus der Darstellung von Weger über Freud:
"Grundlegend für Freud's Religionskritik ist der Begriff 'Verdrängung', weil Freud Religion und Neurose gleichsetzen wird, die Neurose aber ohne den Prozeß der Verdrängung nicht verstanden werden kann … Der neurotische Mensch verliert eine realitätsgerechte Leistung´s- und Genußfähigkeit, da ihm eine 'Ersatzlösung' 'gelingt', für die er allerdings einen teuren Preis zahlt: u. a. ein übermäßiges Angstgefühl, ein unbewußtes Schuldgefühl und das damit verbundene Verlangen nach Selbstbestrafung, was Alfred Adler so formuliert: 'Der Neurotiker läuft ständig seinen eigenen Ohrfeigen nach.' …
Kennzeichnend für die Neurose ist nach Freud die Tatsache, daß der Neurotiker die harte Wirklichkeit der Welt, die Realität, nicht so annehmen will, wie sie ist. 'Die Neurose verleugnet' im Gegensatz zur Psychose 'die Realität nicht, sie will nur nichts von ihr wissen'. …
Freud meint, die Neurose vertrete in unserer Zeit das Kloster, in welches sich alle die zurückzuziehen pflegten, die das Leben enttäuscht hatte oder die sich für das Leben zu schwach fühlten. In der Religion flieht der Mensch vor der harten Realität in die Wunschwelt des Kindes … und deshalb ist Religion Illusion … Das Unbewußte und damit das Irrationale ist also der Ursprung der Religion, nicht die rationale Auseinandersetzung des denkenden und reflektierenden Menschen mit sich und seiner Welt. …
Denn Illusion ist für Freud keineswegs gleichzusetzen mit Irrtum, da eine Illusion nicht falsch oder im Widerspruch mit der Realität sein muß. Entscheidend am Illusionsbegriff Freud's ist, daß eine Illusion nicht von der Wirklichkeit motiviert ist, sondern vom Wunsch: Was getan wird oder geglaubt wird, hat seinen Grund nicht in der Wirklichkeit, sondern im Wunsch, der erfüllt werden möchte."

Jene Religionskritischen Aspekte bei der Einschätzung des Sigmund Freud, spart „Erwachet!" in seiner Berichterstattung zum Thema, nun grundsätzlich aus. Dennoch ist es nicht uninteressant auch die Ausführungen zum Thema Sigmund Freud im „Erwachet!" einmal zur Kenntnis zu nehmen. Es ermöglicht sicher, das Bild weiter abzurunden.
Da „Erwachet!" sich auf die vermeintliche Linie der Neutralität Freud gegenüber glaubt zurückziehen zu sollen, so mag dieses Prinzip auch hier nicht durchbrochen werden. Nachstehend ebenfalls neutral, dass, was „Erwachet!" seinen Lesern dazu mitteilte.:
Was ist Psychoanalyse?
DURCH Tierversuche sowie Beobachtungen an Menschen mit Hirnverletzungen konnte die physiologische Psychologie feststellen, daß bestimmte Teile des Hirns sich gewisser Funktionen annehmen. So sind auch die verschiedenen Sinne in bestimmten Teilen des Hirns lokalisiert. Auch soll bei Rechtshändern das Sprachzentrum mit dem motorischen Sprech- und Schreibzentrum in der linken Hirnhälfte zwischen dem Zentrum des Intellekts im Stirnhirn und dem Hör- und Sehzentrum mehr gegen den hinteren Teil des Hirns zu finden sein.

In einem gewissen Teil des Hirns werden Bilder (der Außenwelt) geformt, und in einem anderen Teil, wahrscheinlich im Hypothalamus, liegt die Gefühlsphäre. Gewisse Fertigkeiten, die ein bestimmter Teil des Hirns erlernt hat, können, wenn nötig, wie zum Beispiel infolge eines Unfalls, von einem anderen Teil des Hirns erlernt werden.

Bei der Besprechung der Geistestätigkeit und des Bewußtseins, wovon uns die Schule der Psychoanalyse, von der wir hier sprechen, einen Begriff vermittelt, sollten wir jedoch nicht an die verschiedenen Zentren im Hirn denken, sondern an die verschiedenen Funktionsweisen des Hirns. Psychoanalytiker nennen diese Tätigkeit das Bewußte, das Vorbewußte und das Unbewußte. Es sei noch erwähnt, daß im Hinblick auf die vielen verschiedenen Theorien die folgenden Darlegungen sehr vereinfacht sind.

Als das Bewusste wird jener Teil des Sinnes bezeichnet, der bei Gedanken verweilt, deren man sich im Augenblick bewußt ist; der Leser dieser Zeilen ist sich zum Beispiel der Gedanken bewußt, die hier dargelegt werden. Was wir zu irgendeiner Zeit denken, das ist das Bewußte.

Das Vorbewusste ist das Gedächtnis, auf das man willkürlich zurückgreifen und aus dem man sich sofort Dinge in Erinnerung rufen kann. Während des Lesens dieser Zeilen zum Beispiel dachten Sie nicht an das Jahr 1914, aber wenn jemand fragte: „Wann brach der Erste Welt-
krieg aus?", würden Sie aus dem Vorbewußten sofort die Zahl 1914 hervorholen.

Das Unbewusste
Eine Zeitlang nannte man das Unbewusste das Unterbewußtsein; da aber diese Bezeichnung den Gedanken an einen bestimmten Ort im Hirn aufkommen ließ, es jedoch nicht die Lage ist, die die beiden voneinander unterscheidet, wurde der Ausdruck „Unterbewußtsein" durch den Ausdruck „Unbewußtes" ersetzt. (Es gibt jedoch Psychologen, die beide Ausdrücke verwenden, um zwei verschiedene Dinge damit zu bezeichnen.) Der Sinn des Menschen, das Bewußte und das Unbewußte, wurde mit einem Eisberg verglichen, von dem 10% (das Bewußte) aus dem Wasser ragen und 90% (das Unbewußte) sich unter Wasser befinden. Das Unbewußte ist nicht nur ein Archiv von Dingen, an die wir uns nicht willentlich erinnern können, die aber einmal in unserem Bewußtsein waren, sondern auch von Dingen, deren wir uns nie bewußt geworden sind, die wir erlebten, und auch von vielen Dingen, die wir nie erlebten, auf die wir unbewußt hofften, Wünsche und nicht eingestandenes Verlangen, Gefährliches, Unkeusches und Absurdes.

Das Vorhandensein des Unbewußten wurde, obschon seine Entdeckung Freud, dem Begründer der Psychoanalyse, zugeschrieben wird, lange vorher anerkannt. Aus dem Unbewußten steigen die Traumbilder auf, während das Bewußte schläft; es ist verantwortlich für die Worte des Schlafredners und die Taten des Schlafwandlers. Mit dem Unbewußten der Versuchsperson stellt der Hypnotiseur den Kontakt her, nachdem er ihr Bewußtsein in Schlaf versetzt hat, und dem Unbewußten kann er posthypnotische Suggestionen eingehen, die die Versuchsperson später ausführen wird, ohne zu wissen warum. Daß das Unbewußte einen viel größeren Teil des Sinnes ausmacht, kann leicht bewiesen werden.

Eine auf der Straße gehende Frau sah nur aus den Augenwinkeln die Auslagen eines gewissen Schaufensters; als sie gefragt wurde, was sie gesehen habe, wußte sie nicht viel zu sagen. Aber in der Hypnose konnte sie viel von der Auslage beschreiben, und in der Tiefenhypnose konnte sie noch mehr beschreiben. All das hatte das Auge dem Unbewussten übermittelt, ohne daß das Bewußte davon Kenntnis hatte.

Ein Angestellter einer Radiostation musste einmal für einen Redner einspringen und dessen Manuskript ohne Vorbereitung vorlesen. Erstaunt bemerkte er, wie fließend er es lesen konnte, obschon er sonst kein guter Leser war. Einige Tage später erinnerte er sich, daß er diesen Vortrag schon sechs Monate früher einmal am Rundfunk vorgelesen hatte; damals aber war er gründlich vorbereitet gewesen. Das Unbewußte erinnerte sich an den Vortrag, oder, genauer gesagt, es enthielt ihn. Dies war der Grund für sein fließendes Vorlesen. Da er aber aus seinem Bewußtsein verschwunden war, las er bis zum letzten Wort, ohne ihn wiederzuerkennen. Es könnten noch zahlreiche weitere Beispiele angeführt werden.

Vor- und nachteilig
Die erwähnten Tatsachen über das Unbewußte sind auch praktisch ausgewertet worden. Ein Psychologe empfiehlt zum Beispiel, man solle sich gerade vor dem Einschlafen ein zu lösendes Problem durch den Kopf gehen lassen, weil das Unbewußte während des Schlafes vielleicht arbeite und wir dann nach dem Erwachen die Lösung mit verhältnismäßig geringer Anstrengung finden. Opernsänger konnten sich Zeit und Mühe für das Auswendiglernen von Arien ersparen, indem sie sich diese, während sie schliefen, vorspielen ließen. Es ist eine bekannte Tatsache, dass Telegrafenbeamten das Morsealphabet im Schlaf beigebracht wurde.

Das Unbewußte kann je nach der Person nicht nur von Nutzen, sondern auch von Schaden sein. Wenn sich ein Mensch nicht aufrichtig und tatsächlich bemüht, mit seinen Sorgen und Ängsten fertig zu werden sowie Haß und böse Wünsche beiseitezutun, wenn er sie nährt, ohne jedoch davon zu sprechen, sei es umständehalber oder aus taktischen Gründen, so bewahrt er sie im Unbewußten auf. Dort wirken sie in unterirdischer Wühlarbeit, die sich verheerend auf sein Gemüt und seine geistige und körperliche Gesundheit auswirkt.

Den ersten Anstoß zur Psychoanalyse gab die Heilung eines Mädchens, das an schweren hysterischen Störungen erkrankt war. In der Hypnose hatte die Patientin einen ihr unbewußten Konflikt offenbart, der nachher gelöst werden konnte, wodurch sie von der Hysterie geheilt wurde; dies war eine ganz zufällige Entdeckung. Später wurde auf die Hypnose verzichtet und versucht, auf Grund der „freien Einfälle" oder Mitteilungen des Analysierten dahinterzukommen, was buchstäblich am Lebensnerv dieses an Hysterie oder einer anderen Form von Neurose erkrankten Menschen zehrte.

Und hier müssen wir uns nun mit dem Thema Träume befassen. Die ins Unbewusste verdrängten Erlebnisse und Wünsche erscheinen im Traum, denn dann übt der Wille des Menschen oder sein Ich keine Zensur. Gewöhnlich äußern sie sich nicht unverhüllt, sondern in Bildern (Symbolen). Deshalb versuchten die Psychoanalytiker die Träume zu deuten, wobei sie die Neigung zeigten, allen Träumen eine sexuelle Bedeutung zu geben.

Als Beispiel eines solchen Konfliktes im Unbewußten mag das Nähren eines Grolles erwähnt werden. Dieser Groll mag Ihnen nicht bewußt sein, weil Sie an andere Dinge denken müssen, um leben zu können; aber wenn man mit der Person, der man grollt, keinen Frieden schließt, wird der Groll immer im Unbewußten vorhanden sein und Schwierigkeiten bereiten. Er dringt nicht nur fortgesetzt in das Bewußte ein, sondern macht einen auch unbewußt allen Handlungen jener Person gegenüber kritisch, ja sogar gegenüber allem, was ihr gleicht. Man empfindet gegen andere eine Abneigung, und zwar ganz ohne Grund, ausgenommen, daß man im Unbewussten zwischen ihnen und der Person, der man gram ist, eine Ähnlichkeit bemerkt hat, sei es in der Erscheinung, der Art des Benehmens oder der Stimme. Die Wirkung dieses unbewußten Grolles auf die Gesundheit gehört zu den stichhaltigsten Argumenten, die zugunsten der Psychosomatik sprechen. Es ist daher schon im Interesse der körperlichen Gesundheit, daß man gegen niemanden einen Groll hegt.

Das Es, Ich und Überich
Freud teilte das menschliche Seelenleben auch in das Es, das Ich und das Überich ein. Was ist das Es? Es bezeichnet die wichtigsten angeborenen Triebe in uns, die das ganze Leben hindurch befriedigt werden wollen; der kraftvollste ist der Geschlechtstrieb. In der Psychoanalyse stellen das Es, das Ich und das Überich drei Stufen und Aspekte unserer Persönlichkeit dar.

Man beginnt sein Leben nur mit dem Es. Der Säugling besitzt ein paar wenige Instinkte, die er befriedigen möchte, wie das Saugen, die Abwehr gegen Schmerz, den Bewegungsdrang und die Essensfreude. Wird einer dieser Triebe nicht befriedigt, so schreit das Kind. Im Laufe der Zeit lernt es jedoch als Folge der elterlichen Erziehung, daß es nicht immer seinen Willen durchsetzen kann, und paßt sich den Forderungen des Lebens (der Realität) an; damit entsteht das Ich, das über das Es aus praktischen Gründen eine strenge „Zensur" übt. Wenn das Kind älter wird, lernt es zwischen Recht und Unrecht unterscheiden, es lernt Grundsätze kennen, und das Gewissen beginnt zu arbeiten: der Mensch entwickelt ein Überich, das als Mahner wirkt. Mit dem Ich wird die Persönlichkeit bezeichnet, der Erfolg der Bemühungen des Menschen, das Es unter Kontrolle zu bringen und sein Leben durch das Überich zu beherrschen.

Nach der Psychoanalyse äußert sich das Es auch im sogenannten Ödipus-Komplex. Ödipus war in der griechischen Mythologie ein thebanischer König, der als Jüngling seinen Vater erschlug, ohne zu wissen, daß er es war, und später eine hübsche Frau heiratete, die, wie er dann entdeckte, seine Mutter war, genau wie das Orakel vorausgesagt hatte. Freud kam durch das Geständnis seiner reichen hysterischen Patientinnen, betreffend ihre blutschänderischen (inzestuösen) Wunschvorstellungen und Triebe ihren Vätern gegenüber, zu der Schlußfolgerung, daß sie in jedem Menschen zu finden seien; dies sowie seine Ansicht, daß das kleine Kind schon ein Sexualleben habe, lieferten ihm die Grundlage für seine Theorie vom Ödipus-Komplex, daß nämlich jeder Knabe in einem gewissen Alter seine Mutter liebe und seinen Vater hasse, wie Ödipus dies getan hatte, und umgekehrt.

Der Lebens- und Todestrieb
Die Psychoanalyse schrieb zuerst den stärksten Trieben im Menschen, die im Es enthalten sind und für den Ödipus-Komplex verantwortlich sind, große Bedeutung zu; sie wurden Libido genannt und bezeichneten vor allem die Sexualtriebe. Aber nach vielen Jahren zog der Begründer der Psychoanalyse die Einteilung aller Instinkte in zwei große Gruppen vor — in den Eros (nach dem griechischen Liebesgott), den Lebens- oder Liebestrieb, der schöpferisch und konstruktiv
wirkt, und in den Todes- oder Haßtrieb, Thanatos genannt (nach dem griechischen Gott des Todes), mit dem Ziel der Vernichtung und Selbstzerstörung.

Der Todestrieb ist die Verkörperung der Rebellion und äußert sich in Perversität, Bosheit, schlechtem Willen, Haß, Zank, Niedertracht; eine moderne Äußerung davon ist der jugendliche Wandalismus. „Herrschen oder vernichten" ist eine seiner Äußerungen. Er hat jedoch auch mildere Formen, wie Verlust des Lebenswillens infolge einer Enttäuschung oder Rückzug von der menschlichen Gesellschaft aus Selbstmitleid.

Der Lebenstrieb (Eros) andrerseits ist „der Vater aller schöpferischen Tätigkeit des Menschen. Seine eifrige gewerbliche und künstlerische Tätigkeit, seine intellektuellen und wissenschaftlichen Leistungen, seine fortgesetzten Bemühungen, vorwärtszukommen und seine Welt zu verbessern, sind weitere Äußerungen dieser drängenden Kraft, des schöpferischen Triebes. Es ist der Wille, zu leben und das Leben zu hegen in all seiner Buntheit."

Wir haben gesehen, wie der ganze Sinn des Menschen in das Bewußte, das Vorbewußte und das Unbewußte zerfällt; wir haben die drei Stufen und Aspekte der menschlichen Persönlichkeit kennengelernt, das Es, das Ich und das Überich, auch die Einteilung der Triebe in Lebens- und Todestriebe.

Diese Ausführungen entsprechen vorwiegend der Auffassung des Begründers der Psychoanalyse; einiges lehrte er zu Beginn seiner Laufbahn, und anderes Jahre später. Einige seiner „Schüler" sagten sich jedoch bald von ihm los und entwickelten eigene Theorien und Schulen.
Geschrieben von Drahbeck am 15. Januar 2005 06:56:25:

Als Antwort auf: Re: 8. 1. 1955 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Januar 2005 02:15:28:

„Was mag alles geschehen, wenn die 'Besessenen' von Brooklyn ihrer Religion wieder einmal einen neuen 'touch' geben - diesmal vielleicht in Richtung noch militanterer, noch gesellschaftswidriger Lehren und Gebote? Nichts wäre leichter, als dem fanatischen Heer der 'Zeugen Jehovas' mit dem erprobten Geschick abermals neue Verheißungen zu proklamieren und es womöglich zu einer noch extremeren Haltung der Gesellschaft gegenüber zu programmieren. Diese Umfunktionierung muß ja nicht gleich bis zu dem fürchterlichen Lehrsatz 'Ihr sollt Freude am Erschlagen haben' führen. Obwohl: In ihren Aussagen über das Blutbad von Harmagedon, die größte und abscheulichste Massenschlächterei am Ende der Brooklyner Weltgeschichte, wird die Freude am Erschlagen - hier der Feinde Jehovas - auch schon zu einer glaubensmäßigen Selbstverständlichkeit. Nur: die 'Zeugen Jehovas' greifen dabei nicht selbst zur Axt. Das Gemetzel erledigt für sie die himmlische Obrigkeit.

Möge es bei dieser Theologie aus dem Watchtower Wolkenkratzer nur bleiben, denn die Glaubensblindheit vieler starrer Sektierer läßt eine Empfangsbereitschaft für Manipulationsmethoden der Religionshypnose nach vielen Seiten offen. Es gibt kaum eine Möglichkeit, gefährliche religiöse Ausbrüche auch in unserer Zeit der vermeintlichen Vernunft unter Kontrolle zu bringen. Den mit allen modernen Techniken und psychologischen Erfahrungen ausgestatteten religiösen Managern, die nun schon seit hundert Jahren in weiten Teilen der Welt Legionen von Leichtgläubigen, Wankelmütigen und Seelenkranken in eine scheinbare Geborgenheit mit fanatischen Sehnsüchten suggeriert haben, die Glaubenslabile aber auch in Irre und Wahn führen, ist noch mehr zuzutrauen - im Guten wie im Bösen.
Gott bewahre uns vor einem Ausbruch des Bösen in den Hirnen der 'Wachtturm'-Bläser von Brooklyn."

Mit diesen Worten lässt Horst Knaut seinen 1975 erschienenen Bericht ausklingen (S. 225, 226).

Geschrieben zu einer Zeit, wo das Selbstmorddrama der Volkstempelsekte des Jim Jones noch keine Realität gewesen. Geschrieben zu einer Zeit, wo an den islamistischen Anschlag auf das World Trade Center und ähnliches, gleichfalls noch nicht zu denken war.
An anderer Stelle schreibt dergleiche Autor noch:

„'Ach, malen Sie doch den Teufel nicht an die Wand. Das sind doch alles nur harmlose Spinner!' Diese vielverbreitete Meinung über religiöse Außenseiter kann man oft hören. Auch ein Mann hinter einem hohen sozial-liberalen Regierungsschreibtisch sagte mir das. Nun, mag er in dem Glauben bleiben. Glauben ist nicht Wissen. Glauben ist Vertrauenssache.
Der Mann hielt mich wahrscheinlich für verrückt, als ich ihm sagte, daß er in den Augen von hunderttausend 'Zeugen Jehovas' in unserem Lande nichts als ein ganz übler Satansknecht sei. Sein Gesicht blieb dabei unbeweglich überlegen. …

Ministerialblätter sind seit zehn Jahren seine Pflichtlekttüre. Und diese Lektüre ist umfangreich. Hinzu kommen sein Parteiamt und damit sein Mitengagement für ein Kirchenpapier, die Bildungsplanung und dann erst die kulturpolitischen Perspektiven. … Nein, wirklich nein, mit 'Banalitäten' kann man sich daneben nicht auch noch belasten …
So ist in etwa die Situation - nicht nur aus dem Blickwinkel eines Schreibtisches aus gesehen. Religiöse Orientierungen finden nur an den relevanten großen Glaubenspositionen statt. Und daher wird 'draußen' beinahe mit weltlichem Segen von oben bei den 'nicht so relevanten' weiter gepredigt, weiter verkündigt, verdummt, zerfleddert, verhetzt" (S. 220, 221).
Das Beispiel Islam hat gezeigt, wie schnell das „Pendel umschlagen" kann. Sicherlich gibt es im Islam auch breite Schichten, welche Selbstmordattentate und vergleichbares, entschieden ablehnen. Aber es gibt sie auch, jene vermeintlichen „Auswüchse".

Wie soll man in diesem Kontext wohl einen „Wachtturm"-Artikel der Zeugen Jehovas in dessen Ausgabe vom 15. 1. 1955 bewerten, mit der folgenden aussagekräftigen Überschrift:

Was soll man wohl vom Inhalt dieses Artikels halten, wenn man darin auch Sätze liest wie die:
„Jehova ist kein Pazifist, sondern er hat gemäß seinem eigenen Vorhaben gerechterweise zum Mittel des Krieges gegen die Feinde gegriffen, die gegen ihn und sein Volk Krieg geführt haben. Er hat niemals eine Schlacht verloren; denn seine Kriegführung ist heilig und gerecht."

Wie soll man es wohl werten, wenn in dergleichen WT-Ausgabe, kaum abgeschwächt, diese kriegerischen Grundsätze fortgeschrieben werden, unter der Überschrift.
„Der christliche Krieger".

Im Gegensatz zu Herrn Knaut, der seine Frage einem „hohen sozialliberalen Schreibtischinhaber" stellte, scheint mir. Es wäre auch angebracht, wenn einige „hohe Richterschreibtische", namentlich solche befasst mit „Körperschaft des öffentlichen Rechts"Fragen, sich mit ihr intensiver auseinandersetzen würden. Nur das eine fürchte ich auch, am Ende steht dasselbe Ergebnis, dass schon Knaut prognostizierte, als er davon redete, dass jene Herrschaften zwar ihre „Ministerialblätter-Pflichtlektüre" absolvieren. Und das war es dann!
Geschrieben von Drahbeck am 22. Januar 2005 04:42:16:

Als Antwort auf: Re: 15. 1. 1955 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Januar 2005 06:56:25:

Wenn es darum geht, die religiöse Konkurrenz "madig" zu machen, dann versäumt die WTG sicherlich keine sich dazu bietende Gelegenheit. Ein Bespiel dafür wird auch in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 1. 1955 unter der Überschrift "Marienkult in Heroldsbach" geliefert. Man kommt nicht umhin, der dort vorgetragenen Kritik über weite Strecken zustimmen zu müssen. Das ist wahrlich nicht die Frage. Die Frage ist aber die, ob denn die WTG wirklich "besser" ist. Wer ihre Geschichtsklittereien in Gesamtheit im Blick hat, wer an ihre mörderische Blutlehre und noch einiges mehr in der Richtung denkt, dem fällt es allerdings mehr als schwer, dabei zu einem für die WTG "günstigen" Urteil zu gelangen.

Das von der WTG aufgespießte Beispiel Marienkult offenbart aber auch, dass Religion ohne kritisches Werten ihres Tun und lassens, immer wieder in Positionen des Abseits gerät. Schlimm ist das besonders dann - und das ist dann die Regel - wenn demokratische Kontrollmechanismen, da nicht zu greifen vermögen, schon allein aus dem Grunde nicht, weil der Grundsatz der Demokratie von den Religionsverfechtern und Nutznießern, grundsätzlich negiert wird.

Zum Thema Marienkult in der genannten "Erwachet!"-Ausgabe wird einleitend ausgeführt, dass Papst Pius XII. am 1. 11. 1950, in einer feierlichen Zeremonie, die "leibliche Himmelfahrt Mariens" als Dogma verkündet habe. "Erwachet!" interpretiert das auch als "Morgengabe" an die Katholiken in den lateinamerikanischen Ländern, die ja in der Gesamtheit des Katholizismus, durchaus einen bedeutenden numerischen Anteil repräsentieren. Offenbar fühlten sich dadurch einige "beschwingt", es denn auch mal mit ihrer ganz individuellen Form des Marienkultes zu versuchen, so auch im bayrischen Heroldsbach.

Über letzteres erfährt man:
"Die Sache begann damit, daß vier kleine Mädchen aus Heroldsbach am Thurner Birkenwäldchen eine Vision der 'Jungfrau Maria' hatten. Das war am 9. Oktober 1949. Nicht lange, und der sich bis zu jenem Birkenwäldchen erstreckende, sanft ansteigende Wiesenhügel hieß in der ganzen Gegend nur noch der 'Erscheinungshügel'. Innerhalb einer Woche hatte sich das 'Wunder' der Erscheinung bereits so weit herumgesprochen, daß am Sonntag, dem 16. Oktober, schon annähernd zehntausend 'Gläubige' von nah und fern nach Heroldsbach zur Himmelswiese strömten, um Zeuge der Marienerscheinung zu sein. Der Pfarrer in Heroldsbach machte den Eindruck, als glaube er an die Erscheinung, die die Kinder gehabt haben wollten. Was hatten die Kinder 'gesehen'? Himmlische Chöre, die Heilige Dreifaltigkeit, die heilige Familie mit ihrem Esel, den lieben Gott in seiner himmlischen Wohnung, bestehend aus Küche-, Wohn- und Schlafzimmer! (Mit Bad, versteht sich!) Und Heilige und Posaunen-Engel ohne Zahl!

Und immer wieder die 'Mutter Gottes', wie sie vom Himmel herabstieg. Und das seidene Gewand der Himmelsmutter haben die Kleinen anfassen und befühlen dürfen! Wundervolles zartes Seidengewebe. Und Namen haben die Engel, die in der Begleitung der 'Gottesmutter' erschienen; echt bayerische Namen: Seppl, Bärbel und so weiter. Auch konnte gehört werden, wie die größeren Engel den kleineren hübsche Kinderlieder beibrachten. Hätte die Leichtgläubigkeit noch größer sein können in diesem 20. Jahrhundert?

Aber trotz all diesen wirklichkeitsfremden Einzelheiten besuchten in den folgenden zwei Jahren mehr als 1.500.000 Menschen dieses plötzlich zur Berühmtheit gelangte Städtchen Heroldsbach. Vier kleine Mädchen hatten dort die Gottesmutter gesehen!

Da der Ort immer berühmter wurde, und man bereits vom Bau einer Wallfahrtskirche sprach, konnte es nicht ausbleiben, daß das Erzbischöfliche Ordinariat zu Bamberg eines schönen Tages eine gewichtige Kommission entsandte, eine Untersuchung der Wundererscheinungen vorzunehmen. Die Untersuchungskommission des Bischofs von Bamberg fand aber zunächst keinen Grund zum Einschreiten. Sie hielt es für gut, weiterhin abzuwarten und allgemeine Zurückhaltung zu empfehlen. Daher hoffte man, Heroldsbach werde vielleicht ein zweites Fatima oder Lourdes werden.

Ja - und dann dauerte er nicht lange, bis den Heroldsbachern Sehern im Bischof von Bamberg ein scharfer Gegner erstand. Zunächst! Denn bald sollten noch mächtigere Widersacher auf den Plan treten. Im Juli 1951 stellte das Heilige Offizium in Rom, die oberste Behörde der päpstlichen Kurie in Dogmenangelegenheiten, fest, daß die Marienerscheinungen von Heroldsbach falsch seien und gegen den Glauben verstießen.

Das war der erste harte Schlag. Weitere folgten bald. Der Bischof von Fulda drohte allen Teilnehmern an dem Kulte von Heroldsbach schwere Kirchenstrafen an. Den geschäftstüchtigen Pfarrer traf die Strafversetzung. Alle auswärtigen Organisatoren der Erscheinungen wurden aufgefordert, den Ort zu verlassen. Die elektrische Lichtleitung zum Erscheinungshügel wurde abgeschnitten. Der Bischof von Bamberg führte den schwersten Schlag und exkommunizierte gleichzeitig neunzehn Angehörige der katholischen Gemeinde Heroldsbach, darunter vor allem die Eltern der Seherkinder und alle, die mit ihnen harmonierten.

Und eines Tages kam - die Polizei. Der Pfarrer erhielt an seiner neuen Wirkungsstätte, an die er zur Strafe versetzt worden war, den Besuch der Kriminalpolizei. Was jedoch gefunden wurde, war nicht viel: immerhin an die 13.000 DM und einen Beutel mit Schmuck, goldenen Ringen und Kreuzen, silbernen Kettchen, billigem Tand und kostbarem Geschmeide.

Im Mai 1953 wurde die Kapelle auf dem Erscheinungshügel auf gerichtliche Anordnung abgebrochen. Noch am Abend vorher hatte ein exkommunizierter Kaplan seine tiefbewegte Gemeinde zu trösten versucht: 'Es wird schon alles gut werden! Laßt uns beten, daß Rom uns erhört.' Wie ein harter Schlag hatte die Marienanbeter von Heroldsbach die Nachricht getroffen, daß am nächsten Morgen ihre schöne Kapelle, die sie ohne behördliche Erlaubnis gebaut hatten, abgebrochen werde. Und tatsächlich, um 7,30 Uhr am 15. Mai trafen die Abbrucharbeiter unter starkem Polizeiaufgebot auf dem Erscheinungshügel ein, und damit war das Schicksal der Marienerscheinungen besiegelt.

Die große illustrierte deutsche Zeitschrift 'Der Stern' schrieb: 'Kein Richterspruch der Welt kann wiedergutmachen, was an dem inbrünstigen Glauben der Wallfahrer gesündigt worden ist!'"
Geschrieben von Drahbeck am 27. Dezember 2004 07:30:11:

Als Antwort auf: Neues zu Herrn H. geschrieben von Drahbeck am 30. November 2004 19:59:57:

Was zu erwarten war, ist eingetreten. Auf „seiner" Webseite hat Herr H. nun, datiert vom 23. 12. 2004, Stellung genommen zu der Rezension sein Buch bezüglich.
Grundsätzlich möchte ich feststellen, dass der Rezensent auch aus meiner Sicht Merkmale der Oberflächlichkeit offenbart. Insofern kann es mir nicht darum gehen, diesen Rezensenten zu verteidigen. So sei denn lediglich auf den Schlusssatz von Herrn H. etwas eingegangen. Da schreibt er:

„Warum ist die Anzahl der evangelischen Gläubigen in der DDR, die im Jahre 1946 immerhin 81,6% der Bürger Ostdeutschlands stellten, bis zum Jahre 1989 auf 19,4% abgesunken, wohingegen die Anzahl der Zeugen Jehovas eher gleichgeblieben ist?"

Dazu wäre zum einen festzuhalten, keinesfalls nur für den Bereich ehemalige DDR zutreffend. So meldete eine Kirchenzeitung über Lübeck (bekanntlich eine Stadt, seit eh und je in der alten Bundesrepublik liegend) kürzlich:
„Nahm Lübeck 2002 noch 10,5 Millionen Euro ein, so werden es 2008 nur noch sieben Millionen Euro sein. Der Anteil der Kirchenmitglieder liegt bei 50 Prozent. Gehörten zu einem Kirchengebäude in der Nachkriegszeit 12.000 Mitglieder, so sind es heute weniger als 4.000".

Diese Angabe macht doch wohl deutlich, dass der schleichende Niedergang der „Großkirchen", keinesfalls nur auf den Bereich ehemalige DDR beschränkt ist. In letzterer war allerdings diese Entwicklungstendenz weit stärker ausgeprägt, nicht zuletzt aufgrund entsprechenden staatlichen Druckes. Wesentlich dabei war schon der Umstand, dass schon nach ganz kurzer Zeit des Bestehens der „DDR", dass noch durch die 1949er Verfassung eigentlich abgesicherte System staatlichen Kirchensteuereinzugs (zusammen mit der Lohnsteuer) außer Kraft gesetzt wurde. Das war schon mal der erste schwere Hieb, von dem die genannten Kirchen sich kaum erholen konnten. Das Gegenteil ist der Fall.

Hätte es nicht kräftige Finanzspritzen für die Kirchen in der DDR aus der alten Bundesrepublik gegeben, wäre der beschriebene Niedergang noch stärker ausgefallen.
Wesentlich weiter auch das durchaus als Konkurrenz (auch wenn man das nicht so deutlich aussprach) aufgezogene System der Jugendweihen in der DDR (und seiner weitgehenden Akzeptanz). Damit wurde den Kirchen weite Teile der Jugend entfremdet. Es ist klar, dass dies seine Auswirkungen haben würde. Je länger, um so mehr.

Die Zeugen nun als den Großkirchen vergleichbar hinstellend, ist doch ein etwas schiefer Vergleich. Die Freidenker stellten schon in den zwanziger Jahren fest:
Zerfällt die Staatskirche, bleibt ein umso bunterer Bodensatz fanatischer „Heiligenklubs" übrig. Genau das trifft im besonderen auf die Zeugen zu.

Im übrigen würde ich mir keineswegs sicher sein, was dass heutige Verhältnis Zeugen Jehovas in den Teilen alte Bundesrepublik bzw. ehemalige DDR anbelangt. Deren wirtschaftliche Auszehrung, mit der Folge, die Jugend wandert gen Westen, macht auch vor den Zeugen nicht halt.
Heute veröffentlicht die WTG keine getrennten Zahlen mehr für Ost- und Westdeutschland.

So schreibt die WTG selbst in ihrem 1999er Jahrbuch, bezüglich Ostdeutschland:
„Auch die Einstellung der Menschen änderte sich. In den Jahren des Verbots sahen viele Jehovas Zeugen als Helden an, weil sie den Mut hatten, für ihre Überzeugung einzustehen. Das trug ihnen Achtung ein. Als dann größere Freiheit herrschte, hießen etliche die Zeugen mit einer gewissen Begeisterung willkommen. Doch nach einigen Jahren wendete sich das Blatt. Die Leute gingen in dem für die Marktwirtschaft typischen Lebensstil auf. Manch einer betrachtete die Besuche der Zeugen schließlich als Ruhestörung, wenn nicht gar Belästigung."

Weiter heißt es in dem gleichen WTG-Kommentar:
„Das Zeugnisgeben unter Verbot verlangte Mut. Aber die Umstellung auf die neue Situation erforderte nicht weniger Entschlossenheit. Viele stimmen dem zu, was ein Aufseher in einem westeuropäischen Land sagte, wo das Werk lange verboten war: „Die Tätigkeit unter Verbot ist leichter als die in Freiheit."

Die Stadt Berlin, nunmehr wiedervereinigt, zählt nach wie vor zu den in der WTG-Terminologie „Notstandsgebieten". Wesentlichen Anteil daran hat auch ihr Ostteil. Jedenfalls zählt Berlin nicht zu den relativen Zeugen Jehovas „Hochburgen" als da wären Sachsen, besonders mit dem Erzgebirge. Oder im Westen auch die Schwarzwald-Gegend; überhaupt die Südbezirke dieser Republik.

Da Herr H. nun wieder mal „Thema" ist, vielleicht noch eine andere Anmerkung.
Im Impressum der Webseite „Standhaft.org" liest man:
standhaft.org wird unter anderem betrieben und initiiert von:
Mike Albien
Alexander Strobel
Markus Schmidt
Karlo Vegelahn
Robert Deotto
Christiane Willsch, Freie Journalistin
Dr. Hubert Roser, Historiker
Dr. Waldemar H. Historiker
Wer nun jene Webseite im Detail beobachtete, der konnte registrieren, insbesondere die letzte Zeit betreffend: Mehr oder weniger „dümpelt die so vor sich hin". Kaum noch relevante inhaltliche Neuzugänge. Ihre „Hoch-Zeit" gehört mittlerweile der Vergangenheit an.
Da dort auch Herr H. mit genannt wird, ist weiter festzustellen, dass kaum (abgesehen von seinem dortigen Online gestellten Apologie-Aufsatz über den Fall Erich Frost). Das dort kaum Beiträge nachweisbar sind, die speziell H. zuschreibbar sind. Und wenn doch, dann sind sie namentlich nicht ausgewiesen.

Als das 2003er Buch von H. neu herausgekommen war, da gab es die auf dem Buchumschlag abgedruckte Angabe:
„Der Autor arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einem Internet-Projekt", einiges Rätseln auf.

Sollte damit „Standhaft.org" gemeint sein, wäre in der Tat zu konstatieren. Auch nach Erscheinen genannten H.-Buches, gab es bei „Standhaft.org" kaum inhaltliche Ergänzungen. „Standhaft.org" steht für die WTG-Apparatschicks weiterhin auf dem „Abstellgleis".

Aber der diesbezügliche „Nebel" hat sich zwischenzeitlich wohl etwas gelichtet.
Seit Ende 2000 bis zur Gegenwart, ist der WTG-Funktionär Johannes W. auch mit einer auf seinem Namen lautenden Webseite im Internet vertreten. Damals und heute, nach wie vor mit äußerst magerem „Inhalt". Lediglich das neulich dort noch Immobilienangebote in Selters „nur für Zeugen Jehovas", zu registrieren waren.

Dann aber, im Jahre 2003 trat ein gewisser Schub ein. Eine ganze Reihe neuer, zusätzlicher Webseiten, war auf einmal zu registrieren. Allesamt ein Charakteristikum habend, auf den Namen Johannes W. bei Denic eingetragen. Selbst H.'s „eigene" Webseite, auf den Namen „Neue Geschichte" hörend, ist bei Denic auf den Namen W. eingetragen. Eine schon etwas merkwürdige Konstruktion. Ganz so merkwürdig indes ist sie dann nicht mehr, wenn man die zitierte Angabe auf dem Buchumschlag des 2003er H.-Buches in Kontext dazu setzt. Wenn der Buchumschlag nebulös von einem „Internet-Projekt" redet. Wenn man berücksichtigt, die neuen W.-Webseiten wurden allesamt erst gestartet, nachdem das 2003er-H. Buch tatsächlich erschienen war. Wenn man weiter berücksichtigt, dass selbst H.'s „eigene" Webseite auf den Namen W. bei Denic eingetragen ist, dann schließt sich wohl der Kreis. Dann kann man wohl weiter spekulieren, und dürfte da wohl gar nicht mal so „schief" liegen, dass der Dr. Waldemar H., als faktisch in einem beruflichen Angestelltenverhältnis zu besagtem Herrn W., und damit letztendlich zur WTG stehend, zu werten ist. Was da weiter noch interessant wäre, wären die finanziellen Konditionen, die damit verbunden sein dürften.

Vorstehend zuletzt gesagtes, ist wie ausgeführt, Spekulation. Spekulationen müssen nicht deshalb grundlegend falsch sein, weil sie derzeit nicht dokumentenmäßig belegt sind. Es wäre an der Gegenseite zu belegen, dass dies so nicht stimmt. Erfolgt dieser Beweis nicht, ist wohl vom Wahrheitsgehalt vorstehender Einschätzung auszugehen.

Geschrieben von D. am 27. Dezember 2004 05:35:16:

Ein Geschäft ist geplatzt

Eine Meldung berichtet:

 Die Mitglieder des Ortsrats Allerhausen sind maßlos enttäuscht. Grund dafür ist ein Beschluss des Stadtrates. Mit den Stimmen der CDU/UWG-Mehrheitsfraktion hatte der Rat das Ansinnen des Allerhäuser Ortsrates abgelehnt, den Königreichsaal der Glaubensgemeinschaft Zeugen Jehovas in der Göttinger Straße als Dorfgemeinschaftsanlage für den Ortsteil zu erwerben.

Erst schien es so, es klappt, dann aber im Endeffekt doch nicht.
www3.hna.de/index.php?page=a-usl&command=setvar:module-content-search:filename='/www/htdocs/hna/content/ausgaben/usl/587430530/index.php'
Hessische Allgemeine 26. 12. 2004

Geschrieben von Drahbeck am 27. Dezember 2004 18:13:20:

Als Antwort auf: Zeugen Jehovas und wir haben doch recht! geschrieben von DZV am 27. Dezember 2004 17:52:36:

„Werden Weh und Leid je enden? Jawohl! Wenn die Regierung des Himmels selbst, das Königreich des allmächtigen Gottes, zur Tat schreitet, um „die zu verderben, die die Erde verderben"

Wunschdenken - sonst nichts.
Wie war das im Zweiten Weltkrieg? Wie war das mit den Massenmorden an den Juden im Naziregime. Wo hat da ein allmächtiger Gott seinen nicht endenden „Mittagsschlaf" beendet? Wen es nach Rutherford ginge, hätte er das wohl getan. Nur es ging eben nicht nach dem Wunschdenken der Zeugen Jehovas.
„Jonadabe - die jetzt ans Heiraten denken, würden gut tun einige „wenige" Jahre zu warten, bis der „feurig Sturm von Harmagedon vorbei sei", wusste er zu verkünden. Für ihn persönlich kam dieser „feurige Sturm" tatsächlich, indem er ihn, trotz seiner Thesen, ins Grab beförderte.

Seine Nachfolger indes hatten nichts eiligeres zu tun, als als erstes zu verkünden:
„Weltfriede - ist er von Bestand?" Schon diese Fragestellung war eine Provokation hoch zehn. Wartete man doch sehnlichst darauf, nun „endlich", münde der zweite Weltkrieg in „Harmagedon", nachdem das schon 1925 nicht geklappt hatte.

Aber „nach Tisch" pflegt man vieles anders zu lesen, als „vor Tisch", so auch in diesem Fall.

„Weltfriede ist er von Bestand?" tönte 1943 N. H. Knorr. Gleich darauf die Antwort gebend: Einige wenige Jahre wohl. Und weiter wurde die nach Selbstbelügung förmlich japsende Hammelhorde belehrt: „Zeit wird nie lang - wenn man zu tun hat". Und dafür sorgte die WTG in der Tat. Treppauf, treppab. So mancher Versicherungsvertreter schafft noch nicht mal jene Kilometerleistung, welche die Zeugen tatsächlich vollbringen. Im Sinne ihrer Selbstbelügung. Einer der zu dieser Spezies mit gehört: „DZV"

Die Endzeit der Zeugen Jehovas

Geschrieben von Stepan Di am 28. Dezember 2004 22:36:54:

1. Dass die WTG keine Hilfgüter versendet.
2. Dass die WTG Harmagedonn nicht offeriert?
3. Das Ende ist da, müsste bald nach kurzer Zeit vorbei sein?
4. Dass Jehovah keine Vorwarnung gab, und wie ein gemeiner Dieb bei Tag etliche Leben zerstörte.
5. Die WTG nicht zugibt, dass auch etliche Nobelprediger /Pioniere von Jehovah gestraft wurden.

St

Geschrieben von Birlenberg am 02. Januar 2005 06:05:00:

Als Antwort auf: Superchaos in Asien geschrieben von Joschi am 29. Dezember 2004 22:54:19:

Halloechen,
ich bekam gestern diese Naricht rein, im Koenigreichsal wurde gesagt, ZJ seien von der Flutkatastrophe nicht betroffen. Einen Spendenaufruf gab es nicht.
Ja, nur Weltmenschen hat es getroffen.
Es gruesst KIDS e.v. c/o
Jutta Birlenberg

www.kids-lev.com

Geschrieben von Joschi am 28. Dezember 2004 07:12:11:

Ich habe euch von meiner Liebe zu einer ZJ berichtet. Sie hat Krebs, ist verheiratet und hat Kinder! Nachdem wir längerer Zeit zusammen waren hatte sie sich entschlossen nur noch nach der Bibel zu leben. Das war ein harter Schlag für mich! Wir sind aufgefallen und sie würde öffentlich zurechtgewiesen! Welche Schmach! Sie darf bei den Versammlungen nur noch brav rumsitzen! Sonst nichts mehr! Sie darf sich nicht mehr mit mir treffen, haben wir gestern aber gemacht! Wenn sie sich in meinen Wagen setzen würde, wäre das die entgültige Vernichtung für sie. Was sind das für Menschen die eine wahre, große Liebe verhindern wollen? Ihr Mann liebt sie nicht, sie ihn schon lange nicht mehr, sie liebt mich von ganzem Herzen! Sie kann sich die Medikamente für ihre Krankheit nicht leisten!!!! Sie nimmt von mir kein Geld an! Was da abläuft ist nicht normal. Soll diese Frau wegen ihres Glaubens sterben? Ich kann nichts mehr machen! Sie steht voll hinter ihrem Glauben! Das soll eine Religion sein? Nächstenliebe?

Schaut euch mal in dem Buch "Mystica" erschienen im Weltbildverlag, auf Seite 435 den Bericht über Jesus an. Die heutige Wissenschaft hat festgestellt, daß nur 5 % von dem was in der Bibel über ihn steht wahr ist, der Rest ist der damaligen Zeit entsprechend erfunden! Viele Geschichten über ihn stammen aus früheren Zeiten, sind also nicht über ihn.Die meisten Geschichten stammen aus dem Buddhismus. Die Brotvermehrung usw. Man hat für das neue Testament alles was mit unerklärlichen Sachen tun hat, genommen und einem Jesus, einem Hoffnungsträger, zugeschrieben! Ist ja nett gedacht, aber wie kann man in der heutigen Zeit das als Wahrheit sehen???

Was ist mit dem vergessenem Thomasevangelium? Darüber mal nachzudenken wird jeden Christen nachdenklich machen wo die Menschheit herkommt! Aber das wird jeder ZJ als Märchen bezeichnen!

Also dreimal die Woche Märchenstunden und öffentliche Verteilung von Heften mit den schönsten Legende die man sich in den USA oder sonstwo ausdenkt! Jeden der es wagt mal auszubrechen auseinandernehmen und in der Versammlung zu blamieren, das ist wahre Nächstenliebe!! Und alle finden das toll! Das ist doch pervers! Wo gibt es denn sowas sonst noch?

Geschrieben von Birlenberg am 02. Januar 2005 06:27:54:

Als Antwort auf: WTG-KDÖR geschrieben von Wachtturmforscher am 31. Dezember 2004 19:35:17:

Hallo,
ich moechte nur aus dem KD v. Februar 2005 etwas reinsetzen.
Im KD Februar 2005 steht dieser Passus.
Dies passt nicht zu Punkt 3 . nicht an die Schulen gehen. Aber man schickt dann die Kinder vor.
Theokratische Kriegsführung.
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5 Gelegenheiten zum Zeug­nisgeben: Viele schulpflichtige Verkündiger haben das Jahr über mehrmals Ferien. Diese eignen sich bestimmt gut für den Hilfspionierdienst. Außer­dem könnten Jugendliche dadurch vermehrt tätig in der Schule Zeugnis geben. Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie viele eurer Mit­schüler etwas über euren Glauben wissen möchten. Warum nicht Klassenbesprechungen oder Schul­aufsätze nutzen, um Zeugnis zu geben? Andere konnten das auch schon durch unsere Videofilme tun. Einige haben mit Mitschülern ein Bibelstudium begonnen und konnten ihnen helfen, so weit Fortschritte zu machen, dass sie sich Gott hingaben und sich taufen ließen. Das sind vorzügliche Möglichkeiten, „den Namen Jehovas [zu] preisen" (Ps. 148:12, 13).
Mit freundlichen Gruessen
Jutta birlenberg

www.kids-lev.com

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