"Christliche Verantwortung" zusammengefasst 1972
CV 38 - CV 45
Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 38
1924 erschien unter anderem eine Broschüre von Rudolf Fisch über die "Ernsten
Bibelforscher". Schon in ihr wurde zeitgenössisch die Unglaubwürdigkeit ihrer
Thesen herausgearbeitet. Einige Kernsätze aus dieser Darstellung werden in
dieser Ausgabe referiert.
1972 war das Jahr, wo bei den Zeugen Jehovas eine organisatorische Veränderung in ihren einzelnen Versammlungen wirksam wurde. Ein erster Vorabkommentar zu dieser damals neuen Veränderung, auch in dieser CV-Folge.
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Also, nur etwa 25 Prozent aller Glieder der
NWG sind nominell in der Lage, die Administration der NWG zu bilden.
Wasser des Lebens, die Wahrheit der NWG, das müssen wir ganz klar erkennen, ist
eine Wahrheit, die wir für 65 Prozent unserer Geschwister dauernd lebendig
erhalten und eigens für sie, als durch Jehova Gott überwaltet, austeilen müssen.
In diesem Werk ist uns die ganze Last der Verantwortung aufgebürdet zu wissen,
daß Jehova Gott mit seinem Licht der Erkenntnis, die NWG nicht wie ein
Scheinwerferstrahl verfolgt, sondern daß wir im Schatten des Lichts stehen,
nicht wissen, wo ist Licht und wo beginnt Finsternis.
Die Qual dieser Unvollkommenheit verwandeln wir aus Liebe zu schafsähnlichen
Menschen in Licht und Wahrheit, gerade so, wie sie diese in ihrer eigenen
Unvollkommenheit bedürfen."
Man möchte nun meinen, bigotte Heuchler und "Weltmenschen" unterscheiden sich
nicht in ihrem Tun, wenn sie in dieser Weise über Menschen befinden.
Was meinst du, ob das Parkett von the "Rockland Palace" zu solchen Einsichten
inspiriert hat?
Sicher, Kreisdiener L. hat wohl damals auch nur Tröpfenwahrheiten produziert,
denn mehr und besser wußte er es halt nicht.
Hier war er nur Schraube, Rädchen im System, zwar notwendig, aber nicht im
Vorrecht einer Schlüsselstellung der Gesellschaft.
Jehova Gott will angeblich, daß alles von oben nach unten geschehe in der NWG.
Fehlt bloß noch der WT schriebe, Christus Jesus war der größte Hierarch. Lesen
konnte man allerdings schon, er sei der größte Theokrat gewesen, versteht sich,
durch den Kanal natürlich, immer von oben nach unten.
Damit wären eigentlich die zwei Ebenen des Kreisdieners bestätigt und die
Verwandlung in eine Maus sinnvoll.
W. D.
Entweder - Oder?
Angesichts der von der Wachtturmgesellschaft nach wie vor
aufrecht erhaltenen Formel eines Entweder - Oder, fragt man sich immer wieder:
Was für Gedanken mögen wohl jene Leute bewegen, die als Hirten der Zeugen
Jehovas in der DDR für ihre "Schafe" verantwortlich zeichnen Was mögen sie wohl
denken - oder auch nicht denken - wenn sie in der Presse und in der
einschlägigen Fachliteratur von der gemeinsamen humanistischen Verantwortung
hören, die trotz der nicht zu verwischenden, weltanschaulichen Unterschiede die
Basis bildet, auf der Marxisten und Christen zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit
gelangen.
Vielleicht ist aber diese Fragestellung schon wieder zu hoch(?), denn es soll ja
auch Leute geben, die das "Nichtwissen" zu ihrer erklärten Standardformel
gemacht haben und die deshalb die einschlägige Literatur keinesfalls lesen Sie
gleichen in der Tat einem Blinden, der von einem Blinden geleitet wird, und die
beide in die Grube fallen, um mit einem Gleichnis Jesu zu sprechen. - Matthäus
15:14.
Es mag in der Tat schwer sein, aus diesem durch die WTG inszenierten
Teufelskreis der Isolation herauszukommen. Wähnt man sich doch im Besitz der "alleinseligmachenden
Lehre". Eine Lehre, deren Emaille immer mehr abblättert, deren Grundpfeiler
1972, 1975 immer haltloser werden, an die immer weniger glauben, im blind
vertrauenden Sinne. Man kann es auch keinem übelnehmen, denn wer möchte sich
schon selber gerne durch nicht erfüllte Illusionen seelisch oder materiell
schädigen?
Was bleibt nun doch wesentliches übrig vom besonderen Glauben der Zeugen
Jehovas, angesichts solcher Schocktherapien, wie der laufend umfrisierten
Endzeitlehren? Nun, das ist eine Frage, mit der jeder selbst mit sich ins reine
kommen muß. Sicherlich wird man einräumen müssen, daß es viele gibt, die dem
Sinne nach sagen: "Daß unsere Endzeiterwartungen unrealistisch und überspitzt
sind, mag zutreffend sein, doch traf das in früheren Zeiten nicht auch schon für
andere Glaubensgemeinschaften zu, und die existieren trotz allem heute noch,
auch in der DDR." So ist es, niemand wird das ernsthaft bestreiten wollen, wobei
es gleichzeitig jedoch zu beachten gilt, daß keine dieser Gemeinschaften, sich
wie die WTG auf den Standpunkt eines "Entweder - Oder" stellen. Sie alle sind
bereit, einzuräumen, daß der Christ sich auch für gegenwärtige Gerechtigkeit
einsetzen muß - wenn er glaubwürdig sein will - und sie beweisen dies auch,
indem sie mit anderen daran interessierten gesellschaftlichen Kräften, wo es
notwendig ist, auch zusammenarbeiten. Und damit hätten wir des "Pudels Kern".
Für ihre unrealistischen Exklusivansprüche wird die Wachtturmgesellschaft in
keiner Weise Verständnis oder gar Anerkennung für sich wieder zurückgewinnen
können, und das weiß sie auch ganz genau. Es gehört schon eine ganze Menge von
Optimismus dazu, noch daran zu glauben, daß die WTG diesbezüglich ernsthafte
Korrekturen vornimmt. Ein Optimismus, der sich allzuleicht wiederum als eine
Illusion erweisen wird.
Angesichts dieser Sachlage muß man doch noch mal fragen, was für Gedanken wohl
die verantwortlichen Hirten der Zeugen Jehovas in der DDR bewegen mögen. Ob sie
ihre Situation schon wohl als völlig zufriedenstellend betrachten? Ob sie wohl
meinen, wenn 1975 nichts passiert', dann werfen wir von uns aus die Organisation
hin, dann gibt es eben keine Zeugen Jehovas in der DDR mehr? Was werden sie dann
wohl machen wollen, die sich jetzt noch "Hirten" der Zeugen Jehovas nennen? Ob
sie dann wohl ihre "Herde" verlassen oder sich anderen Glaubensgemeinschaften
anschließen, die ihnen im weitesten Sinne irgendwie "nahestehend" sind? Oder ob
sie weiter im politischen Trott der WTG marschieren wollen, mit allen sich
daraus ergebenden negativen Konsequenzen?
Es wäre in der Tat wissenswert, nicht zuletzt auch für die einfachen "Schafe",
welchen Weg ihre Führer diesbezüglich einzuschlagen gedenken. Christliche
Verantwortung möchte hiermit alle Leser bitten, ihre Meinung dazu darzutun!
Zwei Fragen sind es, die hierbei von besonderem Interesse sind:
1. Was denkst und erwartest du von 1975?
2. Wie stellst du dir die Zukunft der Zeugen Jehovas in der DDR vor?
Wir meinen, daß die Beantwortung dieser Fragen im allgemeinen Interesse liegt
und bitten herzlichst um vielseitige Teilnahme, gegebenenfalls auch anonym und
auch aus den Reihen anderer Religionsgemeinschaften!
Schreibt uns, wir freuen uns auf Eure Antworten.
Wissen Sie was Hunger ist?
Gott sei's gedankt; Du und ich wir wissen es nicht - oder
- nicht mehr. Doch auch Dich und mich geht diese Frage noch heute an, wenn
beispielsweise jeden Tag 20 000 Menschen verhungern auf einem Planeten, der die
natürlichen Voraussetzungen besitzt, zehnmal mehr Bewohner zu sättigen, als auf
ihm wohnen.
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz kraftlos wird, womit soll man's
salzen? Es ist nichts hinfort nütze, denn daß man es hinausschütte und lasse es
die Leute zertreten. (Matthäus 5:13).
Wenn 600 Millionen Kinder nie eine Schule besuchen, wenn 500 Millionen Kinder
nie ihren 15. Geburtstag erleben, wenn von 12 Millionen Aussätziger nur jeder
30. sich in ärztlicher Behandlung befindet, wenn 250 Millionen Bauern oder
Landarbeiter noch nicht einmal den Eisenpflug kennen, was unternimmt dann der
angeblich alleinige "treue und verständige Sklave Gottes auf Erden"?
Wieviel Zeit, Geld und Energie läßt er aufwenden, um seine
modernisiert-umfunktionierte "Jenseits" oder "Demnächst"-Verkündigung zu
verbreiten. Wieviel guter Wille wird dabei vergeudet, der den 40 Millionen
Menschen, die jährlich aus Mangel an ausreichender Nahrung sterben, herzlich
wenig nützt!
Wieviele Menschen starben, denen für 1914 die "Erlösung" verkündet wurde,
wieviele sahen sich 1925 getäuscht?! Wievielen erging es 1945 ähnlich. Wieviele
werden es 1975 und 1997 oder 2240 sein?l Wievielen Menschen hilft diese
"göttliche Organisation" sich selbst zu helfen? Wo wären wir heute, wenn es
nicht die Erkenntnis gäbe: "Die Philosophen haben die Welt verschieden
interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern."?!
Was für einen Eindruck soll der Außenstehende von jener Organisation gewinnen,
die auf diesen Gebieten kläglich versagt?! Wo ist dort jene Gerechtigkeit zu
finden, die die der "Schriftgelehrten und Pharisäer" bei weitem übertreffen
soll? (Matthäus 5:20).
Wachtturmgesellschaft und christliche Mündigkeit
Am 30. Oktober 1969 fand in der Gruga-Halle in Essen, wo die WTG im Juli 1968
eine Bezirksversammlung abhielt und Zweigdiener Konrad Franke über das Thema
sprach "Des Menschen Herrschaft weicht bald der Gottesherrschaft" (CV 21, Dez.
1968), eine evangelische Reformationsfeier statt. Der Hauptreferent, Pastor D.
Eberhard Bethge D. D., Evangelische Kirche im Rheinland, machte sehr
interessante Ausführungen über christliche Mündigkeit Er sagte unter anderem:
Die Mündigkeit sei im Evangelium verankert. Gebote seien nicht Selbstzweck,
sondern Ziele zu neuem, freiem Leben, das sie sichtbar zu machen hätten. Das
Ziel ist die Mündigkeit, nicht das Gebot. Das Neue Testament gipfele in der
Befreiung der Christen in mündige Sohnschaft, Niemand dürfe dem Menschen seine
Selbstverantwortung nehmen. Wer mündig wird, der wisse genau, wie die Last an
diesem Tag, da er die Freiheit gewinnt, zusammenfalle mit der
Eigenverantwortlichkeit, mit der Selbständigkeit. Jedoch die Verantwortlichkeit
charakterisiere den Menschen. Das Ziel für diese Mündigkeit ist für den Christen
Christus, der die Freiheit des Menschen erstrebt habe. Gefahren für die innere
Freiheit des Menschen aber seien die "Informationsmonopole" wie "Funk und
Zeitungskartelle". Durch sie werde der Mensch raffiniert psychologisch gelenkt,
indem sie nur ausgesuchte Informationen bringen, wodurch der Mensch über vieles
in Unwissenheit bleibe. Unwissende aber können nicht mündig sein.
Der Vergleich mit der WTG ist offensichtlich. Auch sie ist ein
Informationsmonopol, das die Zeugen nur mit ausgesiebten Informationen versorgt.
Nimm nur wieder das Jahrbuch 1969 mit dem Bericht über "Ostdeutschland", über
die DDR auf Seite 273.
Über die wirklichen Fragen und Probleme, vor denen die Zeugen in dieser
sozialistischen Gesellschaft angesichts der antikommunistischen WT-Politik
stehen kein Wort, keine Silbe. Über CV schon gar nichts. Selbst Bezirksdiener
werden abgesetzt, weil sie mit der WT-Politik nicht mehr einverstanden sind,
"Rebellion" also in höchsten Dienstämtern. Das Jahrbuch schweigt, es verschweigt
alles. Wie unmündige Kinder werden die Zeugen gehalten. Konrad Franke hätte sich
das Referat von Pastor Eberhard Bethge in Essen anhören sollen.
Zeugen Jehovas aus Madagaskar ausgewiesen
Wie die französische Nachrichten-Agentur afp vom 30. 6. 1970 aus Tananarive, der
Hauptstadt Madagaskars, eines Inselstaates östlich Afrika, meldet, hat die
madagassische Regierung die 18 ausländischen Missionare der
Wachtturm-Gesellschaft der Zeugen Jehovas im Juni 1970 des Landes verwiesen. Nur
11 Missionare waren der Aufforderung gefolgt, die restlichen 7 wurden zum
Verlassen des Landes gezwungen.
Bekanntlich war Madagaskar bis 1958/60 ein französisches Kolonialgebiet. Der
letzte Aufstand gegen die französische Kolonialherrschaft, der noch einmal
blutig niedergeschlagen wurde, kostete ca. 70 000 Madagassen das Leben. Doch
nationale Befreiungsbewegung blieb dennoch siegreich. 1960 konnte eine eigene
Republik gegründet werden.
Welche Position beziehen die Zeugen Jehovas unter Leitung ihrer
Wachtturm-Gesellschaft?
Sie beziehen die Position, "wer Politik treibt, ist ein Feind Gottes". WT 1. 1.
1957.
Solche Propaganda muß für ein Volk, das sich aus kolonialer Knechtschaft und
Bevormundung befreit hat und ein eigenes Staatswesen entwickeln muß, damit ein
menschenwürdiges Leben gesichert wird, untragbar sein.
Eine Annahme der politischen Standpunkte der Zeugen Jehovas würde jede nationale
und politische Entwicklung eines Landes sabotieren und unmöglich machen. Es kann
nicht geduldet werden, daß ein ganzes Volk in diesem "unpolitischen" Sinne
erzogen wird, wie es alle Zeugen Jehovas tun. Es kann nicht geduldet werden,
systematisch das politische Verantwortungsbewußtsein des Volkes zu zerstören,
noch dazu, wenn es notwendig ist, das Kolonialelend zu überwinden und ein
eigenes Staatswesen zu stabilisieren.
Dies sind die politischen Hintergründe der Ausweisung der WTG-Missionare auch
aus Madagaskar.
Evangelische Stimmen über Jehovas Zeugen
Konfessionskundliche Forschungsstelle des Evangelischen Bundes in der DDR befaßt
sich auch mit Jehovas Zeugen. Seit Februar 1968 veröffentlicht die
Konfessionskundliche Forschungsstelle des Evangelischen Bundes der Evangelischen
Kirche in der DDR "Sektenkundliche Mitteilungen" für den innerkirchlichen
Dienstgebrauch.
In diesen Mitteilungen werden laufend auch Beiträge veröffentlicht, die die
Zeugen Jehovas betreffen. Diese Beiträge stützen sich weitgehend auf die
Veröffentlichung in "Christlicher Verantwortung" (CV). Bemerkenswert ist der
Charakter der CV-Auszüge in diesen Mitteilungen, die sich an alle Pfarrer,
Ältesten, Katecheten, Jugendwarte und sonstige Aktiven in der Evangelischen
Kirche wenden. Die Mitteilungen konzentrieren sich auf CV-Veröffentlichungen, in
denen die gegenwärtig entscheidenden religiösen und politischen Fragen in Sachen
Zeugen Jehovas behandelt werden. Entsprechende Schwerpunkte in diesen
Mitteilungen waren bisher der Brief von WTG-Präsident N. H. Knorr in CV 13, der
Offene Brief an WT-Redakteur Günter Künz in Wiesbaden in CV 13, die neue
WTG-Weltendefestlegung auf 1975 und u. a. der WT-Antikommunismus in Verbindung
mit der WTG-"Kriegslist" oder psychologische Kriegsführung unter der falschen
Devise "Christentum oder Kommunismus" in CV 24. Diese Mitteilungen des
Evangelischen Bundes dürften zur Folge haben, daß sich die Evangelische Kirche
sachkundiger als bisher mit den Zeugen Jehovas befassen kann, wo dies
erforderlich wird.
Kritisch muß vermerkt werden, daß die Kirche die kleineren
Religionsgerneinschaften immer noch pauschal als "Sekten" ansieht, obwohl alle
Gemeinschaften verfassungsrechtlich gleich sind. Hoffnungsvoll jedoch ist die
Bemerkung und Einsicht, daß heute niemand mehr unbesehen jede nicht
volkskirchliche christliche Gruppe einfach zur "Sekte" erklären kann. Für
Jehovas Zeugen indes ist bedeutsam, daß sie nunmehr immer sachkundigeren
evangelischen Christen gegenüberstehen.
"Kritik an den Zeugen Jehovas"
Unter dieser Überschrift informierte die in Halle an der
Saale erscheinende Protestantische Monatsschrift "Glaube und Gewissen" (Nr. 7/70
S. 130) ihre Leser über die CVAufklärungstätigkeit Unter anderem führte "Glaube
und Gewissen" aus:
"Auf den rollenden Bezirksversammlungen der Zeugen Jehovas in den USA, Kanada,
Großbritannien und auf dem europäischen Festland" wird zur Zeit laufend das
angeblich bevorstehende 'Weltende' für das Jahr 1975 propagandiert, allerdings
in höchst widersprüchlichen Aussagen
,Christliche Verantwortung' distanziert sich ferner eindeutig von der den Zeugen
Jehovas eigenen sektiererischen Behauptung, in Glaubensdingen allein 'das
Richtige' zu lehren: 'Man muß zu der Einsicht kommen, daß auch andere Christen
eine bestimmte Form der Gottesanbetung und Nachfolger Jesu vertreten, die zwar
anders ist als die der Zeugen Jehovas, aber die auch eine Form der Anbetung des
einen und einzigen Gottes und des Dienstes für seinen Christus ist. Man muß
anderen einräumen, daß auch sie an die Bibel glauben und auf ihre Art Nachfolger
Jesu sind oder sein wollen und daß sie in diesem Sinne aufrichtige Christen
sind."
Ein Wort von Bischof Krummacher, Greifswald, für Jehovas Zeugen
In einem Interview mit der Tageszeitung "Der Demokrat", Schwerin, vom 8. 5. 1970
äußerte sich Bischof D. Dr. Krummacher, Evangelische Kirche, Greifswald, zur
Frage der Gemeinsamkeit von Christen und Marxisten in der DDR. Der Bischof
gehört zu den Mitbegründern dieser Gemeinsamkeit 1943/44 im "Nationalkomitee
Freies Deutschland". Der Bischof führte unter anderem aus:
"Ich bin seit dieser Zeit davon überzeugt, daß es nicht
nur bei uns, sondern in weiten Teilen der Welt geradezu entscheidend ist, daß
Marxisten und Christen keine Fronten aufrichten, sondern miteinander sprechen,
um dann gemeinsam handeln zu können. Das ist in diesen 25 Jahren nicht immer
reibungslos vor sich gegangen. Aber es ist heute wie damals unaufgebbar. Je
charaktervoller dabei jeder an seinen weltanschaulichen bzw. glaubensmäßigen
Wurzeln festhält, umso mehr kann man sich gegenseitig respektieren und daraus
die praktischen Folgerungen für gemeinsames verantwortungsvolles Schaffen
ziehen."
Charakteristisch für Jehovas Zeugen ist, daß sie von der WTG an die falsche
Front des Antikommunismus getrieben werden, wie die WTG-Losung "Christentum oder
Kommunismus" (Erw. 8. Juni 1955, Wiesbaden) nach wie vor veranschaulicht. Sie
werden im Namen des Christentums zum Kampf gegen die Gesellschaftsordnung des
Sozialismus getrieben, obwohl die Bibel deutlich sagt: "alle menschliche Ordnung
um des Herrn willen" anzuerkennen und mit den Nichtchristen ehrbar zu wandeln
(l. Petr. 2:13, 1. Thess. 4:12 Me).
Eine Preisgabe dieser falschen Frontstellung auch auf seiten der Zeugen Jehovas
ist unausweichlich, wobei auch bei ihnen die glaubensmäßigen Wurzeln erhalten
bleiben können und sollen. Es ist an der Zeit, daß sich vor allem die
verantwortlichen Diener in den Versammlungen hierüber Gedanken machen.
Amerikanischer Adventistenpräsident in der DDR
Robert H. Pierson, Präsident der Generalkonferenz der
Siebenten-Tags-Adventisten, wurde anläßlich eines DDR-Besuches im August 1971,
auch vom stellv. Vorsitzenden der CDU, Wolfgang Heyl sowie vom Staatssekretär
für Kirchenfragen, Hans Seigewasser und seinem Stellvertreter Fritz Flint
empfangen, meldete die "Neue Zeit" vom 12. 8. 1971.
Präsident Pierson zeigte sich besonders beeindruckt, daß es in der DDR keinen
Rassismus gibt. Auch die Tatsache, daß im Gegensatz zu anderen Staaten die
Kriminalität gering ist, habe ihn mit tiefer Befriedigung erfüllt.
A 7214-71 V 7 1 2190
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 39
Das Thema des bei den
Zeugen Jehovas neu wieder eingerichteten Ältestenamtes, beschäftigt auch diese
Ausgabe.
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CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Einige Tage später in der gleichen Woche wurde
der Bruder jedoch davon in Kenntnis gesetzt, daß das Schiff zufolge eines
Streiks in einem anderen Land festliege und nicht wie erwartet abfahren würde.
Die einzige Möglichkeit, außer Landes zu gelangen und so rechtzeitig beim
Kongreß zu sein, war, die mit höheren Kosten verbundene Reise mit dem Flugzeug.
Es mag genügen, zu sagen, daß der Bruder und seine Familie sich des Kongresses
erfreuten, ohne etwas zu bedauern. Sie "wissen", daß sie in Zukunft nur bewahrt
werden, wenn sie geistig stark sind und Jehova gegenüber Glauben und Gehorsam
bekunden, und nicht dadurch, daß sie vergängliche materielle Besitztümer haben.
Das ist also die "Nächstenliebe" der Wachtturmgesellschaft in Aktion. Einer
solchen, wahrlich nicht mit materiellen Reichtümern gesegneten Familie auf
WTG-Kosten zu helfen ihre Kongresse zu besuchen, das ist offensichtlich "zuviel"
verlangt. Statt dessen empfindet sie nicht einmal Skrupel, solche abgeschmackten
Gewissenlosigkeiten, sozusagen noch als "Beispiel" in ihren Veröffentlichungen
zu publizieren. Was kümmerts auch die WTG, was aus der Altersversorgung dieses
Mannes einmal wird!
M. D.
Freie Bibelgemeinden
Mit dem Tode Russells und der sich verschärfenden großen
Krise jener Jahre, begannen als Reaktion darauf und auf Rutherford als neuen
WTG-Präsidenten, auch einige selbständige Gemeinschaften der bisherigen
Bibelforscher sich neu zusammenzufinden. Eine hiervon ist die:
Tagesanbruch Bibelstudien Vereinigung
Hierbei handelt es sich um eine aus der Spaltung von 1917 entstandene
Gemeinschaft, die ihre umfassende Reorganisierung 1929 erfuhr. Hatte Russell
seine ersten Anhänger in Pittsburgh/Pennsylvanien, USA gesammelt, so trennte
sich genau an diesem Ort (1929) die Pittsburgher Bibelforscher-Versammlung von
der Brooklyner Leitung. Die zentralistischen Maßnahmen Rutherfords, mit denen er
die Selbständigkeit der örtlichen Versammlungen beschnitt, bildeten den äußeren
Anlaß.
Neben ihrer Zeitschrift "The Dawn" ("Der Tagesanbruch") wurden vom
Tagesanbruch-Verlag, dessen Hauptzentrale in East Rutherford/New York, USA ist,
auch die "Schriftstudien" Russells neu herausgegeben. Durch die
Wachtturmgesellschaft sind sie bekanntlich nicht mehr erhältlich Das Büro der
Tagesanbruch-Bibelstudien-Vereinigung in der BRD, ist in Freiburg/Breisgau
(Baden-Württemberg.) Mit ihr geistig verwandt ist in der DDR auch die:
Vereinigung Freistehender Christen
Einer ihrer führenden Repräsentanten war bis zu seinem Tode Paul Balzereit,
vormaliger Zweigdiener der WTG in Deutschland. Nach 1945 reorganisierte er
besonders im Raum Magdeburg, Dresden, Leipzig, Freiberg/Sa., Naumburg,
Karl-Marx-Stadt, Freital diese Gemeinschaft. Zeitweilig wurde von ihr auch eine
eigene Zeitschrift herausgegeben mit dem Titel: "Nachdenkliches aus Leben und
Christentum".
In ihr fanden besonders religiös besinnliche Gedanken ihren Niederschlag, die in
ihrer Grundtendenz mit den "Schriftstudien" Russells übereinstimmten, aber auch
kritische Anmerkungen zu den Praktiken der WTG.
Eine weitere erwähnenswerte Gemeinschaft in der BRD ist die:
Freie Bibelgemeinde
Ihr Kristallisationspunkt ist besonders die Zeitschrift "Christliche Warte". Die
amerikanische bzw. englische Schwesternzeitschriften dieser Gruppierung sind:
"Herald of Christs Kingdom" und "Watcher of the Morning".
Am 23. 12. 1931 trennte sich unter der Leitung von Wilhelm Trippler in
Kirchlengern (Westfalen) eine gesamte Versammlung von der WTG, um als
selbständige Gemeinschaft auf einer im Vergleich gemäßigteren, liberalen
biblizistisch orientierten Basis weiter zu wirken, sowie mit ähnlichen
gleichgesinnten Gruppen Kontakt zu pflegen.
In der DDR findet sie ihr Gegenstück in der:
Freien Christengemeinde
Diese wurde seit 1945, besonders im Raum Dresden, von Alfred Diener gegründet.
Charakteristisch für den "Bund Freier Christengemeinden" ist, daß er sich
überwiegend aus solchen Christen zusammensetzt die vormals organisationsmäßig
mit der WTG verbunden waren, ohne jedoch eine direkte Auseinandersetzung mit ihr
zu führen.
Die "Freie Christengemeinde" veröffentlicht in lockerer Folge Abschriften ihrer
Vorträge, die einen streng biblizistischen Charakter tragen, ohne jegliche
Anspielungen auf die Praktiken der WTG. Ihre Geschäftsstelle ist bislang in:
8046 Dresden, Hosterwitzer Straße 1.
D.D.
Ein Gespräch war es nicht!
Das "Sonntagsblatt für evangelische Gemeinden in der Mark
Brandenburg", die "Potsdamer Kirche", veröffentlichte in ihrer Ausgabe 34/71
(22. August) auch folgenden Erlebnisbericht von Leopold Esselbach aus Neuruppin,
bei dem man nicht allzuviel Fantasie benötigt, um zu sehen, wer damit konkret
gemeint sein könnte.
Er erscheint uns besonders deshalb interessant, weil er einmal mehr
verdeutlicht, wie die praktische Resonanz auf die "Verkündigung" von Jehovas
Zeugen aussieht.
Im nachfolgenden zitieren wir, die diese Tatsache besonders hervorhebende
Passage:
"Heute besuchten mich zwei Glieder einer Sekte. Sie. kamen in der Überzeugung,
von Jesus ausgesandt zu sein
Ihr Vorwurf gegen die Kirche gipfelte in der
Behauptung, sie warte darauf, daß die Menschen zu ihr kämen, während Jesus
gesagt habe, die Christen sollten zu ihnen hingehen und ihnen den bevorstehenden
Anbruch des Reiches Gottes bezeugen.
Darauf ließe sich eine Menge erwidern. Ich wollte von der Inneren Mission
sprechen und ihrer Sorge für vielerlei Kranke, von Brot für die Welt und
Antirassismus-Programm, von der Arbeit unserer Kirchen, wie sie vor wenigen
Wochen auf der Synode des Bundes in Eisenach zur Sprache kam. Ich dachte an den
Besuchsdienst mancher Gemeinden und an Diakonissen, die von früh bis spät Kranke
in deren Wohnungen versorgen. Das alles wollte ich sagen, aber ich kam nicht
dazu, und meine Gesprächspartner waren nicht bereit, darauf einzugehen.
Sie priesen ihre Glaubensgemeinschaft an und waren unfähig, sich einer
kritischen Anfrage zu stellen, wie es denn bei ihnen damit aussähe. Es wurden
noch viele Worte gesprochen, aber ein Gespräch war es nicht."
D. D.
Industriellenlob für die WTG
In ihrem Kommentar zu dem 1969 im Verlag für politische
Literatur in Moskau, UdSSR, herausgegebenen Buch über "Jehovas Zeugen", von E.
M. Bartoschewitsch und J. D. Borrissoglebski, bemerkt die WTG:
"Unser Werk wird darin so dargestellt, als befreunde es sich mit der
kapitalistischen westlichen Welt und helfe ihr durch unsere Lehren, die Massen
in ihrem Griff der Ausbeutung zu halten." (Jahrbuch 1971, S. 313).
Ein Beispiel praktischer Interpretation dessen lieferte auch das lobende Zitat
einer amerikanischen Industriellen-Zeitschrift, veröffentlicht im "Erwachet"
(8/71, Seite 24). Unter der Überschrift "'Wachtturm' und 'Erwachet' - steigende
Tendenz" rezitiert die WTG:
"Obige Worte erscheinen in einem Feature-Artikel (Hauptartikel) der Zeitschrift
'Magazine Industry Newsletter'. Darin wurde der rückläufige Trend in der
Verbreitung anderer religiöser Zeitschriften dem Trend der Zeitschriften 'Der
Wachtturm' und 'Erwachet' gegenübergestellt ....
In dem Artikel wurde auch auf die Tatsache hingewiesen, daß die beiden
Zeitschriften für nur 5 Cent das Exemplar abgegeben werden, während andere viel
teurer sind.
Es hieß darin: 'Und nun einiges über die erstaunlich niedrigen Preise der
Wachtturm-Schriften. Es ist der Gesellschaft möglich, die Zeitschriften zu
redigieren, übersetzen, drucken und in der ganzen Welt für einen Betrag, der 5
Cent entspricht, zu verbreiten, weil sie mit ihren Mitarbeitern eine Abmachung
hat, die von Herausgebern, die angesichts steigender Kosten Angestellte
entlassen, nachgeahmt werden sollte.
Das Rezept dafür lautet: Man flöße dem Angestellten - Drucker oder Redakteur -
eine solche Hingabe ein, daß er zufrieden ist mit einem Schlafraum, drei
Mahlzeiten täglich und monatlich 14 Dollar Taschengeld. Versuchen Sie, mit Ihren
Gewerkschaften solche Vereinbarungen zu treffen."
D. D.
Wofür darf man beten?
Die WTG kann es nicht unterlassen, immer wieder in ihren
"gedruckten Predigten" mit antikommunistischer Politik die DDR-Regierung zu
verleumden.
Ein jüngster Anlaß waren die Verhandlungen zwischen dem DDR-Ministerpräsidenten
Willy Stoph und Bundeskanzler Willy Brandt im Mai 1970 in Kassel.
Ein westdeutscher evangelischer Pfarrer hatte vor diesem Zusammentreffen beider
Staatsmänner Ministerpräsident Willy Stoph in ein Gemeinde-Gebet eingeschlossen,
das einem guten Abschluß der Verhandlungen gewidmet war. Darüber hatte sich der
bayerische Landtagsvizepräsident und Landessynodale Simon Nüssel heftig
entrüstet und empört. Er denke nicht daran, einen Kommunisten in ein
Fürbittgebet einzuschließen und "für Stoph zu beten", das sei "eine große
christliche Dummheit". Er, Nüssel, halte es eher mit Gebeten, die vor einer
"Gefahr aus dem Osten" bewahren.
In der Zeitschrift "Erwachet" vom 22. September 1970, Wiesbaden, mischt sich die
WTG mit einem Beitrag unter der Überschrift "Wofür darf man beten?" in diesen
religiös-politischen Streit ein. Sie stellt den Fall dar und beendet ihren
Beitrag mit den antikommunistischen Äußerungen des Nüssel, ohne die gestellte
Frage biblisch zu beantworten. Der Leser erhält dadurch den Eindruck, Nüssel
müsse in dieser Frage ohne Zweifel recht haben. Nach der bisherigen politischen
Linie in der WTG-Verkündigung kann allerdings nicht anderes erwartet werden.
Proklamierte doch die WTG im "Wachtturm" vom 1. Januar 1962, S. 21, Abs. 4, es
sei ihre Aufgabe, schon seit der 3. Ausgabe des WT im Jahre 1879, vor der Gefahr
des Kommunismus zu warnen. Die antikommunistischen Ausfälle des Nüssel mußten
daher bei dieser politischen Zielsetzung in der WTG-Verkündigung Aufnahme in die
"gedruckten Predigten" für Jehovas Zeugen finden.
Was jedoch sagt die Bibel dazu? Die WTG konnte die Bibel in ihrem "Erwachet"-Bericht
verständlicherweise nicht gebrauchen. Sie beläßt es bei der Beantwortung der
gestellten Frage bei den antikommunistischen Ausführungen des Nüssel. Sollte bei
einer solch wichtigen Frage doch nicht aber die Bibel zitiert werden? Man
erwartet das einfach, wenn man solche Frage liest. Es ist schwer vorstellbar,
daß die WTG angesichts dieser Frage nicht auch an eine biblische Antwort gedacht
hat. Es gibt da nämlich ganz bekannte einschlägige Schriftstellen. Die
allerdings würden der WTG einen dicken Strich durch ihre antikommunistische
politische Rechnung machen.
Denn der Apostel Paulus gibt durch Timotheus folgende Vorschrift für das Gebet
der Christengemeinde:
"So spreche ich denn zu allererst die Mahnung aus, Bitten, Gebete, F ü r b i t t
e n und Danksagungen für alle Menschen zu verrichten, für die Könige und alle o
b r i g k e i t 1 i c h e n P e r s o n e n, damit wir ein stilles und ruhiges
Leben in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit führen können. Das ist gut und
wohlgefällig vor Gott." 1. Timotheus 2:1-3.
Ist die Taktik der WTG in Beantwortung der zu diesem "Erwachet"-Bericht
gestellten Frage "Wofür darf man beten?" angesichts der klaren Weisungen des
Apostels Paulus nicht unehrbar und ehrlos?
K.- 0.
Studiengruppe Christliche Verantwortung
Leiter: Wolfgang Daum
65 Gera, Böttchergasse 1
A 8004-72 V 7 1 2274
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 40
Diese Ausgabe vom Mai 1972, geht erstmals nach seiner Absetzung auf den Fall Willi Müller ein. Zweierlei ist zu diesem offenbar von Pape verfassten Leitartikel anzumerken.
1.) Y..., H... und einige andere Halbinformierte dieses Schlages behaupten, Müller wäre erst 1946 Zeuge Jehovas geworden. Dies habe ich schon früher bestritten und als Beleg dafür, auf einem im "Wachtturm" 1919 veröffentlichten Leserbrief von Müller verwiesen. Pape, der den Müller ja erheblich besser kennt, und schon vor "meiner Zeit" Kontakt mit ihm hatte, erwähnt nun, dass Müller 1912/13 zur Bibelforscherbewegung gekommen sei. Damit ist die Fehlinformation der Halbinformierten, auch auf diesem Wege widerlegt.
2.) Es ist richtig, daß zwischen Müller und Gebhard Spannungen bestanden, die sich als ein Gemisch aus sachlichen Differenzen, die auch ins persönliche umschlugen, erwiesen. Nachdem Müller 1973 verstarb, meint Y... nun sarkastisch konstatieren zu sollen:
"Ironischerweise (war es) Manfred Gebhard, der den Auftrag erhielt, einen Nachruf zu schreiben." Auch das ist sachlich falsch. Da gab es keinen "Auftrag" zu. Das war meine eigenverantwortete Entscheidung diesbezüglich. Überdies. Die "Christliche Verantwortung" hatte einen längeren Vorlauf. Sie musste als Formalie, erst im Ministerium für Kultur zur Genehmigung eingereicht werden. Danach, erst wenn von dort genehmigt und zurückgeschickt, konnte die Druckerei beauftragt werden. Letztere "warteten" unter DDR-Verhältnissen nicht gerade auf neue Aufträge. Das bewirkte, dass dort nochmals ein erheblicher Verzögerungsschub eintrat, bis zu dem Zeitpunkt, wo die Ausgabe dann tatsächlich gedruckt vorlag. Mit meiner Vervielfältigung "Gespräche und Kommentare" war diese bürokratische Prozedur keinesfalls so ausgefeilt. Das erklärt auch, weshalb mein Nachruf eher vorlag, als der von der "Christlichen Verantwortung".
Dies alles wäre bei vernünftiger Recherche ermittelbar gewesen. Indem diese Fakten verschlammt wurden, sagt dies einiges über ihre Autoren aus.
Ein kleiner sachlicher Fehler in dieser CV-Ausgabe ist zu korrigieren. Es wird unterstellt, dass die Zeitschrift aus der frühen Bibelforscherbewegung in der Schweiz, namens "Die Aussicht", später dann noch die Namen von WTG-Zeitschriften angenommen habe. Dies ist sachlich falsch. "Die Aussicht" blieb zeit ihrer Existenz in organisatorischer Hinsicht, von der WTG unabhängig. Gleichwohl waren besonders in der Frühzeit, "Wachtturm"leser auch Leser der "Aussicht", wie auch umgekehrt.
"Logos Dulos" (ein offensichtliches Pseudonym) nannte sich jener Rezensent, noch heute zum Umkreis der "Brücke zum Menschen" gehörend und selbst Verfasser einer Dissertation über die Zeugen Jehovas, der mit die erste westliche Besprechung zum DDR-Buch von 1970 publizierte. Sehr zum Missfallen der heutigen WTG-Apologeten, hält sich seine damals ausgesprochene Kritik an jenem Buch, in Grenzen. Danach noch eine Referierung des Inhaltes jenes Buches, verfasst vom geographischem Standort DDR aus. Wenn zwei ein gleiches Thema behandeln, so muss das noch lange nicht dasselbe sein. Man kann den Schwerpunkt legen z. B. auf solche Aspekte, wie den Kampf eines zum Tode im NS-Regime verurteilten Zeugen Jehovas um sein Leben (so geschehen in einer früheren CV-Ausgabe). Man kann diesen Zynismus aber auch geflissentlich übersehen (und sei es nur, durch nicht ansprechen) dieser wahrhaft unglückseligen Passagen.
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Nr. 40 Gera März 1972
CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem
Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als
Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und
Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift
verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer
einzelnen Glieder.
In der Urteilskraft
gereifte Menschen
1. Kor. 14:20 Me.
Über die Entstehung von "Christliche Verantwortung"
Vor 12 Jahren wurde der Grundstein zu unserer
Schrift "Christliche Verantwortung" gelegt. Es war der frühere
Versammlungsleiter von Untschen, Ronneburg und Schmölln aus Gera, Thüringen,
Bruder Willi Müller, der dieses sich nun immer mehr und international
ausdehnende Werk begann.
Bruder Müller wurde 1893 geboren. Schon 1912/13 kam er mit der Organisation in Verbindung. Er lernte auch den deutschen Zweigdiener Paul Balzereit nach 1919 kennen. Es waren Jahre eines bewegten Christenlebens im auf und ab der ständigen Wandlungen und Veränderungen von Werk und Lehre des WT 1959, gereift in vielen Erfahrungen, Einsichten, Prüfungen und Erkenntnissen begann er jedoch ein Werk, das zur Einmaligkeit in der ganzen Geschichte der WT-Organisation und der mit ihr Verbundenen werden sollte.
Immer sind es im Leben innere und äußere Umstände, die das Verhalten des Menschen bewirken. Das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse, das eigene natürliche und geistige Leben inbegriffen und mitbestimmend, führte insgesamt gesehen zu Entscheidungen von großer Bedeutung. Es erwuchs der WT-Organisation aus kleinen, aber prinzipiellen Anfängen eine Kritik, wie es sie noch nie gab. Bruder Müller wurde ihr Initiator.
Die WT-Organisation war in den fünfziger Jahren in Osteuropa in eine Krise geraten, die andauert. Die meisten sind sich dessen wahrscheinlich überhaupt noch nicht in seiner Tragweite bewußt. Die Sache hat weltweite Aspekte. Sie hat desgleichen persönlichste Konsequenz. Bruder Müller war einer der wenigen diesbezüglich Verantwortungsbewußten Die Widersprüche des WT, ihre politische Mißachtung des Wortes Gottes und eigener Grundsätze, waren so folgenschwer, wenn man sie durchdachte, daß nur ein Leichtgläubiger, ein "Hirte", dem es egal ist, wofür die "Schafe" leiden, die Augen verschließen konnte. In seinem ersten offenen Brief an die Wachtturmgesellschaft 1959 sagte Bruder Müller: "Auf Grund unserer persönlichen Verantwortung, gemäß 1. Joh. 4:1 vor Jehova und vor unserem eigenen Gewissen, registrieren wir mit wachsender Besorgnis, daß die Wachtturmgesellschaft die erklärten Positionen der ausschließlich religiösen und politisch neutralen Verkündigung verlassen hat Sie schreibt über die Kommunisten . . . 'Rote Faschisten' . . . 'Sklavenhalter, die eine verderbte Nation aufbauen' (u. a. m.). Entspricht eine solche antikommunistische politische Propaganda dem Grundsatz in Titus 3:1,2, niemanden zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, gelinde Sanftmut erweisend gegen alle Menschen?' Entspricht das den erklärten Grundsätzen politischer Neutraliät? Im Interesse Tausender Verkündiger in der DDR, die in sorgenvoller Unruhe über diese unbiblischen politischen Verwicklungen sind, weil sie sich keinem Kampf gegen politische Systeme geweiht haben verlangen wir die hier aufgeworfenen Fragen öffentlich zur Aussprache zu stellen "
Die WT-Organisation versuchte alles zu unterdrücken. Kübel voll Verleumdung und Haß wurden über Bruder Müller ausgeschüttet. Aber damit war nichts beantwortet. So müßte es weitergehen. Bruder Müller resignierte nicht wie viele, er zog sich nicht zurück, sondern ergriff in christlicher Mündigkeit und Verantwortung mutig das Wort. Es war eine Pioniertat von größter geistiger Bedeutung. Es reiften Mensch und Werk in einem noch nie dagewesenen Glaubenskampf im Interesse "reiner Gottesanbetung", Jak. 1:27.
Wenn sich Bruder Müller aus
Altersgründen - fast 80 Jahre alt - zur Ruhe setzte, wenn man es Ruhe nennen
kann, so kann er auf ein Lebenswerk zurückblicken, das nicht hinreichend
gewürdigt werden kann. Seine Initiative war Anstoß und Auftakt. Sein erster
offener Brief wurde zum Vermächtnis. "Die Arbeit im Dienste Jesu Christi ist
nicht vergeblich." 1. Kor. 15:58.
K. 0.
Jetzt wieder Älteste -
warum?
"Neues Licht im Hinblick auf die Führung innerhalb
der Organisation!"
"1971 wird wegen dieser Neuerung in die Geschichte
von Jehovas Volk eingehen!"
"Hang zur Menschenverherrlichung gedämpft!"
"Nach fünf Jahren werden die übrigen Ältesten
eingereiht!"
"Ab 1. Oktober 1972 in Kraft!'
So lauten die Hauptschlagzeilen
in dem Referat von Konrad Franke "Die theokratische Organisation inmitten der
Demokratien und des Kommunismus" auf den Bezirksversammlungen 1971 in
Westberlin, Dortmund, Saarbrücken, Hannover und Stuttgart.
Ohne Zweifel, es mußte etwas Neues kommen, es mußte
etwas Dramatisches passieren, was alle Sinne auf neue Weise gefangen nimmt. Denn
- in nur vier Jahren ist es soweit: 1975!
Neues Licht ist das?
Es ist in Wirklichkeit alles schon einmal dagewesen.
Es hat schon einmal Älteste in der Organisation gegeben. Nur wurden sie damals
in echter Weise von den Versammlungen gewählt. Lest es nach im Buch "Jehovas
Zeugen in Gottes Vorhaben", Seite 24, 127. Dort werden sie allerdings als "Wahlälteste"
verächtlich dargestellt und es wird ihre angebliche Unvereinbarkeit mit einer
theokratischen Organisation behauptet. Ab 1932 gab es wirklich nichts
Verächtlicheres mehr in der Organisation als ein Ältester zu sein. Funktioniert
die Theokratie jetzt nicht mehr, daß man die Ältesten wieder hervorholt? Und die
Organisation soll doch nicht sagen "neues Licht"! Es war doch schon einmal alles
da. Das ist es ja gerade, das Operieren mit Halbwahrheiten, was ehrliche
Menschen bei der "Gesellschaft" mit der Zeit unerträglich finden." Was ihre
Vertrauenswürdigkeit nach und nach systematisch zerstört. Warum hat die
"Gesellschaft" das nötig?
Wo ist 1975 geblieben?
1971 soll wegen der neuen Ältesten in die Geschichte der Organisation eingehen?
Allerdings wird das der Fall sein, es fragt sich nur wie. Wie kann jetzt auf den
Bezirksversammlungen proklamiert werden, nach fünf Jahren werden die übrigen
Ältesten eingereiht? In fünf Jahren ist bald 1977! Wo ist da 1975 geblieben.
Gibt es kein Ende der 6000 Jahre und damit kein Ende von Harmagedon 1975? Wieso
werden die Ältesten so über 1975 hinweggebracht? 1975 ist einfach nicht mehr da!
Soll man das Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" von 1966, in
dem 1975 proklamiert wurde, einstampfen? Ihr könnt doch von Brooklyn aus nicht
die ganze Welt wegen 1975 alarmieren und jetzt so tun, als wäre da überhaupt
nichts! Soll das so verstanden werden, das euch in Brooklyn dieser ganze Alarm
gleichgültig ist, Hauptsache, ihr beschäftigt die ganze Organisation so mit
neuen Problemen, daß niemand mehr an 1975 denkt?
Soll mit der Einführung des theokratischen Ältestenamtes, die ja in enger Beziehung zur erstmaligen Zunahme der "Uberrestglieder" steht, (1970 von 10368 auf 1971 insgesamt 10526) die WTG auf eine Überlebens-Chance vorbereitet werden, wenn 1975 nicht eintrifft?
Nur eine neue Dienstamtsbezeichnung
Neues Licht? Äußerlich ja, für die jüngeren Verkündiger vielleicht wirklich neu,
weil sie die früheren Ältesten nicht erlebten. Dennoch ist es nur äußerlich neu.
Denn die "Gesellschaft" läßt die Versammlungen weiter wie bisher nur
"vorschlagen". In der DDR soll das nach einem 20-Punkte-Auswahlsystem vor sich
gehen, Abschlußtermin 20. 8. 1972. Die WTG selbst ist es nach wie vor, die
entscheidet, wer und wer nicht und diese dann "einsetzt" oder "ernennt". In
Wiesbaden konkret "Osteuropa-Zonendiener" W. Pohl. Die "Gesellschaft" kann wie
bisher weitermachen, was sie will, nicht was die Versammlungen wollen. Was ist
denn neu? Der Wechsel der Diener? Auch jetzt schon können die Diener die
Funktion wechseln, allerdings nur, wenn die "Gesellschaft" es will und zuläßt.
Auch das kriegt nur eine neue Form. Neu ist, daß die Diener auf Lebenszeit
amten? Sollen sie damit 1975 vergessen Auf Lebenszeit sind sie auch jetzt schon,
wenn sie nicht "unwürdig" werden. Es dürfte interessant sein zu beobachten, was
es vor 1975 noch für "neues Licht" geben wird!
Die ersten Rebellen sind schon da!
Ab 1. Oktober 1972 soll die neue Ältestenordnung gelten. Also nicht sofort. Das
geht auch nicht. Das ist schließlich ein Umwandlungsprozeß. Die "Gesellschaft"
braucht offensichtlich Zeit, die Widerstände niederzuringen. Die ersten Diener
mucken schon auf. Was soll die Änderung? Wenn es bisher schriftgemäß war, wie es
war, warum dann ändern Wenn es aber bisher nicht schriftgemäß war, wie konnte
die Organisation dann so lange schriftwidrig geleitet werden? Haben wir dann
seit 1932, als die damaligen Ältesten zum Teufel gejagt wurden, schriftwidrig
das Werk betrieben? Das ist schockierend! Kann man nicht schon bald 2000 Jahre
in der Bibel lesen, wie es sein muß? Was hat Brooklyn da bisher aus der Bibel
herausgelesen? So fragen sie.
Und sie wollen nicht mehr mitmachen. Verständlich. Es scheint ihnen jetzt zu reichen. Den Schock, in der Obrigkeitssache seit 1929 sich selbst und die anderen irregeführt zu haben, haben sie noch verkraftet. Jetzt kommt der zweite Hieb. Auch in der Organisation selbst seit Jahrzehnten falsche Leitungsmethoden? Es dämmert ihnen. Sie lehnen die neue Ordnung ab. Macht Brooklyn gegen sie ernst? Sehr wahrscheinlich! Wenn sie sich dem "neuen Licht" nicht anpassen, sind sie mit Sicherheit am 1. Oktober 1972 nicht mehr im Dienstamt
Werden sie die Sündenböcke für 1975 sein? Was wird man ihnen diesbezüglich in die Schuhe schieben? Denn einige müssen 1975 herhalten, Brooklyn selbst auf keinen Fall. Man wird wieder sagen, "einige hatten geglaubt, der Herr werde ", wie einst 1925. Wer wird es sein?
Die "Gesellschaft" wird unruhig
Was zeigt das "neue Licht" über die Ältesten? Sie fühlen sich in Brooklyn nicht
mehr wohl mit dem bisherigen Leitungssystem! Haben sie die Dinge schon nicht
mehr hinreichend in der Hand? Hat 1975 schon zuviel unterminiert Müssen den
Dienern neue Jacken angezogen werden Neue Dienstjacken, mehr ist es nämlich
nicht. Ein neuer Titel. Aber wer braucht den schon von sich aus? Er wäre eitel.
Und was helfen neue Jacken?
Fest aber steht, Brooklyn kann so wie bisher nicht mehr weiter, Oder will man einen Wirbel in der Organisation? Eine große innere Aufregung? Ein Tohuwabohu, um dann aus der Asche mit einer neuen Vision hervorzutreten, in der 1975 vergessen ist und jeder dankbar ist, daß es so ist? Jeder, der dann noch übriggeblieben ist?
Die Ältestensache zeigt weiter, in Brooklyn werden neue Weichen für die Zukunft gestellt. Die Organisation wird inzwischen etwas dramatisch beschäftigt, versteht sich, verstand sich schon immer. Jetzt mit den "neuen" theokratischen Ältesten. Sollen sie sich in den Versammlungen raufen Da hat sich immer der dritte gefreut. Die ersten krempeln schon die Ärmel hoch. Für das bisherige Leitungssystem und gegen neue Jacken. Und für neue Jacken.
Auch eine neue Form des Antikommunismus?
Die Sache wird noch komplizierter. Die "neuen" Ältesten sollen nämlich "inmitten
der Demokratien und des Kommunismus" amtieren. Die Sache wird damit auch noch
auf neue Weise politisch antikommunistisch. Schau genauer hin! Warum sagte
Franke nicht "inmitten der bürgerlichen Demokratien und der sozialistischen
Demokratien'" etwa? Nein, das sagt er nicht! Er unterscheidet mit der
"Gesellschaft" anders: Hier Demokratie, da Kommunismus. Also Kommunismus keine
Demokratie. Damit neuer Antikommunismus Also weiter gegen die sozialistische
Demokratie Die gibt es demnach für Jehovas Zeugen überhaupt nicht, obwohl sie in
der DDR mitten darin leben! Das wird ein neuer Feldzug gegen die sozialistischen
Staaten und ihre demokratische Ordnung. Da hat Brooklyn den neuen Ältesten ganz
schön etwas Neues eingebrockt. Da können sie gleich von Anfang an eine ganz
schön heiße Sache ausbaden! Die neuen Ältesten, kein anderer. Wer denn sonst?
Denkst du, Präsident Knorr oder Konrad Franke verteilen in Leipzig oder Warschau
illegal diese antikommunistischen Traktate?
Wieso eigentlich Konrad Franke?
Warum nicht der neue Zweigdiener in Wiesbaden, der Amerikaner Richard Kelsey?
Will er nicht gleich öffentlich persönlich auch als Antikommunist erscheinen?
Was hat er vor? Will er irgendwo aufkreuzen? Will er dann sagen können, ja, mit
der antikommunistischen Politik habe er persönlich nichts zu tun, dafür ist
wieder Konrad Franke zuständig.
Warum schickt man ausgerechnet ihn nach seiner Absetzung als Zweigdiener 1969 wegen 1975 jetzt wieder an die antikommunistische Front der "Gesellschaft"? Ist ihm jetzt alles egal? Hat er seine Vorträge u. a. vor den Dienern in Hamburg "bereut", in denen er die "fertig machte", die nicht recht an 1975 glauben wollten? Tritt er nun eine Flucht nach vorn an? Es ist schlimm, wie solche Diener mit ihren Vorträgen die Haltung der ganzen Organisation prägen.
Wieso verkündet Franke gleichfalls ausgerechnet dieses "neue Licht" über die Ältesten? Weiß er nicht mehr, wie 1932 mit den damaligen verfahren wurde? Franke hat damals selbst in Befolgung der Weisungen aus Brooklyn jene Ältesten mit zum Teufel gejagt! Konrad Franke war damals einer der zu jener Zeit neu eingesetzten "Dienstleiter" in Mainz, durch die die damaligen Ältesten aus den Versammlungen verdrängt wurden!
Menschenverherrlichung?
Durch die neue Dienstjacke wird der Hang zur
Menschenverherrlichung in den Versammlungen gedämpft? Das ist eine Beleidigung
der bisherigen Diener und auch der Versammlungen, als wenn sie. sich womöglich
gar gegenseitig verherrlicht hätten. Hat das bisherige Leitungssystem die
Menschenverherrlichung etwa nicht gedämpft? Und dann war das theokratisch?
Information für alle Diener
Der Zonendiener für Osteuropa in Wiesbaden, Willy
Pohl, hat alle verantwortlichen Diener in der DDR über die Ältestenfrage
informieren lassen. Indes zeigen sich unter den Dienern in dieser Sache bereits
viele Widersprüche. Eine weitere Information von Pohl hierzu besagt, es sollten
weitere Weisungen abgewartet werden ehe begonnen wird, in den Versammlungen
Änderungen vorzunehmen. Aus Kreisen in Wiesbaden verlautet dazu, das erst eine
Abstimmung mit dem Hauptbüro in Brooklyn, New York, USA, abgewartet werden soll,
da das, was in der DDR illegal gemacht werden soll, auch "inmitten des
Kommunismus" in allen anderen sozialistischen Ländern zur Durchführung kommen
soll.
K. 0.
"Überrest" nimmt wieder
zu
Laut Jahrbuch 1971 ist die Zahl der
"Überrestglieder" erstmals wieder angestiegen, von 10 368 auf 10 526. Der WT vom
15. September 1970, Fragen von Lesern, spricht von "Ersatzpersonen" für untreue
bisherige "Überrestglieder", auf die Jehova heute zurückgreifen würde. Diese
Erklärung ist jedoch ein Widerspruch in sich selbst. Denn wenn "Ersatzpersonen"
erwählt würden, könnte es sich niemals um eine Zunahme der Gesamtzahl handeln,
sondern höchstens um eine Auffüllung der bisherigen Gesamtzahl Die WT-Erklärung
ist daher unglaubwürdig und unwahr. Es handelt sich möglicherweise um eine
Schaffung einer neuen, jüngeren Anzahl von "Überrestgliedern", die nicht auch
altersmäßig 1975 am Ende "dieser Generation" angelangt sind. Die WTG will sich
offensichtlich einen Kern neuer "Überrestglieder" schaffen, mit denen sie nach
1975 das Werk weiterbetreiben kann. Bekanntlich ist die WTG nach der Äußerung
von F. W. Franz, Brooklyn, das Ende "könnte 1975 sein" (WT 1. 1. 67 dt,) nicht
von diesem Datum überzeugt, das sie andererseits als "zuverlässig" bezeichnet
hat.
Jahrbuch - Impressionen
Nach Schätzung sollen sich heute etwa grob
gerechnet, 30 % oder 924 274 000 Personen der Weltbevölkerung zum Christentum
bekennen. Von diesen 924 Millionen wäre etwa jeder 623. organisationsmäßig den
"Zeugen Jehovas" angeschlossen, bei einer Verkündigerhöchstzahl von 1 483 430 im
Jahre 1970.
Sie benötigten (1970) 267 581 120 Stunden, um 164 193 Taufen erreichen zu können. Der tatsächliche Zuwachs betrug jedoch nur 147 318 Personen, was einem Verlust durch Tod oder Ausscheiden von 16 875 Personen entspricht. Im Vergleich gesehen, ein Jahr zuvor (1969), betrug dieser Verlust bei 120 905 Taufen nur 5 297 Personen.
"Karteileichen"
1970 waren 3 226 168 beim Gedächtnismahl anwesend.
Gegenüber der tatsächlichen Verkündigerzahl bedeutet dies, daß 1 742 738 nie
eine andere Versammlung besuchen. Die Zahl dieser, wenn man es so bezeichnen
will, "Karteileichen" übersteigt damit die Zahl der tatsächlichen Verkündigter
um 304 308.
Im Vergleich gesehen, im Jahre 1965 war das Verhältnis noch umgekehrt. Damals war die Zahl der tatsächlichen "Zeugen" um 286 723 größer als die der "Karteileichen". 1966 waren es noch 266 223. 1967 betrug die Differenz jedoch schon nur noch 125 596.
Und 1968 waren erstmals die "Karteileichen" mit 50 511 gegenüber den "Zeugen" in der Überzahl. Wobei sich diese Zahl ein Jahr später (1969) auf 157 636 sprunghaft erhöhte, um im darauffolgenden Jahr eine weitere Verdoppelung zu erfahren.
Gedächtnismahl
Bemerkenswert ist auch, daß, wie allgemein bekannt,
die Zahl der am eigentlichen Gedächtnismahl teilnehmenden in all den Jahren
allmählich zurückging. So nahmen noch 1964 11 953 die Symbole gegenüber 10 386
im Jahre 1969. Doch 1970 war erstmals wieder ein Ansteigen der Teilnehmerzahl um
158 auf 10 526 festzustellen! Dazu der Kommentar im WT 18/70, S. 576:
"Kürzlich hat es sich in verschiedenen Teilen der Welt gezeigt, daß sich jetzt einige Personen als zu den übrigen gehörend bekennen, die die Hoffnung haben, Königreichserben zu sein, obwohl sie sich erst vor kurzem Jehova Gott hingegeben haben. Ob sie in der Tat und Wahrheit zu diesen voraussichtlichen Teilhabern des Königreiches oder zum 'Überrest' gehören, haben andere nicht zu entscheiden Es ist eine Angelegenheit zwischen dem Betreffenden und Jehova Gott, und die Zeit wird es zeigen. Alle, die diesen Anspruch erheben, würden jedoch gut daran tun, sich zu fragen, ob ihre Überzeugung ein Überbleibsel der babylonischen Lehre ist, nach der alle guten Menschen in den Himmel kommen, oder ob sie auf eine irrige Auffassung auf Gefühlsbetontheit oder sogar auf ein fehlgeleitetes Streben nach Geltung zurückzuführen ist." Hierzu muß man bemerken, daß die Berufung zum "Überrest" schon 1935 abgeschlossen sein sollte.
Stagnation
Der Gesamtverkündigerzuwachs betrug 1970 im
Durchschnitt gesehen 10,2 %, wobei er in den sogenannten "elf Verbotsländern"
nur 6,5 % betrug. Bemerkenswert ist, daß in 28 von 195 Ländern Verluste bzw.
Stagnation, zwischen 0% bis 50% zu verzeichnen war. Unter ihnen Kamerun mit
-8,1%, Algerien mit -27% und Libyen mit -33%.
Bethel - Neubauten
Bethelneubauten wurden 1970 unter anderem in
Santiago (Chile), in Mexiko, in Thun (Schweiz) sowie Brooklyn (New York, USA),
in Betrieb genommen. Zum Schweizer Neubau berichtet die WTG ("Erwachet" 201/70,
S. 24):
Thun/Schweiz
"Im Juli 1967 suchte man bereits nach einem
geeigneten Bauplatz. Schließlich fand man einen in Thun, in der Nähe des Thuner
Sees, und im Februar begann man mit den Ausschachtungsarbeiten. Am 16. Mai 1970
sollte das neue Zweigbüro seiner Bestimmung übergeben werden. Die Besucher, die
zur Bestimmungsübergabe des neuen Zweigbüros anwesend waren, konnten sehen, daß
es sozusagen doppelt so groß war wie das alte. Die Grundfläche dieses
fünfstöckigen Gebäudes beträgt 60 mal 36 Meter. Es sind 53 Wohnräume vorhanden,
ein großes Büro, eine große Druckerei und ein Lagerraum. Im Erdgeschoß befindet
sich ein schöner Königreichssaal sowie die Küche und der Speisesaal."
Offensichtlich will die WTG damit indirekt an die Tradition des vor der 1920 erfolgten Gründung eines "Zentraleuropäischen Büros" in Thun auf privater Basis bestehenden "Aussicht"-Verlages anknüpfen. Der "Aussicht"-Verlag veröffentlichte die gleichnamige Zeitschrift, deren Titel dann kurzfristig mehrmals wechselte in:
"Volkskanzel", "Jedermannsblatt", "Der Schriftforscher", danach "Goldenes Zeitalter", dann "Trost" und heute "Erwachet'! (Siehe dazu auch "Die Religion in Geschichte und Gegenwart", Band I, S. 168, Tübingen 1909, Scheurlen, "Die Sekten der Gegenwart", S. 90, Stuttgart 1912, sowie Loofs, "Die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher", Leipzig 1921).
New York/USA
Zu den Neubauten bzw. Erwerbungen in Brooklyn, New
York, berichtet die WTG (WT 18/69, S. 571-573, 8/70, S. 255-256): "Am 2. Mai
1969 wurde eine neues Haus, das ihrem Gebäudekomplex in Brooklyn (New York)
hinzugefügt worden ist, eingeweiht. In diesem siebenstöckigen Gebäude wird ein
Teil ihrer Mitarbeiter untergebracht, deren Zahl ständig zunimmt.
Durch den langen unterirdischen Verbindungstunnel gelangten sie in das Kellergeschoß des neuen Gebäudes, in dem die Wäscherei untergebracht ist. Im Erdgeschoß sahen sie die Garage, den Anmelderaum, die Bibliothek und einige Zimmer, zwei Klassenräume und ein 1,2 Meter tiefes und 5 x 8,5 Meter großes Taufbecken. In den vier weiteren Geschossen befinden sich ausschließlich Wohnräume.
Das neue Gebäude bietet 104 Personen Platz. Der 1969 vollendete siebenstöckige Bau ist also das neueste Gebäude der Zentrale der Zeugen Jehovas. Die verschiedenen im Laufe der Jahre errichteten Gebäude sind durch unterirdische Tunnel verbunden.
Am 25. November 1969 kaufte die Watchtower Bible and Tract Society, ein Rechtsinstrument der Zeugen Jehovas, den riesigen, zehn Gebäude umfassenden Komplex der pharmazeutischen Fabrik Squibb in Brooklyn, New York. Diese miteinander verbundenen Gebäude liegen an der Brooklyn-Brücke, direkt am East River, den Wolkenkratzern von Lower Manhatten gegenüber. Die Firma Squibb beschäftigte in dieser Fabrik einst etwa 800 Arbeiter.
Alles in allem wird die Grundfläche der jetzigen Gebäude der Zentrale der Zeugen Jehovas durch den Kauf dieses Komplexes um 58 786 Quadratmeter erweitert.
Ungefähr 800 Meter davon entfernt befinden sich die Druckereigebäude der Zeugen Jehovas, ein Komplex, der vier Häuserblocks entspricht. Diese Gebäude, die durch Straßenüberführungen miteinander verbunden sind, haben eine Grundfläche von 61 555 Quadratmetern oder 615 Ar. Wenn man von dem neu erworbenen Grundstück die Columbia Heights hinauf geht, kommt man zu den Gebäuden, in denen sich die Verwaltungsbüros und die Missionarsschule der Zeugen Jehovas befinden und die auch die mehr als 1300 Arbeitskräfte der Zentrale beherbergen. Diese Gebäude entsprechen nahezu drei Häuserblocks und sind durch unterirdische Tunnel miteinander verbunden." Des weiteren berichtet das "Jahrbuch 1971" (S. 62-64): Daß die WTG sich für die neu erworbenen Gebäude 90 zusätzliche Bauarbeiter mit ihren Frauen kommen ließ. Daß sie eine neue Druckerei am 1. 3. 1971 auf ihrer "Wachtturmfarm" in Betrieb nahm. Daß sie drei Geschosse des Tower Hotels (New York) gemietet hat, um für zwei Jahre dort 250 Arbeitskräfte unterzubringen. Daß sie im Frühjahr 1971 mit dem Bau eines weiteren "Bethelheimes" auf der "Wachtturmfarm" für 350 Personen begann.
Landwirtschaftlicher Besitz
Über ihre landwirtschaftlichen Besitztümer
berichtet das "Jahrbuch 1970" (Seite 78/79):
"Seit einer Reihe von Jahren betreibt die
Gesellschaft ihre eigenen Farmen. Wir besitzen drei Farmen, von denen die
Bergfarm in New Jersey liegt. Sie liegt ungefähr 130 Kilometer von New York
entfernt, und dort wird viel Obst, wie Äpfel, Pfirsiche und Birnen gezüchtet und
auch Gemüse angebaut. Die Königreichsfarm befindet sich in der Nähe von Ithaca,
New York, ungefähr 400 Kilometer von der Stadt New York entfernt, wo die
Gesellschaft auf etwa 200 Hektar Land Feldfrüchte zieht und eine beträchtliche
Anzahl von Milchkühen hält, die die Bethelfamilie mit Käse und frischer Butter
versorgen. Und die Wachtturmfarm, die etwa 160 Kilometer von der Stadt New York
entfernt liegt, ist etwa 600 Hektar groß.
Der größere Teil unseres
Lebensmittelbedarfs kommt von der Wachtturmfarm, wo wir 620 Stück Rindvieh und
6600 Hühner haben. Hier haben wir auch eine sehr große Gemüsefarm, wo über 100
Tonnen Gemüse eingemacht oder eingefroren werden.
Während des vergangenen Jahres, also im Jahre 1969,
hat die Gesellschaft den Bau eines neuen Schlachthauses vollendet . . . Am Ende
des Jahres vollendeten wir gerade ein neues Stallgebäude, in dem ungefähr 120
Milchkühe untergebracht werden können. Für das Pasteurisieren der Milch werden
neue Einrichtungen installiert, und wir hoffen, noch mehr Käse und Butter zu
erzeugen.
WTG-Mitglieder
Was die offizielle Korporation der "Watchtower
Bible and Tract Society of Pennsylvania" bzw. New York betrifft zu der gemäß
WTG-Angaben nur "Überrestglieder" gehören sollen, so zeigen die Statistiken, daß
deren Mitgliederzahl beispielsweise von 435 im Jahr 1963 auf 407 (1967)
herabsank, um ein Jahr später (1968) wieder auf 481 aufgesteckt zu werden. Das
"Jahrbuch 1970" berichtet dann indirekt auch von Austritten aus dieser
Organisation und im 1971-er "Jahrbuch" (S. 321) wird von einem Ausschluß aus der
WTG berichtet, so daß es 1970 noch 458 Mitglieder waren.
Finanzen
Insgesamt gab die WTG für diesen Personenkreis 1970
6 657 001,65 Dollar finanzielle Beihilfe aus. Für ihre übrigen Kosten, wie
Neuerwerbungen, Investitionen, Kongreßkosten, Gewinnen aus dem Literaturverkauf,
Einnahmen aus "freiwilligen Spenden" usw., veröffentlicht die
Wachtturmgesellschaft bezeichnenderweise keine Angaben, womit sie verdeutlicht,
daß sie bezüglich ihrer finanziellen Transaktionen einiges zu verbergen hat!
"Reich Gottes"
Man kann also sehen, daß sich die WTG in New York
und Umgebung vom Scherflein der Witwen und Waisen schon einen eigenen kleinen
Staat im buchstäblichen Sinne installiert hat. Ein weiteres Mal bestätigte sich
auf diese Weise die historische Erfahrung, daß Jesus zwar vom Kommen eines
"Reiches Gottes" sprach, daß statt dessen jedoch nur eine "institutionelle
Kirche" kam. Bedenklich wird das Ganze, und das auch im speziellen Fall der WTG,
wenn sich diese Institution in ihrer praktischen gesellschaftspolitischen
Relevanz als ein Instrument erweist, das mit dazu beiträgt, die wahren Ausbeuter
der Menschheit noch länger am Leben zu erhalten.
Neben diesem Imperium in den USA
besitzt die WTG noch 93 weitere Zweigbüros, die über 26 524 Versammlungen
residieren. Neben den 2304 Mitarbeitern in den Zweigbüros hat sie weitere 2616
Kreis- und Bezirksdiener. Insgesamt also 4920 hauptamtliche Mitarbeiter!
Ferner noch 87 871 Pioniere bzw. Sonderpioniere,
die ihren Lebensunterhalt größtenteils selbst bestreiten müssen.
Verbote
Wenn man einen Blick in die "Jahrbücher" tut, so
könnte man meinen, daß neben der Türkei und der VAR nur in sozialistischen
Ländern die "Wachtturmgesellschaft" in ihren Möglichkeiten gesetzlich
eingeschränkt bzw. verboten ist. Indes diese bewußte Desinformation wird durch
das intensive Studium der einzelnen Berichte widerlegt.
So ist die Tätigkeit der Wachtturmgesellschaft - durch bis zum heutigen Tag noch nicht aufgehobene Verbote - auch in den nachfolgenden Ländern auf Grund ihres sozial negativen und antidemokratischen Charakters eingeschränkt. Neben Malawi und Sambia, wo Teilverbote bestehen, der öffentliche "Predigtdienst" ist verboten, ist die WTG-Tätigkeit untersagt auch in:
Syrien, Libyen, Jordanien,
Tunesien, Tansania, Angola, Mosambik, Kambodscha, Mali, Gabun, Niger, Kamerun,
Äquatorial-Guinea, Madagaskar.
Maximal also 27 Länder mit Gesamt- bzw. Teilverbot.
Ferner noch einige andere Staaten ebenfalls mit Teilbeschränkungen oder lokalen
Schwierigkeiten für die WTG. Die zuletzt ausgesprochenen Verbote (1970) wurden
in Gabun, Kamerun, Aquatorial-Guinea, Madagaskar und Niger verhängt.
D. D.
Aus einem westlichen
Urteil
Über das im Urania-Verlag (in der BRD, Verlag
Hubert Freistühler, Schwerte, Ruhr) erschienene dokumentarische Buch über "Die
Zeugen Jehovas", veröffentlichte der "Bruderdienst" eine bemerkenswert
umfangreiche und gründliche Rezension.
Im nachfolgenden möchten wir daraus einige uns
besonders wichtig erscheinende Passagen zitieren. Wenn - was in der Natur eines
wissenschaftlichen Meinungsstreits liegt - darin auch kritische Anmerkungen
enthalten sind, so wäre noch darauf hinzuweisen, daß im Vergleich zu der
überwiegend subjektiv begründeten einschlägigen West-Literatur, dieses Buch
keinen Vergleich zu scheuen braucht.
Die Wachtturmgesellschaft - Mit
den Augen eines DDR-Bürgers betrachtet
1970 ist in der DDR eine "Dokumentation über die
Wachtturmgesellschaft" (WTG) erschienen, ein Buch über die "Zeugen Jehovas"
also, das man nicht ohne Spannung in die Hand nimmt . . .
Das vorgelegte Belegmaterial ist zumeist in der Form einer Fotokopie wiedergegeben und kann formal unterschieden werden in "veröffentlichte Texte" (dazu gehören Auszüge aus dem "Wachtturm" und "Erwachet!" sowie aus Büchern der WTG in alter und neuer Zeit, gelegentlich auch Zeitungsausschnitte und Zitate aus Büchern, die mit der WTG nichts zu tun haben) und unveröffentlichte Texte".
Hier wird es hochinteressant: es sind Aktenstücke aus dem innerbetrieblichen Schriftverkehr der WTG, Teile der Korrespondenz mit staatlichen Stellen, Regierungen und Staatschefs wie Hitler, Vernehmungsprotokolle der Gestapo, Petitionen, Geständnisse, Formulare und anderes internes Material, das nie für einen größeren Leserkreis, sondern nur für den Dienstgebrauch unter Ausschluß der Öffentlichkeit bestimmt war. Viele dieser Texte sind Erstveröffentlichungen Die Texte aus der Zeit des Dritten Reiches lagern heute als ehemalige Kriegsbeute in mehreren Archiven, die Texte aus der Nachkriegszeit werden wohl aus den beschlagnahmten Beständen der Magdeburger Zentrale stammen. In jedem Fall: wichtiges Quellenmaterial . . .
Was bieten die bisher unveröffentlichten Texte inhaltlich? Nehmen wir ein instruktives Beispiel, den Brief des Magdeburger Zweigbüros an Hitler vom Juni (?) 1933. Wer hätte gedacht, das sich in einem amtlichen Schriftstück der WTG der Satz findet: "Das Brooklyner Präsidium der Watch-Tower-Gesellschaft ist und war seit jeher in hervorragendem Maße deutschfreundlich" (S. 160). Oder daß sich die WTG auf Punkt 24 des Parteiprogrammes der NSDAP beruft, das im Wortlaut zustimmend gebracht wird. . . . Kein Wunder, daß Schriftstücke wie diese dem kleinen 'ZJ' nicht zur Kenntnis kommen sollten, er hätte sich doch sehr über seine leitenden Herren gewundert.
Insgesamt gesehen, lassen die vorgelegten Textproben das Bestreben der WTG erkennen, sich, um den Preis einer Übernahme von Elementen der antisemitischen und antiklerikalen Nazipropaganda mit dem Regime zu arrangieren und so einem Verbot zu entgehen . . .
Für das Verständnis der DDR-Maßnahmen gegen die WTG ist übrigens ein Blick in jene Texte der WTG aufschlußreich, die kaum anders als antikommunistisch bezeichnet werden können. Zwar stammen sie in ihrer Mehrzahl erst aus der Zeit nach dem Verbot dieser Organisation (1950). Aber sie sind doch eine recht gute Illustration zu der von der WTG und jedem 'ZJ' am Straßenrand allezeit betonten "Neutralität" gegenüber allen irdischen Staaten. Eine auf dem New Yorker Kongreß der 'ZJ' beschlossene "Resolution against Communism" (1950) läßt sich mit der Behauptung der WTG, sie sei in politischen Dingen unparteilich, schlechterdings nicht auf einen Nenner bringen. Genug der Beispiele! Diese Dokumentation bringt bisher unbekanntes oder unbeachtet gelassenes Quellenmaterial in Hülle und Fülle. Für eine Auseinandersetzung mit den 'ZJ' gibt sie wichtige Denkanstöße . . .
Dieselbe Endzeiterwartung ist übrigens die Ursache dafür, daß es bis zur Stunde eine Sozialethik der 'ZJ', so etwas wie eine Verantwortung für das politische und soziale Wohlergehen der Gesellschaft, nicht gibt. Die Lösung der sozialen Konflikte wird in die Zeit nach Harmagedon abgeschoben Hier sind Gebhard - das sei mit ausdrücklicher Zustimmung gesagt, ganz wesentliche Beobachtungen an früheren Texten der WTG gelungen (S. 69 ff).
Zusammengefaßt: Gebhards Buch bringt eine Fülle von Material,
das für jeden an diesem Problem Interessierten von Belang ist. Die polemischen
Thesen des Buches bieten genug Denkanstöße . . . Die Forschung wird jedenfalls
über dieses Buch hinausgehen, aber sie sollte an diesem Buch nicht vorbeigehen.
D. D.
Kennst Du es schon!
Eine zusammengefaßte Darstellung einiger
Hauptinhalte des in der DDR 1970 erschienenen Buches: DIE ZEUGEN JEHOVAS. Eine
Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft Bearbeitet und herausgegeben von
Manfred Gebhard Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin (Verlag für
populärwissenschaftliche Literatur) 317 Seiten, 228 Abbildungen im Text, 11,50
M.
Im Vorwort dieser umfangreichen Dokumentation, deren Zielstellung eine Einschätzung der gesellschaftlichen Bedeutung dieser Religionsgemeinschaft und ihrer Leitung ist, bringt der Herausgeber des weiteren zum Ausdruck, daß die hierbei gewonnenen Erkenntnisse auch gleichzeitig ein Wegweiser für Christen und ganz besonders für jene sein können, deren Glaubensbereitschaft bislang von der WTG mißbraucht wurde.
Schon die Struktur der "Watch Tower Bible an Tract Society" veranschaulicht den Charakter dieser Organisation, in der es möglich war, sich für je zehn Dollar eine Stimme zu erkaufen, deren Entscheidungen autoritär - ohne demokratische Kritik- oder Kontrollrechte - von der "Gesellschaft" als angeblichen "sichtbaren Vertreter des Herrn auf Erden" bestimmt werden. Wer sich ihr als "vorgeblichen treuen und verständigen Sklaven" widersetzt, dem wird mit dem Schauder der völligen Verdammnis gedroht, um auf diese Weise mit und durch die "Zeugen Jehovas" die hintergründige Politik der WTG zu betreiben.
Spekulationen
Ein markantes Beispiel bilden insbesondere auch ihre Weltendelehren. Man kann es
dem adventistisch beeinflußten ersten WTG-Präsidenten, C. T. Russell, durchaus
noch bestätigen, daß sein Endzeitglaube einem zwar einfältigen, aber doch
aufrichtigen Gottesglauben entsprang, was dann jedoch zu einer von der
Wirklichkeit widerlegten Spekulation wurde. Wenn man überdies die einschlägigen
Bibelstellen unvoreingenommen prüft, so wird sehr deutlich, daß es sich um
Ankündigungen für die urchristliche Zeit und nicht für das 19. oder 20.
Jahrhundert handelte.
Russell vertrat jedoch die Meinung, 1260 "Jahre" nach 539 n. Chr. - also 1799 - sei genau der Beginn der "Zeit des Endes'", wobei dieses Datum bis 1926 publiziert wurde, um dann durch eine andere Zahlenkonstruktion - 2520 "Jahre" nach 607 v. Chr. = 1914 n. Chr. - ersetzt zu werden. Bemerkenswert ist noch, daß sowohl 1799 wie 1914 kriegerische Zeiten waren, wodurch es ein leichtes war, entsprechende "Zeichen der Zeit" zu konstruieren.
Nordkönig
Die Weltgeschichte widerlegt all diese Theorien, wie es auch das Beispiel der
Nordkönigauslegung veranschaulicht. Jene in Daniel aufgezeichneten Worte, bei
denen es sich um die Rivalitäten zwischen den syrischen und ägyptischen
Königen in vorchristlicher Zeit handelte, wurde von
Russell auf Napoleons ägyptischen Feldzug ausgelegt, um von Rutherford, 140
Jahre verschoben, auf den Aggressionskrieg der Nazifaschisten übertragen zu
werden. Er glaubte zwar, daß in diesem "Blitzkrieg" auch Rußland Opfer der
Faschisten würde, indes die Wirklichkeit kennzeichnete auch dies als
Spekulation. Nachdem alle Hoffnungen auf Vernichtung des Kommunismus
entschwunden, schob sein Nachfolger Knorr, unter dem Vorwand einer angeblichen
Vielgestaltigkeit des "Nordkönigs" die ursprünglich Hitlerdeutschland zugedachte
Rolle jetzt den sozialistischen Staaten zu. Indes auch diese Danieldeuterei ist
zum Scheitern verurteilt, wie das aufmerksame Beobachten der tatsächlichen
Aggressoren, beispielsweise in Vietnam es verdeutlicht.
Es ergeht der WTG nicht anders als den Endzeitgruppen vor ihr. Alle entscheidenden "Merkmale" einer heutigen Endzeit erweisen sich als haltlos. Wenn man auch das beachtet, was der Apostel Paulus den Christen in Thessalonich über die Wiederkunft Christi verkündete, so wird ein weiteres Mal deutlich, daß von keiner zweitausend Jahre fernen Zukunft, weder von 1874 noch von 1914, sondern von der damaligen Gegenwart, als Zeitpunkt für eine himmlische Wiederkunft die Rede war.
"Harmagedon"
Nur allzu deutlich ist ein politischer Hintergrund
erkennbar Es ist nicht nur bedenkliche religiöse Einfalt, sondern auch eine
unmenschliche und antihumanistische Einstellung, die zugleich auch jede bewußte
gesellschaftliche Mitarbeit zur Verhinderung barbarischer Kriege, für Frieden
und soziale Gerechtigkeit verneint. Stellte sich Russell noch "Harmagedon" als
den Untergang der gesellschaftlichen Ordnung vor, während die Menschen in der "Milleniumsherrschaft"
geistig umerzogen würden, so machten seine Nachfolger eine grausige Ausrottung
aller Nichtzeugen daraus.
Aber auch Russell meinte, den Massen predigen zu müssen, daß ihr Bemühen, sich aus der Herrschaft des Kapitals zu befreien, eine "zu vorzeitige" sei, daß sie statt dessen lieber auf Gott und 1914 warten sollten. Statt dessen brach diese Organisation 1917/18 zusammen, und ohne die neue 1925-Illusion wäre sie wohl nie wieder auferstanden Auch diese Lehre wurde von der gesellschaftlichen Entwicklung auf den Müllhaufen religiöser Irrlehren gefegt. Schweigen und systematische Entstellung ist das einzigste, was die WTG in der Gegenwart über diesen Abschnitt ihrer Geschichte noch zu "berichten" weiß.
Die Beschlagnahme des deutschen Zweigbüros durch die Hitlerfaschisten, die Depressionen in der kapitalistischen Welt, lieferten Rutherford einen neuen Vorwand für seine Harmagedon-Proklamationen, wobei er sogar soweit ging zu empfehlen, mit dem Heiraten "bis nach Harmagedon" zu warten. Aber auch der zweite Weltkrieg fand sein gesetzmäßiges Ende und "Harmagedon" zerstob wieder in Rauch und Schall.
Kaum war dieser WTG-Präsident 1942 gestorben, hatte sein Nachfolger nichts Eiligeres zu tun, als erst einmal Zeit zu gewinnen. Erst 1972 sollte nun "6000 Jahre Menschheitsgeschichte zu Ende" sein, ungeachtet dessen, daß dasselbe schon für 1872 verkündet war. Denjenigen, die den größten Teil ihres Lebens der WTG gewidmet hatten und ihre Kräfte für sie aufgebraucht hatten, wußte man nichts Besseres zu sagen, als noch weitere 10 bis 20 Jahre sich zu "gedulden".
Mit unnachsichtigem psychologischen Terror wurde die Frage nach dem schon längst überfälligen "Harmagedon" als "unnütze Streitfrage" abgetan, um schließlich - eine Proklamation, die einem Ausverkauf gleichkommt - in bewußt zweideutigen Formulierungen 1975 anzugeben.
Dies alles gepaart mit der Forderung, die Weltherrscher mögen ihre staatliche Macht und Souveränität an Christus (und faktisch an die WTG auf Erden) abtreten. "Verwesung bei lebendigem Leibe", vom Jüngling bis zum Greis - also eine mittelalterliche Inquisition für diejenigen die damit nicht einverstanden sind. Auch die Inquisitoren mordeten nicht selbst, Sie überließen das dem Arm des Staates. Ohne Zweifel predigten auch sie, wenn sie auf der einen Seite Folter, Verwesung und Tod für richtig hielten, auf der anderen Seite christliche Nächstenliebe und andere Tugenden.
Wären die WTG-Führer ehrlich, sie hätten schon längst ihren weltanschaulichen Bankrott erklären müssen, indes man zieht es heute vor, den einmal errichteten Apparat durch immer neue oder abgeänderte Auslegungen am Leben zu erhalten. Sind die Anhänger nicht manipulierbar? Sollte man sie in der Mehrheit nicht immer wieder umorientieren können? Das muß nur vorsichtig und unmerklich bewerkstelligt werden, das ist ihr offensichtliches Rezept. Die WTG gleicht in der Tat einem Hasardeur, der mit vollem Einsatz immer weiterspielt, ungeachtet der Gefahr, früher oder später mit Sicherheit alles zu verlieren.
Parteinahme
Ihre politische Parteinahme in Verbindung mit
entsprechenden Auslegungen der Bibel, wodurch manches gesagt werden kann, was
sonst abstoßen würde, spricht überdies auch für sich. Man kann Leichtgläubigen
auf diese Weise eine politische Meinung und Haltung beibringen, ohne daß ihnen
das zu Bewußtsein kommt, da alles nur rein "religiös und biblisch" erscheint.
"Bollwerke gegen den Kommunismus", "Kommunismus - das Schreckgespenst", "den
Kommunismus in der Kraft Jehovas besiegen", dies alles verdeutlicht einmal mehr,
wessen Geistes Kind die WTG ist.
Schon Entstehungsort- und -zeit im amerikanischen "Ruhrgebiet" der 1870er Jahre ermöglichen darüber einigen Aufschluß Wenn Russell verkündete: Es ist weder weise noch gerecht, dem Kapital daraus einen Vorwurf zu machen, daß es seinen Vorteil sucht. Laßt uns daher nicht die Reichen hassen oder brandmarken. Nichts als ein Krieg oder andere schwere Kalamitäten kann der Industrie wieder aufhelfen, indem er den friedlichen Nationen viel Arbeit verschafft. Die Arbeiter haben nur von einer Seite Hilfe zu erwarten, von Gott. So wird einmal mehr deutlich, daß es eben nach wie vor auch eine Pervertierung christlicher Gesinnung gibt. Kreuzzüge, Inquisition, Antisemitismus und ähnliche fanatische und intolerante religiöse bzw. politische Extreme waren ebenfalls Ausdruck solcher Erscheinung. Daran ändert nichts, daß die Vertreter dieser barbarischen Ideen selbst ohnmächtig werden mögen, müßten sie den ersten Tropfen Blut der von ihnen verteidigten Kriegsmetzeleien sehen.
Offensichtlich war die Passivitätspolitik der WTG hervorragend geeignet, entstehende revolutionäre Strömungen und Bewegungen ersticken zu helfen oder in ungefährliche Bahnen abzulenken, in ein sozialpolitisch tatenloses Hoffen auf die Verwirklichung der WTG-Illusionen, zu einem vergeblichen Harren auf göttliche Hilfe.
Hitlerära
Ihre Kampagne gegen den Abschluß eines Konkordats
zwischen dem Vatikan und Deutschland wurde der WTG zum Verhängnis, denn für
Hitler war dies wichtiger als die die katholische Kirche hassende WTG. Eine
Falschdarstellung, der antifaschistische Kampf einer von den Zeugen Jehovas
abgesplitterten Gruppe, wurde nun als Verbotsanlaß genommen.
Obwohl sich die WTG sogar selbständig für das politische Ziel einer Verlängerung des "Deutsch-amerikanischen Handels- und Konsularvertrages" einsetzte, setzte sich die USA-Regierung nur für das in Deutschland investierte amerikanische WTG-Kapital ein. Sie bekam damit zum zweiten Mal zu spüren, daß ihre Existenz fast ausschließlich von den Kräften abhängig geworden war, denen sie sich politisch verschrieben hatte. Die Kreise in den USA, die ihr aus reinen Zweckmäßigkeitsgründen nach dem ersten Weltkrieg ein Wiederaufleben in Deutschland ermöglichten, ließen sie sofort wieder fallen, als ihr Ziel, Kräfte gegen die erstarkende Arbeiterschaft in Deutschland zu mobilisieren, erreicht war.
Buhlen um die Gunst der Nazis
In der Naziära tat die WTG auch eine ganze Menge,
um die Nazigunst wieder zu erlangen. So ließ sie noch 1935 erklären: Die
Bibelforschervereinigung hat niemals in all den Jahren, in welchen der
Nationalsozialismus im Kampfe um Deutschland stand, versucht diesen Kampf zu
beeinträchtigen In gleicher Weise hat sich das Präsidium unserer Gesellschaft in
den letzten Monaten nicht nur geweigert, an der Greuelpropaganda gegen
Deutschland teilzunehmen, sondern hat sogar dagegen Stellung genommen. Und am
Vorabend der Kristallnacht wußte sie über die Juden nur zu berichten: Sie seien
ein lebendiges Bild dafür, wie furchtbar es ist, den Segen Jehovas nicht zu
besitzen. Wind säend, ernten sie Sturm.
Erst nachdem all dies erfolglos blieb, ging man zur offenen antifaschistischen Grundhaltung über. Überdies war die Rolle führender Zeugen während der Nazizeit auch in anderer Beziehung kein Ruhmesblatt.
Wenn beispielsweise Zweigdiener Frost in einem Wachtturmartikel (der der Anfang von seinem Ende war) einen Journalisten zitierte, der über die Leiden der Zeugen Jehovas unter Hitler sagte: Durch ihren Glauben an Gott gelang es ihnen besser als anderen die Dinge zu überleben So ist dies, wie die Vernehmungsprotokolle der Gestapo über ihn und seinen Nachfolger Franke enthüllen, mit bezug auf beide zumindest eine glatte Hochstapelei. Um ihre Haut zu retten, erwiesen sie und andere sich als solche, die ihre eigenen Brüder verrieten. Bliebe, nur noch zu fragen, wie war es möglich, daß solche Personen nach 1945 noch jahrzehntelang die höchsten Repräsentanten einer angeblich "göttlich überwalteten Organisation" sein konnten?
Doch die Nazis hatten bezeichnenderweise noch die Absicht, sich auch die Zeugen politisch dienstbar zu machen. Die diesbezüglichen Aufzeichnungen Himmlers an Kaltenbrunner sind äußerst interessant. Die Passivitätstheologie der WTG erschien ihm und anderen westlichen Kommentatoren der Gegenwart äußerst nützlich in politischer Hinsicht.
Nach 1945
Hatte man zwar schon 1941 das Magdeburger Büro für
178 300 RM der Naziarmee zum Kauf überlassen, so gelang es der WTG doch, die
Behörden zu täuschen. Mit dem Beginn der Trumandoktrin vom "Zurückrollen des
Kommunismus" machte sich auch in der WTG-Literatur immer offener
antikommunistische Hetze bemerkbar, die sich unter anderem in solchen Äußerungen
widerspielt, wie: "Wenn Jehova das Haus nicht baut, sei kein Aufbau in der DDR
möglich", die Religion sei die letzte "Verteidigungslinie" gegenüber den "roten
Marionetten" und "menschlichen Knirpsen", womit die WTG verdeutlichte, worauf es
ihr ankam.
Man brauchte in der DDR eine "Christenverfolgung" dramatischer Art, und keine religiöse Gruppe war da leichter zu fanatisieren und zu mißbrauchen als die Zeugen Jehovas. Konnte diese Entwicklung abgewendet werden? Sie konnte, aber sie sollte nicht. Ein Wink des USA-State Departments oder der amerikanischen Militärregierung in Wiesbaden hätte genügt, den politischen Kurs der WTG zu ändern. Hatte sie doch schon viele Male auf Wink oder Druck ihrer Hintermänner den Kurs geändert, im ersten Weltkrieg oder in der Frage des Zionismus, Ein Beispiel war auch der Fall des WTG-Beauftragten August Sekt in der britischen Besatzungszone. Sekt hatte eine Vortragskampagne gegen die katholische Kirche begonnen unter dem Titel "Der Papst als Steigbügelhalter des Faschismus". Kaum hatte die britische Militärregierung in Westdeutschland davon Kenntnis erhalten, schritt sie ein, verhaftete Sekt und unterband dessen Propaganda. Die WTG erhielt die Auflage, die Kampagne sofort zu stoppen, was auch prompt geschah. Eine "Christenverfolgung" in der "Ostzone" dagegen würde ausgezeichnet in die Strategie der antikommunistischen psychologischen Kriesgführung passen.
Das Schicksal und die Nöte des einzelnen waren dabei von nebensächlicher Bedeutung. Zum Vernebeln der Sachlage erklärte man nun den Kommunismus zur "Religion-", um so dieser politischen Hetze einen "frommen" Anstrich zu geben. Erklärte man vorher noch, "Religion sei alles, was dem Willen Jehovas widerspricht", so war es mit dieser Definition vorbei. Plötzlich gab es auch wieder eine "reine Religion". Die Kapriolen der WTG zur Manipulierung ihrer Anhänger sind wahrlich grotesk. Es kam, wie es kommen mußte, die WTG hatte alle Grenzen überschritten.
Beim Betrachten der weiteren Rolle der WTG-Tätigkeit in der DDR, ihrem Geldschmuggel, Trugmaßnahmen und sonstigen alle zweckdienlichen Regeln westlicher Geheimdienste offenbarenden Praktiken, ihrem Steigern politischer Hetze in Spannungszeiten, wird deutlich, daß ihre mit Antikommunismus gepaarten "Petitionen" ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen sind. Ihr bewußtes Negieren jeder gesellschaftlichen Verantwortung, ihr systematisches Untergraben des Vertrauens und der Mitarbeit im Rahmen der sozialistischen Gesellschaft, ihr Verkünden vom "Warten auf die Vernichtung der DDR", sind unter den christlichen Kirchen und Gemeinschaften ein warnendes Beispiel. Fährt sie fort, der imperialistischen Ostpolitik willfährig zu sein, so wird es nichts anderes geben, als daß sie samt ihrer religiös-politischen Endzeitillusionen einen Tages auf dem Müllhaufen der Geschichte endet.
Die überall vor sich gehende Neuorientierung der Christen von historischer Tragweite geht auch nicht an Jehovas Zeugen vorbei. Sie haben in der sozialistischen Gesellschaft nur eine Zukunft, wenn sie sich aus der Unterwerfung unter die Interessen des Kapitalismus lösen. Die Erkenntnis hierbei, sein Leben durch illusionistische, zur Enttäuschung führende Hoffnung geprägt zu haben mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen - sollte der Anstoß zu einer echten Neubesinnung auf die humanistischen Werte des Christentums sein.
Soweit eine erste Darstellung einiger Hauptinhalte des 1970 in der DDR und in der BRD erschienenen Buches "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft".
Vietnam-Appell
christlicher Zeitungen in den USA
Aus der Zeitschrift "Stimme der Gemeinde" (11/71)
entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung des Stimme-Verlages folgende
bemerkenswerte Ausführungen eines Vietnam-Appells in den USA, der erstmals in
der Freiburger "Herderkorrespondenz" (5/71) veröffentlicht wurde: Den bisher
aufsehenerrregendsten Beitrag leisteten vier überregionale christliche Zeitungen
mit einem von ihnen veröffentlichten gemeinsamen Leitartikel "The National
Catholic Reporter" und "The Commonweal" auf katholischer, sowie "The Christian
Centtury" und "Cristianity and Crisis" auf evangelischer Seite, riefen in dem
zur Karwoche 1971 verbreiteten "Appell zur Buße und Aktion" ihre rund 150 000
Leser zum Engagement in Vietnam auf. Mit diesem Aufruf wurde gleichzeitig die
Aktion "Karwochen-Zeugnis gegen den Krieg" eingeleitet, die gemeinsam von
Klerikern und Laien aus katholischen und evangelischen Vietnam-Komitees,
Mitgliedern ähnlicher Organisationen, der Episkopalkirche und der Quäker sowie
dem "Berrigan-Verteidigungs-Komitee" getragen wurde.
In einer ungewöhnlich scharfen Sprache klagen die Zeitungen die Regierung der USA an. Zu lange hätten die Christen geschwiegen. Auch am diesjährigen Karfreitag schrieen ungezählte Menschen in Indochina wieder ihr "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Besonders in diesem Jahr erhöben sich Millionen Stimmen in aller Welt, die Klage über "Unterdrückung durch unsere Wirtschaft und unsere Streitkräfte. Besonders in Südostasien wiederholt die amerikanische Militärmacht die Kreuzigung Christi." Man solle den Autoren keine Verwechslung von Politik und Religion vorwerfen. Es habe auch auf Golgatha keine klare Trennung von beiden gegeben.
Bei aller Berücksichtigung von verständlichen Vorbehalten und unterschiedlicher Auffassung gerade im Bereich moralischer Entscheidungen müsse man doch jetzt in der zweiten Dekade des Vietnamkrieges eine Bilanz ziehen und neue Wege überlegen. Man sei überzeugt, daß die amerikanischen Kirchen zu geduldig gegenüber der politischen Führung gewesen sind. "Wir Christen waren zu tolerant gegen die amerikanischen Machthaber und vergaßen zu leicht die ausländischen Opfer dieser Macht. Zu oft wurden wir mit Hilfe einer raffinierten politischen Maschinerie zur Erfolgslosigkeit manipuliert."
Die Autoren halten die Zeit für gekommen, um "Herzen und Stimmen zu einer Anklage zu erheben, die selbst eine absichtlich schwerhörige Regierung nicht überhören kann." Die zehn Anklagen gelten direkt den beiden letzten Präsidenten und ihren Kabinetten, der politischen Führung der USA allgemein und der amerikanischen Bevölkerung insgesamt.
In der ersten Anklage wird das totale Mißverhältnis zwischen Zielen und Mitteln des Krieges in Vietnam herausgestellt Dabei verschließe man die Augen vollkommen vor dem unermeßlichen menschlichen Leid. Die Autoren klagen zwei aufeinanderfolgende Regierungen an, sie hätten Politik so betrieben, als handle es sich um Bauernfängerei Damit hätten sie die Öffentlichkeit so hinters Licht geführt, daß die meisten Bürger nun an der Glaubwürdigkeit ihrer eigenen Regierung zweifelten.
Die Regierung müsse ferner angeklagt werden, weil sie ein Agrarland vollkommen verwüsten ließ, indem sie es zuließ, daß zweieinhalb (bald dreimal) soviel Bomben abgeworfen wurden, wie in Europa während des gesamten zweiten Weltkrieges. In der vierten Anklage heißt es: "Wir klagen die Vereinigten Staaten an, weil sie die führende Rolle bei der Tötung von 25 000 bis 35 000 Zivilisten in Südvietnam allein im Jahre 1970 übernommen habe. Hinzu kommen viermal so viele Verwundete, von denen vielleicht ein Drittel Kinder unter dreizehn Jahren waren, wir erheben Anklage wegen der Vertreibung von fünf Millionen Menschen. Diese Taten sind die unharmonischen Begleitumstände wohlerzogener Appelle für eine humane Behandlung amerikanischer Gefangener."
Von den Christen fordern die
Autoren, daß sie jeglichen Versuch unternehmen, die gewählten Repräsentanten
wissen zu lassen, "daß wir jetzt genug haben von militärischer Grausamkeit und
moralischen Zynismus . . . daß es Zeit ist, Südostasien endgültig zu
verlassen . . . Alle Kongreßabgeordneten sollen gewarnt werden, daß die
Politiker nicht alle Menschen täuschen können und daß die Taktik der Irreführung
die Führung insgesamt zerstört." Außerdem sollen sich die Christen dafür
einsetzen, daß Resolutionen zweier Senatoren für eine rasche Überprüfung der
sofortigen Abzugsmöglichkeiten aus Indochina eine breite Mehrheit erhalten.
Daneben sollen alle weltlichen und interkonfessionellen Organisationen
unterstüzt werden, die sich für eine Beendigung des Krieges und eine Überprüfung
der nationalen Prioritäten einsetzen. Alle Mittel gewaltloser Demonstration und
Aktion sollen gemäß den Weisungen des wegen seines Protestes gegen den
Vietnamkrieg verurteilten Jesuitenpaters Daniel Berrigan ausgenutzt werden. -
Soweit der Appell.
In Zusammenhang mit der diesbezüglichen Passivität der
ebenfalls in Amerika redigierten Zeitschriften "Wachtturm" und "Erwachet!" mag
es angebracht sein, ihnen die Worte Jesu ins Bewußtsein zu bringen:
Dann wird er andererseits zu denen zu seiner Linken sagen: "Geht weg von mir,
ihr, die ihr verflucht worden seid, in das ewige Feuer, das für den Teufel und
seine Engel bereitet ist. Denn ich wurde hungrig, aber ihr gabt mir nichts zu
essen, und ich wurde durstig, aber ihr gabt mir nichts zu trinken. Ich war ein
Fremdling, aber ihr nahmt mich nicht gastfreundlich auf, nackt, aber ihr
bekleidet mich nicht, krank und im Gefängnis, aber ihr saht nicht nach mir."
Dann werden auch sie antworten und sagen: "Herr, wann sahen wir dich hungrig
oder durstig oder als einer Fremden oder nackt, oder krank oder im Gefängnis und
dienten dir nicht?" Dann wird er ihnen antworten: "Wahrlich ich sage euch: in
dein Maße, wie ihr es einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr es mir
nicht getan." (Matthäus 25:41-45 NW) Wer alle sind wohl diese Geringsten?
D. D.
Studiengruppe
"Christliche Verantwortung"
Leitung: Wolfgang Daum
65 Gera, Böttchergasse 1
A 8012-72 V 7 1 70
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 41
Diese Ausgabe macht erstmals mit einer neuen Präambel auf. Die alte, in der noch von dem "anleiten zum rechten Forschen in der Heiligen Schrift" die Rede war, wurde damit auch formal zu den Akten gelegt. Indes diese Formulierung, die in der Tat den Intentionen von Müller entsprochen haben dürfte, die auch mit einigen "bibelauslegerischen" Artikeln in früheren Ausgaben manifestiert wurde, würde bei konsequenter Weiterentwicklung auf eine neue Sekte, auf einen Ersatz durch vermeintlich besseres hinlaufen. Offensive Auseinandersetzung mit der WTG hätte da in der Tat keinen Platz.
Zu konstatieren
ist, dass die Müllerlinie sich keineswegs dauerhaft durchsetzen konnte. Nicht
zuletzt seine eigene Absetzung als Herausgeber der CV hatte dies dokumentiert.
Dennoch, auch der neuen Präambel war
keine längere Dauer beschieden. Schon nach rund einem Jahr, war auch sie von der
Bildfläche wieder verschwunden.
Wie dies? Nun eine kirchliche Intervention ist hierbei beim Namen zu benennen. Der Herausgeber der kirchlichen "Sektenkundlichen Miteilungen", Dr. Reinhold Pietz hatte an der Formalie neue Präambel Anstoß genommen. Und ein Zeichen, wie machtvoll solche Interventionen auch zu DDR-Zeiten sein konnten. Er hatte Erfolg.
In der Folge 15
seiner "Sektenkundlichen Mitteilungen" schrieb er zum Beispiel unter der
Überschrift: "Wandlungen der Christlichen Verantwortung"
"Kaum merklich hat 'Christliche
Verantwortung'
in diesem Jahr sein Äußeres verändert.
Ohne Vorankündigung
oder Hinweis erschien in Nr. 41 plötzlich eine neue Formel
Ein Vergleich macht
deutlich, daß die bewusst biblische Fundierung des Blattes ('Anleitung zu
rechtem Forschen in der Heiligen Schrift', die seit dem Wechsel in der
Schriftleitung 1970 offensichtlich preisgegeben war, nun auch programmatisch
fallen gelassen wurde."
Sollte Dr. Pietz, in lebhafter Erinnerung an frühere Atheismuskampagnen in der DDR, befürchtet haben, dass sich nun auch auf diesem speziellen Gebiet ähnliches zutragen könnte, so hat seine Intervention dies mit Sicherheit abgeblockt. Indes ob Pietz, außer dem Sieg über eine Formalie, in der Sache auch einen Sieg errungen hat, erscheint mir mehr als zweifelhaft. Gerade die "nichtbiblische Argumentation" dominierte in der CV, auch nach seiner Intervention, ungebrochen weiter. Im Jahre 1976 verstarb Pietz. Es blieb ihm somit erspart, das erneut kommentieren zu wollen oder zu müssen.
Eine kleine Meldung aus dieser CV-Ausgabe erscheint mir noch der besonderen Notierung wert .Sie behauptet: "Aus einer Teilversammlung in Stuttgart erfuhr CV, daß dort 1967 nicht weniger als 7 Zeugen Jehovas als Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz bekannt geworden seien."
Ross und Reiter zu dieser Meldung werden nicht genannt. Nähere Belege auch nicht. Sollte sie je zutreffend gewesen sein, wäre es in der Tat ein Politikum hoch 10. Angesichts fehlender Beweise indes besteht der dingliche Verdacht, dass sie im "Ententeich" der CV und ihrer Hintermänner, selbst fabriziert wurde. Sie wurde im Zusammenhang mit dem authentischen Fall eines Zeugen Jehovas genannt, der im Polizeidienst tätig war und dessen Fall auch durch die juristischen Zeitschriften ging.
Dazu wäre hinzuzufügen, dass es selbst im Naziregime in den Anfangsjahren noch Zeugen Jehovas gab, die auch dort im Polizeidienst tätig waren. In der Regel handelte es sich dabei um solche Fälle, die schon vor ihrer "Zeugenkarriere" dort tätig waren. Jedoch Polizist zu sein oder gar Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz, bedeutet sehr wohl einen qualitativen Unterschied, dieweil man bei letzteren in der Regel eine politische Bildung und Bewusstheit voraussetzen kann. Eigenschaften, die gerade von der Zeugenorganisation negiert werden.
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Nr. 41 Gera April 1972
CV - ihr Zweck
Kommentare und Informationen für Jehovas Zeugen. CV
befaßt sich in freier, christlich und menschlich verantwortungsbewußter
Diskussion mit der Verkündigung der Organisation der Wachtturmgesellschaft. Die
Beiträge sind undogmatisch und vielseitig, ohne immer der Ansicht des
Herausgebers zu entsprechen. Es ergeht der Ruf zu Unterstützung und Mitarbeit.
Verantwortlicher Herausgeber:
Wolfgang Daum,
65 Gera, Böttchergasse 1
Lange Vorschatten des
"theokratischen Ältestenamtes"
Grundsätzlich glauben wir, daß das theokratische
Ältestenamt schon seit geraumer Zeit im Schoße der WT-Gesellschaft schlummert.
Drei Meilensteine markieren den Weg der WTG zu diesem Wendepunkt ihrer äußeren
Reorganisation Wird dieser innere Wandel zulassen?
Der Eckstein = der Berichtsweg
der WTG. Der Stein des Anstoßes = CV.
Beide zusammengenommen erst signalisieren der WTG
zweifelsfrei die Tatsache, daß die WTG an schweren Schäden leidet. Wieso und
wodurch CV dazu auch einen, wenn auch nicht gerade erbetenen und willkommenen
Dienst leistet, aber immerhin doch einen Dienst leistet, das wird sich zeigen.
Er entsteht aus dem besonderen Zwang des WTG-Berichtsweges, nur für begrenzte
Informationen durchlässig zu sein. CV ist unerwünscht, auch organisationsfremd,
so jedenfalls nach dem Verständnis der WTG. Deshalb besteht für CV auch kein
Zwang, sich im Berichtsweg der WTG angepaßt und eingeordnet verhalten zu müssen.
Dieses Verhältnis erst macht es möglich, daß die Zentrale in Brooklyn auch
solche Berichte verarbeiten kann, die der WTG Grenzen ihrer selbst zeigen, die
kein Berichtsweg der WTG aussprechen und analysieren könnte. Jeder Zeuge als
Berichterstatter, der an der Stelle von CV ähnlich kritisch wie CV berichten
wollte, setzte sich in seinem Bericht der Gefahr aus, als abtrünnig gefährdeter
Zeuge verkannt zu werden. Diese Gefahr würde immer dann eintreten, wenn er
Geschehnisse oder Erkenntnisse berichtet, die ihn, ob er will oder nicht, in
eine kritische Beziehung zur WTG bringen.
Das bedeutet nicht, daß er die WTG wirklich den Worten nach kritisiert. Bei aller demütiger Schreibweise könnte er diesen Eindruck nicht vermeiden, nämlich dann nicht wenn er in seinem Bericht schwerwiegende Einsichten über die WTG ausspricht, Einsicht in Ursache und Wirkung darlegt. Mit dieser besonders kräftigen Speise hätte er die Grenze der ihm zugebilligten Informationsebene erreicht bzw. schon überschritten. Dieser Zeuge würde sich in einer ähnlichen Situation befinden wie jemand, der berichten wollte, die ständige Festsetzung von Zeiten und Zeitpunkten werde mit einem vollkommenen Vertrauensverlust enden.
Ohne kritische Beobachtung wären
Erkenntnisse über gefährliche Zustände in der WTG gar nicht möglich, aber.
Ein berichtender Zeuge darf und soll nicht in die
Situation des "jemand" geraten, der überdeutliche Einsicht in tödliche Gefahren
offenbarte.
Es ist auch völlig klar, daß die WTG diesen Zeugen nicht zu einer Aussprache über seinen Bericht bitten könnte. Das geht gar nicht, denn in einem solchen Gespräch müßte er als Partner im Wissen um die Dinge anerkannt werden Damit geriet er aber in die Rolle eines Mitwissers um die Wahrheitsbürde der WTG.
Aber da ist nun CV, dieser "Mann mit dem Schreibzeug". Aus seiner Feder erfährt die WTG die äußerste Grenze ihrer tödlichen Gefährdung, den Ablauf ihres Schicksals, das sie unweigerlich erwartet. Weder der "jemand" wurde verstanden, noch scheint CV von der WTG in Weisheit verstanden zu werden. Zählt Weisheit hier nicht?
Es gibt keinen Zeitwert der Wahrheit Jehovas, der heute so und morgen anders auszulegen oder zu verstehen wäre, wie z. B. bei Röm. 13:1-7 durch die WTG geschehen. Jehova Gottes Licht in der WTG würde sich zwar stetig fortpflanzen, von Tag zu Tag heller werden, aber in der Übertragung des Lichts auf die WTG immer Wahrheit bleiben und niemals sich nach Jahren als Irrtum oder Zeitwahrheit erweisen.
Die Wahrheitsbürde des Präsidiums der WTG ist das klare Verständnis, daß die WTG nicht das Werk Jehova Gottes ist, sondern menschlicher Zweck in dieser Welt. Die Wahrheitsbürde ist also eine Bürde der Unwahrheit. Die Wahrheitsbürde des Präsidiums der WTG ist zugleich eine Vorkehrung, ein Begrenzungsfall, der immer dann eintritt, wenn im Berichtsweg der WTG ein Zeuge oder Diener Sachverhalte berichtet, die der WTG-Behauptung entgegenstellen, daß die WTG von Jehova Gott überwaltet werde, sie sein direkter Mitteilungs-Kanal sei.
Deshalb ist der Berichtsweg von den Versammlungen zur Zentrale notwendig eingeengt und kanalisiert nur solche Berichte, die auf diesen Anspruch keinen Schatten werfen und den Ansatz zu solchen Einsichten gar nicht freigeben. Genau an dieser Nahtstelle beginnt die Wirkung bzw. der Dienst von CV. Es ist völlig eindeutig, daß sich CV-Berichte überwiegend mit der Wahrheitsbürde der WTG befassen und den Einblick darin freigraben.
CV wird zwar nicht für das Präsidium der WTG geschrieben, sondern für die Versammlungen, dennoch wirkt CV aus besagten Gründen sowohl als auch. Obwohl CV die Wahrheitsbürde der WTG durchschaubar machen will, kann die WTG einen Nutzen aus der sachlichen Substanz der aufklärenden Berichte in CV herausfiltern. Die WTG muß einfach so verfahren, denn der WTG-Berichtsweg signalisiert nicht die Gefahren, die zu kennen für die. WTG überlebenswichtig ist. Hier liegen auch die Ursachen des WTG-Verlangens, daß die Verkündiger CV dagegen ungelesen in den Ofen werfen sollen.
Jeder Zeuge durchlebt und
erleidet die tragische Spannung, das selbst aufgezwungene Mißverhältnis von
Verkündigung und Illegalität in der DDR. Der WTG-Untergrund hat sein
eigenes Wolfsgesetz, Zeugen im Untergrund bleiben nicht Schafe. Zwangsläufig
büßen sie an ihrer christlichen Vorbildwirkung ein. Warum das so ist und wie es
geschieht, kann man in "Erwachet" Nr. 21/69 auf Seite 8 nachlesen:
"Der Lernvorgang und die Erfahrung bleiben nicht ohne Wirkung, sie hinterlassen
Spuren. Das Gehirn wird tatsächlich verändert."
Zeugen im Untergrund bedienen sich unchristlicher Techniken wie der "theokratischen Kriegslist". Unchristlich, weil geschrieben steht, daß ein Christ "nicht mit List" wandeln dürfe. 2. Korinther 4:2, NW-Übers. Je perfekter ein Zeuge darauf bedacht ist, in diesem Untergrund zu arbeiten, desto energischer muß er sich dessen Wolfsgesetzen überantworten und Christus Jesus gegen "List" und allerlei "hinterhältige Dinge" eintauschen. Christus Jesus war kein Instrukteur für Untergrundarbeit. Hätte er uns solche Nachfolge angeraten und vorgelebt, dann wäre er nicht am Pfahl für uns alle gestorben.
Sollte nicht, wer um diese Konsequenzen der Untergrundarbeit weiß, vor diesem Sündenpreis warnen? Dieser Sündenpreis ist die Tatsache, daß der Untergrund sich nicht nur gegen die rechtmäßige "Obrigkeit von Gott" in der DDR richtet. Stärker und ausschließlicher schadet er allen Zeugen, der WTG. Hier nämlich offenbart sich aus dem Lernvorgang im Untergrund, daß nicht Christus Jesus das Heil bleibt, sondern Untergrundlist zum perversen Heil gegen den Staat gemacht wird.
Das alles weiß und sieht natürlich auch Präsident Knorr und sein Präsidium, wie und wo hier die Grenzen verlaufen und sich Heil in Unheil verkehrt und Satan den Friedefürsten verdrängt.
Hier ist CV wieder an seinen Platz gerückt, diese Todeskeime der WTG viel deutlicher als der Berichtsweg der WTG aus dem Dunkel ans Licht kommender Tage zu ziehen. Ein Mann wie Präsident Knorr kann alle Gefühle der Enttäuschung, den anklagenden Aufschrei, wie er mitunter aus CV-Berichten sprechen mag, abstreifen. Was für ihn bleibt und zählt, sind nur noch Tatsachen. Wir meinen hier u. a. den Bekenntnisbericht von Br. Horst Kühn, Zittau. (CV 17-20, 1968). Wie tiefe Wurzeln gräbt sich dieser Bericht in die Verhaltensweisen von Dienern der WTG. Erst wenn ein Zeuge von seinen eigenen Brüdern , so geschunden wurde wie Br. Kühn, dann kann das Tor zu diesen Wahrheiten aufbrechen.
CV ist und gibt die einzige Möglichkeit zu solchen
Erkenntnissen über die innere Verfassung der WTG. Kein WTG-Berichtsweg hätte
sich jemals gegenüber dieser schrecklichen, vernichtenden Wahrheit geöffnet.
Die nüchterne Erkenntnis daraus heißt: CV lügt und hetzt nicht, CV ist hier das
Sprachrohr so geschundener Kreatur Jehova Gottes. Wäre Präsident Knorr unfähig,
solche Erkenntnisse zu ziehen, die nach außen natürlich selbst nie eingestanden
werden können, dann könnte er die Organisation der Zeugen nicht leiten. Der
äußerliche Erfolgseffekt des Wachstums der WTG beweist, daß der Präsident diese
Fähigkeit sehr wohl besitzt.
Eigentlich müßte der Präsident dem Br. Kühn die Hand reichen und sagen: Ich danke dir, lieber Bruder, wir alle bitten dich um Vergebung, du hast der Organisation Jehovas einen großen Dienst erwiesen. Ein solches Geständnis kann sich der Präsident nicht leisten, denn damit würde er Dämme einreißen und den Blick in den Abgrund der Wahrheitsbürde freigeben. Es ist seines Amtes, diesen Blick unbedingt zu versperren, wie es der Dienst von CV auch ist, diesen Blick unbedingt freizugeben.
Der Präsident der WTG weiß natürlich auch, in den Versammlungen und stärker noch unter den Dienern eine ausgeprägte Neigung besteht, die "Theokratie" ganz gesetzesstreng aufzufassen und anzuwenden. Er weiß auch, warum das so ist, gar nicht anders sein kann, wenngleich auch Röm. 6:14 sagt: "denn ihr seid nicht unter Gesetz sondern unter Gnade." EB
Schutzbehauptung =
Selbstradikalisierung
Diese Form der Anbetung, ihre praktische Handhabung
im Leben der Verkündiger entsteht aus einem Radikalismus, der unter vielen
Zeugen selbst lebendig ist und wirkt. Es handelt sich um Schutzbehauptungen, ein
selbst eingeübtes Verhalten, eine Art Korsettstange, die sie befähigen soll,
Mißverhältnisse, Enttäuschungen, innere Zweifel über die Organisation und
abweichende Einsichten über die WTG durchzustehen und auszuhalten.
Weil ein sterblicher Mensch hieran angesichts des WTG-Anspruchs "überwaltet" zu sein zerbrechen würde, deshalb müssen sie sich in solche Rüstungen flüchten und ihre Herzen mit Eisen panzern. Eine sich so im Zeugen regulierende Schutzbehauptung, die das innere Gleichgewicht immer wieder auspendelt, kommt der WTG natürlich auf halbem Wege entgegen. Durch entsprechende Radikalisierung von außen sorgt die WTG dann dafür, daß alle ihr "treu" bleiben, indem ihnen der Einblick in die Wahrheitsbürde, die ja eine Bürde der Unwahrheit ist, erspart bleibt.
Unter solchen Schutzbehauptungen aber verkümmert der "inwendige Mensch". Brooklyn muß diese Kehrseite der Sache bedenken. Die Grenzen der Selbstzerstörung werden erreicht, wenn durch solche Verkümmerung Unbrüderlichkeit wie ein Bazillus alle Beziehungen der Brüder im WT-Untergrund überwuchert. Die Vorgänge in den Versammlungen in Erfurt und Eisenach beweisen das nur einmal mehr. Wenn Christus gegen List und Hinterhältigkeit eingewechselt wird und Radikalisierung zur Methode wird, kann es nicht anders kommen.
Es ist verständlich, daß der
innere Zwang zur Schutzbehauptung um einen Kreisdiener keinen Bogen schlägt.
Kreisdiener L. hatte den möglichen Grenzwert bereits unterschritten, indem er u.
a. erklärte:
"Jehovas Zeugen betrachten die Wahrheit
durchaus dialektisch, sie tun das in Übereinstimmung mit ihren Brüdern in
Schlüsselstellungen der Gesellschaft."
Da Kreisdiener L. sehr genau bemerkt hatte, daß die "Wahrheit der Gesellschaft" immer wieder durch "neues Licht" verändert und an vorgefundene Umstände angepaßt wurde, ihren Wahrheitsgehalt also verliert, deshalb mußte er zu seiner eigenen Selbstbehauptung als Zeuge einen Ausweg aus diesem Widerspruch finden. Seine persönliche Schutzbehauptung wollte und mußte in diesem Fall diese Widersprüche als "dialektisch Wahrheit" der Zeugen ausgeben.
Der Mißbrauch des Begriffes "dialektisch" sollte ihn retten, um den eigenen Wahrheitsschwund ausgleichen zu können. Er würde erkennen, daß die Widersprüche der WTG wohl von "Übereinstimmung mit den Brüdern in Schlüsselstellungen der Gesellschaft" zeugen, nicht aber von göttlicher Überwaltung.
Nein, Kreisdiener L. ist kein Ausnahmefall, der einsam unter
den Dienern der WTG dastünde.
W. D.
Was sind die
wichtigsten biblischen Bedingungen und Rechte für Älteste?
Bis 1. Oktober 1972 soll in allen Versammlungen das
Ältestenamt eingeführt sein. Wer hätte das gedacht? Wer hätte eine solche
organisatorische Umstellung des gesamten weltweiten Werkes im Jahre 1972 für
möglich gehalten?
Etwas ganz anderes war für 1972 vorausgesagt worden, und zwar mit den Worten Christi "Die Wahrheit wird euch freimachen": 1972 sollten die 6000 Jahre der Zeit "dieser Welt" zu Ende sein! Studiert in dem Buche "Die Wahrheit wird euch freimachen" die Zeitrechnung! Nichts davon ist mehr! Etwas ganz anderes passiert: Die Organisation wird formell umgestülpt! Eines ist damit klar, die Einführung der Ältestenordnung ist auch gedacht, um für das Jahr 1972 etwas Besonderes zu bieten, was alle Aufregung und Sinne gefangen nimmt. Ist dies wirklich die beste Aufgabenstellung für 1972, um alle Gedanken von dem abzulenken, was ursprünglich für 1972 verkündigt worden war, das Ende der 6000 Jahre? War dann "Die Wahrheit wird euch freimachen" nicht ein großer Bluff gewesen?
Befassen wir uns also mit der Ältestenfrage. Möge der Hinweis auf das Jahr 1972 helfen, daß alle Diener jetzt die Gelegenheit wahrnehmen, ausschließlich der Bibel entsprechend zu handeln und jede Bevormundung zu verhindern und fortan von sich zu weisen, was jetzt die Ältesten und ihre Rechte betrifft, wenn in Zukunft solches Irregehen wie mit 1972, solches Bluffen im Weltmaßstab verhindert werden soll. Und vor allem, wenn nun endlich die Organisationsmethode eingeführt werden soll, die wirklich biblisch ist. Denn die bisherige Dienerordnung war auch nicht biblisch, wie jetzt ihre Abschaffung beweist Doch was wäre mit Dir passiert, hättest Du früher gegen die bisherige Ordnung protestiert? Du wärest als ein "Rebell gegen Gott" zum Teufel gejagt worden! So ist das.
Was sind also die wichtigsten biblischen Bedingungen und
Rechte für Älteste? Du mußt sie als verantwortungsbewußter Christ kennen!
1. Die Versammlung ist für alles verantwortlich. Denn es ist Sache der
Versammlung, "die Geister (Lehren und Lehrer) zu prüfen, ob sie von Gott sind",
wie es in 1. Joh. 4:1 heißt. Niemand weiter oder anders hat, deshalb das letzte
Wort über die Verkündigung und die Diener.
2. Die Versammlung ist letzte Instanz für die Einsetzung bzw. Wahl der Ältesten
oder Diener. Jeder muß zuvor durch die Versammlung einer Eignungsprüfung
unterzogen werden, erst dann "laßt sie als Diener amten", weist der Apostel
Paulus die Versammlung an. 1. Tim. 3:10 NW. Auch die amerikanische
Standard-Übersetzung der WTG sagt an die Adresse der Versammlung: "Then let them
serve as
" (dann laßt sie dienen als
). Es ist sehr wichtig, ja entscheidend,
wer wen dienen lassen soll!
3. Die Ältesten müssen fähig sein, als herangereifte Christen selbständig nach
der Schrift zu urteilen, sie müssen also endlich wieder in der Bibel forschen,
als wenn es keinen WT gäbe. Denn es werden in der Schrift mündige Christen
verlangt und nicht Kinder in der Urteilskraft" (l. Kot. 14:20).
Lehnt also die Kindergartenmethode der Bevormundung ab.
4. Jeder Verkündiger und erst recht jeder Diener oder Älteste hat das biblisch
unantastbare Recht, jeden "Vorgesetzten" kritisch zu überprüfen. Was diese
betrifft, so haben sie überhaupt keine geistigen Vorrechte, sie haben allenfalls
größere organisatorische Aufgaben. Was die Lehrer betrifft, so haben auch sie
sich dem kritischen Urteil der Versammlung und ihrer Ältesten zu stellen, wie es
in Apg. 17:10,11 gezeigt wird, wo sich selbst Paulus dem Kritikrecht der
Versammlung unterwarf.
Wenn also in Zukunft falsche und unbiblische WT-Lehren und WT-Methoden verhindert werden sollen, wie z. B. Endzeitberechnungen (1874, 1914, 1925, 1945, 1972, 1975), Antikommunismus, politische Obrigkeitsirrtümer, Geld- und Devisenschmuggel nach dem Westen, die bisherige Dienerordnung, Schönfärberei, willkürliche Entscheidungen von oben, ungerechte Ausschlüsse u. a. m., dann müsse die Ältesten die Rechte erhalten, die ihnen biblischerweise zustehen. Sonst bleibt alles beim alten, wie auch die äußere Form und der Dienstamtstitel lautet.
Niemand jedoch kann diese biblischen Rechte "verleihen", denn sie sind bereits in der Bibel für jeden Diener unmittelbar und verbindlich niedergelegt. Es kommt darauf an, sich nicht wie ein hilfloses Kind im Kindergarten umzuschauen, sondern als im Urteil gereifter Christ unmittelbar die Verantwortung zu übernehmen. Die Versammlungen sollen sich zusammenfinden und in bewußter und eigener Verantwortung vor Gott Diener oder Älteste aus ihrer Mitte erwählen, um sie nach erfolgter Überprüfung dann dienen zu lassen.
Antikommunismus unter
dem Aushängeschild Neutralität
Unter diesem Thema erschien vor einiger Zeit in der
Sowjetunion eine Abhandlung über die WTG und die Zeugen Jehovas von E. M.
Bartoschewitsch und J. D. Borrissoglebski mit dem Titel "Jehovas Zeugen".
Wir möchten zunächst einige Schwerpunkte dieser
Arbeit vorstellen, um zu zeigen, welche Auseinandersetzungen hier geführt
werden.
Bekanntlich wird in dem Buch "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft, M. Gebhard, Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1970" ausführlich über die Strategie und Taktik der WTG in der Verkündigungstätigkeit in Richtung Sowjetunion geschrieben, was hiermit allen Lesern empfohlen wird, nachzulesen. In der genannten Abhandlung wird auf die Hauptpunkte eingegangen, in denen sich die WTG-Tätigkeit in die allgemeinen gesellschaftspolitischen Fragen einmischt. Es werden die Fragen behandelt, die somit das politische Verhalten der Zeugen Jehovas unter Anleitung durch die WTG betreffen.
Um einen Einwand vorwegzunehmen: Jeder Christ, und damit auch der Zeuge Jehovas, ist nicht nur Christ, sondern zugleich auch Staatsbürger mit sozialen und anderen gesellschaftspolitischen Lebensbedürfnissen, ob er das nun so wahrhaben will oder nicht. Jeder Mensch, unabhängig von seinem Glauben, verursacht somit Politik, daran läßt sich nichts ändern. Das ist schon immer so gewesen. Schließlich ist es Gott selbst gewesen, der im Schöpfungsakt den Menschen mit sozialen Bedürfnissen schuf.
Ein erster Schwerpunkt in der genannten Abhandlung ist die Obrigkeitsfrage. Es wird dargelegt, wie die WTG die Verkündiger mehrerer Jahrzehnte unter der falschen Lehre, der Staat sei keine rechtmäßige Obrigkeit, gegen die Sowjetregierung aufbrachte und damit viel politisches Unheil heraufbeschwor.
Dann wird behandelt, wie die WTG allen Ernstes für ihre Verkündiger den Status eines politischen Gesandten oder den "weltlichen" Diplomatenstatus der politischen Exklusivität verlangte, weil sie angeblich "Gesandte des Königs Christus" seien, der seit 1914 "im Himmel" regiere. Ist die angebliche Herrschaft Christi seit 1914 "im Himmel'" von politischer Bedeutung? Das heißt, hat sie Bedeutung für die politischen Regierungen auf der Erde? Wenn ja, dann haben auch die Verkündiger dieser Sache eine politische Bedeutung und spielen eine politische Rolle. Aus ist's mit Neutralität. Mit dem Moment, wo man erklärt, der seit 1914 "im Himmel" zur Macht gekommene Christus sei der "einzige rechtmäßige Herrscher aller Nationen" und die politischen Regierungen hätten seit dieser Zeit kein Recht mehr zu herrschen, spricht man diesem Christus "im Himmel" alle politischen Rechte zu, die die Regierungen haben. Da nun aber die WTG und ihre Verkündiger die Vertreter dieser Christus-Regierung sein wollen, und man sich direkt nicht an den Christus "im Himmel" wenden kann, tritt die WTG in den politischen Kampf gegen die Regierungen, die natürlich ihre Macht nicht "in den Himmel" abtreten können. Wie sollte das vor sich gehen. In Wirklichkeit verzapft die WTG hier einen haarsträubenden politischen Unsinn. Denn da die WTG selbst als Vertreter "des Christus im Himmel" keine politische Macht und Verantwortung übernehmen will, von den Regierungen aber fordert, die Macht an Christus abzutreten, man aber wiederum keine politische Macht "in den Himmel" abtreten kann, läuft alles de facto auf politische Anarchie hinaus, wollte man das akzeptieren.
Sind die Verantwortlichen in den
Zweigbüros so unfähig, zu erkennen, was für einen Unsinn die WTG hier mit dem
angeblichen Machtantritt Christi 1914 treibt?
Auf den Kongressen 1971 referierte WTG-Zweigdiener
R. E. Kelsey in seinem Hauptvortrag "Wenn alle Nationen frontal mit Gott
zusammenstoßen" zu dem gleichen politischen Unsinn.
Es wird im Zusammenhang mit den falschen WTG-Obrigkeitslehren sodann der Fall von D. J. Michailow aus der illegalen WTG-Organisation in Ordshonikidse, Kaukasusgebiet, beschrieben. Michailow erklärte vor Gericht u. a.: "Wir Zeugen Jehovas zählen nicht zu dieser Welt, sondern sind schon ein Teil der neuen Welt und das ist die Theokratie. Wir anerkennen nicht die bestehenden Staaten, und dazu gehört auch der sowjetische Staat, wir unterwerfen uns nicht ihren Gesetzen. Für uns sind die Staaten und ihre Gesetze ein Werk des Satans, weil sie alle gegen die Gesetze Gottes gerichtet sind. Ich kann mich nicht Bürger der Sowjetunion nennen, ich bin ein Christ." Dazu heißt es: "Michailow ist tief davon überzeugt, daß er für wahrhaft religiöse Ansichten büßen muß. Doch in welche seelische Depressionen geraten sie durch die Schuld des Brooklyn-Zentrums, wenn sie erkennen, daß die Deutung des Römerbriefes durch die Führer der 'Gesellschaft der Zeugen Jehovas' ein Irrtum war."
Inzwischen ist dieser Irrtum offenbar. Soll man sich darüber wundern, wenn Michailow und andere, denen es ähnlich ging, nicht ein zweites Mal von der WTG politisch irregeführt werden wollen und sich deshalb von ihr abwenden? Wenn sie nun andere aufklären, um sie vor zukünftigen Irrwegen zu bewahren?
Schließlich wird dargestellt, daß die WTG nach ihren eigenen Worten schon seit 1879 gegen den Kommunismus kämpft und WTG-Präsident Rutherford im Zusammenhang damit nach der Gründung der Sowjetunion sofort auf den Kampf gegen diesen "kommunistischen Staat" aufnahm. Keinen Kongreß ließ er vergehen, ohne auf ihn gegen die Sowjetunion zu Felde zu ziehen. Bis heute wird dieser Feldzug mit immer wieder neuen Methoden fortgesetzt. Seit 1950 wurde dieser politische Kampf sogar in ein religiöses Gewand gekleidet, indem behauptet wird, der Kommunismus sei eine "falsche Religion", es handele sich somit ausschließlich um religiöse Fragen und Auseinandersetzungen.
Zum Schluß eine sehr
bemerkenswerte Feststellung der genannten Abhandlung:
"Eine Richtungsänderung löst die andere ab, so daß
die Zeugen Jehovas kaum Zeit finden, über die Ursache dieser Änderungen
nachzudenken. Wer weiß auch, was sich ihre Führer morgen 'Neues' einfallen
lassen?' Und: Auf jeden Fall soll die Feindschaft gegen den Sozialismus
aufrechterhalten bleiben."
Somit gilt uneingeschränkt: Die
WTG. sollte besser das Wort Neutralität völlig aus ihrer Tätigkeit streichen.
Ihre ganze religiöse und politische Geschichte beweist, daß sie nie neutral
gewesen ist, sondern immer und zu jeder Zeit Stellung bezogen hat, für oder
gegen, je nachdem, wie es ihrer Zielstellung diente.
K. 0.
"Jehovas
Zeugen", Polizei und Verfassungsschutz
Eine Mitteilung zum Nachdenken
1968 entschied das Bundesverwaltungsgericht in der
BRD, daß Bruder Alfred Hegenbart, Wunsiedel, Landespolizeidirektion Bayreuth,
als "Polizeivollzugsbeamter" auch Angehöriger und Verkündiger der Zeugen Jehovas
sein könne. Bruder Hegenbart hatte seinen Fall im Einvernehmen mit dem Zweigbüro
in Wiesbaden bis vor die höchste Instanz gebracht. (B Verw. G II C 101.64).
Aus einer Teilversammlung in Stuttgart erfuhr CV,
daß dort 1967 nicht weniger als 7 Zeugen Jehovas als Mitarbeiter des Bundesamtes
für Verfassungsschutz bekannt geworden seien.
Wie steht's nun noch mit der politischen
Neutralität?
WTG-Begründer C.T.
Russell über die Adventisten
Das die geschichtlichen Anfänge von Jehovas Zeugen
unverkennbar mit den Adventisten verbunden sind, dürfte wohl als allgemein
bekannt angesehen werden. Man denke nur daran, daß C. T. Russell gerade durch
den Adventisten N. H. Barbour und andere seine entscheidende Beeinflussung
erfuhr,
In seiner Lebensgeschichte berichtet der 1852 geborene Russell, daß er "von Natur aus zum Nachdenken und Nachforschen geneigt" Gefahr lief, "dem Unglauben in die Arme getrieben" zu werden. Was aber zuerst ein völliger Schiffbruch alles Glaubens an Gott und an die Bibel zu werden drohte", wurde durch seine Bekanntschaft mit den Adventisten abgewendet. Wörtlich bekennt Russell: "Somit bekenne ich mich sowohl den Adventisten wie auch anderen Bibelforschern gegenüber zu Dank verpflichtet." Er fügt hinzu, daß die adventistische Bibelauslegung genügte, um "meinen wankenden Glauben an die göttliche Eingebung der Bibel wieder aufzurichten und mir zu zeigen, daß die Schriften der Apostel und der Propheten unzertrennlich miteinander verknüpft sind."
Man muß sich hierbei
vergegenwärtigen, daß es sich bei diesen Kreisen, mit denen Russell in
Verbindung kam, um jene handelte, die ursprünglich für, 1844 und danach für 1874
Christi Wiederkunft erwartet hatten.
Ihre zweimalige Enttäuschung konnte den jungen,
davon unbelasteten Russell nicht in seiner Vitalität beeinträchtigen, was sich
auch in seiner nachfolgenden Bemerkung niederschlägt: "Es scheint, daß ein Leser
des 'Herald of the Morning' (eine adventistische Zeitschrift), nicht lange nach
der Enttäuschung von 1874, im Emphatic Diaglott (griechischer Text) etwas fand,
das ihm sofort auffiel - daß nämlich in Matthäus 24:27,37,39 das griechische
Wort parousia, das mit 'Ankunft' übersetzt ist, im Diaglott durch das Wort
'Gegenwart' wiedergegeben ist - und dies ist offenbar die richtige Übersetzung."
Diese Überlegung war es, die
Russel faszinierte. So berichtet er darüber:
"Ich bezahle nun Herrn Barbours Auslagen für eine
Reise nach Philadelphia, (wo ich im Sommer 1876 geschäftlich Sachen zu erledigen
hatte), um mich dort aufzusuchen und mir, wenn er dazu imstande sei, einen
vollständigen und durch die Schrift erhärteten Beweis zu erbringen, daß die
biblischen Prophezeiungen auf das Jahr 1874 als den Zeitpunkt, an welchem des
Herrn Gegenwart und die Erntezeit begann hinzuweisen. Er kam, und die von ihm
vorgelegten Beweise befriedigen mich. Als ein Mann von entschiedener Überzeugung
und völlig dem Herrn geweiht, sah ich sofort, daß die besonderen Zeiten, in
denen wir leben, in sehr enger Beziehung zu unseren Pflichten und zu unserem
Werk als Christi Jünger stehen; daß, da wir in der Zeit der Ernte leben, die
Erntearbeit getan werden sollte, und daß die gegenwärtige Wahrheit die Sichel
ist mit der wir, wie es der Wunsch des Herrn ist, ein Werk des Einerntens
überall unter seinen Kindern tun sollten. Ich fragte Herrn Barbour, was in
dieser Richtung durch ihn und den 'Herald of the Morning' geschehe. Er
erwiderte, daß nichts getan würde."
Barbours verneinende Reaktion
ist in gewisser Hinsicht durchaus verständlich, da seine Glaubensbrüder schon
seit 1844 "gebrannte Kinder" waren, die bekanntlich das Feuer scheuen.
Unabhängig davon war sein Endzeitglaube nach wie vor wach, ohne jedoch jene
aktivistischen Formen anzunehmen, wie sie Russell im Hinweis auf eine 1874
begonnene "Erntezeit" zu entwickeln begann.
(Vorstehende Zitate wurden sämtlichst den
"Schriftstudien" Band VII entnommen, S. 65-68).
Aus dem Leben der
Adventgemeinschaft
Der vorangegangene geschichtliche Überblick
verdeutlichte, daß die ursprünglichen adventistischen Wiederkunftslehren durch
die Wachtturmgesellschaft weiter entwickelt wurden, bis hin zu solchen
Datenspekulationen, wie sie gerade in der Gegenwart wieder "aktuell" sind.
Demgegenüber hat die Entwicklung
der Adventsgemeinschaft eine andere Tendenz eingeschlagen, wobei ihre führenden
Vertreter ihr gegenwärtiges Selbstverständnis in die Worte einkleideten:
"Eine auf der Grundlage des Evangeliums und der
Reformation stehende christliche Gemeinschaft" die ihre Aufgabe "in der
Verkündigung und persönlichen Vorbereitung auf die baldige Wiederkunft Jesu
Christi" und im Halten der Gebote Gottes, als den Ausdruck des Liebes und
Glaubensgehorsams in der Nachfolge Jesu" sieht.
Wenn festgestellt wurde, das die Entwicklung dieser beiden Gemeinschaften unterschiedliche Wege einschlug, so bestehen nichtsdestoweniger auch einige relative Gemeinsamkeiten, beispielsweise beim Bibelgebrauch in den jeweiligen Zusammenkünften. Gerade Jehovas Zeugen, die durch die WTG in eine künstliche Konfrontation zum Staat speziell sozialistischer Prägung hineingetrieben wurden und demzufolge über das anderweitige Leben äußerst mangelhaft informiert sind, mögen die nachfolgenden Notizen überraschend empfinden.
Adventistische Bibelwerbung in
der DDR
Zwei Nachrichten aus der Tageszeitung "Neue Zeit"
(13. 3. 1970; 15. 10. 1971) zur Veranschaulichung:
"Bibel-Ausstellung
Eine Bibel-Ausstellung hat die Gemeinschaft der
Siebten-Tags-Adventisten in der Adventskapelle. .. zusammengetragen In zehn
Abteilungen werden Exemplare aus der Zeit des Beginns der Buchdruckerkunst,
fremdsprachige und bekannte illustrierte Bibelausgrabungen gezeigt."
"Aus der Geschichte der Bibel
Eine Bibel-Austellung mit 30 Hinweistafeln über die
Geschichte und Verbreitung des 'Buches der Bücher' steht allen Interessierten
vom
bis
in den Räumen der Gemeinschaft der Siebten-Tags-Adventisten
offen.
Der Besucher wird bekannt gemacht mit fotografischen Anschauungsmaterial, alten
Bibelhandschriften, fremdsprachigen Bibelausgaben, modernen Übersetzungen,
Statistiken und der Nachbildung von Handschriftenfunden am Toten Meer (1947)."
Dazu einige Titel, der damit
verbundenen öffentlichen Vorträge:
"Die Bibel für mich - Museumsstück oder Hilfe"
"Die Bibel - nur ein frommes Buch?"
"Was mit der Bibel anfangen?" usw.
Man sieht also, die von der WTG aufgestellte, ziemlich gewagte Behauptung, "nur ihre Gemeinschaft sei die Religion der Bibel", steht auf ziemlich wackligen Füßen und das nicht nur äußerlich.
Gemeinschaftseigenes
Predigerseminar
Auch noch andere beeindruckende Fakten wären zu
nennen, nicht zuletzt auch das "Predigerseminar Friedensau".
Friedensau ist ein Ort im Bezirk Magdeburg, wo nur
Adventisten leben und wirken, was äußerlich schon dadurch sichtbar wird, daß die
dortige Konsumverkaufsstelle keinerlei Tabakwaren oder Spirituosen führt. Das
Predigerseminar konnte 1969 bereits sein 70jähriges Jubiläum feiern.
Seit 1947 haben mehr als 189 Seminaristen den Predigerlehrgang besucht. Weitere 950 Schüler erhielten eine Ausbildung in Gemeinde-, Kranken- und Musikpflege. Insgesamt konnte diese Ausbildungsstätte in ihrem 22. ununterbrochenen Ausbildungsjahr am 1. 9. 1969, schon ihren 4000. Schüler begrüßen.
Adventistisches Schrifttum
Über das adventistische Schrifttum in der DDR
berichtet der Sekretär dieser Gemeinschaft, Prediger Egon Hennig, in einer
Presseverlautbarung:
"Alle Verlagsobjekte der Gemeinschaft der STA in
der DDR werden vom Union-Verlag, dem Verlag der Christlich-Demokratischen Union
Deutschlands, gefertigt. Die gediegene Gestaltung und Verarbeitung der
ausgestellten Bücher und Broschüren lösten allerseits Anerkennung aus
Als die
politische Entwicklung in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg zur Bildung
zweier deutscher Staaten führte, war es nur folgerichtig, daß die Gläubigen
unserer Religionsgemeinschaft nicht mehr auf die Erzeugnisse des bis dahin für
das gesamte deutsche Sprachgebiet arbeitenden Adventverlages in Hamburg
angewiesen sein konnten. Bereitwillig stellte sich der Verlag der CDU zur
Verfügung, um nun für die Gemeinschaft der STA in der DDR das benötigte
Schrifttum herzustellen. So wurde es möglich, seit 1953 ein eigenes Verlagswerk
aufzubauen. Diese Arbeit begann zunächst im kleinen Rahmen. Seit 1963 konnten
bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt mehr als 45 Titel herausgegeben werden. Darin
ist nicht das für gottesdienstliche Zwecke periodisch erscheinende Schrifttum
enthalten." (Neue Zeit, 30. 9. 1971).
Einen Einblick in das Niveau dieser Veröffentlichungen kann man vielleicht andeutungsweise mittels einer Buchbesprechung des Beauftragten der Evangelischen Kirche für die kleineren Religionsgemeinschaften, Superintendent Dr. R. Pietz, erahnen, der in einer Veröffentlichung des "Evangelischen Bundes in der DDR" unter anderem sagte: "Der Verfasser dieses ansprechend aufgemachten und flüssig geschriebenen Buches (Walter Eberhardt, Wege und Irrwege der Christenheit, Eine adventistische Kirchengeschichte) besitzt eine beachtliche Kenntnis protestantischer und katholischer Quellensammlungen Seinen konfessionellen Standpunkt vertritt der Verfasser aufs ganze gesehen maßvoll zurückhaltend Der auffallendste und auch bedenklichste Zug seiner Darstellung ist die durchgängig vorgenommene Hineinversetzung in die Offenbarung des Johannes Gegenüber derartigen exegetischen Künsteleien sind Irrtümer bei historischen Fakten relativ selten."
Verhältnis zum Staat
Dies alles verdeutlicht, daß die Adventgemeinschaft
in der DDR ein vielseitiges Leben auf einer den politischen Realitäten Rechnung
tragenden Basis führt. Ihr Endzeitglaube hindert sie nicht daran, gute und
bewußte Staatsbürger zu sein.
Dies kam unlängst auch in solchen Begegnungen
sichtbar zum Ausdruck, wie der Empfang des Präsidenten der adventistischen
Weltvereinigung, Robert H. Pierson, beim Staatssekretär für Kirchenfragen. Oder
auch dem Besuch, den der Volkskammerpräsident und Vorsitzende der CDU, Gerald
Götting mit seiner Begleitung den adventistischen Anstalten in Friedensau
abstattete, auf deren Einladung. Es macht sichtbar, welche Chancen und
Möglichkeiten durch den von uns schon vielfach kommentierten Antikommunismus der
WTG, für Jehovas Zeugen in der DDR bislang verlustig gegangen sind, und daß es
auch anders gehen kann.
Statistische Angaben
Abschließend noch einige statistische Angaben. (Im
wesentlichen auf dem Stand von 1969 beruhend).
343 Gemeinden in der DDR.
Gottesdienste in der Regel jeweils sonnabends 9.30
Uhr. Mehr als zwei Millionen Mitglieder in 193 Ländern. 1966 - 1969 600 500
Glaubenstaufen.
138 von der Gemeinschaft unterhaltene Krankenhäuser
und Sanatorien.
143 Ambulatorien.
Von 1966 - 1970, Raucherentwöhnungskurse für zehn
Millionen Menschen veranstaltet.
Im gleichen Zeitraum wurden 10,25 Millionen Dollar
für notleitende Menschen aufgebracht.
D. D.
Im geistigen Paradiese
- Der Fall Offenburg - 1. Teil
"Herr, ich danke dir, daß ich nicht so bin wie die
anderen Menschen . . ." Lukas 18:11.
Vorbemerkungen
Die Berichte zum Fall Offenburg stützen sich auf
Dokumente über fürchterliche Auseinandersetzungen im BRD-Zweig der WTG, zwischen
der Versammlung Offenburg und dem Zweigbüro in Wiesbaden mit seinen ehemaligen
Zweigdienern Erich Frost und Konrad Franke. Der Fall wurde auch dem Hauptbüro
in, Brooklyn, USA, unterbreitet Es handelt sich um einen der Hintergründe der
Dienstamtsenthebung von Zweigdiener Franke im Jahre 1969 im Zusammenhang mit
1975.
Warum veröffentlicht CV den Fall Offenburg? Es geht darum, die Augen für die Realitäten der Organisation aufzutun, sie so zu sehen, wie sie wirklich ist. Es geht darum, zu sehen, ob diese Organisation ein Werk Gottes ist, von ihm überwaltet und geleitet, oder ob sie nur ein Werk von Menschen ist, nicht besser als manches in der verächtlich gemachten "Welt". Würde die WTG nicht mit allen Mitteln jede Kritik an ihrer Leitung und Organisation unterbinden und unterdrücken mit der Behauptung, Kritik an der Organisation sei Rebellion gegen Gott, weil die Organisation Gottes Werk sei, dann gäbe es keine besonderen Gründe, solche Dinge wie den Fall Offenburg darzustellen. Laufend sehen wir, wie Brüder und Schwestern an den Ungerechtigkeiten der WTG zerbrechen, die diese im Namen Gottes begeht. Solange sich die WTG das Recht anmaßt, im Namen Jehovas jede Kritik zu unterdrücken und zu verfolgen, obwohl sie selbst unvollkommen, fehlerhaft und sündig ist, müssen Fälle wie Offenburg ohne Ansehen der Person, wie die Schrift sagt, mehr als die normale Aufmerksamkeit aller finden.
Obwohl uns die Schrift das Recht gibt, selbst in Fällen von Diebstahl, Hurerei, Lüge und Verleumdung offen die Namen zu nennen, wie der Fall Ananias und Sapphira in Apg. 5:1-11 veranschaulicht, möchten wir aus persönlicher Rücksicht Diskretion wahren. Einige Namen sind deshalb durch andere Buchstaben ersetzt.
In dem Fall Offenburg sind mehrere Rechtsanwälte der Stadt Offenburg engagiert worden. Auch das Landgericht in Offenburg spielt eine Rolle. Schließlich wurde auch eine Tageszeitung, das "Offenburger Tageblatt" angesprochen und um Hilfe gebeten. Der Fall schreit buchstäblich zum Himmel.
Erste Verfeindungen
In den Jahren 1959 - 1961 wurde in der Versammlung
Offenburg, Kesselstraße 17, ein Königreichssaal gebaut, verbunden mit Gastzimmer
für reisende Brüder (Bethel Wiesbaden, Kreisdiener, Bezirksdiener), mit Wohnung
und Büroräumen, ein ganzes Haus. Über diesen Bau später noch mehr, denn deswegen
ging es bis vor "weltliche" Rechtsanwälte. Das Gastzimmer war auch für
Ferienaufenthalte reisender Brüder. Oft quartierte sich auch der ehemalige
Zweigdiener Erich Frost dort ein.
Durch Frosts Vermittlung kam auch Bruder A aus dem Bethel Wiesbaden gelegentlich nach Offenburg. Dort lernte er nun aber die Tochter von Bruder B kennen. Bruder B hatte den Königreichssaalbau mit einem Betrag von 45 000,- M, teils Spende und teils Darlehn von 26 000,- M entschieden unterstützt.
Das Ergebnis war, daß zwischen Bruder A und der Tochter von Bruder B ein Verhältnis entstand, beide sich verlobten und heirateten. Natürlich verließ Bruder A damit das Bethel in Wiesbaden. Damit war jedoch der erste Konflikt perfekt, denn Zweigdiener Franke paßte es gar nicht, daß Bruder A nach Offenburg heiratete. Die Intrigen begannen Ein kleines Feuer zündete den ganzen Wald an. "Du wirst bald Schwierigkeiten in der Versammlung Offenburg haben. Du wirst bald auf den Knien wieder um Aufnahme ins Bethel bitten", drohte Franke. Er solle sich lieber wieder entloben, anstatt in einen "goldenen Käfig" zu gehen. Er werde in Offenburg auch kein Dienstamt bekommen Und wenn er sich wieder entlobe, dann dürfte er nach Gilead in die USA. (WTG-Schule für Auslandsmissionare) Als Bruder A dann nach Offenburg ging und nicht auf Frankes Zuckerbrot und Peitsche reagierte, ging es in Offenburg los. Allen Brüdern, die nach Offenburg kamen, verbot Franke, bei Bruder A auch nur eine Einladung zum Essen anzunehmen, "bis eine gewisse Unstimmigkeit beendet wäre."
Dieses Verbot wurde von Franke telefonisch über den Kreisdiener Krüger vermittelt. Aber jemand hörte das ab und machte es Bruder A bekannt. Es kam hinzu, daß die Frau von Zweigdiener Franke da nicht recht mitmachte und Bruder A in Offenburg besuchen wollte. "Was, meine Feinde willst du besuchen?" Diesen Ausspruch ihres Mannes hat sie nun auch nicht für sich behalten. Nun begannen die Flammen des Feuers zu züngeln. Wem gefällt solches Intrigieren hinter dem Rücken schon.
Jetzt passierte folgendes. Die Brüder, die Bruder A das Verbot Frankes mitteilten und sich weigerten, als Bethelbrüder eine Einladung zum Essen bei ihm anzunehmen, spielten eine üble Rolle. Bruder A ging sofort zu Bruder Mehl, Zonendiener, Wiesbaden und beschwerte sich bei diesem über Franke. Daraufhin zitierte Franke diese beiden Bethelbrüder in sein Büro in Wiesbaden und drohte ihnen mit sofortiger Entlassung aus dem Bethel, wenn sie ihm nicht die Wahrheit sagen. Aus Furcht vor Zweigdiener Franke erklärten sie diesem, sie hätten Bruder A nichts über das Verbot hinter seinem Rücken gesagt. Bruder A sei ein Lügner. Es kam wie es kommen mußte: Bruder A wurde in einem Verfahren sofort die Gemeinschaft entzogen. Mehr als 30 Verkündiger der Versammlung hielten jedoch zu Bruder A und verließen die Versammlung und zogen sich zurück.
Am 14. August 1967 ging ein ausführliches Schreiben der unschuldig getroffenen Brüder aus der Versammlung Offenburg mit entsprechenden Unterlagen an das Hauptbüro der WTG nach Brooklyn, USA. Das Hauptbüro hat nie darauf geantwortet.
Was steckte nun hinter der
ganzen Geschichte?
Auf den Kongressen des Jahres 1966 wurde mit dem
Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" und dann mit dem deutschen
WT vom 1. Januar 1967 das Jahr 1975 als Ende der 6000 Jahre "dieser Welt" und
damit als Ende der Schlacht von Harmagedon und Beginn des Tausendjahrreiches
oder Paradieses auf Erden verkündigt Der Fanatismus von Zweigdiener Franke
entsprechend dieser Jahreszahl 1975 als endgültiges und unanzweifelbares
Weltende" ist bekannt. (Lies den Bericht über einen Vortrag von Franke 1968 vor
Hamburger Dienern in CV 35 unter dem Titel "Warum mußte Konrad Franke als
Zweigdiener abgelöst werden?") Seit dem Buch "Die Wahrheit wird euch freimachen'
(dt. 1946) wird auch das Jahr 1972 als Ende der 6000 Jahre verkündigt (Tabelle
und Zeitrechnung S. 146 ff). So kurz vor Harmagedon noch heiraten und deswegen
das Bethel verlassen Dies war die Situation von Bruder A.
Genau wie 1914, 1925, 1938 und 1945, einst auch als "zuverlässige" Enddaten und "göttliche Wahrheit" verkündigt, so beherrschte auch jetzt wieder die unbiblische These die Szene, angesichts 1972 und 1975 noch heiraten? Das kann doch nur machen, wer nicht die rechte Wertschätzung hat. Lehren aus den früheren falschen Daten hat in der WTG-Leitung offenbar keiner gezogen, man geht mit 1975 wieder wie der Esel, dem zu wohl wurde, aufs Eis, bevormundet mündige Christen selbst in Liebes- und Ehefragen und wirft ihnen Knüppel zwischen die Beine. Mit welchem Recht wird da Entlobung gefordert und damit die Liebe zerstört? Hat man Hohelied 8:6 vergessen, wonach die Liebe stark wie der Tod und ihre Leidenschaft unbezwinglich ist wie das Totenreich, ihre Gluten eine Flamme Jehovas?"
Der Geist des
Dreibrüder-Komitees in Offenburg
So ließ man Bruder A über etwas stolpern und aus
der Organisation hinausfegen, was von der WTG jetzt selbst systematisch aus den
Köpfen wieder verdrängt wird: Die angebliche Nähe des Endes im Jahre 1975. Kein
WT spricht mehr darüber, kein internationaler Kongreß erwähnt es mehr. Keine
WT-Schrift spricht dieses Datum mehr aus! Alle Tendenzen weisen unbestimmt in
die Zukunft Geschweige denn das Jahr 1972. Fragt doch einmal an, was damit ist.
Es wurde doch einst als "Wahrheit, die euch freimachen wird" weltweit nach dem
zweiten Weltkrieg verkündigt!
Der Außschluß von Bruder A wurde durch das Offenburger Dreibrüder-Komitee, Hilfsversammlungsdiener, Bibelstudiendiener und Versammlungsdiener, vollzogen. Die Anleitung gab Kreisdiener Krüger.
Über Kreisdiener Krüger schrieb Erich Frost an Konrad Franke: "Ich habe aus verschiedenen Versammlungen und in der Bodenseegegend wie im Schwarzwald gehört, daß man den Kreisdiener nicht gern kommen sieht, aber umso lieber gehen sieht. In ihm muß wahrscheinlich ein Zuchtmeister durch die Lande gehen."
Das Komitee in Offenburg, das nach den Weisungen von Krüger handelte, charakterisierte Erich Frost vertraulich wie folgt: "Ganz vertraulich zu dir, lieber Konrad, Bruder C, ein lieber gutherziger Bruder, leider für das Aufseheramt zu weich, steht ganz unter der Jurisdiktion von Bruder Johannes J. B... (Bibelstudiendiener). Er tut, was dieser sagt. Bruder D. der Hilfsversammlungsdiener, wird von Bruder B des Diebstahls beschuldigt. Er soll wertvolle Bretter, Schwedenriemen, aus dem Hause von Bruder B ohne dessen Wissen entnommen und sie in den Bau des Hauses für den Königreichssaal gebracht haben. Mein Eindruck, bitte entschuldige, lieber Konrad, ein unmögliches Komitee. Du kennst ja Bruder B... aus der Zeit seiner Bethelmitgliedschaft, anmaßend, eingebildet, man könnte sagen arrogant. Lieber Konrad, ganz dringend vertraulich zu dir. Bruder B... ist der 'böse Geist' in der Versammlung."
Die Anklage auf Diebstahl wurde später nicht aufrechterhalten Aber Frost sagte zu Franke über den Hilfsversanimlungsdiener: "Er war zu mir sehr kleinlaut bei unserer Begegnung, bei der wir selbstverständlich nichts davon geredet haben, wir haben kaum mehr als den Gruß miteinander gewechselt. Doch er schien mir kein gutes Gewissen zu haben. Vielleicht hat er gedacht, daß Bruder B mich darin eingeweiht habe, was jedoch erst später geschah."
Frost und Franke haben ein
"dickes Fell"
Frost weiter über den Zuchtmeister Krüger: "Mir
wurde hier von Brüdern aus Schwarzwaldversammlungen gesagt, wenn jemand im
Bethel ein Fernsehgerät hat, müsse er das Bethel verlassen. Ich habe zuerst
natürlich darüber gelacht, doch dann den Dienern der Versammlung gesagt, daß
dies eine Unwahrheit ist. Ein Bruder, der das in einer Versammlung oder sogar in
einem Kreis sagt, sagt nicht die Wahrheit! Dieser Bruder ist Bruder Krüger Es
kann sich in diesem Fall nur um mich allein handeln, weil ich der erste war, der
je im Bethel Wiesbaden ein Fernsehgerät besaß, und du weißt wie und wieso!"
Aber der liebe Konrad solle dies nicht so tragisch nehmen, Frost sei dadurch nicht sehr bedruckt. Und vielsagend: "Du weißt, so wie du habe ich auch gewissen Anwürfen gegenüber ein dickes Fell." Seit 1965 ist öffentlich bekannt, daß Frost und Franke in der Nazizeit zu Helfershelfern der Gestapo gegen ihre eigenen Brüder geworden waren, über Frost schon seit 1961. (Lies auch die entsprechenden Ausführungen in: "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft" Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin 1970). Ja, Ja, wie zwei Kumpane, der liebe Konrad und der liebe Erich. Franke wurde dazu ausersehen auf den Kongressen 1971 "gefällige Worte der Wahrheit" zu reden und die "theokratische Organisation inmitten der Demokratien und des Kommunismus zu predigen. Warum wurde dazu ausgerechnet Franke bestimmt?
Offenburger Vorschau
Was passierte weiter n der Versammlung Offenburg?
Was erfahren wir weiter?
Lies in den weiteren Berichten:
- Bruder B mit Herzinfarkt ins Krankenhaus.
- Ein "SS- und Gestapo-Götze" (so Erich Frost)
spielt auch mit.
- Anklagen, das Ehebett schon vor der Ehe
"befleckt" zu haben. Wer hat das nicht getan?
- Betrunkene Nachtwächter mit Revolvern, Weibern
und anderem Gesindel im Hause des Königreichssaales.
- Kreisdiener Kruschewski: "Eine noch größere
Schweinerei in München, dort 15 Personen ausgeschlossen."
- Das "theokratische" Ausschlußverfahren des
Offenburger Versammlungskomitees vor "weltlichen" Rechtsanwälten Das hat es noch
nicht gegeben!
Die große Frage:
Worin besteht angesichts solcher Vorkommnisse noch
der Vorzug der WTG-Organisation?
Wir müssen den Tatsachen ins Auge schauen! Es sind
nur noch 3 Jahre bis 1975!
K. 0.
In gemeinsamer
Verantwortung
(Auszüge aus auch für Jehovas Zeugen wichtigen
Referaten von Paul Verner und Gerald Götting. Veröffentlicht im Union-Verlag
Berlin)
In den nachfolgenden Ausführungen werden grundsätzliche Gedanken über das Verhältnis der christlichen zu den nichtchristlichen Bürgern vorgelegt, die prinzipiell für alle christlichen Bürger von Bedeutung sind, unabhängig davon, welcher Kirche und Religionsgemeinschaft sie angehören CV ist überzeugt davon, daß dies im Zweigbüro Wiesbaden bereits gründlich zur Kenntnis genommen worden ist. Wir empfehlen deshalb, diese Ausführungen gut zu studieren, da vieles davon im Prinzip auch für die Zeugen Jehovas gilt. Schließlich haben sie als Bürger die gleichen menschlichen (humanistischen) und sozialen Lebensbedürfnisse wie alle anderen Menschen auch. Marxisten und Christen wie alle friedliebenden Menschen sind zutiefst daran interessiert, ungeachtet weltanschaulicher Unterschiede, ja Gegensätze und der Verschiedenheit sozialer Herkunft, im Interesse des Menschen und ihrer Zukunft für Frieden und gesellschaftlichen Fortschritt zusammenzustehen. Das haben uns die bitteren Erfahrungen aus der Geschichte gelehrt, das lernten wir aus dem gemeinsamen Kampf von Kommunisten, Sozialdemokraten, bürgerlichen Demokraten und christlichen Antifaschisten gegen Faschismus und imperialistischen Krieg.
Die Einsicht in diese Notwendigkeit bestimmte unser Tun, verpflichtete zur Zusammenarbeit von Marxisten und Christen. Es war ein Prozeß des gleichzeitigen Veränderns der Verhältnisse und der eigenen Veränderung. Besonders die aus dem Bürgertum stammenden Menschen mußten viele neue Einsichten gewinnen, aber auch wir Marxisten lernten in dieser Zusammenarbeit manches hinzu. Im Blick auf den zurückgelegten Weg können wir mit Fug und Recht sagen: Indem wir die gesellschaftlichen Verhältnisse änderten, änderten wir uns selbst.
Es ist hinreichend bekannt, daß das Engagement, das christliche Bürger, darunter, kirchliche Amtsträger, in jener Begegnung vor zehn Jahren eingegangen sind und in dessen Geist sie, aus humanistischer Verantwortung für Frieden und gesellschaftlichen Fortschritt wirken, von Gegnern des Sozialismus als billige Akklamation und purer Opportunismus diffamiert worden ist. Die so sprechen, sind Vertreter und Apologeten einer Welt in - der alles, selbst das Gewissen, käuflich ist. Sie können und wollen nicht wahrhaben, daß die Mitwirkung von Christen an der Gestaltung des sozialistischen Gesellschaftssystems keine Frage der Opportunität ist. Dieses Engagement erwächst aus der einfachen Tatsache, daß der Christ folgt er den ursprünglichen christlichen Idealen und sittlich-religiösen Motiven, seine materiellen wie ideellen Lebensinteressen nicht in der auf Ausbeutung, Egoismus, Individualismus und sittlich-moralischen Verfall beruhenden spätkapitalistischen Gesellschaft gewahrt findet, sondern vielmehr in der von kapitalistischer Ausbeutung befreiten sozialistischen Gesellschaft.
Und zu Recht ist während dieser Begegnung vom Februar 1961 betont worden, daß Sozialismus und Kommunismus in der historisch kurzen Zeit ihrer staatlichen Existenz unendlich viel mehr für die Verwirklichung der humanistischen und sozialen Ideale und Gebote des Christentums getan haben als alle früheren Gesellschaftsordnungen zusammengenommen. Das ist ebenso unwiderlegbar wie die Tatsache, daß Imperialismus und das ursprüngliche Christentum unversöhnliche Gegensätze darstellen.
Gerade im Hinblick auf gewisse bösartige Interpretationen unserer gemeinsamen Gegner hinsichtlich des Verhältnisses von Staat und Kirche sowie des eigenen Weges der Kirchen der DDR möchte ich, ausgehend von unserer prinzipiellen Stellung zu Religion und Kirche, mit aller Deutlichkeit erklären: Es hat zwar eine Verpreußung der evangelischen Kirchen und nationalistische, ja sogar faschistische Verfälschungen der christlichen Botschaft gegeben - eine "Sozialisierung" der christlichen Lehre hat es bisher, nicht gegeben und wird es auch in Zukunft nicht geben.
Die Geschichte des gemeinsamen Kampfes von Marxisten und Christen gegen Imperialismus, Faschismus und Krieg, für Frieden, Demokratie und Sozialismus hat jedoch bewiesen, daß die existierenden Gegensätze in weltanschaulichen Fragen keinen Hinderungsgrund im Kampf für die gemeinsamen Lebensinteressen darstellen. Unsere Entwicklung hat doch augenfällig bestätigt, daß gegenseitiges Vertrauen und Achtung sowie gemeinsames Handeln zu großen Erfolgen geführt haben. Das Hochspielen sowie Verwischen der nicht zu überbrückenden weltanschaulichen Gegensätze zwischen Marxisten und Christen hat - dafür kennt die Geschichte genügend Beispiele - immer den Feinden des Friedens und des gesellschaftlichen Fortschritts genützt.
Eine Kirche, die aus dem Zwielicht des "Zwischen-den Fronten-Stehens" endgültig heraustritt und ihre Tätigkeit in Übereinstimmung mit den Grundlinien der sozialistischen Gesellschaft ausübt, erweist sich damit selbst den größten Dienst. Frieden und Sicherheit werden nur vom sozialistischen Weltsystem konsequent verteidigt. Frieden und Sicherheit sind nicht nur die Existenzbedingungen der sozialistischen Gesellschaft, sondern sie sind auch die Existenzbedingungen für die Tätigkeit der Kirchen und Religionsgemeinschaften Das ja der Kirche zum sozialistischen Staat ist die Option für ein Gesellschaftssystem, dessen politische, soziale, geistige und moralische Prinzipien zutiefst humanistisch sind. Das imperialistische System dagegen, mit seinen antihumanistischen, antidemokretischen Zügen, dem zunehmenden geistigen und moralischen Verfall, seinen Aggressionskriegen und seinem Wolfsgesetz in den menschlichen Beziehungen, tritt immer deutlicher in Widerspruch zu den humanistischen christlichen Idealen und ethischen Zielen des ursprünglichen Christentums.
Die Kirche wird auch in dem Maße, in dem sie ihr Verhältnis zum Sozialismus immer eindeutiger und positiver gestaltet, nicht mehr der Gefahr ausgesetzt sein, in Widerspruch zu vielen ihrer Anhänger zu geraten, die als Bürger ihres Staates sich dem Sozialismus verbunden fühlen und alles zu seiner Stärkung tun.
Eine Kirche, die die humanistischen Ziele und die Friedenspolitik des sozialistischen Staates bewußt unterstützt, zu seiner Stärkung und der Mehrung seines Ansehens beiträgt, wird den sozialistischen Staat ermuntern, ihr größeres Vertrauen entgegenzubringen. Dies wiederum kann sich noch fruchtbarer auf die Beziehungen zwischen Staat und Kirche, auf die Regelung von Sachfragen auswirken und würde sicherlich den ökumenischen Interessen der Kirchen in der DDR dienlich sein.
Die Postulate der christlichen Nächstenliebe können in einer
Gesellschaft deren ökonomische und politische Ordnung auf
Produktionsverhältnissen der kameradschaftlichen Zusammenarbeit und
gegenseitigem Hilfe beruht, viel weitreichender mit Leben erfüllt werden als
unter den Bedingungen eines Systems, das die Spaltung der Gesellschaft in
feindlich einander gegenüberstehende Klassen verkörpert. Dort bleiben sie
zumeist auf den individuellen Raum begrenzt oder können nur im Protest gegen das
bestehende Gesellschaftssystem zur Geltung gebracht werden. Hier, im
Sozialismus, können sie auf die ganze Gesellschaft erstreckt werden und sich in
der Verantwortung für das Ganze fruchtbar auswirken. Im Sozialismus ist ein
menschliches Zusammenleben im Sinne der Gleichheit und Brüderlichkeit möglich,
und im Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklung kann diese Möglichkeit immer
mehr zur Wirklichkeit werden.
D. D.
Studiengruppe
"Christliche Verantwortung"
W. Daum
65 Gera
Bötchergasse 1
A 8058-72 V 7 1 582
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 42
Ein Satz aus dieser Ausgabe:
"Volksverdummung nach 55 Jahren betreibt
auch, wer uns einreden will - der I. Weltkrieg sei ein Konkurrenz-Krieg
gegenüber dem Herrschaftsanspruch von Jehova Gott gewesen."
In der Tat dem ist so. Damit ist die richtige Vokabel für das WTG-Ideologiegeflecht gewählt worden: Volksverdummung!
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Nr. 42 Gera Juli 1972
CV - ihr Zweck
Kommentare und Informationen für Jehovas Zeugen. CV
befaßt sich in freier, christlich und menschlich verantwortungsbewußter
Diskussion mit der Verkündigung der Organisation der Wachtturmgesellschaft. Die
Beiträge sind undogmatisch und vielseitig, ohne immer der Ansicht des
Herausgebers zu entsprechen. Es ergeht der Ruf zu Unterstützung und Mitarbeit.
Verantwortlicher Herausgeber:
Wolfgang Daum,
65 Gera, Böttchergasse 1
Die neueste
Orientierung der WTG über 1975
Information aus dem WTG-Zweigbüro in Wien
CV wurde aus dem Zweigbüro in Wien, Österreich,
über ein Schreiben der WTG vom 16. September 1971 "An alle Kreis- und
Bezirksdiener" informiert.
In dem Schreiben heißt es über 1975: "Vereint blicken wir einem weiteren
vorzüglichen Jahr entgegen, in dem wir gemeinsam in Jehovas geistigem Paradies
arbeiten können. Erhalten wir uns deshalb unseren Glauben stark, und vertrauen
wir darauf, daß Jehovas Name b a l d gerechtfertigt wird, während wir zu seiner
Rechtfertigung beitragen, indem wir dem Volk helfen, das seinen Namen trägt. W a
n n i m m e r a u c h s e i n N a m e g e r e c h t f e r t i g t w e r d e n m
a g: Wir sind im Werke des Herrn allezeit reichlich beschäftigt".
Was spricht aus dieser Orientierung für das Dienstjahr 1972
mit Bezug auf 1975, wann diese Rechtfertigung des Namens Jehovas vollzogen wäre?
1975 steht nicht mehr zur Diskussion. Es wird systematisch aus dem Sinn
verdrängt. Es wird überhaupt nicht mehr einkalkuliert. Wann immer es sein mag -
was soll das heißen? Das heißt doch: Es ist egal, wann es kommt, jetzt, heute,
bald, später, in 1, 2, 3, 5 oder mehr Jahren oder wer weiß wann einmal. Auf alle
Fälle nur eines: Weg von 1975, allgemein bleiben, b a l d oder so ähnlich sagen,
das kann man ausdehnen. Die Organisation wird also von oben systematisch von
1975 abgebracht. Und wie?
Ganz einfach: Alle "reichlich beschäftigten". Jeder muß soviel zu tun kriegen, daß er überhaupt nicht mehr an 1975 zu denken kommt. Mit anderen Problemen den Kopf ausfüllen. Alle reichlich in Arbeit stürzen. Wenn man alle Hände voll und angestrengt zu tun hat, merkt man überhaupt nicht, wie die Zeit vergeht, eine tausendfach bewährte und bestätigte Erfahrung. Warum damit nicht über 1975 hinwegzukommen versuchen? Hat diese Methode sich nicht auch 1874, 1925, 1945 und fast auch schon für 1972 bewährt? 1972 sollten nämlich laut "Die Wahrheit wird euch freimachen" - Zeitrechnung, auch schon die 6000 Jahre um sein! Was geschieht aber wirklich 1972? Sie werden alle in die Ältestenfrage gestürzt, eine aufregende Umkrempelung der Organisation, die von 1972 völlig ablenkt!
Es ist natürlich schwierig für die WTG, jetzt gerade mit zwei Daten fertig werden zu müssen, 1972 und 1975. Ein bißchen kurz hintereinander. Da haben sie in Brooklyn sicher ihre Strategie nicht genügend durchdacht. Nun wird auch 1975 durch "bald" und "wann immer" ersetzt. Bis Oktober 1928 wurde in jedem WT verkündigt, im Jahre 1872 seien die 6000 Jahre um gewesen. Dann wurde 20 Jahre lang davon nicht mehr gesprochen. 1946 wurde dann mit dem Buch "Die Wahrheit wird euch freimachen" weltweit 1972 als das Ende der 6000 Jahre verkündigt. Dann wurde wieder 20 Jahre geschwiegen. 1966 wurde dann mit dem Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" 1975 als das Ende der 6000 Jahre festgesetzt. Paßt dazu nicht 5. Mose 18:20-22?
Fragt die Kreis- und Bezirksdiener überall, was sie selbst über 1975 denken angesichts der WTG-Orientierung "wann immer es sein mag".
"Der Weg zum Paradies"
Unter dieser Überschrift veröffentlichte die
Wachtturmgesellschaft im Jahre 1924 eine Publikation, die speziell für die
Unterrichtung der Kinder gedacht war. Der Verfasser war W. E. van Amburgh;
seines Zeichens Sekretär - Kassierer und Mitherausgeber des "Wachtturms".
WTG-Präsident Rutherford verfaßte dazu ein Vorwort, in dem es unter anderem
hieß:
"Dieses Buch wurde zu dem ausdrücklichen Zweck geschrieben, Knaben und Mädchen schnell zu einer Erkenntnis über die neue Ordnung der Dinge, die der Herr jetzt im Begriff steht, auf Erden einzuführen, zu verhelfen und ihnen den Weg zu zeigen, der gehorsame Knaben und Mädchen zu vollkommenem Gedeihen, zu Glück und Freude führt".
Der charakteristische Inhalt läßt sich am besten mittels eines Auszuges aus dem 11. Kapitel dieses Buches veranschaulichen, wobei es jedem Leser selbst überlassen bleiben möge, sich dazu ein Urteil zu bilden.
Fürsten auf der ganzen Erde
"Bei fortgeschrittenem Bibelstudium werdet ihr finden, daß das Jahr 1925 n. Chr.
besonders von der Prophetie bezeichnet ist. Das bürgerliche oder zivile Jahr der
Juden beginnt im Herbst, ungefähr an unserem 1. Oktober. Das Jahr 1926 würde
darum ungefähr am 1. Oktober 1925 beginnen. Es würde darum ganz vernünftig sein,
zu erwarten, daß kurz nach diesem Zeitpunkt die Gnade Gottes zum jüdischen Volk
zurückkehrt. Wir sollten darum kurz nach 1925, dem letzten vorbildlichen
Jubeljahr, die Auferweckung von Abel, Henoch, Melchisedek, Abraham, Isaak,
Jakob, Hiob, Moses, Samuel, David, Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel, Johannes
dem Täufer und vielen anderen erwarten, die im 11. Kapitel des Hebräerbriefes
erwähnt werden.
Diese werden gewissermaßen den Kern des neuen Königreiches auf der Erde bilden. Eines der ersten Dinge, die geschehen müssen, wird sein, Jerusalem zur Hauptstadt der Welt herzurichten. Das wird ein großes Werk sein, aber es wird auch viele willige Arbeiter geben. Die Zeitungen berichten uns, wie sich die Aufmerksamkeit bereits auf Palästina richtet. Durch Anlegen besserer Straßen und Anbau von Feldern ist bereits ein beträchtliches Werk getan worden. Wir dürfen jedoch nicht erwarten, daß viele systematische Arbeit begonnen wird, ehe die "Fürsten" auferstanden sind und ihren Platz eingenommen haben.
Wenn Jerusalem die Hauptstadt der Welt sein wird, muß es von dort eine schnelle Verbindung nach allen Richtungen geben. Das Königreich Christi soll in 1000 Jahren alles Böse entfernen, das in 6000 Jahren entstanden ist. Die althergebrachten Methoden werden dabei nicht genügen. Schon sehen wir große Veränderungen vor sich gehen. Mittels der drahtlosen Telegrafie und des Radio können jetzt Botschaften um die ganze Erde getragen werden und bis die Fürsten auferstanden sein werden, werden diese Erfindungen noch bedeutend vervollkommnet sein. Wenn wir in Jesaja 2:3 und Sacharja 14:16 und 17 lesen, sehen wir, daß es ein Leichtes für alle Völker sein wird, 'nach Jerusalem hinaufzuziehen'. Die Fürsten werden leicht ihre Anweisungen in alle Teile der Erde senden können. Wir können uns vorstellen, das alle Völker, wenn z. B. Abraham einige allgemeine Belehrungen zu geben haben wird, aufmerksam seinen Worten lauschen werden, ganz egal, ob er in einem Saale oder vor einer Rednertribüne aus zu ihnen reden würde.
Wenn jemand wünschen wird, Jerusalem zu besuchen und die Fürsten von Angesicht zu sehen, oder wenn die Fürsten andere Erdteile besuchen wollen, werden vollkommene Fahrzeuge, vielleicht Aeroplane bereit sein, in denen man in kürzester Zeit von allen Teilen der Erde nach Jerusalem oder umgekehrt gelangen kann. - Sacharja 14:20, 21; Offenbarung 21; Psalm 72 und 145.
Zweifellos werden viele Knaben und Mädchen, die dieses Buch lesen, es erleben, wenn Abraham, Isaak, Jakob, Joseph, Moses und viele andere der treuen Männer alten Zeit in der Herrlichkeit ihrer 'besseren Auferstehung' hervorkommen, vollkommen an Geist und Leib. Es wird nicht lange dauern, bis sie der Christus in ihrer Macht und Ehrenstellung als seine irdischen Vertreter einsetzen kann. Zwar wird ihnen die Welt mit ihren Einrichtungen zuerst fremd sein, aber sie werden sich bald an alle Neuerungen gewöhnen. Zuerst werden sie viele merkwürdige Überraschungen erleben, denn sie sahen nie zuvor Dampfmaschinen, Automobile, elektrisches Licht, Telephon, Flugmaschinen, Luftschiffe, Radio und viele andere Dinge, an die wir gewöhnt sind.
Welch ein Vorrecht haben wir, gerade zu dieser Zeit zu leben und das Ende der alten Ordnung und das Kommen der neuen Weltordnung sehen zu dürfen."
"Wenn alle Nationen
frontal mit Gott zusammenstoßen"
Öffentliches Hauptthema der WTG-Bezirks-Kongresse
1971 (Artikel aus WT Nr. 20/1971)
Alte Torheiten und neuer Antikommunismus
Auf Seite 622 dieses
WT-Hauptartikels wird uns mitgeteilt:
"Der 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 wurde wegen der
Streitfrage der Weltherrschaft ausgefochten.
. . .Und zu wessen Gunsten ist dies geschehen?
Zugunsten Gottes, des Schöpfers und universellen
Souveräns? Nein!"
Wenn es wirklich so war, wie die
WTG hier schreibt, dann möchten wir den Tag erleben, daß uns der WT einmal
mitteilen würde, warum das so war.
Der WT müßte dann auch die Frage beantworten, warum
das vor 1914 in diesem Maße gar nicht möglich war.
Größenwahn hat ja schon oft den Weg der Menschen markiert, ob sie nun Cäsar, Napoleon oder Kaiser Wilhelm II. hießen. Macht- und Weltpolitik haben sie nach den realen Möglichkeiten und in den Grenzen betrieben, die durch technische und wirtschaftliche Gegebenheiten ihrer Nationen zu ihrer Zeit vorgefunden und praktisch verwirklicht werden konnten. Der Herrschaftsappetit, so großmäulig er sich auch tun und posaunen wollte, war und blieb doch immer dem Staub der Erde verhaftet. Entscheidend war, wie weit Schiffe Eroberer an fremde Küsten tragen konnten, wieviel Soldaten und Zerstörungsmittel sie transportieren konnten.
Entscheidend war, daß der I.
Weltkrieg zum ersten Mal reale Möglichkeiten ahnen ließ, Kriege von weltweiter
Dimension überhaupt führen zu können.
Flugzeug und Zeppelin waren erfunden und zum
Kriegsmittel eines weltweiten Krieges erkoren, wenngleich sie noch nicht diesen
Ansprüchen genügen konnten.
Dynamit und Panzerwagen, U-Boot
und Panzerschiff waren die neuesten Schöpfungen der ersten technischen
Revolution bei Beginn des I. Weltkrieges.
Dennoch, auch mit diesen Kampfmitteln konnte das
kaiserliche Deutschland nicht etwa wirklich, mit Aussicht auf Erfolg um die
sogenannte Weltherrschaft streiten.
Wollten wir solche Absichten
nachplappern, dann wären wir höchstens einem törichten Selbstverständnis und
einem Propagandabluff aufgesessen.
Kein kaiserlicher "Weltbeglücker" konnte sich
nämlich vorstellen und errechnen lassen, daß an einem einzigen Tag
Groß-Offensive des I. Weltkrieges soviel Pulver (Granaten) verschossen werden
würde, wie während des gesamten Krieges von 1870/71 gegen Frankreich
verbraucht wurde.
Deutsche Gesenkschmieden zur Herstellung von Kanonenrohren und ebenso Pulverfabriken waren zu keiner Zeit in der Lage, den realen Kriegsbedarf der sogenannten Materialschlachten an den Fronten zu decken.
Dieser Krieg war für Deutschland 3 Nummern zu groß. Weltherrschaftspläne, sofern menschenmordende Vermessenheit sie jemals erwogen hatte, erwiesen sich als total unreal, illusorisch, bestenfalls als Selbsttäuschung auf jeden Fall als Massenbetrug am Volke.
Volksverdummung nach 55 Jahren betreibt auch, wer uns einreden will - der I. Weltkrieg sei ein Konkurrenz-Krieg gegenüber dem Herrschaftsanspruch von Jehova Gott gewesen:
"Die Watch Tower Bible & Tract Society hatte jedoch seit dem
Jahre 1903 ein Zweigbüro in Barmen-Elberfeld. Deutschland, in dem eine rege
Tätigkeit herrschte.
Das Herz des germanischen Königs des Nordens war unleugbar gegen den heiligen
Königreichsbund Jehovas, Gottes, gerichtet.
Der Kaiser beabsichtigte nicht, seine kaiserliche Souveränität Jesus Christus abzutreten, zu der Zeit, da dieser im Jahre 1914 im Himmel auf den Thron kommen sollte, denn dadurch hätte der Kaiser ihn als den rechtmäßigen Erben des Königtums über die ganze Erde anerkannt."
WTG-Buch: "Dein Wille geschehe auf Erden", Seite 268. Der WT-Hauptartikel in Nr. 20/71, Seite 622, nimmt diesen Gedanken auf, sonst hätte er nicht fragen können: "Zu wessen Gunsten wurde die Streitfrage der Weltherrschaft ausgefochten, zugunsten Gottes? Nein!"
Im WT Nr. 8/1925, Seite 115, kann man folgende Version lesen: "Es scheint jetzt in dem geistigen Verständnis der Gesalbten wohl entschieden zu sein, daß die Zeiten der Nationen, welche 606 vor Chr. begannen, im Jahre 1914 endeten; daß der Teufel der Gott oder Machthaber der ganzen Welt wurde zur Zeit der Verwerfung Israels, und daß mit dem Beginn von 1914 der Teufel davon enthoben wurde, die Welt nach eigenen Absichten zu beherrschen.
Die offenkundigen Tatsachen stehen in Übereinstimmung mit
diesen Schlußfolgerungen."
Wer viele Bücher druckt mag Schwierigkeiten haben, sich in seinem eigenen
Gedanken-Labyrinth zurecht zu finden. Wie anders sollte man sonst den Umstand
erklären, daß uns auch folgende Variation angeboten wurde:
"Trotzdem, daß im Jahre 1914 das Ende der Heidenzeiten herbeigekommen war, blieben die politischen Autoritäten dieser Welt unter der Zulassung Gottes als die 'obrigkeitlichen Gewalten' als 'von Gott verordnet' bestehen." WTG-Buch: "Babylon die Große ..." Seite 547/48.
Schlicht und einfach, also
brauchte Kaiser Wilhelm II. nun doch nicht "seine kaiserliche Souveränität an
Jesus Christus abzutreten".
Wie nun eigentlich, ja oder nein?
E. Kelsey hat diesen
Hauptvortrag, siehe WT-Artikel zwar gehalten, aber den Hauptwiderspruch darin
nicht bewältigt.
Es ist schon so, der Mensch vergißt - aber Gott
lenkt. Herrschaftsansprüche kann man nicht mit Dörrgemüse und Kohlrübenmarmelade
speisen, wohl aber Menschen als Kriegsvolk. Opfer kann man in Papiertüten
beerdigen oder im Massengrab verscharren, nackt - dann spart rnan Kleider.
Lachhaft, der beutegierige und
arme Popanz Deutschland soll Jehova Gott herausgefordert haben, um Jehova eine
Streitfrage aufzuzwingen.
Wie grotesk und verschroben der Gedanke, Kaiser
Wilhelm II. als Weltherrschafts-Planer sollte Jehova Gott den Kampf ansagen
können. Ein Mann, behängt mit erblicher Fürstenwürde, dessen Generalstab nicht
einmal annähernd berechnen konnte, wieviel Pulver seine Kanonen an einem
Kriegstag verbrauchen würden.
Wie ausnehmend
anti-"Wachtturm"-realistisch war doch vor 55 Jahren ein Diener des Kaisers, der
Graf und Reichskanzler von Bethmann Hollweg in einem Brief an das "Auswärtige
Amt" vom 19. November 1914:
". . . General von Falkenhayn (Chef des
Generalstabes) beurteilt die Lage (Deutschlands) folgendermaßen:
. . . Übrigens habe ich mir von Herrn Stinnes eine
von Prof. Schumacher in Bonn auf Grund eingehender Beratung mit Kirdorff, August
Thyssen, Hugenberg und Stinnes selbst verfaßte Druckschrift geben lassen, die
über die Friedensbedingungen dieser Herren Aufschluß gibt.
Stinnes behauptetet, daß diese Bedingungen die
übereinstimmende Forderung der gesamten Industrie und Landwirtschaft der
Konservativen und Liberalen seien.
Die Annexionswünsche erstrecken sich für Frankreich
auf: Belford, Epinal, Toul, Verdun, Briey (Erzbecken . . . einschließlich aller
Kohlenlager Frankreichs um Lille, Lens, Arras usw., den Congo, Dahomey, Obok . .
. Die wirtschaftlichen Forderungen übergehe ich heute, erwähne diese
Stinnesschen Forderungen überhaupt nicht zur Illustration." (Worte in Klammern
von CV)
Weltherrschaftlich können uns
solche Forderungen der deutschen Industrie um Stinnes und Thyssen nun nicht
gerade anmuten, sondern eher höchst krämerhaft. Es ging ihnen um erdennahe
Ziele, vorzugsweise um französische Erze und Kohlen und Bodenschätze in den
Kolonien.
Eine leichte Ahnung bzw. ein Gespür für erdennahe
Belange muß der WT aber immerhin gehabt haben, sonst hätte er auf Seite 624
nicht schreiben können:
". . . 17 Adams und Evas
Nachkommen waren gleicherweise nur zeitweilige Erdenbewohner, weil sie in Sünde
und unter dem Todesurteil geboren wurden".
Kann ein unter "Todesurteil geborener Mensch", sein
Name sei Kaiser Wilhelm oder sonstwie, gegen Jehova um die Weltherrschaft
streiten. Wirklich streiten, nicht nur bellen? Haben wir jemals gehört, daß ein
Taschenkrebs um die Weltherrschaft streiten könnte.
Wäre es vernünftig, zu erwarten, daß Jehova Gott
veranlaßt werden könnte, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen?
Auf Federn leicht, gleich einer
zarten Wolke, teilt sich uns nunmehr die entscheidende "WT-Wahrheit" dieses
Artikels mit: . . .
"daß im r a d i k a 1 e n L a g e r die russischen
Führer sagen, sie würden erwarten, bis zum Jahre 1975 die ganze Welt
kommunistisch gemacht zu haben.
Der Nationenblock im
kapitalistischen, demokratischen Lager ist jedoch entschieden gegen eine solche
Entwicklung der Dinge . . ." (Seite 622).
"Unbedarft und unterbelichtet", wie uns der WT nun
einmal behandelt, vermittelt uns der WT, siehe Zitat, die "elementare
Erkenntnis", daß das "kapitalistische Lager, das demokratische Lager" sei.
Durchaus möglich, daß die WTG von Brooklyn, New York aus, diese Weltsicht über
Kapitalismus = Demokratie hat und weil dort ansässig, auf engste Verwandtschaft
reklamiert. WT-zwangsläufig müssen aus dieser Sicht die Kommunisten zum
Hauptfeind gegen Jehova Gott erkoren werden, da sie gemäß WT, "die Welt bis 1975
kommunistisch gemacht haben wollen". Eigentlich hätte der WT an dieser Stelle
den Artikel schon enden lassen können, denn nur an dieser Stelle liegt der
sprichwörtliche Hund begraben.
Fragt sich nur, da sonst so überaus zitatenfreudig, wo der "Wachtturm" diesen "1975-Kommunismus" gelesen hat, welcher "radikale Kommunist" ihn ausgebrütet haben soll. Die WT-Antwort darauf ist ja auch "unwesentlich", deshalb hat der WT sogleich verzichtet, die entsprechende Quelle zu belegen.
Wichtig hingegen für den WT war,
den "1975-Kommunisus" in eine Schußlinie mit "WT-Harmagedon-1975" zu bringen.
Das war der Zweck der Übung, hoffentlich haben ihn
alle erkannt. Damit schließt sich der Kreis uns der Blick aller Zeugen
konzentriert sich auf das Hauptanliegen dieses WT-Hauptartikels: Das
"kapitalistische, demokratische Lager", Händchen haltend mit der WTG,
konzentriert sich entsprechend diesem Blick auf den Hauptfeind
"1975-Kommunismus".
Wenn wir nun vom Kommunismus die "1975" wegstreichen und von Harmagedon die "1975", dann bleibt immer noch übrig: "Kapitalistisches, demokratisches Lager" plus WTG, gegen den Kommunismus, diesmal ohne 1975. (Vergleiche WT 20/71, Seite 622).
Eine ganz einfache Rechnung,
weshalb der "Wachtturm" da soviel Druckerschwärze bemühen mußte.
So einfach ist uns diese "Wahrheit" überdies noch
nie gesagt worden.
Angekommen auf Seite 633, am
Schluß des WT-Hauptartikels schlagen wir nun die Bibel auf und suchen die
Schriftstelle aus der kanalisiert durch die WTG, Jehova Gott zu uns sprechen und
erklären soll: Das "kapitalistische, demokratische Lager" habe ich mir erwählt
und darin die "Wachtturmgesellschaft", um daß sie meinen Kampf gegen den
Kommunismus auf Erden kämpfen. Ernüchtert vom langen Suchen in der Bibel teilt
CV mit, daß wir eine solche Bibelstelle nicht finden konnten.
W. D.
Zweigdiener R. E. Kelsey am 9.
Oktober 1971 in Wiesbaden:
Wie eine Bulldogge an der Organisation
festbeißen!
Am 9. 10. 1971 fand im Zweigbüro in Wiesbaden eine
interne Zusammenkunft mit Kreis- und Bezirksdienern statt, auf der Zweigdiener
Richard E. Kelsey sprach. CV wurde hierüber durch einen teilnehmenden
Kreisdiener informiert. R. E. Kelsey stellte unter anderem fest, daß die Zunahme
im letzten Dienstjahr in den USA bei 8 bis 9 Prozent lag, in der BRD dagegen nur
bei 4 Prozent. Dies wurde als ein bedenklicher Unterschied bewertet. Der
Kreisdiener betonte, daß diese Zusammenkunft in Wiesbaden zu solchen gehörte,
die "nicht in aller Öffentlichkeit stattfinden". So wurde viel über
festgestellte Bedenklichkeit gesprochen und erwogen. Warum dieser schwerer
werdende Schritt der Organisation hier, war die Frage. Man macht sich ziemlich
unverblümt Gedanken. Ein geistiger Schwerpunkt ist, daß auf 1975 orientiert
wurde, dieses Datum aber offiziell nicht mehr genannt werden darf. Die
Verkündiger befinden sich aber damit in einer schwierigen Lage. Überall wird
ihnen nun - je näher 1975 kommt, dieses von der Organisation seit 1966
verkündete Datum vorgehalten. Wie sollen sie sich da verhalten? Das ist eine
ganz entscheidende Frage, eine Grundfrage der ganzen Verkündigung, der
Glaubwürdigkeit der ganzen Verkündigung! Denn 1975 wurde immerhin als göttliche
Wahrheit verkündigt, in Millionen von Büchern und Zeitschriften in aller Welt,
allen Völkern, Nationen, Zungen und Sprachen".
Man kann doch nicht so einfach tun, als wäre das nicht geschehen! Die Kreisdiener merken das mehr und mehr. Die Verkündigung wird nicht mehr ernst genommen. Was hat die geringeren gefährlichen Folgen für die Organisation: 1975 aufrechterhalten oder nicht aufrechterhalten? Die Last der Vorwürfe, die Organisation sei wegen 1975 unglaubwürdig geworden, hat nicht das Zweigbüro zu tragen, sondern die einfachen Verkündiger, die an der Front stehen.
Welchen Rat gab Zweigdiener Kelsey? Alle sollten sich immer fester an die Organisation anschließen: Wie fest? So festgebissen wie eine Bulldogge oder auch eine Ameise, die z. B. einen Heuhüpfer fortgezogen hat, der 60 mal schwerer war. In Indien und Algerien werden Ameisen als Wundklammern gebraucht. So fest muß der Griff sein." Festbeißen wie eine Bulldogge ist eine ziemlich brutale Sache. Schau nur die Schnauze einer Bulldogge an. Wie verbissen packt sie zu, tierisch. Das ist doch nichts Menschliches. Das führt doch zu richtigem Fanatismus. Was sind das für "Gleichnisse"?
Was "den Griff lockert"
R. E. Kelsey sagte dazu:
"Es mag Dinge in der Organisation geben, die
veranlassen können, den Griff zu lockern. Drei Dinge sind es, das gefallene
Fleisch, die Macht des Teufels, das alte System der Dinge."
Nimm ein Beispiel. Schließlich
nützt allgemeines Reden gar nichts. Gefallenes oder nicht gefallenes Fleisch.
Ist das gefallene Fleisch für die 1975-"Wahrheit" verantwortlich, das die
Organisation unglaubhaft macht?
Die Macht des Teufels? Hat der Teufel das
1975-Datum ausgearbeitet und der Organisation und aller Welt verkündigen lassen?
Ist also dem Teufel zuzuschreiben, wenn nun wegen 1975 die Organisation in Frage
gestellt wird? Vergleiche: Unter dem doch redet kuriosen Thema "Hat der Sekretär
des Königs kürzlich bei Dir vorgesprochen?" verwies R. E. Kelsey auf den
Bezirkskongressen 1971 auf das WT-Buch "Rechtfertigung" von 1931. Er sagte darin
aber nicht, daß z. B. in "Rechtfertigung" Bd. II der Zionismus, einst vom WT als
Gottes Werk verkündigt, als Werk des Teufels verworfen wurde! (S. 259, WT 15.
Juli 1955, und "Die Zeugen Jehovas". Eine Dokumentation über die
Wachtturmgesellschaft. Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin, S. 87 ff, DDR 1970)
Wird die göttliche Wahrheit über 1975 in Kürze auch als Teufelsdatum erklärt?
Und das "alte System der Dinge"? Hat das "alte System der Dinge" 1975 in die Welt gesetzt? Wo also liegt die gefürchtete und festgestellte "Lockerung"? Was bewirkt sie in Wirklichkeit? Wodurch also wird "gelockert"? Gibt die Organisation mit ihrer 1975-Festlegung nicht selbst die Veranlassung?
Was ergibt sich, praktisch
angewandt?
Frage an jeden, bevor er von Haus zu Haus rennt:
Wie erginge es wohl den Zeugen und allen anderen Menschen auf Erden, wenn es das
"alte System der Dinge" heute nicht gäbe? Wenn es niemand aufrechterhalten
würde?
Wenn alle sich tatsächlich von ihm abwenden würden. Da hätten wir bis 1975 oder später weder Regierungen noch Gesetze, noch Schulwesen, noch Volksbildung, noch Sozialversicherung, noch Wirtschaftsordnung, noch Handel und Verkehr, noch Polizei, noch Gericht, noch Geld. Weder einen Bürgermeister noch einen Stadtrat, keine Rundfunk, keine Zeitung, kein Fernsehen. Es würde nicht importiert noch exportiert. Weil das alles nicht ohne politische Regierung in Staat, Land, Stadt und Dorf möglich ist. Alle würden nur gegenseitig von Haus zu Haus laufen oder in den Versammlungen sitzen. Einer würde dem anderen predigen. Aber das würde auch unverzeihlich zusammenbrechen, weil es keine geordneten Lebensverhältnisse gäbe und sich jeder in wilder Anarchie irgendwie am Leben erhalten müßte. Praktisch wäre das ein Chaos. Sind das unsinnige Schlußfolgerungen? Keineswegs! Auch von den Kongressen 1971 hat die Organisation wieder eine Resolution "Erklärung an alle Völker" erlassen, wo alle Menschen aufgefordert werden so handeln, wie die Organisation verkündigt. Obwohl das alle gar nicht können, soll es nicht - wie dargelegt Chaos geben.
Ist die Verkündigung
diesbezüglich nicht wie Amoklauf mit dem Kopf immer wieder gegen die Wand?
Wer will sich da "festbeißen"?
Daß sich da nicht mehr soviel finden und sich wie
Ameisen und Bulldoggen festbeißen und es nur noch 4 Prozent Zunahme sind, ist
nur natürlich. In der BRD sind inzwischen ein halbes Dutzend Kreisdiener schon
in Opposition gegangen. Sie wollen keinen Selbstbetrug mehr mitmachen.
Es ist Tatsache, daß es immer wieder Menschen gibt, die bis zur Selbstaufgabe selbst den unglaublichsten Dingen folgen oder nachrennen. Persönlich in aller Aufrichtigkeit. Aber das nützt nichts. Wer es weiß, daß WT der einst 1799 festsetzte, dann 1874, dann 1914, dann l925 dann ca. 1938, dann 1972, nun 1975 und andeutungsweise schon 1996/97, und immer noch folgt, der gleicht in der Tat solchen, die auch woanders den unglaublichsten Dingen nachlaufen würden, wenn sie ihm nur ein besseres Leben versprechen, ohne die Glaubwürdigkeit zu prüfen. Bulldoggen und Ameisen beißen sich zwar fest, aber denken nicht. Solche dürften der festgebissene Kern sein, der auch nach dem unausbleiblichen Fiasko von 1975 dem WT bedenkenlos folgt, wenn er wieder ein besseres Leben verspricht. Bedenke: Wer es darauf anlegt, findet leider immer noch für jeden Widersinn Anhänger, wenn nur etwas Besseres versprochen wird. Aber du bist doch weder eine Ameise noch eine Bulldogge!
Auch noch Hab und Gut verkaufen!
Unter dem Thema "Laß dich nicht ablenken durch
Materialismus' (K. H. Braun, Bezirkskongreß 1971 Westberlin) wurden u. a.
besonders die Rentner aufgefordert, ihren materiellen Besitz unverzüglich zu
verkaufen, um noch Pionier zu werden. Und wenn 1975 mit Sicherheit nichts
passiert, was machen sie dann, arm und mittellos?
Schaut euch um, wer da anfängt
zu verkaufen!
Der Evangelische Pressedienst vom 22. Juli 1971
berichtet von einem indischen Sektenführer namens Lawrie der seinen "Bräuten des
Herrn Jesus Christus", die ihre Bankkonten auflösten, das Geld für die
Sektenführung opferten für das Versprechen, viermal den Weltuntergang zu
überleben.
Wirst du zu denen gehören, die
sich trotz 1975 wie Ameisen und Bulldoggen festgebissen haben?
K.
Briefe unserer Leser
Die Redaktion hat beschlossen, allen Lesern
weiteren Einblick in unsere Post zu geben. Deshalb druckt CV einige Zuschriften
und die Antwort von CV ab.
"Werter Herr Daum!
. . . Lügen hereinfällt. Und wenn doch einer
hereinfällt, dann ist es so einer, den wir in kürzester Zeit heraus schmissen
hätten. Einen Rat möchte ich Ihnen geben, suchen Sie sich eine andere Arbeit,
geben Sie das Geld ,Roten Kreuz' von dieser Arbeit: Ihre Schriften lesen wir
nicht, die fliegen sofort ins Feuer."
...
Abschrift der
Original-Briefkarte:
"Werter Herr Daum!
Ich möchte Sie mal fragen? Wer hat es Ihnen
erlaubt, uns schon jahrelang zu belästigen mit Ihren christlichen Lügen? Glauben
Sie, daß ein "Zeuge Jehova" so dumm ist und auf Ihre Lügen hereinfällt? Und wenn
doch einer hereinfällt, dann ist es so einer, den wir in kürzester Zeit
herausgeschmissen hätten. Einen Rat möchte ich Ihnen geben, suchen Sie sich eine
andere Arbeit, geben Sie das Geld dem Roten Kreuz' von dieser Arbeit[ Ihre
Schriften lesen wir nicht, die fliegen sofort ins Feuer.'
Gera, den 5. 11. 1971
"Sehr geehrter E. B. im Bezirk Schwerin,
(Name und Anschrift sind CV bekannt)
Wir danken für Ihren Brief vom 21. 10. 1971.
Nicht ohne Interesse haben wir gelesen, daß nach Ihrer
Ansicht CV 'Lügen' schreibe.
Wir können daraus nur die eine Folgerung ziehen, daß Sie CV immerhin gelesen
haben müssen, wenn Sie sich ein solches Urteil bilden konnten.
Ungeachtet dessen dürfen wir Ihnen sagen, daß die Qualität
Ihres Schreibens o. D. ein einsamer Höhepunkt unter den Zuschriften an CV ist.
Wir beabsichtigen deshalb, Ihr Schreiben in geeigneter Form, in einer der
nächsten CV-Ausgaben abzudrucken, weshalb wir Sie schon heute um Ihre Erlaubnis
bitten.
Den Rat, den Sie mir erteilen, 'ich solle mir eine andere
Arbeit suchen, das Geld lieber dem Roten Kreuz geben', will ich gern befolgen,
nämlich dann, wenn die erste namhafte Spende der WTG an das internationale Rote
Kreuz überwiesen wurde.
Bevor das nicht geschehen ist, so fürchte ich, wird meine Arbeit an CV
unaufgebbar sein.
Was nicht ist, könnte aber noch werden - Menschen sollten da
nicht voreilig sein in ihrem Urteil.
Sie und ich, wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben Daß Sie einen CV-Leser,
'wenn doch einer hereinfällt (auf die Zeitschrift 'Christliche Verantwortung')
in kürzester Zeit herausgeschmissen hätten', das glaube ich Ihnen gern, sehr
geehrter Herr B. Dieses Kurzverfahren erspart geistige Anstrengung und kürzt
alles so angenehm einfach ab.
Über Lügen und ihre geistigen Väter wird Jehova Gott
befinden, dieser Tatsache wollen wir uns ganz bewußt öffnen.
Vor Vereinfachungen in der Frage, wer lügt würde
ich immer abraten. "1975" wird uns auf jeden Fall der Klärung dieser großen
Streitfrage näherbringen, darauf dürfen wir beide fest vertrauen.
In diesem Sinne grüßen wir Sie
Hochachtungsvoll
gez. W. Daum"
Abschrift von einem Original
(Ohne Datum)
"An Wolfgang Daum
Schriftleitung "Christliche Verantwortung"
Mit wachsendem Interesse habe ich "Christliche
Verantwortung" gelesen, seit Wolfgang Daum die Schriftleitung innehat.
Von neuen Besen darf erwartet werden, daß sie gut
kehren. Ich möchte ihn fragen, ob er in seiner "Christlichen Verantwortung"
genau weiß, was er tut?
Ob er schon einmal über seine
Dienstbeflissenheit nachgedacht hat, die Konsequenzen seines Handelns kennt. Ich
will Daum nicht unterstellen, daß er wissentlich Lügen verbreitet, eher bin ich
vom Gegenteil überzeugt.
Der Artikel "Endzeitzitate" kann dafür als einer
von möglichen Beweisen stehen.
CV und dafür sollte man auch W. Daum lesen, ist als "Zeuge" im günstigsten Fall nur noch ein Zwitter, denn CV dient dem Staat. Und das ist meine ursprüngliche Frage, auch an einige Diener der "Wachtturmgesellschaft", die nach meiner Auffassung auch zu Zwittern geworden sind, indem sie Daum mit Informationen über die Zeugen beliefern, aber darin unentdeckt als Zeugen in der Organisation bleiben wollen.
Sie tun das wahrscheinlich
deshalb, um auf diese Weise Mißstände und ihre Kritik an der Organisation und an
Dienern öffentlich deutlich zu machen.
Deshalb nutzen sie Daum als ihr Sprachrohr, als ihr
Mittel zum Zweck. Schuld daran tragen Diener der Organisation.
Ohne diese Sirenen könnte sich "Christliche
Verantwortung" beerdigen lassen. Kein Zeuge würde dann überhaupt einen Blick an
CV verschwenden.
Hat Daum nie darüber
nachgedacht, daß CV nur bestehen kann, weil staatliche Stellen ein Auge
zukneifen und CV mit einem lachenden und einem weinenden Auge beobachten?
Bis zu dem Tage, wo der Mohr wird seine
Schuldigkeit getan haben. Wenn Daum nicht nur ein Feigling ist, dann wird er
diesen Brief nicht drucken lassen.
Ein Zeuge"
CV-Antwort an "ein Zeuge"
CV dankt für Ihren anonymen Brief, dieser wenig
konsequenten Mixtur aus Anerkennung und Verachtung für W. Daum,
"Der Schriftleiter" fühlt sich auch ganz persönlich
zu einer Antwort gedrängt, gerade als "Feigling".
Er vermutet wie "ein Zeuge", daß CV von
"staatlichen Stellen" mit einem lachenden und einem weinenden Auge beobachtet
wird. Ich könnte sagen, das kostet uns ein Lächeln, von mir aus können wir ruhig
beobachtet werden.
Staatsfeindlich ist CV nicht, folglich läßt mich der Gedanke
daran völlig kalt.
Genauso, wie wenn "ein Zeuge" mich zum "Zwitter" macht, weil CV aus seiner Sicht
angeblich dem Staat dient.
Ich gehe von der Annahme aus, daß der Staat auch ohne CV weiß, wie die WTG zum
Staat der DDR steht.
Ich bin nicht so naiv zu glauben, als könnte CV dem Staat Neuheiten darüber
auftischen und Nachhilfestunden geben.
"Ein Zeuge" möge mir verzeihen - aber derart läppischen
Unsinn glaube ich einfach nicht, dagegen sträubt sich meine Nüchternheit. Für
mich steht der Staat unter der Einsetzung Jehova Gottes, unabhängig davon, ob
ein Staat darum weiß oder nicht.
Das ist biblisch, eine gnädige Anordnung unseres Herrn. Anerkennenswert finde
ich immerhin, daß mir "ein Zeuge" nicht wie Herr B. geraten hat, mich tunlichst
nach einer anderen Arbeit umzusehen.
Sicher hält er mich doch nicht für ganz verloren und sinnlos
am Platz als "Schriftleiter" von CV.
Anderenfalls, aber das stelle ich dem CV-Leser anheim, könnte sich CV vielleicht
wirklich "beerdigen lassen", wie "ein Zeuge" meint. Der neue Tag und die WTG
mögen CV immer wach und ausgeschlafen vorfinden, gleichviel wünsche ich das auch
unserem inkonsequenten Briefschreiber, der sich "ein Zeuge" nennt.
Hochachtungsvoll
CV-Redaktion, W. Daum
"Magdeburg, 29. 12, 1971
Lieber Bruder Daum!
Ich grüße Dich mit Röm. 12:21!
. . . Vor nunmehr sechs Jahren mußte ich meine Schriftstudien von Bruder Russell
abgeben. Ich besaß zwar nur zwei Bände, aber die waren mir sehr wertvoll und
fehlen mir heute als geistige Nahrung. Warum wurden diese herrlichen Schriften
eingezogen?
Könnt Ihr vielleicht einmal diese Frage beantworten?
Oder das - Neue Licht -! Mir persönlich kommt es oft so vor, als wenn das neue
Licht eine Abblendung ist! Jedenfalls ist mir klar, daß des Lichtes Wirkung erst
so richtig nach mehreren Jahren von uns 'Kleinen' bemerkt wird . . .
Der Beitrag 'Endzeitzitate' ist ein für mich völlig neues Problem. Vielleicht vermute ich richtig, es ist für die Geschwister, die das lesen 'neu und das gehört dazu, erschreckend. Wer hat denn schon die Gelegenheit, sowas zu lesen. Im Wachtturm steht das mal nie, aber vielleicht mal eine Verleumdung der 'Christlichen Verantwortung', damit müßt Ihr rechnen.
Diese 'Endzeitzitate' sind eine Argumentensammlung, die, so glaube ich, keiner beim ersten Lesen gleich im vollen Umfange versteht. Ich möchte auf der einen Seite das imrner wieder lesen, auf der anderen Seite erfüllt es mich mit Grauen, dann Konsequenzen ziehen zu müssen, an die ich nie dachte, die jedoch im Unterbewußtsein gereift waren und durch 'Endzeitzitate' zum Ausbruch kamen.
Weiter haben mir die Antworten auf Eure Leserfragen gefallen. Hier wird deutlich, daß Ihr nur eine Zunge habt. Gebraucht sie nur weiter ehrlich und verantwortlich. Eure Ratschläge sind wirklich Hilfen im Leben, keine bloßen Worte. 'Das muß Du selbst wissen' oder 'Vertraue auf die Organisation' oder 'Frage die älteren Diener, die haben Lebenserfahrungen und kennen die Schrift'. Damit wurde nur in den wenigsten Fällen wirklich geholfen. Ich glaube manchmal, in der Organisation will man gar nicht seinem Nächsten helfen, man freut sich vielmehr über sein Versagen und über seine Dummheit, hat man so doch die Genugtuung, daß Jehova einen selbst schützt und andere laufen läßt, damit sie sich die Köpfe einrennen. Das ist doch rührend, nicht wahr? Theokratie und Theorie haben keinen gemeinsamen Nenner - die Praxis! -
Wie ist es möglich, daß dieser Erfurter Wohnblockdiener
(Gebietsdiener) B. . . .
Solltet Ihr hier eine Leserdiskussion empfehlen, so würde das auch meine Meinung
teilen und meine Zustimmung finden. Wir müssen sehen, wie wir aus einem Kreis
ausbrechen, der sich beängstigend um uns schließt und der von Menschen
geschaffen wurde, die nichts oder nicht viel vom Worte Gottes halten . . .
B. hat in unserer Gemeinschaft nichts zu suchen, er ist ein
Schandfleck, eine Blamage für jeden einzelnen . . . Ich werde keine Einwände
gegen eine Veröffentlichung des Briefes machen . . .
Ich versichere Euch, daß die geschilderten Tatsachen der Wahrheit entsprechen.
Ich grüße Euch mit 1. Petr. 3:15"
In diesem Brief des Bruders VD wird u. a. grundsätzlich die Frage angeschnitten, wie versteht CV sich selbst und wie bestimmt CV daraus ihren Auftrag gegenüber der WTG.
Lieber Bruder VD aus Magdeburg
CV dankt Dir herzlich für Deinen Brief vom 29. 12. 1971, dessen Erkenntnisstand
uns alle erfreut hat.
Du regst an, ob CV nicht die Angelegenheit B., (Erfurt) öffentlich in CV zur
Aussprache stellen könnte.
Die CV-Redaktion hat darüber beraten und meint, folgendes aussprechen zu sollen:
1. Sittliche Verfehlungen von Gliedern der WTG stehen unter
der Verantwortung der leitenden Diener der WTG.
Unabhängig davon, ist die Sünde der Vergebung und der barmherzigen Liebe aller
Zeugen anvertraut.
2. Wir wissen nicht, ob B. seine schwere Sünde bereut hat, können also nicht das
Gegenteil behaupten.
Wenn jemals Christus Jesus eine Spur in das Herz des B. gezeichnet hat, dann
wird er seine Schuld erkennen.
Reue und Bekenntnis der Sünden kann nicht deshalb entstehen, weil CV etwa diese
Sünde öffentlich an den Pranger gestellt hätte.
3. Eine Sünde ist kein Skandal, sondern eine Entscheidung gegen Gott und den
Menschen.
Wir sollten bereit sein, folgendes zu sehen:
Die WTG mag vor den Augen der Öffentlichkeit Sünde vertuschen oder auch mit
zweierlei Maß messen, das ändert nichts an der Sünde vor Gott und am Nächsten.
CV glaubt jedoch nicht, daß die WTG deshalb die Sünde im Fall B. duldet.
In diesem Verhältnis begreift CV Sünde. Deshalb kann es nicht
das Anliegen und Ziel von CV sein, diese Sünden unter den Gliedern der WTG
öffentlich zu diskutieren.
Oberflächlich mag Sünde nach Skandal riechen, in solcher Sicht würde CV aber den
Menschen und die Natur der Sünde, warum sie entsteht, verfehlen.
Das Selbstverständnis von CV lautet anders:
CV richtet sich, deshalb schreiben wir in CV, gegen den Bibelmißbrauch und
Extremismus in der WTG.
Lieber Bruder VD,
vielleicht bist Du der Auffassung, daß CV Deinem Anliegen ausgewichen ist - wir
meinen das nicht.
Schreibe uns bitte, wenn Du u. U. mit dieser Haltung von
CV nicht einverstanden sein solltest.
Berate, wenn möglich, mit den Brüdern Deines
Vertrauens darüber.
Herzliche brüderliche Grüße
CV-Redaktion, i. A. W. Daum
N. B. Die anderen Fragen Deines Briefes werden wir in CV Nr. 47,
in dem Artikel "Warum wurden 'Schriftstudien' eingezogen", beantworten.
"CV dient dem Staat" - ?
Was ist die schriftmäßige Antwort auf diese gegen CV gerichtete
Behauptung?
Hier sind die für alle Christen geltenden biblischen Grundsätze:
"Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten
untertan ... die bestehenden Gewalten stehen in ihren relativen Stellungen als
von Gott angeordnet." Römer 13:1 NW
"Seid jeder Ordnung der Menschen um des Herrn willen dienstbar."
1. Petr. 2:13 Am. St. Version
"Erinnere sie weiter daran, Regierungen und Gewalten als
Herrschern untertan und gehorsam zu sein, bereit zu sein für jedes gute Werk."
Titus 3:1 NW
"So spreche ich denn zu allererst die Mahnung aus, Bitten,
Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen zu verrichten, für . . .
alle obrigkeitlichen Personen." 1. Tim. 2:1 Me
Dazu einige einsichtige WT-Äußerungen:
"Wir werden uns ihnen unterordnen, ob diese oder jene politische
Partei an der Macht ist." WT 1. 2. 63, S. 83
"Unsere christliche Freiheit berechtigt uns nicht, politische
Regierungen zu mißachten oder so zu leben, als existieren sie nicht." 1. 1. 63,
S. 27
Einsichtig? Theoretisch ja, praktisch wird allerdings ein Doppelspiel getrieben! Die genannte Behauptung gegen CV beweist, daß diese Grundsätze nicht beachtet werden, und der WT tut nichts, das zu ändern. Die genannte Behauptung offenbart, daß in Wirklichkeit nicht die geringste relative Dienstbarkeit oder Unterordnung akzeptiert ist.
Was allein macht CV da? Nichts weiter als biblisch dazwischenzufahren! Der Ton dabei mag durchaus dem Ton Jesu in Matth. 23 gleichen. Man denke an den mit einer Bedenkenlosigkeit und Unverfrorenheit ohnegleichen durchgeführten ständigen DDR-Geldtransfer durch die Organisation wider Recht und Gesetz nach dem Westen! Natürlich muß CV da solche Schmähungen gegen die Obrigkeit wie "rote Faschisten" (Was hat die Religion der Menschheit gebracht?) S. 10 oder den WT-Antikommunismus, die "menschliche, kommunistische Regierung ist vom Standpunkt der Zeugen aus wie tot" (Babylon-Buch S. 540) als unbiblisch zurückweisen! Diese Zeugen oder WT-Standpunkte sind unzweideutig im Widerspruch zur biblischen Haltung zu jeder politischen Partei an der Macht oder Obrigkeit! Eine klare Mißachtung der politischen Regierung, als sei sie tot und existiere nicht!
Was allein macht also CV? Nichts weiter als
helfen, endlich in ein schriftgemäßes Verhältnis zur politischen Regierung
unseres Landes zu kommen!
Wer da also gegen CV vorgeht mit der Behauptung, sie diene dem
Staat, ist entweder unwissend und versteht die biblischen Grundsätze nicht oder
ist bedauerlich fanatisch oder aber von Haß und antikommunistischer
religiös-politischer Staatsfeindlichkeit erfüllt!
Kannst du tatsächlich das WT-Doppelspiel mit
Theorie und Praxis nicht erkennen?
Wie lange könnte man vor deinen Augen einen Stein fallen lassen
und dir einreden, er falle nicht?
Redaktion "Christliche Verantwortung"
Im geistigen Paradies - Der Fall Offenburg -
2. Teil
"Herr, ich danke dir, daß ich nicht so bin wie die anderen
Menschen Lukas 18:11
Ein paar offene Worte zuvor
Solange die WT das Recht in Anspruch nimmt, im Namen Jehovas jede
Kritik zu unterdrücken und die Kritiker zu verfolgen und auszuschließen, obwohl
man genau weiß, daß der WT selbst unvollkommen, fehlerhaft und sündig ist,
bleibt nichts anderes übrig, als solche Dinge wie den Fall Offenburg vor Augen
zu führen. Zuviele Brüder und Schwestern zerbrechen laufend an den
Ungerechtigkeiten, die der WT im Namen Jehovas vollbringt. Zugegeben, der Fall
Offenburg ist schockierend, und wenn du willst, dann pflege weiter deine
Vorstellungen von einem "geistigen Paradies". Das wäre aber jenseits der
wirklichen Zustände in der Organisation! Die aber sind so grotesk, die
Unwissenheit darüber so gewaltig, und die Mauern des WT um die Wahrheit darüber
so dick, daß man tatsächlich nur nach der Methode verfahren kann: Auf einen
groben Klotz gehört ein grober Keil! "Schläge für den Rücken der Toren!" sagt
das Wort Gottes in Sprüche 19:29, um sie einsichtig und verständig zu machen!
Das sind die besonderen Gründe dafür, über den Fall Offenburg nicht zu
schweigen.
Sie standen unter Gebet und logen
Wie im 1. Teil dargelegt wurde, war der Königreichssaal in
Offenburg mit 45 000 DM Spende und Darlehn von Bruder B. gebaut wurden. Es war
auch Wohnraum mitgebaut worden, der für die Ferien der Bethelbrüder zur
Verfügung stand. Dadurch kam es, daß sich ein Mitarbeiter von Zweigdiener Franke
in die Tochter von Bruder B. verliebte, das Bethel verließ und in Offenburg
blieb. Verblendet von 1975 - wie kann ein Betheldiener jetzt noch heiraten -
verhängt Franke Sanktionen gegen die Familie von Bruder B., der sich wehrt, aber
unschuldig zum Lügner gemacht und ausgeschlossen wird.
Andere Brüder in Offenburg, wegen Kritik an Vorkommnissen und Lehren bereits ausgeschlossen, solidarisieren sich mit dem neuen Ausgeschlossenen, speziell anläßlich eines Prozesses. Erich Frost, ehemaliger Zweigdiener, noch eng mit seinem Nachfolger Franke in Verbindung - "niemand kaum weiß von Deinen Schwierigkeiten in der Verwaltung des deutschen Werkes besser Bescheid als ich", sagte er wörtlich zu Franke - gibt folgende Einschätzung über die Gemeinschaftsentzüge in Offenburg:
"Es war ein Jammer. Dabei waren außer dem Komitee noch etwa weitere 10 bis 12 Brüder und Schwestern Termin anwesend! Wer hat sie wohl bestellt? Bruder Alfred Beuttler fragte in einer Terminpause Bruder B..., wer alle diese Brüder informiert hätte. Darauf sagte Bruder B..., sie müßten wohl von den Ausgeschlossenen eingeladen seinl?!? Dabei war aber keiner von denen anwesend, die Gemeinschaftsentzug hatten. Vielmehr habe ich dann in der Mittagspause einige von den mir bekannten Offenburger Brüdern getroffen, die mir sagten: Bruder Frost, wir haben keine Lust und keinen Drang mehr zur Versammlung zu gehen, es ist kaum möglich, das auszuhalten. Ich habe ihnen deutlich eingegerbt, nie von der Versammlung wegzugehen. Es mögen mindestens 10 bis 12 Brüder und Schwestern sein... Auch sollte wohl der Ausschluß noch einmal . . . überprüft werden . . . Viele selbst beste Brüder haben Mühe, mit dem Gemeinschaftsentzug . . . fertig zu werden. Natürlich besteht bei ihnen nicht der Mut das irgendwie anzubringen."
Natürlich? Was heißt hier natürlich? Da dies nicht für die Öffentlichkeit war, konnte Erich Frost offen sprechen: Es ist in der Tat unnatürlich in der Organisation, irgendwie (etwas) anzubringen". Das wird nämlich als "Rebellion" geahndet. So wurde auch von den hier erwähnten Gemeinschaftsentzügen nichts rückgängig gemacht. Empört über diesen Sachverhalt schreibt darum einer der ausgeschlossenen Brüder an Manfred Unnützer, Mitglied des für Offenburg vom Zweigbüro in Wiesbaden eingesetzten Sonder-Rechtskomitees:
"Die Ausschlüsse konnten nur auf Grund eines unheimlichen Lügenquartetts vorgenommen werden . . . Sie standen alle unter Gebet und logen in Jehovas Namen und dieses bis heute."
Erich Frost umschrieb das mit den Worten, selbst beste Brüder können mit den Ausschlüssen nicht fertig werden. Frost ist offensichtlich unentbehrlich. Zum Internationalen Kongreß 1969 in Nürnberg stand er wieder auf dem Programm.
Mit weltlichem Gerichtsvollzieher gegen die
eigenen Glaubensbrüder
Der Bruder, der 45 000 DM für den Königreichssaal in Offenburg
zur Verfügung stellte, war beruflich Bezirksvertreter der Firma Wachdienst
Robert Götze, Hamburg, und hatte die Oberaufsicht für diese Firma in Baden und
Württemberg. Die Firma wünschte, er solle auch noch Bayern übernehmen. Frost war
gegen den Bayern-Auftrag, die "Königreichsinteressen" könnten leiden.
Der Bruder ging aber noch einen Schritt weiter, machte sich von der Hamburger Firma frei, um seinen bisherigen Vertreter-Bereich in ein Konkurrenzunternehmen gegen Hamburg zu verwandeln. Dagegen war Frost aber auch. Erstaunlich, wie die WTG überall im Spiel ist. Das Bezirksbüro der Firma Götze befand sich im Haus des Offenburger Königreichssaales in der Kesselstraße. Den Konflikt in dieser Sache schildert Erich Frost so:
"Beim Erwerb und Bau des Hauses Kesselstraße wurde die Einrichtung eines kleinen Bezirksbüros für die Wachdienst-Gesellschaft einkalkuliert und vom Komitee der Versammlung gutgeheißen (Im Einvernehmen mit dem Zweigbüro. Anm.) Dieses Büro wurde unter der Firma Wachdienst, Inhaber Robert Götze, geführt. Es bestand ein Vertrag nur zwischen der Versammlung und Bruder B. (Bezirksvertreter). Die Firma in Hamburg wußte nicht mehr von diesem Vertrag als daß er von ... für sein Bezirksbüro gemietet war, es ging auf Kosten der Hamburger Firma, die natürlich ihre Bezirksleiter auf ziemlich freiem Fuß diesbezüglich läßt. Mit der Absicht, sich von der Hamburger Firma . . . zu lösen, machte Bruder B. dem (Versammlungsdiener) den Vorschlag, den alten Vertrag . . . einfach zu lösen, die beiden Bogen zu vernichten, als wenn sie nie gewesen wären . . . Das hatte der (Versammlungsdiener) zuerst richtig verstanden und gutgeheißen. (Also Einvernehmen auch mit Erich Frost, Anm.) Doch kam er später wieder und widerrief das. So blieb dieses kleine Büro der Wachdienst-Gesellschaft unter dem Namen R. Götze in unserem Haus, wo also der Königreichssaal im ersten Stock liegt. Bruder B. wurde mitsamt seinem Inventar ausgewiesen, sogar durch Gerichtsvollzieher. Das ist nicht durch eine weltliche Firma geschehen, sondern ist geschehen durch unsere Brüder!"
"Auf seinem Tiefstand angekommen" (so Erich Frost hierzu) mußte Bruder B. mit Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert werden.
"Weiber, Gesindel" und ein "SS-Gestapo-Götze"
nun "in unserem Haus" (E. Frost)
Die Versammlung in Offenburg ist nun "in Angst und Sorge", weil
sich "nachts zu jeder Stunde Nachtwächter stellen, weltliche oft betrunkene mit
Revolvern versehene Leute, die 'Nachfragen' haben, oft mit Weibern und anderem
Gesindel." Erich Frost: "Das wird unkontrolliert sein, nachdem Bruder B. die
Kontrolle nicht mehr ausübt (den man per Gerichtsvollzieher aus dem Haus jagte.
Anm.) Lediglich wegen dieser Situation ist alles entstanden, was jetzt hier in
Offenburg die Lage so heikel macht." Und: "Ich habe Bruder B. in letzter Zeit in
Stich gelassen, um in der ganzen Misere wirklich Aufschluß zu erhalten."
Deswegen läßt man Brüder im Stich? Was für paradiesische Methoden!
Nachdem sich Erich Frost von Bruder B. distanziert, ihn im Stich gelassen hatte, sagte er zu Zweigdiener Franke über die Firma Götze, Hamburg, die nun unter dem Königreichssaal in Offenburg Wache hielt:
"Der Chef heißt Götze, miserabel, schlechter als ein 'Götze'. Chef Götze ist SS- und Gestapo-Mann, eine stinkige Firma als Mieter in dem Hause der Versammlung auf Jahre, eine aus Nazis bestehende Interessengemeinschaft." Was für paradiesische Zustände in der Organisation Jehovas, wenn sie eine sein soll. Nur: Wo solche Dinge geschehen, hat es nie eine göttliche Leitung oder Überwaltung gegeben!
Und die das "Ehebett befleckten"
Zu allem Überfluß muckten aber auch noch andere Geister auf. Was
hat sie auf die Barrikaden gebracht? Etwa, daß eine junge Schwester in Offenburg
dem Zweigbüro, dem Zweigdiener Franke, einen persönlichen Mitarbeiter
"entführte" während der Bibelhausferien? Jedenfalls hält es ein Bruder nicht für
nötig, auch "das schönste Ehepaar (der Versammlung Offenburg) nicht zu
vergessen, die, wie Schwester . . . uns persönlich, kurz nach ihrer Hochzeit
bestätigt hat, das Ehebett schon lange vor ihrer Hochzeit befleckt haben. Sie
verriet diese Dinge aus Wut über ihr Ehegesponst, da er ihre Kinder nicht mehr
im Haus duldete. Und dieses bis zur Stunde . . .'"
Bekanntlich verbietet der WT unter Verliebten und Verlobten jeden vorehelichen Geschlechtsverkehr als "Befleckung des Ehebetts". Nun hat sich bisher kein einziger Zeuge gemeldet, der dieses Verbot eingehalten hätte. Im Gegenteil, man sieht, was in Offenburg diesbezüglich hochgespült wird. Wie sieht es in deiner Versammlung aus? Was sagen die jungen Brüder und Schwestern dazu? Auch das ist alles andere als ein paradiesischer Zustand.
Könnte es solchen lauernden Verrat geben, solche peinlichen Enthüllungen aus Wut und Rache am eigenen Ehegesponst, wenn es solche WT-Verbote nicht gäbe? Wer kann das überhaupt biblisch begründen?
Das dicke Ende kommt noch
Eines kann man schon sagen: Wenn sie nicht mehr weiter wissen,
verhängen sie einfach Gemeinschaftsentzug, ob zu recht oder unrecht ist
zweitrangig. Vom Halse schaffen, was nicht mehr zu klären ist und jetzt im
1975-Geist verfahren wurde. Einfach "in die Welt" abschieben. Möge "die Welt"
sich doch mit dem Schmutz oder den gelösten Problemen der WT-Organisation
herumschlagen oder mühen. Die Organisation aber bleibe sauber! Dann aber auf die
"Welt" mit Fingern zeigen und an die Brust schlagen: "Herr, ich danke dir, daß
ich nicht so bin." Genau das tritt zutage im Fall Offenburg!
Aber es kommt im nächsten Beitrag noch besser:
- Die Organisation gibt keinen Pfennig zurück, beim Geld hört
ihre Moral auf!
- "Eine noch größere Schweinerei in München"! sagt Kreisdiener
Kruschewski!
- Gemeinschaftsentzüge vor weltlichen Rechtsanwälten, das hat es
noch nie gegeben!
Es kann über den Fall Offenburg nicht alles
veröffentlicht werden, da müßte ein Buch erscheinen. Im Zweigbüro in Wiesbaden
stehen die gesamten Akten hierüber. CV bringt daraus nur einige Hauptprobleme.
Als Denkanstöße dürften sie für aufrichtige Menschen jedoch völlig reichen.
K. 0.
Interessante Mitteilungen - Notwendige
Informationen
Neu: Ein WTG-eigener Nachrichtendienst
Es gibt einen ADN, enie DPA, inen UPI, einen KNA, einen OPD,
einen EPD und andere. Das sind verschiedene politische bzw. religiöse oder
kirchliche Nachrichtendienste. Jetzt hat auch die WTG in der BRD einen eigenen
offiziellen Nachrichtendienst:
JZN, 7600 Offenburg-Albersbösch
Jägerpfad 3, Telefon (0781) 6520
JZN heißt: Jehovas Zeugen Nachrichtendienst. Der JZN ist erstmalig mit den Kongressen des Jahres 1971 offiziell an die Öffentlichkeit getreten. Die erklärte Aufgabe soll sein, der Öffentlichkeit "Auskünfte" über die Zeugen Jehovas zu geben. Wenn der JZN sich allerdings nur im Informationsstil der Jahrbuchberichte bewegt, nur das berichtet, was ein möglichst rosiges Bild der Organisation malt, wenn der JZN ebenfalls alle wirklichen Probleme verschweigt oder bemäntelt, wenn auch er der Methode folgt, alle Kritik zu unterdrücken und zu verhindern, dann ist auch er in Wirklichkeit keine echte Hilfe und Information, weder für die Zeugen Jehovas selbst noch für die Öffentlichkeit. Vielleicht wird CV nach einiger Zeit die Tätigkeit des JZN einschätzen und die öffentliche Presse entsprechend informieren.
"Christliche Verantwortung"
W. Daum
65 Gera
Böttchergasse 1
A 8184-72 V 7 1 1351
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 43
Es versteht sich selbstredend für ein vom DDR-Staat ausgehaltenes Blatt, dass jene Aspekte die ihm besonders schwer im Magen liegen, auch die gebührende Würdigung finden. Und in der Tat, da hatte die WTG wieder einmal frei Haus, entsprechende Angriffsflächen geliefert.
"Im radikalen Lager hätten (angeblich) die kommunistischen Führer verlautbart - bis 1975 die Welt kommunistisch gemacht haben zu wollen."
Diese von der WTG
genüsslich kolportierte Milchmädchenthese ist natürlich das gefundene Fressen
für die entsprechende Gegenpolemik.
Welche kommunistische Führer denn je
eine solche These verlautbart haben, die Antwort darauf ist die WTG bis zum
heutigen Tage schuldig geblieben. Und diese Antwort wird sie auch wohl nie
dokumentarisch erbringen können.
"Haltet den Dieb" - schreit der Dieb! mag man dazu nur als Kommentar sagen. Die Geschichte hat indes sehr wohl gelehrt, dass es "radikale Führer" gab, die das Jahr 1975 proklamierten - als Sensationsdatum! Der feine Unterschied dabei ist nur der, sie saßen nicht in Moskau, sondern in Brooklyn-New York!
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche
Verantwortung
Konto-Nr. 4562-43-8015 bei der Kreis- und
Stadtsparkasse Gera
Nr. 43 Gera September 1972
CV - ihr Zweck
Kommentare und Informationen für Jehovas Zeugen. CV
befaßt sich in freier, christlich und menschlich verantwortungsbewußter
Diskussion mit der Verkündigung der Organisation der Wachtturmgesellschaft. Die
Beiträge sind undogmatisch und vielseitig, ohne immer der Ansicht des
Herausgebers zu entsprechen. Es ergeht der Ruf zu Unterstützung und Mitarbeit.
Verantwortlicher Herausgeber:
Wolfgang Daum,
65 Gera, Böttchergasse 1
Wenn alle Nationen
frontal mit Gott zusammenstoßen
Zum Hauptthema 1971 - ein ernster Kommentar von
K. 0.
Wieder bösartiger Antikommunismus
Sie können es in Brooklyn nicht lassen. Sagt da der
neue BRD-Zweigdiener R. Kelsey, Referent auf den deutschen Bezirksversammlungen,
schon im 7. Abschnitt: "Zum Beispiel ist öffentlich bekanntgegeben worden, daß
im radikalen Lager die russischen Führer sagen, sie würden erwarten, bis zum
Jahre 1975 die ganze Welt kommunistisch gemacht zu haben." (Siehe auch WT 15.
Oktober 1971 dt. und Broschüre)
War es nicht der WT selbst, der seit 1966 das Jahr 1975 (als neues Weltendedatum) in die Welt gesetzt hat? Doch eine geraume Zeit schon wird das Jahr 1975 so überhaupt nicht mehr in den WT-Schriften und in der Verkündigung erwähnt. Da auf einmal werden die "russischen Führer", die Kommunisten damit in Verbindung gebracht! Das hat doch einen Sinn!
Es ist durchaus verständlich, daß die Festlegung auf 1975 der WTG selbst nun immer lästiger wird, je näher dieses Jahr rückt. Es ist jedoch der Gipfel, einfach andere auf verleumderische Art mit diesem Datum in Verbindung zu bringen, das einem selbst lästig geworden ist. Soll jetzt "den Kommunisten" der schwarze Peter zugeschoben werden Das ist eine bösartige antikommunistische religös-politische Taktik, um von der eigenen 1975-Misere abzulenken Was treibt sie zu solchen Methoden?
Eine Frage an die Ältesten: Habt ihr es jemals für nötig gehalten, auch nur den geringsten Blick auf das zu werfen, was die "russischen Führer" oder die sozialistischen Länder bis 1975 z. B. wirklich vorhaben? Habt ihr jemals den gegenwärtigen Fünfjahrplan der Sowjetunion gelesen? Habt ihr jemals die Dokumente der Integration der sozialistischen Länder zur Kenntnis genommen, die in der Tagespresse hinreichend veröffentlicht wurden?
Natürlich nicht! Wie könntet ihr
auch! Ihr überprüft überhaupt nichts derartiges! Das ist den meisten völlig
gleichgültig und uninteressant!
Niemand will, kann oder wird "die ganze Welt bis
1975 kommunistisch machen". Das hat kein verantwortlicher "russischer Führer" je
erklärt. Interessanterweise tritt die WTG hier auch keinerlei Beweisführung an!
Das sind daher, nicht nur böswillige Hirngespinste, das sind verlogene
Unterstellungen, und politische Verleumdungen! Das muß mit aller Schärfe
festgestellt werden! Niemand darf sich da Illusionen machen! Wo wollt ihr hin?
Die wirklichen Ziele und Aufgaben der "russischen Führer", der Sowjetunion,
beachtet ihr kaum oder nicht. Aber diese Verleumdungen verkündet ihr
bedenkenlos! Zu was für einem Urteil muß man da zwangsläufig kommen?
An R. Kelsey und G. Künz,
Wiesbaden
Die Verkündigung "russische Führer" und "die ganze
Welt bis 1975 kommunistisch machen" entbehrt jeder Beweisführung, widerspricht
den wirklichen Aufgaben der sozialistischen Länder, die jeder nachprüfen kann,
und ist daher religiös-politische Lüge und Verleumdung. Ist euch in Wiesbaden
das egal? Fragt ihr überhaupt nicht, wie die Verkündiger das vertreten und
verantworten sollen?
Wollt ihr, daß die Verkündigung wieder antikommunistisch fanatisiert wird, daß die Verkündiger wieder wie in den fünfziger Jahren antikommunistisch in ihr politisches Unglück rennen? Reichen euch die sinnlosen Opfer von damals nicht? Entspricht diese politische Verleumdungsmethodik eurer eigenen Überzeugung ohne Rücksicht auf die einfachen Verkündiger? Ihr haltet euch ja in sicherem Hort!
Oder aber: CV hatte in Nr. 36
vom September 1971 in "Für einen schriftgemäßen christlichen Wandel"
nachgewiesen, daß es zur Aufgabenstellung westlicher Außenpolitik gehört, auch
"unter Ausnutzung religiöser Überlieferungen" antikommunistisch "gegen den
Osten" vorzugehen.
(Dr. Alard von Schack, Bonn, Außenpolitik 11/1962)
Was für ein Zusammenhang besteht hier mit dem
Antikommunismus in der WT-Verkündigung?
Zum Kerngedanken des Hauptthemas
1971
Warum und wieso die Nationen frontal mit Gott
zusammenstoßen würden:
"
indem sie sich weigern, dem Königreich Gottes,
das unter Christus steht, Platz zu machen, indem sie sich weigern, ihm ihre
nationale Souveränität zu überlassen, und indem sie so danach trachten,
ihre eigene politische Stellung auf der Erde weiterhin zu behalten."
(Abschnitt 44) Dies gelte sozusagen seit 1914.
Der springende Punkt ist also,
das "frontale Zusamnenstoßen" erfolge, weil die Nationen bzw. ihre politischen
Regierungen - auf die bezieht es sich konkret - nicht ihre politische Stellung
seit 1914 an Christus im Himmel abtreten oder übergeben wollen.
Alle kennen den biblischen Grundsatz, daß Glaube
ohne Werke tot ist (Jak. 2:26). Das heißt auch, der Glaube taugt nichts, wenn
man danach nicht handelt oder gar handeln kann. Oder auch, jede Theorie ist an
der Praxis zu überprüfen. Dieser biblische Grundsatz sei jetzt angewandt.
Was müßte praktisch in der DDR z. B. danach geschehen? Soll die Nation oder ihr Vertreter, Ministerpräsident Willy Stoph etwa, auf einer Wolke in den Himmel fahren und dort Christus aufsuchen und ihm alle politischen Stellungen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Regierung der DDR übergeben? Oder sollen Volkskammer und Ministerrat in Berlin in Wiesbaden oder Brooklyn bei den "Vertretern Gottes und Christi" erscheinen, um dort alle ihre politischen Stellungen und Verantwortlichkeiten abzugeben?
Ihr lacht? Das ist tatsächlich absurd. Aber zum Lachen ist das nicht, weil es tragischer Ernst ist, weil dies allen Ernstes die Konsequenz wäre, will man die Verkündigung von 1971 nach Machtabtritt aller Regierungen ernst nehmen Hat denn tatsächlich niemand bisher darüber nachgedacht, wie das praktisch vor sich gehen soll, was da verkündigt wird? Das geht doch praktisch überhaupt nicht! Bemerkt das niemand? Wo bleibt euer "genaues Unterscheidungsvermögen"?
Was auf den Kongressen 1971 da proklamiert wurde an die Adresse aller Regierungen kann also niemand befolgen, selbst wenn er es ernstlich wollte. Was für ein weltpolitischer Unsinn! Muß eine solche Verkündigung nicht von jedem verantwortungsbewußten Menschen zurückgewiesen werden?
Auch im Widerspruch zu Römer 13
Hat Zweigdiener R. Kelsey denn auch gar nicht
bemerkt, daß er mit diesen Kongreß-Vorträgen von 1971 sogar in krassestem
Widerspruch zu den biblischen Lehren in Römer 13 über die politische "Obrigkeit
von Gott" steht? Die Schrift sagt hier nämlich ganz klar: Menschen in
politischen Stellungen auf Erden müssen sein, auch nach 1914 noch! Christen
haben ihnen sogar "untertan" zu sein! So herum ist es richtig! Wie kann man sie
da auffordern, ihre Stellungen aufzugeben? Was muß denn erst alles geschehen,
damit ihr aufwacht und diesen weltpolitischen Unsinn aus der Verkündigung
streicht?
Wie ist es möglich, daß die Verantwortlichen in den höchsten WTG-Positionen diese Widersprüche nicht erkennen? Überprüft R. Kelsey überhaupt nicht gemäß Apg. 17:11, was er da den Staatsmännern und Regierungen öffentlich verkündigt? Will er sie zum Narren halten oder meint er es ernst? Kann er mit solcher Verkündigung überhaupt ernst genommen werden? Es ist fast unglaublich, daß vernünftige und erwachsene Menschen, die im Arbeitsleben stehen, die Verantwortung für Familie und Kinder haben, die mit Paulus sehr wohl wissen, daß sie auch Staatsbürger sind, die wissen daß es nirgends ohne Regierung und Staatsordnung geht, was obendrein nach Römer 13 völlig in Ordnung ist, daß solche Menschen mit dem Unsinn von Haus zu Haus laufen, alle politischen Regierungen müßten schon seit 1914 ihre Stellungen aufgeben, sie dürften von Rechts wegen seit 1914 schon überhaupt nicht mehr in Amt und Stellung sein! Nein, das ist wirklich unglaublich!
Man sollte hoffen und erwarten, daß Zweigdiener R. Kelsey aufhört, sich vor jeder Regierung und vor Gott (Römer 13) lächerlich zu machen und diesen CV-Beitrag zu seinen öffentlichen Vorträgen von 1971 zum Anlaß nimmt, die Dinge zu überprüfen. Es geht um den Widerspruch zwischen den WT-Forderungen, alle Regierungen müssen sofort abtreten, sonst werden sie vernichtet und der göttlichen Ordnung in Römer 13, nach der die politischen Regierungen "von Gott" und in diesem Sinne rechtmäßig in Amt und Stellung sind! CV fordert alle auf, darauf zu achten, was der WT demnächst zu dieser Sache bringen wird. Denn es ist sicher, daß viele merken, was hier für ein weltpolitischer Unsinn verkündigt wird.
Wenn man ein wenig über diese Dinge nachdenkt, merkt man, daß es sich um eine Grundfrage der Verkündigung handelt. Es ist nämlich gar nicht einfach, diese Schriftwidrigkeiten zu beseitigen. Damit werden nämlich einige Grundfragen des ganzen Werkes in dieser Zeit aufgeworfen Aber Tatsachen sind ein hartnäckig Ding! Was sagst du dazu? Und bist du mit den antikommunistischen politischen Verleumdungen der "russischen Führer" einverstanden, wie es auch 1971 wieder betrieben wurde? Wo wollt ihr hin?
Gedanken eines Zeugen
Jehovas zur Dokumentation
"Die Zeugen Jehovas"
Im nachfolgenden veröffentlichen wir im vollen
Wortlaut eine uns vor einiger Zeit zugegangene Stellungnahme eines Bruders in
der WTG-Organisation, zu der 1970 im Urania-Verlag erschienenen "Dokumentation
über die Wachtturm-Gesellschaft" Leipzig-Jena-Berlin (Siehe dazu auch CV 40ff).
Sie zeigt sicherlich sehr anschaulich, welche Gedankenassoziationen eine solche
Veröffentlichung bei ihm bewirkte, wobei möglicherweise auch der eine oder
andere Leser, darin auch seine Eindrücke widergespiegelt finden mag. Wenn sie
gleichzeitig Anstoß zum weiteren Nachdenken über die angerissenen Probleme sein
sollte, so könnte sie sicherlich auch für einen größeren Leserkreis von Nutzen
sein.
Im einzelnen schreibt der
Bruder:
"Durch ein nochmaliges gründliches Studium des
Buches mußte ich feststellen, wie leichtfertig und oberflächlich so eine
Dokumentation hingenommen werden kann, wenn man so ein Buch nur überfliegt. Ich
sagte: daß die Beweise, mit denen eine gewisse Beweisführung durchgeführt wurde,
zu knapp gehalten sind. Dieses trifft natürlich nicht zu, ein nochmaliges
Studieren hat ergeben, daß die Dokumentation gut überlegt zusammengestellt ist.
Es liegt also am Leser selbst, inwieweit er die Dinge wahrhaben will oder nicht, ob er gründlich studiert oder nicht. Da es Jehovas Zeugen ja immer vorgeben, gründlich die Wahrheit bzw. die Publikationen der Gesellschaft und die Bibel zu studieren, dürfte es allen aufrichtigen Zeugen Jehovas nicht schwerfallen, diesen Inhalt des Buches ebenfalls zu verstehen. Gewiß, ein Angriff auf die WTG ist natürlich ein schmerzlicher und verabscheuungswürdiger Akt in den Augen der ZJ, denn wer darf es wagen, Jehovas Organisation anzugreifen. So denken sie. Diese Tatsache, daß es so etwas schon in den vorchristlichen Zeiten gab, verschweigt man jedoch den ZJ. Die Bibel berichtete in vielfältiger Weise davon.
Ist es überhaupt die Aufgabe der ZJ und somit der WTG, diese hartnäckige, angriffslustige, untheokratische Bibelauslegung zu betreiben? Die Antwort lautet: Nein! Wozu sind sie eigentlich da? Um den Worten und Taten Christus Jesus zu folgen, was aber sagte Er? Die ersten Belehrungen, die er seinen Jüngern gab, sind in Matth. 5:1-48; Kap. 6 und 7, aufgezeichnet. Diese Worte sprach er zu den dort anwesenden Menschen und Jüngern. Weiter sagte er in Matth. Kap. 10:1-42 ebenfalls richtungweisende Worte. Diese Hinweise von Christus Jesus sind und bleiben für wahre Nachfolger Jesu immer noch gültig. Was aber hat die WTG aus ihrer Organisation gemacht? Menschen mit unbedingtem Gehorsam für ihre zweckgebundenen Auslegungen Menschen, die bedingungslos Wahrheit und Lüge verteidigen, die auf Kommando einen neuen Text im neuen Lichte annehmen, ohne zu fragen, wieso und weshalb Niemand wagt danach zu fragen, w a r u m? Jeder findet sich damit ab, daß der treue und verständige Sklave es schon richtig macht.
Wieviel Leid und Haftstrafen brauchten nicht zu sein, wenn das Aufwachen aus dem bedingungslosen Gehorsamsschlaf früher begonnen hätte. Jetzt, wo das Gefüge der organisatorischen Einrichtung zu bröckeln beginnt, weil Jehova es ist, der unsere angeblichen Feinde dazu benutzt, um uns wachzurütteln, jetzt möchten viele das Unrechttun der WTG anprangern, aber die Ungewißheit vor dem 'ob das alles wahr ist, was in dem Buch geschrieben steht, ob das alles wahr ist, was die ehemaligen Brüder durch die Christliche Verantwortung verbreiten', hält diese ZJ noch zurück.
Was muß geschehen, um Wahrheit
und Lüge zu trennen?
1. Sollte man das Buch und die Briefe der
Christlichen Verantwortung an alle Versammlungsdiener schicken?
Denn sie sind ja für die ihnen anvertraute Herde
Gottes verantwortlich. Die WTG weist doch mit solchen drohenden Worten immer
wieder darauf hin. Siehe ,Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß', Seite 123-126,
Seite 116 Ernennung von Dienern, ab 21. Reihe. Was mit so einem Bruder geschehen
wird, der den Mut aufbringt und dem Versammlungsdiener diese Unterlagen
unterbreitet, berichtet uns das Buch "Königreichsdienstfragen" auf Seite 44
unter der Frage 'Was geschieht mit einem, der die Publikationen der Gesellschaft
anzweifelt?'
2. Sollte man weiter abwarten und den Dramatiker vortäuschen 1975 abwarten, nichts unternehmen? An den vielen Beweisen aus den Schriften der WTG entnehmen wir, daß, wer mit der Lüge umgeht und sie vertritt, mit dem Vater der Lüge ein Verhältnis pflegt. Wollen wir alle ehrlich hoffenden Menschen in der ganzen Welt mit der Harmagedon-Lüge weiter belügen, hat uns der Wachtturm Nr. 14 vom Jahre 1970 nicht wieder einmal gezeigt, wie wir und die ehrlichen Menschen belogen wurden. Gewiß, viele Grundwahrheiten stimmen, und da gibt es kein Rütteln, aber die Auslegungen der Prophezeiungen von seiten der WTG sind ein grober Versteh gegen die göttlichen prophetischen Vorhersagen, sie sind erfunden.
Wenn man einem Kleinkind vom Klapperstorch etwas erzählt, dann glaubt es so ein unwissendes Kind, wird es natürlich größer und das Wissen nimmt zu, lacht es höchstens noch über die interessante Geschichte vom Klapperstorch Wird man dennoch gezwungen, an die Geschichte weiter zu glauben, liegt es am Kinde, was es zu tun gedenkt, entweder es hört sich die interessante Geschichte um des Friedens willen an, oder es nimmt Stellung dagegen. Wie aber müssen ZJ handeln, die ja keine Kleinkinder im Glauben sind. Muß man immer alles als wahr und endgültig bedingungslos annehmen? N e i n!
Die Erfahrungen seit dem Jahre 1878 beweisen, daß man von seiten der WTG nicht nur todsicher als zur 'Christuskörperschaft gehörend' das Präsidium der ZJ öffentlich propagiert, sondern jede Auslegung der biblischen Prophezeiung als eine 'Erleuchtung oder geistigen Fingerzeig direkt von Jehova Gott kommend' bezeichnet. Wie wir alle aus den Heiligen Schriften erfahren haben, hat Jehova Gott seine Propheten nie belogen, und deshalb müssen wir uns ernsthaft die Frage stellen, wer wird von Jehova dazu benutzt, Prophezeiungen auszulegen und wann? Es muß uns mittlerweile klar geworden sein, daß die Aufgabe der Nachfolger Jesu darin besteht, auf das Königreich Gottes aufmerksam zu machen und nicht an den Prophezeiungen herumzubasteln. Der Auftrag in Matth. 24:14 lautet Dieses müssen wir mit aller Eindringlichkeit tun, denn das taten ebenfalls die Jünger und Apostel Prophezeiungen verstehen zu lernen bedeutet abzuwarten, bis sie sich erfüllt haben, oder darauf hinzuweisen, welche wir beobachten sollten. Nicht falsch auslegen. Wenn Jesus solchen Wert auf das Erklären der Prophezeiungen gelegt hätte, würde es heute und in den zurückliegenden Jahren nicht zu solchen Fehlspekulationen gekommen sein. Damit entwürdigen wir nicht nur Jesus Christus, sondern damit stellen wir sogar in Frage, ob wir wahrhaftig den Geist Jehovas besitzen. Im alten Israel warnte Jehova vor falschen Propheten. Wäre es nicht an der Zeit, die Bibel durch alle ZJ gründlicher zu studieren, um dann mit der Hilfe des Geistes Jehova die falschen Propheten besser zu erkennen?
Stecken wir doch einmal unsere Nase in das Buch, das bei uns verbreitet wurde, sprechen diese Beweise nicht für sich? (Dokumentation) Glaubt jemand denn wirklich, daß das alles erfunden ist! Lest nur die Publikationen der WTG nach, dort findet ihr Wort für Wort alles wieder. Ihr könnt sicher sein, daß es Jehova weiterhin zulassen wird, die wahren Absichten an den Tag zu bringen. Alles hat er schon in frühen Zeiten durch Menschen erledigt oder Engel benutzt, um sein Volk auf die Vorgänge innerhalb der Nation Israel aufmerksam zu machen. In unseren Tagen wird er es nicht anders tun.
Bibelstellen anzuführen wäre eine Anmaßung, ihr seid alle Bibelforscher, schaut euch die Blätter der Bibel näher an, und ihr werdet es bestätigt finden. Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Maleachi, Matth., Markus, Lukas. Denkt daran, liebe Brüder, an Jehova und sein Vorhaben zu glauben bedeutet, die Worte der Bibel mit Hilfe des Geistes Jehova so verstehen zu lernen, daß ihr zur Ehre Jehovas Ihm keine Schande bereitet, sondern weit sichtbar seinen Geist wirken laßt und keine Lügen verbreiten solltet.
1975 steht in drei Jahren vor der Tür, und dieses Jahr klopft an unseren Geist und wird uns dann fragen, was die Wahrheit ist. 1975 ist ein erwartungsvolles Jahr, worauf die ehrlich denkenden Menschen hoffen; fünfmal haben wir die Menschheit nun schon belogen, ob man uns aber dann immer noch glaubt?
Jehova wird es auf jeden Fall zulassen, daß zu der Zeit seine wirklichen Zeugen nicht enttäuscht werden. Er wird sie geistig stärken, damit sie 1975 getrost ihr gottgefälliges Leben weiter leben können, allerdings nicht so wie es die WTG vorschreibt, sondern wie es die Bibel vorschreibt. Ich werde euch in Zukunft mehr schreiben. Macht euch erst einmal hierüber Gedanken. Mein persönlicher Rat ist, beschafft euch das Buch 'Die Zeugen Jehovas - Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft'."
Ein Nachwort des
Herausgebers der "Dokumentation"
Es ist interessant zu sehen, daß für viele
die Beschäftigung mit dem "Blaubuch", (wenn man es volkstümlich so bezeichnen
will) eine ernsthafte Infragestellung der bisherigen "psychologischen Barriere"
darstellt. Angesichts der weitgehenden Konsequenzen der im "Blaubuch"
behandelten Aspekte, ist es durchaus verständlich, wenn die Frage "ob das alles
wahr sei" als Schutzbehauptung auftaucht, andererseits die Fülle der
erdrückenden Argumente hat dies von selbst zur Gegenstandslosigkeit verurteilt.
Wenn dem nicht so wäre, würde die WTG schon längst frontal Stellung dagegen
beziehen, wie es dafür Beispiele gibt. So opferte sie z. B. in zwei
hintereinander folgenden WT-Ausgaben (23/66 und 24/66) sogar ihre Hauptartikel,
um sich gegen vermeintliche falsche Darstellungen in kritischer Literatur über
ihre Organisation zu erwehren.
Es wurde in der vorangegangenen Stellungnahme auch die Frage aufgeworfen, warum sich viele damit abfinden, was die WTG tut, werde schon richtig sein. Von Jesus Christus kann man jedenfalls mit gutem Gewissen feststellen, daß er kein blindgläubiger Mitläufer war.
Gleichzeitig wurde auch auf den WT 14/70 (siehe CV 37, S. 5 ff, November 1971) als ein neueres Musterbeispiel für eine diesbezügliche Unglaubwürdigkeit der WTG hingewiesen, womit eigentlich die Antwort schon von selbst gegeben wurde. Hinzuzufügen wäre noch, daß die Einstellung des "Nichtsunternehmen" gerade die Grundlage bildet, auf der es den unverantwortlichen Kräften in der WTG bis zum heutigen Tage immer wieder möglich war, Menschen zum Subjekt und Opfer ihrer Machenschaften zu machen. Gerade an dieser Frage wird sich zeigen, wer unter den verantwortlichen Zeugen Jehovas ein manipulierbarer Mitläufer ist und wer, wenn es wirklich darauf ankommt, auch soviel Courage besitzt, um mit dem Einsatz seiner Person zu bekennen, "bis hierher und keinen Schritt weiter."
Von Jesus Christus kann man jedenfalls mit gutem Gewissen feststellen, daß er kein blindgläubiger Mitläufer war, wie es seine Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten Pharisäern etc. offenbaren. Ob man das auch von Jehovas Zeugen jemals zu recht sagen kann, wird allein die Praxis beweisen.
Im geistigen Paradies
Der Fall Offenburg - 3. Teil (Schluß)
"Herr, ich danke dir, daß ich nicht so bin wie die anderen
Menschen
" Lukas 18:11
Warum diese Beiträge veröffentlicht werden
Solange die Ansicht vorherrscht, Kritik an der Organisasation und
den leitenden Brüdern der WTG sei gleich Rebellion gegen Gott, müssen solche
Vorkommnisse wie der Fall Offenburg besonders publiziert werden. Warum ist
solche Kritik keine Rebellion gegen Gott? Erstens ist die WTG-Leitung nicht Gott
selbst, zweitens besteht diese Leitung aus einer Gruppe unvollkommener,
fehlerhafter und sündiger Menschen, die allenfalls sagen könnten, sie bemühten
sich, vor Gott recht zu handeln. Dabei bleiben sie jedoch unvollkommene,
fehlerhafte und sündige Menschen, in jeder Hinsicht. Wer wollte das überzeugend
bestreiten? Zu sagen, Kritik an ihnen und ihren Entscheidungen und
Bibelerklärungen sei Rebellion gegen Gott, ist und bleibt somit Anmaßung. Sie
sind nicht Gott! Und dennoch unterdrücken sie die Kritik, sie sei Rebellion
gegen Gott! Ist das nicht eine Anmaßung von Gottgleichheit? Wenn die Schrift
selbst Gottes Wort ist, so ist jede Schrifterklärung jedoch Menschenwerk. Diese
Wahrheit gilt jedoch nicht in der Organisation. Die Folge: Zuviele Brüder und
Schwestern zerbrechen laufend an den Ungerechtigkeiten, die die Organisation
bzw. die WTG-Leitung so im Namen Jehovas vollbringt. Nichts ist also wichtiger
als die Organisation so zu sehen wie sie wirklich auch ist. Darum auch der Fall
Offenburg.
Kein Pfennig wird zurückgegeben
Der Königreichssaal soll die örtliche Hauptanbetungsstätte sein.
Wenn aber nun gar dabei kein Engel zu erkennen ist? Der Bau des Offenburger
Königreichssaales wurde auch durch hohe Verkündiger-Spenden ermöglicht.
Zwei Schwestern aus Wolfach spendeten z. B.
523,- DM. Ein anderer Bruder 940,- DM und dazu noch den Urlaub geopfert.
Wie schon dargelegt wurde, war die Sache so angelegt, daß in den
Königreichssaalbau auch das Zweigbüro einer weltlichen Hamburger
Versicherungsfirma - von einem Offenburger Bruder geleitet - untergebracht
wurde. Das war die Bedingung des 45 000,- DM Beitrages eines anderen Bruders.
Nun geschah es daß sich die Tochter des Bruders, der das Zweigbüro im Königreichssaalbau leitete, in einen engen Mitabeiter des Leiters des Zweigbüros in Wiesbaden Konrad Franke verliebte, dieser das Bethel verließ und nach Offenburg heiratete. Frankes Versuche und Intrigen, dieses Liebesverhältnis im Hinblick auf das angeblich nahe Ende der Welt wieder zu zerstören, führten zwangsläufig zur Auflehnung gegen diese Intrigen.
Im Ergebnis wurde der Vater der Tochter, ein Bruder, von den anderen Brüdern mit Hilfe weltlicher Gerichtsvollzieher aus dem Büro im Königreichssaalbau gejagt.
Es kam zum Gerichtsprozeß, der zur Folge hatte, das jetzt rein weltliche Mitarbeiter der Firma in den Königreichssaalbau einzogen. Der ehemalige Zweigdiener Erich Frost schilderte die Lage so! Die Versammlung Offenburg ist nun "in Angst und Sorge", weil sich "nachts zu jeder Stunde Nachtwächter einstellen, weltliche oft betrunkene mit Revolvern versehene Leute, oft mit Weibern und anderem Gesindel", und lediglich wegen dieser Situation ist alles entstanden hier in Offenburg". Engel Jehovas leiteten?
Verständlicherweise begannen die Geldspender jetzt zu rebellieren, so etwas haben sie nicht finanzieren wollen. Und da das nicht geändert wurde, verlangten z. B. die beiden Schwestern ihre 523,- DM zurück. Schließlich verlangte der andere Bruder auch seine 940,- DM zurück. Die Firma, die nun im Königreichssaalbau hauste, charakterisierte der ehemalige Zweigdiener Erich Frost mit den Worten: "Der Chef heißt G..., miserabel, schlechter als ein Götze!". Der Chef G... ist SS- und Gestapomann, eine stinkige Firma als Mieter in dem Hause der Versammlung auf Jahre, eine aus Nazis bestehende Interessengemeinschaft." (Brief an Zweigdiener Konrad Franke).
Das Zweigbüro erklärte sich bereit, die
zunächst geforderten 700,- DM von den 940,- DM zurückzugeben, nachdem der Bruder
Gemeinschaftsentzug erhalten hatte, den Erich Frost ebenfalls empfahl, wieder zu
überprüfen:
"Wir glauben, daß es richtig war, daß Sie die 700,-, die Sie für
den Bau des Königreichssaales gestiftet haben, wieder zurückzuerlangen und
hoffen, daß der kurzfristigen Kündigung Rechnung getragen werden kann.'
(Aktenzeichen: SCC:SSC Wiesbaden). Es erfolgte jedoch alles andere als eine
Geldrückzahlung. Mit Hilfe der weltlichen Staatsgewalt der BRD, die WTG ließ
einen entsprechenden Prozeß vor dem Landgericht in Offenburg führen, setzte es
das Zweigbüro jedoch durch, daß kein Pfennig zurückgezahlt zu werden brauchte.
Wie man sich hier der Staatsgewalt bedient, die nach außen hin aufgefordert ist
ihre Funktionen niederzulegen und ihre Gewalt und Macht Christus im Himmel
abzutreten, wenn sie nicht vernichtet werden will!
Die Gemeinschaftsentzüge vor weltlichen
Rechtsanwälten
Da sich die WTG weigerte, trotz ihres Versprechens
zurückzuzahlen, wurden zunächst weltliche Rechtsanwälte in diese ganze Misere
eingeschaltet. Die Rechtsanwälte Walter D... und Otto M..., 76 Offenburg, Baden,
..., nahmen zu den Gemeinschaftsentzugsmachenschaften u. a. wie folgt Stellung:
"Mein Mandant war viele Jahre Mitglied Ihrer Gesellschaft bzw. der lokalen Vereinigung Offenburg. Daß mein Mandant bei vielerlei Gelegenheiten mit Eifer bei der Sache war, werden Sie bestätigen können. Trotzdem wurde seitens des Lokalkomitees in Offenburg der Ausschluß aus Ihrer Gesellschaft betrieben Mein Mandant ist der Auffassung, daß diese Entscheidung, die von einer neutralen Instanz nicht überprüft wurde, zu Unrecht gegen ihn gefällt wurde. Mein Mandant hat sich keinerlei Verfehlungen zuschulden kommen lassen und empfindet den Ausschluß aus Ihrer Gesellschaft als groben Undank Mein Mandant widerruft diese Schenkung (seine Geldspenden, Anm.) gem. § 530 BGB, da der grundlose Ausschluß meines Mandanten aus der Gesellschaft eine schwere Verfehlung und grober Undank darstellt."
Erich Frost schrieb über das Komitee in Offenburg selbst: "Ganz vertraulich zu Dir, lieber Konrad mein Eindruck, bitte entschuldige, ein unmögliches Komitee. Du kennst ja Bruder B... aus der Zeit seiner Bethelmitgliedschaft, anmaßend, eingebildet, man könnte sagen arrogant. Lieber Konrad, ganz dringend vertraulich zu Dir, Bruder B... ist der 'böse Geist' in der Versammlung." Und auch sollte wohl der Ausschluß noch einmal überprüft werden. Viele selbst beste Brüder haben Mühe, mit dem Gemeinschaftsentzug fertig zu werden. Natürlich besteht bei ihnen nicht der Mut, das irgendwie anzubringen."
Das Ergebnis? Die WT-Gesellschaft empfahl z. B. den Schwestern in Wolfach anstatt, daß sie ihr Geld zurückerhielten: "Wir raten deshalb Vertrauen zu haben in Jehova und seine heiligen Engel, die das Werk auf Erden überwachen " Das weltliche Recht stand auf der Seite der WTG, mit dem staatlichen Gesetzbuch (BGB) wurde operiert, nicht mit Engeln:
"Wir müssen die Forderung ablehnen, und wir glauben, daß dafür keine gesetzliche Grundlage vorhanden ist abgesehen davon, daß überprüft werden müßte, ob der § 530 BGB auf eine juristische Person Anwendung hat", verteidigte sich die WTG erfolgreich gegen die betroffenen Brüder. (Aktenzeichen: SCC:SSC Wiesbaden) Da kann sowieso kein einfacher Verkündiger mithalten. So haben sie dann auch resigniert. Das Geld war der WTG wichtiger zu behalten als diese Brüder und Verkündiger.
Obwohl beste Brüder Mühe haften
Einer der beteiligten Brüder aus Offenburg faßte das
entscheidende Ausschlußverfahren wie folgt zusammen: "Diese Verhandlung spottet
jeder Beschreibung. Meine Frau, mein Sohn und ich waren als Zeugen anwesend,
also geladen, aber zu sagen hatten wir nichts, und gefragt wurden wir auch
nichts, denn (Br.) Pohl sagte gleich zu Anfang: Fragen stellen wir!
Ist das
vielleicht eine anständige Antwort und eine aufrichtige Handlungsweise von einem
so angeblich reifen Bruder aus dem Bethel. Alles, was unsererseits vorgebracht
wurde und zur Aufklärung der Affäre gedient hätte, hat man vollständig
übergangen, ließ alles unter den Tisch fallen, hat den Stiel herumgedreht und
glattweg diese Leute beschuldigt, die in ihrer Aufrichtigkeit die Bethelbrüder
um Hilfe angefleht haben, wo hätten wir uns denn sonst hinwenden sollen, wenn
ein ganzes Komitee samt dem Kreisdiener so unaufrichtig ist. Aber wir mußten
eine bittere Enttäuschung erleben, wir kamen vom Regen in die Traufe. Wir mußten
erfahren, daß wir es mit einer einzigen Intrige zu tun hatten, die nur vorhatte,
einige aus ihrer Mitte auszubooten, die ihnen nicht mehr angenehm waren, und
koste es, was es wolle". Und der jetzige Kreisdiener Kruschewski sagte, in
München sei noch eine größere Schweinerei, dort wären 15 Personen ausgeschlossen
worden".
Schlußworte
Es kann angenommen werden, daß die hier aufgezeigten Vorkommnisse
für sich sprechen. Die Aufforderung ergeht indes an jeden, sowohl sein
persönliches Leben wie das als WT-Verkündiger ehrlich vor sich selbst zu
überprüfen. Der Fall Offenburg steht im Zweigbüro in Wiesbaden unter folgenden
Aktenzeichen: SCC, SSE 1965, SCC: SSC 1965, SCB:SSB 1969. Die Anschrift des
ehemaligen Zweigdieners Erich Frost: 072 Tuttlingen, Bruderhofstr. 32. Sollten
nicht besser alle sogenannten theokratischen Ansprüche aufgegeben werden, da es
heute im Gegensatz zur Urkirche und zu den Zeiten Israels keine übernatürlichen
Beziehungen und Wirksamkeiten (Wunder) mehr gibt, sondern nur noch die
Geistesgaben des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe wirken? 1. Kor. 13:13.
Sollte das Selbstverständnis der Organisation nicht allein hierauf gegründet
sein?
Der ganze undurchschaubare Mystizismus um die Leitung der Organisation, ihr Wille sei gar Gottes Wille (WT 1. Aug. 1956, S. 474), der allein die Intoleranz in der Organisation heraufbeschwört - Kreisdiener Krüger in Offenburg. "Wer an den Brüdern, die im Bethel waren und sind, rüttelt, rüttelt an der Organisation Gottes!" - dies alles wäre mit seinen tragischen Folgen unmöglich.
Die Brüder wüßten, das sie nicht Gottes Willen
vollstrecken, sondern nur nach einem unvollkommenen Verständnis des
geschriebenen Wortes Gottes zu handeln vermögen, beides ist himmelweit
qualitativ voneinander verschieden!
Die Organisation befindet sich jetzt in einer Umorientierung auf
eine neue Form des Ältestenamtes. Das ist nicht zuletzt die Folge der bisherigen
katastrophalen sogenannten theokratischen Leitungsmethoden, wie sie auch der
Fall Offenburg veranschaulicht. Wenn die jetzige Umorientierung nicht nur eine
formale Neuverteilung von Dienstämtern sein soll, um den Mystizismus um die
Leitung und damit ihre Intoleranz als angeblicher Vollstrecker des Willens
Gottes weiter zu sichern, dann müssen alle neueingesetzten Ältesten echte
biblische Rechte fordern, echte Verantwortung als "Hirten der Herde" vor Gott,
dann dürfen sie nicht nur weiter bedingungslose Willensvollstrecker einer
Leitung sein, die selbst nur unvollkommen, fehlerhaft und sündig vor Gott ist.
K.0.
1975? - 1972 sollte Harmagedon geschlagen
sein!
Habt ihr das vergessen?
Nach der letzten Voraussage im WT-Buch "Ewiges Leben in der
Freiheit der Söhne Gottes" sollten 1975 die 6 000 Jahre "dieser Welt" zuende und
damit Harmagedon geschlagen sein und die Tausendjahrherrschaft Christi direkt
auf Erden beginnen. Auf den Kongressen 1966 war dies die große Sensation.
Begierig wurden die Tabellen mit dem 1975-Datum in dem Buch nachgeschlagen.
Die Hauptverfechter des Datums 1975 finden sich nun vor allem unter den im WT-Dienst Ergrauten, die die biblische Altersgrenze von 70 Jahren erreicht haben oder auf sie zugehen (Psalm 90:10). Das ist nur zu verständlich, denn sie sind in erster Linie der Überrest "dieser Generation" seit 1914, von den früheren Weltendedaten des WT wie 1799 oder 1874 gar nicht zu reden. Wenn diese Ergrauten Harmagedon noch erleben sollen - sie sind die letzten, die den Schlachtruf des WT nach 1914, "Millionen jetzt Lebender werden niemals sterben" noch retten könnten - dann nur, wenn bis 1975 alles eintrifft. Anderenfalls sinken auch sie genarrt ins Grab.
Was heißt eigentlich 1975!
Dieses Jahr 1972 sollte nach den Worten Jesu im Munde des WT,
"Die Wahrheit wird euch freimachen!", die 6000-Jahr-Welt zu Ende sein und
Christi 1000-Jahr-Herrschaft beginnen! Stellt euch vor, dieses Jahr 1972! Nicht
auszudenken, was da in den Versammlungen los wäre!
Aber wie seltsam: Nichts ist los wegen 1972! Obwohl es "die freimachende Wahrheit" sein sollte! Soll das heißen, daß niemand diese "Wahrheit" je ernst genommen hat? Je geglaubt hat? Aber wie konnte sie dann verkündigt werden? Stellt euch vor, mit 1975 würde es genauso gemacht werden! Das sind bloß noch drei Jahre, und wo wird noch von 1975 gesprochen?
Das Jahr 1972 wurde 1943 in dem Buch "Die Wahrheit wird euch freimachen", Kapitel 11, die Zeitrechnung, errechnet und seither weltweit als Ende der 6 000 Jahre und Beginn der Tausendjahrherrschaft Christi verkündigt. 1942 hatte N. H. Knorr die Präsidentschaft der WTG übernommen. Präsident J. F. Rutherford hatte gepredigt, das Werk ginge im 2. Weltkrieg zu Ende (Buch "Dein Name werde geheiligt", S. 329). N. H. Knorr aber "verscheuchte" diesen Glauben und räumte sich mit einer neuen Zeitrechnung weitere 30 Jahre (bis 1972) ein. Im Namen Jehovas natürlich.
Nun ist das Jahr 1972 da!
Nichts ist los! Gar nichts! Achtet einmal sorgfältig darauf, ob
je in irgendeiner WT-Publikation dieses Jahres auf die 1972-Berechnung
eingegangen wird! Das dürfte höchst interessant sein! Was mag sich Präsident N.
H. Knorr in Brooklyn wohl hierzu denken?
Sie haben sich in Brooklyn natürlich längst etwas gedacht oder besser ausgedacht! Auch für 1972. Es gibt schon eine "Wende" 1972, aber eine andere. Bis 1. Oktober 1972 soll die ganze WT-Weltorganisation auf das Amt der Ältesten umgestellt sein. Angeblich eine "Wende" hin zur urchristlichen Organisation. Soll damit etwa eine ganz neue Phase oder Periode des Werkes eingeleitet werden? Die schließlich über 1975 hinwegführen soll?
Schließlich wäre es doch völlig sinnlos, drei Jahre vor 1975 die ganze Organisation noch einmal umzustülpen! Man bedenke, ehe sich das alles durchsetzt, ehe sich alle umgestellt haben, ehe alle Gegentendenzen ausgeschaltet sind, die Energie und Kraft, die auf diese innere Organisationsangelegenheit verwendet werden muß! Wenn nur noch drei Jahre Zeit überhaupt ist, für die weltweite Verkündigung nach außen, dann könnte man sich solche Umstellung, solche Hinwendung auf innere Angelegenheiten überhaupt nicht leisten. Das wäre vor Gott nicht zu verantworten. Also werden andere Ziele verfolgt. An 1975 glaubt in Brooklyn niemand! Es soll auf unbestimmte Zeit weiter gehen!
Man sollte den Verantwortlichen das Jahr 1972
um die Ohren hauen!
Hast du an 1972 geglaubt? Nein? Aber du hast das Buch "Die
Wahrheit wird euch freimachen" anderen zum Glauben und Befolgen gegeben? Wie
denkst du darüber?
Einiges an die Adresse von Präsident N. H.
Knorr und seine neuen "Mitältesten" in Brooklyn:
"Die Wahrheit wird euch freimachen" gilt nicht mehr?
Oder?
Meint Ihr, alle sind so vergeßlich, wie es für euch am
günstigsten ist?
Ihr müßt doch nicht denken, Ihr könnt heute 1972 sagen und morgen
1975 und dann noch glaubwürdig sein!
Natürlich könnt Ihr das! Ihr könnt auch 1996
sagen oder noch spätere Daten! Aber doch bitte nicht im Namen Jehovas und als
göttliche Wahrheit!
Oder wollt Ihr Jehova zu einem nicht ernst zu nehmenden Zahlen-
und Datenakrobaten machen?
Einiges an die Adresse aller
verantwortungsbewußten Brüder und Schwestern:
Hier ist die lange Kette der wichtigsten, als göttliche Wahrheit
verkündeten und dann vom WT wieder verleugneten und verworfenen Endzeit-Daten:
1799, 1864, 1870, 1873, 1874, 1878, 1881, 1890, 1897, 1899, 1914,
1915, 1916, 1918, 1925, 1929, 1930, 1939, 1942, 1945, 1950, 1972, und was wird
mit 1975?
1996/97 ist auch schon wieder genannt!
(Siehe: "Eine Übersicht, wie du sie noch nie vor Augen gehabt
hast!" CV 39, 1972)
Jeder sollte sich ernsthaft folgende Frage
vorlegen angesichts dieser Tatsachen:
Seid Ihr nicht in einem solchen Zustand, indem Ihr alles glaubt,
wenn es nur im WT steht und als göttliche Wahrheit ausgegeben wird? Was muß
alles noch passieren und in die Welt gesetzt werden, bis Ihr stutzig werdet? Wer
hat den Mut anzufragen was mit 1972 ist? Was man antworten soll, wenn einem 1972
vorgehalten wird? Bedenkt, auch 1975 kann auf diese Weise einfach in der
Versenkung verschwinden!
Ohne Zweifel ist vieles verzeihlich. Aber man kann nicht Weltendedaten, ja Weltendedaten Gott und aller Welt verkündigen, die dann nicht zutreffen! Auf solche Daten hätte sich die ganze Welt einzurichten! Alle Nationen, Völker, Staaten und Regierungen! Und dann stimmen diese Daten auf einmal nicht! So geht es doch nicht! Dieses Spielchen kann man allerhöchstenfalls ein einziges Mal machen. Ein einziges Mal könnte man höchstens die ganze Welt auf diese Weise zum Narren halten und foppen! Das leistete sich der WT in "dieser Generation" mit 1925. Seitdem ist es für jeden verantwortungsbewußten Menschen, wenn er je bereit war dem WT ein Ohr zu leihen, völlig aus!
Stell dir vor, alle Welt hätte 1972 ernst genommen und sich seit 1943 darauf eingerichtet! Was das erstens alles erfordert hätte! Nun ist 1972 da und nichts, gar nichts ist mit dem Weltende los! Seid obendrein froh, daß niemand 1972 ernst genommen hat! Man würde heute so empört sein, daß es einen Marsch auf Brooklyn geben würde, wo man dem WT-Direktorium die Millionenauflagen von "Die Wahrheit wird euch freimachen" nicht nur um die Ohren hauen würde! Schließlich sind das alles Lebens- und Existenzfragen, mit denen man unter keinen, aber auch gar keinen Umständen irgendwelche Spielchen treiben darf!
Muß nicht, wer das Buch "Die Wahrheit wird euch freimachen" mit der 1972-Rechnung in die Hand nimmt zu der Ansicht kommen, daß in Brooklyn entweder Dummköpfe sitzen, oder Scharlatane, oder Hasardeure, oder Gaukler, oder Geschäftemacher mit dem Glauben oder gar für bestimmte Bevölkerungsgruppen ganz speziell beauftragte religiös-politische Strategen, wenn man daran denkt, wie das alles mit der Politik des Antikommunismus verquickt und verwoben ist?
Was nun?
Was ziehst du aus dem Sachverhalt um 1972 nun für
Schlußfolgerungen? Mit Bezug auf 1975?
Mit Bezug auf irgendein anderes Weltende-Datum?
Mit Bezug auf die Glaubwürdigkeit des WT?
Mit Bezug auf eine Annahme der WT-Lehren als göttliche
Wahrheiten?
Sollten nicht alle über den Sachverhalt um 1972 informiert
werden?
Du siehst, es geschieht bereits hier mit und
durch "Christliche Verantwortung" (CV).
Sei dessen versichert: Im Zweigbüro in Wiesbaden und im Hauptbüro
in Brooklyn wartet man auf jede weitere Ausgabe von CV! Denn solch eine Schrift
über die WTG hat es noch nicht gegeben!
Das mindeste, was du tun solltest, ist, dich auf jeden Fall auf
dem laufenden und informiert zu halten.
Denn:
"Goldene Äpfel in silbernen Schalen ist ein Wort, gesprochen zu
rechter Zeit'. Spr. 25:11. K. 0.
Ein katholisches Urteil
Vom Lahn-Verlag (Limburg, BRD) bekamen wir ein 80 Seiten
umfassendes Büchlein zur Beurteilung zugestellt, mit dem Titel: "Unser Brüder in
den Sekten - Die Zeugen Jehovas".
Der Verfasser Herr Z. Renker, bringt als Zweck
seiner Veröffentlichung unter anderem zum Ausdruck:
"Vielmehr soll von der Bibel her aufgezeigt werden, wie
eigenmächtig die Sekten mit dem - aus dem Zusammenhang gerissenen - Wort der
Bibel umgehen. Es soll deutlich gemacht werden, daß man sie nicht also
widerlegen kann, auch wenn eine Diskussion mit ihnen kaum möglich ist, da sie in
den Mauern ihrer Vorurteile befangen sind".
Autoritäre Intoleranz
Bemerkenswert erscheint uns auch seine Einschätzung:
"Die Leitung der Zeugen Jehovas und die Bestimmung, was Christen
als Lehre zu verkünden ist, liegt bei den sieben Direktoren, die mit ihrem
Präsidenten in Brooklyn absolut autoritär regieren. Sie beanspruchen eine
Unfehlbarkeit in der Auslegung und in dem Verständnis der Heiligen Schrift, die
weit über die päpstliche hinausgeht.
Die katholische Kirche ist es gewöhnt von Andersdenkenden als intolerant hingestellt zu werden, weil sie überzeugt ist die Kirche Christi zu sein. Wie aber wirkliche Intoleranz aussieht, wird an den Zeugen Jehovas offenbar." In 47 Punkten aufgegliedert, behandelt der Verfasser dann kurz geschichtliche und lehrmäßige Unterschiede zwischen der katholischen Kirche und Jehovas Zeugen. Ein uns ebenfalls bemerkenswert erscheinender Aspekt ist seine Argumentation zur Blutfrage, worin er ausführt:
Blutgenuß
"Die Zeugen Jehovas lehnen den Genuß von Blutwurst ebenso wie die
Bluttransfusion ab. Sie berufen sich auf 3. Mose 17:10: 'Wer auch immer etwas
von Blut ißt, den will ich von seinem Volk absondern.'
Die zweite Stelle, auf die sich die Ablehnung des Blutgenußes
stützt, ist Apg. 15:20: 'daß sie sich enthalten von Ersticktem und von Blut.'
Wenn die Zeugen Jehovas hier willkürlicherweise eine einzige der unzähligen Speisevorschriften als auch heute noch verbindlich ansehen, so beweisen sie, wie willkürlich ihre Bibelauslegung ist. Warum halten sie sich nicht an alle Speisevorschriften? Und was hat die Bluttransfusion mit einer Speisevorschrift zu tun? Warum lassen sie sich nicht beschneiden, wie es doch auch im Alten Testament vorgeschrieben ist? (Genesis 1. Mose 17:10). Christus jedenfalls hat erklärt: 'Nicht was zum Munde eingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Munde hervorgeht' (Matth. 15:11).
Das sog. 'Aposteldekret' in Apg. 15 ist eine Übergangsbestimmung zwischen Juden-Christen und Heiden-Christen willen gegeben war. Aus dem Zusammenhang geht hervor, daß die juden-christliche Richtung in der Urkirche verlangte, daß die Heiden das ganze jüdische Gesetz erst annehmen müßten - einschließlich der Beschneidung -, bevor sie Christen werden könnten.
Dazu können sich die Apostel nicht entschließen. Der Apostelbeschluß bedeutet darum einen Kompromiß: Die aus dem Heidentum zum Christentum Bekehrten sollten - um kein Ärgernis zu geben - nur drei Dinge ebenso wie die Juden halten: kein Götzenopferfleisch essen, keine Unzucht treiben und kein Blut genießen. Ähnlich ließ z. B. Paulus, der radikalste Vertreter der Freiheit vom alttestamentlichen Gesetz, ausnahmsweise den Timotheus beschneiden, 'um der Juden willen' (Apg. 16:3), obwohl er jeden Zwang zur Beschneidung ablehnte (Gal. 2:3; 5:1 und 2 u. a.)"
Insgesamt gesehen kann man sagen, daß die hier für den
speziellen Leserkreis katholischer Christen geschaffene Publikation durchaus
verständlich und auch vielfach zutreffend geschrieben ist.
D.D.
Zum Inhalt dieser
Ausgabe
Liebe Brüder und Schwestern,
wir freuen uns, wieder eine neue CV-Ausgabe
vorlegen zu können. Um allen zu helfen, sich in der rechten Weise orientieren zu
können, möchten wir immer einige nützliche Bemerkungen zu jeder Ausgabe machen.
Es ist unser Anliegen, möglichst viele Stimmen und
Meinungen zu bringen, um die wirkliche Situation in Organisation und
Verkündigung und ihre Problematik sichtbar zu machen. Natürlich entsprechen
nicht alle Beiträge der Ansicht und Zielstellungen der CV-Leitung, die sich die
Hauptaufgabe gestellt hat, mit einer christlich-menschlich und gesellschaftlich
veranwortungsbewußten Wegweisung in allen wesentlichen Fragen zu dienen, die
heute und hier vor allen stehen. Die CV-Leitung möchte auf diese Weise
beitragen, einen Weg in Übereinstimmung mit der schriftgemäßen Verantwortung vor
Gott in der notwendigen "menschlichen Ordnung" unserer Zeit (1. Petrus 2:13) zu
finden, den die WTG besser gehen sollte.
Dabei können und wollen wir es allerdings niemandem ersparen, sich der ganzen Skala von Fragen, Sorgen, Bedenken, Ängsten, Widersprüchen, Kritiken, ja sogar Auflehnungen und Rebellionen bis hin zur völligen Verwerfung der WTG zu "vergewissern" (l. Thess. 5:21). Die Haltung der CV-Leitung indes ist in diesem Zusammenhang ständig durch eine "ausgestreckte Hand" im Sinne ihrer Hauptaufgabe bestimmt. Wir wissen, daß dies allerdings bisher von der WTG völlig zurückgewiesen wird, obwohl im Hauptbüro und in den Zweigbüros CV sorgfältig studiert wird und schon vieles auf Grund von CV-Kritiken unauffällig verändert wurde.
In dem heutigen Beitrag "Wenn
alle Nationen frontal mit Gott zusammenstoßen" werden wieder WT-Grundfragen
behandelt, die im Interesse eines gangbaren Weges unbedingt geklärt werden
müssen.
"Gedanken eines Zeugen Jehovas
" zeigt, daß und
wie die kritische Literatur über die WTG keineswegs unbeachtet bleibt!
"Im geistigen Paradies" (auch CV 41, 42) lehrt uns
schließlich, daß alle Verantwortung vor Gott in letzter Instanz auf den
Versammlungen und ihren Ältesten, die die beste Personenkenntnis haben, ruhen
muß.
Nur so können die Unvollkommenheiten auf ein
Minimum beschränkt bleiben. Echte schriftgemäße Mündigkeit der Versammlungen,
das ist die einzige dauerhafte Lösung.
1972 haben offensichtlich alle vergessen! Hierzu
wird etwas vorgelegt, was leider die Glaubwürdigkeit der WTG insgesamt berührt.
"Ein katholisches Urteil" setzt fort, immer auch
Publikationen über die WTG bekanntzumachen.
Wir sind gewiß, daß auch diese CV-Ausgabe ihre
Aufmerksamkeit finden und ihre Wirkungen haben wird. Jeder ist
selbstverständlich eingeladen, sich beliebig an uns zu wenden.
Die CV-Leitung
"Christliche Verantwortung"
Wolfgang D a u m
65 Gera, Böttchergasse 1
Interessante
Mitteilungen
"Bislang gab es bei uns kaum ausreichend
Gelegenheit, abgesehen von lexikalischen Werken, sich einigermaßen gründlich
über Organisation und Bestrebungen der 'Zeugen Jehovas' zu unterrichten. Die vor
einigen Jahren unter dem Titel 'Die Zeugen Jehovas. Eine kritische Betrachtung'
erschienene Broschüre des Generalsekretärs des Evangelischen Bundes Dr. Kurt
Nitzschke ließ von vornherein eine gewisse Voreingenommenheit vermuten, legte
den Nachdruck der Kritik auf die religiöse Lehre der Zeugen Jehovas, sah aber
ihre Anteilnahme an Politik und Gesellschaft nur im nebelhaften Lichte. Daher
ist die vorliegende, vom Urania-Verlag (Leipzig-Jena-Berlin 1970, Anm.) besorgte
'Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft' mit ihrem reichen Material sehr
zu begrüßen Ihr Herausgeber und Bearbeiter Manfred Gebhard stellt darin
eindeutige Aussagen über die wahren Ziele der Wachtturmgesellschaft urkundlich
unter Beweis und gibt damit auch eine Erklärung für die Notwendigkeit des
Verbots der Tätigkeit ihrer Anhänger in der DDR.
Ausführlich wird in der Dokumentation auch 'Die Illusion von der Gegenwart als Zeit des Endes der Nationen' behandelt. Der Nachweis, das die zur Beweisführung gebrachten Bibelzitate der Werber, für die Gesellschaft etwas ganz anderes besagen oder zu dem beabsichtigten Zweck umgebogen werden, läßt sich ohne weiteres erbringen Daher müßte die von der Leitung vorausberechnete und angeblich auf der Bibel beruhende zeitliche Festsetzung des Weltendes wiederholt geändert werden. Die wissenschaftlich unhaltbare Auslegung bestimmter Bibelstellen, besonders der Offenbarung des Johannes, verfolgt offensichtlich den Zweck, die kapitalistische Ausbeutung zu bemänteln, das Aufbegehren der Massen gegen die kapitalistische Unmenschlichkeit niederzuhalten oder in ungefährliche Bahnen abzulenken.
Die ausführliche Darstellung in
dem Buch enthält nicht nur ein konkretes Beispiel für den möglichen Mißbrauch
der Religion . . . , sondern auch für wenig bekannte Untergründe der Weltpolitik
. . .
Die Lektüre dieses sehr aufschlußreichen Buches
bietet sowohl dem religiös wie dem politisch Interessierten bisher weithin
unbekannte Enthüllungen
"
Aus dem "Evangelischen Pfarrerblatt", Heft 10/1971,
S. 276.
Entlarvtes besseres Wissen
In einer Besprechung bezüglich der Dokumentation
über die Wachtturmgesellschaft, (Leipzig-Jena-Berlin 1970, Anm.) "Die Zeugen
Jehovas", kam die protestantische Monatsschrift "Glaube und Gewissen" (11/71, S.
271) auch zu der Feststellung:
"Alle drei (die WTG-Präsidenten Russell,
Rutherford, Knorr) lehren dasselbe: das kommende 'Gottesreich' oder 'Gottes
Theokratie', wobei sie darauf ausgehen, ihren Anhängern zu suggerieren, daß sie
alles über Gott und seine gegenwärtige und zukünftige Weltherrschaft besser
wüßten und verstünden als die Christen in den Kirchen."
Nun die Praxis hat indes das Gegenteil bewiesen, wovon nicht zuletzt auch die noch keineswegs gelösten Irrungen und Wirrungen der Zeugen Jehovas in ihrem Verhältnis zu fortschrittlichen Gesellschaftsordnungen beredtes Zeugnis ablegen.
A 8185-72 V 7 1 1424
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 44
"Mit diesen Äußerungen steht die WTG in einer Reihe mit den schärfsten politisch-antikommunistischen Organisationen und Bewegungen, die es je gegeben hat", wird wieder einmal auch in dieser Ausgabe behauptet. In dieser kategorischen Form mache ich mir diese Aussage n i c h t zu eigen. Es gilt hierbei den Einzelfall zu sehen. Glühende Antikommunisten gab es auch andernorts. Man sehe sich z. B. die erste Politikergeneration des Nachkriegsdeutschland an. Kurt Schumacher, Konrad Adenauer und andere. Das waren in Wort und Tat Antikommunisten. Isolierte Passagen aus der WTG-Literatur können meines Erachtens nur eines beweisen: Die WTG ist auch ein Kind ihrer Zeit. Auch sie "heult mit den Wölfen".
Sicherlich ist die WTG den Kommunisten unbequem gewesen und in diesem Sinne auch als antikommunistisch orientiert zu bewerten. Indes dies war und ist nicht ihre Hauptessenz. Die Wertung dieses DDR-Blattes überzeichnet und ist Interessegeleitet.
Allerdings eines sei auch noch gesagt. Auch in dieser CV-Ausgabe wird er zitiert, jener Satz aus der (westlichen) Zeitschrift "Außenpolitik". Nicht zum "erstenmal" zitiert (also ein Art Standardzitat). Das kann jedoch hierbei nicht das Kriterium sein. Jener Satz lautete:
"Die westliche Politik gegenüber den sozialistischen Ländern werde auch 'unter Ausnutzung religiöser Überlieferungen' geführt mit dem Ziel, 'Abneigung gegen das kommunistische System zu schaffen und die Autorität der dort Regierenden zu untergraben"! Und die CV kommentiert dazu: "Der WT-Kampf liegt auf genau dieser Linie!"
Da hatte die CV, in diesem Punkt, allerdings einmal recht.
Es war ein dürrer Satz, den man da im Jahrgang 1972 des "Wachtturms" auch lesen konnte:
"Ein den Bestimmungen des C ä s a r s entsprechendes religiöses Rechtsinstrument sollte nicht versuchen, seinen Urheber zu beaufsichtigen und zu leiten, sondern es sollte von seinem Urheber beaufsichtigt und geleitet werden."
Damit wurde wieder einmal dokumentiert, wie es um die innere Struktur der Zeugen Jehovas bestellt ist. Selbst die auf maximal 500 Mitglieder beschränkte Zahl der USA-WTG, wurden damit in die Schranken verwiesen. Faktisch wurde ihnen damit gesagt, sie haben lediglich als Akklamationsgremium zu dienen. Alle Entscheidungen trifft nur die Handvoll, die zum Präsidium gehören (zum damaligen Zeitpunkt 11 Personen).
Ob der Papst in Rom wohl auch nur 11 Kardinäle zulässt? Meines Wissens gibt es auf dieser vergleichbaren Ebene dort ein paar mehr Personen. Aber die Tendenz ist in beiden Systemen identisch. Die Diktatur einer Oligarchie!
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Gegründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür. DDR
Nr. 44 Gera Oktober 1972
CV - ihr Zweck
Kommentare und Informationen für Jehovas Zeugen. CV befaßt sich in freier,
christlich und menschlich verantwortungsbewußter Diskussion mit der Verkündigung
der Organisation der Wachtturmgesellschaft. Die Beiträge sind undogmatisch und
vielseitig, ohne immer der Ansicht des Herausgebers zu entsprechen. Es ergeht
der Ruf zu Unterstützung und Mitarbeit.
Bald ist 1975 - Was tun?
Liebe Brüder und Schwestern!
Es ist so: Die Spannung wächst immer mehr: Bald ist
1975, das Jahr, mit dem - wie seit 1966 proklamiert - die 6000 Jahre "dieser
Welt" zu Ende, "Harmagedon" geschlagen und das Tausendjahrreich auf Erden
begonnen haben soll. Das gegenwärtige beharrliche Schweigen der WTG über 1975
verdrängt keineswegs diese brisante Proklamation! im Gegenteil. Denn "diese
Generation" ist 1975 tatsächlich endgültig am Ende! Niemand glaube, über 1975
denke keiner mehr nach! Wenn auch der WT keine einzige der zahlreichen
"Leserfragen" hierzu abdruckt. Weil man längst damit beschäftigt ist, über 1975
hinwegzukommen.
1975 wird für die WTG ein
Riesenfiasko. Die Alten werden verzweifelt auf ein sinnloses Hoffen und Harren
starren Dämme werden reißen. In Scharen wird man sich abwenden. Doch das Leben
geht weiter. Damit stehen im wesentlichen zwei Fragen vor uns:
1. Es muß eine völlig neue Endzeitorientierung
geben. Denn "diese Generation" kann nicht wieder verschoben werden. Hier ist
aller Kredit verspielt.
2. Es muß eine völlig neue irdische Orientierung
geben. Denn die in eigener Verantwortung vor Gott oder Menschen als Christen
oder Nichtchristen ihre sozialen und gesellschaftlichen Pflichten zugrunde
legten, weil Gott den Menschen mit sozialen Bedürfnissen geschaffen hat, haben
Recht.
Daraus ergibt sich die Hauptaufgabe: Der mit 1975 sichtbare Bankrott der irdischen WT-Orientierung verlangt, sofort die irdische, d. h. soziale Mitverantwortung des Christen neu gründlich biblisch zu erforschen. Sonst gibt es keinen neuen sicheren Halt!
Wer CV aufmerksam verfolgt, merkt, daß dies auch unser Hauptanliegen ist. Natürlich gehört alles andere dazu. Wie gesagt, wir können und wollen dabei niemandem ersparen, die ganze Kritik zur Kenntnis zu nehmen, die die WTG sich heraufbeschwört, wie bitter tragisch oder radikal sie auch sein mag, ob wir sie teilen oder nicht. Man soll endlich allen Tatsachen ins Auge schauen!
Doch die zentrale Frage ist die
soziale Frage, die mit dem Bankrott der irdischen WT-Orientierung unabsetzbar
auf die Tagesordnung kommt. Auch in dieser CV-Ausgabe wird wieder eine
"ausgestreckte Hand" dargereicht, um hier zu notwendiger neuer Erkenntnis zu
gelangen. Nirgends wird das sonst in dieser Form geboten. Ergreift im Blick auf
1975 rechtzeitig diese Möglichkeit. Sprecht zu anderen darüber.
Die CV-Leitung
"Die theokratische
Organisation inmitten der Demokratien und des Kommunismus" - Was bedeutet das in
Wirklichkeit?
Zum WT vom 15. Februar 1972, dt.
Es vollziehen sich bedeutsam Vorgänge und
Veränderungen. Anstatt das Jahr 1972 als "Ende der 6000-Jahr-Herrschaft" Satans
zu proklamieren, wie es im Buch "Die Wahrheit wird auch freimachen" als
göttliche Wahrheit berechnet ist, wird in diesem Jahr die ganze Organisation
durch Einführung des Ältestenamtes in Atem gehalten. Bereits als "erfüllt"
verkündete "Prophezeiungen" werden erneut verschoben, wie die Sache mit den 2300
Tagen aus Daniel 8.
Die WTG in Brooklyn selbst ist
in Bedrängnis geraten, sie stellt ihren eigenen Status zur Diskussion! Kann das
Werk "ohne eine gesetzlich eingetragene Körperschaft wirken und Erfolg haben?"
fragt sie selbst
Und schließlich erkennt man auch, wie die
Überschrift des WT vom 15. Februar 1972 zeigt eine neue antikommunistische
Strategie für die gesamte Organisation.
Dazu sind in vielen Versammlungen Fragen aufgetaucht. Warum sagt man nichts mehr über 1975? Warum so kurz vor dein Ende diese Umstellung auf Älteste? War es bisher unbiblisch? Sollte man nicht lieber die Kraft auf die Verkündigung richten angesichts der Kürze der Zeit, anstatt die Organisation derart mit sich selbst zu beschäftigen Ist das Ältestenamt nicht schon einmal wieder abgeschafft worden? Will die gesetzlich eingetragene Körperschaft in Brooklyn - etwa wegen 1975 - abdanken? Und was bedeutet es jetzt, wenn gesagt wird "inmitten des Kommunismus"?
Die CV-Leitung hat verschiedene
Mitarbeiter gebeten, zu diesen Fragen im Interesse aller, die ehrlich "alles
prüfen" wollen (l. Thess. 5:1), Stellung zu nehmen. Ja, jeder ist aufgefordert,
"die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind" (1. Joh, 4:1).. Wer wollte
das, nicht, beachten? Die CV-Leitung ist gewiß, daß alle Aufrichtigen sehr wohl
einschätzen können, von welcher Tragweite dies alles ist.
Die CV-Leitung
Was bedeutet "inmitten
der Demokratie und des Kommunismus"?
Der WT selbst ist es wieder, der mit dieser
Thematik die Frage nach dem Verhältnis der Zeugen Jehovas zum Kommunismus, d. h.
zu den sozialistischen Ländern insbesondere, zu den kommunistischen politischen
Parteien- und zur sozialistischen bzw. kommunistischen Weltbewegung insgesamt
aufwirft. In letzter Zeit jedoch ist der WT, indem er diese politischen Dinge
behandelt, merklich zurückhaltend gewesen mit antikommunistischen Äußerungen in
der bisherigen aggressiven Art.
Aber, wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten, lautet ein bekanntes Wort. Um zu verstehen, was jetzt "inmitten des Kommunismus" geschehen soll, darum einen Blick zurück auf das bisherige politische Vorgehen der WTG in dieser Sache.
Hier ist das politische Vorgehen der WTG bis in die jüngste Vergangenheit, veranschaulicht durch typische Äußerungen: "Furchterregender Sowjetkoloß" (Erw. 22. 8. 1948), "unheilkündender Schatten des Kreml" (Erw. 8. 12. 1948), "kommunistische Gestapo, Antreiber, Fronvögte" (Erw. 22. 3. 1950), "rote Marionetten der Ostzone" (WT 1. 4. 1950), "Kommunismus mittels verderbter Religion und erbarmungsloser Politik durch Satan den Teufel gezeugt, genährt und zur Reife gebracht" (WT 1. 6. 1952), "falsche rote Religion, rote Faschisten, Mensch der Gesetzlosigkeit" (Was hat die Religion der Menschheit gebracht? 1951 u. 1953), "rote Plage" (Erw. 8. 4. 1953), "Kommunismus - eine falsche Religion" (WT 1. 10. 1960), "wie das Blut eines Toten" (WT 15. 1. 1964), und "auf das Ende der von Breshnew beherrschten kommunistischen Regierung in Ostdeutschland" ausrichten (WT 15. 2. 1965).
Mit diesen Äußerungen steht die WTG in einer Reihe mit den schärfsten politisch-antikommunistischen Organisationen und Bewegungen, die es je gegeben hat. Und alles soll nach wie vor für Jehovas Zeugen gelten! Das stimmt nicht? Wir wollen es sehen!
In dem WT-Buch mit der neuesten Offenbarung (Babylon-Buch) wird auf Seite 537 unmißverständlich erklärt: "Die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht verändert"! (Wiesbaden). Weiter zu dieser Frage: Im "Königreichsdienst", Februar 1972 (Wiesbaden), Seite 7 unter "Das Angebot", Absatz 3, macht die WTG ausdrücklich darauf aufmerksam, daß "es keine Rolle spielt, ob es ältere oder neuere Bücher sind", die jetzt verbreitet werden! Also auch weiter die alte antikommunistische politische Propaganda in der Verkündigung!
Das also muß man zuvor zur Kenntnis nehmen, wenn man sich vergewissern will, wie es jetzt "inmitten der Demokratien und des Kommunismus" weitergehen soll. Siehe in diesem Zusammenhang auch "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft", Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1970, mit der entsprechenden Beweisführung.
Die neue politische Strategie
Jetzt bringt der WT eine neue Orientierung in
Verfolgung seiner antikommunistischen Linie. "Inmitten der Demokratien und des
Kommunismus". Was bedeutet das? Klingt das nicht sehr sachlich? Das kann doch
nun aber keine antikommunistische politische Bösartigkeit mehr sein, meinten
einige.
Natürlich randaliert der WT heute nicht mehr antikommunistisch herum wie etwa 1952/53. Was heute politisch fabriziert wird, ist von "feinerer Art". Grobschlächtige Bolzen werden nicht mehr verschossen. Aber schauen wir uns diese "feinere Art" etwas näher an!
Streng sachlich bedeutet diese neue Orientierung folgendes: Mit "Demokratien" sind hier unmißverständlich vornehmlich die westlichen kapitalistischen Länder gemeint. Die sozialistischen Länder erhalten keine Kennzeichnung als Demokratien, sie sind demnach nicht demokratisch, sondern "Kommunismus". Was bleibt übrig? Wenn dem Kommunismus jeglicher demokratischer Charakter abgesprochen wird, was hier geschieht mit der neuen Orientierung, dann bleibt die alte antikommunistische WT-Propaganda vom Kampf gegen die "kommunistische totalitäre Diktatur", vom "Angriff auf die Bollwerke des Totalitarismus" (WT 15. März 1962, Abs. 20). Man sagt das nur nicht mehr so deutlich auf Anhieb. Man soll es in den "älteren Büchern" nachlesen!
Aber es gibt noch einen Gesichtspunkt. Den sozialistischen Ländern wird ihr demokratischer Charakter abgesprochen, wie wir sahen. Die Tatsache einer sozialistischen Demokratie wird verneint und geleugnet. Demokratie gäbe es nur in den westlichen Ländern. Damit ist diese Orientierung auch verleumderisch, entstellend und ihreführend. Da man in Brooklyn sehr wohl um die wirklichen politischen Verhältnisse in den sozialistischen Ländern weiß - schließlich gibt es verschiedene Formen der Demokratie, bürgerliche, revolutionäre und sozialistische Demokratie - kann man dem Hauptbüro in Brooklyn den Vorwurf antikommunistischer Bösartigkeit nicht ersparen. Nun kommen wir auf einen interessanten politischen Zusammenhang Die neue antikommunistische WT-Orientierung "inmitten der Demokratien und des Kommunismus" ist in völliger Übereinstimmung mit der jetzigen politischen Sprachregelung in der US-amerikanischen Ostpolitik gegenüber dem Kommunismus, den sozialistischen Ländern Der WT ist hier völlig auf die entsprechenden politischen Leitlinien der USA-Regierung eingeschwenkt! Das heißt, der WT wurde erneut politisch gleichgeschaltet, politisch randalieren gibt es nicht mehr!
Der Beweis hierfür liegt in folgendem Vergleich. Es gehört neuerdings zum politischen Vorgehen in der amerikanischen Propaganda, von "Demokraten im Westen" und "Kommunisten im Osten" zu sprechen. (David Binder, USA, internationale Journalistengespräche mit Werner Höfer, Westd. Rundf., BRD). Wie wir sehen, führt der WT nun mehr dieselbe Sprache. Es dürfte kaum so sein, daß sich die USA-Regierung hier nach der WTG richtet. Es ist offensichtlich so, daß die WTG gezwungen wurde, sich der gegenwärtigen Ostpolitik der USA anzupassen, wie die Übereinstimmung zeigt.
Haben sich die Ältesten Gedanken darüber gemacht, was ihnen
die WTG mit ihrer neuen Kommunismus-Orientierung für eine antikommunistische
Hypothek oder Belastung aufgebürdet hat? Wie wollen sie das verantworten, wenn
von ihnen gemäß 1. Petrus 3:15 auch von behördlicher "Seite Rechenschaft
gefordert" wird, speziell was sie politisch betreiben? Denn es ist angesichts
des Sachverhalts unbestreitbar: WT-Heimbibelstudium bedeutet immer noch
Verbreitung und Einübung von Antikommunismus Der WT vom 15. Februar 1972 dt. mit
seiner neuen politischen Orientierung beweist das wieder.
F. F.
Niemand ist ohne Wahl durch die Versammlung
ein schriftgemäßer Ältester
Dies ist wahrhaftig eine der entscheidenden Fragen,
die jetzt beantwortet werden müssen: Soll es weiter so sein, daß die
Diener oder Ältesten "von oben" eingesetzt und ernannt werden? Oder soll man sie
nicht eher in den Versammlungen auswählen und allein davon ausgehend als Diener
amten lassen? Mit anderen Worten, soll die Organisation weiter eine
"theokratische" Diktatur bleiben? Jetzt ist die genaue Zeit, dies alles im
Lichte des Wortes Gottes zu überprüfen.
Der WT kommt nicht umhin zuzugeben, daß bis zum 5. Oktober 1932 die Versammlungen schon einmal durch Älteste geleitet wurden. Allerdings durch solche Ältesten, die "durch die Gott Hingegebenen, Getauften gewählt" wurden. (WT 15. 2. 72, S. 116 f) Es wird aber dazu erklärt, "dieses Vorgehen entsprach dem damaligen Verständnis des Textes in Apostelgeschichte 14:23." Doch was dieses damalige Verständnis war, wird nicht dargelegt Warum nicht? Stand nicht auch damals schon im WT die Behauptung, "durch Jehova gelehrt"?
Was bis 5. Oktober 1932 galt
Zur richtigen Entscheidungsfindung ist es nötig zu
wissen, was das damalige Verständnis war. Hier folgen die maßgeblichen
Ausführungen aus Band 6 der Schriftstudien "Die Neue Schöpfung", Kapitel "Ihre
Ordnung und Disziplin", die der WT verschweigt:
Einsatzung (Ordination) von
Ältesten in jeder Versammlung
"Als sie ihnen aber in jeder Versammlung Älteste
gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn" - Apg. 14:23.
Diese Stelle, sowie die vielen anderen, wo die
Ältesten in allen Versammlungen die Rede ist, rechtfertigt die Annahme, daß es
in der ersten Kirche a l l g e m e i n so gehalten wurde, wie es in unserer
Stelle von Ikonium, Lystra und dem pisidischen Antiochien gesagt ist. Die
Bezeichnung "Älteste" umfaßt, wie wir schon sahen, Evangelisten, Hirten, Lehrer
und Propheten (öffentliche Redner), darum ist es wichtig zu wissen, auf welcher
Grundlage die Ältesten sich als "gewählt" oder "verordnet" betrachten sollten.
Das griechische Wort, das mit
"gewählt" (Luther "geordnet") übersetzt ist, gibt e r s c h ö p f e n d e n A u
f s c h l u ß", es heißt "cheirotoneo", d. h. die Hand aufheben Die Gläubigen
bezeichnen also ihre Ältesten durch das Aufheben der Hände in öffentlicher
Abstimmung.
Anders verhält es sich mit der Einsetzung der
Apostel, von weicher in Johannes 15:16 die Rede ist: "Ich habe euch auserwählt
und gesetzt". Dort steht auch ein anderes griechisches Wort (tithemi), wie auch
in 1. Timotheus 2:7, wo der Apostel von seiner Einsetzung oder Ordination
spricht: "Ich bin bestellt worden als Prediger und Apostel", womit angedeutet
ist, daß das Apostelamt nicht von Menschen ist, sondern durch Jesum Christum und
Gott, den Vater". - Galater 1:1.
Doch kehren wir zur Wahl,
Ordination oder Anerkennung der Ältesten durch die Versammlung der Neuen
Schöpfung zurück.
Das Wählen durch Handaufheben war damals
allgemeiner Brauch. Der Apostel gebraucht dasselbe griechische Wort, wo er sagt,
wie Titus sein Gehilfe wurde. Er schreibt: "Er ist auch von den Versammlungen
gewählt (durch Handaufheben) worden zu unserem Reisegefährten" (2. Kor. 8:19).
Das Wörtchen "auch" in diesem Text deutet an, daß der Apostel ebenso gewählt
wurde. Nicht zum Apostel wurde er gewählt - der er schon war - sondern zum
Abgesandten der Versammlung in Antiochien (Apg. 13:2), die ohne Zweifel für die
Kosten dieser ersten Missionsreise aufkam. Die späteren Reisen Pauli scheinen
ohne Beschluß der Christen von Antiochien und daher auch nicht, auf ihre Kosten
erfolgt zu sein (2. Tim. 1:15). In der Urkirche waren alle frei, ihre
Fähigkeiten nach eigenem Ermessen in den Dienst der Sache zu stellen. Die
Versammlungen konnten beschließen oder ablehnen, den Aposteln besondere Aufträge
zu geben, und die Apostel ihrerseits konnten solche Aufträge ablehnen oder
übernehmen, beide Teile erfreuten sich der gleichen Gewissensfreiheit.
Auf den ersten Blick scheint Titus 1:5 unserer obigen Anschauung zu widersprechen: Deswegen ließ ich dich in Kreta, daß du, was noch mangelte, in Ordnung bringen uns in jeder Stadt Älteste a n s t e 1 1 e n (Luther: einsetzen) möchtest, wie ich dir geboten hatte". Man sollte meinen Titus sei ermächtigt gewesen, Älteste einzusetzen, ohne auf die Wünsche der Versammlung Rücksicht zu nehmen, ohne diese abstimmen zu lassen.
Genauer betrachtet läßt dieser Vers jedoch erkennen, daß er dies nicht meinen kann. Titus sollte die Ältesten anstellen, wie Paulus ihm geboten hatte. Wenn nun Paulus selber die Ältesten durch Handaufheben (Abstimmen) bezeichnen ließ (Apg. 14:23) so hat er sicherlich Titus nicht geboten, es anders zu machen.
Ohne Zweifel war den Brüdern der Rat des Apostels und des Titus, den er ihnen als treuen Diener der Wahrheit aufs wärmste empfohlen hatte, sehr erwünscht und solche Ratschläge sind gewiß eingeholt und dann auch befolgt worden. Gleichwohl suchten die Apostel die Verantwortlichkeit da, wo Gott sie hinverlegt hatte: nämlich bei der Versammlung. An dieser war es, "die Geister (Lehren und Lehrer) zu prüfen, ob sie von Gott seien". (1. Joh. 4:1) In allen Fällen war die Mitwirkung der Versammlung erforderlich, ob sich diese, wie Apg. 14:23 sagt, durch eine Abstimmung kundgab oder nicht. Setzen wir den Fall Titus hätte Alteste eingesetzt, die den Brüdern nicht gepaßt hätten. Wie lange hätte da wohl Friede geherrscht? Was hätten solche Ältesten den Versammlungen für Dienste leisten können? Gar keine!
Der Herr und die Apostel anerkannten nicht die Ältesten, sondern die Versammlung als den Leib Christi. Wie hoch auch treue Älteste als Diener des Herrn und der Versammlung geehrt und geschätzt werden mochten, so geschah es nicht etwa, weil sie selbst andere oder Älteste sie dieser Ehre würdig gehalten hätten. Die Wahlversammlung mußte sie anerkennen, s i e mußte im Lichte des Wortes Gottes erkennen, ob sich solche auch der Eigenschaften, Gnadengaben oder Fähigkeiten erfreuten, die sie für die Ältestenstellung kennzeichneten. Wo es an diesen gebrach, sollten die Versammlungen sie in dieser Ehre nicht würdig erachten. Kein Ältester kommt mithin durch Selbstwahl zu seiner Stellung. Hätte jemand die Meinung, die Versammlung, die da ist der Leib Christi, zu übersehen, und sich selbst und seine Meinung höher zu schätzen als das Ganze, so wäre er schon an diesem Mangel an Demut, am Sinn für die Einheit des Leibes, als ungeeignet, Ältester zu sein, erkennbar.
Selbst dann, wenn kein Zweifel über die Wählbarkeit eines Bruders möglich ist, sollte ein solcher eine öffentliche Stellung in der Versammlung nicht anders als nach erfolgter Wahl annehmen. Die schriftgemäße Methode zur Bestellung der Ältesten ist die Wahl durch die Versammlung. Es ist eine Tat des Gehorsams gegen ein Gebot der Schrift, wenn der Bruder v e r 1 a n g t, daß er in aller Form rechtlich gewählt werde. Dies gibt einerseits den Ältesten einen sicheren Halt, und andererseits erinnert es die Versammlung an ihre Pflicht, Älteste im Namen und Geiste des Herrn zu bestellen, d. h. durch die Wahl Gottes Willen zum Ausdruck zu bringen. Nach der Schrift bleiben die Glieder der Versammlung für alles Reden und Handeln der Ältesten als ihrer Diener und Repräsentanten verantwortlich." - (S. 280 - 283)
Dies ist das "damalige Verständnis" über die Einsetzung von Ältesten in allen Versammlungen, das der WT heute verschweigt und umgeht. Was sollte daran falsch oder nicht schriftgemäß gewesen sein? Das müßte man beweisen, wenn man es behauptet!
WT umgeht Sinn des
griechischen Textes, warum?
Bezeichnenderweise umgeht der WT jede Erörterung des entscheidenden Wortes oder
Begriffes in Apg. 14:23, mit dem die Einsetzungsart (Bestellung von Ältesten)
genannt ist, das griechische Wort "cheirotoneo". Zwar gibt es davon
unterschiedliche Übersetzungen wie wählen (Elb,), einsetzen (NW), bestimmen (Am.
St. V.), ordnen (Luther), aufstellen (Rösch), erwählen (Zürcher), wählen (Konkord.
Übers.), bestellen (Tillmann) und wählen (Brunns). Alle diese Handlungsweisen
sind jedoch durch Handaufheben zur Wahl oder Abstimmung vollziehbar. (cheirotoneo
Handaufheben)
Zur Überprüfung des griechischen Wortes in Apg. 14:23 für
wählen "cheirotoneo" siehe auch folgende Werke: Theologisches Wörterbuch zum
Neuen Testament von G. Friedrich, Stuttgart 1971, Bd. IX, Seite 426 f, und
Griechisch-Deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der
übrigen urchristlichen Literatur, von W. Bauer, Berlin 1963, S. 1742. Siehe auch
Fach- und Fremdwörterbuch (Hauck):
Chirotonie = Handausstreckung, Chiro = Hand.
So ist es eindeutig und klar, daß tatsächlich durch
Handerheben in den Versammlungen die Ältesten in letzter Instanz gewählt werden
müssen. Die Verantwortlichkeit liegt bei den Versammlungen, "die Geister zu
prüfen, ob sie aus Gott sind". So darf niemand ohne Wahl dieser Art ein
Ältestenamt übernehmen. Jeder, der ein solches Amt annimmt ohne durch die
Versammlung gewählt zu sein, ist ohne Recht und Befugnis der Schrift, Gottes.
Wer will das mißachten?
A. Z.
Säuberungen
Praktisch sind bis zum 1. Oktober 1972 alle
gegenwärtigen Dienstämter in Frage gestellt. Durch die Umstellung auf das
"theokratische" Ältestenamt. Weil die "Gesellschaft" bis zu diesem Datum über
die Besetzung jedes Dienstamtes neu entschieden haben will, wer dort amtiert als
Ältester oder Dienstamtsgehilfe. Auch wer bleibt, soll neu überprüft und neu
ernannt oder bestätigt werden. Keiner kommt davon.
(Diese Regelung ist für das Gebiet der DDR bis 1973
zurückgestellt. Red.)
Es gehen also über jeden Personalberichte oder Beurteilungen "nach oben". Aber weil das wieder nur von einigen wenigen gemacht wird, die nicht einmal jeder kennt, wird auch hier schon wieder nach Gunst beurteilt. Das heißt, der Denuzierung ist weiter Tür und Tor geöffnet. Das kann nicht anders kommen, weil die Versammlung weder hinreiches Kontroll noch Entscheidungsrecht hat. Das ist deshalb schon immer ein äußerst unerfreuliches Kapitel gewesen.
Die Neuernennungen bis zum 1.
Oktober 1972 setzen voraus, daß "die Gesellschaft" alle überprüft und
entsprechend Erkundigungen einzieht. Das ist nun in vollem Gange.
Der Umstand, daß bei der jetzigen Umstellung auf
Älteste trotz biblischer Wahlpflicht in den Versammlungen das Prinzip der
letzten Entscheidung "von oben", also der Diktatur, beibehalten wird, macht
deutlich, daß es auch darum geht zu sichern, daß in der Organisation allein
durchgeführt wird, was "von oben" bestimmt wird. Sei es in Lehre oder Methode.
Wer sich also jetzt als solcher erweist, der nicht bereit ist, bedingungslos durchzuführen, was "von oben" kommt wird nicht wieder im Dienstamt bestätigt oder zum Ältesten ernannt und muß ausscheiden. Die Umstellung auf die Ältesten ist somit zugleich auch eine große interne Säuberungsaktion. Auch das ist in vollem Gange.
All dem entsprechend herrscht nun eine verbreitete Unsicherheit Niemand weiß, was alles über ihn von wem "nach oben" berichtet wurde. Es zeichnen sich auch schon die Schwerpunkte der Säuberung ab. Es geht vor allem jeder "über Bord", der die politische Linie in Verkündigung und Organisation anzweifelt oder in Frage stellt. Bis in die Bezirksdienerkreise hinein reicht zum Beispiel der Widerstand auf diesem Gebiet. Wer hier "erkannt" oder "gemeldet" wird, ist "geliefert". Er ist vor keiner Verdächtigung mehr sicher, selbst nicht vor Rufmord. Das wird zunehmend von den CV-Beobachtern in den Versammlungen signalisiert. Im Zuge der Umstellung auf Älteste soll somit vor allem der gesamte bisher entstandene "realistische Flügel" in der Organisation, der mit der unbiblischen "List" und dem Kampf gegen die bestehende menschliche Ordnung Schluß machen will (2. Kor. 4:2 NW, 1. Petr. 2:13), ausgeschaltet werden.
Hiermit zeigt sich auch, wie
"die Gesellschaft" ihre Tätigkeit "inmitten der Demokratie und des Kommunismus"
verstanden wissen will: Weiter gegen die "menschliche Ordnung" des Sozialismus
und Kommunismus! Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht, kann man da
nur warnen. Hoffentlich wird das rechtzeitig begriffen. Was müssen nun schon in
gar mancher Familie für Auseinandersetzungen geführt werden, wenn eine Tochter
zu ihrem Vater sagt. "Wir wollen keinen anderen Versammlungsdiener, Papi, das
sagen alle, du darfst dich nicht absetzen lassen!"
C. O.
Leserbrief eines
Ältesten und die Antwort
"Herr D a u m wird ersucht, im Rahmen seiner
Tätigkeit für die Zeitschrift "Christliche Verantwortung", öffentlich Auskunft
zu geben über Fragen, die ich mir gestatte vorzutragen.
In den Versammlungen der Zeugen Jehovas wird zur
Zeit die Neuordnung unter den theokratischen Ältesten beraten. In den nächsten
Wochen werden wir wichtige Artikel im "Wachtturm" Nr. 5, 6 und 7 des Jahres 1972
studieren.
Da mir keine spezielle Fachbibliothek zur Verfügung
steht, bitte ich Herrn Daum um Unterstützung bei der Klärung folgender Fragen.
Die Brüder werden mir auch
nachsehen müssen, daß ich ausgerechnet die sogenannte "Müllerschrift", wie sie
auch genannt wird, um Unterstützung angehe, sonst bin ich nicht in der Lage, mir
die notwendige sachliche Aufklärung zu verschaffen.
Im Kreise der Mitdiener ließe sich durchaus fragen,
wie diese oder jene Äußerung in den aktuellsten Artikeln des WT zu verstehen
sei. (Nr. 5, 6 und 7)
Dieses Verfahren wäre aber deshalb entschieden nachteilig, weil die Aussprache auf den kleinsten Kreis der Brüder begrenzt bliebe. Von solcher Aussprache ginge aber auch nicht der geringste Anstoß aus, ganz zu schweigen von einem Zwang dazu, bestimmte Sorgen vor allen Zeugen klarer aussprechen und unerträgliche Tatsachen, die uns bedrücken, mildern zu müssen. Versammlungen und Diener sollen in Harmonie mit Jehova gelangen können.
Der 'Wachtturm' Nr. 6 von 1972, Seite 182/183, beschreibt die
Watch Tower Society' als "Körperschaft wie folgt:
Durch diese Änderungen wird erreicht, daß die Statuten der theokratischen
Ordnung so weit entsprechen, wie es das Gesetz des Landes zulaßt."
(Orig. im engl. 'Wachtturm' vom Nov. 1944) Auf Seite 183 führt derselbe WT dann
aus:
Damit diese Änderungen rechtsgültig wurden, mußten sie vom Staatsgericht
genehmigt werden.
Im folgenden Jahr (1945) wurden sie urkundlich niedergelegt und so in die
Statuten aufgenommen."
Hierzu möchte ich folgendes sagen:
Diese Frage habe ich schon einem Experten vorgetragen und mir danach meine
Meinung gebildet:
(Frage. Kann "Christliche Verantwortung" das zusätzlich nachprüfen und dann
publizieren?)
Sowohl der "Wachtturm" von 1944 als auch der WT von 1972, Nr. 6 vom 15. März,
stellen dieses Verhältnis von Vereinsrecht (Körperschaft) (Vertragsgesetz) die
Rechtsbeziehung "Watch Tower Soziety" zum Staat der USA bewußt falsch und damit
nicht den Tatsachen entsprechend dar.
(Ich sage das deshalb so, weil der "Wachtturm" vom
Herausgeber gebilligt werden muß.)
W a r u m tut die Gesellschaft das?
Will sie damit eine an sich weltliche Rechtspraxis für eine "theokratische
Organisation" annehmbar und verzeihlich machen?
Will sich damit eine an sich weltliche Rechtspraxis für eine Gesellschaft
moralisch aufgerechnet werden könnte?
Wohlgemerkt es handelt sich hier um ein Recht, das die "Watch Tower Society" in
ihren Satzungen selbst begehrt und niedergelegt hat.
Der amerikanische Gesetzgeber hat der Gesellschaft die
Satzungen ihrer Statuten nicht aufgezwungen, auch nicht vorgeschrieben.
Ich neige zu folgender Erkenntnis:
Der USA-Staat mischt sich nicht in interne Rechtsfragen der "Watch Tower Soziety"
ein. Die Gesellschaft hat sich ihre Statuten gegeben, um mit Hilfe eines
weltlich, gesetzlichen Spielraums Fragen lösen zu können, die aus einer
Konfliktsituation innerhalb der "Körperschaft oder des "Präsidiums" entstehen
mögen. Nur unter dieser Anleihe bei "der bösen Welt" ist die Gesellschaft in der
Lage, Zwischenfälle und Auseinandersetzungen kraft eines für sie
wirkenden weltlichen Gesetztes zu ihren Gunsten
lösen zu können.
Die "Watch Tower Society" soll aus meiner Feder erfahren, gewiß über den Umweg durch "Christliche Verantwortung", daß Jehovas Zeugen in der DDR und darin eine nicht unerhebliche Gruppe, "offene Fragen" jederzeit klären können. Sie sind auch in der Lage, die zweckorientierten Kommentare des WT zum Ältestenamt, in jeder Frage zu durchschauen. Ich betone, in jeder Frage.
Es ist für uns äußerst wichtig, der Gesellschaft das in aller Form wissen zu lassen. Freilich, abweichend von bisherigen Gepflogenheiten. Indem ich diese Möglichkeit ergreife, profiliere ich die Lage der Brüder in der DDR dergestalt:
Die Gesellschaft soll also ganz
deutlich wissen und berücksichtigen müssen, daß in der DDR gleichberechtigte
Brüder im Werke des Herrn tätig sind.
Herrn Daum bitte ich zu prüfen, ob er diese
Absichten in der von ihm verantworteten Zeitschrift publizieren kann."
Die Antwort
Verlangt die Regierung der USA eine "gesetzlich
eingetragene Körperschaft" der Zeugen Jehovas?
(Siehe WT vom 1. 4. 1972, Nr. 7, Seite 216)
Zu dieser Anfrage eines "theokratischen Ältesten"
an die Wachtturm-Gesellschaft, dem Brief, den wir diesem Artikel vorangestellt
haben, beantwortet bzw. überprüft CV einige markante Fragen des sogenannten
"theokratischen Ältestenamtes". (Siehe WT Nr. 7/72, Seite 218):
" . . . Dadurch, daß die g e s e t z l i c h eingetragene religiöse Gesellschaft auf diese Weise arbeitet, bleiben den Zeugen Jehovas die unangenehmen Schwierigkeiten, die Hindernisse, Zwischenfälle und Auseinandersetzungen erspart, die in nichtreligiösen Institutionen, in Industrie und Handelsbetrieben, in Gewerkschaften und staatlichen Einrichtungen der b ö s e n W e l t häufig auftreten." (gesperrte Schrift von CV)
Um diese Aussage des WT so recht würdigen zu können, sollten
wir unbedingt noch einen Satz im WT Nr. 6/72, auf Seite 182 nachlesen:
"
In dem Bericht der in der englischen Ausgabe des WT vom 1. November 1944
erschien, hieß es: Durch diese Änderung wird erreicht, daß die Statuten der
theokratischen Ordnung so weit entsprechen, wie es das Gesetz des Landes zuläßt'."
Fünf Zeilen vorher konnte der aufmerksame WT-Leser diesem
Grundsatzartikel entnehmen:
"
die Zahl der Mitglieder (der gesetzlich eingetragenen Gesellschaft) sollte
künftig auf 500 beschränkt sein, und sie sollten alle auf Grund ihrer
Beteiligung am Dienste Jehovas ausgewählt werden."
Dieser Satz verdient es kaum wie ein anderer, die volle
Aufmerksamkeit eines jeden Zeugen zu beanspruchen. Schreibt eine weltliche
Rechtsinstitution der USA der WTG vor, daß ihre "Gesellschaft" 200, 300 oder 500
Mitglieder nicht überschreiten solle?
"
und sie sollten alle auf Grund ihrer Beteiligung am Dienste Jehovas
ausgewählt werden." (WT 6/72, Seite 182) Praktisch würde das ja bedeuten:
Eine weltliche, "staatliche Einrichtung der bösen Welt", siehe WT 7/72, Seite
218, entscheidet darüber, was die theokratische Ordnung verlangt bzw. was die
Zeugen Jehovas tun müßten, um dieser theokratischen Ordnung weltlicher Zeugung
zu entsprechen.
Das sind doch geistige Ausschweifungen des "Wachtturm", wohin
soll uns denn eine solche Verkleisterungs-Logik führen, erfunden zu dem Zwecke
Jehovas Zeugen zu täuschen.
Will uns denn anderenfalls der "Wachtturm" glauben
machen, der amerikanische Gesetzgeber habe der WTG bis zum Jahre 1944
vorgeschrieben:
" . . . stimmberechtigt in der 'Gesellschaft' (der
WTG) sei nur dasjenige Mitglied, das pro Stimmenanteil in der Gesellschaft' 10
Dollar hinterlegt habe."
(Siehe WT Nr. 6/72, Seite 182)
Sind WT-Autoren bei
Winkeladvokaten in die Schule gegangen, wenn sie uns folgende Logik beibringen
wollen. Auf Seite 183, Absatz 33 eben dieser WT-Nr. heißt es nämlich:
"
Damit diese Änderungen (der Statuten der WTG)
rechtsgültig wurden, mußten sie vom Staatsgericht genehmigt werden. Im folgenden
Jahr (1945) wurden sie urkundlich niedergelegt und so in die Statuten
aufgenommen."
Hat vielleicht jemals ein ominöses "Staatsgericht der USA" verlangt, die WTG geänderte Statuten zur Genehmigung einreiche? Verlangt wurde nur die rechtliche Beglaubigung der Statutenänderung, weil sonst kein Recht mehr hinsichtlich eines Vertrages bestünde, eines Zustandes also, den die WTG selbst gewünscht und in ihren Statuten niedergelegt hatte.
Aus gutem Grunde hat der "Wachtturm" verschwiegen, warum die WTG sich überhaupt um den Rechtsstatus "einer gesetzlich eingetragenen Körperschaft" beworben hatte. Angeblich sollte damit einer Forderung entsprechend "den Gesetzen des Landes" Genüge getan werden. 1920 legte Präsident Rutherford Satzungen für das "Zentral-Europäische-Bureau" fest, darin hieß es:
"
Dieser Hauptleiter
(General-Manager) des mitteleuropäischen Bureaus wird vom Präsidenten der Watch
Tower and Tract Society ernannt, und die L e h n b a r k e i t seines A m t e s
hängt vom Willen des genannten Präsidenten ab."
"
Der örtliche Leiter (Manager), dessen Wahl vom
Präsidenten der Gesellschaft entschieden wird
, wird ein völlig dem Herrn
geweihter Bruder sein . . . Er wird vom Präsidenten ernannt und behält seine
Stellung so lange es demselben gefällt."
Es sollte uns erinnerlich sein,
daß es im Jahre 1920 noch "Wahlälteste" gab, die ja wie bekannt, erst mit dem
Jahre 1939 endgültig kaltgestellt wurden. Trotzdem gab es schon diese
konzentrierte Macht in der Hand des Präsidenten der WTG.
Hieraus spricht ein Amtsverständnis, wie es wohl
nur in der Spitzengliederung eines weltlichen Geschäftskonzerns gedacht werden
konnte und solcher Rede bediente sich auch der Präsident. In diese Landschaft
paßt durchaus, daß ein Zeuge Jehovas stimmberechtigt in der "Gesellschaft"
wurde, wenn er einen 10-Dollar-Anteilschein erwarb.
Der Wachtturm ist einfach unredlich, wenn er den Eindruck zu wecken sucht, als würden die "Gesetze des Landes", in diesem Fall der USA, in die innere Verfassung der WTG eingreifen, um mit Hilfe staatlicher Zwänge, eine Gleichschaltung der WTG mit weltlichen Einrichtungen durchzusetzen.
Über die Wählbarkeit in ihrer
"Körperschaft bzw. im Präsidium entscheidet die WTG völlig nach eigenem
Ermessen. Die Vorschriften, wie dort etwas geschehe, reicht
die WTG zur Beglaubigung an das "Staatsgericht" ein, dann erst - danach werden
diese WTG-eigenen Zwänge rechtsverbindlich. Auf diese Weise bestimmt die WTG
auch verfahrensrechtliche Vorschriften in ihrem Präsidium. Zum Beispiel diese:
Ob ein Präsidium von 7 Mitgliedern geschäftsfähig
ist, wenn 3 Mitglieder fehlen und ob sie durch Vollmachtserklärungen vertreten
werden können.
Oder glaubt der WT wirklich er
könne uns einreden, der WTG-Präsident werde praktisch auf Lebenszeit gewählt,
weil der amerikanische Staat eine solche Forderung an die WTG gestellt habe. Die
WTG bestimmt absolut frei darüber, wie und wo Machtkämpfe um Führungsansprüche
in der WTG ausgetragen werden.
Jeder Zeuge sollte sich vergewissern, warum die
Statuten der WTG eine 30-Tage-Klausel für die Wahl der WTG-Direktoren (Beamten)
einräumen.
Hierin auf Nummer Sicher zu gehen, das ist der Hauptzweck, warum solche Geschäftsordnung, interne Satzungen, Klauseln und Vorbehaltsrechte schriftlich niedergelegt und vertraglich fixiert werden. Eine nur "theokratische Ordnung" würde überhaupt keine Handhabe bieten, wenn das Bedürfnis danach bestünde, etwa ein Mitglied des Präsidiums nach formalrechtlichen Vorschriften an die frische Luft zu befördern, wie schon praktiziert. Diesen Hebel bietet nur das "weltliche Recht", das die WTG selbst "als von der bösen Welt" bezichtigt hat, siehe WT Nr. 7/72, Seite 218
Immer noch war es so, "daß der Schwanz mit dem Hund gewedelt hat", doch dazu braucht er das "verderbte" weltliche Recht, niemals war der Hund mit Wedeln an der Reihe.
Wie schrieb doch dazu der WT
7/72 so überaus herzerfrischend:
"
Die stimmberechtigten Mitglieder der
Gesellschaft möchten also nicht die Voraussetzungen für einen Konflikt oder
Zwiespalt schaffen. Sie möchten es nicht so weit kommen lassen, daß die leitende
Körperschaft, die die Klasse des 'treuen und verständigen Sklaven' vertritt, von
dem Verwaltungsorgan, dessen sie sich bedient, beaufsichtigt und geleitet wird.
Schließlich wedelt der Schwanz nicht mit dem Hund, sondern der Hund wedelt mit
dem Schwanz.
Ein den Bestimmungen des C ä s a
r s entsprechendes religiöses Rechtsinstrument sollte nicht versuchen, seinen
Urheber zu beaufsichtigen und zu leiten, sondern es sollte von seinem Urheber
beaufsichtigt und geleitet werden."
(Seite 216, rechte Spalte)
Dieser Satz mit dem "Hund" und
dem "Schwanz" ist Augenpulver, ausgestreut zu dem Zwecke, Jehovas Zeugen
schläfrig zu machen. Ein darin angebotener Liberalismus täuscht Reform am
Machtgefüge in der WTG nur vor.
Es ist eine sentimentale Selbstbespiegelung,
vielleicht eine sehnsüchtige Hoffnung, die darin zum Ausdruck gebracht wird. Es
bleibt alles so in der WTG wie es war, nur werden jetzt Schachzüge vollführt, um
die Wirksamkeit vorhandener Möglichkeiten noch zu verstärken. Im Hinblick auf
"1975" haben wir auch nichts anderes zu erwarten, im Gegenteil.
Im Präsidium der WTG fallen alle Entscheidungen der WTG, das Präsidium bzw. die "leitende Körperschaft" ist und bleibt Vollzugsorgan, das scharfe Schwert der WTG. Nur in einem solchen Rahmen von 7-11 Personen kann die WTG sich anbahnende Rivalitäten und Konflikte rechtzeitig überschauen und regulieren. Ein hier wirkendes Kräftespiel kann man nur weltlich, politisch übersetzen, eine andere Vergleichsbasis gibt es nicht.
Wir beweisen diese Behauptung, denn die WT-Gesellschaft der 450 Mitglieder hat ja nur eine beratende Funktion. Fein schlau und ausgeklügelt ist die "Körperschaft so von ihren geistigen Vätern aufgebaut worden, daß in diesem Gremium ca. 200 Mitglieder zum "gesalbten Überrest" gehören und über 250 Glieder "andere Schafe" sind. Dieses Ungleichgewicht lähmt also praktisch und absichtlich die mögliche direkte Einflußnahme der Körperschaft, denn "andere Schafe" genießen kein Wahlrecht.
Damit ist die Funktionstüchtigkeit der "Körperschaft von
vornherein absichtlich blockiert, da in ihr über 250 Statisten amten, die auch
die Mitglieder des "Vorstandes der Watch Tower Society" nicht wählen können.
(Siehe WT 7/72, Seite 214 - Wer sich dann bis zur Seite 216 vorgelesen hat,
stößt auf die höchst bemerkenswerte Aussage:
" . . . Ein den Bestimmungen des C ä s a r s
entsprechendes religiösen Rechtsinstrument sollte nicht versuchen, seine Urheber
zu beaufsichtigen und zu leiten."
Sehr schön dieser Satz, wie er
so dasteht in seiner erhabenen Größe und Glaubwürdigkeit beansprucht. Mit dem
"Urheber" ist hier ohne Zweifel die "leitende Körperschaft" von 11 Personen
gemeint. Zu dieser Pyramidenspitze verjüngt sich bekanntlich der Anteil der
Überrestglieder von etwa 200 in der "gesetzlich eingetragenen Gesellschaft" Und
wo bleiben die Rechte der übrigen ca. 10 000 Überrestmitglieder"?
W. D.
Immer mehr
veranwortungsbewußte Brüder durchdenken die Lage der Organisation in der DDR
Viele Gedanken und Überlegungen bewegen inzwischen
eine große Zahl Brüder und Schwestern, die über die Lage des Werkes in unserem
Lande nachdenken und nach einer Lösung suchen. Es muß allerdings gesagt werden,
daß in entscheidenden Fragen dabei noch vielfach von Voraussetzungen ausgegangen
wird, die einfach nicht oder noch nicht gegeben sind. Aber auch mangelhaftes
Betrachten dessen, was die WTG in religiös-politischer Hinsicht tatsächlich
verfolgt, und was nicht verleugnet werden kann, liegt dabei mit zugrunde.
Dennoch, es zeichnen sich durchaus hoffnunsvolle Ansätze ab, die jeder weiter verfolgen und durchdenken sollte. Wie weit der WTG das selbst lieb und angenehm ist, bleibt dahingestellt. Denn es ist ein Zeichen zunehmender christlicher Mündigkeit unter den verantwortlichen Dienern, wie das auch mit der Forderung des Apostels Paulus, "die Merkmale eines Unmündigen abzulegen" (l. Kor. 13:11 NW) denn der rechte Weg ist.
Was sie durchdenken und
überlegen
Seit 1950 seien nunmehr über 20 Jahre vergangen,
seit die Organisation unter der WTG-Leitung verboten ist. Nun, das stimmt.
Sodann: Die Tätigkeit der Zeugen unter WTG-Leitung
sei in dieser Zeit auch immer dieselbe geblieben. Auch das stimmt. Leider, muß
man aber hinzufügen. Und das ist keinesfalls positiv, um die Probleme zu lösen.
Es ist nämlich auch die antikommunistische politische Tendenz in der
WT-Verkündigung geblieben.
Hat man das übersehen?
Weiter wird gefragt: Warum verbietet man die
WTG-Tätigkeit, obgleich andere Religionsgemeinschaften und Kirchen erlaubt sind.
So werde eine Minderheit - die Zeugen - mißachtet und diskriminiert oder
ungesetzlich behandelt.
Dazu zunächst. Den Vergleich mit den anderen
Kirchen und Religionsgemeinschaften sollte man besser ausklammern.
Sodann konkret: Was der WTG
verboten ist, sei den Kirchen usw. erlaubt?
Das stimmt einfach nicht. Für alle gilt als Rahmen
die sozialistische Verfassung. Der politische Hauptunterschied besteht darin,
daß die Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften diese Verfassung
grundsätzlich respektieren, die WTG dagegen durch ihren Antikommunismus bzw.
Antisozialismus laufend die Verfassung verletzt.
Dann: Alle anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften anerkennen im Prinzip ihre humanistische und soziale Mitverantwortung als Christen ihr, irdisches Leben in Staat und Gesellschaft betreffend. Sie haben dementsprechend eine prinzipiell positive Einstellung zu "Obrigkeit" und "menschlichen Ordnung', die hier nun einmal politisch sozialistisch bzw. kommunistisch ist. (Römer 13:1-7, 1. Petrus 2:13 Me)
Das trifft aber auf die WTG-Tätigkeit und entsprechende Einstellung zur "menschlichen Ordnung" keineswegs zu! Die WTG-Haltung ist nach wie vor unverändert antikommunistisch bzw. antisozialistisch, und insofern "obrigkeits", "ordnungs"- oder staatsfeindlich.
Dann wird an das Verständnis des Staates appelliert, die Haltung gegenüber der WTG-Tätigkeit neu zu durchdenken Angesichts der unveränderten politisch antikommunistischen Tendenz in der Verkündigung wird hier völlig an die falsche Adresse appelliert. Der Appell muß sich an die WTG richten.
Sie muß ihre politische Haltung
grundsätzlich überprüfen, nicht umgekehrt. Hier ist der Beweis.
Es wird nämlich erklärt, es stimme nicht, daß die
WTG immer noch vom Kapitalismus ausgenutzt werde. Zunächst ist das ein
bemerkenswertes Eingeständnis. Es stimme nicht, daß die WTG immer noch . . . ?
Also hat es gestimmt War das gemeint?
Nun aber zum Beweis, wie es heute wirklich aussieht. Der WT vom 15. September 1961, Wiesbaden, proklamierte auch für die Verkündigung der DDR: "Kampf gegen gottlose totalitäre Elemente - in der Kraft Jehovas den Kommunismus besiegt". (S. 563)
Was heißt das? Was ist Kommunismus? Das sind die kommunistischen Parteien, die sozialistischen Parteien, die sozialistischen bzw. kommunistischen Regierungen und Staaten, die sozialistische bzw. kommunistische menschliche Gesellschaftsordnung, um das wichtigste zu nennen. Dagegen richtet sich also der WTG-Kampf, soll sich der Zeugen-Kampf richten. Und was proklamiert die WTG für Jehovas Zeugen in ihrem neuesten Studienbuch über die Offenbarung, in "Babylon die Große ist gefallen"? Dort heißt es: "Die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht geändert"! (S. 537) Und damit macht ihr doch nach wie vor eure "Heimbibelstudien" unter den Menschen!
Der antikommunistische Kampf der WTG gegen sozialistische und kommunistische Parteien, Regierungen und Staaten hat sich also nicht geändert! So sieht es immer noch aus! Und wo ist das einzuordnen?
Da schreibt z. B. der Mitarbeiter der westdeutschen "Außenpolitik, Zeitschrift für internationale Fragen", Dr. A. von Schack, Bonn, die westliche Politik gegenüber den sozialistischen Ländern werde auch "unter Ausnutzung religiöser Überlieferungen" geführt mit dem Ziel, "Abneigung gegen das kommunistische System zu schaffen und die Autorität der dort Regierenden zu untergraben"! (11/1962, S. 773 ff) der WT-Kampf gegen den Kommunismus liegt auf genau dieser Linie! Wird durch diesen Kampf nicht jegliches Vertrauen in die sozialistische bzw. kommunistische "Obrigkeit" vernichtet? Es ist hier sehr nützlich, die 1970 in der DDR vom Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin veröffentlichte Arbeit "Die Zeugen Jehovas", eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft, zu lesen! (Sie ist in jeder größeren einschlägigen Leihbibliothek erhältlich. Auch die CV-Leitung kann leihweise helfen)
Steht in der Schrift etwas von einem Auftrag für die Zeugen, die "Obrigkeit" und "menschliche Ordnung" des Kommunismus (Sozialismus) zu bekämpfen und zu besiegen? Das Gegenteil steht in der Schrift: "Seid aller die Menschen betreffenden Ordnung um des Herrn willen untertan"! (l. Petr. 2:13 Me) Wer muß also seine Haltung in Wahrheit überprüfen?
Was zunächst geboten
erscheint
Die Tatsachen und wirklichen Sachverhalte beweisen
es: Die WTG muß ihre Haltung zu Regierung und Staat grundsätzlich überprüfen.
Sie muß sich hier prinzipiell ändern. Die Ursachen der Probleme liegen bei ihr,
nicht umgekehrt Wer das nicht erkennt, muß sich sagen lassen, daß er vor der
falschen Tür kehrt.
Die CV-Leitung ist bereit, unabhängig von allen anderen Fragen und Kritiken, dieses Kernproblem mit allen Brüdern zu erörtern, die ihre Verantwortung erkennen, in Übereinstimmung mit einem schriftgemäßen Verhalten zu "Obrigkeit" und "menschliche Ordnung" zu gelangen und zu handeln.
Die CV-Leitung ist bereit, die Diskussion und Klärung dieser Fragen öffentlich vor den Versammlungen in der CV-Schrift auszutragen. Dies kann und darf keinesfalls heimlich und hinter dem Rücken der Versammlungen geschehen, die das biblische Recht haben (Apg. 17:10, 11) zu entscheiden, ob sich die Sache schriftgemäß verhält oder nicht. CV ist das einzige mögliche Forum für eine solche öffentliche schriftgemäße Klärung der anstehenden Fragen. Sendet eure in Ruhe und mit guter Überlegung in "genauer Erkenntnis" ausgearbeiteten Fragen und Beiträge an CV! Sie werden hier frei diskutiert. Das ist der beste Anfang, den Stein gemeinsam ins Rollen zu bringen. Jeder verantwortliche Diener ist zudem hiermit offiziell aufgefordert. Es gibt keinen anderen Weg, als die zunächst in der Organisation und Verkündigung selbst eine schriftgemäße Wende in der Haltung zur politischen "Obrigkeit" und "Ordnung" vollzogen wird. Wer soll das herbeiführen? Niemand anders ist dazu verpflichtet. Oder sind die "Hirten der Herde" dazu unfähig?
Es gibt also heute die Möglichkeit die zur Diskussion stehenden Grundfragen hinreichend - unabhängig von allen anderen Dingen - zu erörtern und zu klären, unter Einbeziehung aller Versammlungen. Es ist nur eine Frage der ehrlichen Absicht und des guten Willens. Zur Vorbereitung darauf sei auch auf folgende bisherigen CV-Beiträge zu diesen Grundfragen hingewiesen:
"Christ und Gesellschaft", CV 1, Okt. 1965. - "Jehovas Zeugen
- gesellschaftsfeindlich?". "Mit Politik nichts zu tun?". "Wie Du die
WTG-Politik verantworten sollst", CV 4, Juli 1966. - "Theokratische Kriegslist -
Oder die WTG-Weisungen, Behörden und Gerichte der DDR zu belügen und zu
täuschen", CV 6, Nov. 1966 - "Weltkommunismus, wie Gott ihn beurteilt?", CV 10,
Juni 67. - "Ist die Leitung der Wachtturm-Gesellschaft zu einer Verständigung
bereit?", CV 12, Oktober 1967. - "Eingesandter offener Brief an
Wachtturm-Redakteur Günter Künz", CV 13, Dezember 1967. - "Von hinterhältigen
Dingen lossagen. 2. Kor. 4:2 NW", CV 14, Januar 1968. - "Jehovas Zeugen in
Afrika - Opfer asozialer Lehren", CV 18, August 1968. - "Bietet die neue
Verfassung der DDR eine Chance für Jehovas Zeugen?", CV 19. September 1968. "Im
Verkehr mit den Nichtchristen ehrbar wandeln", CV 23, März 1969. - "Biblischer
Rat im Rückblick auf die Kommunalwahlen vom 22. März 1970 in der DDR", CV 31,
März 1970. - "Es kann sich niemand der Verantwortung entziehen", CV 33, Oktober
1970. - "Wegweisung für Jehovas Zeugen in der sozialistischen Gesellschaft", CV
34, Dezember 1970. - "Für einen schriftgemäßen christlichen Wandel", CV 36,
September 1971.
Auch im Zweigbüro in Wiesbaden erfolgt eine sorgfältige Sammlung aller
CV-Schriften.
Die CV-Leitung
Hoffnung und Angst
Aus einem Film über "Jehovas Zeugen" des
westdeutschen Fernsehens vom November 1971, hergestellt im Auftrag des
"Bayrischen Rundfunks", übernehmen wir im nachfolgenden einige bemerkenswerte
Kommentare, die aus der Sicht des Außenstehenden gesehen, sicher ein
interessantes Urteil darstellen:
"Ein Zeuge Jehovas zu sein, heißt, das Königreich Gottes auf Erden zu verkünden, jedem Menschen von der einen großen Hoffnung zu berichten, daß noch innerhalb unserer Generation, etwa 1975, die Erde in ein Paradies verwandelt wird. Die Hoffnung, Bewohner dieses Paradieses zu sein, nicht sterben zu müssen und ewig glücklich zu leben ist die Antriebskraft der Zeugen Jehovas: die andere ist Angst.
Die Angst, in der großen
Schlacht, in der Gott zuvor alles Böse vernichten wird nicht zu überleben und
den endgültigen Tod zu erleiden.
Hoffnung und Angst beruhen auf einem wörtlichen,
von theologischen Abstraktionen ungetrübten Bibelverständnis. Die Heilige
Schrift ist ein System sich ständig erfüllender Prophezeiungen. Alle Ereignisse
von der Luftverschmutzung bis zu weltpolitischen Spannungen, ja selbst die
Existenz der eigenen Organisation, der Wachtturm-Bibel und Traktat-Gesellschaft,
werden als erfüllte biblische Voraussagen gedeutet, und damit zu "Beweisen" für
das unmittelbar bevorstehende Ende dieser Systeme und den Anfang des
Tausendjährigen Reiches des Friedens.
Gottes Organisation zur Verkündigung des Königreiches hat sich ein Organ geschaffen, das Angst und Hoffnung wachhält und wöchentlich einmal in jeder Versammlung auf der ganzen Welt studiert wird. Da die Organisation gemäß ihrem Selbstverständnis allein weiß, was dem Glauben nützt, bestimmt sie die Artikel, die gemeinsam zu lesen sind und schreibt auch die Fragen vor, die der Gemeindevorsteher seinen Gläubigen zu stellen hat.
Den Inhalt des Wachtturmes zu
kennen ist aus zwei Gründen wichtig: einmal, den eigenen Glauben zu stärken,
Angst und Hoffnung neue Nahrung zu geben, und dann soll der Wachtturm auch
verteilt und sein Inhalt anderen Menschen nahe gebracht werden, was eine
gründliche Kenntnis voraussetzt.
Höhere Diener organisieren die vielen Kongresse,
die das Predigtwerk ins öffentliche Bewußtsein bringen und dem einzelnen Zeugen
die Stärke seiner Organisation bildhaft vor Augen fuhren sollen. Im
internationalen Kontakt mit Glaubensbrüdern gewinnt der einzelne neuen Ansporn
für seine zermürbende Tätigkeit von Tür zu Tür. Bei den Kongressen findet auch
die Taufe statt, mit der jeder Zeuge Jehovas offiziell in die
Glaubensgemeinschaft aufgenommen wird.
Zeuge Jehovas zu sein, heißt,
für seinen Glauben öffentlich einzustehen, die Argumentation mit Andersdenkenden
zu suchen und zu überzeugen. In der Predigtdienstschule lernt der Zeuge seine
Scheu vor anderen Menschen zu überwinden, hier erfährt er Spielsituationen, wie
er anhand der Literatur der Organisation mit den Fragen und der Kritik seiner
Gesprächspartner fertig wird.
Ein älterer und erfahrener Zeuge Jehovas, der
Schuldiener, beurteilt die einzelnen Darbietungen. Abgesehen von Ratschlägen,
wie man es noch besser machen könnte, ist die Bewertung immer gut, denn es geht
ja um eine Stärkung des Selbstbewußtseins. Und dieses braucht der kleine
Verkündiger, denn für eine Bekehrung müssen durchschnittlich 9500 Predigtstunden
aufgewendet werden.
Jung oder neu zu sein in Jehovas
Organisation heißt, sich der Reife und dem Wissen ihrer sichtbarsten Vertreter
zu unterwerfen. Verzicht und Gehorsam - die Organisation nennt es Wertschätzung
- isoliert Kinder und Jugendliche beizeiten von den harmlosen Vergnügungen ihrer
Altersgenossen . . .
Die ZJ kennen, vordergründig gesehen, keine
hierarchische Organisation, wie sie die anderen Kirchen prägt: Sie sind Brüder
und Schwestern, alle predigen und sind aktiv, es gibt nicht Rezipienten und
Kommunikatoren. Ihre Oberprediger heißen "Diener". Die Frage stellt sich, ob dem
wirklich so ist, und wer beispielsweise hinter den anonymen Artikeln im
"Wachtturm" steht . . . (Ruhe und Ordnung als erste Bürgerpflicht. Achtung vor
den Besitzenden und Regierenden. Verunglimpfung von Gewerkschaften und sozialen
und politischen Reformen). Siehe auch die Stellungnahme der CV-Leitung in CV 39,
Seite 5, zu bestimmten Äußerungen von Zweigdiener R. Kelsey, Wiesbaden, zu
diesem Film.
D. D.
INTERESSANTE MITTEILUNGEN
Mißbrauch des Glaubens
"Eine Lücke auf dem Buchmarkt wird durch das
Erscheinen einer von Manfred Gebhard bearbeiteten und herausgegebenen
Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft geschlossen. Der Verfasser verstand
es ausgezeichnet, eine Vielzahl interessanter Informationen, zahlreiche
Schriftstücke und Fotos sowie statistische Angaben zusammenfassend dazustellen .
. .
Ausführlich geht Gebhard in seinem Buch auf die theologisch unhaltbare Auslegung besonders von neu- aber auch alttestamentlichen Textstellen durch die Zeugen Jehovas ein. Das von ihnen propagierte Weltende - fälschlicherweise auf ein bestimmtes Jahr festgelegt - wurde in wissenschaftlich durchaus anfechtbarer Art zuerst auf 1874 und dann auf 1914 bezogen. Eine willkürliche Auslegung verschiedener Texte aus der Offenbarung des Johannes soll dazu dienen, Christen von der politischen Verantwortung bei der Errichtung der sozialistischen und kommunistischen Gesellschaft und von der aktiven Unterstützung der antiimperialistischen Kräfte abzuhalten.
Die Lektüre dieser
aufschlußreichen und mit wissenschaftlich untermauerten Angaben versehenen
Dokumentation bietet sowohl dem politisch als auch theologisch Interessierten
zahlreiche Informationen über das vielfältige Wirken reaktionärer Kräfte in
pseudo-christlichem Gewand."
Aus "Der Demokrat" vom 12. 12. 1971
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"Christliche Verantwortung": Herausgeber Wolfgang Daum, 65 Gera, Böttchergasse 1 - DDR. Erscheint monatlich! Preis: M 0,20, Jahresabonnement M 2,00. CV kann auch kostenlos bezogen werden. Konto-Nr. 4562-43-8015 Kreis,- und Stadtsparkasse Gera.
A 8253-72 V 7 1 2125
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Kommentar zu den eingescannten
CV-Ausgaben
CV 45
Nebulös reden Jehovas Zeugen von einer "Leitenden Körperschaft", die da ihre Geschäfte besorgt. Sieht man die sich näher an stellt man eine Personengleichheit mit der Verlagsfirma der WTG fest. Dies ist Hauptthema dieser CV-Ausgabe
Ein Satz aus dieser CV-Ausgabe muß noch kritisch kommentiert werden. Da konnte man auch, übrigens nicht zum "ersten" mal lesen, dass der "Nazikollaborateur Erich Frost, auch 'Überrest'Glied, ... das ganze Werk in der Nazizeit aus Rache an anderen Brüdern 'hochgehen'" ließ.
So einfach ist die Sachlage nicht. Es ist bekannt, das Frost ihn belastende Gestapoprotokolle unterschrieb. Ob diese Sachlage allerdings schon ausreicht, um die Vokabel vom "Kollaborateur" in den Mund zu nehmen, stelle ich in Frage. Mit Sicherheit war Frost kein "Superheld". Er hat unter Druck, wie man so im Jargon sagt "gesungen". Das ist unbestreitbar. Die Geschichte kennt tatsächliche Kollaborateure. Aus dem politischen Bereich sei einmal der Name Quisling genannt. Das war ein norwegischer Politiker, der an der Spitze einer von den Nazis eingesetzten Marionettenregierung stand.
Frost hingegen saß seit seiner Verhaftung ununterbrochen im Naziregime ein. Die tatsächlichen Kriterien eines "Kollaborateurs" sind in seinem Falle nicht erfüllt. Und was die bosartige Unterstellung anbelangt, er habe aus "Rache" andere "hochgehen" laßen, so ist auch dies zurückzuweisen. Der Fall Frost reduziert sich auf menschliches Versagen in einer Drucksituation. Es wäre zu schön um wahr zu sein, hätte Frost diese Prüfung anders gemeistert. Wäre es so, hätte er höchstwahrscheinlich auch zu denen gehört, die das Naziregime nicht überlebt haben
Das Thema Uraniabuch, über das an anderer Stelle dieser Webseite schon einiges gesagt wurde, findet auch in dieser CV-Ausgabe seinen Niederschlag. Diesmal in der Form eines Votums des Dr. Reinhold Pietz (zeitgenössisch kompetenter Beobachter kleinerer Religionsgemeinschaften, aus der Sicht der Evangelischen Kirche in der DDR). Zitat aus der diesbezüglichen Wiedergabe in der CV:
"Ebenfalls (bewertet er) die Darstellung von Schicksalen der Zeugen Jehovas im 'Dritten Reich' als zu einseitig, wobei er aber auch einräumt, daß es verdienstlich sei, wenn auf diese Weise der Mythenbildung entgegengetreten wird, die sich die Sekte in ihrem Schrifttum angelegen sein läßt".
A ha: Mythenbildung. Jenes Wort müsste noch heute einigen in den Ohren schrillen!
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
CV - ihr Zweck
Kommentare und Informationen für Jehovas Zeugen. CV
befaßt sich in freier, christlich und menschlich verantwortungsbewußter
Diskussion mit der Verkündigung der Organisation der Wachtturmgesellschaft. Die
Beiträge sind undogmatisch und vielseitig, ohne immer der Ansicht des
Herausgebers zu entsprechen. Es ergeht der Ruf zu Unterstützung und Mitarbeit
Nr. 45 Gera November 1972
BLICKPUNKT BROOKLYN
"Leitende Körperschaft"
plötzlich im Vordergrund!
Verfolge dieses brisante Thema!
Tauchte doch zur WTG-Mitgliederversammlung am 1.
Oktober 1971 im Kongreßsaal in Buckingham, Pennsylvania, USA, eine folgenschwere
Frage auf: "Es ging um das Verhältnis zwischen dem Vorstand der als Gesellschaft
(WTG) gesetzlich eingetragenen Körperschaft und der leitenden Körperschaft" der
Zeugen Jehovas. "Sind sie ein und dasselbe, also identisch, oder unterscheiden
sie sich?" (WT 1. April 1972, S. 221 dt.) Die Antwort war nein, die WTG sei nur
ausführendes Organ der "Leitenden Körperschaft".
Viele haben nach wie vor Mühe oder machen sich überhaupt keine Mühe zu erkennen, um was hier eigentlich geht. Es ist ihnen allenfalls eine untergeordnete juristische Frage, die ein Laie sowieso nicht versteht. In Wirklichkeit ist dies aber eine hochbrisante Frage, und es müssen ernsthafte Dinge vor sich gehen, daß sie überhaupt gestellt wurde! Es ist eine Frage, die - wird sie von der WTG nicht geschickt beantwortet - die WTG in ihrer Existenz bedroht. Denn es ist nichts weniger als die Macht- und Autoritätsfrage der WTG: Hat sie ihre reale Macht und Autorität von Gott oder vom USA-Staat? So hart und scharf steht diese Frage!
CV unterbreitet hierzu erste tiefere Untersuchungen Die Anmerkung "WTG" in Klammern in den Zitaten ist hinzugefügt, um besser unterscheiden zu können. Zur Information außerdem: G. G. Reuter, Zweigbüro Wiesbaden, ist Mitglied der Pennsylvanischen Körperschaft der WTG.
Was bedeutet die jetzige "Abwertung" oder Zurücksetzung der WTG? Ist sie irgendwie zu sehr kompromittiert? Hat das mit 1975 zu tun? Mit der neuen Ostpolitik der USA? Mit anderen Veränderungen? Mit dem bisherigen WTG-Antikommunismus Eine neue WTG-Strategie? Verfolge dieses brisante Thema in den anschließenden Beiträgen!
Konflikt WTG -
"Leitende Körperschaft"
Wer bestimmt wen? Wer ist von wem abhängig? Wer hat
die Macht und Autorität und wer ist untergeordnet? Wer hat zu bestimmen, wer nur
auszuführen? Das war die Konfliktsituation auf der WTG-Mitgliederversarnmlung
1971. Oder war dies nur ein Scheinkonflikt? Das wird sich später zeigen. Hier
folgt die WT-Darstellung:
"Die stimmberechtigten Mitglieder der Gesellschaft (WTG) möchten . . . nicht die Voraussetzungen für einen Konflikt oder Zwiespalt schaffen Sie möchten es nicht soweit kommen lassen, daß die leitende Körperschaft, die die Klasse des 'treuen und verständigen Sklaven' vertritt, von dem 'Verwaltungsorgan' (der WTG), dessen sie sich bedient, beaufsichtigt und geleitet wird. Schließlich wedelt der Schwanz nicht mit dem Hund, sondern der Hund wedelt mit dem Schwanz. Ein den Bestimmungen des Cäsars entsprechendes religiöses Rechtsinstrument (WTG) sollte nicht versuchen, seinen Urheber zu beaufsichtigen und zu leiten". (WT 1. April 1972, S. 216 dt.)
Hat jemand bisher zwischen der "Leitenden Körperschaft" als Vertretung des "Überrests". oder der "Sklavenklasse" und der WTG als ein "den Bestimmungen des Cäsars", d. h. der politischen USA-Regierung entsprechendes Instrument unterschieden? Sollte jetzt in Brooklyn mit den Bestimmungen des "Cäsars" etwas Neues durchgesetzt oder verhindert werden? Was für "Versuche" wurden da angeblich verhindert? Oder ist das alles wirklich nur eine gezielte politische - weil mit Bezug auf den "Cäsar" - Scheinstreitfrage?
Die jetzt gemachte Unterscheidung zwischen WTG und 'Leitender Körperschaft' besagt, daß die WTG nicht kraft göttlicher Autorität beaufsichtigen und leiten kann, sondern dies dem "Cäsar entsprechend" tut, wenn sie es tut, also kraft US-staatlich zuerkannter Vollmacht. Das heißt, die WTG als e. V. oder inkorporierte (inc.) Organisation hat damit einen vom politischen Staat erlangten Autoritäts-Charakter und ist insofern vom USA-Staat abhängig. Sie sollte darum nicht versuchen, die (geistliche) "Leitende Körperschaft" usw. zu "beaufsichtigen und zu leiten". Bisher aber ist genau dies der Fall, wie die Tatsachen zeigen werden!
Daß etwas an dieser Sache dran ist, gibt die WTG selbst zu. Sie erklärt nämlich jetzt, "daß die Gesellschaft (WTG) nicht die verwaltende Körperschaft ist sondern das sie lediglich das ausführende Organ ist" (WT 1. April 1972, S. 217 dt.) Ab sofort werden in diesem Zusammenhang z. B. Briefe der WTG an die Versammlungen nicht mehr gestempelt oder unterzeichnet mit "Watch Tower Bible and Tract Society" (WTG) sondern mit Governing Body of Jehova's witnesses" (Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas) Natürlich kann das auch nur äußerliche Form sein, die nichts sonst besagt. Doch sollen alle in der Tat glauben, der Hund (die "Leitende Körperschaft") wedele mit dem Schwanz (der WTG), wie der WT sagte.
Ernst genommen ist das alles natürlich kein nur verbaler Streit ohne reale Bedeutung. Es ist die Frage, in welcher Vollmacht und Autorität das Werk beaufsichtigt und geleitet wird, in echter geistlicher Autorität vom "Überrest" her, oder durch die WTG mit ihrer vom USA-Staat sanktionierten Macht und Autorität. Das ist die Frage. Darum das Stichwort "Cäsar", darum reagierte man in Brooklyn offensichtlich auch.
Der WT vermittelt jedoch den Gesamteindruck, als sei die WTG immer nur ausführendes Organ und nie bestimmend gewesen. Natürlich, die Sache geht an den Nerv, an die staatlichen bzw. politischen Beziehungen der WTG und ihre Bedeutung. Soll das in Zukunft keine Bedeutung mehr haben. Aber welche Rolle spielte der "Cäsar" dann bisher für die WTG?
WTG nach wie vor letzte reale
Instanz
Wer beaufsichtigt und leitet nun tatsächlich wen?
Wer ist tatsächlich "Hund" und wer "Schwanz"? Der Hund-Schwanz-Vergleich ist
nicht nur ein witziger WT-Einfall. Er ist offensichtlich als etwas
"Idiotensicheres" gedacht, um diese an sich etwas komplizierte Materie auch dem
Einfältigsten plausibel zu machen. So ein Vergleich prägt sich recht leicht ein
oder wird gar zu einem geflügelten Wort. Das erscheint eher frappierend, denn
als simpler Bluff erkannt zu werden.
Wie ist nun das wirkliche Verhältnis zwischen "Leitender Körperschaft", und "Cäsar" oder politischem Staat in den USA? Schauen wir uns die grundlegenden Dokumente und typischen Entscheidungen näher an.
Aus der WTG Gründungsurkunde
Die "Gründungsurkunde der Wachtturm-, Bibel- und
Traktat-Gesellschaft" von 1884 nach der beglaubigten deutschen Übersetzung von
Charles H. Winkler, vereidigter Dolmetscher, besagt über die Autorität und
Vollmacht dieser Körperschaft oder Gesellschaft (WTG):
"l. Der Name der Körperschaft soll lauten: Zions Wachtturm Traktatgesellschaft (ab 1896 Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft) . . .
VII. Die genannte Körperschaft . . . soll alles und jedes Erforderliche ausführen können, was zur guten Leitung und zur Unterstützung der Angelegenheiten der genannten Körperschaft dienlich ist, sofern (dies) nicht . . . der Verfassung und den Gesetzen des Staates Pennsylvanien und der Verfassung der Vereinigten Staaten wider(spricht) . . .
VIII. Wenn durch Tod, Verzicht oder Entfernung im Vorstand ein Platz frei wird, soll . . . für den Fall, daß . . . freigewordene Stellen nicht (durch die Vorstandsmitglieder) innerhalb dreißig Tage . . . besetzt werden können, dann sollen die freigewordenen Posten durch Ernennung seitens des Präsidenten besetzt werden . . .
IX. Die genannte Körperschaft soll unter dem vorstehenden Namen, Benennung u. Titel (WTG) volles Recht und Befugnis haben, sich ein allgemeines Siegel anzuschaffen, es zu besitzen und zu gebrauchen.
Sie soll . . . fähig sein . . . zu verklagen und verklagt zu werden . . . in allen Arten von Prozessen, Klagen, Rechtshändeln, Streitigkeiten und Rechtssachen und irgendwelchen Forderungen, und sie soll alle hiermit zusammenhängenden Dinge in ebenso rechtsgültiger und wirksamer Weise tun können, wie es irgendeine andere Person oder Personen, Körperschaften mit juristischer oder staatsbürgerlicher Befugnis im Staate Pennsylvanien tun können oder mögen.
. . . da es gesetzmäßig und dem
Gemeinwesen nicht abträglich zu sein scheint, ordne ich hiermit an und bestimme
. . . das . . . die betreffenden Unterzeichneten . . . eine Körperschaft unter
dem Namen Zions Wachtturm Traktat-Gesellschaft für die hierin genannten Zwecke
und zu den hierin genannten Bedingungen bilden sollen.
P. H. Collier, Hilfsrichter
Gerichtshof für Zivilsachen Nr. 1
Grafschaft Alleghany, Staat Pennsylvanien
15. Dezember 1884 - Amtssiegel."
Was besagt diese
Gründungsurkunde bezüglich der Autorität und Vollmacht der WTG, gebildet nach
den Gesetzen des USA-Staates Pennsylvanien? Sie besagt: Die WTG ist eine
Körperschaft mit der staatlich erteilten Vollmacht, "alles und jedes
Erforderliche zur guten Leitung" ihrer Angelegenheiten ausführen zu können! Das
ist keine andere "Leitende Körperschaft" über ihr, deren "wedelnder Schwanz" sie
wäre! Die WTG selbst ist die "Leitende Körperschaft", ist der amtliche
Sachverhalt. "Leitende Körperschaft" und WTG sind in Wirklichkeit völlig und
gesetzlich identisch!
Der WT bestätigt diesen Sachverhalt
Der WT vom 1. Jan. 1956, S. 26
dt. bestätigt das vollauf, wenn er sagt:
"Was zählt ist die einfache Ernennung durch die
bevollmächtigte leitende Körperschaft
Die Tatsache, daß die Unterzeichnung von Hand oder
durch Stempel (Siegel) erfolgt, ändert an der Sache nichts
Wenn der Stempel derjenige der leitenden
Körperschaft ist und von jemandem aufgedrückt wird, der die Vollmacht zur
Benutzung dieses Stempels besitzt, so ist die Ernennung maßgebend und bindend
So möge denn niemand die Kraft eines richtig
gestempelten Briefes unterschätzen. Der Stempel verleiht ihm Gewicht und
Autorität
Daher werden gestempelte Ernennungsbriefe, in
vielen Fällen Formularbriefe von der Watch Tower Bible and Tract Society (WTG)
und ihren vielen Zweigstellen heute als dienliches Mittel verwendet . . ."
Das heißt ebenfalls klar und unzweideutig: Die WTG i s t s e l b s t die "Leitende Körperschaft". Es gibt keine andere, die "beaufsichtigt und leitet" und selbst ernennt!
Letztlich kraft ihres Stempels oder Siegels, das ihr staatsgerichtlich genehmigt ist: Das entspricht auch völlig der Gründungsurkunde von 1884, die auch 1971 nicht geändert wurde. Oder doch? Heimlich?
Wie muß man das also einschätzen, was die WTG jetzt über sich selbst mit dem Hund-Schwanz-Vergleich sagt? Ist da nicht die jetzt behauptete Unterordnung der WTG unter eine "Leitende Körperschaft" eine Fiktion, Sand in die Augen, Vernebelung einer Sache, von der man nicht wissen soll, wo sie letztlich hinzielt?
WTG und "Leitende Körperschaft"
auch personell identisch
Wer bildet eigentlich die jetzt plötzlich in den
Vordergrund gestellte "Leitende Körperschaft"? Bisher ist das nur eine anonyme
Gruppe, die als solche nirgends namentlich genannt ist. Niemand denke gar, sie
sei mit dem "Überrest" oder der "Sklavenklasse" identisch. Dafür ist sie viel zu
klein. Selbst der WT versteckt sie förmlich. In einer kleinen Fußnote im WT vom
1. April 1972, S. 218 dt. heißt es in winziger Schrift: "Zur Zeit besteht die
leitende Körperschaft aus elf gesalbten Zeugen Jehovas". Das ist in der Tat
erstaunlich!
Und wer sind diese elf (11) Personen? Der WT nennt sie nicht. Warum nicht? Wir können sie aber etwa identifizieren, weil der WT wenigstens sagt: " . haben die stimmberechtigten Mitglieder der Gesellschaft (WTG) Personen in den Vorstand (der WTG) gewählt, von denen sie wissen, daß sie zur leitenden Körperschaft gehören". (S. 216). Die WTG-Vorstandsmitglieder sind also gleichzeitig Glieder der "Leitenden Körperschaft" oder umgekehrt.
Nennen wir also elf (11) WTG-Vorstandsmitglieder, dann haben wir die "Leitende Körperschaft"!
Laut Jahrbuch 1972 handelt es
sich um folgende Personen oder WTG-Vorstandsmitglieder:
N. H. Knorr, WTG-Präsident, Hauptgeschäftsführer,
USA.
F. W. Franz, WTG-Vizepräsident, Haupttheoretiker,
spricht 8 Sprachen (englisch, französisch, deutsch, spanisch, portugiesisch,
lettisch, hebräisch), Studium an der Universität Cincinatty, USA.
G. Suiter, WTG-Finanzverwalter und WTG-Sekretär,
USA.
J. A. Groh, WTG-Hilfsfinanzverwalter und -Sekretär,
USA.
M. H. Larson, WTG-Fabrikdirektor, USA.
M. G. Henschel, WTG-Direktor, USA.
T. J. Sullivan, WTG-Direktor, USA.
L. A. Swingle, WTG-Direktor, USA.
G. M. Couch, WTG-Direktor, USA.
L. K. Greenless, WTG-Direktor, USA.
A. P. Hughes, Vizepräsident der IBV (WTG) England
(?)
Nun könnte man sich ewig streiten, ob hier die WTG die Hauptrolle spielt oder die "Leitende Körperschaft", da es sich bei beiden um die gleichen Personen handelt. Wie kann man da entscheiden, wer "Hund" und wer "Schwanz" ist, und wer mit wem "wedelt"?
Wenn tatsächlich die "Leitende
Körperschaft" und nicht die WTG den Ton angeben soll, dann müßten die
geistlichen Dinge oder Interessen entscheidend und bestimmend sein.
Ein anderes Kriterium bliebe bei der
Personengleichheit schwerlich für die "Leitende Körperschaft" übrig.
Das Entscheidende oder Bestimmende ist jedoch nicht, was man die Lehren oder geistlichen Interessen des Werkes nennen könnte. Das Entscheidende und Bestimmende ist die reale Macht, Gewalt und Autorität, die aus dem WTG-Geschäftsbetrieb, aus dem WTG-Kapital und aus dem WTG-Besitz an Fabriken und Grundeigentum erwächst, das ständig in Betrieb gehalten werden will und muß. Eine Autorität, die so aus der WTG erwächst und nur mit staatlicher Sanktionierung wahrgenommen werden kann. Wozu der USA-Staat Brief und Siegel gab. Das Kapital muß arbeiten können, sonst gibt es eine Katastrophe. Das heißt, die Anlagen, Maschinen, Kapitalien, Einrichtungen und Fabriken müssen in Betrieb gehalten werden, mit allem drum und dran. So etwas hat nämlich seine Eigengesetzlichkeit, die dann ausschlaggebend wird.
Die geistlichen Interessen sind
dem untergeordnet. Sie sind dementsprechend nicht nur laufend angepaßt worden.
Ihre entsprechende lehrmäßige Geschichte bewegt
sich zudem in zahlreichen Widersprüchen, Widerrufungen, Erneuerungen,
Umstülpungen und Veränderungen, abhängig von den institutionellen
Existenzinteressen der WTG, die nach ihren geistlichen Interessen oder Lehren
geurteilt, schon mehrere Male am Ende gewesen wäre. Zum Beispiel mit den
festgesetzten Weltendedaten 1914 und 1925. Aber die Lehren sind eben nicht
entscheidend.
Was machte z. B. WTG-Präsident Rutherford 1925? Während der "Überrest" und "treue und verständige Sklave" auf das Weltende wartete, kam Rutherford mit einer Tasche voll nordamerikanischer Dollars nach Magdeburg, ließ dort neue Büros und Fabriken schaffen und startete so die WTG in eine weitere Zeitperiode. Die überlebten Lehren oder geistlichen Dinge wurden aus den Köpfen vertrieben und durch neue ersetzt. Das ist die Wirklichkeit.
Der wirkliche "Hund", der da mit dem "Schwanze" wedelt, war, ist und bleibt also die WTG. Das umgekehrt anzunehmen, wie der WT jetzt einredet, entbehrt jeden Beweises Bis heute zumindest.
Soll die WTG beseitigt werden?
Natürlich ist nicht ausgeschlossen, daß sich jetzt
tatsächlich eine Änderung dieses Sachverhaltes vollzieht oder anbahnt. Immerhin
steht 1975 vor der Tür! Das würde aber auch eine Änderung des US-staatlich
sanktionierten Charakters der WTG bedeuten, letztlich eine Änderung der
Gründungsurkunde selbst. Das wäre allerdings die Entmachtung der WTG. Das
wiederum würde die Liquidierung aller WTG-Institutionen, Einrichtungen,
Kapitalien und Fabriken bedeuten, die doch aber allein immer wieder den Fortgang
des Werkes verlangen.
Tatsächlich stellt der WT allen
Verkündigern jetzt eine solche WTG-Existenzfrage! Sie wird ihnen sogar im WT
unbeantwortet überlassen:
"Vor 1900 Jahren wirkte die Klasse des 'treuen und
verständigen Sklaven' in Verbindung mit ihrer leitenden Körperschaft ohne eine
vom Cäsar genehmigte, gesetzlich eingetragene Körperschaft (WTG), und sie hatte
Erfolg und leistete Hervorragendes. Wie verhält es sich mit der leitenden
Körperschaft der Klasse des 'treuen und verständigen Sklaven' in der heutigen
Zeit? Kann sie ebenfalls ohne die gesetzlich eingetragene, nichtgewinnbringende
Körperschaft, bekannt als die s Watch Tower Bible and Tract Society of
Pennsylvania, wirken und dabei Erfolg haben? Im Lichte des Beispiels, das uns
die Apostel und ihre Mitältesten der Versammlung in Jerusalem im ersten
Jahrhundert u. Z. gegeben haben, überlassen wir dir die Beantwortung dieser
Frage". (WT 1. April 1972, S. 218 dt.)
Was aber wollen Knorr, Franz, Suiter, Groh, Larson, Henschel, Sullivan, Swingle, Couch, Greenless und Hughes als "Leitende Körperschaft" ohne die WTG in dieser modernen Zeit anfangen? Wären sie ohne WTG nicht völlig ohnmächtig Was soll also jene unbeantwortete Frage?
Der Streit um die Einsetzung der
"Leitenden Körperschaft"
Wer den Stein ins Rollen brachte, sagt der WT
nicht. Aber es wurde die erstaunliche Feststellung getroffen, daß die
gegenwärtige Mehrheit der 450 wahlberechtigten Mitglieder der WTG überhaupt
nicht zum "Überrest" gehört: "Nicht einmal ganz die Hälfte (200) gehören zu dem
gesalbten Überrest der 'Sklaven'-Klasse. Die meisten sind also Jünger Christi,
die keine himmlische Hoffnung haben". (WT 1. April 1972, S. 214) Dazu sollte man
allerdings Philipper 3:17-19 und Epheser 4:4,5 aufmerksam lesen!
"Es erhebt sich daher die Frage", sagt der WT kann diese Mehrheit von stimmberechtigten Mitgliedern, die sich aus 'anderen Schafen' zusammensetzt, bei der Wahl der Mitglieder des Vorstandes der Watch Tower Bible and Tract Society gleichzeitig die Glieder der gesalbten leitenden Körperschaft der Klasse des 'treuen und verständigen Sklaven' wählen? (CV: Es ist bisher so!) Nach der Bibel ist dies nicht möglich. Es ist nicht nur deshalb nicht möglich, weil sie keine gesalbten Erben Gottes und keine Miterben Jesu Christi sind, sondern weil die leitende Körperschaft der 'Sklaven'-Klasse nicht von einem Menschen eingesetzt wird.' (WT 1. April 1972 S. 214)
Sie schlagen Löcher in die Luft
Warum kommt man erst im Jahre 1971 auf diese Sache?
Was für eine Herumdokterei an der "theokratischen Autorität"!
Ein weiterer Beweis, wie fragwürdig doch alles ist.
Was wird man denn noch alles "feststellen"?
Nun aber zu dem entscheidenden Gesichtspunkt dieser Streitfrage: Die "Leitende Körperschaft" werde "nicht von einem Menschen eingesetzt". Wir hatten mit der WTGGründungsurkunde, bestimmter WT-Aussagen und an Hand des realen Sachverhalts bereits festgestellt, daß die WTG nach wie vor s e 1 b s t - der WTG-Vorstand - die "Leitende Körperschaft" ist. Das ist im Auge zu behalten! jetzt wollen wir prüfen, wie denn die, die nach dem WT die "Leitende Körperschaft" sind, seit dem sog. Kommen Christi zu seinem Tempel 1914 tatsächlich zu ihrer Macht und Autorität gekommen sind bzw. kommen.
Es war das entscheidende Jahr 1917. "Harmagedon" war 1914 nicht gekommen. Die Organisation lag "wie ein Leichnam auf der Straße". Doch die WTG existierte natürlich noch. Es mußte also weitergehen. WTG-Präsident Russell war inmitten dieser Wirren 1916 gestorben. Seine "rechte Hand", USA-Staatsanwalt J. F. Rutherford, hatte die Aufgabe, das gesamte Werk jedoch irgendwie passend fortzusetzen Von der Sache her war das kein Problem, der WTG-Apparat konnte schnell wieder in Gang gesetzt werden Sie hatten eigentlich nie aufgehört zu drucken.
Es war aber doch ein Problem, nämlich ein geistliches. Die Mehrheit der "Überrest"-Glieder der WTG-Leitung, der Direktoren, wollte Rutherfords neue Leitungsmethoden und vor allem seine neuen religiös-politischen Lehren für das Werk nicht akzeptieren. Sie waren gegen Rutherfords Liquidierung von Russells geistigem Erbe (zu dem die WTG heute vielfach wieder zurückkehrt: Persönlichkeitsbildung, bei Russell Charakterentwicklung, Obrigkeit, Älteste usw.) Rutherford dagegen wollte als künftiger Präsident unabsetzbar sein. In der Verkündigung sollte damals durch einen verschärften Kampf gegen die deutsch-feindliche amerikanische Geistlichkeit eine Unterstützung der damaligen prodeutschen amerikanischen Innenpolitik sowie Außenpolitik durchgeführt werden. Hauptmittel dafür war der in Rutherfords Auftrag geschriebene Band VII der "Schriftstudien", genannt eine "Bombe". Die Mehrheit der verantwortlichen "Überrest"-Glieder war jedoch gegen diese "Bomben"-Lehren.
Die Streitfrage war also primär eine geistliche. Es ging um die neuen "göttlichen Wahrheiten" der WTG, die Rutherford verbreiten wollte (oder sollte?) Um sie durchzusetzen, mußte er die Träger der geistlichen Gegenseite beseitigen, die wie gesagt allerdings die Mehrheit der verantwortlichen "Überrest"-Glieder bildeten.
Was geschah? Wie wurden neue "Überrest"-Glieder der "Sklavenklasse" eingesetzt, die Rutherfords neuen Geist garantierten? Nicht durch Menschen oder Menschenwerk? Durch Jehova?
Rutherford wandte Artikel VIII der staatlich sanktionierten WTG-Gründungsurkunde an. Eigenartigerweise war die Frist einer Neuwahl ausgerechnet jener Mehrheit des "Überrests" überschritten. Offensichtlich war das Rutherfords Absicht gewesen. So konnte er sie statutenmässig stürzen, d. h. davonjagen und Hörige einsetzen. Die Gestürzten "Überrest"-Glieder waren völlig machtlos, weil Rutherfords Vorgehen durch die WTG-Gründungsurkunde formell gesichert war, was er notfalls mit Gericht und Staatspolizeigewalt durchsetzen konnte, wenn sie nicht gehen wollten, entsprechend den Bestimmungen des Cäsars.
Wie also wird über die geistliche Leitung des Werkes entschieden "Von oben"? Das wird nur so gesagt. Bis heute wird die tatsächliche Macht und Autorität in organisatorischer wie in geistlicher oder geistiger Hinsicht über Jehovas Zeugen auf keine andere als jene USA-staatsrechtlich sanktionierte Weise aufrechterhalten und durchgesetzt, wo sie gefährdet scheint, wie es Rutherford 1917 praktizierte, und deren Träger allein die WTG ist, keine andere "Leitende Körperschaft" über ihr.
Macht und Autorität bei einer "Leitenden Körperschaft" über der WTG zu suchen oder zu fordern, heißt Löcher in die Luft schlagen. Wie sich die elf da oben selbst verstehen oder als was sie sich auch ausgeben, reale Macht und Autorität in organisatorischer und lehrmäßiger Hinsicht haben sie nur in ihrer Eigenschaft als WTG-Präsidenten und WTG-Direktoren. Nur in dieser Eigenschaft können sie Ernennungen und Lehren durchsetzen und tun dies auch. In letzter Konsequenz mit Hilfe der Staatsgewalt.
Weitere Beispiele
Ein typischer Fall ist auch die Vertreibung des
deutschen WTG-Zweigdieners und "Überrest"-Glieds Paul Balzereit 1945/46 aus der
WTG, angeblich als Nazikollaborateur. Dabei hatte Balzereit religiös und
politisch nichts anderes getan, als was die "Überrest"-Glieder J. F. Rutherford,
N. H. Knorr und M. C. Harbeck von Brooklyn bzw. Washington aus anordneten. Auch
Balzereit wurde unter WTG-Drohung, gerichtliche und staatliche Mittel
einzusetzen, vertrieben. Um den Nazikollaborateur Erich Frost, auch "Überrest"Glied,
der das ganze Werk in der Nazizeit aus Rache an anderen Brüdern "hochgehen"
ließ, als anderen Zweigdiener einzusetzen.
Und schließlich konnte "Überrest"-Glied Erich Frost die geistliche und organisatorische Verantwortung in Deutschland erst übernehmen, nachdem er die amtliche Sanktionierung durch das USA-State Department (Aussenministerium) in Washington erhalten hatte. Diese "Cäsar"-Sache geht sogar soweit, daß das Zweigbüro der WTG in Westberlin drohen konnte, sie würden Brüder, die biblische Kritik an der antikommunistischen Verkündigung der WTG vorbringen, als "Agenten des Ostens" der amerikanischen Militärpolizei ausliefern!
Zur Nachprüfung all dessen
siehe:
"Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben", WTG 1960.
Kapitel: Ein Samenkorn der Rebellion gepflanzt. Die Freigabe des Buches 'Das
vollendete Geheimnis' wirkt wie eine Bombe. Eine letzte verzweifelte
Anstrengung, die Leitung an sich zu reißen.
"Jehovas Zeugen", Marley Cole, Pyramiden-Verlag
Frankf./M 1956, WTG-Vertrieb. Abschnitte: Innerer Aufruhr Neue Mitglieder des
Vorstandes.
"Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die
Wachtturmgesellschaft", M. Gebhard, Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1970.
Abschnitt: Ein USA-Staatsanwalt reißt die Macht an sich.
Wer also wen?
Die leitende und führende Rolle hat eine besondere
"Leitende Körperschaft" über die WTG? In Wirklichkeit werden "Überrest" und "Sklaven"-Klasse
mit Polizei- und Staatsgewalt im Hintergrund von der WTG, besser von denen, die
in der WTG die realen Machtmittel, in der Hand haben, dirigiert, und wenn nötig
bezwungen. So wurde die Macht und Autorität in der Organisation geschaffen und
gesichert. So wurden die "theokratischen" Kämpfe um Lehre und Dienstämter
ausgefochten. In allen entscheidenden Konflikten wurde also immer wieder
bestätigt: Ein den Bestimmungen des Cäsars entsprechendes religiöses
Rechtsinstrument (die WTG) beaufsichtigt und leitet in Wirklichkeit.
Politische Hintergründe?
Schauen wir noch einmal genau hin. Wie wurde in
Brooklyn auch entschieden? So: "Ein den Bestimmungen des Cäsars entsprechendes
religiöses Rechtsinstrument (WTG) sollte nicht versuchen, einen Urheber (die
"Leitende Körperschaft") zu beaufsichtigen und zu leiten". Die 'WTG-Beziehungen
zum "Cäsar", zu Staat und Regierung in den USA, spielen also eine bestimmte
Rolle. Warum wird dieser "Cäsar"-Gesichtspunkt hervorgehoben? Wir erinnern
daran, daß mit der Frage gespielt wird, daß es auch ohne die WTG gehen könnte.
Sind in Brooklyn ernsthafte Kräfte wirksam, die den USA-"Cäsar" abschütteln
wollen? Wenn alles nicht nur ein Scheingefecht sein soll, müßte man das
annehmen.' Im WT ist allerdings immer nur die Spitze des Eisberges zu sehen. Was
der WT durchblicken und erkennen läßt, muß schon hohe Wogen und Wellen schlagen.
Also der USA-"Cäsar". Fühlen einige, daß die WTG, und das Werk hierdurch irgendwie kompromittiert wäre? Das wäre eine politische Frage. Was könnte das sein? Was Könnte zugrunde liegen?
Es können die politischen Vorgänge sein, die jetzt im deutschen Zweig der internationalen WTG ihre Zuspitzung gefunden haben. Denn noch immer ist der deutsche Zweig mit seinen ca. 89 000 Verkündigern (Jahrbuch 1972) mit Abstand das bestimmende WTG-Hauptbollwerk außerhalb der USA.
Im Bereich des deutschen WTG-Zweiges hat sich eine Verwicklung der WTG mit dem Konflikt zwischen Kapitalismus und Sozialismus/Kommunismus vollzogen und zugespitzt wie nirgends sonst in der Welt. Dabei ist offenbar geworden, daß die WTG hieran von Anfang an auf der antikommunistischen Seite stand und steht, in Abhängigkeit von entsprechenden Kräften des USA-"Cäsar" und ihrer Ostpolitik in Ausnutzung der Religion.
Tausende einfacher Verkündiger und Diener, die hiermit eigentlich überhaupt nichts zu tun haben wollen, haben das bisher bitter bezahlen müssen, während sich die verantwortlichen WTG-Führer in westlicher Sicherheit halten. Was für Hirten!
Wie ist das publik geworden? Ohne Übertreibung kann man sagen: 1970 erschien in der DDR und in der BRD eine Dokumentation über die Zeugen Jehovas und die Wachtturmgesellschaft (WTG) worin die gesamte bisherige WTG-Entwicklung in religiös-politischer Hinsicht in den wesentlichsten Fragen aufgedeckt wurde. Das bereits erwähnte Werk "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft", Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin Auch Blaubuch genannt. Es ist inzwischen zur "heißesten Ware" in der Organisation geworden. Bis in die USA selbst.
In diesem Blaubuch wird dokumentiert, wie die WTG als "religiöses Rechtsinstrument den Bestimmungen des Cäsars entsprechend" bisher politisch antikommunistisch gearbeitet hat. Diese Aufdeckung ist einmalig und hochbrisant Sie kann nicht ohne direkte oder indirekte Folgen bleiben. Es kommt aber noch mehr zusammen.
Auch die Weltlage ändert sich, so daß die WTG über kurz oder lang ihre entsprechenden Bibel-"Wahrheiten" wieder ändern müßte. Die jetzigen Verträge zwischen der UdSSR, Polen und der BRD und der Besuch von USA-Präsident Nixon in Moskau versprechen eine Wende in der auf Europa konzentrierten Weltpolitik zugunsten einer friedlichen Koexistenz zwischen den sozialistischen und kapitalistischen Ländern. Da müssen auch die antikommunistisch kläffenden Hunde etwas zurückgepfiffen werden. Dazu gehört leider auch die WTG mit ihren Kläffereien wie "rote Religion!", "rote Faschisten!", "kommunistenverseucht!", "Wahnsinnige, ungezügelte wilde Tiere hinter dem Eisernen Vorhang!", "rotes" Ungeziefer, "den Kommunismus besiegen!" u. a. m. (Blaubuch). Die letzten WTs zeigen, daß sie bereits merklich zurückgepfiffen wurde.
Das ist natürlich ein Anlaß, auch in Brooklyn, über den "Cäsar" und die Beziehungen zu ihm etwas tiefer nachzudenken.
Und noch etwas kommt dazu. 1975, das proklamierte Weltende rückt näher! Das macht nicht nur einige kopflos in Brooklyn, die nun jammern, man hätte sich nicht so weit festlegen sollen. Das ist auch das endgültige Ende, daß man irgendeinem seit 1914 noch zumuten kann. Und doch muß es nach 1975 irgendwie weitergehen. Die Eigengesetzlichkeit der WTG zwingt dazu. Es müssen eben neue Lehren aufgestellt werden. Die das vorbereiten, müssen also eine Umwertung aller Werte vornehmen. Doch wie soll es weitergehen? So kommen heftige interne Kämpfe hinzu.
Noch sind insgesamt keine neuen
prinzipiellen Entscheidungen in Brooklyn gefallen. Was jetzt im WT als eine Art
"Entmachtung" der WTG zugunsten einer "Leitenden Körperschaft" bekanntgegeben
wird, dem Anschein nach, ohne fortan "den Bestimmungen des Cäsars" entsprechen
zu müssen, ist widersprüchlich. Möglicherweise haben sich die 200 "Überrest"-Glieder
tatsächlich empört über die Mehrheit von 250 "anderen Schafen", denen sie den
"Cäsar" zum Vorwurf machen, verbunden mit dem antikommunistischen Kurs der WTG.
Vielleicht ist das aber nur ein Scheingefecht, dessen Getöse eine ganz andere
Weichenstellung übertönen soll. Wir können jedoch sicher sein, daß sich bis 1975
noch mehr ereignen und ändern wird. Denn der innere Druck in der WTG nimmt immer
mehr zu, und 1975 wird einiges in die Luft sprengen.
K. 0.
Machtkämpfe in der
hiesigen Organisation
Einige Hauptprobleme
Die Entwicklung des Werkes selbst wie auch der
Umweltverhältnisse sind auf niemanden ohne Einflug oder Wirkung Viele Dinge
kommen hier mittelbar oder unmittelbar zusammen und finden dann in den
Verhaltensweisen auch der verantwortlichen Diener ihren Ausdruck.
Mancher mag sich dieser Zusammenhänge nicht bewußt
sein. Aber es ist so. Welches sind nun die wichtigsten Dinge hier und heute?
"Meine Herren, Sie meinen wohl ein Jahr!", schleuderte der Bezirksdiener-Ost, Friedrich Adler, 1950 dem Obersten Gericht der DDR ins Gesicht. Inzwischen sind mehr als 20 Jahre ins Land gegangen. Die jenen Dienern und ihren Reden von 1950 glaubten, sind die skeptische Generation geworden, die nun erleben muß, wie sie doch "vergeht". Erst jetzt scheinen sich Kräfte in der WTG zu regen, die jene Verkündigung einer "Besiegung des Kommunismus" (WT 15. Sept. 1961) möglicherweise durch eine Verkündigung neuer Art "inmitten des Kommunismus" ersetzen wollen. (WT 15. Febr. 1972). Hier kann eingefügt werden, daß CV einen nicht geringen Anteil an solcher Änderung haben dürfte. CV hat von Anfang an darauf hingewiesen, daß Christen nicht die "menschliche Ordnung" des Sozialismus/Kommunismus zu bekämpfen, sondern sich ihr "um des Herrn Willen" einzuordnen haben. (l. Pet. 2:13)
Noch ist dieser neue Kurs "inmitten des Kommunismus" jedoch nicht völlig klar und eindeutig. Noch gilt das Babylon-Buch: "Die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht geändert". (S. 537 dt.) Die fanatische antikommunistische Hetze seit den fünfziger Jahren wie "Kommunisten - wilde Tiere" u. a. m. (WT 1. Juni 1952) ist nicht widerrufen. Sie wird jedoch zur Zeit nicht in dieser Form fortgesetzt. Die jetzige Weisung aus Wiesbaden, nur neue Literatur zu verwenden, läßt hier nachdenken. Es leuchtet da ein, daß die unmittelbar Verantwortlichen am Ort vor ziemlichen Problemen stehen, wie es auf längere Sicht weitergehen soll. Müssen sie doch fähig und bereit sein zur Rechenschaft vor jedem, der sie fordern kann. (l. Petr. 3-15)
Dazu kommen weitere wichtige Dinge. Die in jener "Kampfzeit gegen den Kommunismus" geltenden "göttlichen Wahrheiten" über die Obrigkeit wurden bekanntlich um 1962/63 wieder verworfen. Man hatte also obendrein auch hier unter einer falschen Flagge gekämpft! Dann war nach dem zweiten Weltkrieg ganz groß verkündet worden: 1972 sind die 6000 Jahre endgültig um! (Die Wahrheit wird euch freimachen, Zeitrechnung). Aber 1972 kommt etwas ganz anderes. Die einst um 1930 liquidierten Ältesten werden wieder hervorgeholt!
Damit wird eine Umgruppierung verbunden, die wieder mit dem 1966 in die Welt gesetzten Datum 1975 als Ende der 6000 Jahre in Zusammenhang steht. Was sich jetzt als ein gefährliches Festnageln auf eine kurze Frist erweist Für die Alten, die 1975 tatsächlich als die letzte Grenze betrachten müssen, gibt es keine Chance mehr.
Es müssen junge in die Dienstämter, mit denen man nach 1975 weitermachen kann. Dabei kommen alle, die sich auch über die bedenkliche antikommunistische Entwicklung der WTG nunmehr Gedanken zu machen beginnen, gleich mit unter die Räder dieser Umgruppierung oder Säuberung.
Es ist doch nicht so, daß sich niemand Gedanken macht über mögliche Hintergründe der Veränderungen in Lehre und Organisation! Was kommt noch? Wo soll das hingehen?
Wer bleibt? Wer muß gehen? Wer setzt sich gegen wen oder über wen hinweg durch? Andererseits können die Verantwortlichen doch nicht unschlüssig herumstehen.
Sie begreifen wieder nicht, wie schriftswidrig das ist angesichts der Worte des Apostels Paulus, "im Verkehr mit den Nichtchristen ehrbar zu wandeln", (l. Thess. 4:12), "von den hinterhältigen Dingen losgesagt" und "nicht mit List" (2. Kor. 4.2 NW). Da sie das selbständige Forschen in der Schrift kaum gelernt haben, sind sie schwerlich imstande zu erkennen, wie sich "die Dinge" in Wirklichkeit "verhalten" (Apg. 17:11).
Wie Feuer und Wasser wurde die Situation, von der Leitung bedauerlich unterstützt. Das kam alles anders als beabsichtigt.
Zur Auseinandersetzung vor dem
Komitee
Vor dem höchsten Komitee kam es zum Prozess (1972).
Die Anklagen waren grotesk. Nicht das Wesen der Situation wurde behandelt. Nicht
die Lage. Nicht die Frage des wohin angesichts der doch sichtbaren Entwicklungen
und Veränderungen Mit persönlichen Diffamierungen und Verleumdungen sollte
Besonnenheit und Vernunft ausgeschaltet und fanatischer religiös-politischer
Rigorismus wieder zur Geltung gebracht werden. "Ausschluss", wer diesen
"Fortschritt" hemmt.
Um diesen Strick zu drehen, werden jahrelang zurückliegende sittliche Verfehlungen lediglich Angehöriger ausgegraben Werden leichtfertige Zeugen gestellt bis hin zu den unglaublichsten politischen Verdächtigungen und Denunzierungen. Bis aufs Messer, wie man so sagt. Das Ende von Fanatismus ist immer tödlicher Haß.
Doch aus dem Zweigbüro wurde dieser ganze Prozeß des hiesigen höchsten Komitees umgestoßen. Was ist bei euch los? Wer kommt auf solche Ideen? Ein unverständliches Spiel. Alles oberflächlich. Nur subjektive Urteile, nicht ordnungsgemäß, nicht objektiv, keine Beweise. Nur persönliche Motive. Der Prozeß ist Verleumdung. Ankläger unfähig für weitere Dienstämter. Kein Ausschluß. Allerdings Umbesetzungen. Eine Art Kompromiß.
Das zum allgemeinen Hintergrund, vor dem sich in der hiesigen Leitung ein erbittertes Ringen um die realen Machtpositionen in Führung und Anleitung vollzog bzw. vollzieht.
Zu den Gegensätzen
Es stehen sich vornehmlich zwei Haupttendenzen
gegenüber.
Langjährig erfahrene Diener, die die Entwicklung seit 1950 erlebt haben und durch die vielen Fehlentscheidungen und Irrtümer in Organisation und Lehre zu Besonnenheit neigen, was den Fortgang der Dinge betrifft. Andererseits jugendliche Eiferer, die in Unkenntnis oder Mißachtung dessen die Alten stürzen wollen (oder sollen?), weil sie angeblich "den Fortschritt des Werkes hemmen".
Die Eiferer sind etwa denen vergleichbar, die in den Jahren 1945/1950 in ihrer Unerfahrenheit, in ihrer lediglichen Ungebundenheit und familiären und anderen Entwurzelung, aber auch in ihrem Ehrgeiz, leicht dazu benutzt werden konnten, das Werk in eine neue Zeitperiode zu führen. Bekanntlich war der zweite Weltkrieg als Harmagedon-Beginn verkündigt worden (Dein Name werde geheiligt, S. 329). Das mußte verscheucht werden.
Dann galt es, jenen religiös-politischen Kampf gegen Sozialismus und Kommunismus aufzunehmen, in den damals von USA-imperialistischer Seite möglichst alle Kirchen und Religionsgemeinschaften eingespannt werden sollten, verblendet davon, den "Kommunismus" vor allem in Europa binnen kurzem "zurückrollen" zu können.
Diese Eiferer gebärden sich dazu äußerst arrogant gegenüber den Alten, fahren ihnen über den Mund, wissen alles besser und "kennen keine (staatlichen) Gesetze" außer "was die Mutter (Organisationsleitung) sagt". Genau die Haltung, wie sie unter der falschen Obrigkeitsflagge eingenommen wurde. Unter der die Organisation damals in die politischen Auseinandersetzungen geführt wurde. "Keine Angst", "theokratische Kriegslist anwenden", "damit der Feind keine Löcher schlägt", sind wieder die Losungen.
Was lehren diese Vorgänge?
Junge, unerfahrene religiös-politische Eiferer
drängen wieder nach vorn oder werden gedrängt. Stehen dahinter jene, die 1975
eine Katastrophe kommen sehen, wenn nicht junge, von der bedenklichen
Vergangenheit unbelastete Eiferer das Werk übernehmen? Für die 1975 noch nicht
unbedingt das "endgültige Ende" sein muß? Mit denen man weitermachen kann? Soll
der religiös-politische Antikommunismus jetzt als Verkündigung "inmitten des
Kommunismus" dabei wieder zum Vihikel werden, u m
d u r c h K a m p f n a c h a u ß e n v o n d e r G e f a h r i n n e n -
Z u s a m m e n b r u c h 1975 - a b z u l e n k e n? Wollen bestimmte Kräfte in
Wiesbaden und Brooklyn aber auch keine Konflikte in der Organisation, um die
Ältesten-Reorganisation in Ruhe, ohne Aufsehen, durchfuhren zu können? Wie weit
spielt die Zurückstellung der Ältesten-Einführung hier bis 1973 - 1972 soll das
erst in der BRD geschehen - eine Rolle?
Was wird jetzt konkret darunter verstanden, "inmitten des Kommunismus" verkündigen zu wollen? Bedeutet das eine Anpassung an die gegenwärtige westliche antikommunistische Strategie und Taktik? Oder sind das Anzeichen einer echten Orientierung auf das biblische Verhalten des Christen, "um des Herrn willen aller menschlichen Ordnung untertan" zu sein, sich also einzuordnen?
(l. Petr. 2:13) Das wäre hoffnungsvoll. Aber der WT vom 1. Juni 1972 dt. mit seinem erneuten Aufruf zur antikommunistischen "Kriegslist" im Widerspruch zu 2. Kor. 4:2 NW knüppelt diese Tendenzen erneut nieder. Aber was denken sie über den Weitergang nach 1975? Die einfachen Verkündiger werden über nichts gründlich informiert.
Sind die gegenwärtigen
Auseinandersetzungen hier die "Vorboten" der unheilvollen Festlegung auf 1975?
Man kann solchen Termin nicht ohne Folgen in die Welt posaunen Eingestanden oder
nicht, schwelt das überall im Hintergrund der Dinge und Erscheinungen. Auch wer
jetzt durch die kompromißhafte Umbesetzung an die Schalthebel der Macht des
Dienstamtes gekommen ist, kann all diesen Fragen nicht mehr ausweichen, wenn er
nicht ein bedenkloser Eiferer sein will. Wir werden weitersehen.
F. F.
Der Ausweg aus
Sinnlosigkeit, Halbheit und Abenteurertum
Soll es so weitergehen?
Muß es erst immer Tausende sinnlosen Opfer,
berechtigte Rebellion und tragisch in den "zweiten Tod" Gestoßene geben,
andererseits Gerichtsurteile und Verbote, bis begriffen wird, daß bestimmte
religiös-politische Praktiken, Methoden und Lehren falsch, haltlos,
verantwortungslos und unbiblisch sind? Geändert wird dann natürlich oft. Siehe
der Fall Obrigkeitliche Gewalten! Aber die sinnlosen Opfer Nicht anrühren, sie
könnten nämlich zu Anklägern werden!
Zweigdiener Kelsey wird daran erinnert, dar weiter in der englischen Ausgabe von "Vergewissert euch über alle Dinge" von 1965 u. a. die antikommunistische WT-Kommunismus-Definition weggelassen ist, wie sie 1953 und 1957 galt. Wo ist aber die deutsche Übersetzung der 1965-Ausgabe Soll der deutsche Zweig das antikommunistische Hauptbollwerk der WTG bleiben? "Die Deutschen" weiter ins Feuer und auf den antikommunistischen Altar? Weiter als sinnlose Opfer?
Eindringlich sei daher allen zugerufen: Vergewissert euch endlich der politischen Tendenzen und Grundlagen, die gegenwärtig mit der Verkündigung verbunden sind! Wer da redet, die 2 oder 3 Jahre bis 1975 kommen wir schon noch so hin, dann sind Gesellschaft, Regierung, Staat, Sozialismus und Kommunismus sowieso hinweggefegt, dann ist sowieso alles vorbei, ist ein religiös-politischer Abenteurer Der WT selbst erwähnt 1975 längst nicht mehr. Leider werden solche antikommunistischen Abenteurer immer wieder durch den WT gestärkt: "Wer der Feind ist oder wie er angreift, darüber besteht kein Zweifel. Wir sehen, wie weltliche Obrigkeiten, Regierungen und andere Einrichtungen dem Willen Satans gehorchen".
Natürlich speziell "hinter dem
Eisernen Vorhang". Wie gehabt.
Und dieser WT-Schreiber im Jargon des
imperialistischen kalten Krieges weist an: "Verkleiden, vermeiden, daß man
erkannt wird. Kriegslist anwenden" (WT 1. Juni 1972 dt. Abs. 20, 17, 15)
Was für eine grobe Entstellung des Sachverhalts! Die Regierungen sind doch grundsätzlich "Obrigkeit von Gott" und als solche anzuerkennen und zu unterstützen. (Römer 13:1-7) Was aber macht der WT? Jede sozialpolitische Mitverantwortung wird öffentlich bekämpft. Wer eine Regierung wählt, weil sie schließlich nach Römer 13 ins Amt kommen muß, wird als Satansdiener gebrandmarkt. Und obwohl Sozialismus und Kommunismus zu den "menschlichen Ordnungen" gehören, denen Christen sich nach 1. Petr. 2:13 einzufügen haben, werden sie schon seit der 3. WT-Ausgabe von 1879 bekämpft (WT 1. Jan. 1962, Abs. 5) Wer also greift wen an?
Wer schürt ununterbrochen
Feindschaften? Denen ihr seit bald hundert Jahren schon laufend geopfert werdet?
Jetzt mutig hervortreten
Die Entscheidungen, die jetzt fallen müssen und werden, in Sachen richtiges biblisches Verhalten inmitten der sozialistischen Gesellschaft nach 1. Petr. 2:13, - nicht "verkleidet" und nicht mit List" (2. Kor. 4:2 NW), sind von großer Tragweite.
Es sind bedauerlich Gutgläubige, die ehrlich auf 1975 hoffen, da selbst der WT dieses Datum nicht mehr nennt. Es wird also weitergehen. Das bedeutet aber auch, es muß eine völlig neue Orientierung geben. Denn "diese Generation wird nicht vergehen" hat sich bis 1975 nicht erfüllt. Nichts aber kann nach 1975 so weitergehen wie zuvor. Die mögliche Endzeit seit 1914 ist abgelaufen. Es beginnt eine neue Periode, eventuell sogar ohne die WTG, wie in Zusammenhang mit der "Leitenden Körperschaft" zur Diskussion gestellt ist.
Es gibt aber auch Diener, die
"vorsichtig" sein wollen und behaupten, es sei noch nie ein Datum festgesetzt
worden:
Lebt danach, aber wartet nicht auf 1975. Sie
sollten im Blaubuch nachlesen, was es schon für Daten gegeben hat!
Was geht in den Köpfen dieser Diener vor? Ihre Rede ist doch Halbheit und Inkonsequenz, weder heiß noch kalt, sondern lau. Sie machen nichts als einen Eiertanz. Allerdings wagen es einige überhaupt nicht, auch nur darüber nachzudenken, was wird, wenn 1975 nichts passiert! Solchem Schwebezustand kann nur ein dramatischer Sturz folgen.
Es gibt also zwingende Gründe, jetzt überall die Initiative zu ergreifen. Es muß eine völlige Neuorientierung kommen. Beginnt zunächst in den Kreisen eures Vertrauens Worauf kommt es nun in den Existenzfragen der Organisation hier und heute an?
Schluß mit dein schriftwidrigen Antikommunismus. Schluß mit allem politischen Mißbrauch des Glaubens. Schluß mit aller sozialpolitischen Verantwortungslosigkeit. Schluß mit allen kriminellen Machenschaften des Geldschmuggels, des Betruges und der Irreführung von Polizei und Behörden. Anerkennung von Recht und Verfassung in unserem Lande.
Seid überzeugt, viele erwarten das. Initiative findet hier großen Widerhall und eine gespannte Aufmerksamkeit. Die Zeit ist reif. Die Dinge entwickeln sich bereits. Schon werden von Brüdern in verschiedenen sozialistischen Ländern Pläne und Konzentration entworfen und auf die Tagesordnung gesetzt, so daß sich Zweig- bzw. Hauptbüro damit befassen müssen. Natürlich ist aller Anfang schwer. Jede Lawine beginnt mit einem Schneeball. Also werft die Schneebälle. Es sollte eine große Schneeballschlacht werden.
Ab 1975 kann es sowieso nur
anders weitergehen.
Ein Wort hinter die Ohren zu schreiben
Die anderen Christen, die anderen Menschen, die
anderen Gläubigen, die Nichtchristen, die Kommunisten, die Regierung, der Staat
- alles nur "der Feind"? Den Vertretern solcher Feindbilder sei rechtzeitig
folgendes gesagt: Kommt schnellstens zur Besinnung. Die Verfassung läßt weder
Glaubenshaß noch Aufbringung gegen andere Gemeinschaften und Bevölkerungsgruppen
(Nationalismus) zu. Sie duldet keine solchen Feindbilder und Gehäßigkeiten im
eigenen Volk. Sie ist auf Humanismus gegründet und verlangt von jedem Bürger ein
entsprechendes humanistisches Verhalten, gegen Verfeindungen und gegenseitiges
Hassen gerichtet. Alle Gemeinschaften müssen diesen Humanisums respektieren.
Wir erleben täglich, wie die religiös-politischen Verfeindungen und Gehässigkeiten mittelbar oder unmittelbar, direkt oder indirekt zu blutigen Kriegen beitragen. Die WT-Feindbilder verschärfen vor allem den antikommunistischen Haß, ein Same, der dann unabhängig von euch aufgeht, den ihr aber als Sämann zu verantworten habt! Die Bibel dagegen verlangt, "mit den Nichtchristen ehrbar zu wandeln", "niemanden zu schmähen, sondern friedfertig und sanftmütig gegen alle Menschen" zu sein. (l. Thess. 4:12, Titus 3:2) Nicht oft genug können diese Schriftstellen vor Augen geführt werden!
Nach 1975 ist alles offen!
Wir wissen, daß der Kampf um einen solchen
realistischen Kurs nicht einfach ist. Das wäre jedoch echter Pionierdienst Aber
seid sicher, fast alle haben den ständigen antikommunistischen politischen
Kollisionskurs der WTG satt. Sie sind nur ängstlich. Es ist an der Zeit, daß nun
auch hier Pioniere unter den Dienern hervortreten, die die Last dieser
Verantwortung zu tragen bereit sind. Sie lassen euch in eigener Verantwortung
ihren Antikommunismus auslöffeln. Ihr sollt "die Tasche tragen"! Sie halsen sie
euch einfach auf! Verantworten müßt ihr also, so oder so! Warum also nicht mit
der Schrift gegen den Antikommunismus, wenn ihr um diese Frage sowieso nicht
herumkommt?
Mit 1975 muß sowieso alles
geändert werden. Die mögliche Endzeit seit 1914 ist vorbei. Alle warten auf
umfassende Änderungen, die einen voll Spannung, andere still. Nehmt den Kampf
auf, mit ihnen, für sie, wenn ihr "rechte Hirten" seid.
A. Z.
Interessante
Mitteilungen
Präsident der Kirchenkanzlei der EKU über die
Dokumentation "Die Zeugen Jehovas"
Ab 1. 9. 1972 wurde der verantwortliche Bearbeiter
der "Sektenkundlichen Mitteilungen" (Siehe CV 38, S. 8), Dr. theol. Reinhold
Pietz zum Präsidenten der Kirchenkanzlei in der "Evangelischen Kirche der Union"
gewählt. Dr. Pietz leitete zuvor 12 Jahre eine Predigerschule zur Ausbildung
kirchlichen Nachwuchses, und zwar zuletzt als Superintendent eines Berliner
Kirchenkreises tätig.
In seiner Besprechung des im
Urania-Verlag Leipzig-Jena -Berlin 1970 erschienenen Buches "Die Zeugen Jehovas.
Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft" gelangt er zu der
Feststellung:
"Das so . . . entstandene Buch ist zur
aufschlußreichsten vorliegenden Veröffentlichung über die gesellschaftliche und
politische Komponente in der Propaganda der Sekte und über die
daraus folgende öffentliche Bedeutung ihrer
Tätigkeit geworden. Da es zum größten Teil nicht aus kommentierendem Text,
sondern aus (auszugsweisen) photomechanischen Reproduktionen von Schriftstücken,
Büchern, Bildern, Zeit- und Flugschriften besteht, besitzt es ohne Zweifel für
jeden konfessionskundlich oder religionspolitisch Interessierten als
Quellensammlung einen hohen Wert".
Kritisch wird von ihm die Darstellung des WTG-Antikommunismus in dem Buch bewertet in der Richtung, daß nach seiner Meinung die Verneinung a l l e r politischen Mächte durch die WTG nicht genügend zum Ausdruck kommt. Ebenfalls die Darstellung von Schicksalen der Zeugen Jehovas im "Dritten Reich" als zu einseitig, wobei er aber auch einräumt, daß es verdienstlich sei, wenn auf diese Weise der Mythenbildung entgegengetreten wird, die sich die Sekte in ihrem Schrifttum angelegen sein läßt".
Als "überraschendes Dokument" bewertet er den Brief, "den die Magdeburger Zentrale von Jehovas Zeugen unmittelbar nach dem am 24. 6. 33 ausgesprochenen staatlichen Verbot der Sekte an Adolf Hitler richtete, es läßt erkennen, in welchem Maße man damals noch bereit war, mit den Nationalsozialisten zu paktieren!"
Seltsamer "Wachtturm"
Die im Bezirk Dresden und Karl-Marx-Stadt
erscheinende Tageszeitung "Die Union" vom 10. 6. 1971 bewertet Jehovas Zeugen
und das vorstehend genannte Buch wie folgt:
"In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
entstand in den USA aus einer Splittergruppe der Adventisten eine neue religiöse
Gemeinschaft, die sich den Namen "Ernste Bibelforscher" gab. In Europa wurde sie
zuerst unter dem Namen "Internationale Bibelforscher-Vereinigung" bekannt. 1931
nannte sie sich "Zeugen Jehovas".
Im Laufe eines Jahrhunderts
wurde aus der Bibelforschergruppe in den USA eine internationale Gemeinschaft
mit etwa eineinhalb Millionen Anhängern. Allein für Herstellung und Vertrieb der
Literatur dieser Gemeinschaft wurde eine Geschäftsfirma unter der Bezeichnung
Zions Wachtturm-Traktat-Gesellschaft (später Wachtturm-Bibel und
Traktat-Gesellschaft - WTG) gegründet. Diese Gesellschaft hat eine
außerordentliche Macht entwickelt, wobei das entscheidende Mittel, mit dem ein
autoritäres Regime über die "Zeugen Jehovas" aufrechterhalten wird, das
Glaubensdogma ist, die Wachtturmgesellschaft sei als Körperschaft "der sichtbare
Vertreter des Herrn auf Erden".
Sie nimmt für sich in Anspruch, keine andere
Obrigkeit anzuerkennen als die Führer der WTG.
Im Urania-Verlag Leipzig erschien unlängst eine Dokumentation über die WTG, die Aufklärung gibt über das unglaubwürdige und haltlose Werk, das die Geschichte der "Zeugen Jehovas" charakterisiert. Diese interessante Arbeit ermöglicht einen Einblick in die Tätigkeit der Wachtturm-Gesellschaft, die sich auf Gott und Christus beruft und sich dabei doch ausschließt ans der menschlichen Gesellschaft. Schließlich aber ist auch der Christ ein Teil der Gesellschaft und nimmt aktiv an der Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens teil.
Gerade am Beispiel des Urchristentums zeigt die Bibel selbst, daß es durchaus nicht im Widerspruch zum Christentum steht, politisch mitverantwortlich zu sein und entsprechend zu handeln. Christlicher Auftrag macht vielmehr frei, nicht zuletzt auch für eine verantwortliche Mitarbeit beim Aufbau des Sozialismus.
Das aufklärende Buch über die Tätigkeit der "Zeugen Jehovas" dürfte dazu beitragen, die Hintergründe des politisch reaktionären Wirkens der Wachtturmgesellschaft und ihrer Führer zu enthüllen".
Geschätzte Informationsquelle
Die in Berlin erscheinende Monatsschrift
progressiver Katholiken "begegnung" (Nr. 10/71, S. 33) teilt ihren Lesern zu
diesem Buch mit:
"Die 'Wachtturm-Bibel- und Traktat-Gesellschaft'
von Pennsylvania, USA (abgekürzt WTG), Ende des 19. Jahrhunderts gegründet, ist
die leitende Körperschaft der international als 'Zeugen Jehovas' (früher
'Bibelforscher') auftretenden Gemeinschaft. 1950 wurde sie in der DDR verboten,
weil sich die 'Zeugen Jehovas' erwiesenermaßen staatsfeindlich betätigten und
unter Mißbrauch religiöser Anschauungen eine umfassende Untergrundtätigkeit
organisierten.
Das jetzt erschienene Buch über die WTG und die 'Zeugen Jehovas' liefert dafür überzeugende dokumentarische Beweise. Darüber hinaus bietet es eine fundierte, mit vielen Dokumenten belegte Darstellung der gesamten Geschichte der WTG unter religiösen und politischen Aspekten Als vorherrschende Leitlinien der 'Zeugen Jehovas' werden dabei deutlich: Liebedienerei dem Kapitalismus gegenüber, offensive Bekämpfung des Kommunismus und Ablenken in sozialpolitisches tatenloses Hoffen' (S. 133f). Wer sich für die WTG-Bibeldeutungen und ihre gesellschaftspolitischen Hintergründe interessiert, wird dieses Buch als Informationsquelle schätzen".
Über weitere Urteile und Informationen zur Dokumentation "Die Zeugen Jehovas" siehe auch die vorangegangenen CV-Ausgaben.
"Christliche Veranwortung": Herausgeber Wolfgang Daum, 65 Gera, Böttchergasse 1 - DDR. Erscheint monatlich! Preis: M 0,20, Jahresabonnement M 2,00. CV kann auch kostenlos bezogen werden. Konto-Nr. 4562-43-8015 Kreis- und Stadtsparkasse Gera.
A 8254-72 V 7 1 2238
Siehe auch:
Christliche Verantwortung Jahrgangsmไ฿ig zusammengefasst 1973