Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 44

"Mit diesen Äußerungen steht die WTG in einer Reihe mit den schärfsten politisch-antikommunistischen Organisationen und Bewegungen, die es je gegeben hat", wird wieder einmal auch in dieser Ausgabe behauptet. In dieser kategorischen Form mache ich mir diese Aussage n i c h t zu eigen. Es gilt hierbei den Einzelfall zu sehen. Glühende Antikommunisten gab es auch andernorts. Man sehe sich z. B. die erste Politikergeneration des Nachkriegsdeutschland an. Kurt Schumacher, Konrad Adenauer und andere. Das waren in Wort und Tat Antikommunisten. Isolierte Passagen aus der WTG-Literatur können meines Erachtens nur eines beweisen: Die WTG ist auch ein Kind ihrer Zeit. Auch sie "heult mit den Wölfen".

Sicherlich ist die WTG den Kommunisten unbequem gewesen und in diesem Sinne auch als antikommunistisch orientiert zu bewerten. Indes dies war und ist nicht ihre Hauptessenz. Die Wertung dieses DDR-Blattes überzeichnet und ist Interessegeleitet.

Allerdings eines sei auch noch gesagt. Auch in dieser CV-Ausgabe wird er zitiert, jener Satz aus der (westlichen) Zeitschrift "Außenpolitik". Nicht zum "erstenmal" zitiert (also ein Art Standardzitat). Das kann jedoch hierbei nicht das Kriterium sein. Jener Satz lautete:

"Die westliche Politik gegenüber den sozialistischen Ländern werde auch 'unter Ausnutzung religiöser Überlieferungen' geführt mit dem Ziel, 'Abneigung gegen das kommunistische System zu schaffen und die Autorität der dort Regierenden zu untergraben"! Und die CV kommentiert dazu: "Der WT-Kampf … liegt auf genau dieser Linie!"

Da hatte die CV, in diesem Punkt, allerdings einmal recht.

Es war ein dürrer Satz, den man da im Jahrgang 1972 des "Wachtturms" auch lesen konnte:

"Ein den Bestimmungen des C ä s a r s entsprechendes religiöses Rechtsinstrument sollte nicht versuchen, seinen Urheber zu beaufsichtigen und zu leiten, sondern es sollte von seinem Urheber beaufsichtigt und geleitet werden."

Damit wurde wieder einmal dokumentiert, wie es um die innere Struktur der Zeugen Jehovas bestellt ist. Selbst die auf maximal 500 Mitglieder beschränkte Zahl der USA-WTG, wurden damit in die Schranken verwiesen. Faktisch wurde ihnen damit gesagt, sie haben lediglich als Akklamationsgremium zu dienen. Alle Entscheidungen trifft nur die Handvoll, die zum Präsidium gehören (zum damaligen Zeitpunkt 11 Personen).

Ob der Papst in Rom wohl auch nur 11 Kardinäle zulässt? Meines Wissens gibt es auf dieser vergleichbaren Ebene dort ein paar mehr Personen. Aber die Tendenz ist in beiden Systemen identisch. Die Diktatur einer Oligarchie!

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Gegründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür. DDR

Nr. 44 Gera Oktober 1972

Christliche Verantwortung Jahrgangsmäßig zusammengefasst 1972

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