Detailauszug aus: Rutherford "Feinde" S, 246 - 258

Scheinbare Erfüllung

Es ist der Gedanke angeregt worden, die Verse eins bis vierzehn von Jesaja dreiundzwanzig könnten vielleicht gewisse widrige Erfahrungen beschreiben, die die römisch-katholische Hierarchie während eines Zeitraumes von siebzig Jahren, nämlich von 1848 bis 1918, durchgemacht hat, wo sie "vergessen" war und ihr "Heulen" gehört werden konnte. Am Ende dieses Zeitabschnittes trete die römisch-katholische Hierarchie wieder in den Vordergrund, und daher finde der letzte Teil der im dreiundzwanzigsten Kapitel verzeichneten Prophetie nach der Erfüllung des ersten Teiles der Prophezeiung Anwendung. Die Tatsachen entsprechen dieser Folgerung jedoch nicht; denn das "Geheul" von Tyrus bezieht sich deutlich auf das, was zu Beginn von Harmagedon geschieht. Indes zeigt sich eine scheinbare Erfüllung der Weissagung über das 'Geheul der Tarsischiffe' oder Unterstützer von Tyrus während der oben erwähnten siebzigjährigen Periode von 1848 bis 1918. Statt dies eine Erfüllung zu nennen, dürfte es jedoch zutreffender als annehmbare Parallele geringeren Maßstabs als die in der Prophezeiung angegebenen bezeichnet werden.

Es dürfte angebracht sein, an dieser Stelle gewisse zur Sache gehörige geschichtliche Tatsachen anzuführen, die sieh während des Zeitabschnittes der siebzig Jahre von 1848 bis 1918 ereigneten, damit der Forscher sie beim Studium der Prophetie erwäge und gleichzeitig durch diese Betrachtung gewisse Zweifel behebe, die sonst vorhanden sein könnten. Der hier eingeflochtene Bericht über diese historischen Tatsachen stammt aus wohlbekannten und als maßgebend anerkannten Quellen, bezieht sich auf das römisch-katholische Religionssystem von 1848 bis 1918 und lautet wie folgt:

Geschichtliches

1848. Januar: Revolutionen in verschiedenen Staaten der Italienischen Halbinsel. 22.-24. Februar: Revolution in Frankreich; König Louis Philippe dankte ab; Republik proklamiert. März: Revolution in Österreich Revolutionäre Bewegung in Deutschland. Aufstand in Rom; die Bevölkerung verlangt ein demokratisches Ministerium und die Ausrufung des italienisch-nationalen Bürgertums; der Papst (Pius IX.) zögert; die Römer umzingeln den Palast und ein Kampf entsteht. Der Papst nimmt ein Volksministerium an (Kardinal Palma, der Sekretär des Papstes, in diesem Kampf erschossen) … 16. November. Am 20. November wird eine freie Verfassung veröffentlicht. Am 24. November entflieht der Papst verkleidet nach Gaeta. 28. November: der Papst protestiert gegen das Vorgehen der provisorischen Regierung (von Rom).

1849. 8. Februar: die Römische Nationalversammlung entkleidet den Papst aller weltlichen Macht und nimmt die republikanische Staatsform an. 18. Februar: Der Papst appelliert an die katholischen Mächte (der Welt). "Er genoß nun die Sympathien der Reaktionäre der ganzen Welt, die seine frühen Reformversuche so kalt aufgenommen hatten; aber er zog sich natürlich die Verwünschungen der Liberalen zu, deren Sache er verlassen hatte. Rom, ohne einen Herrscher gelassen, blühte zu einer Republik auf. Der Papst protestierte gegen alle ihre Maßnahmen und rief die katholische Welt zu ihrer Unterdrückung auf (Enzyklopädie von MyClintock & Strong, Bd. VIII, "Pius IX"). 3. Juni: Die Franzosen beginnen unter Marschall Oudinot einen Angriff auf Rom. Am 30. Juni kapitulieren die Römer nach tapferem Widerstand vor der französischen Armee. 4. Juli: die Römische Volksvertretung aufgelöst; ein Offizier aus dem Lager Oudinote trifft in Gaeta ein, um dem Papst die Schlüssel Roms zu überreichen.

1850. April: Der Papst kommt nach Rom zurück; Kardinal Antonelli wird Minister des Auswärtigen. "Der Papst kam im April 1850 zurück, umgeben von den Bajonetten einer französischen Armee . . . Seine erste Tat war die Perfidie, die Verfassungsrechtsurkunde, die er seinen Untertanen verbürgt hatte, zu annullieren … Die Inquisition begann wieder ihre heilige Tätigkeit . . . Die Bibel wurde verboten" (Enzyklopädie von McClintock & Strong, Bd. VIII, "Pius IX."). 24. September: Er gibt eine Bulle heraus, womit eine römisch-katholische Hierarchie in England eingesetzt wird.

1861. 27. März. Cavour erhebt Anspruch auf Rom als Hauptstadt Italiens. Juni: der Kaiser von Frankreich lehnt eine Union mit Österreich und Spanien zur Aufrechterhaltung der weltlichen Macht des Papstes ab. "Im Jahre 1868 brachen die Österreicher das Konkordat und erklärten ihre geistliche Emanzipation [Freimachung]. Im darauffolgenden Jahre wurde Königin Isabella aus Spanien vertrieben, und die Volksregierung weigerte sich, Verpflichtungen aus früheren Verträgen mit dem Papsttum zu übernehmen [29. und 30. September]" [am 16. Februar 1873 wurde in Madrid, Spanien, die erste spanische Republik proklamiert] (Enzyklopädie von MyClintock & Strong, Bd. VII., "Pius IX.").

1870. 11. September: Der Papst lehnt die ihm vom König von Italien angebotenen Bedingungen ab (Souveränität über die leoninische Stadt und Beibehaltung seines Einkommens). 20. September: Nach kurzem Widerstand der fremden päpstlichen Truppen, der auf Befehl des Papstes eingestellt wurde, brechen die italienischen Truppen unter [General] Cadorna durch und ziehen in Rom ein. 21. September: Kardinal Antonelli erläßt einen diplomatischen Protest gegen die Besetzung Roms durch die Italiener. 26. September: Protest des Papstes (immer noch Pius IX.). 29. September: Rundschreiben des Papstes an die Kardinäle, worin er sich über die Invasion, den Verlust seiner Freiheit und die Öffnung seines Postsackes beklagt. 2. Oktober: Volksabstimmung: von 167 548 Stimmen sind 133 681 für [Roms] Vereinigung mit dem Königreich Italien. 8. Oktober: Das Resultat der Volksabstimmung wird dem König [von Italien] mitgeteilt. 9. Oktober: Rom und seine Provinzen durch königlichen Erlaß dem Königreich einverleibt.

"Im Jahre 1870 beseitigte schließlich der Krieg mit Preußen das Kaisertum in Frankreich, und mit dem Sturz Napoleons [Louis] weigerten sich nicht nur die Franzosen an Rom gebunden zu sein, sondern die Tore der Ewigen Stadt öffneten sich dem ganzen Italien.... Ungeachtet aller Bemühungen [König] Vietor Emanuels um den Frieden, beharrte der Papst auf seinem starren Protest gegen den unvermeidlichen Wechsel der Dinge … Er lebte zurückgezogen im Vatikan und nannte sich selbst einen Gefangenen" (Enzyklopädie von McClintock & Strong, Band VIII "Pius IX.").

1871. 13. Mai- Gesetz, das dem Papst volle persönliche Freiheit und Ehrenerweisung, ein Einkommen von 3 225 000 Pfund etc. garantiert; am 15. Mai vom Papst in seiner Ansprache abgelehnt. 27. Oktober: feierliche Ansprache des Papstes bei Ernennung einer Anzahl italienischer Bischöfe; weist Garantien immer noch zurück. (Dictionary of Dates von Haydn, unter "Rom", "Päpste", "Frankreich", "Spanien" etc.)

1878. 7. Februar: Papst Pius IX. stirbt. "Er starb am 7. Februar 1878 nach langer Wassersucht.... Die Missionen der Kirche wurden ebenfalls verstärkt und in partibus infidelium betrieben, und große Kirchenherrschaften wurden in Ländern, die früher heidnisch oder protestantisch gewesen waren, dem zahlreichen Klerus hinzugefügt, der 'den lateinischen Gehorsam' schuldete. So traf er auch durch das Breve von 1850 Bestimmungen für die Kirchenregierung Englands.... frohlockend über den vermeintlichen Triumph seiner Kirche in dem Lande, das drei Jahrhunderte lang die Heimstätte der Reformation gewesen war. Darauf schuf er in unserem Lande [den Vereinigten Staaten von Amerika] eine mächtige römisch-katholische Hierarchie, indem er 1875 den Erzbischof von Neuyork zum Kardinal erhob, und bahnte die Wiedereinführung der Hierarchie in Schottland an, was 1878 erreicht war. . . . Einer der größten Schandflecken auf den Blättern seiner Regierungsgeschichte ist die gewaltsame Bekehrung des Judenknaben Mortara, und zu diesem Kapitel gehört auch die elende Lage der Hebräer in Rom, wo die Ghettomauern erst mit der Machtübernahme durch Italien abgeschafft wurden" (Enzyklopädie von McClintock & Strong, Band VIII, "Pius IX.").

"Auch gründete er vier neue Diözesen in den Vereinigten Staaten, in Albany, Buffalo, CIeveland und Galveston, alle im Jahre 1847. In späteren Jahren gründete er fast 50 andere in mittelgroßen amerikanischen Städten … Die Dinge entwickelten sich nun zu rasch und zu weitgehend für Pius, der sich weigerte, die revolutionäre Bewegung zu begünstigen … Der Papst verlor jetzt alle Gunst bei der Bevölkerung Roms. Vom Pöbel in seinem eigenen Palast bedroht, floh er nach Gaeta, und im Februar 1849 wurde eine römische Republik ausgerufen mit Mazzini an der Spitze. Louis Napoleon beschloß jedoch, den Papst wieder einzusetzen, und sandte eine Expedition nach Rom unter Oudinet, durch den die von Garibaldi angeführten italienischen Patrioten überwältigt wurden. Rom ergab sich am 3. Juli; doch kehrte der Papst erst im April 1850 in seine Hauptstadt zurück …

Der Papst selbst wandte jetzt seine ganze Aufmerksamkeit der Kirche zu. Er rief die Jesuiten zurück, kanonisierte Heilige und stellte zwei Dogmen auf … im Jahre 1854 . . . im Jahre 1870. Vor dieser Zeit war der Bereich der weltlichen Herrschaft des Papstes jämmerlich zusammengeschrumpft, und zwar durch die fortschreitende Einigung Italiens unter Victor Emanuel; doch war die weltliche Macht des Papstes immer noch durch die Anwesenheit eines französischen Truppenkörpers in Rom gesichert … Am 20. September 1870 zogen die italienischen Truppen in Rom ein, und damit endete die weltliche Macht des Papstes. Der Vatikan wurde dem Papste belassen; freier diplomatischer Verkehr, die einem Herrscher zukommenden Ehren und eine Zivilliste von jährlich 129 000 Lire wurden ihm zugesichert. Doch wies er dies zurück schloß sich im Vatikan und dessen Garten ab und erklärte, er werde in Haft gehalten und sei ein Gefangener in seinem eigenen Palaste" (The Americana Band 22, "Pius IX.", Seite 137).

1878. 4. März: Romanistische Hierarchie vom Papst wieder ins Leben gerufen; Erzbistum von Glasgow, Bischof von Dunkeld etc. Das geschah ungefähr einen Monat nach dem Tode Pius IX., der fast 32 Jahre lang Papst war.

"Im November 1848 [dem Jahre der Flucht Pius IX. nach Gaeta] versammelten sich die deutschen Bischöfe der römischen Körperschaft in Würzburg, um über die beste Methode des Vorgehens in jener kritischen Periode zu beraten.... Kurz vorher war jedoch eine Organisation von weitreichender Bedeutung geschaffen worden, worin auch - und zwar in hervorragendem Maße - die Laien mitwirken sollten, nämlich der Pius-Verein, ein römisch-katholisches Gegenstück der Synoden der Protestantischen Kirche. …

Im Oktober 1848 wurde in Mainz die erste Union dieser Art unter dem Namen Pius-Verein gegründet. Hier wurden alle die einzelnen Vereinigungen zu einem Kollektivverband mit der Bezeichnung "Katholische Union Deutschlands" zusammengeschlossen, wenn auch in der Praxis der kürzere Name Pius-Verein vorgezogen wird. Eine zweite Versammlung wurde in Breslau abgehalten, wo das päpstliche Schreiben empfangen wurde und die Versammlung offen zum Ausdruck brachte, daß 'ein geeintes Deutschland nur mit einem katholischen Christentum möglich' sei. Hier wurde auch eine neue Gesellschaft organisiert, nämlich der Vinzenz-Verein für innere Missionsarbeit. . . . In den Vereinigten Staaten gibt es kaum eine größere Ortschaft, wo nicht die eine oder andere dieser Vereinigungen zu finden wäre. Die Tendenz ist bei allen die gleiche, obwohl der Name verschieden sein mag. Der Zweck dieser Organisationen in den Vereinigten Staaten besteht darin, den Staat soviel als möglich unter den Einfluß und die Botmäßigkeit der Hierarchie zu bringen, und das Wirkungsfeld ist die politische Arena. Sie beeinflussen bereits die gesetzgebenden Körperschaften, Schulbehörden; ja, wir können sagen, sie bilden einen Staat im Staate" (Enzyklopädie von McClintock & Strong, Band VIII, "Pius Societies").

1914. 3. September: Kardinal della Chiesa wurde zum Nachfolger Pius X. erwählt und nahm den Namen Benedikt XV. an. 1917. 1. August: Benedikt XV. erließ seine "berühmte Friedensnote", "die vom Präsidenten Wilson im Namen der Alliierten und verbündeten Mächte dahingehend beantwortet wurde, daß die vom Papst zum Ausdruck gebrachten Ideale auch ihre Ideale seien, daß aber die Zentralmächte nicht willens schienen, sie anzuerkennen oder anzunehmen" (The Americana, Band III, "Benedict XV.").

1918. 11. November: Anfang der großen Kriegsfond-Kampagne in den Vereinigten Staaten, woran sieh sieben Organisationen beteiligen. "Natürlich herrscht in weiten Kreisen Unzufriedenheit über diese Einrichtung, ganz besonders weil der katholische Kriegsrat, wozu auch die Kolumbusritter gehören, 30 000 000 Dollar erhalten wird. Von denen, die gegen das gemeinsame Budget sind, wird die Ansicht vertreten, daß die Kolumbusritter als Organisation nicht mehr Anspruch auf Quartier- und Schützengraben-Vorrechte haben als andere Geheimgesellschaften, und daß die katholische Kirche in den Kriegslagern oder auf dem Felde keine Vorrechte genießen sollte, die nicht auch andern Religionskörperschaften eingeräumt werden. … Die katholische Kirche insonderheit wird offen als politische Organisation dastehen, die während der ganzen Kriegsdauer kein Mittel zur Förderung der päpstlichen Interessen unversucht gelassen hat. . . . Und unter den Anklagen, die nach dem Kriege gegen die katholische Kirche zu erheben sind, wird ihre sonderbare Nutznießung von Quartier- und Schützengraben-Vorrechten sein und die befehlshaberische Art, in der sie sich einen Platz im Kriegsfond gesichert hat" (The Apostolic Review, 19. November 1918).

1918. 30. November: Die Neuyorker Evening World sagt, der Papst wünsche der Friedenskonferenz beizuwohnen, um dabei einige "weltliche Macht" zu gewinnen, und fügt hinzu, der Vatikan suche in seinem Gebäude ein privates Telegraphenamt mit privaten Leitungen nach allen Staaten einzurichten, um nicht die italienischen Telegraphenlinien benützen zu müssen (The Watchtower, 1. Januar 1919, Seite 4, 5).

1919. Januar: Benedikt XV. befreit die italienischen Katholiken vollständig von allen Beschränkungen hinsichtlich Teilnahme an politischen Bewegungen Italiens. Seine Beziehungen zum italienischen Königshof waren herzlicher als die irgendeines Papstes seit 1870, und er brachte die berühmte "römische Frage" bis zu seinem Tode auf den besten Weg zur Beilegung. Zu Beginn der "Regierung" Benedikts XV. unterhielten ungefähr zwanzig Nationen formelle diplomatische Beziehungen mit dem Vatikan. Bei ihrem Abschluß, im Jahre 1922, waren es mehr als einunddreißig. Die Beziehungen mit Frankreich waren wiederhergestellt worden, und das Britische Reich hatte Schritte zu einer intimeren Vertretung unternommen. Auch mit Tokio, Japan, waren Unterhandlungen zum Austausch von Gesandten im Gange (The Americana, Band III, "Benedikt XV.").

1919. 11. März: Eine Meldung der Associated Press [Nachrichtenagentur] aus Paris lautet wie folgt:

"Es ist bekannt geworden, daß Papst Benedikt an die Mächte appelliert und die Dringlichkeit eines schnellen Friedensschlusses mit Deutschland nachdrücklich betont hat. Dem Vernehmen nach hat der Papst erklärt, der Vatikan besitze zuverlässige Informationen, wonach die soziale und wirtschaftliche Lage in Deutschland sehr ernst sei, und er befürchte eine so schnelle Ausbreitung des Bolschewismus, daß das Ergebnis die Errichtung eines bolschewistischen Staates sein könnte, der sich mit dem bolschewistischen Rußland verbunden wurde" (Der Wachtturm Juni 1919, Seite 85).

1919. 23. März: Die erste Faschistenversammlung in Mailand, Italien. Mai: Adolf Hitler besucht seine erste Naziversammlung in München, Deutschland. September: Die Nationale Katholische Wohlfahrt-Konferenz [NCWC == National Catholic Welfare Conference; früher Rat (Council) ] wird in den Vereinigten Staaten organisiert.

Nach Abschluß des Weltkrieges im Jahre 1918 nahm die römisch-katholische Hierarchie wahr, daß die Zeit nun günstig sei für die Einleitung von Anstrengungen zur Wiedergewinnung der weltlichen Macht, die diese Institution einst besessen hatte. Die Hierarchie setzte darauf mit ihren Bemühungen ein, die am 11. Februar 1929 von Erfolg gekrönt wurden, als man öffentlich bekanntgab, daß die weltliche Macht des Papstes wiederhergestellt sei.

Nun ist es wichtig, womöglich festzustellen, welche Bedeutung und Anwendung den in der Prophetie (Jesaja 23: 15) erwähnten "siebzig Jahren" zukommt, was damit gemeint ist, daß die Hure vergessen war, und was die Bedeutung des "Liedes von der Hure" ist An dieser Stelle der Betrachtung genüge es zu sagen, daß die Prophezeiung in den Versen 15 und 16 sich vor d Beginn des in den Versen 1 bis 14 erwähnten "Heulens" erfüllt, und daß das "Heulen" deutlich den Anfang der Schlacht des großen Tages Gottes des Allmächtigen kennzeichnet.

'Jehovas Tag' ist eine in der Prophetie verwendete Bezeichnung, die auf die Zeit hinweist, da Jehova seinen bevollmächtigten König auf den Thron erhebt und ihn hinsendet, zu herrschen (Ps. 2: 6; 110: 2). Auch weist die Schrift darauf als auf "jenen Tag" hin. Das bezeichnet die Zeit, da Christus Jesus, der König, die Herrschaft Satans, die dieser so lange ungestört hatte fortsetzen können, zu unterbrechen begann. Diese Zeit wird gekennzeichnet durch den Anfang des Krieges im Himmel, der zur Folge hatte, daß Satan und seine Engel aus dem Himmel hinaus- und auf die Erde hinabgeworfen wurden (Offb. 12: 7). Sozusagen um die gleiche Zeit brach auf der Erde der Weltkrieg aus. Damals begann die Unterwerfung Satans, die schließlich in Harmagedon gipfeln wird. Auf diese Zeit wird in Jesaja 23: 15 hingewiesen, wo geschrieben steht: "Und es wird geschehen an jenem Tage." An diesem Punkte der Erfüllung der Prophezeiung geht sie von der Beschreibung von Dingen, die zu Anfang Harmagedons eintreten werden, zurück auf die Betrachtung von Dingen oder Ursachen, die den Kampf direkt hervorrufen. Der Zeitpunkt, wo sich dieser Teil der Weissagung aus Jesaja 23: 15 zu erfüllen beginnt, ist das Jahr 1914 n. Chr., als der Krieg im Himmel begann (Offb. 12: 7) . Wie die geschichtlichen Tatsachen zeigen, galt die römisch-katholische Hierarchie im Jahre 1914 und auch Jahre vorher nicht als weltliche Herrschermacht auf der Erde. Während jenes Zeitabschnittes wurde behauptet, der Papst sei "der weiße Gefangene" im Vatikan.

Indem gesehen wird, daß das Tyrus des Altertums die heutige römisch-katholische Hierarchie-Organisation veranschaulichte, die daher das neuzeitliche Tyrus ist, wird es bei der Untersuchung der Prophezeiung hilfreich sein, wenn wir uns das Ziel oder den Hauptzweck der Hierarchie vor Augen halten, nämlich: als angeblicher Stellvertreter Christi über die Nationen der Erde zu herrschen, und zwar mit der falschen Losung "Christus Rex", das heißt "Christus der König", womit in Wirklichkeit der Papst, das Haupt der römisch-katholischen "Jurisdiktions-Hierarchie" auf der Erde gemeint ist. Das ist das Ziel der römisch-katholischen Organisation von Anfang an gewesen; doch hat sie von Zeit zu Zeit Rückschläge erlitten, die diese Organisation der Opposition von seiten ihrer Feinde zuschreibt.

Der Prophet Jehovas sagt. "Es wird geschehen an jenem Tage, da wird Tyrus [das neuzeitliche Tyrus, die römisch-katholische Hierarchie-Organisation] . . . vergessen werden." Von wem wird diese Stadt vergessen werden? Von ihren früheren gesetzwidrigen Buhlen, die Hurerei mit ihr getrieben haben. Sie ist eine Zeitlang als weltliche Macht vergessen. Die politischen Herrschermächte rechneten nicht mit ihr als weltliche Macht und betrachteten den Papst lediglich als geistlichen Ratgeber ohne besonderen Einfluß, der nicht zu fürchten sei. Es braucht nicht notwendigerweise der Schluß gezogen werden, die Hierarchie sei siebzig Jahre lang "vergessen" gewesen. Die Prophezeiung setzt deutlich die Zeit fest, wann sie vergessen sein soll indem sie sagt. "An jenem Tage, da wird Tyrus … vergessen werden." Ein Vergleich der Worte in Vers 15 mit denen in Vers 17 zeigt deutlich folgendes: Während eines Zeitabschnittes ist die Hure vergessen, und diese Zeit ihres Vergessenseins, wovon die Weissagung handelt, fällt in "jenen Tag", das ist in den Tag Jehovas; und am Ende der siebzig Jahre wird der Herr Tyrus heimsuchen. Diese Heimsuchung seitens des Herrn geschieht offenbar nicht zum Aufbau von Tyrus, sondern zu seiner Verurteilung; sie beginnt mit dem "befremdenden Werk" Jehovas und schließt ab mit dem Beginn der "außergewöhnlichen Arbeit" oder des "befremdenden Aktes" Jehovas (Jesaja 28: 21).

Rutherford, Feinde

Die Ära Rutherford

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