"Christliche Verantwortung" zusammengefasst 1974

CV 55 - 65

Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 55

Es ist schon bald nicht mehr zählbar, wie oft in der CV das Problem Geldtransfer durch Jehovas Zeugen, angesprochen wurde. Will man den Grundsatz, dass der "Ton die Musik" macht, dabei noch mit zur Anwendung bringen, dann ergibt sich ein düsteres Szenario. Handfeste Drohungen direkter und indirekter Art. Das ist die Substanz der diesbezüglichen Ausführungen. Der DDR-Staat muss es offenbar nötig gehabt haben. Seine Schergen in seinem Dienst, wollten gut leben. Also brauchten sie Buhmänner. Das Thema Geldtransfer war für sie ein solch ergiebiges, bis zum Überdruss ergiebiges Thema.

"Diplomatie oder Konfrontation"? das ist auch im Falle der zeitgenössischen Einschätzung von CV die Frage.

Leute, die die "Weisheit mit Löffel gegessen" haben, wie der Heidelberger Theologieprofessor B..., möchten es aus heutiger Sicht gerne so interpretieren, dass es im Falle CV, und genauer, überhaupt im Falle "DDR", nur eines hätte geben dürfen: Konfrontation und nochmals Konfrontation. Wie man weiß war die Wirklichkeit etwas differenzierter. Jene Möchtegerne-Konfrontäre waren zur fraglichen Zeit nicht immer die "gefragtesten". Auch die evangelische Kirche in der alten Bundesrepublik stand schon zeitgenössisch vor der Frage. Wie soll sie die CV einschätzen. Wichtiger noch. Wie soll sie diese ihre Einschätzung in der Öffentlichkeit artikulieren. Ihr damals zuständiger Referent, Dr. Hans-Diether Reimer entschied sich offenbar für den Weg der "Diplomatie", für das "durch die Blume durchblicken lassen", des zu kritisierenden. In Heft 5/73 des "Materialdienstes" war sein diesbezügliches Statement abgedruckt, dass in dieser CV-Ausgabe genüsslich zitiert wird.

Die Konfrontäre hatten und haben sicherlich keine "Freude" an dieser Stellungnahme. Indes auch das sei noch gesagt. Zeitgenössisch schwiegen die Zeugen Jehovas und ihre genannten Hilfstruppen dazu. Ergo haben sie sich selbst des Rechtes beraubt, heute nun diesbezüglich groß in "Entrüstung" sich zu produzieren.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte lnformation zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit

Nr. 55 Gera Januar 1974

WORAUF KOMMT ES JETZT AN?
Liebe Leser
Wir stehen wieder vor einer fundamentalen "irdischen" Fehlorientierung durch die WTG. Die Brennpunkte sind:
1. Mit 1975 wurde wieder - wie 1925 - weltweit ein unhaltbarer Zeitpunkt verkündigt, mit dem für jeden ernsten Betrachter die gesamte WT-Endzeitvorstellung steht oder fällt. Nun zeichnet sich immer deutlicher die Verwerfung auch dieses Zeitpunktes durch die WTG selbst wieder ab. Sie ist damit auch für diese Generation weltweit unglaubwürdig geworden, was die Endzeit betrifft. Der "Aufstand" von über 300 Bethelbrüdern in Brooklyn unterstreicht das dramatisch.
2. In der "Resolution" der WTG-Kongresse 1973 mit den Worten: Die Nationen führen ihre Staatsgeschäfte nicht auf der Seite Gottes, indem sie ihre höchste Staatsgewalt dem Königreich Gottes abtraten. Sie stehen auf der Seite des Teufels", setzt die WTG des weiteren ihren grotesken weltpolitischen Unsinn fort, gegen alle notwendige irdische Gesellschaftsordnung oder "Obrigkeit von Gott" gerichtet. Die Staatsgewalt ist laut Bibel "Obrigkeit von Gott". Die WTG stellt weiter unmögliche Forderungen, die zur Staatsfeindschaft führen und die christlich geforderte Verhaltensweise zu Staat und Regierung auf den Kopf stellen. Wie sollte man die Staatsgeschäfte dem Königreich Gottes abtreten?
3. Keiner hat seine Hingabe vollzogen, um sich in den Kampf gegeben die notwendige menschliche Ordnung führen zu lassen, 1. Petr. 2:13, auch nicht unter antikommunistischer Fahne. Die WTG mißachtet völlig die schöpfungsbedingten natürlichen und sozialen Lebensbedürfnisse aller Menschen zu allen Zeiten in allen Ländern unabhängig von Nation, Rasse oder Religion, und die Notwendigkeit ihrer Befriedigung. Auch durch entsprechende Staatsgeschäfte. Die WTG vergiftet dazu die zwischenmenschlichen Beziehungen durch ihre feindliche, antikommunistische Frontbildung, anstatt anzuleiten, mit allen Menschen in Frieden zu leben. Titus 3:1, 2.
4. Die WTG ist dabei, alle einschlägigen Bibelerklärungen wieder abzuändern oder umzudeuten, um zu verhindern, daß auch diesmal - wie 1914 und 1925 - die Haltlosigkeit und Unglaubwürdigkeit ihrer endzeitlichen Wegweisung zum Bewußtsein kommen möge.

Diese fundamentalen "irdischen" Fehlorientierungen verlangen die Entscheidung. Wer könnte es länger verantworten, diesen unhaltbaren WTG-Weg weiter gutgläubig zu gehen und zu lehren? Wer will als solcher erfunden werden, der willig alles glaubt, wenn es nur von der WTG als " von Gott" ausgegeben wird?

Auf der Tagesordnung steht also eine immer dringender werdende christliche Neuorientierung. Was ist dabei die Verantwortung? Es sind die Ältesten, Aufseher und "Hirten der Herde", die vorangehen müssen. Sie haben die "Hand an den Pflug" gelegt, und können vor Gott und Menschen angesichts der WTG-Fehlorientierung nicht daraus entlassen werden, ohne zu helfen, wenn sie nicht schuldig bleiben wollen.

Folgende Schritte müssen getan werden:
Nehmt jede Möglichkeit wahr, euch selbst zu informieren und zu vergewissern, was die Probleme betrifft. Tut dies freimütig oder auch heimlich, wenn es die Umstände zunächst als geboten erscheinen lassen. Laßt euch nicht abhalten, alles zu prüfen, was zur WTG veröffentlicht wurde oder wird. Niemand darf länger einseitig informiert bleiben. Das ist die größte Gefahr.

Wendet euch auf beliebige Weise freimütig an CV. Fragt an, was ihr wissen wollt. CV gibt jede mögliche Information über die WTG aus Vergangenheit und Gegenwart. Lest CV regelmäßig, jede Ausgabe, so oder so. Niemand muß alles bejahen, worüber CV informiert. Unwissenheit führt zur Unmündigkeit.

Wendet euch auch an die Brüder und Schwestern, die schon früher eine kritische Haltung zur WTG eingenommen haben Sprecht mit ihnen, die wahren Gründe kennenzulernen. Viele von ihnen sind in der DDR in der Vereinigung freistehender Christen und im Bund freier Christengemeinden wieder vereint und tätig. Unter ihnen ist mancher Bethelmitarbeiter, erfahrene und noch wie vor hingegebene Brüder und Schwestern weiter in der Nachfolge Jesu stehend.

Wer denkt, unter den anderen Christen gäbe es keine echte Nächstenliebe und Christus-Nachfolge, ist völlig im Irrtum. Man muß angesichts der fundamentalen WTG-Fehlorientierung endlich die Überheblichkeit fallen lassen, allein "in der Wahrheit zu sein", und sich stattdessen mit anderen Christen freimütig austauschen. Auch das WTG-Werk wäre bestenfalls unvollkommenes Stückwerk.

Und schließlich: Angesichts der unmöglichen WT-Endzeit mit 1799, 1874, 1914, 1925, 1938, 1972, 1975 - n i e m a n d, d er
e i n m a l m i t D a t e n a n g e f a n g e n h a t, k a n n
d a m i t w i e d e r a u f h ö r e n, o h n e s e i n e n B a n k r o t t z u e r k l ä r e n - und 1966 (?) muß sich jeder endlich realistisch mit den "irdischen Pflichten" oder der sozialen Mitverantwortung auch des Christen befassen, um aus der antidemokratischen und antikomrnunistischen Staats- u. Gesellschaftsfeindlichkeit der WTG herauszukommen Christen sind auch Staatsbürger. Apg. 22:27 f. Und für DDR-Bürger gilt, daß "Christen verschiedener Konfession und Tradition, jeder auf seine Weise, einen legitimen Zugang zu sozialistischem Staatsbewußtsein finden." (Prof. Dr. H. Trebs, NZ 27. 10. 73 Berlin). Davon sind auch Jehovas Zeugen nicht ausgenommen. Das "irdische" Verhältnis muß biblisch in Ordnung gebracht werden.

Und dann steht auf, nehmt das Heft in die Hand, beratet völlig euch und schart alle um euch, die ihre Verantwortung vor Gott und Menschen ebenfalls erkennen. Tretet hervor und erhebt das Panier.

Ohne Furcht vor der WTG, sie ist nicht Gott. Sie ist am Ende mit ihrer Endzeit. Es muß anders weitergehen. Solange sie das nicht einsieht, ohne oder auch gegen sie. Sie hat sich mit 1975 erneut zur Unglaubwürdigkeit verurteilt, vor Gott und aller Welt.

Wir wollen aber auch andere ernste Seiten der Sache nicht verschweigen. "Nur jeder zehnte Ausgetretene sucht wieder noch einer religiösen Bindung in einer neuen Gruppe. Im Allgemeinen herrscht Enttäuschung und Skepsis vor. Jehovas Zeugen sind von ihrer 'Leitenden Körperschaft' gegenüber Kirche und Gesellschaft ja gänzlich verunsichert worden", sagt der ev. ZJ-Beobachter Dr. H.-D. Reimer, Stuttgart. Ein anderer ZJ-Beobachter in Berlin weist darauf hin, daß vor allem die jüngere Generation der Zeugen Jehovas einem religiösen Jenseitsglauben (himml. Hoffnung) durch die WTG völlig entfremdet ist, sie würde durch die WTG nur noch irdisch denken und glauben können. Alles andere sei für die jungen, aktiven Zeugen völlig belanglos, ein Kapitel, das in ihrem Leben endgültig abgeschlossen sei.

Wie dem auch sei, wir müssen jegliche Entwicklung dem überlassen, was christlicher Glaube und Erkenntnis im Herzen eines jeden bewirken.

Die ersten Schritte aus der verfahrenen WTG-Situation werden Pionier-Arbeit sein. Schritte in Wind und Sturm. Sie erfordern Standhaftigkeit und einen klaren Blick für das, um was es allein geht, nicht um die unantastbaren guten christlichen Grundsätze und Lehren, sondern um die völlig haltlose und aussichtslose WTG-Endzeitorientierung. Ergreift die "ausgestreckten Hände". Niemand steht allein. Und wir wachsen mit den Aufgaben.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

Es ist ganz anders als du glauben sollst
Über die "Wissenschaftlichkeit" der WTG
Eigentlich müßte, wer immer die problematischen Artikel der "Wachtturm-Gesellschaft" lesen und studieren mag, ein Universalgelehrter an Bildung und Wissen sein. Die ganze Welt mit ihren Problemen und Konflikten ist hereingenommen in die geistige Auseinandersetzung, die die WTG in ihren Schriften abhandelt und als geistige Speise darlegt. Zur Thematik vieler Artikel müßte man, wenn ehrlich vor sich selbst und letztlich verantwortlich vor Jehova Gott, erklären, daß man ihre hochspezielle Problemstellung nicht verstehe, da das Wissen bezüglich wissenschaftlicher Schlußfolgerungen nicht ausreichend ist.

In ganz besonderem Maße betrifft das die Fragen der Genetik, Mutationsforschung, Bionik und ihrer Grenzgebiete, die wir noch nicht einmal im Original nachlesen könnten, weil sich die Zitierungen der WTG hauptsächlich auf amerikanische und englische Quellen stützen. Es ist so, daß wir mit einer Fülle von Spezialinformationen überladen werden, ohne diese geistig bewältigen zu können.

Die Arbeit vieler Zeugen besteht nun einmal nicht darin, wissenschaftliche Spezialprobleme zu prüfen und zu unterscheiden, diese Lehrmeinung der Wissenschaft ist richtig, jene andere aber falsch. Nur Anmaßung oder dilettantische Selbstüberhebung könnte dazu verführen, zu behaupten, man verstehe Schlußfolgerungen der modernen Genetikforschung oder Astrophysik. Beweise aus irgendeinem beliebigen Gebiet der Wissenschaften kann ich kaum nachprüfen, ob sie wirklich beweisen oder nur schlußfolgernd behaupten, also Gedankenkonstruktionen vorsetzen und diese als "Beweis" ausgeben.

Es müßte die tägliche Arbeit sein, solche Fragen und Probleme zu durchdenken, unsere Werkzeuge müßten dieser Tätigkeit angepaßt sein. Die Spezialisierung der Arbeit in unserer technischen Zeit hat uns nicht ohne weiteres die Möglichkeit gelassen, über Probleme urteilen zu können, die wir von unserer Arbeitsfertigkeit her nicht mehr durchschaubar machen können. Wenn wir dennoch über solche Probleme reden und urteilen, die wir eigentlich gar nicht verstehen, dann wären wir bestenfalls geistige Hochstapler, im schlimmsten Fall aber Scharlatane und Menschenverführer, wenn wir damit auch noch an die Öffentlichkeit treten.

Die Schwierigkeit und Verantwortung beginnt doch schon im Geringen, da wir noch getröstet auf unsere Erkenntnisfähigkeit bauen dürfen. Wie schwer unsere Verantwortung als Christ wiegt, lieber Bruder, versuche ich. uns an einem simplen Beispiel zu zeigen. Ich frage nicht danach, um dich zu beschämen, den Gedanken daran wirst du später selbst aufgeben wollen. Nein, ich will nur sagen, worin und unter welchen Umständen wir bereits voll in unserer Verantwortung gefordert sind.

Mit dem WT 13/72 S. 411 sind wir im Thema:
"… Ferner sind Fachleute auf dem Gebiet der Medizin in vielen Ländern besorgt, weil sich die Geschlechtskrankheiten seuchenartig ausbreiten. In den Vereinigten Staaten steht die Syphilis jetzt unter den ansteckenden Krankheiten, die die meisten Todesfälle verursachen, nach der Tuberkulose gleich an z w e i t e r Stelle.'

Was hältst du davon, wenn du diesen Text im WT liest, da es sich um eine Information aus dem Bereich der Medizin handelt? Laß mich ruhig für dich antworten, wenn du dir noch nicht schlüssig bist. Wir neigen dazu, diese Informationen des WT als völlig erwiesen und damit wahr, auch im Sinne unserer christlichen Wahrheit, anzusehen, so ist das. Lies nun einmal diese Seite in der "internationalen Medizinal-Statistik" nach, hier diese Rubriken, vergleiche die besagte WT-Aussage mit dieser Statistik. Tröste dich, andere Zeugen haben daran auch nichts Auffälliges entdecken können Gewiß doch, in der statistischen Nomenklatur der einzelnen Krankheiten folgt zwar noch der Tuberkulose gleich die Syphilis, aber diese Reihenfolge drückt keine "Häufigkeit der Todesfälle" aus. Die Todesfälle werden unabhängig vom Nummernschlüssel der Krankheiten in einer anderen Spalte der Statistik ausgewiesen, denn Nummernschlüssel und "Häufigkeit der Todesfälle" sind nicht der Rangfolge entsprechend übereinstimmend angeordnet. Die Rangfolge ist eine ungeordnete Wertestaffel. Das gilt auch für die USA und alle Länder, die der WHO angeschlossen sind. Diese Normgebung ist ein Werk der UNO.

Wie heißt demnach die Frucht der vergleichenden Prüfung, wie kann sie nur heißen? Ja, bedauerlich, die WT-Aussage ist absolut falsch, denn Syphilis und Tuberkulose verursachen die wenigsten Todesfälle, das ist die Wahrheit. Niemand hat diese Schlußfolgerungen aufgezwungen, sie ist das Ergebnis der Prüfung der Beweise.

Hat sich der "Wachtturm" geirrt? Gerechterweise muß man die Möglichkeit dazu einräumen. Jeder Artikel in WT oder "Erwachet" wird vom Herausgeberkomitee gebilligt, und natürlich geprüft, nicht nur einmal, auf Wahrheit oder Irrtum. Die fähigsten Brüder entscheiden über die Veröffentlichung eines Artikels, alle haben sich geirrt?

Sag es nur so, wenn du willst, daß auch eine blinde Henne ein Korn finden mag, da will ich dir ganz zustimmen.
W. D.

Die WTG im gesetzwidrigen "Ostgeld"-Geschäft
Der Minister der Finanzen der DDR erließ am 5. 11. 1973 eine "Neuregelung des verbindlichen Mindestumtausches für Besucher aus nichtsozialistischen Staaten und Westberlin". (ND 5. 11. 73, BZ 5. 11. 73) Im Ostbüro der WTG in Wiesbaden ist diese Neuregelung inzwischen sorgfältig zu den Akten genommen worden. Nicht nur, weil die WTG wissen will, wie sie ihre Geheimkuriere in die DDR finanziell "ausrüsten" muß. Die WTG-Ostexperten haben inzwischen auch die Köpfe zusammengesteckt, was die Ursachen und Hintergründe dieser Neuregelung betrifft, weil sie das besonders betrifft.

Was ist gemeint? Die Neuregelung soll u. a. folgende illegale Einfuhr von Mark der DDR verhindern. Es heißt, "daß von Banken kapitalistischer Länder, insbesondere in der BRD und Westberlin, die Mark der DDR illegal gehandelt wird, obwohl ihre Ein- und Ausfuhr aus bzw. nach nichtkapitalistischen Ländern verboten ist". Die dafür willkürlich festgesetzten Kurse würden noch dazu nur einem Drittel der tatsächlichen Kaufkraft der Mark der DDR entsprechen, sind also wirtschaftliche Schädigung. Die WTG fürchtet nun, in diesem Zusammenhang gefährlich in die Schußlinie zu geraten Nicht ohne Grund, wie wir sehen werden.

Die WTG ist einer der "Zulieferer" für den illegalen Handel von Banken kapitalistischer Länder mit Mark der DDR. Befürchtungen wachsen im Zweigbüro, daß ein Gerichtsprozeß in der DDR diese Mittäterschaft aufdecken und zu katastrophalen Folgen für die WTG führen könnte. Wer weiß, was da kommt?

Werden wir konkret. Der illegale "Ost-Königreichsdienst" (I/66, 3) dokumentierte es, daß im Auftrag der WTG "zuverlässige Rentner und auch Besucher aus Westdeutschland" in Zusammenarbeit mit dem Untergrund-"Gebietsbruder" und anderen eingesetzt sind, Mark der DDR illegal in die BRD auszuführen und in Wiesbaden abzugeben. Von dort aus bestehen dann die entsprechenden Beziehungen mit den genannten kapitalistischen Banken.

So ist die WTG über ein Netz "vertrauenswürdiger Verkündiger" in der DDR ein kräftiger "Zulieferer" im gesetzwidrigen "Ostgeld"-Geschäft westlicher Finanzkapitalisten zur wirtschaftlichen Schädigung der DDR. Das "Scherflein der Witwe" wird von der WTG somit dazu mißbraucht, die noch Markus 12:17 zu respektierende Finanzordnung eines jeden "Casars", der "Obrigkeit von Gott", zu hintergehen, zu verletzen und zu brechen. Daß die "Engel des Herrn" hier schützend die Hand darüber halten, glaubt die WTG selbst nicht, denn dann brauchte sie keine List und Tarnmethoden auszuarbeiten, die die Schrift direkt verbietet. 2. Kor. 4:2 NW.

Was wird das Ende sein? Das kann man aus Römer 13:1-5 klar genug ablesen: "Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan, denn es gibt keine Gewalt, außer durch Gott. die bestehenden Gewalten stehen in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet . . . Denn die Herrschenden sind nicht für die gute Tat ein Gegenstand der Furcht, sondern für die schlechte . . . Fahre fort, Gutes zu tun, und du wirst Lob von ihr haben, denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber Schlechtes tust, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht ohne Zweck, denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Kundgabe des Zorns an dem, der Schlechtes treibt. Daher besteht zwingender Grund, daß ihr untertan seid. nicht nur jenes Zornes wegen, sondern auch eures Gewissens wegen". NW.

Aber gerade in diesen Gesetzesfragen herrscht in der Organisation eine Gewissenlosigkeit, die ohne Beispiel ist. Wissen denn die "Zulieferer" nicht, daß sie Schlechtes treiben, wenn sie in Mißachtung der Gesetze des "Cäsars" oder der "Obrigkeit von Gott" Geld in den Westen schmuggeln?

Wissen sie nicht, daß sie damit Römer 13 gröblichst verletzen? Sie wissen das alles! Und doch handeln sie nicht danach! Ja, was gilt für sie eigentlich Ist ihr Gewissen in diesen Dingen nicht durch die WTG-Schmuggelanweisungen ersetzt?
Ja!

Und die WTG ist in diesen Obrigkeitsfragen hinreichend als skrupellos erwiesen, ja, als buchstäblich über Leichen gehend Als sie nach ihren Fehlorientierungen der zwanziger Jahre - 1925! - ihre Macht schwinden sah, erfand sie "im Namen Jehovas" die Bibelauslegung, sie selbst sei sozusagen die einzige "Obrigkeit von Gott", und nicht die politische Regierung. Wer das nicht annehmen wollte, wurde erbarmungslos als "böser Knecht" davongejagt. Was für ein Hohn auf den Namen Gottes. Der ganze antikommunistische kalte politische Krieg der WTG in den fünfziger Jahren war auf diese Erfindung gegründet, ohne Rücksicht auf die Opfer Hat die WTG gewußt, daß diese Obrigkeitsdeutung falsch war? Ja, sie hat es gewußt! Bis 1929 hatte sie es ja selbst richtig praktiziert, und 1962/63 kehrte sie zu diesem früheren Verständnis zurück.

Und die auf diesem dreißigjährigen politischen Irrweg unschuldig verstoßenen und umgekommen Brüder und Schwestern?
Etliche, die noch leben, sind in den freien christlichen Versammlungen, auch in der DDR. Was sollten sie anders tun? Sie werden noch wie vor als "böser Knecht" von der WTG verteufelt, mit denen man nicht einmal reden dürfe.

Wer nun der WTG immer noch bedenkenlos in allem folgt gegenüber der "Obrigkeit", jetzt in den Schmuggel hinein, was hat dieser darin für ein Gewissen? Wahrscheinlich hilft hier erst das Äußerste, das "Schwert der Obrigkeit", das Gesetz und die Strafe, wie es Gott auch vorgesehen und angeordnet hat (Vers 4).

Doch wir dürfen nicht ungerecht sein. Die "Erfinder" wissen, was sie tun. Aber viele kennen die Vergangenheit nicht, und die WTG verschweigt und verdrängt alles, was da die Gewissen aufrütteln könnte. Doch es ist noch nicht zu spät, das eigene Gewissen wieder vor Gott und Menschen so zu schärfen, wie es die Schrift verlangt, wenn es sein muß - wie hier - gegen die WTG. Wenn erst das "Schwert des Gesetzes" der "Obrigkeit" spricht, ist es zu spät. Was wirst du tun?
C. W.

Die kriminelle "Ostgeld"-Zuträgerei der WTG
CVN-Pressekommentar. Im ND vom 5. 11. 1973 wurde in einem ersten Bericht zur neuen Geldumtauschregelung für westliche DDR-Besucher in der Begründung u. a. über den illegalen DDR-Geldhandel informiert, der in diesem Zusammenhang in der BRD und Westberlin betrieben wird. Im ND vom 8. 11. 1973 liegt uns ein weiterer Bericht dazu vor. Das Engagement der WTG bzw. Organisation der Zeugen Jehovas in diesen Dingen macht es erforderlich, näher auf dieses Engagement einzugehen, um vor Schaden zu bewahren. Wir sollten die Deutlichkeit in diesen Fragen mit Genugtuung und Dankbarkeit betrachten, denn nichts kann wichtiger sein, als unsere Rechte und Pflichten auch in unserem gesellschaftlichen Leben klar zu erkennen.

ND schreibt zu der Neuregelung: "Das war ein Schritt, der die Wirtschaft der DDR und jeden einzelnen Bürger unseres sozialistischen Staates angesichts des wachsenden Reiseverkehrs aus den nichtsozialistischen Ländern vor Schädigung schützen soll". Es ist keine Frage, daß die Sicherung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens der Bürger die Pflicht der Regierung ist. Römer 13:1-7, und Christen müssen zur Unterstützung jedes guten Werkes der "obrigkeitlichen Gewalten" bereit sein, Titus 3:1.

Was geschieht aber? "In der Tat werden in der BRD und in Westberlin mit unserer Mark Spekulationen betrieben, die auf eine Schädigung der DDR zielen. Es sind nicht etwa Schieber, die im Halbdunkel Schwarzhandel betreiben. Nein, es sind offizielle Institutionen in der BRD und in Westberlin, Banken, Sparkassen, Wechselstellen und andere Geldinstitute, die einen illegalen Handel unserer Mark zu spekulativen Kursen organisieren. Die Regierung der BRD und der Senat von Westberlin dulden diese öffentlich betriebenen Devisenvergehen . . . Die Banken, die unsere Mark zu ihrem Schwindelkurs verkaufen, weisen selbst auf das Gesetzwidrige ihres Tuns hin . . . Das heißt, die großen Gauner warnen diejenigen, die sich mit ihnen einlassen, vor möglichen Gefahren und raten ihnen, das Geld beim Grenzübertritt gut zu verstecken".

Bei der Beantwortung der Frage, wie diese "großen Gauner" überhaupt in den Besitz von DDR-Geld kommen, wenn Ein- bzw. Ausfuhr laut Devisenbestimmungen der DDR verboten sind, wird es nun heiß, letztlich für jeden einzelnen Verkündiger wegen seines eigenen vielleicht ungewollten derartigen Beitrages. Nicht aber so die WTG, die die Rolle des bewußten Zuträgers für die spielt, die den "illegalen Handel unserer Mark zu spekulativen Kursen zur Schädigung der DDR-Wirtschaft organisieren".

Wie ist die WTG in diesem kriminellen Treiben engagiert? In den Blickpunkt gerät hier das WTG-Ostbüro in Wiesbaden mit den verantwortlichen "Aufsehern" Pohl und Peter. Bis zum 13. August 1961, der Sicherung der DDR-Staatsgrenze zu Westberlin, befand sich dieses Ostbüro dort. Seine Verlegung nach Wiesbaden aus diesem politischen Anlaß ließ schon damals viele stutzig werden im Hinblick auf die politische Rolle der WTG. Das WTG-Ostbüro gibt die einschlägigen Weisungen, um die Zuträgerei im WTG-Einflußbereich zu organisieren.

Die Basis bilden die einzelnen G. H.-Abgaben. Das dürfte fast jeden betreffen. Es sei hier an den Aufruf von 1972 erinnert, die "Spendenfreudigkeit" zu erhöhen und die regelmäßige Geldausfuhr zu sichern. Der Aufruf kam aus dem Ostbüro in Wiesbaden. Im einzelnen besagen die Weisungen daß u. a. kein Kleingeld übermittelt werden soll. 100-Mark- und 50- Mark-Scheine werden bevorzugt. Die 100-Mark-Scheine sollen in Päckchen zu 20 000 Mark und die 50-Mark-Scheine in Päckchen zu 10 000 Mark geschmuggelt werden Bevorzugt sollen Verstecke in Pkw, Kinderspielsachen und Prothesen werden. Kleinere Mengen sollen an bestimmte Deckadressen in der BRD gesandt werden. "Zuverlässige" Schneider nähen Rentner-Kurieren vor ihrer Abreise Geldpäckchen in die Bekleidung ein. Laufend werden Kurierverbindungen und Kuriersysteme eingerichtet und für solche Zwecke genutzt. Bevorzugt läuft das alles über Westberlin. Andere Kuriere geben sich als "Besucher" der Leipziger Messe aus. Zahlreiche Besucher aus dar BRD bei Zeugen in der DDR werden eingeschaltet. Immer mehr müssen jedoch die tragische Erfahrung machen, daß der "Herr"' solche Sachen nicht "überwaltet", wie es ja auch nicht anders sein kann.

Das WTG-Ostbüro ist jedoch nur dann beunruhigt, wenn der illegale Geldstrom geringer zu werden droht, wie z. B. der "Spendenaufruf" von 1972 beweist. Der vor Recht und Gesetz gewissenlose kriminelle Charakter dieser Schmuggelei und die damit verbundene Tragik und Katastrophe für die, welche an die von dar WTG gepredigte "Überwaltung" glauben, beunruhigen keinen der Verantwortlichen. Ihre antikommunistische politische Verblendung verleitet sie dazu, die klaren Weisungen der Schrift bezüglich der Respektierung der Gesetze der "Obrigkeit" gegenüber der DDR und anderen sozialistischen Ländern skrupellos mit Füßen zu treten. Ihre Beteuerungen z. B. im Obrigkeits-WT (l. Jan. 63, S. 13, Abs. 3), daß sie auch die Gesetze der sozialistischen Staaten respektieren würden, sind bis zur Stunde nur ein offizielles Aushängeschild, eine religiös-politische Heuchelei, um umso verdeckter Recht und Gesetz dieser "Obrigkeiten" oder Staaten mißachten zu können.

Was ist von seiten der Regierung der DDR allen gesagt worden, die das betrifft? Es sei "unmißverständlich zum Ausdruck gebracht worden, daß diese Spekulationen (mit DDRGeld) eine bewußte Schädigung der DDR, eine Verletzung ihrer souveränen Rechte und eine Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten darstellen. Seitens unserer Vertreter wurde gefordert, daß die Mark der DDR nicht im Hoheitsgebiet der BRD und in Westberlin gehandelt wird und die illegalen Spekulationen sowie die Ein- und Ausfuhr der Mark der DDR beendet werden. Eindeutig wurde dabei auf die Verantwortung der Behörden der BRD und Westberlins hingewiesen. Staatsssekretär Dr. Kohl erklärte, wer vertragswidrig die Devisengesetzgebung der DDR mißachtet, muß die entsprechenden Konsequenzen hinnehmen". Auch die WTG hat mit ihren Devisenschmugglern diese Warnungen der DDR überhört" (ND).

Die "Aufseher" Pohl und Peter im WTG-Ostbüro in Wiesbaden haben sich nicht im geringsten stören lassen in ihren engen Kontakten mit den einschlägigen Spekulationsbanken und bei der Abstimmung der "Lieferungen aus dem Bereich der WTG. In ihrer Gutgläubigkeit, Einfalt muß man bald sagen haben mißbrauchte Kuriere, die "hochgegangen" sind, sie nicht etwa daran erinnert, daß ein "Hirte Christi" die Anvertrauten nicht zu Verbrechen und "Einmischung in fremde Dinge" mißbrauchen darf, wie es in 1. Petr. 4:15 heißt. Im Gegenteil, hurtig arbeiteten sie noch raffiniertere Anweisungen voll bibelwidriger List aus, 2. Kor. 4:2 NW, um weiter "liefern" zu können.

Das WTG-Ostbüro in Wiesbaden ist somit erneut als eine kriminelle Einrichtung erwiesen, daß gegen die sozialen Interessen der DDR und ihrer Bürger tätig ist. Die WTG wird dadurch eindeutig kriminell belastet. Es werden auch noch einige andere Finanzmanipulationen betrieben. Warum stellt sich die WTG auf diese Weise in den Dienst der "kalten Krieger" und beteiligt sich am politischen Geschäft, die DDR wirtschaftlich zu schädigen? Warum respektiert sie nicht die Gesetze des "Cäsars"? Erinnern wir uns an Christi Verhalten noch Markus 12. "Wessen Bild und Aufschrift" ist auf dem Geld? Was zog Christus daraus für eine Schlußfolgerung? Die WTG macht genau das, was die "Parteigänger des Herodes" von Jesus verlangten, um ihn zu fangen. So ist die WTG zu ihrem eigenen Verderben und zum Verderben aller, die ihr darin folgten, "gefangen" und engagiert in einem Gelddiebstahl en gros, wider Recht und Gesetz. Doch sie weiß, was sie tut. Es ist ihr nichts unbekannt. Kann ihr Werk ein Werk jenes Gottes sein, der uns über "Cäsar" und "Obrigkeit" so belehrt, wie es geschrieben steht? Die Zeit drängt.

Was brachten die WTG-Kongresse des Jahres 1973 über die "Zeit des Endes" und 1975?
Die weltweite Proklamation von 1966/67
Es ist gut, sich zu vergewissern, was die WTG seinerzeit über den Ablauf ihrer Endzeit und über 1975 angeblich "von Jehova belehrt" veröffentlichte. Es geschah auf den internationalen Kongressen 1966 mit dem in erster Auflage von 2 000 000 freigegebenen Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" und im WT vom 1. Jan. 1957 dt. in den Kongreßberichten mit einer Auflage von 4 850 000. Es wurde also buchstäblich millionenfach in die Welt hinausposaunt Was?

"Gemäß dieser zuverlässigen Bibelchronologie (die zuvor dargelegt wurde, CV), werden 6000 Jahre, von der Zeit der Erschaffung des Menschen an, mit dem Jahre 1975 enden, und die siebente Periode von eintausend Jahren Menschheitsgeschichte beginnt im Herbst des Jahres 1975 u. Z. Sechstausend Jahre der Existenz des Menschen auf Erden werden bald vorüber sein, ja innerhalb dieser Generation … So erreichen wir in nicht vielen Jahren (9 Jahre, CV) innerhalb unserer Generation das, was Jehova Gott als den siebenten Tag der Existenz des Menschen ansehen könnte. Wie passend es für Jehova Gott sein würde, diese kommende siebente Periode von tausend Jahren zu einer Sabbatperiode der Ruhe und Befreiung zu machen, zu einem großen Jubeljahrsabbat, um Freiheit auf der ganzen Erde allen ihren Bewohnern auszurufen! Das würde für die Menschheit äußerst zeitgemäß sein. Es würde auch von Gott aus sehr zeitgemäß sein … Es würde sich nicht nur lediglich um Zufall oder Wahrscheinlichkeit handeln, sondern es würde gemäß dem liebenden Vorhaben Jehova Gottes sein, daß die Herrschaft Jesu Christi, des Herrn über den Sabbat, parallel mit dem siebenten Millennium der Existenz des Menschen läuft". (Ewiges Leben … S. 30)

Dazu erläuterte WTG-Vizepräsident F. W. Franz: "Was ist nun mit dem Jahr 1975? Was wird es bedeuten, liebe Freunde? Bedeutet es, daß Harmagedon dann vorüber und Satan bis zum Jahre 1975 gebunden ist? Es könnte das bedeuten! Alle Dinge sind bei Gott möglich. Bedeutet es, daß Babylon, die Große, bis 1975 beseitigt ist? Es könnte das bedeuten. Bedeutet es, daß der Angriff Gogs von Magog auf Jehovas Zeugen stattfinden wird, um sie zu vernichten, und daß Gog dann selbst außer Tätigkeit gesetzt wird? Es könnte das bedeuten. Doch wir sagen das nicht. Alle Dinge sind bei Gott möglich. Doch wir sagen das nicht. Und möge auch niemand von euch sich irgendwie bestimmt äußern und etwas sagen, was zwischen der Gegenwart und dem Jahre 1975 vor sich gehen soll. Doch der wichtigste Gedanke bei all diesem, liebe Freunde, ist der: Die Zeit ist kurz. Die Zeit läuft ab, darüber besteht keine Frage … Und das Ende muß einmal kommen … Wir wissen somit, daß unsere Befreiung, während wir uns dem Jahre 1975 nähern, um so näher rückt". (WT 1. 1. 67, S. 22f)

Diese 1975-Proklamation war eine Sensation! Der Bericht über ihre Aufnahme zeigt, mit welch innerer Spannung alle erfüllt sind bezüglich des jetzt seit 1914 fälligen endgültigen Endes. Ist doch mit 1975 "diese Generation" tatsächlich am Ende, wenn nicht überschritten. Der Bericht sagt:

"An allen Stellen, wo das Buch auf den Versammlungen abgegeben wurde, wurde es mit Begeisterung entgegengenommen. Die Ausgabestände wurden von vielen umringt, und der Vorrat an Büchern war bald erschöpft. Sofort wurde der Inhalt untersucht. Es dauerte nicht sehr lange, bis man die Tabelle fand, die auf Seite 31 beginnt und die zeigt, daß 6000 Jahre des Daseins des Menschen im Jahre 1975 enden. Erörterungen über dieses Jahr 1975 überschatteten nahezu alles andere". (WT 1. 1. 67, S. 20)

Die WTG hat das alles nicht gesagt? So könnte sich doch nur ein Scharlatan winden. Sie hat es gesagt! Und wie! Gemäß einer "zuverlässigen Bibelchronologie" und "passend für Jehova" und "äußerst zeitgemäß für die Menschheit". millionenfach! Und nun ist es soweit! Nächstes Jahr ist 1975! Das überschattet alles andere

Auf den Kongressen in Düsseldorf und München
Tausende sind zu den Kongressen 1973 gefahren, um zu hören, wie die Dinge jetzt 2 Jahre vor 1975 stehen. Der Schatten von 1975 ist allgegenwärtig. Die WTG hat mit 1975 "Geister gerufen", die sie "nicht mehr los wird", bis alles wirklich vorbei ist. Unsere Kongreß-Beobachter in Düsseldorf und München haben alle Ansprachen und Äußerungen beider Kongresse sorgfältig beachtet. Wir wollen nun einen Gang durch dich Ansprachen machen und prüfen, was über oder zu 1975 und einem Ende gesagt wurde.

In der Übersicht über das Kongreßprogramm, die die Brüder P. Wrobel und K. Kuhn gaben, wurde nur von einer "kritischen Zeit der Menschheitsgeschichte" gesprochen. Wann war die Zeit nicht kritisch, wenn nicht so, dann so?

In der Ansprache des Vorsitzenden G. Künz, "Bleibt standhaft, als sähet ihr den Unsichtbaren", wurde lediglich erwähnt, daß so mancher bereits 20, 30 oder 40 und mehr Jahre predigt. Doch niemand solle daran denken, aufzugeben oder nachzulassen. Gott würde bestimmen, "wann das Werk getan ist". Das hat man allerdings vorher auch schon gewußt. Doch was soll damit jetzt 2 Jahre vor 1975 gesagt werden? Und was heißt hier "als sähet…"! Sollen alle nur so tun, als ob? Ist es in Wirklichkeit nicht so? Seid überzeugt, jede Formulierung einer Äußerung auf einem Kongreß ist wohl durchdacht und gezielt! Auf jeden Fall meinte G. Künz natürlich, weiter auszuharren, egal wielange Dann verließ er dieses Thema schnell wieder.

Im Schlüsselvortrag von Präsident N. H. Knorr, in Düsseldorf war es K. Franke, gab es einige aufschlußreiche Bemerkungen Die Botschaft müsse "immer noch weltweit gepredigt werden". Keiner solle sich "daran hindern lassen" zu predigen, "solange das Zeugnis nicht auf der ganzen bewohnten Erde gegeben ist". Auf der ganzen bewohnte Erde?

Ja, genau so sagten es N. H. Knorr und K. Franke. Da kann man wahrlich keine Gedanken an ein 1975-Ende mehr gebrauchen! Man schaue nur nach Asien, Afrika und Lateinamerika. Dort haben Millionen und Abermillionen von Bewohnern von der WTG-Botschaft noch nie etwas gehört!

Wir können aber zu diesem Punkt etwas verraten. Aus Gesprächen mit leitenden Brüdern werden Vorstellungen sichtbar, daß die nächste Zukunft der WTG gerade in diesen Ländern der "Dritten Welt" (Asien, Afrika usw.) liege. Dort sei jungfräulicher Verkündigungsboden, dort könne man mit einer weiteren Generation wieder Glauben finden. Zunahmen dort, machen in dieser Richtung Hoffnung. Möge das "alte übersättigte Europa" für die Verkündigung "zum Teufel gehen", wenn dort keine neue Generation mehr gewonnen werden kann. Die "Dritte Welt" sei Neuland und noch nicht durch die vielen Fehlverkündigungen der WTG "verdorben". Auch wenn die WTG selbst in den USA völlig unglaubwürdig geworden ist, was tut's! "Der Prophet im eigenen Land gilt eben nicht viel", könnte man allen anderen sagen. Es sei in diesem Zusammenhang an das bereits 1966 schon ins Spiel gebrachte Datum 1996 als Ende der 6000 Jahre erinnert! (Buch: Ewiges Leben … S. 28, Abs. 40) Die WTG hat wahrlich genügend Eisen ins Feuer gelegt, könnte man da sagen.

In dem Vortrag "Bleibe in allen Dingen besonnen" von E. Fabian und H. Roschkowski wurde unter Hinweis auf Timotheus von einem "bevorstehenden Abfall" gesprochen. Andererseits wurde jedoch bestritten, daß das WTG-Werk jetzt in "eine Zeitspanne des Abfalls" gerate. Was soll dieses Hin und Her, fragt man sich. Wie K. Franke selbst bei der Einweihung der WTG-Kongreßhalle am 1. Nov. 1972 in Westberlin erklärte, hat es in Amerika einen großen Abfall von Brüdern gegeben, "selbst im Bethel" Brooklyn! Die Brüder haben sich gegen den WTG-Kurs noch 1975 ins Ungewisse erhoben und eine Neuorientierung verlangt. Offensichtlich kam es in diesem Vortrag von E. Fabian und H. Roschkowski darauf an, den bereits begonnenen Abfall durch Verneinen als nicht vorhanden zu erklären. Aber so sicher wie es 1914 und 1925 einen großen Abfall gab, wird es ihn auch 1975 geben! Um so mehr, da die Generation nun tatsächlich am Ende ist. Dann sprachen sie eine eigenartige Warnung aus, daß "die schnell wechselnde Szene der Welt uns verwirren könnte"! Besonders die Ältesten würden dadurch "auf die Probe gestellt". Allerdings, muß man sagen, wechselt die Szene der Welt sehr bald. Es gibt kein 1975-Ende. Und dann sieht in der Tat irdisch alles sehr anders aus, besonders für die Ältesten, die vor den Versammlungen stehen und nicht mehr wissen, was sie sagen sollen. Was heißt da "Probe"? Als ob sie da für die WTG in eine Probe gingen, um sich ihr treu zu erweisen! Die WTG will sie allerdings schon jetzt so festnageln.

Die WTG kommt mit 1975 in den Prüfstand, sie selbst! Davon will sie ablenken, auf die Ältesten! Eine ausgeklügelte Taktik, sich aus der Affäre zu ziehen, die man selbst verschuldet hat!

Viele erwarten, daß in dem Vortrag "Der Zukunft zuversichtlich entgegensehen" von J. Rundel und K. Klein etwas gesagt würde. Stattdessen entwickelten diese Brüder den Gedanken, daß es sehr gefährlich sei, sich jetzt zu sehr mit der Gegenwart zu befassen, man solle in die Zukunft schauen, damit die "Vision" bleibe. Was heißt denn das aber, fragt man sich. Doch auch: Hinweg von 1975! Weit in die Zukunft blicken. Für "treue Diener" sei die "Zukunft hell und sicher"! Keiner werde "enttäuscht", wenn er Gott vertraue und mit der WTG "der Zukunft zuversichtlich entgegensieht", hieß es. Wenn man aber weiß, daß allen die unmittelbare Gegenwart auf den Nägeln brennt, wie steht es um die Endzeit, die seit 1966 "in nicht vielen Jahren" sein sollte, was ist jetzt mit 1975, man kann doch nicht alles immer wieder verschieben, wenn man weiß, daß dies die Fragen sind, die alle bewegen, dann begreift man, daß es äußerst gefährlich ist, aber umgekehrt, für die WTG! Ein verblüffend simples Rezept wurde geboten: Es sei "nicht nötig", über Einzelheiten "Spekulationen" anzustellen, alle sollen "einfach abwarten".

Glauben den J. Rundel und K. Klein, es merke niemand, was sie da für eine geschickte Hinhaltetaktik entwickelten? Da hätte die WTG nicht 1975 in die Welt posaunen dürfen. Wir stehen ein Jahr davor! Es ist ganz natürlich, daß die WTG da zur Kasse gebeten wird. Die Kasse ist leer, sie selbst hat mit 1975 spekuliert, so herum ist es richtig.

Die WTG selbst wartet keineswegs ab, sie handelt, und wie! A. Letonja und R. Lengtat waren beauftragt, über das Thema "ihr sollt heilig sein, weil Jehova heilig ist" zu sprechen Jehova habe "die Versammlungen" immer "rechtzeitig auf Änderungen vorbereitet", natürlich durch die WTG, damit alle immer "heilig" seien. Es würde weitere "wesentliche fortschreitende Änderungen" geben, verbunden mit "weiterem Reinigen in den kommenden Tagen". Die WTG weiß, was mit 1975 auf dem Spiele steht: Ihre Glaubwürdigkeit und damit ihre Existenz, sie unterschätzt das in keiner Weise! Warten heißt hier untätig sein, dazu gilt es die Verkündiger zu zwingen, ohne die sie nicht existieren kann, sie dürfen nicht zum Nachdenken über die Situation kommen. Sie selbst aber muß handeln, sonst ist sie verloren. Ehe sich jemand besinnt, um sich gegen die WTG zu erheben, muß er schon hinausgeworfen sein. Das Gesetz des Handelns in der Hand behalten! Keine Änderung, die nicht von ihr ausgeht, die sie nicht in der Hand hat! Wenn die Änderungen "von unten" kommen, hat sie ausgespielt. Allerdings, möchte man einwerfen, denn dann wären die Versammlungen mündig geworden, wie es biblisch sein müßte. 1. Kor. 14:20, Apg. 17:11. Das ist so gefährlich für die WTG, daß sie hier ihren höchsten Trumpf ausspielt, das Stichwort "Heiligkeit"! Wer will damit in Konflikt kommen? Wer will sich von ihr als unheilig brandmarken lassen? Dazu gehört schon einiges Stehvermögen! Und das haben noch nicht viele, oder doch?

Glaubt die WTG, alle sind immer noch so unmündig, jeder "Änderung" der WTG als Ausdruck der "Heiligkeit Jehovas" zu folgen, wohin es auch geht? Wenn man das auf einen klaren Nenner bringt, dann besagt das doch, daß Gott der Schuldige sei, wenn die WTG alles immer wieder ändern muß! Zu was für einer geistigen Vergewaltigung derer, die bei der Stange gehalten werden sollen, geben sich A. Letonja und R. Lengtat da her?

Dann sprachen "höchste" Repräsentanten, G. Suiter, Mitglied der "Leitenden Körperschaft" in Brooklyn, und W. C. Pohl, Zonenaufseher "Ost", Wiesbaden. 1975 übergingen sie völlig. "Die Wachstumskraft ist nicht verloren", es würden "immer mehr Prediger" gebraucht, "weiterpredigen, bis zum Ende dieser fruchtbaren Säzeit", waren ihre speziellen Leitgedanken. Wielange noch? Diese Frage ließen sie erst gar nicht aufkommen.

In dem Vortrag von E. Anstadt und W. Diehl, "Die gute Botschaft muß zuerst gepredigt werden", wird diese Tendenz fortgesetzt. Mit den Worten, Jehova habe "nicht gesagt, das Werk sei getan", oder es sei "an der Zeit", in der Arbeit "nachzulassen vertreiben auch sie jede Naherwartung.

Auch die letzten wesentliche Endzeit-Aussagen auf den Kongressen haben diesen hintergründigen Sinn. Die Wortführer sind jetzt WTG-Zweigaufseher R. Kelsey und wiederum G. Suiter aus Brooklyn mit dem Thema "Behaltet die Gegenwart des Tages Jehovas fest im Sinn". Niemand solle sich durch "Szenenwechsel" je "bezaubern" lassen. Also durch eine Ankündigung von Änderungen. "Bald" aber würde diese Welt "vollständig verschwunden" sein. "Glaubst du das?", fragen sie schnell dazu. Wer wird da nein sagen?

Dann warnen sie davor, "zurückzubleiben" und eine skeptische Haltung gegenüber den Dingen zu entwickeln", auf die von der WTG jetzt hingewiesen werde. Alles sei "bald zu Ende", die "neue Ordnung" sei "nahe", ja "sehr nahe". Man sehe allerdings noch einen phänomenalen Zustrom" zur "großen Volksmenge". Aber wir seien "in dieser Generation sehr weit vorangeschritten". Dann werden sie deutlicher: "Einige werden ungeduldig und verlieren den Glauben, weil die Dinge nicht so geschehen, wie sie erwartet haben, und weil sich Gottes Handlungsweise zu verzögern scheint". Lieber Bruder Suiter: Seit die WTG ihr erstes Endzeitdatum 1799 aufgeben mußte, wird mit dem "scheinbaren Verzögern Gottes" operiert! Das Maß ist voll! Doch sie räsonieren weiter: "Wenn wir sein Vorhaben kennen und wissen, was sein Wille für uns heute ist, und welche Hoffnung wir für die Zukunft haben, brauchen wir den genauen zeitlichen Ablauf der Ereignisse nicht zu kennen. Ungeachtet, wann 'Jehovas Tag' kommt, werden wir emsig dabei sein, den göttlichen Willen zu tun!" Immer wird Gott beschworen!

Nicht doch! Die WTG war und ist es, die immer alles predigt und "genau" festsetzt, 1975 sogar bis auf den "Frühherbst" dieses Jahres! Jetzt verhöhnt sie alle, die sie je ernst genommen haben und bedroht sie mit Gott! "Emsig" sein sollen alle! Gottes Willen? Wird der nicht aber durch die WTG bzw. den WT bestimmt? So schließt sich der Kreis, in dem die WTG alle gefangen halten möchte, damit sie 1975 überstehen kann.

Die WTG-Kongresse haben CV bestätigt
Man kommt nicht umhin, der WTG zu bestätigen, daß sie eine ausgeklügelte, vielseitige und vielschichtige Taktik entwickelt, um die Organisation über 1975 hinweg in der Hand zu behalten. Andererseits bestätigen die Kongresse in ihren Aussagen bezüglich 1975, Ende usw., was CV sagt: Wir stehen vor fundamentalen Neuorientierungen der WTG. Sie nennt es "wesentliche Änderungen". Will sie darauf vorbereiten, daß sie sogar ihr Wesen ändern wird? Was hat sie in der Schublade? Soviel läßt sich erkennen: Man hat in Brooklyn begriffen, daß man nach 1975 keine solche Endzeit mehr predigen kann, wie es bisher getan wurde. Es gilt nun, weiter den Blick auf das Wesentliche dieser Vorgänge gerichtet zu halten und diese Besinnung n i c h t in "emsiger Tätigkeit" ersticken zu lassen. Wir hoffen, daß dieser CV-Beitrag über die WTG-Kongresse 1973 allen Aufrichtigen weiter darin hilft, gegenüber der WTG christlich mündig zu werden und die "Urteilskraft" zu entwickeln, die die Schrift in 1. Kor. 14:20 (Me) verlangt.
F. F.

CV-Mitarbeiter in Berlin gestorben
Am 4. September 1973 verstarb nach kurzer Krankheit unser Mitarbeiter und Berater in biblischen Fragen Br. Karl Labuszewski, Berlin, im hohen Alter von 91 Jahren. Unser Bruder stammte aus einer Familie mit 16 Kindern. Um 1910 begann er, sich dem Bibelstudium zuzuwenden, In den zwanziger Jahren wurde er Pilgerbruder, was heute etwa einem Bezirksaufseher entspricht. Die weltweiten Irreführungen durch die WTG von 1925 und andere Schriftwidrigkeiten wie die Vernichtung des Ältestenamtes, der christlichen Charakterentwicklung und des christlichen Obrigkeitsverständnisses mit ihren furchtbaren Folgen für Tausende bibeltreuer Geschwister, die Abschaffung aller ernsten Bibelforschung allein nach Apg. 17:10,11 hatten ihm die Augen geöffnet über die Abwegigkeit der WTG noch 1914/18, als auch ein Ende nicht gekommen war.

Ohne jedoch schriftgemäße Erkenntnis, auch des WT, zu verwerfen, setzte er sich mit anderen Brüdern und Schwestern, Ältesten und Pilgerbrüdern, für eine Neuorientierung in freien christlichen Versammlungen ein, wenn auch die WTG kompromißlos verdammte und ausschloß, wer ihre Abwege nicht mitging. Er wurde auf diese Weise einer der Brüder, die äußerst segensreich wirken konnten. Er hatte u. a. einen Hauptanteil an dem Vorrecht, dies besonders in Polen zu tun. Weiter wirkte er in der Schweiz, Österreich und in Frankreich. Er sprach auch polnisch, tschechisch und russisch. Unser Bruder war in erster Linie ein Mann dar Tat, der Arbeit. Auch in seinem beruflichen Leben als Schneidermeister, in seinen irdischen Verpflichtungen, war er bis in sein 82. Lebensjahr tätig. Vor allem ging er allezeit auf Grund seiner Erfahrung mit der WTG aktiv darin voran, alles schriftgemäß selbst zu prüfen und in eigener Verantwortung vor Gott und Menschen zu entscheiden, und diese Gabe der Erkenntnis durch nichts verschütten zu lassen, was es auch sei.

Nachdem die WTG 1966/67 mit der Festlegung des Datums 1975 ähnlich wie 1925 wieder eine weltweite irdische Irreführung begonnen hatte, erschien es unserem Bruder als Vorrecht, auch jetzt mit Rat und Tat beizutragen, Aufrichtigen zu helfen, einen schriftgemäßen Ausweg zu finden und mit schriftgemäßer Beratung der CV-Arbeit unter den Brüdern zu dienen. Als ein am Wort dienender Bruder der freien christlichen Versammlungen in der DDR tat er dies aus einem großen Erkenntnis- und Erfahrungsschatz heraus bis in die letzten Tage seines ungewöhnlich hohen Alters. Die körperlichen Altersbeschwerden ließen es nicht mehr zu, daß er an der jährlichen Tagesversammlung der freien Brüder und Schwestern im August 1973 in Karl-Marx-Stadt teilnahm. So waren es wirklich allerletzte Grüße, die er der Versammlung durch einen anderen Bruder ausrichten ließ. Seine letzten Beratungen und Arbeiten für CV konnte er ebenfalls nicht mehr vollenden. Der Tod brach auch sie ab.

Br. Labuszewski hinterläßt uns in dieser Zeit großer Veränderungen die Einsicht, daß auch die Christen allenthalben auf neue Art gefordert sind, daß wir nicht dogmatisch sein dürfen, auch denen gegenüber nicht, deren Form der Anbetung des einen Gottes und Christus sich von der unsrigen unterscheiden mag. Es können heute nicht alle auf dem gleichen Stand der Erkenntnis sein. Auch heute wächst die Erkenntnis noch überall. Wir müssen einander hierin ertragen lernen und einander in diesem Wachstum annehmen. Organisationen, Gemeinschaften und Vereinigungen sind äußerliche Formen, der Herr aber schaut auf das Herz. So dürfen wir nicht intolerant eifern, nur wir wären in der "Wahrheit". Die Schrift sagt sogar, daß die Gesetze Gottes selbst "den Heiden ins Herz geschrieben" seien. Römer 2:15.

Wir verlieren mit Bruder Labuszewski einen in Leben, Erfahrung, Glauben und Erkenntnis in der Nächstenliebe gereiften und dem Herrn ergebenen Mitarbeiter und Berater. Wir glauben, daß sich auch an ihm Offenbarung 14:13 erfüllt, daß er "ausruht von seinen Mühen, denn seine Werke folgen ihm nach".

In brüderlicher Liebe und Verbundenheit schreibt ein langjähriger Mitstreiter unseres Bruders diese letzte Würdigung seines ungewöhnlichen Christenlebens:
N a c h r u f
dem bis zum Ende seines Lebenslaufes treuen Nachfolger Jesu Karl Labuszewski, 16. 7. 1882 - 4. 7. 1973:
91 Jahre Deiner Lebenszeit flossen ins Meer der Ewigkeit,
wurden geschenkt durch Gottes Gnade.
Er war Dein Führer auf Deinem Pfade.
Wie schnell ist doch die Zeit vergangen
mit hartem Schaffen, Sorgen, Bangen.
Du hattest den Becher des Leides geleert, den Gottes Führung Dir beschert.
Auch nahmst Du von der Freudenschale,
die Gott Dir gab, gar viele Male.
Die Wahrheit erfreute Deinen Sinn,
dem Heiland gabst Du ganz Dich hin.
Er hat Dein Sehnen ganz erfüllt,
hat Deines Geistes Durst gestillt.
Du folgtest willig seinem Rat,
bezeugtest den Glauben durch die Tat.
Hast ausgestreut den guten Samen,
begossen ihn in Jesu Namen.
Zum Wachstum gab der Herr den Segen.
Er war dir nah auf allen Wegen.
Dein Pilgerlauf ist nun zu Ende,
wir falten dankbar unsere Hände.
Denn Dein Pilgerlauf war nicht vergebens.
Dein Name steht im Buch des Lebens.
Hab tausend Dank für Deine Müh',
wenn Du auch von uns bist geschieden,
in unserem Herzen stirbst Du nie.
Dein Mitpilger Joachim Bogatz

Die CV-Leitung ist dankbar für den - oft sehr kritischen - Rat, den Br. Labuszewski andererseits stets von ganzem Herzen gab. Wir glauben, dieser Nachruf zeigt zugleich auch die Liebe, die christliche Nachfolge und die Glaubenstreue Gott und der Schrift gegenüber, die - liebe Zeugen Jehovas - nach wie vor unter den "anderen" herrscht, die euch die WTG immer und immer wieder verteufelt.

Dies zu erkennen, ist sicherlich das Wichtigste und Wertvollste, andernfalls haben wir das, was die Schrift in 1. Kor. 13:4-7 über die Liebe sagt, in seiner tiefen Bedeutung nie verstanden.
CVN

Wie andere CV einschätzen
Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart veröffentlichte in ihrem "Materialdienst" 5/73 eine Sicht von CV, in der es im wesentlichen heißt:
CV sei 1959 begründet worden von einem ehemaligen Versammlungsdiener Das Blatt werde heute in viele Länder verschickt. Dann schreibt die Zentralstelle:
"Obwohl die Zeugen Jehovas in der DDR seit 1951 verboten sind, befaßt sich die 'Christliche Verantwortung' fast ausschließlich mit der Verkündigung und Organisation der WTG". Nach eigener Aussage sei dies die erste Schrift dieser Art. "Hier ist also ein Kreis, der sich bewußt an die Zeugen Jehovas wendet. Er stellt jedoch nicht eine Glaubensgemeinschaft dar, die die 'Ehemaligen' sammeln will, sondern eine Gruppe scharfer Kritiker der WTG". Deshalb sei die Zeitschrift auch "kein biblisches oder geistliches Blatt", sie biete vielmehr "eine polemische Aufklärung", weil sie sich die Aufgabe gestellt habe, "die WTG ständig zu entlarven und die antihumanistischen Machenschaften dieser Organisation allen Geschwistern zur Kenntnis zu bringen", wie es in CV 37/'71 heiße. "So wird fortwährend die Leitende Körperschaft' in Brooklyn oder die Zentrale in Wiesbaden aufs Korn genommen. Es werden ihre 'Machenschaften', ihre Verbindung mit dem 'USA-Imperialismus' und dem westlichen Kapitalismus aufgedeckt, ihr militanter 'Antikommunismus' angeprangert. Da es in der DDR durchaus noch Zeugen Jehovas gibt - man kann hier nur von einem Verbot, nicht im eigentlichen Sinne von einer Verfolgung sprechen - wird die Arbeit der Studiengruppe CV von der Führung der DDR begrüßt. Die Studiengruppe beobachtet genau alle Vorgänge und Äußerungen der WTG, dokumentiert sie und versucht, ihre Bedeutung zu erfassen. Diese kritische und dokumentarische Funktion übt sonst keine Stelle im deutschen Sprachraum aus." -

Die Zentralstelle hat hiermit eine sehr interessante CV-Einschätzung vorgelegt, die sicher der notwendigen allgemeinen Orientierung sehr dienlich ist. Zu bemerken ist folgendes: Die WTG wurde schon im Herbst 1950 in der DDR verboten. Ob CV ein biblisches oder geistliches Blatt ist oder nicht, ist sicherlich sehr vom Verständnis der Bibel selbst abhängig, und das ist entwicklungsbedingt unter evangelischen, katholischen oder anderen Christen ungeachtet der Gemeinsamkeiten, die leider noch nicht immer im Vordergrund stehen, unterschiedlich. Die ideologische (politische) Ausrichtung eines jeden dürfte immer bedingt sein durch das soziale Milieu, durch die gesellschaftliche Umwelt und die soziale Verantwortung auch des Christen darin, der er ehrlicherweise nicht ausweichen darf. Das gilt auch für sozialistische Verhältnisse, hier vielleicht mehr denn je zuvor. CV versucht in der Tat, die Dinge in ihrer Bedeutung immer besser und klarer zu erfassen und darzustellen Es stimmt, daß die CV-Funktion einmalig im gesamten deutschen Sprachraum - weltweit - ist. CVN

Konrad Franke vom Mitarbeiterstab der WTG in Wiesbaden politisch im Blickpunkt
Kommentare
DAS, Hannes Burger, Hamburg. - Eine Stunde und 15 Minuten verliest Konrad Franke von Mitarbeiterstab der Wachtturm-Gesellschaft in Wiesbaden mit heiserer Stimme seine programmatische Rede zum Kongreßthema "Göttlicher Sieg - was bedeutet er für die bedrängte Menschheit?" … (Kongreß München 1973, CV)

Seine vielbeklatschte Quintessenz: "Trotz ihrer Religiosität steht die Christenheit als äußerst verwerflicher Feind Gottes da. Zusammen mit dem gottlosen Kommunismus und anderen Elementen der Welt ist sie gegen Gott. Die Christenheit muß weichen".
Frankes Politik aus erster Hand ist ganz auf politische Analphabeten zugeschnitten, kein Thema, das den kleinen Mann beschäftigt, ist ausgelassen, und die Deutung ist primitiv, streckenweise geradezu lächerlich. Aber sie bietet eine Lösung an, die allen Leicht- und Gerngläubigen verblüffend einfach erscheinen muß . . .

Dieses politisch-religiöse Gemisch aus Bibelverdrehung und Weltdeutung aus militanter Intoleranz, Drohung und Verlockung schließt mit der genüßlichen Schilderung des göttlichen Sieges in der entscheidenden Schlacht bei Har-Magedon, bei der herkömmliche Christen und Kommunisten nach der Gebrauchsanweisung aus der geheimen Offenbarung "lebendig in den Feuersee geschleudert werden, der mit Schwefel brennt", oder "mit dem langen Schwert getötet werden", jedenfalls so umkommen, daß "alle Vögel von ihren Fleischteilen gesättigt werden". Überleben werden dagegen nur die Zeugen Jehovas. -

Auf dem WTG-Kongreß "Göttlicher Name" im Juli 1971 in Westberlin hielt Konrad Franke den Vortrag "Die theokratische Organisation inmitten der Demokratien und des Kommunismus". Er wird von der WTG in der Tat immer mehr dazu gebraucht und eingesetzt, ihre antikommunistischen und anderen intoleranten Attacken vorzutragen, und den Einpeitscher des Antikommunismus zu spielen. Nun, er war es schließlich zusammen mit dem damaligen WTG-Zweigdiener Erich Frost, die den gesamten Zweig 1949/50 "als Kampfinstrument gegen den Staat" im WTG-Auftrag gegen die DDR und die dortigen "Gangster in Amt und Würden" führten, die "keine Obrigkeit vor Gott" für Christen seien, wie es in Entstellung der Bibel und übernommenem imperialistischen Sprachgebrauch verkündigt wurde Die "Säule" Erich Frost wurde noch 1961 wegen erwiesener Gestapo-Kollaboration gestürzt. Konrad Franke "steht" trotzdem noch. Siehe dazu "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft", Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1970. Dies sind die "Säulen", die man hinstellt, um zu verhindern, daß es auch für Jehovas Zeugen zur Entspannung kommt, daß sie aufhören, gegen andere Christen und Nichtchristen zu hetzen und stattdessen "ehrbar mit ihnen wandeln". 1. Thess. 4:11, 12, Menge.

Wer immer nur sich selbst hört und nur seine eigene Meinung zur Kenntnis nimmt, wandelt wie jemand, der nichts als seinen eigenen Spiegel vor sich herträgt. -

WAS TUN?
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Von Jeremia wird uns berichtet, wie es angesichts von Unrecht und Vergewaltigung "in seinem Innern war, als wäre ein brennendes Feuer in seinen Gebeinen", was er nur mit Mühe zurückhalten konnte. Jer. 20:9. Aufrichtigen muß es einfach so gehen, wenn sie irgendein Unrecht sehen.

Wenn es göttlicher Grundsatz ist, ohne Ansehen der Person zu urteilen, sollten wir da etwa vor WTG-Kongreßrednern halt machen? Wer kann sich zurückhalten, wenn er z. B. sieht, wie die WTG entgegen den Weisungen Jesu und der Apostel die Finanzgesetze des Staates mißachtet In den Versammlungen selbst wächst die Skepsis, die Ungeduld, ja, der Aufstand und Abfall, weil immer mehr begreifen, daß es aus und vorbei ist mit der WT-Endzeit! Was da in den Kongreßvorträgen in gewissen Äußerungen sichtbar wurde, ist nur die Spitze des Eisberges. Lies noch einmal den Leitartikel dieser Ausgabe "Worauf kommt es jetzt an?". Du wirst ihn jetzt besser verstehen können. Berate dich mit den Brüdern und Schwestern deines Vertrauens. Niemand lasse sich mehr durch die "reichliche Beschäftigung", in der die Organisation jeden halten soll, vom wesentlichen ablenken, das die WTG jetzt selbst ändern will, wie wir sahen!

Doch wer wartet, kann die Dinge nur schwer begreifen und wird mit größter Wahrscheinlichkeit weiter "unmündig bleiben. Diese Zeit der fundamentalen Veränderungen verlangt vielmehr einen forschenden und prüfenden Geist, wie es nie zuvor der Fall war. Sie verlangt Brüder und Schwestern, die die Initiative ergreifen und sich mit den Fragen, die es zu lösen gilt, befassen, die schriftgemäßen Antworten erarbeiten und in den Versammlungen verbreiten. Überall unter den Aufrechten wird und Mus es einen Aufbruch geben zu "neuen Horizonten". Es ist ein Vorrecht, d a r i n jetzt ein Pionier zu sein. Vielleicht erweist es sich, daß die Hinweise, "worauf es jetzt ankommt", wie sie einleitend dargelegt wurden, sehr erweitert und vertieft werden müssen. Die Schaffung einer guten Übersicht, was überall wirklich gedacht wird, kann da sehr helfen. Mehr denn je gilt in dieser Veränderungszeit jetzt das Schriftwort, "mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis" und "gut aber steht's, wenn Ratgeber in großer Zahl da sind". Hosea 4:6, Sprüche 11:14. CV steht darin jedem zur Verfügung Die Zeit drängt.
Eure Brüder
CV-Leitung. Gera Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos. A 1008-74 V 7 1 2398

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV56

"Erwachet" vom 8. 9. 1973 ist in dieser CV-Ausgabe das "gefundene Fressen", um in tendenziöser Weise zu polemisieren. Worum ging es dabei. Es ging dabei um die Frage "Wie erfolgreich die Sowjetunion in ihrem Kampfe gegen die Religion gewesen sei". So der Titel des entsprechenden "Erwachet!"-Artikels. War die Sowjetunion diesbezüglich "erfolgreich". Objektiv betrachtet sicherlich nicht und dies klingt auch im entsprechenden "Erwachet!"-Artikel mit an. Nun mag man als "gläubiger Verfechter" des sowjetischen Systems das vielleicht anders sehen. Solche Gläubige belieben auch nicht über den nachweisbaren Terror in der Sowjetunion zu reden. Wenn sie reden, dann ist ihr Ziel nur "schönzureden". Eine Kostprobe der diesbezüglichen CV-Argumentation:

"Ist es Absicht oder Unwissenheit, daß der WTG-Schreiber nicht unterscheidet zwischen dem 'Verhältnis der Arbeiterpartei zur Religion' (S. 5) und dem Verhältnis des Staates, der Regierung, zur Religion? Lenin sagte - zum Nachlesen für jedermann - daß Staat und Regierung 'die Religion nichts angeht', anders jedoch die Arbeiterpartei. Die WTG wirft hier alles durcheinander. Absichtlich? Was sollte man anders annehmen? Wir können hier nicht seitenlang Lenin zitieren, obwohl man es wegen der Entstellung von Lenin-Zitaten seitens der WTG müßte. Wer verantwortungsbewußt ist, wird selbst nachlesen. was die Unterschiede sind (Lenin, Werke Bd. 10 'Sozialismus und Religion', und Bd. 15 'Über das Verhältnis der Arbeiterpartei zur Religion'). Wie könntest du diese WTG-Entstellung von Staatslehren bedenkenlos bejahen und verbreiten? Gott verurteilt jedes falsche Zeugnis.

Eine andere Attacke richtet sich gegen 'Priestervereinigunqen' in der Sowjetunion, 'die nur Moskau treu' waren. (S. 6)"

Es wäre müßig diesen Streit jetzt hier zu vertiefen. Meine Meinung dazu habe ich schon einleitend gesagt. Nur etwas anderes erscheint mir signifikant. An sonstiger (berechtigter) Kritik an der Zeugen Jehovas-Führung spart die CV sicherlich nicht. Wer kritisiert, der muss auch selbst Kritik einstecken können. Das genannte Beispiel wäre ein solcher Fall, wo das zuträfe. Nichts von alledem. Stattdessen nur Verteidigung und billige Polemik. Zu billig, wäre dazu der abschließende Kommentar!

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 56 Gera Februar 1974

DER ABFALL IN BROOKLYN - WEITERE INFORMATIONEN
Liebe Leser
"Keine Zeitspanne des Abfalls", hieß es auf den Kongressen 1973. Doch sie kommt nicht nur, sie hat bereits begonnen Für die WTG ist es jedoch ziemlich leicht, alle glauben zu machen, es gäbe keine und es komme keine. Denn in den WTG-Schriften wird darüber nicht berichtet, und wer informiert sonst noch alle über die WIG und was sich in Wahrheit abspielt? Bei uns CV, aber sonst?

Es kann ja gar nicht anders sein. Die Harmagedon-Fehlverkündigung von 1914 kostete die WTG ca. 30 000 Glieder, die heute in freien Christengemeinden verbunden sind. Die WTG selbst lag damals "wie ein Leichnam auf der Straße". Unter den Tausenden, die die WTG wegen der nächsten Harmagedon-Festsetzung - 1925 - verließen, befanden sich höchste WTG-Verantwortliche, wie Conrad C. Binkele, der Leiter des Zentraleuropäischen WTG-Büros in der Schweiz. Es begann ein Entwicklungsprozeß, in dem laufend hauptverantwortliche Brüder, die in höchste Stellungen gelangt waren und die Dinge zu durchschauen begannen, die WTG verließen. Zu ihnen gehörten die Brüder W. F. Salter, engster Berater von WTG-Präsident J. F. Rutherford und Zweigdiener von Kanada, Jesse Hemery, Mitglied des WT-Herausgeberkomitees und Zweigdiener von England, Olyn R. Moyle, Oberster WTG-Rechtsberater in Brooklyn, Hayden C. Covington, der nächste Oberste Rechtsberater der WTG in Brooklyn, Paul Balzereit, Zweigdiener von Deutschland, Hans Dollinger, WTG-Rechtsberater in Deutschland, und viele andere Zweigdiener, Pilgerbrüder, Bezirksdienstleiter in vielen Ländern.

Mit 1975 kann es nicht anders sein. 1972 kam es im Hauptbüro in Brooklyn zum ersten großen Ausbruch. In CV 50/1973 hatten wir folgende Information veröffentlicht: "Noch bisherigen Informationen aus den USA, sind im WTG-Hauptbüro in Brooklyn 312 Mitarbeiter, ca. ein Viertel der Bethelfamilie, in Opposition gegangen und ausgeschlossen worden Sie haben sich gegen den WT-Kurs nach 1975 ins Ungewisse erhoben und verlangten eine Neuorientierung". Sicher ist jedermann interessiert, nähere Einzelheiten hierüber zu erfahren. Unsere Informationen aus den USA besagen dazu folgendes:

Allen in Brooklyn ist klar, daß 1975 haltlos ist. Es hat seinen Zweck erfüllt, die Organisation auf Höchstleistungen zu bringen. Jetzt wird es gefährlich. Man muß so oder anders davon wieder weg. Nun hatten das aber nicht alle als reine Taktik angesehen. Ihr Endzeitglaube war echt. Die Einsicht, 1975 aber dennoch wieder preisgeben zu müssen, die WTG-Führung aber keinen Ersatz bietet, sondern die Perspektive ungewiß und einfach offen läßt, was man den Verkündigern nicht zumuten kann, trieb zur Entscheidung. Offensichtlich wurde aus der Tatsache, daß die WTG - wie ihre falschen Jahreszahlen seit 1799 über 1874, 1914 und 1925 bis heute 1975 beweisen - eine vollkommen haltlose Endzeit und damit falsche Endzeit verkündigt, die Schlußfolgerung gezogen, diese eigene Rechnerei ein für allemal fallen zu lassen. Auch die herangezogenen Ereignisse laufen ja immer wieder davon, aus Napoleon (1799) wurde Hitler gemacht, daraus dann wieder der Kommunismus, oder, erst ging das "Tier" 1870 in den "Abgrund", dann 1914, dann 1939 u. a. m. Vieles ist schon vier bis fünfmal umgedeutet worden! Nein, so geht es nicht, wir leben nicht in einer solchen Endzeit oder kurz vor einem solchen Ende, wie es der WT laufend vor sich herschiebt, seit 1799 nun schon fast 200 Jahre lang!

Was gibt es dagegen für eine bis heute unveränderte Zeitrechnung Das war die Frage. Die einzige aus biblischer Zeit bis heute unveränderte Zeitrechnung ist die jüdische! Darauf wiesen die Brüder in Brooklyn hin. Danach leben wir erst im Jahre 5734 seit der Schöpfung. Bis zum Ende der 6000 Jahre mit entsprechenden Geschehnissen sind es somit noch über 200 Jahre! Kein Wunder also, daß keine einzige WTG-Berechnung bisher gestimmt hat, auch 1975 nicht. Daraus wurde gegen die Brüder jedoch die Anklage konstruiert die jüdische Zeitrechnung sei ihnen "zur Schlinge geworden", die man ihnen dann tatsächlich um den Hals legte. Doch wo hat auch nur eine einzige Zeitberechnung der WTG gestimmt? Nirgends, wenn man es genau prüft! Allerdings würde eine Anerkennung dessen, worauf die Brüder hinwiesen, die WTG zwingen, alles, aber auch alles grundsätzlich zu ändern, was sie bisher gepredigt hat. Würden nicht alle automatisch davonlaufen, wenn der WT jetzt vor 1975 sagen würde, es dauert alles noch über 200 Jahre? So wurde das "kleinere Übel" gewählt, die ca. 300 Brüder wurden ausgeschlossen, wenn sie nicht freiwillig gingen, alles wird verschwiegen, man läßt alles ungewiß, unkonkret, ungenau, unklar. Damit keiner sicher gegen die WT operieren kann. Wenn die Katastrophe so klein wie möglich bleiben soll, bleibt nichts weiter übrig, als buchstäblich "im Trüben zu fischen", muß man alles im konkret Unbestimmten halten. Nur in solchem Halbdunkel kann man in einiger Sicherheit vorsichtig umorientieren.

Die neuen WTG-Bücher lassen das schon klar erkennen! Mit dem Buch "Die Nationen sollen erkennen, daß ich Jehova bin" wurde z. B. die alte Hesekiel-Auslegung liquidiert und eine neue vorgelegt. (CV 51/1973). Mit dem Buch "Wahre Friede und Sicherheit, woher zu erwarten?" (1973) wurde die Anwendung bekannten Bibelzitats über "Friede und Sicherheit" (l. Thess. 5:3) das dritte Mal in die Zukunft verschoben (Erstmals: Vorkriegszeit, vor 1914, Schriftstud Bd. 4 S. 146. Dann: Nachkriegszeit 1945, D. Wahrheit wird euch freimachen, S. 344-47, 1943, "Nachkriegsneuordnung" Nun: Problemlösung und Entspannung der siebziger Jahre, danach.) Diese neuen Verschiebungen waren wesentlicher Teil der Auseinandersetzungen in Brooklyn.

Aber auch in den Versammlungen geht es los. Noch einer Überprüfung des Jahresberichtes 1972 hat es allein in der BRD in diesem Jahr über 3700 Fälle von Zurückzug bzw. Ausschluß geben! Doch wer erfährt das schon? Wenn man das alles sieht, muß man da nicht aufstehen, um sich über alles gründlich zu informieren?
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

WTG-Antikommunismus
Ein Politisches Ablenkungsmanöver der WTG von 1975
Was soll man machen, wenn die 1975-irregeführte Verkündigerschar. der "getäuschte Simson", 1975 nicht aufstehen soll, um das ganze verfehlte irdische Werk der WTG einzureißen? Das ist eine der Hauptsorgen im WTG-Hauptbüro in Brooklyn. Eine Überprüfung der WTG-Äußerungen hierzu zeigt: Alles ist darauf ausgerichtet, 1975 irgendwie zu verdrängen, darüber hinwegzukommen, mit möglichst wenig Erregung von Aufsehen. Dabei wird auf intensive Beschäftigung eines jeden geachtet, damit er nicht zur Besinnung. kommt. Das wäre das Gefährlichste.

Das genügt aber nicht. Man muß die Aufmerksamkeit auf andere "große" Dinge lenken, die die Sinne völlig beanspruchen. 1975 war schließlich keine Randbemerkung in der Verkündigung, sondern hatte allerwichtigste Bedeutung. Was jetzt gebraucht wird, muß aber nicht nur von 1975 ablenken, denn das kann ja gefährlich werden, es muß gleichzeitig auf Gedeih oder Verderb fest mit der WTG verbinden Nirgends darf "Simson" auftreten! Das ist der Alpdruck des Hauptbüros.

Ablenkung durch politische Offensive
Wie könnten die Sinne gefangen genommen werden? Wie ihr Vorgehen zeigt, kalkuliert die WTG so: Eine neue scharfe Konfrontation mit dem Kommunismus muß unbedingt unternommen werden. Dadurch kann nicht nur vieles verdrängt werden. Dadurch kämen alle auch unter einen Druck von außen, der sie um so fester an die WTG drängt, weil, wie sie annimmt, der Abscheu gegen den Kommunismus nur diese Alternative lasse. So ist jetzt tatsächlich eine neue Welle des Antikommunismus und Antisowjetismus von der WTG ins Rollen gebracht worden, nicht von ungefähr, aber auch eingeordnet in eine gleichzeitige größere imperialistische Kampagne gegen die Sowjetunion.

Das Instrument dazu ist die "besondere Ausgabe" der WTG-Zeitschrift "Erwachet" vom 8. Sept. 1973, unter dem provokatorischen Titel: "Wie erfolgreich ist die Sowjetunion in ihrem Kampf gegen die Religion?". Wie die WTG-Ankündigungen schon im Juli-Königreichsdienst (Wiesbaden) anzeigen, liegt hier eine langfristige Planung vor. Die speziellen Anweisungen des Leiters des WTG-Ostbüros in Wiesbaden, W. C. Pohl, USA, die WTG habe "bestimmt einen wichtigen Grund, wenn sie das jetzt veröffentlicht", weisen auf jene größere politische Einordnung hin.

Man darf sich nicht durch die anscheinende Objektivität in den fraglichen Darstellungen täuschen lassen. Die in "Erwachet" vorgelegte "Untersuchung der Geschichte der Beziehungen zwischen Kirche und Staat in der Sowjetunion" ist durchsetzt mit Halbwahrheiten, Einseitigkeiten, Oberflächlichkeiten, Entstellungen, Verzerrungen und Verleumdungen sowohl der Kommunistischen Partei der Sowjetunion als auch des Sowjetstaates bzw. der Sowjetregierung. Es wird den Verkündigern wieder etwas in die Hand gedrückt, was sie weder selbst begründen noch irgendwie verantworten können. Ist eine solche politische Einmischung zwischen "Staat und Kirche" überhaupt Aufgabe der Evangeliumsverkündigung?

Unbiblische Einmischung aufgedeckt
Wir wollen nun die hauptsächlichsten Entstellungen und Verleumdungen in dieser WTG-Untersuchung bezüglich Staat und Kirche in der Sowjetunion aufzeigen, vor allem zur Warnung, damit jeder die politische Verantwortungslosigkeit aber auch Haltlosigkeit dieses WTG-Ablenkungsmanövers erkennt.

Es geht schon los mit dem bekannten imperialistisch-antikommunistischen Schlagwort des Kalten Krieges von den "Menschen hinter dem Eisernen Vorhang" (S. 3), was die sozialistischen Länder betrifft. Damit ist gleich klar, wo die WTG politisch hin will.

Die weitere Darstellung, der Kommunismus mit "seiner Macht über Rußland unter Leitung Lenins" und, "die kommunistischen Herrscher" hätten "mehr als einhundert nationale Gruppen unter ihre Herrschaft gebracht", (S. 4, 5), ist eine verleumdende Entstellung des politischen Sachverhalts. Denn es wird auf diese Weise eine Art Unterwerfung, Beherrschung oder Knechtung des Volkes suggeriert, wobei die Wahrheit, der demokratische Charakter der sozialistischen Gesellschaftsordnung, mißachtet wird.

Dann werden "die Kommunisten in Rußland" angeprangert, weil sie proklamiert hätten, "das Land in einen atheistischen Staat umzuwandeln". (S. 5) Was soll das? Was will die WTG mit solcher Anprangerei erreichen? Was heißt denn eigentlich "atheistisch"? Das heißt doch nichts weiter als "nichtreligiös". Soll der Staat religiös sein, wie es im Mittelalter etwa der Fall war? Ist der USA-Staat religiös? Oder der französische? Oder der schwedische? In Frankreich wurde die Trennung von Kirche und Staat schon in der nichtkommunistischen bürgerlichen Revolution von 1789/ 95 herbeigeführt! Trennung von Kirche und Staat heißt doch nicht "Auslöschung der Religion"! Das zu behaupten ist entweder mangelhafte Bildung oder religiös-politische Bosheit, die einen Zweck verfolgt. Den Zeugen Jehovas aber wird dadurch die Gesinnung beigebracht, ob Recht oder Unrecht, gegen Kommunisten spielt das keine Rolle. Denkst du auch schon so?

Das nächste ist eine Verzerrung der Staatslehre des Marxismus-Leninismus Mit einem obendrein ungenauen Lenin-Zitat greift die WTG die "Regierung" der "Bolschewiken" an. Ist es Absicht oder Unwissenheit, daß der WTG-Schreiber nicht unterscheidet zwischen dem "Verhältnis der Arbeiterpartei zur Religion" (S. 5) und dem Verhältnis des Staates, der Regierung, zur Religion? Lenin sagte - zum Nachlesen für jedermann - daß Staat und Regierung "die Religion nichts angeht", anders jedoch die Arbeiterpartei. Die WTG wirft hier alles durcheinander. Absichtlich? Was sollte man anders annehmen? Wir können hier nicht seitenlang Lenin zitieren, obwohl man es wegen der Entstellung von Lenin-Zitaten seitens der WTG müßte. Wer verantwortungsbewußt ist, wird selbst nachlesen. was die Unterschiede sind (Lenin, Werke Bd. 10 "Sozialismus und Religion", und Bd. 15 "Über das Verhältnis der Arbeiterpartei zur Religion") Wie könntest du diese WTG-Entstellung von Staatslehren bedenkenlos bejahen und verbreiten? Gott verurteilt jedes falsche Zeugnis.

Eine andere Attacke richtet sich gegen "Priestervereinigungen" in der Sowjetunion, "die nur Moskau treu" waren. (S. 6) Im WTG-Mund das Schlagwort "Moskau treu"! So sprechen alle politischen Feinde des Sozialismus-Kommunismus, von den Hitlerfaschisten angefangen! Klar offenbart die WTG hier wieder ihre "Moskau feindlichen". d. h. antisowjetischen politischen Positionen, ihre antisowjetische Staatsfeindschaft. Was hat denn diese ganze Anti-Moskau-Hetze im Stile der Hitlerfaschisten noch mit dem Evangelium zu tun? Wo geraten denn die Zeugen Jehovas unter WTG-Führung hin?

Die nächste größere Entstellung der Wahrheit betrifft die Entstehung des Kommunismus. Die WTG zitiert hierzu einen anonym gehaltenen "Theologen in einem kommunistischen Land" mit seiner Erklärung, daß die "Christen allein für den Kommunismus verantwortlich" seien (S. 7). Seit wann gelten für die Verkündigung bloße Behauptungen anonymer Theologen, noch dazu in einer solchen hochpolitischen Frage? Zudem stimmt das überhaupt nicht.

Das Christentum ist anerkanntermaßen an keine Gesellschaftsordnung gebunden, und der Kommunismus hat primär sozial-ökonomische Ursachen. Man müßte sich hier schon ein wenig mehr um die Entwicklungsgeschichte kümmern.

Was die WTG hier aber bietet ist sträflicher politischer Leichtsinn, ja Unsinn. Der Schreiber ist ein absoluter Ignorant oder Dilettant, wenn er das nicht in absichtlicher Entstellung der Dinge tut. Die WTG-Verantwortlichen scheinen nur zu schauen, ob etwas irgendwie in ihr Schema eines religiös-motivierten Antikommunismus und Antisowjetismus paßt. Ob das genau stimmt oder nicht, scheint völlig belanglos zu sein. Kannst du das ehrlicherweise mitmachen? Willst du anderen gar auf diese Weise in den "Heimbibelstudien" politisch den Kopf verdrehen? Vielleicht deinen Kindern gar, für die Schule?

Dann bringt die WTG ihr eigenes Werk ins Spiel. Sie sagt, die "Führer der Sowjetunion" hätten zwar Gründe für ihren Widerstand gegen die Religion gehabt, "aber unglücklicherweise machten sie keinen Unterschied zwischen dem wahren Glauben an Gott und heuchlerischer Religion" (S. 7). Mit dem "wahren Glauben" ist das WTG-Werk gemeint. Hier ändert die WTG die Taktik, um die öffentliche Meinung zum Mitleid für die WTG zu veranlassen, vielleicht sogar zu einer Protektion? Das kommt genau dem bekannten Schrei "Haltet den Dieb!" gleich, um vom eigenen Kampf gegen die Sowjetregierung abzulenken, den sie christlich bemäntelt führt. Schon der nächste Absatz beweist das hinreichend. Geistliche, die "den Kommunisten" nicht mehr "widerstanden", diffamiert die WTG als "kompromißbereit" und als "Werkzeuge der kommunistischen Regierung" (S. 7). So habe Patriarch Tichon "im Gegensatz zu Jesus Christus" einen "Kompromiß" gemacht, als "er versprach, nichts zu unternehmen, was den Interessen des Staates schaden könnte", und "andere hohe Würdenträger folgten im allgemeinen seinem Beispiel" (S. 8).

Werde dir klar darüber, was die WTG hiermit sagt! Sie sagt nicht mehr und nicht weniger, daß es in Übereinstimmung sei mit Jesus Christus, den Interessen des Staates zu schaden! Jedenfalls soweit es den sowjetischen bzw. sozialistischen Staat betrifft!
Diese WTG-Politik willst du verbreiten und lehren?

Wir ziehen eine erste Bilanz
Es ist offenkundig, daß diese "Untersuchungen der Geschichte der Beziehungen zwischen Staat und Kirche in der Sowjetunion in "Erwachet" vom 8. Sept. 1973 nicht nur unbiblische politische Einmischungen darstellen, sie sind eine einzige antisowjetische und antikommunistische staatsfeindliche Provokation, eine schein-objektiv aufgemachte Verzerrung und Verleumdung der wirklichen Sachverhalte.

Wenn W. C. Pohl im Ostbüro der WTG in Wiesbaden dazu sagte, diese Veröffentlichungen würden "die Feinde in der DDR auf die Barrikaden bringen", so verletzt die WTG hier nicht nur die biblischen Grundsätze, "sich friedfertig und nachgiebig zu zeigen und nichts als Sanftmut gegen alle Menschen zu beweisen" (Titus 3:2) und "keine Missetaten und Einmischung in fremde Dinge" zu begehen (1. Petr. 4:15). Es wird mit noch einem anderen Feuer gespielt.

Die WTG möchte offensichtlich auch eine "kommunistische Christenverfolgung" auslösen, die ihre Anhänger treffen soll. Wenn so etwas weltweit zum Lodern gebracht werden könnte, so wäre das für die Leitende Körperschaft in Brooklyn die beste Ablenkung von ihrer 1975-Misere.

Da würde alles andere in den Hintergrund treten, das würde für die Masse der Anhänger ein "Martyrium" sein, das alles andere vergessen macht, kalkulieren sie. W. C. Pohl vertritt seinen Äußerungen nach die fanatischste Gruppierung in der WTG-Führung.

Ein Blick in die weitere Runde zeigt, daß diese antisowjetische "Erwachet"-Kampagne vom September 1973 andererseits genau gleichläuft mit anderen antisowjetischen Aktionen und Kampagnen imperialistischer Kräfte zu dieser Zeit. Wer die Zeitung liest, sah, wie in dieser Zeit z. B. bezeichnenderweise kurz vor Beginn der 2. Phase der europäischen Sicherheitskonferenz in Genf - verschiedene Aktionen gestartet wurden, die Sowjetunion der Verletzung der Menschenrechte zu bezichtigen. Der Prozeß in Moskau gegen einige NTS-Agenten im September 1973 machte das sichtbar. (ND 6. Sept. 1973, Internationale Pressekonferenz mit verurteilten Kollaborateuren). Die WTG startete ihre Anti-Moskau-Hetze zur gleichen Zeit. Oder hat sie in ihrem Bereich zu dieser Zeit so etwas tun müssen?, War das der Sinn der Worte von W. C. Pohl, die WTG habe ihre "Gründe", wenn sie das jetzt veröffentliche? -
K. 0.

Die WTG-Kongreß-Resolution 1973: An "Alle, die ihr Vertrauen auf von Menschen geschaffene politische Herrschaftssysteme gesetzt haben"
Die entscheidende These
In der mit tosendem Beifall auf den 1973-Kongressen der WTG in Düsseldorf, München und anderswo beklatschten "Resolution" wie üblich an alle Menschen, Staaten und Regierungen, also auch an die Adresse der politischen Führung der DDR, Parteien und Regierung, war der Kerngedanke: "Die Nationen führen ihre Staatsgeschäfte nicht auf der Seite Gottes, indem sie ihre höchste Staatsgewalt dem Königreich Gottes, das seinen Sitz im himmlischen Jerusalem hat, abtreten. Daher können sie nur auf der anderen Seite stehen, auf der Seite des größten Widersachers Gottes Satans, des Teufels". Was sollen alle, die hier angesprochen sind, mit dieser Verdammung und Verurteilung der "Staatsgeschäfte der Nationen" anfangen?

Vielleicht merken nachdenkliche und aufrichtige Brüder und Schwestern schon selbst, welchem Phantom die WTG huldigt, wenn sie solche Gegensätze oder staatsfeindlichen Thesen konstruiert. Denn schließlich steht klar und deutlich in der Schrift, daß die Staatsgeschäfte der "Obrigkeit" dem Willen und Anordnung Gottes entsprechen. Römer 13:1-7. Was bringt die WTG doch mit ihrer Behauptung, "von Jehova gelehrt", alles fertig und zur kritiklosen Annahme! Unsere Aufgabe soll es jetzt sein, die praktische Bedeutung dieser Verdammung und Verurteilung der Staatsgeschäfte seitens der WTG zu betrachten. Dies kann sehr dazu beitragen, einer realistischen "irdischen" Orientierung den Weg zu bereiten.

Unsere gemeinsame Grundlage
Es gibt einen WT-Artikel "Persönliche Interessen des Menschen" (WT 15. Sept. 1956 dt.), in dem einige menschliche Existenzfragen behandelt werden, gestützt auf die "Kommentare der Gesetze von England" von Wm. Blockstone, verbindlich definiert durch "Bouvier's Low Dictionary". Wir können uns hiermit einverstanden erklären, sodaß wir eine gute und gemeinsame Plattform oder Grundlage des Verstehens bei beiderseitigem guten Willen haben.

Es handelt sich um folgende Definition des Naturgesetzes, "das Gott, der Souverän des Universums, a l l e n Menschen vorgeschrieben hat, nicht durch irgendeine formelle öffentl. Bekanntmachung, sondern allein durch das innere Diktat Vernunft": "Relativer Scharfsinn oder relative Vernunft, 2. Liebe zum Ich, 3. gegenseitige Anziehung der Geschlechter. 4. Zärtlichkeit der Eltern gegenüber ihren Kindern, 5. religiöses Empfinden, 6. Geselligkeitstrieb …" Und der WTG-Kommentar sagt dazu: "Solche ihnen von Gott in ihrer Urform eingepflanzten Interessen tragen den Stempel der rechtlichen Anerkennung Gottes, und dies als Rechte, die ihnen (allen Menschen) von Gott übertragen worden sind".

Wir können hier die Bemerkung des Apostels Paulus anfügen, wonach selbst "die Heiden … von Natur aus die Forderungen des Gesetzes erfüllen", weil es "ihnen ins Herz geschrieben ist." Römer 2:14.

Wir wollen die zwei wichtigsten Prinzipien dieser Definition, die zu Mensch und Gesellschaft als Kriterium nehmen.
Über die fundamentale Bedeutung der "Liebe zum Ich" sagt der WT: "Die Bibel bestätigt das Vorhandensein dieses Grundprinzips der menschlichen Natur, das Gott in sie gelegt hat". Und zur Bedeutung: "Dieses starke Recht auf Liebe zu sich selbst drängt jeden Menschen, an die eigene Bewahrung zu denken, an Schutz vor Schädigungen von Leib und Leben, an die Vermeidung all dessen, was ihn verletzen könnte, und an die Vorsorge für all das, was zu seiner Weiterexistenz notwendig ist. Diese Interessen für das eigene Ich umfassen ein weites Gebiet und rufen ihrerseits das menschliche Interesse für viele weitere Gebiete wach … Naturstudien, die vielen Wissenschaften, Künst…" (Abs. 8, 17) Ist da die Überlegung nicht richtig, daß die Menschen vor allen Dingen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft Kunst, Religion usw. treiben können?

Über die fundamentale Bedeutung des Naturprinzips der "Geselligkeit" sagt der WT: "Das Bedürfnis, das der Mensch hat, in Gesellschaft zu leben, ist eines der Urgesetze der Natur, von denen sich unsere Pflichten und Rechte herleiten, und die Existenz einer Gesellschaft hängt von der Bedingung ab, die Rechte aller Menschen zu respektieren'.

Kein normaler Mensch wünscht das Leben eines Einsiedlers zu führen . . . Wo solche sozialen Interessen auf gesunde Weise gefördert werden, bringen sie Freude und Zufriedenheit. Nur Verbrecher und geistig Unzurechnungsfähige werden von der Verbindung mit der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen". (Abs. 15)

Wir geben ernstlich zu bedenken
Es geht uns hier um die im WT einerseits ausgesprochene Anerkennung der "Förderung" der "sozialen Interessen" aller Menschen, und um die "Pflichten und Rechte" hieraus, sowie um die Bedeutung all dessen für die Existenz einer menschlichen Gesellschaft, natürlich auch in unserem Lande. Auch, daß Ausnahmen nur für Verbrecher und Unzurechnungsfähige gemacht werden können. Und schließlich, daß diese sozialen Interessen von Gott eingepflanzt sind und den "Stempel der rechtlichen Anerkennung Gottes" tragen. Damit in Übereinstimmung ergibt sich doch als "Pflicht und Recht" die Bildung von Staat und Regierung als "Obrigkeit von Gott", um diese allgemeinen sozialen Interessen aller Menschen "zur Zufriedenheit aller zu fördern" oder zu gewährleisten Somit tragen doch solche Staatsgeschäfte noch Römer 13:1-7 den "Stempel der rechtlichen Anerkennung Gottes"!

Mit welchem Recht hetzt nun die WTG gegen diese göttlich anerkannten Staatsgeschäfte, sie seien "Teufelswerk"? Gar von der Tribüne internationaler Kongresse herab? Und alle klatschen Beifall? Wo haben sie denn ihren Verstand? In welchen absurden Widersprüchen bewegt sich die WTG selbst? Wurde nicht selbst gesagt, daß die menschliche Vorsorge für die gesamte Weiterexistenz des einzelnen und der Gesellschaft ein Grundprinzip der menschlichen Natur ist, "das Gott in sie gelegt hat"? Also müssen die Menschen auf diese sich in ihnen selbst befindlichen "Grundprinzipien" bauen und vertrauen, wenn es um ihre sozialen Interessen geht, und sie nicht als Verbrecher oder Unzurechnungsfähige erfunden werden wollen. Römer 13:1-7 sagt klar, daß das "Staatsgeschäft" der Obrigkeit" nicht vom Teufel sondern "von Gott" ist! Wo ist die WTG hingeraten? Was für ein politischer Unsinn wird da auf den Kongressen 1973 wieder ausposaunt?

Haben die evangelischen Christen z. B. demgegenüber nicht ein völlig biblisches Verständnis der Dinge, wenn sie sagen, daß die "staatliche Tätigkeit im Bereich der Daseinsvorsorge, Wohlfahrtspflege und allgemeinen Sozialpolitik" anerkannt werden muß? (Rat der EKD - ev. Kirche - Sitzung 1./2. Juli 1973, Bonn) Könnte die WTG hier nicht bei der evangelischen Kirche oder der katholischen Kirche eher in die Lehre gehen, wenn sie heute im Widerspruch zu ihren eigenen Äußerungen von 1956 jedes Staatsgeschäft bibelwidrig als Teufelswerk verdammt?

Die Probe aufs Exempel
Die Bedeutung eines Glaubens erkennt man an den entsprechenden Werken, belehrt uns Jakobus. Man muß deshalb in der Praxis überprüfen. Wenden wir uns deshalb einem Beispiel unseres Landes zu, das ja auch angesprochen ist. Sicher sind wir uns darin einig, daß zu den sozialen Hauptaufgaben der Vorsorge, Daseinsvorsorge oder Existenzsicherung durch das "Staatsgeschäft" oder die staatliche Verantwortung auch gehört, die Rechte aller Menschen oder Bürger auf angemessenen Wohnraurn zu respektieren Allen Bürgern der DDR, und somit auch allen Christen einschließlich den Zeugen Jehovas, liegt dazu das auf einer Tagung des Zentralkomitees der Regierungspartei der SED im Okt. 1973 beschlossene "Wohnungsbauprogramm der Deutschen Demokratischen Republik für die Jahre 1976 bis 1990" vor. Das Programm stellt die Aufgabe, "die Wohnungsstrategie, die wohl bedeutendste sozialpolitische Aufgabe der Gegenwart und Zukunft", bis l990 in der DDR zu lösen.

Angesichts der Orientierung auf ihr 1975-Weltende, das ein solches Programm bis 1990 als vergebliche Planung und die Oktobertagung des ZK der SED als überflüssig erscheinen lassen muß, dürften Jehovas Zeugen mit der WTG, wie sie es schon immer bei solchem "Menschenwerk" in Mißbrauch von Psalm 2:4 gemacht haben, nur "lachen" und "spotten". Oder nicht? Denn nun vertreibt die WTG das 1975-Denken wieder aus allen Köpfen! Was wäre also, wenn sich das ZK der SED noch den "Resolutionen" der WTG richten würde, und keine Programme mehr für die notwendigen Staatsgeschäfte zur Vorsorge und sozialen Interessen aller Menschen aufstellen wurde, weil das "Teufelswerk" sei? Das wäre doch die Konsequenz aus der WTG-Verkündigung für die Sozialpolitik der DDR z. B.

Aber das wäre doch wiederum eine lebensgefährliche Mißachtung der gottgewollten "gesunden Förderung der sozialen Interessen aller Menschen"! Würden die Regierenden in unserem Lande dann nicht als Verbrecher und geistig Unzurechnungsfähige von der Verbindung mit der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen werden müssen, weil sie sich weigerten, die Existenzbedingungen aller Menschen zu respektieren, indem sie es unterlassen, die nötigen Sozialprogramme zu entwickeln und zu verwirklichen? Und die "Staatsgeschäfte" daraufzurichten?

Genau das kommt dabei heraus, wenn irgendjemand auf die Verdammung der "Staatsgeschäfte" als Teufelswerk hören würde, wie es die WTG-Resolution 1973 wieder fordert. Sollen das ZK der SED und die Regierung der DDR in ein Raumschiff steigen. um "droben" im "himmlischen Jerusalem" die Staatsgeschäfte und Staatsgewalt an C h r i s t u s "abzutreten"?

Sollte er mit den Engeln dort die Wohnungsfragen in der DDR lösen, denn es kommt ja auch kein 1975. Ja. was sollte denn sonst geschehen, wenn man die WTG beim Wort nehmen wollte?

Wer hat seine Hand in der WTG-Bibelauslegung?
Wenn wir an die richtige Feststellung denken, daß die sozialen Lebensbedürfnisse fundamentale Interessen aller Menschen sind, ob Christen oder nicht, und daß ihre Respektierung zu den Existenzbedingungen der menschlichen Gesellschaft gehört, auch in der DDR, dann kann man über die WTG günstigenfalls nur den Kopf schütteln. Sie scheinen in Brooklyn selbst nicht mehr zu wissen, was im WT hinten oder vorn ist. Sie scheinen einige soziale Analphabeten in ihrer Mitte zu haben, die besser als geistig Unzurechnungsfähige, wenn nicht als mehr, ausgeschlossen werden sollten. Wer reitet denn dieses "Steckenpferd" vom politischen Machtabtritt in den Himmel nur immer wieder auf's neue? Schickt ihm doch diesen CV-Beitrag einmal zu.

Wir sehen die Dinge aber auch noch so. Die WTG verfolgt mit Hartnäckigkeit von Lehrbuch zu Lehrbuch und Kongreß zu Kongreß diesen sozialen Machtabtritts-Unsinn, verbunden mit feindseligsten Angriffen und religiös-politischen Verleumdungen gegen die "Obrigkeit" oder Regierung, weil sie die Macht nicht in den Himmel abtritt. Hinter dieser Sache steckt also System.

Wer die leitenden Brüder wie Präsident Knorr oder Vizepräsident Franz oder Zonenaufseher Pohl persönlich etwa bei Kongressen kennengelernt hat, fragt sich, ob diese wirklich so einfältig sind, nicht zu begreifen, daß man eine Regierung nicht ernsthaft auffordern kann, ihre Staatsgewalt in den Himmel abzutreten, ob da nun ein 1975-Ende kommt, oder noch nicht, oder überhaupt nicht. Sie sind mit Sicherheit keine solchen Analphabeten, die das nicht begreifen.

Wir kommen daher zu dem Schluß, daß dieser sozialpolitische Unsinn absichtlich aufrechterhalten wird, um alle erreichbaren Menschen damit in sozialpolitischer Untätigkeit, Interessenlosigkeit oder Gleichgültigkeit zu halten, was allein praktisch dabei herauskommt. Jawohl, nur aus diesem Grunde wird dieser Unsinn gepredigt!

Um aber die Hintergründe hierfür zu finden, gibt es nur eine Möglichkeit. nämlich zu fragen: W e m d i e n t d a s ? Ja. wem dient es, wenn die Armen und Einfachen, die sozial Bedürftigen - ihnen wendet sich die WTG überall doch in erster Linie zu - dazu angehalten werden sozialpolitisch untätig und interessenlos zu bleiben? Wer hat de die Hand in der WTG-Bibelauslegung?

Laßt uns eine Lehre aus all diesem ziehen. Was die WTG 1956 zitierte - sicher ohne alle Konsequenzen daraus beachtet zu haben - sind realistische Grundlagen, von denen man ausgehen kann und muß. Eine richtige Einschatzung der Bedeutung der sozialen menschlichen Interessen ist eines der Grundelemente für die neue "irdische Orientierung", die jetzt mit 1975 unumgänglich ist. Laßt uns daran weiterarbeiten.
W.W.

Zum "turnusmäßigen Wechsel" der Ältesten
NOTIZEN ZUR LAGE
Im August 1973 wurde von der WTG wieder der "turnusmäßige Wechsel" der Ältesten angewiesen. Zum Schwerpunkt erklärt wurde darin u. a. die Entfernung aller Personen, die nicht mehr als "würdig" und "fähig" entsprechend WTG-Schriftdeutungen seien. Die WTG will wissen: "Gibt es Älteste oder Dienstamtgehilfen, die den schriftgemäßen Anforderungen nicht mehr entsprechen und daher zur Entbindung empfohlen werden sollten?" Man macht sich keine Vorstellung, was das bedeutet! Da die Versammlungen selbst keine echte Kontrolle ausüben können und die Verantwortlichen ihnen weitgehend überhaupt nicht bekantgemacht werden, genügen schon anonyme Hinweise.

Der Ältestenwechsel macht der WTG die denkbar größten Schwierigkeiten. Nicht nur wird das ständige Neueinarbeiten als unbiblische Belastung und irgendwie willkürliche Beschäftigungstheorie empfunden, voller Unbehagen. Man kann nämlich aus den gelegentlichen Änderungen im Dienstamt in der Urkirche überhaupt nicht beweisen, daß hier ein solches Turnus-Wechsel-System zugrunde lag, wie die WTG es jetzt als "urchristlich" eingeführt hat. Die WTG sei in ein neues Extrem verfallen.

Hinter der Anweisung, "eine reibungslose Übertragung der Aufsicht" zu sichern, verbergen sich die zunehmenden Reibereien um die Aufsichtsfunktionen. Viele argumentieren, unter den Bedingungen der Illegalität seinen diese laufenden Übertragungen das Gefährlichste, was man manchen könnte, denn dadurch würden viel zu viele vertraut mit allem. Andererseits bringe die WTG damit immer mehr und neue Brüder mit ihren Familien in Gefahr. Schließlich nimmt die Zahl der Ältesten zu, die erkennen, daß es auf Grund des biblischen Verbots, "List" anzuwenden (2. Kor. 4:2 NW), unzumutbar für einen Christen ist, der nicht über das hinausgehen darf, was geschrieben steht (l. Kor. 4:6), eine heutige WTG-Aufsichtsfunktion anzunehmen. Die WTG-Kriegslist werde von 2. Kor. 4:2 NW verurteilt.

Damit Gott "die Übertragung der Aufsicht für das nächste Jahr segne", für 1974, sollen alle dabei "zu Jehova aufblicken" Es ist das letzte Jahr vor 1975. Niemand lasse sich indes ablenken. Die WTG wartet 1974 absolut nicht auf Gott, sie handelt selbst. Nur du sollst die Entbindung von der Aufsicht, die sie vornimmt, als "von Gott" hinnehmen. Aber diese Entbindungen kommen nicht von Gott, sondern sind das Ergebnis der Anzeigen und Denunzierungen, die von ihren absolut Vertrauten von unten aus der Organisation heraufkommen. Sind die Anzeigen falsch, dann trifft es Unschuldige! "Aufblick auf Gott", ist hier deshalb nur Sand in die Augen.

Dann geht es um die "Versammlungsberichte". Der "vorsitzführende Aufseher" darf sie der Versammlung nicht bekanntgeben, er darf sie nur den Ältesten vorlesen. Da die ganze Versammlung nach 1. Joh. 4:1 jedoch Recht und Pflicht hat zur "Prüfung der Geister", gibt es Widerspruch, weil mehr und mehr erkennen, wie die WTG die Versammlungen übergeht und so entmündigt. Hierauf könne kein Segen Gottes ruhen, noch dazu ein Jahr vor 1975. Deshalb wird der Versammlungsbericht von so manchem heimlich weitergegeben und von Brüdern eingesehen, die es laut WTG nicht sollten. Aber schon in der Ältestenschaft von nur drei Personen läßt sich nicht mehr nachweisen, wer sein Wissen weitergegeben hat.

Die Kritik am heutigen WTG-Ältestenamt führt auch zunehmend zur Untersuchung jener Vorgänge Ende der zwanziger Jahre, als die WTG dieses Amt schon einmal aus der Organisation ausmerzte. Alte Brüder berichten, wie die WTG um 1930 nicht zögerte, Tausenden "die Krone wegzunehmen" und sie in den "zweiten Tod" zu schicken, weil sie damals das Ältestenamt nicht aufgeben wollten.

Wir sollen hier auf die geistigen Massengräber hinweisen, voller vor Gott völlig unschuldiger Brüder und Schwestern, geistig abgeschlachtet. weil sie Gott mehr gehorchten als der WTG unter Führung von J. F. Rutherford und seinen Gehilfen N. H. Knorr, F. W. Franz und anderen.

Reuelos schreite die WTG über diese "Leichenfelder" ihrer Anmaßungen hinweg, bereit, jederzeit aufs neue durch Ausschluß den geistigen Todesstoß denen zu versetzen, die ihr Knie vor ihr nicht beugen wollen, was immer sie im Namen Gottes auch tue.

Weil den meisten die alte Literatur, die jene Vorgänge bezeugen, nicht mehr zugänglich ist, sei auf den Dokumententeil in dem Buch hingewiesen "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft", Urania-Verlag 1970, auch über Leihbüchereien zu haben. Die Probleme sind zu schwerwiegend, um eine Überprüfung zu unterlassen.

Empörung greift um sich über die Anweisung aus dem Ostbüro der WTG in Wiesbaden, daß jeder - die Ältesten vorangehend - sich mit den Veröffentlichungen in "Erwachet" vom 8. September 1973 gegen die Sowjetunion identifizieren oder in Übereinstimmung erklären soll, wenn er vor diese Frage gestellt werde. Niemand dürfe sich noch diesen Anweisungen davor "in eine neutrale Ecke" drücken, auch wenn er im einzelnen keine Beweise habe, da die WTG schon "ihre Gründe" habe. Wer solche Anweisungen ausgibt, sei kein besorgter Hirte der Herde Gottes und Christi, sondern ein erbarmungsloser politischer Einpeitscher, der andere ins politische Feuer jagt, während er sich selbst in sicherem Hort hält. Die WTG solle nicht denken, es habe sich innerlich nichts geändert. Mit der Wiedereinführung des Ältestenamtes, wachse auch die frühere Eigenverantwortlichkeit der Ältesten vor Gott wieder heran!

Einige wollen erfahren haben, daß im kommenden Jahrbuch der deutsche WTG-Zweig behandelt werde. Aus Privatkorrespondenz mit Bethelbrüdern in Brooklyn sei bekannt geworden. daß dort eine Auseinandersetzung darüber vor sich gehe, ob mit dem Jahrbuch-Bericht nicht ein vernichtender Schlag gegen CV geführt werden sollte. CV sei das gefährlichste Organ, dem die WTG je gegenübergestanden habe. Die Berichte aus dem Zweigbüro in Wiesbaden hierzu seien alarmierend. Dagegen werde gestellt, daß mit jedem Eingehen auf CV in der WTG-Literatur nur das ganze Gegenteil erreicht werde, CV werde dadurch nicht nur als ernst zu nehmen aufgewertet, es werde auch noch denen bekannt, die davon glücklicherweise noch nicht erreicht werden. Das wollten die CV-Leute ja gerade. Weiter totschweigen, das sei noch immer das kleinere Übel gewesen Es ist verständlich, daß die Ältestenschaft hier solche Information aus Brooklyn mit großer Spannung liest. Die Gedanken dabei sind jedoch noch anders. Einen vernichtenden Schlag könne die WTG gegen CV nicht führen, weil sie CV nicht vernichten könne. Würde sie gegen CV zu Felde ziehen, dann würde man die nächste CV-Ausgabe gar nicht abwarten können, um zu sehen, ob CV nach lebt und wie CV reagiert! Man könne die Sache herumdrehen wie man wollte, es stimmt eben zu viel in CV angesichts 1975. Vielleicht sollte man 1975 abwarten, sehen, wohin die WTG danach weiterführt, vielleicht wird CV dann sehr nützlich sein können. Bis dahin müsse man mit CV eben leben. Das sei angesichts des CV-Inhaltes doch auch sehr interessant, manchmal sogar aufregend. - Wir sagen, wartet auf das Jahrbuch 1974, ein Jahr vor 1975! CV wird darüber informieren.

Einige Älteste bestätigen, daß die WTG die "Zeit des Endes" überzogen hat. Sie fühlen damit eine Revolution ihres Gewissens auf sich zukommen, das bisher nur über die WTG Gott gehorchte und damit eigentlich nur der WTG, die keinen um sich herum zu Gott ließ.

Jetzt stehe tatsächlich die Frage, Gott mehr zu gehorchen als der WTG, ohne den WT-Kanals als Hilfsmittler, allein auf Jesus als Mittler angewiesen. Vor vielen, die durch die nun fehlgeschlagene irdische Endzeitorientierung durch die WTG keinen Zugang zur Nachfolge Jesu in der einen und einzigen christlichen Hoffnung haben, steht die innere Katastrophe, der Abgrund. Nur das halte sie noch bei der WTG, solange höchstens jedoch, bis ihr Bankrott vor aller Weit sichtbar ist. Dann aber wollen sie den Sprung wagen, und sich ein wirklichkeitsgetreues Bild von der Entwicklung und Umwelt machen, und von der Verantwortung eines Christen darin.

Wenn wir diese Notizen zur Lage durchgehen, dann sehen wir, vor welchen ernsten Problemen die WTG steht, absolut in ihrem Sinn zuverlässige Älteste zu finden. Es ächzt und kracht überall im Gebälk der Organisation. Die "glückliche Organisation" ist nur Fassade. Sie wird nur noch von denen geglaubt, die keinen tieferen Einblick haben. Die Schwierigkeit ist, daß das zunächst für die WTG nicht recht erkennbar ist, weil es sich meist "im stillen Kämmerlein" entwickelt So ist der "turnusmäßige Wechsel" der Ältesten unter der Oberfläche verbunden mit einer unnachsichtigen Jagd auf die "1975-Füchse" im "Weinberg". wenn sie auch noch so klein sind. Doch das sind nicht die Füchse, von denen die Bibel spricht, das sind 1975-Füchse, deren Zeit gekommen ist!
CV-Beobachter. Raum Berlin

Ist die große Volksmenge eine irdische Klasse?
Eine durch das WTG-1975-Fiasko sehr aktuelle Frage
Uns liegt eine Schrift vor zum Thema: "Große Volksmenge, eine irdische Klasse?", eine Kritik an dem von der WTG seit 1935 verbreiteten "neuen Licht" in dieser Frage. Die jetzt mit 1975 eintretende Situation, daß die "irdische Klasse" der WTG "krank" wird, macht diese Kritik höchst aktuell Sie stammt von einem der vielen Brüder und Schwestern, die diesen Abweg der WTG seinerzeit nicht mitgegangen sind, ja, die vor diesem Abweg gewarnt haben. Die Schrift sagt: "Lange verzögerte Hoffnung (hinausgeschobene Erwartung, NW) macht das Herz krank", Spr. 13:12. Mit der jetzt wieder entschwindenden "irdischen Hoffnung" auf 1975, ohne jede konkrete weitere Aussicht und Perspektive, werden die Versammlungen der WTG tatsächlich mehr und mehr "herzkrank". Ganze Versammlungen werden von verantwortlichen WTG-Aufsehern schon offen so eingeschätzt. Die meisten sind auch völlig in der Hand von "nicht geistgezeugten" Dienern, die somit die Situation gar nicht überblicken können.

Wir möchten eine Reihe wichtiger Auszüge aus der Kritik unterbreiten, damit erst einmal das Problem näher bekannt wird, um das es geht. Es heißt in der Schrift:
"Diese biblische Lehre (von der Geistzeugung aller Christen, CV) wurde im Jahre 1935 . . . verworfen und durch die entgegengesetzte Lehre, daß die große Volksmenge eine irdische Klasse sei, ersetzt. Beide sich widersprechende Lehren wurden jeweils als 'vom Herrn kommend' bezeichnet. Das kann selbstverständlich nicht der Fall sein, da die Schrift von unserem Herrn bezeugt, daß er der 'treue und wahrhaftige Zeuge' ist. Es kann nichts Falsches von ihm kommen . . . Jene Geschwister, die an der biblisch begründeten Lehre, daß die große Volksmenge eine geistgezeugte Klasse ist, noch weiter festhielten . . . verurteilt (die WTG), nicht etwa der Herr, zum ewigen Tode! . . . Auf Grund der 'neuen' Lehre, daß die große Volksmenge eine irdische Klasse sei, ließen sich viele als 'Jonadabe' taufen - für das ewige Leben auf irdischer Stufe . . ."

Dazu wird festgestellt: "Die Gesellschaft verleitet berufene Heilige zum Bundesbruch, indem sie lehrte, daß die große Schar eine irdische Klasse sei und den Auftrag von Gott habe, die Erde mit einem vollkommenen Geschlecht zu füllen, und indem sie in dem WT-Artikel 'Seine Herde', eine unbiblische Erklärung darüber veröffentlichte, wie man erkennen kann, ob man zur geistigen oder irdischen Klasse gehöre.

Etliche ließen sich verleiten, ihren Bund mit Gott zu brechen und sich für die irdische Klasse zu entscheiden . . ."
"Trotzdem das vorbildliche Bundesvolk (Israel) wiederholt von Gott abfiel, so nahm er sich des Volkes doch immer wieder an, wenn es vom Abfall umkehrte und Buße tat (so könnte es auch im Falle der betrogenen "ZJ" sein, wenn sie den Betrug erkennen und umkehren würden von ihren falschen Wegen. (d. Abschr.) . . . Hierin offenbaren sich Langmut, Barmherzigkeit und die Liebe Gottes in vollem Maße, und zwar ganz im Gegensatz zu der Neuen-Welt-Gesellschaft, welche unerleuchtete Menschen zum ewigen Tode verurteilt, wenn sie deren Literatur abweisen. (Siehe WT 15. 6. 39. Abs. 12, und 1. 7. 39, Abs. 45) Immer noch gilt Joh. 6:44: "Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe' . . .'"
"Durch die falsche Lehre, daß die große Volksmenge eine treue irdische Klasse sei, verleitete die Gesellschaft berufene Heilige, die sich Gott anvertraut hatten, dazu, das 'Brot und den Kelch' zu verwerfen . . .
so verwarfen Berufene Heilige die Symbole der Gemeinschaft des Christus (Brot und Wein zum Gedächtnismahl) und brachen ihren Bund mit Gott . . . Nur ein Überrest hat die falsche Lehre der Gesellschaft nicht angenommen … Offenbar ist sich der größte Teil des Abfalls noch gar nicht bewußt, weil ihr Widersacher es verstanden hat, die Heilige Schrift als alleinige Richtschnur wegzunehmen und ihnen die Organisation, die Gesellschaft, als Richtschnur anzupreisen Sie sind verleitet worden, daß sie nicht abfallen können, wenn sie sich von der Organisation führen lassen. Das Gegenteil ist nun der Fall . . ."

"Das Volk des Herrn möge beachten, daß die Einrichtung der WT-Gesellschaft von der Schrift weder gefordert noch geboten war, noch auch nur im geringsten unterstützt wird. Es wird daher niemand imstande sein, ohne Hinzufügung zum Worte Gottes, diese täuschenderweise theokratisch genannte Einrichtung der Gesellschaft schriftgemäß zu begründen. (Die lange vor der Gründung der Organisation 'ZJ' gegründete Wachtturrn-Bibel- und Traktat-Gesellschaft wurde noch pennsylvanischem Recht als eine Geschäftsfirma ins Leben gerufen zwecks Herstellung von wichtigen religiösen Büchern und Schriften. Diese Schriften wurden damals ausschließlich zum Selbstkostenpreis und zum größten Teil kostenlos abgegeben. Es war die Aufgabe dieser Geschäftsfirma, den Herstellungspreis so niedrig wie möglich zu halten, also keine eigenen Gewinne zu erzielen, damit jeder die Möglichkeit zum Erwerb dieser Schriften hatte. /D. Abschr.) Weder noch der Gründungsurkunde, noch - und vor allem aber - nach der Heiligen Schrift, durfte diese Geschäftsfirma sich in die Angelegenheiten der Versammlungen einmischen, (denn es handelte sich um zwei getrennte Institutionen / d. Abschr.). Die WTG von heute herrscht aber über ihre Anhänger. Wer von diesen nicht restlos mit ihr einig geht, wird aus der Versammlung ausgewiesen . . . Der Herr sagt dagegen etwas anderes in Luk. 22:26: "Ihr aber nicht so, sondern der Größte unter euch sei wie der Jüngste, und der Leiter wie der Dienende…"

"Ein jeder, der den Abfall, die Verwirrung, sieht, warne seine Brüder, wie in Hesekiel 3:18-19 gefordert wird. Die Warnung muß erfolgen ungeachtet dessen, ob sie beachtet wird oder nicht . . . Bis 1918 wurden die Grundlehren der Heiligen Schrift nicht verdreht, dies geschah erst ganz allmählich in den späteren Jahren.

Die ursprünglich als G e s c h ä f t s f i r m a gegründete WTG hat sich zuerst die Autorität über die Versammlungen angeeignet. Die in Harmonie mit der Schrift bestehende Ordnung in den Versammlungen wurde beseitigt . . . Diejenigen, welche dem Abfall vom Worte Gottes nicht folgten, wurden aus den Versammlungen ausgeschlossen Noch dem Jahre 1931 besonders wurden langsam und sicher die Grundlehren der Heiligen Schrift verdreht und indirekt geleugnet, und gegenwärtig scheint der Abfall perfekt zu sein.

Die Gesellschaft wurde seit langem gewarnt, darum lautet der Auftrag des Herrn jetzt, die Versammlungen zu warnen Und diese Warnung geschieht aus Liebe zu denen, die in gleicher Weise ihr Leben wie wir durch den Bund über Opfer dem Herrn übergeben haben, und aus Liebe zu den Menschen guten Willens, die durch die Gesellschaft ebenfalls verführt worden sind . . . Die Warnung erfolgt, damit die geweihten Nachfolger Christi umkehren mögen, bevor sie Tränen vergießen, weil sie verfehlten, ihre Berufung und Erwählung festzumachen . . . Das Bundesvolk Gottes hat jetzt noch Zeit . . . Denken wir darin, daß ein jeder seinem eigenen Herrn steht oder fällt. Ein jeder wähle also für sich selbst! - W. M."

Soweit zunächst wichtige Auszüge aus der eingangs erwähnten Schrift. Es wird angesichts der jetzt mit 1975 wieder entschwindenden Perspektive für die "irdische Klasse" der WTG deutlich, daß jene Brüder und Schwestern offensichtlich biblisch recht hatten, sich zu weigern, dem Wege der WTG-Abkehr vom Apostelwort "folgt meinem Beispiel a l l e s a m t nach" hin zur Ausrichtung der "Gedanken auf das Irdische" (Phil. 3:17-20 Menge) zu folgen.

Es gibt jedoch eine so einfache wie herausfordernde Erklärung dafür, warum die WTG ab 1935 diese Umorientierung vornahm. Da man die Zahl 144 000 für die Geistgezeugten buchstäblich nahm, blieb bei der vorauszusehenden und tatsächlichen Zunahme weit über

144 000 hinaus - 1973 sind es Co. 1 650 000 - gar nichts anderes übrig, als einen Ausweg zu suchen. Was wäre die schriftgemäße Lösung dieses Problems in Übereinstimmung mit Phil. 3:17-20, wo alle angesprochen sind, die Christen sein wollen? Kann man da die 144 000 als buchstäblich aufrechterhalten? Das ist ein echtes Problem. -

Ist der Titel "Zeugen Jehovas" biblisch begründet?
Nach einer Beratung von K. Labuszewski, Berlin
"Suche dir den Sinn meiner Worte klar zu machen, der Herr wird dir schon Verständnis für alles geben". (2. Tim. 2:7 Me) Mit diesen Worten sind alle aufgefordert, das ihrige zu tun, um in der Erkenntnis fortzuschreiten. Der jetzige große WTG-Irrtum mit 1975, der wieder "im Namen Jehovas" begangen wird, wirft automatisch die Frage nach der Rechtmäßigkeit des Namens derer auf, die diese Irrtürner begehen. Die Frage wird vielseitig behandelt.

Unser Mitarbeiter Br. Labuszewski gab folgende, wesentlichen Hinweise zur Klarheit in dieser Frage:
"Liebe Geschwister! Laßt uns, ein jeder s e l b s t, diese Angelegenheit biblisch überprüfen. Die unter diesem Namen fortgesetzte Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, namentlich seit der Gründung d i e s e s Namens durch Richter Rutherford im Jahre 1925, bedient sich dieses Titels (Zeugen Jehovas) gestützt auf die Jesaja-Stelle Jes. 43:10 "Ihr seid meine Zeugen und mein Knecht, den ich erwählt habe . .." Die willkürliche Auslegung durch Rutherford und die "Neue Gesellschaft", von Jesaja 43:10, hat Tausende zu falschem Tun verleitet. Nicht - wie Rutherford sich und anderen einredet, 'wir sind Zeugen Jehovas, weil wir so von Gott reden' -
niemand kann sich selbst zu einem solchen Zeugen Jehovas machen, weder durch irgendwelches Reden, Schreiben, Kolportieren oder sonstiges Tun."

Br. Labuszewski weist dann an Hand der Schrift nach - Zusammenhang von Jes. 43:10, Jes. 42:9, 41:4, 2. Mose 3:13 ff - daß Werke, Menschengeschlechter und Gottes eigenes Tun sowie Menschen vieler Art wohl von der Existenz und dem Wirken Gottes zeugen: "Durch diese Zeugen ergibt sich ganz von selbst der erlebte Beweis von der Existenz und der beseligenden, gerechten Wirksamkeit des Allmächtigen . . ." Aber daraus Namen und Titel für Menschen und Organisation zu machen, das entstelle völlig den Sinn der Sache. Was ist unter dem gesprochenen Zeugnis für Gott zu verstehen? Die deutlichste Erklärung gibt zu dieser Frage die Fußnote der Elberfelder Bibel zu Apg. 23:11 (Von Paulus ist die Rede): "In der folgenden Nacht aber stand der Herr (Jesus) bei ihm und sprach: Sei guten Mutes! Denn wie du v o n m i r in Jerusalem gezeugt hast, so mußt du auch in Rom z e u g e n ". Die Fußnote vermerkt: Eigentlich müßte übersetzt sein, "das mich Betreffende bezeugen". Br. Labuszewski weist dann schließlich auch auf Paulus hin, auf dessen Worte in 2. Tim. 2:1, 2, 15, daß es nie um einen Titel oder Namen geht, wenn z. B. Paulus von dem sprach. "was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast" oder "befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen" Wenn also die Frage gestellt würde. ob wir Zeugen Jehovas sein wollen, dann, müsse man die Frage mit ja beantworten, aber die Frage, ob wir uns Zeugen Jehovas nennen wollen, müsse man mit nein beantworten.

In diesem Zusammenhang ist der Titel eines Buches bemerkenswert, veröffentlicht 1961 von dem ehemaligen Versammlungsdiener von Itzehoe/Schleswig-Holstein: H. J. Twisselmann, "Vom Zeugen Jehovas zum Zeugen Jesu Christi"! (Brunnenverlag GmbH Gießen/Basel).

Auch der WTG selbst scheint zu dämmern, daß es mit dem Titel "Zeugen Jehovas" nicht in Ordnung ist. So ist seit einiger Zeit zu beobachten, wie der WT die Bezeichnung "Jehovas Zeugen" vermeidet und immer mehr die Bezeichnung "Jehovas christliche Zeugen" oder "die christlichen Zeugen Jehovas" in den Vordergrund schiebt, unmerklich für viele, aber wohlbedacht! Noch der jeder Brüderlichkeit hohnsprechenden Methode, die Kritiker auszuschließen, ihre Kritik aber unmerklich anzunehmen.

Am folgenschwersten ist aber das Eingeständnis der WTG im Vorwort der englischen Neue-Welt-Bibelübersetzung, daß der Name "Jehova" eigentlich falsch ist, und nur aus Gründen unbiblischer Tradition beibehalten wird: Obwohl die Aussprache 'Ya weh' als korrekter anzusehen ist, haben wir die Form 'Jehova' wegen ihrer Volkstümlichkeit seit dem 14. Jahrhundert beibehalten". Den deutschen Lesern wird das in den deutschen NW-Übersetzungen nicht gesagt! Was aber ergeben sich daraus für Schlußfolgerungen?

In Übereinstimmung mit den Ratschlägen von Br. Labuszewski gibt unser Mitarbeiter J. B. den wichtigen Hinweis auf Apg. 1:8, wo Jesus sagte: "Ihr werdet m e i n e Zeugen sein . . . bis an das Ende der Erde". So rundet sich das Bild ab, um den Sinn klarzumachen, wie Paulus zu Timotheus sagte.

Wir sollten uns jedoch über all diesem nicht zerstreiten. Es ist jedoch leider noch so, daß zu viele überhaupt nicht begriffen haben, was es heißt, daß alle Erkenntnis "unvollkommenes Stückwerk" ist. 1. Kor. 13:9 f. Fanatisch streiten sie wie die Jünger in Markus 9:38-40 und verstehen Jesus nicht, wenn er jagte: "Wer nicht wider uns ist, ist für uns". Sie würden am liebsten noch dem abgewandelten Sprichwort handeln: "Stimmst du nicht mit überein, dann schlag ich dir den Schädel ein!" und sie warten darauf, daß Christus das tue. Unser Mitarbeiter sagt in sehr netter Form, was stattdessen im Geiste Christi zu tun ist:

Vorwärts!
Geschwister, laßt den Streit beiseite,
welchen Weg man gehen kann.
Zeit ist nicht, drum folget heute
Jesus Christus, Mann für Mann.
Satan will die Front erschüttern,
die gebildet wider ihn,
sucht Geschwister zu verbittern,
daß sie gegen einander zieh'n.
Vorwärts, heißt die Losung heute!
Wer steht für Jesus Christus ein?
Nie fallen Satan wir zur Beute,
wenn wir schließen fest die Reih'n.
Nur nicht zaudern, nur nicht zagen,
nicht zurück den Blick gewandt!
Wenn wir jetzt nicht alles wagen,
haben wir die Wahrheit nicht erkannt!

Wie CV verstanden werden sollte
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Wir haben wieder Verschiedenes dargelegt. War es interessant? Vielleicht brisant? Manches ärgerlich?
CV widerspiegelt zunehmend die durch die WTG bedingte Konfliktsituation, in erster Linie an die Zeugen Jehovas selbst gerichtet. Es wird aber keine "neue" Bibelauslegung betrieben. Eher wird auf ein unmittelbares Verstehen der Bibel zurückgeführt Wobei keineswegs alles verworfen wird, was auch die WTG genau weiß.

Aber wir leben in keiner kurzfristigen Endzeit, das wird bald allen vollends klar sein. Wir leben allerdings in einer Zeit gewaltiger Umwälzungen gesellschaftlicher und geistiger Art, und für vieles ist darin allerdings Endzeit. Aber nicht wie der WT es meint, wie 1975 wieder beweist. Je eher das klar wird, desto besser ist es für alle Beteiligten.

Jeder muß sich deshalb ein neues Verständnis unserer Zeit und der Aufgaben der Christen darin erarbeiten. CV leistet eine spezielle Hilfestellung, um den Sinn dabei für die Realitäten freizumachen.

CV spricht dabei alle an, die hier eine Verantwortung haben. Keiner sollte sich zurückziehen, wenn er erkannt hat, wie abwegig der unbedingte WTG-Weg ist. Ist er nicht vielmehr schuldig vor Gott und den Brüdern, wieder gut zu machen und den Ausweg weisen zu helfen?

Das erkennen immer mehr, auch wenn sie schon vor vielen Jahren ihre Entscheidungen getroffen haben. Gar mancher hat Gott gedankt, als er von den Möglichkeiten erfuhr, die CV aufzeigt.

Niemand sollte Anstoß nehmen, wenn auch scheinbar Unannehmbares in CV gesagt wird. Die Dinge stellen sich von einem gewissen Standpunkt aus so dar. Auch ist kein Mensch, wie begnadet er auch war oder ist, fehlerfrei und endgültig in seiner Erkenntnis. 1. Kor. 13:9. Auch kann inmitten dieser Aufbruchs- und Umbruchszeit nicht erwartet werden, daß alle sofort das richtige Maß der Dinge gefunden haben. Wir sollten da helfen. Was uns in 1. Kor. 13:4-7 über Liebe gelehrt wird, läßt das ertragen und überwinden Wir können nicht genug gerade über den tiefen Sinn dieser Verse nachdenken. Niemand hat das genug getan.

Ein Wort auch über die anderen Christen. Nicht nur die WTG erfährt Veränderungen, wenn sie auch ganz anderer Art sind. Es sind Katholiken selbst, die gegen das Unfehlbarkeitsdogma vorgehen Die Ökumene verändert ebenfalls alle. Man sieht mehr und mehr die echten Probleme bei sich und den anderen. Und wir? Nur die Splitter im Auge der anderen? Die Bilanz ihrer tatsächlichen "Samariter"-Werke ohne nach dem Glauben zu fragen, dürfte da sehr lehrreich sein. Durch alles, was wir zur Kenntnis nehmen, wächst unsere Erkenntnis, die Verantwortung ist zwingend, besonders gegenüber denen, die mit uns verbunden waren oder sind. Auch diese CV-Ausgabe veranschaulicht das.

Betrachte CV darum in dieser Zeit gewaltiger gesellschaftlicher und geistiger Veränderungen in der WTG-Frage als eine Hilfe zur rechten Zeit

Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.

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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos. A 1009-74 V 7 1 79

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 57

"'Mag der Feigenbaum selbst nicht blühen - dennoch will ich frohlocken in Jehova'." - Hab. 3:17, 18.
Nicht ohne Bedacht würde gerade dieser Text als Jahresmotto der Zeugen Jehovas für 1974 ausgewählt. Darauf nimmt der einleitende Artikel dieser CV-Ausgabe bezug.
"Wann immer sie Friede und Sicherheit ausrufen, wird sie ein plötzliches Verderben ereilen."
Eine kritische Auseinandersetzung auch mit diesem Lieblingsbibelspruch der Zeugen Jehovas, auch in dieser Ausgabe.

Noch ein Zitat aus dieser CV-Ausgabe:
"Zum Deutschland-Bericht im Jahrbuch 1974
Mit einer Höchstzahl von 93 178 Verkündigern im Dienstjahr 1973 in der BRD verwaltet das Zweigbüro in Wiesbaden den zweitgrößten Zweig der WTG-Weltorganisation. Doch nur noch wenige im Zweigbüro berauschen sich an dieser Höchstzahl."

In der Tat, der Grund zum "berauschen" hat sich verflüchtigt. Das mit dem "zweiten Platz" ist schon seit geraumer Zeit "Schnee von gestern". Sowohl in absoluten Zahlen, als auch in der Zahl Verhältnis Zeugen Jehovas zur jeweiligen Gesamtbevölkerung, ist Deutschland zwischenzeitlich weit abgeschlagen, mit zunehmender Tendenz.

In einer ersten Einschätzung des Deutschland-Berichtes im 1974-er Jahrbuch kommt die CV zu dem Resultat, dass er in hohem Maße auch eine indirekte WTG-Reaktion auf die DDR-Veröffentlichung von 1970 (Uraniabuch) über die Zeugen Jehovas darstellt. Selbstredend im apologetischem Sinne. Vermag ich dieses Urteil noch mit zu teilen, so jedoch nicht mehr das nachfolgende. Die CV behauptet auch:

"Die WTG hat sich in der ganzen Periode des Kalten Krieges seit 1947 … von niemandem antikommunistisch übertrumpfen lassen."
Richtig ist, die WTG hat auch ihren Part im Kalten Krieg mit gespielt. Jedoch die Behauptung, sie sei diesbezüglich von "niemand" übertrumpft worden, geht meines Erachtens zu weit. Sie ist tendenziös. Die These die Kommunisten (jener Zeit), seien nur "rotlackierte Faschisten" ist auch andernorts nachweisbar. Im Falle der WTG kam und kommt besonders ihre bewußte Negierung gesellschaftspolitischer Notwendigkeiten (Stichwort Politik"verzicht") als besonders heimtückische Waffe im Kalten Krieg zum tragen. Nur, das war schon im Konfliktfeld Hitlerregime so. Und das ist auch andernorts nachweisbar.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 57 Gera März 1974

"MAG DER FEIGENBAUM SELBST NICHT BLÜHEN - DENNOCH
WILL ICH FROHLOCKEN IN JEHOVA"
Der Jahrestext für 1974 - Eingeständnis des Bankrotts der Wachtturm-Endzeit
Liebe Leser!
Die Entwicklung eilt einem dramatischen Höhepunkt zu. Erinnern wir uns an den Jahrestext 1973: "Wir aber unsererseits werden im Namen Jehovas, unseres Gottes, wandeln auf unabsehbare Zeit, ja, immerdar." Dieser Jahrestext verfolgte den Zweck, von der inzwischen gefährlich gewordenen Orientierung auf 1975 als Datum für das "Ende dieser Welt" wieder abzulenken, hin auf ein "übergeordnetes" Denken, das nicht nur über 1975 hinweglenkt und hinauszielt, sondern vielleicht auch die zeitliche Möglichkeit eröffnen hilft, den Zusammenhalt noch 1975 weiter zu sichern. Aber um solche Festlegungen auf 1975 z. B. wieder vergessen zu machen, ist mehr Zeit erforderlich, als 2-3 Jahre, und dann dürfte 1975 nicht tatsächlich das endgültige Ende für "diese Generation" seit 1914 sein, von der nur noch einzelne in der Organisation leben, fast niemand mehr. Wie die 1975-Diskussion in den Studiengruppen und Versammlungen beweist, ist die WTG mit dem Sinn des Jahrestextes 1973 überhaupt nicht hinreichend durchgedrungen.

So steht sie unter einem ungeheuren Zeitdruck. Sie hat keine Zeit mehr, Rücksicht zu nehmen. Sie muß den nächsten Schritt tun, egal, was übrig bleibt. Sie ist sich der Dramatik, auf die alles zustrebt, völlig bewußt, wie der Jahrestext für 1974 in seiner Bedeutung beweist. Die WTG mag im Kommentar zu diesem 1974-Text erzählen was sie will. Jedermann weiß, daß hinter ihm die Tatsache steht, daß die mit 1975 verbundene Endzeit-Orientierung in Wirklichkeit der "Feigenbaum" ist, der "nicht blüht"!

Betrachten wir die entsprechenden Äußerungen im Kommentar, Jahrbuch 1974, S. 260f, dt.:
"Während dieser so schwierigen Zeit möchten wir uns bestimmt alle eng an Jehova und an seine Organisation halten und die geistige Speise in uns aufnehmen, damit wir unsere gehobene Stimmung bewahren …"

"In dieser schwierigen Zeit . . . . werden wir uns nicht fürchten, wenn auch die Erde eine Veränderung erfährt, und wenn auch die Berge ins Herz des weiten Meeres wanken". "Bestimmt wollen wir nicht niedergeschlagen und verzweifelt oder ungeduldig sein. Wir wissen, daß Jehova sein Werk vollbringen wird, auch wenn Hungersnot über das Land kommt, wie dies durch den Feigenbaum dargestellt wird, der nicht blüht . . ."

"Jetzt ist es nicht an der Zeit, in Panik zu geraten. Jetzt ist es nicht an der Zeit, den angreifenden Feinden nachzugeben und aufzuhören, ein christlicher Zeuge Jehovas zu sein. Nein, jetzt ist es angebracht, wie eine Hindin zu sein und vor Freude zu springen …"

Wenn man diese Äußerungen liest, wird man unwillkürlich an den aufsehenerregenden Untergang der "Titanic" im Jahre 1912 erinnert, des größten damaligen britischen Überseedampfers, an die Tanzmusik der Bordkapelle, die zum Springen und Tanzen aufspielte, während 1500 Menschen in den Fluten ertranken.

Der Vergleich mit dem Untergang der "Titanic" ist treffend. Die Reeder zwangen aus Profitgründen den Kapitän des Dampfers, trotz Eiswarnung, mit Höchstgeschwindigkeit zu fahren. Hat die WTG nicht auch mit ihrer 1975-Weisung die Organisation gezwungen, mit Höchstkraft zu fahren? Trotz der vielen "Eiswarnungen" von vielen Seiten. Selbst nach jetzt, kurz vor dem Zusammenprall mit dem 1975-Eisberg, zitiert sie im Kommentar Worte Habakuks über "leistungsfähige Kraft", damit sie in der Organisation nicht nachlasse Die WTG spricht nicht umsonst von Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Panik - wie auf der "Titanic". Wie die Bordkapelle zum Hüpfen und Springen aufspielte, so die WTG, um in "gehobener Stimmung" in den 1975-Abgrund zu fahren.

"Mag der Feigenbaum selbst nicht blühen" - diese Worte des Jahrestextes dokumentieren den Abgrund, das gesamte 1975-Fiasko, den Untergang der gesamten gegenwärtigen "irdischen Hoffnung" der WTG. Es ist das Eingeständnis, daß ihre Weitende-Weltanschauung bankrott ist. Was sie darüber gepredigt hat, wird "nicht blühen", wird nicht eintreffen Dennoch sollen alle frohlocken. Das Schiff geht unter, und alle sollen tanzen. Es soll in "gehobener Stimmung" auf Hochtouren weitergehen, egal, wer beim Zusammenprall mit dem 1975-Eisberg den Untergang findet. Willst du auch wie eine Hindin springen, wenn das WTG-Schiff gegen 1975 rast?

Natürlich geht damit das Christentum nicht unter. Das war vor der WTG, ist trotz der jetzigen Ende-Illusionen, und wird nach ihrem Untergang sein. Wird die WTG aus den Trümmern und Übrigbleibenden ein neues Schiff bauen, das vernünftig fährt? Das wäre zu hoffen.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

Ein Blick auf die Lage aus den USA:
ETWA 500 000 ZEUGEN JEHOVAS SITZEN AUF DEM ZAUN,
ZUM ABSPRINGEN BEREIT
Die "Christliche Mission für Jehovas Zeugen" in den USA, geleitet von dem früheren Bethel-Mitarbeiter William J. Schnell, Florida, USA - Sonderdiener der WTG, Jahrbuch 1944 - gibt unter dem Thema: "1975 - Harmagedon oder Flucht?" unter anderem folgende Einschätzung der Lage jetzt kurz vor 1975:

Als 1925 dämmerte und Abraham, Isaak und Jakob nicht kamen, und die Wachtturm-Voraussagen über das Ende der Welt fehlschlugen, war die WTG imstande, durch eine "Säuberung" ca. 40 000 auszuschließen und die Opposition zu teilen und so die Dinge zu überstehen. Sie hatte Erfolg, weil sie die Opposition in den USA im wesentlichen eliminieren konnte.

Die gegenwärtige Opposition kommt von jüngeren Personen, besonders in Pennsylvanien, vielfach sind es einfache Verkündiger, die aber von anderen Gruppen außerhalb Pennsylvaniens unterstützt und gestärkt werden. Ein anderer Höhepunkt entwickelt sich in Europa und Afrika.

Ein Blick hinter die Szene der Aktivität der Zeugen Jehovas, während wir uns 1975 nähern. Auf den internationalen Kongressen 1966 erschien das Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes", in dem wir das erste Mal auf die Verkündigung stießen, 1975 komme das Ende der Welt Satans und der Beginn der 1000-Jahrherrschaft Christi. Von diesem Zeitpunkt an sind die Zeugen Jehovas möglicherweise in die letzten zehn Jahre ihrer Existenz eingetreten. Noch sieht es so aus, als ob die große Zahl der Zeugen Jehovas wirklich an 1975 als Ende glaubt, ähnlich wie 1912 bis 1914 und 1922 bis 1925. Die WTG ist sehr interessiert daran, was die Brüder über 1975 denken. und sie führt deshalb ständige Untersuchungen durch, um irgendwelche Anzeichen mit Bezug auf 1975 erkennen zu können. Besonders will sie wissen, wieviele Haus und Besitz verkaufen, um vor 1975 letzte Anstrengungen machen zu können. Sind solche Personen aufrichtig darin? Offensichtlich. Nun sehen wir aber eine bemerkenswerte Herunterspielung der Erwartung mit 1975 und ein gleichzeitiges Anwachsen des Besitzes und Eigentums der WTG. Die WTG hat das z. B. auch 1925 so gemacht. Es gibt darüber eine Menge WT-Literatur aus der Vergangenheit. Allein politische Absichten der WTG können das erklären.

So wächst die Spannung in der Organisation, und ungefähr ein Drittel aller sitzt auf dem Zaun oder wandelt auf einem gespannten Seil. Die WTG muß förmlich sperrbeinig gehen.

In Wiesbaden, Deutschland, saß der Zweigdiener Konrad Franke, ein wichtiger Leiter der WTG. Die WTG hielt so viel von ihm, obwohl er ein Verräter seiner Brüder in der Nazizeit war, daß sie diesen Mangel übersahen und ihn zum Nachfolger von Erich Frost bestimmten, den man deswegen gehen ließ. Franke bestand jedoch darauf, daß 1975 unwiderruflich das Ende kommt. Er war nicht bereit, davon abzurücken. Im Oktober 1969 mußte er gehen, und seitdem hängt über seinen Fall eine Nachrichtensperre seitens der WTG.

Der WTG fällt es nicht leicht, solche Personen abzusetzen, da sie andererseits sehr wichtig sind. Aber sie wünscht deswegen nicht, alle Fanatiker mit Bezug auf 1975 zu verleugnen, weil solch ein Datum andererseits anspornt. So gibt es um 1975 keine Ruhe und ganz natürlich steigt die Spannung Während das Jahrbuch von glühender Wahrheit spricht, wird die ganze Organisation mehr und mehr von tiefverwurzelten und ärgervollen Zweifeln durchfurcht. Es gibt schon eine Menge Rebellion, was viel berechtigten Widerspruch zum Ausdruck bringt.

Um mit dem täglich zunehmenden Druck von unten besser fertig zu werden, sah sich die WTG gezwungen, das Ältestensystem wieder zu erlauben. Während sie die Aufgabe haben, die Reihen zu festigen, hofft die WTG, in ihnen die Stützen zu haben, um über 1975 hinwegzukommen. Den Ältesten wurde deswegen eine große Macht über die unteren Versammlungsglieder eingeräumt. Durch ihre Ausschlußvollmochten halten sie faktisch Leben oder Tod in der Hand, was sie der WTG noch ergebener machen soll. Was die unbedingten Gehorsamsforderungen gegenüber der WTG betrifft, sind sie "Hirten ohne Erbarmen", wie die Zeugin Jehovas, Josy Doyon aus der Schweiz, ihr Buch über die WTG nannte.

Während wir uns nun dem WTG-Harmagedon-Datum von 1975 nähern und anschließend in den Harmagedon-Nebel kommen sollen, den u. a. WTG-Vizepräsident F. W. Franz für eine Zeit von 17 Jahren von 1975 bis 1992 erwartet, sehen wir den Wachtturm-Auszug herannahen. Wir vermuten wohlbegründet, daß ungefähr 500 000 Zeugen Jehovas auf dem Zaun sitzen, um - wenn Harmagedon 1975 nicht kommt - hinüberzuspringen. Wir sind bereit, ihnen zu helfen.
(Nach: The Converted Jehovah's Witness Expositor, Dunedin, Flo. 33528 USA)

Zum neuen WTG-Buch:
WAHRER FRIEDE UND SICHERHEIT - WOHER ZU ERWARTEN?
Das allein Neue in diesem Buch
Eines der neuen WTG-Studienbücher des Jahres 1973 ist das Taschenbuch (!) "Wahrer Friede und Sicherheit - woher zu erwarten?". Die erste Auflage allein in Englisch betrug 2 000 000. Die neuen Kerngedanken dieses Buches wurden allerdings schon etwas früher publiziert, in Erwachet vom 22. 1. 1973 dt. unter dem Titel "Weltfrieden in Aussicht - wird er von Dauer sein?". Diese Erwachet-Auflage wurde mit 7 500 000 in 29 Sprachen angegeben. Man muß das Ausmaß dieser Veröffentlichungen sehen, um den Grad der öffentlichen Bedeutung und Wirksamkeit einschätzen zu können.

Das eigentlich Neue in diesem Buch ist eine neue Erklärung der bekannten Schriftstelle in 1. Thess. 5:3 über den Ausruf "Friede und Sicherheit". Alles andere ist bekannte WT-Lehre, wieder aktualisiert und diesmal besonders darauf ausgerichtet, die WTG-Organisation als die einzig rettende und sittlich einwandfreie Institution in einer vernichtungsreifen Welt oder Gesellschaft erscheinen zu lassen. Wir wollen uns jetzt jedoch weniger mit dieser Schwarz-Weiß-Malerei, als vielmehr mit dem Neuen in diesem Buche befassen, mit der neuen Deutung von "Friede und Sicherheit".

Steine statt Brot
Es läßt sich nicht umgehen, etwas vorauszuschicken. Unsere Rede wird hart sein, wer kann sie ertragen? Wir haben es hier nicht nur mit der bereits dritten WTG-Deutung dieser Schriftstelle zu tun, deswegen von 5. Mose 18:20-22 als "prophetische Vermessenheit vor Jehova" verurteilt. Allein aber das ist schon empörend, weil dabei die früheren falschen Deutungen verschwiegen werden! Wir werden sie also aufdecken, um der Wahrheit, der ganzen Wahrheit willen. Zudem spielt die WTG hier mit einem zutiefst menschlichen Anliegen. Sie nutzt wohldurchdacht das elementare menschliche Verlangen noch Friede und Sicherheit schon zum dritten Male! Dabei werden diejenigen, die sich allein wirklich und praktisch dafür einsetzen, daß es herbeigeführt wird oder gesichert bleibt, in hinterhältigster Weise moralisch und politisch verleumdet. Die WTG kann darum in dieser Frage nur noch mit einer Mutter verglichen werden, die ihrem hungrigen Kind statt eines Stückes Brot einen Stein gibt! Genau so ist das, wenn man die Probe aufs Exempel macht. Und wir machen sie!

Es wurde sehr darüber nachgedacht, ob es ratsam ist, dieses Thema in solcher Schärfe zu behandeln. Doch es ist nicht anzunehmen, daß die WTG ihre Erklärungen von 1899 und 1943 zu 1. Thess. 5:3 vergessen hat. Sie verschweigt sie in dem neuen Buch absichtlich und bewußt! Und die Versammlungen? Sie haben nicht nur ein Recht auf die ganze Wahrheit, selbst wenn sie erbarmungslos hart ist. Schreckte Jesus vor Schärfe und Hörte zurück, wenn die Tatsachen auf der Hand lagen? Matth. 23.

Die WTG-Deutungen von 1899
Die erste Erklärung von 1. Thess. 5:3 als "Speise zur rechten Zeit" finden wir in dem WTG-Buch "Der Krieg von Harmagedon", Schriftstudien Bd. 4 von 1899. Die "Erfüllung" ist das internationale Religionsparlament von 1893 in Chicago, USA. Die WTG erklärte:

"Es (das Parlament) sagte zu der gedankenlosen Namenchristenheit: Friede, Friede, da doch kein Friede ist . . . Es war sichtlich eine Maßregel der Selbsthilfe seitens der führenden Geister in der Namenchristenheit, die die Trübsal dieses Tages des Herrn mit Angst herannahen fühlen … Dieser Ruf: Friede, Friede, unmittelbar vor dem Ausbruch des Sturmes erinnert an die Weissagung (1. Thess. 5:3): Wenn sie sagen, Friede und Sicherheit, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie . . . Diese Krisen sind die Wehen, die nach 1. Thess. 5:3 vor der Trübsal über die Welt kommen wie über eine Schwangere . . . Wir leben in einer Zeit, in der die . . . Bewegung jeden Monat ihren Anfang nehmen könnte, wäre das Ende nicht nach Gottes Plan erst auf 1914 bestimmt . . . 14 Jahre reichen vollauf hin zu ihrer Abwicklung." (Bd. 4, Ausg. Barmen 1916, S. 124, 145f, 160, 275f)

Mit diesen WTG-Erklärungen von 1899 war die "Erfüllung" von 1. Thess. 5:3 als "Speise zur rechten Zeit" unzweideutig auf die Friedensrufe seit jenem Religionsparlament 1893 in Chicago bis 1914 als Ende (Harmagedon) ausgelegt. Der WT verkündete dazu bis Oktober 1928 (Titelseite), dt., daß die 6000 Jahre schon im Jahre 1872 vollendet waren!

Die WTG-Deutungen von 1943
Als ob es diese Deutungen von 1899 als "Speise zur rechten Zeit" nicht gegeben habe, verkündete die WTG in dem Buch "Die Wahrheit wird euch freimachen" 1943 eine völlig andere Deutung von 1. Thess. 5:3 und "Friede und Sicherheit". Mehr als eine Generation war seit 1899 vergangen. Wieder millionenfach und weltweit wurde proklamiert als freimachende Wahrheit.

"Die 'Christenheit' wird ihre Nachkriegs-,Neuordnung' und ihre ringsum stehenden Heere (jesuitischer wie auch militärischer Art) also zur Unterdrückung der Königreichsbotschaft benutzen, von der sie behaupten wird, sie sei ein Verrat an der Nachkriegsherrschaft, störe sie und mache sie unsicher. Doch wird Jehova sein 'befremdendes Werk', das er durch seine Zeugen ausführt, nicht eher aufhören lassen, als bis es beendigt ist … Danach wird er das 'Weib' und das Tier scheinbar triumphieren lassen, als ob sie das Werk stillgelegt hätten. (Joh. 19:11) Erst in jenem Entwicklungsstadium wird die 'Christenheit', auf ihrem tierischen Greuel reitend, ausrufen, daß sie endlich im vollständigen Sinne Friede und Sicherheit habe. Was dann? Jehovas treue Zeugen wissen, was hierauf zu antworten ist: " . . . Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! Dann kommt ein plötzliches Verderben über sie . . ." (l. Thess. 5:1-4). Der Dauerfrieden-Religionsmechanisinus der 'Christenheit' wird unheilvoll versagen". (S. 346 dt.)

Diese Deutung von 1. Thess. 5:3 von 1943 erfolgte unter der im gleichen Buche als Wahrheit verkündeten Zeitrechnung, wonach die 6000 Jahre erst im Jahre 1972 um sind, also 100 Jahre später! Gibt es jetzt wieder eine Verschiebung um 100 Jahre? (S. 152)

Die 1943 unter Berufung auf den Wahrheits-Ausspruch Jesu (Buchtitel) verkündete Nachkriegsneuordnung und ihr Versagen unter Führung der Christenheit hat es nie gegeben. Die Welt wurde vielmehr geteilt und es entstand das selbstständige sozialistische Weltsystem von Europa bis nach Asien, wo Buddhismus und Konfuzianismus in religiöser Hinsicht bestimmend sind. Jesuitische und militärische Heere sind in keinem westlichen oder christlichen Land je gegen die Zeugen Jehovas marschiert, damit endlich Friede und Sicherheit ausgerufen werden könnte. Im Gegenteil, keine einzige Regierung der Welt nimmt die WTG ernst, wenn sie dazu aufruft, die Macht "in den Himmel" abzutreten. Wozu hat die WTG sich vielmehr in politischer Hinsicht in die westliche antikommunistische Allianz der 'Christenheit' eingereiht Ihre antikommunistischen Verdammungsurteile von 1949 z. B. sprechen faktisch die gleiche Sprache wie etwa das päpstliche Antikommunismus-Dekret von 1949. Was also 1943 im Blick auf 1972 als freimachende Wahrheit über 1. Thess. 5:3 weltweit verkündet wurde, war wieder eine Vermessenheit Wieder ist ungefähr eine Generation vergangen!

Die WTG-Deutungen von 1973
Als ob es weder die falschen Auslegungen von 1899 noch von 1943 gegeben habe, verkündete die WTG mit dem auf den Kongressen 1973 freigegebenen Buch "Wahrer Friede …" nun die dritte Auslegung von 1. Thess. 5:3. Für wie einfältig und vergeßlich hält sie die Versammlungen und die ganze Welt eigentlich? Wir lesen:

"Es gibt noch ein weiteres bestimmtes Ereignis, das kommen muß, und das als unverkennbares Signal dient, daß die Weltvernichtung bevorsteht. Auf dieses Signal wies der Apostel Paulus hin, als er schrieb: ". . . Wann immer sie sagen: Friede und Sicherheit! dann wird plötzliche Vernichtung sie überfallen . . ." - 1. Thess. 5:2,3 . . . Die politischen Führer der Welt wissen, daß niemand gewinnen könnte, wenn sie in einen nuklearen Krieg verwickelt werden sollten . . . Überdies verlangen die ernsten Probleme der Umweltverschmutzung, der 'Bevölkerungsexplosion' und andere innenpolitische Probleme Aufmerksamkeit und Geld. So haben die Herrscher angestrengt auf eine Entspannung in den internationalen Beziehungen hingearbeitet. Natürlich werden ihre Verhandlungen keine wirklichen Änderungen in den Menschen bewirken, so daß sie einander lieben würden. Sie machen weder dem Verbrechertum ein Ende, noch beseitigen sie Krankheit und Tod. Dennoch zeigt die Prophezeiung, daß die Zeit kommen wird, da sie erklären werden, daß endlich "Friede und Sicherheit" herrschen werden. Wenn dies eintritt, dann wird . . . "plötzliche Vernichtung" über diejenigen kommen, die die Menschen irreführen, wie auch über alle, die ihr Vertrauen in sie setzen". (S. 88f)

An die Ältesten aller Versammlungen!
Nachweislich auf drei Generationen schon hat die WTG die Schriftstelle in 1. Thess. 5:3 über "Friede und Sicherheit" angewendet, verbunden mit dem Skandal, die verschiedensten haltlosen 6000:Jahrtermine anzugeben: 1872, 1972 und nun 1975. In dem WTG-Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" von 1966/67, in dem 1975 verkündet wurde, wurde zugleich auch das Jahr 1996 zur Diskussion gestellt (S. 28 dt.) Denkt niemand an 5. Mose 18:20-22, wo vergebliche Voraussagerei als "prophetische Vermessenheit vor Jehova" verurteilt wird? Was ist das für eine Aufseher- und Ältestenschaft, die die "Herde Gottes" bedenkenlos von einer solchen Vermessenheit in die andere führt? Warum überprüfen sie die WTG-Lehren nicht auf Zuverlässigkeit, obwohl das in Apg. 17:11 deutlich von ihnen verlangt wird?
Wir wollen die Bedeutung der jetzigen, der dritten WTG-Deutung von 1. Thess. 5:3 durchdenken. Sie ist empörender denn je zuvor.

Die WTG nennt es Vernichtung und Verderben herbeiführende Irreführung, wenn ihre anderen Mitmenschen einen, nuklearen Krieg verhindern, wenn sie die Umweltverschmutzung bekämpfen, wenn sie eine Bevölkerungsexplosion verhindern, wenn sie ihre innenpolitischen Probleme lösen, wenn sie Verhandlungen führen. Die WTG ruft dazu auf, nicht auf diese Dinge zu vertrauen, es sei Irreführung. Der wahre Weg nach der WTG wäre also, alle diese Dinge zu unterlassen.

Begreift denn keiner in den Versammlungen abgesehen von 5. Mose 18:20-22, was diese WTG-Predigt absoluter sozialpolitischer Passivität, Abstinenz und Tatenlosigkeit für Folgen hätte, wollte man sie annehmen? Alle Völker, denen die WTG das predigt, würden in Krieg, Umweltschmutz, Anarchie und sozialen Katastrophen versinken, und mit ihnen die Zeugen Jehovas einschließlich der WTG selbst!

Sie würden alle nur von Haus zu Haus rennen und sich gegenseitig diese sozialpolitische Passivität und Untätigkeit predigen, vom einfachen Bürger bis zum höchsten "Herrscher" Jede soziale Ordnung würde zusammenbrechen. Was die WTG also auch jetzt wieder unter "Friede und Sicherheit" in Auslegung von 1. Thess. 5:3 verkündet, ist um der von Gott selbst stammenden sozialen Bedürfnisse aller Menschen willen praktisch unannehmbar. S t e i n e s t a t t B r o t ! Sind die Versammlungen voller sozialer Analphabeten, daß sie das nicht begreifen? Und damit geht ihr ernstlich unter die Mitmenschen?

Aber, magst du einwenden, die Menschen können doch tatsächlich nicht bewirken, daß sie einander lieben, wie die WTG sagt. Infamie und Demagogie, muß man antworten! Milliardenfach wurde und wird trotz allem zu allen Zeiten geliebt, auch heute! Mütter ihre Kinder, Verliebte, Verlobte und Verheiratete einander, Verwandte einander usw., ganz natürlich, ohne nach dem Glauben zu fragen. Oder auch: Diakonie- oder Caritas- und Ordensschwestern pflegen zeitlebens im Glauben an Jesus Christus aufopferungsvoll Blinde, Lahme, Krüppel, Sieche, Irre und Geisteskranke, ohne nach dem Glauben zu fragen. Christen wie Nichtchristen helfen verhungernden Menschen und unterentwickelten Völkern ebenfalls ohne nach dem Glauben zu fragen. Trotz allem. Ist das alles keine Liebe unter den Menschen? Entspricht das nicht ernsthaft Jak. 2:14-16? Laut Rö. 2:14,15 ist sogar den Nichtchristen das Gesetz Gottes ins Herz geschrieben!

Aber, magst du noch sagen, sie können doch weder Krankheit, noch Tod und Verbrechertum verhindern, wie die WTG weiter in den Mund legt.

Könnten denn WTG und Zeugen Jehovas Krankheit, Tod und Verbrechertum verhindern? Werdet ihr nicht selbst in gleicher Weise von Krankheit, Tod und Verbrechertum heimgesucht wie andere Menschen? Noch schlimmer: Versucht ihr nicht gar, eure Verbrecher rechtzeitig schnell aus euren Reihen auszuschließen, euren Mitmenschen zuzuschieben und zu überantworten, um euch dann an die Brust zu schlagen, daß ihr nicht so seid, wie die "Welt"? Den Doppelmord in der Versammlung Wuppertal, BRD, 1971 z. B., wo Schwester Elisabeth Hecker ihren Mann und ihren Vater, beide auch Zeugen Jehovas, in ihren Betten erdrosselte, hat die WTG euch verschwiegen. Könnt ihr soetwas verhindern? Verhindert Gott das in euren Reihen? Wie könnt ihr das also als Argument gegen eure Mitmenschen ins Feld führen, die sich um Frieden und Sicherheit bemühen, um der sozialen Bedürfnisse willen bemühen müssen? Ihr schlagt doch Löcher in die Luft und redet vollkommen abwegig daher, an der Wirklichkeit vorbei! Merkt ihr das nicht?

Die WTG sollte aufhören, weltpolitisch den Mund zu voll zu nehmen und sich moralisch aufzublasen. Sie sollte aufhören, unsachlich, oberflächlich, dilettantisch und verleumderisch voller Infamie und Demagogie über andere Menschen herzuziehen. Sie sollte stattdessen demütig anerkennen, was unter ihnen alles in Glaube, Hoffnung und Liebe geschieht. Eingedenk dessen, daß die Menschen jetzt schon mit der dritten "Friede und Sicherheit"-Deutung vergeblich hingehalten werden. Könnt ihr das alles nicht begreifen? Ihr habt als Älteste und "Hirten der Herde" die Verantwortung vor Gott, Christus und den Menschen, direkt, und vor niemandem sonst!

Schlußfolgerung für das Studium des Buches
Das neue WTG-Buch "Wahrer Friede …" ist auf Grund der dargelegten Tatsachen ungeachtet des sonst unerheblichen Inhaltes wegen seines Hauptgesichtspunktes gemäß Titel, der neuen und dritten Auslegung von 1. Thess. 5:3, nach 5. Mose 18:20-22 eine "prophetische Vermessenheit vor Jehova". Es ist in diesem Zusammenhang gegen alle berechtigten und notwendigen menschlichen Bestrebungen und Sorgen um Frieden und Sicherheit gerichtet, indem es die Menschen, Christen wie Nichtchristen, die sich darum bemühen, verleumdet. Es zerstört und vernichtet jede sozialpolitische Bereitschaft, jedes derartige Engagement und jedes diesbezügliche Vertrauen, obwohl es ohne das alles nicht geht und nichts aufrechterhalten oder gesichert werden kann. Welchen Kräften dient dieses Buch also in politischer Hinsicht? Wer es verbreitet, läuft als Verleumder aller sozialpolitisch verantwortungsbewußten Mitmenschen umher. Psalm 15:1.3.
buko

VOR "WESENTLICHEN FORTSCHREITENDEN ÄNDERUNGEN"
Im letzten Jahr vor 1975
Wahrscheinlich stehen wir vor Änderungen von größter Tragweite Auf den Kongressen 1973 in Düsseldorf und München (A. Letonja und R. Lengtat, "ihr sollt heilig sein . . .") gab die WTG eine äußerst bedeutsam Neuorientierung aus: Es wird "wesentliche fortschreitende Änderungen geben". "Wesentliche fortschreitende Änderungen" besagt, daß die WTG in einem fortschreitenden Prozeß eine Änderung ihres W e s e n s vornimmt, also etwas Grundsätzliches. Die Brüder Letonja und Lengtat machten dazu noch keine weiteren Ausführungen, sie hatten das lediglich anzukündigen. Wer eine Übersicht über die nun schon mehrere Generationen umfassende WTG-Geschichte hat, konnte sich schon 1966 ausrechnen, als 1975 proklamiert wurde, daß die WTG sich hiermit einen Mühlenstein an den Hals hängt. Will sie nun nicht untergehen, muß sie in der Tat "wesentliche Änderungen" vornehmen. Hoffentlich ist das erst jetzt nicht schon zu spät. Die Änderungen müssen fundamental sein. Die 300 Oppositionsbrüder im Bethel Brooklyn (1972) forderten z. B. eine Anpassung an die jüdische Zeitrechnung, (1974 = 5735) wonach 6000 Jahre erst in ca. 200 Jahren um sind. Das würde die gesamte jetzige WTG-Endzeitvorstellung über den Haufen werfen!

Wir wollen einige wichtige Punkte betrachten, die mit 1975 zur Hauptfrage werden.
Zur Bedeutung des deutschen Bereichs
Vorgänge im deutschen Zweig der WTG haben die zentralen Entscheidungen, die Lehren und die Veränderungen immer in bedeutendem oder entscheidendem Maße bestimmt. Die "theokratische" Organisationsform wurde vor 1933 erst im deutschen Zweig getestet. Das Verbot von 1933 bestimmte die Orientierung auf den zweiten Weltkrieg als Harmagedon (Dein Name werde geheiligt, S. 319 dt.) Die Rolle des deutschen Zweiges als antikommunistisches Bollwerk unter Erich Frost, Konrad Franke, Paul Großmann, Ernst Wauer, Ernst Seliger, Fritz Adler u. a. bestimmte das gesamte politische Klima. Und die religiös-politische Kritik, die sich jetzt mit CV und immer mehr Büchern über die WTG in der DDR und in der BRD erhebt, ist die folgenschwerste Kritik, die die WTG je erfahren hat. Die WTG wagte nicht im Jahrbuch 1974, CV auch nur zu erwähnen, geschweige denn zu verurteilen, wie es einige erwarten und verlangen. Werden die verantwortlichen Ältesten und Aufseher hier die Dinge jetzt ebenfalls in die Hand nehmen, oder sind sie gebrochenen Rückgrats inmitten der jetzt einsetzenden Änderungen? Mit 1975 gibt es keine sichere "irdische Orientierung" mehr. Situation und Entwicklung sind damit nach vorn vollkommen offen. Der Schein trügt, denn wie es unter der Oberfläche wegen 1975 aussieht, vermag kein Zweigbüro sicher einzuschätzen.

Wirklich christlich sein
Eine Hauptfrage des 1975-Zusammenbruchs ist die sich er gebende Aufgabe, sich zu "Obrigkeit von Gott" und "die Menschen betreffende Ordnung" (Römer 13:1-7 und 1. Petrus 2:13) neu zu stellen. Eine wirklich wesentliche Änderung Es kommt darauf an, aus dem jetzigen Zustand herauszutreten und wieder ein normales Verhalten als christliche Bürger und Gemeinschaft zu praktizieren, nicht als Zeugen Jehovas, belastet mit den Torheiten des Antikommunismus, der WTG-Staatsfeindschaft und Gesetzesverletzung in unchristlicher "Kriegslist" (2. Kor. 4:2 NW).

Das Stichwort ist im WT selbst schon gegeben. Die "neutestamentliche Gruppe" im Bethel setzt sich gegen die "Alttestamentler" immer mehr durch. Der bloße Name "Jehovas Zeugen" wird abgeschafft. Noch sind sie nicht vollends durchgedrungen mit ihrer Neuorientierung, auf "christliche Zeugen Jehovas" nämlich, gelegentlich erst, im Text hin und wieder. (WT 1. 11. 73 S. 651, Abs. 13 dt. z. B.) Doch sie sind im Kommen! Wer geht ihnen entgegen?

Alle sollten sich dagegen wenden, den Namen christliche Zeugen Jehovas mit den bisherigen politischen Torheiten weiter zu belasten. Es könnte manifestieren, nichts mehr damit zu tun zu haben. Es könnte ein Teil der "wesentlichen Änderungen" sein! Wer weiß, wie weit sich die Dinge im Sinn vieler schon entwickelt haben? Daß sie vielleicht nur noch einen Anstoß brauchen? So daß Älteste, die die Dinge in die Hand nehmen, nicht lange alleinstehen! Mögen sich die Ältesten und Aufseher auf allen Ebenen beraten, um die ersten erforderlichen Schritte als christliche Zeugen Jehovas gegenüber den zuständigen "obrigkeitlichen Gewalten von Gott" zu tun. Beispiele zu schaffen, den Weg zu öffnen und die Entwicklung angesichts 1975 voranzutreiben. Ist der Durchbruch erfolgt, ist der Stein einmal im Rollen, wer will ihn dann noch aufhalten angesichts 1975?

Im Grunde hat die WTG keinen Ausweg
Was die WTG jetzt laufend bietet, soll hauptsächlich die Organisation zusammenhalten, verbunden mit vorsichtigen, aber noch keinen Änderungen, die der Lage gerecht werden. Die WTG weiß, daß alles ein Ende mit Schrecken nehmen muß. Nur tut ihr niemand den Gefallen, die Zeugen Jehovas überall zu vernichten. So muß sie alles mit bald, bald, sehr bald usw. laufend vor sich herschieben, von Termin zu Termin Ihr erster Endzeittermin war 1799! Jetzt war 1975 angesagt Was geht in den Köpfen derer vor, die imstande sind, die Dinge zu überblicken?

Vielleicht findet die WTG einen Ausweg aus ihrem Dilemma. Vielleicht ändert sie tatsächlich ihr Wesen und gibt das schon von Anfang an haltlose Endzeitspiel mit einer Generation auf. Wir erinnern an die "Mutter-Organisation" der WTG, die adventistischen Christen und ihr Datum 1844. Kann die WTG sich auch endgültig von ihrem Termin-Unwesen freimachen? Das wird nicht ohne gefährliche Erschütterung abgehen. Aber was hat diese Endzeitorientierung seit 1799 eingebracht? Schon mehrere Endzeitbeginne mußten angesetzt werden, drei verschiedene Nordkönigdeutungen, mehrere Wiederkünfte Christi, vier verschiedene Fürstenauferstehungen, mehrere Tier-, Elia-, Obrigkeits- und Friede-und-Sicherheitsdeutungen und schon die fünfte Harmagedonvoraussage! Das ist nur eine kleine Auswahl! Man muß sich ängstlich als Verkündiger hüten, jemandem, den man gewinnen will, mit der ganzen und vollständigen Geschichte der WTG vertraut zu machen! Hat man alles vor Augen, so ist ihre Endzeitschau eine einzige Unglaubwürdigkeit! Mit 1975 bricht das alles auf! Wie noch nie!

Aber damit müssen ja nicht Gott, Christus und die Bibel aufgegeben werden, sondern nur eine bestimmte Bibelauslegung Damit muß auch nicht die Gemeinschaft aufgegeben werden, sie muß sich vielmehr umorientieren. Nur eine bestimmte religiös-politische Orientierung der Gemeinschaft muß aufgegeben werden.

Aufstehen und handeln
Auf den Ältesten und Aufsehern aller Bereiche ruht jetzt eine Verantwortung vor Gott, vor den Versammlungen und vor der Öffentlichkeit wie nie zuvor! Es ist wahr, es kommen auf jeden Fall wesentliche und fortschreitende Änderungen.

Wir scheinen bezüglich der WTG vor einer historischen Wende zu stehen, denn nach 1975 kann nichts mehr mit dem Ende so weitergehen wie vorher. Ergreift deshalb die Chance und alle Gelegenheiten, als loyale christliche Zeugen Jehovas die Versammlungen aus dem politischen Untergrund herauszuführen, die politischen Torheiten der Vergangenheit hinter euch lassend, fest auf das Wort Gottes und seine unveränderlichen Werte gegründet, in einer Nachfolge Jesu, urchristlich in Glaube, Hoffnung und Liebe. Das Christentum verliert nicht, wenn die von der WTG damit verbundene Endzeitanschauung 1975 wieder haltlos wird. Das wirkliche Leben geht weiter! Im Kleinen mit der Familie, im Großen mit den Mitmenschen um der gemeinsamen sozialen menschlichen Bedürfnisse willen, von Gott gegeben. Die Versammlungen müssen im Studium lernen, zu unterscheiden, was von bleibender Bedeutung ist, und was von der WTG verworfen worden muß, weil es haltloses Endzeitwerk und politischer Bibelmißbrauch ist. Jeder muß angesichts 1975 dieses Unterscheidungsvermögen erwerben.

Die Rolle und Funktion von CV
Die WTG, die höheren Ältesten- und Aufseherkreise, die alles noch in der Hand halten, haben eine Stärke. Das kann gut oder schlecht sein. Wo sie die Dinge nicht begreifen, um die es jetzt geht, ist das schlecht. Es gibt in Verbindung mit den WTG-Informations- und Kommunikationsmitteln wie WT, Erwachet. Königreichsdienst usw. keine Möglichkeit, sich ernsthaft kritisch, wie es die Lage erfordert, an alle Zeugen Jehovas wenden zu können. Nicht umsonst besteht die WTG auf der alleinigen Beherrschung aller Schriften und Materialien unter den Zeugen Jehovas, um niemanden an sie heranzulassen, soweit es in ihrer Macht steht. Das ist auch eine der entscheidenden Ursachen dafür, daß die WTG bisher über alle Kritik triumphieren konnte, wie berechtigt, notwendig und schriftgemäß sie auch war. Aber das ist nicht mehr so. Mit CV entwickelt sich etwas, wogegen die WTG machtlos ist. Ihre Maßnahmen werden immer wirkungsloser. CV kursiert inzwischen völlig unkontrollierbar und unüberschaubar! Es gibt keinen zuständigen Ältesten oder Aufseher, der CV nicht liest, wenn er es auch nicht zugibt, schließlich muß er informiert sein, was sich in seinem Bereich vollzieht!

Darum ist CV immer mehr das idealste Mittel hier und heute, auch für die Ältesten und Aufseher, sich an alle wenden zu können, ja an die WTG selbst! Und das kann ganz unabhängig davon geschehen, was in CV sonst oder anders kritisch gebracht wird, was man nicht anerkennen möchte oder dem man nicht zustimmen kann. Jeder muß aber verstehen, daß CV in dieser WTG-Krise fundamentalster Art vielen kritischen Stimmen Raum geben muß. Und ist das andererseits nicht auch wertvoll? Warum sollte man den verschiedenen Fragen und Problemen nicht ins Auge sehen sollen?

Durchdenkt alle diese Fragen in diesem letzten Jahr vor 1975 mutig und konsequent. Wer sich nicht entscheidet, über den wird entschieden werden, ob er will oder nicht. Denn es stehen tatsächlich "wesentliche fortschreitende Änderungen" auf der Tagesordnung. Das war ein wahres Wort der Kongresse 1973. -
F. F

Ein zeitgemäßer Blick zu den anderen Brüdern und Schwestern
Wohl eine der berechtigsten Auflehnungen gegen WTG-Lehren war die internationale Auflehnung von Ältesten und anderen Brüdern und Schwestern seit Anfang der dreißiger Jahre. Das richtete sich gegen Lehren wie, die politischen Regierungen seien keine biblischen Obrigkeiten (1929), verbunden mit der Vernichtung des damaligen Ältestenamtes in der Organisation (1930), gegen die Entmündigung der Herauswahl unter das WTG-Direktorium, gegen die irdischen Jonadab-Klassen-Ausrichtung, die mit 1975 wieder hinfällig wird, um das wesentlichste zu nennen. Es gab keine Versammlung, in der die WTG durch dieses "neue Licht" nicht dramatische Konflikte hervorrief. Wer nicht folgte, wurde als "Russelit" verächtlich gemacht, als solche, "die dem Worte Gottes Gewalt antun, das Volk Gottes versprengen und es den tierischen Regierungen der Organisation Satans zur Speise machen", voll "eigennütziger Beweggründe", so daß ihnen "die Krone weggenommen" werden mußte. (Siehe: Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 124 und die Dokumentation: Die Zeugen Jehovas, S. 29ff, Urania-Verlag 1970)

Die auf diese Weise ausgestoßenen Brüder und Schwestern sind verständlicherweise in freien christlichen Versammlungen weiter zusammengeblieben, äußerlich hier so und dort so, in der DDR in der Vereinigung bzw. im Bund freistehender Christen, bzw. anderen freien Versammlungen.

Mit der verbalen Rückkehr der WTG 1962/63 zur Obrigkeitslehre, wie sie Br. Russell gelehrt hatte (auch mit den anderen Christen besteht darin Übereinstimmung), mit der prinzipiellen Wiedereinführung des Ältestenamtes 1971/72 und mit der wieder erklärten Unterordnung des WTG-Direktoriums unter den Überrest (WT 1. 4. 72 dt., CV 45/72) ist z. B. erwiesen, daß jene Auflehnungen von damals keine Rebellionen gegen Gott waren, sondern berechtigter Widerstand und Glaubenskampf gegen Abwege und Irrlehren, die im Namen Jehovas durchgesetzt wurden.

Natürlich hatte die WTG jenen Brüdern und Schwestern nur in der Sicht derer, die ihr folgten, "die Krone wegnehmen" können. Schließlich ist nicht sie es, die "die Krone des Lebens" verleiht. 2. Tim. 4:8. So finden wir denn, daß diese Brüder und Schwestern auch hier in unserem Lande den Weg der Nachfolge Jesu weitergehen. Das Offenbarwerden der furchtbaren Schuld der WTG ihnen gegenüber - bis heute hat sie nicht einmal um Verzeihung gebeten - und die mit 1975 klargewordene Aussichtslosigkeit sollten veranlassen, einen Blick hinüber zu tun zu diesen anderen Brüdern und Schwestern. Wirklich christliche Zeugen Jehovas sollten die aus den WTG-Verdammungsurteilen resultierenden Vorurteile dagegen überwinden, wie Jesus in Markus 9:38-40 u. a. deutlich zu verstehen gibt.

Laßt uns darum einige Auszüge aus dem Vortrag "Ausharren im Wandel mit dem Herrn" von Br. J. B. zur Kenntnis nehmen, einer der Ältesten jener Brüder und Schwestern in unserem Lande, um selbst zu sehen, in welchem Geist sie leben und weiter wirken.

Wir lesen:
"Sein Wort ist Wahrheit, und er ändert sich nicht. Durch Gottes Gnade stehen wir noch immer in demselben Licht, das uns einst leuchtete, als wir in die Wahrheit kamen und von ihr ergriffen wurden . . . Durch Gottes Wort kam uns zum Bewußtsein, daß wir einen gnädigen Gott haben und seine Botschaft durch Christum erfüllte unser Herz. Wir dürfen die kostbaren Verheißungen auf uns anwenden. Wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Dieses Wissen sollte uns mit unbegrenztem Vertrauen erfüllen.

Wir haben erkannt, daß alle, die unserem geliebten Erlöser geweiht sind, unsere Geschwister in Christo sind. Unsere Herzen sind durch das Erfülltsein im Geiste des Herrn so, daß wir in Wahrheit sagen können: Wir lieben unsere Geschwister mit einer Liebe, welche aufrichtig und ungeheuchelt ist. Sie sind ja gleich uns neue Schöpfungen. Der himmlische Vater liebte uns auch, als wir noch Sünder waren. Wir haben unseren Wandel mit den Grundsätzen der Liebe in Übereinstimmung zu bringen . . . Wenn wir Prüfungen und Versuchungen haben, die wir überwinden vermögen, und die unserem Charakter vermehrte Geduld, Erfahrung, brüderliche Liebe und Mitgefühl bewirken, so wollen wir uns freuen und Danksagung darbringen . . . Die Liebe, wonach wir streben, ist diejenige, welche rücksichtsvoll persönliche Gegensätze vermeidet, über rachsüchtige Gefühle erhaben ist, und nur die Möglichkeiten, Mittel und Wege beherzigt. die Frieden bezwecken …

Ein jeder soll zum vollen Manneswuchse gelangen. Auch Paulus hat erfahren, daß Schwierigkeiten und Trübsale notwendig sind für den Glaubenden. Er sagt in Römer 5:3, "Wir rühmen uns auch in den Drangsalen, da wir wissen, daß Drangsale Ausharren bewirken". Da alles zu unserer Vollendung in der Heiligung notwendig ist, so wird der himmlische Vater uns die Prüfungen nicht ersparen können. Ohne die Gnade wäre es nicht möglich, Überwinder zu sein. Diese Gnade hält uns aufrecht, und läßt uns nicht über unser Vermögen versucht werden. Immer ist ein Ausweg vorhanden. 1. Kor. 10:13. Unsere Standhaftigkeit und unser Ausharren sind auf die Probe gestellt. Der Preis dafür ist immerwährendes Leben im Angesichte des Herrn".
Soweit der betreffende Älteste.

Im Blick auf die Fehlurteile der WTG über jene, deren "Krone wegzunehmen" sie sich anmaßte, können wir an Hand dieser Auszüge umso deutlicher sehen, wie ungerecht die Vorurteile sind, diese Brüder und Schwestern wären nur voll "eigennütziger Beweggründe" und dienten der "Organisation Satans". Lies noch einmal nach, wie Jesus über andere urteilte, die in seinem Namen handelten und auch an ihn glaubten, wie es in Markus 9:38-40 aufgezeichnet ist. Vielleicht ist dir das eine Hilfe. Denke darüber noch und sprich mit anderen über den tiefen Sinn dessen.

Im Blick auf die 1975 wieder gescheiterte "irdische" WT-Hoffnung möchten wir dazu die Frage stellen, ob jetzt überhaupt eine solche "irdische" Ausrichtung gepredigt werden darf. Lies ernstlich nach, was in Epheser 4:1-6 und Philipper 3:17-19 über die richtige christliche Hoffnung für die Zeit der Evangeliumsverkündigung gesagt ist!

Sollten nicht die Ältesten wirklich christlicher Zeugen Jehovas den Dialog, das Gespräch und den Gedankenaustausch mit jenen von der WTG ungerecht in der Vergangenheit Verdammten und "der Krone" beraubten aufnehmen? Ware das nicht eine christliche Selbstverständlichkeit? Wenn auch die Standpunkte erst im Laufe der Weiterentwicklung die nötige Änderung erfahren können. Was haben trotz allem alle gemeinsam? Was verbindet alle dennoch? Das allein wäre folgerichtig nach Markus 9:38-40. Die Zeit ist gekommen, nach diesem Toleranzprinzip Christi ernstlich zu leben. Für jeden wirklich christlichen Zeugen Jehovas sollte das WTG-Fiasko mit 1975 der letzte Anstoß sein, die Rechthaberei, allein "in der Wahrheit" zu sein, besonders den anderen Brüdern und Schwestern gegenüber und auch sonst ein für allemal aufzugeben, und sich demütig unter die Worte Jesu zu beugen.
P.

IN EIGENER SACHE
In eigener Sache zu sprechen - da läuft man leicht Gefahr, gründlich mißverstanden zu werden, ja, man setzt sich dieser Gefahr geradezu aus. Trotzdem meinen wir, einen legitimen Anspruch der Brüder und Schwestern zu erfüllen, wenn sie Auskunft über CV verlangen und wir die Antwort nicht schuldig bleiben.

Brüder fragen z. B., warum der Abdruck bestimmter Artikel zugelassen wird, die - nach Meinung dieser Brüder - CV "zu einseitig politisch festlegen".
Hier gibt es zwei Fragetypen: Besorgte Anfragen und andere, die den Herausgeber deshalb beschimpfen und verleumden.

Darauf ist zu antworten:
CV will ihrem Motto treu sein, und unterschiedlichen Stimmen und Auffassungen die Aussprache ermöglichen, da sie diese im WT und Erwachet nicht finden. Der Herausgeber von CV und das Herausgeberkomitee haben kein Recht, für CV schreibende Brüder und Schwestern so zu beeinflussen, daß sie anders schreiben, als es ihrer Überzeugung entspricht Das ist die Basis für die Mitarbeit, mit einer Einschränkung: Andersdenkende werden nicht verteufelt. Schreiben in CV bringt weder Geld noch Ansehen, sondern es bringt Freiheit für alle Brüder und Schwestern, da der WT zur Meinungsäußerung nicht zur Verfügung steht. Da ihre Meinungen ihre Begründung haben, schreiben sie folglich in CV.

Ehemals waren auch sie in "völliger Übereinstimmung mit dem Werk" der WTG, gehorsam nur dieser verpflichtet, als sei es für Gott. Ihr christlicher Glaube aber war durchsetzt WTG-Antikommunismus. Schwerwiegende Widersprüche und Erfahrungen mit der WTG haben dazu geführt, daß sie diesen Mißbrauch ihres christlichen Glaubens überwinden konnten. Als Christen schreiben sie heute so wie sie schreiben, weil nach ihrer Auffassung Gott Antikommunismus eines Christen nicht deckt und heiligt.

Wenn Gott, wie es die WTG tut, antikommunistisch beansprucht wird, so sehen sie darin heute einen mißbräuchlichen Anspruch an Gott, und sie widersetzen sich. Das ist eine christliche Grundüberzeugung, der deshalb nicht widersprochen werden kann. Mit einzelnen Formulierungen mag der Herausgeber unter Umständen nicht einverstanden sein. Aber er hat es
g e l e r n t , unterschiedliche Auffassungen zu ertragen und zu dulden.

Genauso deutlich will ich auch sagen, daß mich Atheismus nicht aufregt. Er geschieht unter der Zulassung Gottes, deshalb ist Atheismus für mich auch eine Antwort auf mißbrauchte christliche Religion. Ich sage es so - auch wenn ich deshalb verketzert werden sollte: Weil ich mich um eine brüderliche Einstellung bemühe, glaube ich, daß es Menschen gibt, für die Gott nichts bedeutet, nichts bedeuten kann. Diese Menschen sind deshalb nicht hochmütig oder hoffärtig, nein, sie können nicht an Gott glauben, trotz größter Anstrengung nicht. Sie sind in dieser Beziehung arm, weil ohne Bedürfnis nach Gott. Aber ich wage deshalb nicht zu behaupten, daß sie in diesem Mangel von Christus verlassen sind. Seine Liebe reicht auch für diese Menschen, gerade für sie. Mit dieser Tatsache ist allen Christen die schwerste Verantwortung aufgebürdet, sich der Gnade Gottes bewußt zu werden. Diese Last hat uns Gott aufgebürdet, so werden Christen und ihre Liebe gewogen.

Der Herausgeber hat kein Recht, seine Brüder und Mitarbeiter zu einem Denken gegen ihre Überzeugung zu veranlassen Es gibt keine Ausübung von Druck auf andere Brüder. Es wird beraten und um Verständnis gerungen, damit die Erkenntnis wächst. Einige etwa jemandem nicht passende Ideen und Vorstellungen lassen uns nicht straucheln. Christus wird richten, keiner sonst. Und für mich selbst bekenne ich ganz offen: Der WT-Schrecken mit Harmagedon kann mich nicht mehr verführen, denn es ist auch Götzendienst, wenn Christen in göttliches Geheimnis eingreifen wollen. Kein Christ, kein Mensch - auch keine WTG kann Gott ausdeuten, wie und wann er zu richten haben wird. Ich glaube an Gott, deshalb weiß ich, daß ich ihn nicht berechnen kann, so daß er schließlich menschlichen Vorstellungen gefügig werde.

Andere Briefe fragen den Herausgeber, "warum er zuläßt, daß in CV über sittliche Verfehlungen von Brüdern geschrieben wird". CV leite damit "der Welt" Wasser "auf ihre Mühlen". CV bereite auf diese Weise "auch dem Unglauben den Boden".

CV bzw. der Herausgeber würden, wenn wir diese Mitteilungen aus den Versammlungen nicht bekanntgeben, die Brüder ins Unrecht setzen, die CV informieren. Die betreffenden Brüder wünschen, daß CV solche Verfehlungen publik macht. Da diese Informationen mehrfach von Brüdern und Schwestern bestätigt werden, haben wir die Überzeugung, daß diese Geschwister über echte, unverfälschte Probleme berichten. Alles andere weisen wir entschieden als Unterstellung zurück. Wenn CV diese Stimmen nicht zu Worte kommen lassen würde, dann stünde es schlecht um CV, weil dann offensichtlich wäre, daß CV weder Herz noch Ohr für die Sorgen der Geschwister hätte. Der Herausgeber will sich lieber beschimpfen und verdächtigen lassen, als hier zu versagen und kleinlaut aus falscher Rücksichtnahme alles unter den Tisch zu kehren, anstatt die Organisation so zu sehen, wie sie ist.

CV stützt sich in der beklagten Berichterstattung auf biblische Vorbilder. Hurerei, Sodomie und ähnliche Verfehlungen wurden ohne Scheu ausgesprochen und uns durch den biblischen Bericht zur Mahnung vorgehalten und überliefert. Und noch ein wesentlicher Punkt. CV kann Zuschriften nicht einfach unterdrücken, nur weil wir möglichst risikolos auf Ansehen bedacht sind. Das geht nicht, denn wir würden systematisch an Vertrauen einbüßen und schließlich ganz verlieren.

Es ist eigenartig, bestimmte Anfragen befassen sich auf ihre Weise immer mit dem Herausgeber, sie sagen ja oder verdammen ihn. Wegen der Verdammungen ist mir nicht gram, hier teile ich das Schicksal von Br. Willy Müller. Im wahren Sinne fühle ich mich letztlich in solchen Fallen in einer "Stellvertreter-Rolle", denn einem Schreiber von WT-Artikeln ist man stumm ausgeliefert, niemand kennt seinen Namen, CV kann nicht mit GE drohen, und die Vernichtung versprechen wir auch nicht. Was liegt also näher, daß sich bestimmte Schreiber an CV wenden, um sich etwas von der Seele zu reden, oftmals Haß oder Enttäuschung, wie immer sich solche Gefühle auch verkleiden mögen. Es ist auch Nächstenliebe, wenn der Herausgeber der Blitzableiter für bestimmte "Anfrager" an CV sein kann, wenn er diese Rolle annimmt, was er auch weiterhin zu tun verspricht. Dank Christus bleibt dem Herausgeber eine kleine Genugtuung, er wird weder schimpfen noch beleidigen, in dieser Herzenseinfalt hofft er immer zu verbleiben. -

Zur Neuorientierung
Welche Lehrveränderungen hat die WTG im Hinblick auf 1975 schon vorgenommen?
Die "wesentlichen fortschreitenden Änderungen" der WTG-Lehren haben bereits begonnen. Die Verschiebetaktik ist bereits im Gange. Das Ende wird wieder unbestimmt in die Zukunft verschoben. Was aber wurde bisher schon geändert? Nur die wenigsten haben darüber eine Übersicht. Die WTG möchte ja auch, daß sich das alles so unmerklich wie möglich vollzieht, wie ein gleitender Übergang, den man beinahe gar nicht bemerkt.

Hier sind die jüngsten "wesentlichen Änderungen", die bis jetzt erkennbar sind.
1. Mit der Festlegung des Endes der 6000 Jahre auf 1975 wurde die Festlegung der 6000 Jahre auf 1972 stillschweigend liquidiert (Buch: Die Wahrheit wird euch freimachen S. 146 ff, Die Zeitrechnung)
2. Das Jahr 1984 wird als "guter Weitblick" ins Spiel gebracht. (Buch: Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht. S. 325)
3. Große Volksmenge kommt nicht seit 1918 aus großer Drangsal, sondern erst nach Harmagedon, also irgendwann nach 1975. (Buch: Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht, S. 26,135)
4. Friede-und-Sicherheits-Ausrufung aus der 1945-Nachkriegszeit in unbestimmte Zukunft verlegt. (Bücher: Die Wahrheit wird euch freimachen, 1943 und Wahrer Friede und Sicherheit - woher zu erwarten? 1973)
5. "Millionen jetzt Lebender werden nie sterben" ist liquidiert, nur noch "Hunderttausende"! WT 15. 4. 73, S. 243, Abs. 10 dt.)
6. Hesekiel-Erfüllung um Jahrzehnte verschoben (Bücher: Rechtfertigung I/1931, und Die Nationen sollen erkennen … 1972, siehe CV 51/73, S. 3)
7. 1971/72 wurde das einst als falsche Religion verteufelte Ältestenamt wieder eingeführt, um die Organisation in der 1975-Krise besser intakt zu halten.
8. Die Diener-Funktionen wurden in Aufseher-Funktionen umgeändert, um mit zu erwartender Unzufriedenheit und Rebellion wegen 1975 besser fertig werden zu können.
9. Auch das Jahr 1996 als Ende der 6000 Jahre wurde zu 1975 bemerkenswert unkritisch ins Spiel gebracht. (Buch: Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, S. 28)
10. Auffällig werden die Daten 1931 bzw. 1935 vor 1914 ins Blickfeld geschoben als wesentlicher Beginn der Verkündigung von heute. Auch so wird Zeit gewonnen. (Buch. Die Nationen sollen erkennen . . . . S. 66, 172, 178, 181, 210, 307, 319, 320, 347)
11. Die Isolierung der Zeugen Jehovas von allen anderen Christen und von der natürlichen sozialen Umwelt wurde verschärft durch maßlose antikirchliche und antikommunistische bzw. antisowjetische Verteufelungskampagnen. (Buch: Die Nationen sollen erkennen . . . (Huren-Polemik), Erwachet 8. Sept. 73, Hetzkampagne gegen die Sowjetunion)
12. Es wird eine Änderung des Namen "Jehovas Zeugen" in "Christliche Zeugen Jehovas" langsam unterschoben. (z. B. WT 1. 11. 73, S. 651)
13. Mit den Jahrestexten 1973 und 1974 wurde die Orientierung auf 1975 grundsätzlich aufgegeben.

Dieser erste Überblick zeigt, daß die WTG begonnen hat zu verändern. In erster Linie wird zunächst mehr oder weniger der Rahmen des Ganzen verschoben. Der Inhalt bleibt im Großen und Ganzen noch weiter erhalten, wie er allgemein zu jeder Zeit gepredigt werden kann. Was daran jetzt schon geändert werden muß, geschieht vorsichtig, scheibchenweise. Hinten ein bißchen weg und vorne ein bißchen Neues angesetzt, keine zu großen Brocken, um so wenig wie möglich stutzig zu machen.
C. W.

Das Zweigbüro in Wiesbaden befürchtet für sich die größte Katastrophe wegen 1975
Zum Deutschland-Bericht im Jahrbuch 1974
Mit einer Höchstzahl von 93 178 Verkündigern im Dienstjahr 1973 in der BRD verwaltet das Zweigbüro in Wiesbaden den zweitgrößten Zweig der WTG-Weltorganisation. Doch nur noch wenige im Zweigbüro berauschen sich an dieser Höchstzahl. Der Vergleich der Berichte seit 1971 zeigt ihnen. daß der Schein trügt. Die Zunahme wird immer geringer: 1971 nach 4%, 1972 nur 2% und 1973 nur noch 1%. In Westberlin hat ein absoluter Rückgang eingesetzt: 1971 noch 1%, 1972 nichts mehr, 1973 schon 2% absoluter Rückgang. Wie wird es 1975 aussehen?

Ist das jetzt die Ruhe vor dem Sturm? Daß sich die WTG auf eine ernste Katastrophe vorbereitet, zeigt das Jahrbuch 1974 mit seinen Märtyrer- bzw. Heidenbericht über die Verfolgung in der Nazizeit. Zwei Haupthintergründe zeigen sich. Die WTG weiß, wenn der BRD-Zweig mit 1975 zusammenbricht, ist das für ihr Werk in Europa der Anfang vom Ende. Der 1974-Jahrbuchbericht ist eine "psychologische Injektion" größten Ausmaßes zur inneren Festigung, indem er eine innere Stabilisierung am Märtyrer- bzw. Heldentum in der Nazizeit vornehmen soll, in aller erster Linie. Ein Zweites hat die WTG zu diesem Jahrbuchbericht von 188 Seiten silbern eingebunden gezwungen: Die Veröffentlichung der Dokumentation "Die Zeugen Jehovas" (Über die Wachtturmgesellschaft) 1970 vom Urania-Verlag Leipzig - Jena - Berlin in der DDR und in der BRD, mit einer kritischen Untersuchung der Rolle der WTG in der Nazizeit, davor und danach, in bisher nie dagewesenem Maße. Die WTG konnte auch dazu nicht mehr schweigen, sie mußte entscheidende Dinge in ihrem Sinne klären und hinstellen. Waren doch Personen angegriffen worden, die die "Säulen" des Werkes sind. Sie stellte dem Blaubuch (der Dokumentation) ihr Silberbuch entgegen. Über die Farbensymbolik läßt sich nachdenken. Der Jahrbuchbericht ist zum Teil direkt durch das Blaubuch diktiert. Es werden in auffälliger Weise gerade diejenigen Verantwortlichen "gerechtfertigt", die im Blaubuch am schwersten belastet werden, und diejenigen Vorgänge geschickt behandelt, die die WTG politisch am schwersten in der Nazizeit kompromittieren. Wer sich von der Fassadenreinigung im Silberbuch nicht blenden lassen will, muß dazu das Blaubuch lesen, anders geht das jetzt nicht mehr. Die WTG hat mit ihrem Silberbuch den Fehdehandschuh des Blaubuches aufgenommen. Die Auseinandersetzung wird dramatisch werden. Sicherlich wird auch in CV darüber informiert werden können.

Ein erstes Wort noch zur Darstellung der WTG-Untergrundtätigkeit in der DDR. Der Bericht verschleiert total den seit ca. 1947 einsetzenden antidemokratischen, antikommunistischen und antisowjetischen WTG-Kampf in der Verkündigung, speziell gegen die DDR gerichtet. Das kurze Zitat aus der Antibolschewismus- und Anti-SED-Hetze von Zweigdiener Erich Frost 1949 in der Westberliner Waldbühne und über den amerikanischen Sender RIAS (S. 224) deutet an, was hier wirklich zugrunde lag. Die WTG hat sich in der ganzen Periode des Kalten Krieges seit 1947 etwa von niemandem antikommunistisch übertrumpfen lassen. Das alles wird total verschleiert und stellt deshalb jetzt eine gefährliche politische Desinformation dar. Im Blaubuch sind hierzu die Dokumente veröffentlicht.

Die WTG-Jahresversammlung stand völlig im Banne des Jahrestextes 1974. WTG-Präsident N. H. Knorr sprach "sehr ernst und zum Nachdenken anregend" über das ganze Kapitel Habakuk drei. Danach muß sie in Brooklyn "Erbeben, Zittern, Todesangst und Erschauern" erfaßt haben vor dem, was da kommt, wenn alles ein "Fehlschlag" gewesen ist. Es ist wie ein "Totenklagelied", zu dem gehüpft und gesprungen werden soll wie "Hindinnen" bis alles vorbei ist. Die ernste Stimmung im Zweigbüro in Wiesbaden ist völlig verständlich. buko

Die Erörterungen über 1975 überschatten nahezu alle andere
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Als 1966 das Jahr 1975 als "Ende dieser Welt" verkündet wurde, hieß es im WT: "Erörterungen über dieses Jahr 1975 überschatteten nahezu alles andere . . . Das war bestimmt eine der hervorragenden Segnungen, die wir mit nach Hause nehmen konnten". (WT 1. 1, 67. S. 20 dt.) Kann es jetzt in den Versammlungen anders sein, wenn wir im letzten Jahr vor 1975 sind?

So sicher, wie alle Menschen - schöpfungsbedingt - weiter essen, trinken, wohnen, arbeiten, ihre Kinder in die Schule schicken, das Wirtschafts-. Gesundheits-, Sozial- und Volksbildungswesen z. B. erhalten müssen und in diesem Zusammenhang für "Obrigkeit von Gott" und Gesetz und Ordnung sorgen müssen, wird das 1975-Weltende fehlschlagen. Die WTG gibt in ihren "Königreichsnachrichten" und anderen Artikeln in WT und Erwachet falsche Weltlage-Berichte. Die kapitalistischen Krisen, die sie da beschwört, machen an den Grenzen der sozialistischen Länder Halt. Es gibt keine weltweite Harmagedon-Krisenlage. Im Frühherbst nächsten Jahres, 1975, wenn nach der WTG die 6000 Jahre vorbei sein und die 1000-Jahrherrschaft Christi begonnen haben soll, wird das selbst Analphabeten offenbar sein. Die irdische Perspektive der WTG wird völlig haltlos und ungewiß sein, sie wird sich wieder in Illusion aufgelöst haben.

Du mußt Deine Entscheidungen jetzt vorbereiten. Die Beiträge in dieser CV-Ausgabe geben die verschiedensten Anstöße Was ist zu tun? Eine Hauptaufgabe ist, entschieden alles von der WTG zurückzuweisen, was zur Untergrundtätigkeit führt und so aus "List" und "Hinterhältigkeit" (2. Kor. 4.2 NW) herauszutreten.

Das erfordert, die Ältestenfunktion nicht nur formell, sondern völlig wahrzunehmen, so wie sie Br. C. T. Russell tatsächlich biblisch einst eingeführt hatte. Es wird andererseits echte christliche Toleranz erfordern, nach Markus 9:38-40 etwa, und aufzuhören mit der Verteufelung derer, die nicht in der gleichen Gemeinschaft Christus nachfolgen. Eine große Hilfe wird sein, die schöpfungsbedingten und somit gottgewollten sozialen Bedürfnisse aller zu ihren bestimmenden Einfluß in irdischen Fragen in rechter Weise zu erkennen Wenn doch die WTG selbst dies alles könnte, in Demut die Schlußfolgerungen aus ihrem 1975-Zusammenbruch ziehend. Sie gibt zwar zu, daß ihr seit 1947 allein, abgesehen von vorher, ca. 300 000 Brüder und Schwestern wieder den Rücken gekehrt haben (Jahrbuch 1974, S. 254f), doch überheblich nennt sie ihren Glauben "tot', der nur bei Wiederaufnahme und Annahme der WT-Speise wieder "ein lebendiger Glaube" werde. Sie bleibt also rechthaberisch und unbußfertig, obwohl sie mit 1975 alle schon seit 1799 das 6. oder 7. Mal mit Endterminen irreführt, mit allem, was damit zusammenhängt.

Doch das Leben geht schöpfungsbedingt ganz natürlich weiter Wer sich nicht entscheidet, über den wird entschieden werden. Das ist ein wahres Wort in dieser CV-Ausgabe. Laß auch andere Brüder und Schwestern diese Ausführungen lesen. Die Zeit drängt
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.

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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0.20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos. A 11 38-74 V 7 1 435
Kto.-Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 58

Auch diese Folge enthält wieder die obligate Verbeugung vor den Geldgebern der CV, unter der wenig überzeugenden Überschrift: "Die antikommunistische und antisowjetische Tätigkeit der WTG im Jahre 1973". Trotz dieser Einschränkung, sei doch ein Satz aus jenem Artikel zustimmend zitiert, und zwar der nachfolgende:

"Im WT vom 15. 1. 73 wird die 'Menschenherrschaft im Lichte der Tatsachen' völlig durch die Brille amerikanischer Zeitungen, Publizisten und Politiker und am Beispiel amerikanischer bzw. kapitalistischer Verhältnisse mit Bezug auf Krieg, Verschmutzung, Kriminalität, Drogensucht, Unterernährung. Armut usw. angeprangert."

Da haben wir des Pudels Kern. Amerikanische Weltsicht, amerikanische Hegemonievorstellungen sind auch die Substanz der Publizistik der Wachtturmgesellschaft. Zugeschnitten auf ihre Klientel.

Ich gehöre wahrhaftig nicht zu den "Standardkonsumenten" auch deutscher Fernsehprogramme der Vor-Abend-Zeit. Aber soviel ist auch mir klar. Sie sind bis zum Überdruss von amerikanischen "Seifenopern" dominiert. Das ist das - ich formuliere es mal krass - Verblödungsangebot für die Säkularisierten.

Zeugen Jehovas sind nicht "sakularisiert". Aber auch sie bekommen laufend entsprechende Angebote. Auf ihrem religiösem Level serviert. Damit ist allerdings noch nicht die eingangs genannte weitergehende seinerseitige DDR-Interpretation, meines Erachtens abgedeckt.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 58 Gera April 1974

ÜBER 300000 ZEUGEN JEHOVAS SIND WIEDER VERSCHWUNDEN!
Liebe Leser!
Forderte WTG-Präsident N. H. Knorr in seiner Ansprache "In Jehova frohlocken trotz der Schwierigkeiten von Harmagedon" zu Beginn des Dienstjahres 1974 auf der WTG-Jahreshauptversammlung in Brooklyn zum "Tanz auf dem Vulkan" auf, während wir uns 1975 nähern? Es war eine Ansprache über Habakuk drei, aus dem auch der Jahrestext 1974, "Mag auch der Feigenbaum selbst nicht blühen - dennoch will ich frohlocken in Jehova", entnommen ist. Die Ansprache wurde als "sehr ernst" bezeichnet. Das ist in der Tat nicht übertrieben.

Der Jahrestext 1974 ist dazu eine verblüffende Taktik. Die WTG nimmt damit ihre Fehlvoraussage von 1975 einfach schon selbst vorweg! Merkt sie, wie es wegen 1975 langsam zum Kochen kommt, so daß sie schon jetzt Luft abläßt Vor 1975 wird kaum viel passieren, weil alle dieses Jahr abwarten. Sie sollen dann offene Türen einrennen: Der Jahrestext 1974 hat es doch schon eingestanden! Ein tollkühner Sprung über den eigenen Schatten? Laßt uns sehen, wer im Frühherbst 1975 tanzen und frohlocken wird!

Die WTG nimmt aber auch schon den möglichen Abfall-Schock von 1975 vorweg! Im Jahrbuch 1974 (S. 254) rechnet sie vor, daß sie bis jetzt schon "über 300 000 Brüder und Schwestern nach ihrer Hingabe und Taufe" wieder vermißt. Sie unterstellt ihnen Glaube ohne Werke. Von eigener Schuld durch ihre falschen Endzeitlehren allerdings kein Wort. Sollen wir durch diese 300 000 wieder Verschwunden auf die Größenordnung des Ausbruchs aus der Organisation von 1975 vorbereitet werden? Der Leiter der "Christlichen Mission für Jehovas Zeugen" in den USA. J. W. Schnell, schätzte ein, daß schon etwa 500000 Zeugen Jehovas "auf dem Zaun sitzen", zum Sprung bereit, wenn 1975 ein Fehlschlag wird. (CV 57/1974). Wir erinnern auch an die Auflehnung der über 300 Brüder in Brooklyn selbst gegen den WTG-Kurs mit 1975, wovon Br. K. Franke am 1. November 1972 in Westberlin sprach (CV 48/1973).

Worauf kommt es jetzt angesichts all dessen in der Hauptsache an? Der Jahrestext 1974 zeigt an, daß die Endzeitausrichtung der WTG zusammengebrochen ist. Äußerste Wachsamkeit im Hinblick auf die zu den Kongressen 1973 angekündigten "wesentlichen fortschreitenden Änderungen" der WTG-Verkündigung ist deshalb notwendig! Dazu brauchen wir nunmehr eine von Gott selbst gegebene zuverlässige Grundlage oder Ausgangsbasis, von der aus niemand mehr einer willkürlichen Bibelerklärung ausgeliefert ist, die heute dieses und morgen jenes Datum festlegt, heute einen Bibeltext so deutet und morgen wieder anders. In engstem Zusammenhang damit steht das Heraustreten aus dem durch die WTG-Politik des Antikommunismus und Antisowjetismus erzwungenen Untergrund schriftwidriger "List" und "Hinterhältigkeit" (2, Kor. 4:2 NW) gegenüber der "Obrigkeit von Gott" in unserem Lande, um einen Kurs einzuschlagen, der die "menschliche Ordnung" des Sozialismus ehrlich anerkennt und respektiert, 1. Petr. 2:13, um ein "ruhiges und stilles Leben führen zu können in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit", 1. Tim. 2:2 NW. Wer kann die WTG mit ihrem 1975-Fiasko noch ernstnehmen? Alles in dieser CV-Ausgabe.

Eine bedeutende Hilfe in der fälligen Neuorientierung bietet auch eine Neueinstellung zu den Brüdern und Schwestern, die Abwege der WTG, die jetzt in das "irdische" Fiasko von 1975 führen, schon früher nicht mehr mitgegangen sind und die eine einzige Hoffnung, die die Schrift allein jetzt lehrt, bewahrt haben. Wir lernen sie in dieser CV-Ausgabe weiter näher kennen.

Die WTG ist in ihre entscheidende Krise geraten, die auf Grund ihrer haltlosen Endzeitorientierung eines Tages endgültig kommen mußte. Damit muß jeder seine Entscheidungen treffen, ob er will oder nicht. CV wird weiter hilfreich orientieren.
In christlicher Verbundenheit.
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

Was ist neu in dem WTG-Buch
GOTTES TAUSENDJÄHRIGES KÖNIGREICH HAT SICH GENAHT?
Die weiteren "wesentlichen fortschreitenden Änderungen" in der WTG-Verkündigung vor 1975
Ab 1. Dezember 1973 hat es die WTG zur Pflicht gemacht, sich mit ihrem neuen Buch "Gottes Tausendjähriges Königreich hat sich genaht" (Millennium-Buch), 1973 freigegeben, zu befassen. Im "Königreichsdienst" (Wiesbaden) ergeht sie sich in Unübertrefflichkeiten, wie "Vorschau auf die Tausendjahrherrschaft! Ein so klares Bild! Wunderbare Dinge! Sogar ein Blick über das Millennium hinaus!" Alle sollen dankbar sein dafür, was Jehova hier "verstehen läßt".

Doch wie gehen die meisten Leser an dieses Buch heran, seitdem mehr und mehr bewußt wird, daß auch bei der WTG "des Büchermachens kein Ende" ist, was "Ermüdung des Leibes" bewirkt. Pred. 12:12. Sie suchen in dem vielen, was da nur in immer neuen Varianten wiederholt wird, die wirklich neuen Gedanken und Gesichtspunkte, um deretwillen das Buch schließlich auch veröffentlicht wird, was die WTG wegen ihrer Explosivkraft bis an die Grenze der Ermüdung deshalb wohlüberlegt verpackt, wie gesagt. Unser Gang durch das Buch konzentriert sich allein auf dieses wirklich Neue, und zwar so, wie der Apostel uns verpflichtet: Kritisch. Apg. 17:11.

Die wirklich neuen Gesichtspunkte
1. Gleich zu Beginn (S. 11) wird gesagt, der Höchste lebe auf "unabsehbare Zeit. Was bedeutet für ihn schon Zeit?" Eine Vorbereitung auf die Gesamttendenz des Buches, über 1975 hinwegzuführen und weiter Zeit zu gewinnen.
2. Auf S. 12 wird diese Tendenz vertieft mit der Bemerkung, das 7. Jahrtausend "mag eine ganze Reihe von Jahren vor 2000 u. Z. erreicht werden. Es ist gut, daß dem so ist". Und noch einmal: Der Höchste "lebt auf unabsehbare Zeit".
3. Wann beginnen die tausend Jahre? Nicht 1975, sondern "erst … nachdem ein Kampf stattgefunden hat zwischen dem 'König der Könige' einerseits und den ,Königen der Erde' samt dem 'Tier' und dem 'falschen Propheten' andererseits. . ., was sich sehr bald ereignen muß'. Bis heute hat die Welt nichts dergleichen gesehen." (S. 16) Wenn die WTG selbst sagt, daß hier bis jetzt noch nichts zu erkennen ist, so will sie damit weitere Jahre und Jahrzehnte Zeit gewinnen, ein Jahr bis 1975 wäre nur noch ein Jahr, wann das 7. Jahrtausend beginnen sollte - ist in der Weltgeschichte überhaupt nichts. Die WTG hat ja auch schon 1996 genannt.
4. Der "bevorstehende Kampf" soll "kein dritter Weltkrieg" sein. (S. 18). Auf dem WTG-Kongreß am 26. Juli 1953 in New York verkündigte N. H. Knorr der Welt durch den Rundfunk allerdings, es würde "nicht bloß ein dritter Weltkrieg" sein, sondern ein dritter Weltkrieg, der "universelle Ausmaße" habe, in dem Gott die "Völker ihre Zerstörungswaffen blindlings gegeneinander wenden läßt" (Brosch.: Noch Harmagedon Gottes neue Welt, S. 18f, 1953) Was ist Wahrheit? Wer soll sich da ernsthaft auf irgend etwas orientieren, was die WTG in die Welt setzt?
5. Und wieder nur, wörtlich: "Die Zeit … von Harmagedon … sollte ziemlich nahe bevorstehen, näher, als die mit sich selbst beschäftigten Menschen der Welt glauben!" (S. 23). Sie s o l l t e nur? Solche Formulierungen sollen "wunderbare Klarheit" sein? Nebelhafte Selbstgespräche sind das, aber keine Klarheit der Sicht!
6. Kam die "große Volksmenge" bisher "seit dem Jahre 1931" aus großer Drangsal (WTG-Buch: Auch du kannst Harmagedon überleben . . . S. 181, 1955/58), so "wird" sie jetzt erst n a c h dem immer unbestimmter werdenden Harmagedon also kommen, (S. 26)
7. Auffällig wird betont (S. 29), Christus nachzufolgen, "ungeachtet, wohin er geht". In Wirklichkeit steht die WTG im Hintergrund, ihr zu folgen, wohin sie jetzt geht. Man soll denken, man folge da Christus.
8. Wieder wird in eine unbestimmte Zukunft gewiesen: "Der Ausbruch des siebenten Jahrtausends … wird n o c h zu Lebzeiten der gegenwärtigen Generation beginnen". (S. 43) Was heißt hier n o c h! Wir stehen ein Jahr vor 1975! Aber auch dies: Da sich die Generationen immer überschneiden, läßt sich das immer weiter vor sich herschieben, weil es so immer einige glauben können, die man nur immer halten muß.
9. Auf S. 135f wird dann die fünfte Fürstenauferstehung gebracht! Immer "von Gott". Erst 1914, dann 1925, dann "noch vor Harmagedon", dann waren sie "vom Jahre 1919 an" schon auferstanden. (Schriftst. 4, S. 326, 1916, Millionen jetzt Lebender … S. 104, 1920, Die Wahrheit wird … S. 41, 1943, WT 1. 3. 52, Abs. 20). Nun werden sie erst "am Anfang seiner Tausendjahrherrschaft" noch Harmagedon kommen, und "eine Anzahl" Überlebender werde auch eingesetzt, damit 1919 nicht ganz unsinnig war.
10. Dazwischen immer wieder nur, es hat "sich genaht", S. 163 und es "wird innerhalb unserer Generation beginnen" S. 165. Siehe Punkt 8 zuvor!
11. Siehe da! Es wird zugegeben, daß die 6000 Jahre schon 1872 und 1874 um gewesen sein sollten! (S. 187) Daß also einmal um 100 Jahre in die Zukunft geschoben wurde! Nun wird dabei verschwiegen, daß das damals auch mit allen Konsequenzen als "Licht von Gott" oder "Speise zur rechten Zeit" der Welt gepredigt wurde! Damit sich alle darauf einrichten!
12. Kommt jetzt eine Weichenstellung auf lange Sicht? Die bisher auf 1935 (Hervortreten der "großen Volksmenge") datierte Beendigung der "himmlischen Berufung" wird aufgehoben! Was die WTG alles kann! Die "Tür" wird jetzt erst mit dem "Beginn der großen Drangsal", d. h. mit Beginn von Harmagedon, geschlossen! (S. 202) Eine Neueröffnung der "himmlischen Hoffnung" unter den Zeugen Jehovas! Kalkuliert die WTG 1975 einen Millionen-Abfall ein, so daß sie hofft, vielleicht gerade noch ihre ca. 10500 Überrestglieder halten zu können? Oder wohin zielt das sonst?
13. Auf S. 210 geht die WTG auf ihr Buch "Die Wahrheit wird euch freimachen" ein (1943) und die darin enthaltene Zeitrechnung. Dabei wird mit der Formulierung "erst in den 1970-er Jahren" vertuscht, daß noch jener "zuverlässigen Lesart" die 6000 Jahre schon 1972 um sein sollten! Nun stimmt auch 1975 nicht. Und in dem Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" S. 28, wurde rechtzeitig schon das Datum 1996/97 erwähnt.
14. Auch der Prophet Sacharja wird wieder vergewaltigt. Wurde damals, als 1925 "vor der Tür stand", die Erfüllung der "zehn Männer, die den Rockzipfel eines Juden ergreifen", im Zionismus gesehen und als göttliche Wahrheit verkündigt (WTG-Sensationsbroschüre "Die große Weltkatastrophe! Der Stein ist im Rollen! Es beginnt die Aufrichtung des Königreiches Gottes auf Erden!" S. 34, WTG Zürich 1922), so werden jetzt die Glieder der "großen Volksmenge" zu Sacharjas "zehn Männern" gemacht. (S. 280) Eine Auslegung noch der anderen wird in die Zukunft verschoben.
15. Zwischendurch wird wieder eine Zeitansage gemacht: "Sehr bald!" (S. 307), verbunden mit einer Unwahrheit: "Die ganze bewohnte Erde hat jetzt die gute Botschaft gehört". Auf dem Kongreß 1973 in München erklärte WTG-Präsident N. H. Knorr im Widerspruch dazu allerdings, daß das Zeugnis "noch nicht auf der ganzen bewohnten Erde gegeben worden ist". (CV 55/1974, S. 5) Wie zuverlässig ist da "sehr bald"? Doch weiter versichert: "Es kann jetzt nicht mehr lange dauern". (S. 315)
16. Dann wird eine weitere Lehre liquidiert. Über Matth. 24:29. Als "freimachende Wahrheit" galt bisher "die Kräfte des Himmels wurden" dadurch "erschüttert", daß Christus 1914 "inmitten seiner Feinde zu herrschen begann." (Buch: Die Wahrheit wird euch freimachen, S. 292, 1943) Jetzt jedoch soll diese "Erschütterung" durch die "Astronauten auf dem Mond", durch "interkontinentale Raketen" und durch das Vordringen "des Menschen in den Weltraum" und die Störung "des Gleichgewichts seiner Umwelt" erfolgen! (S. 325) Ist denn das die Möglichkeit?
17. Dann wird ein neues Datum in die Diskussion gebracht Das Jahr 1984! Die Schlagzeile einer Londoner Zeitung, "Vielleicht wird die Erde im Jahre 1984 ein toter Planet sein", wird als "ein guter Weltblick" bezeichnet! (S. 325)
18. Auch das "Zeichen des Sohnes des Menschen im Himmel" (Matth. 24:30) wird verschoben! Bisher war dieses "Zeichen" die "Geburt des Königreiches" 1914 und sein Offenbarwerden 1925. (WT 15. Sept. 1949, S. 280) Jetzt kommt dieses "Zeichen" erst zur Zeit der noch in der unbestimmten Zukunft liegenden "großen Drangsal"! (S. 326)
19. Auch brauchen wir jetzt auf einmal keineswegs mehr "genau das Jahr zu wissen, in dem die große Drangsal kommt, aber mit 1975 alle irregeführt?
20. Dann folgt eine Unwahrheit: "Die Geschichte vermittelt uns kein klares Bild darüber, in welcher Form die 'Klasse des treuen und verständigen Sklaven' in den Jahrhunderten nach dem Tode der Apostel … bestand und Speise austeilte", immer "der nachfolgenden Generation". (S. 344) Es ist demgegenüber genau nachweisbar, wie die Bibel noch den Aposteln zusammengestellt, übersetzt, erhalten und bis heute überliefert wurde. Br. C. T. Russell war ehrlich genug, zuzugeben, wenn auch in etwas anderem Zusammenhang, daß dies vor allem ein Verdienst der christlichen Kirchen war und ist. Er erwähnte u. a. Arius, Waldus, Wicliff und Luther (Schriftst. 7) Auch die Rolle der katholischen Kirche muß ehrlicherweise genannt werden. Was hätte z. B. die WTG selbst ohne die Jesuiten Bover und Merk gemacht, auf deren Bibelübersetzungen sie sich bei der Herstellung der "Neuen Welt Übersetzung" stützte? Für die Überlieferung der Gottesbezeichnung JHVH stützt sich die WTG u. a. auf die Übersetzung von J. B. Jonah, Mitglied der Vatikanischen Kongregation für die Glaubensverbreitung! (Vorwort und Erklärung zur NW-Übersetzung des NT, engl., WTG 1950) In den deutschen NW-Ausgaben wird das alles völlig verschwiegen! Allerdings passen diese Tatsachen jetzt nicht in das antikirchliche Feindbild, das die WTG jetzt zur Ablenkung von 1975 braucht.
21. Schließlich wird auch verschoben und verändert, was bisher als Wahrheit über "Friede und Sicherheit" (l. Thess. 5:3) verkündigt wurde. Das erste Mal sollte die Menschheit das für die Zeit vor dem 1. Weltkrieg anerkennen (Schriftst 4, S. 146, 160, WTG 1897). Als das vergessen war, wurde es für die 1945-Nachkriegszeit ausgerufen (Die Wahrheit wird euch freimachen, S. 344-47, WTG 1943). Nun erscheint das wieder vergessen und alles wird erneut unbestimmt in die Zukunft geschoben auf einen Zeitpunkt, auf den "die politische Entwicklung in der Welt zusteuert", wann es den Weltpolitikern "scheinbar gelingen" würde, "schließlich Friede und Sicherheit herbeizuführen". Das würde dann das "Zeichen dafür sein, daß sein Tag bald anbrechen wird". (S. 365) Wenn man die Entwicklung in der Welt verfolgt, was man ja soll, dann ist dies für diese Generation der Sanktnimmerleinstag. Weltpolitische Entwicklungen vollziehen sich nur in großen Zeiträumen.

Wir fassen zusammen
Nein, das Millenniums-Buch "Gottes Tausendjähriges Königreich hat sich genaht" bringt weder "wunderbare Dinge" noch ein "klares Bild". Das meiste ist nur eine neue Variante des Alten, was sich bei dem "Büchermachern" bis zur Ermüdung wiederholt und kaum noch gelesen wird. Die "Rosinen im Kuchen" jedoch, das Neue, so gut wie möglich entschärft, verfolgt deutlich den alleinigen Zweck, alles vorsichtig weiter in die Zukunft zu verschieben, mit möglichst vielen Daten, daß sich überhaupt niemand mehr durchfindet. Vielleicht auf ein neues Datum zu, das zunächst genug Spielraum laßt, auf jeden Fall, um zu retten, was zu retten ist, wenn der "Feigenbaum" nun "nicht blühen wird". -
buko

Die antikommunistische und antisowjetische Tätigkeit der WTG im Jahre 1973
Tatsachen und Tendenzen
Es ist von größter Bedeutung, angesichts "1975" auch zu wissen, wie es weiter um die bisherige Politik des Antikommunismus und Antisowjetismus der WTG steht. Laßt uns zuerst die Tatsachen sehen. Wir stützen uns dazu auf die einschlägigen WTG-Veröffentlichungen des Jahres 1973, so daß wir eine gute Übersicht über die Lage erhalten. Eine Übersicht für 1972 wurde in CV 48/1973 veröffentlicht.

Durchs Jahr hindurch
Im WT vom 1. 1. 73 beginnt es schon: "Wegen wiederholter Enttäuschungen wenden sich viele Leute dem Kommunismus und dem Marxismus in der Hoffnung zu, daß sich dadurch ihre Lage bessert". Natürlich sei das alles auch hoffnungslos, allein "Jehova Gott" könnte "die Bedürfnisse der Armen befriedigen". (S. 4) Die WTG enthält sich hier der grobschlächtigen Hetze der fünfziger Jahre. Sie macht das hier "feiner". Durch Hervorheben noch ungelöster Probleme und Verschweigen der Erfolge malt sie ein schwarzes und hoffnungsloses Bild, um auf diese Weise Ablehnung und Feindschaft gegenüber Sozialismus und Kommunismus weiter zu erhalten, soweit ihr Einfluß reicht.

Im WT vom 15. 1. 73 wird die "Menschenherrschaft im Lichte der Tatsachen" völlig durch die Brille amerikanischer Zeitungen, Publizisten und Politiker und am Beispiel amerikanischer bzw. kapitalistischer Verhältnisse mit Bezug auf Krieg, Verschmutzung, Kriminalität, Drogensucht, Unterernährung Armut usw. angeprangert. Als ob dies auch für die sozialistischen Länder gelte. Heraus kommt eine völlige Entstellung der politischen Wirklichkeit in diesen Ländern und weiterer Antikommunismus und Antisowjetismus.

In Erwachet vom 22. 1. 73, S. 8 zeigt sich die WTG "überrascht" über die Wandlung zu realistischerem Verhalten der katholischen Kirche bzw. des Vatikans zu den sozialistischen Ländern, zum Abbau des kalten Krieges und der pauschalen Verdammung und Verurteilung des Kommunismus durch die katholische Kirche, womit die WTG bisher völlig übereinstimmte. "Die 'roten Barbaren', des Kommunismus sind auf einmal gesellschaftlich akzeptabel und geachtet", greift sie die Kirche an. Das will der WTG offensichtlich nicht in den antikommunistischen Sinn. Gerät sie doch auf diese Weise immer mehr in die politische Isolierung mit dem Ergebnis, daß sie eines Tages auch gezwungen sein könnte, ihren Antikommunismus aufzugeben. Offenbar ist man in Brooklyn wegen der Konsequenzen einer solchen Entwicklung für das eigene Weltbild in Bestürzung geraten.

Im WT vom 1. 2. 73, S. 80 geht es der WTG auf einmal gar nicht mehr - scheinbar - um den Kommunismus wie bisher: "Die wichtigste Streitfrage lautet heute nicht: Kommunismus oder kapitalistische Demokratie", sie laute Menschenherrschaft oder Gottesherrschaft. Doch versteckt die WTG hier nur ihre antikommunistische Hetze und ihre prokapitalistische Haltung in politischer Hinsicht, indem sie dem Kommunismus die Demokratie oder Volksherrschaft abspricht und den Kapitalismus als Volksherrschaft bezeichnet Eine bessere Propaganda kann sich kein Kapitalist unter dem Volke wünschen. - Auf Seite 88 werden die Kommunisten indirekt bezichtigt, also, "hinterhältig' und "listig", 2. Kor. 4:2 NW, die Christenheit gewaltsam vernichten zu wollen. Die Bündnispolitik der Kommunistischen Weltbewegung mit den Christen, wie sie u. a. auf der Moskauer Weltkonferenz 1969 dokumentiert wurde, wird von der WTG überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Stattdessen sät sie auf ihre ignorante Art weiter Haß und Feindschaft unter den Christen gegenüber Sozialisten und Kommunisten.

Im WT vom 15. 2. 73, S. 103 wird diese antikommunistische Hetze fortgesetzt, die Kommunisten würden "sich gern daran beteiligen" die Christen "auszumerzen". Auf Wahrheit gegenüber Kommunisten ist es der WTG nie sonderlich angekommen. Kommunisten gleichen in ihren Augen "Wahnsinnigen" und "wilden Tieren" (WT 1. Juni 1952). Diese antikommunistische Hetze ist bisher nicht widerrufen worden.

Im WT vom 15. 3. 73, S. 165 wird die prokapitalistische Propaganda fortgesetzt, der "internationale Kommunismus" sei der "größte Feind" von Freiheit und Demokratie.

Im WT vom 15. 6. 73, S. 358 beklagt die WTG, daß viele Menschen dem "materialistischen Radikalismus und atheistischen Kommunismus zum Opfer gefallen" seien. Nicht nur operiert die WTG hier mit typischen imperialistischen Schlagworten, sie präsentiert sich damit selbst als "zuverlässiges antikommunistisches Bollwerk" wie Br. Amann vom WTG-Zweigbüro in Wiesbaden einmal formulierte.

In Erwachet vom 8. Sept. 73 startete die WTG dann eine der bisher schärfsten antikommunistischen und antisowjetischen Verleumdungskampagnen unter dem demagogischen Thema "Wie erfolgreich ist die Sowjetunion in ihrem Kampf gegen die Religion?" Der Leiter des Ostbüros der WTG in Wiesbaden, W. Pohl, besaß die Unverschämtheit, intern zu fordern, diese Kampagne würde "die Feinde" im Osten "auf die Barrikaden" treiben, niemand aber solle sich dadurch "in eine neutrale Ecke drängen" lassen, jeder solle sich zu den Ausführungen der WTG bekennen und sie vortragen, auch wenn er keine Beweise dazu habe, die WTG wisse schon, warum sie das jetzt tut. In CV 54 und 56 1973/74 wurde bereits dazu Stellung genommen. Diese Verleumdungskampagne gipfelte u. a. in der ungeheuerlichen Behauptung, Christus wäre lieber gestorben, als - wie Patriarch Tichon - eine Erklärung zu unterschreiben, "in der er versprach, nichts zu unternehmen, was den Interessen des Staates schaden könnte" (S. 7,8). Ein WTG-Freibrief zur Schädigung der Interessen speziell des sozialistischen Staates!

Im WT vom 15. Okt. 73 wurde der Hauptvortrag der Kongresse 1973, "Göttlicher Sieg . . ." verbreitet. Zu den antikommunistischen WTG-Schlagworten darin wie "atheistischer kommunistischen Nationenblock" u. a. jetzt soviel: Auch dies sind politische Entstellungen und Irreführungen. Denn die sozialistischen Länder sind bei weitem keine "atheistischen Nationen". Das wäre eine öffentliche Falschdarstellung Es gibt in den sozialistischen Ländern verschiedene christliche, jüdische, mohammedanische und andere religiöse Bevölkerungsgruppen, ja Staatsgebiete, wie das Autonome Jüdische Gebiet Birobidschan in der Sowjetunion. Lenin sprach sogar von den "mohammedanischen kommunistischen Organisationen" der Völker des Ostens (Werke Bd. 30, S. 136). Die Wirklichkeit findet bei der WTG die geringste Beachtung, wenn es ihr um Antikommunismus und Antisowjetismus geht. Mit ihrer Verleumdung ganzer Völkergruppen verbreitet sie daher Glaubens- und Völkerhaß. Dazu wird die Kriegsspekulation fortgesetzt, es käme zu einer "militärischen Konfrontation der religiösen Christenheit und des antireligiösen Kommunismus", der natürlich "verwerflich sei". (S. 623, 624) So tut die WTG immer und immer wieder alles, um in ihrem Einflußbereich unter den Christen und öffentlich die Bündnispolitik der kommunistischen Parteien und sozialistischen Regierungen mit den Gläubigen zu bekämpfen und antikommunistische Feindschaft zu stiften. Ihre Bibelbegründungen sind reine Willkür. Es handelt sich hier speziell um Offenbarung 17:16. Eine Überprüfung ergibt nämlich, daß die jetzige Auslegung schon die vierte ist, wie die früheren WTG-Bücher Schriftst. VII/1917, Licht II/1930 und Die Wahrheit wird …/1943 beweisen. 5. Mose 18:20-22.

Wir können also feststellen, daß die WTG auch 1973 ihre Politik des Antikommunismus und Antisowjetismus fortgesetzt hat, bis hin zu solchen Ungeheuerlichkeiten, Christus dazu zu mißbrauchen, die Schädigung des sozialistischen Staates zu decken. Für die Zeugen Jehovas bedeutet das, daß die WTG sie weiter im Untergrund halten und als antikommunistischen Störfaktor unter den Christen gebrauchen will. Was tun?

Die antikommunistische und antisowjetische Staatsfeindschaft der WTG endlich durchbrechen und überwinden
1975 besteht das Verbot der WTG-Tätigkeit 25 Jahre. Wie höhnte Bezirksdiener-Ost, Fritz Adler, damals vor dem Obersten Gericht? "Meine Herren, Sie meinen wohl ein Jahr!" Die WTG hatte damals auf die "Befreiung der Ostzone" durch die Amerikaner gesetzt.

Für jetzt muß ins Gedächtnis gerufen werden, daß die Orientierung auf eine spezielle Beseitigung der DDR für die WTG-Politik immer noch eine Rolle spielt. Erklärte die WTG doch noch wie vor verbindlich und bisher unwiderrufen: "Die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht geändert" (Babylon-Buch. S. 537/1965, und: "Die Zeugen Jehovas in Ostdeutschland müssen das Ende der neuen totalitären Regierung abwarten, das Ende der kommunistischen Regierung, die von dem zur Zeit von Breshnew beherrschten Sowjetrußland abhängig ist" (WT 15. 2. 1965, S 110, Abs. 10). Natürlich ist das nicht die reale Haltung der "Zeugen Jehovas in Ostdeutschland", die die WTG eher wie einen Kindergarten zu bevormunden sucht. Darum muß die Sachlage geklärt und das Problem schriftgemäß gelöst werden, was schließlich auch im Hinblick auf 1975 unausweichlich ist.

Die schriftgemäße Grundlage ist 2. Kor. 4:1.2. Es heißt dort: "Aus diesem Grunde lassen wir nicht nach, da wir diesen Dienst entsprechend der uns erwiesenen Barmherzigkeit haben, sondern wir haben uns von den hinterhältigen Dingen losgesagt, deren man sich zu schämen hat, indem wir nicht mit List wandeln noch das Wort Gottes verfälschen, sondern uns selbst durch das Kundmachen der Wahrheit jedem menschlichen Gewissen vor Gott empfehlen". NW. Damit ist die noch den Gesetzen des alten Bundes, denen Christus selbst ein Ende gemacht hat (Römer 10:4), praktizierte "theokratische Kriegslist" der WTG gegen die "Obrigkeit von Gott" und alle entsprechende Untergrundtätigkeit schriftwidrig. Das ganze Werk muß in Lehre und Organisation so umgestaltet und verändert werden, daß es der Forderung in 2. Kor. 4:1,2 entspricht. Anders kann es zu keiner Lösung der Probleme kommen. Alles andere kann nur ein Weiterstolpern sein, das nicht den geringsten Schutz und Segen Gottes hat, wie dann immer wieder vor einem Gericht offenbar wird. Der Kern der Probleme ist der Antikommunismus, Antisozialismus und Antisowjetismus der WTG und die entsprechende Staats- bzw. "Obrigkeits"-Feindschaft in der Verkündigung, eine Verletzung der sozialistischen Verfassung der DDR, über die sich keiner hinwegsetzen kann und darf. 1. Petr. 2:13,14.

Es heißt im Artikel 39 Absatz 2 entsprechend: "Die Kirchen und andere Religionsgemeinschaften ordnen ihre Angelegenheiten und üben ihre Tätigkeit aus in Übereinstimmung mit der Verfassung und den gesetzlichen Bestimmungen der Deutschen Demokratischen Republik. Näheres kann durch Vereinbarung geregelt werden".

Wie wir zuvor gesehen haben, versucht die WTG die Gemeinschaft der Zeugen, ihre Versammlungen, nicht nur nicht in Übereinstimmung mit den Gesetzen zu bringen, sondern sie offen auf Gegnerschaft, Feindschaft und Warten auf die Vernichtung der DDR zu orientieren und in dieser Orientierung zu halten, d. h. gegen und außerhalb von Gesetz und Verfassungsordnung. Es gibt jedoch keine Regelung, wenn die Zeugen Jehovas selbst nicht zuvor "ihre Angelegenheiten ordnen" und mit Gesetz und Verfassung in grundsätzliche Übereinstimmung bringen. Das ist allein ihre Angelegenheit, die Angelegenheit der Aufseher und Ältesten hier, als Bürger der DDR, niemand anders kann da für Vereinbarung oder Regelung zuständig sein.

Folgende Schriftstellen müssen dazu in erster Linie studiert werden:
2. Kor. 4:1,2 - 1. Petr, 2:13 - Markus 12:17 - Römer 13:1-7 - Apg. 22:25-29 - Apg. 23:27 - Lukas 10:25-27 - 1. Tim. 3:7 - Titus 3:1,2 und Galater 1:6-9.

"Christliche Verantwortung" ist u. a. auch deswegen gegründet, eine Plattform oder ein Forum zu bilden, die schriftgemäßen Lösungen für die Zeugen hier herbeiführen zu helfen. In CV wird deshalb jede nötige Auseinandersetzung geführt, um die "Angelegenheiten" der Zeugen hier zu "ordnen". CV sollte deshalb allen Aufsehern und Ältesten weitergereicht werden, die es noch nicht lesen, unabhängig von anderen Kritiken in CV, die man nicht akzeptieren möchte. Wenn sie die schriftwidrige Politik der WTG über Bord geworfen haben, wobei die WTG selbstkritisch entgegenkommen sollte, können sie den nächsten Schritt tun. Vergeßt dabei "1975" nicht. -
W.W.

"… Und als ich an die Grenze kam"
Es ist durchaus etwas Angenehmes, wenn man kurz vor einer Reise zu lieben Geschwistern steht. Wenn man weiß, "morgen um diese Zeit bist du schon dort." Unsere Schwester L. hatte die Fahrkarte noch Mainz bereits in der Tasche. Sie überlegte, ob auch nichts vergessen wurde.

Der gepackte Koffer wurde zum vierten Mal wieder geöffnet Schwester L. kontrollierte erneut den Inhalt. Die Zeit wollte nicht vergehen. Sie schaute auf die Uhr, erst 17.30 Uhr. Sie wollte an diesem Abend zeitig zu Bett, obwohl sie wußte, daß der Schlaf in dieser Nacht von der Vorfreude verdrängt werden wird. Am nächsten Tag um 9.10 Uhr würde sie den Zug besteigen, der sie zum Ziel bringt. Als Schwester L. diesen Gedanken nachging, klingelte es an der Tür. Sie öffnete. Vor ihr stand der vorsitzführende Aufseher ihrer Versammlung. Schwester L. war erfreut darüber, daß sich Bruder P. noch einmal sehen ließ. Bruder P. sprach nun darüber, daß in dem Land, in welches sie reisen wird, das Werk offen und frei verkündet werden darf. Mit schwülstigen Wachtturmworten redete er nun auf Schwester L. ein. Sie wußte, wenn er "von dieser Seite" kam, dann wollte er mehr. Noch einiger Zeit der wohl als auferbauend gedachten Worte kam nun Bruder P. zum Sinn und Zweck seines Besuches. Er wurde plötzlich offiziell, öffnete mit wichtigtuerischer Miene seine Aktentasche und entnahm ihr ein kleines Päckchen. Dieses wickelte er vorsichtig aus dem Packpapier. Nun lag vor Schwester L. eine Schachtel mit zwei Seifestücken und einer kleinen Flasche Parfüm. Auf dem Deckel der Packung stand "Florena Luxusseife". Die Seifestücken lagen rechts und links' in der Schachtel und in der Mitte war die kleine Flasche Parfüm. "Dieses Päckchen nimmst Du morgen mit nach Mainz, es ist völlig harmlos. Du brauchst Dir keine Sorgen um Deine Sicherheit zu machen. Wenn an der Grenze trotzdem gefragt werden sollte, dann kannst Du ja sagen, Du hast ein kleines Geschenk für Deine Verwandten. Wir packen jetzt alles wieder ein und Du läßt dann alles so wie es ist." Schwester L. war überrascht und erschüttert zugleich. Was sollte das nur bedeuten? "Sag mal, hier stimmt doch irgendwie etwas nicht?"

"Was sollte nicht stimmen. Du nimmst diese Päckchen wie Dein Eigentum mit nach drüben. In Mainz kommt ein Bruder auf Dich zu, dem übergibst Du dieses Päckchen und die Sache ist für Dich erledigt." "Und was ist denn nun daran so wichtig?" fragte Schwester L. "Weißt Du, das kann ich Dir auch nicht sagen, ich weiß es auch nicht, ich habe dieses Päckchen bekommen, um es Dir zur Weiterleitung zu übergeben. Mein Anteil ist getan." Weiter sagte er: "Meine Liebe, überleg doch einmal, was soll denn schon passieren. Der Zoll wird doch nicht jedes Stück Seife, jede Verpackung oder jede Flasche Parfüm untersuchen." "Mir geht es weniger um die Angst vor dem Zoll als vielmehr um mein Gewissen. denn ich verstoße gegen Gottes Gesetz. Ich will vortrefflich sein in meinem Wandel, Jehova dienen mit allen meinen Kräften und nur Gutes tun. Was tue ich, wenn ich das Paket befördere? Ich setze mich gegen Gottes Willen über irdische Gesetze hinweg. Denn die irdischen Gesetze, die ich morgen verletzen würde, waren nicht gegen Gottes Ordnung gerichtet."

Die Unterhaltung zwischen P. und Schwester L. wagte auf und ab. Bruder P. stellte abschließend die entscheidende Frage: "Nimmst Du nun für die Organisation Gefahren in Kauf oder kuschelst Du vor irdischen Herrschern, die ja sowieso in wenigen Monaten zerschmettert werden?"

Schwester L. gab noch. P. legte seine Hand auf ihre Schulter und sagte lächelnd: "Jehova überwaltet doch alles, auch den Ablauf dieser Dinge, vertraue ihm und es wird alles gut. Du dienst doch Jehova." P. reichte ihr zum Abschied die Hand und ging. Schwester L. nahm sofort das Paket zur Hand und öffnete es.

Sie holte sich ein frisches Wischtuch, legte es auf den Tisch und bereitete darauf den Inhalt der Schachtel aus. Sie beschaute die Seife, das Parfüm und die Verpackung. Nichts! Das muß ein Könner verpackt haben, wer mag das gewesen sein? "Ich nehme doch nicht einfach zwei Stück Seife und ein Fläschchen Parfüm mit, wo die drüben doch 'Nivea', 'Palmoliv' und '8x4' haben." Nein, irgend etwas stimmt nicht. Sie nahm die Seife nochmals zur Hand und konnte nichts finden. Sie tastete mit ihren Fingern über den Stoff, mit welchem die Schachtel ausgelegt war - nichts! Mit jenem unbeschreiblichen Gefühl, benutzt und belogen zu werden, legte sie alles zurück. Ihre Gedanken retteten sich zu Gott. Er wird sie erhören, er wird sie, die sich stets an ihn gewendet hat, erhören. Sie wird ihn um Beistand und Hilfe bitten. "Wieviele", ging es ihr durch den Kopf, "werden in meiner Situation ebenso gedacht haben wie ich. Wieviele wurden trotzdem einer ernsten Prüfung unterzogen. Vielleicht war es gar keine Prüfung, sondern eine Sache, die ich nicht verstehe." Mit diesen Gedanken verbrachte sie die Nacht, sie fand keine Ruhe. Quälende Gedanken wechselten mit Scheinversuchen des Aufrichtens. Sie wußte, daß sie an der Grenze allein sein wird.

Es wird eine Frage des Glückes. Das Glück ist ein gern gesehener Begleiter, aber sehr launisch.
W. D.

SCHLUSS MIT DEM POLITISCHEN UNSINN IN DER VERKÜNDIGUNG
Bezirksaufseher-Beratung
Was würdest du von jemandem halten, der dir einen ungangbaren Weg weist? Würdest du jemanden einen Weg weisen, den er gar nicht gehen kann? Würdest du gar die Öffentlichkeit auffordern zu etwas, was man gar nicht machen kann, was gar nicht geht? Ein WT wird hierauf zum Schluß selbst die Antwort geben.

Die WTG hat per Datum vom 1. 12. 73 angewiesen, das neue Buch "Gottes Tausendjähriges Königreich" zu verwenden Die Bezirksaufseher (BA) haben die Aufgabe, das zu sichern. Es ist deshalb erforderlich, ihnen klar zu machen, was für eine grobe politische Irreführung der Versammlungen und anderer Menschen, ja, der angesprochenen Öffentlichkeit, sie damit organisieren und zu verantworten haben.

Mehr als ein Dutzendmal wird in dem Buch wieder die schon bekannte Forderung an alle politisch Verantwortungsbewußten im Lande verbreitet, abzutreten, diesmal nach folgendem Muster: "Die Politiker aller Länder meinen immer noch, sie seien für das 'Königreich der Menschheit' zuständig, und es sei ihr eigentlicher Tätigkeitsbereich" (Seite 10 dt.). Das stimme nicht, niemand dürfe sich weiter an Politik beteiligen oder politische Verantwortung übernehmen, alle politische Befugnis, Macht und Gewalt sei an Christus im Himmel unverzüglich abzutreten, seit 1914 schon.

Ist es klar, was es bedeutet, mit solcher politischen Verkündigung unter den Menschen herumzulaufen? Nein, das ist selbst den Bezirksaufsehern nicht klar. Oder doch? Dann würde das Schlußwort dieser Bezirksaufseher-Beratung aus dem WT eine erschreckende Anwendung finden!

Die Wahrheit ist immer konkret, sie braucht jedoch nicht indiskret sein. Das Niederreißen soll gleichzeitig auch ein Aufbauen sein, denn es gibt kein ideologisches Vakuum. Stellen wir uns deshalb einen Bezirksaufseher vor. Nehmen wir einen erfundenen Name, vielleicht Br. Homa. Soll er in Berlin wohnen, in einem Häuschen mit Garten in einem Außenbezirk. Soll er vielleicht verheiratet sein und auch zwei Mädchen haben. Er könnte Dreher von Beruf sein, also der Arbeiterklasse angehören. Er könnte für einen großen Bereich des Nordens unseres Landes untergrundzustündig sein. Natürlich verfolgt er genau CV. Was geht in seinem Kopfe vor? Auch in ihm will es aufbrechen. Wird ihm seine Frau dabei helfen? Sie haben oft einen bedeutenden Einfluß.

Kommen wir nun zur Sache. Stimmt unser Bezirksaufseher der zuvor genannten politischen Forderung in dem Buche, dessen Verbreitung er verantworten soll, zu? Macht er sich überhaupt Gedanken über die Politik, die er damit auf sich nimmt? Hoffentlich kann er in dieser Beratung folgen.

Was ist der politische Tätigkeitsbereich, indem die Politiker dem neuen WTG-Buch noch nichts zu suchen haben? Dieser Bereich umfaßt z. B. Sozialpolitik, Wirtschaftspolitik, Wirtschaftsplanung, Forschung, Jugendpolitik, Handelspolitik, Wissenschaftspolitik. Ordnung, Sicherheit und Rechtspflege, Volksbildung, Gesundheitspolitik, Umweltschutz, Sicherheit des Arbeitsplatzes, Wohnungsbaupolitik, Altersfürsorge, Finanzpolitik u. a. m.

Du hättest keinen gesicherten Arbeitsplatz, deine Kinder könnten nicht in die Schule oder in die Lehre gehen, deine Frau könnte nichts einkaufen, Millionen Menschen lebten noch in den Berliner Trümmern von 1945 usw. usw. usw., wenn es die Regierung oder die politisch Verantwortlichen unterlassen würden oder unterlassen hätten, jene politischen Tätigkeitsbereiche zu übernehmen, die die WTG mit ihrem neuen Buch den "Politikern" wieder und wieder streitig macht, bei Strafe ihres Untergangs in Harmagedon! Aber es ist biblisch und christlich vollkommen richtig und in völliger Ordnung, wenn die Politiker dies alles als ihren rechtmäßigen Tätigkeitsbereich betrachten! Wenn sie das nicht an Christus im Himmel abtreten! Gilt etwa Römer 13:1-7 nicht mehr seit 1914? Wohin ist die WTG geraten mit ihrer Verkündigung in diesem Buche wieder? Die "Obrigkeit", also unsere Politiker, sind völlig rechtmäßig "von Gott" in Amt und Tätigkeitsbereich! Was setzt denn die WTG da wieder in die Welt!

Kannst du das nicht begreifen? Hast du schon einmal über die sozialen Bedürfnisse der Menschen nachgedacht?
Oder gehört ihr beide auch zu jenen, die über nichts selbständig nachdenken, die folgen, wohin die WTG auch führen mag. die gar an 1975 glauben und begonnen haben, Lebensmittel zu horten, damit sie überleben können! Wir wollen das nicht annehmen, denn die das machen, sind die ersten, die die WTG noch 1975 verfluchen werden, vor ihren gehorteten Lebensmitteln sitzend.

Lieber Br. Homo, es ist dringend erforderlich, daß du mit deiner lieben Frau beginnst, bei euch selbst angefangen, die sozialen Zusammenhänge des Lebens zu durchdenken, sie in Beziehung zu setzen zu den diesbezüglichen Verkündigungen der WTG, die du verantworten sollst. Daraus mußt du dann die Schlußfolgerungen ziehen. 1975 wird auch dich ohnehin dazu zwingen, wenn du jetzt nicht weiter denkst. Die sozialen Zusammenhänge und Gelegenheiten des Lebens durchdenken, bei der eigenen Familie, den eigenen Kindern, bei eurer eigenen Liebe und Ehe angefangen, ist die einzige zuverlässige Grundlage und Ausgangsbasis für eine künftig richtige Lebens- und Glaubensauffassung Gott selbst hat mit der Schöpfung die sozialen Bedürfnisse aller Menschen begründet. 1. Mose 1:28, Hohelied 8:6. Und ihnen geboten sie wahrzunehmen, durch die Jahrtausende hindurch, von Generation zu Generation, sie tragen so den "Stempel der rechtlichen Anerkennung Gottes", bis heute. Römer 13:1-7.

Und der WT sagt weiter: "Wo solche sozialen Interessen auf gesunde Weise gefördert werden, bringen sie Freude und Zufriedenheit. Nur Verbrecher und geistig Unzurechnungsfähige werden von der Verbindung mit der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen" (WT 15. Sept. 1956, Abs. 15, CV 56/1974). Die Verkündigung in dem neuen Buch an die Adresse der Politiker mißachtet das alles und weist deshalb völlig ungangbare Wege! Eine solche Verkündigung muß scheitern! Siehe 1975! Der oben zitierte WT richtet dich selbst, wenn du in deinem Verantwortungsbereich nicht Schluß machst mit diesem neuerlichen politischen Unsinn der WTG. Schon ein nachdenklicher Blick auf eure Kinder könnte euch das lehren. -
F. F.

DIE GETRENNTEN BRÜDER UND SCHWESTERN
Böse Knechte
Tagesversammlung in Karl-Marx-Stadt
Am 18. August 1973 fand in Karl-Marx-Stadt unter dem Leitwort "Laß fröhlich sein und sich freuen in dir alle, die dich suchen, die deine Rettung lieben, laß stets sagen: Erhaben sei Jehova" (Psalm 40:16) eine Tagesversammlung statt. Es sind Versammlungen mit ihren Ältesten, die die Abwege, in welche die WTG seit Jahren Jehovas Zeugen führt, nicht mitgegangen sind. Sie sind hier in der Vereinigung freistehender Christen verbunden. In der Versammlungsstätte in der Schloßstraße fanden sich etwa 100 Brüder und Schwester aus vielen Versammlungen der DDR zusammen. Die Gastgeber waren, wenn man so sagen kann, die Versammlungen am Ort und in Burkhardtsdorf mit ihren Altesten Herbert M. und Max M. Wir möchten ein wenig die allgemeinen Eindrücke der Versammlung wiedergeben, um den Versammlungen der Zeugen zu zeigen, wie die Geschwister, die ihnen von der WTG immer und immer wieder als "böse Knechte" verteufelt werden, in Wirklichkeit in der Nachfolge Jesu weiter wirken.

Die Versammlung begann mit Lied und Gebet. Es wurde u. a. das WTG-Zions-Liederbuch (1923) benutzt. Es gab dann ein allgemeines freimütiges Grüßen. Es erhob sich spontan vom Platz, wer einen Gruß nichtanwesender Versammlungen oder Brüder und Schwestern ausrichten wollte. Manchmal ist so etwas der letzte Gruß, wie von dem Ältesten Br. Karl Labuszewski, Berlin, zugleich CV-Berater, der im 91. Lebensjahr stehend, nicht mehr kommen konnte und kurz danach starb.

Bemerkenswert war das Auftreten der Ältesten, die am Wort dienten. Es gab keine Sonderstellung für sie. Sie hatten ihren Platz mitten unter den Versammelten, unter die sie auch zurückkehrten, wenn sie ihren Dienst getan hatten. Die Versammlung diente der Auferbauung, im Glauben, in der Liebe und in der schriftgemäßen einzigen Hoffnung festzubleiben, die Probleme des Lebens im Glauben zu meistern bzw. im Hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens zu durchstehen, und als Christen den Nächsten in Wort und Tat zu dienen. Die Ältesten Kurt T., Rolf H., Paul N., Hans S., Joachim B. und Martin D. redeten wirklich in voller schriftgemäßer Mündigkeit und Freimütigkeit, unmittelbar auf die Schrift gestützt, ohne eine WT-ähnliche Reglementierung. Das wäre für die Versammlungen der Zeugen eine überraschende Erfahrung. Für einen den älteren Zeugen noch vertrauten christlichen Geist auf der Versammlung in Karl-Marx-Stadt sprach es schließlich, als zum Abschied das wunderbare Lied "Gott mit dir, bis wir uns wiedersehen" gesungen wurde, mit den Taschentüchern winkend. Es erinnert an die gemeinsamen WTG-Kongresse der zwanziger Jahre in Magdeburg etwa. Einst sangen auch die Versammlungen der Zeugen dieses Lied (Lieder zum Preise Jehovas, Nr. 67, WTG Magdeburg 1928). Danach wurde es jedoch von der WTG auf ihren Abwegen aus den Liederbüchern der Zeugen entfernt. Waren die Brüder und Schwestern in Karl-Marx-Stadt "böse Knechte" Nein, so singen und verabschieden sich keine "bösen Knechte". Wie könnt ihr nur so etwas glauben, liebe Zeugen Auch ihr könntet wieder so beisammensein!

Eine andere Versammlung in Leipzig
Sonntäglich kommen u. a. auch in Leipzig Brüder und Schwestern zusammen, die eine schriftgemäß mündige Haltung gegenüber der WTG eingenommen haben. Auch sie sind keine "bösen Knechte". Allenfalls mögen sie berechtigterweise böse sein über die Intoleranz und Rechthaberei der WTG, deren Haltlosigkeit jetzt mit 1975 wieder offenbar wird. Ihre Ältesten sind z. T. frühere Bethelmitarbeiter. Einige Auszüge aus einem Vortrag von Br. H. Bolze, einem Ältesten, über "Das Gericht Gottes" mag den Geist veranschaulichen, der sie beseelt:

"Wieviel davon abhängt, daß wir dem Worte den rechten Wert beimessen, können wir aus dem Hebräerbrief entnehmen, worin es im Kapitel 4 Vers 12 heißt: 'Denn lebendig (voller Leben) ist das Wort Gottes und wirkungskräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert. Es dringt hindurch, bis es Seele und Geist, Gelenke und Mark scheidet, und es ist ein Richter über die Regungen und Gedanken des Herzens'. Nun, die beste Form, sich mit dem Worte auseinanderzusetzen, ist, daß man selbst noch dem Worte (der Bibel) greift und darin liest. Heute ist das jedem möglich, weil wir über die Zeit des Analphabetentums hinaus sind und die Bibel nicht verboten und überall zu erwerben ist."

Sind Brüder, die solche Orientierung geben, "böse Knechte", liebe Zeugen? Natürlich gibt es dazu Fragen und Probleme Aber die können durchaus geklärt werden.

Bemerkenswert war der Hinweis eines anderen Ältesten dieser Versammlung, Br. Martin P., wie sich andere Versammlungen in der BRD etwa u. a. mit Fragen der Oekumene befassen. Das mag den Ältesten der Zeugen schwer verständlich sein angesichts der Intoleranz der WTG-Erziehung Aber die Rechthaberei der WTG dürfte, wie gesagt, mit 1975 offenbar sein. Da sollte man sich durchaus im Sinne von Markus 9:36-40 um zumindest ein Verstehen aller bemühen, die Christus ernstlich nachfolgen.

Und eine Versammlung in Dresden
Sie gehört zum Bund freier Christengemeinden. Einer ihrer bekannten Ältesten war Br. Alfred Diener, Dresden, der am 18. Mai 1973 gestorben ist. Auch auf diese Weise haben sich viele Brüder und Schwestern verbunden, die die Abwege der WTG aus christlichen Gewissengründen nicht mitgehen konnten, wenn sie nicht vor Gott und Menschen schuldig werden wollten. Sie sind wie andere keineswegs voller Selbstgerechtigkeit, "allein in der Wahrheit" sein zu wollen. Ihre Versammlungen sind auch insofern bemerkenswert, indem sie unter Anleitung ihrer Ältesten zusammenkommen zu gemeinsamen Bibelbetrachtungen, in denen sich alle Teilnehmer gemeinsam und direkt das Verständnis der Bibel erarbeiten, jeder mit seiner eigenen Bibel beteiligt, wie einer der Ältesten, Br. Peter F.. Meißen, berichtet. Wenn man als Ausgang die Worte des Apostels nimmt, "suche dir den Sinn meiner Worte klar zu machen, der Herr wird dir schon" Verständnis für alles geben" (2. Tim. 2:7 Me.) und dazu die Worte Jesu, "wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen" (Matth. 18:20), so kann dies sehr segensreich sein.

Sind Brüder und Schwestern, die sich so um das Wort der Bibel scharen, um es zu verstehen, "böse Knechte", liebe Zeugen? Lehrt der WTG-Zusammenbruch mit 1975 nicht endlich, nach Jesu eigenen Worten in Markus 9:36-40 tolerant zu werden?

Einige Fragen und Probleme
Was sind die genannten WTG-Abwege in diesem Zusammenhang Die diese Brüder und Schwestern nicht mitgegangen sind? Die hauptsächlichsten, die die Trennung herbeiführten, sind die damalige Vernichtung des Ältestenamtes durch die WIG, die Unterordnung des Überrestes unter die WTG-Direktoren und Präsidenten, das Jonadab-Klasse-Denken, die Obrigkeitsverwerfung und ihre Konsequenzen bezüglich Verhältnis zu Staat und Regierung, falsche Harmagedon-Festlegungen, Entmündigung der Versammlungen, Quoten und Tabellentreiberei und die Verhöhnung christlicher Charakterentwicklung und einiges andere mehr.

Wenn man die WTG genauer verfolgt, so ist sie zwar dabei, einiges wieder fallen zu lassen und zu verändern und insofern' "zu Bruder Russell" zurückzukehren. Mindestens formell tat sich schon einiges, z. B. betreffs Obrigkeit, auch die WTG soll wieder untergeordnet sein, es gibt keine Quoten mehr, Älteste wurden wieder zugelassen und neuerdings ist die himmlische Hoffnung auch wieder eröffnet! Allerdings geschieht das noch in völliger Unbußfertigkeit und Reuelosigkeit gegenüber denen, die wegen jener Abwege einst zu "bösen Knechten" erklärt wurden, weil sie die WTG davor bewahren wollten und sich widersetzten. Aber die WTG hatte zwar nicht biblisch recht, aber sie hatte die größere Macht. Das mußte bitter verfeinden und trennen, bis heute. Wird die WTG wenigstens durch 1975 versöhnungsbereit werden?

Ob es aber zutreffend ist, daß Jehova es war, der der WTG jene "kräftigen Irrtümer" ihrer Abwege sandte, damit Jehovas Zeugen "der Lüge glauben", und es jetzt bedeuten würde, "gegen das Werk Gottes zu arbeiten", wenn versucht wird, diese Abwege zu überwinden und Toleranz und Versöhnung zu stiften, das muß doch sehr in Frage gestellt werden. Ging nicht auch Petrus seinerzeit fehl? Gal. 2-11-13.

Die Zeit scheint mit dem Zusammenbruch der 1975-Lehre der WTG gekommen zu sein, die Dinge in die Richtung des Wachstums einer schriftgemäßen Annäherung und Versöhnung zu lenken. Nicht, indem wir sagen, "kornmt zu uns zurück" oder "kommt zu uns zurück". Es gibt offenbar überhaupt kein solches Zurück, sondern nur ein Vorwärtsgehen in jener Toleranz zunächst, die Christus selbst in Markus 9:36-40 gelehrt hat, was seine Nachfolger betrifft. Wer das noch nicht so sehen kann, könnte von dem Schriftwort ausgehen: "Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abgeirrt ist, und ein anderer ihn wieder zurückbringt, so soll er wissen: Wer einen Sünder von seinem Irrwege zurückführt, der wird dessen Seele vom Tode erretten und eine Menge Sünden zudecken". (Jak. 5:19, 20).

Die Ältesten der Zeugen sollten ihrerseits Pioniere der Neuorientierung sein, 1975 vor Augen. Das wäre wirklich zeitgemäßer Pionierdienst. Schließlich sind auch alle äußeren Formen der Verbundenheit zweitrangig. Da zudem niemand im Besitz aller Erkenntnis ist, ist der Weg noch vorn aufeinander zu frei und offen.
P.

BLUTÜBERTRAGUNG
Eine Reiseunterhaltung
. . .Wenn sie aber einmal den Irrtum einsehen müßten und widerrufen, daß die Blutübertragung ein biblisches Verbot sei, sondern die WTG nur etwas hineinlegt, was sie sich zurechtgedacht hat, dann hätte sie damit viele auf dem Gewissen. Denn viele Brüder und Schwestern könnten heute noch leben und auch manches Kind und sie mußten alle sterben, weil die WTG eine Blutübertragung nicht billigte.

Ich erzählte dem Mann, daß ich kürzlich im Fernsehen einen Film gesehen habe, der eine Gerichtsverhandlung darüber zeigte. Ein 8-jähriges Kind sollte operiert werden. Dazu machte sich eine Blutübertragung notwendig. Der Vater gab aus seiner "Glaubenserkenntnis" heraus keine Einwilligung. Der Arzt strebte dann gegen den Vater eine Gerichtsverhandlung an, um die Öffentlichkeit (in der BRD) auf diesen Fall aufmerksam zu machen.

Während der Verhandlung fragte der Richter den Vater, ob sein Kind gerne bei seinen Eltern gewesen sei, ob es gerne gespielt habe, auch mit anderen Kindern fröhlich gewesen sei, ob es sich an Blumen und Vögeln erfreut habe. Der Vater mußte alle diese Fragen bejahen, und er wußte nicht, was diese Fragerei mit der Blutübertragung zu tun haben sollte. Da sagte der Richter zu ihm: "Und sie haben ihrem eigenen Kind dieses fröhliche Leben genommen, wo es noch viele Jahre fröhlich bei seinen Eltern, Geschwistern und Freunden hätte leben können".

Das Gericht zog sich daraufhin zum Urteilsspruch zurück, der dann lautete: "Nicht schuldig". Darauf brach der Vater zusammen und sagte. "Und ich bin doch schuldig, ich habe das Leben meines Kindes zerstört".

Mein Gegenüber sagte, man wüßte doch nicht, ob es krankes Blut sei, was man da bekommt, es könnte doch völlig verkrebst sein und was nicht alles in eines Menschen Blut enthalten sei. Ich wies darauf hin, daß die ärztliche Wissenschaft doch heute sehr weit sei, und durch Untersuchungen und Analysen ließe sich leicht feststellen, ob es gesundes oder krankes Blut sei, und daß darin Ärzte sehr genau sind. Lebt denn der Mann auf dem Mond?

Wir sind alle aus einem Blute gemacht. Wir können sogar das Blut eines Negers in uns aufnehmen und umgekehrt auch. Hier handeln die ZJ unverantwortlich. Blut ist ein Heilmittel wie jede andere Medizin auch. Dann müßten die ZJ jede andere Medizin auch ausschlagen. Ein leitender Bruder unserer Versammlung hat einmal gesagt, "der Mensch hat nicht das Recht, sein Leben mit dem Blut eines anderen zu verlängern". Wo aber steht denn das in der Bibel geschrieben? Dann hat er auch kein Recht, sein Leben mit irgendeiner anderen Arzenei und mit Spritzen zu verlängern oder sich auskurieren zu lassen!

Ich erzählte meinem Gegenüber, daß ich 1957 selbst vor dem Problem gestanden habe, als ich mich einer Lungenoperation unterziehen mußte. Ich sagte dem Arzt damals, daß ich einer Glaubensgemeinschaft angehöre, die nach biblischer Überzeugung eine Bluttransfusion ablehne, und daß ich auch keine Übertragung haben wolle.

Der Arzt sagte zu mir, er würde meinen Glauben respektieren, er wolle es auch dem Chefarzt sagen, und wenn eine Blutübertragung zu vermeiden sei, würden sie es ganz bestimmt tun. Sollte sich dies aber während der Operation als notwendig erweisen, dann könnten sie mich nicht aus der Narkose wecken und mich danach fragen. Ich brauchte mich auch nicht operieren zu lassen. Dann müßte ich aber auf 3 bis 4 Jahre in ein Kurheim, denn der alte Befund sei wieder aufgebrochen und er würde sich nicht mehr schließen So bliebe ich ständig Bazillenträger und könnte dadurch auch nicht nach Hause. Als ich das hörte, gab es für mich nur eine Wahl, nämlich die Operation. Dies schrieb ich auch einer Glaubensschwester und bot sie darum, sie möge doch mal die leitenden Brüder fragen, ob ihre Frauen, die auch ZJ sind, bereit seien, auf 4 Jahre meine Familie zu unterstützen, Wäsche waschen, die Wohnung säubern, Wäsche ausbessern usw. Da bekam ich zur Antwort: "Das muß jeder selber wissen und sich entscheiden".

Sobald es gilt, Pflichten zu übernehmen, wollen sie nichts davon wissen und drücken sich, aber hinterher wird derjenige verurteilt, der sich aus Vernunftsgründen ihren Lehren nicht unterworfen hat. Dazu schwieg auch mein Gegenüber.

Ich sagte ihm aber noch, wenn 1975 sich nichts täte, worauf die ZJ fest ihre Hoffnung setzten, dann müßte die WTG mit einem großen Abfall aus ihrem Reich rechnen. 1954 habe der große Rechtsanwalt der ZJ in New York (es handelte sich um Br. Hayden C. Covington, Brooklyn) am letzten Abend ehe alles auseinanderging gesagt: "In zwei Jahren werden wir wahrscheinlich den nächsten Kongreß auf der Neuen Erde feiern". Da sagte mir mein Gegenüber, er habe aber gesagt, "So Gott will". Ich kann mich dessen nicht mehr erinnern. Es ist sehr gut möglich. Selbst wenn er diesen Satz hinzugefügt hat, dann ändert das nichts an der Tatsache, daß man noch 2 Jahren damit gerechnet hat. Also war mein Gegenüber auch in Nürnberg und weiß von diesem Ausspruch des WTG-Rechtsanwalts, der neben Präsident Knorr stand.

Ich stieg dann in Steinbach aus, der Mann fuhr nach Sonneberg weiter. Zuvor sagte er mir aber noch: "Ich hasse nicht, Sie aber hassen". Daraufhin sagte ich, ich würde die ZJ nicht hassen. Aber wenn einem einmal die Augen aufgegangen sind, und man hat ein bißchen hinter die Kulissen geschaut, und man hat viel Persönliches miterleben dürfen, dann sollte man auch einmal den anderen die Augen öffnen und sie auf Verschiedenes hinweisen, und nicht immer alles blindlings glauben und mittun, was einem so befohlen wird. Ein jeder hat seinen eigenen freien Willen.

Wir verabschiedeten uns aber ganz freundlich voneinander. Vielleicht kommt ihm durch Zufall dieser Bericht einmal unter die Augen. Sicherlich hat er sich aber doch einige Gedanken gemacht.
L. S.

Abendmahlsfeier am 7. April 1974 ohne Überrest
1973 gab es 31 850 Versammlungen mit 1 656 225 Verkündigern Mehr als 20 000 Versammlungen mußten das Abendmahl am 7. April 1973 jedoch unschriftgemäß feiern, d. h. eigentlich nicht feiern, weil es nur noch 10 523 Personen gab, die sich zum Überrest bekennen. Brot und Wein mußten dort wieder weggegossen bzw. weggetan werden, wenn sie überhaupt hingestellt wurden. Einige tranken den Wein hinterher aus, weil er Geld gekostet hatte oder guter Selbstgemachter war. Diese unechten Feiern werfen Fragen auf. Viele untersuchen den Widerspruch zu dem, was Christus eigentlich einsetzte. Sie kamen zu dem Ergebnis, daß die Schrift "irdisch" ausgerichtete Alteste verurteilt. Titus 1:5, 9; Phil. 3:17-19. Sie stellen auch fest, daß die "irdische" Verkündigung jetzt ein Abweichen vom Evangelismus ist. Eph. 4:1-6. Der Fluch in Galater 1:6-9 gelte immer noch. Daß die WTG 1975 als "irdische" Erfüllung wieder verschwinden läßt und die Tür für den Überrest wieder öffnet, wird mit gespitzten Ohren weiter verfolgt!

CV wird in Polen bekannt
In der polnischen Zeitschrift "Swit" 4/1973, Warschau, macht J, W. Grabina die Leser mit CV näher bekannt in dem Beitrag "Ch. T. Russell, J. F. Rutherford und die Zeugen Jehovas" "Swit" ist das Organ der Brüder in Polen, die mit der WTG seit Rutherford etwa nicht mehr mitgehen, und denen sich immer mehr Zeugen Jehovas zuwenden. Es finden große Kongresse statt, so kürzlich in Krakow mit Tausenden Teilnehmern. J. W. Grabina schreibt besonders über die CV-Beiträge über die WTG seit Rutherford. CV gebe den Irrtümern der WTG viel Platz, weise auf die Nichtübereinstimmung mit der Bibel hin und fordere auf, die Fehler zu verwerfen und das Wort Gottes wahrheitsgemäß zu untersuchen.

J. W. Grabina berichtet auch über das 1970 in der DDR veröffentlichte Blaubuch "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft", M. Gebhard, Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin. -

HAT ES DIESE CV-AUSGABE WIEDER IN SICH?
Liebe Leser!
Dies war es wieder. Wir hoffen sehr, daß es CV immer in sich haben möge. Was mit CV geschieht, ist von großer Tragweite, wer genau hinsieht, erkennt das. Wir stehen in diesem Jahr 1974 vor einem dramatischen Höhepunkt der WTG-Geschichte, auf den Frühherbst 1975 von der WTG selbst datiert. Wir werden uns intensiv mit dem Sinn des Jahrestextes 1974 befassen müssen "Mag der Feigenbaum selbst nicht blühen . . ." Hab. 3:17, 18 und dem Hinwenden der WTG zu diesem Kapitel. Es verbirgt 1974 die Taktik der WTG, über 1975 so ungeschoren wie möglich hinwegzukommen Sicher wird mancher diese CV-Ausgabe schnell durchgelesen haben, mancher auch heimlich. Man muß sich die Zeit und die Gelegenheit nehmen, alles in Ruhe gründlich durchzulesen. Wenn jemand dazukommt, der dagegen ist, dann sagt furchtlos, daß man wissen muß, was CV verbreitet, ob man zustimmt oder nicht. Gebt es ihm selbst zu lesen, damit er selbst sehen kann, was da alles vorgebracht wird. Wer verkündigen soll, wer eine Studiengruppe überwachen soll, kann CV nicht ignorieren, die inzwischen unübersehbar und unkontrollierbar kursiert und die Argumente liefert. Ja, wer CV nicht liest und kennt, wird als verantwortlicher Ältester oder Verkündiger immer hilfloser gegenüber dem, was ringsumher gedacht, überlegt, angestoßen und gefragt wird. Es spricht sich inzwischen auch herum, daß der Deutschland-Bericht im Jahrbuch 1974 durch das in der DDR 1970 veröffentlichte Blaubuch "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft", Urania-Verlag, erzwungen wurde. Im deutschen Zweig rechnet die WTG mit dem größten 1975-Krach. Deshalb. Sammelt CV sorgfältig. Das wird sich in Kürze als sehr zweckmäßig erweisen.
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos. A 1181-74 V 7 1 806
Kto.-Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 59

"Für die WTG hier in 'Deutschlandbericht 1974' geht es nur darum, um jeden Preis zu verschweigen, daß sie schon immer, in jeder Situation, wie so landläufig gesagt wird, mit 'gezinkten Karten' die ihr anvertrauten Menschen begaukelt hat."

Mit diesen Worten wird in der CV 59 die Rolle der führenden ZJ Balzereit und Harbeck im Krisenjahr 1933 eingeschätzt. Die diesbezügliche Auseinandersetzung mit dem Deutschlandbericht der WTG in ihrem Jahrbuch 1974 ist die Grundlage dafür. Wie man weiß sind WTG-Geschichtsklitterungen (respektive solche von Autoren die der WTG nahestehen) bis in die Gegenwart zu beklagen. Ein solches Beispiel nimmt diese CV-Ausgabe mit aufs Korn.  

Zeugen Jehovas kann man offenbar in zwei Klassen einteilen. 1. in die aktiv Endzeitgläubigen und zweitens in deren Kinder und Kindeskinder. Letztere nehmen es denn schon mal nicht so wörtlich mit solchen Thesen. Vielfach anders hingegen die Situation bei gewissen Neuangeworbenen. Ein Familien-Erlebnisbericht in dieser Ausgabe belegt das auch.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14: 20 -
Begründet von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

Nr. 59 Gera Mai 1974

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 59 Gera Mai 1974

MIT DEM WTG-FEHLSCHLAG VON 1975 WIRD CV
IMMER WICHTIGER!
Liebe Leser!
Als die WTG 1966/67 in dem Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" als zuverlässige Bibelchronologie" (S. 30 dt.) verkündigte, (1. Auflage in Englisch allein 2 000 000) daß "im Herbst des Jahres 1975 u. Z. 6000 Jahre enden und die siebente Periode von eintausend Jahren", also die Tausendjahrherrschaft Christi auf Erden, beginne, wurden sogar Wetten abgeschlossen! Wetten um die Zuverlässigkeit dieses Termins! "So sicher, wie Jehova die Sonne aufgehen läßt, so sicher ist es, wenn sein 'treuer und kluger Knecht' sagt: Herbst 1975!", sagten sie, wenn jemand seinen Zweifel anmeldete und entgegnete: Wer weiß! Mit Sicherheit sind alle diese Wetten verloren. Der Jahrestext 1974 bringt das deutlich zum Ausdruck, wenn es heißt: "mag auch der Feigenbaum nicht blühen . . ., mag sich das Werk des Olivenbaumes als Fehlschlag erweisen …"

Die damaligen Zweifler haben schon jetzt damit ihre Bestätigung gefunden. Auch CV hatte sofort vor dieser "zuverlässigen Bibelchronlogie" gewarnt (CV 9/1967). Doch wer hatte diese Warnung ernst genommen? Immer deutlicher drängt sich nun der WTG-1975-Fehlschlag ins Bewußtsein CV hatte recht.

Vielleicht ist es schwierig, sich das einzugestehen. Etliche fangen nämlich an, Ausreden zu suchen. Die WTG habe überhaupt nicht von Zuverlässigkeit gesprochen (natürlich doch!), oder vielleicht müsse man den Beginn des Menschengeschlechts erst ansetzen, als auch Eva geschaffen war. Das gebe die Bibel nicht an. Oder vielleicht spiele es auch eine Rolle, daß das jüdische Zeitrechnen oder Jahr im Herbst endet. Vielleicht sei überhaupt der jüdische Kalender der einzig richtige u. a. m. Auf jeden Fall käme noch etwas Zeit hinzu, sodaß man es vielleicht auf 1976 verschieben müsse oder noch ein bißchen später. Die WTG kann sich durchaus über soviel Einfalt freuen. Solchen Brüdern und Schwestern kann sie heute dieses und morgen ein anderes Datum predigen, sie glauben alles. Eher sind alle anderen Lügner, eher läßt man Gott seine Pläne ändern, als daß sie es wagen, der WTG entgegenzutreten, was sie auch predigt und wohin sie auch führt.

Der Kreis derer wird jedoch immer größer, die erkennen, daß mit dem Fehlschlag von 1975 die gesamte Endzeitverkündigung der WTG erledigt ist. Das erscheint ihnen jedoch so ungeheuerlich, daß sie es kaum fassen können. Sie wagen nicht, sich völlig durchzuringen und schieben alle sich daraus ergebenden Entscheidungen zögernd vor sich her. Wir sind überzeugt, daß sie jedoch mit jeder CV-Ausgabe ihr Unterscheidungs- und damit Entscheidungsvermögen weiter schärfen.

Was sind die Hauptfragen, die mit dem 1975-Fehlschlag auf der Tagesordnung stehen? Solche etwa: Besinnung auf die einzige biblische, christliche Hoffnung. Überprüfung des Verhältnisses zu allen Brüdern und Schwestern, die sich in der Vergangenheit von der WTG abwandten, weil sie die Fehlerhaftigkeit der WTG, die heute wieder offenbar wird, schon seinerzeit erkannten. Überprüfung des Verhältnisses zur "Obrigkeit von Gott" und zur gesellschaftlichen - hier sozialistischen - "Ordnung um der Menschen willen", Überwindung der unchristlichen "theokratischen Kriegslist" und der damit verbundenen Torheit des Antikommunismus. Untersuchung der sozialen Mitverantwortung der Christen und Verwirklichung eines ehrbaren Wandelns mit den Nichtchristen Denn 1975 kommt nicht, und das Leben muß und wird weitergehen.

CV ist die einzige Form, die einzige Schrift, die diese Probleme wegweisend behandelt. In dieser Ausgabe erscheinen wieder ganz wichtige Themen dazu. Macht CV freimütig zum Gegenstand des Gesprächs und des Studiums in allen Versammlungen und Studiengruppen. Warum damit heimlich tun? Warum Furcht haben? Jeder Älteste und Aufseher weiß, daß CV kursiert und gelesen wird. Jeder weiß, wie aktuell die Fragen sind, die CV behandelt. Legt CV auf den Tisch. Laßt euch CV nicht wie unmündigen Kindern fortnehmen. Ihr lasst euch doch auch keine andere Zeitung fortnehmen Sagt freimütig, hier in der CV steht das und das, stimmt das, wie ist es damit, schließlich stoßen wir ja in unseren Familien, in unseren Verwandten-, Bekannten- und Interessiertenkreisen auf diese CV-Argumente. Warum sie also nicht offen und frei in den Studiengruppen behandeln? Wenn wir in der Wahrheit sind, was haben wir da zu fürchten?

Wir wünschen allen Lesern auch mit dieser CV-Ausgabe von Herzen weitere Mehrung der Erkenntnis und des Unterscheidungsvermögens angesichts dessen, was nach 1975 kommt.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

MAG DAS WERK DES OLIVENBAUMES SICH TATSÄCHLICH
ALS FEHLSCHLAG ERWEISEN …
N. H. Knorr auf der WTG-Jahresversammlung 1973/74 in Pittsburgh zum Jahrestext 1974
- HAUPTGESICHTSPUNKTE -
Zum Jahrestext 1974 wurden bekanntlich folgende Teile aus Habakuk 3: 17, 18 bestimmt: "Mag der Feigenbaum selbst nicht blühen - dennoch will ich frohlocken in Jehova" (NW).

Strategie und Taktik der WTG sind damit unverkennbar: Es geht darum, die Katastrophe der Fehlvoraussage von 1975 im voraus zu unterlaufen und abzufangen und auf diese Weise so viele wie möglich zu halten, um mit ihnen dann irgendwie weiterzumachen.

Wir erinnern an die Bekanntgabe von 1975 auf den Kongressen 1966: "Die Ausgabebestände wurden von vielen umringt, und der Vorrat an Büchern (Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, CV) war bald erschöpft. Sofort wurde der Inhalt untersucht … die Tabelle . . . die zeigt, daß 6000 Jahre … im Jahre 1975 enden. Erörterungen über dieses Jahr 1975 überschatteten nahezu alles (WT 1. 1. 67, S. 20). Wir stehen 1974 nun unmittelbar davor. Nicht nur die Erörterungen, sondern auch die Erwartungen stehen damit vor dem Höhepunkt! Jedem Einsichtigen war von Anfang an klar, daß auch 1975 ein Fehlschlag sein muß, wie 1799, 1843, 1872, 1874, 1878, 1914, 1918, 1925, 1939, 1945 und 1972.

Warum wurde der Jahrestext 1974 für den ersten Blick verstümmelt?
Auf der WTG-Jahresversammlung 1973/74 in Pittsburgh, USA, hielt WTG-Präsident N. H. Knorr eine ausführliche Ansprache zum jetzigen Jahrestext. Für den Text selbst, wie man ihn auf den ersten Blick immer vor Augen haben soll, wurden jedoch ganz bestimmte Bibeltexte  weggelassen, was sorgfältige Beachtung finden muß, weil das nicht ohne Grund ist. Der vollständige Text von Habakuk 3:17,18 lautet indessen wie folgt:

"Mag der Feigenbaum selbst n i c h t b l ü h e n und mag k e i n E r t r a g an den Weinstöcken sein, mag das Werk des Olivenbaumes sich t a t s ä c h 1 i c h a l s Fehlschlag erweisen, und mögen die Terrassen selbst w i r k l i c h k e i n e S p e i s e hervorbringen, mag das Kleinvieh i n d e r T a t v o n d e r H ü r d e a b g e t r e n n t sein, mag kein Großvieh in den Gehegen sein, dennoch, was mich betrifft, will ich frohlocken in Jehova selbst, ich will jubeln in dem Gott meiner Rettung". (NW)

Dieser Text für 1974 macht unzweideutig klar: Das gesamte jetzt auf 1975 orientierte Endzeitwerk der WTG ist wieder ein Fehlschlag! Welchen anderen Sinn sollte solcher Text ausgerechnet ein Jahr vor 1975 sonst haben? Die WTG könnte auch gar nicht anders. Sie hat das Jahr 1975 in die Welt gesetzt. Nun ist es soweit. Es bleibt ihr nur noch die "Flucht noch vorn". Hinwegreißen über 1975 was irgend geht und alle anderen schon jetzt als "untreu" verteufeln bzw. verschrecken. Denn gefährliche Fragen erheben sich nun in den Versammlungen: Soll alles vergeblich gewesen sein? Unser ganzes generationslanges Opfer an Zeit, Arbeit, Geld, Familie, Freizeit, sozialen Bedürfnissen, Freiheit und Leben, Gesundheit und Nerven - alles umsonst? Alles Mühen und Ausharren auf das "Ende", alles verfehlt und vergeblich? Verzweiflung greift besonders in solchen Familien um sich, die ihre Kinder den von der WTG erst 1945 aufgestellten Bluttransfusionsdogmen, auf dem Altar des WTG-Blutkultes geopfert haben!

Ja, es war alles umsonst und vergeblich! Der WTG-Jahrestext 1974 läßt daran keinen Zweifel: Mit 1975 "blüht" nichts, die Endzeithoffnung ist tatsächlich wieder ein Fehlschlag, die "Speise" war falsch!

Man stelle sich vor, wenn alle ständig den vollen Text von Habakuk 3:17,18 vor Augen hätten! Viele rahmen sich die Jahrestexte sogar für ihre Wohnung ein! Darum nur die bildhafte Andeutung, um sie sofort durch "frohlocken und jubeln in Gott" überlagern und verdrängen zu lassen, alles andere weg!

N. H. Knorrs dritte Endzeit-Verscheuchung
"Wir glauben, daß diese Prophezeiung inspiriert und zuverlässig ist und erwarten ihre Erfüllung noch in unserer Generation", sagte N. H. Knorr in Pittsburgh. N o c h in unserer Generation? Was soll denn das heißen? Und 1975? N o c h in unserer Generation? Das sind nicht nur weitere Jahrzehnte des "Ausharrens", das ist der Sanktnimmerleinstag! Es leben nämlich immer mehrere Generationen miteinander! Urgroßeltern, Großeltern, Eltern, Kinder' und Kindeskinder mindestens. Da sind immer einige, die darauf hoffen können, immer wieder, und man kann es immer wieder verschieben und immer wieder einigen sagen,
n o c h in dieser Generation! So ist das schon seit dem Datum 1799!

Darum ist ein Schwerpunkt der Rede von N. H. Knorr wieder das Ausharren. Und er zitiert Habakuk 2:3,4, gemäß Hebr. 10:36-39 Habakuk hervorhebend: "Denn ihr bedürfet des Ausharrens, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Erfüllung der Verheißungen empfangen möget. Denn noch 'eine ganz kleine Weile' und der 'Kommende wird eintreffen und wird nicht ausbleiben'… Wir sind nun nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen, sondern von denen, die Glauben zum Lebendigerhalten der Seele". - Ausharren, ausharren, ausharren! Noch eine "ganz kleine Weile"! Es wird "nicht ausbleiben"! Es wird "nicht verziehen"! Immer verbunden mit Vernichtungsdrohung! - Das wird doch schon seit 1799 so gepredigt und zitiert! Bruder Knorr, du machst doch diese HabakukVerschiebung selbst schon das drittemal mit!

Bitte: Als z. B. Wiederkunft Christi auf 1874 und Harmagedon auf 1914 angesetzt worden waren (Schriftstudien I, 1886, S. 103) und in den zwanziger Jahren wieder verscheucht wurden, warst du dabei. Meinst du, jene Generation ist tot, es beunruhigt niemanden mehr?

Dann hattest du mit Bruder Rutherford u. a. das Harmagedon-Ende auf 1939/45 angesetzt, was du sofort nach dem Tode von J. F. Rutherford 1942 wieder zu "verscheuchen" begannst! (Buch "Dein Name werde geheiligt", S. 329. Abs. 14, WTG 1963) Um diese "Verscheuchung" auch in Europa durchzusetzen, wurde Pfingsten 1945 der große Kongreß in Zürich/Schweiz veranstaltet! Wieder wurden Habakuk und die "Nicht verziehen"-Taktik angewandt! Es heißt im Kongreßbericht: "In einem Gespräch … wurde die Frage besprochen: 'Ist Harmagedon nahe?' . . . Selbst wenn die Schlußabrechnung von Harmagedon n o c h um zehn oder zwanzig Jahre v e r z i e h e n sollte - es wurde nicht gesagt, daß es wirklich so sein wird - so muß doch das Evangelium mit aller Kraft … verkündigt werden. Es wurde Habakuk 2:3 genannt, wo es heißt: 'Wenn es verzieht, so harre sein, denn kommen wird es, es wird nicht ausbleiben' … Hat es etwas Beängstigendes, wenn die Möglichkeit besprechen wird, bis zur Schlacht von Harmagedon könnten n o c h 10 oder 20 Jahre vergehen? Ganz gewiß nicht. Von den Kongreßteilnehmern jedenfalls wird eine solche Möglichkeit nicht als tragisch empfunden … Dauert es jemand zu lange, dann sei daran erinnert, daß Zeit niemals lang wird, wenn man alle Hände voll zu tun hat. Haben wir etwa nichts mehr zu tun? Die Errichtung der Theokratie ist etwas so Wunderbares, daß man leicht ein ganzes Leben lang darauf warten kann . . . Bist du im Königreichsdienst vielleicht über deine Kräfte gegangen, weil du die Zeitspanne zu knapp, eingeschätzt hast?" (Trost/Erwachet, 1. Juni 1945, S. 10f WTG, Bern, Schweiz).

Nicht nur erneutes jahrzehntelanges Hinhalten, frech wird sogar der Spieß gegen die Königreichsverkündiger umgedreht, als ob sie es wären, die Zeitspannen und Termine ansetzen.

Lieber Bruder Knorr, so wurden unter deiner Führung alle seit 1945 um weitere 10 bis 20 Jahre hingehalten, obwohl "es wirklich nicht so sein" sollte! Aber nicht nur 1955 und 1965 vergingen, die Zeitrechnung in "Die Wahrheit wird euch freimachen" setzte sogar schon 1972 fest! Auch das ist alles wieder "verscheucht".

1972 war noch nicht, einmal da, da wurde auf den 1966-Kongressen - ein Jahr noch 1965! - das Jahr 1975 festgesetzt Ein Jahr vor 1975 wird mit dem Jahrestext 1974 nun auch diesem Termin wieder der Todesstoß versetzte Und wieder wird Habakuk zitiert, um den "Verzug" oder das "Ausbleiben" zu rechtfertigen und sich selbst reinzuwaschen Da kann doch nur noch folgen, wer völlig die Übersicht verloren hat!

Es sei ernstlich die Frage gestattet: Muß man im Blick auf 5. Mose 18:20-22 nicht zu der Erkenntnis kommen, daß Jehova euch dort in Brooklyn nicht gerufen hat, eine Endzeit zu verkündigen? Daß ihr euch vielmehr selber gerufen habt, soetwas zu tun? Es bestätigt sich doch immer wieder: Habakuk wird manipuliert, gebraucht und zitiert, um eine Endzeit immer wieder zu verschieben, die es überhaupt nicht gibt, seit 1799 schon über eine Zeitspanne von fast 200 Jahren Da müssen sie in Brooklyn jetzt wahrhaftig wieder in Bedrängnis kommen.

Die Stimmung in Brooklyn ist sehr ernst
Habakuk verschiebend, sagte N. H. Knorr weiter in Pittsburgh: "Die Gewißheit, daß Schwierigkeiten über uns kommen werden, nimmt immer mehr zu und stimmt uns sehr ernst". Und: "Allein über das nachzudenken, was der 'Tag der Bedrängnis' nüchtern betrachtet, bedeuten würde, erweckte in dem Propheten (Habakuk) das Gefühl, einem  Z u s a m m e n b r u c h
n a h e zu sein. Seine Knochen schienen zu zerfallen und seinem Körper keinen Halt mehr zu geben, sodaß er kaum noch auf den Füßen stehen konnte, sein ganzer Körper erbebte, seine Lippen brachten kein Wort mehr hervor, sondern zitterten nur. Er bebte tatsächlich schon, bevor der furchterregende 'Tag der Bedrängnis' herankam. Wählte er aber den Selbstmord als Ausweg aus seinem Zustand, oder griff er zu Drogen, um seine Sinne gegenüber der Wirklichkeit abzutöten?"

Wenn sie in Brooklyn wirklich nüchtern über die Lage nachdenken, die sie mit 1975 geschaffen haben, dann mögen sie in der Tat zittern und beben, keinen Halt mehr haben, in den Knochen zerfallen und kein Wort mehr über die Lippen bringen. Das Werk ist tatsächlich ein Fehlschlag, wie im Jahrestext 1974 eingestanden wird. Es steht tatsächlich vor der Möglichkeit eines Zusammenbruchs. Wenn die WTG sogar Selbstmordgedanken und Betäubung vor der Wirklichkeit ins Spiel bringt, dann muß sie eine Katastrophe kommen sehen.
Insofern ist alles sehr ernst. Aber man täusche sich nicht! Diesen Habakuk-Totenklagelied stimmt die WTG nicht um ihretwillen an!

Die WTG folgt nunmehr ihrem eigenen ökonomischen Gesetz
Wenn die WTG jetzt auf das Totenklagelied von Habakuk orientiert, dann nur um all derer willen, die ihr bis 1975 ehrlich und gutgläubig gefolgt sind und das alles nun zusammenbrechen sehen. Sollen sie klagen und sich ausweinen können. Menschlich hilft das sogar. Die Leitende Körperschaft in Brooklyn braucht solches Ventil selbst nicht.

Natürlich ist die Stimmung ernst. Aber sie haben genügend Erfahrung, Weltenden festzusetzen, wieder zu verscheuchen und dennoch wieder weiterzumachen. Natürlich muß man dazu immer die Ärmel hochkrempeln, hart durchgreifen. Der erste Aufstand wurde inzwischen schon niedergeworfen. Noch bisherigen Informationen wurden 1972 ca. ein Viertel der ganzen Bethelfamilie, 312 Bethelmitarbeiter, die sich gegen die 1975-Politik der WTG erhoben hatten, als "abgefallene Brüder im Bethel Brooklyn" ausgeschlossen. (Konrad Franke, Wiesbaden, am 1. Nov. 1972 in Westberlin, Kongreßhalle der WTG. Siehe auch CV 48/73, 50/73 und 56/74.)

Doch selbst steht die WTG weder vor Zusammenbruch noch zerfallen ihre Knochen, noch bebt und zittert sie, noch bringt sie nichts mehr über die Lippen. Diese Asche streut man nur den Gutgläubigen in den Versammlungen aufs Haupt. Nur für sie wird das Habakuk-Sacktuch angezogen. Sie selbst haben in Brooklyn ein festes Fundament errichtet aus Grundeigentum, Fabrikbesitz, Landwirtschaft, Transportunternehmen, Viehzucht, Haus- und Gebäudebesitz, einem internationalen Druckereisystem und eigenem Bankkapital. Das geht auch mit 1975 nicht unter. Das will und muß im Gegenteil immer weiter in Betrieb gehalten sein! Mit 1975 bricht allein die Weltendeorientierung zusammen, die bisher mit diesem Apparat oder Unternehmen produziert wurde. Man wird also neue Lehren entwickeln.

Auf den Kongressen 1973 wurde das unter dem Stichwort "wesentliche fortschreitende Änderungen" (A. Letonja, R. Lengtat) schon angekündigt! Habakuks Totenklagelied ist nur für die, die gutgläubig bisher gefolgt und auch ihr Scherflein zum WTG-Kapital beigetragen haben, und nun vor dem Scherbenhaufen ihre "irdischen" Hoffnungen stehen, die wieder "verziehen". Die WTG dagegen baut ihr reales Fundament, ihren ökonomischen Besitz, ihr Kapital, immer weiter aus. Es wiederholt sich in noch größerem Maße, was 1925 geschah, als J. F. Rutherford den auf des 1925-Weltende wartenden Brüdern im Zweigbüro Magdeburg z. B. mit einer Riesendollarsumme einen neuen Druckereibetrieb hinstellte und ein neues Bethelheim dazu, damit es nach 1925 statt Weltende mit veränderten Lehren weitergehe! Einmal errichtet, muß man solchen Kapital-, Fabrik- und Grundbesitz immer weiterarbeiten lassen. Das ist nun ein Eigengesetz. Es ist ein Wirtschaftsunternehmen geworden. Es werden neue Lehren produziert.

Wie geht es nach 1975 weiter? Wohin?
Zittern und Beben, kein Wort mehr über die Lippen bringen, an Drogen und Selbstmord denken werden allenfalls, die einfältig an 1975 geglaubt und so "die Zeit zu knapp eingeschätzt haben", wie die WTG 1945 höhnte. Ist es 1799 bis l975 gelungen, alles immer wieder zu verschieben und trotz dem Willige dafür zu finden, warum sollte das nach 1975 nicht mehr möglich sein? An einfältigem "Menschenmaterial" für ein solches "Werk" fehlt es also nicht, das haben die bisherigen 200 Jahre bewiesen. Die Termine wie 1799, 1843, 1872, 1874, 1878, 1914, 1918, 1925, 1939, 1945, 1955, 1965, 1972, 1975, 1996 und vielleicht auch (jüd. Kalender) 2040 oder 2120 sind dabei die "Ankurbelungen", um ständig alles auf Höchstleistung und Hochtouren zu halten oder wieder zu bringen. Mit Habakuk werden dabei die Tiefpunkte abgefangen, wenn bestimmte Daten wieder verworfen werden müssen, trotzdem einen Stamm Williger zu halten, die man "frohlocken", "jubeln" und "wie Hindinnen springen" lassen kann, damit es wieder weitergeht. Wie der Neubau von großen Produktions- und Druckereianlagen in Japan, Brasilien, Philippinen, Ghana und Nigeria zeigt (Erw. 22. 1. 1974), sieht die WTG ihre weitere Zukunft in der Hauptsache in der "dritten Welt", in den Entwicklungsländern in Asien, Lateinamerika und Afrika. Nigeria/Afrika hat mit 92 000 Verkündigern die alten europäischen WTG-Bollwerke fast überflügelt!

Dort ist nicht nur "Neuland", indem es Millionen "Jammernde und Seufzende" gibt, "Strandgut" des Kapitalismus und Kolonialismus, wo noch jeder Strohhalm ergriffen wird, und wo so mancher "neue Herr" auch den Antikommunismus der WTG begrüßt.

Es ist "Neuland", auch in dem Sinne, daß die WTG dort weitgehend auch wirklich neu anfangen kann, weil man ihre haltlose Vergangenheit nicht kennt.

Mögen dann die alten Zweige, die alten Bollwerke "mit 1975 zum Teufel gehen", wenn sie sich nicht weiter hinhalten lassen! Die nächsten "Generationen" liegen auf alle Fälle in der "dritten Welt". - Was sagst du zu all diesem?
C. W.

SCHMACH und SCHANDE noch über die Toten
Jahrbuch 1974
Nachträge zum "Deutschlandbericht"
Oft will es so scheinen, als ob die Zeit wirklich Wunden heilen könnte. Zumal sich Menschen dann dieser Hoffnung hingeben, wenn 40 Jahre nach 1933 vergangen sind. Zeit ist verflossen, dem Überdenken Abstand eingeräumt - Vergangenes könnte geistig bewältigt werden, um "gerade Bahnen für unsere Füße zu machen". Vergangene Zeit will auch endlich Früchte der Gerechtigkeit reifen lassen, irdische, aber selbst ohne diese vermöchten wir Menschen nur mit mattem Herz zu leben.

Die "gerade Bahn den Füßen" will dem "Deutschlandbericht" im Jahrbuch 1974 der WTG nicht gelingen. Angeblich so nahe bei Gott, aber so fern in der Liebe, denn welch anderer Geist wohl könnte schreiben, der nicht die Preisgabe der Brüder im Sinn hätte: "Bruder Balzereit, der e s s i c h e r w ä h 1 t h a t t e , aus Sicherheitsgründen in die Tschechoslowakei zu ziehen . . ." (Jahrbuch 1974, S. 131) Allein dieser Satz spricht ein Urteil aus sich selbst, wie ignorantisch und lieblos in seiner Selbstgerechtigkeit er einen Bruder zum flüchtenden Feigling stempelt.

Unser Gewissen ist aufgerufen und unsere Phantasie, sofern wir nicht Zeitgenossen jener schrecklichen Zeit des Jahres 1933 sind. Seit Januar 1933 herrschten die Nazis in Deutschland, Mord und Terror waren angesagt und schon grausam praktiziert. Von fernen Schreibtischen ist gut richten und raten, also schrieb Bruder Präsident Rutherford an Br. Balzereit wie folgt: ". . . Es wäre bestimmt nicht nötig gewesen, mich um die Erlaubnis zu bitten, noch Deutschland zurückkehren zu dürfen … Du hast mich glauben gemacht, (ja, der Satz heißt wirklich, Du hast mich g l a u b e n gemacht, d. Vf.) Deine persönliche Sicherheit sei davon abhängig, Dich außerhalb des Landes aufzuhalten." (Jahrbuch 1974, S. 131) Das Jahrbuch 1974 berichtet nicht, wann Br. Balzereit ins Ausland flüchtete, ob vor dem Verbot der WTG oder noch dem 24. 6. 1933.

Balzereit war im höchsten Dienstamt der WTG in Deutschland Ist es abwegig anzunehmen, daß er in dieser Stellung besonders gefährdet war? Balzereit war doch nicht namenlos in Deutschland, schon gar nicht für die Gestapo. Er war der höchste Repräsentant der WTG, des Werkes.

Aber wir schreiben keine Rechtfertigung für Br. Balzereit, denn an seiner statt könnten wir mit gleichem Recht über Br. M. C. Harbeck oder Br. Gammenthaler, Schweiz, berichten Sie alle wurden verraten und schnöde in Stich gelassen, wenn es der Nimbus der "Leitenden Körperschaft" erheischte Dann mußten nämlich Sündenböcke für jegliche falsche Lagebeurteilung bzw. veränderte Situation in der Organisation gefunden werden. Wenn dem Präsidium der WTG hier Fehler unterlaufen wären, wer wollte seine Beamten deshalb verklagen und sich zum Richter aufwerfen? Zwischen Balzereits Entscheidungen und dem Präsidium der WTG lag und liegt, auch heute noch, der große Ozean. Br. M. C. Harbeck saß in der Schweiz, weit weg vom Brennpunkt der Geschehnisse in Deutschland. Zwangsläufig waren seine Entschlüsse bezüglich der Organisation in Deutschland oft einsam, denn ein "rotes Telefon" noch Brooklyn gab es für ihn nicht.

Und was tat ein Bruder Balzereit: "Er hatte es sich e r w ä h l t , in die Tschechoslowakei zu ziehen". So kann man es auch nennen, noch 40 Jahren! Gerechtigkeit fordert die Frage heraus, ob er das n u r tat, um seine eigene Haut zu retten. Eine solche Unterstellung wäre einfach lächerlich. Weil er die Verhältnisse in Deutschland aus eigenem Erleben kannte, aus unmittelbarer Tuchfühlung mit der Naziherrschaft, deshalb ergaben sich mitunter Differenzen zum Präsidium in Brooklyn, unterschiedliche Auffassungen bezüglich notwendiger Maßnahmen in Deutschland unter der Naziherrschaft 1933.

Im Fall von Br. M. C. Harbeck, Schweiz, wird uns diese Situation erst richtig deutlich. Noch krasser tritt hier hervor, daß Br. Harbeck trotz aller Bemühungen um das Werk der Zeugen in Deutschland ein vom Präsidium der WTG verratenes und verleumdetes Opfer ist. Im "Jahrbuch 1974" darf Br. Hans P o d d i g , dieser Situation sozusagen stellvertretend für das Präsidium der WTG, folgende Leseart geben: "So entstanden zwei Klassen, die Furchtsamen sagten uns, wir seien ungehorsam und brächten das ganze Werk Jehovas in Gefahr". Der Jahrbuchbericht kommentiert dann: "Ein Brief, den Bruder Harbeck im August 1933 schrieb, wurde unter den deutschen Brüdern weit verbreitet, und die Furchtsamen benutzten ihn in ihren Diskussionen als B e w e i s dafür, daß sie sich richtig verhielten.

U N T E R D E S S E N (das ist genau das richtige Wort, wenn die WTG n i c h t schreiben will, w a n n ! d. Vf.)
veröffentlichte die Gesellschaft im ""W a c h t t u r m" einen Artikel unter der Überschrift "Fürchtet euch nicht!" in dem die Handlungsweise derer unterstützt wurde, die trotz zunehmender Verfolgung und Mißhandlung der Stimme ihres Gewissens gefolgt waren … und das Predigtwerk im U n t e r g r u n d fortgesetzt hatten". (gesperrte Schrift v. Vf.)

Der logische Zwang, dem der Leser hier erliegen soll, ist der, daß Br. Harbeck mit seinem Brief vom "August 1933" praktisch bewirkt haben soll, "daß 2 Klassen entstanden", die "Furchtsamen" und "Untergrundzeugen".

Die traurige Wirklichkeit dieser Vorgänge sah u n t e r d e s s e n ganz anders aus: Das WTG-Präsidium billigte ohne Einschränkung insgeheim den Brief von Br. Harbeck vom "August 193"" nur eben nicht offiziell, selbst im Jahre 1974 noch nicht. Denn die geistliche Unversehrtheit und christliche Würde von Br. Harbeck bedeutet dem Präsidium offensichtlich nichts.

Am 20. September 1933 geschah nämlich etwas in Nazideutschland Der amerikanische Botschafter in Berlin überreichte dem Auswärtigen Amt der deutschen Regierung eine Protestnote zum Verbot der WTG vom 24. 6. 1933. Aus dieser Sicht, (den nur Br. Harbeck wußte das) kommender diplomatischer Schritte seiner Regierung, schrieb der USA-Bürger und Zeuge Jehovas M. C. Harbeck diesen " b e w u ß t e n B r i e f " an die Brüder in Deutschland, der ihm noch 40 Jahren immer noch als Sündenlast angehängt wird.

Was stand nun in dem beklagten Brief von Br. Harbeck? Unter anderem auch dies: "Vorerst das Verbot vom Juni 1933 zu respektieren und keine Versammlungen abzuhalten, den Vertrieb der Schriften vorerst einzustellen". Da sich das WTG-Präsidium diplomatisch-politischer Kanäle der USA Regierung bedient hatte, siehe Protestnote an die Naziregierung, es diesen Tatbestand aber nicht eingestehen will, bleibt Br. Harbeck einer der Sündenböcke der WTG. Obwohl Br. Harbeck "seinen Brief vom August 1933" in Abstimmung mit dem Präsidium der WTG schrieb.

Im "Jahrbuch 1974" wirst du die Protestnote der USA-Regierung vergeblich suchen, sie fehlt ganz einfach, sie wurde nicht in "Erwägung gezogen" u n t e r d e s s e n. Wenn doch, dann würde ja allen Brüdern klar werden, daß die diplomatische Intervention der USA-Regierung ein Ersuchen des WTG-Präsidiums notwendig zur Voraussetzung hatte. Wäre diese Protestnote sachlich im "Jahrbuch 1974" gewürdigt worden, dann würden letztlich alle Brüder verstehen, w a r u m Br. M. C. Harbeck " s e i n e n B r i e f " an die Versammlungen in Deutschland schreiben mußte, denn er führte getreulich eine Weisung seines Präsidenten aus, Dieser Brief entstand als eine kooperative Handlung Rutherford-Harbeck Das ist die Wahrheit. Deshalb muß die WTG den "Briefmakel" von Br. Harbeck nehmen.

Für Präsident Rutherford war Diplomatie kein Buch mit sieben Siegeln, wohl aber für die große Schar der Zeugen Jehovas in Deutschland. Wohlgemerkt, es war ein ganz legitimes Recht der WTG, einer amerikanischen Gesellschaft, sich des Beistandes ihrer Regierung zu versichern, um Leben, Rechte und Eigentum ihrer Mitglieder im Ausland (Nazideutschland) zu schützen. Daran ist gar kein Anstoß zu nehmen. Es war ja auch ein Akt brüderlicher Liebe. Aber um diesen Aspekt geht es der WTG ja überhaupt nicht. Für die WTG hier in "Deutschlandbericht 1974" geht es nur darum, um jeden Preis zu verschweigen, daß sie schon immer, in jeder Situation, wie so landläufig gesagt wird, mit "gezinkten Karten" die ihr anvertrauten Menschen begaukelt hat. Br. Harbeck ist dafür auch nur ein Beweis mehr aber Christus wird Rechenschaft fordern.

Die WTG hat jegliches Empfinden dafür verloren, was sie gerade noch tun darf und was nicht mehr. Mit leichter Hand läßt sie deshalb im Jahrbuch 1974 schreiben: " U n t e r d e s s e n veröffentlichte die Gesellschaft im "Wachtturm" einen Artikel unter der Überschrift 'Fürchtet euch nichts"'. (Vom 1. Dezember 1933!) Wann schrieb Bruder Harbeck "s e i n e n B r i e f "? Das war im August des Jahres 1933. Die amerikanische Protestnote wurde am 20. 9. 1933 in Berlin der Naziregierung überreicht. Der WT-Artikel "Fürchtet euch nicht!" erschien am 1. 12. 1933, wohlwissend inzwischen, daß die Protestnote der USA-Regierung den Brüdern in Nazideutschland keine Hilfe gebracht hatte.

Also, zwei Monate wurde erst die politische Landschaft in Nazideutschland beobachtet, seit dem 20. 9. 1933, die Wirkung der Protestnote abgewartet, dann kam "Fürchtet euch nicht!". Als die diplomatische Aktion wirkungslos verpufft, an den Nazis abgeprallt war, dann - danach erst wurde die Organisation auf "Fürchtet euch nicht!", auf Weitermachen im Untergrund eingestellt. Wer diese Chronologie der Geschehnisse damals in Deutschland nicht kennt oder nicht alles genau nachprüft, kann gar nicht ermessen, wie übel Br. Harbeck mitgespielt, wie zynisch er verraten und geopfert wurde, so geschehen anno 1974.

Und folgende Logik aus dieser Chronologie der Geschehnisse sollten wir im Sinn behalten:
Das Präsidium der WTG sah sich natürlich außerstande, der diplomatischen Aktion der USA-Regierung in den Rücken zu fallen. Das wäre unzweifelhaft dann geschehen, wenn der WT-Artikel "Fürchtet euch nicht!", gleichzeitig, durch Aufrufe zum "Weitermachen im Untergrund", jene diplomatische Aktion unterlaufen und den Nazis damit "belastende Beweise" direkt in die Hände gespielt hätte.

Wie hätte dann die USA-Regierung dagestanden, und wie erst das Präsidium der WTG. Ein solcher "Diplomat" war denn Präsident Rutherford doch nicht, daß er von vornherein seine eigenen Absichten, der Organisation in Deutschland zu helfen, durch sinnlose, absolut dumme Entscheidungen und Aktionen vernichtet hätte. Schließlich war er ein Rechtsanwalt und Präsident der WTG. In dieser Eigenschaft war er verpflichtet, sich an diplomatisch-politische Spielregeln zu halten, nachdem er sich einmal entschlossen hatte, eine Protestaktion der USA-Regierung in Nazideutschland sachlich zu unterstützen.

Den Brüdern in Deutschland sollen die Erwägungen auch solcher Absichten, das Denken in diesen Kategorien verschwiegen werden. Deshalb wurde Br. Harbeck zum Kompromißler gestempelt und schnöde verraten.
Dieser Bericht wird fortgesetzt in CV Nr. 60.
W. D.

DER WACHTTURM - ab 1. APRIL 1974 in VERÄNDERTER AUFMACHUNG
Weitere Veränderungen der WT-Lehren
Mit der deutschen Ausgabe vom 1. April 1974, Nr. 7, bietet der WT einen veränderten äußeren Anblick. Neben den bisherigen Lehrveränderungen ist dies die erste drastische optische Veränderung im Hinblick auf die notwendigen generellen Änderungen, die mit dem Fehlschlag von 1975 fällig werden. Was verändert sich in der WT-Aussage durch das neue WT-Titelbild? Wie wir sehen werden, ist anzunehmen, daß auch dies nicht ein baldiges Ende, sondern die WTG-Absicht noch jahrzehntelanger Weiterarbeit sichtbar macht.

Aus dem Titelbild wurde vor allem das Panorama des paradiesischen Berges Gottes mit den Quellen der Wasser des Lebens entfernt. Das Titelbild macht keine diesbezüglich verbindliche Aussage mehr. Warum wurde diese Veränderung vorgenommen? Soll das zum Ausdruck bringen, über kurz oder lang überhaupt keine endzeitliche paradiesische Naherwartung mehr verkündigen zu wollen? Soll 1975 wirklich der letzte Termin gewesen sein? Aber kann man überhaupt mit den Terminsetzungen Schluß machen, wenn man einmal damit angefangen hat?

Wie wenig die WTG in allen diesen Dingen einen christlichen Standpunkt des Dienens gegenüber allen Brüdern und Schwestern einnimmt, ist daraus ersichtlich, daß sie es überhaupt nicht für nötig hält, diese jetzige äußere Veränderung des WT auch nur mit einer einzigen Zeile zu erklären. Kein Zeuge ist in der Lage, diese Veränderung jetzt im letzten Jahr vor 1975 einem Interessierten etwa zu erläutern Er müßte sich selbst etwas zusammenreimen. Es wäre das Mindeste, was die bisherigen verantwortlichen Redakteure Günter Künz, Wiesbaden, und Franz Zürcher, Thun/ Schweiz, mußten, daß sie den Lesern in der erstmals veränderten Ausgabe ein Wort zur Erklärung sagen, wenn sie überhaupt etwas zu sagen haben. Aber nicht einmal diese Pflicht und Verantwortung vor den Brüdern, denen sie dienen sollen, empfinden sie.

Auch Jesaja 43:2 mit dem Namen "Jehovas Zeugen" wurde von der Titelseite entfernt. Warum? Auch hierfür wird jede Erklärung der Hintergründe unterlassen. Alles ein Jahr vor 1975. Auch das ist nicht nur für ein Jahr.

"Jehovas Zeugen" ist eine alttestamentliche Formulierung, die überhaupt nicht als Name für eine heutige Gemeinschaft gemeint war. WTG-Präsident Rutherford hat erst 1931 daraus eine Namensgebung gemacht. Unchristlich war das auch insofern, als Christus selbst seine Nachfolger niemals als "Zeugen Jehovas" betitelt aussandte. Er sagte eher:
"… und werdet Z e u g e n für m i c h sein (Apg. 1:8), ohne auch das jedoch zu einem Titel oder offiziellen Namen zu erheben.

Der WTG ist offensichtlich seit einiger Zeit klar geworden, daß sie die Versammlungen seit 1931 mit dem Namen "Jehovas Zeugen" wohl doch nicht richtig bezeichnet hat. Sie schiebt in der Literatur nämlich immer mehr und öfter die Bezeichnung "Jehovas christliche Zeugen" oder "die christlichen Zeugen Jehovas" in den Blickpunkt. Die Entfernung des offiziellen Namens "Zeugen Jehovas" (mit Bibeltext) jetzt von der WT-Titelseite ist der zweite Schritt darin, auch den Namen des ganzen Werkes systematisch in die 1975 Veränderungen einzubeziehen.

Das jetzt veränderte WT-Titelbild wurde 1950/51 eingeführt, war also auf lange Sicht gemacht, für ein Vierteljahrhundert, bis 1974/75. Das jetzige neue Titelbild ist deshalb auch nicht nur für kurze Zeit gemacht, sondern ähnlich, auf lange Sicht. Für ein Jahr nur wäre das nicht nötig gewesen, sondern eher hinderlich durch die Fragen und Zweifel, die so etwas unter prüfenden Christen auslöst. Es geht also um eine weitere lange Zeitperiode, auf die sich die WTG einrichtet.

Desgleichen mit dem alttestamentlichen Namen "Jehovas Zeugen". 40 Jahre lang galt er in dieser Form unangetastet. Wenn jetzt begonnen wird, auch an diesem Namen herumzubasteln, dann geschieht das ebenfalls nicht nur für das letzte Jahr vor 1975. Dann geht es auch hier um weitere Jahrzehnte. Bemerkenswert ist auch eine ganz bestimmte Veränderung in der neuen WT-Zweckerklärung, die nun nicht mehr so genannt wird.

Die faktische Unfehlbarkeitserklärung des WT als Zeitschrift, die sich auf "Vorhersagen" stütze, die sich "bis heute als untrüglich und unfehlbar erwiesen" hätten, ist gestrichen! Dies war einer der Gründe für "Rebellion"!

Will die WTG Kritik nun nicht mehr unterdrücken? Sollen die Versammlungen nun nicht mehr wie Kindergärten bevormundet und bis in den letzten privaten Winkel hinein gegängelt werden? Werden die Ältesten diese Streichung als Anzeichen dafür erkennen, nun endlich als mündige Christen und Diener Gottes zu handeln? Laßt uns das hoffen.
F. F.

Die gegenwärtige WTG-Führung will alle weiter in antikommunistischer
Untergrundtätigkeit halten - was nun?
Erste politische Fakten 1974
Ein Überblick über die WTG-Zeitschriften der ersten Monate 1974 zeigt, daß die gegenwärtige WTG-Führung die Politik der antikommunistischen, antisozialistischen, antidemokratischen und antimarxistischen Entstellungen und Verleumdungen in der Verkündigung fortsetzt. Auch was hier in der Vergangenheit betrieben wurde, soll weiter gelten. Diese politischen Gegnerschaften und Feindschaften erweisen die laufenden Beteuerungen "politischer Neutralität" als "Kriegslist", Doppelspiel und Täuschung. Die gegenwärtige WTG-Führungsgruppe will offenbar nicht, daß sich Jehovas Zeugen von der antikommunistischen Verleumdungstätigkeit und Staatsfeindschaft freimachen, zu der sie "im Namen Jehovas" - also unter religiösem Gewissenszwang - durch die WTG seit den fünfziger Jahren gebracht wurden, als die WTG in die allgemeine imperialistische psychologische Kriegführung auch auf religiösem Gebiet gegen Sozialismus und Kommunismus einbezogen wurde.

Sehen wir die ersten weiteren typischen politischen Äußerungen der WTG 1974.
In "Erwachet" vom 22. 1. 74, S. 30f, wird die Schürung antikommunistischer Feindschaft, wie sie u. a. 1955 mit der falschen politischen Alternative "Christentum oder Kommunismus" betrieben wurde (Erw. 8. 6. 55), mit einer neuen Variante fortgesetzt.

Den Weltkirchenrat angreifend, weil er Befreiungsbewegungen in Afrika unterstützte, kolportiert die WTG jetzt die antikommunistische Feindschaft schürende Frage, ob die Kirchen "wirklich von Christus zu Marx wollen". Die Verkündiger werden damit wieder ideologisch vergewaltigt, weil sie völlig überfordert sind, diese Zusammenhänge zu verstehen, geschweige denn, solche WTG-Politik zu verantworten.

Im WT vom 1. 3. 74 wird unter dem Titel "Warum ist die Religion um Frieden mit dem Kommunismus bemüht?" weiter schärfster antikommunistischer Glaubenshaß gegen alle verbreitet, die "mit Gotteshassern ins Bett' gehen" (S. 132), in völliger Mißachtung der schriftgemäßen Forderung, "mit den Nichtchristen ehrbar zu wandeln". (1. Thess. 4:12 Me) Das ist die Fortsetzung des WTG-Krieges zur Durchkreuzung der sozialistischen Bündnispolitik mit allen Christen.

Im WT vom 1. 4. 74 wird der Jahresbericht 1973 veröffentlicht Einige Bemerkungen darin sind wieder dem WTG-Werk "hinter dem Eisernen Vorhang" gewidmet, das um 5,5 Prozent zugenommen habe, und nun 150 448 umfasse. Hier wird der in den fünfziger Jahren von der WTG übernommene imperialistische antikommunistische "Eiserne Vorhang"-Jargon weiter den Verkündigern aufgezwungen. Es hat nie einen solchen "Eisernen Vorhang" gegeben, immer ging es hin und her, raus und rein, heute mehr denn je zuvor. Doch die WTG entstellt und verleumdet mit solchen politischen Schlagworten unchristlicher Schmähungen skrupellos weiter. Lies dazu Titus 3:1,2. Der vom Ostbüro der WTG in Wiesbaden herausgegebene Untergrund-Königreichsdienst (III/74) greift diese Schmähungen weiter auf, übersetzt mit "Nordkönig", damit die ganze antikommunistische Nordkönig-Hetze der fünfziger Jahre fortfahrend, die als dritte Daniel-Auslegung längst laut 5. Mose 18:20-22 als haltlos erwiesen ist.

Antikommunistische WTG-"Sicherheitsvorkehrungen"
Mit den jüngsten Anweisungen des Ostbüros (III/74), bei dieser Art Verkündigung "natürlich die Sicherheitsvorkehrungen nicht außer acht zu lassen", wird der religiöse Gewissenszwang fortgesetzt, im Widerspruch zu 2. Kor. 4:2 NW, weiter gegen Gesetz und sozialistische Ordnung, gegen Staat und Regierung vorzugehen, angebliche politische Neutralität vorgebend. Neue sollen so gewonnen werden: Außerhalb der Wohnung, in Autos, in Geschäften Parkanlagen, an Fahrkartenschaltern der U-Bahn, bei einem Taxifahrer in Restaurants, ja selbst nachts um 3.30 Uhr oder auch zwischen 2 und 4 Uhr morgens (IV/74). Auch soll man sich bei Bekannten nach weiteren Personen geschickt erkundigen, auch Personen mit mangelhafter Schulbildung, die nicht gut lesen können. Kinder, die sich freuen, wenn man mit ihnen spricht. Alte, gebrechliche oder behinderte Menschen. Und wenn man ihnen nur vorliest, um sie durch "Studien" zu gewinnen. (V/74) Dabei jedoch nicht die "Umsicht aufgeben" und "alle erwähnten Vorsichtsmaßnahmen beibehalten" (II/74). "Unter Umständen mag es in vielen Fällen sogar von Vorteil sein, ein Zeitlang nur die Bibel zu benutzen" (III/74), d. h. die antikommunistisch durchsetzte WTG-Literatur zunächst zurückzuhalten, bis man "sicher" sein kann. Erst dann sollen die "gedruckten Predigten" benutzt werden, wie diese Literatur "listig" bezeichnet wird.

Eine ausgedehnte Misere
Die Einrichtung von "Studien" ihrer Schriften betrachtet die WTG als das "wirkungsvollste Mittel" (II/74). Es gibt allerdings zuviele "unproduktive Studien", die zu beenden seien. Aber dann haben viele nichts mehr zu berichten. So werden diese "Studien" dennoch fortgesetzt, um überhaupt etwas im Monatsbericht zu haben. Es wird mit Personen "studiert", die gar nicht mehr als solche gezählt werden dürfen. Auch verdrängen "Freizeit, Reisen und Hobbys" immer mehr die "Dringlichkeit" aus dem Sinn, für die WTG zu arbeiten.

Der Ältestenwechsel erweist sich zunehmend als ungeeignet und schädlich. Kaum eingearbeitet, kommen schon andere an die Reihe. Ein Kräfte-, Zeit- und Nervenverschleiß, unter den "Kriegslist"-Bedingungen völlig absurd. So muß das Problem der "reibungslosen Übertragung der Aufsicht" immer öfter angesprochen werden (V/74). Immer mehr unterlassen das Wechseln, um die Betreffenden "in dieser Aufgabe zu belassen" (V/74). Die inneren Widersprüche werden hier auch insofern größer, als das Wechseln sich auf diese Weise als eine Fehlmaßnahme, als Fehlschlag erweist, wodurch alle "Sicherheitsvorkehrungen" selbst illusorisch werden.

So stößt das "Ostbüro in Wiesbaden" tatsächlich auf zunehmenden Widerstand. Älteste und Aufseher seien "auf den falschen Gedanken verfallen", die "Anregungen" des Ostbüros "von vornherein als unbrauchbar zu betrachten". Sie würden "gleich von (sich) aus sagen, es geht nicht" (II/74) So wächst der Geist christlicher Mündigkeit. 1. Kor. 14:20, 13:11. Möge doch W. C. Pohl vom WTG-Ostbüro in Wiesbaden selbst einmal versuchen, hier in U-Bahnschaltern, bei Taxifahrern oder gar des Nachts "Studien" einzurichten Unbrauchbar ist eine viel zu bescheidene Bezeichnung für solche "Anregungen".

Aber die WTG redet nicht nur so über die Köpfe hinweg und an der Wirklichkeit vorbei. Sie klagt, daß auch "die Überwindung der ablehnenden Haltung, der Gegnerschaft gegen alles Religiöse schwieriger geworden" sei. (II/74). Was unsere Verhältnisse hier betrifft, so könnte ihr für ihren Teil so geraten werden: Soll sie aufhören, die Situation in moralischer und sozialer Hinsicht hier den Menschen durch die Brille der sozialen Misere der kapitalistischen Welt, speziell der USA, predigen und "erklären" zu wollen. Soll sie aufhören, im Namen Gottes gegen das schöpfungsbedingte Menschenrecht auf Schaffung und Erhaltung menschenwürdiger Lebensverhältnisse zu predigen. Soll sie aufhören, alle diese sozialpolitische Verantwortung an Christus im Himmel zu verweisen, während Millionen Menschen auf Erden hungern, ausgebeutet werden und verelenden.

Dieweil auch 1975 nicht stimmt, jawohl, deshalb auch!
Diese politischen, moralischen und religiösen Absurditäten sind es, die es für die Verkündigung immer "schwieriger" machen. Jeder normale Mensch muß das doch bemerken, wenn er alles prüft. Wenn das so weitergeht, wird die WTG niemandem mehr etwas zu sagen haben, außer sich selbst. Der ständig größer werdende Druck des WTG-Ostbüros, mehr "Neuarbeit" zu leisten, bestätigt nur, wie sich alles auf diese Weise zunehmend "unproduktiv" im Kreise dreht und in Selbstmissionierung erschöpft. Auch die Lichtbildervorträge wie z. B. "Versammelt euch - und das um so mehr, als das Ende näher rückt" (Dias), sind mit ihrer Selbstdarstellung und Selbstbetrachtung ein zunehmendes Drehen im eigenen Kreise. Wirklich, was für eine Misere.

Was müßte mit 1975 alles beachtet werden?
Die WTG malt einen Teufel an die Wand, der überhaupt nicht existiert, wenn sie immer wieder einen "drohenden Angriff" von irgend jemandem "zur Vernichtung der Zeugen Jehova" beschwört. Das ist nichts anderes als ein künstliches Mittel, erfunden, um die Herde eingeschüchtert und willig beisammenzuhalten, wohin es auch gehen mag. Es wird keine solche Vernichtung geben, weder durch die Vereinten Nationen noch durch den "Kommunismus", die alles andere im Sinn haben angesichts der weltweiten sozialen Aufgaben, als die WTG mit ihren Fehlschlägen ernst zu nehmen, um den Zeugen Jehovas deswegen eine "Märtyrerkrone" aufzusetzen. Die WTG wird vielmehr an ihren eigenen Sinnlosigkeiten, Absurditäten, Widersprüchen, Fehlschlägen und Mißachtungen der schöpfungsbedingten sozialen Lebensbedürfnisse der Mitmenschen, Christen wie Nichtchristen scheitern, wenn sie sich nicht bald entsprechend ändert. 1975 wäre in diesem Fall der Anfang vom endgültigen Ende.

Man kann hier nicht die Menschen durch die Brille der amerikanischen sozialen Misere belehren, wenn man nicht über die Köpfe hinwegreden will. Die kapitalistischen und sozialistischen Verhältnisse lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Das muß besonders für das Weltverständnis noch 1975 begriffen und erkannt werden.

Die aus dem inneren Konkurrenzkampf und Profitstreben entspringenden Widersprüche, Pluralismen, Machtkonstellationen, Krisen und Elendserscheinungen der kapitalistischen Welt lassen eine menschenwürdige soziale Perspektive nicht zu, sie ist unter solchen Bedingungen nicht einmal denkbar. Das ist ein Hauptgrund, warum die WTG unter denen, die deswegen "seufzen und jammern", immer wieder "fischen und jagen" kann. Es gibt immer wieder neue Opfer dieser Verhältnisse. Die WTG wird da auch immer wieder den Versuchungen der Torheit des Antikommunismus ausgesetzt sein, weil man immer wieder versuchen wird, auch die WTG weiter zur Niederhaltung oder Verhinderung revolutionärer Entwicklungen in ihrem Einflußbereich geistig zu mißbrauchen. Trotzdem wird sich die Endzeitunglaubwürdigkeit der WTG nicht mehr ganz vertuschen lassen, so daß es auch dort ohne Lehren aus 1975 nicht weitergehen kann. Ganz anders liegen die Dinge in den sozialistischen Ländern Die ökonomischen Grundlagen machen es möglich, eine Perspektive menschenwürdiger sozialer Verhältnisse zu eröffnen, die soziale Not und soziales Elend versiegen läßt. So verschwanden z. B. die Elendsviertel der Großstädte und vieles andere mehr aus dem kapitalistischen Erbe. Die soziale Sicherheit wird auch den letzten bewußt, und verändert ihr Denken. In der DDR soll z. B. bis 1990 das Wohnungsproblem als soziales Hauptproblem gelöst werden. Man wird verstehen, daß man dabei nicht auf die WTG hören kann, wie ihr 1975-Fehlschlag erneut beweist. Was nun die Christen betrifft, Jehovas Zeugen inbegriffen, so wurde auf der Weltkonferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien 1969 in Moskau die Generallinie dokumentiert, mit allen im Interesse des Friedens und sozialer Gerechtigkeit zusammenzuarbeiten, egal welcher Konfession. Von Vernichtung keine Rede. Die Perspektive für Jehovas Zeugen noch 1975 kann darum nur sein, daß sie diese unaufgebbare soziale Aufgabenstellung begreifen, sich als Christen stellen, sie als schöpfungsbedingt, als mit den sozialen Bedürfnissen des Menschen gottgegeben, voll anerkennen und sich entsprechend verhalten, was die "irdischen" Fragen betrifft.

Vor den verantwortlichen Brüdern mit Bezug auf die DDR und die anderen sozialistischen Länder liegt damit eine großartige und wunderbare Aufgabe. Mit der sozialen Weiterentwicklung hier verliert die WTG auch den Rest jener für sie notwendigen Verelendeten, Verzweifelten und Hoffnungslosen, die in der Übergangszeit und Konsolidierung dieser Länder angesichts der kapitalistischen Vergangenheit durchaus noch zu finden sind bzw. waren. Die WTG selbst dagegen mit ihrem Zentrum in Brooklyn, USA, bleibt in erster Linie den kapitalistischen sozialen Elendsbedingungen verhaftet, von ihnen lebend, was die Anhängerschaft betrifft, was man hier nicht mehr zugrunde legen kann. Verfehlen die verantwortlichen Brüder hier - der 1975-Fehlschlag ist der gegebene Anlaß - sich entsprechend der gezeigten Unterschiede um- und neuzuorientieren, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie in ihrer "Unproduktivität' völlig erstarrt und festgefahren sind, um gefährlich kopfüber aus den Wolken vergangener Zeiten und Verhältnisse in die Realitäten zu stürzen.

Wer wird es sein, der mit der Leitenden Körperschaft der WTG versucht, liebevoll aber standhaft und unerbittlich in brüderlichen Dialog zu treten, ihr die Lage hier klar zu machen, und angesichts des 1975-Fehlschlages die Dinge energisch in die Hand zu nehmen, die erforderlich sind? Es sollte zu einem brüderlichen Einvernehmen kommen, denn die Verhältnisse sind verschieden, um die man letztlich jedoch nicht herum kommt. Wer wird den entschlossenen Brüdern helfen und in diesem Glaubenskampf treu zur Seite stehen? K. 0.

WAS WIRD, WENN 1975 NICHTS WIRD?
EIN BRIEF AN CV
Liebe Brüder!
Es ist eigentlich nicht leicht für mich, wenn ich mich heute an Euch wende und diesen Brief als eine Erlebnisdarstellung verfasse. Ich möchte eingangs vermerken, daß in diesem Brief alles den Verlauf der Ereignisse widerspiegelt und nichts erfunden ist.

Mein Mann war Versammlungsdiener. Bis zu seinem Tode vor einem halben Jahr hat er sich für die Organisation geschunden Er war sehr krank, und besonders in den letzten beiden Jahren hat er Raubbau mit seiner Gesundheit geführt Er kannte einfach keine Ruhe. Wenn er doch einmal zu Hause war und sich entspannen wollte, dann mußten wir damit rechnen, daß es an der Tür klingelte und Brüder meinen Mann besuchten. Nichts gegen Besuche, vor allem nicht von Brüdern. Aber wenn man dann hörte, Du mußt kommen, Du mußt das machen, Du mußt die Literatur holen usw., dann wurde mir das zuviel. Mein Mann hat nie abgelehnt, er ging dann immer mit.

Was war nun, wenn er zu Hause war? Meine Tochter ist sehr sportlich, vielseitig interessiert und gewiß auch hübsch, dazu sehr häuslich und vertrauensvoll gegenüber den Eltern Ich weiß, daß sie mein Vertrauen jedoch mehr suchte als das ihres Vaters. Ich möchte versuchen, Euch das zu erklären Mein Mann war - bitte versteht das ganz unvoreingenommen - nicht mit beiden Beinen im Leben. Er war fanatisch. Sein ganzes Streben galt dieser Organisation, dann kam - wie man so sagt - lange, lange nichts. Mehrfach war es so, daß meine Tochter von ihm förmlich zu Hause aufgelauert wurde, als sie vom Training bei einer hiesigen Sportgruppe der Leichtathleten zurückkehrte. Schlage waren sein Empfang für sie.

Anstatt mit väterlicher Liebe zu versuchen, die Tochter zu überzeugen. Nein, er schlug einfach zu, das ist ja auch viel einfacher und erspart das Nachdenken. Dazu kommt, daß er damit die Gewohnheiten anderer Aufseher kopierte und glaubte, auch auf diesem Gebiet ein nachahmenswertes Verhalten zu zeigen. Wer nicht will, wie die Gesellschaft es diktiert, muß eben die Rute spüren.

Wie sah es in der Schule aus? Hier hatte sich mein Mann in ein Labyrinth von Ansichten verstrickt. Einerseits, wenn die Tochter zu Hause gewissenhaft und sorgfältig die Hausaufgaben erledigte, dann sagte er: Mach nicht soviel Zeug um dieses weltliche Geschwätz, leg das Geschreibe in die Ecke, hier hast du einen Wachtturm, und hier ist die Bibel. Kam sie der Aufforderung des Vaters noch, so war für den betreffenden Tag alles bestens. Aber wehe, wenn der Lehrer dann die fehlenden Hausaufgaben mit einer 5 belegte, dann gab es vom Vater wieder Schläge. Versetzt Euch mal in die Lage der Tochter! Sie wußte manchmal nicht aus noch ein. Hier kann nur mit mütterlicher Liebe geholfen werden. Wie ist es mir ergangen?

Ohne nun Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, möchte ich einige Beispiele, von denen ich glaube, daß sie bezeichnend sind, besonders nennen: Vor ca. vier Jahren hatte ich mir bei einen recht unglücklichen Sturz den Fuß gebrochen. Es war ein komplizierter Bruch und zudem schmerzhaft. Ich konnte nicht auftreten und jede Gehbewegung fiel mir sehr schwer. In dieser Zeit konnte ich für den Haushalt sehr wenig tun. Was meine Tochter irgendwie bewältigen konnte, hat sie getan. Mein Mann hat keinen Finger gerührt Er hätte ja auch nur und ausschließlich die Organisation im Kopf. Aber wehe er kam nach Hause und das Essen war nicht fertig. Dann mußten wir uns Schimpfworte bieten lassen, die ich hier nicht erwähne, weil sie CV ja doch nicht abdrucken kann.

Mir hat das sehr weh getan. Gewiß, es ist mitunter für einen hungrig nach Hause kommenden Mann eine - nun sagen wir einmal kleine - Enttäuschung, wenn eben das Essen nicht auf dem Tisch steht. Aber sollte man sich da so gehen lassen? Hinzu kommt, daß er selbst eben zu Hause nichts, aber auch gar nichts tat.

Gerade als ich mir das Bein gebrochen hatte, stellte ich fest, daß alle anderen - ob Interessierte oder Geschwister - vorrangig waren. Sie lernten ihn von einer wesentlich besseren Seite kennen. Für andere hat er sich abgerackert, für die Familie blieb keine Zeit. Das Ärgerliche, das noch hinzukommt, ist, daß die anderen Zeugen sich heimlich darüber amüsiert haben, daß sie untereinander boshaft geschwatzt und dazu noch reichlich gemeine Bemerkungen gemacht haben Die Weltmenschen meiner Arbeitsstelle haben mich besucht und mir geholfen, ja, die taten das!

Eine ältere Schwester war einmal zu einem Kongreß in Hamburg Das muß so 1968 gewesen sein. Als sie wiederkehrte, erzählte sie meinem Mann, daß dort der Bruder Franke gesagt hatte: 1975 kommt Harmagedon, da ist alles vorbei! Mein Mann strahlte! Daß es eine Freude war, ihn zu sehen! Er ging förmlich in seinem Studium auf. Er erzählte uns von der neuen Welt, von den Vorrechten der Zeugen Jehovas, durchaus im Königreich leben zu können. Doch plötzlich erschien im Wachtturm, so wie er hoffte, nicht das Jahr 1975 als solche Zahl, wie sie von Bruder Franke deklariert war. Er aber stürzte sich weiter auf das Jahr. Sein Streben galt nur noch 1975.

Jeder Zeuge Jehovas hier ist aber genauso. Für sie kann dieses Jahr nicht schnell genug näher kommen: 1975 - ja auch wir hängen an diesen vier Zahlen.

Aber was wird, wenn 1975 ein 1925 wird? Ich kann es mir nicht vorstellen. Ja, es ist so, daß 1975 eine große Wegkreuzung im Leben der Zeugen Jehovas wird. Auch wenn man im Buch der Gesellschaft "Organisation zum Predigen des Königreiches und zum Jüngermachen" immer wieder schreibt: Ausharren, ausharren, ausharren. Ist das nicht der deutliche Fingerzeig auf das Haltlose der WT-Versprechung, durch den Mund von Bruder Franke? Wißt Ihr, ich glaube, die große Drangsal wird wohl erst später einsetzen, weil es wohl noch nicht genügend Menschen geben wird, denen die gute Botschaft des Königreiches gepredigt wurde. Mir scheint, daß wird ein Grund der WTG sein, mit dem sie die Massen zu halten versucht.

Abschließend möchte ich Euch auch im Namen meiner Tochter herzliche Grüße übermitteln. Gegen eine Veröffentlichung haben wir nichts einzuwenden, aber bitte ohne Angabe meines vollen Namens.
In christlicher Verbundenheit
Familie Z.
P. S.: Anbei noch einige Adressen für CV.

GEDANKEN
nach 1. Mose 1:28, Hohelied 8:6, Römer 2:15, 1. Thess. 4:12, 2. Thess. 3:10
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Mit dem, was hier lyrisch empfunden wird, können wir uns durchaus als Schlußwort dieser CV-Ausgabe verabschieden. Wir sind der Meinung, daß in diesen Versen gesehen wird, worauf es ankommt, wenn sich "das Werk des Olivenbaumes tatsächlich als Fehlschlag erweist" und "kein Ertrag an den Weinstöcken sein mag", wofür niemand Gott verantwortlich machen möge:

Sollten wir gestern und heute und morgen
nicht mit für die sozialen Bedürfnisse sorgen?
Sollte niemand es wagen,
diese Verantwortung mitzutragen?
Wie kannst du mit dem WT nur so etwas sagen?
Gehe hin durch Dorf und Stadt!
Jedermann nur Arbeit hat,
trinkt und ißt sich täglich satt, hat sein Heim, seine Ruhestatt,
weil n i c h t beachtet der WT-Lehren Winde,
alle diese Verantwortung sei Sünde,
man müsse sie meiden voll List!

Du selbst lebst, liebst, arbeitest, trinkst und ißt,
ohne zu merken, wie diese List
Verbrechen vor Gott und Menschen ist?
"Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen".
Ist der WT da nicht vermessen,
auf ein Hirngespinst versessen,
die da für aller Arbeit und Brot regieren,
deswegen als vernichtungswürdig zu apostrophieren?
Und überall dazu Mißtrauen zu schüren?
Wohin muß das führen?

Soziale Verantwortung ist Gesetzmäßigkeit,
von Gott begründet vor langer Zeit,
unüberwindlich in jedem Herz
trotz Sünde und Schmerz.
Ja, stark wie der Tod
ist, was er gebot,
fruchtbar zu sein.
Flamme Gottes in jedem Gebein.
Ein unbezwingliche Leidenschaft
aus des Ewigen Lebenskraft.
Jeder Entbindungsschrei
beweist das neu,
weltweit Tausende von Jahren schon,
Generation auf Generation,
ob rot, ob gelb, ob schwarz, ob weiß.
Auf des Ewigen Geheiß.

Wie kann man da Lehren erfinden,
die 1975 sowieso wieder verschwinden,
die jeden entbinden,
seinen Teil soziale Verantwortung mitzutragen,
die, ohne zu fragen,
des Lebens Gesetze selbst erzwingt,
schöpfungsbedingt!

Dein Bruder, deine Schwester, deine Frau, deine Kinder,
alle anderen Lieben nicht minder,
auch die da anders glauben oder nicht,
aus jedem Menschen dieses Lebensgesetz spricht, das jeden Widerstand bricht!
Warum begreifst du das nicht?

Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.
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Berichtigung
In CV Nr. 57 vom März 1974 ist ein bedauerlicher Druckfehler unterlaufen. Im Artikel "Vor wesentlichen fortschreitenden Änderungen' " muß es im Abschnitt "Aufstehen und handeln" richtig heißen: " . . . urchristlich in Glaube, Hoffnung und Liebe". Wir bitten um Verzeihung. - Der Herausgeber.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos. A 1 1 92/74 V 7 1 1058
Kto.-Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 60

Der "Wachtturm" vom 1. 3. 74 wird in dieser CV-Ausgabe mit dem dortigen Satz zitiert:
"Überrascht es dich, daß sich die Religion um Frieden mit dem Kommunismus bemüht? Hast du die Kirchen bis jetzt als Bollwerk gegen den Kommunismus betrachtet?"

Eindeutig, kann man dazu nur sagen. Man muss kein "Freund" des kommunistischen Systems sein. Trotzdem kann man daraus erkennen, dass dies sehr wohl eine politische Aussage ist. Keinen Frieden mit dem Kommunismus. Dies war und ist offizielle USA-Politik. Dies war und ist zugleich auch Programm der Zeugen Jehovas. In der Regel nicht so deutlich formuliert. Hier aber wurde einmal die "Katze aus dem Sack gelassen"!

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 60 Gera Juni 1974

DIE ENDZEIT WIRD SCHON WIEDER VERSCHOBEN
CV UNENTBEHRLICH
Liebe Leser
Das Wichtigste ist jetzt, sich der Lage bewußt zu werden, die mit dem Verfall des 1975-Endes in religiöser und sozialer Hinsicht eingetreten ist. "Vergewissert euch über alle Dinge, haltet an dem fest, was recht ist", 1. Thess. 5:21 -
nie war diese Mahnung dringender als nunmehr, wo "der Feigenbaum nicht blüht" (Jahrestext 1974) und kein Ende kommt.

Denn schon wird die Endzeit wieder verschoben, genau wieder wie 1945, als auch kein Ende gekommen war. Damals wurde auf dem Pfingstkongreß in Zürich proklamiert: " . . . selbst wenn die Schlußabrechnung von Harmagedon noch um zehn oder zwanzig Jahre verziehen sollte - es wurde nicht gesagt, daß es wirklich so sein wird . . ." (Trost, 1. Juni 1945, Bern) Das gleiche wird jetzt zu 1975 wieder gepredigt! Evelyn Köhler, BZ-Korrespondentin, Berlin-West, sprach mit dem WTG-Beauftragten Erich Rachuba, der in einer Ansprache über einen neuen Endzeitpunkt nach 1975 gesagt hatte:' "In fünf bis zehn Jahren, vielleicht auch schon früher. . ." (19. 3. 1974). Das wäre nun vielleicht 1985! So sehen wir sie dahinstolpern, von 1799 über 1844, 1872, 1874, 1881, 1914, 1925, 1939, 1945, 1955, 1965, 1972, 1975, 1985, - schon wird auch 1996 genannt! Wie wir am Beispiel von Erich Rachuba sehen, bestimmen immer noch die in der WTG-Führung, die glauben, mit dem weiteren Verschieben immer noch am besten zu fahren, eine Generation nach der anderen. Es gelang 1972 auch in Brooklyn, ca. 300 Bethelmitarbeiter auszuschalten, die die Organisation zeitlich realistischer umorientieren wollten, etwa auf die biblisch-jüdische Zeitrechnung, wonach wie jetzt erst im Jahre 5734 seit der Schöpfung leben. Danach konnte kein WTG-Endtermin stimmen, wie auch keiner zu halten war, ein 6000-Jahr-Ende käme erst noch ca. 260 Jahren. Die gesamte Endzeitsetzung ist demnach falsch!

Aber es geht ja nicht nur um den Verfall des Endzeittermins 1975. Das steht doch in ganz enger Beziehung zu höchst aktuellen Fragen des täglichen familiären, beruflichen, sozialen und gesellschaftlichen Lebens eines jeden. Man muß nämlich auch an die weitere Vorsorge in solchen Fragen denken wie Schulbildung für die Kinder, Berufswahl, Arbeitsverhältnis, soziale Sicherheit wie Rentenversorgung oder Gesundheitswesen u. a. m., nicht nur für die eigene Familie, sondern auch alle betreffend, denen man öffentlich oder anders das bisherige WT-"Ende aller Dinge" verkündigt hat, das nun wieder verfällt! Denken wir hierüber ein wenig nach. Was wäre, wenn alle Menschen in der DDR z. B. auf die WT-Verkündigung hören würden Es käme auch zur Katastrophe für die Zeugen selbst. Die überwiegende Mehrheit der Zeugen ist nämlich z. B. auf die staatliche soziale Vorsorge der Rente angewiesen Das könnte dann nicht mehr geleistet werden, weil nach WT-Lehre keiner den Staat unterstützen, für ihn arbeiten oder ihn erhalten darf. Damit würde auch das gesamte Sozial- bzw. Rentenwesen zusammenbrechen, das der Staat bzw. die Regierung trägt und sichert. In allen Versammlungen würden die vielen Rentnergeschwister verhungen und verelenden müssen, um nur einen Aspekt aufzuzeigen Wie gut also, daß die anderen Menschen bisher die soziale, gesellschaftliche und staatliche Verantwortung nicht vernachlässigt oder gar niedergelegt haben, und stattdessen die entsprechenden WTG-Lehren zurückwiesen! Man muß doch zuerst essen, trinken, arbeiten, wohnen und sich kleiden können, ehe man irgendeine geistige Tätigkeit machen kann! Jehovas Zeugen etwa nicht? Fällt ihr Arbeitsplatz, ihre soziale Sicherheit oder ihre Rente vom Himmel? Auch das alles kommt mit dem Verfall von 1975 auf die Tagesordnung.

"Die Studiengruppe (CV) beobachtet genau alle Vorgänge und Äußerungen der WTG, dokumentiert sie und versucht, ihre Bedeutung zu erfassen. Diese kritische und dokumentarische Funktion übt sonst keine Stelle im deutschen Sprachraum aus", urteilt man bereits öffentlich in der BRD über CV. In der Tat beeinflußt CV auf diese Weise bereits zahllose Überlegungen und Entscheidungen bis hin noch Brooklyn, wenn dort jetzt von Niedergeschlagenheit, Verzweiflung und Panik im Hinblick auf den Verfall mit 1975 gesprochen wird (N. H. Knorr im Kommentar zum Jahrestext 1974). CV ist die einzige Schrift, die das alles in seiner Bedeutung und Tragweite sichtbar macht. Natürlich kritisch, wie denn sonst angesichts des Verfalls von 1975! Aber neuorientierend! Allerdings kann CV nur Anstöße, Wegweisungen, Hinweise, Ratschläge und Erkenntnishilfen geben, zwar wohlbegründet in christlicher Verantwortung Doch vom selbständigen Studium der Dinge und Probleme und Forschen in der Schrift (Apg. 17:11, 2. Tim. 2:7 Menge), um zur Klarheit zu kommen, kann auch CV niemanden entbinden. Erwägt besonders die Gedanken einer Neuorientierung in dieser CV-Ausgabe.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

"VON JEHOVA GELEHRT" aus dem WT entfernt!
Weitere "wesentliche, fortschreitende Änderungen"
Aus dem WT ist mit der (neuen) Ausgabe vom 1. April 1974 (dt.) Nr. 7, auch der bisherige Leittext "Sie werden alle von Jehova gelehrt sein" verschwunden! Was hat das zu bedeuten? In der Ausgabe selbst wird keine Erklärung hierzu gegeben. Es werden einfach vollendete Tatsachen vorgesetzt. Laßt uns das also untersuchen und prüfen.

Der Leittext "Von Jehova gelehrt . . . " wurde 1931 (dt. Ausgabe 15. 12. 1931, Nr. 24) eingeführt, gleichzeitig verschwand die namentliche Nennung des WT-Herausgeberkomitees Das stand auch in Zusammanhang mit der Annahme des alttestamentlichen Namen "Jehovas Zeugen" 1931, seitdem im WT-Titelbild unter Zitierung von Jesaja 43:12. Diese Veränderungen 1931 vollzogen sich vor dem Hintergrund der Vernichtung des Ältestenamtes, der Entmündigung der Versammlungen und ihrer Unterordnung unter die WTG-Führungsgruppe um den WTG-Präsidenten, seither als "theokratische" Ordnung bezeichnet. Wie wir heute sehen, war dies alles auf lange Zeit angelegt, nachdem auch 1925 Harmagedon nicht gekommen war.

Wieder wird nun alles dies verändert. Über die jetzige Streichung des Namens "Jehovas Zeugen" und Jesaja 43:12 aus dem WT-Titelbild sowie der Unfehlbarkeitsbemerkung aus der WT-Zweckerklärung wurde schon in CV 59/74 berichtet Wir wollen versuchen, nun auch etwas Licht in das WT-Schweigen über die Streichung des Leittextes seit 1931 "Von Jehova gelehrt . . . " zu bringen. Es ist äußerst interessant, daß das jetzt vor dem Hintergrund der Wiedereinführung des Ältestenamtes seit 1972 geschieht! Was lassen sich nun für Schlußfolgerungen aus der jetzigen Entfernung des bisherigen WT-Leittextes ziehen?

Es kann bedeuten, daß in Brooklyn eine Gruppe in die Führung drängt, die die WTG-Kanal-Ansprüche aufgeben will, die die Gleichsetzung des "Willens des Sklaven", faktisch der WTG, mit dem "Willen Gottes" (WT 1. 8. 56, S. 474 dt.) wieder liquidieren will, Praktisch kam das nämlich einer Unfehlbarkeitsanmaßung gleich, wie dann auch die rücksichtslose Unterdrückung aller Kritik, wie berechtigt sie auch war, als "Rebellion gegen Gott" beweist. Hunderttausendfaches Unrecht gegen aufrichtige Brüder und Schwestern ohnegleichen, wie wir noch bestätigt sehen werden.

Nicht mehr' "von Jehova gelehrt" kann auch bedeuten, aufzugeben, "allein in der Wahrheit" zu sein. Anzuerkennen, daß alles durch den Grad der Erkenntnis und des Schriftverständnisses bestimmt wird, höchst unvollkommen und "Stückwerk", und damit fehlbar und immer kritikwürdig Das müßte mit der Zeit dahin führen, auch die Überheblichkeit anderen Christen, ihren Gemeinschaften und Kirchen gegenüber aufzugeben und anzuerkennen, was auch dort Gutes und Richtiges im Name Gottes und Jesu geschieht.

Nicht mehr "von Jehova gelehrt" könnte auch dazu führen, die Verdammung der Brüder und Schwestern als "böse Knechte" einzustellen, weil sie damals 1931 am Ältestenamt und anderen Dingen als schriftgemäß festhielten, die die WTG verdammte und ausmerzte. Allerdings ist von einer Bußfertigkeit der WTG diesen Brüdern und Schwestern gegenüber, die seither in freien christlichen Versammlungen leben und wirken, noch nichts zu erkennen.

Wir wollen noch einmal vor Augen führen, was dieser Leittext, durch den WT "von Jehova gelehrt", in seinem Wesen bedeutete: "Es mögen Dinge in der Organisation geschehen, die wir nicht verstehen. Die Diener mögen einer Handlungsweise folgen, die wir als unrichtig erachten. Deswegen Kritik zu üben, würde eine unvernünftige Haltung verraten … Nur wenige von uns verstehen die Tatsachen bezüglich der Kernphysik, nicht wahr? Aber die Wasserstoffbombe beweist sicherlich, daß die Folgerungen ihrer Hersteller auf Tatsachen beruhen und daher richtig sind. Somit wären wir nicht so töricht, die Explosion einer Wasserstoffbombe im eigenen Garten zuzulassen, nur weil wir ihre Wirkung nicht kennen! Nun kann sich aber eine unvernünftige, respektlose Haltung innerhalb der Familie Gottes ebenso unheilvoll auswirken, wie die Auslösung einer Wasserstoffbombe!" (WT 1. 7. 57, dt. S. 408./9, Abs. 5)

Das war und ist das bisherige Wesen dieser "theokratischen" Ordnung der WTG unter "von Jehova gelehrt"! In Wahrheit war und ist es eine Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Verständnis und Rechtsempfinden des einzelnen, eine Vergewaltigung von Gewissen, Menschenwürde, christlicher Freiheit und Mündigkeit, eine Anmaßung von Diktatur, Zensur und Unterdrückung, wie sie psychologisch rücksichtsloser nicht sein kann. Die WTG muß nun eingestehen, daß Hunderttausende, allein seit 1947 ca. 300 000 unter diesen Bedingungen der WTG wieder den Rücken gekehrt haben! (Jahrbuch 1974, S. 254). Wo steht in der Schrift, daß "ausgeschlossen" und damit "vom Leben abgeschnitten" werden soll, wer sich weigert, anzuerkennen, was man nicht versteht, und zu bejahen und zu vertreten, was man als unrichtig erachtet?

Haben dich die Opfer dieser WTG-Methoden je gerührt, hast du je darüber nachgedacht? Wie könntest du dich selbst hierin einschätzen?
Wenn man alles durchdenkt, so könnte die Entfernung des Leittextes "Von Jehova gelehrt" ein Jahr vor 1975 aus dem WT eine Änderung von ungeheurer Tragweite anzeigen!
F. F.

FÜR EIN UNVERLETZTES GEWISSEN VOR GOTT
UND DEN MENSCHEN
WTG setzt antikommunistischen Glaubens- und Menschenhaß fort
Der Leitartikel im WT vom 1. 3. 1974 dt. "Warum ist die Religion um Frieden mit dem Kommunismus bemüht?" ist in Fortsetzung der politisch antikommunistischen Ausrichtung der Verkündigung ein weiterer Akt, von der inneren Existenzkrise durch den Fehlschlag von 1975 in Kampf noch außen abzulenken. Hier mittels neuer antikommunistischer Haßpropaganda. Die Verantwortlichen haben offensichtlich die vergeblichen Versuche nicht aufgegeben, durch ständige politische Provokationen doch noch zu erreichen, daß den einfachen Zeugen eine "Märtyrerkrone" aufgesetzt wird, was für die WTG die idealste äußere Ablenkungsverwicklung wäre. Möge W. C. Pohl im WTG-Ostbüro in Wiesbaden nachlesen, wie die Adressaten der von ihm noch Osteuropa gesteuerten antikommunistischen Haßkampagnen über "Ambitionen weithin leuchtender Märtyrerkronen" denken. (ND 14. 2. 1974, S. 5) In welche politische Front sich diejenigen heute jedoch einreihen, die solche Kampagnen inszenieren und durchfuhren, sei zum Schluß festgestellt.

"Überrascht es dich, daß sich die Religion um Frieden mit dem Kommunismus bemüht? Hast du die Kirchen bis jetzt als Bollwerk gegen den Kommunismus betrachtet?", beginnt der WT. Das sei zwar so gewesen, habe aber alles "nur geringe Wirkung" gehabt. Dann wird die katholische Zeitschrift AMERICA vorn 26. 4. 58 zum Besuch des SU-Ministerpräsidenten 1958 in Ungarn zitiert: "Es war peinlich und abstoßend zu sehen, wie ein katholischer Erzbischof dem Obersten der Bolschewiki die Hand drückte". Unter Hinweis u. a. auf Vatikanbesuche seitens der Sowjetregierung und vatikanischen Gegenbesuchen zitiert der WI dann den STAR HERALD, Panama: "Der Vatikan hat den kalten Krieg mit der kommunistischen Welt eingestellt und nähert sich immer mehr der Koexistenz mit roten Regimen". Ein New Yorker politisches Gerichtsurteil wird zitiert, um "die russische Kirche" als ein "Werkzeug der kommunistischen Machthaber" abzustempeln. Der Weltkirchenrat wird angeklagt, "marxistisch-christliche Dialoge" angeregt zu haben, Ministerpräsident Castro, Kuba, weil er "die wachsende Zusammenarbeit zwischen Christen und Marxisten als 'etwas Nützliches"' betrachte u. a. m. Aber man sollte sich "eigentlich nicht wundern", urteilt der WT. Das sei "nicht neu". Immer wieder hätten die Kirchen "unmoralische Beziehungen zu den politischen Mächten" aufgenommen. Pius XI. wird zitiert, der 1943 erklärt habe, sogar "mit dem Teufel verhandeln" zu wollen, wenn das im Interesse der Religion nützlich wäre. Das Schlußurteil des WT lautet dann: "Kein Wunder, daß die Bibel die Weltreligion als die 'große Hure' bezeichnet, mit der die Könige der Erde Hurerei begingen' (Offb. 17:1,2). Die Kirchen sind deutlich von Christus abgerückt, der verkündete: 'Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt', und der von seinen Nachfolgern sagte: Sie sind kein Teil der Welt, so, wie ich kein Teil der Welt bin' (Joh. 18:36, 17:16). Wenn du daher Gott wohlgefallen möchtest, darfst du kein Teil der Religion sein, die mit Gotteshassern 'ins Bett gegangen' ist". -

Schau den Tatsachen ins Auge
Hinter der WT-Meinung, die Kirchen seien kein "Bollwerk gegen den Kommunismus" mehr, steht der WT-Anspruch, den Kirchen hier nicht zu folgen, sondern weiter "Bollwerk" dieser Art zu sein, wie es W. Amann von der WTG-Pressestelle dem "Westdeutschen Tageblatt", Dortmund, am 26. 7. 60 u. a. öffentlich bestätigte. Das Zitat über den Besuch des SU-Ministerpräsidenten 1958 in Ungarn dokumentiert die WTG-Absicht, dafür zu sorgen, daß es für die Zeugen "peinlich und abstoßend" sein soll, einen Kommunisten auch nur die Hand zu reichen, also Feindschaft und Abscheu bis zum Äußersten. Die Anklage, der Vatikan habe den "kalten Krieg mit der kommunistischen Welt eingestellt" und nähere sich immer mehr der "Koexistenz mit roten Regimen" bringt zum Ausdruck, daß die WTG selbst fortfährt, den "kalten Krieg mit der kommunistischen Welt" gegen die "roten Regime" weiterzuführen. Es erinnert an die antikommunistischen Schmähungen wie "rote Marionetten der Ostzone", wie sie von der alten Garde der deutschen WTG-Führung unter E. Frost, E. Wauer, F. Adler, E. Seliger, K. Franke, P. Großmann u. a. 1949 von der Westberliner Waldbühne aus losgelassen wurden. (Titus 3:1,2 Me) Die Übernahme politischer Gerichtsurteile in die Verkündigung, die Kirchen in der SU seien "Werkzeuge der kommunistischen Machthaber" ist nicht nur weitere imperialistische Befleckung christlicher Verkündigung. Es ist zugleich eine Entstellung des wirklichen Sachverhalts, der letztlich auf der Gemeinsamkeit der sozialen, für Christen schöpfungsbedingten und damit alles andere als unmoralischen Lebensinteressen aller Menschen beruht, seien sie Christen oder nicht. Mit der Anprangerung und Verurteilung von Dialogen bzw. Zusammenarbeit zwischen Christen und Marxisten dokumentiert die WTG somit erneut ihre Politik der Stiftung von Feindschaft und Haß zwischen Christen und Nichtchristen, sich der Bekundung von Glaubens- und Menschenhaß schuldig machend.

Zu "mit dem Teufel verhandeln". Dies ist eine plumpe wie raffinierte antikatholische, antikommunistische Hetze, zugeschnitten auf solche, die keine genügende Übersicht haben. Denn: Was macht denn der ständige WTG-Beauftragte A. Koerber bzw. sein Nachfolger am Sitz der USA-Regierung in Washington? Wie konnte N. H. Knorr da 1946/ 47 mit der amerikanischen Militärregierung verhandeln? Was waren da 1933/34 die Zusammenarbeit der WTG mit dem amerikanischen Außenministerium und die Verhandlungen mit dem Innenministerium der Hitlerregierung? Was waren dann gar die von N. H. Knorr 1943 angeordneten Kompromisse mit der Schweizer Regierung, der Kriegsdienst werde von Jehovas Zeugen bejaht, um ein Verbot anzuwenden? Und was ist schließlich die gemeinsame Sache der WTG mit den Antikommunisten aller Schattierungen im Kampf gegen "rote Regime"? Verurteilt sich die WTG damit am Ende nicht selbst zum "Teufelspartner"? Wer sich also auf die politischen Positionen der WTG begibt, verstrickt sich in unheilvolle Widersprüche. Hast du dich zu diesem Zweck "hingegeben"?

Bleibt noch, die Bibel bezeichne "die Weltreligion als die große Hure' . . .". Zunächst nur soviel: Die Bibel bezeichnet da überhaupt nichts, es liegt allein ein ungedeutetes Bild vor. Der WT ist unehrlich, denn die WTG selbst ist es, die bezeichnet und deutet. Wie haltlos das aber ist, zeigt sich darin, daß nun schon die dritte Deutung gepredigt wird: Erst nur das Papsttum (1917), dann die Christenheit (1930), nun alle Weltreligion. Und noch 1975? Da es sich im Bild zudem um das damalige Babylon als heidnische Stadt handelt, ist jede Deutung auf Christenheit oder Christentum sehr fragwürdig, wie die WT-Umdeutungen bestätigen. Auch ist das WTG-Greuelbild von den Kirchen dazu haltlos, weil dabei alles an guten Werken, die die Kirchen im Laufe ihrer Geschichte vollbracht haben, unterschlagen wird. Und diese guten Werke karitativer, diakonischer und sozialer Art sind insgesamt bedeutsamer als alle Schandtaten, die sie andererseits belasten. Warum ist die WTG in ihren Darstellungen so unsachlich und unehrlich?

Mit dem Endzeitzusammenbruch von 1975 ist diese widersprüchliche Babylon-Deuterei sowieso wieder hinfällig. Umso gefährlicher ist es, sich auf den politischen Antikommunismus und Antisowjetismus einzulassen, den die WTG damit gegen Christen und Nichtchristen verbindet. Nach dem heutigen Stand der Dinge stellt sich die WTG mit dieser Art Antikommunismus in eine Front mit den neofaschistischen Kräften in der BRD etwa mit ihrer "Deutschen National-Zeitung" und ihrem Kampf gegen alle Christen, die "zur Zusammenarbeit mit den Kommunisten bereit" sind, gegen "rote Bischöfe" geifernd und solche Zusammenarbeit um der sozialen Lebensinteressen willen als "Wahn" diffamierend und schmähend. (12. 4. 1974). Die WT-Redakteure Günter Künz, Wiesbaden, und Franz Zürcher, Thun, Schweiz, können diesbezüglich diesen Neofaschisten die Hand reichen. Der von ihnen redigierte Kampf gegen "rote Regime" liegt auf gleicher politischer Linie. Sie sollten etwas mehr über die Auswirkungen ihres Tuns und ihres Lassens nachdenken.

Erwarte nicht, ob solcher "Verkündigung" unbehelligt zu bleiben. Das WTG-Ostbüro in Wiesbaden indes sei auf die Resolution der CFK-Regionalkonferenz der BRD vom Sept. 1973 in Mainz gelenkt: "Wir verlangen von den Christen, daß sie die antisowjetische Propaganda religiöser Gruppen zurückweisen. Die Christen haben die Aufgabe, den Antikommunismus, der sich christlich darstellt und falscher Informationen bedient, zu bekämpfen. (NZ 20. 9. 73). Die WTG ist hier deutlich als eine derartige religiöse Gruppe angesprochen. Ihre falschen Informationen über Sachverhalte und soziale Zusammenhänge speziell antikommunistischer und antisowjetischer Art sind unübersehbar.

Die Wahrheit wird euch freimachen,
sagte Jesus
Die WIG stiftet politisch Haß und Feindschaft, wenn sie in ihrer haltlosen Babylondeuterei (5. Mose 18:20-22) Christen, die in den natürlichen schöpfungsbedingten sozialen Dingen des Lebens mit ihren nichtchristlichen Mitmenschen zusammenwirken, also solche hinstellt, die "mit Gotteshassern 'ins Bett' gehen". Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, solche WT-Schreiber können sich nicht genug darin tun, sexuell aufzureizen, Zur Sache muß indessen gesagt werden, daß Atheismus mit Gotteshaß überhaupt nichts zu tun hat, denn es bedeutet einfach nichtreligiös. Die Schrift lehrt dazu, daß sogar Nichtchristen das Gesetz Gottes "ins Herz geschrieben ist" (Rö. 2:14,15) und Christen "m i t den Nichtchristen ehrbar zu wandeln" haben (l. Thess. 4:12 Me).

Der kalte Krieg der WTG gegen "rote Regime" dagegen ist Kampf gegen "menschliche Ordnung". gegen "Obrigkeit von Gott", in völlig verzerrtem "Welt"-Verständnis "gegen Fleisch und Blut", was Jesus mit "kein Teil dieser Welt" nicht gemeint hat, wie die Apostel hier bestätigen (l. Petr. 2:13, Rö. 13:1-7, Eph. 6:12). Die WTG mißbraucht hier Jesu Worte für antikommunistische Zwecke. Studiert diese Frage gründlich, um die freimachende Wahrheit zu erkennen und in christliche Freiheit und Mündigkeit zurückzukehren. Es kommt darauf an, in einem "unverletzten Gewissen vor Gott u n d d e n M e n s c h e n " zu leben und zu wirken. Apg. 24:16.
K. 0.

SCHMACH und SCHANDE noch über die Toten - II
Jahrbuch 1974
Unerläßliche Ergänzungen zum "Deutschlandbericht"
Als unerläßlich zum WTG-Jahrbuch 1974, "Deutschlandbericht', müssen wir nachtragen, was 1940/43 in der militärisch neutralen Schweiz, in und mit der WT-Organisation geschah. Als Person steht auch hier wiederum stellvertretend für andere Brüder Präsident A. Gammenthaler, der Leiter des Werkes in der Schweiz, vor uns, und fordert Gerechtigkeit für sein Leben als Zeuge Jehovas. Aus einem Bericht von Franz Zürcher, heute 83 Jahre alt, erfahren wir im "Wachttturm" Nr. 5/1966: "Br. N. H. Knorr, der neue Präsident der Gesellschaft, hat mit schon vorher geschrieben, ich solle mein möglichstes tun, um das Werk in unserem Land (der Schweiz) aufrechtzuerhalten, damit noch Kriegsschluß die Verbindung mit unseren Brüdern auf dem Festland rasch wieder aufgenommen werden könne" (Seite 152).

Am 16. April 1943, vor 31 Jahren, fällte ein Schweizer Berufungsgericht in einem Prozeß gegen Franz Zürcher ein Urteil, wonach F. Zürcher zu einem Jahr Zuchthaus bedingt und 5 Jahre Aberkennung gewisser bürgerlicher Ehrenrechte verurteilt wurde. Im WT 5/66 gibt F. Zürcher diesem Geschehen folgende Wendung und Tendenz:

"Der Ausgang dieses Prozesses wirkt sich günstig aus, und uns gelingt es zu vermeiden, daß das Werk (in der Schweiz) verboten wird."
Franz Zürcher schrieb sehr richtig: "Es gelingt u n s", an w e n mag er da wohl gedacht haben? Mit Sicherheit an Bruder Präsident A. Gammenthaler, denn dieser war gehalten, tunlichst am 15. 9. 1943, f ü n f M o n a t e n a c h d e m P r o z e ß     g e g e n F. Z ü r c h e r, in der WTG-Zeitschrift TROST Nr. 505 vom 1. 10. 1943, eine flankierende, positive "Erklärung zum Wehrdienst der Zeugen Jehovas", ohne Furcht und Tadel abzudrucken. Br. Präsident Gammenthaler stand mit seinem Namen und bevollmächtigt für diese "Erklärung", so der Titel in TROST Nr. 505, zum aktiven Wehrdienst der Zeugen in der Schweiz ein. In dieser "Erklärung" hieß es u. a.:

"Wir erblicken unsere Aufgabe darin, für Jehova Gott Zeugnis abzulegen … Hunderte unserer Mitglieder und Glaubensfreunde haben ihre militärischen Pflichten erfüllt und erfüllen sie weiterhin. Wir haben uns nie angemaßt und werden uns nie anmaßen, in dieser militärischen Pflichterfüllung eine Zuwiderhandlung gegen die Grundsätze und Bestrebungen der Vereinigung "Jehovas Zeugen", wie sie in ihren Statuten niedergelegt sind, zu erblicken . . ."

Diese "Erklärung" erst war das "m ö g 1 i c h s t e", welches ja Br. Zürcher tun sollte, um das drohende Verbot von der Organisation in der Schweiz abzuwenden. Um die Konfliktlage des Werkes in der Schweiz richtig beurteilen zu können, müssen wir uns folgende Lage der Brüder in der Schweiz vor Augen führen:

Im Juli 1940:
Militärische Hausdurchsuchung im Zweigbüro in Bern
Im August 1940:
Verhängung der militärischen Zensur über alle Schriften der WTG, Schweizer Zweig
Im August 1940:
Die Zeitschrift der "Wachtturm" soll ab sofort von einer Militär-Zensurstelle geprüft werden.
Hausdurchsuchungen:
Beschlagnahme von Literatur bei zahlreichen VD.
Polizeiliche Kontrolle:
Über die Versammlungstätigkeit der Zeugen, selbst beim Gedächtnismahl.
Postkontrolle:
Über das Zweigbüro in Bern
Vorbereitung und Durchführung von Anklagen vor Gericht, gegen leitende Brüder in der Schweiz, z. B. gegen F. Zürcher.

Das war die Skala der Sicherheitsmaßnahmen der Schweiz (unter Kriegsbedingungen als Nachbarstaat zu Nazideutschland), die gegen das Werk in der Schweiz unmittelbar wirksam wurden. Unter dieser Last und Verantwortung stand Br. A. Gammenthaler als regionaler Präsident des Schweizer Zweiges der WTG. Das war die rauhe Wirklichkeit Aus diesen Bedingungen für das Werk reifte der Entschluß zu einer positiven "Erklärung" über den Wehrdienst der Zeugen in der Schweiz.

Br. Gammenthaler und natürlich auch Franz Zürcher wußten ganz genau, welche Erwartungen die Schweizer militärischen Sicherheitsbehörden von Jehovas Zeugen in der Schweiz eingelöst sehen wollten. Da waren die Weichen ganz eindeutig gestellt, es gab keine Ausflüchte, kein Hinhalten mehr. Jehovas Zeugen in der Schweiz sollten faktisch eine militärische Sicherheitsgarantie leisten, den aktiven Wehrdienst zur Verteidigung der Schweiz nicht durch Wort und Schrift zu beeinträchtigen. Das war die Forderung des Jahres 1943. Der Prozeßausgang gegen F. Zürcher konnte diese Garantie niemals geben, wohl aber die "Erklärung", wie sie in TROST Nr. 505 unter der Verantwortung von Br. Gammenthaler verabschiedet wurde. Damit war die äußerst kritische Situation für das Werk in der Schweiz bereinigt, und die Organisation wurde nicht verboten Das "m ö g l i c h s t e", wie Präsident Knorr es "erwartet" und erhofft hatte, war getan worden.

Weder Br. Gammenthaler, noch der Organisation in der Schweiz, noch den Geschwistern kann die bewußte "Erklärung" als faules Kompromiß, als Mißbrauch eindeutiger Grundsätze der Bibel vorgehalten und angelastet werden. Diese "Chance" wüßte indessen nur ein perfekter Heuchler und Verräter wahrzunehmen, denn folgende Tatsachen sprechen gegen eine solche "Chance":

1) Nachdem die "Erklärung" zum Wehrdienst der Zeugen Jehovas in der Schweiz in TROST Nr. 505 abgedruckt erschien, hätte das Präsidium der WTG sofort in TROST 506 den Widerruf dieser "Erklärung" verlangen und auch durchsetzen können. Wenn dieser Widerruf geschehen wäre von Brooklyn aus, dann wäre die Organisation in der Schweiz verboten worden.

2) Als Präsident Knorr den Brief an F. Zürcher schrieb, er solle sein "möglichstes" tun, um ein Verbot abzuwenden,
gab es nicht nur diesen Brief von K n o r r an Z ü r c h e r. Es gab seit dem 1. 12. 1933 den
WT-Grundsatzartikel "Fürchtet euch nicht!", mit seiner Aufforderung zur Untergrundtätigkeit für Jehovas Zeugen, als angebliche Gegenerklärung zum Brief von Martin C. Harbeck an die Zeugen in Nazideutschland
(Siehe CV Nr. 59!)

Es ist vollkommen eindeutig, daß Präsident Knorr mit seinem Brief an F. Zürcher die Schweizer Zeugen n i c h t auf Untergrundtätigkeit im Sinne des WT-Artikels "Fürchtet euch nicht!" ausrichten wollte. Denn, die Anwendung von "Fürchtet euch nicht!" hätte von vornherein ausgeschlossen, daß F. Zürcher das "möglichste", die Abwendung des Verbots in der Schweiz, tun könnte.

3) Die Situation in Nazideutschland im Vergleich zur Lage der Zeugen in der Schweiz war grundsätzlich eine ganz andere, überhaupt nicht vergleichbare Lage. Bis zum Frühjahr 1940, praktisch von 1933 an, hatte Martin C. Harbeck von der Schweiz aus, begünstigt durch Schweizer staatliche Behörden, die Untergrundtätigkeit der Zeugen in Nazideutschland angeleitet und maßgeblich ausgerichtet. Erst der II. Weltkrieg ab September 1939 änderte einschneidend die Sicherheitslage des Schweizer Staates. Aus dieser veränderten Situation ergaben sich die Zwänge und Kontrollen über den Schweizer Zweig der WTG. Das sah und wußte natürlich auch ein Mann wie Präsident Knorr, bzw. das Präsidium der WTG. Wenn das Präsidium der WTG hieraus seine besonderen Schlußfolgerungen zog, die der Lage in der Schweiz gerecht wurden, so muß man diese Haltung mit Verständnis würdigen.

Wir haben also festzustellen, daß Präsident Knorr in seinem Brief an F. Zürcher keine Einschränkungen geltend gemacht hatte, etwa diese, daß kein Kompromiß hinsichtlich des aktiven Wehrdienstes der Schweizer Zeugen gemacht werden könne, denn diese Fessel der Handlungsfreiheit für die Brüder Gammenthaler-Zürcher hätte den Verbotsfall provoziert. Einschränkungen, Forderungen auf Widerruf der "Erklärung" in TROST Nr. 505 von 1943, meldete Präsident Knorr 4 Jahre später, im Jahre 1947, an.

Die Frage ist nun, warum damit bis zum Jahre 1947 gewartet wurde. Diese Forderung auf Widerruf stand doch, wenn überhaupt, angeblich biblisch gerechtfertigt, bereits 1945 auf der Tagesordnung, wenn wir einmal alle anderen Gesichtspunkte ausschließen wollen. 1945 wäre doch die beste Gelegenheit gewesen, als Präsident Knorr in Begleitung von Milton Henschel die Brüder im Bethel in Bern besuchte, den bewußten Widerruf von der Schweizer Organisation zu verlangen. Nichts dergleichen geschah, auch zum großen Pfingst-Kongreß 1945 in Zürich n o c h nicht!

Diesen Leckerbissen sparte sich Präsident Knorr bis' zum Jahre 1947 auf. Warum? War etwa das "neue Licht" des Widerrufs 1945 noch nicht aufgegangen? Die Antwort ist einfach. Im Jahre 1945 gab die psychologische Stimmung der Schweizer Organisation "das" nicht her. Der reife Augenblick war noch nicht gekommen. Der reife Augenblick war gekommen, als 1947 in der Schweiz ein Kongreß der Vereinigung "Jehovas Zeugen" durchgeführt wurde, 2 Jahre nach Beendigung des II. Weltkrieges, vor einem großen, nicht eingeweihten Zuhörerkreis. Der Kongreßbericht (1947 Schweiz) wußte diesem Verrat, der Preisgabe von Br. A. Gammenthaler, folgende blumige Krone aufzusetzen:

"Unter herzlichem Beifall legte nun Bruder Knorr als Präsident m u t i g dar, (ja, sicher, nach 4 Jahren, 2 Jahre nach Kriegsende!), daß diese Worte der "Erklärung" (zum aktiven Wehrdienst) abgelehnt werden, weil sie nicht die Stellung der Gesellschaft dartun und nicht in Harmonie sind mit den Grundsätzen, wie sie in der Bibel deutlich enthalten sind. Jetzt war die Zeit für die Schweizer Geschwister gekommen, vor Gott und seinem Christus ein Bekenntnis abzulegen…"

1947, eben in diesem Jahr, beruft sich Präsident Knorr auf "Grundsätze der B i b e l" vor "Gott und seinem Christus", als ob diese "Grundsätze" nicht bereits 1943 bestanden hätten. Sie waren bekannt und wurden praktiziert, eindeutig, bis zum Tode am Marterpfahl - in Nazideutschland seit dem Jahre 1933, "vor Gott und seinem Christus'. Mit dem Beispiel dieses Sterbens hunderter Zeugen Jehovas vor Augen, hätte Präsident Knorr den Widerruf der Wehrdienst-"Erklärung" von Präsident A. Gammenthaler telegrafisch anordnen müssen, wenn das Sterben der Zeugen in Nazideutschland die biblische Harmonie mit den Grundsätzen der Schrift, "vor Gott und seinem Christus", ebenbildlich darstellte. Kein Widerruf-Telegramm ging an Bruder Gammenthaler, auch kein Brief, und keine Gegen-"Erklärung" in der Zeitschrift TROST, nichts, absolut nichts geschah in dieser Richtung, um die angebliche biblische Harmonie wiederherzustellen, bis zum Jahre 1947!

Und wieviel Zeugen wurden in der Nazizeit in Deutschland hingerichtet wegen Wehrdienstverweigerung. Um diesen Tod der Zeugen nachträglich biblisch zu rechtfertigen, deshalb sollte 1947 widerrufen werden. Aber darin kann sich Präsident Knorr nicht auf "Gott und seinen Christus" berufen, denn diesen Gott gab es schon vorher, seit der Wehrdienst-"Erklärung", akut seit dem Jahre 1943, und gar nichts geschah. Aus irgendeinem Grund, nur keinem biblischen, den uns das WTG-Präsidium nicht offenbaren will, sollte 1943 kein Widerruf der "Gammenthaler-Erklärung" zum Wehrdienst der Zeugen in der Schweiz erfolgen, weil dann das Verbot der Organisation in der Schweiz unwiderruflich eingetreten wäre.

Mutig soll Präsident Knorr gewesen sein, als er 1947 den Schweizer Geschwistern das Bekenntnis zum Widerruf der "Erklärung" abverlangte. Mutig, wozu dieses Wort nicht alles herhalten muß, wenn es schutzlos ins perverse Gegenteil verdreht werden kann. Denn Präsident Knorr hatte die Vergebung von Christus Jesus und seinen christlichen Zeugen erflehen müssen, damals 1947 in der Schweiz, darin hätte er Mut wie Christus bewiesen. Er besaß jedoch nur den traurigen Mut, die heuchlerische Art davon, als er die Geschwister in der Schweiz zu einem Bekenntnis ihrer Schuld "vor Gott und seinem Christus" nötigte, einer Schuld, die sie gar nicht zu verantworten hatten. Denn Verantwortung und Schuld vor Gott trägt in diesem Fall das Präsidium der WTG, niemand sonst. Alle anderen, die Toten und die noch Lebenden, sind verratene, preisgegebene Opfer.
W. D.

CV unterbreitet zum Prüfen
HERR, ZU WEM SOLLEN WIR GEHEN? DU HAST WORTE EWIGEN LEBENS
"Der Feigenbaum blüht nicht, das Werk des Olivenbaumes ist ein Fehlschlag" -
Konsequenzen des 1975-Fehlschlages der WTG
Für die zeitgemäße brüderliche Eintracht mit allen, die mit der WTG und Jehovas Zeugen verbunden waren oder sind in christlicher Gemeinschaft
- Eine Studie -
Ein Wort zu rechter Zeit, wie wertvoll
Spr. 15:23
Mit der offensichtlichen Haltlosigkeit der Hoffnung aller Zeugen Jehovas durch die WTG auf 1975 als Ende der 6000 Jahre und als Beginn von Gottes tausendjährigem Königreich auf Erden hat sich das gesamte Endzeitwerk der WTG endgültig als Fehlschlag erwiesen. Diese Endzeitorientierung war das Wesen dieses Werkes. Der alleinige Wahrheitsanspruch der WTG bricht damit sichtbar zusammen. Mit dem bewußt aus dem biblischen Zusammenhang gerissenen Jahrestext für 1974 "Mag der Feigenbaum selbst nicht blühen . . ." (Habakuk 3:17,18) - u. a. fehlen die wichtigen Worte, "mag das Werk des Olivenbaumes sich tatsächlich als Fehlschlag erweisen", NW - bestätigt die WTG selbst diesen Fehlschlag und Zusammenbruch, ein Akt der Vorwegnahme ihrer eigenen Katastrophe nächstes Jahr, der Versuch eines Rettungssprunges über den eigenen Schatten.

Wenn es keine Endzeit im WT-Sinne gibt, steht die WTG möglicherweise vor ihrem eigenen Zusammenbruch. Für alle Betroffenen stehen somit "wesentliche Änderungen" an. Unter anderem Neuorientierung in Glaube, Hoffnung und Liebe, fehlschlagbedingt speziell in "irdischer" Hinsicht. Das betrifft sowohl den eigenen Glauben, das Verhältnis zu allen anderen Christen und Mitmenschen, wie sie bisher endzeitlich verteufelt worden sind. Das sind die mindesten Konsequenzen. Dabei muß selbstverständlich unterschieden werden zwischen dem, was von bleibender christlicher Bedeutung ist und dem, was als haltlos verworfen werden muß.

Diese Darlegungen können nicht endgültig sein. Sie sind vielmehr erste Hilfe für den Weg in die Zukunft. Ansätze, die weiterentwickelt werden müssen. Sie sprechen alle an, die mit der WTG verbunden waren und sind, die Sachlage jetzt erkennen und damit berufen sind zu handeln. oder die sonst mit WTG und Zeugen Jehovas befaßt sind. Die bisherigen Konsequenzen sind sehr weit und umfassend gezogen. Das mag noch umstritten sein, könnte letztlich aber folgerichtig sein. Möge alles geprüft werden.

Denn unser Erkennen ist Stückwerk, und unsere Gabe erwecklicher Rede ist Stückwerk. Wenn aber das Vollkommene erschienen ist, wird das Stückwerk ein Ende haben - 1. Kor. 13:9

Die ersten Konsequenzen
Mit den internationalen Kongressen 1966 hat die WTG ohne aus ihren Fehlschlägen von 1914, 1925 u. a. zu lernen und im Widerspruch zu Apg. 1:7, "Zeit und Stunde gebührt euch nicht zu wissen", einen neuen Endzeittermin weltweit proklamiert: Das Jahr 1975. Es heißt in dem dazu freigegebenen Buch: "Gemäß dieser zuverlässigen Bibelchronologie werden 6000 Jahre … mit dem Jahre 1975 enden, und die siebente Periode von eintausend Jahren Menschheitsgeschichte beginnt im Herbst des Jahres 1975 u. Z." (Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, S. 30). Im WT vom 1. 1. 1967, Kongreßberichte, in gleicher Weise. Aus dem durch den Jahrestext 1974 bestätigten Fehlschlag auch dieses Termins und der realen Sachlage ergibt sich in christlicher und gesellschaftlicher Sicht als erste Konsequenzen:

1. Zum WTG-Führungsanspruch
Die WTG hat mit ihrer verfehlten Endzeit jeden Anspruch auf ausschließliche Führung geistig und organisatorisch endgültig verloren. Sie kann in Zukunft nur noch mit bestimmten bleibenden Erkenntnissen dienen, wirklich nur dienen, das Stückwerk aller Erkenntnis ehrlich anerkennend, ohne sich "allein in der Wahrheit" über andere Christen aufzuschwingen. Alle Zeugen selbst haben sich dem einzufügen, denn Christus sagte bezüglich aller, die ihm auf andere Weise nachfolgen: "Wer nicht wider uns ist, ist für uns". Mark. 9:40. Die Zeit der Exklusivitäten (alleinige Wahrheitsansprüche) ist vorbei. Bezüglich WTG ist dies mit dem 1975-Endzeitfehlschlag endgültig offenbar. Wirklich christliche Zeugen müssen sich diesbezüglich für alle Zukunft ihrer Unvollkommenheiten und Grenzen bewußt bleiben. Als Alternative ergibt sich nur die Orientierung auf den einmal überlieferten Glauben, wohl in grundsätzlicher Einheit, aber mannigfacher konfessioneller Vielfalt, bis einmal alle Unvollkommenheit ein Ende haben wird. "Ein Leib aber viele Glieder" (Rö. 12:3-5) kann das verstehen helfen.

2. Besseres Bibelverständnis
Ein besseres Bibelverständnis ist erforderlich, wieder ein echtes Forschen. Apg. 17:11. Angesichts allen Fehlverstehens gar vieler Dinge, wovon niemand ausgenommen werden kann, muß nicht nur Toleranz gegenüber anderen Formen der Nachfolge Christi geübt werden, auch vor der Verteufelung anderer, die etwas anders verstehen, muß man sich hüten, um nicht ungerechtem Richtgeist zu verfallen. Es muß in voller Konsequenz anerkannt werden, daß auf Grund des Stückwerks und der Unvollkommenheiten Verschiedenheiten unvermeidlich und damit eine Prüfung des Geistes der Liebe in Langmütigkeit, Freundlichkeit, Neidlosigkeit, Rücksicht, Glauben und Ertragen sind. 1. Kor. 13:4-7. Der Geist ist entscheidend, nicht der Buchstabe, der zu intolerantem Verhalten führt und den Geist tötet. Damit muß auch die Annahme von Verbalinspiration der Schrift aufgegeben werden. 2. Kor. 3:6. Es ist allein der Geist gewesen, in dem geredet wurde, 2. Petr. 1:21, was uns heute in unvollkommener Übersetzung vorliegt. Muß in diesem Sinne jegliches weitere Forschen in der Schrift toleriert und gefördert, so darf andererseits kein Forscher in der Schrift intolerant werden. Göttliche "Kanal"-Ansprüche gar sind der Gipfel der Verstiegenheit und Vermessenheit. Der 1975-Fehlschlag beweist das erneut.

3. Im Hinschauen auf Christus
Der 1975-WTG-Endzeitfehlschlag macht auch endgültig klar, daß es keine Vernichtung aller anderen gibt. Gottes Wille, "daß alle Menschen gerettet werden", 1. Tim. 2:4, wurde von der WTG völlig mißachtet. Daraus ergeben sich nicht nur für die "irdische" Neuorientierung Konsequenzen, sondern vor allem in Hinblick auf die Bedeutung Christi und seines Kreuzestodes, dem die Masse der Zeugen Jehovas durch die "irdische" Fehlorientierung der WTG völlig entfremdet ist. Phil. 3:17-21. Man muß sogar dem Umstand ins Auge schauen, daß vor allem die jüngere Generation der Zeugen Jehovas einem religiösen Jenseitsglauben durch die WTG gänzlich entfremdet ist und durch die WTG nur noch irdisch glauben kann. Alles andere sei für sie völlig belanglos, ein Kapitel, das in ihrem Leben endgültig abgeschlossen sei, wie festgestellt wurde. Was, wenn sich diese des WTG-Endzeitfehlschlags völlig bewußt geworden sind?

4. Die anderen Christen
Im Verhältnis zu den anderen Christen steht mit dem 1975 Endzeitfehlschlag an, unvoreingenommen zu werden und anzuerkennen, daß sie "nicht wider" Christus sind, wenn sie "anders nachfolgen", auf andere Weise, etwa katholisch, evangelisch, freikirchlich, freichristlich u. a. m., wenn sie es aufrichtig tun, daß sie darin "für uns" sind, wie Christus seinerzeit die Jünger belehrte. Markus 9:38-40. Natürlich schließt diese Anerkennung nicht die Kritik noch exklusiver und intoleranter Ansprüche aus, begründet durch das verschiedenste Fehlverhalten, sind doch gar viele die "Schuldscheine" der anderen. Es hat niemand Anlaß, "höher von sich zu denken als recht ist". Rö. 12:3. Jehovas Zeugen sollten dazu zur Kenntnis nehmen, daß u. a. auf katholischer und evangelischer Seite diese Schuld heute anerkannt wird und die Zeugen als "getrennte christliche Brüder" nicht mehr verdammt werden, ganz im Gegensatz zur Überheblichkeit und Unbußfertigkeit der WTG, die sich immer noch den "anderen" gegenüber eher an die Brust schlägt! Wo ist da größere Demut? Dazu ein praktischer Anhaltspunkt. Solange Br. C. T. Russell eine Rolle spielte, bis ca. 1926 als das letztemal die Bände Schriftstudien gedruckt wurden, wurden sehr wohl andere Christen wie die Reformatoren Arius, Waldus, Wicliff und Luther als Werkzeuge Gottes anerkannt. Und wenn auch die WTG die Verdienste der katholischen Kirche für die Zusammenstellung und Überlieferung des Wortes Gottes z. B. nicht gelten lassen will, so stützt sich selbst die WTG-eigene NW-Bibelübersetzung auf dieses Werk der katholischen Kirche. Das wird zwar in den deutschen NW-Ausgaben verschwiegen, aber ist in gleicher Weise ein Anhaltspunkt, tun die Dinge zu überdenken. Es könnten noch viele fremde Federn aufgezeigt werden, mit denen sich die WTG geschmückt hat.

5. Die mit der WTG verbunden waren
Zu den anderen Christen gehören auch die vielen Brüder und Schwestern und ihre Versammlungen, die früher mit der WTG bzw. Jehovas Zeugen verbunden waren. Sie verließen diese Gemeinsamkeit oder wurden ausgestoßen, weil sie solche WT-Irrwege fundamentalster Art nicht anerkannten, wie u. a. Harmagedon 1925, Vernichtung des Ältestenamtes in der Organisation in den dreißiger Jahren, Regierungen seien keine Obrigkeiten von Gott, seit 1929, mit furchtbaren politischen Folgen, oder die Unterdrückung christlicher Charakter- bzw. Persönlichkeitsentwicklung. Die rechthaberische Intoleranz der WTG zwang sie aus der Organisation, und wieviele Zeugen wirkten dabei in bedenkenlosem WTG-Gehorsam mit. Aber die so Verstoßenen hoben niemals die Nachfolge Jesu aufgegeben, wenn dies fortan auch "getrennt" und in anderer Form erfolgen mußte, die WTG bis heute unbußfertig ist, und die meisten Zeugen ihr darin immer noch folgen und ihre ehemaligen Brüder und Schwestern weiter verteufeln, obwohl die WTG längst vieles wieder geändert hat! Auch hieraus müssen die Konsequenzen gezogen werden. Dies wird umso leichter sein, da sich der 1975-Fehlschlag mit dem 1925-Fehlschlag vergleichen läßt, und die WTG es jetzt nicht mehr wagen kann wie 1925, alle um weitere 50 Jahre hinzuhalten.

6. Es könnte dennoch Endzeit sein
Die Tatsache, daß es keine Endzeit im WT-Sinne gibt, erfordert auch bezüglich der "Wiederherstellungs-Verheißung" ein anderes und neues Verständnis. Dies muß jedoch absolut undogmatisch bleiben. Ausgehend von den Realitäten läßt sich zunächst folgendes sagen. "Wiederherstellung" bedeutet, "sich die Erde untertan zu machen", wie es ursprünglich gesagt wurde, geboten war. 1. Mose 1:28. Dieses Gebot wurde trotz Sündenfall nicht aufgehoben. Es wurde - allerdings in Unvollkommenheit - weiter verwirklicht. 1. Mose 3:17-19. "Wiederherstellung" bedeutet folgerichtig soziale Gerechtigkeit weltweit. Nun hat Gott immer Menschen gebraucht für sein Vorhaben, selbst wenn diese das nicht so erkannten. Die Bibel gibt viele Beispiele dafür. Wer in der Vergangenheit für Gerechtigkeit wirkte, handelte im Einklang mit Gottes Willen, wenn auch unvollkommen, und war ein Werkzeug Gottes. Wer hingegen für Ungerechtigkeit wirkte, handelte als Widersacher Gottes, war ein Werkzeug des Widersachers. Angesichts der zusammenbrechenden WTG-Endzeitlehren ergibt sich für Gegenwart und Zukunft folgende Sicht der Dinge: Alle, die jetzt für Gerechtigkeit darin wirken, "sich die Erde untertan zu machen", können wiederum Gottes Werkzeuge sein und seinem Vorhaben dienen, mögen sie das auch nicht so sehen und verstehen. Der Apostel Paulus belehrt uns, daß selbst den Nichtchristen "das vom Gesetz (Gottes) gebotene Tun ins Herz geschrieben ist". Rö. 2:15. Wir erinnern an die Erkenntnis, wonach für das Reich der Gerechtigkeit Gottes auf Erden "der Kommunismus" als "wohl die beste Gesellschaftsform" in Betracht gezogen wurde, die "der König der Könige zu seiner Methode machen" könnte (Schriftstudien Bd. 4, S. 244, WTG 1916). Auf jeden Fall kämen demnach jetzt alle Bestrebungen für soziale Gerechtigkeit hierfür in Betracht, wer und wo es auch sei. Endzeit kann somit heute in Wirklichkeit bedeuten, daß die Zeit angebrochen ist, in der weltweit Kräfte auf den Plan treten, um soziale Gerechtigkeit darin zu schaffen, sich "die Erde untertan zu machen". Wir erinnern auch an die frühere Erkenntnis, daß der "Schlußkampf" in weltweiter Revolution "der Massen" bestehen könnte, sich "aus der Herrschaft das Kapitals zu befreien" (Schriftstudien Bd. 1, S. 319, WTG 1926). Auf jeden Fall sind wir tatsächlich seit dem 1. Weltkrieg (1914) in einen weltweiten Prozeß solcher Vorgänge eingetreten, beginnend mit der Oktoberevolution 1917 in Rußland. Unter allen Christen erfolgt heute eine zunehmende Orientierung auf diese inzwischen überall wirkenden Vorgänge. Eine "Wiederherstellung" des Ursprünglichen in schließlicher sozialer Gerechtigkeit ist tatsächlich in unserer Zeit begonnen worden, während sich die WTG-Endzeit als Fehlschlag erweist.

7. Soziale Besinnung
Der WIG-Endzeitfehlschlag von 1975 erfordert auch die soziale Besinnung. Wir müssen daran denken, daß sich die Schaffung, Sicherung und Erhaltung menschlicher Ordnung (und "Obrigkeit") letztlich aus dein nicht aufgehobenen ursprünglichen "irdischen" Auftrag (l. Mose 1:28) herleiten. Gott selbst hat die menschliche Natur als soziales Wesen erschaffen. Soziale Verantwortung ist daher zu allen Zeiten Gottes Willen gewesen. Römer 13:1-7. Das sind Gottes eigene Lebensgesetze für den Menschen. Der Fehlschlag des WTG-Werkes macht erforderlich, die schöpfungsbedingten sozialen Bedürfnisse und die sich daraus ergebenden sozialen Verantwortlichkeiten, Aufgaben, Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit dem persönlichen und gesellschaftlichen Leben allseitig herauszuarbeiten und schriftgemäß darzustellen. Das ist ein Schwerpunkt, um das schriftgemäße Verständnis der "irdischen Verpflichtungen der neuen Schöpfung" bzw. das richtige Verhalten der Zeugen als Christen zu Gesellschaft, Staat, Regierung oder "Obrigkeit" wiederherzustellen und der Torheit des WTG-Antikommunismus und jeglicher sonstigen negativen sozialen Verhaltensweise den Boden zu entziehen. (In einer CV-Beratung wies eine Schwester auf den Grundsatz in Offb. 3:16 hin: Auch Kommunisten mögen "kalt" gegenüber Gott sein. der Herr wird nur "Laue ausspeien", man solle sich da nicht fehlverhalten. CV-Anmerkung). Ohne Zweifel wird dies ein längerer sozialer Erkenntnisprozeß sein. Er ist jedoch unvermeidlich.

Die WTG selbst mußte in anderem Zusammenhang zugeben, daß die "von Gott in ihrer Urform eingepflanzten" sozialen Interessen allenthalben "den Stengel der rechtlichen Anerkennung Gottes tragen", und "wo solche sozialen Interessen auf gesunde Weise gefördert werden, bringen sie Freude und Zufriedenheit. Nur Verbrecher und geistig Unzurechnungsfähige werden von der Verbindung mit der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen". (WT 15. Sept. 1956, dt., Persönliche Interessen des Menschen)

8. Die WTG-Torheit des Antikommunismus
Das politisch Verwerflichste in allem ist die politische Färbung der Verkündigung durch die Torheit des Antikommunismus Doch niemand kann eine Entwicklung verhindern, deren Zeit gekommen ist, letztlich getrieben durch die von Gott selbst in ihrer Urform eingepflanzten sozialen Interessen Der WTG-Antikommunismus ist offensichtlich ein vorsätzlicher Mißbrauch des christlichen Glaubens im Interesse der Widersacher oder des Widersachers der sozialen Entwicklung, deren Zeit nun gekommen ist. Es ist ein vorsätzliches Zerstören bzw. Verhindern aller sozialen Initiativen, vor allem unter den Christen, die am meisten von den Krisen und Ausweglosigkeiten der kapitalistischen Ordnung betroffen sind und deswegen "seufzen und jammern" über diese Greuel. Sind die Zeugen Jehovas soziologisch doch gerade aus diesem kapitalistischen Elendsmilieu seit Ende des vorigen Jahrhunderts von den USA aus neuzeitlich entstanden. Natürlich gibt es von daher immer wieder Grund zu "seufzen und zu jammern" über Greuel und Elend. Man schaue nur auf die unglaubliche Verunsicherung das Lebens durch Kriminalität z. B. in den USA, abgesehen von allem anderen. Andererseits gibt es keine Lösungen in diesem System selbst, wie die ständig neuen sozialen und revolutionären Aufbrüche und Ausbrüche in diesen Ländern veranschaulichen. Im Verein mit ihrer antikommunistischen Abschreckung kann die WTG unter den Entwurzelten dieses Systems möglicherweise durchaus neue Gutgläubige weil Verzweifelte für eine neue Endzeitillusion finden, nachdem der 1975-Fehlschlag verdrängt wäre. So könnte sie ihre Endzeitillusion immer weiter betreiben, allein ermöglicht durch die Unwissenheit oder Vergeßlichkeit und Verzweiflung, von Generation zu Generation. In den kapitalistischen Ländern und Einflußgebieten ist das in der Tat der Fall! Seit dem ersten WTG-Endzeitdatum von 1799 schon! Über 1844, 1878, 1914, 1925, 1972 und nun auch über 1975 hinaus! Antikommunismus zur Abschreckung als ständiger Begleiter, "bereits in der dritten Ausgabe der Zeitschrift Der Wachtturm" von 1879! (WT 1. Jan. 1962, dt. S. 21, Abs. 5). Da es in Wirklichkeit keine Endzeit im WT-Sinne gibt, bleibt als einzige reale Neuorientierung der Blick auf die Kräfte, die vielleicht auch dort als Werkzeug Gottes in christlicher Verantwortung oder mit dem Gesetz Gottes für ihr Tun im Herzen auf den Plan treten, getrieben von den in ihrer Urform von Gott eingepflanzten sozialen Interessen und dem Ziel einer gerechten "Wiederherstellung" oder Verwirklichung dessen, "sich die Erde untertan zu machen". Wo diese Kräfte zum Durchbruch gelangt sind und dominieren, wird die WTG mit einer neuen Endzeitillusion allerdings keinen Fortsetzungserfolg mehr haben. Hier wird man mehr und mehr erkennen müssen, daß die wirkliche Endzeit mit dem weltweiten Aufbruch für soziale Gerechtigkeit verbunden ist, wie widersprüchlich, unterschiedlich und kompliziert diese Prozesse und Vorgänge auch noch sind. Das scheint allein letztlich real zu sein.

9. Zur Einsicht kommen
Wo es unter Christen nicht zur Einsicht kommt gegenüber diesen weltweiten sozialen Prozessen und Vorgängen, deren Ur- und Elementargewalt unbezwingbar ist, wird es zu wahrhaft endzeitlichen Zusammenstößen und Umbrüchen kommen. Das ist letztlich auch das Schicksal der WTG selbst, auch wenn sie mit einer neuen Endzeitillusion aufwartet, für eine neue Generation, mit neuen Terminen, wie etwa 1996 schon, "falls wir das Datum annehmen" (Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, dt. S. 28, WTG 1967). Die gebotene "gesunde Förderung der sozialen Interessen" zwingt jedoch zum Handeln und zum Überwinden und Ausschließen aller, die sich in diesem Zusammenhang als "Verbrecher und geistig Unzurechnungsfähige" erweisen. Hoffentlich hat die WTG hiermit nicht ihr eigenes Urteil ausgesprochen! Die Fortsetzung ihres Kurses, antikommunistisch und anders antisozial, als "unpolitisch" frisiert, läßt das im Zuge der weltweiten sozialen Prozesse, deren Zeit jetzt herbeigekommen ist, befürchten. Das muß für alle anderen Christen, Kirchen und christlichen Gemeinschaften in ähnlicher Weise befürchtet werden, wenn sie den ihnen gemäßen Zugang zu den unbezwingbar gewordenen sozialen Veränderungen nicht finden oder sich ihnen gar als Widersacher erweisen. Die "ausgestreckte Hand" derer, denen "das vom Gesetz (Gottes) gebotene Tun" letztlich "ins Herz geschrieben ist" und ihre Bündnispolitik mit allen Christen guten Willens, andererseits das wachsende Verständnis unter den Christen, ihren verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften, für die sozialen Fragen, die jetzt mit Ur- und Elementargewalt zur gerechten Lösung drängen, ist Warnung und Wegweisung zugleich Wer sich der "gesunden Förderung der sozialen Interessen" verschließt oder widersetzt, verschließt und widersetzt sich dem, was "den Stempel der rechtlichen Anerkennung Gottes" trägt. Er hat die "irdischen Pflichten der neuen Schöpfung", des Christen, nicht erkannt und befindet sich in der Gefahr der Verführung durch den Widersacher Gottes. Der Antikommunismus der WTG ist eine solche antisoziale Verführung. In dem jetzigen elementaren sozialen Geschehen zur Einsicht zu kommen ist darum ein Hauptschwerpunkt der Aufgaben.

10. Schuld und Demut
Die Frage, wohin sollen wir in dieser Zeit des sozialen Umbruchs, der Überwindung und des Fehlanschlags aller konfessionellen Exklusivitäten (Alleinansprüche), Intoleranzen oder "theokratischen" Rechthaberei denn nun konkret gehen, läßt sich noch der dargelegten Lage der Dinge wie folgt beantworten. Es muß schließlich ein Hinwenden aller aufrichtigen Christen auf den einmal überlieferten Glauben gemäß den Worten Christi in brüderlicher Eintracht und entsprechender (untergeordneter) Vielfalt stattfinden. Angesichts der alle Christen, Kirchen und Gemeinschaften fordernden weltweiten zeitbedingten sozialen Entwicklung wird alles andere zweitrangig. Wer die Ur- und Elementargewalt der von Gott selbst eingepflanzten sozialen Interessen und Bedürfnisse mit dem Ziel sozialer Gerechtigkeit nicht begreift, schließt sich aus und scheitert. Der 1975-Endzeitfehlschlag der WTG ist ein jüngstes Beispiel unter den kleinen Religionsgemeinschaften. Im Zuge der fortschreitenden Erkenntnis der Sachlage sollten die "Schuldscheine" untereinander eingelöst werden. Jegliche Unbußfertigkeit muß ein Ende haben. Jeder sollte bereit sein, Irrwege zu erkennen, zu verlassen, Verirrten zu helfen und "eine Menge Sünden zuzudecken", Jak. 5:20.

Zum Beispiel hat die WTG gar viele "Schuldscheine" gegenüber den Brüdern und Schwestern einzulösen, die sie in Verfolg ihrer früheren Irrlehren unschuldig ausgeschlossen oder ausgestoßen hat oder als "Böse Knechte" schlug und verdammte.

Sie hat auch viele "Schuldscheine" durch ihre z. T. maßlose Verleumdung und Diffamierung anderer, Christen wie Nichtchristen. Ganze "Schuldbücher" könnten da vollgeschrieben werden. Jehovas Zeugen haben dabei die "Schuld", das alles leider mehr oder weniger unkritisch, bedenkenlos, bestenfalls gutgläubig mitgemacht zu haben. Der jetzige "Hauptschuldschein" ergibt sich indessen aus der weltweiten Irreführung mit dem 1975-Ende, das sich nun als Fehlschlag erweist. Klarheit schaffen in den Köpfen über alle diese Dinge allein im Hinschauen auf Jesus als Anfänger und Vollender des Glaubens in brüderlicher Eintracht im Grundsätzlichen muß die ersten Schritte bestimmen Andererseits sollten alle Betroffenen bereit sein, Schuld und Sünde aller zuzudecken, die die Irrwege der WTG erkennen und verlassen, die WTG selbst inbegriffen, wo sie bußfertig brüderliche Eintracht sucht bzw. wiederherstellen möchte. Niemand sollte da auf den anderen warten. Mit jedem vermehrten Verständnis sollte beharrlich voran- und vorausgegangen werden, die Tore aufzustoßen und die Wege zu zeigen, die aus der WTG-Endzeitmisere herausführen in eine Art und Weise der Nachfolge Jesu in Glaube, Hoffnung und Liebe auch denen gegenüber, die ihm "anders aufrichtig nachfolgen", bis einmal "das Vollkommene erschienen ist und das Stückwerk ein Ende haben" wird.

11. Gott läßt es zu
Ohne Zweifel wird dieses Hinwenden zu brüderlicher christlicher Eintracht im Grundsätzlichen im Zusammenhang mit den vorsichgehenden sozialen Umbrüchen, deren Zeit jetzt gekommen ist, ein komplizierter Prozeß sein. Aber es gibt keine Alternative, wie die Geschichte der WTG-Endzeitirrtümer und -illusionen veranschaulicht, die nun im Endzeitfehlschlag von 1975 gipfelt. Die "Schuldscheine" müssen eingelöst werden. Die am Wort dienenden Brüder, die Ältesten, Aufseher oder Diener, die Führungskräfte aller Betroffenen tragen die Hauptverantwortung. Jeder in seinem Bereich, in seiner Studiengruppe, Versammlung, Gemeinde, Gemeinschaft oder Kirche. Ja, "seid allezeit bereit. euch gegen jedermann zu verantworten, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch lebt"! 1. Petr. 3:15. Muß diese Hoffnung doch auch in Übereinstimmung sein mit den "irdischen Pflichten", die sich aus den "von Gott in ihrer Urform eingepflanzten" sozialen Interessen und Bedürfnissen und ihrer gerechten Befriedigung und Förderung ergeben. Gott läßt es zu, daß Christen jetzt auf diese Weise sozial gefordert werden, ihre Haltung zu überprüfen und alle Irrtümer und Illusionen über Bord zu werfen, wenn sie Kollisionen und Fehlschläge vermeiden wollen. Die Zeit ist herbeigekommen.

12. Der "Buchstabe" tötet, der "Geist" macht lebendig
Die von Gott in ihrer Ur- und Elementarform eingepflanzten und fortwirkenden sozialen Interessen bestimmen die "irdische" Entwicklung und zwingen schließlich, ob man sich das eingestellt oder nicht. Eine Art objektive Gesetzmäßigkeit, der auf Erden alle unterworfen sind, ob Christen oder nicht. Die Orientierung in Glaube, Hoffnung und Liebe auf die entsprechenden sozialen Umbrüche der Jetztzeit muß zwangsläufig aus den bisherigen exklusiven, intoleranten, alleinseligmachenden, rechthaberischen und unbußfertigen Positionen heraus erfolgen, soweit sie noch vorherrschend sind. Für die WTG und damit für Jehovas Zeugen trifft das infolge der immer noch in schärfster Form aufrechterhaltenen Ansicht, "allein in der Wahrheit" zu sein, mit allen Folgen zu. Selbst der Fehlschlag mit der 1975-Endzeitorientierung hat sie bisher nicht ernsthaft bußfertig gemacht. Wieviel "Schläge für den Rücken der Toren" muß sie noch erhalten? Spr. 19:29. Für alle indessen sollte es selbstverständlich sein, die eigenen Positionen immer kritisch im Blick zu haben. Niemand muß deswegen jedoch die gegenwärtige zeitliche Form der Gemeinschaft, wie sie entwicklungsbedingt entstanden ist, aufgeben.

Christus zwang laut Markus 9:38-40 solche, die ihm anders nachfolgten, nicht in seine eigene Gruppe. Nicht der "Buchstabe" entscheidet, mag er IBV geheißen haben, jetzt WTG oder ZJ lauten, andererseits CV, VfC,

BfC, SWIT, DAWN, noch andererseits Rom, EKD, ÖRK, CFK oder ROK. Der "Geist" ist entscheidend, der sich überall entwickelt in dieser Zeit, vor dem Hintergrund der sozialen Herausforderung, die sich jetzt zwingend für alle erhebt. Nichts ist von jenen "Buchstaben" abhängig, wenn Verbundenheit im "Geist" erforderlich ist. Darum kann und muß jeder von seiner zeitlichen Warte aus beginnen, den "anderen" brüderlich anzunehmen und zu ertragen.

Es wäre dabei verfehlt, nicht über das hinwegschauen zu wollen, was bisher trennt und spaltet, weil auf solche Weise Eintracht und Liebe nirgends entstehen können. Wir machten uns damit weiterhin unfähig, "von Irrwegen zurückzuführen und Sünden zuzudecken". Jak. 5:20.

Wir würden uns "Schuldscheine" , einhandeln, die uns teuer zu stehen kommen würden angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen. Wir sollten dabei nicht ungeduldig sein, wenn wir sehen, wie sich gar manches erst keimhaft entwickelt und nur in Ansätzen zeigt. Überall ist das Erkennen "Stückwerk". Doch unsere brüderliche Liebe soll "langmütig" sein, "nicht rücksichtslos", auch "läßt sie sich nicht erbittern und trägt das Böse nicht noch", und sie hat "Geduld mit allen", 1. Kor. 13:4-7.

13. Beginnen wir also
Womit? Damit: Positionen und Sachlage zu prüfen, aufeinander zuzugehen guten Willens zu brüderlicher Beratung und Hllfe, Standpunkte zu Einzelheiten zu erarbeiten und darzulegen. Mittel und Wege zu suchen, um die Betroffenen anzusprechen und jede aufrichtig "ausgestreckte Hand" zu ergreifen. Aus Rinnsalen werden Bäche, Flüsse und Ströme. Aus kleinen Senfkörnern große Bäume, so daß die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten" sagte Jesus. Matth. 13:32. Überall ist - herausgefordert durch die sich mit schöpfungsbedingter Ur- und Elementargewalt weltweit vollziehenden sozialen Umbrüche - geistige Aufbruchstimmung und geistiger Aufbruch. Für Jehovas Zeugen ist der WTG-Endzeitfehlschlag von 1975 ein weltweites Signal, ihrerseits aufzubrechen zu neuen christlichen und sozialen Horizonten.

Prüft alles, das Gute haltet fest.
Wir möchten diesmal CV mit einem Wort zu der vorgelegten Studie empfehlen. Die vorgelegten Gedanken sind in der Tat sehr weitgehend. Wie man sie auch nachvollzieht, wir glauben, sie gibt ganz wichtige Anstöße und Anregungen für alle, die angesprochen werden, denn neue Entscheidungen müssen angesichts des WTG-Endzeitfehlschlags von 1975 getroffen werden, so oder so. Wir möchten darum zu dieser Studie mit dem Apostel Paulus sagen, "prüfet alles, das Gute haltet fest"
1. Thess. 5:21.
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera
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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 61

Ein geschichtlicher Rückblick auf die Anfangsjahre des "kalten Krieges" in dieser Ausgabe beinhaltet auch die Aussage:

"Zur Zeit gipfelt das in dem Bocksprung von Selbstdarstellung vor aller Welt, das Werk der WTG sei völlig 'unpolitisch' und habe mit keiner 'politischen Ideologie' etwas zu tun.... Dabei könnte man Bücher füllen mit den Äußerungen der WTG, die beweisen, daß sie unter den Religionsgemeinschaften diejenige ist, welche die politische Ideologie des Antikommunismus und Antisowjetismus im Interesse fremder Auftraggeber am schärfsten verbreitet."

1947 wird als das Jahr bezeichnet, wo die westliche Politik der "Zurückdrängung des Kommunismus", nach der zeitweiligen Interessenkoaltion im Kampf gegen Hitlerdeutschland, handfeste Formen annahm. Führende politische Kraft dieser Politik war und ist die United States of America. Es ist offensichtlich, dass die Zeugen Jehovas, die ihre Brunnenstube gleichfalls in den USA haben, mit auf diesen Kurs eingeschwenkt sind. Besonders heimtückisch dergestalt, unter der These angeblichem "Unpolitischseins" aus Endzeitgeschichtlicher Motivation. Man kann es keinem verdenken, wenn die pseudoreligiöse Staffage beiseitegeschoben wird, diesen Kern der Problemlage dann herauszuarbeiten.

Das hatten zeitgenössisch schon die Kommunisten getan. Nur, sie befanden sich in der Defensivposition. "Abgeklärt und ruhig" die Dinge anzugehen, war ihnen nicht vergönnt. Heute besteht jedoch - zumindest in der rückblickenden Betrachtung - diese Möglichkeit. Die WTG-geleiteten Zeugen kommen dabei keineswegs "gut" bei weg.

Diese CV-Ausgabe versucht analoges zu tun. Ob sie dabei wirklich die "Befindlichkeit" der Zeugen erreichte, deren Denken keineswegs von den Grundsätzen der Ratio geprägt ist, kann und muss bezweifelt werden.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 61 Gera Juli 1974

WAS BLEIBT, WENN DAS WT-ENDZEITWERK MIT 1975 WIEDER ALS FEHLSCHLAG ERWIESEN IST?
Liebe Leser!
Wir sind 1974 lt. WTG im letzten Jahr der 6000-Jahrzeit. Ab "Frühherbst" 1975 soll "Gottes tausendjähriges Königreich" folgen. Wenn das tatsächlich stimmt, dann ist die "Verantwortung gegen jedermann" als Zeuge solcher Verkündigung ungeheuer groß. Hast du das schon einmal ermessen? Um dieser "Zeit des Endes" willen ist das WT-Werk ja überhaupt nur entstanden und bisher durchgeführt worden! Solche Endzeitorientierung ist allein sein Wesen, Sinn und Zweck! Wenn die WTG jetzt mehr oder weniger von dieser zeitlichen Orientierung ablenkt, so sollten wir im Auge behalten: Es geht in der jetzigen Entscheidungszeit nicht um die Nachfolge Jesu in Glauben und Liebe, in denen viele schon aufrichtig standen, bevor sie der WT-Endzeitorientierung, ihrer Endzeithoffnung, folgten, als sie noch in anderen "Formen der Gottesanbetung" wandelten. Nein, das ist nicht infrage gestellt. Es geht allein um die jetzige WT-Endzeithoffnung.

Kann es im letzten Jahr vor dem wichtigsten Termin, den die WTG je weltweit verkündigt hat, 1975, etwas Wichtigeres geben, als sich noch einmal "aller Dinge zu vergewissern". bevor "im Frühherbst 1975" (Zeittafel, Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, S. 36) alles zu Ende ist, oder wir vor dem Scherbenhaufen einer Endzeitbibelauslegung stehen, die uns nur noch zum Gespött herumlaufen läßt? Die Schrift gebietet, "allezeit bereit zu sein, euch gegen jedermann zu verantworten, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch lebt". 1. Petr. 3:15.

Vielleicht werden es zunächst deine eigenen Kinder sein, die dich fragen, deine Familienangehörigen. Wir kennen Söhne und Töchter von Aufsehern in hoher Verantwortung. Sie müssen sich orientieren für Schulziel, Berufsausbildung, Partnerwahl, Einschlagen einer Laufbahn, Lebens- und Zukunftfragen. die keine Fehlorientierung vertragen! Wehe, wenn sich da die WT-Endzeithoffnung als Fehlschlag erweist und sie dann fehlorientiert dastehen! Es mögen auch die Nachbarn sein, Arbeitskollegen, nahe und ferne Nächste überall, von ihren Kleinsten bis zu ihren Größten, an die sich die WT-Endzeitverkündigung wendet mit Warnungen wie an "die Nationen der Erde" (WT 15. 3. 74, Seite 179), die Mitmenschen allenthalben, die vor Aufgaben stehen, die mitunter langfristige Entscheidung verlangen in Beruf, Wirtschaft, soziales und gesellschaftliches, staatliches Leben. Auch das verträgt keine Fehlorientierung Schaue in die Hungergebiete, auf die unterentwickelten Nationen und Völker, die aus dem Elend befreit werden müssen! Wehe, wenn man ihnen falsche Hoffnungen lehrt! Mit den Lebensbedürfnissen der Menschen darf man kein Spiel falscher Hoffnungen und Erwartungen treiben! Das kann gefährliche Folgen haben! Sind sich die WT-Endzeit-Verkündiger dessen bewußt?

Die Würfel sind jedoch längst gefallen. Es gibt keine Endzeit im WT-Sinne. Die WTG will von 1975 nun nichts mehr hören. Für die Kongresse 1974 war ein entsprechender Vortrag angekündigt, der "die Frage beantwortet, warum uns Tag und Stunde nicht mitgeteilt wurde" (VII/74). Da kann man nur gespannt sein! Wer den Jahrestext 1974, "mag der Feigenbaum selbst nicht blühen … mag das Werk des Olivenbaumes sich tatsächlich als Fehlschlag erweisen . . .", gründlich durchdenkt, erkennt, daß dies die vorweggenommene Bankrotterklärung der gesamten auf 1975 ausgerichteten WT-Endzeitorientierung ist. Der Kommentar zum Jahrestext spricht sogar von Zusammenbruchsgefühl, Haltlosigkeit, Beben und Zittern, von Gedanken an Drogen und Selbstmord, wenn der "Prophet" in Brooklyn an die "Bedrängnis" denkt, die mit dem Fehlschlag von 1975 kommt. (WT 15. 3. 74, S. 181)

Die WTG wird jedoch alles tun, um auch nach 1975 weitermachen zu können. Sie ist schon mitten dabei. Folgende Strategie und Taktik zeichnet sich ab.
Gesetz des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen, die Verkünder so beschäftigen, daß sie zu keinem Innehalten und kritischen Nachdenken kommen. Keine 1975-Diskussion aufkommen lassen. Den Blick zurichten und so auf die "paradiesische Zukunft" lenken, daß die Frage "wie lange noch", völlig überspielt wird, ja, daß verdächtig gemacht werden kann, wer sie dennoch hartnäckig stellt.

Dabei gleichzeitig das Hauptaugenmerk auf den Zusammenhalt der Organisation unter WTG-Führung richten und alle zweckdienlichen Themen forcieren und mit ihnen die Sinne anfüllen. Dazu alle Arten praktische Belehrungen und Lebenshilfen und sonstigen immer zutreffenden biblischen Rat, so dargelegt, daß die Bindung an die WTG unbedingt gesichert bleibt. Noch außen unerbittliche Zerstörung aller Brücken und Wege, Aufreißen tiefster Abgründe und unüberwindlich scheinende Gräben durch schärfere Verteufelung aller Umwelt und aller Andersdenkenden einer Andersglaubenden, wobei Kirchen- und Kommunistenhaß eine Hauptrolle spielen. Alles, nur das eine nicht: Daß "diese Generation" seit 1914 mit 1975 für die WTG tödlich überschritten wird, "vergangen" ist, und es somit keine Endzeit im WT-Sinne gibt. Man kann den WTG-Apparat jedoch nicht anhalten, es muß irgendwie immer wieder weitergehen.

Noch operiert man mit dem Gedanken, "es verzieht" eben noch "ein wenig". Vielleicht wird "diese Generation" ein weiteres Mal verschoben. Vielleicht wird die WTG auf längere Sicht einen völlig anderen Charakter annehmen. Die WTG-Beauftragten R. Lengtat und E. Letonja hielten auf den BRD-Kongressen 1973 Vorträge, in denen sie von "fortschreitenden wesentlichen Änderungen sprachen. So wird niemand um eine grundsätzliche Neuorientierung herumkommen "Das Werk des Olivenbaumes" ist tatsächlich ein Fehlschlag". Was bleibt?

Die "Form der Anbetung" muß geändert werden, wohl dem, der es rechtzeitig tut, ehe er nach 1975 zum Gespött herumläuft, weil er dieses "Ende" einfältig geglaubt und gepredigt hat. Aber, viele können und sollten helfen, die WTG in eine "wesentliche Veränderung" zu drängen, die keine Endzeithaltlosigkeiten mehr enthält, damit in Zukunft niemand mehr "zu Fall" kommt. "Ratgeber in großer Zahl" sollte es hier geben. Spr. 11:14 Me. Das ist ein großes Vorrecht und eine wunderbare Aufgabe. Die Zeit der WTG ist herbeigekommen. Doch mag diese Form des Glaubenskampfes nicht jedem gegeben sein. Mancher mag den Weg fortsetzen in Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern, die schon früher die WTG verließen oder verlassen mußten, weil sie auf Haltloses hinwiesen, und die heute in den verschiedenen freien christlichen Gemeinden versammelt sind. Wenn die jetzige WT-Endhoffnung fehlschlägt, dann wird gar mancher einsehen müssen, wie die anderen Formen der christlichen Gottesanbetung bzw. Nachfolge des einen Christus völlig sinnlos verteufelt worden sind, weil eben alle Erkenntnis "Stückwerk" und unvollkommen ist. 1. Kor. 13:9,10. Hinzu kommt, daß sich alle bisherigen unbedingten WT-Verkündiger im Zusammenhang mit dem Fehlschlag der WT-Endzeitorientierung unbedingt hinreichende Kenntnisse in allen sozialen Fragen unseres Lebens erwerben müssen, um in rechter christlicher Verantwortung weitergehen zu können.

Die Zeit ist herbeigekommen. Die WTG hat ihre Endzeit seit 1914 überzogen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann das allen in voller Bedeutung vor Augen steht. Es ist wahr, alles, was davon betroffen ist, muß in seinem Wesen verändert werden.
Für 1975 ist mit einem weltweiten Offenbarwerden zu rechnen CV ist für den Weg aus dieser WTG-Krise in jeder Hinsicht ein treuer Begleiter. Entnehmt auch dieser CV-Ausgabe weitere Hilfe und Anregung für die notwendige Neuorientierung in Glaube, Hoffnung und Liebe.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

Was für Männer leiten die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas?
N. H. Knorr, E. Frost, K. Franke, R. Kelsey und andere
in ihrer Stellung vor Gott und Menschen
"Sei eifrig bestrebt, vor Gott als bewährt dazustehen, als ein Arbeiter, der sich seiner Arbeit nicht zu schämen braucht, da er das Wort der Wahrheit richtig darbietet". 2. Tim. 2:15. Warum kommt es sosehr hierauf an? Die Tatsachen, die folgen, sind so erschreckend, daß wir kein Blatt vor den Mund nehmen dürfen: Weil verantwortliche Diener Gottes, "Hirten der Herde", Aufseher nicht eine Herde Schweine oder Ochsen zu hüten oder einen Steingarten zu hegen haben, sondern das Kostbarste in den Augen Gottes und Christi, was es gibt: Lebendige Menschen, deren gar Kleinste und Geringste irrezuführen schon ein furchtbares Strafgericht noch sich zieht, "ein Mühlstein an den Hals und ins Meer versenkt, wo es am tiefsten ist"! Matth. 18:6. Denn "Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge", Spr. 18:21. Das heißt zur Sache, daß von den Äußerungen der verantwortlichen Aufseher Verhalten und Handeln und damit Bewahrung, Freiheit und Leben derer abhängen, für die sie als Aufseher atmen. Das Verantwortungsvollste, was es gibt. Doch wir müssen erschrecken, wie es um die Männer steht, die das Werk leiten.

Nachdem die WTG das Werk in Europa 1950 unter der religiös-politischen Generallinie, "Gangster in Amt und Würden! Überzeugender Beweis dafür, daß Politiker nicht die von Gott verordneten obrigkeitlichen Gewalten sind!" (Erwachet 8. Nov. 1949), vorsätzlich in den Kampf gegen die "obrigkeitlichen Gewalten" in den sozialistischen Ländern bzw. gegen Sozialismus und Kommunismus geführt hatte, berichtet Zweigdiener Erich Frost über einen Besuch von WTG-Präsident N. H. Knorr 1951 in Westberlin:

"… die Brüder Knorr und Henschel nach Berlin, um sich mit den Berliner Brüdern und einer Anzahl aus der Ostzone zu treffen. Die Waldbühne war gemietet worden … 13 563 Teilnehmer … Kunde bis noch den fernen Winkeln der Ostzone gedrungen und hatte die Brüder dort veranlaßt, sich in Bewegung zu setzen. Wer hätte sie auch zurückhalten können? Wer unter der großen Menge des Volkes Gottes kann sich vorstellen, was es heißt: Bruder Knorr hinter dem Eisernen Vorhang', um dort seiner Ansprache zu lauschen? Mehr als 8000 von der Ostzone waren anwesend und kehrten voller Freude heim, bereit, trotz der Feinde, mehr denn je am Königreichswerk teilzunehmen und den Gefangenen baldige Freiheit zu verkündigen.
Die Bevölkerung der Ostzone horcht auf die Botschaft und liebt sie!"
(Jahrbuch 1952, WT 15. 2. 52, S. 61)

Wir wollen jetzt nicht näher betrachten, wie hier mit Obrigkeitsverfälschungen und übelstem Gangster-Jargon der deutsche WTG-Zweig insbesondere als "Kampfinstrument gegen den Staat" der Ostzone" (E. Frost) ausgespielt wurde. Es ist auch unlautere Propaganda, von
" B r u d e r K n o r r h i n t e r d e m E i s e r n e n V o r h a n g " zu sprechen. Er war lediglich in Westberlin und hat sich aus dem Bereich westlicher politischer Grenzen überhaupt nicht hinausgewagt. Schon das alles ist bezeichnend. Aber wir wollen etwas anderes näher betrachten.

E. Frost trifft die Feststellung:
"Die Bevölkerung der Ostzone horcht auf die Botschaft und liebt sie."
K. Franke in der Dienstabteilung in Wiesbaden ist mitverantwortlich und N. H. Knorr im Hauptbüro in Brooklyn mit seinem Direktorium läßt das allen Ernstes weltweit verkündigen.
"Die Bevölkerung der Ostzone horcht auf die Botschaft und liebt sie"? Das ist doch Bluff und Schwindet, Selbstbetrug und Irreführung der Weltöffentlichkeit über die Bevölkerung der DDR und ihre Einstellung.

ES GAB IN DER DDR DAMALS GANZE 17 256 WT-VERKÜNDIGER.
Dem standen ca. 10 091 000 evangelische Christen, ca. 1 300 000 katholische Christen, ca. 100 000 Christen anderer Gemeinschaften und ca. 5 - 6 Mill. Nichtchristen gegenüber. (27, 9. 68, Associated Press). Das war schon damals "die Bevölkerung der Ostzone" oder DDR in religiöser Hinsicht, die die feindselige antikatholische, antievangelische und antisoziale WT-Botschaft fast völlig unbeachtet ließ und ablehnte. Was E. Frost da feststellt, ist absoluter Unsinn. Das hat es nie gegeben!

Man muß allen Ernstes fragen, wie es bei den Männern im Kopfe aussieht, die das Werk leiten. Was sie da über die "Bevölkerung der Ostzone" in die Welt setzen und in ihren Schriften auch noch dokumentieren, sind doch reine religiös-politische Phantastereien, bar jeden Wirklichkeitssinns. Sie vereinnahmen eine ganze Bevölkerung für sich und posaunen im Namen Gottes und Christi Dinge in die Welt, die nie gestimmt haben. Kommt das daher, daß Gott "nicht viele Weise" auserwählt, wie es in 1. Kor. 1:26 heißt? Natürlich nicht, denn die Schrift verlangt höchsten Eifer darin, "das Wort der Wahrheit richtig darzubieten", wie wir sahen.

Wenn diese Unwahrhaftigkeit nun wenigstens zu Ende wäre! Aber nein. Es geht munter weiter. Zur Zeit gipfelt das in dem Bocksprung von Selbstdarstellung vor aller Welt, das Werk der WTG sei völlig "unpolitisch" und habe mit keiner "politischen Ideologie" etwas zu tun, wofür im deutschen Sprachbereich E. Kelsey und G. Künz, Wiesbaden, und F. Zürcher, Thun/Schweiz, verantwortlich zeichnen. (WT 15. Mai 1974). Dabei könnte man Bücher füllen mit den Äußerungen der WTG, die beweisen, daß sie unter den Religionsgemeinschaften diejenige ist, welche die politische Ideologie des Antikommunismus und Antisowjetismus im Interesse fremder Auftraggeber am schärfsten verbreitet.

Wenn die für dieses alles verantwortlichen Männer der WTG keine Ignoranten, Scharlatane oder Phantasten sind, die sich deswegen auf diesem halsbrecherischen Kollisionskurs mit der Wahrheit bewegen, ganz gleich, was das für Menschenopfer kostet, ob ihre Urteile über ganze Bevölkerungen stimmen oder nicht, ja, ob ihre eigene Selbstdarstellung richtig ist oder nicht, was sollen wir dann von ihnen halten? Sie wenden sich doch mit ihrer Verkündigung an uns und alle. Wie kann sich da jemand sachlich mit ihnen an einen Tisch setzen, um die Widersprüche vielleicht zu überwinden? Erkennen sie ihren Unsinn vor Gott und aller Welt wirklich nicht?

Wir können nicht glauben - doch wir können uns irren - daß Männer, die ein solches internationales Werk leiten, dafür Bibelauslegungen und Organisationsrichtlinien für Jahrzehnte ausarbeiten, auf alle Arten gesellschaftspolitisches, soziales und psychologisches menschliches "Strandgut" ausgerichtet, um es zu "jagen und zu fischen", und die wohlüberlegt etwas sagen oder nicht sagen, etwas tun oder unterlassen, etwas beginnen oder abstoppen, etwas andeuten oder überspielen, etwas durchsetzen oder verändern, wie das Studium des WTG-Werkes beweist. Nein, wir können nicht glauben, daß solche Männer Gimpel oder Scharlatane seien, die nicht mehr erkennen können, was Wahrheit, Tatsache und Wirklichkeit ist und was nicht.

Die die WTG-Schriften letztlich verantworten, wissen genau, was sie tun und was ihre Feststellungen und Äußerungen bedeuten und bewirken! Auch in politischer Hinsicht! Weil sie sich hier fremden Auftraggebern verdungen haben, müssen sie in Widerspruch zu den Anforderungen des Wortes Gottes geraten, "das Wort der Wahrheit richtig darzubieten", in allem bei der Wahrheit und Wirklichkeit zu bleiben.

Solange sie dies tun, und es gibt bisher keine Anzeichen, daß ihre religiös-politischen und antikommunistischen Unlauterkeiten ein Ende haben, können sie nicht als solche betrachtet und behandelt werden, denen von Gott das Kostbarste anvertraut ist, um es als "guten Hirten" als "Eigentum des Herrn in Lauterkeit und Wahrheit" zu hüten und zu leiten. Wie kann man sich da auf Tod oder Leben unterordnen? Ihr nächstes großes Stück ist, 1975 wieder aus den Köpfen zu vertreiben und einfach eine weitere "Generation" in Angriff zu nehmen, Gott habe sein Vorhaben eben wieder geändert, dieweil sie selbst es sind in ihrem Brooklyner Direktorium, die das alles ausdenken. 5. Mose 18:20-22. Dennoch, wir reichen allen Aufrichtigen auch dort die Hand, um aus den Irrungen und Wirrungen herauszufinden und das Werk von allen Unlauterkeiten zu reinigen. Machtkämpfe im Hauptbüro können auch günstig ausgehen.
F. F.

SCHMACH und SCHANDE noch über die Toten - III
Jahrbuch 1974
Unerläßliche Ergänzungen zum "Deutschlandbericht"
2 Jahre nach "Watergate"

Wenn es Watergate, diese gravierende politische Affäre in den USA nicht gegeben hätte, wären WT und "Erwachet" ganz sicher nicht in einen Berichtsnotstand geraten. Irgendein Skandal aus Politik oder Wirtschaft hätte sich schließlich allemal noch irgendwo gefunden. Was nun "Watergate" wirklich anbelangt, dazu teilt uns "Erwachet" Nr. 3/74 unter der Überschrift "Wem kannst du vertrauen?" folgende Erkenntnis mit: "Das, was man an Watergate und ähnlichen Fehlschlägen in m e n s c h 1 i c h e n Einrichtungen als Ganzes erkennen kann, ist folgendes: 1. daß Satan, der Teufel, wirklich Herrscher dieser Welt ist, da die weitverbreitete MISSACHTUNG DER WAHRHEIT so offensichtlich seine bösen Charakterzüge widerspiegelt (Joh. 8:44), und . . ." (S. 6).

Aus dieser Folgerung von "Erwachet" sind Fragen ableitbar, die geeignet sind, genau zu überprüfen, ob "Watergate" wirklich ein solches Wahrheitsscheidemittel sein kann, wie "Erwachet" seinen Lesern darlegt.

Unter Punkt 1 wollen wir mitteilen, daß die Wahrheit, ihre Fakten und Hintergründe über den Mord an Präsident John F. Kennedy bis zum heutigen Tage immer noch nicht der Öffentlichkeit mitgeteilt wurden. Diese Wahrheit wurde für 30 Jahre "gesperrt", der technische Ausdruck dieses Vorganges heißt sekretiert. Eine Frage u. a. ist nun, wie nimmt sich dagegen der sog. Watergate-Skandal aus? In ihrer Größenordnung, Tragweite, mögen beide Vorkommnisse in den USA etwa vergleichbar sein. Fest steht aber, daß man wirkliche, wahre Informationen aus beiden Geschehnissen sehr zaghaft handhaben wird, weil hier Sicherheitsinteressen der USA unmittelbar berührt werden. CV möchte nicht in die Lage geraten, über etwas zu sprechen oder zu schreiben, worüber eigentlich bisher nur Lärm erzeugt wurde. Diese Geräusche möchten wir nicht als originale Ursache bzw. als Wahrheit des wirklichen Geschehens ansehen wollen und den Lesern anbieten. Unsere Absicht war und ist es, dem Leser zu zeigen hier Geräusch - dort Ursache, prüfe alles, das Wahre halte fest. Aus diesem Grunde werden wir auch Zurückhaltung bezüglich "Watergate" üben, weil wir die Wahrheit über diesen Fall nicht erforschen können, also bescheiden wir uns. Erforschung der Wahrheit werden wir dort betreiben und ansetzen, wo wir unmittelbar betroffen sind. Hier bereitet sich uns das weite Feld der Literatur, in Sonderheit die gedruckten Predigten der WTG, ihre Jahrbücher usw. Aus den genannten Gründen ist es auch unmöglich, die Folgerungen zu ziehen, wie sie "Erwachet" aus dem Fall Watergate für Jehovas Zeugen und andere Leser parat hat. Auf den Punkt genau meinen wir die Folgerungen:

"1. daß Satan, der Teufel, der Herrscher dieser Welt ist, da die weitverbreitete
M i ß a c h t u n g d e r W a h r h e i t seine bösen Charakterzüge widerspiegelt . . ." "Erwachet" Nr. 3/74, Seite 6.

"Weitverbreitete Mißachtung der Wahrheit" - diese Tatsache, wenn wir sie einmal so pauschal aussprechen wollen, führt zur Feststellung von Satansherrschaft? Wir werden noch sehen, daß selbst die WTG diese Aussage über Satan und die Mißachtung der Wahrheit ungeschehen machen möchte, dann und in diesem Fall, wenn sich noch ihrem eigenen Urteilsverfahren herausstellen sollte, daß die WTG selbst in der peinlichen Lage war, die Wahrheit mißachtet zu haben. Für diesen Fall wäre die WTG ihrem eigenen Gesetz unterworfen, sie müßte sich an und mit diesem messen lassen. Das träfe nur dann zu, wenn sie schon jemals die Wahrheit mißachtet hat.

Beweisen wir zunächst nur soviel, daß die WTG in ihren Publikationen die Wahrheit auch danach bewertet und sortiert, ob sie a) für das Präsidium der WTG bestimmt ist, oder b) für Jehovas Zeugen ausgewählt wird. Die unumstößliche Wahrheit dieses Beweises erheben wir aus dem "DEUTSCHLANDBERICHT" im Jahrbuch 1974. Als Chronist berichtet Br. Hans Poddig zur Situation der Verkündigung in Nazideutschland 1933/34.

Wenn Br. Poddig als Bibelforscher alle Zusammenhänge in seinem Bericht genau untersucht hätte, dann wäre er zweifellos zu einem anderen Zeugnis über die Wahrheit gekommen, Br. Poddig hingegen schreibt, der "DEUTSCHLANDBERICHT" druckt und autorisiert seine Wahrheitsversion wie folgt:
"So entstanden 2 Klassen, die Furchtsamen sagten uns, wir seien ungehorsam und brächten das ganze Werk in Gefahr."

Um diese Aussage abzurunden, schreibt das Jahrbuch 1974 dann weiter. "Ein Brief den Bruder Harbeck im August 1933 schrieb, wurde unter den deutschen Brüdern verbreitet, und die "FURCHTSAMEN" (damit ist das Schlüsselwort von Br. Poddig aufgenommen worden) benutzten ihn in ihren Diskussionen als Beweis dafür, daß sie sich richtig verhielten. Unterdessen veröffentlichte die Gesellschaft im "Wachtturm" einen Artikel unter der Überschrift "FÜRCHTET EUCH NICHT!", in dem die Handlungsweise derer unterstützt wurde, die trotz zunehmender Verfolgung und Mißhandlung der Stimme ihres Gewissens gefolgt waren und sich in kleinen Gruppen versammelt und das Predigtwerk im Untergrund fortgesetzt hatten. Dieser Artikel zeigte ihnen, daß ihre Handlungsweise in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen war" (S. 131).

Das Jahrbuch 1974 hätte sich um der Wahrheit willen verdient gemacht, wenn es sogleich im Zusammenhang mitgeteilt hätte, wann dieser Artikel "FURCHTET EUCH NICHT!" erschien. Er erschien drei Monate s p ä t e r als der Brief von Br. M. C. Harbeck, am 1. 12. 1933!

Für Jehovas Zeugen in Deutschland des Jahres 1933 galt zunächst und uneingeschränkt der "Harbeck-Brief" vom 28. 8. 1933. Wir müssen nun annehmen, daß es Br. Poddig nicht bekannt war, als er seinen Bericht (für das Jahrbuch 1974) verfaßte, was sich drei Wochen nach dem "Harbeck-Brief" in Deutschland 1933 ereignete. Am 20. 9. 1933 überreichte die USA-Regierung der deutschen Reichsregierung in Berlin eine Protestnote zum Verbot der WTG vom 24. 6. 1933. Es ist nun völlig bewahrheitet, daß die WTG, als sie den Druck des "Deutschlandberichtes" für das Jahrbuch 1974 veranlaßte, die Tatsache und Wahrheit dieser amerikanischen Protestnote vom 20. 9. 1933 kannte, folglich auch deren entscheidende Bedeutung und unsachliche Wirkung im Zusammenhang mit dem Harbeck-Brief vom 28. 8. 1933.

1. "MISSACHTUNG DER WAHRHEIT".
denn die Nichterwähnung dieser Protestnote der USA vom 20.9.1933 führt zu einer Entstellung, einer direkt falschen Bewertung des Harbeck-Briefes.

Merkwürdig dagegen nimmt sich ein Zitat aus einem Brief von Präsident Rutherford an Br. Harbeck (S. 132, Jahrbuch 1974) vom 5. 1. 34 aus:
"Ich habe wenig Hoffnung, noch irgend etwas von der deutschen Regierung herauszubekommen Ich bin der Meinung, daß dieser Flügel der Organisation Satans unser Volk weiter bedrücken wird, bis der Herr einschreitet."

Br. Poddig, eigentlich ist Deine Schau der Dinge über die sog. "Furchtsamen"
- e s  e n t s t a n d e n 2 K l a s s e n ", durch dieses Rutherford-Zitat schon widerlegt, und Dein Bericht zu einer Version über die Wahrheit gemacht, obwohl diese Version seitens der WTG gebilligt wurde, wie Du ja schwarz auf weiß im "Jahrbuch 1974" nachlesen kannst.

Den Kontext einer Bibelstelle sollte man nie vernachlässigen, gleiche Liebe zur Wahrheit gebührt auch allen gedruckten Zeugnissen der WTG. Aus diesem Grunde lesen wir auch noch, was uns die Einleitung zum Auszug aus dem Rutherfordbrief, siehe oben, beiläufig mitteilen will. Es heißt dort:

"Die Verhandlungen um die Freigabe des Eigentums in Magdeburg waren gescheitert, so daß Bruder Rutherford am 5. Januar 1934 an Bruder Harbeck schrieb . . ."
Es folgt dann das bereits bekannte Zitat.

2. "MISSACHTUNG DER WAHRHEIT",
da nur ganz allgemein von gescheiterten Verhandlungen gesprochen wird, diese daher zeitlich nicht genau eingeordnet werden können in ihrer Beziehung zum "Harbeck-Brief".

Von gescheiterten Verhandlungen spricht das "Jahrbuch 1974", stillschweigend, unausgesprochen wird darin natürlich auch die Protestnote der amerikanischen Regierung vom 20. 9. 1933 lautlos einbezogen.

Wenn wir diese Tatsache würdigen, erkennen wir auch schon, warum Präsident Rutherford in seinem Brief an Bruder Harbeck vorn 5. Januar 1934 keine Mißbilligung über den "Harbeck-Brief" vorn 28. 8. 1933 ausspricht, bzw. das Zitat im Jahrbuch 1974 nicht erweitert wird und diese Mißbilligung für Bruder Harbeck abdruckt. Das wäre schließlich nur eine kleine Mühe, aber von dokumentarischem Wert gewesen. Präsident Rutherford konnte auch keine Mißbilligung gegenüber Br. Harbeck aussprechen, denn damit hätte er seine eigenen Entscheidungen und Absichten mißbilligt.

3. "MISSACHTUNG DER WAHRHEIT",
weil im Jahrbuch 1974 nicht erklärt wird, daß der WT-Artikel "Fürchtet euch nichts'' seitens der WTG absichtlich erst am 1.12.1933 abgedruckt wurde, nachdem alle Verhandlungen, auch die USA-Protestnote vom 20.9.1933, keinen Erfolg für die Geschwister in Nazideutschland gebracht hatten.

Für die Zeit der "Verhandlungen mit der deutschen Regierung", die Protestnote der USA-Regierung eingeschlossen, um Verhandlungen und Protestnote nicht zu stören, nicht zu beeinträchtigen, galt die Anweisung an die deutschen Geschwister, wie sie im "Harbeck-Brief" vom 28. 8. 1933 niedergelegt war:

Vorerst das Verbot der WTG (vom 24. 6. 33) zu respektieren, keine Versammlungen abzuhalten, gleichermaßen den Vertrieb der WTG-Literatur vorerst einzustellen.

Es ist die ungebeugte Wahrheit, daß die Brüder, die im "Jahrbuch 1974" als die "FURCHTSAMEN" gekennzeichnet werden, in Wahrheit die treuen Brüder waren, weil sie den "Harbeck-Brief" vom 28. 8. 1933 treu befolgen wollten, wenngleich sie auch in Unkenntnis waren, warum Br. Harbeck diesen Brief eigentlich schrieb. Schließlich durften sie annehmen, daß ihnen Br. Harbeck keinen Privatbrief übermittelte, sondern die autorisierte Haltung der WT-Gesellschaft Br. M. C. Harbeck war gemäß dem Willen des Präsidenten der Gesellschaft der Leiter des "Zentral-Europäischen Büros" in Bern/Schweiz, und verantwortlich für Deutschland. In dieser Eigenschaft schrieb er "seinen Brief ", der zugleich " e i n B r i e f " des Präsidiums der WTG war. Allerdings verboten es die Umstände in Deutschland, den "Harbeck-Brief" so abzufassen, daß jeder, auch die Nazis, hätten verstehen müssen, warum dieser Brief so und nicht anders geschrieben werden mußte. Der "Harbeck-Brief" wollte, daß das Naziverbot respektiert wird, um der amerikanischen Protestnote vom 20. 9. 1933 nicht in den Rücken zu fallen. Das wäre in dem Moment geschehen, wenn das Werk im Untergrund fortgesetzt worden wäre.

4."MISSACHTUNG DER WAHRHEIT",
weil das Jahrbuch 1974 nicht sachlich erläutert, daß der "Harbeck-Brief" vom 28.8.1933 nicht überdeutlich abgefaßt werden konnte, da seinen Zweck dann auch die Nazis verstanden hätten, nämlich, den Nazis keine Verbotsgründe in der Phase der Verhandlungen bzw. der USA-Protestnote zu liefern.

Darüber hinaus war der Harbeck-Brief ein letzter Versuch der WTG, die "UNTERGRUND-VERKÜNDIGUNG" zu vermeiden, weil sie noch hoffte, die Nazis würden begreifen können, daß die WTG nicht notwendig und von vornherein ein Feind der Naziregierung sein muß.

Mit diesen Fakten und Kenntnissen der Hintergründe um den "Harbeck-Brief vom 28. 8. 1933, wenn sie im "Jahrbuch 1974" so dargelegt worden wären, hätte jeder Zeuge, auch Br. Hans Poddig, noch eingehender Prüfung aller Zusammenhänge etwas anfangen können. Da diese Tatsachen, Wahrheiten, den Brüdern im "Jahrbuch 1974" nicht vermittelt werden, mußten sie in einer gewollten, absichtlich verursachten Schein-Wahrheit aus Geräuschen über die Wahrheit befangen bleiben. Prüft man mit der Watergate-Sonde nach "Erwachet" Nr. 3/74, wenn diese "Erwachet"-Wahrheitsbewertung durch Gott autorisiert sein sollte, dann ist es die unausweichliche Logik, daß der "DEUTSCHLANDBERICHT" im "Jahrbuch 1974" eine "Wahrheit" ist, die folgender Erwachet'-Feststellung gehorcht:

"l. daß Satan … wirklich der Herrscher … ist, da die weit verbreitete Mißachtung der Wahrheit so offensichtlich seine bösen Charakterzüge widerspiegelt". ("Erwachet" 3/74). Daraus folgt, daß Satan, der Teufel, auch einige Soldschreiber in der WTG haben müßte, weil im "Deutschlandbericht 1974", S. 131-132 eine "weitverbreitete Mißachtung der Wahrheit" vorliegt, da die Wahrheit im "Deutschlandbericht", Jahrbuch 1974, aus Gründen der Verschleierung und bewußten Täuschung vom verantwortlichen Präsidium der WTG mit Füßen getreten wurde.

0 d e r
Die "Erwachet"-Nutzanwendung, wie sie aus "Watergate" gezogen wurde: "1. daß Satan … der Herrscher … ist, da die weitverbreitete Mißachtung der Wahrheit …", ist eine billige Spekulation, die jeglicher Billigung unseres Gottes entbehrt, dann hat "Satan, der Teufel" keine Soldschreiber in der WTG.

Als logische Folgerung ergibt sich dann:
Eine "weitverbreitete Mißachtung der Wahrheit", wie sie dem "Deutschlandbericht" der WTG im "Jahrbuch 1974", S. 131-132, bewiesen wurde.
W. D.

EIN UNPOLITISCHES WERK?
Die Wahrheit kann hart und schrecklich sein
WT reagiert auf CV
Die WTG weiß gut, welches Gewicht ihr deutscher Zweig hat, und welche Bedeutung den Auseinandersetzungen zukommt. die hier geführt werden, in denen CV eine brisante Rolle spielt. Bekanntlich ist das CV-Hauptthema das politische Engagement, der politische Mißbrauch, den verantwortliche WTG-Führer mit aufrichtigem Gottesglauben und demütiger Nachfolge Christi betreiben. Im WT vom 15. Mai 1974 finden wir unter der Überschrift "Ein unpolitisches Werk heute" die jüngste WT-Reaktion auf diese CV-Themenstellung Wir möchten besonders die wenigen alten "Überrestglieder" allenthalben daraufhin ansprechen, ob sie das tatsächlich tun, was die WTG in diesem Zusammenhang von ihnen öffentlich sagt.

Die WTG: "Christus … kam nicht auf die Erde, um eine politische Mission zu erfüllen … sondern um … Menschen aus allen Nationen mit Gott zu versöhnen … Mitherrscher dasselbe Werk wie Christus … Als solche Gesandte … mischen sie sich (nicht) in politische Angelegenheiten ein. Sie wenden sich vielmehr direkt an das Volk - an die einzelnen. Aber sie versuchen weder zu veranlassen, daß sich diese irgendeinem Herrscher auf der Erde zuwenden, noch bemühen sie sich, die Menschen für irgendeine politische Ideologie zu gewinnen. Sie legen das Bekenntnis ab: "Unser Bürgertum besteht in den Himmeln, von woher wir auch sehnlich einen Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus" (Phil. 3:20). Sie fordern die Menschen dazu auf, von Gottes Königreich Erleichterung zu erwarten. Wenn sie sich daher in die Angelegenheiten dieser Welt einmischen, indem sie sich an politischen Tätigkeiten beteiligten, ein Amt bekleideten oder wählten, würden sie ihre Stellung als Gesandte und Brüder Christi verlieren und nie mit ihm im Himmel zur Herrschaft gelangen… Dennoch respektieren sie die Regierungen der Erde, solange Gott diese Regierungen bestehen läßt … Alle, die glauben, daß Gott zum Nutzen des Volkes Herrscher einsetzen wird, müssen das Werk dieser "Gesandten" unterstützen, indem sie die gute Botschaft vom Königreich anderen verkündigen"… Alles sei "Ein unpolitisches Werk heute". (S. 299 f).

Hat CV nun unrecht, wenn darin immer wieder festgestellt wird, daß die WTG sehr wohl politisch engagiert ist, daß sie gar einen politischen Mißbrauch des Glaubens treibt?
Hinsichtlich der Urteilskraft gereifte Menschen sein - 1. Kor. 14:20

Wir wollen nun prüfen, "ob sich die Sache so verhält" Apg. 17:11. Christi Versöhnungsauftrag steht außer Frage.
Es ist wahr, das ist keine politische Mission. Soweit Christen ihm hier als "Gesandte" oder "Miterben" oder "Mitherrscher im himmlischen Königreich" folgen und "an Christi statt bitten. werdet versöhnt mit Gott" (2. Kor. 5:20), ist das ebenfalls keine politische Mission, über die jemand beunruhigt sein müßte. Auch wenn sich solche "Gesandte Christi" überall "direkt an das Volk - an die einzelnen" wenden. Daß solche "Gesandte", selbstverstanden als "Überrest" der 144000 "Berufenen, Auserwählten und Treuen", von sich sagen. "unser Bürgertum besteht in den Himmeln . . .", ist in gleicher Weise noch keine Absage oder Feindschaft gegenüber der natürlichen irdischen Gegebenheit, auch Staatsbürger der politischen Nation zu sein, in der sie geboren sind, deren Paß oder Personalausweis sie haben, z. B. der DDR.

Christus und die Apostel haben das "himmlische Bürgertum" in der Tat in keiner Weise in Konkurrenz, Gegnerschaft oder Feindschaft zum natürlichen irdischen Staatsbürgertum der Christen gelehrt und gepredigt.

Wir wissen von Paulus, wie er sich auf sein römisches Staatsbürgertum berief, daß also sein "himmlisches Bürgertum" in keinerlei Gegensatz zu seinen Rechten und Pflichten als Staatsbürger stand. Apg. 22:25-29. An Titus schrieb er hierzu, daß Christen sogar "zu jedem guten Werk der obrigkeitlichen Gewalten bereit sein" müssen, bei jeder guten staatlichen Sache also bereitwillig mitarbeiten sollen. Titus 3:1. Dies bezieht sich auf "alle die Menschen betreffenden Ordnung um des Herrn willen". 1. Petr. 2:13. Also auch auf die sozialistische oder kommunistische, "die Menschen betreffende Ordnung". Auch die WTG räumte das 1962/63 nach ihrem Obrigkeitsdebakel ein. (WT 1. Jan. 1963, S. 13. dt., Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 124). Was können wir also in Wahrheit sagen?

Wir können also sagen, daß das Versöhnungswerk Christi und seiner "Gesandten", konkret des "Überrests" unter den Zeugen Jehovas, die sich so verstehen, "Menschen aus allen Nationen mit Gott zu versöhnen", auch in einer sozialistischen bzw. kommunistischen menschlichen Ordnung keine anstößige politische Frage ist. Die Verfassung der DDR z. B. hat christlichen Staatsbürgern aller Konfessionen entsprechende Glaubens- und Gewissensfreiheit gesichert. (Artikel 20, Absatz 1). In Römer 13:1-7 lehrt die Schrift, daß sich Christen dem einzufügen haben, sich nicht darüber, daneben oder dagegen stellen können. So gäbe es eigentlich auch für den "Überrest" der Zeugen Jehovas in seinem Selbstverständnis als "Gesandte" oder "Mitherrscher Christi", und für alle, die das "Werk dieser Gesandten unterstützen", keine politischen Probleme, wenn! Ja, wenn sie hinsichtlich der Urteilskraft gereifte Menschen wären. Laßt uns das sehen.

"Bürgertum der Himmel" politisch mißbraucht
Wer die WT-Ausführungen genauer liest, stößt auf Andeutungen, die jedoch hochpolitisch sind. Zum Versöhnungswerk mit Gott gibt es keine Frage, dann aber heißt es bezüglich Verhalten des "Überrestes" als Staatsbürger und an alle Menschen gerichtet: "Aber sie versuchen weder zu veranlassen, daß sich diese (alle Menschen) irgendeinem Herrscher auf der Erde zuwenden, noch bemühen sie sich, die Menschen für irgendeine politische Ideologie zu gewinnen" Man dürfe sich nicht "an politischen Tätigkeiten beteiligen, kein politisches "Amt bekleiden" und auch nicht "wählen" denn dann würden sie "nie mit ihm im Himmel zur Herrschaft gelangen."

Hier wird also auf einmal das "himmlische Bürgertum" in einen unvereinbaren Gegensatz zu den grundsätzlichen Rechten und Pflichten aller Menschen gestellt, die wahrgenommen werden müssen, wenn es überhaupt irgendeine "die Menschen betreffende Ordnung" geben soll, und die muß es geben.

Mit ihren Andeutungen und politischen Schlußfolgerungen geht die WTG eindeutig "über das hinaus, was geschrieben steht". 1. Kor. 4:6.

Sie konstruiert einen feindlichen Gegensatz zwischen dem "himmlischen Bürgertum" und den Grundrechten und Grundpflichten aller Menschen als irdische Staatsbürger, seien sie Christen oder nicht.

Es als "Feindschaft gegen Gott" hinzustellen, sich "an politischen Tätigkeiten" zu beteiligen, ist in offenem Widerspruch zu den Weisungen des Apostels, "zu jedem guten Werk der obrigkeitlichen Gewalten bereit" zu sein. Die WTG verdreht damit alles, was Christus und die Apostel konkret hierzu lehren, aus irgendwelchen Hintergründen ins Gegenteil. Ihr "Respekt" vor den Regierungen ist damit ein Doppelgesicht, a u s g e r i c h t e t a u f d a s, w a s i h r e n V e r k ü n d i g u n g s z w e c k e n
d i e n t. Grundsätzlich jedoch macht sie alle, die ihr hierin folgen, zu Staatsfeinden. Der Widerspruch dabei ist außerdem, daß sie eigentlich nur für die spricht, die sich zum "Überrest" rechnen. Wieso kommt sie dann dazu, diese gleiche Staatsfeindschaft auch von denen zu verlangen, für die kein "himmlisches Bürgertum" infrage kommt? Wir fragen nun die "Überrestglieder" insbesondere.

Sehen sie einen solchen feindlichen Gegensatz zwischen der himmlischen Berufung, zwischen dem "himmlischen Bürgertum" und den Rechten und Pflichten des Christen als irdische Staatsbürger? Sind sie damit einverstanden, daß die WTG sie durch Konstruktion eines feindlichen Gegensatzes zwischen beidem, so gegen die Grundrechte und Grundpflichten als irdische Staatsbürger in Widerspruch bringt, und damit zu Staatsfeinden macht?

"Obrigkeit von Gott"
gegen "Gottes Königreich"?
Wir geben weiter zu bedenken. Die "Gesandten" versuchen auch nicht, daß sich die Menschen "irgendeinem Herrscher auf der Erde zuwenden", sie fordern vielmehr alle "Menschen dazu auf, von Gottes Königreich Erleichterung zu erwarten", s a g t e
d e r W T. Die Menschen alle sollen sich keinem "Herrscher auf der Erde" zuwenden? Das steht doch ebenfalls im Widerspruch dazu, "zu jedem guten Werk der obrigkeitlichen Gewalten bereit" zu sein, ja, sich sogar mit "Bitten, Gebeten, Fürbitten und Danksagungen für alle obrigkeitlichen Personen" zu verwenden! 1. Tim. 2:1,2. In den Dingen, die das irdische menschliche Leben in sozialer und "aller die Menschen betreffenden Ordnung" betreffen, müssen sich alle dem "Herrscher auf der Erde" zuwenden. Er ist als "Obrigkeit von Gott" dafür zuständig, "rechtschaffene Taten" zu fördern, "für böse Taten ein Schrecken" und "Gottes Dienerin zu deinem Besten" zu sein und so "für Erleichterung" zu sorgen, wenn es sein muß, sogar "mit dem Schwert". Römer 13:1-7. Wer steht hinter den WT-Schreibenden, wenn sie das klare Wort Gottes in seiner Bedeutung und Anwendung so entstellen, daß das ganze Gegenteil von dem herauskommt, was die Apostel selbst gelehrt haben?

WT für keine politische Ideologie?
Die "Gesandten Christi" bemühen sich nicht, "die Menschen für irgendeine politische Ideologie zu gewinnen", lasen wir. Gern würden wir annehmen, daß die WTG damit von ihrem bisherigen politischen Bibelmißbrauch, worauf wir gleich kommen, abgehen will. Die Tatsachen sprechen bis heute jedoch eine ganz andere Sprache. Bis zum heutigen Tag unterläßt die WTG nicht, zu versuchen, allen Zeugen Jehovas unter Berufung auf Gott, Christus und Bibel, also als religiöse Gewissenspflicht, die politische Ideologie des Antikommunimus und Antisowjetismus und der Feindschaft zur Sowjetunion aufzuzwingen, und das in Formen und Versionen die an Falschdarstellung, Verleumdung, Haß, Diffamierung und Schmähung nichts zu wünschen übrig lassen. Bitte überzeuge dich an Hand der nachfolgenden WTG-Äußerungen selbst davon.

Im WT vom 1. 1. 62, S. 21 erklärte die WTG, daß sie "bereits in der dritten Ausgabe" des WT, 1879, begonnen habe, "vor der Gefahr des Kommunismus" zu "warnen". Wir wollen jedoch nur die Zeit noch 1945 Revue passieren lassen. Die Wiederaufnahme der politischen Ideologie des Antikommunismus und Antisowjetismus in die WT-Verkündigung setzte just zu dem Zeitpunkt ein, als etwa 1947 die westliche "Politik der Zurückdrängung des Kommunismus" begann. Jahr um Jahr geht es dann Schlag auf Schlag. Wir haben nur aus jedem Jahr ein Zitat genommen, ganze Bücher kann man füllen mit derartigen WTG-Äußerungen, mit derartiger WTG-Kolportage. Überzeuge dich selbst:

1947- "Die Russen müssen unbedingt verschwinden". E 22. 12.
1948 - "Sowjetkoloß . . . dem knurrenden russischen Bären kräftig auf die ausgestreckten Tatzen klopfen." E 22. 8.
1949 - "Unheildrohend … die kommunistische Flut aus dem Osten". E 22. 7.
1950 - Erich Frost: "Rote Marionetten der Ostzone". W 1. 4.
1951 - "Kommunistenregime … Trug". W 1. 2.
1952 - "Kommunismus … teuflische Religion … befremdender unsinniger Wahn … ungezügelte wilde Tiere hinter dem eisernen Vorhang". W 1. 6.
1953 - "Rote Schmierkampagnen …rote Plage kommunistenverseuchte Gegend". E 8. 4.
1954 - "Kommunisten ködern katholischen Klerus … nicht von den schmeichlerischen Worten des Kommunismus fangen lassen". W 15. 2.
1955 - "Kommunistische Friedenspropaganda … nichts damit zu tun haben". W 15. 3.
1956 - "Heilige Schrift zertrümmert Hammer und Sichel" (Karikatur) W 1. 4.
1957 - "Rote Herrschaft … brutale Herren des Volksparadieses"'. W 15. 4.
1958 - "Kommunistischer König des Nordens … vom Teufel inspirierter Staat". Dein Wille geschehe auf Erden, S. 290
1959 - "Ostdeutschland … alte Lügen gegen Jehovas Zeugen … sie betreiben 'üble Hetzpropaganda gegen die sozialistischen Staaten"'. W 15. 2.
1960 - "Der Kommunismus - eine falsche Religion … als soziales und politisches System getarnt". W 1. 10.
1961 - "Den Kommunismus besiegt … Jehovas Volk im Kampf gegen gottlose totalitäre Elemente". W 1 5. 9.
1962 - "Überrest konzentriert sich … auf den Angriff auf die Bollwerke des Totalitarismus". W 15. 3.
1963 - "Kommunistische Gefahr, die von der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken ausgeht". W 1. 2.
1964 - "Kommunistische Revolution … politische Bewegung des Todes". W 15. 1.
1965 - "In Ostdeutschland … auf das Ende der kommunistischen Regierung warten, die von dem zur Zeit von Breshnew beherrschten Sowjetrußland abhängig ist". W 15. 2.
1966 - "Die Sowjetregierung ist kein Erfolg gewesen und wird es nie sein". W 5. 11.
1967 - "Keine Kompromisse mit kommunistischer Propaganda" E 8. 5.
1968 - "Kommunisten … erbärmlich verblendete Propagandisten". W 15. 6.
1969 - "Belästigung durch die Kommunisten aushalten". W 1. 4.
1970 - "Kommunismus … nicht imstande … in Frieden zu leben". E 22. 5.
1971 - "Russische Führer … bis 1975 die ganze Welt kommunistisch gemacht". W 15. 10.
1972 - Nicht mit dem "gottlosen kommunistischen Staat verhandeln". W 15. 6.
1973 - "Lieber sterben … (als zu versprechen), nichts zu unternehmen, was den Interessen des kommunistischen Staates schaden könnte". E 8.9.
1974 - "Frieden mit dem Kommunismus (ist) unmoralisch (und heißt), mit Gotteshassern 'ins Bett' gehen … ist Hurerei".
W 1. 3.
(W = Der Wachtturm, E = Erwachet, WTG-Zeitschriften)

Ist eine Verkündigung, die mit solchen antikommunistischen und antisowjetischen Äußerungen arbeitet, ein unpolitisches Werk?
Schon die nackten Vokabeln zeigen, daß sie aus einer weltlichen, politischen Abraumküche stammen Kein einziges Wort davon stammt aus dem Munde Christi oder der Apostel.

Diese WTG-Äußerungen beweisen vielmehr, daß die WTG bis heute in Wirklichkeit mit den schärfsten, gehässigsten, verleumderischsten und aggressivsten politischen Schlagwörtern und Losungen operiert, die je gegen Sozialismus, Kommunismus, gegen die Sowjetunion und die anderen sozialistischen Länder und ihre "die Menschen betreffende Ordnung" vorgebracht wurden. Wie in keiner anderen Religionsgemeinschaft werden die "Gesandten" der WTG dazu mißbraucht, mit ihrer Verkündigung auch die politische Ideologie des Antikommunismus und Antisowjetismus zu verbreiten und die Menschen auch hierfür zu gewinnen. Ist die WTG-Behauptung, unpolitisch zu sein, angesichts dieser Tatsachen nicht eine politische Hinterhältigkeit und List ohnegleichen? Sind die "Überrestglieder" und die sie unterstützen wirklich bereit und willens, das auf sich zu nehmen und zu verantworten? Die Schrift gebietet. sich von allen "hinterhältigen Dingen loszusagen" und "nicht mit List zu wandeln". 2. Kor. 4:2 NW. Ist die Forderung in CV, mit dieser hinterhältigen antikommunistischen politischen Ideologie nichts zu tun zu haben, nicht völlig schriftgemäß Mit dem WT-Fehlschlag von 1975 ist die Zeit herbeigekommen, sich auch in dieser Frage endgültig zu entscheiden.
K. 0.

Zur Strategie und Taktik der WTG
WAS HATTE DIE WTG FÜR 1925 WIRKLICH GEPREDIGT?
Wie wird es mit 1975 sein?
Wir zitieren aus der WTG-Broschüre von 1920, "Millionen jetzt lebender Menschen werden niemals sterben!", Seite 103/104, Ausgabe Brooklyn:
"Wir haben, wie zuvor dargelegt, überzeugende Beweise dafür, daß die alte Ordnung der Dinge, die alte Welt, zu Ende geht und deshalb gänzlich vergehen wird, daß die neue Ordnung hereinbricht, und daß das Jahr 1925 Zeuge der Auferstehung der alttestamentlichen Überwinder und des Beginns eines Wiederaufbaus der zertrümmerten Weltordnung sein wird. Und gestützt auf diese Beweise ergibt sich der vernunftgemäße Schluß, daß Millionen von Menschen, die jetzt auf der Erde leben, im Jahre 1925 noch auf Erden sein werden. Somit müssen wir, gestützt auf die Verheißung, die in dem Worte Gottes niedergelegt sind, zu dem positiven und unanfechtbaren Schluß kommen, daß Millionen jetzt lebender Menschen niemals sterben werden".

In dem Buch "Der Weg zum Paradies", Brooklyn-Bern 1924, hieß es im Kapitel 11:
"Bei fortgeschrittenerem Bibelstudium werdet ihr finden, daß das Jahr 1925 n. Chr. besonders von der Prophetie bezeichnet ist … Wir sollten darum kurz noch 1925, dem letzten vorbildlichen Jubeljahr, die Auferweckung von Abel, Henoch, Noah, Melchisedek, Abraham, Isaak, Jakob, Hiob, Moses, Samuel, David, Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel, Johannes dem Täufer und vielen anderen erwarten … Diese werden gewissermaßen auf der Erde den Kern des neuen Königreiches bilden. Eines der ersten Dinge, die geschehen müssen, wird sein, Jerusalem zur Hauptstadt der Welt herzurichten … Wenn Jerusalem die Hauptstadt der Welt sein wird, muß es von dort eine schnelle Verbindung nach allen Richtungen geben … Mittels der drahtlosen Telegraphie und des Radios können jetzt Botschaften um die ganze Erde getragen werden, und bis die Fürsten auferstanden sein werden, werden diese Erfindungen bedeutend vervollkommnet sein … Welch ein Vorrecht haben wir, gerade in dieser Zeit zu leben, und das Ende der alten Ordnung und das Kommen der neuen Weltordnung sehen zu dürfen!"

Als das Jahr 1924 sich dann dem Ende zuneigte, hieß es auf einmal im WT vom 15. Okt. 1924, S. 315:
"Es macht nichts aus, ob dieses Werk um 1925 vollendet ist oder etwas später … Kein Christ, der die Zeit, in welcher wir leben, versteht und wertschätzt, kann jetzt ein ungebührliches Interesse an der Chronologie nehmen … Der Christ muß ausharren … und Ausharren bedeutet, daß er tätig sein muß."

Als das entscheidende Jahr 1925 gekommen und damit die Krise über die Versammlungen hereingebrochen war, hieß es im WT vom 15. 3. 1925, S. 84 ff:
"Hat Gott seinen Vorsatz geändert? . . . Wir finden keine Schriftstelle als Andeutung, daß er es getan hat . . . Was können wir deswegen vernünftigerweise für 1925 und die unmittelbar darauffolgenden Jahre erwarten? . . .

Wenn wir die Sache richtig gedeutet haben, so ist 1926 noch das Jahr für die Segnungen Gottes, die dann beginnen sollen, zu den Nationen zu kommen. Was würde vernünftiger sein als zu erwarten, daß 1925 ein sehr rühriges und tätiges Jahr … sein wird, indem Gott ihre Ordnungen und Stellungen in dem Leibe regeln wird als Vorbereitung für ihr Werk, das genau auf die Zeit mit den Nationen beginnen soll? Es würde deshalb vernünftig scheinen, zu erwarten, daß 1925 ein Jahr schwerer Prüfungen für die einzelnen Glieder sein wird … Ob dies nun die richtige Folgerung ist oder nicht, jedenfalls ist es eine Tatsache, daß es Tausende der Geschwister gibt, die durch feurige Prüfungen hindurchgehen, fast nach allen Richtungen hin … Diese scheinen kürzlich schnell zugenommen zu haben, und jedes Glied des Leibes wird offenbar auf eine persönliche Prüfung gestellt in bezug auf brüderliche Liebe, Glauben, Vertrauen, Gehorsam gegenüber den Geboten Christi, geduldiges Ausharren, und fest für das einzutreten, was wir erlangt haben, und gegen böse geistige Einflüsterungen und Beeinflussungen aller Arten Es ist ein Kampf bis zum Ende. Wir sehen somit, daß wir guten Grund haben, irgendwelche Offenbarung göttlicher Führung zu erwarten, und einen Beweis, daß wir auf dem rechten Wege sind und das rechte Werk um die rechte Zeit tun …

Es scheint eine Schwäche vieler Bibelforscher zu sein, daß, wenn sie einen zukünftigen Zeitpunkt in der Bibel entdecken, sie sofort so viele Prophezeiungen wie möglich auf dieses Datum konzentrieren.

Das ist die Ursache vieler Sichtungen in der Vergangenheit gewesen … Die Schwierigkeit war die, daß die Geschwister ihrer Einbildungskraft über jede vernünftige Grenze hinaus freien Spielraum gaben, und daß, als ihre phantastischen Gebilde zerplatzten, sie geneigt waren, alles und jedes fortzuwerfen … Wir mögen vernünftigerweise erwarten, daß 1925 ein tätiges Jahr … sein wird, daß aber auch der Widersacher in zunehmendem Maße tätig in seiner Feindschaft ist … Gegenwärtig finden wir kein bestimmtes Datum über 1926 hinaus in der Schrift angezeigt …

Viele von uns mögen während der Jahre 1925 und 1926 heimgerufen werden. Ob wir nun gerufen werden, oder ob Jehova einige von uns hier für ein weiteres Werk lassen wird, was macht das aus?"

Als dann allen klar war, daß 1925 nichts geschieht, hieß es dann im WT vom 1. Okt. 1925 unter der bezeichnenden Überschrift "FLEISS UND INBRUNST":
"Gott ermuntert seine Söhne zum Fleiß und gebietet Fleiß.
Er blickt mit Ungnade auf Lässigkeit … Es ist zu erwarten, daß Satan versuchen wird, dem Sinn einiger Geweihter den Gedanken nahezulegen, daß 1925 doch eigentlich ein Ende des Werkes bringen sollte, und daß es deshalb unnütz für sie sei, noch etwas zu tun … Weil 1925 ungefähr beendet ist und, wie wir glauben, viele Glieder der Kirche noch auf Erden sind, möchten vielleicht einige dazu neigen, lässig mit Bezug auf die Interessen des Königreiches und des Werkes zu werden, das noch zu tun ist. Hierin liegt eine Gefahr … Das Ende des Jahres 1925 ist ungefähr gekommen.

Einige mögen erwartet haben, das Werk dieses Jahr unbedingt vollendet zu sehen … Wenn dem je so ist, liegt dann nicht ein gewisses Maß von Selbstsucht in einem solchen Wunsch und solcher Erwartung?"
Siehe "D e r W e g z u m P a r a d i e s ." Kap. 11

Die WTG verfolgt jetzt mit 1975 die gleiche Taktik wie zur Zeit von 1925. Vergleicht! Darauf wieder hereinzufallen, grenzt ja fast an Aberglauben!
buko

"CV" UND "DOKUMENTATION" IN LUBLIN
Information aus Polen
Die größte in osteuropäischen Staaten spezielle, allreligiöse Universitätsbibliothek der "Katholischen Universität in Lublin", Chopina-Str. 27, Polen, sammelt seit Jahren die Zeitschrift "Christliche Verantwortung" und macht sie allen Lesern zugänglich. Sie steht dort unter der Nummer V-17870. Auch "Die Zeugen Jehovas - eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft" von Manfred Gebhard. Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1970 steht dort unter der Nummer 181255-II, und jeder Leser hat die Möglichkeit, die Organisation aus den Dokumenten kennenzulernen Es gibt dort in dieser Bibliothek in deutscher Sprache 15 verschiedene Werke von Rutherford außer seinen Werken und Publikationen in anderen Sprachen, wie polnisch, tschechisch, englisch. In dieser wissenschaftlichen Bibliothek sind auch fast alle Werke von Ch. T, Russell und Paul S. Johnson zugänglich. Also jeder, der sich mit Zeugen Jehovas beschäftigt, findet dort, was ihm hilft, diese Lehre gründlich von den Wurzeln und den Anfangen bis heute, gründlich und genau zu analysieren. Man muß sagen, daß "CV" und die "Dokumentation" in dieser Bibliothek sehr gelesen werden. Beide Publikationen studiert man in Lublin ernst und mit großem Interesse. Man sieht Nonnen, Mönche, Priester und Laien - alle blättern entweder "CV" oder die "Dokumentation", und dann diskutieren sie in speziellen wissenschaftlichen Kreisen, Sektionen und Zirkeln. Kein Wunder, denn diese beiden Publikationen bringen sehr wichtige Informationen aus zugänglichen und aus unzugänglichen Quellen über die Organisation der Zeugen Jehovas. In wissenschaftlichen Kreisen in Lublin haben beide Publikationen eine große Anerkennung gefunden. -
J. W. Eres

Eisen wird durch Eisen geschärft, und einer das Antlitz des anderen
Zum Inhalt dieser Ausgabe
Die Zeit für Neuentscheidung ist gekommen, unabwendbar. Wir mögen das erkennen oder auch nicht, es ist so. Die großen Gesichtspunkte sind diese: Es gibt mit "dieser Generation" keine Endzeit, diese Botschaft war falsch. Die WTG hat selbst begonnen, "aus dieser Haut zu schlüpfen".

"Es gibt kein "allein in der Wahrheit". Schon ist der Grundsatz "von Jehova gelehrt" seit Nr. 7/1974 dt. aus dem WT verschwunden! Ein ganz wichtiges Anzeichen. Was ergibt sich? Alle anderen Christen sind in ganz neuem Lichte zu sehen.
Wir müssen lernen, auch das Gute bei ihnen anzuerkennen, daß auch sie auf dem Wege sind. Kein Weg kann heute mehr als ein unvollkommenes "Stückwerk" des Ganzen sein. Keiner kann das Ganze allein beanspruchen. Selbst in unduldsamsten Bereichen macht dieser "Geist lebendig", überwindet "tötende Buchstaben" und öffnet die Sicht. Der Geist Gottes ist weder auf den WT noch auf einen anderen Bereich eingeengt. Das Wort kann von jedem Tisch aus, auf dem es liegt, wirken. Hinzu kommt der soziale Gesichtspunkt. Wenn es keine WT-Endzeit gibt, müssen wir auch das soziale Handeln der Menschen in neuem Lichte sehen. Auch das drängt da mit Macht ins Blickfeld. Hinter den sozialen Umwälzungen, in denen wir stehen, steckt nämlich eine Elementargewalt, die schöpfungsbedingt ist: Die sozialen Bedürfnisse! Wir müssen hierzu das rechte Verhältnis finden, ausgehend von den ureigensten derartigen Bedürfnissen, mit denen wir schöpfungsbedingt selbst ausgestattet sind. Aber die anderen Menschen doch auch! Der Mensch lebt nämlich auch "vom Brot"! Weil das in seiner Bedeutung bisher völlig vernachlässigt wurde, konnte es u. a. geschehen, daß ein gänzlich illusorischer WT-Endzeitgeist entstehen und vorherrschen konnte, der nun mit 1975 als "Fehlschlag" erwiesen und von der Wirklichkeit verdrängt wird, und alles andere unabwendbar mit umwälzt. Mögen vor allem die Ältesten die gewaltige Verantwortung erkennen, die damit auf ihnen ruht. CV möchte mit dieser Ausgabe weiter den Blick dafür scharfen. Spr. 27:17. Die Zeit dafür ist herbeigekommen!
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.

Berichtigung
In CV 60, Juni 1974, Seite 7, Abschnitt 7, ist ein Druckfehler entstanden. Es muß richtig heißen:
Die WTG mußte in anderem Zusammenhang zugeben, daß die "von Gott in ihrer Urform eingepflanzten" sozialen Interessen allenthalben "den Stempel der rechtlichen Anerkennung Gottes tragen".
Wir bedauern den Druckfehler und bitten um Verzeihung.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos. A 1251-74 V 7 1 1602
Kto.-Nr.: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 62

Zu den besonders anfechtbaren Thesen der Zeugen Jehovas gehört auch ihre sogenannte "theokratische Kriegslist". Anfechtbar, auch aus dem Grunde ersichtlich, weil die WTG beispielsweise (wieder besseres Wissen) diesen ihren Grundsatz, durch den Mund des Theologieprofessors B... verleugnen lässt (was nicht gerade für dessen Reputation spricht) und deutlich macht, wie es um den diesbezüglichen Erkenntnisstand von B... bestellt ist.
Diese CV-Ausgabe setzt sich u. a. auch mit dem Thema "theokratische Kriegslist" auseinander.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 62 Gera August 1974

DER MENSCH LEBT NICHT VOM BROT ALLEIN
Liebe Leser!
Es ist sehr ernst, wie viele Brüder und Schwestern, Väter und Mütter, sorgende und hart arbeitende Menschen, der WTG folgen, wohin sie auch führt, was sie durch sie auch zu glauben und zu tun angewiesen werden. Ob es stimmt oder nicht, ob es angemessen und begründet ist oder nicht, wird kaum kritisch gefragt. Oder irren wir uns? Älteste sollen hier allen Ernstes folgende in Wiesbaden ausgedachten "Predigteinführungen" einüben: "Ich besuche Sie, um Menschen zu finden, die für die schlechten Verhältnisse in der Welt beunruhigt sind. Die Menschen fragen sich, wohin steuert diese Welt? Was denken Sie darüber?". Oder: "Heute ist allgemein zu beobachten. daß die Menschen den kommenden Tagen und Wochen ängstlich entgegenblicken, weil sie nicht wissen, was noch kommen mag". u. ü. m. (VII/74) Andere denken, wenn sie die "Königreichs-Nachrichten" Nr. 18 z. B. entfalten, den Nagel auf den Kopf zu treffen, wenn sie zitieren: "Die Erde könnte eine herrliche Wohnstätte sein. Aber die Menschen haben es heute schwer, wegen der steigenden Preise für Nahrungsmittel, Kleidung, Wohnung und Kraftstoff sowie wegen der Knappheit dieser lebensnotwendigen Dinge. In den Städten greifen Verbrecherunwesen und Armut wie eine Seuche um sich. Überall sieht die Bevölkerung Korruption und Mißwirtschaft. Durch die Umweltverschmutzung wird die Erde zu einer Müllkippe".

Was ist das für eine christliche Verkündigung? Das ist doch für jeden erkennbar zunächst nur politische Methode, um unzufriedene Menschen zu finden. Dabei übersieht man völlig, daß die Menschen nur erstaunt dreinblicken können, wenn sie z. B. hier in der DDR so angesprochen werden. Hier bei uns in den Städten Verbrecherunwesen, Armut und laufende Preissteigerungen wie eine Seuche? Die DDR wird zu einer Müllkippe? Wer so etwas hier verbreitet, ist doch wohl nicht ganz ernst zu nehmen. Er hat zumindest eine arge kapitalistische Brille auf, sonst müßte er doch erkennen, daß hier ganz andere soziale Verhältnisse und Entwicklungen sind. Der Eindruck, den die Verkündiger hier mit solchen Einführungen machen, ist unmöglich. Sie reden über "die Menschen". über "die Verhältnisse" und "die Umwelt" daher, pauschal, oberflächlich, dilettantisch, undifferenziert, in befremdlichen politischen Schlagzeilen, die hier gar nicht passen. Wie ist man doch in Wiesbaden der Wirklichkeit entfremdet und in Klischees befangen. Das nennen sie obendrein unpolitisch.

Niemand ist unpolitisch. Der Mensch ist als soziales Wesen geschaffen, hat also ganz natürliche soziale Lebensinteressen, ob Christ oder nicht. Politik ist nun im Grunde genommen nichts weiter, als diese unumgänglichen sozialen Bedürfnisse in geregelter Art und Weise in Familie, Dorf, Stadt, Land und Nation bzw. Staatsordnung zu berücksichtigen bzw. zu befriedigen.

So verursachen auch Jehovas Zeugen Politik, wo sie leben und wohnen, sowohl durch ihre sozialen Ansprüche, wie auch durch ihr Tun und Lassen. Nun waren dieses Jahr in der DDR wieder Kommunalwahlen, um geeignete Menschen in die nötigen politischen Funktionen in Stadt und Land zu bringen, damit das Leben funktionieren kann. Nach dem WT darf sich kein Mensch an solchen notwendigen Wahlen beteiligen, Jehovas Zeugen allen voran. Das Wahlergebnis wies nun auch einen bestimmten Prozentsatz Nichtwähler aus, insgesamt ca. 212 000 (ND 22. 5. 74). Unter diesen sind auch die WT-folgsamen Zeugen Jehovas. Sie haben da einen beträchtlichen Anteil. Man durchdenke aber: Wollten alle DDR-Bewohner z. B. auf die Verkündigung hören, dann dürfte u. a. keiner wählen, niemand Bürgermeister sein, niemand Polizeichef, niemand Abgeordneter, niemand Volksvertreter, niemand Gesetzgeber, niemand Minister usw., usw., usw. Wir hätten politische Anarchie, weil sich niemand mehr um Gesetz und Ordnung, Staat und Regierung kümmern würde. Und die paar Zeugen Jehovas können und sollen es laut WT auch gar nicht, die Staats- und Gesellschaftsordnung weiter aufrechtzuerhalten. Um der staatlichen Ordnung willen, zu der die Menschen nach Römer 13:1-7 sogar berechtigt und verpflichtet sind, muß also schon aus diesen Gründen die WT-Verkündigung zurückgewiesen werden. Würden ihr alle folgen, so landeten wir, was Staat und Regierung betrifft, in Unordnung und Chaos. Hat das wirklich noch niemand durchdacht? Die WT-Verkündigung ist also auch in dieser Hinsicht alles andere als unpolitisch! Die amerikanische Zeitschrift "Liguorianer", März 1953, sagte zu diesem Gesichtspunkt: "Man hat auch das Gefühl, daß einschränkende Maßnahmen gutgeheißen würden, falls die Zeugen zu großer Zahl anwachsen und einen großen Teil der Gesellschaft mit ihren regierungsfeindlichen Taktiken zu durchdringen beginnen . . . Der Oberste Gerichtshof liest auch die Wahlberichte". So ist die Verkündigung schon wegen ihrer politischen Konsequenzen mit Bezug auf die "menschliche Ordnung um des Herrn willen" (l. Petr. 2:13) unannehmbar.

Die in den "Königreichs-Nachrichten" Nr. 18 weltweit verbreitete Wahllosung: "Ihre Wahl: Das gegenwärtige korrupte System oder Gottes gerechte neue Ordnung", ist also nicht nur eine Verleumdung aller guten gegenwärtigen "obrigkeitlichen Gewalt von Gott", hier der sozialistischen Ordnung, es ist eine generell falsche und völlig haltlose und unmögliche Losung, eine internationale religiös-politische Irreführung, weil es so nicht geht. Denn es würde nicht mehr und nicht weniger bedeuten, alle "obrigkeitliche Gewalt" von Gott fallenzulassen bzw. abzuschaffen. Hat das wirklich noch niemand durchdacht?

Nun gut, einige werden das partout nicht erkennen und begreifen wollen. Sie müssen sich dann eben an den Realitäten bildlich den Schädel einrennen. Denn der Mensch ist schöpfungsbedingt in soziale und damit politische Selbstverantwortung gestellt, als er seinen irdischen Lebensauftrag mit allen seinen Konsequenzen erhielt: "Macht euch die Erde untertan", was seine Existenzbedingung ist. Es ist deshalb die unaufgebbare Pflicht der Menschen, die besten Formen der "obrigkeitlichen Gewalt von Gott" zu suchen, anzuwenden und zu sichern, um überhaupt erst einmal in einem geordneten Status (d. h. Staat) leben zu können. Die WT-Verkündigung macht alle Zeugen Jehovas in dieser Frage zu Amok-Läufern! Erkennt das wirklich niemand?

Wie findet man aus diesen religiös-politischen Widersprüchen und Unmöglichkeiten heraus? Fällig ist das durch das falsche Endzeitdatum von 1975 sowieso. Es muß ein grundsätzliches soziales Durchdenken der ganzen Verkündigung beginnen. Im Grunde genommen ist das alles denkbar einfach. Wir brauchen nur über die eigenen schöpfungsbedingten sozialen Lebensinteressen nachzudenken, uns einmal alles vor Augen zu führen, angefangen bei den eigenen Kindern, in der eigenen Familie. Jehovas Zeugen leben da in einer folgenschweren Verkennung fundamentalster Sachverhalte unseres Lebens, nämlich: Es ist die Existenzbedingung des Menschen, die einfache Tatsache, daß alle Menschen vor allen Dingen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft, Kunst und Religion treiben können. Wenn Christus den Grundsatz prägte, der Mensch lebt nicht vom Brot allein (Matth. 4:4), dann hat er damit genau das gleiche gesagt, nämlich zuerst "Brot"! Die fundamentale Bedeutung dessen ist durch die nunmehr mit 1975 wieder als haltlos erwiesenen WT-Endzeitlehren im Denken völlig verkannt und entstellt, ja mißachtet, indem sie soziale Verantwortung eines jeden, ob Christ oder nicht, für die Schaffung und Erhaltung der notwendigen Sozialordnung durch entsprechende "obrigkeitliche Gewalt von Gott" einfach geleugnet wird. Wird diese unannehmbare Grundhaltung nicht geändert, dann wird das gesamte Verkündigungswerk darob über kurz oder lang in gefährliches Stolpern geraten. Denn die "Mündigkeit' oder das soziale Verantwortungsbewußtsein wächst in Verbindung mit den gegenwärtigen umwälzenden sozialen Entwicklungen und Veränderungen wie nie zuvor! Für die Christen gilt dabei, daß die Worte "Machet euch die Erde untertan" nie zurückgenommen wurden.

Wer genau hinschaut, erkennt nun, daß die gegenwärtige Konfliktlage der WTG im Grunde sozial und politisch bedingt ist, eine grundsätzliche politische Entstellung elementarster menschlicher bzw. christlicher Verantwortung. Hier hilft nur eine radikale und konsequente soziale Besinnung. Nur so läßt sich das rechte Denken über das "Brot", von dem alle Menschen zuerst leben, wiederherstellen. Die jetzige WT-Politik hat einen feindlichen Gegensatz konstruiert zwischen dem "Brot", den sozialen Lebensinteressen einerseits, und dem "Wort Gottes" andererseits, so daß diejenigen, die sich um das "Brot", um die sozialen Bedürfnisse für alle kümmern, zu "Feinden Gottes" erklärt und in Feindschaft gesetzt werden zu denen, die das "Wort Gottes" predigen wollen, und umgekehrt, so daß diejenigen, die das "Wort Gottes predigen, in Feindschaft geraten zu denen, die sich um das "Brot" für alle kümmern, ohne das doch niemand leben, geschweige denn Gott dienen kann. Schmähenden Antikommunismus und Antisowjetismus schleudert die WTG gar denen ins Gesicht, die sich am konsequentesten um dieses "Brot" kümmern.

Im Rahmen der diesbezüglichen WT-Lehren läßt sich dieser heillose und gefährliche Widerspruch nicht lösen. Es muß aus diesem speziellen WT-Denken ausgebrochen werden, um sich auf die schöpfungsbedingten sozialen Lebensbedürfnisse zu besinnen. Alle irdischen Fragen müssen von hier aus beurteilt werden. Nun von hieraus läßt sich ein realer Ausweg aus der irdischen Endzeitfehlorientierung der WTG, wie mit 1975 wieder sichtbar für alle, finden, um in Glaube, Liebe und Hoffnung weitergehen zu können. Auf den Ältesten ruht hier die größte Verantwortung.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

AMBITIONEN WEITHIN LEUCHTENDER MÄRTYRERKRONEN SIND VERGEBLICH
Zur WT-Politik, christlichen Glauben weiter antikommunistisch zu mißbrauchen
Mit der neuen WT-Form seit April 1974 wurde auch eine neue ständige WT-Rubrik eingerichtet: "Nachrichten und ihre tiefere Bedeutung". Sie wird besonders benutzt, um auch die politische Ideologie des Antikommunismus in der Verkündigung fortzusetzen. Ein neuer Fall ist der WT vom 1. 5. 74, dt. zum Thema "Katholiken und Kommunisten", Wir wollen die von der WTG vorgebrachte tiefere Bedeutung dieses Themas etwas näher betrachten. Man sollte bereit sein, immer auch die andere Seite einer Sache zu besehen, ehe man ja sagt. Wir sind überzeugt, daß verantwortungsbewußte Älteste dies aufmerksam prüfen werden, wenn sie in rechter Verantwortung vor Gott und Menschen "Hirten der Herde" sein wollen. Laßt uns also die tiefere Bedeutung dessen prüfen, was die WTG hier verlangte über "Katholiken und Kommunisten" zu verbreiten und zu vertreten.

Der WT sagt zunächst, der italienische Klerus verlange, der Papst soll einen Erlaß von 1949 aufheben, "gemäß dem jeder, der mit der kommunistischen Partei sympathisiert, exkommuniziert wird". Unter Hinweis auf die zunehmenden "Beziehungen" der katholischen Kirche mit "kommunistischen Nationen" wird der Kirche vorgeworfen, daß sie ja "schon immer ein 'Freund der Welt' gewesen" sei. Jetzt aber werde sie durch das Weltgeschehen zu Konzessionen gezwungen und "es sieht so aus, als käme es zu einem Frieden zwischen dem Westen und dem kommunistischen Osten". Da sei die Kirche nun gezwungen, "sich mit ihrem alten atheistischen Feind zu versöhnen". Wenn sich die Kirche nun "zum Weltgeschehen äußert, klingt ihre Stimme versöhnlich".

Was für eine politische Haltung bringt die WTG mit solchen Nachrichten denen bei, die ihr folgen? Der Vorwurf, "Freund der Welt", läßt erkennen, wie die WTG eine Aufhebung des katholischen Antikommunismus-Dekrets von 1949 verstanden wissen will: Als äußerst verwerfliches Unternehmen, als Akt weiterer "Feindschaft gegen Gott". Mit anderen Worten, ein Christ müsse Antikommunist bleiben, wer mit Kommunisten "sympathisiert", müsse exkommuniziert werden. Hier spiegelt sich die eigene politische Methode der WTG wider, ihrerseits nach wie vor jeden, der etwa mit Kommunisten "sympathisiert", anzuschließen und der Vernichtung zu überlassen. Mit Kommunisten dürfe man nicht "versöhnlich" sein, sie müßten weiter als "Feinde" betrachtet und behandelt werden. Die WTG offenbart in dieser Frage deutlich ihre eigene politische Position.

Weiter: "Das alles erinnert uns an die prophetische Beschreibung im 17. Kapitel der Offenbarung. Dort werden alle falschen Religionen gemeinsam als eine Prostituierte dargestellt, die ihre Gewalt über die mit einem wilden Tier verglichenen Nationen verliert und schließlich von diesen Nationen vernichtet wird." Zunächst: In Offenbarung 17 werden überhaupt keine "falschen Religionen gemeinsam dargestellt"! Das ist lediglich eine WT-Auslegung, die sie selbst schon einigemale geändert hat! Was hier indes deutlich wird: Es werden wieder die zwei Hauptablenkungen von der eigenen Endzeitunglaubwürdigkeit sichtbar, Kampf nach außen mit den schärfsten Provokationen, die sich finden lassen, einmal gegen andere Kirchen und Gemeinschaften als "Prostituierte", also Hure, Ehebrecherin und ähnliches, damit ja niemand zu ihnen gehe, wenn es ab 1975 in der WTG kracht, und gegen die "kommunistischen Nationen", die "wilden Tieren" glichen und vernichtet würden.

Die WTG setzt hier fort, was sie in den fünfziger Jahren an kaltem Krieg getrieben hat, als sie z. B. die Kommunisten als "wilde Tiere hinter dem eisernen Vorhang" begeiferte (WT 1.6. 1952, S. 164)

Die WTG will für ihre Verkündiger unbedingt eine weithin leuchtende Märtyrerkrone haben, nichts ist jetzt für sie wichtiger als das, angesichts des Fiaskos mit 1975, zur Ablenkung nach außen.

Doch sie werden von Brooklyn aus vergeblich die Fäuste emporreißen und die Hände ringen und ihre Huren-Vokabeln (und Kommunismus-Verleumdungen hinausschmähen. Die Entwicklung geht über sie hinweg, wenn sie nicht zur Einsicht kommen. Sie sollten in Brooklyn und Wiesbaden das "Neue Deutschland", die führende Zeitung der deutschen Kommunisten, deutlicher lesen, Ambitionen weithin leuchtender Märtyrerkronen sind vergeblich (H.Hauser, ND 14. 2. 74, S. 5)

Der Endzeitfehlschlag mit 1975 zeigt nur einmal mehr, wie die WT-eigenen Erklärungen des Weltgeschehens nichts als Strangulierung der Wirklichkeit sind. Immer mehr Brüdern und Schwestern, wir wollen sie aus Diskretion nicht mit Namen nennen, da die WTG dann ihren Rufmord inszeniert, wird bewußt, daß gar nichts anderes übrig bleibt, als den asozialen WT-Antikommunismus zurückzuweisen. Sie sehen darin durchaus keinen Akt der Feindschaft gegen Gott, der den Menschen als soziales Wesen geschaffen hat, so daß er allenthalben für Arbeit und Brot sorgen muß, d. h. die soziale Verantwortung hierfür in Stadt und Land, Staat und Nation übernehmen muß. Sie "sympathisieren" in diesem Sinne längst mit den Kommunisten, die in den sozialistischen Ländern dafür die Hauptverantwortung tragen. Sie lehnen es ab, die antikommunistischen WT-Feindbilder von Haus zu Haus zu tragen, sie wollen keine Antikommunisten sein oder gar ihre Kinder in solcher Politik erziehen. Sie arbeiten in sozialistischen Betrieben und sind auf diese Weise selbst am Aufbau von Sozialismus bzw. Kommunismus beteiligt. Sie haben durch die sozialistische oder kommunistische soziale Ordnung Arbeit, Brot, soziale Sicherheit und Fürsorge bis ins hohe Alter hinein. Je mehr ihnen dies bewußt wird, desto befremdender wirkt ihnen die WTG mit ihrer politischen Ideologie des Antikommunismus in der Verkündigung. Sie erkennen, daß die Worte der Schrift, "zu jedem guten Werk der obrigkeitlichen Gewalten bereit zu sein" (Titus 3:1) jetzt hier auch für die zeitgemäße sozialistische oder kommunistische "menschliche Ordnung um des Herrn willen" gelten (l. Petr. 2:13). Die WTG wird in ihrer antikommunistischen Ideologie für sie immer unmöglicher. Der Endzeitfehlschlag mit l975 wird sie noch mehr aus ihrer Zurückhaltung, die die WTG einfach als Zustimmung zu ihrer Politik vereinnahmt, hervortreten lassen.

Eine Andeutung zur jetzigen WT-Deutung von Offenbarung 17 mit der "großen Hure" oder "Prostituierten". Wir warnen davor, der WTG hier weiter in diesem Glaubenshaß gegen anderen christliche Kirchen und Gemeinschaften zu folgen. Die Sache ist haltlos. Man mache sich nur die Mühe, die bisherigen WT-Deutungen in den Büchern "Schriftstudien" VII von 1917, "Licht" II von 1930 und "Babylon . . ." von 1965 zu prüfen und zu vergleichen, Auslegungen über eine "Endzeit" von 1799 bis jetzt, fast 200 Jahre, von Papsttum über Christenheit bis Islam, Hinduismus, Buddhismus und Kommunismus als "falsche rote Religion" (Buch "Was hat die Religion . . ." 1953). Im WT vom 1. 2. 69 dt. über "falsche Religion" wird daran jedoch auch schon wieder gedreht. Mit ihren Offenbarungsdeutungen klittern in Brooklyn einige Dilettanten biblisch aufgemachte Geschichtsbilder und Äußerungen zum Weltgeschehen zusammen, die in Wirklichkeit keiner exakten und sachlichen Überprüfung standhalten und durch die reale Entwicklung schon mehrfach über den Haufen geworfen wurden. Mögen die Väter in den Versammlungen sich hüten, ihren Kindern für den Geschichtsunterricht in der Schule mit solchen Haltlosigkeiten das Erkenntnisvermögen zu verkorksen, sie in der Schule religiös-politisch lächerlich zu machen.

Wenn die WTG weiter von einer Vernichtung der Kirchen durch die "kommunistischen Nationen" fabuliert, so ist hier auch eher der Wunsch der Vater des Gedankens, oder es stehen bestimmte Inspiratoren im Hintergrund. Denn die kommunistische Weltbewegung hat nicht auf Vernichtung aller Kirchen und Christen orientiert, sondern auf weltweites Bündnis mit ihnen, im Interesse der allgemeinen sozialen menschlichen Verantwortung (Weltkonferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien 1969 in Moskau, Hauptdokument). So hält die WTG auch hier einen Schein aufrecht, der jeder Realität entbehrt. Es wird für alle nötig werden, sich hier des Stückwerks aller Erkenntnis bewußt zu werden (1. Kor. 13:9) und aufzuhören, perfekte Offenbarungsdeutungen liefern zu wollen, ohne Widerspruch zu dulden oder gelten zu lassen.

Warum versucht die WTG aber gegen alle Entwicklung und Realität gestemmt, unter dem Thema Katholiken und Kommunisten" diesmal, weiter, die politische Ideologie des Antikommunismus unter den Christen zu verbreiten, antikommunistischen psychologischen Krieg anstatt Frieden zu stiften, sich friedfertig zu verhalten, wie es die Schrift gebietet? (Titus 3:1,2) Da die Schrift hier mißachtet wird, muß etwas anderes dahinterstehen.

Wenn die WTG wie hier wieder dargestellt und bewiesen, öffentlich antikommunistisch vorgeht im Rahmen ihrer politischen Nachrichtentätigkeit insbesondere, dann ist das in diesem Fall unverhohlener psychologischer Krieg gegen alle Katholiken, die den Kommunistenhaß nicht mehr mitmachen wollen, ein psychologischer Krieg für weitere Feindschaft gegen die "kommunistischen Nationen", also schlicht und einfach Völkerhaß. In der führenden BRD-Zeitschrift "Außenpolitik", 11/62, Stuttgart, ist offen proklamiert worden, daß es in der westlichen Außen- und Koexistenzpolitik gegenüber den sozialistischen Ländern u. a. auch darauf ankommt, " unter Ausnutzung religiöser Überlieferungen" die "Indifferenz zu den Zielen der kommunistischen Staatsführung zu fördern", um so ebenfalls "die Voraussetzung für die innere Veränderung und Umwälzung in diesen Staatswesen durch pausenlose den Gegner ermüdende Arbeit zu beschleunigen" (Noch: Einheit 9/68). Hierin allein liegt die tiefere Bedeutung auch der in der WT-Verkündigung "pausenlos" betriebenen "Indifferenz zu den Zielen der kommunistischen Staatsführung" oder feindlichen antikommunistischen Nachrichtenverbreitung unter den Christen. Wenn die WTG also dazu auffordert, "lieber etwas gedruckte Literatur mitzubringen" (V1/74), gemeint ist die WTG-Literatur, dann sind alle, die das tun oder organisieren, auf Grund des Antikommunismus in dieser Literatur auch Werkzeuge jener Kräfte, die in den sozialistischen Ländern solche antikommunistischen Staatsumwälzungcn herbeiführen wollen. Ob die Verkündiger das erkennen oder nicht, sie tun es. Mögen sich alle Verantwortlichen darüber klar werden!

Lehnt darum die antikommunistische politische Nachrichtenverbreitung des WT ab. Kämpft für die Beendigung des politischen Mißbrauchs des Werkes für fremde Interessen. Führt die Versammlungen heraus aus dieser "List" und Untergrundtätigkeit (2. Kor. 4:2 NW) und "gehorcht denen", die darin "unter euch die Führung übernehmen"
F. F.

DIE KONFLIKTLAGE DES WERKES DURCHDENKEN
ÄLTESTEN-BERATUNG
Präsident N. H. Knorr in Südamerika
Die jüngste Weltreise des WTG-Präsidenten N. H. Knorr, Brooklyn, New York, USA, führte in zehn Länder Südamerikas. Hunderttausende Besucher seiner Vorträge werden berichtet. Die Zahl der Täuflinge sei in vielen Ländern dort im Vergleich zum Vorjahr um 50 % höher. (VII/74). Die Aktivierung des Werkes in den Ländern der "dritten Welt", wie sie hier wieder sichtbar wird, erhärtet weiter die Schlußfolgerung, daß die WTG die Zukunft ihres Werkes nach dem Endzeitfehlschlag von 1975 vornehmlich in diesen Ländern sucht, wo sie ein "Neuland" erhofft, dem mit weniger Schwierigkeiten eine weitere "Generation" verkündet werden kann, wenn die alten anglo-amerikanischen und europäischen Organisationsbollwerke infolge der mit 1975 wieder eintretenden Endzeitunglaubwürdigkeit eines Tages nicht mehr zu halten sind.

"Theokratische Kriegslist" ist unchristlich
Der Apostel Paulus gab folgenden Grundsatz für jegliche Evangeliumsverkündigung: "Wir haben uns von den hinterhältigen Dingen losgesagt, deren man sich zu schämen hat, indem wir nicht mit List wandeln, noch das Wort Gottes verfälschen, sondern uns selbst Durch das Kundmachen der Wahrheit jedem menschlichen Gewissen vor Gott empfehlen". 2. Kor. 4:2 NW. Im Widerspruch hierzu versucht die WTG weiter dazu anzuleiten, das Werk hier in sog. "theokratischer Kriegslist"' als religiös-politisches Untergrundwerk durchzuführen. Die Ursache hierfür liegt in der im Rahmen der Endzeitverkündigung vorgenommenen Ausrichtung des Werkes zum politischen Kampf auch gegen die "kommunistischen Nationen". Hierzu ist schriftgemäß unter Hinweis auf 2. Kor. 4:2 NW zu sagen, daß jene "theokratische Kriegslist" eine Kampfmethode war, als Israel unter dem Alten Bund (Alten Testament) sich als politische Nation zu behaupten hatte oder andere Völker und Länder wie z. B. Kanaan militärisch eroberte. Mit Christus hat jedoch der Alte Bund mit seinen Gesetzen und Grundsätzen sein Ende gefunden. Römer 6:14, 10:4. Christen bilden keine derartige politische Nation wie einst Israel, sie leben in der Zerstreuung unter allen Nationen oder Völkern. Die Grundsätze des Alten Bundes mit Bezug auf Kriegsführung sind auch aus diesem Grunde nicht anwendbar. Alle Evangeliumsverkündigung muß also so gestaltet sein, wie es Paulus in 2. Kor. 4:2 fordert. Es gibt keinen Kampfauftrag gegen irgendeine politische Nation mehr. Die verantwortlichen Altesten müssen das Werk somit aus dem Mißbrauch zum Kampf gegen die "kommunistischen Nationen" herausreißen, wenn dieses Werk ein christliches Verkündigungswerk sein soll. Christen haben gegen keinerlei politische Nation zu kämpfen. Die WTG mißbraucht die Aussagen des Alten Testamentes für heutige politische Zwecke, Aussagen, die für Christen nicht gelten, die Christus mit seinem Tod am Holz außer Kraft gesetzt hat.

Wie die Jugendlichen abgestoßen werden
Es wird aus einer Berliner Versammlung berichtet. Es geht um eine Tonband-Dia-Belehrung. wie sie "von der Mutter" allein "zur Verfügung gestellt werden". "Mutter" ist hier nicht nur ein "Kriegslist"-Deckname für "Organisation" oder Anleitung aus Wiesbaden, es ist auch symbolhaft für die Gängele,. für die Kindergartenmethoden, mit denen die Versammlungen immer noch in Unmündigkeit gehalten werden. Es wird also berichtet, wie ein Komitee in zwei Wochen schon den dritten Fall von "Unsittlichkei"' behandeln muß. Vorgeladen sind Ilse und Heinz. Ilse ist reumütig gekommen. Sie schildert dem Komitee auf Befragen bis in die intimen Einzelheiten, wieweit sie mit Heinz gegangen ist. Aber Hurerei habe sie nicht begangen, wehrt sie sich. Ja, sie sind beide verliebt, aber sie seien doch erwachsen. Dennoch, sie bereut vor dem Komitee und verspricht, sich in Zukunft zurückzuhalten. Heinz ist gar nicht erst gekommen. Er läßt dem Komitee mitteilen, was wollt ihr von mir, ich habe keine Hurerei begangen, im übrigen ist in der Bibel Küssen und Zärtlichkeit unter Verliebten nicht verboten. Er fühle sich moralisch nicht schuldig und verwerflich. Beschluß des Komitees: Ilse ist reuig, sie kann in der Versammlung bleiben. Heinz zeigt keine Reue, er wird ausgeschlossen. Diese WTG-Tonband-Dia-Belehrung spricht sich herum. Empörung macht sich unter den wenigen jüngeren Brüdern und Schwestern breit. So eine Überspitzung! Solches Herumwühlen in anderer Intimitäten! Wie sie das bloß alles ausgeschnüffe!t haben. Eher ein Geist der Inquisition als ein Geist Gottes! Gut, wenn sie nicht aufhören, über das hinauszugehen, was allein geschrieben steht (1. Kor. 4:6), dann müssen sie eben erleben, wie der Geist ihrer schon krankhaft sektiererischen Überspitzungen und Verkrampfungen die Jugendlichen davontreibt.

Keinen Urlaub und keine Beurlaubung
"…äußerst anstrengen. Die Sommermonate werden davon nicht ausgenommen sein. Die Menschen des alten Systems werden natürlich jetzt von ihren Urlaubsplänen sprechen und interessante Reisen unternehmen wollen. Doch wir wissen, daß wir im neuen System weit interessantere schönere Dinge sehen werden … In unserer Gottesanbetung gibt es keinen Urlaub und auch keine Beurlaubung, das haben wir gut verstanden". (V1/74) - Das haben alle "gut verstanden?" Es ist die penetrante Art der WT-Bevormundung. Für die Leitung gibt es sehr wohl jährliche "Bethelferien". Dann fahren sie in schönste Gegenden. einsame Almen, Hochwald. Strand, um sich zu erholen und Urlaub zu machen, ohne treppauf und treppab zu laufen, bepackt mit Büchern und Zeitschriften, ohne den Streß täglichen äußerster Anstrengungen. Allein die einfachen Verkündiger sollen keinen Urlaub machen. Für sie wird bis ins Detail ausgedacht, wie jeder einzelne Ferien- oder Urlaubstag "ausgekauft" werden kann und soll. Es könnte von WTG-Mitarbeitern in der BRD berichtet werden, die jährlich in den Süden noch Italien reisen, wo sie nicht einmal die Sprache der Menschen verstehen, geschweige denn, sich "äußerst anstrengen"! Sie fahren in Luxusgegenden wie Mallorca, Gaida-See und ruhen sich in den Hochalpen aus. Wie sind da die Gebete einzuschätzen, die sie in Wiesbaden zum Himmel emporsenden, damit Jehova die von den Verkündigern geforderten "Anstrengungen während der heißen Sommertage sehr segnen möge"?

Verschärfte Kontrolle und Zensur
Mit VII/74 weist das WTG-Ostbüro in Wiesbaden an, für das "Wandeln in List" die Kontrolle und Zensur rigoros zu verschärfen. Der Ton dieser Weisungen ist förmlich ungehalten wie der einer aufgebrachten Mutter gegenüber ihren ungezogenen Kindern. Nichts gegen das Recht einer Mutter, aber die Versammlungen, Brüder und Schwestern, sind keine unmündigen Kinder. "Keinerlei private Aufzeichnungen von Kongressen und Tonbänder"', es habe "niemand einen Auftrag, etwas privat Beschafftes mit hereinzubringen", d. h. in die DDR zu schmuggeln oder zu schleusen. Es durften beim "Zusammenkommen" nur "die Dinge angeboten werden, die Mutter für die Kinder vorgesehen hat"', d. h. nur Materialien, die auf den von der WTG kontrollierten Untergrundwegen hereingeschmuggelt wurden. Das betrifft auch "Tonbänder mit Dramen oder Dia-Vorträge". Es dürfen auch keine "Brüder des Bethels oder Kreis- und Bezirksaufseher zitiert" werden. Was die WTG nicht selbst "als offizielle Nachrichten" bekanntgibt, soll als "private Meinung" oder "Gerücht" abgewiesen werden. "Tonbänder, die man privat erhält, können auch unzuverlässige Sensationen enthalten". Mit dieser verschärften Kontrolle und Zensur will eine WTG vor allem alles das ausmerzen. was über die seit 1967 betriebene 1975-Verkündigung im Umlauf ist. U. a. zahlreiche Originaltonbandaufzeichnungen von Reden des ehem. Zweigdieners Konrad Franke u. a. über die Unumstößlichkeit des Weltendes 1975. Oder solche Originalaufzeichnungen von Kongreßreden, wie 1973 von den Bethelmitarbeitern A. Letonja und R. Lengtat, die die Strategie und Taktik- der WTG erwähnt hatten, durch "fortschreitende wesentliche Änderungen" dem Werk nach dem Fehlschlag von 1975 noch und noch einen ganz anderen Charakter zu geben. Wir müssen das alles im Zusammenhang sehen mit der Streichung des Grundsatzes "von Jehova gelehrt" seit April 1974 im WT.
CVN

VERZEICHNIS UNECHTER SCHRIFTSTELLEN IN DEN
CHRISTLICHEN GRIECHISCHEN SCHRIFTEN (Neues Testament)
- Auf Grund von Prof. Tischendorfs Aufzeichnungen noch der Lesart der zwei ältesten griechischen Manuskripte: Siniaitikus und Vatikanus 1209. Veröffentlicht in: Leitfaden und Unterrichtsmittel mit Studienregister. Von der Wachtturm-.Bibel- und Traktatgesellschaft Magdeburg, Brooklyn, Bern 1925. Eingesandt von unserem Mitarbeiter J. B., 1974.-

Im Hinblick auf die vor allen stehende Aufgabe, sich noch dem Fehlschlag von 1975 (Jahrestext 1974) früher oder später gründlich neu zu orientieren, ist es sehr gut, die als unecht festgestellten Texte des Neuen Testamentes zur Verfügung zu haben. Dieses Verzeichnis kann jeder in seine Bibel einlegen, oder er kann in seiner eigenen Bibel die entsprechenden Texte noch diesem Verzeichnis kennzeichnen. Es handelt sich nach den angegebenen Quellen und Veröffentlichungen um folgende Texte:

Matth.5:22 ohne Grund
Matth 6:13 denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen Matth. 6:25 und was ihr trinken
Matth. 16:2 wenn es Abend geworden ist … (bis Versende)
Matth. 16:3 (der ganze Vers)
Matth. 17:11 zuerst
Matth. 17:21 und Fasten
Matth. 18:12 auf den Bergen
Matth. 20:7 und was irgend recht ist, werdet ihr empfangen
Matth. 22:13 nehmet ihn
Matth. 23:35 des Sohnes Barachias
Matth. 24:10 und einander hassen
Matth. 25:6 kommt (nach Luther)
Matth. 27:52 und die Grüfte taten sich auf
Matth. 27:53 und gingen
Mark. 4:37 so daß sich schon füllte
Mark. 6:51 über die Maßen bei sich selbst und verwunderten sich
Mark. 7:8 denn … Waschungen der Krüge und Becher und vieles andere dergleichen ähnliche tut ihr
Mark. 7:14 mich alle
Mark. 9:24 mit Tränen
Mark. 9:29 mit Fasten
Mark. 9:44 (der ganze Vers)
Mark. 9:45 in das unauslöschliche Feuer
Mark. 9:46 (der ganze Vers)
Mark. 9:47 des Feuers
Mark. 9:49 und jedes Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden
Mark. 10:24 daß die, welche auf Götter vertrauen
Mark. 10:30 Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mit Verfolgungen
Mark. 14:30 zweimal
Mark. 14:68 und der Hahn krähte
Mark. 14:72 zum zweitenmal … zweimal
Mark. 16: 9-20 (sämtliche Verse)
Luk. 2:40 im Geist (nach Luther)
Luk. 8:45 und du sagst: Wer es ist, der mich angerührt hat
Luk. 16:16 und jedermann dringt mit Gewalt hinein
Luk. 17:12 welche von ferne standen
Luk. 18:11 bei sich selbst
Luk. 22:43 (der ganze Vers)
Luk. 22:68 nach loslassen
Luk. 23:5 indem er lehrt
Luk. 23:34 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun
Luk. 24:42 und von einer Honigscheibe
Joh. 1:25 fragten ihn und
Joh. 3:13 der im Himmel ist
Joh. 4:9 denn die Juden verkehrten nicht mit den Samaritern
Joh. 5:3 die auf die Bewegungen des Wassers warteten
Joh. 5:4 (der ganze Vers)
Joh. 5:25 und ist jetzt
Joh. 7:53 (der ganze Vers)
Joh. 8: 1-11 (sämtliche Verse)
Joh. 8:59 mitten durch sie hinstreifend (nach Luther)
Joh. 16:16 weil ich zum Vater gehe
Joh. 19:23 und den Leibrock
Joh. 21:25 (der ganze Vers)
Apg. 8:37 (der ganze Vers)
Apg. 15:32 und stärkten sie
Apg. 18:21 ich muß durchaus das zukünftige Fest in Jerusalem halten
Röm. 11:6 ist's aber aus Verdienst der Werke, so ist die Gnade nichts, sonst wäre Verdienst nicht Verdienst (Luther)
Röm. 14:6 und welcher nichts darauf hält, der tuts auch dem Herrn (Luther)
1. Kor. 7:5 Fasten und (Luther)
1. Kor. 10:28 die Erde ist des Herrn und was darinnen ist (Luther)
Gal. 3:1 daß ihr der Wahrheit nicht gehorchet (Luther)
Eph. 5:30 von seinem Fleische und von seinen Gebeinen
1. Tim. 6:5 tue dich von solchen (Luther)
2. Tim. 3:3 ohne natürliche Liebe
1. Petr. 2:5 geistliche (vor dem Worte "Schlachtopfer")
1. Petr. 4:14 bei ihnen freilich wird er verlästert, bei euch aber wird er verherrlicht
1. Joh. 5:7, 8 drei sind, die da zeugen im Himmel: der Vater, das Wort und der heilige Geist, und diese drei sind eins (Luther)
1. Joh. 5:13 die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes
Offenb. 5:3 noch unter der Erde
Offenb. 5:13 und unter der Erde
Offenb. 9:4 noch irgendetwas Grünes
Offenb. 9:13 den vier Hörnern des
Offenb. 10:6 und das Meer und was in ihm ist
Offenb. 11:17 und der da kommt (Luther)
Offenb. 14:12 nie sind (Luther)
Offenb. 16:11 von ihren Werken
Offenb. 18:22 irgendwelcher Kunst … und das Geräusch des Mühlsteins wird nie mehr in dir gehört werden
Offenb. 20:5 die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren
Offenb. 21:24 die da selig werden (Luther)
Offenb. 22:3 mehr

Die NW-Übersetzung hat diese unechten Stellen nicht in gebührender Weise berücksichtigt, die Kennzeichnungen als unecht sind nicht eindeutig, so daß sie auch in dieser Frage sehr unzuverlässig ist. -

Wohin in dem 1975-Endzeitfehlschlag?
WEITER IN DER NACHFOLGE JESU AUCH IN DEN FREIEN
VERSAMMLUNGEN UND CHRISTENGEMEINDEN
Es scheint so. als ob der WT alle Brücken hinter denen abgebrochen hat, die in die WTG-Endzeithürde eingesammelt wurden. Als ob sich rund um sie ein drohender Abgrund erhebt, in dem sich jeder zu Tode stürzt, der auch nur ein Bein hinausstellt. Doch das ist nicht so und auch nie so gewesen. Wir erinnern an das Eingeständnis, daß allein seit 1947 ca. 300 000 die WTG wieder verlassen haben, ohne ungläubig geworden zu sein. Vielmehr sind sie "immer eingeladen, in den Königreichssaal der Zeugen Jehovas zu kommen". (Jahrbuch 1974, S. 254f) Die WTG weiß, daß es bei ihr vielen Grund zu Anstoß und Abkehr gab und gibt, wenn das auch nicht zugegeben wird.

Markante Auszugssignale waren z. B. die vielen falschen Endzeit- und Harmagedon-Daten von 1799 über 1874, 1914, 1925, 1939/45, 1972 bis 1975, die Vernichtungskämpfe gegen das Ältestenamt in den dreißiger Jahren, die Entmündigung der Versammlungen in Bibelforschung und echter Prüfung der WTG-Lehren, die Widersprüche und Entstellungen in politischer Hinsicht gegen die "Obrigkeit von Gott" seit 1929 (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 124f). Nur zögernd hat die WTG einiges davon wieder korrigiert, z. B. ist sie 1962/63 wieder, wenn auch nur formal, zum Obrigkeitsverständnis in der Zeit Br. Russells zurückgekehrt (WT Nr. 1-3, 1963 dt.). Ungefähr 30 Jahre lang wurden in dieser Frage alle, die diese falsche Politik gegen die "Obrigkeit von Gott" nicht mitmachten, als "böse Knechte" geschlagen und aus den Versammlungen vertrieben. Und wieviele von ihnen sind in diesen Jahren mit unauslöschlichem Kummer ins Grab gesunken, beschimpft als solche, die "dem Worte Gottes und seinem Volke Gewalt antun, Gottes Volk versprengen und es den tierischen Regierungen der Organisation Satans zur Speise machen". (Rechtfertigung II/1932, S. 232) Das Urteil der WTG, sich selbst als "Treuen und klugen Knecht" darstellend, lautete über diese in Wirklichkeit völlig schriftgemäß handelnden Brüder und Schwestern:

"Sie wurden zum Königreich berufen, wurden Anwärter auf einen Platz im Königreich und hatten die Gelegenheit, ewige Träger der himmlischen Krone zu werden. Sie erklärten, Glieder des Leibes Christi und daher die Braut oder Königin zu sein. Aber anstatt gehorsam zu sein, bestanden sie auf dem persönlichen Recht, nach ihrer Weise frei und unbehindert zu wandeln. Sie weigerten sich, sich der Ordnung zu fügen und das Hochzeitskleid anzuziehen. Sie es ab, das Werk des Herrn auf die von ihm bestimmte Weise zu tun, und sie bestanden darauf, es auf ihre eigene Weise zu betreiben. Sie folgten der Berufung zum Königreich, aber aus einem eigennützigen Beweggrunde.

Sie weigerten sich, der "Obrigkeit" in Gottes Organisation untertänig zu sein, indem sie sogar daran festhielten, daß sich die betreffende Schriftstelle auf die irdischen Regenten bezöge (Römer 13:1, Offenbarung 19:9). Weil sie nicht festgehalten hatten, was sie besaßen, wurde ihnen die Krone fortgenomrnen." (WTG-Buch "Bewahrung", S. 31, 1932 dt. Brooklyn)

Könnt ihr ermessen, was das bedeutete? Überrestglieder, die völlig schriftgemäß handelten, wurden von einer obrigkeitspolitisch die Schrift vergewaltigenden WTG-Führung völlig unschuldig vor Gott "der Krone des Lebens" beraubt und hinweggestoßen! Und die WTG hat bis heute diesen Brüdern und Schwestern und ihren Gemeinden gegenüber keinerlei Reue gezeigt. (Eine bemerkenswerte Gesamtdarstellung dieser Vorgänge in: ""Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft", Urania-Verlag 1970) Die Einladung an die 300 000 seit 1947 enthält nicht das mindeste Schuldgeständnis, im Gegenteil! So gibt es noch keinen gemeinsamen Weg wieder. Ja, die WTG-Aufseher werden nach wie vor angewiesen, die zu Unrecht Verstoßenen weiter als "böse Knechte" zu betrachten und zu behandeln, die nicht einmal zu grüßen seien. Zu diesen Verstoßenen und heute Verachteten gehört die Mehrheit aller verantwortlichen Brüder, die einst den deutschen Zweig unter großen persönlichen Opfern aufbauten, u. a. die Brüder Cuno, von Tornow, Lauper, Buchholz, Binkele. Balzereit, Dollinger, Decker, Coordes und andere. Bis heute werden die von ihnen unter den ungerechten Bannflüchen der WTG notwendigerweise gegründeten freien Versammlungen oder Gemeinden weiter diskriminiert.

Und wieder haben wir eine Zeit der Sichtung der WTG-Organisation vor uns, wenn der WTG-Endzeitfehlschlag von 1975 seine Kreise zieht. Wieder werden mit Sicherheit viele die WTG-Hürde verlassen. Wir werden damit in eine Zeit gewaltiger Umorientierung eintreten, was die Endzeitvorstellungen überhaupt betrifft. Kritische Brüder in den USA wagen sogar von Hunderttausenden zu sprechen, die schon "auf dem Zaun" der WTG-Hürde sitzen. Denn die WTG hat mit den Termin 1975 die letzte bisher geglaubte "Generation" seit 1914 überschritten. Es ist vollkommen offen und ungewiß, wie sie sich in Zukunft endzeitlich glaubhaft machen wird. Natürlich wird sie die "Bilder" vorsichtig verschieben, damit so wenig wie möglich stutzig werden. Dessen ungeachtet kommt der Tag, da die irdische Fehlorientierung mit 1975 in voller Größe und Tragweite sichtbar sein wird. Es kann nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden, was alle tun werden, die das erkennen, wohin sie gehen werden, wenn endgültig offenbart ist, daß es keine Endzeit im WT-Sinne gibt.

Ein Weg jedoch, in der Nachfolge Jesu mit vertrauten Brüdern und Schwestern weiterzugehen, besteht darin, sich den freien Christengemeinden anzuschließen, die von denen gegründet wurden, die von der WTG zu Unrecht "der Krone des Lebens" beraubt wurden. Wir haben solche Gemeinden und Geschwisterkreise u. a. in Dresden, Leipzig, Magdeburg, Halle, Meißen, Falkensee, Lützschena, Freiberg, Altenburg, Karl-Marx-Stadt, Burkhardsdorf und vielen anderen Orten. Viele kennen in diesen und anderen Orten die freien Brüder und Schwestern. Sicherlich immer noch durch die "Böse-Knecht"-Brille der WTG. Doch diese sollte nun abgesetzt werden.

Allerdings wissen wir, daß seinerzeit viel persönliche Feindschaft gestiftet wurde und bittere Worte und Vorwürfe im Raume stehen. Die WTG möchte, daß das so bleibt, um diese Wege weiter versperrt zu halten. Wer aber wirklich in jener christlichen Liebe steht, wie sie in 1. Kor. 13 dargestellt ist, kann das überwinden. Ja, was in dieser Hinsicht vor allen steht, ist ein ernste Erprobung dieser Liebe überhaupt, wo wohl eher als unter denen, die sich einst die Nächsten im Glauben waren? Niemand sollte da auf den anderen warten. Alte und frühere Verbindungen sollten wieder geknüpft und entwickelt werden. Man sollte sich wieder freundlich grüßen und begegnen. So können sich viele Wege öffnen, die "Sünden zudecken" und einander wieder anzunehmen, wie die Schrift es gebietet, nämlich dessen eingedenk zu sein, daß all unser Erkennen nur Stückwerk ist. 1. Kor. 13:9. Anstelle aller nervenaufreibenden "Kriegslist"-Atmosphäre kann so ein neues Wachstum in Erkenntnis und gegenseitigem Verstehen beginnen, in freier Versammlung, Zusammenkunft und Gemeinschaft.

Dabei sollte jedoch immer weiter ein brüderliches Bemühen um die anderen obwalten, eben weil immer nur stückweise erkannt wird, oft über lange Umwege, von vielen Äußerlichkeiten zeitweilig verdeckt. Wir sollten auch sehr duldsam bleiben, wenn dieser und jener scheinbar "bleibt". Wir wissen aus der Vergangenheit, wie gar mancher Bruder, manche Schwester, die Aufgabe da erkannten, wo sie standen, um verändertem Führen, Leiten, Lehren und Verhalten zum Durchbruch zu verhelfen, "allen alles zu sein", um das Möglichste zu tun, wie Paulus sagt (l. Kor. 9:19-23). Wir müssen immer bedenken, wir geraten in die größte Umbruchszeit, die es je gegeben hat, es ist nichts Geringeres als der tatsächliche Zusammenbruch der gesamten irdischen WTEndzeitorientierung. Denn "diese Generation" seit 1914 wird überschritten.

Dies ist auch ein für allemal das Ende jeden Anspruchs, "allein in der Wahrheit" zu sein, die einzig richtige Form der Gottesanbetung zu vertreten. Jeder muß sich nach und nach zu der Erkenntnis und Einsicht durchringen, daß auch in anderen Formen aufrichtige Gottesanbetung und ehrliche Nachfolge Jesu geschieht, wie unvollkommen und fehlerhaft das in unseren Augen auch sein mag. Der Herr schaut auf das. Herz und die Beweggründe, nicht auf die Form. Die Worte Jesu an die Jünger in Markus 9:38-40 lehren, daß es Gruppen oder Gemeinschaften gibt, die Christus anders nachziehen oder nachfolgen, im Namen Jesu handelnd. Und Jesus verwarf sie nicht: "Wer nicht wider uns ist, ist für uns"! - sagte er vielmehr. Wie schwer fällt es, das wirklich im konkreten Fall gelten zu lassen! Wie die Tatsachen zeigen, gibt es auch in solchen anderen christlichen Kreisen herzliche Gemeinschaft und gegenseitige Hilfe. Gar mancher mag noch dem WTG-Bankrott mit 1975 seinen Weg auf diese Weise fortsetzen. "bis das Vollkommene gekommen sein wird". 1. Kor. 13:10. Es besteht jedoch der Eindruck, daß gerade in dieser Frage auf allen Seiten noch zu viel verschüttet ist. Es hilft aber nichts, Jesus hat den Jüngern auch dies gelehrt, das wirkliche Leben zeigt es uns entsprechend.

Indeß ist jeder in den freien christlichen Gemeinden herzlich willkommen. Dieses versichern alle ihren Angehörigen und Ältesten. Sie würden sich alle freuen, wieder gemeinsam die alten vertrauten Lieder zu singen, und sich gemeinsam in jenem Glauben, in jener Hoffnung und in jener Liebe aufzuerbauen, die uns ein für allemal überliefert sind.
P.

DIE WTG UND IHR 1975-ENDE IN EVANGELISCHER SICHT
von Friedrich-Wilhelm Haack, BRD
Ob die Welt untergeht oder nicht, ist für viele keine sonderlich aufregende Frage. Man plagt sich mit den täglich anfallenden Sorgen sowieso genügend. Die "Evangeliumsverkünder" der Zeugen Jehovas merken an den Haustüren oft genug, daß sie zu diesen alltäglichen Plagen gerechnet werden. Ihre Botschaft vom demnächst stattfindenden Ende kauft nur allzu selten jemand ab. Meist reicht der hingehaltene Wachtturm, um die Tür zufallen zu lassen. Draußen vor der Haustür wird sich der abgewiesene Wachtturm-Missionar dann eine kurze Notiz auf seinem "Haus-zu-Haus"-Zettel machen und in sein kleines Büchlein eintragen: "Will nichts von J. Z. wissen". Vielleicht schiebt er dann noch einen älteren Wachtturm in den Briefkasten. Bezahlt hat er ihn in der Versammlung sowieso und auf diese Weise kann er wenigstens eine verteilte Schrift mehr in seinen Wochenbericht eintragen. Bei zu wenig Aktivität wird der Versammlungsdiener oder sonst jemand aus der Leitung ungehalten.

Sektenmissionare haben es schwer. Sie gehen von Haus zu Haus und haben nur äußerst geringe Erfolge, Mancher tröstet sich mit dem Gedanken: "Ich habe wenigstens meine Pflicht erfüllt". Daß das Ende unausweichlich nahe herbeigekommen ist, gehört zu den Lehren fast aller Sekten der Neuzeit. Zeugen Jehovas, Neuapostolische und Pfingstler, Zeltprediger und Jesus-People-Missionare treten mit dieser Botschaft auf. Sie empfangen von ihr sogar die Beauftragung für ihren Dienst. Häufig werden ihnen fehlgeschlagene Endzeitprognosen vorgehalten. In der Tat dürfte kaum ein Jahr in der Menschheitsgeschichte vergangen sein, für das nicht irgendwo das "Ende der Welt" vorausgesagt worden wäre. Jubiläen, wie das Jahr 1000, das Jahr 1500 und die Wende zum dritten Jahrtausend lassen die Zahl der Endprophezeiungen erheblich anschwellen. Die spektakulärste und folgenschwerste Endzeitverkündigung der Neuzeit dürfte die für das Jahr 1844 gewesen sein. Zehntausende hatten sich in Amerika auf Weltende und Wiederkunft Christi eingestellt. Als der Stichtag 21. März .1841 ohne das erhoffte Ereignis vorüberging, vertröstete, sich um ein halbes Jahr, eingedenk des biblischen Wortes: "Der Bräutigam verzog bis Mitternacht".

Wir sind nur noch wenige Tage von diesem Ereignis entfernt. 0 schrecklicher Augenblick für diejenigen, die unvorbereitet sind - aber ein herrlicher für die, die bereitet sind", hieß es noch am 3. Oktober 1844 in einer Zeitung. Es wurde ein schrecklicher Tag für die, die gewartet hatten. Spott und Verachtung ergossen sich über sie. Ein Chronist berichtet danach: "Sie hatten sich beraten und gebetet mit ihren Verwandten, hatten Abschied genommen von denjenigen, die Gott noch nicht ihr Herz gegeben hatten. Sie hatten sich von allem Irdischen verabschiedet mit einer Feierlichkeit, die nur derjenige empfindet, der im Begriff steht. dem Richter des Weltalls gegenüberzutreten. So vorbereitet versammelten sie sich in beinahe atemloser Stille in ihren Gebetshäusern voller Erwartung, jeden Augenblick die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes zu hören und den Himmel erleuchtet zu sehen von der Herrlichkeit ihres kommenden Königs".

Es ist eine Szene, wie sie vergleichbar wohl kaum zu finden ist. Vielleicht warten Kinder so auf ihre Mutter, die lange fortgewesen war. "Langsam verstrichen die Stunden, und als endlich die Sonne am westlichen Horizont sank, da war der zehnte Tag des siebenten Monats (dieses Wartens) zu Ende. Die Schatten der Nacht breiteten sich wie ein Leichentuch über die Welt und mit ihnen drang ein Schmerz in die Herzen der Adventgläubigen".

Das Debakel von 1844 hat trotzdem kein Ende der Endzeitberechnungen gebracht. Russell, der Gründer der Zeugen Jehovas, erklärte 1844 einfach zur Fehlberechnung. Er gibt andere Termine an. Zuerst hatte er sich einer Gruppe verschrieben, die Endzeittermine für 1873. 1874 und wohl auch 1876 angesetzt hatte. Russell übernimmt das Jahr 1874 und setzt die Wiederkunft Christi als "unsichtbar geschehen" voraus. Ein Trick, der auch mit dem Jahre 1844 nachträglich probiert worden war. Schließlich legte er sich auf 1914 als endgültigen Termin fest, verschiebt ihn aber noch einmal. Sein Nachfolger Rutherford probiert es mit 1921, 1925 und 1980. Der dritte Präsident der Zeugen Jehovas wird dann 1975 als Endzeitdatum ankündigen.

Heute ist man bei den Zeugen Jehovas sicher: "1975 wird etwas geschehen". Auch wenn die oberste Leitung der Sekte im Moment sehr zurückhaltend mit genauen Berechnungen ist, lebt dieser Termin doch im Glauben der Wachtturmverkündiger, die mit ihren Zeitschriften Tag für Tag von Haus zu Haus gehen. Ohne diese Erwartung würden sie den schweren und häufig enttäuschenden Dienst gar nicht aushalten.

Kirchenchristen wundern sich oft, wenn andere ihre Glaubenshoffnungen so verzweifelt an ein Endzeitdatum binden können. Jahrzehntelang hatte man bei den Neuapostolischen die Wiederkunft Christi zu Lebzeiten des letzten Stammapostels J. G. Bischoff vorausgesagt. Als er 1960 starb, gab es zwar kurze Zeit Unruhe unter den Gläubigen, bald jedoch vertraute man auf den neuen Stammapostel, daß er die Herde "ins gelobte Land führen werde".

Die Bibel verwehrt den Glauben an einen bestimmten Termin der Wiederkunft. Jesus Christus selbst weist einmal seine Jünger zurück: ."Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde". Der Christ soll so leben, daß er ständig mit der Wiederkunft Christi rechnet, aber auch die Verantwortung für dieses Leben dabei nicht aufgibt. Eine schöne, wenn auch erfundene Geschichte berichtet, Martin Luther habe einmal gesagt: "Und wenn ich wüßte, daß morgen die Weit untergeht, so würde ich doch heute noch ein Bäumchen pflanzen". Genauso versteht sich die christliche Endzeiterwartung. Den Verkündigern von "demnächst, ganz bald, in absehbarer Zeit" kommenden Endzeiten dürfen wir einfach diese Haltung entgegensetzen. Ihre Berechnungen sind gut gemeint, aber vergeblich. - (Aus: Weg und Wahrheit, 27. 1. 1974, Frankfurt/M.)

Es gehört zur vielseitigen Widerspiegelung der gegenwärtigen Konfliktlage der WTG und Zeugen Jehovas, in CV auch die evangelische Sicht zur Sache zu unterbreiten. Muß die 1844-Schilderung nicht sehr nachdenklich stimmen, was 1975 betrifft? Vielleicht wäre jedoch dem Verstehen besser gedient, wenn "das Elend des Sektenbegriffes" beachtet worden wäre, wie es z. B. in den Nachrichten und Kommentaren Nr. 16 vom April 1973 des Konfessionskundlichen Arbeits- und Forschungswerkes in der DDR, Dr. Reinhold Pietz. Berlin, empfohlen wird. - CV

MITTEILUNGEN
Zusammenkunft CV/DDR - Swit/Polen
Im Juni 1974 fand eine Zusammenkunft statt zwischen der CV-Leitung und der Leitung von SWIT, einer Gemeinschaft der freien Bibelforscher in Polen. Die Gespräche dienten dem gegenseitigem Kennenlernen in Fragen der Organisation und des Glaubens, in Unterschied und Gemeinsamkeit und der Erörterung von Fragen, die sich aus dem Fehlschlag mit der 1975-Endzeitverkündigung der WTG für Jehovas Zeugen und alle diejenigen ergeben, die berufen sind, "ein Wort zur rechten Zeit" zu sagen. Spr. 15:23.

Zusammenkünfte freier Christengemeinden
Freie Christengemeinde 806 Dresden, Robert-Blum-Straße 6, (Adventgemeinde), Sonntags, Mai-Sept. 9.00-10.30 Uhr, Okt.-April 14.30-16.00 Uhr
Freie Christengemeinde 705 Leipzig, Witzgallstraße 10, (Jugendzimmer St. Laurentiuskirche), Sonnabends, 14.00-16.00 Uhr
Freie Christengemeinde Karl-Marx-Stadt, Gießerstraße 36, (Jugendzimmer St. Josephskirche), Sonnabends, 13.30-15.30 Uhr
"Wie schön und lieblich ist's, wenn Brüder in Eintracht beisammen sind". Ps. 133:1. Jehovas Zeugen sind herzlich willkommen.

Wenn das alles so ist, wie dann weiter?
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Wenn der "Feigenbaum" nun nicht "blüht" (Jahrestext 1974), und sich die Endzeithoffnung des WT wieder als Fehlschlag erweist, was dann? Wie weiter?
Zunächst beginnt ein unvermeidlicher Umdenkungsprozeß, wenn man ehrlich und aufrichtig vor sich selbst bleiben will, abgesehen von aller anderen Verantwortung. Weg von aller Intoleranz, Unduldsamkeit und Rechthaberei, allein "in der Wahrheit" zu sein. Natürlich kann man nicht in bloßer Verneinung, Antihaltung, Nichtzustimmung oder Gegnerschaft zu dem leben, was haltlos ist. Doch dieses Nein zu bestimmten WT-Lehren ist jetzt unvermeidlich, wenn es weiter ein annehmbares christliches Ja geben soll. Die WTG hat uns mit ihrer Endzeitfehlorientierung inmitten dieser sozialen Umbruchszeit in religiöser und politischer Hinsicht diese Entscheidung aufgezwungen. So kann niemand davor bewahrt bleiben, den Tatsachen früher oder später ins Auge zu schauen. Je eher, desto besser. Es hilft nicht, die Dinge vor sich herzuschieben.

Was gibt es für Alternativen? Wir müssen grundsätzlich davon ausgehen. daß der schriftgemäße Maßstab vor allem auf Herz und Beweggründe ausgerichtet ist, nicht auf äußere Formen. Das heißt, wir müssen lernen, grundsätzlich auch andere Formen der Anbetung des einen Gottes und der Nachfolge des einen Christus gelten zu lassen, wenn es in Aufrichtigkeit geschieht, was für ein unvollkommenes und somit fehlerhaftes Stückwerk dies in unseren Augen zunächst auch sei. Denn Gott will nicht, "daß alle Arten von Menschen", sondern daß alle Menschen gerettet werden. 1. Tim. 2:4. Lies den Nachweis dieser WTG-NW-Textverfälschung und seiner Konsequenzen nach "The Kingdom Interlinear Translation of the Greek Scriptures" in der nächsten CV-Ausgabe! Allen Aufrichtigen ist Gelingen verheißen. Spr. 2:7 Wer wollte da auch nur abschwächen? Der laufend fehlschlagende WT-Endzeitlehren-Maßstab kann nirgends angelegt werden, wo in anderer Form aufrichtige Nachfolge und Anbetung geschieht.

So ergeben sich auf Grund WT-Endzeithaltlosigkeiten folgende erste Möglichkeiten und Aufgaben, einerseits vor allem für die verantwortlichen Ältesten aller Ebenen, wie andererseits als Weg und Ausweg, bis einmal "das Vollkommene erschienen ist", 1. Kor. 13:10.

In den Versammlungen sind alle Verantwortlichen und Ältesten schriftgemäß ermächtigt, furchtlos und entschlossen die Initiative zu ergreifen, um die Veränderungen durchzusetzen, die jetzt religiös und anderweitig erforderlich sind, wenn sich der WT-Endzeitfehlschlag mit 1975 auszuwirken beginnt. Es muß hier in voller schriftgemäßer Mündigkeit und Urteilskraft gehandelt werden, wie es in 1. Kor. 13:11 und 14:20 geboten ist. Das heißt, die Bevormundung durch die "Mutter" ist schriftwidrig, besonders die Ältesten müssen aus der bisherigen "kindlichen Unmündigkeit" heraustreten, um die Versammlungen aus der schriftwidrigen "List" bzw. Untergrundtätigkeit herauszuführen. 2. Kor. 4:2 NW. Die Darlegungen über "Brot", Märtyrertum und Konfliktlage des Werkes in dieser CV-Ausgabe geben weitere wichtige Hinweise hierfür. Die WTG muß wieder zurückgedrängt werden auf ihre Funktion als Verlagsorganisation, die allein das herzustellen hat, was die Ältesten der Versammlungen in ihrer unabdingbaren Verantwortung vor Gott und Menschen "für die Herde Gottes" als schriftgemäß richtig erachten. Was darüber hinausgeht, muß zurückgewiesen werden. 1. Kor. 4:6.

Andere mögen sich nicht zu solcher Aufgabe inmitten dieser Umbruchszeit berufen fühlen. Schließlich kann die WTG Sanktionen ergreifen, die große Standfestigkeit und Flexibilität erfordern. So müssen wir gelten lassen, wenn viele von den jetzigen WT-Abwegen wieder zurückkehren zu den Brüdern und Schwestern, die den Weg "in der ersten Liebe" fortsetzen, nachdem sie einst zu Unrecht als angebliche "böse Knechte" geschlagen und vertrieben wurden. Der Bericht über die Freien Christengemeinden in dieser CV-Ausgabe kann da helfen.

Wir müssen es sogar gelten lassen, wenn gar mancher angesichts des WT-Endzeitfehlschlages wieder zu jenen Formen der Anbetung katholischer, evangelischer oder freikirchlicher Art zurückkehrt, aus denen er einst kam, wie stückhaft sie auch seien. Überall, "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen", sagte Jesus. Matth. 18:20. Laßt uns zuerst das schriftgemäße Gemeinsame aller Formen christlicher Anbetung sehen. Es gibt dazu keine Alternative angesichts der irdischen WT-Fehlhoffnung.

Schließlich können wir es auch nicht ändern, wenn hier und da infolge des WT-Fehlschlags jede weitere religiöse Hoffnung aufgegeben wird. Das kann die Folge sein, wo die WTG durch ihre irdische Fehlorientierung ' jeden darüber hinausgehenden Glauben zerstört hat. Wir haben aber das Wort, daß selbst solchen "das vom Gesetz Gottes gebotene Tun ins Herz geschrieben" sein kann. Rö. 2:14. 15. Darum sollten wir gerade ihre Kritik sorgfältig beachten und durch sie unser Gewissen schärfen lassen. Wir sollten im Sinne der Liebesgebote in 1. Kor. 13 herzlich mit allen verbunden bleiben, soweit es an uns liegt, denn wir können die Zukunft nicht voraussagen.

In allem aber betrachtet CV als sehr zeitgemäße Hilfe, legt es überall auf den Tisch, wo darin jemand angesprochen ist. Macht andere damit bekannt, die es noch nicht kennen. CV ist die einzige solcherart informierende Schrift inmitten dieser Umbruchs- und Entscheidungszeit, die jetzt herbeigekommen ist.
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera
A 1255-74 V 7 1 1789

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 63

"Was sagt die Schrift nun zur Verantwortung weltlicher Regierungen für Frieden und Glück ihrer Bürger? Haben Christen hierzu ein 'Niemals!' zu verkündigen?" fragt diese CV-Ausgabe. In der Tat, damit ist ein kardinaler Kritikpunkt an den Zeugen Jehovas angesprochen.
Mit in dieser Ausgabe: Einige Auswahlzitate auch "Wachttürmen" von 1906 - 1916.
Darin auch der "klassische" Satz (die Pythia lässt grüßen). In der Mehrdeutigkeit nicht zu überbieten:

"Wir müssen die Möglichkeit zugeben, daß uns in bezug auf die Chronologie ein Fehler unterlaufen sein kann . . . Wir müssen zugeben, daß die Zeichen der Zeit, wie wir sie lesen, klar andeuten, daß der Meister n a h e ist, ja, daß er vor der Tür steht, und daß sein Königreich bald die Herrschaft übernehmen wird. Das bedeutet, daß die Dinge, die wir erwarten. gewißlich vollendet werden, einerlei, ob darüber noch ein Jahr, zehn oder zwanzig Jahre vergehen werden."

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 63 Gera September 1974

KÄMPFE DEN GUTEN KAMPF DES GLAUBENS
Liebe Leser!
CV ist die einzige Schrift im gesamten deutschen Sprachraum, die sich so mit der WTG und Jehovas Zeugen befaßt. Und CV kann gar nicht "verdorren", wie einige anfangs verkündeten, weil die WTG alles selbst verursacht, was in CV besprochen wird. Natürlich wird auf vielfältige Art versucht, zu verhindern, daß CV gelesen wird. Es wurde jedoch wiederholt bestätigt, daß CV den ersten Platz hat unter den Zeitschriften, die im Zweigbüro in Wiesbaden und im Hauptbüro in Brooklyn unbedingt verfolgt werden. Denn die angesprochenen verantwortlichen Brüder wissen nur zu gut, was jetzt religiös, sozial und politisch auf dem Spiele steht, durch CV in noch nie dagewesener Weise bewußt gemacht. Vielen unter ihnen ist CV schon längst zu einer "stillen Hilfe" geworden. Und die CV am lautesten als "Stimme des Feindes" hinstellen, lesen sie, wo sie sie eingesammelt haben, am gründlichsten, ja, am aufgeregtesten. Das befremdet nicht. Seinerzeit mußte z. B. Paulus feststellen, daß die Versammlungen in Galatien jene als "Feinde" betrachten, die ihnen in Wirklichkeit "die Wahrheit vorgehalten" haben. Gal. 4:16. Unterließ Paulus deswegen sein Werk?

Wie war die Lage? Die Schrift gaukelt uns da nichts vor. Es wurde "hinausgegangen über das, was geschrieben steht". 1. Kor. 4:6. Es wurden "Masken von Aposteln Christi" getragen, 2. Kor. 11 :3. Der "heilige Geist" wurde "gedämpft", 1. Thess. 5:19. "Nach eigenen Lüsten" wurden "Lehrer beschafft". 2. Tim. 4:3. Das Feld wurde von "falschen Lehrern und Propheten" beherrscht, 2. Petr. 2:1. Anstatt "ehrbar mit den Nichtchristen zu wandeln" wurden "Obrigkeiten geschmäht" und so politische Feindschaften gestiftet, 1. Thess. 4:12, Titus 3:1.2. Und "Feinde des Kreuzes Christi" lehrten "irdische" Utopien, Phil. 3:18, 19. Schließlich ist Paulus sogar veranlaßt, den Korinthern vorzuhalten, "ihr ertragt es ja, wenn man euch knechtet, euch ausbeutet, euch listig einfängt". 2. Kor. 11 :20.

Wie sieht es heute aus? Laßt uns die wichtigsten Dinge aufzählen. Auch wir sollten uns kein "geistiges Paradies" vorgaukeln. Wie steht es um die WT-Endzeitmerkmale insbesondere? Mit den Harmagedondaten von 1914, 1925, 1939/45 beherrschten falsche Lehren das Feld. 1929 wurden die Versammlungen dazu verleitet. jahrzehntelang die "Obrigkeiten von Gott" als solche zu schmähen, die gar keine seien, politisch Haß und Feindschaft stiftend. 1930 wurden mit dem Bau der Fürsten Villa "Beth Sarim" die Scherflein dazu mißbraucht, wiederholt haltlose Auferstehungslehren glaubhaft zu machen. 1930/31; gingen die Verantwortlichen auch darin "über das hinaus, was geschrieben steht", indem sie das Ältestenamt beseitigten, eine Entrechtung, die erst 1972 wieder etwas geändert wurde, weil im Grunde nur formell. Erst 1950 wurde der jahrzehntelange Glaubensunsinn wieder aufgegeben, alle Religion sei vom Teufel. Nach dem Endzeitfehlschlag von 1925, sichtbar seit 1931/35 wurde eine folgenschwere Umorientierung vorgenommen, hinweg von der einzig Evangeliumsgemäßen einen Hoffnung hin auf eine haltlose "irdische" Ausrichtung, die biblisch eine Utopie ist. Eph. 4:1-4, Phil. 3:17-20. Die Masse der ca. 3 900 000 mit der WTG Verbundenen ist auf diese Weise dem "Kreuz Christi" völlig entfremdet. Nur noch die ca. 10 500 Überrestglieder, alt, verstreut, weitgehend ohne Position und Einfluß, ausgenommen die WTG-Büros, hegen diese einzige schriftgemäße Hoffnung, wie sie die Apostel Jesu allein predigten und lebten. Das wird alles nur verdrängt durch christliche Grundsätze und Tugenden für alle, weil es eben verschiedene Bereiche des Christentums gibt, hier einer Ausrichtung untergeordnet, über die Paulus sogar ein vernichtendes Urteil fällt. Phil. 3:17-20. Politisch ist das alles schließlich, eingefärbt durch eine Mißachtung der Tatsache, daß Christus den alten Bund mit seinen Praktiken aufgehoben hat (Rö. 10:4) und somit auch die alttestamentliche "theokratische Kriegslist". Es ist einzig im Interesse des evangeliumsfremden antidemokratischen, antirevolutionären und antikommunistischen Vorgehens, das die WTG übernommen und eingebaut hat, daß die Versammlungen in dieser Frage in Mißachtung von 2. Kor. 4:2 NW, "nicht mit List" zu wandeln, "listig eingefangen" wurden.

Die WTG ist mit dieser im Grunde haltlosen Endzeitorientierung, unterschiedlich von 1799 bis 1975 auf die unmöglichsten Jahreszahlen festgelegt, wobei auch schon 1984 und 1996 genannt werden, in eine Zeit des Umbruchs von historischer Tragweite hineingeraten. Durch seine spezielle Ausrichtung als "Bollwerk gegen den Kommunismus" (W. Amann, Wiesbaden) steht der deutsche Zweig dabei in einem Ost-West Brennpunkt. Der dem zugrunde liegende hintergründige Kampf oder Beitrag zur Überwindung bzw. Verhinderung jedes bewußten oder gar revolutionären sozialen Engagements unter den Christen macht die WTG zugleich zu einem der herausforderndsten politischen Werkzeuge unter den kleinen Religionsgemeinschaften. Das ist die objektive Situation, wobei die Umstände der Entstehung und Entwicklung der Vereinigung Ernster Bibelforscher und Umwandlung in Zeugen Jehovas nicht verkannt werden sollen. Denn schriftgemäßes Christentum fällt nicht mit haltlosen Endzeitvorstellungen, schriftwidrigem Antikommunismus oder Mißachtung schöpfungsbedingter sozialer Erfordernisse.

Wenn dies alles zum Bewußtsein kommt, wenn mit dem Fehlschlag von 1975 auch die letzten "dieser Generation" am Rande des Grabes stehen, um hineinzusinken, statt vor dem Beginn von "Gottes tausendjährigem Königreich" und das w i r d s o s e i n - was dann?

CV ist die einzige Schrift, die das alles in biblischer, sozialer und politischer Hinsicht vor Augen führt, um hilfreiche Schlußfolgerungen zu ermöglichen. Das mag anfangs sehr mangelhaft gewesen sein. Wir haben es immerhin mit Brüdern zu tun, die auf eine nahezu 200-jährige Tradition darin zurückblicken, Endzeiten mit allem Drum und Dran immer wieder zu verschieben, wenn man das einmal so sagen darf. Doch immer klarer werden die Hintergründe, Umstände und Zusammenhänge dieser Haltlosigkeiten. CV ist so ein unentbehrlicher Begleiter und Informator auf dem Wege in die Zukunft für alle, die betroffen oder angesprochen sind, aber auch für alle, die in rechter Verantwortung vor Gott und Menschen helfen sollten, als tapferer Streiter Christi. 2. Tim. 2:3. Lies CV und überzeuge dich davon.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

ANTIKOMMUNISTISCHE POLITISCHE VERLEUMDUNGEN
AUCH IM NAMEN DES ÜBERRESTS
Benötigen wir eine Priesterschaft?". Würdest du unter diesem WT-Thema (l. 6. 74) antikommunistische politische Verleumdungen vermuten? Es ist aber so. Etwas dilettantisch, aber gezielt eingefügt, diesmal namentlich zu Lasten der Überrestglieder in den Versammlungen. Wollen sich die wenigen alten Überrestglieder auf diese Weise politisch mißbrauchen lassen? Prüft selbst den Sachverhalt.

Da wird über die Rolle der Priester im alten Israel gesprochen. Nun, das war ein theokratisch geführter Staat unter dem Gesetz des alten Bundes. So hatten die Priester allerlei Aufgaben auch z. B. in Fragen der Volksgesundheit. Der WT konstruiert nun dazu selbst folgenden Einwand: "Einige mögen einwenden: Gehören diese Dinge denn nicht zu den Aufgaben der Regierung?" Niemand hat natürlich diesen Einwand" ernstlich gemacht, da jedermann weiß, daß man das damalige theokratische alte Israel nicht mit einem heutigen. modernen weltlichen Staat und seinen sozialen Aufgaben vergleichen kann. Trennung von Kirche und Staat z. B. war damals außerhalb jeder Vorstellung. Diese Unterschiede verwischend, konstruiert der WT selbst die Antwort:

Teilweise ja, doch es gibt Dinge, die eine Regierung von sich aus nicht zu tun in der Lage ist." Was für "eine Regierung "? Die damalige theokratische oder eine heutige weltliche? Nein, so darfst du nicht fragen, denn der WT sagt gleich weiter: "Das ist mit ein Grund dafür, daß die gottlose kommunistische Herrschaftsform niemals für ihre Untertanen Frieden und Glück herbeiführen kann."

Was ist der Grund? Das "teilweise ja"? Oder was .eine Regierung von sich aus nicht" kann? Da findet sich kein Verkündiger durch, soll er auch nicht. Er soll nur eines: Er soll glauben, es gäbe eine Aussage über die Priesterschaft des alten Israel gegen die heutige kommunistische Herrschaft und ihre Friedenspolitik und der Überrest müsse als Teil der gegenbildlichen Priesterschaft die "kommunistische Herrschaft" deswegen "bloßstellen", mittels des WT. Der Verfasser dieses WT-Artikels hatte offenbar die Aufgabe, hier unbedingt eine "Begründung" für Antikommunismus einzubauen, und wenn es mit der Brechstange ist. Die Sache ist in ihren Zusammenhängen nicht nur willkürlich und absurd, eine an den Haaren herbeigezogene Konstruktion, die allein aus sachfremden politischen Gründen erfolgt.

Die Verantwortungslosigkeit dessen wird vollends offenbar, wenn wir gegenüberstellen, was die Schrift klar und deutlich zur Verantwortung einer weltlichen Regierung sagt, für Frieden, und Glück ihrer Bürger zu sorgen und über die Einstellung der Christen dazu.

Allgemein gilt, daß alle heutigen Regierungen weltlich sind, so daß "gottlos" in diesem Zusammenhang allein dazu dienen soll, von vornherein schon einmal grundsätzlich feindlich gegen die "kommunistische Herrschaft aufzureizen und jedes sachliche Herangehen emotionell zu verhindern. Der WT scheint sich heute wieder auf hohem Roß zu fühlen. Vergessen scheint das Eingeständnis zufolge der "Schläge auf den Rücken der Toren" (Spr. 19:29) durch die bittere Erkenntnis von 1962/63, daß die Regierungen doch "Obrigkeiten laut Rö. 13 sind einschließlich revolutionären Ordnungen (WT 1-3/1963 dt).

Was sagt die Schrift nun zur Verantwortung weltlicher Regierungen für Frieden und Glück ihrer Bürger? Haben Christen hierzu ein "Niemals!" zu verkündigen? Mit Bezug auf die weltliche babylonische Regierung oder Herrschaft zur Zeit Jeremias heißt es: "Sucht den Frieden der Stadt . . . und betet für sie zu Jehova, denn in ihrem Frieden wird sich Frieden für euch selbst finden. Jeremia 29:7 NW. Damit ist das WT-"Niemals!" grundsätzlich widerlegt, mit der WTG-eigenen Bibelübersetzung sogar! Die Menge-Übersetzung sagt für Frieden Wohlfahrt. In 1. Tim. 2:1,2 werden Christen aufgefordert, "Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen . . . zu verrichten für . . . alle obrigkeitlichen Personen, damit wir ein stilles und ruhiges Leben in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit führen können.". Wenn das durch die "Obrigkeiten" niemals möglich wäre, dann wäre diese Forderung absurd. So aber ist wieder das WT."Niemals" als unwahrhaftig überführt. Schließlich wollen wir uns den entscheidenden Aussagen in Römer 13 selbst zuwenden. Es heißt bezüglich der weltlichen "0brigkeit" allgemeingültig: "Denn die obrigkeitlichen Personen sind nicht für rechtschaffene Taten ein Schrecken, sondern für böse . . . tue Gutes, dann wirst du Lob von ihr ernten, denn sie ist Gottes Dienerin zu deinem Besten" (Vers 3,4). Diese fundamentale Schriftaussage bringt zum Ausdruck, daß die weltliche Regierung einschließlich der "kommunistischen Herrschaftsform" in den Fragen des menschlichen gesellschaftlichen Lebens nicht nur Ordnung, Recht, Frieden, Glück und Wohlfahrt herbeiführen kann, sondern daß, sie in ihrem Bereich dazu da ist, dazu vor Gott verpflichtet ist, wie Christen es sehen! Das diesbezügliche "Niemals" des WT ist somit schriftwidrige, obrigkeitsfeindliche Propaganda. Sie stellt den Überrest letztlich an die Spitze der gegenwärtigen politischen Ideologie des Antikommunismus der WTG!

Es ist klar, daß ein derartiger politischer Mißbrauch der Bibel nicht unwidersprochen und der Verkündiger solcher politischen Verleumdungen nicht unbehelligt bleiben kann! Die "obrigkeitlichen Personen" s i n d für Frieden, Glück und Wohlfahrt in Stadt und Land zuständig! Wie kannst du als Christ herumlaufen und das überall bestreiten?

Liebe Brüder, Älteste in den Versammlungen! Macht euch mit folgender Perspektive vertraut. Durchdenkt die Lage, die ganze WT-Endzeitmisere. Beratet euch mit den Brüdern und Schwestern eures Vertrauens. Vergewissert euch gründlich in der Schrift und übernehmt dann in voller christlicher Mündigkeit die Führung in der Schaffung oder Bildung -,schriftgemäß selbständiger christlicher Versammlungen, in denen die Bibel echter Mittelpunkt ist und ohne WT-Brille betrachtet wird. Nicht die WTG oder "die Organisation", i h r s e l b s t seid die Verantwortlichen! Hebr. 13:16, 17. Reicht dessen ungeachtet weiter allen die brüder!iche Hand, doch laßt euch nicht länger religiös und politisch bevormunden. Die Zeit ist herbeigekommen. Es gibt keine Alternative. Der Feigenbaum blüht nicht. -
K. 0.

Ich habe ein Hobby
- Einige Gedanken über die Freizeittätigkeit -
Wohl jeder vernünftige Mensch hat Interessengebiete. die er unabhängig von beruflichen und sonstigen Verpflichtungen betreibt. Nicht jedem Interessengebiet kann man ungeteilte Zustimmung geben. Wir wollen uns im folgenden kurz über einige Hobbys unterhalten, die es wert sind, näher betrachtet zu werden. Es ist wohl unbestritten, daß eine große Zahl der von einigen als "weltlich" bezeichneten Büchern auch für Jehovas Zeugen als zumindest lesenswert gelten müssen. Nehmen wir zum Beispiel Traven, Zola, London, Stendhal oder Goethes Gedichte und Schillers Werke. Mancher mag lieber Bücher von Dumas und wieder andere lesen gern Tolstoi, Puschkin oder vielleicht auch Fontane.

Die Literatur bietet für jeden eine breite Auswahl. Jedes gute Buch eröffnet dem Leser eine Fülle von Bildungsmöglichkeiten und nützlichen nachdenkenswerten Zusammenhängen. Geistige Monokultur hat hingegen etwas Abgeschmacktes, Einengendes an sich, die derjenige vielleicht selbst nicht an sich bemerkt, seine Umwelt spürt dies jedoch um so deutlicher. Gerade für Christen gilt es, sich zu bilden und wesentliche Faktoren aus verschiedener Sicht zu kennen. Wenn dir deine Bildung jedoch ausschließlich aus "Wachtturm" und "Erwachet" ermöglicht wird, dann zählst du zu jenen, die über eine geistige Monokultur verfügen. Aber welcher Bruder und welche Schwester lassen dies außer acht? Kaum ein Zeuge meidet "weltliche" Zeitungen. Zeitschriften oder gar das Fernsehen. Für den Genuß von literarischen Kunstwerken fehlt aber vielerorts noch der letzte Anstoß, versuche es doch. Dem Autor dieses Beitrages ist nicht ein Beispiel dafür bekannt, daß jemand Schaden dadurch erlitten hat.

Die geistige Isolation der Zeugen Jehovas ist zu einem nicht geringen Teil auf ihre eigene mangelnde Bildung zurückzuführen. Wer will denn schon als "Außenseiter" dastehen. Überlege einmal, wie du selbst dazu stehst? Solltest du wider Erwarten generelle Einwände gegen das Bücherlesen vorbringen, dann versuche bitte in die Bereiche der Musik einzudringen. Du könntest auch hier Entspannung finden und eine wunderbare Welt entdecken. Vielleicht entspringt es der persönlichen Neigung des Autors, wenn er Beethoven zuerst nennt oder denken wir an Smetanas musikalische Beschreibung der Moldau und . . . !

Hier müßten wir nun wie im Bereich der Literatur Seiten mit Hinweisen füllen, doch das ist leider nicht möglich. Auch Sammlerinteressen sind nicht in jedem Fall von Sinnlosigkeit geprägt. Es ist jedoch ein Unterschied zwischen dem Sammeln von Bierdeckeln oder dem Sammeln von Briefmarken. Neben dem für manche als erstrangig wesentlichen Faktor des finanziellen Wertes der Briefmarkensammlung, erscheint es uns als wichtiger. Briefmarken nach Motiven, Formen oder ihrer Herkunft zu sammeln. Doch jeder sollte das selbst überlegen, und nach seinen eigenen Neigungen vorgehen. Ein weiteres Hobby ist ganz allgemein bezeichnet der Modellbau. Hier kann sich ein Talent voll entfalten. Der Interessierte kann sich dabei Fähigkeiten aneignen, die andere staunen lassen. So manche von einem Hobbyeisenbahner gebaute Anlage wird bestaunt und bewundert, auch wenn sie nur vom Familienvater bedient werden darf, hat doch die Familie ihre Freude und ist stolz auf den Erbauer. Ein sehr verbreitetes Hobby ist das Basteln an Kraftfahrzeugen. Anfänglich wird zwar der technische Zustand des Fahrzeuges hier und da nachteilig beeinträchtigt, doch mit der Hilfe von Freunden und Arbeitskollegen oder der Verwendung von Fachliteratur, ist dabei schnell Abhilfe zu schaffen.

Neben der Befriedigung der technischen Interessen. hat dieses Hobby noch den Vorteil, gegebenenfalls erhebliche Reparaturen zu sparen. Dafür könnte man vielleicht eine. Wochenendreise in eine schöne Gegend unternehmen und der Familie, vor allem der Ehefrau Entspannung von der täglichen Arbeit gönnen. Viele Beispiele und Anregungen könnten noch genannt werden. Wir wollen es hierbei belassen.

Zu bedenken sei noch, daß jeder Mensch Entspannung und Abwechslung benötigt. Die berufliche Arbeit erfordert geistige und physische Anstrengungen. Jeder Körper muß sich jedoch regenerieren können. Physische und psychische Belastungen des Körpers und des Geistes machen Erholung und Entspannung notwendig. Allein deshalb sollte niemand leichtsinnig und ohne Bedenken auf eine sinnvolle Freizeitgestaltung verzichten Unternimm mit deiner Familie Spaziergänge in die Natur und genieße deren Vorzüge, sooft du es ermöglichen kannst. Dein Ehepartner und deine Kinder danken es dir.
W. D.

WIE GLAUBTE UND LEHRTE C. T: RUSSEL, DER BEGRÜNDER DES "WACHTTURMS"?
Die Grundlage der Schrift für Gemeinschaft oder Nichtgemeinschaft (von Gläubigen) ist sowohl viel breiter als auch viel einfacher. Sie besteht lediglich aus 2 Teilen: 1) eine Annahme Christi als des Erlösers, und 2) eine völlige Weihung an ihn. Jeder, der diesen Anforderungen der Schrift entspricht, hat ein Anrecht auf die Liebe, die Achtung Nur solche machen die Kirche Gottes aus - die Herauswahl - deren Namen im Himmel geschrieben sind" -. Alle Christen sollten erkennen, daß dieser Grundsatz breit genug ist, um alle Kinder Gottes zu vereinen, und eng genug, um alle anderen auszuschließen. WT 1906, S. 150 - Das wahre Evangelium, der einfache Glaube, auch von den Kindern in Christo leicht zu verstehen und zu bekennen, das muß auch stets der Glaube der höchst entwickelten Söhne Gottes sein und bleiben . . . Diesen einen Glauben, und nicht die endlosen Auseinandersetzungen, die Einzelheiten, die von demselben abzweigen, stellt Paulus als die Norm und den Prüfstein auf, an dem alle wahren Christen zu erkennen sein sollten. -

Dieser wahre Glaube ist nämlich die Erkenntnis, daß wir alle Sünder waren und durch den Fall unter die gerechte Todesstrafe Gottes gekommen sind, daß Christus für unsere Sünden gestorben und vom Vater aus den Toten auferweckt worden ist, wodurch er uns die Versicherung gegeben hat, daß Christi Opfer ein vollständiges und zufriedenstellendes war, auf Grund dessen alle diejenigen des sündigen adamitischen Geschlechts, die sich danach sehnen, wieder vor Gott gerechtfertigt zu ihm zurückzukehren und in Harmonie mit ihm kommen. Wer immer diesen einfachen Glauben festhält, ist ein Gläubiger und ein Glied vom Haushalt des Glaubens, und, wenn damit dem Herrn und seinem Dienst geweiht, ein getaufter Gläubiger, ein auf der Probe stehendes Mitglied der einen wahren Kirche, deren Namen in den Himmeln geschrieben sind. WT 1908, S. 102, 108 -

Die Frage, von wo an wir den wirklichen Anfang der 1000-Jahr-Periode rechnen sollen, und wann sie endigt, wird scheinbar bis zum Schluß des Milleniums eine offene bleiben. WT 1909, S. 108 -

Während unser Glaube und unsere Hoffnungen ebenso klar und logisch sein würden, ob nun dieses Zeitalter im Oktober 1914 endet, oder ein Jahrhundert später, so hat doch unzweifelhaft unsere Erwartung. daß die Zeiten der Heiden im Oktober 1914 enden, eine stimulierende Wirkung auf unsere Herzen und beeinflußt alle Interessen unseres Lebens. WT 1910, S. 27 -

Erkenntnis bedeutet nicht notwendig ein großes Maß geistigen Wachstums. - Es ist daher sehr vorteilhaft, daß wir uns nach dem Wachstum der Liebe messen, anstatt nur noch dem Wachstum in der Erkenntnis, obwohl es natürlich der ideale Zustand wäre, groß zu sein in beidem. "Wenn ich alle Erkenntnis habe und habe nicht Liebe, so bin ich nichts." WT 1912, S. 43 -

Unsere Vereinigung findet Boden für alle wahren Christen. Wir haben weder Zaun noch Zwang. Nur folgende Grundsätze: Glauben an Gott, an den Herrn Jesus Christus als den Erlöser der Welt, Glauben an die Bibel, reines ehrenhaftes Leben. - Laßt uns daran denken, daß die Liebe, nicht die Erkenntnis, der entscheidende Prüfstein für unsere Jüngerschaft ist. Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet." WT 1913, S. 41, 54 -

Endlich laßt uns erinnern, daß wir uns weder bis Oktober 1914, noch bis Oktober 1915 oder bis zu irgendeinem anderen Datum geweiht haben, sondern bis in den Tod. WT 1913, S. 31 -

Wir legen es den Wachtturmlesern dringend ans Herz, hinsichtlich ihres Glaubens und Verhaltens stets Bescheidenheit in allem zu wahren einschließlich der chronologischen Voraussagen bezüglich der Zukunft. Unseres Erachtens ist es sehr unklug, wertvolle Zeit damit zu vergeuden, daß wir zu raten versuchen, was dieses oder das nächste Jahr usw. eintreten wird.

Wir sollten im Gegenteil die Erkenntnis, die wir besitzen. dazu benützen, mit unserer ganzen Kraft das zu tun, was unsere Hände zu tun finden. Wir legen es dem Volke des Herrn dringend ans Herz, der Neugierde Zügel anzulegen und davon abzustehen, neugierige Blicke in Dinge hineintun zu wollen. die uns das Wort Gottes nicht k l a r bezeugt und die nicht nur uns, auch der Sache, die wir alle liebhaben. Schaden bringt . . . Wir betonen überdies, daß eine Kenntnis der Zeit und Zeiten in Verbindung mit dem göttlichen Plan hilfreich, ermutigend und anregend ist. Nichtsdestoweniger ist eine solche Erkenntnis in sich nicht das Evangelium. Wenn jedes Datum der Chronologie und jede Prophezeiung ausgelöscht wären, so sollten wir uns noch mit dem Herrn freuen und noch frohlocken ob seines herrlichen Evangeliums, dessen Mittelpunkt Jesus Christus und sein Opfer bildet, sowie der uns verheißenen Teilnahme mit Jesus an der Segnung aller Geschlechter der Erde, als dem Endzweck dieses Evangeliums. Dies ist die gute Botschaft der Gnade Gottes in Christo, einerlei, ob nun die Vollendung der Kirche vor dem Jahre 1914 stattfindet oder nicht . . . und möchte die Tatsache, daß wir nur stückweise erkennen und nur stückweise verstehen, uns demütig und bescheiden halten in Worten, Taten und Gedanken. WT 1913, S. 101f -

Wir müssen die Möglichkeit zugeben, daß uns, in bezug auf die Chronologie ein Fehler unterlaufen sein kann . . . Wir müssen zugeben, daß die Zeichen der Zeit, wie wir sie lesen, klar andeuten, daß der Meister n a h e ist, ja, daß er vor der Tür steht, und daß sein Königreich bald die Herrschaft übernehmen wird. Das bedeutet, daß die Dinge, die wir erwarten. gewißlich vollendet werden, einerlei, ob darüber noch ein Jahr, zehn oder zwanzig Jahre vergehen werden. Die Kirche wird gesammelt, die messianische Herrschaft der Gerechtigkeit wird anfangen, und die vorher verkündigte große Zeit der Drangsal wird diesen Ereignissen vorausgehen. Die allgemeinen Tatsachen sind viel wertvoller und wichtiger, als lediglich der Tag oder das Jahr des Eintreffens derselben. Lassen wir es nicht zu, daß irgendein Wortstreit bezüglich eines Jahres oder einzelner Tage die kostbaren Bande der Liebe zerreißen, die uns mit dem Herrn und allen denen verbinden, die in Wahrheit Sein sind. Seien wir besonders sorgfältig in bezug auf diesen Punkt, wo es sich um die Erörterung von Gegenständen handelt, hinsichtlich derer wir kein positives Wissen als Grundlage haben. Es mag vorkommen. daß der Bruch der Gemeinschaft notwendig wird, wenn a) wir für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben kämpfen, für den Glauben an den göttlichen Plan, den Erlöser, die Wirksamkeit seines Todes. Über diese Dinge haben wir in der Bibel positive Aussagen. welche andere Folgerungen nicht zulassen, wie es bei der Chronologie und alles, was damit zusammenhängt. der Fall sein könnte. WT 1914, S. 5

Gott lenkt die Angelegenheiten der Nationen jetzt nur insoweit, als sie die Erfüllung seines eigenen Vorsatzes begünstigen. WT 1914, S. 141 -

Wie man mit einem Mitglied der Versammlung verfahren müsse, das darauf besteht, der Chronologie zu widersprechen.
Antwort:. . . so sollten wir einen solchen nicht tadeln, und wir sollten auch darüber wachen, daß unsere Gefühle ihm gegenüber nicht verändert werden. Wir sollten die persönlichen Rechte eines jeden anerkennen. WT 1914, S. 5 -

Das Gewissen muß stets berücksichtigt werden und darf niemals unterdrückt oder vergewaltigt werden. Ebensowenig sollte jemand, der seinem Gewissen folgend, einen anderen Standpunkt vertritt, aus diesem Grunde von seinen Brüdern geringgeschätzt werden, selbst wenn deren Gewissen die Sache anders beurteilen. Im Gegenteil, sein Mut, für seine Überzeugung einzutreten, sollte aller Hochachtung wertgehalten werden. - Der Apostel weist darauf hin, daß die Liebe in den-Augen Gottes der wertvollste Bestandteil unseres Charakters ist. - Laßt uns daran denken, daß nicht die Erkenntnis uns heiligt. - Es ist dem Menschen nicht möglich, alle Teile, alle Einzelheiten des göttlichen Planes zu erfassen. Selbst nach der Zeugung durch den heiligen Geist sehen wir die Dinge jetzt "durch einen Spiegel undeutlich" und nicht von Angesicht zu Angesicht. WT 1914, S. 160, 46. WT 1915. S. 30, 125 -

Wielange die Reise noch währen wird, können wir nicht wissen. Wir glauben aber, daß sie nicht mehr lange dauern wird. WT 1916, S. 72 -
J. B.

DIE JUNGEN MENSCHEN UNTER DEN ZEUGEN
Ältesten-Beratung
Ungefähr 300 000 haben den Zeugen seit 1947 wieder den Rücken gekehrt. (Jahrbuch 1974, S. 254). Ein großer Teil davon sind junge Menschen, bis hin zu den Söhnen und Töchtern von Kreis- und Bezirksaufsehern, bis hin zu Bethelmitarbeitern, die von Kind an im Sinne des WT erzogen wurden. Was steht hinter dieser Abkehr?

Wenn man mit ihnen spricht, ergeben sich eine Menge praktischer Lebensfragen, die sie unter den Bedingungen der Bevormundung durch die WTG nicht bewältigen konnten. Zum Teil führte das zu furchtbarsten familiären und organisatorischen Auseinandersetzungen. Betroffene Eltern und Aufseher erweisen sich dabei als kurzsichtig und engstirnig, ja fanatisch, daß es kaum zu glauben ist. Sie wollen die WT-Erziehung unbedingt durchsetzen, weil davon oft auch ihre Aufseher-Funktion abhängt, und stehen fassungslos vor ihren herangewachsenen Kindern. Unfähig, die doch nur natürlichen und individuellen und gesellschaftlichen sozialen Entwicklungen und Vorgänge zu begreifen, in denen alle Menschen elementar stehen, qualifizieren sie alles als Satanseinflüsse ab, was ihnen unverständlich ist. Die Folgen sind anwachsende Mißverständnisse und Verfeindungen, bis eines Tages "das Maß voll ist und "der Krug läuft über. Das geht oft soweit, daß solche jungen Menschen, die das Christentum nur in WT-Form kennengelernt haben, alles diesbezüglich hinter sich werfen, um endlich ein freies und menschenwürdiges Leben ohne "sektiererische Bevormundung" führen zu können. Allerdings. geht das zunächst oft nicht ohne neue Probleme, die sie durch die bisherige unnatürliche Unterdrückung durch die WTG, wie wir sehen werden, noch zu untüchtig sind. die realen zwischenmenschlichen Beziehungen richtig einschätzen. Glücklicherweise läßt die sozialistische "die Menschen betreffende Ordnung um des Herrn willen" da niemanden ohne Rat und Hilfe, ohne noch dem Glauben zu fragen. 1. Petr. 2:13, Lukas 10:3.3-35.

CV 59/74 veröffentlichte einen Brief Was wird, wenn 1975 nichts wird?" Einer der 300 000 Fälle seit 1947. Der Fall eines Versammlungsaufsehers, der mit Frau und Tochter umsprang, bis er sie innerlich für die WTG völlig zerbrochen halte, nicht weil er das wollte, sondern weil er die WTG-Forderungen durchsetzen wollte. Wer genau hinschaut, entdeckt in der Wirklichkeit der Zeugen alles andere als ein geistiges Paradies". Er entdeckt eine Bevormundung und Vergewaltigung des Gewissens und des natürlichen und sozialen schöpfungsbedingten Empfindens - nunmehr 330 000 fach bestätigt. Wir wollen einige Hauptproblemkreise betrachten.

Es wurde mit vielen betroffenen jungen Menschen gesprochen, um zu helfen und darüber zu berichten. Möge die WTG das beachten, mögen die Verantwortlichen daraus die richtigen Konsequenzen ziehen.

In CV 46/1973 erschien ein Tatsachenbericht "Nachts erwürgte eine Zeugin Jehovas ihren Vater und ihren Mann. Hier wurde gezeigt, wie die Atmosphäre der Angst vor dem unbarmherzigen Gesetzeswerk und Moralismus der WTG-"Gerichtsbarkeit" eine Schwester in der schlimmsten Stunde ihres Lebens, in der sie vor allem zuerst einer Hand bedurft hätte, die ihr wiederaufhalf, in die Verzweiflung trieb. Selbst eine eifrige Zeugin, beging sie einen ohne Zweifel ernsten Fehltritt. Dann erdrosselte sie die, die über sie Möglicherweise im Auftrag der WTG zu Gericht zu sitzen hätten, um sie "in die Finsternis der Welt" zurückzustoßen, sie so der "Vernichtung mit der Welt" überliefernd, nachts in ihren Betten. Es gab keinen Gott und keine Engel, die das verhinderten. Es ist nicht zu vermeiden, daß so etwas für gar manchen zum Testfall dafür wird, wie es im Ernstfall überhaupt um Gott und Engel mit den Zeugen und ihrer Tätigkeit steht. Und sie prüfen andere Vorkommnisse .und Vorfälle daraufhin. Jugendliche merken dann sehr schnell, wie das Wort "Gott" in Verbindung mit allem möglichen Tun und Lassen in Familie und Versammlung nur zu oft bloße fromme Redewendung, Phrase und damit Selbstbetrug und Unglaubhaftigkeit ist, die keiner näheren Prüfung standhält. Und es sammelt sich an.

Bei vielen ist eine ungeheure Hektik, Spannung, Empfindlichkeit, Gereiztheit und Aggressivität festzustellen. Jedes auch nur vorsichtige fragende und kritische Aufwerfen von Problemen, wie berechtigt sie auch sein mögen, führt sofort zu Mißtrauen, Nervosität und Schärfe. So ist vielfach überhaupt keine kritische Anfrage möglich, von Eingehen auf die Probleme gar nicht zu reden. Sie kennen nichts anderes als den unbedingten und kritiklosen Gehorsam der WTG gegenüber und verlangen und fordern das in gleicher Weise von ihren Kindern. Wo das nicht dargebracht wird, sind sie unfähig, genügend Unterscheidungsvermögen aufzubringen, um zu erkennen, daß die aufgeworfenen Fragen doch zumindest einen Grund haben, mit dem man sich vertraut machen muß. Stattdessen reden, schimpfen, backpfeifen und prügeln sie an dem wirklichen Sachverhalt vorbei, und zerstören alles Vertrauen der Jugendlichen. Sie schaffen Spannungen und Abgründe, die am Ende nicht mehr zu überbrücken sind. Auf die Dauer wird das unerträglich. Die Kinder bleiben ja nicht immer schwach, hilflos, abhängig, unselbständig und unmündig. Sie brechen dann zwangsläufig aus.

Die von der WTG immer weiter erzwungene Untergrundarbeit tut ein Übriges, die Spannungssituation, Nervosität und Gereiztheit vielfach bis ins Extrem zu verschärfen. Erscheint es schon unmöglich, daß jemand am WT berechtigterweise kritisieren könnte, so läßt dieser WT-Untergrundzwang jede kritische Äußerung gar als "Wirksamkeit des Feindes" erscheinen. Der jahrelange WTG-Zwang dieser Art hat bewirkt, daß viele mit den Nerven völlig fertig sind, unfähig, mit gar Andersdenkenden zu sprechen, ohne in solche Extreme zu verfallen. wie hilfloses furchtsames Schweigen oder völlig unsachliche Gereiztheit und Aggressivität, oft unqualifiziert umsichschlagend. Ihre Abhängigkeit, ja ihre Abrichtung auf die WTG-Bibelauslegung läßt sie das christliche Verbot jeglicher "Heimlichtuerei und List" (2. Kor. 4:2 NW) nicht mehr erkennen. Die Bibel mag aussagen, was sie will, sie folgen dem WT, wie widersprüchlich der auch lehrt. Doch junge Menschen beobachten ihre Eltern gut und vor allem kritisch, wenn sie heranwachsen, auch das Tun und Lassen in der Verkündigung. Auch das sammelt sich an, reift heran, um eines Tages das Urteil zu bestimmen.

Dann ist da die politische Heuchelei, die der WT erzwingt. Die Jugendlichen erkennen sehr bald, daß es nicht nur grobschlächtig und unsachlich, sondern ungerecht und unwahr ist, alles außerhalb der Organisation nur als "böse", "verwerflich" und "schlecht" hinzustellen, allzu löchrige WT-Schablonen. Der Umgang in Spiel, Unterhaltung, Freizeit, Schule, Lernen, Lesen, Fernsehen, Kunst und Kultur, Arbeit, Genossenschaft, Betrieb, mit den Menschen in sozialer, erziehungsmäßiger und politischer Verantwortung lehrt sie das erkennen. Sie lernen, daß das alles gut und notwendig ist, ja daß es ohne dies alles gar nicht geht, daß ein Teil des natürlichen Lebens ist, ob Christ oder nicht, was die Eltern da in WT-Gehorsam alles in Bausch und Bogen als "bös" verdammen.

Auch entgeht den Kindern nicht die politische Heuchelei und Doppelzüngigkeit ihrer Eltern als Aufseher und Verkündiger, wenn sie nach außenhin predigen, politisch neutral zu sein, im "Heimstudium" aber immer wieder äußerste antikommunistische politische Feindschaft durch den WT eingeübt wird. Früher oder später kommt es zur Verwerfung dieser politischen Heuchelei, weil sich die sozialen Bedürfnisse nicht ignorieren lassen und ihre politische Regelung und Ordnung verlangen. Junge Menschen gehen mit einem noch zunächst unverborgenen Gefühl an die Dinge heran. Es sei an das Sprichwort erinnert "Kindermund tut Wahrheit kund". Die gesamtgesellschaftliche Orientierung in Form von Vermittlung sozialer Erkenntnisse und Einsichten, sozialer Verantwortung und Mitverantwortung, wie sie unabhängig von jedem Glauben in unserer Gesellschaftsordnung allgegenwärtig ist, und damit überall wirksam, sollte nicht unterschätzt werden. Jugendliche merken da sehr bald, daß ihre Eltern mit dem WT und ihrer Feindschaft gegen alles dies irgendwie "hinter dem Mond" sind, weil man ohne soziale Ordnung nicht leben kann. Auch das zwingt eines Tages zur Entscheidung. Weil ihnen aber Christentum und Glauben durch die WTG nur in dieser unhaltbaren asozialen Form anerzogen sind, gehen sie oft gleich mit über Bord.

Auch der 1975-Termin tut seinen Teil. Etliche berichten, wie ihre Mutter Lebensmittel hortet, um zu überleben. Andere Eltern denken an keine Berufsausbildung mehr. Das muß die betroffenen Jugendlichen ja schockieren. Da gerät ja ihre ganze praktische Zukunftslage ins Wanken. Kredite werden nicht mehr aufgenommen. Einige geben die geregelte Arbeit auf und kaufen sich nicht einmal mehr einen neuen Anzug, weil nächstes Jahr schon 1975 ist. Einige schlossen Wetten ab, daß 1975 "diese Welt" verschwunden sei. Wenn das nicht der Fall sei, wollen sie mit einer Flasche Wein anstoßen und den "ganzen WT-Kram" für immer "zum Teufel" schicken, denn dann stimme überhaupt nichts mehr. Schlimm sind die Tragödien durch den Mangel an geeigneten Lebens- bzw. Ehepartnern unter den Zeugen, hervorgerufen durch die Abschnürung der Zeugen, ihre gesellschaftliche Isolierung, Sektierung und Intoleranz, wie sie die WTG betreibt. Drohend und verständnislos steht mancher Aufseher vor seiner herangewachsenen Tochter, die nicht an 1975 glauben kann, keinen Partner in der Versammlung findet, und sich nun anziehend kleidet und gibt, und sich anders umzuschauen beginnt. "Theokratische Gewitter" donnern auf sie herab, mit Beschwörungen der "Verwerflichkeit dieser Welt" abwechselnd. Alte, die ihre eigene Jugendleidenschaft nicht mehr wahrhaben wollen, zischen von "Leidenschaft", "Schamlosigkeit", "Sündhaftigkeit" und Hurerei". Oft ist alles nur verklemmter Klatsch, der die Atmosphäre schon von vornherein vergiftet. Haben sie das junge Ding gar bei einer vorehelichen Zärtlichkeit ertappt. schleppen sie es vor das "Rechtskomitee" der Versammlung, für das es keine zu respektierende Intimsphäre gibt, wenn es gilt, WTG-Richtlinien durchzusetzen. Unbeschreibbar verletzende und entwürdigende Methoden. Verheerend wirkt hier die WTG-Doktrin des unnachsichtigen Verbots jedes vorehelichen Geschlechtsverkehrs unter Verliebten bzw. Verlobten. was als Hurerei bezeichnet wird. Aber es gibt keine Aussage in der Schrift, die dies verbietet oder so bezeichnet, nur weil es schon vor den standesamtlichen Formalitäten geschieht. Die WTG geht also auch hier eindeutig über das hinaus, was geschrieben steht" (l. Kor. 4:6). Zweitens hat sich von denen, die diese Verbotsdoktrinen heute predigen. und ihre Jugendlichen damit drangsalieren, mit wenigen Ausnahmen niemand selbst an solche Doktrinen gehalten, als sie verliebt bzw. verlobt waren. Viele rechnen zurück, wann ihre Eltern heirateten und wann sie geboren wurden und sehen so, wie "die Alten" heute moralisch heucheln. Da diese widernatürliche Heuchelei jedoch WTG-Doktrin bleibt, brechen sie aus, um endlich ehrlich leben zu können.

Warum muß das alles letztlich zu so tragischen oder rigorosen Ausbrüchen aus dem "Haus" der WTG trotz "alles Gutes", das es bietet, führen? Es gibt ein schöpfungsbedingtes Lebensgesetz für alle Menschen, das sich mit elementarer Gewalt und Macht durchsetzt, wo es gehemmt wird, unabhängig davon, ob man jetzt glaubt oder nicht. Das ist wie folgt niedergelegt: "Stark wie der Tod ist die Liebe, und ihre Leidenschaft unbezwinglich wie das Totenreich. Ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Gottes. Die mächtigsten Fluten vermögen die Liebe nicht zu löschen und Ströme sie nicht zu ertränken. Böte einer auch alles Gut seines Hauses für die Liebe: Man würde sein nur spotten". Hohelied 8: 6,7.

Die biologischen und sozialen Gesetze, die der Natur und dem Menschen in ihr gegeben sind, sind "seine Satzung, nie gebrochen", die "er zu ihrer Richtschnur schuf" (Lied 43, Königreichsdienstliederbuch). Wer sie und ihre menschlichen und sozialen Konsequenzen einschnürt oder verletzt, muß scheitern, und wenn es die WTG selbst ist. 300 000 fach hat sie das seit 1947 allein bestätigt bekommen. Wird es 1975 eine millionenfache Bestätigung dessen geben? Die WTG ist weder "allein in der Wahrheit", noch ist allein bei ihr "alle Wahrheit" des Lebens. Sie ist unvollkommen und irrtumsfähig wie alle anderen. Sie sollte sich demütig neben alle anderen stellen, die Christus auch aufrichtig nachfolgen, was für ein "Stückwerk" das jetzt auch sei. Es kann nicht anders sein. 1. Kor. 13:9, 10, 13. "Alles" andere Gut der WTG wiegt das nicht auf. Es wird hinweggefegt, wenn die "Satzung" in menschlicher oder sozialer Hinsicht verletzt wird. Mit 1975 wird der nächste Sturm dieser Art über die WTG hinwegfegen und sie demütigen. Wird sie einen annehmbaren Weg einschlagen?
F. F.

DER FEIGENBAUM BLÜHT NICHT
DAS WERK DES OLIVENBAUMES IST EIN FEHLSCHLAG
Vorbemerkung
Fortan werden unter dem jeweiligen Jahrestext alle wesentlichen Artikel einer WT-Ausgabe in ihren Hauptaussagen oder Kernfragen kritisch für Studium und Verkündigung überprüft. Es wird also gezeigt, worin bei jedem dieser Artikel die jeweilige Strategie und Taktik der WTG besteht, offen oder verdeckt. welches Ziel damit verfolgt wird, und wie das in christlicher Verantwortung beurteilt werden muß. Diese Überprüfungen konzentrieren sich auf das Wesentliche und legen den Finger sofort auf den springenden Punkt. Sie bieten somit eine unschätzbare Hilfe der kritischen Überprüfung, wie sie in Apg. 17:11 selbst gegenüber Lehrern im Range von Aposteln geboten ist. Alle Studiendiener sollten auf diese Überprüfungen aufmerksam gemacht werden. Das wird ihnen helfen, ihr Tun und Lassen rechtzeitig zu überprüfen, denn die Lage ist ernst.

WT Nr. 12 vom 15. Juni 1974
Zeitangaben der Bibel, die auf unsere Tage hinweisen -
Es wird nur 1914 "nachgewiesen". Ab da laufe das "Ende dieses Systems innerhalb einer Generation". Aber 1974 sind schon 60 Jahre seit 1914, also schon zwei biblische Generationen von 30 Jahren vergangen. Dann gibt es keine biblische Berechtigung, Hesekiels Worte "ein Tag für ein Jahr" auf irgend etwas anderes anzuwenden. 1. Kor. 4:6. Das falsche Datum 1799 war auch so berechnet worden. So wird das "nahe Ende" wieder vor allen einhergeschoben. Eine Zumutung. Wer etwas Konkretes über 1975 erhoffte, da jetzt wieder eine Generation am Ende ist, wird enttäuscht.

"Ist es Schlemmerei?" -
Was die gesundheitliche Seite betrifft, so findet man da natürlich viel besser in den einschlägigen seriösen Zeitschriften, z. B. in "Deine Gesundheit" (VEB Verlag Volk und Gesundheit. Berlin). Die biblische Seite: Andere Christen predigen nicht nur gleiches. sondern helfen in opferreichen karitativen oder diakonischen Diensten praktisch! Die WTG hat da wirklich kein Privileg. Es ist unredlich, wenn das nicht gesagt wird.

"Welchen Schutz bietet Gott seinem Volk?" -
Nichts gegen die Taten Gottes in der Vergangenheit. Doch es ist etwas völlig anderes, wie der WT das bezüglich heutigen Gottesschutz auslegt. So ist es widerspruchsvoll und haltlos, einerseits Sintflut, Sodom und Feuerofen als "Errettung aus der Drangsal" zu predigen, andererseits aber jedem beizubringen, daß es für den einzelnen praktisch keine Sicherheitsgarantie seitens Gott in den von ihm dann selbst entfesselten Natur- und anderen Gewalten der "Drangsal" gibt. besonders wenn man körperlich schwach ist. Das widerspricht der gesamten christlichen Errettungslehre, die sich ja gerade in jeder Hinsicht an den Schwachen erweisen soll! Es ist anmaßend, wie hier über Gott verfügt wird. Bei genauem Prüfen ergibt sich in Verbindung mit der WTG überhaupt kein Gottesschutz. Wenn jemand trotz der religiös und politisch provozierenden WT- Schmähungen unbehelligt bleibt, dann ist das nur eine Frage der "List", die jemand anzuwenden versteht, oder der Nachsicht der "Überlisteten", die sehr wohl wissen, daß die Hauptverantwortlichen in erster Linie auf den Schutz vertrauen, den sie hinter sicheren Staatsgrenzen haben.

"Als ein irdischen Tempel den Mittelpunkt der Anbetung bildete" -
Die Betrachtungen um den "geistigen Tempel" dienen einerseits der Aufwertung des "Überrests", der in den Versammlungen arg verdrängt ist. Andererseits soll die Konzentrierung auf den "Überrest" als "Mittelpunkt" ein stabilisierender Faktor sein inmitten des jetzigen Endzeitfehlschlages für die Zukunft.

"Eine persönliche Gabe von Jehova"
Der Artikel enthält einen ungewöhnlichen Widerspruch! Wenn (Abs. 13) erklärt wird, Erkenntnis sei zwar eine Gabe Gottes, doch mit dem "Erlangen und Bewahren" dieser Gabe verhalte es sich "genauso" wie mit einem Musiker, seiner natürlichen Veranlagung und seinen Übungen, dann ist das praktischer Atheismus. Die Hauptabsicht ist indes, jeglichem kritischen Beurteilen des WT-Werkes einen Riegel vorzuschieben, wenn jemand das wirkliche Leben an Hand von Fernsehen. Radio, Bücher und anderen Zeitschriften mit der WT-Verkündigung vergleicht. Das Verbot, sich "regelmäßig" kritische Literatur ins Haus schicken zu lassen, soll auch CV betreffen. WT-Kritik ist kein "Widerspruch zu Gottes Wort", da der WT nicht Gottes Wort ist. Was das "Erlangen und Bewahren" von Erkenntnis durch die "Organisation und ihre vielen Hilfsmittel" betrifft, so sei auch daran erinnert, daß seit WT Nr. 7/1974 der Grundsatz "von Jehova gelehrt" gestrichen ist!

"Was du auch sonst tust - predige!" -
"Dauert es jemand zu lange, dann sei daran erinnert, daß Zeit niemals lang wird, wenn man alle Hände voll zu tun hat." (Trost 1. 6. 45). Dieser schon mehrmals für Harmagedonverschiebungen bewährte WTG-Grundsatz spiegelt sich auch hier wider. Im Vordergrund steht jedoch, die Verkündiger "an der Wurzel" zu packen, an ihrem Schuld- und Pflichtgefühl, anderen zu "helfen", weil auch ihnen einmal "geholfen" wurde. Aber das ist doch Ablenkung. Die entscheidende Frage ist doch, wofür, zu welchem Zweck, wenn 1975 nichts ist! Auch ist es eine Täuschung, alle würden "von dem gleichen Glauben angetrieben, der auch den Apostel Paulus antrieb" (Abs. 8). Die Masse der Zeugen hat eben nicht den Glauben, der den Apostel antrieb, das war nämlich der "himmlische"! Und die "Gedanken" der Masse der Zeugen "sind auf das Irdische gerichtet"!
Phil. 3:17-19.

"Bedenke, was Jehova für dich getan hat" -
Es ist wahr, daß Gott "die Sonne scheinen läßt auf böse wie gute Menschen . . .", auch daß "Gott so sehr die Welt geliebt hat, daß er seinen einziggezeugten Sohn für sie gab . . . ". Dadurch wird jedoch nicht wahr, daß es "heute mehr als eine Million achthunderttausend glückliche Menschen gibt, die sich eines geistigen Paradieses erfreuen", weil sie der WTG folgen. Die 300 000, die der WTG allein seit 1947 nicht mehr folgen, sind nur "die Spitze eines Eisberges". Sie verkörpern hunderttausendfach Konflikt, Rebellion, Auseinandersetzung, Tragik und Unglück in der Organisation. Die Auflehnung von über 300 Mitarbeitern in Brooklyn, die K. Franke, Zweigbüro Wiesbaden. bei der Einweihung der WTG-Kongreßhalle in Westberlin am 1. Nov. 1972 erwähnte, signalisieren das bis in die höchste WTG-Führung. (CV 48, 50, 56). Der Fehlschlag von 1975 beweist, daß es eben keine "festgegründete Hoffnung für die Zukunft" gibt, festgegründet ist allein biblisch die "himmlische Hoffnung", alles andere des WT-Werkes "blüht nicht".

WT Nr. 13 vom 1. Juli 1974
"Ist die, heutige Nahrungsmittelknappheit eine Erfüllung biblischer Prophezeiungen?" -
Dieser Artikel ist im Hinblick auf seinen Zweck vollkommen haltlos. Natürlich stimmt es, was an Fakten zusammengetragen ist. Doch hat die WTG leichtes Spiel, weil immer weniger Nachrichten überliefert sind, je weiter man zurückgeht, was frühere Hungerkatastrophen der Menschheit betrifft. Der springende Punkt ist jedoch der, daß die Zustände der kapitalistischen und ehemals kolonialen Länder benutzt werden, um die Zustände auf der ganzen Erde zu charakterisieren. Daß es in den sozialistischen Ländern der We!t keine derartigen Zustände gibt, wird einfach rnißachtet. Es wird so mit Halbwahrheiten und Desinformation gearbeitet, um "Erfüllungen" zu konstruieren, die es global überhaupt nicht gibt und durch die fortschreitende soziale Entwicklung immer weniger gibt.

"Läßt du dich von Menschenfurcht beeinflussen?" -
Der zunehmende Strom, der sich von der WTG jetzt Zurückziehender soll gestoppt werden. Taktik ist, sie mit "Menschenfurcht" zu moralisieren. Doch das ist generell eine Unterstellung. Denn Menschenfurcht ist in gewisser Hinsicht christlich, z. B. vor den "obrigkeitlichen Personen", sie zu mißachten und anderen Menschen Unrecht zu tun. Davor muß man sich hüten. Und das liegt zugrunde! Die WTG muß hier moralisiert werden, denn sie verlangt im Gegensatz zu Römer 13:4, "daß du eine andere Regierung für die Erde unterstützt … und dir deshalb "zwangsläufig die Feindschaft dieser Welt zuziehen" sollst! Wenn Christen jetzt eine "andere Regierung für die Erde" unterstützen, dann geraten sie politisch in Opposition zur "Obrigkeit von Gott", die nicht nur nach wie vor allen Anspruch darauf hat, daß Christen "zu jedem guten Werk der obrigkeitlichen Gewalten bereit sind" (Titus 3:1), sondern sogar auch darauf, daß Christen für sie bitten und beten! 1. Tim. 2:1. Menschenfurcht? Nein und ja!. Doch die WTG führt in eine politische Konfrontation, die biblisch völlig rechtmäßige Sanktionen der "obrigkeitlichen Personen" zur Folge haben muß. Wohl denen, die sich davor fürchten und hüten! Römer 13:4!
Wird fortgesetzt in CV 64

WOHIN SIND DIE 300000 GEGANGEN, DIE DIE WTGSEIT 1947 WIEDER VERLASSEN HABEN?
"…daß sich vom Jahre 1947 an über 300 000 Brüder und Schwestern nach ihrer Hingabe und Taufe zu irgendeiner Zeit am Predigtdienst beteiligt haben und nun versuchen, Jehova und anderen ihren Glauben ohne Werke zu beweisen". (Jahrbuch 1974), S. 254, dt.) Das ist das Eingeständnis der WTG ein Jahr vor 1975, daß Hunderttausende allein seit 1947 ihr wieder den Rücken gekehrt haben und nun in anderer Form, die geschickt diffamiert wird, ihrem Glauben leben. Kann man im Glauben nur WT-Werke vollbringen?

Wer einmal innehält und die Geschichte der Lehren und Methoden der WTG überblickt, wird mühelos erkennen, wie vielfältig die Gründe waren und sind, die berechtigt veranlassen können, der WTG nicht mehr bedingungslos zu folgen. Das reicht von drastischen Irrlehren wie über die Obrigkeit von 1929 bis 1962, Ausrottung des Ältestenamtes in den .dreißiger Jahren über falsche Harmagedon-Verkündigungen 1939/45 bis zu organisatorischer Gängelei und penetrante Bevormundung bis zu empörenden Eingriffen in das Intimleben. Wir brauchen das jetzt nicht alles aufzuzählen. Jede Versammlung hat ihre lebendigen Beispiele dafür.

Über 300 000 sind es also seit 1947, die diesen Abwegen und Unrechtsmethbden widerstanden, hinweggetrieben wurden und so gezwungen, Gott auf andere Art und Weise weiter zu dienen, Christus in getrennter Gemeinschaft weiter zu folgen. Die WTG räumt ein, wenn wir genau lesen, daß diese Brüder und Schwestern keineswegs den Glauben verleugnet haben, wenn sie sie auch hinsichtlich ihrer Werke diffamiert. Schließlich ist ja nicht Gott anzuklagen, wenn die WTG Irrlehren aufstellt und sie vertreibt, die das nicht mitmachen. Aufrichtigen Gottesdienst gab es vor der WTG in anderen Kirchen und Gemeinschaften, zwangsläufig, gibt es neben und außerhalb der WTG, sie zwingt durch ihre Irrlehre und Abwege ja förmlich selbst dazu, und wird es noch der WTG geben. Die WTG hat ja bisher nicht einmal alle Aufrichtigen erreichen können, nein, das Ansehen vor Gott ist von ihr nicht abhängig, sie ist allenfalls auch nur fehlerhaftes Stückwerk. Die 300 000 beweisen das.

Auch in Deutschland gibt es seit 1947 und dann in der BRD bzw. DDR viele Brüder und Schwestern, die zu diesen 300 000 gehören. Etliche sind infolge der Irr- und Abwege der WTG und ihrer Intoleranz verständlicherweise wieder in katholische, evangelische oder freikirchliche christliche Kreise zurückgekehrt. Ein großer Teil begann zwangsläufig getrennte Versammlungen oder Gemeinden zu bilden, die sich dann unterschiedlich in größerem Rahmen verbanden. Natürlich wurden vor allem ihre leitenden Brüder oder Ältesten von WT-Seite heftig angegriffen und verleumdet, nicht einmal auf der Straße grüßen sollte sie jemand. Nicht das mindeste eigene Schuldbewußtsein bei der WTG, nur "theokratische" Rechthaberei und Unduldsamkeit, was die Szene bis heute vergiftete und verbitterte. Doch die Zeit ist nun herbeigekommen, daß sich das ändert.

In der DDR haben sich so vor allem die beiden Gruppen christlicher freier Gemeinden entwickelt, die in der "Vereinigung freistehender Christen" (VfC) und im "Bund freier Christengemeinden" (BfC) vereint sind. Wir finden in ihnen viele bekannte Brüder und Schwestern aus der gemeinsamen Zeit, bevor sie durch die WT-Abwege zerstört wurde. Es ist nun durchaus möglich, daß sich viele weitere Brüder und Schwestern diesen freien christlichen Gemeinden anschließen, wenn mit 1975 der WT-Feigenbaum nicht blüht und sich das Werk des WT-Olivenbaumes als Fehlschlag erweist. Sie mögen wieder herzliche persönliche Beziehungen herstellen, wo sie einander kennen und vielleicht bisher grußlos vorübergingen.

Niemand sollte angesichts 1975 mehr rechthaberisch "allein in der Wahrheit" sein wollen. Niemandem ist mehr als erkenntnismäßiges Stückwerk verheißen. 1. Kor. 13:9, 10. Mögen die Altesten vor allen in diesem christlichen Versöhnungswerk vorangehen und die Wege ebnen.

Viele junge Brüder und Schwestern haben aber - als sie merkten, wie haltlos und abwegig die WTG in entscheidenden Lehren und Verhaltensweisen ist, wie verständnislos jungen Menschen und ihren natürlichen, menschlichen Problemen gegenüber - jede weitere religiöse Gemeinschaftsbindung aufgegeben. Die Widersprüche in den Lehren und Weisungen, die Rechthaberei trotz auf der Hand liegender Unmöglichkeiten, die verständnislose Gängelei und Bevormundung und die sinnlose Verteufelung und Dämonisierung völlig natürlicher menschlicher Bedürfnisse und Bestrebungen ließen sie zu der Ansicht kommen, daß da kein Gott am Werke ist, sondern allein Menschen, die den Blick für die wirklichen Zusammenhänge tragischerweise völlig verloren haben, und wenn sie deswegen ihre eigenen Kinder verstoßen. Wenn wir jetzt sehen, wie aus dem WT endlich der Anspruch gestrichen ist, "von Jehova gelehrt" zu sein, dann kann man diese Brüder und Schwestern in ihren Schlußfolgerungen verstehen, wenngleich man nicht alles nachvollziehen kann. Wir haben jedoch die Worte des Apostels Paulus, daß auch anderen Menschen "das vom Gesetz Gottes gebotene Tun ins Herz geschrieben" sein kann (Rö. 2:15), so daß wir die gleiche Einstellung zu ihnen bewahren sollten, wie der Apostel. Ihre Erfahrungen können ebenfalls eine große Erkenntnishilfe sein, wie der Apostel hier zeigt, wenn er das erwähnt. Wir sollten unsererseits mit ihnen herzlich verbunden bleiben. Wer wollte wohl alle Wege im voraus wissen? Lies das Hohelied der Liebe in 1. Kor. 13 wiederholt nachdenklich durch.

Der WTG-Fehlschlag mit 1975 und seinen Konsequenzen zwingt zur Anerkennung der Tatsache, daß auch andere Christen in anderen Formen der Gemeinschaft aufrichtig in der Nachfolge Jesu sind. Gott schaut auch bei anderen nicht auf Form und Äußeres, sondern auf die Beweggründe. Noch ist überall jenes Bauen, von dem Paulus in Eph. 4:12 spricht: " . . . bis wir alle hinkommen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur Reife des Mannesalters, zum vollen Maß der Fülle Christi". -
P.

MITTEILUNGEN
Papst Paul VI.:
Festigung des sozialen Gewissens
Während die WTG mit 1975 vor der größten Misere ihrer Geschichte steht und dieses Jahr am liebsten niemals genannt hatte, verkündigte Papst Paul Vl. aus Anlaß der Eröffnung des Heiligen Jahres 1975 die Aufgabe, für die "Festigung des sozialen Gewissens" aller Menschen zu wirken. Die Katholiken wurden aufgerufen, sich für konkrete soziale Aktionen einzusetzen. Jehovas Zeugen sollten angesichts der WTG-Misere mit 1975 hierüber nicht länger spotten

Griechischer Urtext gegen WT-Vernichtungslehre
Gemäß NW-Übersetzung lautet 1. Tim 2:4, "…daß alle Arten von Menschen gerettet werden". Der Urtext laut "The Kingdom Interlinear Translation" lautet dagegen, "…daß alle Menschen gerettet werden". Laut 1. Kor. 4:6, "nicht über das hinaus, was geschrieben steht', ist es eine folgenschwere Entstellung, "alle" mit "alle Arten von" zu übersetzen. Diese Übersetzung ermöglicht, genau das Gegenteil von dem hineinzulegen, was der Urtext aussagt. Der WT-Fehlschlag mit 1975 bestätigt den Urtext.

Freie Christengemeinden laden ein
Jehovas Zeugen sind bei ihren Brüdern und Schwestern im Bund freier Christengemeinden herzlich willkommen.
Freie Christengemeinde 806 Dresden, Robert-Blum-Strasse 6, (Adventgemeinde), sonntags, Mai-Sept. 9.00-10.30 Uhr, Okt.-April 14.30-16.00 Uhr.
Freie Christengemeinde 705 Leipzig, Witzgallstrasse 10, (Jugendzimmer St. Laurentiuskirche), sonnabends, 14.00-16.00 Uhr.
Freie Christengemeinde Karl-Marx-Stadt, Giesserstrasse 36, (Jugendzimmer St. Josephskirche), sonnabends, 13.30-15.30 Uhr.

FRAGEN AN DIE WTG
Zum Inhalt dieser Ausgabe
1. Warum wurde der Grundsatz, .Sie werden alle von Jehova gelehrt sein", aus dem WT entfernt?
2. Warum wurde der Name "Jehovas Zeugen" mit Jesaja 43.12 von der WT-Titelseite gestrichen?
3. Warum wurde das Titelbild des WT geändert?
4. Warum wurde der Unfehlbarkeitsbezug in der WT-Zweckerklärung gestrichen?
5. Warum wurde ein Jahr vor 1975 ein Jahrestext gewählt, der von "nicht blühen" und "Fehlschlag" spricht?
Diese CV-Ausgabe hilft weiter, diese aktuellen Fragen zu beantworten.

Sendet eure Fragen an die WTG auf beliebige Weise an CV. Durch CV werden sie mit Sicherheit im Hauptbüro in Brooklyn zur Kenntnis genommen. Jeder kann auf diese Weise dazu beitragen, das auf die Tagesordnung zu setzen, was geprüft und geklärt werden sollte. Sagt es auch anderen Brüdern und Schwestern weiter, daß man über CV alle Arten der WTG zu Gehör bringen kann. Dies ist gleichzeitig eine gute Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der anderen Versammlungen und Ältesten auf brennende Fragen zu lenken.
Eure Brüder
CV-Leitung, Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum,
DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos.
Kto. 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera
A 1280-74 V 7 1 1790

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 64

Diese Ausgabe fragt auch:
"Muß da unsere Verkündigung nicht für jeden Verantwortungsbewußten unannehmbar sein? Sind wir nicht wie eine Opposition ohne glaubwürdige und ernstzunehmende Alternative? Müssen andere das alles nicht so sehen? Was nützt bloßes Predigen? Schieben wir nicht das Ende immer wieder in die Zukunft? Muß man uns nicht als sozialpolitisch verantwortungslose Christen betrachten?"

Bedauerlicherweise verdrängen Jehovas Zeugen diese wesentliche Fragestellung. Grund genug, sie dennoch von Zeit zu Zeit immer wieder mal zu stellen.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 64 Gera Oktober 1974

GAR OFT WIRD CV MIT BEIDEN HÄNDEN FESTGEHALTEN
Liebe Leser!
Es besteht ein großes Verlangen noch einer vielseitigen und wahrheitsgemäßen Information in allen Versammlungen über die tatsächliche Lage des Werkes in unserem Lande und natürlich auch darüber hinaus. Gar oft deshalb wird CV mit beiden Händen festgehalten, wo sie hingelangt. Warum ist das so? Was bewegt da gar viele schon? Wer der WTG bisher guten Willens und aufrichtigen Glaubens folgte und ehrlich vor sich selbst und den Mitmenschen sein möchte, denen er verkündigen soll, merkt auf die vielfältigste Weise, daß das langsam aber sicher immer unmöglicher wird. Je mehr man nachdenkt, desto mehr Fragen tauchen auf.

Wie soll man die Endzeit weiter glaubwürdig verkündigen, wenn es nun wieder unbestimmt über 1975 hinausgeht? Was soll man den Kindern sagen, für die die Zukunft entschieden werden muß? Was soll man Sohn oder Tochter sagen, für die es in der Versammlung keinen Lebenspartner gibt? Wie vor den Arbeitskollegen bestehen, die sagen, daß man sich um die sozialen Interessen kümmern muß? Wie kann man noch glaubwürdig sein , wenn Christus nur von einer Generation sprach, man uns aber darauf hinweist, daß die WTG schon die dritte Generation verkündigen läßt? Wie kann man noch ernst genommen werden, wenn 1975 nun schon der 4. oder 5. Endzeittermin ist, der nicht eintrifft? Wie kann man weiter für die WTG lügen und täuschen, wenn man erkennt, daß die alttestamentliche jüdische Kriegslist für Christen verboten ist? Macht man sich und seine Familie, ja die Kinder schon, nicht zum politischen Heuchler, wenn man den WT-Antikommunismus verbreitet. sich aber als politisch neutral ausgibt? Vernichtung von Menschen um ihres anderen Glaubens willen predigen soll bei Gott Gerechtigkeit sein, was unter Menschen furchtbarste Verbrechen sind? Wenn Jesus beliebige Kinder segnete, wie kann er sie da als Christus wie in Treblinka und Majdanek vernichten? Hast Du je die Berge von Kinderschuhen gesehen, in Majdanek bei Lublin, wo von den Faschisten 1 380 000 vorwiegend Juden vernichtet wurden? Unsere Vernichtungspredigt - ist das nicht wie hundertfach Treblinka und Majdanek? Müssen da andere unsere Gesinnung nicht als unmenschlich empfinden? Und was sollten die Hungernden, Frierenden, Armen, Elenden, Ausgebeuteten, Unterdrückten, Arbeitslosen, Obdachlosen und Entrechteten seit 1914 machen? Bis zum nächsten Endzeittermin noch 1975 weiter wie bisher zugrundegehen? Wenn es noch unserer Verkündigung ginge, lägen da nicht schon seit 1914 alle Regierungen am Boden? Zerstören wir nicht tatsächlich das Vertrauen, ohne das es keine demokratische Regierung gibt? Muß da unsere Verkündigung nicht für jeden Verantwortungsbewußten unannehmbar sein? Sind wir nicht wie eine Opposition ohne glaubwürdige und ernstzunehmende Alternative? Müssen andere das alles nicht so sehen? Was nützt bloßes Predigen? Schieben wir nicht das Ende immer wieder in die Zukunft? Muß man uns nicht als sozialpolitisch verantwortungslose Christen betrachten? Verlangt die WTG nicht, Gott (d. h. ihr) zu geben, was der "Obrigkeit" gehört? Begreifen nicht unsere Kinder in der Schule schon die einfache Tatsache, daß die Menschen vor allen Dingen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft, Kunst und Religion usw. treiben können? Bedeuten Jesu Worte, der Mensch lebt nicht vom Brot allein, nicht, der Mensch lebt zuerst vom Brot? Stellt uns die WTG nicht in vielen Fragen genau auf den Kopf? Ergeben sich unsere Schwierigkeiten in Familie und Ehe, Elternhaus und Schule, Betrieb, Staat und Gesellschaft nicht gerade daraus, weil wir in allen diesen Fragen elementarste Sachverhalte und Bedürfnisse verkennen und mißachten, angefangen bei uns selbst? Wie soll man sich da ein geistiges Paradies einreden? Wo sind wir durch die WTG als Christen hingeraten?

Diese und viele andere Fragen beunruhigen immer mehr Versammlungen. Wer CV aufmerksam liest, findet nun Information und Wegweisung in allen solchen Fragen, ausgehend von echter christlicher Verantwortung angesichts der schöpfungsbedingten sozialen Bedürfnisse und Interessen aller Menschen, von denen selbst der WT zugeben mußte (15. 9. 56, S. 559), daß sie "den Stempel der rechtlichen Anerkennung Gottes tragen". Wir hoffen und wünschen, daß auch diese CV-Ausgabe wieder einem großen Schritt weiter zu vermehrtem Verständnisvermögen dient.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter
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In dieser Ausgabe
Die Kernfragen des WT für Studium und Verkündigung geprüft. WT 1974 dt. Nr. 13, 14, 15. -
Die WTG-Kongresse 1974 und das Endzeitjahr 1975. -
Neue Untergrundmethoden unchristlicher List. -
Wie die Ältestenschaft früher beseitigt wurde. -
Die neue Ältestenschaft am Scheidewege. -
Sich im Namen Jesu frei versammeln. -
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DIE WTG-KONGRESSE 1974 UND DAS ENDZEITDATUM 1975
WTG-Zweigdiener R. Kelsey und die WTG-Beauftragten G. Zettel und H. Schnell nehmen Stellung
Als auf dem Kongreß 1966 das Buch "Ewiges Leben in .der Freiheit der Söhne Gottes" mit dem. neuen Endzeittermin 1975 erschien, war das ein Höhepunkt für alle: "An allen Stellen, wo das Buch abgegeben wurde, wurde es mit Begeisterung aufgenommen. Die Ausgabebestände wurden von vielen umringt und der Vorrat an Büchern war bald erschöpft. Sofort wurde der Inhalt untersucht. Es dauerte nicht sehr lange, bis man die Tabelle fand, die auf Seite 31 beginnt und die zeigt, daß 6000 Jahre des Daseins des Menschen im Jahre 1975 enden. Erörterungen über dieses Jahr 1975 überschatteten nahezu alles andere." (WT 1. 1. 67 dt. S. 20)

Verständlicherweise fuhren jetzt überaus viele zu den Kongressen 1974, ein Jahr vor 1975, in einer Spannung, die alles übertrifft, was 1966 war. Wir wollen sehen, was von diesem alles überschattenden Jahr 1975 jetzt gesagt wurde.

Zu den Kongressen 1974 gaben WTG-Zweigdiener R. Kelsey und sein Vorgänger K. Franke in einem Filmbericht von Hans S. Lampe im BRD-Fernsehen am 10. August 1974, I. Programm um 17.15 Uhr verschiedene Interviews. Von katholischer Seite war das Informationsbüro für Glaubensgemeinschaften und von evangelischen Seite die Zentralstelle für Weltanschauungsfragen vertreten und beteiligt. Es war völlig überraschend, daß R. Kelsey und K. Franke hier mitwirkten.

Das 1975 Interview mit R. Kelsey:
Sprecher: "Auf dieses Paradies hatten Sie schon einige Male vergeblich gewartet. Ihre Gesellschaft hatte sich genaue Termine ausgerechnet. Doch jedesmal, wenn das große Ereignis dann nicht stattfand, mußte sie die Irrtümer geschickt in Siege verwandeln. 1975 ist doch ein ganz fixes Datum, das Sie aufgestellt haben. Was passiert, wenn dann nichts geschieht?"

R. Kelsey: "Jehovas Zeugen sagen, daß Mitte der siebziger Jahre etwas geschehen wird, und zwar 6000 Jahre der Menschheitsgeschichte werden ablaufen gemäß der Chronologie der Bibel. Wir glauben, daß die Welt oder die Erde auch nicht dann zu Ende geht, sondern bestehen bleibt.
Wir werden als Zeugen Jehovas Gott dienen jetzt vor 1975 und genauso nach 1975."

Was ist das für eine Erkenntnishilfe für die Millionen Zuschauer, dem gestellten Problem geschickt auszuweichen? Eine öffentliche Demonstration unbußfertiger Fehlschlagbemäntelung.

In dem Vortrag "Auf welche Autorität stützt du dich …" setzte sich G. Zettel mit denen auseinander, die auf Grund der "zuverlässigen Bibelchronologie in dem Buch "Ewiges Leben …"S. 30 erwarten, daß die "große Drangsal" im Herbst 1975 hereinbricht: Es sei sehr gefährlich, wenn man sich schlecht vorstellen könne, daß dieser Zeitpunkt überschritten werden könne!

H. Schnell hielt in Frankfurt/M. den Hauptvortag zu 1975: "Warum wir nicht von jenem Tage und jener Stunde in Kenntnis gesetzt worden sind." Eigentlich sagt das Thema schon alles. Wie konnte dann die WTG die ganze Welt von dem Zeitpunkt 1975 in Kenntnis setzen? Sogar auf Frühherbst 1975 genau? Das Staunen wuchs, als H. Schnell auf das engl. Buch "Aid to Bible Understanding", wonach bereits im Herbst des Jahres 1974 das Ende der 6000 Jahre kommen könnte, hinwies! Er schloß mit den Worten, Jehova sei nicht langsam mit seinen Verheißungen. jegliche scheinbare Verzögerung sei nur zum Vorteil aller, er werde sich nicht verspäten. Bekannte Worte, die immer zitiert wurden, wie 1874, 1914, 1925 oder 1945. Das waren die Hauptaussagen anläßlich der Kongresse 1974 zu 1975. Wir verstehen, daß jetzt nicht Begeisterung, sondern bittere Enttäuschung mit Bezug auf 1975 alles überschattete. Die Kongresse 1974 orientierten als Hauptziel nicht auf ein nahes Ende, sondern auf die Verhinderungen aller Endzeitkritik an der WTG durch Intensivierung und Aktivierung aller Zweige der Tätigkeit, egal, wielange alles dauern. mag. G. Zettel sagte es klar und offen: Das Jahr 1975 wird überschritten!

"Sollen wir unseren Bankrott erklären?", waren die letzten Worte eines Aufsehers an den CV-Beauftragten auf dem Kongreß in Frankfurt/Main.
CVN

DER FEIGENBAUM BLÜHT NICHT, DAS WERK DES OLIVENBAUMS IST EIN FEHLSCHLAG
Die Kernfragen des WT für Studium und Verkündigung geprüft
WT Nr. 13 vom 1. Juli 1974
"Bist du wirklich ein Geistesmensch?" -
Die Zeugen können in ihrer Mehrheit gar nicht solche Geistesmenschen sein, wie 1. Kor. 3:1 fordert, da sie durch die WTG seit den dreißiger Jahren zu einer christusfeindlichen "irdischen"' Hoffnung geführt worden sind. Phil. 3:17-19. Wir dürfen auch heute nicht über das hinausgehen, was geschrieben steht. 1. Kor. 4:6. So dürfte z. B. keiner in solcher falschen Hoffnung Ältester sein. Titus 1:9, 2:8, Ga1. 1:8. Damit das nicht zum Bewußtsein kommt, sagt der WT, daß Geistesmenschen letztlich "demütige, hart arbeitende und ergebene Männer" seien (Abs. 5), die folgsam sind und alles ertragen, was über sie kommt, wenn nicht anders, dann als Prüfung durch Gott. Die Wahrheit in dieser Frage würde die meisten Versammlungen augenblicklich sprengen: Denn alle Ältesten, die nicht zum Überrest gehören, müßten augenblicklich zurücktreten!

"Verfolgte Christen, ein 'Schauspiel für die Welt'."
Es wird immer mehr Angriffe auf die WT-Lehren, wo sie haltlos und Bibelmißbrauch sind, geben. Das hat mit Christenverfolgung überhaupt nichts zu tun. Das ist vielmehr christlich. Nimm nur diesen WT-Artikel. Weil fast alle Zeugen "irdisch" hoffen, glauben sie überhaupt nicht das gleiche wie Jesus und die Apostel. Phil. 3:17-19. Oder: Die Zeugen versuchen nicht, die politischen Angelegenheiten in die Hand zu nehmen? (Abs. 23) Das stimmt. Sie machen etwas ganz anderes. Sie schlagen mit ihrer undemokratischen und antikommunistischen Verkündigung jedem, den sie unterweisen, die politischen Angelegenheiten gründlich aus der Hand! Oder: Keine Gefahr für Recht und Ordnung? Für die faschistische "Ordnung" in Chile stimmt das, wenn der WT Priester "biblisch" brandmarkt, die sich gegen diese "Ordnung" wenden (Abs. 15), weil sie die Demokratie vernichtet hat. Oder: Den Zeugen gelinge es, die "Verhältnisse in ihren Reihen herbeizuführen, die jede aufgeklärte Nation für ihre Bürger wünscht"? (Abs. 23) Was für ein Bluff! Der WT verwechselt Nation mit Religionsgemeinschaft! Die Verhältnisse in einer Nation beruhen auf der Bereitschaft ihrer Bürger zur politischen Verantwortung zur Gewährleistung von Recht, Gesetzlichkeit, Ordnung, Sicherheit, Verwaltung, Volkswirtschaft, Bildung, Arbeit und Fürsorge für alle, unabhängig vom religiösen Glauben. Die Zeugen-Versammlungen sind "Muster" hierfür? Was für einen grotesken Unsinn setzt der WT hier in die Welt?
Merkt das wirklich keiner? In der Tat, .was für ein Schauspiel!

"Handelst du noch dem Motto, wer's findet, behält's?" -
Soweit, so gut. Es könnten aber auch Überrest-Sonderpioniere genannt werden, die nur in der Stadt herumlungerten und ihre Quotenerfüllung fälschten und dem kontrollierenden Aufseher erklärten, ihre Nachbesuchskartei in der Stadt verloren zu haben. Nein, Ehrlichkeit zeichnet auch andere Menschen und Gemeinschaften aus. Gute Belehrung darüber auch. Dazu braucht man nicht unbedingt die WTG.

"Kongresse 'Göttlicher Sieg' auf der ganzen Erde ohne Störungen verlaufen." -
Schon diese Überschrift ist eine Unwahrheit. Auf den Kongressen 1973 in der BRD wurden große Spruchbänder gegen die WTG entrollt. Beim Kongreß in München ließ die WTG Polizei gegen WTG-kritische Schriftenverteilung vorgehen. Der Artikel bestätigt die Strategie der WTG sich auf die "dritte Welt" zu orientieren, Neuland, wo sie ohne große Schwierigkeiten eine weitere Generation findet. Interessant ist folgende Bemerkung. Bei den Kongressen 1973 in Afrika "haben Regierungen . . . eng mit den offiziellen Vertretern der Zeugen Jehovas zusammengearbeitet", weil sie sich völlig davon zurückhielten, politische Ziele zu verfolgen oder revolutionäre Bewegungen zu unterstützen" (S. 407). Im Hauptvortrag "Göttlicher Sieg . . ." wurden dann auch gleich einleitend achtzehnmal politische Angriffe gegen den Kommunismus vorgetragen.

Keine politischen Ziele? Antikommunismus ist das reaktionärste politische Ziel, das es gibt. Auch wird hier bewiesen, auf welcher politischen Grundlage die WTG bereit ist, mit politischen Regierungen zusammenzuarbeiten.

"In welchem Tempel ist Gott zu finden?" -
Es sind zwei Hauptlinien zu erkennen. Aufwertung des Überrests und Abwertung anderer Anbetungsstätten oder Kirchen. Die Sache ist jedoch grotesk, weil die WTG den Überrest dazu gebracht hat, nur noch "irdische Gedanken" anzubieten (Phil. 3:17-19), was der WTG seitens der Kirchen biblisch zu recht vorgehalten wird.

WT Nr. 14 vom 15. Juli 1974
"Warum Jehovas Zeugen an dir interessiert sind." -

"In dieser Welt" gibt es "keine Liebe"? Das ist doch einfach unwahr! Milliardenfach gibt es Liebe! Unter Verliebten und Eheleuten, zwischen Eltern. und Kindern, unter Verwandten, in Solidaritätsaktionen, karitativen und diakonischen Werken anderer Christen, Liebe zu Beruf, Kunst, Musik, zu Tieren, zur Natur und vieles andere mehr! Das weiß die WTG ganz genau! Natürlich gibt es nicht nur Liebe. Wer weiß das nicht. Darum ist die WT-Formulierung "keine Liebe" verantwortungslos. Hüte dich, sie zu verbreiten Du kannst sie nicht ehrlich verantworten! 2. Tim. 2:15, 16. Mit der Formulierung, "dieses System" sei "korrupt", ist es genauso. Denn das hieße doch, jeder Volksvertreter, Abgeordnete, Beamte oder Minister, jeder in irgendeiner "obrigkeitlichen" Verantwortung sei korrupt, d. h. bestochen und verkommen, ein Gewissenslump, Gangster oder Gauner. Genau das besagt diese allgemeine WT-Formulierung. Das kann ein Christ nach Titus 3:2 nicht verantworten. Schließlich will der WT dich auch hineinziehen, das "Ende" weiter zu "verschieben", indem du predigen sollst, der "Wechsel innerhalb dieser Generation" würde erst kommen, "wenn es der Mensch bis zum Äußersten getrieben hat". Das wäre der Sanktnimmerleinstag.

"Was tust du jetzt, um dich vorzubereiten?"
"Schwere Zeiten" werden ausgemalt. Dabei wird die Situation und Entwicklung in den sozialistischen Ländern völlig mißachtet. Als ob die ganze Welt, nach den Krisen, Konflikten und Kriegen im Kapitalismus und seinem Einflußbereich zu beurteilen wäre, Das ist die politische Hauptentstellung in diesem Artikel. Dann wird eine drohende Verfolgung an dies Wand gemalt, Der Zweck ist, alle sollen sich um die WTG drängen, und in dieser Spannung soll jedes kritische Nachdenken über die WTG ersticken. Aus ihrem Hort läßt die WTG deshalb eine religiös und politisch besonders antikommunistische, aufreizende Herausforderung noch der anderen los. Eine weithin leuchtende Märtyrerkrone auf dem Kopf der Verkündiger soll helfen, den 1975-Endzeitfehlschlag zu verdrängen. Darum geht es letztlich auch hier.

"Behaltet die Gegenwort des Tages Jehovas im Sinn" -
Es geht um die zunehmende "skeptische Haltung" gegenüber der WTG (Abs. 5). Der wichtigste Gedanke, der dazu eingeschoben wird, ist: " . . . allezeit diese Einstellung haben ohne Rücksicht darauf, w a n n der Tag . . . kommt". Auch dieser Artikel zielt also auf WTG-Folgsamkeit, während alles in eine weitere Generation verschoben wird. Dabei sollst du dir einbilden, alles "klar und deutlich unmittelbar vor dir" zu sehen.

"Die richtige Einstellung ist ein Schutz" -
Nur "einige werden ungeduldig und verlieren den Glauben, weil die Dinge nicht so geschehen, wie sie es erwartet haben und weil sich Gottes Handlungsweise zu verzögern scheint"? Die Worte "irgendeine anscheinende Verzögerung", "eine Weise, die uns langsam erscheint" und "ungeachtet w a n n der Tag kommt" machen es endgültig. Die aller Welt verkündigte Endzeit kommt wieder nicht! Es wird wieder verschoben!

Natürlich schiebt die WTG alles wieder auf Jehova, er verzögere. Wer das nicht mehr mitmachen will, wird demoralisiert, er lasse sich "in die Angelegenheiten der Welt verstricken", er "glaube nicht wirklich", er würde sich "unserer Verantwortung entziehen". Unserer Verantwortung? Die Verkündiger sind unschuldig, die WTG hat das haltlose 1975 festgesetzt! Und wieder wird Hebr. 10:36-39 zitiert: " . . . noch eine ganz kleine Weile", wie immer, wenn wieder verschoben wurde, 1874, 1914, 1925, 1945 und nun wieder 1975.

"Warum ehrlich sein?" -
Gute Gedanken für eine falsche "irdische" Hoffnung, Phil. 3:17-19, die deshalb wieder verschoben wird. Nebenher werden kapitalistische Denkweisen eingeschoben, wie "Arbeitnehmer" und "Arbeitgeber". Ist die WTG selbst ehrlich. wenn sie jetzt wieder verschiebt und sagt, Jehova "verziehe"?

"Priester, die uns helfen können" -
Die Aufwertung des Überrestes wird fortgesetzt. In der Konsequenz geht es jedoch allein um die 11 "Priester" der Körperschaft der WTG in Brooklyn. Niemand anders hat etwas zu sagen und zu entscheiden. Sie wollen nicht isoliert werden. Darum die Fortsetzung dieser Aufwertung aller, was deshalb nur eine Beschäftigungstheorie ist.

"Tausend Jahre der Erleichterung für die Menschheit" -
Eine Irreführung, weil die angesprochene Menschheit diese "Erleichterung" ja gar nicht erleben kann, da sie bis auf die wenigen Zeugen vernichtet werden soll. Das gleiche mit der der ausgemalten Tausendjahrherrschaft, weil sie wieder verschoben wird und 1975 nicht beginnt. Dem liegt übrigens eine unechte Schriftstelle (Off. 20:5) zugrunde laut "Verzeichnis unechter Stellen", WTG 1912 Barmen und Brooklyn.

WT Nr. 15 vom 1. August 1974
"Ist der Gebrauch des Rosenkranzes biblisch?" -
Nein, eine hinzugefügte Tradition. Daß Katholiken wieder einmal allein unter solchen Beispielen dargestellt werden, soll sie weiter verteufeln. Dabei benutzt gar nicht jeder Katholik einen Rosenkranz, weil das nicht das Wesen des Glaubens ist. Man könnte den Rosenkranz als "Splitter" bezeichnen gegenüber dem "Balken" im Auge der WTG, den sie mit dem falschen Namen Jehova herumträgt, aufrechterhalten ebenfalls aus Tradition seit dem 14. Jahrhundert, wie im Vorwort der engl. NW-Übersetzung von 1950. S. 25, eingestanden wird. Und hier geht es um wesentliche Dinge! Matth. 7:1-5,

"Sollte es in einer christlichen Familie einen Generationskonflikt geben?" -
Wieder nur kapitalistische Verhältnisse als Maßstab. Eine New Yorker Sozialwissenschaftlerin, ein britischer Historiker, ein US-Jugendrichter, ein Oberschüler aus. Chicago, ein Starlet aus Hollywood und wie sie es sehen. Warum werden keine führenden Historiker, Soziologen oder Jugendrichter aus sozialistischen Ländern zitiert? Wundere dich also nicht, wenn du durch den WT in politische Konflikte stürzt, nicht wegen deines christlichen Glaubens, sondern wegen solcher politischen Halbwahrheiten. "Eng an die Organisation halten" bei solcher WT-Politik? Kannst du die Lehren über Eltern und Kinder nicht selbst in der Bibel finden?

"Wie du in deiner Familie einen Generationskonflikt vermeiden kannst" -
Wieder nur westliche Experten. Ein Mitglied des Aufsichtsratkomitees der Universität des Staates New York, ein Doktor der Universität von lllinois, amerikanische Schriftsteller und Professoren und auch ein Mitarbeiter des Rauschgiftdezernates und Geheimagent aus Texas. Die Familien- und Jugendpolitik der sozialistischen Länder wird völlig mißachtet. Wird von "allen Nationen" gesprochen, dann ist diese Einseitigkeit verantwortungslos. Das muß zu politischen Konflikten führen, wodurch die WTG die "Konflikte" zusätzlich politisch verschärft. Und zur Sache selbst: Was hilft die Paarung elterlicher Zucht mit Liebe, wenn diese Zucht die Jugendlichen in eine fragwürdige Organisation mit einer haltlosen "irdischen" Hoffnung zwingt? Die z. B. höhere Schulbildung diskriminiert, Berufswege verbaut, Intimitäten selbst unter Brautleuten verteufelt und Umgang, Verkehr und Beziehungen sich nur in diesem haltlosen "irdischen" Kreise dreht? So nehmen die "Konflikte" in Wirklichkeit denn auch kein Ende. Im Gegenteil.

"Ein gerechtes und dennoch barmherziges Gericht" -
Ob das "Ende" jetzt kommt oder nicht, ob man es erlebt oder nicht, soll überhaupt keine Rolle mehr spielen. Da verliert ja alles seinen Endzeitsinn. Nein, die Zeit :st jetzt für die WTG herbeigekommen. Man kann nicht unbehelligt einfach weiter verschieben. Zur Lebzeit dieser Generation seit 1914 wurde aller Welt verkündigt. Daß man jetzt dagegen jedem zu verstehen gibt, er könne durchaus darüber hinsterben, beweist: Es wurde wieder ein Endzeitfehlschlag verkündigt. Im Schwärmen von den "tausend Jahren" soll das verdrängt und vergessen werden.

"Mitfühlend wie unser Gott" -
Mitten in der 1975-Endzeitverschiebung ein Spenden-Aufruf, wie es ihn seit Jahren nicht gegeben hat! Wer 1974 noch spendet, hat die Haltlosigkeit der WT-Endzeitverkündigung noch nicht erkannt, wird also durch seine Spende noch fester mit dieser Verkündigung verbunden. Darauf kommt es an! Es ist zugleich ein Test der noch vorhandenen Verbundenheit. Wenn die WTG den Spendern verspricht, daß sie ihr helfen, "um in jeden Winkel der Erde vorzudringen" (S. 470), so deutet das Pläne an, die ins nächste Jahrtausend zielen, wenn es nicht nur das Geld locker machen soll. Im Appell an das Mitgefühl soll dieses Kalkül verborgen bleiben. Denn es gibt keinen Gottesbeweis für die immer wieder verschobenen Endzeiten der WTG.

"Wie heiraten?" -
Liest man diesen Artikel unter dem Jahrestext 1974, dann fallen folgende Worte auf: " . . . handelt es sich bei den … Trauzeugen . . . um geistige Brüder und Schwestern, Personen also, die e b e n f a 1 1 s hoffen, Jehova e w i g z u d i e n e n". Kein Sterbenswort über ein nahes Ende, an das sie denken sollten. Im Gegenteil, die Hochzeitsstimmung wird mit e w i g d i e n e n verknüpft! So wird auch die Hochzeitsstimmung benutzt, um die vorhandenen jungen Menschen in der Organisation unmerklich für eine weitere lange Zeitperiode einzubinden, 1975 überschreitend. Die zitierten Worte sind. die wichtigste Bemerkung in dem ganzen Artikel.

"Was hindert dich, getauft zu werden?" -
Was zu diesem Artikel gesagt werden muß, offenbart eine unglaubliche Verantwortungslosigkeit vor Gott und Menschen vor allem seitens derer, die da taufen, wobei die Überrestglieder eine Hauptschuld tragen. Es gibt laut 1. Kor. 12:13 und Eph. 4:4, 5 keine andere christliche Taufe als die in der einen Hoffnung, in einem Geiste und als Glied des Leibes Christi. Jesus und die Apostel haben nichts anderes gelehrt. Und sie warnen, darüber hinauszugehen! Lies 1. Kor. 4:6, Gal. 1:8, 9 und Phil. 3:17-19. Die 81 830 Täuflinge der WTG-Kongresse 1973 wurden also falsch getauft! Was würde passieren, wenn das allen Betroffenen zum Bewußtsein kommt?
W. Ko.

NEUE UNTERGRUNDMETHODEN UNCHRISTLICHER LIST
Seit Frühjahr 1974 wird im WTG-Zweigbüro Wiesbaden der WT in neuer Form für antikommunistische Untergrundtätigkeit gedruckt. Ein Tarndruck auf rosa Dünndruckpapier ohne Herkunftsangabe, ohne Impressum, außerhalb der gesetzlichen Normen für die Kennzeichnung von Druckerzeugnissen, offensichtlich in Einvernehmen mit entsprechenden Stellen.

Was verfolgt die WTG mit dieser neuen Methode ihrer "Ostpolitik"? Es zeigt. daß sie in keiner Weise eine schriftgemäße Anerkennung der "obrigkeitlichen Gewalten" in den sozialistischen Ländern vollziehen will. Sie will weiterhin keine schriftgemäße Normalisierung des Verhaltens als christlicher Bürger in der sozialistischen Gesellschaftsordnung. Objektiv zeichnet sich ab, daß solche Kräfte immer noch den Haupteinfluß auf die WTG haben, die in den Zeugen eine antikommunistische religiöse Minderheit als politischen Störfaktor und Informationszuträger im Untergrund erhalten wollen. Von Zeit zu Zeit von der WTG provoziertes "Märtyrertum" soll das immer wieder innerlich und äußerlich zementieren.

Subjektiv spielt dabei eine Rolle, daß die geistige Selbständigkeit in den Versammlungen zunimmt. Die bisherigen Vervielfältigungen ließen die Möglichkeit, selbst etwas mitzuverbreiten, etwas auszulassen oder etwas zu verändern und auf diese Weise dieses oder jenes ans Licht zu bringen oder zu bedenken zu geben. Die neuen Tarndrucke, ausschließlich aus Wiesbaden, sollen das gleich mit verstopfen.

Ein dritter Umstand dabei ist, daß durch den neuen Dünndruck ohne Erweiterung der illegalen Wege das 3-4fache eingeschleust werden soll. Die WTG will erreichen, jeden einzelnen mit diesem neuen Tarnmaterial auszurüsten. Gleichzeitig soll damit die Organisation entlastet werden, die Technik, die eine gefährliche Last an Konspiration oder "List" mit all ihrem Aufwand an Mitteln und Zeit verlangte. Das kann rationeller aus Wiesbaden kommen. Der illegale Apparat soll in erster Linie Tätigkeit und Ausbreitung organisieren und sichern. So ist u. a. schon genug mit den Tonband-Dia-Serien wie "Sebulon" z. B. verbunden. Letztlich lassen sich Opfer leichter für etwas abverlangen, was nach Verkündigung und Predigt aussieht, als für Mittel und Methoden, die an sich der Technik eines Geheimdienstes gleichen.

Wie kommen die neuen Tarnmaterialien an? Schon äußerlich seien sie viel zu auffällig. Normalerweise gäbe es nichts völlig auf rosa oder rotem Papier, so daß das schon von weitem den Blick auf sich lenkt. Einige fragen, ob im Ostbüro in Wiesbaden Dummköpfe sitzen, alles wie ein "rotes Tuch" herumlaufen zu lassen. Oder ist das wohldurchdacht um "Verfolgungsopfer" zu schaffen? Das soll "göttliche Überwaltung" sein? So werden immer mehr nachdenklich. Es erhebt sich dabei immer öfters die Frage noch dem konkreten Beweis für die göttliche Leitung der WTG überhaupt.

Was ist schriftgemäß zu all dem zu sagen? Paulus erklärt unmißverständlich, daß im "Dienst entsprechend der uns erwiesenen Barmherzigkeit" jede Art von Hinterhältigkeit oder sog. Kriegslist verboten ist, daß ein Christ "nicht mit List wandeln" darf. 2. Kot. 4:2 NW. Christen sollen sich stattdessen durch das "Kundmachen der Wahrheit jedem menschlichen Gewissen vor Gott empfehlen" können. Jehovas Zeugen können das unter der gegenwärtigen WTG-Führung in keiner Weise, ohne als solche offenbar zu werden, die in Mißbrauch des Christentums religiös und politisch Haß, Gegnerschaft und antikommunistische Feindschaft verbreiten, fälschlicherweise als politische Neutralität ausgegeben. Nehmen wir gleich den Tarndruck vom 1. Mai 74. Im Nachrichtenteil (S. 263) wird weiter gegen "Katholiken und Kommunisten" als "Prostituierte" und "wildes Tier" Haß und Feindschaft gestiftet, besonders was die "kommunistischen Nationen" betrifft. Das ist verfassungswidriger Glaubens und Völkerhaß.

Was sollten nun alle Verantwortungsbewußten, Älteste und andere tun? Stellt die gesamte WTG-"Kriegslist" mit Hinweis auf 2. Kor. 4:2 NW offen zur Diskussion. Die 1970 im Urania-Verlag veröffentlichte Arbeit "Die Zeugen Jehovas, eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft" ist in ihrem Dokumententeil vor allem eine gute Hilfe. Sie ist über alle einschlägigen Leihbibliotheken erhältlich. Man kann sich deswegen auch an CV wenden. Erwählt die Brüder, die bahnbrechend vorangehen können. Unterstützt sie in jeder Weise. Das Ziel angesichts des auf der Hand liegenden neuen WTG-Endzeitfehlschlages sollte sein, unter schriftgemäßer Ältestenverantwortlichkeit alle wieder in erster Linie um das Wort Gottes zu sammeln. Die WTG kann mit ihren Hilfsmitteln da nichts länger diktieren und bestimmen. Sie kann sich allenfalls anpassen, wenn sie ihren religiösen und politischen Mißbrauch der Schrift beendet. Selbst wo dann nur zwei oder drei im Namen Jesu versammelt sind, wird er mitten unter ihnen sein. Matth. 18:20.
K. O.

WIE DIE ÄLTESTENSCHAFT FRÜHER BESEITIGT WURDE
Die WTG hat nie überzeugend begründet, warum seit 1971/ 1972 das Ältestenamt wieder eingeführt wurde. Hat das etwas mit 1975 zu tun? Wurde das Werk bis dahin nicht richtig geleitet? Ist das nicht ein unverantwortlicher Kräfteverschleiß angesichts der "Kürze der Zeit"? Was sind die wirklichen Gründe? Generell antwortet die WTG, was sie jetzt in der Frage der Ältesten tue, empfinde sie als Jehovas Willen. Zu kritischen Fragen gäbe es keinen Grund.

So wie man, mitten im Getümmel stehend, schwer erkennen kann, in welche Richtung sich alles bewegt, so muß man auch hier den Blick über die Tagesproblematik hinaus erheben, um den Gang der Dinge zu erkennen, die Strategie, die die WTG in der Ältestenfrage verfolgt. Denn das ist ja gar nicht neu. Älteste gab es ja in der Organisation schon einmal für längere Zeit. Der gegenwärtigen Taktik, wieder Älteste zu schaffen, liegen somit weitreichende, auf die Erfahrung der Vergangenheit reflektierende strategische Überlegungen zugrunde. Und die schon jetzt hundertjährige Geschichte der WTG, beginnend mit 1874, schon drei Generationen überschreitend, beweist es: Die jeweilige auf eine Generation fixierte kurzfristige Endzeitorientierung ist nur Mittel zum Zweck, die WTG folgt viel weitreichenderen Überlegungen und Aufgabenstellungen inmitten der internationalen religiösen und politischen Entwicklung. Die Behandlung der Ältestenfrage durch die WTG ist einer der Faktoren, der uns einen tiefen Blick in die strategischen Überlegungen und langzeitliche Aufgabenstellung der WTG ermöglicht, seit der ursprüngliche Sinn und Zweck des ganzen Werkes mit dem ersten Weltkrieg 1914/18 erledigt war, wie andere Organisationen und Gemeinschaften oder Bewegungen früherer Krisenzeiten, die kamen, sich überlebten und sich wieder vertiefen oder wieder untergingen. Mit der WTG passierte das nicht. Bisher jedenfalls nicht. Wird sie sich am Ende zu einer weiteren bleibenden Religionsgemeinschaft entwickeln? Laßt uns in diesem Zusammenhang auf die Ältestenfrage zurückschauten.

Der neue WTG-Präsident J. F. Rutherford stand 1917/19 vor der Tatsache des Zusammenbruchs von Sinn und Zweck des gesamten nur für "diese Generation" seit 1874 gegründeten WTG-Werkes, als mit dem ersten Weltkrieg kein Harmagedon-Weltende gekommen war. Die WTG kommt nicht umhin, selbst zuzugeben, daß sie damals "wie ein Leichnam auf der Straße lag". Für J. F. Rutherford und die damaligen Förderer der WTG stellte sich jetzt die Frage, ob man eine solche internationale Organisation und Gemeinschaft sich nun im Selbstlauf eventuell verlaufen lassen oder beliebigen anderen Initiativen überlassen soll, oder aber, ob man sie in die Hand nimmt, um sie nunmehr ganz bestimmten neuen Zwecken und Zielen, die die Förderer bestimmen, unter den Christen und in der Öffentlichkeit dienen zu lassen. Es bietet sich dabei immer an, keine radikalen Brüche zu vollziehen, sondern an das Vorhandene anzuknüpfen und nur allmählich zu verändern, sowie den Umstand auszunutzen, daß das Verharren in Vorstellungen, die längst ihre Basis verloren haben, mitunter lange anhält.

Zwei Dinge waren da zu tun. Neue Lehren, ja eine vollkommen verschobene Endzeitschau mußte entwickelt werden. Das andere waren neue Leitungsmethoden, die gewährleisten, daß auch organisatorisch alles zusammenbleibt, wenn die Lehren immer wieder weiter verändert und neuen Situationen angepaßt werden müssen.

Es würde den Rahmen dieser Betrachtung sprengen, die ganze neue Lehrentwicklung darzustellen, die J. F. Rutherford begann. Es entstanden seit dieser Zeit auch Trennungen, um das Erbe des WTG-Gründers C. T. Russell unverfälscht fortzufahren, was das bleibende Glaubensgut betraf, bis heute. Hier nur soviel, J. F. Rutherford entwickelte nach und nach eine antikirchliche und sozialpolitisch passive und vor allem antikommunistische Konzeption, auf Menschen aller Art gerichtet, die mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden waren, sei es religiös oder politisch. Solche sollten "eingesammelt" und wiederaufgerichtet werden durch Orientierung auf die Lösung aller menschlichen und sozialen Probleme in einem künftigen Gottesreich ewigen Lebens und Glücks, nachdem diese "unverbesserliche böse Welt" dann vernichtet sei. Ein "Weltende", das man immer wieder verschieben würde, von 1914 auf 1925, dann auf 1939/45, inzwischen, auf 1975. Auch 1996/97 wird schon genannt. Die Lösung bis dahin sei, heraus aus allen anderen Gemeinschaften und Kirchen und Verneinung aller sozialpolitischen Mitverantwortung oder gar Verbesserung bestehender Verhältnisse, ganz zu schweigen von irgendeiner revolutionären Aktivität. Das Leben sei vielmehr gänzlich der weltweiten Ausbreitung dieser Verhaltensweise zu widmen. Objektiv entstand so eine antikirchliche und sozialpolitisch negative und antikommunistische christliche Minderheit, die jedes Aufbegehren gegen soziale Ungerechtigkeit gründlich mit einer entsprechenden, durch die WTG zu entwickelnden Bibelauslegung, aus den Köpfen fernhält oder wieder entfernt. Welcher politischen Seite eine solche religiöse Bewegung unter den Christen dient, ist leicht zu erkennen.

Die neue geistige Konzeption war das eine. Das andere war eine dauerhafte organisatorisch-leitungsmäßige Absicherung, die durch die erforderlichen laufenden Veränderungen nicht erschüttert wird. Die Leitung unter C . T. Russell war keineswegs straff zentralisiert. Die Versammlungen waren mit ihren nach urchristlichem Muster selbst gewählten Ältesten relativ selbständig und spontan tätig, wobei C. T. Russell von allen als wegweisender Pastor betrachtet wurde, in jeder Versammlung mitgewählt. Eine solche selbständige und freie Ältestenschaft, abhängig von der souveränen Entscheidung der örtlichen Versammlungen und ihren unvorhersehbaren Beschlüssen, war absolut ungeeignet für die Fortführung der Organisation nach dem ersten Weltkrieg so, wie es der Konzeption von J. F. Rutherford und der mitentscheidenden WTG-Gönner und -Förderer entsprach. Erforderlich hierfür war die Abschaffung aller Selbständigkeit und Spontanität in den Versammlungen, an der Basis, und damit die Beseitigung der entsprechenden Leitung oder Ältestenschaft zugunsten einer straffen, zentralisierten, ja befehlshaberischen Leitung von oben. Es dauerte bis ca. 1938, bis dies als "theokratische Ordnung" durchgesetzt war.

Unter der Variante, diese zu beseitigende Ältestenschaft gegen Gott auszuspielen, ging J. F. Rutherford im Rahmen der schrittweise vorgebrachten neuen Lehren rigoros vor. Die entsprechenden Zitate aus dem WTG-Buch "Rechtfertigung" I, II von 1931 charakterisieren das. Sie mögen für sich sprechen:

"Der Wachtturm warnte die Führer der Versammlungen vor einem widerspenstigen Wege . . ." I/31
"Da diese Ältesten selbstsüchtig geworden sind, sind sie der Offenbarung der Wahrheit Gottes gegenüber blind geworden . . . erwartet sie das gleiche Geschick, das Gott für den Teufel bestimmt hat . . ." I/80
"Die Ältesten . . . diese Gott nicht rückhaltlos ergebene Klasse unter Gottes Volk . . ." I/162
"Sie sind seit 1914 in Erscheinung getreten . . . ihre selbstsüchtigen Ansichten..... ihren juckenden Ohren zu kitzeln . . ." I/163
"Die rebellischen und widersetzlichen Ältesten, die sich im Jahre 1917 von der Wachtturm-, Bibel- und Traktatgesellschaft getrennt und in der Gesellschaft Störungen verursacht hatten, wurden 1917 . . . in aller Form gewarnt und ermahnt, ihren Sinn zu ändern . . ." I/165
"Im Jahre 1919 wurden die widerspenstigen Ältesten von Jehovas sichtbarer Organisation gewarnt . . ." I/166
"Jene Ältesten . . . die Träume träumen . . . sie haben 'Charakterentwicklung' zu ihrer Spezialität gemacht . . . daß diese Ältesten Heuchler sind . . ." I/253
"Solche Ältesten haben kein Herzensverlangen, mit dem Lichte der gegenwärtigen Wahrheit, daß Jehova aus seinem Tempel hervorblitzen läßt, in Übereinstimmung zu kommen . . ." I/254
"Diese Handlanger des Teufels…" I/286
"Älteste, die immer noch meinen und lehren, die von dein Apostel (Römer 13:1-4) erwähnten 'höheren Gewalten' wären die Regierungen oder herrschenden Mächte dieser Welt. Durch diese Ansicht und Lehre tun sie ebenfalls dem Worte Gottes und seinem Volke Gewalt an, versprengen Gottes Volk und machen es den tierischen Regierungen der Organisation Satans zur Speise . . ." II/232
"Ein Ältester . . . wie ein stößiger, rücksichtsloser Bock . . . Diese hochnäsigen und riechenden Böcke sind fett geworden . . . haben begehrt . . . alle gute Speise vorn Tisch des Herrn an sich zu nehmen, sie durchzukauen und zu beschmieren, sie darauf noch eigenem Rezept aufzutischen . . . unwillig und faul . . . Diese Egoisten trampeln auf der vom Herrn bereiteten Speise herum, suchen sie mit ihren schmutzigen Füßen zu besudeln …" II/239f
Der treue Überrest "hat sich aber nun vom Einfluß der ,Böcke' abgekehrt . . ." II/241

Bis 1932 hatte es J. F. Rutherford, der alle WTG-Publikationsmittel kontrollierte, erreicht, einen ersten entscheidenden Schritt zu tun, und in den Versammlungen "Dienstleiter" (DL) einzusetzen. Das waren meist junge, unkritische Männer, die bedingungslos begannen, die WTG-Weisungen durchzusetzen, Zu diesen gehörte in Mainz auch der spätere deutsche WTG-Zweigdiener Konrad Franke. "Die endgültige Umstellung zu streng theokratischer Ordnung fand jedoch nicht vor 1938 statt", wann die WTG "den vollen Befehl und die volle Gewalt über die sichtbare Organisation Jehovas" übernehmen, und ihre "Gesellschaft (als) sichtbaren Vertreter des Herrn auf Erden", wie sie es formulierte durchsetzen konnte, befugt, nach ihrem Ermessen Personen einzusetzen und die Tätigkeit zu bestimmen. (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 148f)

Das Ältestenamt stand nun auf einer Stufe mit Handlangern Satans und Heuchlern. Im WT "Zum Schlußwerk organisiert", Abs. 32 (1945) wird zu diesen Zweck die Bibel selbst stranguliert: "Der Ausdruck Ältestenamt kommt in der Schrift nicht vor", und Paulus habe, wenn er in Apg. 22:5 von der Ältestenschaft sprach, "von einer jüdischen Pöbelrotte" gesprochen.

Erfüllte die damalige Beseitigung des Ältestenamtes zur Schaffung einer Befehlsstruktur von oben ihren Zweck? Ja, das kann man sagen. Sie ermöglichte es von der organisatorischen Seite her, tatsächlich mit der auf 1939/45 festgesetzten nächsten Weltende-Orientierung ohne große Erschütterungen fertig zu worden und eine weitere Generation einzuplanen (Dein Name werde geheiligt, S. 329, Abs. 14) Der neue WTG-Präsident, N. H. Knorr, triumphierte. Und in politischer Hinsicht konnte die Gemeinschaft zu einer sozial politisch negativen und antikommunistischen Bewegung entwickelt werden, die im Bereich der kleinen Religionsgemeinschaften ihresgleichen sucht. Man nahm den Mund sogar so voll, daß man sich in der Hoch-Zeit des kalten Krieges als "Bollwerk gegen Kommunismus" rühmte (W.Amann von WTG-Zweigbüro in Wiesbaden am 26. Juli 1960 im "Westdeutschen Tageblatt", Dortmund, BRD). Jedes Bewußtsein sozialpolitischer Mitverantwortung als Christen, das unter C. T. Russell durchaus galt, konnte in den Versammlungen ausgeschaltet werden. Alles in allem, die Beseitigung der Ältestenschaft war erfolgreich. Doch nun wird die Weltende-Orientierung haltlos - 1975.
F. F.

DIE NEUE ÄLTESTENSCHAFT AM SCHEIDEWEGE
Wieder ist eine Generation vergangen. Wie die Dinge sich entwickeln, steht die WTG vor einem ähnlichen Zusammenbruch wie 1914/18. Auch die Unglaubwürdigkeit des Endzeitterrmins 1975 wird nun offenbar. Damit muß nicht nur "diese Generation" wieder verschoben werden, sondern auch das zuletzt unter Anpassung an den kalten Krieg entwickelte religiöse und politische endzeitliche Weltbild. Im 1974-Jahrestextkommentar ist gar die Rede von "Zusammenbruch" und "Selbstmord" (WT 15. 3. 74, S. 181, Abs. 17). Wird wieder alles "wie ein Leichnam auf der Straße liegen"? Die Lage ist für die WTG zwar wieder gefährlich ernst. Doch sie wußte, daß es so kommen muß, wenn der nächste Termin abläuft.

Wieder macht sie die zwei bewährten Dinge, eine zwar allmähliche, aber prinzipiell vollkommen neue Lehrentwicklung, deren Tragweite "unten" überhaupt noch nicht begriffen wurde. eben auf Grund des Verharrens in längst Überlebtem. Was dieses eine betrifft, mag hier der Hinweis genügen, und natürlich anregen, daß seit April 1974 der Lehrgrundsatz "Sie werden alle von Jehova gelehrt sein" aus dem WT entfernt ist! Hat die WTG tatsächlich dis Fernziel, eine dauernde Gemeinschaft zu werden? Und da erleben wir auch das andere: Die Änderung der organisatorischen Leitung! Unter dem politisch wohldurchdachten Thema "Die theokratische Organisation inmitten der Demokratien und des Kommunismus", wird auf den Kongressen 1971 das Ältestenamt wieder eingeführt! Das einst verfluchte, verteufelte "unbiblische" Ältestenamt gilt wieder, als hätte es jene Verteufelungen und ihre unschuldigen Opfer nicht gegeben! "Älteste in Amtsstellungen" u. ä. heißt es nun wieder im WT (15. 2. 72 dt.).

Jetzt auch "inmitten des Kommunismus"? Das sind neue Töne! Und - das ist vieldeutig! Bisher war die. WTG eindeutig: "Bollwerke gegen den Kommunismus". Soll noch 1975 eine zeitlich und inhaltlich neue Sicht der Dinge entwickelt werden, die auch die Bedeutung und Existenz des Sozialismus und Kommunismus für die Zukunft berücksichtigt?

Natürlich hat die WTG ihre Begründung für die Wiedereinführung des Ältestenamtes. Wir lesen: "Probleme werden in einer Versammlung entstehen . . . Aber nicht alle werden Christen bleiben . . . Einige werden sogar versuchen, andere im Glauben zu erschüttern . . . Innerhalb der Versammlung Gottes würde es Schwierigkeiten geben . . . So viel Tumult in der Welt . . . Menschen mit verschiedenen Lebensanschauungen fliehen in die theokratische Organisation … Darum ist es nötig, Älteste in der Versammlung zu ernennen . . .". (WT 1. 3. 72, Jahrbuch 1972, S. 22)

Darum? Das ist doch alles haltlos! Diese Probleme hat es doch schon immer gegeben! Das ist doch vollkommen allgemeines, immer zutreffendes Gerede! Wenn das die Gründe wären., dann hätte ja das Ältestenamt nie in der Organisation beseitigt werden dürfen! Aber es wurde beseitigt! Die wahren Gründe sind das also nicht! Man erkennt auch eine geschickte Ablenkung nach außen auf den "Tumult in der Welt". Nein, es muß wieder ein weiterer Weltende-Termin überwunden werden, der seinen Zweck erfüllt hat, 1975, darum geht es!

Ist das neue Ältestenamt da die rettende organisatorische Leitungstmethode? Würde man damit zurückkehren zu dem, was einstmals war, so müßte man die Versammlungen wieder in urchristliche Selbständigkeit oder "Mündigkeit" wieder unter selbstgewählten Ältesten entlassen. Es geschieht vom Inhalt der Sache her jedoch alles andere als das. Dennoch ist die Rückkehr zum Ältestenamt das klügste, was die WTG machen kann. Dieses Amt ist natürlich nie unbiblisch gewesen. Auch die Beseitigung war deswegen immer problematisch geblieben und hat die WTG-Führung nie glücklich werden lassen.

Aber es ist bisher wirklich nur eine Wiedereinführung der Bezeichnung "Ältester" oder "Ältestenamt" bzw. "Ältestenschaft". Die Erweiterung der Verantwortlichkeit daher, daß ein Ältester nun bestimmen kann, welche praktische Arbeit ein Dienstamtsgehilfe machen kann, ist unbedeutend. Die mit der "theokratischen Ordnung" eingeführte gehorsame Unterordnung unter die Kontroll-, Befehls- und Entscheidungsgewalt der WTG ist absolut unverändert geblieben. Nach wie vor darf "unten" nur vorgeschlagen oder empfohlen werden. Die WTG ist daran nicht gebunden. Die entscheidende Ernennung hat sie sich weiter nach ihrem Ermessen vorbehalten: "Eure Versammlung . . . wird von der leitenden Körperschaft ihre Ernennung der Ältesten und Dienstamtgehilfen erhalten" (WTG-Brief an die Versammlungskomitees vom 1. 12. 71). Was ist also in Wirklichkeit Neues geschehen?

Dic WTG hat die Bezeichnungen "Alteste" usw. nur eingeführt, besser wiedereingeführt, um unter dieser vertrauten Bezeichnung die Organisation angesichts des neuen 1975-Endzeitfehlschlages leitungsmäßig noch sicherer in den Griff zu bekommen als das bisher je der Fall war. Wie ist das möglich?

Der springende Punkt ist der mit der Ältestenbezeichnung eingeführte jährliche Wechsel aller Ältesten in den verschiedenen entscheidenden Versammlungsfunktionen. "Verteilte Last"? Das wird nur zur Versüßung gesagt. Alle werden jetzt mit der Hauptlast der Gesamtverantwortung gegenüber der WTG belastet, ob sie geeignet sind oder nicht. Wer widersetzt sich schon, wenn die WTG fordert: "Daher sollte jeder willens sein, wenn er an der Reihe ist, das betreffende Amt zu übernehmen" (WT 15. 2. 72, S. 120) Schon im allgemeinen ist daher dieser ständige Wechsel angesichts der unterschiedlichen Gaben und Fähigkeiten eine Zumutung, ganz zu schweigen von den Bedingungen der Untergrundtätigkeit. Doch kommen wir zur Sache.

Der eingeführte Ältestenwechsel oder "Turnus" ist die bisher durch keine andere Methode erreichte Möglichkeit der Kontrolle der Überwachung und des rechtzeitigen Eingreifens der WTG in den Versammlungen. Durch den ständigen kurzfristigen "Turnus" kann sich niemand mehr eine selbständige Position aufbauen, denn schon nach einem Jahr muß er alles wieder aus der Hand geben. Jegliche Opposition wird schon mit dem nächsten "Turnus" stillschweigend ausschaltbar. Bei der kurzfristigen Übergabe der Funktion an den nächsten tritt eine gegenseitige Beobachtung ein, die jegliche Abweichung erschwert. Jeder muß vor seiner Ablösung aufpassen, jeder muß prüfen, was er übernimmt. Und immer ist die WTG gegenwärtig, weil sie den "Turnus" laufend überwacht, um mit Verweigerung der Ernennung kritische Entwicklungen schon im Keim zu verhindern. Die bisherige "theokratische Ordnung" hatte nämlich einen Kardinalfehler. Die eingesetzten Personen blieben jahrelang in ihren Funktionen und konnten so unter äußerlicher WTG-Loyalität die gefährlichsten kritischen Positionen aufbauen. Der nunmehr ständige kurzfristige "Turnus"-Wirbel soll da nichts mehr heranreifen lassen. Es soll nicht mehr passieren können, daß plötzlich Kreis-, Bezirks- oder gar Zweigaufseher "rebellieren" oder ganze Versammlungen in Opposition gehen. Das alles soll schon im Keim verhindert werden. Niemand soll mehr die Möglichkeit haben, etwas ungestört zu entwickeln. Die mit dem "Turnus" automatisch einsetzende gegenseitige Prüfung, Beobachtung, Kontrolle und Beargwöhnung läßt das nicht mehr zu. Ist das nicht das Prinzip, "teile und herrsche"?

Und was ist die biblische Grundlage für diesen "Turnus" jedes Jahr? Es gibt keine. "Sehr wahrscheinlich" habe es das bei den ersten Christen ebenfalls gegeben. ist das einzige, was der WT vorbringen kann (WT 15. 2. 74, S. 119). Wie sieht es nun hier aus? Die Termine waren, vom 1. Aug. bis 1. Okt. 1972 alle Ernennungen durchzuführen. Inzwischen ist eine Verzögerung von 2 Jahren eingetreten. Neuer Termin ist der 1. Okt. 1974. Es kann gesagt werden, daß damit der "übergeordnete" Ältestenapparat im wesentlichen steht. Alle anderen weitgehend. Die von Brooklyn ernannten Prüfungskomitees sollten nichts als schon in Ordnung annehmen, sondern jede einzelne Person sorgfältig untersuchen. Wenn über irgendeine Person auch nur der geringste Zweifel besteht, sollte sie besser nicht empfohlen werden. Alles soll so gemacht werden, daß diejenigen, die entfernt werden müssen, lieber selbst den Wunsch vorbringen mögen, auszuscheiden, als daß sie gestrichen werden müssen. Sie sollen geschickt veranlaßt werden, sich selbst zurückzuziehen. Auf diese Weise wurden viele "Überörtliche" abgelöst, die sich das gar nicht erklären können. Es wurde kein Wert auf Schnelligkeit gelegt, um alle gründlich durchleuchten zu können.

Für diese "Säuberung" wurden von Wiesbaden viele "private" Besucher geschickt, um unbemerkt zu überprüfen. Gibt es etwa "schuldige" Kinder? Wie ist das Verhältnis zur Frau? Was für Hobbys? Wer ist ein Diktator? Wer steht "unter dem Pantoffel"? Ist die Frau klatschsüchtig? Ist sie zu neugierig? Was bestehen für Verwandtschaftsverhältnisse, Kontakte und Beziehungen? Bestehen Abhängigkeitsverhältnisse? Wo herrscht Günstlingswirtschaft? Warum? Weil einer vom anderen zuviel weiß? Was wird vertuscht? Wer deckt wen? Wer lanciert wen?

Viele wurden auf unerklärliche Weise abgelehnt. Wer war dagegen? Wer hat was aufgedeckt? Warum wurde in gleichen Fällen unterschiedlich entschieden? Wer sind die heimlichen Ankläger? Wer die Zuträger? Wie erfährt man, was wirklich zugrunde liegt? Bei allen Entscheidungen spielte letztlich die persönliche Gunst die entscheidende Rolle, eben weil es keine "Überwaltung" gibt. Besteht ein ungünstiger Eindruck, dann gibt es eben keine Empfehlung. So ziehen sich viele Alte zurück, ja selbst Überrestglieder.

Eine Hauptaufgabe der "privaten" Besucher hier war, zu prüfen, ob "die Loyalität allem anderen vorangestellt" wird. Das heißt, Ausschaltung aller Personen, die auch nur im Geringsten erkennen lassen, daß sie nicht mehr mit dem antikommunistischen, auf Täuschung und List gegründeten Untergrundkurs der WTG einverstanden sind. Das läßt zugleich auch erkennen, wie die WTG auch "inmitten des Kommunismus" verstanden wissen will, bisher jedenfalls. Es sollen nur Älteste bleiben, die auch den antikommunistischen politischen Kollisionskurs weiter mit durchziehen, wie ihn die WTG bestimmt.

Das ist der gegenwärtige Stand der Dinge. Die Wiedereinführung des Ältestenamtes mit seinem "Turnus" bedeutet nicht nur eine "Säuberungsaktion", wie es sie seit der Beseitigung dieses Amtes nicht mehr gegeben hat. Es bedeutet vielmehr die Einführung eines Systems zur ständigen kurzfristigen "Säuberung" oder Ausschaltung aller der WTG jetzt und in Zukunft Unbequemen von nun an, 1975 überschreitend, um die Organisation für eine weitere lange Zeitperiode auch unter veränderten Verhältnissen und Bedingungen weiter sicher im Griff zu haben. So geraten die neuen Ältesten wahrlich an einen Scheideweg, ob sie der WTG weiter bedingungslos folgen wollen. Der eine früher, der andere später. Die Alternative wäre der gute Kampf des Glaubens für die Wiederherstellung des Ältestennamtes so, wie es auf der Grundlage echten Bibelforschens und christlicher Mündigkeit der Versammlungen ursprünglich bestand, wenn sie sich nicht gar anders entscheiden. Schritt für Schritt werden heute die Zusammenhänge um die WTG offenbar, die Zeit ist dafür unwiderruflich herbeigekommen.
F. F.

BIS WIR ALLE ZUR EINHEIT IM GLAUBEN UND IN DER ERKENNTNIS DES SOHNES GOTTES GELANGEN
Sich im Namen Jesu frei versammeln
Es ist eine natürliche Entwicklung, daß Zeit und Erfahrung reif und mündig machen. Sollte das nicht auch in den Versammlungen der Fall sein? Hundert Jahre seit 1874 oder schon die dritte Generation WTG-Geschichte oder Erfahrung mit ihr stehen zur Verfügung. Wie könnte man das übersehen? Wie könnte man sich da weiter in der Organisation lückenlos bevormunden lassen? Das ist der unvermeidliche "Generationskonflikt" der WTG. Das, was passiert, von innen und von außen, dehnt sich immer weiter aus. Schauen wir uns um.

Kritische Bücher über die WTG und Jehovas Zeugen erscheinen in immer weiteren Kreisen in Westeuropa, kürzlich in Italien. Traktate zur kritischen Begegnung erschienen jüngst auch in spanisch, portugiesisch, italienisch, kroatisch, griechisch und in französische bis nach Kongo/Afrika. In der BRD entwickeln die evangelischen und katholischen Zentralstellen für die Begegnung mit Glaubensgemeinschaften eine immer fundiertere Aktivität und Information. In Polen sind es u. ci. die christlichen Zeitschriften "Znaki Czasu" (Zeichen der Zeit) und "Rodzina" (Die Familie), die Fragen der Zeugen Jehovas aufgreifen und ihnen helfen. In der DDR werden durch die Nachrichten und Kommentare der Konfessionskundlichen Forschungsstelle der Evangelischen Kirchen die Pfarrer z. B. laufend auch über Vorgänge und Entwicklungen der WTG und Zeugen Jehovas informiert, als Zurüstung für Begegnung, Gespräch und Hilfe.

Alles dies geschieht, wie man beobachten kann, zunehmend in einem Geist sachlicher Hilfsbereitschaft unter gebührender Berücksichtigung der Identitäten so, wie sie historisch gewachsen sind. Dabei nehmen die grundsätzlichen christlichen Gemeinsamkeiten sowie die allen Christen gemeinsamen fundamentalen sozialen Lebensinteressen immer mehr den ihnen gebührenden Platz ein. Wo Jehovas Zeugen das nicht begreifen trotz der wiederholt unwahren WTG-Endzeiten, müssen sie weiter als "unmündig" in die Isolierung geraten. Denn die WTG hat ihre Endzeitglaubwürdigkeit nun endgültig überschritten.

Der Scheideweg ist wirklich erreicht. Mit dem Überschreiten von l975 beginnt der Wandlungsprozeß aller, die der WTG bisher aufrichtig und gutwillig folgten. Was kann man tun?
Ein nützlicher erster Schritt wäre u. a. die Bildung von Gruppen oder Kreisen zum Studium von CV, um sich einen Überblick über alles zu verschaffen. Schafft mit allen Brüdern und Schwestern eures Vertrauens solche CV-Studienkreise, in denen CV gelesen wird und kursiert. Informiert zu sein ist die erste Voraussetzung für alles andere, was man auch tut.

Ein gutes Beispiel fortan freien und mündigen christlichen Lebens und Wirkens sind in der DDR dann die Versammlungen im Bund freier Christengemeinden, BfC, (Geschäftsstelle: Br. Peter Förster, 825 Meißen, Roter Weg 10), Brüder und Schwestern, die schon früher die Konsequenzen aus den irrigen WTG-Endzeitlehren gezogen haben. Warum sich nicht mit den Ältesten der freien Versammlungen beraten, um die Versammlungen nicht schließlich auch hinzuführen in christliche Freiheit und Mündigkeit in schriftgemäßer Verantwortung vor Gott und Menschen? Die Ältesten der freien Versammlungen oder Gemeinden sind zu jeder schriftgemäßen Hilfe oder Beratung bereit und heißen andererseits jeden herzlich willkommen. Was für eine wunderbare Möglichkeit, sich wieder frei um das Wort Gottes zu versammeln, wieder frei Lieder zum Lobe Gottes zu siegen und den Mitmenschen frei christliche Nächstenliebe zu erweisen. Ort und Zeit der Zusammenkünfte des Bundes freier Christengemeinden in der DDR sind u. a.: Freie Christengemeinde. Dresden 806, Robert-Blum-Str. 6 (Adventgemeinde), Sonntags. Mai/Sept.: 9-10.30 Uhr, Okt./April: 14.30-16.00 Uhr.
Freie Christengemeinde Leipzig 705. Witzgallstraße 10 Jugendzimmer Laurentiuskirche) Sonnabends, 14-16 Uhr
Freie Christengemeinde Karl-Marx-Stadt, Gießerstraße 36 (Jugendzimmer Joseph-Kirche) Sonnabends, 13.30-15.30 Uhr.
Auch die in der Vereinigung freistehender Christen in der DDR (Leitung Br. Martin Domschke, 8023 Dresden, Großenhainer Str. 51) verbundenen Brüder und Schwestern gehen einen ähnlichen von irrigen WTG Lehren nunmehr freien Weg. In Polen ist es u. a. die Vereinigung der Bibelforscher (Leitung Br. Wachlaw Stachowicz, 00-975 Warszawa 12. Skr. 94). Wir können so erkennen, wie allenthalben, ausgehend von natürlich unterschiedlichen Entwicklungen und Gegebenheiten, Erfahrungen und Erkenntnissen, die Bemühungen zur Gemeinsamkeit wachsen, "bis wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen" (Eph. 4:13), das vor allen Christen liegende schriftgemäße Ziel.
P.

Kongresse 1974 weiter im Brennpunkt
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Was gab es auf den Kongressen 1974 für neue Veröffentlichungen? Wie ist der Hauptvortrag "Menschenpläne scheitern - Gottes Vorsatz gelingt" einzuschätzen im letzten Jahr vor 1975? Was ist über das Auftreten von Konrad Franke vom Zweigbüro in Wiesbaden im Fernsehen anläßlich der Kongresse 1974 zu sagen? Wie hat das WTG-Ostbüro Wiesbaden auf den Kongressen gearbeitet? Was gab es für kritische Reaktionen? Das Thema "Die WTG-Kongresse 1974 und das Endzeitdatum 1975" in dieser Ausgabe ist nur der Auftakt zu unseren Berichten über diese Kongresse. Jeder sollte andere Brüder und Schwestern auf diese Berichte in dieser und auch in den nächsten CV-Ausgaben aufmerksam machen. Wo schon CV-Studienkreise bestehen, sind diese Berichte vielleicht als erstes zu empfehlen Schwerpunkt dieser CV-Ausgabe ist vornehmlich das Thema "Älteste". Ist es nicht äußerst wichtig. daß jeder Alteste die vorgebrachten Argumente kennt? Und wenn es nur zur Information ist, um für irgendwo herkommende Fragen gerüstet zu sein? Manchmal kann es die Situation erfordern, nur vertraulich mit den Ältesten über alles zu sprechen. Sicher wissen sie, daß die Hirtentätigkeit große Behutsamkeit erfordert. Ist nicht selbst "der Geringste der Brüder Christi" sehr kostbar vor dem Angesicht Gottes? Und die jetzt eingetretene 1975-WTG-Krise wirft alle Fragen auf! Es hilft nichts, auszuweichen, zu unterdrücken oder den Kopf in den Sand zu stecken. Wer wollte es riskieren, "den glimmenden Docht" ganz auszutreten? Wer die Verantwortung trägt, muß den Tatsachen ins Auge schauen, und vor allen Dingen selbst informiert sein, wenn er nicht am Ende hilflos herumstehen will, nicht in der Lage, Auskunft zu geben. Wir sind ganz gewiß, daß wir auch unseren bedenklichen Lesern - kritisch sollten alle sein - mit dieser CV-Ausgabe wieder darin helfen, wenigstens informiert zu sein. Wir glauben, das schätzen alle, die von Herzen aufrichtig sind.
Eure Brüder - CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera
A 1287/74 V 7 1 1932

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 65

"Jeder Monat kann sich als der letzte für uns erweisen" so tönte die WTG Ende 1974 Anfang 1975. In dieser Ausgabe dokumentiert.

CV Christliche Verantwortung
Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 65 Gera Dezember 1974

Wer blickt nicht in gespannter Erwartung auf 1975?
WAS IST ZU TUN?
Liebe Leser
"Dienstjahr 1975, das besagt etwas!", heißt es im "Königreichsdienst" VIII/74 des WTG-Ostbüros Wiesbaden. Notgedrungen auf die "gespannte Erwartung" eingehend, die der seit 1966 von der WTG weltweit proklamierte neue Termin 1975, als "Ende der 6000 Jahre dieser Welt" und Beginn des "Tausendjährigen Königreiches Gottes" auf Erden, nun auf den Höhepunkt treibt. In dieser CV-Ausgabe besprechen wir die auch hier, unter allen "üblichen Vorsichtsmaßnahmen" angelaufenen "großen Planungen" der WTG für 1975. Mit dem wirklichen Ziel, erstens die Katastrophe abzufangen, die dieser neue vergebliche Termin in den Versammlungen herbeiführen muß, und zweitens, um aus dieser Niederlage einen Sieg zu machen, der sichert, daß auch 1975 eine hinreichende Grundlage für unbestimmte Weiterarbeit bleibt. "Zehn oder zwanzig Jahre" werden zunächst, scheinbar ganz nebenbei, ins Spiel gebracht (WT 17/74, Seite 537).
Gebietet das nicht ernsteste Aufmerksamkeit?

Gleichzeitig müssen wir beachten, was die wichtigsten Konsequenzen aus diesem erneuten WTG-Endzeitfehlschlag sind, kurzfristig und auf lange Sicht. Denn stellt sich nicht jeder hier sofort auch die Frage, wohin sollen wir denn gehen, wenn das so ist? Was sollen wir machen? Was ist also nun das Wichtigste zur Orientierung, was sich da für die Zukunft in unserem Land insbesondere ergibt? Laßt uns vier Schwerpunkte sehen.

1. - Die weltanschauliche WT-Endzeitorientierung ist wieder falsch, und damit haltlos. Nichts, was da als "Gottes Vorsatz" proklamiert wird, "gelingt". Die "Menschenpläne" müssen also zwangsläufig weiter verwirklicht werden. Konkret würde diese WT-Verkündigung doch bedeuten, keine Volkswirtschaftspläne mehr für die medizinische, soziale, gesundheitliche, wissenschaftliche und ökonomische Entwicklung des Landes mehr, keine Pläne mehr für die Arbeit, soziale Sicherheit, Bildung, Ein- und Ausfuhr, Hilfe für andere Länder und tausend andere Dinge, ohne die keiner existieren kann, ob Christ oder nicht. Macht diese unmögliche Verkündigung unter den Menschen allenthalben den Glauben an Gott und Christus nicht in Wirklichkeit unseriös und lächerlich, und sozial wie politisch verantwortungslos?

2. - Der neue WTG-Endzeitfehlschlag verlangt eine grundsätzliche soziale Besinnung, ausgehend davon, daß alle Menschen zuerst "vom Brot leben", wie es Christus auch meinte. Wie hätten sie ihm zuhören können, wenn er sie nicht einmal 5 000fach physisch gespeist hätte? Was zeigt denn das? Es muß also zugrunde gelegt werden, daß alle Menschen vor allem essen, trinken, wohnen und sich kleiden, also arbeiten müssen, "vom Brot leben" müssen, ehe sie Religion und andere geistige Dinge betreiben können. Die notwendige "irdische" Neuorientierung nach 1975 fordert diese Besinnung. Wie vor allen anderen Christen steht damit auch vor den Zeugen die Suche nach dem Weg in der sozialistischen Gesellschaft in unserem Lande, verbunden mit der Überwindung des WT-Antikommunismus und der Erörterung aller mit dieser gesellschaftlichen und geistigen Neuorientierung zusammenhängenden religiösen Fragen. Es wird unvermeidlich, hier neue Standpunkte zu erarbeiten. Auf den Ältesten ruht hier eine Hauptverantwortung Gott und Menschen

3. - Die WTG hat begonnen, Schritt für Schritt unauffälligen eine neue Haut zu schlüpfen. Die Veränderungen, CV zeigt sie laufend auf, zeichnen sich immer mehr ab.

Wird die WTG das Endzeitverschieben (1799, 1874, 1914, 1945, 1972, 1975!) weitermachen und ein neues Datum festsetzen? Könnte sie das überhaupt unterlassen? Oder wird sie auf lange Sicht eine dauernde Religionsgemeinschaft werden? In Verbindung damit sollte mit all den Brüdern, und Schwestern, den Opfern des bisherigen haltlosen WTG-Endzeitkurses, in den verschiedenen freien christlichen Versammlungen bzw. Gemeinden wieder Kontakt aufgenommen werden. Ausgehend davon, daß die Nachfolge Jesu auch heute in den unterschiedlichsten Formen bestehen kann (Mark. 9:38-40), und letztlich die Erkenntnis überall "unvollkommenes Stückwerk" sein muß, bis ."das Vollkommene" einmal erschienen sein wird. (l. Kor. 13:9-10)

Von diesem biblischen Standpunkt aus müssen dann auch generell alle anderen Christen gesehen werden, um in der WTG den ihnen gegenüber erzeugten Glaubenshaß zu überwinden. So können die Voraussetzungen und Möglichkeiten geschaffen werden, den "Untergrund" abzuschütteln, den die WTG allein zu halten sucht, um evangeliumsfremde, antikommunistische Interessen anonymer Auftraggeber mit zu verwirklichen. Nur so eröffnet sich der Weg, als wahrhaftige Christen wieder frei zu leben und zu wirken. Wir wissen natürlich, daß damit für alle Aufrichtigen erst einmal ein Lernprozeß beginnt. Und wir hoffen und tun daß sich CV dabei immer besser als ein unentbehrliches Hilfsmittel in christlicher Verantwortung erweist.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

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IN DIESER AUSGABE
Was Treue von uns fordert.-
Die Botschaft vom Ende wieder vergeblich gepredigt.
Die "besonderen Zusammenkünfte" des Dienstjahres 1975 -
Gelingt der Sprung über den eigenen Schatten?
Die "großen Planungen" des Dienstjahres 1975. -
Die Kernfragen des WT für Studium und Verkündigung geprüft.
WT 1974 dt. Nr. 16 und 17.-
Unsere Brüder und Schwestern in den freien Versammlungen und Gemeinden. -
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Was Treue von uns fordert
Wenn Du der Meinung bist, daß man Lügen nicht widerspruchslos hinnehmen sollte, was gedenkst Du also zu tun? Du wirst Dir klar werden müssen, wie Du Dich verhalten willst, wenn Unwahrheiten über Gott verbreitet werden, Um der rechten Unterscheidung willen, wegen der wahrhaftigen Herzenseinstellung dazu wirst Du fragen müssen, wurde wirklich gelogen und Lüge verbreitet, oder wurde aus Irrtumsbefangenheit die Unwahrheit über Gott verbreitet. Du wirst also im Sinn behalten müssen, daß " L ü g e n " die Absicht nach wissentlicher Täuschung voraussetzt. Eine Lüge geschieht wider besseres Wissen, in dem bewußten Vorsatz jemand falsch zu informieren bzw. eine falsche Aussage über Gott zu treffen.

Wenn eine Unwahrheit über Gott verbreitet wurde, werden wir als ehrliche Christen nicht ohne weiteres den Stab brechen können und behaupten, es wurde gelogen - Unwahrheit über Gott verbreitet, Reife Christen müssen unterscheiden können, wo wurde gelogen, L ü g e über Gott verbreitet, wo beginnt der Irrtum über Gottes Vorhaben und sein Wort. Wir müssen erkennen können, daß Christus Jesus niemals in Vorurteilen befangen, versteinerten Herzens geurteilt und gehandelt hat. Denn darin lag die Unwiderstehlichkeit, die große Gewalt und Überzeugungskraft seines Wortes und seiner Tat. Es sollte uns eigentlich sehr am Herzen liegen, vollkommen zu werden und Reife zu erlangen in diesen Dingen, dem Christus ganz ähnlich zu werden.

Im WT Nr. 8/74, Seite 220, wird den Christen mitgeteilt: "Wie verhielt es sich dann, wenn Unwahrheiten über Gott verbreitet werden und Gottes Vorhaben falsch dargestellt wird? Gewiß handelt es sich dabei nicht um weniger bedeutsame, sondern eher um schwerwiegende Lügen."

Daß dieser Satz gegen "andere Christen" geschrieben wurde, dürfte wohl außer Frage sein. Wodurch aber ganz sicher nicht gesagt werden kann, daß er deshalb wahr und richtig sei, sein muß. Dieser Satz im "Wachtturm" berücksichtigt nicht den Unterschied zwischen L ü g e und Irrtum, wer Irrtümer über Gott aussagt ist kein Lügner. Wenn ein Christ Irrtum über Gott redet und verbreitet, so ist er sich dessen nicht bewußt, sondern er redet im guten Glauben in der Hoffnung, Gottes Billigung zu erhalten.

Ein Lügner ist ein Feind Gottes. Es wäre völlig widersinnig, wenn er auf die Billigung Gottes hoffen wollte, n e i n sein Sinn steht gar nicht danach, denn ein Lügner ist nicht aus Gott und Christus. Im WT Nr. 11/74, Seite 344, erfahren wir nach einem Zitat aus der "SINDELFINGER ZEITUNG" vom 31. 8. 1968, unter der Überschrift "Die ehrlichsten Menschen . . . sind die Zeugen Jehovas": "Erkennbar, so sagt das Bundesfinanzministerium, seien die Zeugen Jehovas die ehrlichsten Menschen in der Bundesrepublik."

Sicher werden Christen, Zeugen Jehovas die Absicht pflegen, daß dieses "Prädikat" e h r l i c h " nicht nur für die Steuererklärung in der BRD gültig sei. Ein Christ wird, um in den Augen Gottes dieses Prädikat " e h r 1 i c h " zu verdienen, noch weitaus ehrlicher als nur in seinen Steuergebahren sein müssen - das dürfte außer Zweifel sein. Ehrlichkeit in den Augen Gottes gebietet, auch anderen Christen als nur und ausschließlich Jehovas Zeugen, e h r l i c h und g e r e c h t zu begegnen. Und sei es in unserem Verständnis darüber, ob andere Christen " l ü g e n ", wenn sie "Unwahrheiten über Gott verbreiten" oder irrtumsbefangen sind, also nicht - lügen.

Es ist lebenswichtig für christliche Zeugen Jehovas. diese Wahrheit in stets lebendiger Aufmerksamkeit zu fördern, ja wir sollten sie uns ständig einüben, um auch darin Christus zu gefallen. Denn wir werden noch oft Gelegenheit haben, von Christus im Anwenden dieser Wahrheit erprobt zu werden, Christus erforscht unsere Herzen - auch unsere Einstellung zu uns selbst, ob wir e h r l i c h gegen uns selbst sind oder "Fluchtpläne" aus der Ehrlichkeit hegen. Denn wer wüßte es nicht, wer hätte es nicht schon an sich selbst erfahren: Unsere Ehrlichkeit meint oft und gern die anderen, und viel weniger uns selbst. Darin sind wir Menschen, aber in dieser Schwäche gegen uns selbst liebt uns Christus nicht. In der Bergpredigt ist uns eigentlich vorgehalten, welchem Verhalten ein Christ genügen sollte, um Christus immer näher zu kommen, und vollkommen zu werden.

Jesus, der Herr unseres Lebens spricht:
"Doch ich sage euch: Liebt eure Feinde unablässig und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist, da er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und über Gerechte und Ungerechte regnen läßt, Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Steuereinnehmer dasselbe? 47 . . . Ihr sollt demnach vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist." (Matth. 5:44-48)

Im WT Nr. 11/74, Seite 342 wird das Wort "vollkommen" in folgender Weise kommentiert und für heutige Christen dargeboten: "Es mag Dich überraschen, zu erfahren, in welchem Maße wir nach den Worten Jesu Christi wie Gott sein sollten. Er sagt in der Bergpredigt: "Ihr sollt demnach vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist." (Matth. 5:48) Können wir unvollkommenen Geschöpfe aber vollkommen sein? Ja, denn das Wort vollkommen wird in der Bibel wie im heutigen Sprachgebrauch in relativem Sinne angewandt." Ehrliche Zeugen Jehovas werden nun gehalten sein zu prüfen, ob es statthaft ist, den Kontext um Matth. 5:48 so wie im WT, Seite 342 geschehen, zu verkürzen, und die Forderung noch Vollkommenheit gleichermaßen zu relativieren. Die Frage ist, darf ein Christ d i e s e Aufforderungssituation in der Bergpredigt überhören und aus eigener Vollmacht als " r e l a t i v " für sich auslegen. Da Christus das Ideal aus Matth. 5:44-48 verwirklicht hat, konnte er zum Überwinder werden; was wird aus uns, wenn wir seinem Vorbild nur " r e l a t i v" nachfolgen sollen - wollen? Überdenken wir also noch einmal, was es einschließen und bedeuten würde, wenn diese WT-Auslegung, "das Wort 'vollkomnen' wird in der Bibel wie im heutigen Sprachgebrauch in relativem Sinne angewandt", WT 11/74, Seite 342, wirklich und wahrhaft durch Gott bestätigt sein sollte.

Eine Grundwahrheit unseres Glaubens wurde im Jahre 1928 durch Josef Rutherford in seinem Buch "Regierung" ausgesprochen, deren Wahrheit zeitlos ist, und jede menschliche Erkenntnis überdauert. Es heißt dort:
"Jesus war heilig, unschuldig und sündlos, und das mußte er notwendigerweise auch sein, um den Loskaufpreis beschaffen zu können;..... Der Wert des Lebens, das der vollkommene Mensch Jesus gleichsam als ein Sünder in den Tod dahingegeben hatte." Seite 108, Magdeburger Ausgabe

Indem wir diese Wahrheit über Christus unbedingt festhalten müssen, erkennen wir auch, daß es völlig unmöglich, weil nämlich u n w a h r wäre, daß "der vollkommene Mensch Jesus" nur " r e l a t i v " vollkommen" ist. Wenn wir nun dem Verständnis des WT Nr. 8/74 folgen wollten, dann würde gemessen an diesem, folgender Fall eintreten:

"Wie verhält es sich dann, wenn Unwahrheiten über Gott verbreitet werden und Gottes Vorhaben f a 1 s c h dargestellt wird? Gewiß handelt es sich dabei nicht um weniger bedeutsame, sondern eher um schwerwiegende L ü g e n." (Seite 229)

Diese Feststellung wollte der WT auf "andere Christen" angewendet wissen. Was geschieht aber, wenn der "Wachtturm" selbst "Unwahrheiten über Gott verbreitet", welcher Maßstab soll dann gelten? Es ist ganz sicher, daß diese, den "anderen Christen" angepaßte Elle auf den WT nicht angewendet werden soll. Denn das würde ja heißen, den WT der "schwerwiegenden Lüge" zu bezichtigen.

N e i n , eine Lüge hat der WT nicht geschrieben, sondern wahrscheinlich aus Irrtumsbefangenheit: "das Wort 'vollkommen' wird in der Bibel wie im heutigen Sprachgebrauch in relativem Sinne angewandt."

WT Nr. 11/74, Seite 342.
Denn, diese " r e l a t i v e " Anwendung des Wortes "vollkommen" kann der WT aus der Bibel nicht beweisen. Dieser "Beweis" würde Gottes Wort vergewaltigen und in der Konsequenz bedeuten, daß Christus Jesus nur "r e l a t i v v o l l k o m m e n" war, obgleich er, wie wir alle wissen, "heilig, unschuldig und sündlos" war. Unabhängig davon, stellt ja der WT 11/74, Seite 347, fest:

"Um vollkommen zu sein, wie Gott vollkommen ist.
Mit dieser Aussage über G o t t e s V o l l k o m m e n h e i t hat sich der WT bezüglich seiner Behauptung von Seite 342 selbst widerlegt. Da es absolut undenkbar und für Christen nicht nachvollziehbar ist, "das Wort 'vollkommen' in der Bibel wie im heutigen Sprachgebrauch in relativem Sinne anzuwenden", denn danach wäre Gott im WT-Sinne "relativ vollkommen"; diese Aussage des WT ist absolut falsch. Seite 342 im WT 11/74 darf von den Geschwistern nicht unwidersprochen hingenommen werden. Wir sollten allerdings auch nicht in den Fehler verfallen und denken, daß es dem "Wachtturm" Nr. 11/74 wirklich darum gehe, Gott oder Christus als "relativ vollkommen" hinzustellen. Nein, das kann nicht das Anliegen dieses WT sein. Eine solche Auslegung bzw. Absicht würde sich ja massiv gegen die WTG selbst wenden. Wir müssen uns fragen, was wollte uns dieser WT wirklich mitteilen, worum ging es dem Schreiber dieses Artikels im WT? Ganz sicher ist folgende Wahrheit:

Daß zwischen der Vollkommenheit des Christus Jesus und menschlicher Vollkommenheit, die wir als Christen zu erlangen vermögen, eine R e l a t i o n besteht, da Christen weder "heilig" noch "sündlos" sind.
Diesen Unterschied hingegen hätte der WT völlig unmißverständlich darlegen können, ohne jegliches Risiko, "eine Unwahrheit über Gott zu verbreiten".

Seite 343 des WT-Artikels belehrt darüber, worauf es dem Artikel wirklich ankam, was vermittelt werden sollte:
"Menschen wie Noah und Hiob waren selbstverständlich nicht in dem Sinne "vollkommen", daß sie sündenlos gewesen wären, aber im großen und ganzen taten sie das, was Gott zu ihrer Zeit und ihren Umständen entsprechend von ihnen verlangte."

Unausgesprochen wird aus diesem WT-Satz deutlich, denn das ist die konsequente Weiterführung seiner Gedanken, all seiner Bedingungen, daß die "Wachtturmgesellschaft" und ihre "leitende Körperschaft" zwar "vollkommen" ist, aber darin auch zugleich sündhaft. Der WT-Artikel hat es jedem Zeugen absichtlich selbst überlassen, diese Gedankenarbeit zu vollziehen. Eine ausdrückliche Formulierung durch den WT müßte ja schockartig Erkenntnisse auslösen, deren erschütternde Wirkung die WTG nicht wünschen kann. Zumal die oben genannte Auslegung über "Hiob und Noah" mit dieser Feststellung über die WTG nach keineswegs konsequent abgeschlossen ist.

Wir haben als gehört, "Noah und Hiob waren nicht sündenlos", "im großen und ganzen taten sie aber das . . . was Gott von ihnen verlangte." Um diesen Satz einzuprägen, erklärt der "Wachtturm" Nr. 11/74 dann weiter: "Das hier mit ,vollkommen' wiedergegebene hebräische oder griechische Wort bedeutet 'vollständig', 'vollentwickelt' . . . und entspricht dem deutschen Wort 'vollkommen', das ebenfalls mit 'vollständig', ,'g a n z ' oder 'tadellos' erklärt wird.' (Seite 342). Noch "Wasserzieher", einem etymologischen Wörterbuch, der deutschen Sprache ="vollkommen" ein Partizip (Mittelwort) des mittelhochdeutschen "volkomen und bedeutet "ans Ziel kommen". Fragen wir uns also, wer außerhalb der WTG ist noch " g a n z " , "vollständig",
"v o l l e n t w i c k e l t, ", um "ans Ziel (zu) kommen"? Von der WTG wissen wir schon, daß sie in diesem Sinne "vollkommen" ist, und "ans Ziel kommen" wird - das ist unbestritten. Aber, unbestreitbar ist auch, daß andere Christen, etwa evangelische oder katholische, auch " g a n z " und "vollständig", in diesem Sinne also "vollkommen" sind, da laut WT "das Wort 'vollkommen' in der Bibel wie im heutigen Sprachgebrauch in relativem Sinne angewandt wird".

Grundsätzlich hat der WT damit ausgedrückt, daß die "Wachtturmgesellschaft" der "Zeugen Jehovas" keine andere, unterschiedlich, reifere Wahrheitsqualität und erhöhte Gnadenstellung vor Gott besitzt, also nicht "vollkommener" ist, als andere christliche Gemeinschaften auch. Da allen Christen ein Zustand vor Gott gemeinsam ist, nicht "s ü n d e n l o s " und nicht
"u n s c h u l d i g" vor Gott zu sein.
Wenn der WT in den Versammlungen wirklich studiert würde, dann müßte diese konsequente Wahrheit für alle Geschwister ans Licht des Tages treten. Diese Wahrheit wird im WT zwar angesprochen, zwischen den Zeilen, aber nicht unverschlüsselt ausgesprochen.

So ergibt sich und ist unweigerlich angeschnitten mit der Tatsache, wie das Wort "vollkommen" durch den WT ausgelegt wird. Nicht etwa dadurch, daß der WT das Wort  "relativ" verwendet, sondern einzig deshalb, w i e der WT es verstanden wissen will. Wiederum fällt CV eine Vermittlerrolle zu, weil der WT seine Zweckbestimmung des Wortes "relativ" - "vollkommen" nicht unverschlüsselt aussprechen kann. Denn aus seinem Munde käme das einer Demontage aller bisherigen Werte gleich. Aus Rücksicht auf die Organisation, denn es wäre eine zu "fettige Speise", weil die Geschwister darauf innerlich, geistig-mündig nicht vorbereiten sind, soll diese Erkenntnis langsam durchsickern: Die WTG ist "relativ vollkommen", vor Gott ist sie nicht im Besitz einer erhöhten Gnadenstellung. Langsam, über Umwege des Herantastens, soll diese Tatsache von Jehovas Zeugen geistig vereinnahmt werden. Gewiß, CV wird ob dieser Rolle, stellvertretend für die WTG, diese schockierenden Erkenntnisse auszusprechen, beschimpft und abgetan werden - das ist vom WT berücksichtigt. Weil das so ist, deshalb kann CV diese Rolle einnehmen. Der Anstoß durch CV bleibt, die geistige Weiterarbeit der EHRLICHEN ZEUGEN JEHOVAS muß einsetzen, weil sie ein Gewissen haben, auch das ist vom "Wachtturm" berücksichtigt und erwogen. Denkt daran, was schon einmal im WT vom 15. 3. 1925 geschrieben, aber dann wieder verschüttet wurde:
(Und seid dessen gewiß, es entstammt nicht der Feder von W. D.) "Es scheint eine Schwäche vieler Bibelforscher zu sein, daß, wenn sie einen zukünftigen Zeitpunkt in der Bibel entdecken, sie sofort so viele Prophezeiungen wie möglich darauf konzentrieren.
Das ist die Ursache vieler Sichtungen in der Vergangenheit gewesen . . . Die Schwierigkeit war die, daß die Geschwister ihrer Einbildungskraft über jede vernünftige Grenze hinaus freien Spiel Raum gaben, und daß, als ihre phantastischen Gebilde zerplatzten, sie geneigt waren, alles … fortzuwerfen."

Über diesen Satz des WT von 1925 sollten ehrliche Zeugen besonders intensiv nachdenken, dann wird auch Erkenntnis über uns selbst und die Organisation reifen.
W. D.

Die Botschaft vom "Ende" wieder vergeblich gepredigt
Die "besonderen Zusammenkünfte" zum Dienstjahr 1975
In VIII/74 und IX/74 wurde es angekündigt und mit den
"Beilagen" 1) "Ein Brief von Menschen, die um Dich besorgt sind" vom 1. Sept. 1974, und 2) "An alle getauften Diener Jehovas" vom 8. Sept. 1974 angeordnet: Zwei "besondere Zusammenkünfte" als Auftakt des Dienstjahres 1975, das nun mit Hochspannung erwartet wird. "Nun laufen große Planungen. Dienstjahr 1975, das besagt etwas" (VIII/74). Ja, das besagt wirklich etwas! Werden die seit 1966 verkündigten 1975 Ende Erwartungen erfüllt? In aller Welt wird gleich zu Beginn des Dienstjahres ein besonderes Programm geplant werden. A l l e , die das Gedächtnismahl im April besucht haben, sollen eingeladen werden, auch diejenigen, die in der Zwischenzeit neu gefunden wurden, mit uns zusammenzukommen. Es müssen wieder mehr als 4 446 300 Anwesende sein! Es ist etwas Besonderes für das Zusammenkommen vorgesehen, ein wichtiges Programm", (VIII/74). Mehr wird nicht verraten! In einem anderen Zusammenhang fällt lediglich etwas auf: "Nehmt Dienstaufträge willig an. Murrt und nörgelt nicht, und geht ihnen nicht aus dem Wege". Als ob einige widerspenstige, ungezogene Buben zurechtgewiesen werden. U n d: "Jehova schulde uns nicht, etwas Bestimmtes zu tun"! Au c h "die Niniviten mußte Jehova nicht einfach deswegen vernichten, weil Jona diese Botschaft gepredigt hatte"! (VIII/74). Was heißt denn das? Die WTG will also als Auftakt für 1975 mehr als 4,5 Millionen Anwesende zusammengebracht haben. Ja, das besagt etwas für 1975! Doch w a s ? Was ist da "Besonderes"? Was für "große Planungen"? Etwa, wie alle im Frühherbst 1975 das Ende der "6000 Jahre Satans", und den Beginn der 1000-Jahrherrschaft Christi" bewältigen sollen? Unsere Informationen aus der CSSR besagen, daß dort unter den Zeugen eine Spannung aufgebrochen ist, der die WTG nur noch mit "Kahlschlag" Herr werden kann, indem kürzlich rigoros verboten wurde, 1975 auch nur zu erwähnen! Hier soll jeder in euphorischer Hochstimmung das Dienstjahr 1975 beginnen: "Wir haben alle Ursache zu frohlocken! Und nun haben wir das neue Dienstjahr begonnen. Es ist das Dienstjahr 1975, Was wird es uns bringen? Bestimmt eine außergewöhnliche Mehrung! In aller Welt zwei besondere Zusammenkünfte. Wir werden zusammensein, um uns über unsere Möglichkeiten ganzherzigen Dienstes zu unterhalten! Jeder Monat kann sich als der letzte für uns erweisen!" (Aus IX/74)

Jeder M o n a t ? Nur noch in Monaten denken? Da müssen ja alle aus dem Häuschen geraten!

Die Anweisungen für die Ältesten besagen jedoch in den entscheidenden Punkten:
1). "Besonderes Zusammenkommen mit allen Neuinteressierten. Heiße alle Anwesenden herzlich willkommen. Beginne direkt die Besprechung des Stoffes aus der Beilage unter 'Ein Brief von Menschen', die um Dich besorgt sind". Sprich über den Wert des Heimbibelstudiums, erkläre, daß es kostenlos ist. Ermuntere, es regelmäßig zu tun. Ermuntere Neue, sich nicht von dem Gedanken, daß sie sich nicht ändern könnten, zurückhalten zu lassen. Hebe den Wert des regelmäßigen Zusammenkommens hervor. Nie Kollekten. Keine Pflichtbeiträge. Besprecht, warum wir uns am Predigtdienst beteiligen, wie Neuen geholfen wird, daran teilzunehmen. Seid ihnen behilflich zu erkennen, daß sie niemand drängt, daß wir jedoch bereit sind, ihnen zu helfen. Besprecht an Hand der Bibel Hingabe und Taufe. Hebt den Ernst der Zeit, in der wir leben, hervor, die Notwendigkeit, zu handeln. Schließt mit einer herzlichen Aufforderung, den Wert eines Verhältnisses zu Gott sowie Gottes Anerkennung zu schätzen. Legt ein Exemplar des "Briefes . . " am Ort der Zusammenkunft aus. Kündige das besondere Zusammenkommen in der nächsten Woche an. Weise die Neuinteressierten darauf hin, daß sie willkommen sind". (IX/74)

2) Besondere Zusammenkunft für alle gotthingegebenen getauften Verkündiger. Heiße alle Anwesenden herzlich willkommen. Behandele dann unmittelbar die Gedanken aus der Beilage 'An alle getauften Diener Jehovas'. Zwei führen ein ernstes Gespräch. Den Gedanken der Dringlichkeit vermitteln. Persönlich mit den Neuen sprechen. Führe ihnen den Ernst der Angelegenheit vor Augen, doch so, daß sie sich angespannt fühlen, voranzudrängen. Predigtdienst. Einen vollen Anteil daran nehmen. Lege zum Schluß ein Exemplar des Briefes An alle getauften Diener Gottes' am Zusammenkunftsort zur Einsicht aus." (IX/74).

Selbst diejenigen, die diese "besonderen Zusammenkünfte" durchführen sollten, waren nach dem Lesen dieser WTG-Anweisungen teilweise völlig enttäuscht und ernüchtert. Das war doch nichts weiter als das übliche Anspornen zur Tätigkeit, vielleicht etwas schärfer und dringlicher! Dienst, Dienst, Dienst - gibt es kein 1975-Ende? Vielleicht in den beiden" Beilagen", die in den Besonderen Zusammenkünften' besprochen und behandelt werden sollen? J a ! Dort wird. es erwähnt! Doch w i e ? Es folgen die Kerngedanken der beiden "Beilagen".

1) "Ein Brief von Menschen, die um dich besorgt sind.
1. Sept. 1974 - Lieber Freund!
. . . Weshalb findet diese besondere Zusammenkunft statt? Weil die Zeit, in der wir leben, es dringend erforderlich macht. Wahrscheinlich ist dir bereits bekannt, daß für die gegenwärtige gottlose Welt im Jahre 1914 u. Z. die "letzten Tage" angebrochen sind, die nun bald mit der Vernichtung dieser Welt enden werden. Alle, die von Gott nichts wissen wollen und die nicht bereit sind, ihm zu dienen, ja, die sich hartnäckig weigern, werden dann in den ewigen Tod gehen. Wir kennen die genaue Zeit - "Tag und Stunde" - nicht, zu der die "große Drangsal" beginnt. Doch w i s s e n wir, daß Gottes Urteil zu Lebzeiten der Generation vollstreckt werden soll, die den Beginn der "letzten Tage" beobachtet hat. Jesus Christus sagte, "diese Generation (wird) auf keinen Fall vergehen, bis alle diese Dinge geschehen". Nahezu 60 Jahre sind bereits vergangen. Die Zahl, derer - die das Jahr 1914 bewußt erlebt haben, nimmt ab. Es ist somit klar, daß die Zeit nahe herbeigekommen ist. Einige mögen schlußfolgern, es vergehe noch viel Zeit. Laß dich nicht verleiten. Da die "große Drangsal" offensichtlich nahe ist, möchten wir dich eindringlich auffordern, jetzt nicht mehr zu zögern.

Wie denkst du persönlich darüber? Bist du Jehova dafür dankbar, daß er mit der sündigen Menschheit (zu der auch du gehörst) Geduld hat? Beweist du deine Dankbarkeit, indem du entsprechend handelst, und es nicht länger aufschiebst? Es ist Gottes Wille, daß du zu einer "genauen Erkenntnis der Wahrheit" kommst. Wende dich bitte an irgendeinen Zeugen Jehovas oder sprich mit einem der Ältesten. Du wirst auch feststellen, daß der regelmäßige Besuch der Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas dir eine große Hilfe sein wird. Du wirst den Wunsch verspüren, deine Freude mit anderen zu teilen. Vielleicht hast du aber auch Angst, von Haus zu Haus zu predigen. Dann darfst du gern einen erfahrenen Zeugen begleiten. Du wirst dich bald veranlaßt sehen, Gott als ein getaufter Jünger Christi rückhaltlos zu dienen. Laß dich nicht durch selbstsüchtige Überlegungen daran hindern. Wir spornen dich an, ehe es zu spät ist, gerettet zu werden, wenn die "große Drangsal" hereinbricht. Deine um dich. besorgten Freunde Jehovas Zeugen …"

2) "An alle getauften Diener Gottes. 8. September 1974
Liebe Brüder!
Hatten wir letzte Woche nicht eine sehr anregende Zusammenkunft mit den Neuinteressierten? Die Zeit drängt. Es ist nicht damit getan, daß wir in gespannter Erwartung der "großen Drangsal" entgegensehen. Wir müssen uns fortgesetzt bemühen, uns als ergebene Diener zu erweisen. Als Gesamtheit beachten wir den inspirierten Rat. Das trifft jedoch nicht unbedingt auf jeden einzelnen zu. Wie würden wir vor Jehova dastehen, wenn morgen die "große Drangsal" beginnen würde? Von dem Wunsch beseelt, dich als loyaler "Mitarbeiter Jehova" zu erweisen, dich völlig von ihm gebrauchen zu lassen. In dieser Endphase einen größeren Anteil nehmen. Die Einkünfte zusammenlegen und alle zusammenarbeiten.- Einer aus der Familie Pionier. Besonders anstrengen. Nicht gleichgültig Blutschuld auf uns laden. Als Gesamtheit werden wir das gewiß nicht tun. Nicht mit einem Mindestmaß an Dienst zufrieden geben. Der weltlichen Beschäftigung einen untergeordneten Platz. Das wird für uns in den schwierigen Zeiten, die zweifellos demnächst auf uns zukommen werden, ein Schutz sein. Wegen unseres übertriebenen Interesses an irdischen Gütern nicht unsere Wertschätzung verlieren. Verantwortung zu predigen nachkommen. Feindschaft, Hader, Zwietracht und Neid so schlecht wie Hurerei, Trunkenheit und Götzendienst. Einige wenige haben indes in ihren Herzen Haß aufkommen lassen. Beleidigungen. Gegen gewisse Brüder und Schwestern einen Groll und deshalb nicht mehr mit ihnen sprechen. Glaubensbrüdern, schlechte Beweggründe unterschieben. Richten und verurteilen, sogar Verleumden. Versuchen, den Lebensstil der Welt soweit wie möglich nachzuahmen. Was läßt eine nähere Prüfung eures Handelns erkennen? Es mag euch schwerfallen, mit anderen auszukommen. Ändern, damit euer Zustand nicht noch schlimmer wird, und ihr, wenn die "große Drangsal" hereinbricht, nicht befleckt und schuldbeladen und mit Jehova und seinem Volk uneins seid. Unter dem Druck der Welt Kompromisse? Dem Predigtwerk gegenüber gleichgültig? Festhalten, und uns so die Aussicht auf ewiges Leben in der sich eilends nähernden neuen Ordnung erhalten. Fest entschlossen euer Äußerstes zu tun, solange es noch Zeit ist. Lebt jeden Tag so, als ob es der letzte wäre . . . Eure Mitdiener, Wachtturm B. & T. Gesellschaft Deutscher Zweig".

Worauf lief die erste "Beilage" für die Neuinteressierten hinaus? Wenn man alles Beiwerk wegläßt, dann allein darauf: Die Naherwartung so dringlich machen, als könnte es jeden Tag zu spät sein, in den errettenden WTG-Dienst zu treten, um sich der WTG dann rückhaltlos unterzuordnen.

Rückhaltlos! Weißt Du, was das heißt? Das heißt, daß sie keinen anderen Rückhalt mehr haben! Daß sie von der WTG nicht mehr zurückkönnen! Daß sie restlos ausgeliefert sind, was die WTG auch tut, und wohin sie auch führt!

Und die 2. Beilage? Im Prinzip das gleiche, nur ist das schwierige. Hier gibt es schon bedenkliche Erscheinungen! Hier muß schon hart gesichtet werden. Bevor sie kritischer werden, muß ihnen, wenn nichts anderes sie mehr zurückhält, selbst Blutschuld angehängt werden!

Jeden WT-kritischen Gedanken müssen sie schon, ehe er sich überhaupt regt, als etwas empfinden, das sie befleckt und schuldbeladen vor Gott macht! Dabei ständig die Vorstellung wach halten, es könnte der letzte Tag sein. So soll das Äußerste aus allen herausgeholt werden. Eine Politik des "Zuckerbrot und Peitsche", die die WTG angesichts der schwierigen Zeiten, die sie selbst ankündigt, bestimmt noch steigern wird!

Ob die "große Drangsal" so "eindringlich nahe" ist oder nicht, ob es richtig ist, jeden Tag so zu leben, als ob es der letzte wäre" oder nicht, sollte eigentlich klar werden, wenn wir die Bemerkung in VIll/74 prüfen, die da zum Schluß einer Jona-Betrachtung fällt:

"Denken wir nicht, so wie Jona zuerst dachte, nämlich, daß es Jehova uns schulde, etwas Bestimmtes zu tun! Jehova mußte die Niniviten nicht einfach deswegen vernichten, weil Jona diese Botschaft gepredigt hatte!"
Im Klartext heißt das an alle: Wenn jemand denkt, nun kommt das E n d e, weil die WTG es mit Bezug auf 1975, seit 1966 gepredigt hat, dann hat er sich geirrt! Doch lies erst der nächsten Artikel
F. F.

Gelingt der Sprung Über den eigenen Schatten?
- Die "großen Planungen" des Dienstjahres 1975 -
Die "schwierigen Zeiten" sind schon da.
Gibt die WTG sich gegenüber den Neuinteressierten, die sie mehr als 4,5 Millionen zusammenbringen will, a l s .,besorgter Freund", so werden die getauften hergenommen wie von einem Zuchtmeister. Nichts ist da mehr mit einem geistigen Paradies. Die " Rute der Zucht" wird geschwungen, um alle zusammenzuhalten. In der zunehmenden 1975-Spannung sieht die WTG ein Nachlassen der Ergebenheit, Mißachtung ihres Rates, Illoyalität, Gleichgültigkeit, nachlassenden Dienst, Hader, Zwietracht, Neid, Beleidigungen, Haß, Richten, Verurteilen, ja Verleumden, Befleckung - Schuldenlast und Kompromisse, ja selbst Blutschuld um sich greifen und wachsen. Wahrlich, nichts ist hier von der WTG ohne Grund erwähnt und vorgehalten.

Vor dem Hintergrund der langsam dämmernden Erkenntnis, daß die WTG-Endzeitverkündigung mit 1975 wieder haltlos ist, sind das jedoch ganz normale Erscheinungen, Auflösungserscheinungen, kann man sagen, die nur aus der Sicht der WTG absolut negativ sind, verständlicherweise, und die dann natürlich nur "so" artikuliert ausgesprochen werden. Aber das hat doch seine Ursachen! Und oft sind das fruchtbarste Ansätze zur Neuorientierung. Laßt uns deshalb die "Beilage" vom 8. September 1974 etwas eingehender hinterfragen.

An erster Stelle steht die "gespannte Erwartung". Wenn schon 1966, als das Jahr 1975 verkündigt wurde, die Diskussion hierüber alles andere überschattete (WT 1. 1. 67, Seite 20 dt.), was erwartet die WTG dann jetzt?

Wenn die Ergebenheit nachläßt, dann sicherlich nicht Gott, sondern der WTG gegenüber. Alles andere muß Empörung auslösen, weil es verleumderisch ist, denn die WTG ist nicht gleich Gott. In gleicher Weise, wenn von "Gesamtheit" die Rede ist, da müssen es schon viele sein - die den WTG-Rat nicht mehr beachten. Denn letztlich ist es die WTG, die alles auslegt. ."Wie vor Jehova dastehen?", das sollte sich die WTG selbst fragen, angesichts ihrer haltlosen Termine weltweit. Loyalität gegenüber Gott? Daran liegt es sicher nicht. Auch hier ist nur die WTG-Auslegung immer der Stein des Anstoßes, als "von Gott" ausgegeben. Natürlich wird dadurch Gott diskreditieren aber durch die WTG. Wenn jetzt gar aus dem WT "von Jehova gelehrt" entfernt ist, kann die Forderung: "sich von ihm völlig gebrauchen lassen", nur noch bedeuten - sich von der WTG völlig gebrauchen zu lassen. "Im Namen Jehovas" kann man alles machen, das muß mit Gott nicht das geringste zu tun haben.

Auf den Kongressen 1974 hatte die WTG die Stirn, zu erklären, es sei "sehr gefährlich", sich schlecht vorstellen zu können, daß 1975 nicht überschritten wird (G. Zettel, Frankfurt/M.). Ist es "Blutschuld" wenn man sich weigert, weiter zu predigen, was "überschritten" wird, und damit hinfällig ist? Jeder soll auf Gedeih und Verderb mit der WTG verbunden bleiben, das allein ist der Hintergrund dieser "Blutschuld"-Androhungen. Objektiv beurteilt ist das fast der Höhepunkt der möglichen inneren psychologischen Terrorisierung. Einige empfinden das bereits so.

"Übertriebenes Interesse an irdischen Gütern?" Das ist nichts anderes als ein Aufbrechen sozialen Denkens. Was bleibt denn übrig, wenn das 1975-Weltende wieder entschwindet oder verscheucht wird, als sich selbst um die künftig notwendigen "irdischen Güter" zu sorgen? Und meint die WTG, ihr jetzt unverfroren zugegebener 1975-Fehlschlag erhöht die Wertschätzung für sie? Feindschaft, Hader und Zwietracht sind unvermeidlich mit jemandem, der Fehlschläge verkündigt, und mit denen, die sie bemänteln. Kann die WTG von denen, die begreifen, wie lächerlich und unglaubwürdig sie nun vor sich selbst, ihren Verwandten und Bekannten und vor der Öffentlichkeit dastehen, weil sie 1975 verkündigt haben, erwarten -.daß sie ihr Liebe entgegenbringen - i h r , die das wider besseres Wissen bewirkt? Alles Grollen, Beleidigen, Unterschieben, Richten, Verurteilen und Verleumden hat hier seine Ursache. Denn die Empörung kann übermächtig werden, wenn man erkennen muß, wie man hier als erwachsener Mensch bis zur Unglaubwürdigkeit und Lächerlichkeit mißbraucht wurde.

Zum "Lebensstil der Welt" sei den jungen Brüdern und Schwestern gesagt, daß sinnlicher Tanz nicht unbiblisch ist, wie der Tanz der Sulamithin in "Hohelied" 7:1-11 zeigt. Auch hier boxt die WTG also sinnlos, den Samen berechtigten Widerstandes gegen sich selbst säend. Wenn aber "übermäßiges Trinken" schon nicht mehr zu verschweigen ist, so zeigt das, wie für viele jetzt durch den 1975-Fehlschlag der Sinn des Lebens verlorengeht und sie keinen Ausweg mehr sehen, weil die WTG andererseits alle anderen Dinge verteufelt hat. Es ist zu befürchten, daß einige 1975 Verführte den Strick nehmen, da sie altersmäßig oder sonst am Ende sind.

Da wagt die WTG zu fragen: "Was läßt eine nähere Prüfung E u r e s Handelns erkennen? Wer ist denn für alles und jedes verantwortlich, was je verkündigt wurde?. Regiert die WTG nicht sogar bis in die intimsten Beziehungen der Versammlungsglieder hinein? Das WTG-Handeln muß angesichts des 1975-Fehlschlages einer näheren Prüfung unterzogen werden! Davon will die WTG ablenken. Möge sich da niemand zu einem Sündenbock machen lassen. Immer hat es die WTG so hingedreht, z. B. 1914, 1925, 1945 - daß am Ende die "befleckt und schuldbeladen" waren, die der WTG geglaubt hatten. Die Gesellschaft sich aber ihre Hände erfolgreich in Unschuld waschen konnte. Die "Warnung" von "Kompromissen" ist ein verdeckter politischer Pfeil, der besondere Aufmerksamkeit verdient.

Die ganze Züchtigung gipfelt dann in dem, was immer schon der ganze Sinn der Sache war: Dienst - Dienst Dienst, ohne noch dem "wie lange noch" fragen zu dürfen, wie oft die WTG auch neue Termine setzt. Doch auch jetzt: kommt nichts "eilends näher", auch 1975 wird wieder "überschritten". Im Tun des "Äußerste" soll niemand darüber zur Besinnung kommen, da "jeden Tag" so leben, als ob es "der letzte wäre". W ä r e ? Auch das ist nur ein Kunstgriff, der jeden Widerstand verunsichern und brechen soll. Aber, " w ä r e " bedeutet in Wirklichkeit, "es ist nicht so!" Objektiv kann man also sagen, angetrieben von einer Endzeit-Illusion soll jeder laufend das Letzte für die WTG aus sich herauspumpen, und auf Gedeih und Verderb der WTG verbunden bleiben. Hat die WTG jemals weniger gefordert?

"Planungen" hier auf der Grundlage des Antikommunismus?
Das Stichwort "Kompromisse" fällt gegenüber den Neuinteressierten wohlweislich nicht! Denn damit wird, alles vor Augen gestellt, was die WTG je über angebliche Verwerflichkeit, Schlechtigkeit, Verderbtheit und damit Unterlassung und Bekämpfung jeder sozialen Mitverantwortung bzw. jedes verantwortungsbewußten sozialen und politischen Handelns geäußert hat, hier vor allem in antikommunistischer Hinsicht.

In IX/74 wurde angewiesen: Die "üblichen Vorsichtsmaßnahmen" einzuhalten, jeden also vorher unbemerkt zu "überprüfen", ob er vor allem politisch-antikommunistisch "zuverlässig" ist. Damit wird klar, daß die WTG beabsichtigt,. ihre "Planungen", hier gegründet auf die bekannte unchristliche, antikommunistisch umfunktionierte "theokratische Kriegslist", des von Christus außer Kraft gesetzten "Alten Bundes", zu realisieren. Laßt uns sehen, wie in den "Christlichen griechischen Schriften" solche "Kriegslist" jeder Art verurteilt wird: Schändliche. Heimlichtuerei (Menge) ,versteckte Schändlichkeiten (Jerusalemer Bibel), verborgene Dinge (griech./Interlin.). S c h l i c h e (Zink), Verschlagenheit (Amer. St. Vers.), g e h e i m e Dinge (Elbfd.). L i s t (NW). Davon haben Christen sich loszusagen! (2. Kor. 4.2). Was ist der richtige christliche Standpunkt in sozialen Fragen? Nicht, sich listig politisch mißbrauchen lassen. Vielmehr muß alle Verkündigung, damit in Übereinstimmung sein - auch "bereit zu sein für jedes gute Werk" d e r Regierungen' (Tit. 3:1 NW).

Eben, weit alle sozialen Bedürfnisse und Interessen schöpfungsbedingt sind. Nur die WTG mißachtet das.

Die Ältesten müssen auch dies erkennen: Es heißt in IX/74: " W i r m ü s s e n b e i u n s Vorsichtsmaßnahmen …"
Die Worte "wir bei u n s " erwecken den Eindruck, als wären die Verfasser und Herausgeber von IX/74 usw. hiesige Untergrundkräfte, die ihren Kopf hinhalten. Verfasser und Herausgeber sind die Verantwortlichen im WTG-Ostbüro in Wiesbaden, BRD, unter der Leitung von W. C. Pohl aus den USA. Sie wollen verdeckt bleiben - darum. Nicht eine einzige Silbe der IX/74 usw. darf " h i e r " verfaßt werden! Alle hiesige Selbständigkeit ist nur Schein - wer will da den Kopf hinhalten.

Die "großen Planungen" für 1975
Was würde es bedeuten, wenn die WTG nach dem 1975 Fehlschlag verkünden kann: Eine "außergewöhnliche Mehrung." auf 4,5 Millionen? Damit wäre die WTG zwar nicht als zuverlässig und wahrhaftig erwiesen, was ihre Endzeitverkündigung betrifft, denn noch größeren Irrtümern sind schon noch mehr Millionen gefolgt. Aber sie hätte eine Massenbasis, größer als vorher, um weiterzumachen. In diesem Zahlenrausch könnte jede weitere Kritik erstickt werden. G u t, das ist das Maximalziel. Aber sollte weniger angesteuert werden? Weniger wird alleine dabei herauskommen. Es gilt also, durch :einen gigantischen sensationellen Versuch einer "Flucht nach vorn", alle durch äußerliche Begeisterung und Hochstimmung fortzureißen, hinweg über den 1975-Abgrund, hinein in eine neue Zeitperiode. Dann wird man schon weitergehen.

Oder soll man in Brooklyn den ganzen internationalen Apparat 1975 anhalten und den Endzeit-Bankrott erklärend Konnten nicht auch die früheren Endzeitfehlschläge der "Generationen" von 1874, 1914, 1925, oder 1945 erfolgreich verdrängt werden, in dem sie überspielt und übersprungen wurden? Wurde nicht genügend Erfahrung darin gesammelt, mit solchen, die das durchschauen, psychologisch fertigzuwerden? Konnten solche bisher nicht immer "blutschuldig" zur Abschreckung für andere an den Pranger gestellt werden? Warum nicht auch für 1975 so vorgehen?

Niemand in der letztverantwortlichen WTG-Führung hat je an ein 1975-Ende geglaubt. in IX/74 wird berichtet, was z. B. für die Tätigkeit in Europa nach 1975 seit Jahren in der Schublade lag: In Wiesbaden wurde ein neues Fabrikgebäude gekauft. Dort wird eine neue Buchbinderei eingerichtet, so daß die Buchproduktion dann täglich auf 75000 Bücher in einer normalen Arbeitsschicht gebracht werden kann. In der jetzigen Druckerei werden nochmals zwei MAN-Buchdruckrotationsmaschinen aufgestellt, um den steigenden Bedarf an Literatur drucken zu können. Gleichzeitig werden die Brüder dort ein neues Bethelheim bauen, das 90 weitere Mitarbeiter aufnehmen kann. Die Brüder meinten, daß selbst, wenn die Maschinen noch eine einzige Woche arbeiten, sie bereits ihren Zweck erfüllt haben."

Die letzten Worte sollen denen den Mund stopfen, die im Blick auf das "Ende" im Frühherbst 1975, also in "einigen Monaten", diese Erweiterungen in Wiesbaden an Kapital, Einrichtungen und Fabriken für Verschleuderung halten. Die WTG verfolgt die gleiche Taktik wie beim 1975 End-Termin, als in Magdeburg sehr ähnliches geschah, um dann in einem gigantischen Zahlen- und Umsatzrausch alle Kritiker mundtot zu machen und zu verdrängen.

Wir können also mit der WTG , "Flucht nach vorn" heraus aus ihren erneuten Endzeit-Bankrott von 1975, zugleich eine gigantische Flut von WTG-Literatur erwarten, die sich aus Wiesbaden über Europa ergießen soll. Nicht nur vermehrt die anderen Christen, ihre Kirchen und Gemeinschaften herausfordernd. Im BRD-Königreichsdienst vom Juni 1974 gab die WTG bekannt, daß ab sofort Der Wachtturm" in der rumänischen Sprache gedruckt, wird. Damit sollen sozusagen auch in Osteuropa "die letzten Lücken" geschlossen werden. Die Literaturflut der "großen Planungen" soll sich also auch in die antikommunistische Untergrundtätigkeit ergießen.

"Stellt euch vor, 4 446 344 besuchten das Gedächtnismahl! Nun laufen große Planungen. Dienstjahr 1975, das besagt etwas. Alle, die das Gedächtnismahl besucht haben, sollten eingeladen werden. - Es müssen wieder mehr als 4 446 300 Anwesende sein!" So hieß es in VIII/74, als Auftakt für 1975. Wer jetzt angesichts des Fehlschlages von 1975 dennoch kommt, ist gutgläubig, wenn nicht gar einfältig wie zuvor. Die Sache ist für die WTG zugleich auch ein Test ihrer bedenkenlos Getreuen. Wenn jetzt mehr als 4,5 Millionen gekommen sind, könnte dann nicht der mögliche 1975-Abfall doppelt und dreifach ersetzt werden? Was wäre da irgendwelche Kritik, wenn dann soviele "lebendige Briefe" vorzuweisen sind? Könnte nicht so die 1975-Niederlage in einen glänzenden Sieg verwandelt werden, der keine Rücksichtnahme mehr verlangt? Die Jona-Auslegung nimmt jeden Zweifel daran, daß die WTG auf diese Weise über ihren Schatten springen will. Wird ihr das gelingen? -
F. F.

Der Feigenbaum blüht nicht, das Werk des Olivenbaumes ist ein Fehlschlag
Die Kernfragen des WT für Studium und Verkündigung geprüft
WT Nr. 16 vom 1.5. August 1974
"Würdest du gern dort, leben?"
Das Ausgangsweltbild, ist, wieder nur die kapitalistische Krisenwelt wirtschaftlicher Kämpfe, steigender Preise und zunehmender Arbeitslosigkeit. Wie kann man für sozialistische Verhältnisse eine solche kapitalistische Brille akzeptieren? Also ein politisch irreführender Artikel. W e i t e r : "Das Ende" wird für die "allernächste Zukunft" versprochen. Inzwischen rüstet sich sie WTG für eine weitere Generation.

Die "Fürsten"? Sie sollten nachweislich erst 1914 aufstehen, dann 1925 dann . "n o c h" kurz vor Harmagedon und dann überhaupt nicht mehr, weil sie auf einmal seit 1919 in Gestalt der Diener in der WTG-Organisation schon auferstanden seien. Den WT vom 1. 3. 1952 Nr. 5 sollte man unbedingt nachlesen! Dort sieht man auch, wie Jesaja 32:1,2 hin- und hergeschoben wird. Auch geht es nicht ohne verdeckten Antikommunismus: " . . . ohne Störungen durch irgendwelche falsche, Ideologien". Irgendwelche? Sie können die " L i s t " nicht unterlassen. 2. Kor. 4:2 NW. U n d "nach dem Ende der Tausendjahrherrschaft . . . noch größere Dinge"? Stellt die Gegenwart nicht viel wichtigere Fragen?-

"Ein gutes Verhältnis fördert den Gedankenaustausch" -
Soweit eine christliche Ehe dargestellt wird, Zustimmung. Bedenklich wird es, wo es auf die Organisation zielt. Denn ihr "Loyalität" und "Ergebenheit" (Abs. 14) - "prompten Gehorsam" (Abs. 16) - "Bescheidenheit, Demut, Bereitschaft zum Dienen" (Abs. 17) - und "schnell bereit zu dienen, großen Respekt" darzubringen (Abs. 17), sie nicht wie Mirjam und Aaron zu kritisieren (Abs. 18) - oder, in. ihr gar "die Erscheinung Jehovas zu erblicken" (Abs. 18) - vergißt einfältig die Tatsache, daß sie nicht m e h r "von Jehova gelehrt" ist, siehe WT seit April 1974! Die Bemerkungen "sehr schwieriges Volk, halsstarrig und zum Üblen geneigt", sollen vorbeugend einschüchtern und demütigen, um dem Einfluß der WTG mit l975 nicht entweichen zu können, weshalb Mose hier zitiert wird (Abs. 19). Das alles ist geschickt in diesen E h e - Artikel eingewoben.

"Biblische Grundsätze im Familienleben anwenden" -
Der Artikel widerspiegelt die offensichtlich zunehmenden Familienzerrüttungen in der Organisation, die Ursache eines großen Teils der inneren Schwierigkeiten. Der Artikel soll hier Abhilfe schaffen und die Organisation so von. innen her festigen. Sicherlich wird hier manche echte christliche Hilfe geboten. Aber das bieten andere Kirchen und Gemeinschaften auch, ohne diese mit Untergrundtätigkeit und Endzeitpleiten zu koppeln. U. a. lehrt die "Neuapostolische Gemeinschaft" ein vorbildliches christliches Familienleben. Folgendes entwertet den Artikel. Die "angeführten Bibeltexte" beziehen sich nicht "hauptsächlich' auf die Christen " "himmlische Hoffnung", sondern ausschließlich! (Abs. 6). Auch die "irdische Auslegung von Off. 7:9 steht im Widerspruch zu Phil. 3,17-19. Es gibt auch keine "großartige Hoffnung für die Zukunft", die glaubwürdig wäre. Der 1975-Fehlschlag beweist das erneut. Und es gibt schon gar keine "unfehlbaren Vorkehrungen" durch die "Organisation"! (Abs. 13) Ihre Vorkehrungen" a l s "unfehlbar"' zu bezeichnen ist der Gipfel von Arroganz und Hochmut. Sie sind bestenfalls unvollkommenes und fehlerhaftes Stückwerk! 1. Kor. 13:9. Du sollst "deine Fehler und Mißerfolge zugeben"? (Abs. 13) Auch was dann zum Schluß anderen an Demut gepredigt wird, sollte die WTG zuerst auf sich selbst. anwenden. So ist der Artikel keine unverfälschte christliche Hilfe. Die Bibel drückt sich allein deutlich genug aus über die Grundsätze christlichen Familienlebens.

"Die Musik deiner Wahl" -
Der Kern ist das Eingeständnis der WTG: Es gibt keine Art von Musik, die als absolut gut oder absolut schlecht bezeichnet werden kann." Und zum Schluß räumt sie ein,. daß sie "nicht verlangt, nur solche Lieder zu singen oder nur solche Musik zu hören", die in ihren Liederbüchern enthalten sind. (Seite 503, 505). Der Artikel zeugt von einem Sieg des "Liberalismus" über den "Konservatismus" in den Versammlungen, zugunsten aller Art anderer, bisher als "verwerflich weltlich" diffamierter Lieder und Musik. Die WTG war gezwungen sich anzupassen, um nicht noch mehr, vor allem Jugendliche zu verlieren. Die Versammlungen sind ohnehin überaltert. Es ist also doch nicht alles . "b ö s e" draußen! Wir wollen nicht danach fragen, wieviel sinnlose Schwierigkeiten und Konflikte und auch nunmehr als ungerecht erwiesene Ausschlüsse besonders Jugendlicher das gekostet hat.

"Der Zweck der Umgestaltung"-
Der Artikel soll die wankende Endzeitvorstellung festigen helfen, wonach Christus 1914 wiedergekommen sei. Wer die WTG-Geschichte kennt, weiß, daß Christus auch schon 1874 wiedergekommen sein sollte. Nimmt man aber trotzdem 1914 an, so stimmt das auch nicht, Weil die 1914-Generation vergeht und die WTG begonnen hat, auf eine weitere Generation nach 1975 zu setzen.

"Stolz ist gefährlich" -
Der Artikel spiegelt die Schwierigkeiten bei der Wiedereinführung des Ältestenamtes. "Achtung für den Ältesten beeinträchtigt", oder Widerstand gegen "andere Glaubensbrüder" auf "bestimmten Gebieten", die noch WTG-Urteil: "größere Fähigkeiten haben mögen", sticht hervor. Den Betroffenen wird unterstellt, "alle in ein und dasselbe Muster pressen zu wollen oder anmaßende Entscheidungen zu treffen oder Anregungen zurückzuweisen". Alles verrät den Widerstand gegen die WTG-Anordnungen. "Besonders gefährlich" sei es, wo ein "Geist vorherrscht, berechtigte Kritik, Zurechtweisung oder Zucht übelzunehmen". Offensichtlich wird die WTG-Zucht nicht mehr einfach hingenommen. Doch nur falscher Stolz ist gefährlich, die WTG arbeitet mit Halbwahrheiten! Bezeichnend ist schließlich, daß die konkreten Anlässe und Ursachen des Widerstandes gegen die WTG hinter allgemeinen Angaben verborgen gehalten werden. Auch sie sind oft nur ein verdrängter Ausdruck der 1975 Misere.

WT Nr. 17 vom 1. September 1974
"Warum wirkt der 0kkultismus so anziehend?"
"Die Macht, die hinter dem Okkultismus steht"
Beide Artikel veranschaulichen die Anfälligkeit für Okkultismus, Spiritismus, Hexenwesen und die damit verbundenen Fakten von: Betrug, Selbstbetrug, Sinnestäuschung - Leichtgläubigkeit - Oberflächlichkeit - Gefühlsduselei und Aberglauben -. In Liberia und den USA Übertritte ehemaliger Okkultisten und Spiritisten zu den Zeugen (Seite 520). Ein, "überraschendes Wiederaufleben des Okkultismus ganz besonders in den sogenannten zivilisierten Teilen der Welt"? Das ist denn doch ein zu durchsichtiger "Endzeitbeweis", wo 1975 wieder kein Ende bringt. Der sozialistische Teil der Weit wird wieder einfach mit vereinnahmt. Beweise hat eben keiner zu verlangen! So wird gezielt weltanschaulich irregeführt. Die WTG scheint angesichts 1975 verstärkt mit Okkultismus zu ringen zu haben. Auch ihre Halbwahrheiten verraten ein großes Maß von Halbbildung in ihren Kreisen. Nur der Gegenstand der Leichtgläubigkeit, Oberflächlichkeit und Wundersucht ist ein anderer, eben ihre absurden Lehren von "unfehlbaren Vorkehrungen", haltlosen Terminen, halbwahren Weltbildern und Verteufelung alles dessen, was der WTG nicht paßt.

B e i d e , Okkultisten wie WTG, lehren den Glauben an "Geister", nur will man dort mit ihnen in Verbindung stehen, hier ihnen widerstehen. Wenn es heute keine "Wundergaben" mehr gibt (S. 519) andererseits aber "echte (okkulte) Phänomene" (Seite 516), war dann nicht z. 8. der deutsche WTG-Zweidiener E. F r o s t übelstem Okkultismus verfallen, wenn er über den Kongreß in Kassel 1948 berichtete: "der Herr tat Wunder, statt Dauerregen trat pünktlich Sonnenschein ein"? (Jahrbuch 1949, S. 13,0) Liegt die Unfähigkeit, die, WTG-Haltlosigkeiten zu begreifen, etwa auf solcher Ebene? Daß die WTG mit dem Okkultismus ihre Probleme hat - die Wundersucht eines Zweigdieners konnte sogar im "Jahrbuch" erscheinen. Wer glaubt an ähnliche Phänomen?

"Eine gute Botschaft für die ganze Menschheit" -
Die gegenwärtige WT-Verkündigung erfüllt Matth. 24:14 nicht. Christus meinte damit nur eine Generation. Die WTG verkündet aber seit 1874 schon drei Generationen, nach 1975 dann einer 4. Generation. In den Bibelkommentaren von C. T. Russell 1908/1912 Barmen/Brooklyn (n e u - 1964 von der "Stowarzyszenie Badaczy Pisma Swietego w Polsce", Vereinigung der Bibelforscher in Polen) wird deshalb Matth. 24:14 nicht zu Unrecht grundsätzlich damit erklärt, daß im "Jahre 1861 die Berichte der Bibelgesellschaften nachwiesen,. daß das Evangelium in jeder Sprache der Erde herausgegeben sei". Die Bemerkung -jetzt noch - "es erfordert natürlich Zeit, die Nationen zu erreiche" (Abs. 16) u n d die WT-Verkündigung werde "noch zu einer weit größeren Streitfrage werden" bestätigt, daß 1975 nichts passiert, daß alles wieder weit in die Zukunft geschoben wird. So wurde "die ganze Menschheit" mit 1975 eher zum Narren gehalten. Zum Schluß dann wieder die politische Ideologie des Antikommunismus, die Nordkönig-Hetze, wie sie in ihrer 3.. Verschiebung (von Napoleon 1799 zu Hitler 1933), auf den Kommunismus 1958, in "Dein Wille geschehe auf Erden", von der WTG fabriziert wurde. Deuten die "Berichte" an den "Nordkönig" (Abs. 27) seitens der WTG eine neue politische Provokation an? Eine Neuauflage ihrer antikommunistischen Aggressivität der fünfziger Jahre? Will sie zur Ablenkung von ihrer 1975-Misere, so viele wie möglich ins "Märtyrertum" stürzen? Auch diese Taktik wäre nicht neu.

"Hast du den Geist eines Evangeliumsverkündigers?" -
Die WT-Verkündigung der "Prüfstein" für die ganze Welt? Was für eine Vermessenheit. Wurde doch erst kürzlich: "Von Jehova gelehrt" aus dem WT entfernt. Das sollte erst einmal erklärt werden. Von den vielen haltlosen Endzeitdaten von 1799 bis 1975 gar nicht zu reden!

Vorsichtig wird eingestreut, daß es wieder kein "Ende" geben wird. Von "vielen Jahren" und "unbegrenzten Gelegenheiten" wird gesprochen (Abs. 12, 14), u n d - daß "Gott sich noch zurückhält" (Abs. 19) Zum Schluß wird wieder auf Verfolgung vorbereitet.,

Hauptzweck des Artikels ist, jetzt jede kritische Besinnung über die Lage dadurch zu verhindern, daß sich alle im unermüdlichen, geschäftigen Verkündigen "völlig verausgaben" (Abs. 16).

"Jehova mit ganzem Herzen dienen" -
Eine 87jährige berichtet. Offensichtlich kommt es der darauf an. zu "beweisen", daß die 1914-Generation noch lebt. Doch eine Generation dauert bibl. nur ca. 30 Jahre! Oder soll das Beispiel eines Menschenalters im Dienst der WTG - auf eine ähnliche Zeitperiode nach 1975 orientieren?

"Eine Frage wird für immer geklärt" -
Im Hintergrund steht der mit dem 1975 Fehlschlag drohende Verfall aller Loyalität gegenüber der WTG. Wer dann nicht mehr mitmacht, wird schon jetzt, sozusagen vorbeugend, als "Verräter gegenüber Gott" hingestellt. Ist die WTG gleich Gott? Dabei werden gleich weitere 10 oder 20 Jahre ins Spiel gebracht, genau wie auf dem Kongreß Pfingsten 1945 in Zürich, da Präsident K n o r r "alle Gedanken daran. daß der 2. Weltkrieg in Harmagedon enden würde, verscheucht hatte" (Dein Name werde geheiligt, Seite 329) (CV Nr. 9/67) Der Höhepunkt des "Vorbeugens" ist die Drohung, Jehova werde alle töten, die die WTG jetzt verlassen, um nichts anderes geht es. Dann folgt ein schneller Themawechsel, hin in die ferne Zukunft - zum Ende der 1000 Jahre! Was dann sein könnte. Was jetzt passiert, 1 9 7 5 - das ist das Hauptinteresse!
W.-Ko.

Unsere Brüder und Schwestern in den freien Versammlungen und Gemeinden
Der WTG-Endzeitfehlschlag mit 1975, wann "der Feigenbaum nicht blühen" u n d "das Werk des Olivenbaumes sich tatsächlich als Fehlschlag erweisen" wird (Jahrestext 1974), läßt uns die anderen Christen und ihre verschiedenen Formen der Anbetung des einen Gottes und Christus, und die verschiedenen Wege der Nachfolge Christ!, die damit verbunden sind, in einem ganz -anderen Lichte erscheinen. Fanatischer Eifer, unbedingt allein "in der Wahrheit" zu sein, findet da ein Ende. Wir erkennen, daß niemand heute "vollendete Geheimnisse" Gottes hat, alle Erkenntnis besitzt. j a - daß selbst dadurch nichts bewiesen ist" wenn "ich meinen Leib dem Feuertod preisgäbe". Alle Erkenntnis ist unvollkommenes Stückwerk, und das wird überall so bleiben, bis einmal das Vollkommene gekommen sein wird. Niemand kann sich also dem anderen Christen und seinen Verschiedenheiten gegenüber in die Brust werfen. Wir müssen die Verschiedenheiten ertragen lernen, die Verschiedenheiten aller, die so oder anders Christus nachfolgen, wenn sie es in ihrer Art aufrichtig tun, denn "Gott läßt es den Aufrichtigen gelingen". Spr. 2:7 Lu. Der Endzeitfehlschlag mit 1975 sollte auf der WTG-Seite endlich alle mit gebührender Demut erfüllen, auch den Brüdern und Schwestern und ihren Gemeinden gegenüber, die der fanatische WT-Eifer getrennt hat. Ihr Weg mag vielmehr einer der unvollkommenen Wege sein, die in der einen Hoffnung noch 1975 weiter gegangen werden können. 1. Kor. 13-1-13

Die anderen Brüder und Schwestern im Bund freier Christengemeinden heißen die Brüder und Schwestern aus den WT-Versammlungen im Geiste dieser Worte des Korintherbriefes herzlich willkommen. Sie versammeln sich u. a regelmäßig wie folgt:

Freie Christengemeinde 806 Dresden, Robert-Blum-Straße 6 (Adventgemeinde) Sonntags - Mai bis September von 9.00 bis 10.30 Uhr, Oktober-April von 14.00 bis 16.00 Uhr.
Freie Christengemeinde 705 Leipzig, Witzgallstraße 10 (Jugendzimmer St. Laurentiuskirche)
sonnabends 14.00 bis 16.00 Uhr
Freie Christengemeinde 90 Karl-Marx-Stadt, Gießerstraße 36
(Jugendzimmer St. Josefskirche) Sonnabends 13,30 bis 15.30 Uhr
Bund freier Christengemeinden, 825 Meißen, Roter Weg 10 Geschäftsstelle: Leitung Peter Förster, Telefon Meißen 3627

Teilt diese freien christlichen Versammlungsmöglichkeiten anderen mit, die sich ebenfalls Gedanken über den weiteren Weg in der Zukunft machen. Denn die Zeit der Neuorientierung ist mit dem WTG-Endzeitfehlschlag von 1975 endgültig gekommen. Niemand warte auf den anderen, Du bist mit Deiner Bibel in den freien christlichen Versammlungen gern gesehen. Doch bleibe im Geiste des unvergleichlichen Weges, den Paulus zeigt, in herzlicher Verbundenheit, um immer helfen zu können. Denn, "goldene Äpfel in silbernen Schalen ist ein Wort, gesprochen zur rechten Zeit". Spr. 25:11
CVN

Das entscheidende Jahr 1975 binnen kurzem vor der Tür!
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
1975 wird bestimmt jeden zwingen, seinen Weg mit , der WTG zu überprüfen. Unsere Darlegungen zu den "besonderen Zusammenkünften" u n d "Großen Planungen" der WTG für 1975 sind eine ganz wichtige Hilfe für die zu treffenden Entscheidungen. Sie möchten Hauptgegenstand in allen CV-Studienkreisen, für alle Leser, sein. Daß dies aufgedeckt wird, hat zugleich weittragende Bedeutung. Wir rufen besonders alle Altesten. Legt die CV-Argumente freimütig auf den Tisch! Warum nicht? CV wird sowieso gelesen, nicht nur heimlich, sondern unheimlich! Wir hoffen, 1975 einen ganz entscheidenden Beitrag zur Überprüfung des Weges und zur Neuorientierung zu leisten. Schreibt uns beliebig.
Eure Brüder
CV-Leitung G e r a Thür
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera
A 1303-74 V 7 1 2223

Siehe auch:

Christliche Verantwortung zusammengefasst 1975 Teil I

 

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