"Christliche Verantwortung" zusammengefasst 1975 Teil I

CV 66 - CV 71

Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 66

Dies ist die erste CV-Ausgabe des Jahres 1975. Verständlich, dass in ihr mit das Thema des dubiosen 1975-Datum abgehandelt wird.
Auch ein kirchenpolitischer Artikel ist in jener Ausgabe enthalten. Auszugsweise konnte man in ihm u. a. auch lesen:
"Einer von. denen die empfanden, daß hier etwas auf. Seiten der WTG nicht in Ordnung ist, daß es gar nicht darum geht, den Zeugen Jehovas den Glauben zu nehmen, daß man vielmehr der WTG in der Obrigkeitsfrage einiges vorhalten muß, war ein Bezirksdiener im Bez. Frankfurt. Er hatte das Problem angepackt, "mit den Nachbarn zurecht zu kommen" und "das Verhältnis zu ihnen. besser zu gestalten", d. h., er hatte die Frage durchdacht, wie die antisoziale und antikommunistische Politik aus der Verkündigung entfernt werden könnte. Das WTG-Ostbüro in Wiesbaden ordnete daraufhin an, daß er unverzüglich "die Sachen zu übergeben" habe. Er schwäche die Widerstandskraft gegen die Kommunisten, die vielmehr noch mit "harten Botschaften aus Osten und Norden in großen Grimm versetzt" werden müßten, wie es noch nie der Fall gewesen sei. Zu gut deutsch, die Zeugen Jehovas sollen weiter eine herausfordernde Rolle in antikommunistischer Hinsicht spielen. Schließlich schüchterte man den Bezirksdiener ein mit der grotesken Erklärung: ..Wir haben seit 1957 offiziell erklärt, bereit zu sein, mit ihnen die Schwierigkeiten zu besprechen, die unsere Verwandten haben, und sogar bis nach Moskau zu fahren." Wer die "Beweise" dafür in die Hand nimmt (WT 15. 4. 57, Erw. 22. 4. 57). sieht in Wahrheit ein provokatorisches Doppelspiel aus Verhandlungsangebot und frechster antisowjetischer und antikommunistischer Hetze, wie die beigefügten Karikaturen eines zähnefletschenden und bluttriefenden "russischen Bären" und des zertrümmerten Symbols von "Hammer und Sichel" veranschaulichen, ein bewußtes Scheinangebot."
Soweit die CV-Darstellung. Da ich in den Anfangsjahren auch mal partiell für die CV mitgearbeitet hatte, sind mir (ausgehend von den jetzigen erweiterten Kenntnissen) noch ein paar zusätzliche Details dazu bekannt.
Ganz offensichtlich handelte es sich hierbei um den Fall Harry B. aus Finow-Eisenspalterei (wie richtig festgestellt im damaligen DDR-Bezirk, Franfurt/Oder gelegen). Auch Herr B. hatte (als höherer WTG-Funktionär) das zweifelhafte Vergnügen, wie auch die allermeisten seiner Amtskollegen, ungebetenen "Zersetzungsgesprächen" der Stasi ausgeliefert gewesen sein. Bei den meisten prallte die Stasi mit ihrem Ansinnen resonanzlos ab. Das Standardrepertoir der Stasi (mit individuellen Variationen) war vermeintlich antikommunistische Aussagen in der WTG-Literatur vorzulegen, und den Betreffenden vorzugaukeln, "alles würde gut", gäbe es diese antikommunistischen Artikel nicht. Wie gesagt. Bei anderen, beispielsweise dem WTG-Funktionär Egon R., stieß die Stasi vielfach auf Granit. Das Zersetzungsgespräch der Stasi mit Herrn Bock hatte aber doch wohl das Ergebnis, dass er etwas schwankte und von sich aus auch Meldung nach Wiesbaden machte, was durchaus nicht alle Betroffenen taten. Das Ergebnis nannte die CV. Amtsenthebung.

CV Christliche Verantwortung
Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

Christliche Verantwortung
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft,. (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung.
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 66 Gera Januar 1975

NICHT VON DER ENTSCHEIDENDEN FRAGE ABLENKEN LASSEN
Liebe Leser!
Wenn wir aufmerksam verfolgen, was der WT zur Endzeitfrage jetzt immer mehr in das Blickfeld schiebt, dann fällt immer deutlicher dies auf: Nicht, bis zu einem bestimmten Datum, sondern für die Ewigkeit dienen. Was bedeutet denn das! Eine kleine Erfahrung aus Polen mag zum Verständnis beitragen, worauf es ankommt.

Es war im Sommer 1974, als CV-Mitarbeiter die Leitung der Vereinigung der Bibelforscher in Polen besuchten. Eine eifrige Diskussion eines Zeugen mit einem Bruder der freien Bibelforscher aus Poznan und mit einer katholischen Frau. Wie der Zeuge beide am Wickel hatte! Gar viele Fehler, Unzulänglichkeiten, Schwächen und Anfechtbarkeiten hatte er zur Hand, um zu zeigen, daß der Weg seiner beiden Gesprächspartner falsch sei. "Hier, Jesus sagt . . . ", hielt unser Zeuge schließlich der Katholikin vor, blätterte in seiner Bibel und las doch allen Ernstes eine Schriftstelle aus 5. Mose vor! Postoj prosze Pan, halt bitte, mischte sich jetzt ein CV-Mitarbeiter ein. Sie zitieren falsche Bibelstellen! Sie zitieren Mose und nicht Jesus! Eine peinliche Situation. Da bat der CV-Mitarbeiter ums Wort.

Prosze moje Panstwo, bitte, das ist doch alles hier nicht das Wesentliche oder Entscheidende, sagte er. Natürlich, was gibt es nicht alles bei anderen zu kritisieren. Aber wenn sie sich von ihren Wegen abwenden sollen, dann ist doch wesentlich und entscheidend, daß die Zeugen erst einmal ihre Glaubwürdigkeit beweisen. Wie sieht es damit aus? Nehmen wir die Kernfrage, die Hauptfrage. Was ist das Wesen der Zeugen-Verkündigung überhaupt? Sind sie nicht in erster Linie eine Endzeitgemeinschaft und ist das Wesentliche, Entscheidende, nicht ihre Endzeitverkündigung? Tak, to tag Jets, ja, das ist so, sagte der Zeuge. Aber was ist mit diesem Ende? Für 1914 wurde es verkündigt, es kam nicht. Für 1925, es kam nicht. Für 1939/45, es kam nicht. 1972 stimmte auch nicht. Nun wird auch von 1975 wieder abgelenkt. Co jest prawda?' Was ist Wahrheit? Wo ist da die Glaubwürdigkeit der Endzeitverkündigung der Zeugen selbst? Ja aber, erwiderte unser Zeuge, Jesus sagte, diese Generation soll nicht vergehen. Stimmt, aber auch das spricht gegen die Zeugen Verkündigung. Es beweist sogar, daß die Zeugen hier in keiner Weise Christus verkündigen! Denn er sprach nun von einer Generation, nicht wahr? Tak, to tak jest, so ist es. Die Zeugen geh aber verkündigen seit 1874 schon über hundert Jahre und damit schon der dritten Generation! Nein, die Zeugen verkündigen deshalb "dieses Evangelium" nicht. Wir sehen also, das Wesen, das Entscheidende der Zeugen-Verkündigung, ihre Endzeitverkündigung, ist völlig unglaubwürdig. Alles andere ist gänzlich untergeordnet. Wenn dieses Entscheidende unglaubwürdig ist, darin sollte man sich zuerst selbst am Wickel nehmen, nieprowda? Nicht wahr? Offensichtlich hatte unser Zeuge die Tragweite dieser einfachen Wahrheiten gar nicht begriffen.

Was wollen wir mit dieser kleinen Erfahrung sagen? Sie soll uns lehren, die entscheidende Frage der gesamten WT-Verkündigung im Auge zu behalten, nämlich, daß das nicht schlechthin eine Verkündiqung ist für christliche Erziehung, Gesinnung und Verhaltensweise. Die WT-Verkündigung ist in erster Linie Endzeitverkündigung! Allein danach muß ihre Glaubwürdigkeit beurteilt werden! Allein damit steht oder fällt sie! Allein das ist entscheidend Die WTG legt es jetzt bewußt darauf an, diesen entscheidenden Gesichtspunkt zu verdrängen, von dieser entscheidenden Frage abzulenken. Sei es durch Heraufbeschwörung neuer äußerer Konflikte, die die ganze Aufmerksamkeit gefangen nehmen sollen, z. B. durch antikirchliche, antikatholische oder antikommunistische Provokationen, durch Diskussion von Gemeinschafts- und Erziehungs- oder Familienfragen, durch Orientierung auf Fleiß, Hingabe und ununterbrochene Arbeit und, was die Zeitfrage betrifft, auf die Ewigkeit. Gleichzeitig wird dabei alle Umwelt außerhalb der Organisation durch einseitige negative Darstellung derartig schwarzgemalt und verteufelt, auf daß niemand auch nur wagen soll, einen Schritt hinaus zu tun. Dabei wird völlig mißachtet, daß auch um der physischen Existenz der Zeugen selbst willen das soziale, volkswirtschaftliche, wissenschaftliche, kulturelle und damit staatliche, politische Leben ununterbrochen gestaltet, gesichert und fortentwickelt werden muß, daß die Menschen vor Gott sogar verpflichtet sind, diese politischen Aufgaben durch Schaffung und Sicherung entsprechender "menschlicher Ordnung" und "Obrigkeitlicher Gewalt" zu erfüllen! 1. Petr. 2:13, Titus 3:1,2, Römer 13:1-7, 1. Tim. 2:l,2.' Daraus ergibt sich doch unabdingbar eine entschiedene Zurückweisung der gesamten bisherigen WT-Endzeitorientierung vor allem in ihren sozialen und politischen und menschlichen Konsequenzen! Haben denn Jehovas Zeuge keine sozialen menschlichen Bedürfnisse, die sie das begreifen lassen können?

Wir sagen darum, niemand lasse sich jetzt von d er allein entscheidenden Frage ablenken. Die WTG ist nicht als bloße religiöse Gemeinschaft, sondern als Endzeitgemeinschaft auf den Plan getreten. Sie hat damit einen Anspruch erhoben, der ihr Untergang sein kann, da sie immer wieder neue Endzeittermine setzen muß, wie sie das nun schon seit 1799 tut! Wir wünschen sehr, daß auch diese CV-Ausgabe dazu dient, das jetzt so dringend erforderliche genaue Unterscheidungsvermögen in allen diesen Fragen zu fördern. In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter
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IN DIESER AUSGABE
Das entscheidende Jahr 1975 liegt vor uns. Eine Rückschau auf bisher 200 Jahre WT-Endzeit. -
Christen nicht neben oder gar gegen, sondern in der sozialistischen Gesellschaft sein. Wie Jehovas Zeugen? -
Die Kernfragen des WT für Studium und Verkündigung geprüft. WT Nr. 18/1974, dt. -
Untergrundanweisungen zu verdecktem antikommunistischem Bibelmißbrauch. -
Die freien christlichen Gemeinden. Eine Alternative.
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DAS ENTSCHEIDENDE JAHR 1975 LIEGT VOR UNS
Eine Rückschau auf bisher 200 Jahre WT-Endzeit
"Während wir jetzt in ein neues Dienstjahr eingetreten sind, haben wir alle das Gefühl großer Erwartungen. . . Keiner von uns kennt genau das Datum, wann die große Drangsal hereinbricht, doch wir wissen, daß Jehova es weiß, und wir haben volles Vertrauen, daß sie genau zu der von Jehova festgesetzten Zeit kommen wird . . . Doch bevor dieses einmalige Ereignis hereinbricht, haben wir viel Arbeit zu verrichten - in der Tat, es ist viel Arbeit. Das erkennen wir aus der Mehrung in aller Welt"' Wenn die WTG hier in X/74 von einem Gefühl großer Erwartungen spricht, so können wir ruhig sagen, die Situation ist in allen Versammlungen spannungsgeladen! Was wird 1975 bringen? Niemand kann sich dieser brisanten Frage entziehen. Die hier in X/74 verfolgte Taktik besteht darin, die "großen Erwartungen "mit immer zutreffenderem Gerede in "viel Arbeit" untergehen zu lassen, zu verdrängen. Denn, daß "wir wissen, daß Jehova es weiß", das haben wir doch schon immer gewußt! Viel Arbeit, viel Arbeit, damit soll jede kritische Besinnung verhindert werden. "Wir haben volles Vertrauen . . ." - von wem spricht die WTG hier? Wir wollen die Endzeit-Vertrauenswürdigkeit der WTG anhand ihrer bisherigen Endzeittermine überprüfen. Mögen die Zitate für sich sprechen.

Das Jahr 1799
"Der Feldzug des großen Feldherrn Napoleon Bonaparte ist eine klare Erfüllung dieser' Prophezeiung . . . Der Feldzug ist kurz aber anschaulich in dieser Prophezeiung Vers 40-44 (in Daniel 11) beschrieben, und da dieser Feldzug 1799 zu Ende ging, so bezeichnet er, nach den eigenen Worten des Propheten den Beginn der "Zeit des Endes" . . . Zwölfhundertsechzig Jahre von 539 nach Chr. bringen uns zum Jahre 1799 - ein weiterer Beweis, daß das Jahr 1799 genau den Beginn der "Zeit des Endes" bezeichnet." (Die Harfe Gottes, S. 214 ff, WTG Magdeburg 1922)

Das Jahr 1873
"Biblische Chronologie Hier erbringen wir nun den Nachweis, daß von der Schöpfung Adams bis zum Jahre 1873 n. Chr. sechstausend Jahre verflossen sind." (Schriftstudien II, Die Zeit ist herbeigekommen, S.,37, WTG 1900, Magdeburg)

Das. Jahr 1874
"Indem wir also dieselbe Regel, ein Tag für, ein Jahr, anwenden. bringen uns 1335 Tage nach Chr. zum Jahre 1874, zu welcher Zeit, gemäß biblischer Chronologie, des Herrn zweite Gegenwart fällig war … Des Christen geistige Speise zur "rechten Zeit ist eine rechte Auslegung der Schrift, sobald die vom Herrn zuvor bestimmte Zeit gekommen ist, sie zu verstehen. Wir bemerken eine wundervolle Erfüllung dieser Worte des Herrn als weiteren bestätigenden Beweis der zweiten Gegenwart des Herrn von 1874 an." (Die Harfe Gottes, S. 216 ff, WTG Magdeburg 1922)

Das Jahr 1914
"Man verwundene sich daher nicht, wenn wir in den nachfolgenden Kapiteln Beweise beibringen . . . . daß das Jahr 1878 die Zeit sei, da die Ausübung seiner Macht beginnen sollte, und daß der "Krieg des großen Tages Gottes des Allmächtigen" (Offb. 16:14), der im Jahre 1914 zu Ende gehen soll, bereits angefangen ist." (Schriftstudien 11, Die Zeit ist herbeigekommen, S. 97, WTG 1900, Magdeburg)

Das Jahr 1925
"Wir haben, wie zuvor dargelegt, überzeugende Beweise dafür, daß die alte Ordnung der Dinge, die alte Welt zu Ende geht und deshalb gänzlich vergehen wird. daß die neue Ordnung hereinbricht, und daß das Jahr 1925 Zeuge der Auferstehung der alttestamentlichen Überwinder und des Beginns eines Wiederaufbaues der zertrümmerten Weltordnung sein wird." (Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben, S. 103f, WTG 1920)

Die Jahre 1939/45
"Die jetzt ans Heiraten denken, würden, wie es scheinen will, besser tun. einige wenige Jahre zu warten bis der feurige Sturm von Harmagedon vorüber ist und dann die ehelichen Beziehungen aufnehmen." (J, F. Rutherford, Schau den Tatsachen ins Auge, WTG 1938)
"Der öffentliche Vortrag des Präsidenten" (N. H. Knorr 1942) verscheuchte alle Gedanken daran, daß der 2. Weltkrieg in dem universellen Krieg von Harmagedon enden würde." (Dein Name werde geheiligt, S. 329, WTG 1963, Wiesbaden)

Die Jahre 1955/65
"Harmagedon ist nahe. - Es wurde ausgeführt. daß wir weder Tag noch Stunde kennen, daß die Schrift uns aber versichert: "Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist" (Matthäus 24:34) . . . Selbst wenn die Schlußabrechnung von Harmagedon noch um zehn oder zwanzig Jahre verziehen sollte - es wurde nicht gesagt, daß es wirklich so sein wird - so muß doch das Evangelium mit aller Kraft … verkündigt werden . . . Wäre dieses Ergebnis … nicht noch zehn oder sogar zwanzig Jahre tüchtiger Arbeit wert? . . . Dauert es jemand zu lange, dann sei daran erinnert, daß Zeit niemals lang wird, wenn man alle Hände voll zu tun hat. Haben wir etwa nichts mehr zu tun?" (Trost 1. Juni 1945, WTG, Bern, Theokratischer Kongreß Pfingsten 1945 in Zürich, Schweiz)

Das Jahr 1975
"…daß 6000 Jahre… im Jahre 1975, in, ungefähr 9 Jahren enden werden… Was ist, nun mit dem Jahr 1975? … Bedeutet es, daß Harmagedon dann vorüber und Satan bis zum Jahre 1975 gebunden ist? Es könnte das bedeuten! Es könnte das bedeuten! Alle Dinge sind bei Gott möglich!" (WT 1. 1. 67, Das Jahr 1975) "Die Generation, die . . 1914 gesehen hat, ist nun bereits sehr alt und nahe daran "zu vergehen". Daher muß die Zeit …sehr nahe herbeigekommen sein.' (WT 15. 9. 74, S. 531)

Der Sanktnimmerleinstag
"…ob die Drangsal nun in zwei oder drei Jahren oder noch später . . . hereinbräche - Gott einfach weiter dienen . . . Und wir werden, wenn wir in die Zukunft blicken, nicht an ein bestimmtes Datum denken, sondern werden Gott dienen in der Hoffnung auf die Ewigkeit." (WT 15. 9. 1974, S. 571)
eing.

CHRISTEN NICHT NEBEN ODER GAR GEGEN, SONDERN IN DER SOZIALISTISCHEN GESELLSCHAFT SEIN
Wie Jehovas Zeugen?
Die "irdische" WT-1975-Fehlorientierung und die schöpfungsbedingte gesetzmäßige soziale Weiterentwicklung sind die beiden Hauptfaktoren des Scheideweges, an dem die Zeugen Jehovas als Gemeinschaft unter der Führung der WTG jetzt angekommen sind. Die WTG-Kongresse 1974 haben das bestätigt, wenn der WTG-Beauftragte G. Zettel im Vortrag über "Autorität" ausführte, es sei gefährlich, sich schlecht vorstellen zu können, daß 1975 überschritten wird. Wenn wir die jetzt anhebende Ewigkeitsorientierung des WT dazunehmen, dann liegt alles klar auf der Hand: Wer ernstlich mit 1975 irgendwie an ein "Ende" geglaubt hat, wie es die WTG seit 1966 weltweit verkündigte, ist ein Narr, 1975 wird mit neuem, unbestimmtem Ziel überschritten!

Wenn wir im Lichte dieser Tatsachen das Hauptthema der Kongresse 1974,"Menschenpläne scheitern.- Gottes Vorsatz gelingt" durchdenken, so können wir nur zu dem Schluß kommen, daß dies eine bewußte dreiste Phrase ist um den bisherigen Schein zu wahren und trotz des Fehlschlages mit 1975 weiter alle von der Erkenntnis ihrer sozialen Mitverantwortung. als Christen fernzuhalten.

Wir können mit Sicherheit von der Tatsache ausgehen, daß 1975 eine unglaubwürdige Verkündigung war. Was wäre da, wenn nun kein Mensch mehr seit 1914 Pläne gemacht hätte? Die vorige Generation läge noch in den Trümmern des 1. Weltkrieges, und diese Generation noch in den Trümmern des 2. Weltkrieges!, Haben die Zeugen Jehovas nicht selbst durch die erfolgreichen Fünf-Jahr-Pläne in der DDR z. B. Arbeit, Brot und soziale Sicherheit? Nach der WTG dürfte in der DDR überhaupt keine staatliche Plankommission existieren! Kein Betrieb dürfte Produktionspläne entwickeln. Die gesamte RGW-Planung der sozialistischen Länder müßte unterbleiben. Das Ende wäre eine chaotische Planlosigkeit und krisenhafte Zerrüttung des ganzen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Mit was für einer absurden Anti-Menschenplan-Verkündigung laufen die Zeugen Jehovas da unter ihren Mitmenschen herum? Die erfolgreichen Betriebs-, Arbeits-.und Wirtschaftspläne der sozialistischen Länder bzw. sozialistischen Staatengemeinschaft beweisen den dreisten Unsinn dieser Verkündigung! So sind der WTG-1975-Fehlschlag und die notwendige Planung und Gestaltung des sozialen Lebens hier und heute - auch ein Christ lebt schließlich zuerst vom "Brot" - die große Herausforderung!

Damit ist die Frage nach dem künftigen Weg der Zeugen Jehovas neben den anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften in der sozialistischen Gesellschaft gestellt. Ausgehend von einer Einschätzung anläßlich der VII. Sitzung des .CDU-Hauptvorstandes am 25. Juni 1974 bezüglich Kirchen und Religionsgemeinschaften in der DDR, auch die "parteilosen Christen aller Konfessionen" ansprechend, gehören die Zeugen Jehovas zu den Gruppen, deren "Weg in die sozialistische Gegenwart" nicht nur "in mannigfachen Windungen verlief", sondern bisher geradezu "in Sackgassen". (DNW 25. 8. 74. Halle/S.) Eben auf Grund jener Mißachtung aller schöpfungsbedingten sozialen Notwendigkeiten und Pflichten des Menschen, wie sie in der WT-Anti-Menschenplan-Verkündigung dreist zum Ausdruck kommt, zusätzlich belastet durch die erneute Übernahme der politischen Ideologie des Antikommunismus seit 1947/48. Sollte das nicht zum Nachdenken anregen? In der Tat! Einer von. denen die empfanden, daß hier etwas auf. Seiten der WTG nicht in Ordnung ist, daß es gar nicht darum geht, den Zeugen Jehovas den Glauben zu nehmen, daß man ,vielmehr der WTG in der Obrigkeitsfrage einiges vorhalten muß, war ein Bezirksdiener im Bez. Frankfurt. Er hatte das Problem angepackt, "mit den Nachbarn zurecht zu kommen" und "das Verhältnis zu ihnen. besser zu gestalten", d. h., er hatte die Frage durchdacht, wie die antisoziale und antikommunistische Politik aus der Verkündigung entfernt werden könnte. Das WTG-Ostbüro in Wiesbaden ordnete daraufhin an, daß er unverzüglich "die Sachen zu übergeben" habe. Er schwäche die Widerstandskraft gegen die Kommunisten, die vielmehr noch mit "harten Botschaften aus Osten und Norden in großen Grimm versetzt" werden müßten, wie es noch nie der Fall gewesen sei. Zu gut deutsch, die Zeugen Jehovas sollen weiter eine herausfordernde Rolle in antikommunistischer Hinsicht spielen. Schließlich schüchterte man den Bezirksdiener ein mit der grotesken Erklärung: ..Wir haben seit 1957 offiziell erklärt, bereit zu sein, mit ihnen die Schwierigkeiten zu besprechen, die unsere Verwandten haben, und sogar bis nach Moskau zu fahren." Wer die "Beweise" dafür in die Hand nimmt (WT 15. 4. 57, Erw. 22. 4. 57). sieht in Wahrheit ein provokatorisches Doppelspiel aus Verhandlungsangebot und frechster antisowjetischer und antikommunistischer Hetze, wie die beigefügten Karikaturen eines zähnefletschenden und bluttriefenden "russischen Bären" und des zertrümmerten Symbols von "Hammer und Sichel" veranschaulichen, ein bewußtes Scheinangebot.

Inzwischen steht der WT-Endzeitfehlschlag mit 1975 vor der Tür, die Haltlosigkeit der gesamten "irdischen" WTG-Orientierung offenbarend. Die Erfahrungen mit der WTG-Politik können helfen, sich schneller zu entscheiden.
Wenn hauptverantwortliche Diener, auch der Untergrundzweigdiener-Ost aus Dresden gehörte dazu, Betrachtungen darüber anstellten, daß es auch für Jehovas Zeugen eine Möglichkeit geben müßte, wenn es für die anderen Religionsgemeinschaften möglich ist, dann sind solche Überlegungen angesichts des 1975-Fehlschlages dringender denn je zuvor.

Betrachten wir die Möglichkeiten der Gemeinschaft der Siebentags-Adventisten, der Muttergemeinschaft der Zeugen Jehovas, wenn man an die Ursprünge denkt. Der Vizepräsident der Weltadventistenvereinigung, Prediger Henry, USA, besuchte im Dezember 1973 die Adventistengemeinden in der DDR. Dabei gab es auch einen Empfang beim stellv. Vorsitzenden der CDU, W. Heyl, wo beide Seiten berührende Fragen besprochen werden konnten (Der Demokrat, 10. 12. 1973). Wie halten es die Adventisten mit der Endzeitverkündigung? Hierzu führte Prediger W. Hartlapp, Friedensau, u. a. aus, daß Gott dem Menschengeschlecht seit der Sintflut "die Beständigkeit im Ablauf der Jahreszeiten und des Bodenertrages zugesichert hat bis die Zeit erfüllt ist und diese Welt Platz machen muß eine Neuschöpfung Gottes, die das Ziel alles Heilgeschehens ist" (Der Demokrat 4. 10. 70). Hier wird anerkannt, daß, bis die "Zeit erfüllt ist", den Menschen nicht streitig gemacht werden kann und darf, für "Brot" zu sorgen, d. h. das soziale und gesellschaftliche Leben zu planen, zu gestalten und zu sichern. Mit dem Recht auf Bildung "Obrigkeitlicher Gewalt" ist der Mensch dazu nicht nur berechtigt, sondern sogar vor Gott verpflichtet.

Auch WTG-Vizepräsident F. W. Franz könnte zu Besprechungen beiderseitig berührender Fragen kommen, aber nicht mit frechen antisowjetischen und antikommunistischen Hetzschritten in der Hand. Können die Zeugen Jehovas etwa ohne Arbeit und Brot leben? Wohin hat sich die WTG verstiegen, daß sie selbst das ABC der sozialen Rechte und Pflichten aller Menschen so mit Füßen tritt? Hier sind elementare soziale Besinnungen erforderlich bis in die oberste WTG-Führung hinein. Wie könnte man-es jemals unterlassen, obendrein im Blick auf die immer zu verschobenen WT Endzeittermine, Menschenpläne zu machen, damit alle Arbeit und Brot haben? Seid froh, daß, man die WTG da nicht ganz ernst nimmt. Doch unwidersprochen bleiben kann solche Verkündigung nicht.

So markiert 1975 den großen Wendepunkt sowohl für den haltlosen WT-Endzeitglauben wie auch für die negative soziale WT-geprägte Einstellung. Niemand kann Gottes Heilsvorhaben durch Endzeittermine verfügbar machen. Wird die WTG diese Torheit endlich mit 1975 aufgeben? Genügen die "Sackgassen" von 1799, 1874, 1914, 1925 und 1945 nicht?

Die Ältesten sollten nach der Schrift fähig sein, die Verantwortung für eine schriftgemäße Wende selbständig zu übernehmen und durch das "Vorlesen der heiligen Schrift", durch entsprechende "ermahnende Ansprachen" und entsprechende "Lehrtätigkeit"

(l. Tim . 4:13, 14) das Gemeinschaftsleben . neu gestalten. Wirkliche Älteste sollten diese Gnadengaben haben. Sie brauchen keine WT-Brille. Sie können die Schrift selbst lesen. Oder können wir hoffen, daß sich der Autoritätsanspruch des WT ändert, seit der Grundsatz "von Jehova gelehrt" darauf entfernt ist? Schriftgemäß gestalteter Gottesdienst unter rechter Beachtung der Pflichten und Aufgaben sowohl des "himmlischen Bürgertums" als auch des "irdischen Bürgertums" (Joh. 14.2, 3; Apg. 22:28, 25:8) würde völlig unter dem verfassungsmäßigen Schutz der Glaubens und Gewissensfreiheit stehen (Art. 20, 1 u. 39, 1, 2, Verf. DDR 1974).

Wenn in der Versammlung Saßnitz z. B. der Gedanke geäußert wurde, man wolle nicht Antikommunist sein, keine antikommunistische Persönlichkeit ausstrahlen, die Kinder nicht zu Antikommunisten erziehen, oder wenn Br. P. Nickel von der Untergrundleitung sagte, er sei Mitglied des Rotfrontkämpferbundes gewesen, habe sich mit den kommunistischen Ideen befaßt, habe Achtung vor dieser Weltanschauung, sie sei durchaus ideal. dann sind das Ansätze, die man durchdenken sollte. Warum sollten Christen keine positive Einstellung zum Kommunismus haben, wenn der fundamentale Lebensgrundsatz der Kommunistischen Partei der Sowjetunion z. B. "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (Progr. 1961, S. 113 Dietz) auch ein christlicher Grundsatz für das soziale Leben ist? (2. Thess. 3:10). Alle leben in erster Linie vom "Brot". Oder kann ein Verhungerter Gott dienen?

Die Zeit ist so herbeigekommen, den Weg zu verlassen, Christ neben oder gegen die sozialistische Gesellschaftsordnung sein zu wollen. 1. Petr. , 2:13. Es muß ein ehrlicher Weg als Christ in der sozialistischen Gesellschaft gesucht und beschritten werden in Anerkennung der "die Menschen betreffenden Ordnung um des Herrn willen". Wann "die Zeit erfüllt" ist, ist nicht unsere Sorge. Mögen sich alle Verantwortungsbewußten zusammenfinden, um hierüber zu beraten. 1975 bedeutet ohnehin den Scheideweg für alle. -
K. 0.

Der Feigenbaum blüht nicht, das Werk des Olivenbaumes ist ein Fehlschlag
Die Kernfragen des WT für Studium und Verkündigung geprüft
WT Nr. 18 vom 15. September 1974
"Die apokalyptischen Reiter. Wie sie unser Leben berühren!" Es beginnt wieder mit völliger Schwarzmalerei der Weltlage, nichts als "Krieg, Hunger und Krankheit". Ausschließlich dramatisierende Schlagzeilen der anglo-amerikanischen Presse. So wird allen wieder eine kapitalistische Brille aufgesetzt. Alle erfolgreiche friedliche Arbeit, alle sozialen und politischen Verbesserungen und Erfolge, ganz zu schweigen vom friedlichen und sozialen Aufbau in den sozialistischen Ländern, alles dies wird einfach mißachtet. Alles Gute und Positive in Leben und Gesellschaft wird einfach unterschlagen. Eine die Wirklichkeit verzerrende, entstellende, mißachtende, schwarzmalende, halbwahre und darum verantwortungslose, gewissenlose, verleumderische, politisch-ideologische, die Bibel hierfür, mißbrauchende Propaganda. So kann man ehrlicherweise nicht predigen. Gehe doch einmal durch die wiederaufgebauten Städte und sprich mit den Menschen. Gehe in die Betriebe und Genossenschaften und sprich mit den Arbeitenden. Schaue doch einmal ehrlich auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in unserem Lande. Gehe in die Schulen und beobachte die lernenden Kinder. Gehe in die Universitäten, Forschungsstätten und in die Werkstätten der Kunst und Wissenschaft. Du wirst die äußerste Unwahrhaftigkeit und Verantwortungslosigkeit dieser WT-Schwarzmalerei des ganzen gesellschaftlichen Lebens erkennen können!

Sodann legt der WT den nichtsahnenden Lesern hier schon die dritte Auslegung der 4 Offb.-Pferde vor!
1) Das weiße - "die Lehren des Herrn und der Apostel". Das rote - "kirchliche Glaubensbekenntnisse". Das schwarze -"das vollständige Außerachtlassen der Schrift"'. Das fahle - "entsetzliche gräßliche Lehren". (Schriftstudien VII, S. 133 ff, WTG 1917, Magdeburg 1925)
2) Das weiße - Christus von 1914-1918. Das rote - der Weltkrieg von 1914 bis 1918. Das schwarze - Profitmacher und Großkaufleute im ersten Weltkrieg. Das fahle - die todbringenden Begleiter des ersten Weltkrieges. (Licht I, S73 ff, WTG Magdeburg 1930)
3) Das weiße Jesus von 1914 bis heute. Das rote alle Kriege von 1914 bis heute. Das schwarze - alle Hungersnöte und Knappheiten von 1914 bis heute. Das fahle - alle Krankheiten von 1914 bis heute, und u. a. "ausgehungerte Wölfe in den Karpaten" ! (WT 15. 9. 1974)
Bleibt die Frage: Gilt für die WTG 5. Mose 18:20-22 nicht?

"Der 'Feuersee' und sein Zweck' -
Ein Thema zur Ablenkung von 1975 auf das Ende der "tausend Jahre". So etwas jetzt diskutieren lassen, ist zeitlich ungefährlich und bedeutungslos. Etwas anderes. Die "sieben Berge" aus Offb. 17. Das seien die sieben Weltmächte Ägypten, Assyrien, Babylon; Medo-Persien, Griechenland, Rom, Anglo-Amerika. Warum versteckt sich die WTG hinter "Bibelkommentatore"? Auch kann die Weltgeschichte nicht auf diese sieben Mächte reduziert werden. Andere frühe Mächte gab es in Indien und China. Weiter: In Schriftstudien VII/1917 erklärte die WTG, es seien die "sieben Regierungsformen des Heiligen Römischen Reiches", Königsperiode, Republik, Dezemvirat, Triumvirat, Diktatur Cäsars, Herrschaft des Papsttums, ein Schiedsrichter nach 1918.(S. 359 ff.).

Daß die "sieben Berge" (Köpfe) sich -nur auf das römische Reich bezogen, begründete die WTG damals mit der Bezeichnung Roms als "Sieben-Hügel-Stadt" (S. 358).
Hier stimmte die WTG überein mit der wissenschaftlichen Feststellung Friedrich Engels, "daß die große Hure Babylon die Siebenhügelstadt Rom bedeutet", allerdings sind dann nicht sieben Regierungsformen, sondern die sieben römischen Herrscher Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius, Nero, Galba und ein wiederkommender Nero gemeint. (Fr. Engels, Zur Geschichte des Urchristentums. In Marx/Engels, Über Religion, S. 272 ff, Berlin 1958). Was die WTG dagegen heute bis auf Anglo-Amerika ausdeutet, ist nicht nur ohne jede Begründung, es ist durch die Entwicklung der Mächte des Sozialismus, der USA, Japans, Westeuropas und der "Dritten Welt" völlig haltlos. Auch ist es Geschichtsfälschung, Anglo-Amerika als biblische Weltmacht zu bezeichnen. 1. Kor. 4:6. Es ist förmlich erschreckend, was die WTG alles historisch zusammenklittert.

"Predigen in den Wolkenkratzern New Yorks" -
Sollten "Predigtbeispiele" aus dem Geschäfts- und Finanzzentrum der Weltmacht USA nicht anspornend wirken? Solche "Zugpferd" scheinen jetzt vor 1975 nötig zu sein. Damit aber bei uns hier "von Haus zu Haus" gehen? Die Menschen hier mit "Energiekrise, steigender Inflationsrate, Jugend- und Drogenproblemen, zunehmender Gesetzlosigkeit, Zerfall der Familie und schwindender Lebensqualität" in den USA und mit der pessimistischen Meinung kleinbürgerlicher New Yorker Bürovorsteher darüber gewinnen? Die Menschen hier vom Sozialismus abbringen mit Hilfe der kapitalistischen Misere der USA? Hin zu einer Hoffnung, die nun mit 1975 wieder einmal zusammenbricht? Das muß man fragen.

"Bist du wirklich zugängig?" -
Die Fassade des "geistigen Paradieses" schwindet Mangel an "Herzlichkeit und echter Liebe", Unzulänglichkeit, "um die Menschen besorgt sein" läßt nach, sich "höher als andere" vorkommen, "sich selbst wichtig nehmen", "sich überlegen vorkommen" - alles dies breite sich aus. Wenn auch ein anderer Eindruck erweckt wird, die Überschrift "Stellst du dich zur Verfügung?" läßt es erkennen: Man stellt sich immer weniger bedenkenlos der WTG zur Verfügung. Allein darum geht es hier. Das soll überwunden werden.

"Nicht mehr für sich selbst leben" -
Das Ziel dieses Artikels ist, die nun mit dem 1975-Fehlschlag erwachende Kritik, Selbständigkeit, Selbstbesinnung, Mündigkeit, Unabhängigkeit und Freiheit von der WTG-Gängelei mit allen zu Gebote stehenden psychologischen Mitteln niederzuringen. Geschickt wird mit Halbwahrheiten operiert, mit Kanonen auf Spatzen geschossen, der Sack geschlagen, um den Esel zu treffen.. Natürlich kann nicht jeder leben wie er will. Dieses Extrem prügelnd will die WTG die treffen, die sich allein von ihr freimachen könnten. Natürlich ist niemand unabhängig, jeder ist irgendwie abhängig. In Wirklichkeit sollen die getroffen werden, die sich allein von der WTG unabhängig machen wollen. Wenn der WT beschwört, daß Gott und Christus doch gute Herren seien, rechtmäßige Eigentümer, daß man doch nicht Christus als Eigentümer verleugnen könne, daß wir doch alles der unverdienten Güte Gottes verdanken, daß wir Jesus wirklich zu Dank verpflichtet sind, daß Christus alle doch als Freunde und Vertraute behandelt, daß man doch nicht "eigensinnig noch Unabhängigkeit streben" oder dem "eigenen Willen den Vorrang geben" dürfe, dann sind das überhaupt nicht die wirklichen Fragen und Probleme. Immer mehr wollen sich der WTG nicht mehr bedingungslos beugen, darum geht es! Die Taktik der WTG ist es, die Sache so hinzustellen, als richte sich das gegen Gott und Christus. Als ginge es weder um sie herum, noch über sie hinweg, noch an ihr vorbei, sondern nur durch sie zu Gott und Christus, so will sie weiter die Sinne aller beherrschen und jeden gegen Gott und Christus ausspielen können, die ihr nicht mehr bedenkenlos gehorchen. Das ist der Sinn dieses Artikels. Doch nichts ist zu fein gesponnen. Hundert Jahre WT-Endzeitfehlschläge sind zuviel.

Und auch politisch wird wieder Stellung bezogen. "…die Führer von Bürgerrechtsbewegungen, Frauenbewegungen und Organisationen, die sich für die "Rechte" von Minderheiten einsetzen. Sie alle gehen dem gleichen Ende entgegen - dem Tod" (S. 562). Diese Töne gleichen denen der reaktionärsten bürgerlichen Rechtskräfte! Auf welchen WT-Termin sollen denn die unterdrückten Farbigen, Frauen und Minderheiten warten? Auch hier schlägt die WTG den Sack und meint den Esel, nämlich ihre eigene, in Unmündigkeit gehaltene Anhängerschaft, die sich besinnt.

Und schließlich auch erneute antikommunistische und antisowjetische , politische Ausfälle im typischen imperialistischen Jargon des kalten Krieges: " . . . totalitäre Regierungen … grausame Behandlung der Zeugen Jehovas in kommunistischen Arbeitslagern . . . atomare Bedrohung durch die Sowjets . . ." (S. 565). Sehnt sich die WTG für ihre Verkündiger noch den fünfziger Jahren zurück? Wer hat denn die ersten Atombomben geworfen? Was für eine verlogene antisowjetische Propaganda! Soll man die Verkündiger solcher öffentlicher politischer Irreführung auf Rosen betten? Oder soll man sie als unzurechnungsfähig betrachten? Offensichtlich möchte die WTG mit ihren verschärften antikommunistischen und antisowjetischen politischen Provokationen unbedingt eine "Verfolgung" ihrer Zeugen erreichen. Alle ihre inneren Probleme wegen des 1975-Fehlschlags wären da unbedeutend und wie hinweggefegt. Das wäre die beste Rettung aus ihrer 1975-Misere. Leider, leider.

"Gott dienen in der Hoffnung auf die Ewigkeit"-
Die Kerngedanken: " . . . ganzes Denken und Handeln dreht sich nicht um ein begrenztes Dasein, sondern um die Ewigkeit . . . die Ewigkeit als Mittelpunkt unseres Gottesdienstes … in die Zeitalter der Zeitalter … unser Denken, unsere Pläne darauf konzentrieren, Jehova in Ewigkeit zu dienen . . . fest entschlossen, Gott ewig anzubeten . . . daß nicht ein bestimmtes Datum, sondern die Ewigkeit unser Ziel ist . . . ob nun die Drangsal in zwei oder drei Jahren oder noch später hereinbräche - Gott einfach weiter dienen . . . statt also Mutmaßungen über ein bestimmtes Datum anzustellen, als ob wir nur bis zu diesem Datum Gott dienen würden . . . wir werden, wenn wir in die Zukunft blicken, nicht an ein bestimmtes Datum denken, sondern werden Gott dienen in der Hoffnung auf die Ewigkeit . . . Gegnerschaft, Krankheit und hohes Alter können das Ausharren zu einer schweren Prüfung werden lassen . . .". Zu einer schweren Prüfung? Die hat doch die WTG selbst bewirkt mit ihrem haltlosen 1975-Datum, das sie hier geschickt verschweigt!

Was für ein Hohn für die Alten, die ihr geglaubt haben, und nun am Ende sind! Diese Kerngedanken sagen es eindeutig: Es gibt kein Ende, es geht auf unbestimmte Zeit weiter! Doch vergleiche das mit S. 551 - Alles sei "sehr nahe", sonst stimme Matth. 24:34 nicht, faktisch nur noch Monate! Hier werden die Sinne auf nur noch wenige Monate gelenkt, während andererseits niemand etwas anderes als die Ewigkeit im Sinn haben solle Das ist ein erbarmungsloses und zynisches Doppelspiel der WTG mit allen, die mit "dieser Generation" am Ende sind, daran geglaubt haben, gespielt zu dem Zweck, um 1975 so gut wie möglich zu überstehen.

"Warum es schwierig ist, die Bibel zu übersetzen" -
Wer die bisherige Kritik an der NW-Übersetzung (der WTG) verfolgt hat, erkennt hier einen Rückzug der WTG und eine gewisse Anerkennung dieser Kritik. Die WTG ist nun gezwungen zuzugeben: "Es kann mit Recht gesagt werden, daß es keine Übersetzung gibt, die anderen Übersetzungen in jeder Hinsicht überlegen wäre . . . Es ist bestimmt ein Vorteil, daß es so viele verschiedene Übersetzungen gibt." S. 576 - Damit ist die positive Rolle der. katholischen und evangelischen Kirchen bei der Überlieferung, Erschließung und Verbreitung des Wortes Gottes bis heute unfreiwillig anerkannt, ja ohne sie hätte die WTG ihre eigene Übersetzung überhaupt nicht machen können! Was bedeutet das?
W. Ko.

Die Untergrundanweisungen in X/74 zu verdecktem antikommunistischem Bibelmißbrauch
Studienleiter-Beratung
In X/74 wird folgende Anweisung gegeben: "Bemühungen widerstehen, die uns veranlassen sollten, Kompromisse zu machen. Beziehe die Anwesenden nach kurzen einleitenden Bemerkungen in die Besprechung ein, indem du vorbereitete Fragen stellst. Teile den Stoff sorgfältig ein, so daß alle Schriftstellen betrachtet werden. Erbitte kurze Kommentare über das, was die folgenden Schriftstellen in bezug auf das zeigen, was wir als Christen tun, und was wir bei Berührungen mit der Welt vermeiden sollten: (1.) Römer 13:1, 7; Apg. 5:20. (2.) 1. Petr. 2.17, vergleiche damit Apg. 12:21-23 und Matth. 4:10. (3.) Joh. 6:15;. Jak. 4:4. Offb. 14:9, 10, 12. (4.) Jes. 4:4; Matth. 22:39. Jehova erwartet zu Recht ausschließliche Ergebenheit. Wir können nicht Kompromisse bezüglich seiner gerechten Grundsätze eingehen und ihm dennoch dienen. Er wird uns helfen, treu zu bleiben, wenn wir dies wirklich von Herzen wünschen."

Jehova erwartet? Er wird uns? Seine gerechten Grundsätze? Es ist die WTG, die hier Bibelstellen auswählt und zu bestimmten Grundsätzen zusammenstellt, und zwar für ein politisches Verhalten, wie sie es haben will. Wenn die WTG Bibelstellen für politisches Verhalten zusammenstellt, ist höchste Wachsamkeit geboten! Die über 30 Jahre währende politische Falschauslegung von Römer 13:1-7 (von 1929 bis 1962) als "von Jehova gelehrt" zu extremster "Obrigkeits" oder Staatsfeindschaft zeigt, was bei der WTG möglich ist! Die Anweisungen in X/74 veranschaulichen, daß angesichts des 1975-Zusammenbruchs der "irdischen" WT-Verkündigungen eine reale soziale Neuorientierung ins Blickfeld kommt, mit der die antisozialen und antikommunistischen Grundsätze der WTG nicht mehr zu vereinbaren sind. Diese Neuorientierung soll verhindert werden. Die WTG scheint da bereits unter starkem Druck zu stehen.

So führte das WTG-Ostbüro Wiesbaden in sog. Ostabteilungen auch der Kongresse 1974 emsige Befragungen von Teilnehmern aus der DDR durch. Lageberichte wurden verlangt, sittliche und politische Einschätzungen über Älteste, Angaben über vorhandene Materialien und Informationen, über den Zustand der Versammlungen. Alles verlief sehr freundlich und liebenswürdig. Offensichtlich liefen heimlich Tonbänder mit. Etwa alle 10 Minuten ein anderer Teilnehmer, den ganzen Tag. Und die WTG weiß, daß es allein um ihre antisoziale und antikommunistische staatsfeindliche Politik geht.

In X/74 liefert die WTG gleichsam eine Antwort. Die Auswahl und Zusammenstellung der entsprechenden Schriftstellen, besagt, daß die Studienleiter jeden Zeugen Jehovas bzw. Verkündiger weiter wie bisher zu antisozialem, antikommunistischem und staatsfeindlichem Bibelmißbrauch anhalten sollen.

Zu welcher politischen Haltung gegenüber der sozialistischen Gesellschaftsordnung bzw. Staat und Regierung in der DDR versucht die WTG nach wie vor die Zeugen Jehovas zu treiben? Wir wollen das kurz dokumentieren. Die entsprechenden Anleitungen zum Handeln besagen: "Rote Marionetten der Ostzone" (WT 1. 4. 50) ."Kommunismus, befremdender unsinniger Wahn ungezügelter wilder Tiere hinter dem Eisernen Vorhang" (WT 1..6. 52). "Zeugen Jehovas in Ostdeutschland das Ende der neuen totalitären Regierung abwarten, die von dem zur Zeit von Breshnew beherrschten Sowjetrußland abhängig ist" (WT 15. 2. 65). "Die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht geändert" (Babylonbuch S, 537) "Den kalten Krieg mit der kommunistischen Welt einstellen und sich der Koexistenz mit roten Regimen nähern" bedeutet "mit Gotteshassern ins Bett" gehen (WT 1. 3. 74). Wie gesagt, dies sind die WTG-Grundsätze, im Namen der Zeugen Jehovas proklamiert. Nur wer sie kolportiert, kann damit identifiziert werden.

Wie wird das nun in X/74 weiter "biblisch" sanktioniert? Oder laßt uns den Bibelmißbrauch zur Fortsetzung dieser staatsfeindlichen antikommunistischen Haßpropoganda in X/74 aufdecken!
Römer 13:1, 7 und 1. Petr. 2:17 ("untertan der Obrigkeit von Gott" und "ehrt den Cäsar") bedeuten hier nur irreführende Aushängeschilder, sahen wir doch, wie der WT anweist, den "Krieg mit roten Regimes", die antikommunistische Staatsfeindschaft fortzusetzen.

Apg. 5:29 ist eine Falschanwendung. Das Wort Gottes, die Heilige Schrift, ist in den sozialistischen Ländern frei. Die Frage ist allein der staatsfeindliche Mißbrauch des Wortes Gottes, hier durch die WTG im Namen Gottes. Dafür soll man "mehr gehorchen". Doch die WTG ist nicht Gott.
Mit Apg. 12;21-23 wird unterstellt, auch der kommunistische "Cäsar' mache sich selbst zum Gott. Tatsache ist, daß der sozialistische Staat ein nichtreligiöser Staat ist, die Anwendung dieser Schriftstelle also religiös-politische Willkür und Verleumdung ist.

Matth. 4:10 wird ähnlich politisch mißbraucht. Von den Zeugen Jehovas wird, hier und heute keinerlei Teufelsanbetung verlangt. Es wird allein verlangt daß sie nicht Gott geben, was der "Obrigkeit von Gott" gehört und die Christen so zu Staatsfeinden machen.
Auch Joh. 6.15 wird politisch mißbraucht. Natürlich mußte sich Jesus zurückziehen, hoffte er doch einen anderen Königsauftrag. Allein das sagt diese Schriftstelle. Doch kein Nachfolger hat solchen Auftrag. Sie konnten darum auch staatliche oder "obrigkeitliche" Funktionen ausüben, etwa als Offizier (Apg. 10.1. 2) Regierungsschatzmeister (Apg. 8:27) oder römischer Statthalter (Apg. 13:12). Der Stand spielte keine Rolle (1. Kor. 7:20). Das alles wird von der WTG wissend hierbei unterschlagen.

Auch Jak. 4:4 wird politisch mißbraucht. Wenn dort von "Welt" gesprochen wird, so ist damit nicht Staat oder politische Regierung oder die "Obrigkeit" gemeint, denen gegenüber nach Römer 13:1-7, 1. Petr. 2:13 und Titus 3:1, 2 keine feindliche Haltung eingenommen werden soll.

Zu Offb. 14:9, 10, 12: Die jetzige Anwendung dieses "Tierbildes" durch die WTG ist schon die dritte (Schriftst VII/ 1917, Licht II/1930, Babylonbuch 1965). Nach 5. Mose 18:20-22 ist das deshalb nicht mehr ernst zu nehmen.
Zu Jes. 4:4. Jesaja spricht allein vom Zion oder Jerusalem seiner Zeit. Die Übertragung auf die heutige politische Situation in einem sozialistischen Staat ist so oberflächlich wie willkürlich, wie immer bedenkenlos "über das hinausgehend, was geschrieben steht" (l. Kor. 4:6), wenn es der WTG nützt. Selbst für ein "Gegenbild" müßte man diese Schriftstelle völlig vergewaltigen.

Zum Schluß verlangt die WTG mit Matth. 22:39 Nächstenliebe. Nichts gegen Nächstenliebe. Doch wenn sie diesen ganzen staatsfeindlichen antikommunistischen Bibelmißbrauch. verdecken soll, dann ist auch, das Bibelmißbrauch. Es stimmt, die Haltung der WTG-Führung hat sich politisch nicht geändert. Sie steht weiter im Dienste antikommunistischer Kräfte, die auch über die Religionsgemeinschschaften zum Zuge kommen wollen. Die Bibelstellen in X/74 sind so ausgewählt, daß die politische Ideologie des Antikommunismus weiter "begründet" erscheint. Durchdenkt deshalb sorgfältig die in dieser Beratung dazu gegebenen schriftgemäßen Hinweise. Helft in diesem Sinne auch anderen Studienleitern. Wir erinnern an das WT-Eingeständnis, wenn auch durch den Zusammenbruch ihrer "Obrigkeitswahrheit" .1962 erzwungen, daß auch revolutionäre und kommunistische Regierungen als "Obrigkeit von Gott" gesehen werden müssen. (WT 1. 1. 1963, S. 13, Abs. 3) Bis jetzt ist jene Umkehrung der Dinge, wie sie 1962 erfolgte, nur verbal, in Worten, vordergründig. Welcher Studienleiter aber will seine Studiengruppe auf diese WTG-Weise in ein staatsfeindliches antikommunistisches Verhängnis führen? Noch dazu angesichts der notwendigen Neuorientierung, wie sie mit dem WTG-Endzeitfehlschlag von 1975 für jeden unabwendbar ist?
F. F.

DIE FREI EN CHRISTLICHEN GEMEINDEN
Eine Alternative
In der DDR sind es der Bund freier Christengemeinden (BfC), die Vereinigung freistehender Christen (VfC) und weitere freie Gemeinden. In Polen sind es die Vereinigung der Bibelforscher (Swit), Warszawa, die Gemeinschaft der freien Bibelforscher (Na strazy), Krakow, und die Missionsbewegung Epifania (Terazniejsza Prawda), Poznan. In der BRD sind es die freie Bibelgemeinde Kirchlengern, der Bruderdienst, auch der Augustinus-Kreis. In den USA und international sind es die Epiphany-Bibelforscher-Vereinigung und die Tagesanbruch-Bibelforscher-Vereinigung. Die Bezeichnungen. .sind zweitrangig. In diesen Gemeinschaften finden wir die vielen Tausenden, von denen die WTG spricht, wenn sie zugibt, daß es allein seit 1947 etwa 300 000 sind, die der WTG aus Glaubens- und Gewissensgründen nicht mehr folgen (Jahrbuch 1974, S. 254).

Warum ist es völlig abwegig, diese Brüder- und Schwestern als "böse Knechte" zu betrachten? Weil die Glaubens- und Gewissensgrunde keine Gründe gegen Gott und Christus waren. Es war allein die Ablehnung, jene zahllosen fundamentalen Abwege mitzugehen die die WTG besonders noch dem Tode von C. T. Russell , beschritt, wozu u. a. auch die "Obrigkeits"-Verfälschung bis 1962 gehörte. Weiter die Entmachtung der Ältesten und ihre schließliche Verdammung Ende der zwanziger Jahre, die erst 1971/72 - mit verbaler Wiedereinführung des Ältestenamtes widerrufen wurde. Oder die falsche Religionsdefinition, das Nichtunterscheiden zwischen wahrer und falscher Religion bis in die fünfziger Jahre, ein sinnloses Umsichschlagen in eigener öffentlicher Falschdarstellung und haltloser Aggressivität gegen alle anderen Christen. Viele andere fundamentale Abwege könnten aufgezählt werden, die verantwortungsbewußte Christen, wollten sie nicht hinausgehen über das, was geschrieben steht (l. Kor. 4.:6) nicht mitgehen konnten, so daß sie sich andere oder eigene Formen des Zusammenkommens und des Gottesdienstes suchen mußten.

So sind im Laufe der Jahrzehnte freie christliche Gemeinden und Vereinigungen unvermeidlich geworden, entstanden zu den verschiedensten Zeiten und aus den unterschiedlichsten Anlässen, die die WTG mit ihren Abwegen herbeiführte. Mit dem WTG-1975-Endzeitfehlschlag haben wir nun nicht nur einen weiteren Abweg vor uns, sondern den Zusammenbruch der "irdischen" WTG-Endzeitorientierung überhaupt, denn die 1914-Generation wird endgültig überschritten Amerikanische Brüder schätzen, daß bereits Hunderttausende "auf dem Zaun" der WTG-Hürde sitzen!

Bisher war die WTG recht erfolgreich darin, die freien Gemeinden aus dem Blickfeld ihrer Versammlungen fernzuhalten und sie als "böse Knecht" zu verteufeln, so daß ihnen nicht einmal mehr ein Gruß auf der Straße entboten wurde. Die Zeit ist nun herbeigekommen, diese Situation zu ändern, mit dieser Verteufelung Schluß zu machen. Angesichts der Tragweite des 1975-Endzeitfehlschlages für Tausende aufrichtiger Brüder und Schwestern ist auch die Zeit der Verständigung unter allen freien Gemeinden und Vereinigungen und mit ihnen gekommen. Das alles verbindende Gemeinsame tritt in den Vordergrund, das "Stückwerk aller Erkenntnis" in Liebe tragend. verstehend, duldend und auch verzeihend, wie es im Hohelied der Liebe in 1. Kor. 13:4-10 geboten ist. Wirkliche "Weisheit von oben" kann sich nicht an der Unvollkommenheit irgendeiner Erkenntnis heute stoßen und daraus "parteiische Unterschied" machen, sie ist vielmehr "voller Barmherzigkeit". Jakobus 3:17 NW. Hier ist die Ermahnung von C. T. Russell angebracht, "daß die Liebe, nicht die Erkenntnis, der entscheidende Prüfstein für Jüngerschaft" ist (WT, 1913, S. 54, zit. bei J. B.). Und das muß so ertragen werden, "bis wir alle zur Einheit im Glauben und in der genauen Erkenntnis des Sohnes Gottes, gelangen", sagte Paulus. Eph. 4:13.

Wir möchten an die Tagesversammlung der VfC im Sommer 1973 in Karl-Marx-Stadt erinnern. Ein geistiger Höhepunkt war das Lied "Gott mit dir bis wir uns wiedersehen", einst auch in allen WT-Versammlungen gesungen (Zionslieder Nr. 118, Gesänge zum Preise Jehovas Nr. 67). Es brachte ergreifende christliche Gesinnung zum Ausdruck, ungeachtet allen "Stückwerks" der unvollkommenen Erkenntnis. Übrigens wird dieses Lied auch von den evangelisch-freikirchlichen Gemeinden in der DDR und in der Sowjetunion gesungen (K. Fuhrmann, Wort und Werk 2/1970). Eines der hervorragendsten christlichen Lieder. Menschen, die davon bewegt werden, muß man anders sehen als bisher.

In diesem Zusammenhang sollten die Ältesten der Versammlungen folgendes vor dem Hintergrund des WTG-1975 Endzeitfehlschlages unvoreingenommen prüfen. Auf der II. Bundeskonferenz der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinden der DDR in Leipzig 1972 legte Prediger P. Müller eine Thesenreihe vor, die u. a. dies besagte: Ausschließlichkeitsansprüche unter Christen müssen gerügt werden. Unterschiedlichkeit in den Formen der Gemeindeordnung ist zu berücksichtigen. Zu anderen Christen muß Brüderlichkeit dominieren. Vorurteile müssen überwunden werden. "Denn wir singen auch ihre Lieder, benutzen meist ihre Bibeln." Es gibt keine isolierte Existenz einer christlichen Gruppe ohne Zusammenhänge mit anderen Gemeinden und Kirchen. Denn "es ist uns nicht Einheit der Erkenntnis und des Lobes Gottes hier auf Erden zugesagt, wohl aber ist der Dienst der gegenseitigem Zurüstung zum Zeugnis möglich und nötig." (Wort und Werk, 8/1972)

Wenn auch christliche Toleranz oder Duldsamkeit oder gar Verständnis für andere Wege und Formen der Nachfolge Christi und für die Bedeutung des Stückwerkcharakters aller Erkenntnis und ihre Unterordnung unter die Nächstenliebe beinahe noch total durch die WTG verunmöglicht scheinen - der WTG-Endzeitfehlschlag 1975 wird Tausenden die Augen öffnen. Was dann? Nach dem Grundsatz der Unvollkommenheit aller Erkenntnis und Form der Anbetung gibt es für das Ergreifen der ausgestreckten Hände der Brüder und Schwestern anderer freier Gemeinden kein schriftgemäßes Hindernis, ist mit ihnen doch auf der Grundlage herzlicher früherer Gemeinschaft bzw. gleicher Glaubensgrundlagen das Weitergehen umso leichter.

Indessen, die Erkenntnis wächst ungleichmäßig, und die Wege der Nachfolge Jesu bleiben unterschiedlich. Markus 9:38-40. Auch werden diese Unterschiede wie in der Urkirche zeitweilig umstritten sein (l. Kor. 1:10-17, 3:4-9). Dennoch aber gehörten alle zu "Gottes Ackerfeld" und "Gottes Bauwerk"! Daher ergibt sich natürlich zunächst die Notwendigkeit der Orientierung auf einen neuen glaubwürdigen Kurs für die WT-Versammlungen und WT-Studiengruppen selbst in unserem Lande, was in brüderlichen, aber unerbittlichen Auseinandersetzungen mit den Abwegen der WTG erfolgen muß, wofür es wiederum eine unschätzbare Hilfe ist, wenn alle freien Gemeinden eine Alternative darstellen. Jeder kann sich persönlich oder brieflich freimütig an ihre Brüder, Schwestern und Ältesten wenden.
P.

GEDANKEN, PROBLEME, ANREGUNGEN
Klima für CV sehr günstig.
Ich habe das Vorrecht, viele Versammlungen zu besuchen. Ich kann mitteilen, daß das Klima für die Aufnahme von CV in den Studiengruppen sehr günstig ist. Es besteht ein großes Verlangen noch Informationen über die Entwicklung, die nun kommt. CV greift gut derzeit bewegende Probleme auf. Nach- dem Lesen von CV sind viele begeistert. Viele wissen nicht mehr, wie weit sie der Gesellschaft glauben sollen. Aufseher werden beauftragt, CV zu überprüfen. Der Widerspruch zwischen der Gesellschaft und den Verkündigern wird größer. Die Gesellschaft nimmt CV sehr ernst. Ich werde euch weiter Schwerpunkte nennen, die uns alle beunruhigen …

Fragen an die WTG wiederholen
Liebe Brüder, in CV 63 wurden bestimmte Fragen an die WTG erhoben. Ihr glaubt ja gar nicht, in welchem Umfang diese Fragen gestellt werden. Ihr müßt sie wiederholen . . . Hier sind diese Fragen aus CV 63/1974:
1. Warum wurde der Grundsatz "Sie werden alle von Jehova gelehrt sein", aus dem WT entfernt?
2. Warum. wurde der Name "Jehovas Zeugen" mit Jesaja 43:12 von der WT-Titelseite gestrichen?
3. Warum wurde das WT-Titelbild geändert?
4. Warum wurde der Unfehlbarkeitsbezug in der WT-Zweckerklärung gestrichen?
5. Warum wurde ein Jahr vor 1975 ein Jahrestext gewählt, der von "nicht blühen" und von "Fehlschlag" spricht?

Freie Brüder über WTG-Gebundenheit
Oktober 1974. - Auch der Wille jener alten Schwester, auf Erden zu bleiben, gehört zu den vielen Ungereimtheiten, ist eine ihr nicht zustehende, eigenmächtige Entscheidung, u. U. sogar eine bequeme Abdankung, und nachweisbar schriftwidrig. Bei alledem gibt mir zunehmend zu denken, daß es auch zu Jesu und seiner Jünger Zeit eine von ihnen getrennt wirkende Bewegung gab, von deren Anführer Jesus u. a. sagte (irdisch bezogen):"… unter den von Weibern Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer", aber himmlisch bezogen fügte Jesus hinzu: " . . . der Kleinste aber im Reiche der Himmel ist größer als er. "Sicher hat das auch noch in unseren-Tagen Bedeutung.

Zur umstrittenen Chronologie: Was für ein vermessenes Unterfangen, göttlich-biblische Voraussagen einfangen zu wollen in mehr oder weniger erspekulierte chronologische Jahreszahlen . . . Es gibt keine überzeugenden chronologischen Voraussagen, keine chronologischen Voraussehbarkeiten … Möchten doch Gläubige aller Richtungen die immer nach aktuelle Bedeutung der Verfahrensweisen Gottes für jede Zeitepoche beherzigen . . . Immer dringlicher stellt sich die Frage noch den Hauptverantwortlichen für widersprüchliche, irreführende Lehren und dadurch bei vielen bewirktes Wegwenden von Gott- und Bibelglauben. Vor allem stellt sich diesbezüglich die Frage nach den Urhebern so vieler vermessener falscher chronologischer Voraussagen . . .

Wie dem allen auch sein mag, eines wird in unseren Tagen immer unausweislicher, nämlich klare Stellung zu beziehen …Daseinsstufen-Vorstellung: Als Paulus den Tod nahen fühlte, schrieb er an Timotheus: fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird" (2. Tim. 4:8).

Welch ein wohltuender Unterschied gegenüber heutzutage schon von Menschen vorgenommenen Einteilungen. für himmlische und irdische Daseinsstufen. Nein, solche Entscheidungen werden einst höherenorts getroffen von dem, der allein die Herzen kennt. (Römer 11:363 …

Vor dem Hintergrund des WT-Endzeitfehlschlags 1975
Von W. Schmidt Stuttgart. - Ein Fragen nach der einen Kirche Jesu Christi ist aufgebrochen, quer durch alle Konfessionen hindurch . . . Es scheint, daß das Christentum in keiner der bestehenden Konfessionen seine letzt- und endgültige Ausprägung gefunden hat . . . Es geht heute vielmehr um ein gemeinsames Ringen aller Konfessionen um die Wahrheit . . . Konfessionelle Absolutheitsansprüche sind heute ohnedies unhaltbar geworden. Sie können sich nicht einmal auf das neue Testament berufen. Aus dem neutestamentlichen Kanon läßt sich nicht unmittelbar der absolute Vorrang einer bestimmten Konfession, sondern vielmehr die Vielfalt mehrerer Konfessionen geschichtlich erweisen. Von Anbeginn hat es nämlich mehrere Formen des Christentums gegeben . . . Die echte Kirche ist ja nie fertig, nie im Sein, sondern immer im Werden

Den Hungernden nicht nur .predigen
Der frühere Generalsekretär des Weltkirchenrates, Dr. E. C. Blake, USA: Man könne nicht zu Menschen predigen, die zu verhungern drohen, und gleichzeitig von ihnen erwarten, daß sie dem Evangelium zuhören.

Warum nicht auch Jehovas Zeugen?
Vor einiger Zeit beim Rat des Bezirkes Dresden. Ein Gespräch über Grundfragen der gesellschaftlichen Entwicklung in der DDR. Teilnehmer waren: Bund ev.-freikirchl. Gemeinden, Bund Freier Ev. Gemeinden, Christengemeinschaft, Ev.meth. Kirche, Ev.-reformierte Gemeinde, Gemeinschaft der Siebentages-Adventisten, Gemeinschaft in Jesu Christo, Herrnhuter Brüdergemeinde. Landeskirchl. Gemeinschaft, Neuapostolische Kirche. Verband der Jüdischen Gemeinden. Alle völlig gleichberechtigt. ungeachtet ihrer Unterschiede. Der WTG-1975 Endzeitfehlschlag sollte Jehovas Zeugen endlich klarmachen, daß man niemandem zumuten kann, die WTG Endzeit ernst zu nehmen. Es sollte klar machen, daß es verantwortungslos ist, alle sozialen und gesellschaftlichen Rechte zu beanspruchen, die damit verbundenen Pflichten aber zu negieren und zu mißachten und alle mit Verteufelung zu bekämpfen. die die notwendige soziale und gesellschaftliche Ordnung sichern und gewährleisten. Eine Neubesinnung auf die Grundfragen der "irdischen Verpflichtungen" ist unumgänglich. Tit. 3:1, 2.

MITTEILUNGEN
Wer möchte freie Gemeinden in Polen kennenlernen?
Wer die freien christlichen Gemeinden der Vereinigung der Bibelforscher in Polen (Stowarzyszenie Badaczy Pisma Swietego w Polsce) kennenlernen möchte und polnisch lesen kann, kann die Zeitschrift "Swit" erhalten. Man wende sich an: Redaktion Swit, Skrytka pocztowo 94, 00-975 Warszawo 12, Polen.

Freie Gemeinden in der DDR
Ort und Zeit von Zusammenkünften des Bundes freier Christengemeinden (BfC) in der DDR sind u. a.:
Freie Christengemeinde Dresden 806, Robert-Blum-Straße 6 (Adventgemeinde). Sonntags. Mai/Sept.: 9-10.30 Uhr, Okt./ April: 14.30-16.00 Uhr.
Freie Christengemeinde Leipzig 705, Witzgallstraße 10 (Jugendzimmer Laurentiuskirche) Sonnabends, 14-16 Uhr. Freie Christengemeinde Karl-Marx-Stadt,.Giesserstraße 36 (Jugendzimmer Josephkirche) Sonnabends.. 13.30-1,5.30 Uhr. Geschäftsstelle. des. Bundes freier Christengemeinden: Br. Peter Förster, 825 Meißen, Roter Weg 10.
Auch CV vermittelt auf gewünschte Weise Verbindungen zu freien christlichen Gemeinden.

Beginnt 1975 die "große Drangsal"?
Wir möchten alle Leser und alle CV-Studienkreise darauf hinweisen, daß die gegenwärtig brennendste Frage behandelt wird: Beginnt 1975 die "große Drangsal"? Es wird eine überzeugende Beantwortung dieser Frage veröffentlicht. Bitte macht überall in den Studiengruppen schon im voraus auf diese CV-Ausgabe als Auftakt für den Beginn des entscheidenden Jahres 1975 aufmerksam!

Was haben wir in CV im Jahre 1975 zu erwarten?
Zum Inhalt dieser Ausgabe
Dies ist die erste CV-Ausgabe des Jahres 1975. Zwar hat das "Dienstjahr" 1975 schon begonnen. Doch ist es der tägliche Blick auf den Kalender, der uns umso unruhiger fragen läßt, je näher der Frühherbst 1975 kommt: Was wird uns das Jahr 1975 bringen? CV wird völlig im Zeichen dieser entscheidenden Frage für alle Zeugen Jehovas stehen!

CV wird 1975 alle entscheidenden Fragen behandeln, die mit dem WTG-Endzeitfehlschlag von 1975 auf alle Betroffenen zukommen. Noch nie hat es zu den bisherigen WTG-Endzeitfehlschlägen (z. B. 1914, 1925, 1945) Derartiges gegeben! Vor aller Öffentlichkeit! Inmitten eines entscheidenden Hauptbollwerkes der WTG-Weltorganisation!

Was sind die entscheidenden Grundfragen, die mit dem WTG-Endzeitfehlschlag auf der Tagesordnung stehen? Diese z. B.: Kommt 1975 die "große Drangsal"? Wenn nicht, warum nicht und was dann? Warum ist 1975 für die WTG wieder ein Fehlschlag? Ist die gesamte "irdische" WT-Orientierung etwa falsch? Gibt es überhaupt eine Endzeit im WT-Sinn? Nein? Wäre damit etwa die gesamte WT-Verkündigung zu verwerfen? Sollten wirklich alle Opfer mit der WTG vergeblich gewesen sein? Wäre das nicht furchtbar? Kann sich die WTG wesentlich ändern? Verändert sie sich schon? Soll man dabei helfen? Aber macht ihre Endzeitglaubwürdigkeit sie nicht völlig unglaubwürdig? Wird die WTG neue Chronologien, neue Termine setzen? Könnte sie damit überhaupt jemals aufhören? Beginnt mit 1975 der endgültige WTG-Niedergang? Sollen wir mit der WTG trotzalledem weitergehen? Wie sollte man ohne den WT die Bibel verstehen? Sind wir wirklich so unmündig? War Gott etwa nie mit der WTG? Wie müssen uns die anderen sehen? Sind die anderen Christen etwa nicht "Babylon, die große Hure"? Oder haben gar die '"Rebellen" recht? Ist alles außerhalb der WTG-Organisation etwa nicht die "böse Welt"? Sollen wir da hinein, den Glauben aufgeben und etwa dem Staate dienen?

Ist der Staat nicht Teufelswerk? Die Kommunisten obenan? Kann man etwa Christentum mit Sozialismus und Kommunismus irgendwie vereinbaren? Wären das nicht "Kompromisse"? Müssen Christen nicht Feinde des atheistischen Kommunismus sein? Christentum oder Kommunismus, Christen als Kommunisten? Oder ist das alles ganz anders? Wo sind wir politisch, antikommunistisch gelandet? Wie kämen wir aus der Sackgasse von Illegalität und Untergrund heraus, in die uns die WTG geführt hat, wenn alles ganz anders ist? Was müssen wir tun? Wohin sollen wir uns wenden? Wer kann uns da helfen? Wie sollen wir uns als Christen in der sozialistischen Gesellschaft verhalten? Wie sollten wir neues christliches Gemeinschaftsleben in Freiheit entfalten und gestalten? Mit der WTG? Gegen sie? Ohne sie? Bedingt mit ihr? Was ist da die WTG eigentlich, wenn alles so ist? Wie sollten wir da die Welt, die Entwicklung und die Zukunft verstehen? Wie geht dann alles wirklich weiter? Wie sollten wir dann Gesellschaft, Staat, Politik und das soziale Leben sehen? Glaube, Hoffnung und Liebe, steht und fällt das alles nur mit der WTG? Wenn es das alles aufrichtig auch vor der WTG gab, kann es das nicht auch neben ihr und nach ihr geben? Hat sich Gott an die WTG gebunden? Was ist Wahrheit? 1975 bedeutet fast 100 Jahre WT-Bibelauslegung! War das überhaupt vorgesehen?

Diese Fragen stehen mit WTG-Fehlschlag von 1975 auf der Tagesordnung. Denn "diese Generation" ist am Ende und es geht doch wieder weiter! Dennoch muß die WTG-Nachfolge nicht vergeblich gewesen sein. Richtet beliebig und freimütig Fragen an CV und legt CV in allen Studiengruppen furchtlos auf den Tisch. Es geht CV allein um die Sache. Wir bitten alle Ältesten und. am Wort dienenden Brüder insbesondere, ihre Verantwortung zu erkennen. Die Zeit ist herbeigekommen, wie niemals zuvor.
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.
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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 67

Schwerpunkt auch dieser Ausgabe, das 1975-Endzeitthema. Dazu ein Zitat:
"Dieses "Zeichen" soll sich doch aus den heutigen 'Erfüllungen' zusammensetzen. Was haben wir da inzwischen mit der WTG erlebt? Drei Endzeitbeginne: 1799, 1874, 1914. Zwei Wiederkünfte Christi: 1874, 1914. Drei Obrigkeitsdeutungen. Mehrere Fürstenauferstehungen, Offenbarungsdeutungen, Elia/ Elisa-Vorgänge, Drangsalsdeutungen, Offenbarungspferde und schon vier Harmagedonverschiebungen. Was ist das für ein 'umfassender und ausreichender Beweis'?"

Das "Jahrbuch 1972" der Zeugen Jehovas war insofern herausragend, dass in ihm erstmals ein umfassender Bericht über ein Ostblockland - die Tschechoslowakei - enthalten war. In ihm konnte man auch den Satz lesen:
"Die Verhältnisse besserten sich beträchtlich im Jahre 1960, als eine Generalamnestie den meisten Brüdern, die im Gefängnis waren, die Freiheit brachte. Von da an ist die Polizei hier und da gegen einzelne Verkündiger vorgegangen, aber obwohl das Verbot immer noch in Kraft ist, haben wir bis zu diesem Jahr, dem Jahr 1971, keine ernsthaften Schwierigkeiten gehabt."

Weiter wurde darin berichtet, dass eine höherer WTG-Funktionär aus jenem Lande im Jahre 1969 in den USA an einer Kreisdienerschulung teilnehmen konnte.
Wie gesagt, diese Publizierung erfolgte 1972/73. Erst im Jahre 1975 ging die CV in einem relativ nichtssagenden kleinen Satz, darauf mal beiläufig mit ein.
Sie vermerkte:
"Das Beispiel Br. Müller/Prag zeigt, daß unterschiedliche Wege möglich sind."
Meine Anmerkung dazu: Zu wenig, zu "billig" diese CV-Reminiszenz

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR
DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung.
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 67 Gera Februar 1975

DAS WERK DER WTG IST EIN "ENDZEIT"-WERK, DANACH MUSS ES BEURTEILT WERDEN!
Liebe Leser!
Das Jahr 1975 hat nun begonnen. Was wird es uns bringen? Eigentlich hat die WTG das mit dem Jahrestext 1974 längst vorweggenommen: "Mag der Feigenbaum selbst nicht blühen - dennoch will ich frohlocken in Jehova". Hab. 3:17,18. Die absichtliche Verkürzung dieses Textes um solche Teile wie, "mag das Werk des Olivenbaumes sich tatsächlich als Fehlschlag erweisen", dokumentiert um so deutlicher, daß wir mit 1975 tatsächlich vor einem erneuten WTG-Endzeitfehlschlag stehen., Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, daß die gesamte WT-Endzeithoffnung wieder falsch ist und "diese Generation" von 1914 doch vergeht und ins Grab sinkt! Du glaubst es nicht? Du wirst es erleben! Daran ändern weder Ausdehnung noch Zunahme etwas. Ausdehnung und Zunahme hatten und haben auch andere Werke. Bezüglich Richtigkeit und Glaubwürdigkeit einer Sache beweist das gar nichts! Je eher wir dieser Tatsache ins Auge schauen, desto besser ist es. Wir bewahren uns vor Fehlentscheidungen für uns selbst und unsere Lieben und vor Schuld unseren Mitmenschen gegenüber. Seht die Beweise.

Im Untergrund-Königreichsdienst für die DDR Nr. IX/74 wurde den Ältesten bekanntgegeben, daß in Wiesbaden ein neues Fabrikgebäude gekauft, eine neue Buchbinderei eingerichtet, zwei neue Rotationsdruckmaschinen aufgestellt und ein neues Bethelheim gebaut wird. 75 000 Bücher sollen pro Arbeitsschicht ausgestoßen werden!

Auf den Kongressen 1974, ließ die WTG durch ihre Beauftragten (u. a. G. Zettel in Frankfurt/M. und R. Jabs in Neumünster) verkünden, es sei "sehr gefährlich", die "große Drangsal" für den Herbst 1975 zu erwarten und sich schlecht vorstellen zu können, daß dieser Zeitpunkt überschritten werden könne!

Und im WT vom 15. 9. 1974, S. 571, heizt es gar, "ob die Drangsal nun in zwei oder drei Jahren" hereinbricht "oder noch später", man solle "Gott einfach weiter dienen!" …"statt Mutmaßungen über ein bestimmtes Datum anzustellen". "Und wir werden, wenn wir in die Zukunft blicken, nicht an ein bestimmtes Datum denken, sondern werden Gott dienen in der Hoffnung auf die Ewigkeit". Schauen wir genau hin, so erkennen wir auf die Silbe durchdachte und gezielte Äußerungen der WTG, die von ihr selbst geweckten Erwartungen und Vorstellungen mit Bezug auf "diese Generation" und 1975 wieder zu verscheuchen !

Liebe Brüder und Schwestern! 1914 wurde auf diese Weise als Ende verschoben! Desgleichen 1925! Desgleichen 1945! Und nun auch 1975! Ja, denkt denn die WTG, sie hat es nur mit Unmündigen zu tun, die kein Unterscheidungsvermögen besitzen? Denkt sie denn, man braucht sich nur auf die Bibel zu berufen, dann ist man glaubhaft, wie oft man auch verschiebe, verändere, verwerfe, neuauslege oder anders verkündige? Nicht genug kann jetzt betont werden: Das Wesen des WTG-Werkes ist sein "Endzeit"-Charakter! Zuletzt festgelegt auf "diese Generation" von l914! Doch was erleben wir wieder? "Diese Generation" wird immer wieder verschoben! Das wievielte Mal schon seit dem ersten WTG-Endzeitdatum von 1799? Wer - muß man doch fragen und wird man immer öfter gefragt! - kann da die WTG-Endzeitverkündigung noch ernstnehmen, wenn das jemals überhaupt konnte? Denkt niemand über diese Fragen nach? Ist es dir egal, was du deinen Mitmenschen predigst, ob das für sie glaubhaft ist oder nicht? Nein! Die zitierten gezielten WTG-Äußerungen beweisen, daß immer mehr darüber nachgedacht wird! Würde die WTG etwas verscheuchen, was es nicht gibt?

Wir wiederholen. Das WTG-Werk ist in seinem Wesen ein "Endzeit"-Werk! Die entsprechenden "Endzeit"-Verkündigungen sind das Hauptkriterium für die WTG-Glaubwürdigkeit! Laßt diesen Hauptgesichtspunkt jetzt nicht verdrängen! Daß es generell um die Ewigkeit geht, hat niemand in Frage gestellt! Wenn die WTG also mit diesem Gedanken jetzt operiert, dann soll damit die 1975-Endzeitfestlegung überlagert, überspielt und auf diese Weise verdrängt werden, damit alle weiter bedenkenlos mitgehen! Es wird sogar eine andere Frage gestellt: Wenn man sieht wie die WTG immer wieder Termine setzt und veschiebt, muß man da nicht erkennen, daß es überhaupt keine wirkliche Endzeit im WT-Sinn gibt? Daß solche Termine nur Mittel zum Zweck sind, anzuspornen oder anzukurbeln, um eine immer größere Organisation zu schaffen, wer weiß für was für andere religiös-politische Zwecke, für alles andere denn, als eine wirkliche Zeit des Endes! Sind solche Fragen angesichts der erneuten Verschiebung mit 1975 nicht folgerichtig? Was ist zu tun?

Alle CV-Mitarbeiter sind aufrichtig bemüht, damit wir immer besser informiert werden als Hauptvorraussetzung für alles, was jetzt getan werden muß. Der WTG-1975-Fehlschlag ist der Scheideweg. Möge auch diese CV-Ausgabe eine Hilfe sein.
Vergewissert euch alle Dinge, haltet am dem fest, was recht ist - 1. Thess. 5:21 NW
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IN DIESER AUSGABE
Beginnt im Frühherbst 1975 die "große Drangsal"?
Überzeuge dich selbst! -
Die Kernfragen des WT für Studium und Verkündigung geprüft.
WT 1974, Nr. 19 und 20 -
Von hinterhältigen Dingen lossagen, nicht mit List wandeln, sich jedem menschlichen Gewissen vor Gott empfehlen.
Ältestenberatung. -
Voraussetzung für eine "irdische" Neuorientierung nach dem WTG-Endzeitfehlschlag 1975. -
Aus Zuschriften und Briefen an CV. -
Gottes Barmherzigkeit weist Sündern den Weg zurück. Einen ausgeglichenen Standpunkt einnehmen, wie? -
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BEGINNT IM FRÜHHERBST DIE "GROSSE DRANGSAL"?
Überzeuge dich selbst
Das Jahr 1975 wird in die Geschichte der WTG eingehen wie kein Jahr zuvor. Es ist das Jahr, von dem WTG-Vizepräsident F. W. Franz auf den internationalen Kongressen 1966 ausrief: "Was ist nun mit dem Jahr 1975? Was wird es bedeuten, liebe Freunde? Bedeutet es, daß Harmagedon dann vorüber und Satan bis zum Jahre 1975 gebunden ist? Es könnte das bedeuten! Es könnte das bedeuten! Alle Dinge sind bei Gott möglich!" (WT 1. 1, 67, S. 23). Wenn Wir dazu lesen, "die Generation, die … 1914 gesehen hat, ist nun (1974) bereits sehr alt und nahe daran zu vergehen. Daher muß die Zeit für die große Drangsal'… sehr nahe herbeigekommen sein" (WT 15. 9. 1974, S. 531), dann sind die Erwartungen, die jetzt überall die Gemüter beherrschen, nur zu verständlich. Das WTG-Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes", S.36, nannte den konkreten Termin: "1975 - im Frühherbst".

Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht begreifen oder, einen Baum erkennt man an den Früchten", wie Jesus in Matth. 12:33 sagt. Wir sind sicher, daß sich jeder gern selbst davon überzeugt, was die Tatsachen dazu betrifft.

Die "große Drangsal" 1897
Die WTG 1897 in Bd. 4 der Schriftstudien "Der Krieg von Harmagedon zur großen Drangsal": "… die alte Ordnung der Dinge mit einem Male ein Ende machen … die Verhältnisse (sind) schon derart, daß die Bewegung jeden Moment ihren Anfang nehmen könnte, wäre das Ende nicht nach Gottes Plan erst auf 1914 bestimmt … So groß wird diese Trübsal sein, daß das ganze Menschengeschlecht darin umkommen würde, wenn diese Tage nicht verkürzt würden durch die Vermittlung einer Macht. Diese von Gott in Bereitschaft gehaltene Macht sind die Auserwählten, die zur rechten Zeit eingreifen und in die allgemeine Verwirrung wieder Ordnung bringen." (S. 275, 276, 297, dt. 1916)

Die "große Drangsal" 1925
Der WT vom 1. Juni 1925, "Der Tag wird verkürzt", schrieb: Unsere Behauptung ist, daß die Zeit der Drangsal, die wirklich im Jahre 1914 begann, eine Zeitlang aufgehalten wurde, daß es eine Zeit verhältnismäßigen Friedens gab, und daß so der Herr die Drangsal zurückhielt und sie. dadurch verkürzte, und dies zu einem besonderen Zweck … Angenommen, der Krieg hätte nicht plötzlich im Jahre 1918 aufgehört. . . so würde kein Fleisch gerettet worden sein. Scheint es somit nicht völlig wahr, daß der Herr dazwischentrat und den Krieg zum Stillstand brachte? … Der Herr lies den Weltkrieg im Jahre 1918 plötzlich zu einem Stillstand kommen. Er hatte eine Absicht dabei. Das Elisa-Werk. Elisa schattete das nach 1918 hinausgeführte Werk der Kirche vor." (S. 165 ff dt.)

Die "große Drangsal" 1942
"In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg war das Werk der Elia-Klasse viel länger weitergegangen, als nach menschlichen Erwartungen angenommen worden war … Das Eliawerk verging 1942, inmitten der Wehen des zweiten Weltkrieges … Der neue Präsident … er verscheuchte alle Gedanken daran, daß der 2. Weltkrieg in dem universellen Krieg von Harmagedon enden würde" (WTG-Buch Dein Name werde geheiligt' 1961, S. 319, 326, 329, Wiesbaden). - "Die Verkürzung der Tage der Drangsal. Die Tage oder Drangsalperiode begann für die Organisation des Teufels im Jahre 1914. Christus … begann den "Krieg im Himmel" wieder die Organisation des Teufels. Doch nachdem er den Teufel und seine Dämonen aus dem Himmel hinausgetan hatte, kürzte er die Tage der Drangsal ab, indem er weiteren Kampfhandlungen Einhalt gebot bis zum Höhepunkt der "Zeit der Drangsal" in Harmagedon. Damit ein großer Erziehungsfeldzug zum Zwecke der Errettung durchgeführt werden konnte … Laßt uns nicht unachtsam werden, Weil die Tage der Drangsal durch ein Zwischenspiel abgekürzt wurden". (WT 1. 1. 1950, S. 13f, WTG Magdeburg)

Die "große Drangsal" 1973
Wir brauchen weder Tag noch Stunde noch genau das Jahr zu wissen, in dem die "große Drangsal" hereinbrechen wird … Von diesen schafähnlichen Überlebenden der "großen Drangsal" w i r d … gesagt w e r d e n ,"das sind die, die aus der großen Drangsal k o m m e n" (WTG-Buch "Gottes tausendjähriges Königreich" 1973, S. 291, 329)

"Die große Drangsal" könnte nichts anderes sein als der Vollzug des göttlichen Gerichts an diesem bösen System der Dinge" (WT 1. 10. 1972, S. 601)."… jetzt v o r dem K o m m e n der großen Drangsal…" (WT 1. 2. 1973, S. 81) -
Hunderttausende heute lebender Menschen werden die bevorstehende "große Trübsal" überleben…" (WT 15.4. 1973, S. 243)

Wovon überzeugen uns diese WTG-Drangsalslehren?
Wir erleben jetzt zu 1975 bereits die 4. Drangsalsdeutung:
1. Die Drangsal beginnt 1914 mit der Schlacht von Harmagedon. Sie wird abgekürzt durch Eingreifen der Auserwählten zur Herstellung der neuen Ordnung auf Erden nach 1914.
2. Die Drangsal begann 1914. Sie wurde verkürzt, indem Gott 1918 den 1. Weltkrieg zum Stillstand brachte. Russells Werk war das "Elia-Werk", Rutherfords Werk ab 1918 ist das "Elisa-Werk".
3. Das "Elia-Werk" ging bis 1942. Das "Elisa-Werk" beginnt 1942 mit Knorr. Die Drangsal begann 1914 durch den Kampf im Himmel. D o r t wurden 1918 die Feindseligkeiten seitens Christus eingestellt und d a m i t die Drangsal verkürzt.
4. Die Drangsal hat 1914 nicht begonnen. Niemand kann das Datum des Beginns wissen. Die Drangsal steht noch bevor. Das Schlagwort von 1919 "Millionen jetzt lebender Menschen. .." ist umgeändert in "Hunderttausende heute lebender Menschen…"!

Jede dieser Lehrversionen wurde in Millionenauflagen als göttliche Wahrheit verbreitet. Diese sich gegenseitig ausschließenden und widersprechenden "Wahrheiten" beweisen jedoch, daß die WTG hier völlig unglaubwürdig ist, daß man von keiner zuverlässigen "Erfüllung" heute sprechen kann. Wenn man gar den biblischen Maßstab (5. Mose 18:20-22) anlegt, dann ist alles noch viel schlimmer! Nichts ist da "übereinstimmend mit dem, was Jesus gesagt hat", was für eine Dreistigkeit ist doch solche Behauptung!
Und ist das jetzt nicht sogar ein Doppelspiel?

Im WT vom 15. 9. 1974 lasen wir, daß alles "sehr nahe" sein müsse, weil die 1914-Generation am Ende ist. Im Zusammenhang mit den Neubauten in Wiesbaden wurde sogar von nur "noch einige Wochen und Monate" gesprochen! (KRD IX/74) Wer denkt da nicht an die Monate September, Oktober Frühherbst 1975?
Doch zur gleichen Zeit sagt der WT (S. 517): "Ob die Drangsal nun in zwei oder drei Jahren oder noch später" hereinbricht, wenn wir in die Zukunft blicken, nicht an ein bestimmtes Datum denken, in der Hoffnung auf die Ewigkeit dienen"! Die Kongresse 1974 bestätigten das: 1975 wird überschritten!

Das beides - "sehr nahe", weil 1914-Generation am Ende, und zwei Jahre, drei Jahre, noch später, an die Ewigkeit denken - das beides predigt der WT in einem Atemzug! Aber eines schließt doch das andere aus! Eines erklärt doch das andere zur Unglaubwürdigkeit, Unmöglichkeit, Unwahrheit! Für wie leichtgläubig, oberflächlich, ja einfältig hält die WTG alle WT-Leser? Was bleibt da von der WT-Verkündigung der "großen Drangsal" als zuverlässig und glaubwürdig übrig?
K. 0.

Der Feigenbaum blüht nicht, das Werk des Olivenbaumes ist ein Fehlschlag
Die Kernfragen des WT für Studium und Verkündigung geprüft
WT Nr. 19 vom 1. Oktober 1974
"Wie Frauen wirklich frei werden können" -
Der Bericht einer ehemaligen Frauenrechtlerin, Mitarbeiterin der Nachrichtenabt. des CBS-Rundfunk, USA. Sie schildert, wie sie sich wegen der Frauendiskriminierungen speziell in den USA einer Frauenbefreiungsbewegung zuwandte, wegen negativer Erscheinungen an der Bewegung in Zweifel geriet und :sich dann der WTG zuwandte, die die einzige Lösung aller Frauendiskriminierung predige. Warum bringt der WT diesen ausführlichen Bericht und dies an erster Stelle'?

Die überwältigende Mehrheit aller Verkündiger sind Frauen. Sodann gibt es unter der WTG keine Gleichberechtigung für Frauen. Das ist jetzt umso brisanter, da die WTG-Endzeitverkündigung sich wieder als Fehlschlag erweist. Ausgerechnet ist das Jahr 1975 nun auch noch zum internationalen Jahr der Frau erklärt worden. Die Appelle, Aufrufe und Aktionen in Verbindung hiermit beunruhigen die WTG in höchstem Maße, weil sie ja auch an alle christlichen Frauen gerichtet werden. Könnten nicht gar viele Verkündigerinnen Vergleiche ziehen zu dem 1975-Endzeitfehlschlag im Zusammenhang mit ihrer eigenen Unterordnungsmisere? Könnten da nicht mehr als je zuvor aufmucken? Bloß kein soziales Erwachen der Frauen in der Organisation! Und das in der 1975-Misere! Es gäbe keine schlimmere Gefahr unter den Verkündigern als solche Frauen. Das alles steht hinter diesem WT-Artikel gegen die Frauenbewegung.

Sodann werden hier wieder USA-Verhältnisse entstellend für alle anderen Frauenorganisationen verallgemeinert. Besonders wird Feindschaft unter den christlichen Frauen gegen jede Frauenbewegung gestiftet. Die Internationale Frauenbewegung steht jedoch nicht in Feindschaft zum Christsein. In ihr können Frauen auch aus christlichen Motiven wirken (Statut der IDFF und des DFD). Das wird von der WTG alles mißachtet. Und was die Lösung aller Frauenprobleme nach WTG-Verkündigung betrifft, so ist auch das mit dem WTG-1975-Fehlschlag eine Fehlverkündigung und verlangt eine Neuorientierung.

"Wie Gottes Geist dir helfen kann" -
Dieser Artikel enthält merkwürdige Widersprüche, Tendenzen des "Gott ist tot"-Denkens und des praktischen Atheismus. "In bezug auf das, woran uns Gottes Geist erinnern wird", ergäbe sich für uns eine etwas andere Situation als für die Apostel", die Zeugen seien "nicht direkt von Jesus belehrt worden", aber alles Wichtige von Jesus "ist in den vier Evangelien aufgezeichnet", heißt es. Da könnten ja Gott und Jesus tot sein, wir haben ja die Aufzeichnungen von damals! Wenn weiter der "Geist der Prophezeiung" nichts weiter bedeuten soll als die Absicht, das Ziel und der Zweck" der Prophezeiung, dann braucht man ja mit Gott jetzt überhaupt nichts mehr zu tun zu haben, kann von Gott los sein, atheistisch. Absicht, Ziel und Zweck kann man ja aus den Aufzeichnungen von damals entnehmen und sich damit identifizieren, dann hat man eben "Gottes Geist"'. Das wäre ungefähr das gleiche Verfahren, wie man den Geist anderer verstorbener Personen aus ihren Werken und Büchern in sein Denken aufnimmt.

- Sodann: Wir werden "nötigenfalls" an alles "erinnert" und wie es richtig anzuwenden ist", wir können "überzeugt"' sein, daran "erinnert" zu werden, "was wir benötigen", es würde nicht zugelassen, "daß wir die Wahrheit falsch darstelle"'? Wer ehrlich und nüchtern ist weiß, das es nicht so ist, daß dies eine gefährliche Selbsttäuschung ist! Dies ist nur ein Teil der Bilanz: Dutzende mehrfach falsche Darstellungen können aufgezählt werden wie über Obrigkeit, Fürstenauferstehung, Offenbarungstier, Elia/Elisa, Wiederkunft, ganz zu schweigen von den vielen falschen WT-Endzeitterminen von 1799 bis 1975! "Das Verhältnis zu Jehova nicht zerstören"? Ist die WTG Jehova gleich? - muß man zurückfragen.

"Nach welchen Zeichen halten Christen Ausschau?" -
Im Hintergrund steht der zunehmende Zweifel an der "Gegenwart Christi" laut WT. Wenn wir uns wirklich "sorgfältig" mit diesem "Zeichen", wie es der WT verstanden wissen will, befassen, dann bleibt von einem "umfassenden und ausreichenden Beweis" nichts mehr übrig. Dieses "Zeichen" soll sich doch aus den heutigen "Erfüllungen" zusammensetzen. Was haben wir da inzwischen mit der WTG erlebt? Drei Fndzeitbeginne: 1799, 1874, 1914. Zwei Wiederkünfte Christi: 1874, 1914. Drei Obrigkeitsdeutungen. Mehrere Fürstenauferstehungen, Offenbarungsdeutungen, Elia/ Elisa-Vorgänge, Drangsalsdeutungen, Offenbarungspferde und schon vier Harmagedonverschiebungen. Was ist das für ein "umfassender und ausreichender Beweis"?

Gürtet euch mit Demut"-
Die Bibellehren über Demut sind außer Frage, jedoch allgemeingültig und nicht vom Verhältnis zur WTG abhängig. Doch der WT behandelt dieses Thema jetzt nicht zufällig so ausführlich. Die Absicht tritt hervor durch Kerngedanken wie: "Naaman … tat das, was ihm gesagt worden war", "nicht … Aufsehen erregen oder von sich reden machen", nicht "ichbetont und hochmütig" sein, "nicht den geringsten Zweifel haben", "nur den Wunsch haben … (Jehovas) Vorkehrungen richtig zu schätze"', nicht "sich selbst einen Namen machen", die "Schürze der Demut" anziehen, "Bereitschaft, sich zu erniedrigen…" Da der WT bestimmt, was zu tun ist, was nicht bezweifelt werden darf, was Jehovas Vorkehrungen seien, was diese "Schürze" ist und worunter man sich zu erniedrigen hat, geht es allein um demütigen WT-Gehorsam, was der WT auch zu tun anweist. Alles andere ist Trugschluß, eben weil der WT vor jedem steht!

"Demütig in Übereinstimmung mit Jehovas Weg der Rettung wandeln" -
Die Kerngedanken sind: Die richtige (?) Furcht vor Gott haben … wissen, daß das, was er (?) von uns verlangt, richtig ist … unsere Nichtigkeit … Frauen unterwürfig … Demut bei der Ausübung der Tätigkeit … Zucht annehmen … demütige Menschen wissen, das sie Fehler machen und sind dankbar, wenn sie zurechtgewiesen werden.... vergessen wir auch nicht, daß sich Jehovas Organisation nicht ändern kann, um sich einzelnen Personen anzupassen (!) … wenn wir die Ältestenschaft kritisieren, handeln wir der Organisation Jehovas gegenüber illoyal … kritisieren und bemängeln ist Stolz … mit einer gewissen Auflehnung gegen den heiligen Geist verbunden, denn der heilige Geist ist verantwortlich für die Ernennung....wirklich falsch vorgegangen, dann Vertrauen das der heilige Geist zurechtweisen wird… demütig in Übereinstimmung mit Jehovas Weg wandeln". Dieses WT-Vorgehen verrät ein schon gefährliches Ausmaß von Kritik aus den eigenen Reihen! Und eine gnadenlose Entschlossenheit der WTG!

Laßt. uns das prüfen. Ist der heilige Geist verantwortlich, wie kann dann überhaupt falsch vorgegangen werden, so daß derselbe heilige Geist wieder zurechtweisen muß? Das ist doch ein haarsträubender Widerspruch! Was sagen die Ältesten selbst dazu? Wird hier nicht der heilige Geist im Munde geführt, um alle kritiklos unter die jeweiligen Weisungen der WTG zu beugen? Das ist jedoch der Gipfel: Die Organisation kann sich nicht ändern, um sich einzelnen Personen anzupassen? Das ist Menschenverachtung in höchster Potenz! Sogar gegen die eigenen Brüder und Schwestern! Mögen sie im einzelnen Recht haben wie sie wollen! Die Organisation macht sie nieder! Sie kann sich nicht ändern! Wer ist denn hier für wen da? Ist das nicht ein erbarmungsloses System, wenn die einzelne Person nichts gilt? Warnte Christus nicht selbst vor der Mißachtung des geringsten seiner Brüder? Wer ist hier stolz, wer hochmütig? Welchen Gesetzen folgt denn diese Organisation? Sind das nicht Gesetze eines kalten Kalküls zur Sicherung einer Organisation um jeden Preis, und wenn dabei auch Recht gebeugt und unschuldige Einzelne zerbrochen werden? Eine Organisation, die unfähig ist einzelne Personen zu berücksichtigen, soll Gottes Werk sein? Was ist die WTG in Wahrheit für ein Moloch geworden? Wie kann sie solche erbarmungslosen Grundsätze für ihre Existenz verkünden? Und was müssen das für Menschen sein, die damit weiter demütig in Übereinstimmung wandeln?

"Wie sich der Gebrauch von Bildern auf dichauswirken kann" -
Gebrauch von Bildern in abergläubischer Weise ist in der Tat biblisch nicht zu rechtfertigen. Der Gebrauch von Bildern bei der Anbetung ist jedoch ein viel größeres Problem. Zwei Seiten WT müssen da oberflächlich bleiben. Der WT argumentiert z. B. mit dem 2. Gebot, "du sollst dir kein geschnitztes Bild machen . . .". Aber hatten die Israeliten nicht selbst auf der Bundeslade Gottes geschnitzte Bilder von dem, "was droben im Himmel ist", von zwei Cherubim? (2. Mose 37:7). War das Götzendienst? Und was ist mit den Tempelbildern von Rindern, Kälbern und Löwen? (1. Kön. 7:25,29). Man sollte also besonnener sein, ehe man andere schlägt. Doch der WTG geht es hier nicht so sehr darum, sondern um so leicht wie möglich zu handhabende Hiebe weiter gegen die katholische Kirche. Will der WT zum Schluß glauben machen, die zwei religiösen Bilder in dem geschilderten Fall ständen in Verbindung mit dem Licht, das im Zimmer umherschwebte? Das ist doch WT-Förderung von Aberglauben! Man lese, was Paulus und Jakobus zu übernatürlichen Wirksamkeiten sagen! 1. Kor. 13:8, Jak. 1:14.

WT Nr. 20 vom 15. Oktober 1974
"Laß nicht zu, daß Reichtum oder Armut dich zugrunderichtet" -
Der Kerngedanke: "Laß dich nicht von gesellschaftlichen und geschäftlichen Interessen so weit gefangennehmen, daß sie dich geistig erdrosseln". Was für eine pauschale Diffamierung wieder! Auch gesellschaftliche Interessen erfordern doch z. B. geistige Aktivität. Natürlich, Reichtum wie Armut können die Bereitschaft für die WTG beeinträchtigen, weil sie ehrliche Menschen beunruhigen, anstatt alles mitanzusehen und nur auf "eine gerechte Regierung Gottes" zu warten, was die WTG schon 100 Jahre predigt und mit 1975 wieder verschiebt! Und bei Gott "spielt es keinem Rolle, ob jemand reich oder arm ist"? Was für ein Mißbrauch von Spr. 22:2! Schreit nicht der "den Arbeitern vorenthaltene Lohn zum Himmel empor", und sind nicht ihre "Klagerufe zu den Ohren des Herren gedrungen"? Jak. 5-.l-6. Und wenn Christen nicht geben, was für die "leiblichen Bedürfnisse nötig ist", dann ist ihr Glaube sogar tot! Jak. 2:14-20. Verhinderung sozialen und gesellschaftlichen Denkens soll beitragen, die WTG 1975 zu retten.

"Ist der heilige Geist wirklich eine Person" -
Die WTG sollte innehalten, "Splitter" wie die Dreieinigkeit aus den Augen anderer zu ziehen. Sie sollte sich zuerst selbst glaubwürdig machen und den "Balke"' ihrer Endzeitunglaubwürdigkeit aus den eigenen Augen ziehen, der jetzt wieder eine "Generation" ins Grab sinken läßt.

"Wenn ihr Jerusalem von Heerscharen umlagert seht" -
"Wenn ihr Jerusalem von Heerscharen umlagert seht" - Ganz gleich, in welcher Lage du dich gegenwärtig befindest, solltest du jetzt Schritte unternehmen, um zu beweisen, daß du ein loyaler Diener Jehovas bist Das ist die wichtigste Lehre, die wir aus dem Unglück ziehen können, das im ersten Jahrhundert u. Z. über Jerusalem kam…". Wenn das jetzt die wichtigste Lehre ist, dann war das WTG-Buch "Die Wahrheit wird euch freimachen" (1943) mit seiner Auslegung für die 1945-Nachkriegszeit eine weltweit verbreitete Unwahrheit. Es fällt auf, wie die WTG jetzt ihr bisheriges Vorbild-Gegenbild-Schema verläßt und nur noch gewisse "Lehren zieht" Bestätigt sich das auch noch an anderen Beispielen?

"Weshalb erzählte Jesus das Gleichnis von den zehn Jungfrauen"' -
Der WT: Es sollte Christen - vor allem heute lebenden Christen - helfen, die Gegenwart Christi in Königsmacht zu erkennen". Es sei also erzählt worden im Hinblick auf die "Gegenwart" Christi seit 1914, und damit hierin keiner schläfrig, gleichgültig oder nachlässig würde". Auch eine neue Art, allgemeine Lehren zu ziehen. Aber die WTG ist auch hier unglaubwürdig, ließ sie doch zuerst die "Endzeit" 1799 beginnen, dann Christus ab 1874 und danach ab 1914 "gegenwärtig" sein. Da nun auch die 1914-Generation vergeht (mit 1975), ist erwiesen, daß es eben nicht "vor allem" für heute (gemäß WTG) erzählt wurde.

"Menschenpläne scheitern - Gottes Vorsatz gelingt"
Es handelt sich um den Hauptvortrag der Kongresse 1974. Scheitern wirklich sämtliche Pläne der Menschen, "die Erde zu verwalten"? Sehen wir die Tatsachen, einige nur. Die Produktions- und Wirtschaftspläne der DDR wurden und werden erfüllt. Die Pläne, jedem Arbeit und soziale Sicherheit zu geben, werden erfüllt. Die Pläne, in Europa bisher den Frieden seit 1945 zu erhalten, wurden erfüllt, wir haben schon 30 Jahre keinen Krieg mehr. Die Pläne der internationalen Zusammenarbeit z. B. der sozialistischen Länder, sind erfolgreich. Die Pläne für Handel, Wandel, Produktion, Kulturaustausch, Tourismus entwickeln sich, erfüllen sich. Es könnten Tausende kleine und große Menschenpläne aufgezählt werden. Das fegt die WTG einfach hinweg! Das gibt es für sie überhaupt nicht! Und doch kann selbst jeder einzelne WTG-Verkündiger nur physisch existieren, wenn und weil diese vielen großen und kleinen "Menschenpläne" erfüllt werden und keineswegs scheitern! Die Kongresse der WTG posaunten hier puren Unsinn in die Welt! Wozu? Sollen alle diese kleinen und großen "Menschenpläne" aufgegeben werden? Wir würden noch in den Kriegstrümmern von 1914/18 vegetieren, wenn es nach der WTG gegangen wäre! - Und Gottes Vorsatz gelingt? Was die WTG da bisher gepredigt hat, macht den Namen Gottes eher lächerlich. Erst wußte die WTG einen "göttlichen Plan der Zeitalter", erst auf 1799 angesetzt, dann auf 1874, dann auf 1914. Dann wurde. das reduziert auf "Gottes Vorhaben", angesetzt auf 1925, 1939/45, 1975. Nun weiß sie nur noch von einem "Vorsatz Gottes", der von 1975 nichts mehr wissen will, und den Blick nur noch auf die "Ewigkeit" richten.läßt. Währenddessen sind schon einige Generationen auf der Strecke geblieben.

"Wie reagierst du auf Gleichgültigkeit" -
Die Gleichgültigkeit gegenüber der WTG-Verkündigung wird mit dem WTG-1975-Fehlschlag noch mehr zunehmen. Das ist das Problem. An die "Langmut Jehovas denken? Dahinter verbirgt sich, daß es wieder "kein nahes Ende" gibt. Der "Ansporn" gipfelt in einer fanatischen Emotinalisierung: "Nicht entmutigen … wirkungsvoller werden … tätig bleiben … wie eine befestigte Stadt, eine eiserne Säule und kupferne Mauer wider das ganze Land … bis zum Abend laß deine Hände nicht ruhen … die Ergebnisse können deine kühnsten Vorstellungen übertreffen!" In emsiger Tätigkeit und fanatischer Verhärtung soll keine Stirn zum kritischen Nachdenken über die WTG-1975-Misere kommen.
W.-Ko.

Von hinterhältigen Dingen lossagen, nicht mit List wandeln, jedem menschlichen Gewissen vor Gott empfehlen
Ältesten-Beratung
Eine Quelle läßt doch nicht etwa aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere hervorsprudeln (Jak. 3:11). So kann man nicht predigen, "ganz nahe" vor dem Ende zu sein, weil "diese Generation" von 1914 vergeht, und andererseits davor warnen, sich nicht vorstellen zu können, daß 1975 mit Blick auf die Ewigkeit. überschritten wird (Kongresse 1974). Das ist Süßes und Bitteres aus einer Quelle. So steht es um die WTG-Verkündigung, auf einen kurzen Nenner gebracht. Für uns kommt etwas Besonderes hinzu. Wie wahr es ist, daß mit der WTG-Endzeitverkündigung kein Geist Gottes ist, der nicht zuläßt "daß wir die Wahrheit falsch darstellen", bewies der WTG-"Hauptzeuge" der Bezirksdiener-Ost Friedrich Adler 1950 vor dem Obersten Gericht der DDR, als er ausrief: "Meine Herren, Sie meinen wohl ein Jahr!". Das war in dieser entscheidenden Situation nichts als tönende Phrase, höhnischer Dilettantismus und gefährlich kurzsichtige Arroganz und Ignoranz. Die DDR beging kürzlich ihr 25. Jubiläum, international anerkannt und gefestigt. Die WTG-Politik von 1950 wirkt förmlich grotesk. Fünfundzwanzig Jahre sind nun schon ins Land gegangen!

Was die WTG nun heute hereinträgt an Verkündigungsschilderungen von Misere, Elend, Kriminalität, Korruption, sozialer Ungerechtigkeit, Aussichtslosigkeit, Verzweiflung, Preissteigerung, Arbeitslosigkeit und Krisen aus der kapitalistischen Welt als "Beweis", daß die "ganze Welt am Ende" sei, ist ähnlicher Dilettantismus, ähnliche Ignoranz. Die Entwicklung in den sozialistischen Ländern scheint für sie überhaupt nicht zu existieren. Hier sind ganz andere Verhältnisse als die WTG allgemein schildert. Eigenartigerweise stimmt diese Darstellungsweise überein den Reden westlicher kapitalistischer Staatsmänner und Politiker, wenn sie "Weltkrise" sagen, während es in Wahrheit die Krise nur ihrer Welt ist, in keiner Weise der ganzen Welt., Warum wird das ignoriert? Wie können Älteste das verantworten? Wie können sie das übernehmen und weiterverbreiten?

Das betrifft auch die unchristliche antikommunistische staatsfeindliche Frontstellung durch die WTG seit 1947/48 als "Bollwerk gegen Kommunismus" (Br. W. Amann, 26. 7. 1960 in Dortmund). Die WTG hat sich hier in die USA-Außenpolitik eingeordnet, wonach auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften beizutragen hätten, um jede Anfälligkeit für den Kommunismus und seine Ausbreitung zu verhindern' (W-D. Gutsch, NZ 7. 3. 1974). Es gibt bereits demonstrative Empörungen in der Versammlung, antikommunistisch-staatsfeindlich wirken zu sollen, "antikommunistische Persönlichkeit auszustrahlen" und die Kinder antikommunistisch-staatsfeindlich erziehen zu sollen. Es setzt sich immer mehr die christliche Haltung durch, "zu jedem guten Werk" der sozialistischen "obrigkeitlichen Gewalten bereit zu sein und niemanden zu schmähen, sich friedfertig und nachgiebig zu zeigen" (Titus 3:1,2). Die sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen unter sozialistischen Verhältnissen, auch für Christen aller Konfessionen, fördern angesichts des erneuten WTG-Endzeitfehlschlags mit 1975 ein realistischeres Denken, nach Wegen zu suchen, aus dem Untergrund herauszukommen. Das Nachdenken über die Probleme, die hier bestehen und gelöst werden müssen, nimmt zu.

Es muß eine grundsätzliche Lösung gefunden werden. Unser Land ist ein Grenzland zur kapitalistischen Welt. Hier hört es auf, die Verhältnisse und ihre Entwicklung unter eine Bibelauslegung zu beugen, die auf Grund kapitalistischer Mißstände und Krisen zusammengestellt und angepaßt wird. Der WTG-Endzeitfehlschlag von 1975 ist nun der große Markstein, der grobe Wendepunkt. Es muß damit im Selbst- und Gesellschaftsverständnis "inmitten des Kommunismus" (WT 15. 2. 1972), unter sozialistischen, kommunistischen Verhältnissen, eine große Änderung vollzogen werden. Die verantwortlichen Ältesten hier haben eine Hauptverantwortung, eine echte christliche Haltung gemäß Titus 3:1,2 überall durchzusetzen.

Dabei muß man den noch bestehenden Tatsachen ins Auge schauen Im WT vom 1. 3.1974, S. 131, hat die WTG ihren Standpunkt wiederholt, daß für sie der "kalte Krieg mit der kommunistischen Welt" nicht eingestellt wird, daß es für sie keine Annäherung an "Koexistenz mit roten Regimen" gibt. Der illegale Königreichsdienst X/74 aus Wiesbaden zum Thema "Bemühungen widerstehen, die uns veranlassen sollten, Kompromisse zu machen", macht das nicht nur erneut für die Untergrundarbeit verbindlich, sondern ist zugleich eine direkte WTG-Reaktion auf die christliche CV-Argumentation in dieser Frage, sowie auf die christlichen Bewußtseinsveränderungen entgegen der WTG-Politik des Antikommunismus. Es muß also ein entscheidender Glaubenskampf geführt werden. Die mit Geheimdienstmethoden aufgezogene antikommunistische Untergrundtätigkeit erfolgt allein im Interesse der erwähnten imperialistischen außenpolitischen Ziele gegen den "Kommunismus und seine Ausbreitung", also gegen neue politische "obrigkeitliche Gewalten"'.

Der politische Mißbrauch unserer Versammlungen. und Studiengruppen für diese Ziele muß beendet werden. Wir dürfen den "Dienst entsprechend der uns erwiesenen Barmherzigkeit" nicht mit "hinterhältigen Dingen" tun, wir dürfen dabei "nicht mit List" wandeln, sondern wir müssen imstande sein, uns selbst "durch das Kundmachen der Wahrheit jedem menschlichen Gewissen vor Gott (zu) empfehlen". 2. Kor. 4:1-2 NW. Die Beharrung der WTG auf dem "kalten Krieg mit der kommunistischen Welt" steht im Gegensatz zur Schrift, die gebietet: "Soviel an euch liegt, so lebt mit allen Menschen in Friede" Rö. 12:18. Mit allen Menschen! Der WTG-Antikommunismus verhindert jede Durchführung des Dienstes auf dieser christlichen Grundlage. Der antikommunistische "kalte Krieg" oder Haß der WTG führt zu einer Feindschaft, die unfähig macht zu jedem sachlichen und höflichen, friedlichen Gespräch und Verhandeln. Der WTG-Endzeitfehlschlag mit 1975 sollte nun jedoch niemanden mehr zögern lassen, sich auch bezüglich der WTG "aller Dinge zu vergewissern".

Zum Beispiel: Bruder Bohumil Müller ist offizieller Zweigdiener in Prag, CSSR. Er besuchte 1969 sogar das Hauptbüro. (Jahrbuch 1972, S. 141 dt.) Wir sehen, es geht auch anders. Wie es im Jahrbuch heißt, konnte unter Überwachung durch das Nachrichtenministerium in der CSSR bis 1948 frei gearbeitet werden. Die WTG-Eingliederung in die große antikommunistische Front seit 1947/48 änderte dann bekanntlich die Lage.

Das Beispiel Br. Müller/Prag zeigt, daß unterschiedliche Wege möglich sind. Es fällt auch auf, daß der WT weder in tschechischer noch in slowakischer Sprache gedruckt wird. Eine Änderung der Verhaltensweise hier wird jetzt erleichtert durch die Streichung des Anspruchs, "von Jehova gelehrt", aus dem WT. Als "in der Urteilskraft gereifte Menschen" 1. Kor. 14:20, sollten sich die verantwortungsbewußten Brüder zusammenfinden, den notwendigen Entwicklungsprozeß einleiten und unbeirrt Schritt um Schritt ausdehnen, um alle zu erfassen, bei denen die Erkenntnis und Einsicht in die Notwendigkeiten herangereift sind. Eine Hilfe wird sein, die Verantwortlichkeiten der Ältestenschaft zu studieren, wie sie durch C. T. Russell wiederhergestellt wurde. Überall sollte auch die Beratung mit den Ältesten bzw. am Wort dienenden Brüdern gesucht werden, die Versammlungen bzw. Gemeinden dienen, die sich schon früher aus der WTG-Bevormundung befreit haben. Die WTG steht auf Grund ihrer früheren Rechthaberei mit falschen Lehren und Ansprüchen diesen freien Gemeinden gegenüber in tiefer Schuld. Die WT-Artikel über Barmherzigkeit und Ausgeschlossene (WT 1. Nov. 1974 dt.) können zum Anlaß genommen werden. Die hier erkennbaren WT-Schritte auf alle Ehemaligen zu, sind nicht zuletzt durch die CV-Kritik an der Schuld der WTG durch ihre falschen Lehren und Ansprüche veranlaßt. Schließlich steht in Ermangelung anderer Kommunikationsmittel CV zur Verfügung, um zweckdienliche Stellungnahmen, Informationen und Aufrufe oder Studienartikel für alle Versammlungen, Studiengruppen und Ältesten zu übernehmen, was keine Übereinstimmung mit CV insgesamt bedeutet. Macht davon Gebrauch. Es muß eine neue Verhaltensweise eingeübt werden. Mit dem erneuten Vergehen einer "Generation" im jetzigen 1975-Endzeitfehlschlag der WTG ist der Wendepunkt erreicht. Die Ältesten tragen die Hauptverantwortung.
F. F.

VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE "IRDISCHE" NEUORIENTIERUNG
WTG-ENDZEITFEHLSCHLAG MIT 1975
Auf die schöpfungbedingten sozialen Bedürfnisse besinnen
Wie nie zuvor ist die Zeit herbeigekommen, die Worte zu Herzen zu nehmen, "vergewissert euch aller Dinge". 1. Thess. 5:21. Es stehen Fragen vor Jehovas Zeugen als Christen, die gleichsam schicksalhaft sind und jeden tief berühren. Dabei ist es so, lösen wir sie nicht selbst für uns und unsere Lieben, für die wir verantwortlich sind, dann werden sie über unseren Kopf hinweg gelöst und entschieden, weil das Leben weitergeht! Um was geht es?

Nach bisher 100 Jahren WTG-Verkündigung (seit 1874) blüht wieder der Feigenbaum nicht, erweist sich wieder das Werk des Olivenbaumes als Fehlschlag (Jahrestext 1974). Wieder also sinkt "diese Generation" ins Grab und vergeht. Das berührt Wesen und Glaubwürdigkeit der gesamten WT-Endzeitorientierung, die doch allein Sinn und Zweck des Daseins von WTG und ihren Verkündigern überhaupt ist. Damit ist die Notwendigkeit einer grundsätzlich neuen "irdischen" Orientierung aufgebrochen. Niemand lasse sich durch Konzentration auf innerorganisatorische Probleme oder Offensiven aller Art nach außen, gegen andere, von dieser a l l e i n entscheidenden Frage ablenken! Die WTG versucht das jetzt auf jede Weise! Für 1974 stand das unter dem Motto "Menschenpläne scheitern Gottes Vorsatz gelingt" (Kongresse 1974). Was ist die Wahrheit? Was die WTG seit 1799 als Gottes Vorsatz endzeitlicher Art aus der Bibel herausliest, ist nun schon bis 1975 hingeschoben worden, und ist daher völlig unglaubwürdig! Wir können nur froh sein und in Übereinstimmung mit Titus 3:1,2 und 1. Tim. 2:1,2 Gott danken, daß die "obrigkeitlichen Gewalten" gemäß Römer 13:1-7 "Menschenpläne" gemacht haben, "gute Werke" versucht, und so gut wie möglich verwirklicht haben! Wir kommen darauf noch ganz konkret!

Zunächst ein Blick auf den WTG-Antikommunismus, der hiervon nicht zu trennen ist. Alle Verantwortlichen müssen erkennen. Anläßlich des 50. Jahrestages der Sozialistischen Oktoberrevolution erschien im ND vom 7. Oktober 1967 (Dr. G. Kertzscher) ein Artikel. "Warum der Klassenkampf in Deutschland so hart ist", nachweisend, welche Schlüsselstellung Deutschland in der gesamtrevolutionären Entwicklung seit 1917, aber auch in der antikommunistischen, konterrevolutionären, imperialistischen Strategie zur Verhinderung einer sozialistischen Lösung der sozialen Fragen einnimmt. USA-General Allen schrieb 1920 dazu, "das befähigtste Staatswesen, den Bolschewismus erfolgreich abzuwehren", sei Deutschland. Auch nach 1945 sollte hier "ein wirksamer Damm gegen die Flut des bolschewistischen Marxismus errichtet werden". Der USA-Deutschlandexperte J. P. Warburg erklärte 1949 in seinem Buch "Deutschland - Brücke oder Schlachtfeld" dazu, die westalliierte Besetzung habe den Kirchen bzw. Religionsgemeinschaften darum in Deutschland "eine mächtigere Stellung" gegeben, "als sie sie jemals in der Weimarer Republik innehatten". Demgemäß waren es z. B. amerikanische Besatzungsoffiziere, die der WTG in Wiesbaden unverzüglich eine Druckerei beschafften (Jahrbuch 1947, S. 117 dt.). Die WTG hat dann auch sofort unter Regie des deutschen Zweigdieners Erich Frost hier wieder mit der antikommunistischen Ausrichtung ihrer Bibelauslegung und Verkündigung. begonnen und ihre Einreihung in diese allgemeine antikommunistische Klassenkampffront als Religionsgemeinschaft, sichtbar vollzogen, bis heute. Noch 1965 predigte sie feindselig offen die Vorbereitung in ihrem Bereich auf die "Befreiung Ostdeutschlands" und "auf das Ende der totalitären Regierung in Ostdeutschland" (WT 15. 2. 1965, S. 110 dt.). Und noch immer beherrscht eine im Dienste jener imperialistischen Strategie stehende Gruppe das Hauptbüro in Brooklyn, wie die Verurteilung der "Einstellung des kalten Krieges mit roten Regimen" oder des "Friedens mit dem Kommunismus" als "unmoralisch" und bedeute, "mit Gotteshassern ins Bett zu gehen", erneut beweist (WT 1. 3. 1974, S. 131f). Der WTG-1975-Fehlschlag sollte nun ein letzter Anstoß sein, diesen politischen Mißbrauch der Verkündigung zu Kampf gegen eine sozial bedingte und darum unaufhaltsame politische Entwicklung zu erkennen.

Stellen wir damit allen Zeugen Jehovas die soziale Frage! Um aus den politischen Verstrickungen der WTG herauszukommen, ist die konsequente soziale Besinnung als Christ nötig. Hast du als Zeuge Jehovas mit deiner Familie keine natürlichen sozialen Bedürfnisse? Kannst du dir dein Brot allein backen? Brauchst du keinen gesicherten Arbeitsplatz und Verdienst? Brauchen deine Kinder keine Schulbildung? Brauchst du keine Sozialversicherung, kein Gesundheitswesen? Ihr alten Brüder und Schwestern, braucht ihr keine Rente? Doch wie nur kann das alles geschaffen und gesichert werden? Eben nur durch jene volkswirtschaftlichen, sozialen und sonstigen zweckdienlichen staatlichen und internationalen "Menschenpläne", gegen die die WTG auf ihren internationalen Kongressen 1974 z. B. wieder öffentlich zufelde zog! Wenn man die an alle Menschen gerichteten WT-Verkündigungen gegen jegliche Verantwortung für irgendwelche "Menschenpläne" in Dorf, Stadt, Land oder Staat befolgen würde, dann gäbe es weder Arbeit noch Brot, weder Gesetz noch Ordnung, weder Volksbildung noch Sozialwesen, weder Handel noch Wandel. Ihr: könntet zu keinem Postschalter gehen, um eure Rente abzuholen. Man müßte euch dort erklären, daß auf die WTG-Verkündigung hin, alle politische und staatliche Macht und Souveränität sei seit 1914 an Christus im Himmel abzutreten, die örtlichen und zentralen staatlichen Verwaltungs- oder Machtorgane überall bis hinauf zur Regierung die Macht abgetreten, und im Gebet an Christus im Himmel abgegeben haben. Es gäbe also auch keine P!äne mehr, um die Rente auszuzahlen. Vielleicht übernehmen nun die Engel vom Himmel aus die weitere Planung und Verwaltung, d. h. die staatliche örtliche und zentrale Macht im Lande.

Liebe Brüder und Schwestern! Das ist kein Spott! Das würde ernstlich eintreten, nimmt man die WTG-Verkündigunq ernst! Ist niemand imstande, praktisch zu durchdenken und zu überprüfen, was er da allen Menschen verkündigen soll? Den Glauben erkennt man doch an den Werken! Dies aber ist eine Glaubensverkündigung, die die Angesprochenen gar nicht befolgen können, soll es keinen anarchistischen Zusammenbruch geben. In Brooklyn weiß man genau, was für ein weltpolitischer Unsinn es ist, alle Menschen, Regierungen und Staaten aufzufordern, jegliche "Menschenpläne" zu unterlassen und alle staatliche, politische Verantwortung seit 1914 an Christus im Himmel abzutreten. Das geht nämlich gar nicht! Oder wie sollte das geschehen? Sollte die Volkskammer der DDR den Beschluß des Volkswirtschaftsplanes 1975 besser Christus im Himmel überlassen haben? Das käme doch dabei heraus! Ein Glaube ohne Werke ist tot, und hier ist die Praxis gleich unmöglich! Soll man darüber lachen oder weinen? Ist das nicht ein Hohn auf jede "genaue Erkenntnis"?

Die einfache Besinnung auf die schöpfungsbedingten sozialen Bedürfnisse aller Menschen und was sie erfordern inbegriffen in dem Gebot "füllet die Erde und machet sie euch untertan", das nicht aufgehoben wurde - sollte erkennen lassen, daß man als ernster Christ diese WTG-"Menschenpläne"-Verkündigung unmöglich annehmen, geschweige denn allen anderen Menschen predigen kann. Dein Kind, wenn es in die Schule geht, das Frühstücksbrot, das du ihm mitgibst, jede Stunde Arbeit für den Lebensunterhalt, jede Lohn- oder Gehaltszahlung, jede Rentenausgabe, jeder Besuch eines Krankenhauses, jedes neue Wohnviertel, jedes junge Liebes- oder Ehepaar, das ins Leben geht, jede werdende Mutter - was soll man noch vor Augen führen? - Sollte es dich vor allem als Christ lehren: Die soziale Verantwortung ist unaufgebbar! Es wäre Selbstzerstörung jeder "die Menschen betreffenden Ordnung", die Christen "um des Herrn willen" vielmehr anerkennen sollen (l. Petr. 2:13), wollte man alle "Menschenpläne" unterlassen! Die WTG-Verkündigung, alle staatliche, politische Macht und Verantwortung an Christus im Himmel abzutreten ist ein Hohn auf das, was Paulus im Römer 13:1-7 bezüglich der "obrigkeitlichen Gewalten" gebietet! Merkt denn das keiner? Verlangt die Schrift nicht "in der Urteilskraft gereifte Menschen"? (l. Kor. 14:20). Was kann die WTG da alles im Namen Gottes an den Mann bringen?

Verantwortungsbewußte Christen müssen ihre schöpfungsbedingte soziale Mitverantwortung erkennen und wahrnehmen. Der erneute WTG-Endzeitfehlschlag, jetzt mit 1975, erhellt in grellster Weise, was die WTG hier für einen grotesken "Menschenpläne"-Unsinn zu predigen verlangt! Die Zeit zu einer christlichen Neuorientierung in diesen Dingen i s t herbeigekommen! Reichen 100 - Jahre solcher "Endzeit"-Verkündigung nicht? -

Aus Briefen unserer Leser
BEMERKENSWERTE GEDANKEN ÜBER DIE BEDEUTUNG VON CV
Die CV-Artikel zeugen von einem ausgeprägten Sinn dafür, Negatives bei uns aufzuspüren. Traurig und beschämend ist es für uns, wenn es dafür Gelegenheiten gibt. Es wäre aber überflüssig und nur nachteilig für uns, wenn wir deswegen schimpfen und verunglimpfen würden. Ein Christ sollte diesem Zwang niemals unterliegen, wie stark er uns aus nötigen mag. Von welcher geistigen Verfassung würde es zeugen, dies zu tun? Wir scheinen hier vor einer unerbitterlichen Logik zu stehen, wo kein Schimpfen hilft. CV ist unloyal zur Wachtturmgesellschaft. Wir selbst sind es, die zur moralischen Stabilisierung dessen entscheidende Anstöße und sichtlich Beweise liefern, Diese Tatsache macht Abgeschnittene zu Mahnern, so eigenartig diese Wahrheit auch sein mag. Mit dem Artikel, "Was Treue von uns fordert", ist diese Mahnerrolle wieder bestätigt. Es hieß im WT 11 von 1974 zu einer ganz fundamentalen Frage: "Das Wort vollkommen' wird in der Bibel wie im heutigen Sprachgebrauch in relativem Sinne angewandt". Dazu wurde in CV gesagt: "Dieser Satz des WT ist absolut falsch, er darf von Jehovas Zeugen nicht unwidersprochen hingenommen werden". Das ist wie ein Pfeil mitten ins Herz, wie an die Rampe der Öffentlichkeit, wie an die Klagemauer. Wenn dieser Satz des WT wirklich falsch ist, dann rettet uns nur schimpfen oder Flucht, wie anders sollten wir diese Wahrheit ertragen? Ist das nicht ein unerträglicher Zustand, daß in CV Wahrheiten ausgesprochen werden, die über den WT hinausweisen, die uns reformieren sollen? Uns hilft weder schimpfen noch Flucht, wenn diese Anklage in CV wahr ist. Dann rettet uns nur die Bereitschaft des WT, zu erklären, daß sich auf Seite 342 im WT 11 von 1974 ein bedauerlicher Irrtum eingeschlichen hat, der leider von allen verantwortlichen Brüdern übersehen wurde. Mit Schweigen kann man diese falsche Darstellung über das Wort "vollkommen", daß es relativ anzuwenden sei, nicht aus den Gedanken entfernen. Es wäre abwegig zu glauben, daß eine Korrektur eines Satzes im WT geeignet wäre, CV aufzuwerten. Wer draußen steht, sieht mitunter leichter einen Fehler. Das ist oft nur eine Frage des Standortes und der Entfernung, weshalb wir uns nicht freisprechen sollten. Praktisch ist mit diesem Schreiben an CV bestätigt, daß in CV Wahrheiten über uns ausgesprochen sind. Es sollte aber so sein, daß dieser Satz im WT nicht gegen uns zeugen kann. Das ist viel wichtiger, als alle Bedenken.
Ein Zeuge an CV

Wer anstelle sachlicher Argumente nur Schmähbriefe gegen CV losläßt, ist in einem bedauerlichen Zustand. Es gehen viele Briefe solcherart ein. Die Sprache und Tatsache dieser Briefe ist und bleibt unwürdig für einen Christen. Das wollen wir ans Herz legen. CV ist kein Ärgernis für Jehovas Zeugen, wohl aber für die WTG, solange sie Ärgerliches tut. CV will und kann niemandes Gnadenstellung vor Gott "anbohren". Allein der Versuch dazu wäre lächerlich, denn darüber entscheidet Gott. Seine Gnadenstellung vor Gott bringt der WT selbst in Gefahr, wenn er solche Grundsätze prägt wie: "Das Wort 'vollkommen' wird in der Bibel wie im heutigen Sprachgebrauch in relativem Sinne angewandt" (WT 11/74 S. 342). Dieser Widerspruch wurde sicher begriffen, vielleicht noch nicht beim WT-Studium, wohl aber, als CV dazu gelesen wurde. Damit hat niemand die Meinung von CV übernommen, nein, das war nur der Anstoß, das Übrige bewältigen Kopf und Herz selbst. Wo nicht, da müßte man ja glauben, daß Gott und Christus "relativ vollkommen" sind. Der WT macht sich damit einer Relativierung Gottes und Christi schuldig. CV will helfen, Widersprüche und Fehlentwicklungen bewußt zu machen.
- Redaktion CV -

Zum Königreichsdienst vom September 1974
Wenn wir uns über die Denkweise der Bethelbrüder in Wiesbaden Gedanken machen, dann muß man doch meinen, die Brüder sehen eben nur ihren Arbeitsprozeß. Sie müßten sich doch darüber im klaren sein, wenn sie etwas sagen und schreiben, daß sich andere Brüder darüber Gedanken machen Es heißt z. B. unter "Theokratische Nachrichten": "Die Brüder meinen, daß selbst, wenn die Maschinen noch einige Wochen oder Monate arbeiten, sie bereits ihren Zweck erfüllt haben". (Gemeint ist die jetzige Druckmaschinen-Neuanschaffung in Wiesbaden, CV). Die überwiegende Zahl der Verkündiger wartet doch mit Spannung auf das bereits angebrochene, und im September 1975 zu Ende gehende Dienstjahr. Sie machen sich gemäß den Kongreßverkündigungen und den Aussagen der verantwortlichen Brüder Hoffnungen, nämlich, daß damit Harmagedon, auf jeden Fall aber die "große Drangsal" beginnt! Wer wirft in Anbetracht dieser Aussicht noch 3-4 Millionen für Neuanschaffungen weg? Wenn alles so weit ist? Da stimmt doch etwas nicht? Doch die Gesellschaft ist einfach unverfroren. Wir lesen weiter: "Und nun haben wir das neue Dienstjahr begonnen. Es ist das Dienstjahr 1975. Was wird es uns bringen?" Ja was? - fragt sich nun der wißbegierige Leser, Harmagedon? Die "große Drangsal"? Oder was? Nichts von alledem! Eine neue Höchstzahl! Eine außergewöhnliche! Dienstaufträge! Murrt nicht! Nörgelt nicht! Geht ihnen nicht aus dem Wege! Nichts anderes bringt uns 1975. Das ist von den ganzen hochgespannten Erwartungen auf 1975 übriggeblieben! Wir denken doch auch nach. Die mehrmals bereits veränderte Endzeit hat tiefe Wunden in die Herzen Aufrichtiger geschlagen. Zu gut können wir Älteren uns doch erinnern, wie oft verändert wurde, und wie wir mit der "Dienstpeitsche" auf die neue Verkündigung gebracht wurden. Das drängt doch jetzt mit Macht wieder in den Sinn. Wir Alten fühlen uns wieder von der Gesellschaft preisgegeben, damit sie immer weitermachen kann.
- aus Bez. Dresden -

GOTTES BARMHERZIGKEIT WEIST SÜNDERN DEN WEG ZURÜCK
Einen ausgeglichenen Standpunkt einnehmen - wie?
Ausgeschlossene sollen nicht mehr als Feinde betrachtet werden, man soll sie wieder grüßen, kann wieder mit ihnen sprechen, kann sie wieder besuchen. Es sollen positive Schritte auf sie zu getan werden, die Dinge sollen mit ihnen richtiggestellt werden, Das Extrem, zu streng und hart zu sein, soll überwunden werden. Man soll zu ihnen anständig, höflich, rücksichtsvoll und menschlich sein, einen "ausgeglichenen Standpunkt" einnehmen. (WT 1. 11. 1974 dt.)
Leider soll das nur so verstanden werden, bedingungslos zur WTG zurückzukehren, als sei die WTG immer im Recht gewesen, habe nie selbst als Sünder Ursache und Grund zum Anstoß und Abwenden gegeben, als sei sie immer der "Vater", gewesen den "verlorenen Sohn" aufzunehmen. Ein Bekenntnis zu eigener Sündhaftigkeit, Fehlarbeit und Schuldhaftigkeit gegenüber den anderen Brüdern sucht man in diesem WT-Artikel vergebens. Nehmen wir nur die furchtbare Schuld der falschen Obrigkeitslehren von 1929 bis 1962 mit ihren tödlichen Folgen für viele! Was für eine Selbstgerechtigkeit der WTG! Warum kann die WTG das nicht demütig bekennen? Dennoch, es dürfen wieder die anderen gegrüßt, es darf wieder mit ihnen gesprochen werden. Wir freuen uns darüber aufrichtig. Wir wollen es zum Anlaß nehmen, wieder einen Blick zu den Brüdern und Schwestern zu werfen, die hier gemeint sind.

Es ist ein völliges verkennen anzunehmen, diese Geschwister hätten Gott verlassen und müßten dazu gebracht werden, "zu ihrem himmlischen Vater umzukehren, wieder in seine Gunst zu gelangen." Trennung von der WTG bedeutet nicht Trennung von Gott. Die Gunst der WTG und die Gunst Gottes sind auch nicht ein und dasselbe, da die WTG selbst sündhaft und fehlbar ist. Sie kann über Gottes Gunst nicht verfügen und sie dem nur verleihen, der sich ihr beugt. Auch außerhalb der WTG wird aufrichtig an Gott geglaubt und Christus nachgefolgt, zugegeben in anderer Form, die anderes "unvollkommenes Stückwerk" sein mag, (l. Kor. 13:9,10) so, wie dies vor der WTG der Fall war und dort sein mag, wo noch niemand die WTG kennt. Hieran Anstoß nehmen offenbart nur, die "größte Gabe, die Liebe", zugunsten von Erkenntnisstückwerksrechthaberei an die letzte Stelle gesetzt zu haben Wenn man sich jetzt wieder spricht, grüßt und besucht, wird man auf gar tiefen Glauben der anderen stoßen.

In der DDR sind das unsere Brüder und Schwestern im Bund freier Christengemeinden (BfC), in der Vereinigung freistehender Christen (VfC) oder in den Freien Bibel-Gemeinden. (FBG). Ihr Weg wurde u. a. bedingt durch fundamentalste WTG-Verfehlungen wie die Ausrottung des Ältestenamtes bis 1972 (durch Rutherford), oder die Obrigkeitsirrlehre von 1929-1962 und die damit verbundene Entmündigung der Versammlungen. Die WT-Schuld ist hier gewaltig, angesichts der Schwere dieser falschen Bibelauslegungen. Das hat sich tief ausgewirkt.

In Polen ist es u. a. die Vereinigung der Bibelforscher (Stowarzyszenie Badaczy Pisma Swietego), Sitz in 00-975 Warszawa 12, Skrytka pocztowa 94. Ein Dokument, "Wir haben Pastor Russell persönlich und vertraulich viele Jahre gekannt", vom Leiter Br. W. Stachowicz CV gern übergeben, zeigt grundsätzliche Gemeinsamkeiten in Glaube, Hoffnung und Liebe, unter Br. Russell begonnen, bis heute. Das Dokument bezeugt, wie C, T. Russell ungeachtet seines "Stückwerks" beitrug, viele zu besseren Menschen, besseren Christen zu machen, das Herz mit größerer Liebe zu Gott und den Menschen erfüllt Es ist überraschend, wie "genaue Erkenntnis" eben nicht fanatisch zum Maßstab aller Dinge gemacht wird, sondern der Grundsatz der Liebe darübersteht! Wie könnte man da angesichts des erneuten WTG-Endzeitfehlschlags WTG-rechthaberisch sein!

Wir stehen jedoch erst am Anfang dieses neuen Verständnisses der Brüderlichkeit. Die Macht der Gewohnheit ist stark. Der größte Sieg der Liebe wäre, wenn die WTG sich wirklich wesentlich ändert, die Rechthaberei für ihr "Stückwerk" aufgibt und sich mit allen anderen Aufrichtigen demütig zusammensetzt, die Lehren aus der Haltlosigkeit der bisherigen Endzeitverkündigung zu ziehen, die Einheit im Grundsätzlichen wiederherzustellen und allein gemäß dem einmal überlieferten Glauben gemeinsam weiter zu wirken.
P.

MITTEILUNGEN
Aus der Sowjetunion
Die Zeitschrift "Wissenschaft und Religion" Nr. 11/1974 (russ.) herausgegeben in Moskau und Kiew, veröffentlicht einen Artikel "Schicksale der Zeugen Jehovas", eingesandt aus Irkurtsk. CV wird in der nächsten Ausgabe darüber ausführlicher berichten.

Aus Polen
In christlichen Kreisen der Volksrepublik Polen nimmt das Interesse an CV zu. Auch das 1970 in der DDR veröffentlichte Buch "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachttturmgesellschaft" - Blaubuch genannt - findet, selbstverständlich unter kritischer Würdigung, weiteres Interesse.

Information für Älteste
Im Hinblick auf die kommende Entwicklung ist es zweckmäßig, sich mit den Bedingungen für Christen in der sozialistischen Gesellschaft konkret vertraut zu machen. Die katholische Zeitschrift "Begegnung", die evangelische Zeitschrift "Standpunkt" sowie die Tageszeitungen der CDU wie "Neue Zeit" und andere, im Abonnement und einzeln erhältlich, enthaltenen laufen grundsätzliche wie auch detaillierte Beiträge, alle Kirchen und Religionsgemeinschaften betreffend.

1975 - EIN JAHR DER NEUORIENTIERUNG WIE NIE ZUVOR!
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Was wird uns das Jahr 1975 bringen? Das ist wirklich die große Frage, die alle bewegt. Und weil die Endzeitorientierung der besondere Charakter, das Wesen, ja der ganze Existenzsinn der Organisation und Verkündigung unter WTG-Regie ist, ist der Endzeitfehlschlag mit 1975 der Scheideweg, der Wendepunkt. Was wird im "Frühherbst 1975" passieren, wenn die 6000 Jahre um sind? Wir möchten jetzt schon auf die CV-Sonderausgabe für diesen Zeitpunkt hinweisen! Diese Sonderausgabe wird ein einmaliges Dokument sein!

Was ist jetzt zu tun? Jeder zu treffenden Entscheidung muß die Prüfung der Sachlage vorausgehen, das "Vergewissern über alle Dinge", um an dem "festzuhalten, was recht ist" (l. Thess. 5:21 NW). Dabei stehen nicht Glaube und Gottesdienst selbst in Frage, sondern allein die gegenwärtige WTG-endzeitliche Form des Glaubens und Gottesdienstes, die nun mit 1975 wieder haltlos wird. Vergewissern, heißt nicht, gewiß sein, sondern Trachten nach Gewißheit. Die nun also zum Bewußtsein kommende Ungewißheit mit Bezug auf die bisherige WTG-Endzeitorientierung ist eine ganz normale Etappe, die zu durchlaufen ist. Das ist bei jeder neuen Frage so, die sich erhebt, bis sie geklärt ist. lm Vordergrund steht also jetzt das Vergewissern darüber, was bei der WTG-Orientierung nicht "recht ist", um am Ende das festhalten zu können, "was recht ist", was auf diese Weise dann nach und nach sichtbar wird. Wir befinden uns somit gleichsam in einer Übergangsetappe von WTG-Bevormundung zu christlicher Mündigkeit, festhaltend, worin die WTG bzw. der WT "recht ist", doch verwerfend, was sich jetzt als haltlos erweist, um uns entsprechend neu zu orientieren. Mit Bezug auf die WTG sollte CV darum Gegenstand der Betrachtung in jeder Studiengruppe sein, was uns an "Glaube, Hoffnung und Liebe" für die Zukunft verheißen ist, muß jedoch aus der Schrift selbst geschöpft werden. Diese CV-Ausgabe, notwendigerweise ganz im Zeichen des WTG-1975, möchte eine weitere Hilfe auf dem Wege zu dem, "was recht ist", sein.
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder, CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos.
A 2032-73 V 7 1 236

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 68

Der "Eiertanz" um das Jahr "1975". Ein Thema dieser Ausgabe; ergänzt mit den seinerzeitigen ihm zugrunde liegenden WTG-Aussagen.
Schicksale der Zeugen Jehovas in der Sowjetunion. Ausgehend von einem Bericht in der sowjetischen Zeitschrift "Wissenschaft und Religion" aus dem Jahre 1974, wird dieser in dieser CV-Ausgabe zitiert. In der "Geschichte der ZJ. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" (S. 512f.) wird er ebenfalls zitiert; dort aber auch in den dazu notwendigen geistesgeschichtlichen Rahmen mit eingeordnet.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 68 Gera März 1975

"ICH WILL ZU JEHOVA SAGEN.- DU BIST MEINE ZUFLUCHT UND MEINE FESTE" - Ps. 91:2
Zum Jahrestext des WTG-Fehlschlagjahres 1975
Liebe Leser!
Die Jahrestexte widerspiegeln gleichsam das langzeitliche Denken und Planen der WT-Gesellschaft und lassen uns ihre langfristigen Überlegungen erkennen. Da dies die Tätigkeit und das Verhalten eines jeden einzelnen bestimmen soll, wollen wir uns erinnern. 1973 hieß es: " . . . wandeln auf unabsehbare Zeit, ja immerdar." 1974: "Mag der Feigenbaum selbst nicht blühen . . ." 1975 soll nun jeder vor Augen haben: "Du bist meine Zuflucht und Feste." Was können wir hier erkennen?

Die WTG wußte seit 1966, (siehe Brief aus K.-M.-Stadt in dieser Ausgabe), daß 1975 haltlos sein würde. 1975 war allein eine "Ankurbelungs"-Vorkehrung, wie die Einordnung dieses Themas im Jahrbuch 1975 S. 240 erschreckend bestätigt. Wie ging die WTG vor? Nachdem 1971/72 durch den Ältestenturnus zunächst eine wirkungsvollere Versammlungskontrolle eingeführt war, wurde der Leitgedanke 1973 gesetzt, "auf unabsehbare Zeit". Der nächste Schritt war darin, das unumgängliche Eingeständnis des 1975-Fehlschlags unbedingt vorwegzunehmen, bevor das 1975 selbst akut wird. Das würde wohl einiges Unbehagen bringen. Aber es würde schwerlich handfest gegenargumentiert werden können, weil man immerhin sagen kann, warten wir erst 1975 selbst ab. Inzwischen tritt eine gewisse Gewöhnung an die Lage ein, zwar in Unsicherheit, doch weiter der WTG folgend, wie gewohnt. Die Macht der Gewohnheit ist ein Hauptfaktor in diesem WTG-Kalkül! Sie ist so stark, daß sie gar manches hinnimmt, nicht klar durchdenkt und manches schluckt, was man besser vorher genau ansehen sollte. Dieses Abfangen, diese Vorwegnahme war der Sinn des Jahrestextes 1974 mit "nicht blühen". Der Hauptbegriff des Bibeltextes, "Fehlschlag", wurde übrigens im Jahrestext weggelassen! Nun ist 1975 da! Wer sucht noch diesem Unbehagen, dieser Unsicherheit, dieser Unruhe mit 1975 nicht nur zu gern wieder "Zuflucht und Feste"? Und genau das wird mit dem Jahrestext 1975 ins Blickfeld gerückt! Weiter "auf unabsehbare Zeit" und "immerdar" natürlich. Wenn auch Jehova gesagt wird, so weiß doch jeder, daß die Verbundenheit mit der WTG gemeint ist. In der CSSR hat die WTG sogar verboten, noch, von 1975 zu sprechen!

Und jetzt setzt eine gigantische Flucht noch vorn ein! Fast erschlagen wird man von den Zahlen, Superlativen, Ausrufen und von dem Triumphalismus, mit dem im "Königsreichsdienst" XII/74 die Ältesten und Studienleiter in das Dienstjahr 1975 gestürzt werden! "Großartige Mehrung im Dienstjahr 1974! Wir waren überwältigt! Stellt euch vor! Doch noch mehr! Vielleicht werdet ihr jetzt wie wir den Atem anhalten! Doch jetzt kommt eine größere Überraschung!" So überschlägt sich das WTG-Ostbüro in Wiesbaden förmlich. Dann wird aus dem Jahrbuch 1975 eine Höchstzahl von 2 021 432 Verkündigern und eine Gedächtnismahlanwesenheit von 4 550 457 berichtet. In einem Zahlenrausch ohnegleichen!

Massenzulauf beweist mit Bezug auf Gott überhaupt nichts. Wie kann sich ein Christ nur so überrumpeln lassen? Gottes Wirken ist keine Sache von Massenzahlen, die nämlich auch ganz andere aufweisen können! Sie ist eine Sache der Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit. Es sei hier nur angedeutet: Die jetzigen Massenzuläufe haben ihre Ursache in den gegenwärtigen Massenkrisen der kapitalistischen Gesellschaft mit ihrer wachsenden sozialen Unsicherheit, Arbeitslosigkeit. und Entwurzelung. Die WTG hatte in jeder derartigen Krise einen großen Zulauf verunsicherter Menschen.

Geschickt verbunden mit dieser gigantischen Flucht noch vorn, heraus aus dem 1975-Fehlschlag mit einem alles erschlagenden Triumphalismus ist dann eine Ablenkung auf die "falschen Lehren" im "religiösen Lager der falschen Anbeter". Sie sollen "dir leid tun", weil sie "von falschen Versprechungen hingerafft" würden, weil sie "falschen messianischen Hoffnungen gefolgt sind."

Das ist jedoch schier der Gipfel der WT-Ablenkung von 1975! Wer hat jetzt falsche Versprechungen gemacht, falscher messianische Hoffnungen? Das war doch die WTG selbst mit ihrer weltweit verkündigten 1975-Hoffnung! Es ist fast unglaublich! Die Sache wird einfach herumgedreht und dem "religiösen Lager" der anderen angehängt! In einem eigens erzeugten Zahlenrausch, der alles erschlagen soll, was sich kritisch erhebt! Übrigens, was die jetzigen Massenzahlen betrifft: Es wurde mit einer ziemlichen Erweiterung und Lockerung dessen, was als Verkündiger gilt, nachgeholfen! So ist das auch.

Aber Zuflucht unter der WTG ist nicht identisch oder gleich mit Zuflucht bei Gott. Gott ist von der WTG nicht abhängig. Glauben an Gott gab es vor ihr. gibt es neben ihr, und wird es nach ihr geben, und damit Zuflucht bei Gott. Wäre es nicht interessant, in Brooklyn dabeizusitzen, wenn die Jahrestexte ausgedacht und festgelegt werden?

Möge auch diese CV-Aufgabe in allen Studiengruppen und Leserkreisen Anregung und Gegenstand der Betrachtung für die jetzt fällige Neuorientierung sein.
Vergewissert euch über alle Dinge
haltet an dem fest, was recht ist. 1. Thess. 5:21 NW
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IN DIESER AUSGABE
Feindschaft zur politischen Regierung gleich Freundschaft zu Gott? -
Die WTG verändert die 6000-Jahr-Periode! Endzeit weiter verschoben! -
Die Kerngedanken des WT für Studium und Verkündigung geprüft. WT 1974, Nr. 21 und 22. -
Menschenpläne scheitern? Gottes Vorsatz gelingt! -
Nicht die Erkenntnis, die Liebe ist der Maßstab. Wohin gehen? Was tun? -
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FEINDSCHAFT ZUR POLITISCHEN REGIERUNG
GLEICH FREUNDSCHAFT ZU GOTT? - Zum Studium
Wenn wir sehen, wie "Freundschaft zur Welt" vom WT gleich "Feindschaft zu Gott" gepredigt wird, um insbesondere politisch und sozial negatives, ja antikommunistisches staatsfeindliches Verhalten zu begründen, dann erkennen wir, wie wichtig diese Frage ist. Dem zur Prüfung stehenden Begriff "Welt" liegt im griechischen Urtext das Wort "kosmos" zugrunde. Laßt uns nun sehen.

Was bedeutet das Wort "Kosmos"?
Das "Griechisch-Deutsche Wörterbuch zu den Schriften de Neuen Testamentes und den übrigen urchristlichen Schriften" von D. Dr. phil. h. c. Walter Bauer, Göttingen 1963, sagt über Sinn und Bedeutung des Wortes "kosmos":
- Weltall, Inbegriff alles Vorhandenen
- Himmelsraum
- Himmel im Gegensatz zur Erde
- ewige Weltordnung
- Weltall (Raum)
- Welt als Summe überanimalischer Lebewesen
- Welt, zerlegt in Engel und Menschen
- Sphäre des Göttlichen und des Irdischen
- Erde, Erdkreis
- die außerisraelitische Menschheit
- die Heiden auf der Erde, die Heidenwelt
- andere Erdteile jenseits des Ozeans
- Erde als Wohnsitz des Menschen
- Erdenwelt (Eintritt vor Geburt)
- Erde im Gegensatz zum Himmel
- Welt draußen im Gegensatz zur Heimat
- Menschenwelt, Menschheit
- Menschen als Gegenstand der Liebe Gottes
- Gläubige als Kern der Menschheit
- Stätte irdischer Freuden, Güter, Sorgen, Leiden
- irdisches Vermögen
- das Gottfeindliche, in Sünden Verdorbene, der göttlichen Art widersprechend, dem Untergang geweiht
- diese Welt im Gegensatz zu jenseits (unter der Herrschaft des Teufels)
- im Machtbereich des Bösen
- Gottesferne und Sündhaftigkeit
- Gegenstand von Gottes Verdammnis und des göttlichen Heilsplanes
- das ans Holz Geschlagene
- als zur Gotterkenntnis unfähig
- darinnen, aber kein Teil davon

Auf Grund dieser Vielfalt der Bedeutung des Wortes "kosmos" wird in dem Wörterbuch festgestellt, daß eine genetische Entwicklung dieses Wortes vorliegt. Dem muß man zustimmen.
Wir können diesen Sachverhalt auch mit der "Interlinear-Translation" (Zwischenzeilen-Übersetzung) und der NW-Übersetzung der WTG überprüfen. In Kor. 4:9 z. B. werden unter "Welt" (kosmos) "sowohl Engel als auch Menschen" verstanden. Aber auch in Jak. 4:4 liegt dem Begriff "Welt" das Wort "kosmos" zugrunde. Will damit gesagt sein, daß Christen Feinde der Engel Gottes und der Menschen sein sollen? Nein. Wir sehen also, der Begriff "Welt" (kosmos) hat eine unterschiedliche Bedeutung, von der WTG besonders für den politischen Bereich ihrer Verkündigung sträflich mißachtet. Wenn wir bedenken, was die politische Bibelauslegung der WTG schon alles für Opfer an Gut, Freiheit und Leben der einfachen Verkündiger gekostet hat, dann sollten wir in dieser Frage nun hellwach sein. Wir sollten in dieser Frage sehr verantwortungsbewußt sein.

Feindschaft wo?
Wie bekannt, predigt der WTG als Feindschaft zur "Welt" besondere Feindschaft zu allen politischen Institutionen und Einrichtungen, des Sozialismus und Kommunismus insbesondere. Diese "politischen Mächte" sollen speziell als "von Satan, dem Teufel, gezeugt, genährt und zur Reife gebracht" hingestellt werden (WT 1. 6. 1952), als "Werkzeuge der Gewalt des Teufels, des Bösen". Wenn wir alles aufzählen, womit der WT seit seiner Obrigkeitsverfälschung von 1929 die politischen bzw. staatlichen Institutionen oder Regierungen verglichen hat, gäbe es eine lange Liste. "Gangster in Amt und Würden - Überzeugender Beweis dafür, daß Politiker nicht die von Gott verordneten obrigkeitlichen Gewalten sind", war die Schlagzeile eines internationalen WTG-Feldzuges 1949 (Erwachet 8. Nov. 1949, Nr. 21, dt.) Dies war gleichsam ein Höhepunkt des politischen Bibelmißbrauchs, Hunderttausende gutgläubiger Verkündiger "von Jehova gelehrt" ins politische Feuer jagend. Viele von damals haben sich bis heute in ihrer inneren Einstellung nicht geändert, gar nicht zu reden von einem Schuldbekenntnis vor Gott und den Brüdern. Die WTG fährt denn ja auch fort, den Begriff "Welt" zu mißbrauchen, besonders wenn sie gegen die politischen Parteien, Staaten und Regierungen in den sozialistischen Ländern vorzugehen predigt.

Wenn man nun aber konkret fragt, ja was meinst du denn mit der "Welt", gegen die du predigst, wovon du kein Teil sein willst, zu der man in Feindschaft stehen soll, dann zeigt sich, daß hier dringend einiges überprüft werden muß. Fragen wir also konkret. Meinst du die politischen, staatlichen Behörden in Dorf, Stadt und Land? Den Gesetzgeber? Sind es die Hüter, die für Recht, Gesetz, Sicherheit und Ordnung zu sorgen haben? Sind es die staatlichen Institutionen wie Volkswirtschaft, Gesundheitswesen, Volkskammer, Ministerrat? Oder sind gar W. Stoph als Vorsitzender des Staatsrates, G. Götting als Präsident der Volkskammer, H. Sindermann als Vorsitzender des Ministerrates, E. Honecker als Vertreter der SED oder die Vorsitzenden der anderen Parteien in der Regierung die obersten staatlichen bzw. politischen Teufels- oder Satansvertreter der "Welt", gegen die zu predigen ist? Ja was meinst du denn konkret mit der "bösen Welt"? Gegen wen oder was soll sich denn die Feindschaft zur "Welt" richten, wen oder was soll man denn konkret hassen, wozu darf man denn nicht gehören, was darf man denn nicht unterstützen, wo darf man nicht mitmachen in diesen Dingen, um errettet zu werden? Natürlich sind das heikle Fragen. Aber man muß sich doch einmal klar werden, was konkret gemeint ist.

Wenn man so den Dingen auf den Grund geht, wer merkt dann nicht, daß sich die ganze "böse Welt"-Verkündigung der WTG praktisch gegen die "obrigkeitlichen Gewalten von Gott" richtet, gegen die Christen nach der Schrift keinen Haß und keine Feindschaft predigen dürfen, die sie vielmehr anzuerkennen und zu unterstützen, für die sie sogar zu beten haben?

Laßt uns sehen, wie das christliche Verhältnis zur politischen Macht. zu Staat, Regierung und Politiker grundsätzlich sein soll. Lesen wir die christlichen Grundsätze. die wir hier anzuwenden haben, "Im Verkehr mit den Nichtchristen ehrbar zuwandeln" 1. Thess. 4:12 Me. "So spreche ich denn zu allererst die Mahnung aus, Bitten, Gebete , Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen zu verrichten, für die Könige und alle obrigkeitlichen Personen" 1 . Tim. 2:1.2. Bringe ihnen in Erinnerung, daß sie sich den obrigkeitlichen Gewalten unterordnen, ihren Befehlen Gehorsam leisten und zu jedem guten Werk bereit seien, daß sie niemand schmähen. sich friedfertig und nachgiebig zeigen und nichts als Sanftmut gegen alle Menschen beweisen". Titus 3:1.2. "Es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre. Die obrigkeitlichen Personen sind nicht für rechtschaffene Taten ein Schrecken. Tue Gutes, dann wirst du Lob von ihr ernten. denn sie ist Gottes Dienerin zu deinem Besten. Tust du aber Böses, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst, sie ist ja Gottes Dienerin. Darum muß man ihr Gehorsam leisten, und zwar nicht nur aus Furcht vor der Strafe. sondern auch um des Gewissens willen" Rö. 13:1-6. "Seid aller die Menschen betreffenden Ordnung um des Herrn willen untertan" 1. Petr. 2:13. Schließlich wurde Cornelius als römischer Hauptmann getauft (Apg. 10:1,22.48). Der Äthiopier wurde von Philippus als königlicher Würdenträger und Hofbeamter getauft (Apg. 8:27,36-38). Paulus stellte keine Bedingungen, etwa einen sozialen bzw. politischen Stand zu verlassen. 1. Kor. 7:20-24.

Darum müssen Christen anerkennen, daß die "obrigkeitlichen Personen" oder Institutionen und ihre Dienste "zu deinem Besten", unter Umständen mit dem "Schwert" durchgesetzt und gesichert, nichts "Böses" ist, nicht die "böse Welt" sind, gegen die Christen Feindschaft zu predigen hätten, die man hassen, der man nicht angehören, von der man kein Teil sein soll. Andernfalls hätte z. B. Cornelius nicht getauft werden dürfen. Die Apostel haben nicht so gelehrt wie der WT. Sie lehrten, daß Christen an den "guten Werken" der "obrigkeitlichen Personen" bereitwillig teilnehmen sollen, anstatt sie zu schmähen und zu bekämpfen. Wenn der WT also weiter lehrt, "kalten Krieg" mit der "kommunistischen Welt" und den "roten Regimen" zu führen (WT 1. März 1974, S. 131), darin ist das schriftwidriger Krieg gegen die "Obrigkeit von Gott", gegen Gottes Anordnung. Rö. 13:2. In rechter Erkenntnis dürfen also die "obrigkeitlichen Personen", d. h. die staatlichen Regierungs-, Rechts-, Ordnungs-, Sicherheits-, Gesetzes-, Wirtschafts-, Gesundheits- oder Spezialinstitutionen - um es konkret zu sagen grundsätzlich nicht als "böse Welt" betrachtet und gepredigt werden. Sie sind vielmehr jene "die Menschen betreffende Ordnung", der wir "um des Herrn willen" loyal sein sollen. 1. Petr. 2:13. Der Zusammenbruch der WT-Endzeitlehren mit 1975 ist dringender Grund, in dieser Frage endlich verantwortungsbewußt unterscheiden zu lernen, um auch hier "immerdar ein unverletztes Gewissen vor Gott und Menschen zu haben." Apg. 24:16.
ltg

DIE WTG VERÄNDERT DIE 6000-JAHR-PERIODE!
Endzeit weiter verschoben!
1975 hat mit einem weiteren WTG-Schritt zur Vertreibung aller 1975-Erwartungen begonnen. Es ist erschütternd und tragisch zugleich, mit welcher Leichtgläubigkeit, Einfältigkeit und Kritiklosigkeit die zur Zeit maßgeblichen WTG-Führer offensichtlich rechnen können. Würden sie es sonst wagen, uns diese neue 6000-Jahr-Verschiebung zuzumuten? Nr. 1/75 des "Königsreichsdienst-Ost" beginnt:

Liebe Königreichsverkündiger! Nun haben wir schon wieder ein neues Kalenderjahr erreichte Wir wissen, daß in der Mitte der 70er Jahre 6000 Jahre Menschheitsgeschichte ablaufen werden. Doch wissen wir, daß außerdem anscheinend nahezu parallel dazu noch eine andere Zeitperiode abläuft, nämlich die ersten 6000 Jahre vom 7000jährigen Ruhetag Gottes, der .nach der Erschaffung Adams und Evas begann. Das Ende dieser 6000 Jahre würde den Abschluß dieses Systems der Dinge bedeuten, worauf die Herrschaft Jesu Christi folgen wird. Tag und Stunde dieses Zeitpunktes kennen wir natürlich nicht und können wir auch nicht berechnen, wie wir heute die Menschheitsgeschichte berechnen können. Doch wir haben uns nicht für eine Anzahl Jahre oder ein bestimmtes Datum Jehova hingegeben. Wir haben die Ewigkeit im Sinn und dienen ihm mit dieser Einstellung.

Das schlägt dem Faß den Boden aus! Eine andere Zeitperiode "außerdem anscheinend nahezu parallel" zu den 6000 Jahren, die bisher verkündigt wurden? Schon die sonderbare Formulierung "außerdem anscheinend nahezu" ist eine Zumutung! Was haben wir denn da bisher mit 1975 weltweit proklamiert! Der WT vom 1. Januar 1967 hatte uns doch etwas ganz anderes gelehrt, als das, was jetzt "außerdem anscheinend nahezu parallel" herangeschoben wird!

Wir lesen:
1. Januar 1967 DerWACHTTURM
DAS JAHR 1975
Auf der Versammlung in Baltimore gab Bruder Franz in seinen Schlußworten einige interessante Kommentare über das Jahr 1975.
Auszugsweise wiedergegeben, fuhr Bruder Franz fort zu sagen: 'Ihr werdet die Tabelle
[auf den Seiten 31-35 in dem Buch Life Everlasting - in Freedom of the Sons of God gesehen haben. Sie zeigt, daß 6000 Jahre menschlicher Geschichte im Jahre 1975, in ungefähr neun Jahren, enden werden. Was bedeutet das? Bedeutet es, daß Gottes Ruhetag 4026 v.u. Z. begann? Es könnte so gewesen sein. Das Buch Life Everlasting sagt nicht, daß es - nicht so war. Das Buch gibt lediglich die Chronologie an. Ihr könnt sie annehmen oder ablehnen. Wenn es sich jedoch so verhält, was bedeutet das für uns? [Er ging ausführlich auf Einzelheiten ein und zeigte, wie begründet das Jahr 4026 v.u. Z. als Datum für den Anfang des Ruhetages Gottes ist.]

Wir haben damit also uns und der Menschheit seit 1967 das Jahr 4026 v. u. Z. als den berechneten Beginn des Ruhetages Gottes begründet und verkündet! Jetzt aber sollen wir das Gegenteil davon verkünden, nämlich, daß man den Beginn des Ruhetages Gottes und damit den Ruhetag selbst und was daraus folgt nicht berechnen kann! Daß also das Jahr 4026 v. u. Z. überhaupt nichts mit dem Ruhetag Gottes zu tun hat! Also haben wir seit 1967 mit dem WT - neun Jahre lang - schon wieder eine falsche Endzeithoffnung verkündigt!

Wenn WTG-Vizepräsident Franz 1966 in Baltimore 4026 v. u. Z. als Beginn des Ruhetages Gottes begründete - was muß noch geschehen an öffentlicher Täuschung und Falschheit, Endzeitmanipulierung, falschen Hoffnungen und Versprechungen? Denn schon 1955 hatte die WTG zur Frage nach den 6000 Jahren folgendes geantwortet auf "Fragen von Lesern":

1. April 1955 Der WACHTTURM
Fast ganz unabhängig nehmen Chronologen unrichtigerweise an, daß gleich nach Adams Erschaffung auch Jehovas siebente 7000-Jahr Periode der Schöpfungswoche begonnen hatte. Solche rechnen dann, daß von Adams Erschaffung an, von der man jetzt annimmt, sie sei im Herbst des Jahres 4025 v. Chr. erfolgt, 6000 Jahre des Ruhetages Gottes im Herbst des Jahres 1976 enden würden. Indes wäre; auf Grund unserer gegenwärtigen Chronologie (die, wie wir zugestehen, unvollkommen ist), der Herbst des Jahres 1976 im besten Falle das Ende der 6000 Jahre der Menschheitsgeschichte, der 6000 Jahre des menschlichen Daseins auf Erden, und nicht der 6000 Jahre der siebenten 7000-Jahrperiode Jehovas.

Ja, es muß für Adam ziemlich viel Zeit erfordert haben, allen Tieren Namen zu geben, wie er dazu beauftragt wurde.
Erst nachdem Adam diese Arbeitszuteilung beendet hatte, wurde seine Gehilfin Eva erschaffen.
Gerade die Tatsache, daß niemand heute (da es zu Jehovas Geheimnis, gehört) feststellen kann, wieviel Zeit Adam und später auch Eva während der Schlußtage der sechsten Schöpfungsperiode lebten, zeigt uns, daß auch jetzt niemand feststellen kann, wann sechstausend Jahre des heutigen Ruhetages Jehovas zu Ende kommen. Offensichtlich müßte die unbekannte Zeit, die Adam von seinen 930 Lebensjahren vor dem Beginn jenes siebenten Ruhetages Jehovas lebte, zu dcm Jahre 1976 hinzugezählt werden.

Der WT lehrte also 1955, daß mindestens die ganze unbekannte Zeit, die Adam brauchte, um allen Tieren Namen zu geben, bevor Eva erschaffen wurde - und das sei "ziemlich viel Zeit" gewesen - zu dem Jahre 1976 hinzugerechnet werden müßte, um auf den Zeitpunkt für das "Ende dieser Welt", und den Beginn der 1000-Jahrherrschaft Christi zu kommen. Da diese Zeit jedoch unbekannt ist, sei es unmöglich, Anfang und Ende des Ruhetages Gottes, und damit das "Ende" jetzt auch nur irgendwie festzustellen. Auf jedes Fall könnte das erst nach "ziemlich viel Zeit" nach 1976 sein! Machen wir uns eine Vorstellung. Wieviel Zeit mag Adam gebraucht haben, um allen Tieren auf der Erde, in der Luft, unter der Erde und in den Ozeanen Namen zu geben?

Es gab weder Schiff, noch Flugzeug, noch Auto, noch U-Boot. Er mußte vom Nordpol bis zum Südpol, kreuz und quer und rund um den Äquator zu Fuß gehen. Das mag Jahrzehnte, ja Jahrhunderte gedauert haben, auf jeden Fall "ziemlich viel Zeit", wie der WT sagt. Wenn wir dazu in Beziehung setzen, daß mit 1975/76 aber "diese Generation" am Ende ist, daß in wenigen Jahren oder Monaten schon auch die letzten Alten, die schon 1914 geglaubt haben, was der WT predigte, tot sind, was ergibt sich dann?

Was sollen wir nun uns und unseren Mitmenschen sagen? Zum Narren gehalten wurden wir! Das ganze Verkündigungswerk ist lächerlich und unglaubwürdig! Wie konnte denn seit 1966/67 verkündigt werden, der Ruhetag Gottes habe begründet 4026 v. u. Z. begonnen und Ende somit 1975/76, wenn schon 1955 erklärt wurde, daß das unmöglich ist? Sitzen in Brooklyn auf dem "Wachtturm" Gaukler oder Taschenspieler, die selbst nicht mehr wissen, was sie alles schon anders verkündigt haben? Und nun wollen sie uns damit niederhalten, daß wir uns nicht für eine Anzahl Jahre hingegeben haben, sondern für die Ewigkeit! Das ist doch ein Freibrief für jede weitere Manipulation mit uns! Soll das heißen. daß wir still zu halten haben, wenn sie immer wieder neue Termine und neue Zeitperioden proklamieren, ob wir darüber hinsterben oder nicht? Ob wir das erleben oder nicht? Jetzt, wo sie wieder verschieben, machen sie auf einmal wieder einen Unterschied zwischen ihren 6000-Jahrberechnungen. Und uns wird ein Gegensatz auferlegt zwischen "einer Anzahl von Jahren" und der "Ewigkeit" als ob eins das andere ausschließt. Die Wahrheit ist doch aber, daß wir uns alle sehr wohl auch für eine "Anzahl von Jahren" hingegeben haben, für die Endzeitjahre, was überhaupt nicht in Gegensatz oder Widerspruch zur Ewigkeit steht. Beides gehört vielmehr zusammen! Und wenn eins nicht stimmt - wenn sich also keine "Anzahl von Jahren" an uns in "dieser Generation" erfüllen - dann ist auch das andere unglaubwürdig, weil beides zusammen gehört. Jawohl, wir haben uns auch für eine Anzahl von Jahren hingegeben, in Verbindung mit der WTG, bezogen auf die Endzeitverkündigung der WTG, die nun wieder nicht stimmt!

Das heißt, "diese Generation" erlebt also nichts! Es gibt sie als solche nicht! Denn sie muß auch ins Grab sinken. Mit der "unbekannten Zeit" Adams nach 1976 ist auch sie erledigt. Wir haben tatsächlich uns und die Welt wieder zum Narren gehalten. Die WTG weiß nur zu klar, daß sie mit 1975 auf einem Pulverfaß sitzt, das nicht explodieren darf, das vorsichtig weggerollt werden soll.

Warum stehen die Ältesten jetzt nicht auf, prüfen alles nach und sagen der WTG: Bis hierher und nicht weiter! Erkennen sie wirklich nicht, wie die WTG alle immer um ein Stückchen weiter hinhält? Wo ist ihre in 1. Tim. 3:2 geforderte Lehrfähigkeit geblieben?
(Nach einer Zusendung aus Karl-Marx-Stadt)

Der Feigenbaum blüht nicht, das Werk des Olivenbaumes ist ein Fehlschlag
Die Kerngedanken des WT für Studium und Verkündigung geprüft
WT Nr. 21 vom 1. November 1974
"Ein größeres Problem als die Drogensucht" -
"Ursache und Behandlung des Alkoholismus -
An erster Stelle im WT Alkoholismus zu stellen, läßt bedenkliche Fragen noch der Situation in der Organisation selbst aufkommen. Wegen 1975 vielleicht nicht ganz unberechtigt. Auf Befreiung von Alkoholismus ist man jedoch nicht auf den WT angewiesen. Das ist generell eine Sache des Gesundheits- und Sozialwesens des Landes, was durch den WT nicht beeinflußt wird, was auch nicht Gegenstand der Verkündigung ist. So scheint der WT tatsächlich auf die Lage in der Organisation selbst zu zielen. Daß die sittlichen Lehren der Bibel hierbei hilfreich sind, steht außer Frage, aber nicht nur in der WT-Organisation. Andere Kirchen und Religionsgemeinschaften predigen nicht nur, sie helfen auch praktisch durch diakonische und caritative Einrichtungen, ohne dabei nach dem Glauben zu fragen, was die WTG nicht tut (Luk. 10:29). Ohne Zweifel spielt "eine feste Grundlage für die Zuversicht, daß die Probleme des Lebens zufriedenstellend gelöst werden", die entscheidende Rolle. Doch was bietet die ungewisse WT-Endzeitverschiebung für eine Zuversicht? Ist sie nicht vor Gott und allen Menschen durch 1975 bloßgestellt? Was die sozialistischen Länder betrifft, so läßt der WT das hier existierende Sozialwesen und die entsprechend ganz anderen Verhältnisse und Sozialmaßnahmen sträflich außer acht. Auch darum ist solche "Verkündigung" hier politisch verantwortungslos.

"Wie falsche Götter das Volk Israel verlockten" -
Zweck des Artikels ist, jedes Überprüfen der Verhältnisse zur WTG schon im Keim zu verhindern, als ob alles, was dazu drängt, nur abscheulichste Verlockung wäre, verursacht durch "schändliche Begierden des Fleische". Vor allem die doch nur jetzt zu berechtigt auftauchenden menschlich-sozialen Bedenken gegen die WTG-Lehren sollen als "Begierden des Fleisches" erstickt werden, noch ehe sich jemand ihrer Berechtigung als schöpfungsbedingt bewußt wird. Man weiß in Brooklyn, daß nach der Abkehr von der "einen Hoffnung" und Hinlenkung auf irdische Utopien seit 1935 (Eph. 4:4, Phil. 3:17-20) ein Überprüfen unter dem Gesichtspunkt der allgemeinen schöpfungsbedingten sozialen Interessen am meisten zu fürchten ist. Das alte Israel ist hier gar kein Vergleich mit seinem theokratischen Staatswesen. Christen leben in der Zerstreuung, in ihren doch gottgegebenen menschlichen Bedürfnissen auf unterschiedlichste soziale Ordnungen angewiesen, die die WTG global verteufelt, obwohl es ohne sie nicht geht: "Todbringende Verlockungen!",

"Einen glühenden Haß entwickeln!". Nein, die sich aus den natürlichen sozialen Bedürfnissen gegen die WTG ergebenden Bedenken und Verlangen sind keine verwerflichen "Begierden des Fleisches", gegen Gott gerichtet.

"Gottes Barmherzigkeit weist Sündern den Weg zurück" -"Ausgeschlossenen gegenüber einen ausgeglichenen Standpunkt einnehmen" -
Beide Artikel zielen darauf ab, die von der WTG in ihrer Intoleranz selbst geschaffene Mauer gegen jene wieder zu überwinden, die sie einst ausschloß oder die sich von ihr abwandten. "Lieblos und unmenschlich . . . solche Situationen entstanden manchmal", gibt der WT jetzt zu. Unmenschlich gegenüber jenen Brüdern und Schwestern? Ist das nicht furchtbar? Nur verschweigt der WT, daß die WTG selbst für die Normen des Verhaltens verantwortlich ist. Vielmehr stellt sie sich selbstgerecht als der "Vater" des "verlorenen Sohnes" dar. Aber hat sie nicht selbst Hundertausende durch ihre früheren und gegenwärtigen Bibelmißdeutungen davongetrieben? Immer wurden die zu Schuldigen gemacht, die daran geglaubt haben. Wenn man nun die "Ehemaligen" wieder grüßen, sprechen und besuchen darf, so möge es vor allem dazu benutzt werden, zunächst die wirklichen Gründe ihrer Abkehr von der WTG unvoreingenommen kennenzulernen.

"An der Mehrung der Königreichsverkündiger teilhaben" -
Der Lebensbericht eines Vollzeitdieners im WTG-Dienst. Aber Einsatz und Aufopferung zeichnet auch andere Christen aus. Hilfe in Not andere Kirchen und Gemeinschaften noch mehr! Wenn man darum weiß, wirkt dieser Bericht auf alle Andersdenkenden selbstgerecht. Bedauerlich ist, daß sich unser Bruder George Nishet dabei zur Verherrlichung der WTG-Mehrung hergibt, die doch gar nichts beweist, weil andere noch größere Mehrungen aufzuweisen haben. Der scheinbar ganz nebenbei einfließende Hauptgedanke für die WTG ist jedoch der Ausruf unseres Bruders George Nishet: "Und welche atemberaubenden Ereignisse stehen uns i n d e n k o m m e n d e n J a h r e n noch bevor!". So ist der Hauptzweck des Artikels eindeutig: Vertreibung aller 1975-Hoffnungen, damit alle der WTG weiter bedenkenlos folgen, wohin sie auch führt.

"Lichter der Welt während 1900 Jahren" -
Eine Neuanwendung des Gleichnisses von den zehn Jungfrauen. Wen meint der WT konkret mit denen, die "all die Jahrhunderte hindurch" so "wie wahre Christen" gelebt hätten? Es gab doch da gar keine WT-Erkenntnisse, und doch waren das keine falschen Religionisten? Was bedeutet das für heute? WTG-Absicht in der Hauptsache indes ist, zu weiterem Warten hinzuhalten, die als töricht hinzustellen. "die damit gerechnet haben, daß er früher erscheine" und nun "in ihren persönlichen Erwartungen enttäuscht" sind. Auch das zielt deutlich auf die Verdrängung des 1975-Fehlschlags, wobei sich die WTG wieder die Hände in Unschuld zu waschen versucht. Alle sollen weiter "beständig folgen", wohin es auch geht.

WT Nr. 22 vom 15. November 1974
"Homosexualität. Ist der biblische Standpunkt vernünftig?" - "Können sich Homosexuelle ändern?" -
Ringt die WTG wirklich so mit Homosexualität, daß das an erster Stelle im WT behandelt wird? Ansonsten ist das alles Maßlos aufgebauscht, da Homosexualität ein absolutes Minderheitsproblem ist. Generell betrifft das als eine Variante der Sexualität nur 1 bis 4 Prozent. (Für Dich, 2/1975, Berlin). Oder sind sie im Hauptbüro irgendwie geblendet auf Grund ihrer eigenen Bedingungen des Ledigseins für Mitarbeiter? Oder auf Grund der eigenen Enthaltsamkeitsforderungen bis zum Standesamt? Sicherlich haben einige die Möglichkeit, sich an den WTG-Rechtsberater Hayden C. Covington zu wenden, der mit Frau und Tochter das Hauptbüro in Brooklyn verlassen hat.

"Was verraten die Kirchenbauten der Christenheit?" -
Wenn in dieser Sache Einwirkungen durch nichtchristliche Kulte vorliegen, was historisch bezeugt wird, dann betrifft das lediglich die Formen des Gottesdienstes, nicht den Glauben an Gott und Christus selbst, der dadurch nicht infrage gestellt werden kann. Schließlich hat die WTG selbst zunächst lange Zeit viele kirchliche Formen übernommen und gepflegt, so das Symbol "Kreuz und Krone", das bis zur WT-Ausgabe vom 15. Oktober 1931 auf jedem WT erscheint. War das bis dahin trotz dieser Form des jetzt als falsch bezeichneten Kreuzesglaubens kein Glaube an Gott und Christus? Der WT mißt hier also mit zweierlei Maß (Spr. 20:10). Da die WTG jedoch als Endzeitgemeinschaft überhaupt nicht ernstzunehmen ist, wie die neuerliche 1975 Weltirreführung wieder beweist, wie sollte man da die Königreichssäle der Zeugen Jehovas vorziehen?

"Deckt Gottes Barmherzigkeit alle deine Sünden zu?" -
Mit dem Minderheitsproblem der Homosexualität steht oder fällt keine andere Kirche, selbst wenn sie das als Schwäche belastet. Die WTG betreibt hier pauschale Diffamierung. Doch Gott ist kein faschistischer Diktator, der alle, die seinen Namen anrufen, unter Sippenhaft hält wegen einiger von ihnen. Zum anderen. Das ganze Problem von Sünde und Barmherzigkeit wird hier mit sträflichem Leichtsinn behandelt, offensichtlich von WT-Schreibern, die dem Christus überhaupt nicht angehören. Da lautet die Überschrift zu einer Kernfrage: "Keine Straffreiheit für solche, die Sünde treiben." Diese Überschrift ist eine ganz grobe Entstellung! Es wird völlig mißachtet, daß Christen nicht unter dem Gesetz, sondern unter Gnade leben! Lies, was Paulus selbst sagt: "Der gute Wille ist bei mir wohl vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht, denn ich tue nicht das Gute, das ich tun will, sondern vollbringe das Böse, das ich nicht tun will. Oh ich unglückseliger Mensch, wer wird mich von diesem Todesleibe erlösen? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn. So gibt es also jetzt kein Verdammungsurteil mehr für die, welche Christus Jesus angehören" (Rö. 7:14-25, 8:1)

Niemand steht mehr unter dem Gesetz, alle vielmehr unter Gnade (Rö. 6:14). Die zitierte und proklamierte WT-Überschrift steht in krassem Gegensatz zu diesen Ausführungen des Paulus. Wie ist das möglich? Erstens weil die WTG alles unter ihre haltlos irdische Vernichtungstheorie beugt, die nun mit 1975 wieder bloßgestellt ist. Zweitens wird zwischen dem Gesetz des alten Bundes und den Grundsätzen des neuen Bundes für alle Menschen nicht genau unterschieden. Und endlich liegt insgesamt eine Vergewaltigung zugrunde, weil die Lehren des neuen Bundes (Testamentes) ausschließlich für die "Kirche", für die "Glieder des Christus" aus den Juden und Nationen sind, und für keine "irdische Klasse", die die WTG seit 1935 entwickelt hat (Phil. 3:17-20, Eph. 4:4-6, Gal. 1-6-9). Darum ist dieser ganze WT-Artikel in seinem Wesen unseriös, oberflächlich, entstellend.

"Keine geistige Energiekrise für die Verständigen" -
Dreister geht es nicht! Leider zeigt die Erfahrung, daß einem unverfrorenen, selbstsicheren, festen und dreisten Auftreten umso leichter von vielen geglaubt wird! In anderer Beziehung haben wir das schon bis 5 Minuten nach 12 erlebt. Was für eine dreiste Umkehrung der Tatsachen! Der Jahrestext 1974 mit seinem Eingeständnis von "nicht blühen" und "Fehlschlag" und die Streichung "von Jehova gelehrt" aus dem WT sowie die jetzt zu beobachtende geschickte Ablenkung von einem "gewissen Datum", nämlich 1975, beweisen, daß die WTG selbst es ist, die in die größte Krise ihrer Existenz geraten ist! Das Gleichnis von den Jungfrauen wird mißbraucht, um die als Toren zu verleumden, die das erkennen! Es ist erstaunlich, wie leicht es die WTG wieder zu haben scheint, von ihrer eigenen Misere und Krise abzulenken und mit dem Finger auf die anderen zu zeigen. Wird sie das retten?
W-Ko.

MENSCHENPLANE SCHEITERN - GOTTES VORSATZ GELINGT!
Eigentlich fehlt in der Überschrift des Hauptartikels im WT 20/74 ein entscheidender Satz, der sofort richtigstellen und die tatsächliche Situation vermitteln würde. Folgenden Satz müssen wir uns eingeschaltet denken: Menschenplane scheitern? - in der Interpretation der WTG - Gottes Vorsatz gelingt!

Wenn von "Menschenplänen" die Rede ist, dann ist zu fragen, aus welcher Vollmacht glaubt der Schreiber dieses WT-Artikels zu schreiben? Aus göttlicher Vollmacht doch wohl kaum. Denn wer diese beanspruchen wollte, müßte erklären, daß er (der WT) unter Inspiration, mit ausdrücklicher Billigung Gottes diesen Artikel geschrieben habe. Ein solches Verfügungsgedenken über Gott, meinen wir, wird der WT doch nicht beanspruchen wollen. Außerdem würde der WT in Widerspruch zu sich selbst geraten, da er ganz eindeutig erklärt hat, daß auch kein Überrestglied unter Inspiration stehe, und also auch nicht aus dieser Vollmacht handele oder schreibe.

Dieser ausdrücklichen Feststellung kann nur ganzherzig und konsequent zugestimmt werden. Da wir, wenn schon von "Menschenplänen" die Rede ist, folgende Tatsache sicher als Wahrheit anerkennen: Kein Christ der Erde, kein Zeuge der "großen Volksmenge" noch je ein Überrestglied, ganz allgemein, kein Mensch ist "heilig, noch ist er sündenlos wie Christus Jesus". Wer also den Mut nicht hat noch den Wahn, von sich zu behaupten, er sei "sündenlos und heilig" ist ein nachadamischer, unvollkommener Mensch. Folglich können nur "Menschenpläne" und ebensolche Taten das Werk seiner Erkenntnis und Hände sein. Aus diesem, seinem gebrochenen Sünderverhältnis zu Gott und Christus, kann dieser Mensch seit Adam nur "Menschenpläne" machen, keine anderen. Etwa solche von "gottähnlicher Qualität" kann er sich nur anmaßen. denn Gott versichert ihn dessen nicht.

Ganz anders zu der Zeit, als Menschen zur Zeit des Alten und Neuen Bundes unter Inspiration standen. Die Nähe Gottes wirkte unmittelbar. "Menschenplane" standen unter seiner Vorsehung und seiner Korrektur, er machte "gerade Bahn ,für, ihre Füße". Aber dieses Vorrecht göttlicher Leitung menschlicher Pläne wurde uns entzogen.

Wir vernehmen Gottes Warnungen nicht mehr unmittelbar, wenn Gott mit "Menschenplänen" nicht einverstanden ist. Hier sind wir unserem christlichen Gewissen überlassen und unserer Fähigkeit zu straucheln oder Gott zu gefallen. Aber, Gott sagt keinem Christen, du bist mir wohlgefällig oder du strauchelst. Nein, keine Mahnung unseres Vaters erreicht uns direkt. Daran sollten wir immer denken, bevor wir etwas sagen oder schreiben, und uns darin auf Gott berufen.

Wenn Gott uns per dato 1914 von "Menschenplänen" befreit hätte, dann wäre vernehmlich und eindeutig sein Wort an den Erdkreis ergangen. Gottes Auftrag für den Überrest unter den "Zeugen Jehovas" der Neuzeit hätte dann etwa wie folgt ergehen müssen: "Der Überrest und die große Volksmenge, diese ab 1935, organisieren und verwalten theokratisch das Leben der Menschen auf Erden. Christus Jesus ist ihr oberster Regent und Fürst. Jehovas Zeugen und ihre sichtbare Organisation, die WTG und ihre leitende Körperschaft tun dies anstelle, als von Gott befohlene Nachfolger, der weltlichen politischen Regierungen und Obrigkeiten, denen diese Aufgabe bis zum Jahre 1914 oblag".

So hätte der Souverän des Erdkreises sprechen können, um eine theokratische Verwaltung der Erde durch die WTG seit 1914 zu begründen. Nirgendwo wurde es so verbindlich und unzweifelhaft von Gott für Christen hinterlassen, durch Christus Jesus den Menschen der Erde erklärt. Kein "Zeuge Jehovas" der Neuzeit hat unter Inspiration vom Schöpfer erfahren, daß Gott mit "Jehovas Zeugen" und den Menschen einen solchen Vorsatz über seine Geschöpfe kundmachen wolle. Also machen wir, alle Menschen der Erde, Gerechte und Ungerechte, sofern wir nicht "heilig und sündenlos" sind, weiterhin "Menschenpläne" und folgen darin als sündige Menschen vor Gott seiner Weisung aus 1. Mose 1:28, " - . . füllet die Erde und unterwerfe sie euch".

Menschenpläne können scheitern, das ist ganz außer Frage. Es wird überhaupt nicht bestritten. Es gehört zum Menschen schlechthin, da er u. a. auch der Irrtumsfähigkeit unterworfen ist. Folglich können Menschenpläne sich als falsch, ungenau oder gar spekulativ erweisen. Lediglich Gott blieb es vorbehalten, Vorsätze und Pläne aus göttlicher Vollkommenheit absolut komplex bezüglich einer Sache oder eines Geschehens zu durchdenken und dementsprechend zu handeln. Das heißt, nur Gott der Schöpfer und Souverän kann universal und komplex, sowohl die Bewegung als auch den Zustand der Ruhe eines Geschehens, in allen Formen und Beziehungen zu anderen Geschehen, auch zeitlich koordiniert zugleich erfassen und bewältigen.

Gott schaut in die Herzen der Menschen. Er allein kann jegliches Tun und Geschehen bereits dann beurteilen, wenn es noch nicht vollendet ist, für Menschen demnach noch gar nicht als Wirklichkeit sichtbar geworden ist. Das ist der Grund, der wesenhafte Unterschied, der "Menschenplane" von "göttlichen Plänen und Vorsätzen" verschieden, und darin nicht vergleichbar macht.

Überrestglieder stehen nicht unter Inspiration. Aus diesem Grunde können sie auch kein Übertragungsglied bzw. Kanal dieser göttlichen, vollkommenen Informationen und Fähigkeiten sein. Die Inspiration war Gottes Hilfe für den Menschen, um diesen wesenhaften Unterschied zu überbrücken.

Menschenpläne können scheitern, angesichts der Universalität Gottes, keine Frage. Aber diese Tatsache des Lebens schlägt um den WT und die WTG keinen Bogen. Auch hier stehen "Menschenpläne" zur Disposition vor Gott und werden geprüft. Diese Pläne können erfolgreich sein oder auch scheitern. Zum Beispiel dann, wenn der WT der Versuchung nicht widerstehen kann und in Gottes Geheimnis eingreifen will. So geschehen 1914, 1925, 1945 und die Menschenpläne des WT, das Jahr 1975 betreffend. Da auch der Überrest, die leitende Körperschaft und die "große Volksmenge" nicht im Besitz menschlicher Vollkommenheit sind, wie sie Adam und Eva bei ihrer Erschaffung besaßen, leiden sie alle an einem Mangel hinsichtlich Gott, den keine Erkenntnis aufwiegen kann. WT 20/74, Seite 636 sagt dazu: "Deshalb müssen alle Gehorsamen zu menschlicher Vollkommenheit emporgehoben werden, wie sie Adam und Eva bei ihrer Erschaffung im Garten Eden besaßen."

Es ist unzweifelhaft ebenfalls ein Menschenplan, wenn der WT eine solche Erkenntnis niederschreibt. Unwillkürlich ist man versucht zu fragen, ja und, was dann? Angenommen, es verhielte sich wirklich so, wie die WT hier schreibt, dann würden die "Gehorsamen" die Stufe "adamischer Vollkommenheit" erreichen, und dann? Dann stünden die "Gehorsamen" entsprechend dem WT "menschlich vollkommen" vor Gott, wie sie es vor dem Sündenfall in Eden waren. Um Gottes Vorsatz mit den Menschen gelingen zu lassen, ist diese Stufe menschlicher Vollkommenheit nicht erforderlich. Gott hat diese Stufe in der. Bibel nicht zur Voraussetzung des Gelingens seiner Pläne und Vorsätze mit den Menschen gemacht. Es ist nur menschlich planende Schlußfolgerung über Gottes Vorsatz mit den Menschen. Es ist nur ein geistiges Hilfsmittel, sich wie der WT vorzustellen, daß Gott diese menschliche Vollkommenheit des früheren Adam aus Eden gebrauchen müsse, um seine Vorsätze gelingen zu lassen. Gott ist dem System dieser Erde, unserer Daseinsweise, nicht unterworfen, denn nicht er ist uns untertan, sondern wir dem Schöpfer. Damit ist aus den Grenzen des Menschen der Zustand seiner Gotteskindschaft festgelegt. Adamische Vollkommenheit wie sie Adam vor dem Fall besaß, ist nicht der Schlüssel zum Paradies.

"Alle Ungehorsamen, die diesem Vereinigungswerk Widerstand leisten, ja auch Satan und seine Dämonen, werden für immer vernichtet werden, so daß sie den Frieden nie mehr stören können (Offb. 20:7-15, Apg. 24:15)" WT 20/74, Seite 636.

Menschliche Vollkommenheit im Bilde Adams ist ungeeignet, dieser Friedenshoffnung des WT-Weltbildes über Gottes Vorsatz mit seiner Schöpfung zu genügen. Denn trotz menschlicher Vollkommenheit Adams vor dem Fall hat diese menschliche Vollkommenheit nicht ausgereicht, möglichen Ungehorsam gegen Gottes Vorsätze zu beseitigen, wie dieser ab 1. Mose 2:17 erkennbar wird. Ein Rückfall in Sünde kann also keinesfalls ausgeschlossen werden. Außerdem wissen wir, daß sogar ein Geistwesen, nämlich Satan, als es noch Luzifer hieß, gegen Gott rebelliert hat, und so zum Vater der Sünde wurde. Jes. 14:13, 1. Mose 3:4-5. Daß Menschen einen sogenannten freien Willen haben, wie er durch den WT immer wieder festgestellt wird, unterstreicht nur einmal deutlicher die Willkürlichkeit und Anfälligkeit des Menschen, und in welchem Maße ein Rückfall in Rebellion gegen Gott möglich wäre.

Die "Philosophie" der WTG, ihr Weltverständnis, ist eben doch nicht in sich geschlossen, wie sie sich von Prof. David Ehrenfeld, USA, nachsagen ließ: "Unter den . . . jüdisch-christlichen Religionsgemeinschaften gibt es außer Jehovas Zeugen kaum eine, die eine ausgeglichene Philosophie über den Menschen in Verbindung mit seiner Umwelt formuliert hätte." Auch Jehovas Zeugen haben eine Philosophie"? Bisher wurde dem immer widersprochen im WT, wurde Philosophie als zur "Welt" gehörig abgelehnt. Im Falle von Erwachet (hier Nr. 17/74, Seite 11) mag die Toleranzschwelle diesbezüglich etwas höher liegen, da WT und "Erwachet' für verschiedene Leser mit verteilten Rollen arbeiten.

"Über den Menschen in Verbindung mit seiner Umwelt" sagt WT 20/74, Seite 629: "Selbst durch den Zusammenschluß der Völker in der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) wirken die politischen und militärischen Führer dem Vorsatz Gottes entgegen. Es handelt sich dabei in Wirklichkeit um eine Verschwörung gegen Gott." Ob man diese Aussage des WT, daß die UNO eine Verschwörung gegen Gott sei, die Philosophie der WTG nennen sollte, mag Prof. David Ehrenfeld entscheiden. Wir gehen davon .aus, daß die UNO sehr wohl weiß, daß sie auch nur "mit Wasser kochen" kann, also Menschenpläne macht. Aber deshalb müssen diese Pläne nicht gegen Gott gerichtet sein. Es könnte ja durchaus sein, daß die UNO nicht verstehen kann, weshalb ihre Tätigkeit "in Wirklichkeit eine Verschwörung gegen Gott" sei, wie der WT erklärt.

Die UNO wird ganz allgemein davon ausgehen, ihr eigenes Tun als menschenfreundlich anzusehen. Darin wird sie keine Verschwörung gegen Gott erkennen können. Anders der WT, da er WTG und Gott praktisch gleichsetzt, liegt die Interpretation einer Verschwörung gegen Gott nicht mehr so fern. Wenn der WT nun demütig wäre, dann würde er auf solche interpretierte "Verschwörung gegen Gott" verzichten, Da er nicht wissen kann, ob Gott mit dem WT einverstanden ist. Aber das wäre wohl zu viel verlangt oder nicht?

Da der WT zu keinem "Menschenwerk" wie in der WHO oder UNESCO anreizt, muß sich eben die UNO dieser "Menschenpläne" annehmen. Irgendjemand muß schließlich etwas tun, u. a. auch für den WT, die WTG und ihre Beamten, und die Zeugen Jehovas muß es mitgetan werden.

Stückwerk sind diese UNO-Pläne allemal, aber nicht deshalb, weil sie die UNO tut oder zu tun verspricht. Auf der Erde kann nur Unvollkommenes geschehen, da das göttlich Vollkommene noch nicht seinen Platz auf Erden hat. Selbst die WTG kann nur unvollkommenes Stückwerk vollbringen, auch hier sind nur unvollkommene Menschen am Werk. Siehe WT 20/74, Seite 636, Abs. 53!

Die "böse Feindschaft" zwischen UNO und Gott kann der WT nur deshalb setzen, weil er absichtlich "göttliche Pläne" und "Menschenplane", künstlich in einen Konkurrenzkampf treiben will. Obwohl der Erdkreis, die Welt, den Menschen ganz allgemein als Lebensraum und Daseinsort von Gott übergeben ist. Eine andere Lebensbasis und Umwelt wurde von Gott für Menschen nicht bestimmt, da 1. Mose 3:22-23 nicht aufgehoben ist. Flucht aus der Welt ist nur dem WT auf dem Papier möglich. Kein Mensch kann der Last und Mühe dieser Erde wirklich entfliehen. Kein Überrestglied kann sich zur Zeit seines Lebens, und als unvollkommener Mensch aus der Dimension Erde entfernen. Gottes Vorsätze sehen es unter diesen Bedingungen nicht vor. Alle Menschen sind dem Staub der Erde verhaftet, denn von diesem wurden sie genommen. Wer das begriffen und eingestanden hat, wird weniger selbstgerecht Urteile fällen, und sich darin auf Gott berufen. Zu dieser Selbstgerechtigkeit, die sich auch noch auf Gottes Wohlwollen beruft, besteht überhaupt keine Veranlassung. "Sacktuch und Asche" wären viel angemessener. Demut wäre vonnöten.

Wenn der WT seine eigenen Aussagen ernster nehmen würde, vor allem seine Brüder und Schwestern, dann könnte z. B. folgender Satz gar nicht in die Druckpresse gelangen: "18 Der Zwiespalt zwischen der Menschheit und Gott spiegelt lediglich den Zwiespalt wider, der im unsichtbaren Bereich des Himmels zwischen Satan samt seinen Dämonen und Jehova Gott besteht." WT 20/74, Seite 629. Wenn dieser Satz Wahrheit sein soll, dann kann die UNO z. B. gar keine einseitige "Verschwörung gegen Gott" sein. Denn der Zwiespalt, den der WT hier aussagt, widerspiegelt auch, daß sowohl das Gute wie das Böse in der UNO vertreten sind im Ringen um den Menschen, um die Menschenrechte, deren Gutes nicht bestritten werden kann. Aus dieser Tatsache spreche nur die "alte Situation", wie sie im Garten Eden seit dem Sündenfall das Leben der nachadamischen Menschen bestimmte. Von da an widerstreiten das Gute und das Böse. Diese Situation kennzeichnet das Leben der unvollkommenen Menschen. Sie macht vor der Tür der UNO nicht halt, noch verschont sie den Turm der WTG.

Da wir allemal sündige Menschen vor Gott sind, können wir seinen göttlichen Vorsatz nur so begreifen, daß unsere Errettung nur in gnadenvoller Verbindung mit Christus Jesus geschehen kann. Denn Christus war der einzige Mensch und Gottessohn, der der Versuchung des Widerstreits bzw. Dualismus von Gehorsam und Rebellion widerstanden hat.
W. D.

NICHT DIE ERKENNTNIS, DIE LIEBE IST DER MASSTAB
WOHIN GEHEN? WAS TUN?
"Das Gewissen muß stets berücksichtigt und darf niemals unterdrückt oder vergewaltigt werden. Ebensowenig sollte jemand, der seinem Gewissen folgend einen anderen Standpunkt vertritt, aus diesem Grunde von seinen Brüdern geringgeschätzt werden, selbst wenn deren Gewissen die Sache anders beurteilen. Laßt uns daran denken, daß nicht die Erkenntnis uns heiligt. Der Apostel weist darauf hin, daß die Liebe in den Augen Gottes der wertvollste Bestandteil unseres Charakters ist." (Zit. J. B.) Dies sagte C. T. Russell als sichtbar wurde, daß es mit 1914 kein Harmagedon-Ende geben würde. C. T. Russell ist 1916 viel zu früh gestorben, wie auch der von ihm persönlich unerledigte 7. Band Schriftstudien beweist. Die Organisation hätte heute einen ganz anderen Charakter.

Das nun nach 1914, 1925, 1939, 1955, 1965 und 1972 lauthals in die Welt posaunte Datum 1975 und auch sein Fehlschlag sollte alle äußerst bescheiden und lernbereit machen, neue Wege zu gehen. Ja, es ist unabwendbar, in christlicher Verantwortung neue, selbständige Entscheidungen zu treffen. Vor allem für das praktische Leben. Dabei kann es eine wertvolle Hilfe sein, undogmatisch auf Band 6 Schriftstudien von C. T. Russell über Berufung, Organisation. Ordnung, Disziplin, Gesetz, Rechte und Pflichten des Christen zurückzugreifen, bleibende christliche Wahrheiten. Man kann hierzu auch an die Brüder und Schwestern der freien christlichen Gemeinden wenden, die einstmals mit uns verbunden waren. Besonders die Älteren werden sich kennen und darum helfend wirken können.

In der DDR haben wir u. a. den Bund freier Christengemeinden (BfC), Vertreter Br. Peter Förster, 825 Meißen, Roter Weg 10, die Vereinigung freistehender Christen (VfC), Vertreter Br. Martin Domschke, 8023 Dresden. Großenhainer Straße 51, und die Freie Christenvereinigung (FC), Vertreter Br. Martin Pützmann, 703 Leipzig, Bürgerstraße 1. Gemeinden finden wir u. a. in Dresden, Meißen, Karl-Marx-Stadt, Freiberg, Altenburg, Naumburg, Leipzig, Bernburg, Potsdam, Magdeburg, Wilthen, Lützschena und anderen Orten.

In Polen haben wir u. a. die Vereinigung der Bibelforscher (Stowarzyszenie Badazy Pisma Swietego) mit Br. Waclaw Stachowicz, Skr. 94, 00-975 Warszawa 12, die Gemeinschaft der freien Bibelforscher (Zrzeszenie Wolnych Badazy Pisma Swietego) mit Br. Leon Molle, ul. sw. Filipa 13/18a, 31-150 Krakow, und die Missionsgemeinschaft Epifani (Swiecki Ruch Misyjny Epifania) mit Br. Wiktor Stachowiak, ul. Niedzionska 4, 60-406 Poznan 15.

In der BRD haben wir die Tagesanbruch-Bibelstudienvereinigung, die Freie Bibelgemeinde, den Bruderdienst oder den Augustinuskreis. Auch das kath. Informationsbüro für Glaubensgemeinschaften Haisterkirch und die ev. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen geben Hinweise und Auskunft. Unterschiede in Überzeugung und Erkenntnis dürfen und können bei aufrichtigen Christen kein Hindernis sein, denn "wenn ich alle Erkenntnis hätte, aber keine Liebe, so nützte es mir nichts". 1. Kor. 13:2,3. Christliche Liebe erträgt Erkenntnisunterschiede. Erst "wenn das Vollkommene erschienen ist, wird das Stückwerk ein Ende haben". 1. Kor. 13:10. Mehr ist uns nicht zugesagt. Ein Prediger der ev. freikirchl. Gemeinden, Peter Müller, sagte 1972 auf einer Konferenz in Leipzig: Ausschließlichkeitsansprüche unter Christen seien unhaltbar, unterschiedliche Gemeindeordnungen seien zu berücksichtigen, und zu anderen Christen müsse Brüderlichkeit vorherrschen, weil uns keine Einheit der Erkenntnis und des Lobes Gottes hier auf Erden zugesagt ist, wohl aber der Dienst gegenseitiger Zurüstung zum Zeugnis (Wort und Werk 8/72). Wenn Christus selbst jene nicht verurteilte, die anders in seinem Namen wirkten, indem er sagte, "wer nicht wider uns ist, ist für uns" (Mark 9:40), wer sind wir, denen nur "Stückwerk" zugesagt ist, daß wir uns in unduldsamer Rechthaberei mißachten und trennen? Und dadurch uns selbst und das ganze Christentum unglaubwürdig machen? Alle "Allein wir"-Ansprüche müssen fallen!

Soweit die Lage Überschaubar wird - Jehovas Zeugen werden durch die WT-Endzeitunglaubwürdigkeit gezwungen bleibt nur der Weg der Unterschiedlichkeit und Vielfalt in grundsätzlicher Einheit. Dieser Entwicklungsprozeß hat überall eingesetzt und wird sich unaufhaltsam entfalten. Kein Ausschließlichkeitsanspruch bleibt unbehelligt. Die reale Entwicklung verschont niemanden, keine Kirche oder Gemeinschaft, bei Strafe ihres Untergangs. Weil überall aufrichtige Christen sind, und Aufrichtigen Gelingen verheißen ist. Spr. 2:7. Niemand aber kann mehr als "Stückwerk" erlangen. Es bleibt nur dieser Weg der Demut. Diese Samenkörner werden aufgehen!

Wir haben u. a. folgende freien Versammlungsmöglichkeiten:
Gemeinde 806 Dresden, Robert-Blum-Straße 6 (Raum Adv.Gem.), sonntags, Okt./Apr. 14.30-16.00 Uhr (BfC)
Gemeinde 705 Leipzig, Witzgallstraße 10 Jgd.-Zimmer Laurentiuskirch) sonnabends, 14.-00-16.00 Uhr (BfC) -
Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Gießerstraße 36 (Jgd.-Zimmer Josephskirche) sonnabends, 13.30-15.30 Uhr (WO
Gemeinde 7022 Leipzig, Blumenstraße 74 (Raumgemeinschaft), sonntags 14.00-15.30 Uhr (FC) -
Gemeinde Magdeburg, Bärstraße 9 (Raumgemeinschaft) sonntags, 13.30-15.Uhr (VfC) -
Gemeinde Karl-Marx-Stadt. Schloßstraße 4-6 (Raumgemeinschaft), sonntags, 14.00-16.00 Uhr (VfC)
Gemeinde Leipzig, Maurice-Thorez-Straße 22 (Raumgemeinschaft), sonnabends, 16.00-17.30 Uhr (VfC)

"Die Liebe hört niemals auf. Unser Erkennen ist Stückwerk, und unsere Gabe erwecklicher Rede ist Stückwerk. Wenn aber das Vollkommene erschienen ist, wird das Stückwerk ein Ende haben. Jetzt sehen wir wie in einem Spiegel nur undeutliche Bilder. Jetzt ist unser Erkennen nur Stückwerk. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Die größte aber unter ihnen ist die Liebe." (Paulus an die Korinther)
P.

INFORMATIONEN / BERICHTE
Wandel der katholischen Tradition
Über lange Zeit hinweg hatte die Tradition die Schrift zu beherrschen gedroht und es schien, als müßte man der manchmal nicht ganz eindeutigen und von den historischen Zeitläufen mitgeprägten Überlieferung der Kirche mehr glauben als dem Worte Gottes in der Schrift. Erst das II. Vatikanum brachte beide Quellen der Offenbarung wieder in eine vernünftige Relation. Zugleich betonte das Konzil den dynamischen Charakter der kirchlichen Überlieferung: Sie ist nichts Starres und Unabänderliches, vielmehr ist anzuerkennen, daß überlieferte Worte und Werte immer besser verstanden werden und so einem historischen Wandel der Interpretation unterliegen. (Hubertus Guske, Neue Zeit, 11. 1.,75 Bln.)

Schicksale der Zeugen Jehovas in der Sowjetunion
In einigen Gebieten wirkt eine geringe Anzahl der nichtregistrierten Gruppen der Zeugen Jehovas, in überwiegender Mehrheit Werktätige in der Produktion. Jedoch bedeutet ihre Zugehörigkeit eine innere Spaltung, sie entläßt aus den praktischen Dingen, hemmt die Initiative und stört die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, und bringt vor allem ihnen selbst Schaden ein. Sachkundig liegende Arbeit, feinfühliges Verhalten sind gebührende Hilfe, sie zu veranlassen, die umgebende Wirklichkeit vernünftig zu bewerten und in ihr ihren Platz zu finden. Dieser Prozeß der Einsicht ist abhängig von unserem Leben und seinem alltäglichen Einfluß. In der Arbeit mit den Zeugen Jehovas ist es wichtig, den einfachen Gläubigen die Verletzungen der sowjetischen Gesetzgebung zu zeigen. In einem Betrieb in Angarsk wurde 1973 die ungesetzliche Handlungsweise einiger erörtert. Die Arbeiter brachten offen ihre Verurteilung zum Ausdruck. Viele einfache Gläubige überzeugten sich von der antigesellschaftlichen Tätigkeit der Führer. In ihrer Mehrheit sind sie leichtgläubig und kurzsichtig, und nur, wenn sie sich überzeugen, daß jene sie täuschen, beginnen sie, sie zu mißbilligen. Vieles hängt hier ab von der individuellen Arbeit mit den Gläubigen unter Berücksichtigung der Besonderheiten dieser Glaubenslehre. Nur Ausdauer-und Beharrlichkeit und inhaltsreiche erzieherische Arbeit ermöglicht Hilfe. (Aus. W. Fedorow, Nauka i Religia 11/74 Moskau).

Die Wahrheit liebt das Licht
Von oben noch unten geht von Ohr zu Ohr das Geflüster, Jehova habe befohlen, alle früheren Publikationen zu vernichten. Man erklärt dabei, daß das sehr wichtig ist, daß das Pflicht jedes Bruders ist. Natürlich findet man Leichtsinnige überall. Und so plündern sie ohne Nachdenken in den Katalogen der Bibliotheken und stehlen die Verzeichnisse der ungünstigen Publikationen aus den Schubladen. Das Buch steht dann irgendwo auf dem Regal, im Katalog findet man keine Nummer, die Karte ist gestohlen, und das Buch liegt jahrelang ruhig zwischen Millionen verschiedener Bücher, niemand kann es lesen, niemand kann es finden! In der letzten Zeit wurden in einer weltbekannten Bibliothek in Polen unbemerkt aus dem Katalog alle früheren Publikationen von C. T. Russell, J. F. Rutherford, Paul S. L. Johnson und die Publikationen der WTG, die heute für sie nicht mehr an der Zeit sind, auf diese Art zum Verschwinden gebracht! Auch "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft" aus der DDR, Urania-Verlag 1970, hatte dieses Schicksal. Die Leitung der Bibliothek macht sich jetzt die Sorge, das Gestohlene zu ersetzen. Doch die Tatsache des Diebstahls bleibt unvergessen. (Aus: Information aus Polen von J. T.)

Was CV will und was CV nicht kann
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Wir leben in einer gesellschaftlichen Entwicklung, die alle Christen herausfordert, hierzu ihren Platz einzunehmen, was ihre schöpfungsbedingten sozialen Lebensbedürfnisse betrifft. Für Jehovas Zeugen trifft diese Herausforderung zusammen mit dem Bankrott aller ihrer irdischen Hoffnungen durch die WTG, die nun mit 1975 als falsche Versprechungen und falsche messianische Hoffnungen dastehen, vor aller Welt. CV hat die Aufgabe, diese Situation allen bewußt zu machen und zu helfen, in christlicher Verantwortung das Denken und Handeln zu fördern, was sich aus dieser Situation ergibt, was jetzt unumgänglich wird. CV ist darum kein neues unantastbares Lehrmittel, wie man es etwa durch den WT gewöhnt ist, CV ist im Gegenteil ungewöhnlich, weil es zum selbständigen Denken und Handeln auffordert. CV kann sich nicht über die Schrift "hermachen", so daß die Diener am Wort oder Ältesten am Ende nur noch wiederzugeben haben, was ihnen vorgesetzt wird, anstatt selbst schriftgemäße Lehrer zu sein, wie es die WT-Praxis ist. Was hinsichtlich "Glaube, Hoffnung und Liebe, dieser drei" bleibt, in unserer Zeit und Entwicklung, ist unmittelbar in Dienst und Wort in Gemeinde und Versammlung Aufgabe der Ältesten und ihrer Gehilfen. Haben sie diese schriftgemäße Selbständigkeit nicht, dann müssen sie es lernen. CV kann solche Lehrtätigkeit nicht ersetzen. CV ist ein zeitliches Hilfsmittel inmitten einer allgemeinen und speziellen Herausforderung zu christlicher Neuorientierung und Standortfindung, das lediglich in der gegenwärtigen Situation unentbehrlich ist. Die Versammlung muß selbst "mündig" sein. Auch diese CV-Ausgabe möchte dazu Anregungen und Anstöße, hilfreiche Hinweise und brüderlichen Rat geben. CV hat jedoch nur informatorischen Charakter. Legt CV in jeder Studiengruppe mutig auf den Tisch. Die Zeit ist herbeigekommen.
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder, CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung"; Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis.- M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

A 2125-75 V 7 1 660

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 69

Diese CV-Ausgabe wäre möglicherweise in besonderem Ausmaß geeignet, den WTG-Apologeten "den Kamm anschwellen zu lassen". Wird in ihr doch detailliert darüber berichtet, wie die CV und das Uraniabuch in beachtlichem Umfang auch in Polen Verbreitung gefunden hat.
Liest man den diesbezüglichen Text aufmerksam, so kann man unschwer erkennen, dass die CV ihrerseits einen wesentlichen Anteil an der polnischen Verbreitung hatte. Nun, Lobbyistenarbeit wird auch andernorts gepflegt. Es ist nicht erkennbar, weshalb dies im Falle von CV anders bewertet werden sollte. Des einen Leid, des anderen Freud!

Eine These aus dieser CV-Ausgabe sei noch zitiert. Zitiert aus dem Grund, weil sie vielleicht mit am deutlichsten im diesbezüglichen CV-Wust formuliert ist. Ich füge noch hinzu. In der zitierten Form mache ich mir diese These n i c h t zu eigen. Das einzigste was ich diesbezüglich anerkennen würde, wäre. Das sie die Ausgangsbasis für eine Diskussion den Sachverhalt betreffend sein könnte. Allerdings eine detaillierte und vor allem glaubwürdige Diskussion dazu, sucht man in der CV vergebens. Sie schrieb, und nun folgt das angekündigte Zitat:
"Die gegenwärtige WTG Führung gehört neben einigen anderen Kräften in den USA, wie den Führungskraften der 'John Birch Society, dem Christlichen Antikommunistischen Kreuzzug, dem Evangelismus von Billy Graham, der Weltweiten Kirche der Armstrong-Brüder, und der Mormonen-Kirche' in der Tat zum 'rechten Flügel des amerikanischen Konservatismus'. Die antikommunistische politische WTG-Propaganda gleicht fast aufs Wort der politischen Propaganda der John Birch Society, die der amerikanischen Mormonen-Führer Ezra T. Benson 'in unserem Kampf gegen den schleichenden Sozialismus und den gottlosen Kommunismus' für das wirksamste hält, was es gebe. Es ist bemerkenswert, daß diese religiös-politischen rechtsextremen antikommunistischen Kreise in den USA als ein Nachwuchsreservoir für die amerikanischen Nachrichten bzw. Geheimdienste FBI und CIA dargestellt werden. (Süddeutsche Zeitung 11. 9. 74 München, Wochenpost 13. 12. 74 Berlin). In der Frage des politischen Antikommunismus steht die Watch Tower Society direkt neben der John Birch Society."

Vorstehendes steht in der Kontinuität der CV-Bemühung, die WTG in die antikommunistische Ecke zu stellen. Ein "Bonbon" ihrer diesbezüglichen Argumentation ist auch ihre nachfolgende Aussage:
"Es gibt Orts-, Kreis- und Bezirksaufseher der WTG in der BRD z. B., die schreiben ihre 'Felddienststunden' als Verkündiger zusammen, indem sie eine Flut von Briefen an andere schreiben. Das enthebt sie vom undankbaren Haus-zu-Haus-Dienst, und doch haben sie einen 'großen Felddienstbericht'.
In solchen 'Missionsbriefen' hat man das dann u. a. vor sich. Wenn es zum Thema passt, wimmelt es dann von solchen Ausdrücken wie, 'schändliche Kommunisten, Satans Mistwelt, Mistherrschaft, Vollidioten des Teufels, die gottlose rote Religion voll schlechter Früchte, die Teufelsreligionisten Marx, Engels und Lenin, Schwachköpfe, die uns religiös-politischen Propaganda-Käse vorkauen' u. a. m. Es ist unglaublich, von was für einem primitiv-ordinären antikommunistischen Geist solche Personen beherrscht sind, die dann auf Einladungszetteln öffentlich als, 'Beauftragter der Wachtturm-Gesellschaft' angekündigt werden."

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRlFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 69 Gera April 1975

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Liebe Leser
Ähnlich wie 1914 und 1925 stehen wir mit 1975 in einem neuen Bankrott der irdischen WT-Naherwartungen. Um aber jeden zu zwingen, bei ihr zu bleiben und ihr zu folgen, wohin sie auch weiter führt, unterläßt die WTG nichts, um jeden anderen irdischen, sozialen Halt im Verständnis gründlich und völlig zu zerstören. Sie tat und tut alles, um alle Brücken und Rückwege hinter jedem abzubrechen, der ihr folgt. Seit. die Grundsätze der "besonderen irdischen Verpflichtungen" des Christen, wie sie C. T. Russell in Bd. 6 der Schriftstudien durchaus allgemeingültig darlegte, unter J. F. Rutherford und unter N. H. Knorr bis heute verlassen wurden, beherrscht eine rücksichtslose Verdammung und Bekämpfung jeglicher sozialen Orientierung und Mitverantwortung die Verkündigung. Obwohl niemand ohne soziale Ordnung leben kann.

Wir können jedoch überzeugt sein, daß die "besonderen irdischen Verpflichtungen", wie sie hinsichtlich Liebe, Ehe, Familie, Kinder, Arbeit, Lebensunterhalt, Vorsorge, soziale Pflichten, Mitmenschlichkeit und gesellschaftliche Umweltbindung schöpfungsbedingt gegeben sind, stärker sind. Kann etwa jemand ernsthaft den Grundsatz bestreiten, daß alle Menschen tatsächlich zuerst essen, trinken, sich bekleiden, wohnen und arbeiten müssen, wenn sie solche geistigen Dinge wie Religion, Kunst, Wissenschaft, Philosophie, Politik, Ethik usw. betreiben wollen? Ja, auch Religion! Oder kann ein Verhungerter Gott anbeten? Jakobus sagt das mit den Worten: "Was nutzt es meine Brüder, wenn jemand behauptet, Glauben zu haben, aber keine Werke aufzuweisen hat? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester keine Kleidung hat oder an der täglichen Nahrung Mangel leidet, und einer von euch zu ihnen sagt, geht hin in Frieden, wärmt euch und eßt euch satt, ohne ihnen das, was zur Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse nötig ist zu geben, welchen Nutzen hat das für sie?" (Jak. 2:14-16). Mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter in Lukas 10:30-37 sagt auch Jesus, daß in sozialen Fragen der Glaube keine Rolle spielt. Auch hatte Jesus nicht nur seinen kleinen Jüngerkreis angesprochen, als er sagte, "der Mensch lebt nicht vom Brot allein" (Matth. 4:4). Er sagte damit auch, daß alle Menschen zuerst vom Brot leben.

Es gab auch einmal im WT Ansätze zu vernünftigem Denken in sozialer, irdischer Hinsicht. Wir zitieren:
Persönliche Interessen des Menschen.
Die Neigungen zu gewissen fundamentalen Interessengebieten sind jedem Mann, und jeder Frau eingepflanzt, gemäß ihrer menschlichen Natur, die von ihrem Schöpfer entworfen wurde. Solche ihnen von Gott in ihrer Urform eingepflanzten Interessen tragen den Stempel der rechtlichen Anerkennung Gottes und dies als Rechte, die ihnen von Gott übertragen worden sind. (Ein) Naturgesetz ist das der Liebe zum Ich. Die Bibel bestätigt das Vorhandensein dieses Grundprinzips in der menschlichen Natur, das Gott in sie gelegt hat. Dieses starke Recht auf Liebe zu sich selbst drängt jeden Menschen, an die eigene Bewahrung zu denken, an Schutz vor Schädigungen von Leib und Leben, an die Vermeidung all dessen, was ihn verletzen könnte und an die Vorsorge für all das, was zu seiner Weiterexistenz notwendig ist. Diese Interessen für das eigene Ich umfassen ein weites Gebiet und rufen ihrerseits das menschliche Interesse für viele weitere Gebiete wach. (Eines) der Naturprinzipien, die dem Menschen innewohnen, ist jenes der Geselligkeit. 'Das Bedürfnis, das der Mensch hat, in Gesellschaft zu leben, ist eines der Urgesetze der Natur, von denen sich unsere Pflichten und Rechte herleiten, und die Existenz einer Gesellschaft-hängt von der Bedingung ab, die Rechte aller Menschen zu respektierten Wo solche sozialen Interessen auf gesunde Weise gefördert werden, bringen sie Freude und Zufriedenheit. Nur Verbrecher, und geistig Unzurechnungsfähige werden von der Verbindung mit der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen." (Aus: WT 15. Sept. 1956, dt. S. 559-563).

Der mit 1975 wieder eingetretene Bankrott der irdischen WT-Naherwartungen verlangt zwangsläufig auch eine irdische oder soziale Neuorientierung. Natürlich muß damit gerechnet werden, daß die WTG jedes Denken in dieser Richtung bekämpfen wird. Hochmut, Selbstsucht, Eigennutz, Kompromiß, Untreue, Verrat, Auflehnung, Rebellion, Unglaube und ähnliches wird das mindeste sein, was die WTG denen anhängt, die sich jetzt ihrer sozialen christlichen Verantwortung, beginnend gegenüber ihrer Familie, bewußt werden, während die WTG ihre Endzeitlehren erneut ummodelt und verschiebt. Doch es gibt dazu keine Alternative, wenn man von der WTG nicht weiter hingehalten werden will. In den Fragen des "Glaubens, der Hoffnung und der Liebe", die bleiben, muß man sich unmittelbar der Schrift zuwenden. Dabei müssen wir zu der Einsicht kommen, daß wir da jetzt nirgends etwas Vollkommenes an Erkenntnis zu erwarten haben (1. Kor. 13:9-13). In den Fragen des "Brotes", von dem wir zuerst leben, muß jedoch ein völlig neuer, biblischer Standpunkt eingenommen werden, unerschütterlich gegründet auf die fundamentalen sozialen menschlichen Bedürfnisse und Interessen, die Gott selbst dem Menschen eingepflanzt hat. Sie tragen deshalb den Stempel der rechtlichen Anerkennung Gottes. Davon können und müssen wir ausgehen. Was dem widerspricht, ist nicht von Gott. Das allein ist die sichere biblische Grundlage für unser soziales Leben als Christen jetzt und in Zukunft.

Auch hierfür gilt das Wort
Vergewissert euch über alle Dinge haltet an dem fest, was recht ist
1. Thess. 5:21 NW
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IN DIESER AUSGABE
WTG-Lehränderungen im Jahre 1974
Das "rechte" Lied vom Weltuntergang. Zusammenhänge und Hintergründe -
Informationen aus Polen -
Die Kerngedanken des WT für Studium und Verkündigung geprüft. WT 1974 Nr. 23, 24, dt. -
Die WTG-Politik des Antikommunismus und Antisowjetismus im Jahre 1974 -
"Unnötig lieblos und unmenschlich" behandelt -
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WTG-Lehränderungen 1974
Wie ist es möglich, daß die WTG seit ihrem ersten Datum für den Beginn der "Zeit des Endes" 1799 (Die Harfe Gottes, S. 215, WTG 1926) nun schon fast 200 Jahre lang Glauben für ihre Endzeitlehren findet, obwohl diese Zeit nur eine Generation dauern soll?

Ein Hauptgrund ist ohne Zweifel der Umstand, daß die Lehren nur allmählich verändert werden, schrittweise nie völlig auf einmal, nur stückweise, ohne radikale Umbrüche, insgesamt langsam umwälzend, oft eine Zeitlang noch parallel mit dem alten, was eigentlich schon nicht mehr gilt. Dabei wird dafür gesorgt, daß alle immer ausreichend mit Dingen, beschäftigt und ausgefüllt werden, die eigentlich immer gültig sind, die auch unabhängig von einer Endzeit Gegenstand für einen Christen sind. Auch wird dafür gesorgt, daß niemand sich eine wirklichkeitsgetreue Gesamtübersicht über die WTG-Lehrentwicklung machen kann, u. a. durch Einziehung der älteren Literatur. Die unumgänglichen WTG-eigenen Gesamtdarstellungen, ihre eigene "neuzeitliche Geschichte", ist jedesmal so frisiert, verpackt und entschärft, daß jemand, der die ursprünglichen Schriften, Bücher und Dokumente nicht mehr zur Hand nehmen kann, kaum stutzig werden kann. Dazu kommen dann noch einige andere Faktoren wie Leichtgläubigkeit, Schicksalsschläge, Führungsbedürfnis, Dankbarkeit, Einsamkeit, Gemeinschaftsbedürfnis, Selbstbestätigung, Geltungsbedürfnis, Hilflosigkeit, Trostbedürfnis, Leid oder gar Verzweiflungen vielfältiger Art, die dankbar zu jedem Rettungsanker greifen lassen ohne zunächst näher und kritisch zu prüfen.

Die Generation von 1914 war eigentlich schon 1945 überzogen, wenn wir von der biblischen Generationsdauer von 30 Jahren ausgehen. Die Wirren des zweiten Weltkrieges halfen der WTG, diese ihre Krise zu verdrängen. Nun aber, mit 1975, wieder 30 Jahre weiter, ist die 1914-Generation auch physisch am Ende. Nur noch wenige alte 70-80jährige leben verstreut in den Versammlungen. Krampfhaft bauscht die WTG zwar alle jetzigen Krisenerscheinungen … zu "endzeitlicher" Bedeutung auf. Aber die gesellschaftspolitische Entwicklung gibt trotz aller WTG-Anstrengungen nichts her, was durch entsprechende Deutung der WTG die Krise ersparen könnte, die nun auf sie zukommt, wenn "diese Generation" wieder vergangen ist.

Wir wollen nun näher betrachten, was die WTG im letzten Jahr vor ihrem Endzeitfehlschlagjahr 1975, im Jahre 1974, für wesentliche Veränderungen ihrer Endzeitlehre vorgenommen hat. Weil ja schließlich, wie immer, nichts weiter übrig bleibt, als weiter zu verschieben.

Die WTG wußte natürlich genau, mit welch gespannter Erwartung alle in das letzte Jahr vor 1975 eintreten, das in Wirklichkeit nichts bringen wird. "Gott handelt zur bestimmten Zeit" - mit dieser Thematik wird ein erster Dämpfer ausgeteilt: "Man kann Jehova auch nicht als launenhaft bezeichnen, nur weil es so scheint, als würde er die Erfüllung bestimmter Teile seines Vorhabens mit den Menschen hinauszögern. Vielmehr erweist sich das, was dem Menschen mit seinem begrenzten Urteilsvermögen als eine 'Verzögerung' erscheint, in gewisser Hinsicht als notwendig, damit sich die Segnungen einstellen können, die darauf folgen sollen." (WT 1. 1. 74, S. 4).

In klarem Deutsch heißt das, es "verzögert sich", es wird weiter verschoben. Wer das in seinem "begrenzten Urteilsvermögen" nicht hinnimmt, stellt sich gegen Gott. Auf diese Weise hat sich die WTG jedesmal die Hände in Unschuld gewaschen, wenn das, was sie "im Namen Jehovas" in die Welt posaunte, sich als falsch erwies, so 1914, 1925, 1945 und nun 1975.

Im WT vom 15. 3. 1974 erfolgte dann die ausführliche Besprechung des Jahrestextes 1974 - Habakuk 3:17, 18 - dessen entscheidende Bibeltextaussagen wohlweislich im Jahrestext selbst weggelassen werden: "Abgetrennt, wirklich keine Speise, kein Ertrag, Fehlschlag!" Dieser Jahrestext verfolgte das Ziel, eine innere Stimmung zu erzeugen, die etwa so aussieht: Und wenn nichts blüht, wenn unsere Hoffnung ohne Ertrag und Erfolg bleibt, und wenn sich die Endverkündigung wieder als Fehlschlag erweist, trotz alledem, dennoch! Mit dem Mut der Verzweiflung vorwärts! Dennoch jubeln! Eine Art Tanz auf dem Vulkan. Wie beim Untergang des Riesenpassagierdampfers "Titanic": Tanzend mit voller Bordmusik in die Tiefe! "Wie eine Hindin vor Freude springen!", heißt es dann auch im Kommentar (Jahrbuch 1974, S. 261). Die das überstehen, würde man dann schon irgendwie weiterführen.

Wohldurchdacht wurde auf diese Weise der Endzeitfehlschlag von 1975 gleichsam vorweggenommen. So vorbereitet gab es dann mit dem WT vom 1. 4. 1974 einen härteren Brocken. Ohne das zu erklären, erschien der WT in neuer Aufmachung: Das Wahrheitsquelle-Bild und der Name Zeugen Jehovas verschwanden von der Titelseite, die Zweckerklärung wurde verändert, indem u. a. der Unfehlbarkeitsbezug darin verschwand. Das wichtigste jedoch, kaum daß es ins Auge fiel: Mit der Streichung des Zitats "Sie werden alle von Jehova gelehrt sein" wurde der bisherige WTG-Anspruch, in göttlicher Autorität zu lehren, liquidiert. Wenn wir nur die Titelbildveränderungen nehmen. Das hat die WTG ja schon ein paarmal gemacht. Das Russell-WT-Bild war bis 1931, das anschließende Rutherford-WT-Bild bis 1951, das anschließende Knorr-WT-Bild ist nun 1974 liquidiert. Es zeichnen sich etwa Zwanzigjahr-Perioden ab. Wir können sicher sein, daß auch das neue Bild von 1974 für eine ähnliche Periode gedacht ist. So dient dies alles der auf der Tagesordnung stehenden weiteren Endzeitverschiebung.

Dann finden wir immer wieder solche Äußerungen in bestimmte WT-Artikel eingearbeitet: "Dieser Wechsel wird innerhalb dieser Generation eintreten, wenn es der Mensch wie das heute - der Fall ist - bis zum äußersten getrieben hat", und "Jehovas Zeugen sind nun seit einem Jahrhundert tätig", und "Gott ließ die vorsintflutliche Welt fünfzig Jahre oder länger . . eindringlich warnen" (WT 15. 7. 74, S. 420). Oder: "Gott beobachtet, wie sie zusammenarbeiten und die Watch Tower Society benutzen, um in jeden Winkel der Erde vorzudringen" (WT 1. 8. 74, S. 470). Solche Äußerungen verfolgen den Zweck, auf unterschwellige Weise jegliche Erwartungen zu zerstören, daß das Werk bald zu Ende sein könnte. Überlege nüchtern, was für eine gewaltige Zeitspanne noch erforderlich wäre, wollte die WTG tatsächlich "in jeden Winkel der Erde" vordringen! Und doch sagt sie es!

Nun erleben wir einen WTG-Schritt, der keinen Zweifel läßt: Auch die jetzige weltweite Endzeitverkündigung ist falsch, auch die jetzige Generation erlebt keine Vernichtung, kein Harmagedon, kein Ende! Bezeichnend ist, daß die WTG das in keinem WT veröffentlichte, sondern, soweit bekannt wurde, zunächst nur über die Aufseherschaft im antikommunistischen "Untergrund" bekannt werden ließ. Die betreffende WTG-Äußerung ist so brisant, daß sie zum Sprengstoff werden kann! Es handelt sich um eine neue Auslegung des Buches Jona. Im "Königreichsdienst" VIII/74 des WTG-Ostbüros in Wiesbaden, BRD, für die antikommunistische "Untergrundtätigkeit" des deutschen WTG-Zweiges heißt es in der Weisung "Aus dem Bericht über das Leben Jonas persönlichen Nutzen ziehen": "Was lernen wir daraus? Denken wir nicht so, wie Jona zuerst dachte, nämlich, daß es Jehova uns schulde, etwas Bestimmtes zu tun! Jehova mußte die Niniviten nicht einfach deswegen vernichten, weil Jona diese Botschaft gepredigt hatte. Wir sollten auf Jehova warten und das Beste für sie hoffen." Das ist das unverhüllte Eingeständnis der WTG, daß es auch diesmal keine Vernichtung, kein Harmagedon und kein Ende gibt! Warum wird dieser Zeitzünder auf diese Weise zuerst in der "Untergrundorganisation" der WTG gelegt?

Zugleich wird auch eine weitere Verschiebung der "Fürsten"-Erfüllung vorgenommen. Erst sollten die "Fürsten" 1914 auferstehen, dann 1925. Zuletzt hatte "Jehova gelehrt", daß sie schon längst auferstanden waren, seit 1919 in Gestalt der "Diener" in der WTG-Organisation! (WT 1. 3. 52, S.70f). Nun heißt es auf die Frage "Wer sind die Fürsten'?' so scheinbar ganz nebenbei: "Einige aus den Vorfahren Jesu . . . auch aus den treuen Männern der alten Zeit. .." und, "weitere 'Fürsten' werden aus denen hervorgehen, die die Vernichtung dieses Systems überleben . . ." (WT 15. 8. 74, S. 484).

Damit ist die 1919-"Erfüllung" liquidiert und auch dies alles weiter unbestimmt in die Zukunft verschoben. Wie erzitterten einst die Kongreßveranstaltungen in Jubel und Händeklatschen, als die WTG verkündete, daß die "Fürsten" seit 1919 schon "mitten unter uns" seien.

Der WT vom 15. 9. 74 setzt das Bemühen fort, alle wieder von dem 1975-Endzeittermin abzubringen. Wir lesen folgende gezielten Äußerungen: "Die Ewigkeit als Mittelpunkt unseres Gottesdienstes..... Nicht nur bis zu einem bestimmten Datum dienen..... Gott für immer dienen, ob die Drangsal nun in zwei oder drei Jahren oder noch später hereinbräche . . . Statt also Mutmaßungen über ein bestimmtes Datum anzustellen, als ob wir nur bis zu diesem Datum Gott dienen würden, konzentrieren wir uns auf die wichtige Predigttätigkeit . .. Und wir werden, wenn wir in die Zukunft blicken, nicht an ein bestimmtes Datum denken. sondern werden Gott dienen in der Hoffnung auf die Ewigkeit . . . (5. 568 ff). So wird auch das 1975-Ende wieder "verscheucht", wie WTG-Präsident N. H. Knorr das nennt (Dein Name werde geheiligt, S. 329, Abs. 14).

Und wer in Erkenntnis dieser Endzeitverschiebungen nicht mehr "weiter in dieser Richtung gehen" kann? Dem antwortet der WT drohend: "Vergessen wir nicht, daß sich Jehovas Organisation nicht ändern kann, um sich einzelnen Personen anzupassen." Ob solche Personen Recht haben könnten, wird überhaupt nicht diskutiert. Für "kritisieren oder zu bemängeln" gibt es für den WT nur eine Ursache: "Stolz ist die Wurzel des Problems . . . sogar eine gewisse Auflehnung gegen den heiligen Geist!" (WT 1. 10. 1974, S. 605). Dahinter verbirgt sich ein unnachsichtiges und gnadenloses Regiment. Man hat den Eindruck, als sei der anmaßende Leitsatz "Von Jehova gelehrt" nur zum Schein aus dem WT entfernt.

Fassen wir zusammen. Die unterschwellige Haupttendenz inmitten pausenloser Beschäftigung war 1974, alle Orientierung auf ein nahes Ende zu "verscheuchen" und wohldosiert einzuschleifen, daß auch "diese Generation" vergeht, daß es wieder keine Vernichtung, kein Harmagedon und kein nahes Ende gibt, sondern wieder auf unbestimmte Zeit weitergeht.

ZUSAMMENHÄNGE/Hintergründe
DAS "RECHTE" LIED VOM WELTUNTERGANG
Horst Stuckmann, Mainz
Wohin man blickt: die westlichen Demokratiesysteme stecken in einer Krise. In Italien, Frankreich, Großbritannien, Dänemark und auch in der Bundesrepublik. Die westliche "Führungsmacht", die USA, ist zerrüttet und verfällt vom Weißen Haus her auf das moralische Niveau einer Chicagoer Gang. Krisenbewußtsein breitet sich aus. Die Menschen sind weithin desorientiert. Sie verstehen die Zusammenhänge nicht mehr. Sie spüren nur sehr hart und plastisch, wie ihr sozialer Lebensstandard sinkt oder doch sehr bedroht ist. Inflation, Galopp der Preise, zerbröckelnde Währungen, Arbeitslosigkeit, Energieknappheit, die Hilflosigkeit der Regierungen vor den internationalen. Konzernen, das alles beunruhigt und schafft Zustände der Angst. Von den Regierenden kommen keine Antworten. Dies ist die Stunde der Ideologen und Demagogen. In der Bundesrepublik suchen sie ihre Chance zu nutzen. Ihr Ziel ist es, den eingetretenen Rechtsdruck zu verstärken.

Für ideologische Munition sorgt CDU-Generalsekretar Biedenkopf. Er bläst die Fanfare zu einem neuen Kreuzzug gegen äußere und innere Feinde. Die Auseinandersetzung zwischen der Bundesrepublik und der DDR ist für ihn ein "Religionskrieg" ebenso wie der Kampf gegen Demokratie und sozialen Fortschritt in der bundesdeutschen Gesellschaft. Biedenkopf will die Menschen zum Jenseits dirigieren, damit das Diesseits nicht menschlich, nicht humanistisch geordnet wird, sondern Herrschaftsgebiet der Konzerne, aus deren Diensten er selbst kommt, bleiben kann. Er macht Angst vor der Wirklichkeit, damit nur niemand den Gedanken faßt, sie menschenfreundlich zu gestalten. Wer auf gesellschaftliche Veränderungen drängt. verdirbt ihm das konzernfreundliche Konzept. Damit das aber nicht erkannt wird, bemüht Biedenkopf die Apokalypse: Eine andere als die herrschende Ordnung soll nicht lebensfähig sein..

Diese Behauptung ist gegenwärtig ein Leitmotiv aller rechten Ideologen. Sie schrecken mit großformatigen Weituntergangsvisionen. Claus Jacobi hat eine besondere grausige in seiner "Wirtschaftswoche" (Nr. 12 vom 1. 3. 1974) ausgemalt. Auch für ihn gilt: "Die Welt wird unregierbar". Er läßt als Zeugen dafür "vier Rennreiter der Apokalypse" heranstürmen: den Überfluß an Menschen, den Mangel an Rohstoffen, die Fortschritte einer revolutionären Technologie, den Abbau der bestehenden Moralgesetze. - Um den Verfall der Sittengesetze beklagen zu können, steigt er tief in die Geschichte hinab, wo er sich mit dem Kulturpessimisten Platon trifft. Besonders schlimm sind ihm die Zustände in der Bundesrepublik.

Hier steht eine Machtübernahme bevor: durch putschende Generale?, durch die Hilfstruppen der-internationalen Konzerne? durch F. J. Strauß? Nein - die Rechte sinnt für Jacobi nicht auf solch schändliches Spiel. Es sind die "außerparlamentarischen Kräfte", doch nicht allein die alte APO. Von anderer Seite droht dem alten Rom die Hauptgefahr. "Während in der Bundesrepublik etwa CDU und SPD noch zierlich im Salon um die Mehrheit streiten, lagern im Hof und auf den Wällen des Schlosses längst die Prätorioner gewerkschaftlicher Macht."

Der "Feind" ist ins Visier genommen: die Arbeiterbewegung. Die herrschende Konzernklasse fühlt sich durch sie bedroht. Das ist nicht neu. Neu ist nur die offene Erklärung des Klassenkampfes von oben. Vorbei ist es mit der idyllischen Ideologie der Sozialpartnerschaft. Es geht wieder unverhüllt auf Hauen und Stechen. Weil die Herrschenden nicht mehr ungestört herrschen können und die Beherrschten nicht mehr stumm im Gehorsam sich beherrschen lassen, wird der Beginn des Weltunterganges prophezeit. Nur, es ist die alte Welt, die zum Untergang reif ist, die Welt des Profits und der Ausbeutung.

Das soll vertuscht werden. Darum erheben Ideologen wie Jacobi ihre Sorgen zu metaphysischen Sorgen. Ihr eigener Niedergang soll die Welt in den Abgrund nachziehen. Schon ein anderer ideologischer Lautsprecher, Goebbels, wollte mit seinem Abgang die Tür der Weltgeschichte zuschlagen. . Jacobi läßt seiner Menschenverachtung freien Lauf: "Der Überschuß an Menschen hat den Wert des einzelnen Menschen dezimiert. Der Wert menschlichen Lebens, bisher Kern jeder menschlichen Moral, ist durch die Inflation menschlichen Lebens ins Bodenlose abgesackt." Der Klartext ist durch Umkehrung zu erschließen: Soll der einzelne Mensch wieder gewertet werden, muß die Menschheit dezimiert werden, soll die Inflation an Menschen gestoppt werden, müssen Menschen aus dem Verkehr gezogen werden.

Die Ideologie der Rechten erweist sich als Anleitung für Schlächter. Das Gerede vom Weltuntergang muß als Aufruf zur Massenvernichtung entlarvt werden.

Viele Christen wollen es immer noch nicht wahrhaben, daß diese Gefahren drohen, daß der Klassenkampf von oben mit allen Mitteln und bis zum bitteren Ende geführt wird. Sie gehen darum auch den Angstmachern und Weltuntergangspropheten willfährig auf den Leim. Sie vergessen darüber, daß Jesus Christus kein Würgeengel ist, sondern ganz im Gegenteil der Befreier auch aus der Klassenideologie des Weltuntergangs. Nötig ist jetzt die Organisation der Gegenmacht. Christen sollen sich daran beteiligen. Die Hauptkraft kann dabei nur die Arbeiterschaft sein, gegen die die Herrschenden die Apokalypse organisieren, wollen.

H. Stuckmann, Studentenpfarrer, Mainz, BRD, zeigt hier (Neue Stimme, Mainz, Mai 1974), daß ein ganz konkreter Zusammenhang besteht zwischen den gegenwärtigen Krisen der westlichen Welt und den damit hochkommenden Weltende-Verkündigungen. Er zeigt auch, welchem politischen Zweck das dient, auch wenn die betreffenden Christen das nicht erkennen: Verhinderung revolutionärer Entwicklungen. Wenn wir die WT-Geschichte mit ihrem Antikommunismus verfolgen, so erkennen wir, wie mit jeder großen Krisenzeit auch die WTG mit neuen Endzeitdaten und neuen Endzeitbibeldeutungen aufwartete. Die apokalyptischen Reiter wurden schon dreimal verschieden ausgelegt; 1917, 1930 und jetzt für 1975 (Schriftstd. Bd. 7/1917, Licht I/1930, WT 15. 9 74, CV 66/1975, S. 4). Aber auch 1975 wird schon wieder verscheucht.
Was zeigt das?

Hohe Anerkennung der "Dokumentation" und "CV"
Informationen aus Polen
In allen Konfessions- und religionswissenschaftlichen Kreisen Polens haben das Buch "Die Zeugen Jehovas - eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft", Urania Verlag DDR 1970, und die Monatsschrift "Christliche Verantwortung" (CV) sehr hohe Anerkennung gefunden. Beide Publikationen sind in allen Universitäts- und Konfessionsbibliotheken Polens allgemein zugänglich, und sie werden gern und oft gelesen. Um z. B. die ."Dokumentation" zu leihen, muß man oft bis zu einer Woche warten. Das bedeutet, daß die "Dokumentation" nicht wie ein Roman gelesen wird, sondern gründlich durchforscht wird. Kein Zweifel, eine so gründliche Dokumentation ist das erste Mal in der Geschichte der Bibelforscher erschienen!

Eine sehr positive Beurteilung des Werkes haben z. B. die Jesuiten in Lublin ausgedruckt. "Das ist ein fundamentales Werk, eine knappe und objektive Darstellung der Geschichte und Entwicklung der Bibelforschergruppen mit besonderer Berücksichtigung der Zeugen Jehovas. Es freut uns, daß eine so wissenschaftlich-populäre Arbeit wie die Dokumentation herausgegeben wurde", sagte der Jesuiten-Ober im Gespräch. In der Bibliothek der Jesuiten hat dieses "Blaubuch" einen guten Platz gefunden, und es ist ihnen in der seelsorgerischen und wissenschaftlichen Arbeit sehr behilflich.

Eine sehr hohe Anerkennung hat die "Dokumentation" auch von der Direktion der Staatsbibliothek von Hieronim Lopacinski in Lublin in einer Dankschrift vom 8. Nov. 1974 gefunden. "Dieses Buch hat bei uns besonders viel Leser gefunden", teilt die Direktion der Bibliothek mit. In der Staatshauptbibliothek der Universität Maria Sklodowska Curie in Lublin steht die Dokumentation' unter Nr. 220685. Der Hauptdirektor der Bibliothek, Dozent Dr. Jan Gurba, unterstrich in seinem Schreiben vom 28. Nov. 1974 "den wissenschaftlichen und dokumentarischen Wert und die Wichtigkeit der Publikation für Wissenschaftler".

Der Direktor der Hauptbibliothek der Theologischen Katholischen Akademie A. T. K. in Warschau, Priester Czeslaw Baran, OFM Conv. hob in seinem Schreiben vom 16. 7. 74 "den informatorisch-wissenschaftlichen Wert der CV" ausdrücklich hervor.
Die Bibliothek sammelt CV und macht sie allen Lesern zugänglich. CV steht in dieser Bibliothek unter der Nummer C-2170. Sehr große Wertschätzung finden "Dokumentation" und "CV" bei den Wissenschaftlern der Katholischen Universität in Lublin (KUL). In der Allreligions- und Allkonfessionsbibliothek in Lublin (Universität) trägt die "Dokumentation" die Nr. 181255-II und CV hat die Nr. V-17870. Der Hauptdirektor der Bibliothek, Dozent Dr. habil. Romuald Gustaw, OFM, schätzt beide Publikationen sehr.

Bei allen Gruppen der Bibelforscher in Polen sind die Meinungen über die "Dokumentation". und "CV" verschieden. Das ist verständlich, denn die Darlegungen sind oft unbequem, die Probleme sind nicht bewältigt. Aber die Sehnsucht nach Wahrheit über den "Wachtturm" hat auch schon in Polen vielen geholfen. In den Bibelforschergruppen entwickeln sich die Dinge, um als freie Christen verbunden zu sein!

So machen sich auch in Polen Christen frei von falschen Wachtturm-Dogmen. Es wächst und verstärkt sich der Kreis der Christen, die sich auf diese Weise freimachen, aus vielen Gruppen. Es ist nur biblisch, wenn sich die Brüder und Schwestern im Namen Jesu sammeln und alle falschen Dogmen beseitigen. Solche befreiten Christen sammeln sich in Polen in folgenden Gemeinden:

1. Jeden Mittwoch von 18 bis 20 Uhr, jeden Sonntag von 10 bis 14 Uhr in der Kapelle der Evangel. Christen, Aleje Jerozolimskie 99, 02-001 Warschau.
2. Jeden Sonntag von 14 bis 16.30 Uhr bei Br. Edword Rycak in Alojzow, 22-122 Majdan Lesniowski..
3. Jeden Sonntag von 12 bis 15 Uhr bei Br. Bronislow Nieklorz in Chiewiska, 37-610 Narol.
4. Jeden Sonntag von 14 bis 16.30 Uhr bei Br. Lichowid, ul. Kostronia 16, 37-630 Oleszyce.
5. Jeden Dienstag und Donnerstag von 18 bis 20 Uhr, jeden Sonntag von 12 bis 15 Uhr bei Schw. Helen Cwiek, Rynek 5/11a, 20-111 Lublin.
6. Jeden Dienstag und Freitag von 18 bis 20 Uhr, jeden Sonntag von 10 bis. 14 Uhr in Epiphanie-Kapelle, ul. M. Buezka 20/31, 20-105 Lublin, Ltg. Br. Jan Lagowski, Lublin.
7. Jeden Donnerstag von 17 bis 19.30 Uhr und jeden Sonntag von 10 bis 14 Uhr in Epiphania-Kapelle ul. Ignacego Krasiekiego 24, 20-358 Lublin, Ltg. Br. Jan Bialkowski, Lublin.

Diese Christen öffnen die Augen, sie haben keine Lust mehr, im Gefängnis falscher Wachtturm-Dogmen zu stecken, sie greifen zur Bibel und machen sich davon frei. "Der Herr macht die Gefangenen frei, der Herr macht die Blinden sehend."
Psalm 146:7-8.
J. W.

Der Feigenbaum blüht nicht, das Werk des Olivenbaumes ist ein Fehlschlag
Die Kerngedanke des WT für Studium und Verkündigung geprüft
WT Nr. 23 vom 1. Dezember 1974
"Wird man je ohne Schlösser sicher leben können?" -
Einerseits eine WT Schwarzmalerei, die in maßloser weltlicher Übertreibung gipfelt.- Der Sheriff von Roundup (Montana, USA, ungefähr 2800 Einwohner) erklärte, es bestehe keinerlei Achtung vor dem Gesetz." Jedem Normalen ist jedoch klar, daß der ganze Ort nicht nur aus Gesetzlosen bestehen kann. Auch in den USA nicht. Doch wer prüft schon kritisch WT-Zitate? Vor dem Hintergrund dieser "Gesetzlosigkeit" werden dann zitiert ein New Yorker Stadtverordneter, ein Geschäftsmann, eine US-Zeitschrift: Die Zeugen dagegen seien "für ihre Ehrlichkeit bekannt", es gäbe "keine ehrlicheren Menschen in der Welt", es sei "ein Vergnügen, mit solch ehrlichen. friedliebenden Menschen zusammen zu sein." Jedes ehrliche Mitglied eines Versammlungs-Rechtskomitees weiß indes, daß jährlich Tausende Fälle von Ehebruch, Unsittlichkeit, Verleumdung, Diebstahl, Lüge und Unehrlichkeitnmit allem drum und dran verhandelt werden. Keine Versammlung ist ausgenommen. So wird der Öffentlichkeit durch den WT, ein unehrliches Bild von Jehovas Zeugen gegeben.

"Das Leben inmitten der Unruhen in Irland" -
Mit dem geschilderten Heraushalten aus dem religiös-politischen Streit in Nordirland will der WT die politische Neutralität der Zeugen beweisen. Abgesehen davon, daß es tatsächlich so ist, daß die betroffenen Zeugen ihre Sicherheit dank der Verteidigungskomitees haben, die sie ablehnen - es gibt keine Wunder mehr - würden die-Zeugen sich sofort anders verhalten. wenn es nur um sie selbst ginge. Das Zweigbüro Magdeburg hatte z. B. eine Wache, die mit Gummiknüppeln ausgerüstet war. Auf den Zeugenkongressen arbeitet der Ordnungsdienst gegebenenfalls mit den staatlichen Polizei- und Sicherungskräften zusammen. Das WTG-Ostbüro in Westberlin arbeitete mit der Politischen Polizei gegen sog. "Ostagenten" zusammen. Die Fortsetzung des" kalten Krieges mit der kommunistischen Welt und roten Regimen" (WT 1. 3. 74) seitens der WTG beweist schließlich, daß die WTG und die ihr bedenkenlos folgenden Zeugen zu den politisch extremsten Rechtskräften unter den Religionsgemeinschaften gehören, daß die WTG nur "neutral" ist, wo es ihr zweckmäßig erscheint.
Die WT-Neutralitätserklärungen sind also unehrlich.

"Wahre Christen dürfen keine Feiglinge sein". -
Kerngedanken: "…bereit sein (für die WTG) Gefahren, Schwierigkeiten, Gegnerschaft, ja selbst dem Tod ins Auge zu sehen falsch, nur dem Eigennutz zu leben . . . nicht wie Feiglinge aus Furcht oder Scheu nicht mehr Gottes Willen tun ausharren … Dienst treu fortsetzen … Treue bewahren davon zurückhalten, dem Druck nachzugeben und sich die Sache durch Kompromisse zu erleichtern . . Feiglinge keine Zuversicht, Gott gegenüber illoyal … nicht unter Druck feige der Furcht nachgeben . . .". So wird jeder moralisch diskriminiert und fertiggemacht als eigennützig, furchtsam, Kompromißler, untreu und feige, wenn er auch nur die geringsten Bedenken, wie sie jetzt mit dem 1975 Endzeitfehlschlag kommen müssen, gegen die WTG erhebt. Wie ein ehrloser Lump soll sich jeder fühlen, wenn er der WTG nicht mehr bedenkenlos folgt. Ja, er wird gegen Gott ausgespielt als Feigling, der nicht mehr Gottes Willen tun will. Aber erhebt sich gegen Gott, wer den WT kritisiert? Ist der WT gottgleich? Niemand wird durch den WT "von Jehova gelehrt". Das hat der WT selbst streichen müssen! Auch der WT ist nur menschliches "Stückwerk". Treue? Man muß doch immer fragen, wofür, wem. Das hat mit Feigheit überhaupt nichts zu tun. Es erfordert eher großen Mut, so zu fragen. Niemand lasse sich durch den moralischen Knüppel der WTG einschüchtern.

"Treue - ein Lebensweg" -
"Durch Treue am Leben bleiben" -
Es wird hier aus der Bibel alles zusammengetragen, was dort entscheidend über Treue gesagt wird. Das wird dann so dargestellt, als gelte es allein dem WT-Werk. Wer dem nicht mehr rückhaltlos, uneingeschränkt und bis in den Tod" treu bleibt, soll sich nur noch als ehr- und treulos vorkommen. Todesdrohungen werden ausgesprochen: Er werde nicht mehr "am Leben bleiben", weil er von dem "von Gott bestimmten Lebensweg abgewichen" sei. Doch Gott hat den sich schon über Jahrzehnte erstreckenden WTG-Endzeitirrweg nicht bestimmt. Es ist höchste Zeit, das zu erkennen. Kein ehrlicher-Christ kann einem unglaubwürdigen Werk Treue halten. Sollen wir aufzählen, wer alles schon an die Treue appelliert hat? Nein, Treue im Glauben an Gott und in der Nachfolge Jesu sind nicht unbedingt gleich Treue zur WTG. Das wäre furchtbar. Eine einzige WT-Bemerkung verrät, worum es auch jetzt wieder geht: ."Die Zeit vergeht . . .

Später, vielleicht noch Jahren magst du auf einem Kongreß dieser Person vorgestellt werden .-. ." (S. 725 Abs. 29). Die das 1975-Ende mit dem WT in die Welt posaunten, haben nie selbst daran geglaubt, sie planen längst um viele Jahre weiter. Selbst spätere Kongresse werden schon ins Auge gefaßt. Es geht der WTG um die Treue zu ihrem Werk, um nichts anderes. Sie hat zu jeder Zeit aus der Bibel zusammengetragen, was da nützlich war, von 1799 bis 1975, und nun weiter darüber hinaus.

"Gibt es eine geeinte Gruppe wahrer Christen?" -
Wieder werden alle emotionell gepackt: "Feststehen in einem Geist . . . wie ein Mann an der reinen Lehre festhalten… nichtgegeneinander arbeiten . . . entfernt euch nicht… nicht voneinander unabhängig handeln … nicht aufspalten … nach einer geeinten Gruppe Ausschau halten."

Ein Spiegelbild dessen, womit die WTG zunehmend ringt. Die "reine Lehre" der Bibel steht gar nicht in Frage. In Frage steht allein die WT-Endzeitbibelauslegung. Und die Organisation eine .."geeinte Gruppe"? Wir erinnern nur an die Spaltung 1971/72 in Brooklyn (Konrad Franke, Wiesbaden), wo sich über 300 Mitarbeiter gegen den 1975-Kurs der WTG erhoben. Oder an die 300 000, die sich allein seit 1947 wieder abgespalten haben (Jahrbuch 1974, S. 254). Was verbirgt sich dahinter für eine "Einheit"? Von der wahren christlichen Einheit im Geiste, wie sie in Epheser 4:1-6 und Phil. 3:17-19 von allen Christen gefordert wird, ohne Ausnahme bis heute, spaltet der WT mit seiner haltlosen "irdischen Ausrichtung" seit-1935 insbesondere in Wirklichkeit alle ab, die sich seit dieser Zeit mit ihr verbinden und ihr folgen. Andererseits - auch jede andere Gemeinschaft kann in ihrem Sinne Einheit aufweisen. Die WTG genießt keinen Vorzug. Auch der WT-Appell an die Einheit ist jetzt ein vordergründiges Erregen von Emotionen, um das Bewußtsein des 1975-Endzeitfehlschlages zu verdrängen und vergessen zu machen.

WT Nr. 24 vom 15. Dezember 1974
"Welche Macht üben die Vereinten Nationen in der Welt aus?" - "Was bringt die Zukunft den Vereinten Nationen?"
Zwei Kernfragen nur, und. beide Artikel sind erledigt Die WTG verschweigt, daß sie hier schon die dritte Tier-Auslegung aus Offenbarung 17 bringt. Ist das ehrlich? Die erste wurde als "vollendetes Geheimnis", als "Deutung und Auslegung, die nicht mehr bestritten und widerlegt werden könne", in Schriftstudien Bd. 7 ab 1917 weltweit proklamiert: Das Papsttum. (Bd. 7, S. 355, Magdeburg 1925). Diezweite wurde als "Licht von Gott" aller Welt 1930 gepredigt. Haager Schiedsgericht und Völkerbund (Licht II, S. 101, Magdeburg 1930). Die dritte wurde der Welt im Babylon-Buch von 1963/65 verkündet: Die Vereinten Nationen (UNO). (S. 585f). Überlassen wir das Urteil über solche Verkündigung der Schrift: "Wisse: Wenn das, was ein Prophet im Namen des Herrn verkündigt, nicht eintrifft und nicht in Erfüllung geht . . . . in Vermessenheit hat der Prophet es ausgesprochen, du brauchst vor ihm nicht bange zu sein." 5. Mose 18:22.

Die andere Kernfrage. Weder Papsttum noch Völkerbund noch UNO konnten und können jemals die "religiösen Systeme vernichten", was im WT-Endzeitsinn der Harmagedonauftakt ist. Religionsfreiheit und Mitarbeit der Christen am Frieden unter den Nationen im Rahmen der Menschenrechte gehört vielmehr zu den unaufgebbaren Fundamenten der UNO selbst. So erweist sich auch die UNO nicht als jenes "Tier" und wird sich nie als solches erweisen können. Das im WT trotzdem zu verkündigen, offenbart einen religiös-politischen Endzeittrug, wie es ihn in der gesamten Geschichte der Religionsgemeinschaften noch nicht gegeben hat. Angenommen, es würde trotzdem so kommen, so würde das nach dem jetzigen Stand der Dinge eine unabsehbare Zeit und eine unabsehbare Entwicklung erfordern, was jetzt dazu beitragen kann, daß die Zeugen unter der WTG weiter auf unbestimmte Zeit ausharren. Allein darum geht es der WTG.

"Sich nicht davon zurückhalten, noch der Wahrheit zu. handeln" -
Der Artikel widerspiegelt, wie sich immer mehr mit dem 1975-Fehlschlag nach einer Neuorientierung umschauen. Wir brauchen nur zu beachten, was der WT aufs Korn nimmt: Zweifel, eigene Neigungen, frühere Lebensweise, andere ethische Grundsätze, andere Kirchen und Gemeinschaften, die Welt der Kunst, andere Gesellschaft, Unterhaltung andere Bücher und Zeitschriften CV inbegriffen, Filme, Fernsehstücke u. a. m. WT-Absicht ist nun, alles dies durch negative Beispiele und Vorkommnisse generell abzuwerten, schlechtzumachen, zu verteufeln, als ob da nichts als "Finsternis" sei, wogegen die WTG allein die "Wahrheit" predige. Doch wer kann weiter ehrlicherweise bereit und bestrebt sein, nach wie vor nur "über die Segnungen zu sprechen, die der Menschheit durch die WT-Bibelauslegungen Generation um Generation vergehend versprochen werden? Aufs neue jedoch mit 1975 unglaubwürdig! Gott spricht nicht durch den WT.

"Fortfahren, seine Gebote zu halten" -
Seine Gebote? Niemand wendet sich gegen Gottes Gebote, zur Diskussion steht einzig ihre Auslegung durch die WTG. Zum Beispiel: Jede Woche fünfmal zusammenkommen. Der WT rügt nun, was alles dagegen vorgebracht wird. Dafür gebe es kein Gebot, Entschuldigungen wie schlechtes Wetter, leichte Erkrankungen, Verwandtenbesuch. Gegen die sich steigernden Predigtforderungen werden Reparaturen in der Wohnung geltend gemacht, den Wagen nachsehen, Ältestenherrschaft u. a. m. Folgende Bemerkung verrät, was die WTG will. Wenn jemand etwas fortgesetzt tut, wird es ihm mit der Zeit zur Gewohnheit, er tut es immer wieder. Wir können sagen, er tut es, was immer es auch sei, gewohnheitsmäßig. Es wird zu einem Bestandteil seines Lebens, zu etwas, was er nicht mehr aufgeben möchte." (S. 751). Im Klartext heißt das: Es soll zu einer unaufgebbaren Gewohnheit werden, zu tun, was die WTG sagt, "was immer es auch sei", ohne also am Ende noch darüber nachzudenken! Die Gewohnheit soll bestimmen, nichts anderes mehr, "jederzeit das zu tun, was verlangt wird" in der Annahme, von Gott, während es in Wirklichkeit die WTG lediglich im Namen Gottes ist, um zunächst wegen 1975 nicht zusammenzubrechen.

"An den Wegen Jehovas Gefallen finden" -
Zwei entscheidende Kerngedanken. 1.: "Wie das sich allmählich fortpflanzende Morgenlicht die Formen und Farben der Dinge, die es beleuchtet, immer besser erkennen läßt, so ist auch die Erfüllung der göttlichen Verheißungen jedes Jahr deutlicher als eine Realität zu erkennen" (S. 757). Das ist ein täuschender Mißbrauch der Schrift, um als "Hellerwerden" erscheinen zu lassen, was in Wirklichkeit seit 1799 Nichterfüllung, Fehlvoraussage, Verwerfung, Umänderung ins Gegenteil (z. B. Obrigkeit), Widerspruch, Verschweigen, Vertuschen, Hinausschiebung, ja Verfälschen und Unterschlagen früherer "Wahrheiten" ist. - 2.: "Jehova hat seine Verheißungen auf wunderbare Weise erfüllt, und wir sind noch nicht am Ende. Wer wollte daher an ihm, durch dessen Geduld so viele Menschen gerettet wurden, keinen Gefallen haben?" (S. 757). Nichts hat sich erfüllt!

Alle entscheidenden "Zeichen" sind Nichterfüllungen, Umdeutungen und Verschiebungen, z. B. das "Tier". Und wir sind damit tatsächlich nicht um Ende! Die Endzeit wird wieder verschoben. Wer hier die Geduld verliert, hat an Gott kein Gefallen mehr? Das ist doch Täuschung und Bluff! Das ist ein skrupelloses Ausspielen gegen Gott, als ob man gegen Gott sei! Niemand ist deswegen gegen Gott. Die Ungeduld richtet sich allein gegen das, was die WTG im Namen Gottes treibt!
W. Ko.

Die WTG-Politik des Antikommunismus und Antisowjetismus im Jahre 1974
Wir wollen zuerst die Tatsachen sehen. Das Jahrbuch 1975 mit dem Jahresbericht über die internationale Tätigkeit 1974 dokumentiert es erneut: " . . . bewiesen die Veröffentlichungen der Watch Tower Society seit 1879 eindeutig, daß Jehovas Diener gegen den Kommunismus sind . . . eine Resolution gegen den Kommunismus wurde begeistert angenommen" (S. 234). Es ist tatsächlich nach wie vor so, wie es im Babylon-Buch gesagt wird: "Die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht geändert" (S. 537).

Wie sah das nun im Jahre 1974 im einzelnen aus? Ehe wir die Bedeutung dessen prüfen und untersuchen, wollen wir uns vor Augen führen, wie diese antikommunistische und antisowjetische Politik wieder in die Verkündigung eingeflochten wurde. Es geht wieder das ganze Jahr hindurch, von Januar bis Dezember.

Es beginnt mit folgender Feststellung: "Jehovas Zeugen sind in politischen und militärischen Fragen neutral. Die Watch Tower Society hat es immer wieder abgelehnt, politische Propaganda in ihre Schriften aufzunehmen, obwohl ihr schon materielle Vorteile angeboten wurden, wenn sie dies täte" (WT 1. 1. 74, S. 31). Man bleibe ruhig bei dieser Behauptung, wir wollen erst weiter sehen.

Indem die WTG die italienische Bewegung Christen für den Sozialismus (Christiani per il socialismo) durch Apostrophierung als Scheinchristen hinstellt, dokumentiert sie erneut ihren eigenen Krieg gegen "das System von Marx und der katholischen Kirche" (Erw. 8. 2. 74, S. 30).

Unter der Schlagzeile "Warum ist die Religion um Frieden mit dem Kommunismus bemüht?" dokumentiert die WTG sodann ihre eigene Fortsetzung des "kalten Krieges mit der kommunistischen Welt" und ihre eigene Feindschaft zu jeglicher "Koexistenz mit roten Regimen". Wer ."um Frieden mit dem Kommunismus bemüht ist", nehme "unmoralische Beziehungen" auf. Es sei das gleiche, als ob er "mit Gotteshassern ins Bett" gehe, es sei "Hurerei" (WT 1. 3. 74, S. 131 f).

Unter der Schlagzeile "Wohin führt die Einmischung der Kirchen in Politik?" prangert die WTG jegliche Unterstützung "sozialistischer oder kommunistischer Organisationen" an. Es wird hervorgehoben" "daß es für einen Christen unmöglich sei, Kommunist zu sein oder für einen Kommunisten, Christ zu sein". In diesem Zusammenhang wird der "Castro-Kommunismus" angeprangert, der "kolumbianische Guerilla-Priester Camilo Torres" wie auch der Generalsekretär des Weltrates der Kirchen, Philip Potter. Wer sich wie diese mit "Politik und Revolution" befasse, sei nicht "Gott wohlgefällig" und müsse als "ehebrecherisch" und "verunreinigt" bezeichnet werden. (Erw. 8. 3. 74, S. 16 ff).

Unter der Schlagzeile "Die schicksalsschwere Hypothek für die russische Kirche" wird zitiert, die "russische Kirche" sei "stets die Stütze für die Herrschaft der Knute und die Helfershelferin der Despotie gewesen". In antisowjetischer Weise zitiert die WTG dazu einen neueren amerikanischen Literaten, daß dies auch jetzt der Fall sei, "wenn der Kreml die Kirche ruft" (Erw. 22. 3. 74, S. 3).

Unter dem Stichwort "Katholiken und Kommunisten" prangert die WTG den Vatikan an, weil er sich mit seinem "alten atheistischen Feind" im "kommunistischen Osten" versöhne. Die katholische Kirche lasse sich hier wie eine "Prostituierte" mit einem "wilden Tier" ein. (WT 1. 5. 74, S. 263).

Unter der Schlagzeile "Warum die zunehmende Gesetzlosigkeit?" prangert die WTG "Geistliche aus Chile" an, die von der faschistischen chilenischen Militärjunta verfolgt werden unter der Beschuldigung, "den Marxismus und den Klassenkampf ins Land gebracht zu. haben". Der WT urteilt, "sie haben es sich -selbst zuzuschreiben, daß gerade auf Grund dieser Betätigung eine solche Anklage gegen sie erhoben wird".
(WT 15. 5. 74, S. 293).

Unter der Überschrift "Erdöl ein Schlüssel zur Weltmacht" werden die "kommunistischen Nationen" als Anführer "in dem Block der totalitären Nationen in der heutigen Zeit" angegriffen. Der "kommunistische König des Nordens" habe "auch die Kontrolle über einen beträchtlichen Teil der Reichtümer der Erde an sich gerissen". (Erw. 22. 5. 74, S. 23).

Unter der Fragestellung "Benötigen wir eine Priesterschaft?" wird propagiert, "daß die gottlose kommunistische Herrschaftsform niemals für ihre Untertanen Frieden und Glück herbeiführen kann" (WT 1. 6. 74, S. 349).
Zu den "Hintergründen der Haltung des Papstes - der kürzlich auch den sowjetischen Außenminister Gromyko zu einer eineinhalbstündigen Privataudienz empfing - dem Kommunismus gegenüber" zitiert die WTG u. a. den BRD-Schriftsteller R. Raffalt und Sein Buch "Wohin steuert der Vatikan?". Danach wende sich Papst Paul VI. von der westlichen, liberalen, "kapitalistischen" Lebensform ab in der Überzeugung, "die Welt der Zukunft könne nur sozialistisch sein". Unter Verwendung eines Ausspruches im Markus-Evangelium wird dem Vatikan deswegen das "Nichtbestehen" prophezeit. (Erw. 8. 6. 74, S. 31).

In einem Bericht über die WTG-Kongresse des Jahres 1973 in den Entwicklungsländern bzw. Ländern der "dritten Welt" hebt die WTG hervor, wie "Regierungen und Beamte" mit den "offiziellen Vertretern der Zeugen Jehovas zusammenarbeiteten", weil diese sich "völlig davon zurückhalten, irgendwelche politischen Ziele zu verfolgen oder revolutionäre Bewegungen zu unterstützen". (WT 1. 7. 74, S. 407).

Unter der Schlagzeile, "Die Kirche und die Gesetzlosigkeit" erklärt die WTG, "die Kirchen begünstigen Revolutionen und Gewalttaten und stellen menschliche Ansichten über Gottes Wort". Dadurch würden sie "viele irreführen" und seien "für die zunehmende Gesetzlosigkeit verantwortlich". Es wird aufgefordert, darum "der Kirche" jegliche "Unterstützung" zu entziehen. (WT 15. 7. 74, S. 441).

Unter dem Thema "Eine gute Botschaft für die ganze Menschheit" wird die erst auf das Papsttum, dann auf den Nazismus und nun auf den Kommunismus verschobene "Nordkönig"-Hetze fortgesetzt. Es wird "prophezeit", der kommunistische "diktatorische, totalitäre Nationenblock" werde durch die Zeugen Jehovas "in Bestürzung versetzt" und werde dann ausziehen, um diese Zeugen "zu vertilgen und der Vernichtung zu weihen". Dann und darum werde der Kommunismus jedoch "selbst vernichtet werden" (WT 1. 9. 74, S. 526).

Unter der Thematik "Nicht mehr für sich selbst leben" übernimmt die WTG das Lob eines antikommunistischen und antisowjetischen tschechoslowakischen Reporters für den antikommunistischen und antisowjetischen kalten Krieg der Zeugen unter WTG Führung in den fünfziger Jahren. In "kommunistischen Arbeitslagern" hätten die Zeugen "grausame Behandlung" erfahren, weil sie "eher sterben wollten, als durch ihre Arbeit zur atomaren Bedrohung durch die Sowjets beizutragen" (WT 15. 9. 74, S. 565).

Unter der politischen Schlagzeile "Welche Macht üben die Vereinten Nationen in der Welt aus? "propagiert die WTG, die Zunahme und das Übergewicht der "kommunistischen und neutralen Länder" aus "Asien und Afrika" sei der "wesentliche Grund, weshalb die UNO an Bedeutung in der Welt einbüßte".

Dagegen sei die UNO unter dem "Einfluß des Westens" von Bedeutung gewesen. Die UNO sei "ein nutzloser und rebellischer Versuch". (WT 15. 12. 74, S. 740 ff).
Was können wir auf Grund dieser antikommunistischen WTG-Propaganda sagen?
Wir wollen auf keinen Fall alle Zeugen Jehovas bezichtigen, diesen WTG-Antikommunismus und Antisowjetismus gutzuheißen. Es sind Fälle bekannt, wo sich Brüder demonstrativ gegen diese WT-Politik wenden. Aber noch lassen sich zu viele mißbrauchen, diese Politik in Verbindung mit der Verkündigung gleichfalls zu verbreiten. Auch die von der WTG angeleitete Organisation beweist durch ihre Rolle im "Untergrund", daß sie politisch ein Kind gleichen Geistes ist.

Auf jeden Fall erweist sich auf Grund der angeführten politischen WTG-Äußerungen die eingangs zitierte WT-Behauptung, die WTG lehne es ab, "politische Propaganda in ihre Schriften aufzunehmen", als eine dreiste und freche Lüge. Warum begreifen das so wenig? Wie dick-und schreien muß die politische antikommunistische Propaganda in den Studien- und Verkündigungsmaterialien sein, bis sie es erkennen? Oder wollen sie es nicht erkennen? Das würde schlimme Folgen haben, weil sie dann als religiös-politische Heuchler behandelt werden müßten. Aber es gibt noch eine andere Erklärung.

Offensichtlich geht die WTG davon aus, daß gerade durch das Ausmaß der Unwahrheit ihrer Neutralitätsbehauptungen diese als glaubwürdig erscheinen, weil derart phantastische Lügen niemand für möglich hält. Offensichtlich erscheint die Wahrheit über den politischen Charakter der WTG-Tätigkeit vielen so unfaßbar, daß sich die WTG mit dem Gedanken beruhigt, sie werde von den Zeugen niemals geglaubt, sondern als böswillige Verleumdung der WTG abgetan. Je dicker und unwahrscheinlicher die WTG die Lüge aufträgt, ihre antikommunistische und antisowjetische politische Propaganda in der Verkündigung sei keine politische Propaganda, desto mehr wird das offensichtlich geglaubt. Ja, wir haben die Erfahrung gemacht, je dreister, unverfrorener, frecher und unwahrscheinlicher im Namen Gottes, Jehovas, gelogen wird, desto bereitwilliger wird es geglaubt, weil man es einfach für unmöglich hält, daß im Namen Gottes so dreist gelogen werden kann. Andererseits haben Brüder mitgeteilt, daß sie durch die massive Konfrontation oder Gegenüberstellung mit dem WTG-Antikommunismus, wie sie in CV u. a. mit den Jahresüberblicken über die vergangene WTG-Politik erfolgt, den politischen Mißbrauch erkannt haben, den die WTG in revolutionsfeindlicher, antikommunistischer und antisowjetischer Hinsicht mit den Zeugen Jehovas betreibt.

Wenn wir uns unter den Religionsgemeinschaften umschauen, so können wir folgendes erkennen. Die gegenwärtige WTG Führung gehört neben einigen anderen Kräften in den USA, wie den Führungskraften der "John Birch Society, dem Christlichen Antikommunistischen Kreuzzug, dem Evangelismus von Billy Graham, der Weltweiten Kirche der Armstrong-Brüder, und der Mormonen-Kirche" in der Tat zum "rechten Flügel des amerikanischen Konservatismms". Die antikommunistische politische WTG-Propaganda gleicht fast aufs Wort der politischen Propaganda der John Birch Society, die der amerikanischen Mormonen-Führer Ezra T. Benson "in unserem Kampf gegen den schleichenden Sozialismus und den gottlosen Kommunismus" für das wirksamste hält, was es gebe. Es ist bemerkenswert, daß diese religiös-politischen rechtsextremen antikommunistischen Kreise in den USA als ein Nachwuchsreservoir für die amerikanischen Nachrichten bzw. Geheimdienste FBI und CIA dargestellt werden. (Süddeutsche Zeitung 11. 9. 74 München, Wochenpost 13. 12. 74 Berlin). In der Frage des politischen Antikommunismus steht die Watch Tower Society direkt neben der John Birch Society.

Wie wirkt sich der WTG-Antikommunismus nun aus? Wie setzen die Verkündiger. praktisch um, was sie an antikommunistischer Politik in den WTG-Schriften vorfinden. Es gibt Orts-, Kreis- und Bezirksaufseher der WTG in der BRD z. B., die schreiben ihre "Felddienststunden" als Verkündiger zusammen, indem sie eine Flut von Briefen an andere schreiben. Das enthebt sie vom undankbaren Haus-zu-Haus-Dienst, und doch haben sie einen "großen Felddienstbericht".

In solchen "Missionsbriefen" hat man das dann u. a. vor sich. Wenn es zum Thema paßt, wimmelt es dann von solchen Ausdrücken wie, "schandliche Kommunisten, Satans Mistwelt, Mistherrschaft, Vollidioten des Teufels, die gottlose rote Religion voll schlechter Früchte, die Teufelsreligionisten Marx, Engels und Lenin, Schwachköpfe, die uns religiös-politischen Propaganda-Käse vorkauen" u. a. m. Es ist unglaublich, von was für einem primitiv-ordinären antikommunistischen Geist solche Personen beherrscht sind, die dann auf Einladungszetteln öffentlich als, "Beauftragter der Wachtturm-Gesellschaft" angekündigt werden.

Auf Grund des Sachverhalts der antikommunistischen politischen Propaganda in den WTG-Schriften müssen wir feststellen, daß die WTG es eben nicht "immer wieder abgelehnt" hat, "politische Propaganda in ihre Schriften aufzunehmen". Somit unterhält sie entsprechende politische Beziehungen. Es bleibt uns nur noch, die Kreise bzw. politischen Hintermänner namentlich aufzudecken, die mit entsprechenden Angeboten an die WTG herangetreten sind, welche die WTG mit ihrer antikommunistischen und antisowjetischen politischen Propaganda auch 1974 in ihren Schriften umsetzt.
W. W.

"UNNÖTIG LIEBLOS UND UNMENSCHLICH" BEHANDELT
Unsere Brüder und Schwestern in den freien Gemeinden
"Unnötig lieblos und unmenschlich", so charakterisiert der WT jetzt die Verhaltensweise, die nur zu oft die Situation mit denen bestimmte, die einst mit dem heutigen WT-Werk verbunden waren. (WT 1. 11. 74, S. 659). Wir erinnern, daß allein seit 1947 "über 300 000 Brüder und Schwestern" (Jahrbuch 1974, S. 254) nicht Gott und Christus, aber die WTG wieder verlassen haben! In der DDR sind viele von ihnen nunmehr in dem "Bund freier Christengemeinden" (BfC), in der "Freien:Christenvereinigung" (FC) oder in der "Vereinigung freistehender Christen" (VfC) verbunden, ausgehend davon, daß die äußere Form nur untergeordnete Bedeutung hat. Markus 9:38-40.

Wie die nun mit dem 1975-Endzeitfehlschlag wieder einsetzende erneute Endzeitverschiebung und die Fortsetzung des antikommunistischen politischen Kollisions- und Provokationskurses der WTG zeigen, geht das haltlose Endzeitspiel weiter.

Objektiv gesehen bleibt die WTG weiter eine Religionsgemeinschaft, in ihrer Bibeldeutung auf die kapitalistische Krisenwelt orientiert, um das hier anfallende "Strandgut" zu jagen und zu fischen" und durch ständig neu angepaßte Endzeittheorien vermischt mit Antikommunismus vor allem von jedem revolutionären Aufbegehren abzuhalten.

Eine aufrichtige Respektierung und Anerkennung der sozialistischen "die Menschen betreffenden Ordnung um des Herrn willen" (1. Petr. 2:13) kommt für die WTG nicht in Betracht. In trauter politischer Gemeinschaft mit den extremsten Rechtskräften der kapitalistischen Welt verfolgt sie weiter ihre falsche Alternative "Christentum oder. Kommunismus", die reale sozialistische Entwicklung mißachtend. Diese ist jedoch auch für Jehovas Zeugen der Scheideweg in ihrer irdischen Orientierung und als Religionsgemeinschaft. Die WTG-1975-Misere wirft diese Grundfragen endgültig auf. Jede Betrachtungsweise, Anschauung, Hoffnung oder Konzeption und damit auch Bibelauslegung, die die schöpfungsbedingten sozialen Realitäten nicht gebührend beachtet, ist zum Scheitern verurteilt. Sie verlangt eine Veränderung der "Form der Anbetung", der "Nachfolge Jesu" vor allem im Verständnis der "irdischen Verpflichtungen" (Russell). Dabei muß man jedoch zu der jetzt unabänderlichen Einsicht kommen, daß Christen hier und heute keine Einheit und Klarheit in allen Glaubensfragen verheißen und daher möglich ist. Es ist nur Einheit und Klarheit in grundsätzlichen Fragen möglich. Davor muß jede intolerante Erkenntnisrechthaberei verstummen. "Jetzt sehen wir nur undeutliche Bilder, jetzt ist unser Erkennen nur Stückwerk", sagt Paulus. Jeder "Nur-wir"-Anspruch muß darum aufgegeben werden. Wer das nicht kann , hat das Wesen christlicher Liebe, die als Größtes über allem Erkenntnisstückwerk stehen muß, noch nicht in rechter Weise erkannt. 1. Kor. 13:1-13. Das WT-Eingeständnis der Lieblosigkeit und Unmenschlichkeit gegenüber früheren Mitverbundenen kann zu einem ersten realistischen Schritt führen. Zur Verständigung gehört jedoch, daß man den anderen überhaupt erst einmal verstehen lernt, ja erst einmal kennenlernt, wie es gekommen ist. Heutige WT-Eingeständnisse zielen ja von WT-Seite keineswegs auf solche Verständigung. Um einer echten christlichen Verständigung willen müssen wir daher die Hauptfragen aufdecken. Hierzu wird-jetzt ein fundamentales Werk wieder in das Blickfeld gerückt, das bedeutendste Werk der zwanziger Jahre über die Abwege der WTG nach dem Tode von C. T. Russell, das von den damals schon führenden deutschen Bibelforschern Emil und Otto Sadlack herausgegebene Werk "Die Verwüstungen des Heiligtums", Angerburg/Ostpr. 1928 Die Kenntnis der Hauptfragen dieses Werkes ist unerläßlich, wenn wir an die "vielen Hunderttausende - seit 1947 über 300 000 - auch nur denken, die eine WT-freie "Form der Anbetung" gewählt. haben. Verfolgt dieses einmalige 'Werk "Die Verwüstungen des Heiligtums" in den nächsten CV-Ausgaben! Die Gebrüder Emil und Otto Sadlack sind heute noch leitende Brüder der WT-freien Bibelgemeinden in der BRD.

In der DDR haben wir u. a. folgende WT-freien Versammlungsmöglichkeiten:
- Gemeinde 806 Dresden, Robert-Blum-Straße 6 (Raum Adv.-Gem.) BfC sonntags, Mai/Sept. 9-10.30 Uhr, Okt. 1 April 14.30-16 Uhr.
- Gemeinde 705 Leipzig, Witzgallstraße 10 (Jgd.-Zi. Laurentiuskirche) sonnabends 14-16 Uhr BfC.
- Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Gießerstraße 36 (Jgd.-Zi. Josephskirche), sonnabends 13.30-15.30 Uhr. BfC
- Gemeinde 7022 Leipzig, Blumenstraße 74 (Raumgemeinschaft) sonntags 14-15.30 Uhr. FC
- Gemeinde Magdeburg, Bärstraße 9 (Raumgemeinschaft) sonntags 13.30-15 Uhr. VfC
- Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Schloßstraße 4-6 (Raumgemeinschaft) sonntags 14-16 Uhr. VfC
- Gemeinde Leipzig, Maurice-Thorez-Straße 22 (Raumgemeinschaft) sonnabends 16-17.30 Uhr. VfC

Jehovas Zeugen stehen infolge der WTG-1975-Misere endgültig am Scheidewege. Die Zeit ist herbeigekommen, sich in "Glauben, Hoffnung und Liebe" neu zu orientieren. -
P.

CV sollte in allen Studiengruppen, Versammlungen und Gemeinden zur Sprache kommen
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Zuerst möchten wir allen unseren Mitverbundenen im In- und Ausland für die auch im Jahre 1974 erwiesene Mitarbeit, Hilfe und Unterstützung in geistiger, informatorischer wie auch in materieller, finanzieller Hinsicht den Dank aller übermitteln, die wiederum CV als zeitgemäße Hilfe erfahren haben. Ob als "stille Hilfe" oder anders, CV ist in der Tat einzig in Aufgabenstellung und Wirksamkeit. Die WTG-Totschweigetaktik einerseits, aber genaueste CV-Verfolgung andererseits bestätigen, wie brisant CV ist. In den Mittelpunkt der Betrachtungen sollte diesmal vielleicht der CV-Artikel "WTG-Lehränderungen im Jahre 1974" stehen. Wer demütig vor Gott ist, könnte der jemals auf den Gedanken kommen, "daß Jehova launenhaft ist", wie es der WT 1/74 S. 4 von sich ablenkend unterstellt? Wir staunen so manchmal, was die WT-Formulierungen an eigener Gesinnung alles verraten! Wir hoffen und wünschen, daß auch diese CV-Ausgabe allen Aufrichtigen helfen möge, immer deutlicher zu erkennen, was jetzt voneinander getrennt werden muß, um den Weg als Christ und Bürger zu gehen, der allein vor Gott und Menschen jetzt und in Zukunft zu verantworten ist.

In christlicher Verbundenheit
CV-Leitung Gera/Thür. und alle Mitarbeiter
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0.20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos.

Kto.-Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

A 2169-75 V 7 1 918

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 70

Wieder einmal zitiert die CV (unter anderem) das Rutherford-Buch "Regierung" aus dem Jahre 1928 und dort insbesondere jene sich kritisch zur Sowjetunion äußernden Passagen. Abgesehen davon, dass (außer den Kommunisten) noch etliche andere Zeitgenossen, die Entwicklung in der Sowjetunion kritisch bewerteten, die WTG also bestenfalls nur eine allgemeine Meinung wiedergab, ist Desweiteren festzuhalten, dass im gleichen Rutherford-Buch auch kritische Passagen über das politische System in den USA nachweisbar sind. Die allerdings, werden von der CV geflissentlich nicht mit genannt. Damit wird bewusst ein Zerrbild geschaffen und das gilt es auch so festzuhalten.

Man kann auch noch ein neueres Beispiel aus der gleichen CV-Ausgabe zitieren. In einer sophistischen Wortwahl, die man sich mal auf der Zunge zergehen lassen sollte, liest man dort unter anderem auch:
"Bekanntlich wurden am 13. August 1961 zur Gewährleistung einer friedlichen ökonomischen und politischen Entwicklung der DDR besondere Sicherungen an der DDR-Westgrenze geschaffen. Natürlich traf das auch die Ostarbeit der WTG. Prompt reihte sie sich sogleich in die auflodernde internationale 'Mauer'-Hetze ein, ihre eigene antikommunistische Untergrundarbeit herausstreichend: '...auch die Mauern die der russische Kommunismus errichtete', könnten sie .nicht . 'hindern', solchen 'Feinden' werde 'unteridisch' entgegengetreten. (WT 1. 3. 62, S. 147 dt.)....

Mit einer jüngsten 'Erfahrung' dokumentiert sie das. Diese 'Erfahrung' besage, daß die Berliner Mauer in Ostdeutschland die Sinnlosigkeit des ganzen (kommunistischen) Systems zum Bewußtsein' bringe, (Erwachet 22. 3. 75, S. 18 dt.). Wieder eine abgefeimte rein politische Demagogie, die mit der Evangeliumsverkündigung überhaupt nichts zu tun hat."

Ich erspare es mir, dass hier weiter zu kommentieren. Einen Kommentar allerdings kann ich mir doch nicht "verkneifen". Und der besteht in der Feststellung, dass es kaum Unterschiede in der Verlogenheit der Propaganda gibt. Möge diese ihre Urheber nun in den WTG-Zentralen, oder wie hier zitiert, eben in der CV von Stasi Gnaden haben!

Auch an handfesten Drohungen spart diese CV-Ausgabe nicht (ebenfalls nicht das "erstemal"). Vorgeblich bei den Zeugen Jehovas in der DDR diskutiert, behauptet die CV dazu. Die tatsächlichen Diskutierer dürften indes in den Dienststellen der Stasi zu lokalisieren gewesen sein, die denn auch prompt durch die CV verkünden lässt:
"Die Treffen in den Autobahnraststätten mit Kurieren des Ostbüros. Die Geldschmuggelei. Die Täuschungsmanöver bei den Grenzkontrollen und der ganze damit verbundene Trug und Schwindel und die lebensgefährlichen Herzanfälle der älteren Brüder und Schwestern, wenn sie dabei 'hochgehen', weil eben kein Gott etwas 'überwaltet'"

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 70 Gera Mai 1975

IN DREISSIG JAHREN VOLLZIEHT SICH DER WECHSEL
DER GENERATIONEN
30. Jahrestag der Befreiung - und Jehovas Zeugen?
Liebe Leser
Das Jahr 1975 ist nicht nur der Fehlschlag schon für die dritte Generation der Bibelforscher oder Zeugen Jehovas, seit die WTG tätig ist. Unter C. T. Russell wurde das "Ende" für die Zeit des 1. Weltkrieges verkündigt, unter J. F, Rutherford für die Zeit des 2. Weltkrieges. Nun ist auch unter N. H. Knorr diese Verkündigung für 1975 gescheitert. Wieder sind - seit 1945 - dreißig Jahre, eine Generation, vergangen. Wieder wird alles auf eine weitere Generation umgestellt.

1975 lenkt unseren Blick aber auch aus einem anderen Grunde um 30 Jahre auf 1945 zurück. 1945 brachte den Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus - auch für Jehovas Zeugen. Sicherlich standen damals die größeren Zusammenhänge um die WTG nicht im Vordergrund. Die Befreiungsfreude herrschte vor. Die Wiederherstellungsaufgaben fesselten die Tatkraft. Die unmittelbare materielle und geistige Not erfüllt die Sinne. Und die WTG war politisch zurückhaltend. Sie hatte noch keine umfassende neue Bibelauslegung für die entstandene Weltlage wieder, die nun durch den alliierten Sieg und die reale Weltbedeutung von Sozialismus und Kommunismus mitbestimmt wurde, mit der Sowjetunion als Hauptsiegermacht von nun an. Die weltpolitische "Großwetterlage" war noch bestimmt durch die amerikanisch-sowjetischen Gemeinsamkeiten der Antihitlerkoalition des 2. Weltkrieges. So konzentrierten sich die WTG zunächst auf die praktischen Aufgaben der organisatorischen und geistigen Wiederherstellung ihres Werkes für die Nachkriegszeit. Es war wirklich nur ein Zurückhalten in Unsicherheit über die politische "Großwetterlage". Wie würde sich das Ost-West-Verhaltnis weiterentwickeln? Zunächst jedoch galt es, das durch die Kriegsunterbrechungen ziemlich desorganisierte und auch entglittene Werk (Australien, Deutschland) von Brooklyn aus wieder fest in den Griff zu bekommen.

Andererseits lagen auf Seiten der Sowjetunion bzw. der sowjetischen Besatzungsmacht in Deutschland 1945 kaum Erfahrungen mit der WTG vor. Die baltischen WTG-Zweige waren durch den faschistischen Überfall 1941 auf die Sowjetunion überhaupt nicht zur Wirksamkeit gekommen. Die in den faschistischen Konzentrationslagern von den Zeugen Jehovas im Rahmen einer Konzeption des SS-Führers Himmler zur Ausrottung des Kommunismus bekehrten "Russinnen und russischen Kriegsgefangenen" konnte nur anders, als von den Nazis vorgesehen, in ihre Heimat zurückkehren. Und - wer hatte sich damals, auch in Deutschland, je gründlich mit der religiös-politischen Entstehung, Entwicklung und Bedeutung der WTG, Bibelforscher oder Zeugen Jehovas als Religionsgemeinschaft vertraut gemacht? Schließlich - könnten sie nicht auch aus der Entwicklung Lehren ziehen? So erhielten auch sie ihre Gelegenheit. Die Sowjetische Militär-Administration für Deutschland (SMAD) in Berlin-Karlshorst bestätigte ihnen mit Dokument vom 24. Juni 1947, "daß sie sich unter den in der Sowjetischen Besatzungszone erlaubten Sekten" befinden.

Es wurden keine Lehren gezogen. Das SMAD-Dokument allen damaligen örtlichen Gruppen zur Verfügung gestellt. nahm die WTG ihre alte antikommunistische Politik sofort wieder auf, als die politische "Großwetterlage" 1947 änderte und der wesentliche antikommunistische kalte Krieg des "roll back", der "Zurückrollung des Kommunismus" losging. Die Zeugen Jehovas unter WTG-Führung waren eine der ersten Religionsgemeinschaften, die hier eingereiht wurden. Nahezu ein Vierteljahrhundert lang hat die WTG dieZeugen Jehovas nun in diesem Sinne zu mißbrauchen vermocht. Unvergessen der damalige deutsche Bezirksdiener-Ost, Fritz Adler, als WTG-Hauptvertreter, wie er dem Obersten Gericht der DDR 1950 entgegenschleuderte, die DDR habe allenfalls noch "ein Jahr" zu existieren. F. Adler war einer der Haupteinpeitscher darin gewesen, den "roten Stier bei den Hörnern zu nehmen", wie er sich auszudrücken pflegte. Man hatte in politischer Hinsicht wie gar mancher auf die amerikanische Politik der "Zurückrollung des Kommunismus" vertraut. Doch nun tritt auch die N. H. Knorr-Generation ab.

Werden Jehovas Zeugen jetzt nach weiteren 30 Jahren Lehren ziehen? Nach einer weiteren Generation? Mögen sie es sich anläßlich des 30. Jahrestages der Befreiung durch Bischof D. Dr. Albrecht Schönherr, Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, sagen lassen: "Daten der Vergangenheit erweisen sich als geschichtsträchtig, wenn sie den Nachkommenden Anstoß werden dazu, die zurückgelegte Wegstrecke zu überdenken und die Ziele zu bestimmen, auf die sich ihr Weg in Zukunft richten soll. Wir denken in diesen Monaten in vielerlei Hinsicht an das Jahr 1945, das Jahr der großen geschichlichen Wende in der Mitte dieses Jahrhunderts, der als 8. Mai als 'Tag der Befreiung' steht. Wir befinden uns 30 Jahre danach. In dreißig Jahren vollzieht sich der Wechsel der Generationen". (Ansprache, NZ 17. 4. 1975).

Mit 1975 beginnt unter der WTG die dritte Generation. Ihr antikommunistischer Kurs hat sich längst als Amoklauf erwiesen. Merken Jehovas Zeugen nicht, wie die WTG-Bibelauslegungen nun von 1975 wieder wegrückt und für die nächste Generation zurechtgemacht werden? Wenn wir in diesen Monaten überall 30 Jahre zurück an 1945 erinnert werden, darin sollten auch Jehovas Zeugen die zurückgelegte Wegstrecke überdenken um Lehren zu ziehen, wie es weitergehen soll. Denn es vollzieht sich wieder ein Wechsel der Generationen. Auch diese CV-Ausgabe möchte dabei helfen.
Vergewissert euch über alle Dinge
haltet fest an dem was recht ist.
1. Thess. 5:21 NW
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IN DIESER AUSGABE
Schwester McDonald, USA, erinnert sich. -
Zum politischen Weg der WTG und Zeugen Jehovas bis 1945. -
Jehovas Zeugen in Zukunft als antikommunistische Scharfmacher unter WTG-Führung? -
Neue WT-Form für die Untergrundtätigkeit. -
Die Kerngedanken des WT für Studium und Verkündigung geprüft. WT Nr. 1/1975 dt. -
Wenn man jetzt ein von der WTG eingesetzter Ältester ist. -
"Die Verwüstungen des Heiligtums". -
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SCHWESTER MCDONALD ERINNERT SICH -
AN WAS?
Zum Jahrbuch 1975
Was uns zunächst auffiel, ist dies: Daß außergewöhnlich viele Schwestern als Chronisten mit eigenen Zeugnissen über die WTG-Geschichte zu Worte kommen dürfen. Mit dem UNO-"Jahr der Frau 1975" wird das aber nichts zu tun haben.
Was darin noch auffällt, ist die besondere Psychologie speziell dieses Jahrbuches 1975, deren Eigenart man sich nur schwerlich entziehen kann. Welchen Prüfungen Jehovas Zeugen hier unterworfen werden sollen, das mag an zwei Beispielen vorgestellt werden.

"Anna McDonald erinnert sich: Das Jahr 1925 war für viele Brüder ein trauriges Jahr. Einige strauchelten, ihre Hoffnungen waren enttäuscht worden. Sie hatten gehofft, daß einige der 'alttestamentlichen Überwinder' auferstehen würden. Statt dies als eine 'Wahrscheinlichkeit' anzusehen, l a s e n s i e h i n e i n , daß dies mit 'Sicherheit' kommen würde...." .

Wir wissen nicht, wie alt Schwester McDonald Ist. Deshalb sei an dieser Stelle ein Zitat aus dem WTG-Buch "Der Weg zum Paradies" von 1924 mitgeteilt: "Mittels der drahtlosen Telegraphie und des Radios können jetzt Botschaften um die ganze Erde getragen werden, und bis die Fürsten auferstanden sein werden, werden diese Erfindungen nach bedeutend vervollkommnet sein . . . Wir sollten darum kurz nach 1925 dem letzten vorbildlichen Jubeljahr, die Auferweckung von Abel: Henoch. Noah, Moses, Samuel . . . und vielen anderen erwarten." (S. 215 dt.)

Nun weiter Schwester McDonald:
"Die Schwester, die mich in die Wahrheit brachte, schrieb mir einen Brief, in dem sie mir mitteilte, daß sie mir das Falsche gesagt habe … (Aber) ich war froh über meine Befreiung aus Babylon. W o h i n s o l l t e m a n s o n s t g e h e n?'

Solche "Tiefschläge auf die Rücken der Toren" wurden bisher noch nicht ausgeteilt. Hat Schwester Anna ein Gewissen? Sie fragt nur, " w o h i n s o l l t e m a n s o n s t g e h e n ? ". Damit ist für sie die Frage der "Wahrheit" gelöst. Ebensogut könnte sie sich damit auch die Frage gestellt und beantwortet haben, ob sie Mitglied eines Zierfisch-Vereins bleiben wolle. Es wurde ihr erlaubt, uns die Frage der Wahrheit, nach dem "wohin sonst gehen?" nach diesem Muster zu beantworten.

Wenn möglich, dann wollte die WTG diesen Tiefschlag noch steigern, um eine noch stärkere Desillusionierung der Brüder im Jahre 1975 zu erproben. Lies folgendes: "Bruder Rutherford erzählte mir selbst, daß in der Zeit, als er die Vorbereitung für den Kongreß in Columbus (1931 Ohio) traf, er eines Nachts aufwachte und sich fragte: Warum um alles, in der Welt habe ich einen internationalen Kongreß einberufen, wenn ich doch überhaupt keine besondere Rede oder Botschaft habe? W a r u m s i e a l l e h i e r h e r k o m m e n l a s s e n ? … Überall sahen wir die rätselhaften Buchstaben 'JW', aber wir wußten nicht wofür sie standen…" (S. 148, 150).

Das war die Geburtsstunde des Namen "Jehovas Zeugen" (engl. Jehova's Witnesses, JW). Wie nach dem Rezept aus der "Public Relation Branch" für entwaffnete Werbung wurde dieser Name von Präsident Rutherford zur Annahme gebracht. Die Spaltungen waren so groß und verwirrend geworden, daß auch ein neuer Name nötig war. Ein Name, der zugleich ein Programm, mehr aber noch wie eine Zauberformel wirken mußte. Denn übergroße Hoffnung und Erwartung unter uns Zeugen wußte sich diesen Namen immer so auszulegen, als wäre er ein Ehrenname, eigens uns, von Jehova Gott verliehen. Dieser Name war der Einfall zur rechten Zeit. Immer flossen durch ihn nun scheinbare Wahrheitsimpulse, Anzeichenbeweise, heilige, ersehnte Beteuerungen unserer Gotteskindschaft in unsere Sehnsucht noch Gottesnähe. Aus dem Munde der WTG weißt du nun, wie "dieser Name" gemacht wurde, aus welcher geistigen Verlegenheit er entstand. Er entstand wie die Klasse der Jonadabe im Jahre 1935. Sie mußte unbedingt entdeckt werden, weil sonst Jehovas Zeugen kaum mehr als 10 000 "Überrestglieder" repräsentieren würden, die praktisch zum absoluten Aussterben verurteilt wären, dem absoluten Ende der WTG. Unter diesem Wissen wird auch verständlich, warum die WTG im Jahre 1974 daran geht, diesen suggestiven Nimbus um die Organisation etwa durch die Streichungen von "ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova - Jes. 43:12" und "Sie werden alle von Jehova gelehrt sein" im "Wachtturm" abzubauen. Dieser Härtetest im Vorfeld des Jahres 1975 soll Jehovas Zeugen im Feuer gezielter Ernüchterung erproben, wer trotzdem "treu" zur WTG in "Lauterkeit" ausharrt, trotz und mit Schwester Anna McDonald.

Klassisch, diese Stellvertreterfunktion durch das "Selbstzeugnis" von Schwester McDonald. Ganz bewußt entsteht dadurch der Eindruck einer gewissen Distanzierung.- Die Chronisten verbreiten den Hauch von Objektivität. Daraus wiederum die Möglichkeit, wenns kritisch wird und unliebsam Fragen auftauchen, zu erklären: Ja, das sehen die betreffenden Geschwister so, die uns hier ihre Erinnerungen mitgeteilt haben. Im Bedarfsfall kann die WTG auch darauf verweisen, nachdrücklichst, daß nicht sie sich den Spiegel vorgehalten habe, sondern die Chronisten selbst ihr eigenes Verhalten und Denken "so" dargestellt haben. Damit ist eingeräumt, die WTG von der Verantwortung zu entlasten, wenn es sich als erforderlich erweisen sollte. Stellvertretend hat Schwester McDonald allen Zeugen den Spiegel vorgehalten, direkt. Nur indirekt, mittels Schwester McDonald hat das die WTG besorgt. Geläutert Erz, die nackte Wahrheit wurde durch eine Mittelsperson unter die Zeugen gebracht. Ohne Ausnahme, bis auf die, die das so geplant haben, ist jeder Zeuge auf das Niveau von Schwester McDonald gezerrt und zum Anhänger einer Durchschnittsreligion degradiert worden.

Die "Wahrheit" der Zeugen Jehovas wurde durch dieses "Selbstzeugnis" der Schwester Mc Donald zur religiösen Selbstbefriedigung erniedrigt. Aber, wenn man schon einmal Zeuge Jehovas ist, "w o h i n s o l l t e m a n s o n s t
g e h e n?"

Allein durch diese Frage ist die ganze Trostlosigkeit ausgedrückt. Wenn diese Frage so zugelassen und beantwortet werden darf, dann ist der Wahrheitsanspruch der Zeugen zu einer puren Illusion und Anmaßung gemacht. Aus diesem "Selbstzeugnis" spricht nur der nackte Jammer der Kreatur, angesichts aller Spekulationen, Einbildungen und Fehlschläge. Diese geistige und seelische Auslotung der Zeugen durch die WTG weiß mit großer, ausgepichter Erfahrung um die geistige Verkettung eines jeden Zeugen an die WTG. Deshalb kann sie auch diesen Härtetest ohne Gnade, ohne Erbarmen für die Brüder herausfordern. - W. D.

Zum politischen Weg der WTG und Jehovas Zeugen bis 1975
Wer seinen Blick ins gesellschaftliche Leben erhebt, erkennt. daß die Neuzeit - etwa seit dem vorigen Jahrhundert - vor allem durch das Aufkommen der sozialen Frage gekennzeichnet ist. Es begann sozusagen die große Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Kapitalismus und Sozialismus/Kommunismus. Die Zeit für die Herausbildung einer neuen Gesellschaftsordnung war angebrochen. Einige Hauptkennzeichen: Die Entstehung des "Vierten Standes", der Arbeiterschaft, der Sozialdemokratie, das Kommunistische Manifest von 1848, die verlorene proletarische Revolution 1870/71 in Frankreich, die siegreiche sozialistische Revolution 1917 in Rußland, das sozialistische Weltsystem seit 1945 mit der Sowjetunion als Hauptmacht. C. T. Russell hatte die ursprüngliche Weltendevorstellung der Bibelforscherbewegung (später Zeugen Jehovas) in einer anarchistischen Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit gipfeln lassen, (Schriftstudien Bd. 4 von 1897) und damit dokumentiert, wo diese Bewegung oder Gemeinschaft politisch angesiedelt ist, was diese Neuzeit betrifft.

Was auch immer die WTG behauptet, wie es um sie politisch stehe, ihre Äußerungen zeigen, daß sie in diesen neuzeitlichen gesellschaftlichen bzw. sozialen Auseinandersetzungen von Anfang an eine ganz bestimmte Frontstellung bezogen hat. Und wie sie ihre Gemeinschaft, die Bibelforscher und später Zeugen Jehovas auch immer mit religiösen Lehren und Aufgaben der eigenen Erbauung, der Verkündigung oder des eigenen Zusammenhalts und zur Weiterentwicklung bzw. Veränderung beschäftigt hat, diese bestimmte sozialpolitische Frontstellung blieb prinzipiell unverändert.

Wo kommen die Zeugen Jehovas her? Sie kommen von jeher zumeist aus den sozial wie religiös unzufriedenen Kreisen und Schichten. Für die BRD wurde 1974 festgestellt, daß die neugläubigen Zeugen Jehovas etwa zu 78 Prozent ehemalige Katholiken sind. Sozialpolitisch gehören sie zu den Benachteiligten, Enttäuschten, Entwurzelten und Hoffnungslosen. Arbeitslosigkeit, Großstadtelend und die sonstigen sozialen kapitalistischen Miseren und Krisen lassen ihre Zahlen immer wieder anschwellen. Aber auch psychologische Ursachen spielen eine große Rolle. Leid verschiedenster Art, Einsamkeit, Unverstandensein, Schuld, Krankheit, Hilflosigkeit, Gebrechen, Versagen, Verzweiflung und viele andere sog. Schicksalsschläge kommen da infrage. Was die sozialen Gesichtspunkte betrifft, so kann gar mancher Zeuge Jehovas namentlich genannt werden, der drauf und dran war, deswegen Revolutionär und Kommunist zu werden. Doch er wurde es nicht. Damit kommen wir zu unserer Frage.

Wir beobachten, wie die politische Haltung der WTG von früh an durch Antikommunismus und dann Antibolschewismus bzw. Antisowjetismus gekennzeichnet ist. Das heißt, in der sozialen Frage wurde grundsätzlich immer gegen jedes revolutionäre Verändern, gegen Sozialismus und Kommunismus Stellung bezogen, wie die Bibel sonst auch ausgelegt wurde.

Die Anfänge unter C. T. Russell
Die WTG erklärt selbst: "Noch nie standen Jehovas Zeugen auf der Seite des Weltkommunismus. Im ersten Erscheinungsjahr ihrer offiziellen Zeitschrift, die damals den Namen Zion's Watch Tower (Zions Wacht-Turm) trug, brachten sie in der September-Ausgabe des Jahres 1879 in einem Artikel folgende Feststellungen: Sozialisten, Kommunisten und Nihilisten würden gerne ein solches Aufbegehren und einen solchen Umsturz herbeiführen. Doch anerkennt (die Bibel) diesen Kommunismus nicht als das Rechte, sondern weist die Glaubenden vielmehr an, 'den obrigkeitlichen Gewalten' untertan zu sein, solange sie bestehen". (Babylon-Buch S. 536, WTG 1965 dt.). "Von früh an haben die Wachtturm-Schriften den Kommunismus als Weltgefahr bloßgestellt", heißt es hierzu. (WT 1. 11. 50, S. 329 dt.). Im englischen WT vom Juni 1883, S. 8, verkündete die WTG weiter, "der Kommunismus" sei "eine Herrschaft der Anarchie großen Stils" wider "Sittlichkeit und Recht". Und 1886 sei im WTG-Buch "Der göttliche Plan der Zeitalter", Kapitel 15, S. 321 erklärt worden, "daß die schlechte Obrigkeit (Regierung) und die teuerste bei weitem besser ist", als "in die Arme des Kommunismus und der Anarchie getrieben" zu werden, denn dann gäbe es "gar keine" Regierung mehr. (WT 1. 11. 50, S. 329 ff dt.).

So wurden die Zeugen Jehovas schon als Bibelforscher durch ihren Gründer C. T. Russell seit 1879 grundsätzlich politisch darauf festgelegt, neben ihren religiösen Anliegen den Kommunismus unter Verwendung der Bibel zugunsten der bestehenden kapitalistischen Ordnung zu bekämpfen und aus den Köpfen zu vertreiben. Und wenn diese Ordnung die "schlechteste und teuerste", also noch so ausbeuterisch sei! Es gibt hierzu die sehr bemerkenswerte Feststellung eines westdeutschen Historikers. Er, erklärt, daß speziell die amerikanischen "Sekten" seit dem vorigen Jahrhundert zu den "geistigen Kräfte" gehören, die sich als "große Ideen quer durch die Interessenlinien des Proletariats hindurch legen und dort, wo sie ihre Kraft noch nicht verloren haben, die Entwicklung einer sozialistischen Bewegung aufzuhalten vermögen". (Karl-Theo Humbach, Freiburg i. Br., in: Kommunismus, Sozialismus und Arbeiterbewegung in den USA, S. 114 f, Saekulum Xlll/l, 1962).

Der Fortgang unter J. F. Rutherford
Wie sah das nun aus, nachdem Sozialismus bzw. Kommunismus mit dem Sieg der Revolution 1917 in Rußland zu einer realen politischen Macht, Regierung (Obrigkeit), und Gesellschaftsordnung wurde? C. T. Russell war 1916 gestorben. Unter seinem Nachfolger J. F. Rutherford wurde die Internationale Bibelforscher-Vereinigung (IBV), wie sie dann offiziell hieß, zu einer der schärfsten damaligen antikommunistischen, antibolschewistischen bzw. antisowjetischen "Sekten". Zwei typische politische WTG-Erklärungen stehen für die entsprechende politische Generallinie der gesamten Rutherford-Administration bis 1942.

Im WTG-Buch "Regierung", Auflage 1 250 000. wurde t928 proklamiert: "Die Sowjetregierung ist kein Erfolg gewesen und wird es nie sein und.. ist weit entfernt davon, das Volk, das diese Regierungsform anwendet, zu befriedigen … Der Bolschewismus … wird von vielen anderen Nationen und Regierungen der Erde mit Recht gefürchtet" (S. 242 f, dt.). In einer Ansprache großen Stils im Jahre 1938, die über Radio ging … und noch mehr als 50 Städten in den Vereinigten Staaten, Kanada, England, Australien, Neuseeland und Tasmanien übertragen und außerdem … von 118 Radiostationen der Vereinigten Staaten ausgefunkt wurde", proklamierte J. F. Rutherford: "Im Jahre 1917 brachte Satan in Rußland eine kommunistische oder bolschewistische Regierung hervor, die erste Erscheinung einer Totalitäts-Herrschaft" (WT 1. 11. 50, S. 328 dt.). Die WTG wurde mit dieser antikommunistischen Politik nach dem ersten Weltkrieg ein Faktor in der Strategie der damaligen am amerikanischen Politik, überall einen "Damm gegen - das sowjetische Sozialisierungsbestreben" zu schaffen, wobei Kirchen und Religionsgemeinschaften eine wichtige ideologische Rolle unter den Christen zugedacht war. (J. P. Warburg, Deutschland - Brücke oder Schlachtfeld, S. 159, 162, Stuttgart 1949).

Wie geht es heute weiter?
Die Entstehung des sozialistischen Weltsystems, der sozialistischen Staatengemeinschaft nach 1945, der Übergang zur Sozialistischen "die Menschen betreffenden Ordnung" brachte es mit sich, daß in den verschiedenen Ländern auch die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas mit "übernommen" wurde. Nicht aus den religiösen Gründen des Gottesglaubens, sondern auf Grund der traditionellen antikommunistischen politischen WTG-Haltung mußte es damit über kurz oder lang - wenn diese WTG-Politik nicht unterlassen würde - zur Kollision mit dieser neuen gesellschaftlichen Ordnung kommen. Auf Grund der Härte des Klassenkampfes in Deutschland, von hier gingen immerhin zwei Weltkriege aus, mußte auch das hart werden. Während sich die verantwortliche WTG-Führung sich in sicheren westlichen Schutzbereichen hielt, warf sie in "heiliger Allianz" mit allen anderen antikommunistischen Kräften ihre Gemeinschaft tatsächlich in den politischen Kampf, der nun zur Entscheidung zwingt, Lies den folgenden Artikel. -

JEHOVAS ZEUGEN IN ZUKUNFT ALS ANTIKOMMUNISTISCHE
SCHARFMACHER UNTER WTG-FÜHRUNG?
Du mußt dich jetzt entscheiden
Der erste große Höhepunkt der Frontstellung der WTG gegen neu entstandene sozialistische Weltsystem erfolgte mit dem internationalen WTG-Kongreß vom 30. 7. bis 6. 8. 1950 in New York. J. F. Rutherford war am 8. 1. 1942 gestorben. Die mit dem westlichen kalten Krieg seit 1947 auch in der WTG-Verkündigung jetzt unter N. H. Knorr wieder angelaufene antikommunistische Propaganda gipfelte auf diesem Kongreß in einer "enthusiastisch bejubelten Resolution gegen den Kommunismus" gegen die "totalitäre kommunistische Gefahr" (Kongreß-Report vom 6. 8. 50, WT 15. 11. 50, S. 349. dt). Von nun an wurde planmäßig gegen Sozialismus und Kommunismus zufelde gezogen. Zu allen Schwerpunkten der Entwicklung lieferte die WTG fortan ihren aggressiven. antikommunistischen Beitrag zur "Eindämmung" oder "Zurückrollung des Kommunismus", soweit ihr Arm in der Öffentlichkeit und unter der christlichen Bevölkerung reichte.

Ein nächster Höhepunkt war u. a. die historische Entscheidung der SED 1952, in der DDR, in Mitteleuropa, zur Schaffung der Grundlagen des Sozialismus überzugehen. Prompt wartete die WTG mit einer der wüstesten internationalen antikommunistischen Hetzereien auf, die sie jemals vom Stapel: ließ: "Der Kommunismus wurde durch Satan, den Teufel, gezeugt, genährt und zur Reife gebracht … Gleich ungezügelten wilden Tieren zwingen sie dem Volke hinter dem Eisernen Vorhang ihre Idee und wilden Träume auf … Hitler war von einem ähnlichen Wahnsinn besessen". (WT 1. 6. 52 dt.). Der Vergleich mit dem antikommunistischen Verbrecher Hitler war maßlos an Infamie und Demagogie. Doch was kümmert das die WTG. Traf es doch nur die "Schafe". Sie als Führung würde sich schon durch "Kompromisse" retten, wie 1917 in den USA und 1943 in der Schweiz. Doch fühlte sie sich jetzt in der antikommunistischen "heiligen Allianz" sicherer wie nie zuvor.

Wenn festgestellt wurde, wie am Vorabend des konterevolutionären Putschversuches vom 17. Juni 1953 in der DDR antikommunistische Hetze "über viele Kanäle in die DDR eindrang" (Geschichte d. dt. Arbeiterbewegung, Bd. 7, S. 229, Berlin 1966), dann war auch die WTG zu dieser Zeit kräftig mit am Werke. So predigte sie im Frühjahr 1953 - in der DDR mittels besonderer Untergrund-Drucke aus Wiesbaden u.a. "Ein grausames Terror-Regime in dem von den Kommunisten beherrschten Ostdeutschland hält die Bevölkerung vom Staate abhängig und in völliger Sklaverei" (1953, S. 116 dt.). Konnten sich die westlichen "Befreier der Ostzone" eine bessere geistige Vorbereitung auf ihre "Befreiung" unter den Christen in der DDR wünschen? Predigtätigkeit wollte die WTG das genannt haben. Das war ein Jargon, der sich in nichts von der damaligen kontervolutionären Propaganda des kalten Krieges unterschied. Dazu scheute sich der verantwortliche WT-Redakteur Erich Frost in Wiesbaden nicht, Vokabeln über seinen Schreibtisch gehen zu lassen wie "kommunistenverseucht" u. ä (Erwachet, 8. 4. 53 S. 6 dt.), die wörtlich dem Niveau der antikommunistischen "Untermenschen"-Propaganda der über Polen und Sowjetunion herfallenden Hitlerfaschisten entsprachen.

Bekanntlich wurden am 13. August 1961 zur Gewährleistung einer friedlichen ökonomischen und politischen Entwicklung der DDR besondere Sicherungen an der DDR-Westgrenze geschaffen. Natürlich traf das auch die Ostarbeit der WTG. Prompt reihte sie sich sogleich in die auflodernde internationale "Mauer"-Hetze ein, ihre eigene antikommunistische Untergrundarbeit herausstreichend: "…auch die Mauern die der russische Kommunismus errichtete", könnten sie nicht "hindern", solchen "Feinden" werde "unteridisch" entgegengetreten. (WT 1. 3. 62, S. 147 dt.). Bis heute steht die WTG prinzipiell unverändert in dieser "heiligen Allianz" des internationalen Antikommunismus, wie sie es. selbst sagt: "Die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht geändert" (Babylon-Buch S. 537 dt.). Mit einer jüngsten "Erfahrung" dokumentiert sie das. Diese "Erfahrung" besage, "daß die Berliner Mauer in Ostdeutschland die Sinnlosigkeit des ganzen (kommunistischen) Systems zum Bewußtsein" bringe, (Erwachet 22. 3. 75, S. 18 dt.). Wieder eine abgefeimte rein politische Demagogie, die mit der Evangeliumsverkündigung überhaupt nichts zu tun hat. Ihre antikommunistische Absicht tritt vor dem Hintergrund der gegenwärtigen kapitalistischen Krisenzustande einerseits und der sozialen Sicherheit in den sozialistischen Ländern andererseits deutlich zutage. Im WTG-Hauptbüro in Brooklyn wird der Sinn der in die Verkündigung eingestreuten politischen Äußerungen und Grundsätze genauestens durchdacht. So auch, wenn es in der "Erfahrung" dann heißt: "Weder die falsche Religion noch der Kommunismus" könnten die "Erkenntnis der Wahrheit" geben, "daß nur Gottes Königreich alle Probleme der Menschen in der nahen Zukunft lösen wird" (a. a. 0.). Die Linie ist deutlich, der Kapitalismus bleibt aus der Diskussion, der Angriff wird gegen die anderen Christen und gegen den Kommunismus gerichtet. Die Bekämpfung jeglichen Bündnisses zwischen Christen und Kommunisten ist hier eingeschlossen.

"Gottes Königreich" löst alle Probleme der Menschen "in der nahen Zukunft"? Daran glaubt ja in Brooklyn selbst keiner! Denn fast hundert Jahre wird das schon versprochen, über drei Generationen lang, "bald, bald, nahe, nahe". Und immer wieder wird dann alles verändert und in die Zukunft geschoben. Sind sie nicht gerade dabei, jetzt auch "1975" wieder zu "verschieben"? (Dein Name werde geheiligt, S. 329 dt.).

Die angewandte List ist schriftwidrig
Wer sich genau vergewissert, erkennt, daß alle von der WTG verlangten Untergrund-Praktiken, die Bibel mißbrauchend "theokratische Kriegslist" genannt, allein in der politischen Rolle der WTG ihre Ursachen haben. Die maßgebliche christliche Lehre der Bibel verbietet, irgend "mit List zu wandeln" (2. Kor. 4:2 NW). Echte christliche Verantwortung verlangt also, mit allen Untergrundmethoden Schluß zu machen und die Gründe dafür völlig auszuräumen. Wer alles ehrlich durchdenkt, muß doch zugeben: Nur wer die Methoden der Täuschung, Verstellung und sonstige Listigkeiten beherrschte, konnte illegal und untergrund einigermaßen sichergehen. Jehova hat hier nie etwas "überwaltet". Das wäre ja auch schlimm. Es ist wirklich nur eine Frage gegenüber Raffiniertheit, wie jede Erfahrung hier lehrt.

Was wird nach Informationen aus Studiengruppen gegenwärtig diskutiert? Rentner wollen sich nicht mehr als Untergrundkuriere für das WTG-Ostbüro in Wiesbaden hergeben. Das Drängen des Ostbüros, Zeugen Jehovas aus der BRD sollten keinen zusammenhängenden Urlaub von 30 Tagen mehr in der DDR verbringen, sondern möglichst 30 Einzeltage, um so oft wie möglich zu reisen und dabei Aufträge der WTG für die Untergrundtätigkeit mitzuerledigen. Die Unruhe der Besuchten. Das Abwerfen von Material auf den Autobahnen. Das Anlegen von Verstecken zum Abholen. Die Treffen in den Autobahnraststätten mit Kurieren des Ostbüros. Die Geldschmuggelei. Die Täuschungsmanöver bei den Grenzkontrollen und der ganze damit verbundene Trug und Schwindel und die lebensgefährlichen Herzanfälle der älteren Brüder und Schwestern, wenn sie dabei "hochgehen", weil eben kein Gott etwas "überwaltet". Es müsse zugegeben werden, daß die WTG durch den Schmuggel staatsfeindlicher Materialien und Valuta (Geld) die Grundgesetze eines Staates kriminell verletzt und die Behörden zum Eingreifen zwingt. Auf den entsprechenden Ebenen in der "Organisation" seien seinerzeit die staatlichen Verträge und Abkommen der DDR mit der BRD und dem Westberliner Senat sofort diskutiert worden, um sie im Interesse der Untergrundarbeit in der DDR auszunutzen oder zu unterlaufen. Was Christus und die Apostel mit der "Zinsgroschenauflage" und hinsichtlich "Obrigkeit" gelehrt haben, müsse jedoch auch für die "die Menschen betreffende Ordnung in der DDR, ihre Gesetze und Regierung gelten.

Bis jetzt aber werde tatsächlich statt dessen Haß und Feindschaft gegen die sozialistischen Staaten gepredigt. Das könne. keiner ehrlicherweise leugnen, wenn er die politischen WT-Aussagen überprüft.

Es wäre nur zu wünschen, daß diese Erkenntnis sich mehrt. Die WTG-Führung ist sich ihrer politischen Rolle und Bedeutung völlig bewußt. Was hier gesagt wird, ist für sie nicht neu. Keine andere Bibelübersetzung nennt es mit 2. Kor. 4:2 so deutlich und wörtlich, wie ihre eigene NW-Übersetzung, daß jegliches "Wandeln in List" unchristlich ist. Ärgerlich für sie ist allein, daß dieser politische Bibelmißbrauch jetzt aufgedeckt wird.

Die WTG im geistigen Kampf in der Koexistenz
1962 brachte die BRD-Zeitschrift "Außenpolitik" (11/62, Stuttgart) einen Artikel "Der geistige Kampf in der Koexistenz". Ein Spezialist der westlichen psychologischen Kriegführung legte dar, welche Bedeutung u. a. auch die religiösen Bindungen im politischen Kampf gegen die sozialistischen Staaten hätten: "Unser Gedankengut ist in das öffentliche Leben der kommunistischen Staaten … auf psychologisch geschickte Art einzuschleusen. Unter Ausnutzung nationaler Verschiedenheiten, r e l i g i ö s e r Ü b e r 1 i e f e r u n g e n … ist die Indifferenz zu den Zielen der kommunistischen Staatsführung zu fördern … Die Menschen in den kommunistischen Staaten werden auf diese Weise zu bewußten oder unbewußten Trägern westlicher Ideen, es wird das Gefühl allgemeinen Unbehagens geschaffen, das Voraussetzung ist für die … innere Veränderung und Umwälzung in diesen Staatswesen. Durch pausenlose, den Gegner ermüdende Arbeit sind diese Entwicklungen zu beschleunigen" (Einheit 9/1968, S. 1088 ff). .

Damit hat die WTG nichts zu tun? Weit gefehlt! Auch hier ist sie auf ihre Weise engagiert! Mit dem WT vom 1. 3. 74 dt. unter dem Thema "Warum ist die Religion um Frieden mit dem Kommunismus bemüht?" hat sie ihren Kampf in der Koexistenz deutlich zum Ausdruck gebracht. Vatikan und katholische Kirche werden in diesem WT angeprangert, "den kalten Krieg mit der kommunistischen Welt eingestellt" zu haben, sich "immer mehr der Koexistenz mit roten Regimen" zu nähern, "Frieden mit dem Kommunismus" zu machen, auf diese Weise "unmoralische Beziehungen" zu pflegen, "Hurerei" zu treiben und "mit Gotteshassern ins Bett zu gehen". Das geringste Nachlassen schon des Antikommunismus bei anderen Christen wird von der WTG hier unnachsichtig angeprangert. Damit hat die WTG dokumentiert, daß es ihre eigene Position ist, unbedingt den psychologischen Krieg gegen "rote Regime" fortzusetzen, die von ihr geführten Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas weiter als "Kampfinstrument" gegen die sozialistischen Staaten wirken zu lassen, wie es der deutsche WTG-Zweigdiener Erich Frost einmal formulierte. Hier liegen die tieferen Hintergründe dafür, daß die WTG bezüglich der sozialistischen Länder keine normalen "obrigkeitlichen Beziehungen" will.

Die Situation ist unerbittlich
Jehovas Zeugen müssen erkennen, daß es mit dem Offenbarwerden der Haltlosigkeit der WTG-Endzeitdeutungen und der politischen Zusammenhänge um die WTG keinen anderen vernünftigen Weg gibt, als sich von dieser WTG-Abhängigkeit freizumachen. Denn die von der WTG selbst durch ihre Rolle in der internationalen "heiligen Allianz" des Antikommunismus bewirkte politische Konfrontation mit einer unaufhaltsamen historischen Entwicklung der "die Menschen betreffenden Ordnung" (l. Petr. 2:13 Me) zum Sozialismus, ist nun ihr Schicksal. Der Zwang zur Entscheidung wird unerbittlich. Die soziale Mitverantwortung des Christen ist hier nicht mehr zu umgehen, geschweige denn, das Christentum antikommunistisch zu mißbrauchen, und dabei unbehelligt zu bleiben. Bedenkt, mit der Anprangerung jeglicher "Koexistenz mit roten Regimen" setzt die WTG nicht bloß ihren pro-imperialistischen politischen Kurs fort. Sie erweist sich damit unter den Kirchen und Religionsgemeinschaften zunehmend als religiös-politischer Scharfmacher gegen Sozialismus und Kommunismus. Wer will auf diese Weise sein Schicksal finden?

Was der Vorsitzende der CDU, Gerald Götting, um 24. 2. 1975 vor Theologen und kirchlichen Amtsträgern anläßlich des 30. Jahrestages der Befreiung vom Hitlerfaschismus ausführte, sollten darum auch Jehovas Zeugen ernstlich beachten: Jeglicher Glaubensmißbrauch in der DDR als Instrument gegen die Politik des Friedens und des Sozialismus fand und findet seine Zurückweisung. Für alle hat mit den neuen gesellschaftlichen Bedingungen "ein deutlicher Differenzierungs- und Lernprozeß" begonnen. Das muß zu einem "neuen Selbstverständnis" führen, wo es sein muß, gegen die eigenen "reaktionären leitenden Kreise", in der BRD, in den USA oder anderswo. (NZ 25. 2. 1975). Mögen Jehovas Zeugen das nicht länger mißachten. Das neue Endzeitfehlschlagjahr 1975 macht diese Unerbittlichkeiten unübersehbar. Antikommunistische Scharfmacherei unter den Christen ist ein Amoklauf.
K. O.

"DER WACHTTURM" IN NEUER UNTERGRUND-FORM
Ab 1. 1. 1975 gibt das Ostbüro der WTG in Wiesbaden den WT für die Untergrundtätigkeit in der DDR in einer neuen Form heraus. Der Druck erfolgt auf Dünndruckpapier ohne Impressum oder Herkunftsangabe. Schon ein Vergleich mit dem Original-"Königreichsdienst" beweist jedoch die Herkunft aus dem WTG-Ostbüro. Die Artikel in dem "neuen" WT entsprechen nicht mehr genau dem westdeutschen Original-WT. Auch die Seiten-Numerierung nicht mehr. Es werden in der Regel nur die WT-Hauptartikel gebracht, aber auch in anderer Anordnung. Die Nebenartikel entsprechen auch nicht immer der Originalausgabe, z. T. sind sie aus "Erwachet" entnommen. Die Numerierung erfolgt lediglich mit 175, 275, 375, 475 usw. Das WTG-Ostbüro hat hier offensichtlich für die DDR-Untergrundtätigkeit seitens der BRD gesetzliche Sonderrechte, da normalerweise keine Druckschriften ohne Herkunftsangabe zulässig sind.

Die neue Form hat mehrere Gründe. Das geringfügigste Format wurde gewählt, um vor allem in geringstem Umfang größte Mengen Literatur einschmuggeln zu können.
Sodann soll der ständigem WT-Einschätzung durch CV begegnet werden, indem die Vergleichsmöglichkeiten erschwert bzw. genommen werden. Das 1974-Untergrundformat berücksichtigte das noch nicht.

Die WTG demonstriert mit dieser neuen Methodik, daß sie nicht im geringsten daran denkt, ihre bisherige Funktion bei der Aufrechterhaltung eines religiös-politischen, antikommunistischen Untergrundes auch in der DDR aufzugeben.

Die WT-Einschätzungen in CV werden jedoch weiter den Original-Ausgaben entsprechen. Wir berücksichtigen damit nicht nur erste Bitten aus verschiedenen Studiengruppen, sondern CV bleibt damit auch informativer. Denn mit der "neuen" Form ist die Gefahr der Manipulierung und Desinformation, der Unüberschaubarkeit und des Glaubensmißbrauchs größer geworden.
CVN

Der Feigenbaum blüht nicht, das Werk des Olivenbaumes ist ein Fehlschlag
Die ständige kritische WT-Prüfung
In dieser CV-Ausgabe beginnt die fortlaufende kritische Überprüfung der deutschen Originalausgaben des WT 1975. Sie bleibt weiter unter dem WTG-Jahrestext 1974. Dieser Text am Vorabend des falschen WT-Endzeittermins 1975 steht nunmehr als Symbol für die Halt- und Sinnlosigkeit der gesamten bisherigen WT-Endzeitverkündigung, als Signal für eine irdische Neuorientierung aller Zeugen Jehovas.
W-Ko.

WT Nr. 1 vom 1. Januar 1975
"Das Glücksspiel blüht" -
"Auswirkungen des Glücksspiels auf den Menschen" -
"Ich war von Spielleidenschaft besessen" - (Nebenartikel)
An erster Stelle in der ersten Ausgabe des neuen Jahres das Thema "Glücksspiel"! Was bedeutet das? Ist das in der Organisation schon so tief eingerissen? Da dies gleichzeitig zu einer Hauptanklage gegen Umwelt und andere Christen aufgebauscht wird, liegt wieder der Verdacht nahe, durch Verteufelung anderer von den eigenen Haltlosigkeiten abzulenken:

"Wohin sollte man sonst gehen?" So laut wie möglich soll der eigene Abgrund übertönt und verdeckt werden. Es dokumentiert auch die WT-Funktion, die Menschen in den sozialen Randgruppen der kapitalistischen Welt sozial inaktiv und antikommunistisch mit Weltendeversprechungen hinzuhalten. Nur ist das alles tatsächlich eine Verteufelung und Schwarzmalerei, weil in Wirklichkeit ganz andere Fragen als Glücksspiel in sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht auf der Tagesordnung stehen, geschweige denn, was in den sozialistischen Ländern sozial und kulturell das Leben bestimmt.

"Die wahre Anbetung verlangt eindeutige Entscheidungen" (Kurzbeitrag)
Der Bericht zielt darauf ab, die Entscheidung für die WTG und ihren Weg als den besseren Weg zu betrachten, auch wenn "man in den Augen der Welt als Verlierer erscheinen mag " (S. 15).
Wer ehrlich ist, wird jedoch zugeben, daß man nicht unbedingt die WTG braucht, um einen nichtbefriedigenden Beruf und eine fragwürdige sexuelle Beziehung abzubrechen, wie dargestellt. Jeder andere Schein trügt oder verleumdet doch sogar! Mit Speck fängt man Mäuse. Der WT-Bericht dient deshalb dazu, über die tatsächliche Unvorteilhaftigkeit, Torheit und Verlorenheit der WT-Endzeitnachfolge von einer Generation zur anderen hinwegzutäuschen.

"Die Streitfrage um das Eigentumsrecht klären" - (Hauptartikel)
Der Artikel zielt auf die völlige Entmündigung aller Zeugen, um jetzt jede Kritik niederzuhalten. Natürlich gehören Christen sich nicht selbst im Sinne des Loskaufsopfers, das Christus dargebracht hat. Natürlich muß sich der Christ in diesem Sinne "selbst verleugnen" und "beständig folgen". Aber man darf doch nicht übersehen, daß die WTG jegliche Nachfolge Jesu nur unter ihrer unmittelbaren Führung und Anleitung meint! Sie bestimmt doch, in welchem Sinne alle "Eigentum Gottes" zu sein haben und was da zu tun ist! Du hast doch die Bibel nur mittelbar in der Hand! Handhaben darfst du sie doch nur, wie es der WT bestimmt! Merkst du das nicht? Du sollst dich als Eigentum Gottes und Christi fühlen und denken, du verleugnest dich ausschließlich für sie und folgst ihnen, während du in Wirklichkeit der Bibelauslegung der WTG folgen sollst, wohin sie dich auch führt! Darum allein diese Eigentumserörterung jetzt zur Zeit des erneuten Endzeitfehlschlags mit 1975.

"Wem gehörst du?" - (Hauptartikel)
Die Kerngedanken: "Sich selbst verleugnen … sich aufgeben nicht mehr sich selbst gehören … das Eigentumsrecht an sich selbst nicht mehr beanspruchen (Abs. 5) … das ganze Leben hindurch (Abs. 7) … beständig den Marterpfahl tragen (Abs. 8)… Selbstverleugnung (Abs. 9) … du bist erkauft (Abs. 12)… in einem inbrünstigen Gebet … deinen Entschluß, dich unter seinen Bedingungen anzunehmen … das bedeutet auch, daß du ein Jünger, ein Fußstapfennachfolger Jesu Christi wirst (Abs. 15) … deine Glieder als Sklaven (Abs. 16) … du wirst nicht dazu gezwungen und auch nicht unter Druck gesetzt (Abs. 17) … durch selbstsüchtige Überlegungen oder Wünsche davon abhalten? … Genieße das Bewußtsein, ihm zu gehören, indem du ihn zu deinem Gott machst und dich seinem ergebenen Volke anschließt" (Abs. 22). -

Zunächst eine große Lehrverwirrung, oder eine absichtliche Täuschung? Aller Welt jetzt im WT Jüngerschaft und Fußstapfennachfolge Jesu anzubieten bedeutet doch, für weitere "Leibesglieder" Christi zu werben! Was ist da mit der "irdischen" Hoffnung, die andererseits aller Welt gepredigt wird? Wird jetzt Philipper 3:17-20 beherzigt? Will die WTG die "irdische" Orientierung fallen lassen? Wo zielt das hin? - Insgesamt sehen wir weiter die völlige Unterordnung im Namen Gottes und Jesu unter die WTG. Angesichts des 1975-Fehlschlags sind solche Formulierungen wie "das ganze Leben hindurch" besonders verdächtig. Und alle nur "unter seinen Bedingungen", d. h. Gottes, ist die allergrößte Täuschung! Sage einmal der WTG, du hast die Bibel und damit Gottes Wort, du brauchst keinen WT mehr. Darin wirst du gleich merken, wer hier die Bedingungen diktiert, und zwar gnadenlos Was "nicht gezwungen" und "nicht unter Druck" betrifft: Wenn du jemandem sagst, gehe diesen Weg, sonst wirst du vernichtet, ist das kein Zwang, kein Druck? Das ist in Wirklichkeit der schlimmste psychologische Terror, den man auf einen Menschen ausüben kann! Je fester die WTG kettet, desto freier soll man sich fühlen, ja, genießen soll man das! Das kann man doch nur mit gebrochenem Rückgrat, willen- und gedankenlos. Der letzte Satz des Artikels muß im Klartext heißen: Ein "ergebenes Volk", das sich jetzt über 1975 hinaus von der WTG im Namen Gottes weiter führen läßt, wie sie will und wohin sie will. -

"Liegt das Christentum im Sterben?" - (Nebenartikel)
Natürlich nicht, meint der WT, weil sich durch die WTG das allein "wahre Christentum" immer weiter ausbreite. Die frappierendsten Ungereimtheiten dieses Artikels nur. Im WTG-Endzeitfehlschlagjahr 1925 nahmen 90 434 Personen am Gedächtnismahl teil? Da wurde doch gar keine "irdische" Hoffnung gepredigt! Da wurde doch für 1925 die Zertrümmerung der Weltordnung, ihr Wiederaufbau und eine Weltregierung Abrahams über Rundfunk von Jerusalem aus aller Weit proklamiert! 90 434 von ganzen 144 000 aus der Menschheit seit Christus? Dann konnten 1922 gar keine "Vorkehrungen" getroffen werden, um anzukündigen, daß Christus seine Macht 1914 "im Himmel" angetreten habe. Das wurde ja durch den WT erst 1925 "erkannt"! (WT "Die Geburt der Nation", Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben S. 108). Dann ist es einfach nicht wahr, daß "heute praktisch in der ganzen Welt" die WT-Botschaft gepredigt worden ist! Milliarden von Menschen in Asien und Afrika z. B. sind überhaupt noch nie erreicht worden. Und die "Säle der Zeugen Jehovas sind bildlich gesprochen zum Bersten voll"? Das ist doch ein gleicher Taumel. Wenn die gegenwärtige kapitalistische Krise wieder abflaut und eine neue Hochkonjunktur kommt, dann sollten wir diese Frage noch einmal diskutieren. Was für eine Prahlerei, was für Ungereimtheiten! Wahres Christentum? -

WENN MAN JETZT EIN VON DER WTG EINGESETZTER ÄLTESTER IST
Für Alteste und Dienstamtsgehilfen
Älteste, Aufseher oder Dienstamtsgehilfen müssen gemäß der Schrift "auch ein vortreffliches Zeugnis von Außenstehenden haben (sich auch eines guten Rufes bei den Nichtchristen erfreuen, Menge)" - 1. Tim. 3:7 NW. Wie sieht es damit aus? Zunehmende Unruhe greift hier um sich. Gab da die "Gesellschaft" die Weisung, Älteste und Dienstamtsgehilfen sollten sich im Hintergrund halten. Nicht einmal in den Studiengruppen sollten sie persönlich bzw. namentlich bekannt sein. Wer etwas von ihnen will, soll das über die Studienleiter geben. Die Ältesten mit ihren Gehilfen sollen alles unerkannt aus dem "Unterirdischen" im Sinn der "Gesellschaft" lenken und leiten. Das wird nun noch 25 Jahren aussichtslosen Hoffens und Harrens mit zunehmender Unruhe betrachtet.

Am heftigsten wird reagiert, wenn "Dunkelmänner" für Geldschmuggel gesucht werden. Das sei in jedem Land eine kriminelle Sache und werde in jedem Land nach 1. Petr. 4:15 mit Recht bestraft. Damit bröckelt auch das "Feindbild" der WTG, die von ihr verlangte antikommunistische Staatsfeindschaft.

Andere empörte Meinungen haben zum Inhalt, daß bei dem Charakter der Organisation ohnehin die Versammlungen nichts erfahren, was "über ihren Köpfe" beschlossen wird, daß sie nichts überprüfen können, bevor es geschieht. Die Geheimanweisungen für die Ältesten haben nun mit Sicherheit Willkür, Mißbrauch und Günstlingswirtschaft zur Folge. Ist die Versammlung ausgeschaltet, dann zählt tatsächlich nur noch die Gunst, in der jemand steht oder dieser sich "oben" zu verschaffen versteht. Nicht umsonst macht es die Schrift zur unaufgebbaren Pflicht der Versammlung, "die Geister (Lehren und Lehrer) zu prüfen, ob sie aus Gott sind" (l. Joh. 4:1). Die Ausführungen von Paulus-und Titus für Aufseher, Älteste usw. seien doch keine Geheimanweisungen für einen Klüngel sich gegenseitig begünstigender Personen, die unkontrollierbar und unkritisierbar über die Versammlungen herrschen sollen. Es seien Ausführungen für die ganze Versammlung, damit sie ihr Recht und ihre Pflicht zur Prüfung alles dessen wahrnehmen kann, was sie betrifft. 1. Tim. 3:1-15, Titus 1:5-9, 2:1-10.

Unter den Ältesten und Dienstamtsgehilfen wächst die Unsicherheit über ihre Situation. Sie möchten natürlich schriftgemäß handeln. Sie möchten sich eines guten Rufes in der Versammlung, aber auch bei den Außenstehenden oder Nichtchristen erfreuen, wie es schriftgemäß sein soll. Und sie diskutieren darüber, wie die Informationen aus den Versammlungen zeigen. Dabei wird es für gar manchen immer deutlicher, daß es eigentlich gar nicht um "wirkliche Glaubensfragen" geht, sondern allein um den Mißbrauch des Glaubens für staatsfeindlichen Antikommunismus. Nur aus solchen Gründen seien die "untergründigen" und kriminellen Methoden der "Gesellschaft" letztlich zu erklären. Nur deshalb würden die Ältesten und Gehilfen jetzt z. B. so angewiesen, wie es geschieht. Es spricht sich herum, daß der frühere Hauptverantwortliche im Lande, Werner Liebig. Dresden, genau solche Überlegungen in Betracht zog. Nach und nach treten Brüder hervor, die sich in keiner Weise mißbrauchen lassen wollen. So die Dienstamtsgehilfen Klaus-Dieter Lembke, Walter Maaß und Bruno Kruse für Rostock, wo, wie mitgeteilt, keine Ältesten ernannt wurden. Oder als Alteste Götz Schlund und der 75jährige Gustav Effland, als Gehilfe Thomas Rascher, für Ludwigslust. Br. Johannes Maicki, Saßnitz, weist freimütig jeden Antikommunismus zurück. In der Tat, die Neuorientierung muß beginnen, und sie beginnt. Sollten 25 Jahre nicht hinreichen? Und das Jahr 1975 dazu?

Welche Lösung der Probleme sollte durchdacht werden? Eine schriftgemaße "Prüfung der Geister" durch die Versammlung und damit eine Ausschaltung jeglichen Glaubensmißbrauchs wird nur möglich, wenn die Ältestenschaft nicht nur formell da ist, sondern nun auch zu ihren urchristlichen Pflichten und Rechten greift. Die Wiedereinführung des Altestenamtes seit 1971/72 ist nur eine formelle Rückkehr zu dem, was einst 1931/32 beseitigt wurde. Es müßte aber eine echte Rückkehr sein. Das kann erleichtert werden durch eine Beachtung dessen, was C. T. Russell einst in Band 6 der Schriftstudien allgemeingültig über die schriftgemäße Organisation und Leitung christlicher Versammlungen oder Gemeinden darlegte. An gar manchen Orten können sich verantwortungsbewußte Älteste zusammenfinden mit Ältesten von damals. Sie sind, soweit sie noch aktiv sind bzw. leben, in der DDR z. B. als Diener am Wort in den verschiedenen Gemeinden freier Christen tätig.

Wir haben nun die völlige Unglaubwürdiqkeit des WTG-Werkes als Endzeitwerk vor Augen. Mit 1975 verschiebt die WTG nun bereits in die dritte Generation, wenn wir das erste Endzeitdatum 1799 außer Betracht lassen. Die politischen WTG-Verstrickungen sind anderweitig erkennbar. Es gibt offensichtlich keine andere glaubwürdige christliche Lösung für die Zukunft mehr, als in den Versammlungen aufzustehen, die religiös-politische Bevormundung der WTG zurückzuweisen, die urchristlichen Rechte und Pflichten durch die Versammlung zu ergreifen, die Ältesten vor der Versammlung verantwortlich zu machen, die entrechtete Versammlung in eine christlich "mündige" zu verwandeln und wieder zu einem echten Studium der Schrift, einem wirklichen Forschen in ihr, überzugehen, um so den weiteren Weg als Christen neu zu bestimmen. Vielleicht ähnlich den freien christlichen Gemeinden, wie sie Brüder früher schon begründet haben. Das WTG-Werk ist als Endzeitwerk zum Scheitern verurteilt. Je eher daraus die Konsequenzen gezogen werden, desto leichter ist das. -
F. F.

"DIE VERWÜSTUNGEN DES HEILIGTUM"
Von Emil und Otto Sadlack
1928 erschien in Deutschland ein Buch, das einen wichtigen Platz in der kritischen Literatur zur WTG-Geschichte einnimmt. Es ist offensichtlich das umfangreichste und bedeutsamste Werk dieser Art der zwanziger Jahre im deutschen Sprachgebiet: "Die Verwüstungen des Heiligtums". Herausgeber sind die Brüder Emil und Otto Sadlack, damals Angerburg/Ostpreußen. Sie sind heute noch leitende Mitarbeiter der Freien Bibelgemeinden in der BRD (Zentrum Kirchlengern). In Fortsetzungen werden die wichtigsten Aussagen dieses Buches jetzt in CV dargestellt, möglich geworden dank der Zusammenarbeit mit vielen verantwortlichen Mitarbeitern freier Gemeinden. "Die Verwüstungen des Heiligtums" hat eine große Bedeutung vor allem für die innere und lehrmüßige Entwicklung der internationalen Bibelforscher-Bewegung und späteren Zeugen Jehovas. Das Buch hat den Untertitel: "Ein ernster Mahnruf an alle Bibelforscher". Es greift mitten hinein in die lehrmäßigen und organisatorischen Umwälzungen, die der zweite WTG-Präsident J. F. Rutherford "von oben" durchführte, um das von C. T. Russell entfaltete Bibelforschertum nach dem ersten Weltkrieg zu überwinden bzw. umzuändern. J. F. Rutherford hatte aus der Bibelforscher-Bewegung eine Religionsgemeinschaft zu entwickeln, die in Zukunft ganz bestimmte Kreise erfassen und dort eine ganz bestimmte religiös-politische Funktion zu erfüllen hatte. 1928 war diese Entwicklung jedoch weder vollendet noch hinreichend erkennbar. Es zeichnete sich jedoch schon deutlich ab, wie die Bewegung nach und nach einer diktatorischen Struktur unterzogen wurde, die letztlich das von C. T. Russell begründete freie Bibelforschertum im Interesse der von J. F. Rutherford verfolgten Ziele vernichten sollte. Wir wollen nun diese Umwälzungen aus der damaligen Sicht der Betroffenen verfolgen und in wesentlichen Punkten betrachten.

"Wir wissen,. daß es vielen schwer fällt, wirklich zu 'sehen', und die Dinge so zu nehmen, wie sie wirklich sind, aber die Zeit wird die Geschichte schreiben, und aus einer weiteren Entfernung werden alle Zusammenhänge, Ursachen und Wirkungen genauer gesehen werden. Und dann werden viele zugeben, daß wir auf eine Entwicklung von Dingen aufmerksam machten, die, immer machtvoller werdend, nicht zum Nutzen, sondern zum größten Schaden des Heiligtums gereichten". (S. 15)

"Sind nicht in größter Unduldsamkeit bestimmte Dinge als dann und dann geschehend verkündet worden, die nicht eintrafen, weil Gottes Gedanken nicht die Gedanken dieser sehr fehlbaren Menschen waren? Reute es dann die vermessen handelnden Menschen? Nein! Waren sie zerknirscht im Herzen und bereit, jene, die schon längst vor solchen selbstsicheren Verkündigunqen und gefährlichen Herrschaftsgelüsten warnten, wieder freundlich, in Liebe zu behandeln? Nein! Machte sie das vollständige Fehlschlagen ihrer aufsehenerregend unter die Menschen gebrachten Botschaft klein? Bemühten sie sich mit Eifer, sich künftig eine würdige Zurückhaltung aufzuerlegen? Nein! Oder fuhren sie in ihrer stolzen Tätigkeit und Verkündgung fort? Ja! Bestanden sie darauf, daß sie trotz allem Mißlingen in ihrem 'Werke' Recht haben? Blieben sie dabei, die Ernsten und Gegründeten unter dem Volke Gottes, die Nüchternen und Warnenden zu schlagen, zu verletzen, mit Haß zu behandeln? Ja, leider! Ach, daß so etwas kommen mußte" (S. 17)

"Ach - das Geschrei der vielen, die enthusiastisch ein Hosianna singen - sich selbst und ihrer selbsterrichteten pompösen Organisationen, denen sie das schöne Ehrenschild 'Werk des Herrn' vorhängen. Ja, alles, was getan wird, mag es noch so töricht sein, mag die Zeit seine Unhaltbarkeit längst bewiesen haben, geschieht in 'seinem Namen'." (S. 22)

"Mit Unbarmherzigkeit und schließlich mit satanischer Wut und Grausamkeit wurden die verfolgt, die mehr Furcht vor ihrem Gott hatten als vor dessen angeblichen Stellvertretern. Die herrschende Schicht des Gottvolkes, die Nikolaiten, kontrollierten schließlich alles, jede Regung unter den Gliedern der Kirche war ihnen bekannt. Ein großartiges Spionagesystem wurde errichtet, das die Gewissen der Gläubigen erforschte, und wehe dem, der es wagte, solch eine göttliche (?) Organisation zu verdächtigen. Wer konnte da noch widerstehen? Natürlich verfingen Redewendungen der Verteidiger solcher aufs raffinierteste eingerichteten Organisationen, wie: Wenn das nicht des Herrn Werk und Wille wäre, dann würde er es nicht zulassen, dann würde er die Führer einfach hinwegtun',. bei den Gottgeweihten nicht, aber die meisten sahen solche Argumente als einzig richtig an und schauten mehr auf das, was vor Augen war, was Menschen errichteten, als auf Gott und sein Wort". (S. 26)

"Die unheilvolle Bewegung nahm trotz aller Warnungen mehr und mehr zu. Es fanden sie willige Augen und Ohren, denen dieser 'frischere' Geist gefiel. Es war nur die allgemeine große Achtung, die Bruder. Russell genoß, daß die Unterströmung mit ihren neuen Methoden, ihrem neuen Licht (?) nicht mit einem Mal hervorbrach. Bruder Russell mag vielleicht damit gerechnet haben, daß der meist gesunde Sinn der Wahrheitsgesegneten dem Fortschritt des Übels den Weg versperren werde, aber wenn er sich dieser Hoffnung hingegeben haben sollte, dann erfuhr er ihre Verwirklichung nicht. Im Gegenteil, er erlebte es, daß die Begehrlichkeit nach der Beherrschung des Gottesvolkes bei einigen Führern immer leidenschaftlicher wurde. 'Neues Licht' wurde immer aufdringlicher angepriesen. In verführerischer Weise wurden die heiligen Rechte des Volkes Gottes entzogen, das dafür durch gewisse Erleichterungen, wie Abnahme der Pflicht eifriger Schriftforschung usw. entschädigt wurde. Bei seiner bekannten Bescheidenheit fand Bruder Russell doch deutliche Worte gegen diese böse Entwicklung. Den Eigenwillen, Stolz und die Herrschergelüste einiger vom Volke Gottes macht er für die Gefahren verantwortlich. Er beschreibt sehr deutlich die Pläne und zeigt. wie sie in die Bahnen eigener Methoden, eigener Lehren, eigenen neuen Lichtes, kurz in die Bahnen der Verwüstung des Heiligtums steuern." (S. 43-45)

"Aber die Zeit wird die Geschichte schreiben, und aus einer weiteren Entfernung werden alle Zusammenhänge, Ursachen und Wirkungen genauer gesehen werden".

Wie wahr waren diese einleitenden Worte! Schon 1929 erhob sich die WTG selbst zur "Obrigkeit von Gott" über die Bewegung. Nach Änderung des Namens (1931) in "Jehovas Zeugen" wurden ab 1932 alle Ältesten gestürzt und durch WTG-Befehlsempfänger ersetzt. 1935 wurde die verderbliche irdische Orientierunq eingeführt (Phil. 3:17-20). 1938 übernahm die WTG dann "den vollen Befehl und die volle Gewalt" als "Vertreter des Herrn auf Erden". Damit war das strategische Hauptziel J. F. Rutherfords erreicht, die einstmals freien Bibelforscher in eine Gemeinschaft umzuwandeln, die nur noch ein organisatorisches und ideologisches Werkzeug in der Hand der WTG-Führung war.
Fortsetzung folgt

MITTEILUNGEN
Freie christliche Gemeinden in der DDR
Der Bund freier Christengemeinden (BfC), die Vereinigung freistehender Christen (VfC) und die Freie Christenvereinigung (FC) haben in der DDR u. a. folgende Stätten der Zusammenkunft, wo Brüder und Schwestern aus den WT Versammlungen mit ihrer Bibel herzliche Aufnahme finden:
Gemeinde 806 Dresden, Robert-Blum-Straße 6 (Raum Adv. Gemeinde),
sonntags Mai/Sept. 9-10.30 Uhr, Okt./Aprii 14.30-16 Uhr BfC
Gemeinde 705 Leipzig, Witzgallstraße 10, (Jgd-Zi. Laurentiuskirche)
sonnabends 14-16 Uhr BfC
Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Gießerstraße 36 (Jgd-Zi. Josephskirche)
sonnabends 13.30-15.30 Uhr BfC
Gemeinde 7022 Leipzig, Blumenstraße 74 (Raumgem.)
sonntags 14-15.30 Uhr FC
Gemeinde Magdeburg, Bärstraße 9 (Raumgem.)
sonntags 15.30-15 Uhr VfC
Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Schloßstraße 4-6 (Raumgem.)
sonntags 14-16 Uhr VfC
Gemeinde Leipzig, Maurice-Thorez-Straße 22 (Raumgem.)
sonnabends 16-17.30 Uhr VfC

Weitere Kontaktmöglichkeiten mit Brüdern und Schwestern freier Gemeinden bestehen u. a. in Meißen, Freiberg, Altenburg, Naumburg, Bernburg, Potsdam, Falkensee, Wilthen, Lützschena.
Ergreift die Initiative, die Zeit ist herbeigekommen.

Bedeutsame Entwicklung der Bibelforscher-Bewegung in Polen
Vom 29. - 31. März 1975 hielt die Vereinigung der Bibelforscher in Polen (Stowarzyszenie Badaczy Pisma Swietego w Polsce) in Warschau eine Plenar-Tagung ab. Sie stand unter dem Hauptthema "Die Bibel soll alle Christen vereinigen". Auf der Tagung wurden nach bisherigen Informationen Grundsätze, Richtlinien und eine zukünftige Entwicklung beschlossen, die offensichtlich für die verschiedenen Bibelforschergruppen, Bibelforscher-Gemeinschaften, freien christlichen Gemeinden ehemaliger Zeugen Jehovas und für die Zeugen Jehovas selbst angesichts ihres erneuten Endzeitfehlschlags von außerordentlicher Bedeutung sind. Die gefaßten Beschlüsse sind offensichtlich richtungweisend für die gesamte Bibelforscher-Bewegung und ihre Gemeinschaften bzw. freien Gemeinden und auch für die Zeugen Jehovas im Hinblick auf die anderen Christen wie auch in der sozialistischen Gesellschaft. Die Vereinigung der Bibelforscher in Polen wurde von dem "treuen Freund von Ch. T. Russell", Czeslaw Kasprzykowski (gestorben 1961) begründet. Jetziger Leiter ist Br. Waclaw Stachowicz. Die Vereinigung gibt die Zeitschrift "Swit" heraus. - CV bringt in der nächsten Ausgabe eine ausführliche Darstellung dieser Entwicklung und ihrer Bedeutung.
J. T., CV-Mitarbeiter, Polen

Kritik an der WTG ist keine Rebellion gegen Gott
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Da müßte die WTG ja Gott gleich sein, nicht wahr? Da müßte die WTG ja praktisch unfehlbar sein, wenn das so wäre. Darum muß jegliche Furcht überwunden werden, die in CV aufgeworfenen Fragen und Gesichtspunkte freimütig zur Diskussion zu stellen. Wir befinden uns in einer Situation und Entwicklung, in der ein jeder, unabhängig vom Dienstamt, unbedingt informiert sein muß darüber, was hier gegen die WTG vorgebracht wird. Keiner kann es sich leisten, sich nicht über alles dies zu vergewissern. Wo Entscheidungen zur Neuorientierung fallen, sollte man unbedingt zum sofortigen selbständigen gemeinsamen Bibelstudium übergehen, eingedenk der Worte Jesu, daß er selbst bei zweien oder dreien "mitten unter ihnen" ist. Faßt mutig den Entschluß dazu. Wir sind im Jahre 1975! Erwartet für den Herbst dieses Jahres, wann die 6000 Jahre um sein sollten, eine CV-Sonder-Ausgabe! Seid überzeugt, es gibt im Zweigbüro in Wiesbaden und im Hauptbüro in Brooklyn keine Zeitschrift, die so gründlich verfolgt wird, wie CV. Auch diese Ausgabe wird von der Hoffnung begleitet, daß sie Anstoß zum mutigen Handeln sein möge in dem, was jetzt getan werden muß. Allen CV-Mitarbeitern im In- und Ausland, wo sie um der Sach willen auch stehen, senden wir den Dank aller, die CV schätzen und auch unsere Grüße.
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0.20. Jahresabonnement M 2.00. Versand auch kostenlos.
Kto Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

A 2176-75 V 7 1 1013

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 71

Er ist nicht "neu", der Grundsatz "Trenne und herrsche", den auch die CV nach Kräften (mehr schlecht als recht) anzuwenden versucht. Namentlich beim Thema des sogenannten "Antikommunismus" der Zeugen Jehovas, wie dies auch ihr Drohsatz in dieser Ausgabe verdeutlicht:

"Wollen sie (die Ältesten) weiter die 'Seelen' so führen, wie es die WTG in dieser Hinsicht verlangt? Es wird von ihnen Rechenschaft gefordert werden."

Die Geschichte hat diese Frage eindeutig beantwortet. Die CV-Propagandisten und ihre Hintermänner haben "gegen die Wand geredet". Sie wollten etwas erzwingen, was nicht erzwingbar ist. Dieweil die Alltagserfahrungen in der DDR keineswegs dazu angetan waren, mit "fliegenden Fahnen", das Lager der Antikommunisten zu verlassen.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER. ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung.-
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 71 Gera Juni 1975

IST DER 1975-FEHLSCHLAG DER MÜHLSTEIN AM HALS DER WTG?
Um was geht es jetzt?
Liebe Leser
In diesem Jahr 1975 sind 30 Jahre seit der Befreiung vom Hitlerfaschismus in Europa vergangen. Eine weitere Generation ist herangewachsen. Wo stehen noch diesen 30 Jahren Jehovas Zeugen? Wir müssen mit diesem Jahr 1975 einen erschütternden Tatbestand um ihre Gemeinschaft feststellen. Sie haben unter Führung der WTG 1975 als einen neuen Endzeittermin proklamiert, der nun vor aller Welt als bloße "Ankurbelung", also als Mittel zum Zweck, zum weiteren Hinhalten erwiesen ist. Lies "Warum proklamierte die WTG den Endzeittermin 1975?" in dieser CV-Ausgabe. Für jeden denkenden Menschen und Beobachter ist das der erneute Bankrott der WT-Endzeitverkündigung, die das Hauptkriterium für die Glaubwürdigkeit der WTG überhaupt ist!

Wie kann ein Zeuge Jehovas da noch irgendwie endzeitglaubwürdig sein?
Es trifft mit 30 Jahre Befreiung, der 1975-WTG-Unglaubwürdigkeit und einer neuen Generation aber noch mehr zusammen! Diese neue Generation ist hineingewachsen in eine "die Menschen betreffende Ordnung" (l. Petr. 2:13) neuer, sozialistischer Art, entstanden in objektiver historischer und sozialistischer Gesetzmäßigkeit, wovor es kein Ausweichen gibt. Die Worte des Apostels Petrus helfen erkennen, wie Christen das sehen müssen. Als etwas, wozu wir Menschen unabhängig vom Glauben auf Grund der allgemeinen natürlichen bzw. schöpfungsbedingten sozialen Bedürfnisse "von Gott", in Errichtung und Anwendung "obrigkeitlicher Gewalt" ermächtigt, ja verpflichtet sind. Wie anders hätten alle ihr tägliches Brot, Nahrung, Kleidung, Obdach, Arbeit, soziale Sicherheit, Altersversorgung und was sonst alles noch dazu gehört. Du magst spontan dagegensetzen, "der Mensch lebt nicht vom Brot allein"! Was für ein elementarer Trugschluß! Heißt denn das, er lebt nicht zuerst "vom Brot"? Müssen wir nicht zuerst essen, trinken, uns kleiden, wohnen, arbeiten usw., selbst bevor wir an Gott glauben können? Kann ein Verhungerter, Erfrorener oder im Elend Umgekommener noch Gott anbeten? Nein, ohne Befriedigung der sozialen Bedürfnisse vor allem anderen, ohne Regelung der sozialen Belange geht nichts! Jakobus 2:14-16. Und genau das ist es, was jetzt auch - unausweichlich - mit 30 Jahren. Befreiung und einer neuen Generation, mit der WTG-Endzeitglaubwürdigkeit und 1975 auf die Zeugen Jehovas insbesondere als Christen zukommt! Die WTG hat diese schöpfungsbedingten Lebensfragen im Zusammenhang mit ihrer haltlosen Endzeitverkündigung in einer Weise mißachtet, die nun durch die 1975-WTG-Misere verschärft aufbricht. Wie keine andere "die Menschen betreffende Ordnung" stellt die sozialistische Ordnung die soziale Frage.

Wie wurden Jehovas Zeugen bisher von der WTG geführt, dazu Stellung zu nehmen? Sehen wir davon ab, was die WTG in den Generationen vor 1945 gemacht hat. Ab 1947 schon reihte sie die Zeugen Jehovas als Gemeinschaft unter ihrer Führung und Bevormundung in den zur gleichen Zeit auflebenden antikommunistischen "kalten Krieg" des Westens gegen die internationale sozialistische, kommunistische Entwicklung ein. In den "gedruckten Predigten", den WTG-Schriften der Jahre 1948, 1949 und 1950 zeichnet sich ein Hineinsteigen der Gemeinschaft in diese politische Rolle, "indem sie den Kommunismus öffentlich anprangern" ab, in einer Schärfe, die ihresgleichen suchen mußte (Erwachet 22. 4. 51 dt.). Wie keine andere Religionsgemeinschaftwurden so Jehovas Zeugen zum Kampf gegen diese neue "die Menschen betreffende Ordnung" des Sozialismus unter den Christen öffentlich mißbraucht, verblendet durch die schon 1929 von der WTG vorgenommene Vergewaltigung der christlichen Obrigkeitslehren, wie bekannt ist. Und "die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht geändert" (Babylon-Buch S. 537 dt.) bevormundet die WTG noch wie vor, die Mahnung in 1. Petr. 2:13 weiter mißachtend.

Zusammengefaßt haben wir damit folgendes Hauptproblem vor uns, um das es jetzt geht. Die WTG
Endzeitorientierung ist unglaubwürdig. Es gibt keine Zeit des Endes im WTG-Sinne.
Es ist eine grundlegende Neuorientierung in diesen Glaubensfragen unausweichlich. Der erneute Generationswechsel 30 Jahre noch 1945, der das auch unter dem Generationsgesichtspunkt zwingend macht, wirft damit zugleich auch die Frage des politischen Mißbrauchs der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas zum öffentlichen "Anprangern und Bloßstellen", d. h. zum öffentlichen Kampf gegen die neue, "die Menschen betreffende Ordnung" des Sozialismus auf. Damit steht auch der fundamentale Trugschluß in den sozialen Belangen zur Diskussion, worin die WTG alle aus bestimmten politischen Gründen hält.

Es hat gar keinen Zweck, diesen Fragen auszuweichen. Mit 1975 sinkt wieder eine Generation WT-Glaubender nach vergeblichem Endzeithoffen und -harren ins Grab. Jehovas Zeugen müssen erkennen, daß sie sich neu orientieren müssen, wenn sie nicht absinken wollen zu einer Gruppe, die christlich am Ende in keiner Weise mehr ernst genommen und sozial nur noch als verantwortungslos und unzurechnungsfähig betrachtet und behandelt werden kann.

Diese CV-Ausgabe soll eine weitere brüderliche Hilfe Erkenntnishilfe sein, denn die Zeit ist herbeigekommen.
Vergewissert euch über alle Dinge
haltet an dem fest, was recht ist
1. Thess. 5:21 NW
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IN DIESER AUSGABE
Warum proklamierte die WTG den Endzeittermin 1975? -
Kommunisten oder Christentum? Müssen Christen Antikommunisten sein? Prüfung des WTG-Antikommunismus -
Die ständige kritische WT-Prüfung. WT 2/1975, 3/1975 UNO im WT Nr. 24/74 -
Wie wird das entscheidende Endzeitjahr 1975 verlaufen? Interessantes aus den Bibelforschergemeinden in Polen -
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WARUM PROKLAMIERTE DIE WTG DEN ENDZEITTERMIN 1975
Weißt du das?
Im Westeuropa wird über den WTG-Endzeittermin 1975 eine Einschätzung durch die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart, BRD, verbreitet. Die Zentralstelle ist die evangelische Hauptinstitution in der BRD für andere Religionsgemeinschaften. Diese Einschätzung ist so bedeutsam, daß sie in Verbindung mit einer Stellungnahme der WTG unbedingt unter Jehovas Zeugen bekannt werden sollte. Andererseits sollten Jehovas Zeugen selbst wissen, wie jene denken, an die sie sich mit ihrer Verkündigung wenden.

Wir lesen unter dem Thema "1975 - Jehovas Zeugen erwarten das Ende dieser Weltzeit";
"Für die Zeugen Jehovas wird 1975 ein besonderes Jahr sein. Denn: "Sechstausend Jahre Menschheitsgeschichte enden". Unter diesem Titel lasen Jehovas Zeugen in dem 1966 von der Wachtturmgesellschaft (WTG) freigegebenen Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" erstmals von der apokalyptischen Bedeutung des Jahres 1975. Dieses Jahr war in einer graphischen "Übersicht wichtiger Daten von der Erschaffung des Menschen bis zum Jahr 7000 Anno Mundi" ausgewiesen als das "Ende des sechsten 1000-Jahr-Tages der Existenz des Menschen". Dann folgte ein dicker Strich, und darunter stand. 2975 - Ende des siebenten 1000-.Jahre-Tages der Existenz des Menschen. Jedem Zeugen Jehovas war klar, was dies zu bedeuten habe.

Hier war jenes apokalyptische Ereignis angesprochen, auf das er mit Spannung hinlebt: der große Wechsel der Zeitalter die völlige Vernichtung des "gegenwärtigen bösen Systems der Dinge" im "Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen" und das Erscheinen der "von Gott verheißenen neuen Weltordnung, unter der hier auf Erden das Paradies "wiederhergestellt wird, in dem Menschen ewig in vollkommener Gesundheit leben werden" (aus einer Informationsschrift der WTG). - die neue Botschaft wurde daher "mit Begeisterung entgegengenommen", wie es im Wachtturm (WT 1967. S. 20) heißt.

In den Versammlungen entstanden "rege Debatten" (WT 1968, S. 686). Ja, es kam zu inneren Auseinandersetzungen, sogar zu einer Revolte im Hauptbüro in Brooklyn, in deren Verlauf 312 Zeugen Jehovas - das ist etwa ein Viertel der "Bethel-Familie" - auszogen bzw. ausgeschlossen wurden. Die Leitung der WTG merkte bald , daß die Ausgaben eines Endtermins ein Spiel. mit dem Feuer ist, und sie ergriff "konjunkturdämpfende Maßnahmen". Von Jahr zu Jahr ließ sie sich weniger über "1975" und die diesem Datum zugrunde liegende Berechnung vernehmen. Dafür stellte sie ihre bisherige Endverkündigung erneut in den Vordergrund: "Wir stehen an der Schwelle Harmagedons". "In der unmittelbaren Zukunft werden sich die Ereignisse überstürzen … Es dauert höchstens noch ein paar Jahre...." (WT 1968, S. 464). Heute tut die WTG so, als hätte sie nie über den Anbruch des Millenniums im Jahre 1975 etwas gesagt. In ihrem Schrifttum der letzten beiden Jahre findet man so gut wie keinen Hinweis auf dieses apokalyptische Datum mehr.

Dieses Vorgehen ist nicht nur eigenartig, sondern entlarvend. Es erinnert zu sehr an das Verhalten der WTG unter Präsident Rutherford im Hinblick auf den zuletzt ausgegebenen Endtermin 1925. Hier wie dort stand ganz offensichtlich keine "biblische" Wahrheit im Hintergrund, die sich den Führern in Brooklyn so aufgedrängt hätte, daß sie sie verkünden mußten, weil sie selbst von ihr ergriffen waren. Allzu geschickt wurde hier regiert! Es ist die banale Notwendigkeit, eine apokalyptische Schar auf Trab zu halten, und es ist der feste Vorsatz, den eigenen Einflußbereich zu vergrößern, was dazu führt, die Bewegung das eine Mal anzuheizen und sie dann wieder zu dämpfen. Ob dies jeweils raffiniert ausgeklügelt wurde oder ob es mehr unbewußt geschah, sei hier nicht entschieden, in jedem Fall war die neu entdeckte apokalyptische Berechnung ein Mittel zum Zweck.

Was aber das "apokalyptische Jahr" 1975 anlangt, so haben augenscheinlich "innenpolitische" Erwägungen der WTG den Ausschlag gegeben. Wie man aus den statistischen Tabellen im "Wachtturm" ersehen kann, war, nach starkem Wachstum in den 50er Jahren, die Zunahme zu Beginn der 60er Jahre sehr zurückgegangen. Offensichtlich fehlte ein zugkräftiges Ziel! 1966 war dann die jahrliche Zuwachsrate auf 2,4 Prozent abgesunken (1950 gegenüber 1949: 18 Prozent). In der Bundesrepublik registrierte man sogar eine Abnahme von 1 Prozent (1950: 23 Prozent Zunahme!). Die "Gesellschaft" hatte sich gezwungen gesehen, in ihrem Jahrbuch 1967 erstmals auf diese negative Bilanz hinzuweisen. Als dann aber die Parole "1975" ausgegeben war, konnte wieder ein Ansteigen der Wachtumsrate verzeichnet werden (1968: 5,6 Prozent, 1969: 8,7, Prozent, 1970: 10,2 Prozent. In der BRD wieder durchschnittlich 3-4 Prozent). Die "Konjunkturpolitik" der Wachtturmgesellschaft bewährt sich offensichtlich! - (Aus Materialdienst 1. Jan. 1975, Dr. Hans-Dieter Reimer).

Ehe wir die Frage stellen, ob diese aufsehenerregende Darstellung durch die Evangelischen Zentralstelle richtig ist, wollen wir die WTG selbst über den Hintergrund von "1975" zu Wort kommen. lassen.

Wir lesen im Jahrbuch 1975, S. 240, 255, 256 dt. hierzu:
"Eine Vorkehrung zur rechten Zeit."
Zwischen 1960 und 1965 hatte es jährlich etwa 60 000 Täuflinge gegeben. Im Jahre 1966 indessen sank die Zahl auf 58 904. Unter diesen Umständen konnte man sich wirklich fragen, ob das Werk nachließe. Es zeigte sich aber, daß dies nicht der Fall war. Während des Dienstjahres 1967 wurden 74 981 Personen getauft. Dies war ein Aufschwung, der wieder Grund zu Optimismus gab. Dann kam das Jahr 1968 und mit ihm das Wahrheits-Buch und das sechsmonatige Bibelstudienprogramm. Edgar C. Kennedy sagte dazu: "Viele verbanden es mit der Ankündigung, die zwei Jahre zuvor gemacht worden war, daß 6000 Jahre (der Existenz des Menschen auf der Erde) 1975 enden würden".

C. W. Barber spricht gleichermaßen von der "Kürze und Dringlichkeit der Zeit" und bezeichnet das Jahr 1968 als einen "Wendepunkt". Er stellt fest: Überall wachten die Brüder auf und gingen kraftvoll daran mit Hilfe dieser 'leichteren Methode' die gute Botschaft zu verbreiten. Die Zahl der Verkündiger begann auf der ganzen Erde wieder anzusteigen.
Seitdem sind einige Jahre vergangen, aber dadurch ist die Dringlichkeit des Predigtwerkes nur noch größer geworden. Jehovas Diener wissen, daß sie sich nicht bis zu einem bestimmten Jahr hingegeben haben …"

Mit diesen Ausführungen gibt die WTG zu, daß "1975" eine "Vorkehrung", war allein um aus absinkenden Zahlen herauszukommen. Der WTG-Mitarbeiter E. C. Kennedy sagt das klipp und klar. "1975" war nichts weiter als ein Mittel zum Ankurbeln, zum Antreiben, Anspornen, damit die Zahlen wieder steigen. Nun ist der Zweck erreicht, das "bestimmte Jahr" kann wieder "verscheucht" werden! (Dein Name werde geheiligt, S. 329). Damit ist bestätigt, daß die Einschätzung der Evangelischen Zentralstelle richtig ist.

Wenn Pfarrer Dr. Hans-Diether Reimer zurückhaltend ist, es sei hier nicht entschieden, ob die WTG das alles "raffiniert ausgeklügelt" hat. dann muß auf Grund der WTG-Einlassungen im Jahrbuch 1975 gesagt werden: Man hat "1975" in Brooklyn nur als Mittel zum Zweck benutzt, damit die Zahlen wieder ansteigen. WTG-Präsident Rutherford hatte einst erklärt: Jehovas Getreue wurden in ihren Erwartungen für die Jahre 1914, 1918 und 1925 enttäuscht. Später lernten die Treuen, daß sie keine Daten mehr festsetzen sollten" (Rechtfertigung Bd. I, S. 332. WTG Magdeburg 1932). Die Treuen, die sich in der Zahl von 312 Bethelmitarbeitern gegen das neue Datum 1975 wandten. wurden hinausgetrieben. Und; Jehovas Zeugen muß man fragen, was seid ihr für Menschen, daß ihr nichts gründlich überprüft, daß die, WTG euch immer weite hinhalten kann? War es mit "1975" wirklich das letzte Mal? Was heißt da Treue zur jetzigen WTG-Führung?
Ko.

KOMMUNISMUS ODER CHRISTENTUM?
MÜSSEN CHRISTEN ANTIKOMMUNISTEN SEIN?
Prüfung des WTG-Antikommunismus
Die hier aufgeworfenen Fragen hat die WTG selbst gestellt und natürlich auch beantwortet. Damit hat jedoch. eine politische Stellung der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas gegen die entstandene sozialistische "die Menschen betreffende Ordnung" (l. Petr. 2:13) umrissen und festgelegt, worüber sich niemand länger hinwegtäuschen sollte. Es ist erforderlich, diese Fragen jetzt grundlegend zu prüfen. Dies ist eine der wichtigsten Orientierungshilfen für alle inmitten der mit 1975 wieder offenkundigen Unglaubwürdigkeit der WTG. Die Brisanz dieser Fragen braucht nicht weiter betont zu werden. Um so mehr aber die Verantwortung der Ältesten. Sie sind schriftgemäß verpflichtet, "beständig über eure Seelen zu wachen" (Hebr. 13:17). Wollen sie weiter die "Seelen" so führen, wie es die WTG in dieser Hinsicht verlangt? Es wird von ihnen Rechenschaft gefordert werden. 1. Petr. 3:15. Macht alle Altesten auf diese Orientierungshilfe aufmerksam. Es gibt für sie als "Hirten" keine Entschuldigung.

Die prinzipielle antikommunistische WT-Linie
"KOMMUNISMUS ODER CHRISTENTUM - WAS WIRD TRIUMPHIEREN?
Seit ihrem Bestehen hat sich die Menschheit noch nie einer solch gewaltigen Entscheidung gegenüber gesehen. Es gibt kein Entrinnen, keine Neutralität. Früher war es noch möglich, daß Menschen sich von großen Auseinandersetzungen fernhalten konnten. Heute nicht mehr. Denn der Kampfplatz, auf dem diese Frage entschieden wird, ist die ganze Erde. Dabei geht es nicht um Ost oder West, sondern um Kommunismus oder Christentum. Besteht keine Hoffnung auf eine 'friedliche Koexistenz'? Nicht für diese Mächte. Heute bedroht der Kommunismus alle Völker. Jehovas Zeugen stellen mit der Bibel den Kommunismus als eine falsche Religion, eine eitle Hoffnung bloß. Distanzieren Sie sich vom Kommunismus!" (Erwachet, 8. Juni 1955, S. 4 ff, dt.).

Keine "Koexistenz mit roten Regimen", "Frieden mit dem atheistischen Kommunismus (bedeutet) unmoralische Beziehungen, 'Hurerei' (und) mit Gotteshassern 'ins Bett' gegangen" zu sein. (Der Wachtturm, 1. März 1974, S. 131 f dt.). "Die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht geändert" (Babylon-Buch, S. 537 dt.)

Wir sehen, Jehovas Zeugen sind als Religionsgemeinschaft unter WTG-Führung in eine globale, antikommunistische politische Konzeption eingespannt. Selbstverständlich geht es um Ost oder West, Kommunismus oder Kapitalismus. Diesen irdischen Hauptgegensatz kann man nur aus mangelhafter Übersicht oder aus politischer Absicht übersehen. Doch diese verdeckte prokapitalistische Haltung der WTG, indem sie von "West" hinweg, aber alles gegen "Ost" lenkt, soll hier nicht unser Thema sein. Es geht uns hier um den von der WTG übernommenen Grundsatz eines feindlichen Gegensatzes zwischen Christentum und Kommunismus (Sozialismus), um Christen zu Antikommunisten zu machen und in einer solchen politischen Position zu halten, und sie zum "Distanzieren", "Bloßstellen", d. h. zu einem vielfältigen psychologischen Krieg und Kampf gegen Sozialismus und Kommunismus zu mißbrauchen.

Es genügt nicht, dazu festzustellen, daß es sich hier offensichtlich um den fanatischsten und zugleich vulgärsten und ordinärsten Antikommunismus handelt, den eine Religionsgemeinschaft je vorgetragen hat, wenn man die WTG-Äußerungen betrachtet. Verdammungen und Verurteilungen ohne ernsthaftes, hinreichendes und überzeugendes Eingehen und Begründen hilft nicht. Es liegt hier ein Mißbrauch des christlichen Glaubens vor, eine hintergründige Verdrehung von Sachverhalten, eine Aufputschung von Emotionen, eine Entstellung von Zusammenhängen und Gegensätzen, eine Verzerrung von zwischenmenschlichen Beziehungen mit Andersdenkenden, auf die man eingehen muß. Gerade der Antikommunismus in Mißbrauch des christlichen Glaubens nützt Vorurteile, die schon mehrere Generationen alt sind. Und nichts ist träger und zäher als die Macht der Gewohnheit, auch der Denkgewohnheit., Schließlich darf nicht vergessen werden, daß die bekannten Strategien für die antikommunistische Ausnutzung "religiöser Überlieferungen" durch "pausenlose den Gegner ermüdende Arbeit" wirken. (Außenpolitik 11/1962, S. 773 f, Stuttgart, Einheit 9/1968 S. 1095 f, Berlin). Die Frage der "Distanzierung" in diesem Zusammenhang wird natürlich nicht nur durch die WTG betrieben.

Christentum nicht gegen "die Menschen betreffende Ordnung" stellen
Die WTG-Endzeitlehre einer Lösung aller sozialen Fragen und Probleme ist durch fast 200 Jahre Dahinschieben dieser "Endzeit" seit 1799 nun auch über 1975 hinaus völlig unglaubwürdig und haltlos. Diese unumstößliche Tatsache müssen wir fest im Sinn behalten. Angesichts der globalen "irdischen" Ausrichtung (Phil., 3:17-19) durch die WTG heute ist dies der entscheidende Hintergrund, vor dem wir alles sehen müssen.

Die soziale Entwicklung, ausgehend von den schöpfungsbedingten sozialen Bedürfnissen aller Menschen, hat mit unumkehrbarer Gesetzmäßigkeit zur Entstehung einer Sozialordnung auf der Grundlage sozialistischer (kommunistischer) Wirtschafts- oder Eigentumsverhältnisse geführt. Diese neue Sozialordnung umfaßt bereits etwa ein Drittel der Erde. Sie hat christlich-biblisch gesehen den Charakter einer neuen "die Menschen betreffenden Ordnung" unter "obrigkeitlichen Gewalten", die Christen "um des Herrn willen" anzuerkennen, zu bejahen und zu unterstützen haben. 1. Petr. 2:13, Römer 13:1-6, 1. Tim. 2:1,2, Titus 3:1,2.

Laßt uns das mit Bezug auf den WTG-Antikommunismus jedoch näher erläutern, Der Kommunismus (Sozialismus) ist also in erster Linie eine Wirtschafts-, Sozial- und Staatsordnung, durch die sozialen menschlichen Bedürfnisse bedingt, Christen nicht ausgenommen. Das Christentum, wie es uns die Bibel lehrt, ist im Unterschied zu diesem jedoch keine solche oder andere sozialpolitische Ordnung. Das Christentum ist überhaupt keine derartige Ordnung, sondern eine Religion, eine Form der Gottesanbetung, des Gottesdienstes. Und das in der Diaspora, in der Zerstreuung unter allen Nationen! Die WTG-Propaganda "Christentum oder Kommunismus" ist deshalb ebenso unchristlich, absurd und verhängnisvoll, als wenn die Apostel und Jünger Jesu damals verkündigt hätten, "Christentum oder die Menschen betreffende Ordnung", "Christentum oder obrigkeitliche Gewalt von Gott"!

Christentum und Kommunismus (Sozialismus) sind also zwei derartig verschiedene Größen auf unterschiedlichen Ebenen, das eine primär eine Form der Gottesanbetung inmitten aller Nationen, das andere primär eine "die Menschen betreffende Ordnung" sozialökonomischer Art, so daß sie überhaupt nicht mit einander vergleichbar sind, als Alternative - entweder dies oder das - gesetzt werden können, geschweige denn in einen feindlichen Gegensatz. Wenn das dennoch geschieht, wie es die WTG wie auch andere betreiben, dann kann nur ein gegnerisches politisches Interesse im Hintergrund stehen, wofür das Christentum mißbraucht wird. Das Christentum ist in Wahrheit somit nicht nach der falschen Alternative "Christentum oder Kommunismus" gegen die kommunistische (sozialistische) Ordnung zu praktizieren und zu leben, sondern noch dem christlichen Grundsatz aller die Menschen betreffenden Ordnung "um des Herrn willen untertan" zu sein (l. Petr. 2:13), dass heißt, ehrlich nach dem Grundsatz "Christentum im Kommunismus". Es gibt christlich betrachtet also überhaupt kein "Christentum oder Kommunismus" Das ist allein eine staatsfeindliche (obrigkeitsfeindliche), gegensoziale politische Richtlinie im Interesse hintergründiger antikommunistischer politischer Ziele! Ein politischer Mißbrauch des Christentums. Wo sich nun jene sozialökonomischen gesellschaftlichen Veränderungen vollziehen und es zu einer sozialistischem "die Menschen betreffenden Ordnung" kommt, wo sich also der Kommunismus auf diese Weise verwirklicht müssen die Zeugen Jehovas unter WTG-Führung zunächst in Schwierigkeiten geraten. Nicht weil sie Christen sein wollen. Sondern weil die WTG sie unter der unchristlichen, verantwortungslosen und falschen Alternative "Christentum oder Kommunismus" gleichzeitig als antikommunistische Kampfgruppe zur "Bloßstellung" des Kommunismus als "eitle Hoffnung" und zur Entfachung von Feindschaft und Haß gegen diese "die Menschen betreffende Ordnung" anleitet. Dabei scheut sie vor keinerlei Schmähung zurück, wie ihr gehässiger "Hurerei"-Jargon beweist. Titus 3-2. Aber auch Jehovas Zeugen müssen sich der wirklichen Lage der Dinge bewußt werden. Der Kommunismus (Sozialismus) ist eine historisch bedingte neue, "die Menschen betreffende Ordnung", in die sich Christen "um des Herrn willen" grundsätzlich einzuordnen haben. Die mit 1975- wieder zugrundegehende WTG-Endzeithoffnung erhellt das schlaglichtartig.

Da ist aber noch der Atheismus
Auch das ist für Christen kein Grund für feindliche-Gegensätze und Haß. Wir lesen vielmehr in 1. Thess. 4:12 das Gebot, "im Verkehr mit den Nichtchristen ehrbar zu wandeln" (Menge-Übers.). Das antikommunistische Argument der WTG mit "atheistischer Kommunismus" ist deshalb ebenfalls schriftwidrig. Doch mag mancher das nicht durchschauen, weil er meint, da der Kommunismus sich auch als atheistisch versteht, müsse der Christ ein Feind des Kommunismus sein. Laßt uns also eine entsprechende Begriffserklärung vornehmen. Dabei sollte es selbstverständlich sein, daß wir unparteiisch sind und auch die hier maßgeblichen kommunistischen Autoritäten zur Kenntnis nehmen, denn "zweierlei Maß sind dem Herrn ein Greuel" (Spr. 20: 1 0).

Wir dürfen Atheismus nicht mit Antitheismus verwechseln. Die Silbe "a" bedeutet lediglich "nicht, ohne", wogegen "anti" etwas ganz anderes bedeutet, nämlich "kontra" oder "gegen". Atheismus ist deshalb ein "rein negatives Wort", (Marx/Engels Über Religion, S. 114, Berlin 1958) und bedeutet daher in keiner Weise "gegen Gott" oder "gottfeindlich", "religions-" oder "glaubensfeindlich". Es bedeutet nichts weiter als "nicht-religiös" oder ähnlich. Auch Lenin unterschied sorgfältig in ähnlich gelagerten Begriffsfragen. (Lenin, Werke Bd. 20, S 8, Fußnote, Berlin 1961). Soweit die Begriffsfrage, was für rechte Erkenntnis unerläßlich ist.

Nun zur sozialistischen "die Menschen betreffenden Ordnung, zum Kommunismus. Solche Ordnung ist um der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedürfnisse der Menschen willen da und wirksam. Einer solchen Ordnung bedürfen daher alle, ob sie Christen sind oder nicht, ob sie diesen oder jenen Glauben oder keinen religiösen Glauben haben. Die sozialen Bedürfnisse und das was zu ihrer Befriedigung menschlich nötig ist, an Regelung, Einrichtungen und gesetzlichen Ordnungen, hat an sich mit dem religiösen Glauben der Menschen überhaupt nichts zu tun. Das ist eine grundsätzlich nichtreligiöse Sache. Schon für den Säugling, der überhaupt noch nichts glauben kann, muß durch soziale, wirtschaftliche und gesetzliche Maßnahmen oder Einrichtungen gesorgt werden. Die soziale, "die Menschen betreffende Ordnung, der Christen um "des Herrn willen" dienen sollen, ist in ihrem Wesen also eine nichtreligiöse oder atheistische Sache. Weil die sozialen Bedürfnisse selbst nichtreligiösen oder atheistischen Charakter haben. Auch der barmherzige Samariter im Gleichnis Jesu fragte nicht nach der religiösen Einstellung. (Lukas 10)

Da die menschlichen sozialen Bedürfnisse unabhängig vom religiösen Glauben sind, also nichtreligiösen oder atheistischen Charakters. Haben sogar Christen atheistische Interessen, nämlich ihre sozialen Bedürfnisse. Man kann dies auch die allgemeinen menschlichen oder humanistischen Gemeinsamkeiten nennen. Nein, kein Gott kümmert sich um die sozialen und wirtschaftlichen Interessen, das müssen die Menschen selbst tun. Der Apostel Paulus geht sogar soweit, daß er sagt, "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen"! (2. Thess. 3:10). So ist der gläubige Christ zugleich auch Atheist, nämlich was seine sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse betrifft, die mit dem Glauben nichts zu tun haben, nichtreligiösen oder atheistischen Charakters, allen Menschen gemeinsam. Oder wie es Pater V. Miano vom Vatikan-Sekretariat für die Nichtgläubigen ausdrückt: "Die Demarkationslinie zwischen christlichem Glauben und Atheismus verläuft durch jeden Menschen" (Ök. Disk. IV/1/68, S. 22, ÖRK, Genf). In einem 1966 in der DDR erschienenen Werk stellte der namhafte Professor 0. Klohr diesbezüglich fest: "Der Atheismus liegt als soziale Erscheinung in der Sache selbst", und im "ökonomischen. sozialen und politischen Bereich" ist "praktisches atheistisches Verhalten immanent vorhanden". Wenn er weiter sagt, "die Theologie übersieht in ihrer Polemik, daß der Atheismus nicht primär eine geistige Stellungnahme gegen Gott und Christentum ist", dann muß auch dies der WTG mit ihrem Antikommunismus vorgeworfen werden. (0. Klohr, Religion und Atheismus heute, S. 21, 23, Berlin 1966). Es gibt also überhaupt keinen sachlichen Grund, christlich motiviert den Atheismus gegen die "die Menschen betreffende Ordnung des Kommunismus (Sozialismus) vorzubringen: Wer das dennoch tut, wie die WTG, verfolgt damit feindliche politische Interessen, die verdeckt werden sollen, d. h. er treibt einen politischen Mißbrauch des Christentums.

Mit allen anderen Christen haben Jehovas Zeugen somit guten Grund, endlich ein schriftgemäßes Verhalten zum Kommunismus einzunehmen, als zu einer jetzt historisch entstandenen und sich weiter entwickelnden "die Menschen betreffenden Ordnung". (1. Petr. 2:13). Dies ist wirklich der Hauptgesichtspunkt, der unantastbar zugrundegelegt werden muß. Die von der WTG immer wieder selbst "verscheuchte" Endzeitorientierung (wie N. H. Knorr das abstoßend für die nun vergehende Generation des 2. Weltkrieges formulierte - Dein Name werde geheiligt, S. 329 dt.) jetzt auch mit 1975, läßt Aufrichtigen keine andere Wahl. Geht entschlossen voran.
F. F.

Der Feigenbaum blüht nicht, die WT Endzeit ist ein Fehlschlag
Die ständige kritische WT-Prüfung
Der Wachtturm, 15. Januar 1975 Nr. 2
"lnwiefern sind Jehovas Zeugen anders?"
Nebenartikel
Eine Darstellung bekannter Unterschiede zu anderen Kirchen und Gemeinschaften, wobei die WT-Form als die einzig wahre Anbetung herausgestellt wird. Der Zweck ist, alles christlich Positive bei anderen herabzuwürdigen oder zu ignorieren, die eigenen Mißstände, Fehlschläge und Unglaubwürdigkeiten jedoch völlig zu verschweigen. Alle sollen jetzt unbedingt unkritisch unter WTG-Führung zusammengehalten werden: Alle anderen christlichen Wege als Auswege angesichts des 1975-Fehlschlags werden verteufelt, um sie zu verbauen. Die Behauptung dabei, "Jehovas Zeugen beteiligen sich an keiner politischen Bewegung und nehmen an keiner politischen Tätigkeit teil", ist die politische Lüge dieses Artikels. Seit 1879 schon sind die Zeugen unter der WTG politisch antikommunistisch tätig. (Babylon-Buch, S. 536 ff).

"Wachsende Wertschätzung für Gottes Vorsatz"
Nebenartikel
Betrachtungan zu den Kongressen 1974. "Wachsende Wertschätzung"? Wachstum an sich beweist überhaupt nichts.
Was wächst nicht alles. Insofern vordergründige Täuschungen. Heraus ragt der Vortrag, der die 1975-Hoffnungen verscheuchen soll: Die WTG habe "nie gesagt", daß "Mitte der 1970er Jahre" das Ende der Welt käme. Alles andere seien private; Spekulationen! Man müsse, also abwarten und sehen. "In der Zwischenzeit weiterhin, eifrig tätig sein." Darauf lief bisher dann jede Endzeitverschiebung hinaus. Das Unerhörteste ist die Erklärung: Wenn die Bibel etwas verurteilt, werden Sie keinen Zeugen finden, der es tut". Die Bibel verurteilt jedes Festsetzen von Zeiten und Zeitpunkten, jedes Voraussagen, was nicht eintrifft , jedes Hinausgehen über die Schrift. Der WTG und Jehovas Zeugen müßte die Schamröte ins Gesicht schießen ob dieser WT-Erklärung! Sodann: Die Bezeichnung "Bibelforscher" ist wieder da! (S. 40)

"Die traurigen Ergebnisse negativen Denkens"
Nebenartikel
Der Hauptzweck: Jetzt kritisches Prüfen der WT-Lehren zu unterdrücken und speziell von den Gruppen abzuhalten, die schon früher die WTG wegen ihrer Fehlschläge verließen. Wer sich zurückziehen will, wird nicht etwa nach den Gründen gefragt, sondern als "furchtsam, faul, böse, träge" diffamiert und eingeschüchtert. "Offenbar nachts" werde mit ihm "abgerechnet"! Es sei "gefährlich, zu den Belangen" der WTG, die als: Gottes Belange ausgegeben werden, "negativ eingestellt zu sein", wird gedroht. Es werde nicht zugelassen, daß Personen bleiben, "die faul sind oder Fehler suchen"!

"Kennst du Gott wirklich?"-
Hauptartikel
Das Bild: Es zeigt die Furcht der WTG, man könnte wegen ihrer Endzeitunglaubwürdigkeit in seine Kirche zurückkehren. Es seien doch alles "unvollkommene Männer", die die "Organisation aufrechterhalten", wird ein Ventil geöffnet. Dann aber werden die Schrauben um so fester angezogen Absatz 21 ist der Kern. Jede Silbe ist kalkuliert! Merkst du nicht, wie hier die oft genug unrichtigen, fehlerhaften und irreführenden WT-Schriften praktisch zu einer unfehlbaren "Vorkehrung Jehovas" erhoben werden mit einem Führungsanspruch, den nur Jesus Christus als Sohn Gottes selbst erheben kann? Ja, frage dich, woher du deine Bibelkenntnis hast. Richtig, aus den Wachtturm-Schriften, denn sie bestimmen über die Bibel. Und nun sollst du dem weiter bedenkenlos folgen in der Annahme, du folgest Gott. Darum geht es in diesem Artikel.

"Die göttlichen Eigenschaften Liebe und Haß-
Hauptartikel
Fast 100 Jahre oder drei Generationen schiebt die WTG schon ihre Endzeit einher. Mit 1975 beginnt die nächste Generation. Alles, was die WTG tut, ist diesem untergeordnet. In diesem Artikel wird dafür das Hohelied der Liebe in 1. Kor. 13 herangezogen. Lies, was geschickt eingeschoben wird, wenn gedeutet wird, die Liebe. glaubt alles: "Es bedeutet; daß Christen - ein uneingeschränktes Vertrauen zu ihrem himmlischen Vater haben, sie ziehen nichts, was er ihnen durch sein geschriebenes Wort u n d d u r c h s e i n e 0 r g a n i s a t i o n s a g t, in Frage". Unauffällig werden hier die WTG-Äußerungen mit dem Worte Gottes auf eine Stufe gestellt! Im Wesen eine WT-Anmaßung von Gottgleichheit! Indem sie sich hier einschiebt, will die WTG erreichen, jede Kritik an ihrem Tun und Lassen im Namen Gottes unverfänglich zu unterbinden. Das ist die versteckte Hauptabsicht in diesen ganzen Erörterungen angesichts des 1975-Endzehlfehlschlags.

Der Wachtturm, 1. Februar 1975 Nr. 3
"Ein Grund zur Hoffnung"
Nebenartikel
Der Kerngedanke: "Es haben sich bereits viele in der Bibel aufgezeichnete Prophezeiungen erfüllt … Gerade unsere heutige Generation sieht viele Prophezeiungen in Erfüllung gehen … Jehovas Zeugen empfehlen sich als aufrichtige Erforscher und Lehrer der biblischen Wahrheiten". Wer die sich bereits über etwa 200 Jahre (seit 1799) erstreckende WT-Bibelauslegung überprüft mit ihren Irrtümern, Widersprüchen, Verwerfungen, Veränderungen, Bibelvergewaltigungen (Obrigkeit z. B.!), Fehlschlägen, Umdeutungen, Fehlberechnungen und Verschiebungen erkennt, daß es überhaupt keine Endzeit im WT-Sinne gibt. Auch werden die Zeugen falsch empfohlen. Sie haben ihre Kenntnisse nicht aus aufrichtigem eigenem Erforschen der Bibel. Sie dürfen nur Forschen und Lehren, wie die WTG will und bestimmt.

"Irdische Untertanen des Königreiches Gottes" -
"Wie würdest du einen Gesandten Gottes behandeln?"-
Nebenartikel
Diesen Artikeln liegt eine so schwerwiegende Entstellung der Schrift zugrunde, daß ihre Beseitigung augenblicklich alles in Verwirrung stürzen würde. Folgendes: Die "anderen Schafe" sind nach der Schrift keine "irdischen Untertanen" oder Klasse, die: "auf das Irdische gerichtet" ist. Das darf es nämlich jetzt gar nicht geben. Sodann: Die "anderen Schafe" kommen im Gleichnis nur aus einer nicht weiter charakterisierten anderen Hürde, sie bildet dann aber auch die gleiche "eine Herde" Christi:, (S.71). Denn solange das Evangelium verkündet werden muß, gibt es. nur eine Hoffnung, eine Berufung, eine Taufe, eine Herde unter einem Hirten, und keinerlei Einsammlung einer "irdischen" Klasse. Wer das dennoch tut, macht sich in dieser Frage auch heute noch zum "Feind des Kreuzes Christi" und ist schriftgemäß "verflucht". Wie kann die WTG die fundamentalen Schriftstellen Joh. 10:16, Eph. 4:1-6, Phil. 3:17-19, Gal.1:6-9 und 1.Kor. 4:6 einschränken bzw. außer Kraft setzen?

Die WTG will mit diesen Artikeln vor allem ihre Autorität festigen. Doch kann man jemanden als wirklichen "Gesandten Christi" behandeln, wenn er, dieweil die Schrift doch uneingeschränkt gilt, ein solches biblisch verbotenes "irdisches" Geschäft betreibt?

Was ist für dich wichtiger?"-
Nebenartikel
Der Zweck des Artikels ist, angesichts des 1975-Fehlschlags zur "Flucht nach vorn" zu treiben, in den WTG-Vollzeitdienst. Der Knüller ist das Beispiel eines jungen Ehepaares aus Hemmoor, BRD: "…übergaben wir den Bauernhof einfach meinem Bruder, ohne daß wir dafür Geld erhielten. Wir haben es nicht bereut. Zwar gibt es für uns jetzt keine frischen Eier, keine frische Milch und kein Geflügel mehr, doch haben wir uns 1973 auf dem Kongreß der Zeugen Jehovas in Düsseldorf taufen lassen. Wir haben schon schöne Erfahrungen gemacht, die uns zeigen, wie Jehova helfen kann. Darum blicken wir auch vertrauensvoll in die Zukunft" (S. 79). Überrumpelungsmethoden, die die WTG in jeder ihrer Endzeitverschiebungen propagierte."

"Unser Leben nach Gottes Vorsatz ausrichten und überleben" -
Hauptartikel
Der WT verkündet keinen glaubwürdigen Vorsatz Gottes. Das ist nicht nur durch den Mißbrauch der Worte Jesu, "diese Generation", bewiesen, mit denen die WTG jetzt schon die vierte Generation ansteuert! Das Evangelium verbietet auch das Einsammeln "irdischer"! Phil. 3:17-19. Was dann "überleben" betrifft: Wer sieht, wie das auf den 1. Weltkrieg angesetzt war, dann auf 1925, dann auf den 2. Weltkrieg, jetzt auf 1975, und nun wird es wieder weitergeschoben, der kann nur noch mit 5. Mose 18:20-22 sagen.: Was immer das soll, von Gott ist es nicht.

"Ein prophetisches Drama, das Überleben vorschattete" -
Hauptartikel
Thema Noah und die Arche, wie zu jeder WT-Weltendsetzung. Neu ist der Gedanke, die Arche schatte das "geistige Paradies" vor, in dem alle Zeugen unter der WTG seit 1919 seien. Nun, das irdische Paradies war der vollkommene, sündlose Zustand in Eden. Es kann deshalb heute kein geistiges Paradies geben. Das dennoch zu proklamieren ist Schwärmerei, triumphalistischer Taumel, Phantasterei und Irreführung. Auch geistig befinden wir uns als Christen außerhalb jeder Sündlosigkeit, Paradieshaftigkeit, Vollkommenheit. Alle unsere Erkenntnis ist nur unvollkommenes Stückwerk, ständig mit unserer Neigung zum Bösen ringend. 1. Kor. 13:9, 12. Römer 7:14-24. Von den Bibelfalschauslegungen der WTG seit 1919 und ihren furchtbaren Folgen wollen. wir gar nicht erst anfangen. Allein seit 1947 haben "über 300 000 Brüder und Schwestern", denen auch der WT den Gottesglauben nicht absprechen kann, und die zurückgeholt werden sollen, die WTG verlassen! (Jahrbuch 1974, S. 254 dt.). Ein "geistiges Paradies" heute, gar seit 1919 unter der WTG, ist eine den Blick für die Wirklichkeit vernebelnde Illusion
W.-Ko.

"UNO" IM WACHTTURM NR. 24/1974
Zu diesem Artikel im "Wachtturm" könnte es sich als sehr nützlich erweisen noch einige Gedanken anzumerken. Entsprechend einem Zitat, aber diesem wird vom WT nicht widersprochen, heißt es: "Schon seit ihrer Gründung weist die Organisation (UNO) natürlich Beschränkungen, und Schwächen auf. In der "World Book Encyclopedia" (1970) heißt es: "Die UNO ist keine Weltregierung… "Wir denken, daß diese Aussage des WT unmißverständlich ist: a) "die UNO keine Weltregierung" b) "seit ihrer Gründung weist die UNO … Schwächen auf".

Damit ist zugegeben, daß die UNO sich nicht als Weltregierung gegen Gottes Vorsätze versteht.
Dem bliebe eigentlich nichts hinzuzufügen. Dennoch ist die UNO laut WT 24/74 in der Lage, "das zu verwerfen, was Gott vorgesehen hat: sein Königreich unter Christus Jesus". So stehts nämlich zu lesen vier Seiten weiter auf Seite 744! Und dann noch: "Dennoch wird diese Organisation (UNO) - eine Nachahmung und ein nutzloser Versuch, Gottes verheißenes Königreich durch eine politische Einrichtung zu ersetzen - sich nicht davor schützen können, von Gott vernichtet zu werden". Nun ist zu fragen, warum Jehova Gott wohl diese Organisation, " die keine Weltregierung ist", vernichten will, wie der WT aussagt. Über Gott wissen wir verläßlich folgendes: "Der Höchste herrscht über das Königtum der Menschen und verleiht es wem er will… und alle Bewohner der Erde werden wie nichts geachtet, und nach seinem Willen tut er mit dem Heere des Himmels und mit den Bewohnern der Erde, und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust Du?"
Daniel 4:25, 26, 35.

"Nach seinem Willen tut er mit dem Heere des Himmels und mit den Bewohnern der Erde", aber der WT schreibt: die UNO wolle "Gottes verheißenes Königreich durch eine politische Einrichtung ersetzen". Alles "Königtum der Menschen" ist politisch, d. h. jegliche Verkehrsform von Menschen oder Nationen, ihre Kommunikation untereinander, äußert sich als politisches Handeln der Menschen. Politisches Sein der Menschen kann man nicht anders als mit politischem Wortschatz bzw. Fachausdrücken beschreiben. Also folgt daraus, ohne politisches Reden geht es nicht. Vor dieser Tatsache stand und steht auch die WTG. Wie anders als "politisches Reden" sollte man wohl sonst folgende ihrer Aussagen werten:

"Die Geschichte jeder Nation zeigt einen Kampf zwischen den Klassen. Und immer war es ein Streit zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten". (WTG-Buch "Regierung" 1928, S. 238).
"Keine Reform kam je von den herrschenden Klassen, jede mußte von den Opfern der Verhältnisse ertrotzt werden. So muß auch die Befreiung der Lohnarbeiter von diesen selbst vollbracht werden." Und Pastor Russell sagte zu diesem Thema:

"Sehr wahr, sehr richtig, aber wie sollen die Arbeiter den Wirkungen des Gesetzes von Nachfrage und Angebot, der Ungleichheit körperlicher und geistiger Fähigkeiten begegnen?" (WTG-Buch "Der Krieg von Harmagedon", S. 350, 1897)

"Erwachet!" 5/74, S. 19 sagt beschreibend über Politik:
"Es kommt heute immer häufiger vor, daß Geistliche als Personen gelten, die sich in Politik einmischen". In Politik brauche ich mich gar nicht einzumischen. In Politik sind Menschen "eingemischt" von der ersten Stunde ihres Lebens an, ob sie es wünschen oder nicht. Eine Entscheidungsfreiheit darüber habe weder ich noch du. Auch sog. "Politische Neutralität" ist ein Akt politischer Entscheidung. Ob du eine Fahne zum Fenster raushängst oder nicht, wir können uns drehen wie wir wollen, uns bleibt die politische Entscheidung, d. h. die politische Handlung. Man wird uns in jedem Fall differenzieren können, ob wir für oder gegen etwas sind, wenn nicht durch eine Fahne, dann anders.

Dutzende Seiten in den WTG-Büchern "Der Krieg von Harmagedon" und "Regierung" z. B. Behandeln dieses Thema der Klassenherrschaft durch das Kapital. Beide Bücher interpretieren den politischen Klassenkampf auf ihre Weise. Bis heute wird von der WTG Politik interpretiert, wie am Beispiel der UNO gezeigt ist. Und CV sollte die Frage der Politik, den Klassenkampf, das kapitalistische Eigentum und die Stellung der WTG heute darin nicht behandeln?
W. D.

WIE WIRD DAS ENTSCHEIDENDE ENDZEITJAHR 1975 VERLAUFEN?
Was werden wir erleben?
Werden im "Frühherbst des Jahres 1975" alle "wie Hindinnen springen" (Jahrestextkommentar 1974) oder werden wir einer Endzeitkollaps erleben? Oder etwas ganz anderes? Die Spannung nimmt mit jedem Monat zu! Vom WTG-Hauptbüro ist 1975 jedoch wohl überlegt berechnet und geplant, wie z. B. das Motto für jeden Monat und die Monatsthemen der Predigtdienstschule erkennen lassen. Bestimmt wird auch 1976 schon vorgeplant, um alles im Griff zu haben.

Sehen wir zuerst die Monatsmotto 1975. Januar: "Durch Werke beweisen, daß unser Glaube lebendig ist". Februar: "Durch ständige Fortschritte christliche Reife bewahren". März; "Gott nachahmen, indem wir den Menschen Barmherzigkeit erweisen". April: "Predigen, selbst wenn wir durch Verfolgung ein Schauspiel werden". Mai: "Mit der guten Botschaft für die ganze Mannschaft evangelisieren". Juni: "Unerschütterliche Treue - unser Lebensweg". Juli: "Ein gutes Verhältnis und den Gedankenaustausch durch den Besuch der Zusammenkünfte fördern", August. "Gott, unserem Eigentümer treu bleiben". September: "Das Leben sucht, indem wir in Übereinstimmung mit Gottes Weg der Rettung wandeln". 0 k t o b e r : "D i e
G e g e n w a r t d e s T a g e s J e h o v a s a l s n a h e b e t r a c h t e n November: "Unser Leben mit Gottes Vorsatz in Einklang bringen." Dezember: "Niemals Gottes geistigen Zufluchtsort verlassen". Erkennen wir etwas Besonderes? Zunächst nichts. In allen Varianten herrscht dies: Unter allen Umständen WT-getreu predigen, die Zusammenkünfte besuchen und nochmals predigen, WT-getreu wandeln und nochmals predigen. Dann kommt der mit Hochspannung erwartete Oktober. Das Ende "als Nahe betrachten" ist die Konzession, die die WTG noch macht, keine Silbe mehr. Nahe? Wurde nicht genauso formuliert, als das WTG-Werk vor hundert Jahren begann? Das Novembermotto läßt dann einiges erwarten. Etwa "neues Licht?" Auf jeden Fall etwas, womit man sich wieder "in Einklang bringen" muß! Ist das so umwerfend, daß für Dezember festgelegt werden muß, die WTG "niemals zu verlassen"? Nun ja, man kann ja nach dem 1975-Fehlschlag alle schwerlich weiter unbestimmt hinhalten.

Was läßt die Thematik der Predigtdienstschule 1975 erkennen? Januar: "Besitztum im Interesse des Königreiches teilen und "Standhaft für das Königreich eintreten". Februar: "Jugendliche bewahren ihre Lauterkeit". März: "Sich vor den Anschlägen des Widersachers in Acht nehmen" und "Gefängnismauern können eifriges Predigen nicht unterbinden". April: "Das Abendmahl des Herrn unter Verbot feiern" und "Verbote können das Austeilen der geistigen Speise nicht verhindern". Mai: "Laß dich durch die Untreue von Menschen nicht zum Straucheln bringen" und "Setze Jehova an die erste Stelle, wenn Verfolgung über deine Familie hereinbricht". Juni: "Menschen können Gottes Werk nicht aufhalten" und "Sei bereit, um der Gerechtigkeit willen zu leiden". Juli: "Fürchte nicht diejenigen, die den Leib zu töten vermögen." August: "Ausharren erfordert einen starken Glauben" und "Jehova beantwortet die Gebete seines Volkes". September: "Hüte dich davor, Kompromisse zu schließen" und "Jehova beschützt sein Volk". Oktober: "Diene Jehova mit ganzem Herzen". November: "Jehova kann dir Kraft verleihen, in Einzelhaft auszuharren". Dezember: "Setze dein Vertrauen auf Jehova" und "Mit Entschlossenheit predigen".

In dieser Thematik das ganze Jahr hindurch ist von einem nahen Ende überhaupt keine Rede mehr. Es wird in der Hauptsache vielmehr eine Verfolgungspsychose erzeugt. Es wird eine noch nie dagewesene Verfolgung vor Augen gestellt. Natürlich würde so etwas, würde es sein, alle Sinne in höchstem Maße fesseln und die WTG mit einem Schlage aus ihrer 1975-Krise herausreißen. Das würde nämlich alles. überschatten und als untergeordnet verdrängen. Wie würden sich alle vielmehr um die WTG zusammendrängen! Eine blutige Märtyrerkrone wäre jetzt das Richtige! Natürlich nicht für die WTG selbst, sondern für die Verkündiger! Wenn das auch nicht so kommt, so soll wenigstens der Gedanke daran alle Sinne erfüllen, um die 1975-Krise verdrängen zu helfen, Werden durch die Predigtdienstschule die Verkündiger nicht wunderbar erreicht? Und wenn das Jahr 1975 zu Ende und nichts geschehen ist? Dann wird "mit Entschlossenheit" weitergepredigt, wie wir lasen. Was, wird die WTG, dann schon bestimmen.

Es war unter der WTG nie anders gewesen und wird auch nie anders sein. Das Schicksal unter ihrer Führung heißt predigen, WT-getreu predigen, da zieht sie alle Treue-Register, WT-getreu predigen, wohin das auch führt, wielange das auch dauert. Hundert Jahre sind es seit 1874 schon! Und gibt es nicht mit jeder neuen Generation neue Menschen, die sich "fischen und jagen" lassen? Das Schlimme sind Immer nur die Übergangskrisen, wenn die Alten merken können, daß sie vergeblich gehofft und geharrt haben. - Die Monatsmottos und Predigtdienstschulthemen geben uns einen guten Einblick in diese Strategie und Taktik der WTG für den mit 1975 wieder fälligen Übergang. Was wir erleben werden? Auf jeden Fall einen höchst dramatischen Übergangsversuch in die nächste Generation.

Wie beunruhigt die WTG ist, daß ihr die Versammlungen dabei entgleiten könnten, ersehen wir aus einer Weisung des WTG-Ostbüros in Wiesbaden (II/75), um alles in den Griff zu bekommen, was in den Versammlungen, ihrer Existenzbasis, in Erscheinung tritt. Die Weisung beinhaltet:

Erkläre, wer du bist und wo du wohnst und welche weiteren, Personen direkt mit dem Problem zu tun haben. Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.
Stelle keine Fragen zu einem angenommenen Fall. Mache genaue Angaben, vermeide Mutmaßungen und erkläre deutlich, worin dein Problem besteht. Erwähne, was du bis jetzt getan hast, um es zu lösen und weshalb dir das deiner Meinung noch nicht gelungen ist.
Alle Meldungen sollen auf dem bekannten "üblichen Weg" und schriftlich erfolgen. Es soll auch über "Älteste und andere Personen" berichtet werden, wenn sie damit in Zusammenhang stehen.
CVN

INTERESSANTES AUS DEN BIBELFORSCHERGEMEINDEN AUS POLEN
Nach Berichten unseres polnischen Mitarbeiters
Auch in Polen gibt es viele - Tausende sind es schon - die erkannten, daß die WTG in Abwege führt, vor Gott und Menschen nicht länger zu verantworten. Es entstanden daher ebenfalls mehrere WT-unabhängige Bibelforscher-Bewegungen, ausgehend von der selbständigen Art des "Forschens in der Schrift" wie sie C. T. Russell einst nach Beröer Weise (Apg. 17:10f) begründete. Unabhängig von Erkenntnisunterschieden bewahrten sie auf jeden Fall die eine Hoffnung im Glauben, zu der Christen in diesem Zeitalter der Evangeliumsverkündigung allein berufen werden können. (Eph. 4: 1-7). Aber auch ein realistischeres Verständnis für die "irdischen Pflichten" (C. T. Russell), die Christen ebenfalls haben.

Die WTG weiß sehr gut um ihre Schuld, die sie nie zugibt, und um die Bedeutung dieser Bibelforscher-Bewegungen .jetzt, wie gewisse WT-Bemerkungen zeigen. So können wir lesen, diese "Klasse" hätte "nicht den Segen einer gewaltigen Ausdehnung" verspürt, wie die WTG, die allein von 1968 bis 1972 eine Zunahme um 680 871 gehabt habe. "Es ist somit bewiesen, auf wem der Segen Jehovas ruht", schlußfolgert sie daraus (WT 15. 1. 1975, S. 49, dt.) Was für eine Täuschung der Herzen der Arglosen! Wer diesem "Beweis" glaubt, ist äußerst leichtgläubig und fahrlässig. Wird denn der Segen Gottes durch Zahlen bewiesen? Erweist er sich nicht statt dessen in "Glaube, Hoffnung und Liebe" (1. Kor. 13:13), wie groß oder klein die Zahl auch ist? Der Gipfel dieser Täuschung ist jedoch, daß die WTG diese Zunahme seit 1968, mit der sie hier operiert, lediglich durch die "Ankurbelung" mit dem 1975-Termin erreicht hat, den sie nun wieder verscheucht! Was für "Beweise"! Den gesamten fortschreitenden Wandel in "Glaube, Liebe und Hoffnung" derer, die sie hier angreift, und der allein zählt, verschweigt sie.

Die Vereinigung der Bibelforscher in Polen (Stowarzyszenie Badacry Pisma Swietego w Polsce) hatte in Warschau vom 29. bis 31. März 1975 ihre Plenartagung mit dem Hauptthema "Die Bibel soll alle Christen vereinigen". Die Vereinigung wurde von. Br. C. Kasprzykowski, einem Mitverbundenen C. T. Russells, begründet. Jetziger Leiter ist Br. Waclaw Stachowicz in Warschau. Die Tagung befaßte sich mit herangereiften Fragen christlichen Lehrens und Verhaltens heute.

Es nahmen die leitenden Körperschaften aller Gemeinden der Vereinigung aus ganz Polen und auch Beobachter aus anderen Gruppen, Konfessionen und Kirchen teil. Ein Grundgedanke der Tagung war, daß niemand heute "allein die volle Wahrheit" haben kann, weil uns in den Fragen der Glaubenserkenntnis nur "Unvollkommenes, Stückwerk" möglich ist, und dies nur in "undeutlichen Bildern" (l. Kor. 13:9-13).

Angesichts dieser unbestreitbaren Sachlage sagte Br. Stachowicz in einem Aufruf: "Brüder, kommt zu uns mit eurer Botschaft, mit eurer Predigt, wir werden uns freuen, zusammen zu beten, die Bibel zu lesen und Lieder zu singen. Bei uns ist Platz für alle Christen. Bei uns ist Einheit und Gleichheit in Verschiedenheit der Konfessionen. Bei uns ist nichts verboten und wir verdammen nicht, weil niemand vollkommene Wahrheit hat. Mit allen Kirchen und Konfessionen verbindet uns die Bibel, Gottes Wort und der Glaube an Gott. Das ist viel. Wir öffnen die Tür für alle, und mit allen Christen möchten wir die Verantwortung für Einheit der Christen und Glück der Gläubigen tragen. Auch wenden wir uns an die Zeugen Jehovas: öffnet die Augen, seid nicht Sklaven von Dogmen. Die Bibel bringt uns allen Freiheit. Sie befreit uns von menschlichen Dogmen und falschen Lehren. Sie erlaubt uns, christlich die Verantwortung für Diesseits und Jenseits zu tragen. Jede Kirche und Konfession soll auch der Gesellschaft dienen, sie soll sozial die Gesellschaft stärken und Glaube, Hoffnung und Liebe auch für die Zukunft verkünden".

Weiter wurde erklärt, ungesunde Lehren jeder Art, jede Form des Fanatismus, der Intoleranz und des ungesunden Dogmatismus sollen überwunden werden, bei der WTG insbesondere. Der Fortschritt, den der Sozialismus bringt, soll christlich und biblisch voll unterstützt werden. "Die Vereinigung/Gemeinde ehrt und hört alle Grade der Staatsbehörden in allen Sachen, so wie es in der Bibel steht (Matt. 22: 21). Sie betet für den Erfolg der Staatsbehörden, so wie die Bibel von uns fordert". Im Rahmen der Verfassung der Volksrepublik Polen und der Gesetze werde die Vereinigung ihre Arbeit stärker entwickeln auch zum Nutzen der gesellschaftlichen und sozialen Ordnung.

"Die Bibel, Gottes Wort, soll uns alle einigen, nicht trennen. Niemand hat vollkommene Wahrheit. Nur Gott hat sie. Wir sollen alle die Bibel forschen ohne Anspruch auf Monopol oder Vollkommenheit des Besitzes der Wahrheit". Die Versammlungsstätte der Vereinigung in Warschau ist Al. Jorozolimskie 99. Alle Christen, auch Zeugen Jehovas, sind dort sonntags 10-14 und mittwochs 18-20 Uhr herzlich willkommen. Noch neuer Regelung können dort auch Prediger, Geistliche und Pastoren anderer Konfessionen das Wort ergreifen.-
So vollziehen sich in Polen sehr interessante Entwicklungen, aus denen auch hier Lehren gezogen werden können.

In der DDR bestehen ähnliche freie christliche Versammlungsmöglichkeiten auch für Jehovas Zeugen mit der Vereinigung freistehender Christen (VfC). dem Bund freier Christengemeinden (BfC) und den
Freien Christengemeinden (FC)
Gemeinde Dresden, Robert-Blum-Straße 6 (b. Adv. Gem.)
sonntags Mai/September 9-10.30 Uhr, Okt./April 14.3016 Uhr (BfC) -
Gemeinde Leipzig, Witzgallstr. 10 (Jgd. Zi. St. Laurentius)
sonnabends 14-16 Uhr (BfC) -
Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Gießerstr. 36 (Jgd. Zi. St. Joseph)
sonnabends 13.30-15,30 Uhr (BfC) -
Gemeinde Leipzig, Blumenstr. 74 (b. Meth. Gem.)
sonntags 14-15.30 Uhr (FC) -
Gemeinde Magdeburg, Bärstr. 9 (Raumgem.)
sonntags 13.30-15 Uhr (VfC) -
Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Schloßstr. 4-6 (Raumgem.)
sonntags 14-16 Uhr (VfC) -
Gemeinde Leipzig, Maurice-Thorez-Str. 22 (Raumgem.)
sonnabends 16-17.30 Uhr (VfC) -
"Unter Rechtschaffenen herrscht gutes Einvernehmen" Sprüche 14:9 (Menge).
P.

HILFEN ZUR NEUORIENTIERUNG IN UNSEREM LANDE
Die Tätigkeit der CDU in ihrer Bedeutung auch für die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas
Der Apostel Paulus an Titus: "Erinnere sie weiterhin daran, .Regierungen und Gewalten als Herrschern untertan und gehorsam zu sein, bereit zu sein für jedes gute Werk". Tit. 3:1 NW. Die CDU, die Christlich-Demokratische Union gehört als Mitregierungspartei in der DDR zu dieser für alle Christen verbindlichen "Regierung und Gewalt", verbindlich auch . für die Zeugen-Gemeinschaft, ob sie diese schriftgemäße Verbindlichkeit nun irgendwie infrage stellt oder nicht. Die DDR-Regierung wird in der Schrift nicht ausgenommen. Was die Bereitschaft der Christen "für jedes gute Werk der Regierungen und Gewalten" in der DDR betrifft, ist es die "obrigkeitliche" Aufgabe der CDU, sich auch "an die parteilosen Christen aller Konfessionen zu wenden" (DNW Halle, 25. 8. 1974), wozu auch die Zeugen gehören.

Die Besonderheit mit den Zeugen ist nun, daß sie aus bereits oft behandelten und noch weiter zu behandelnden Gründen in extremem politischen Mißbrauch ihrer Konfession, ihres Glaubens gehalten werden, "Regierung und Gewalt" in der DDR wie in anderen sozialistischen Ländern antikommunistisch zu bekämpfen, "bloßzustellen", wie man es bei ihnen liest. Sicher ist es aber so, daß die aufrichtige Zeugen selbst sich nicht mit den Kräften identifizieren möchten, die hinter diesem Glaubensmißbrauch stehen, wird ihnen dies bewußt. Was die CDU in ihrer "obrigkeitlichen" Verbindlichkeit tut, um "Christen aller Konfessionen" zu helfen, ihren richtigen Platz und ihre richtige Verhaltensweise zu "Regierung und Gewalt" in einen sozialistischen Land zu finden, muß deshalb auch Aufmerksamkeit unter den Zeugen finden. "Erinnere sie daran", sagt Paulus. Wir müssen also sehen, was die Hilfe der CDU unter Berücksichtigung der "Verschiedenheit der Konfessionen" (Prof. Dr. Herbert Trebs, NZ 28. 9. 1974) für die Zeugen in ihrer Lage bedeutet.

Auf einer Tagung der CDU anläßlich "30 Jahre Befreiung vom Faschismus" am 24. 2. 1975 mit christlichen Amtsträgern machte der CDU-Vorsitzende G. Götting, zugleich Präsident der Volkskammer, fundamentale Ausführungen, die hier unbedingt infrage kommen. Dies sind Gesichtspunkte wie, "die Vergangenheit in zukunftsgültigem Sinne bewältigen, unselige Belastungen und Verflechtungen abtragen, den Differenzierungs- und Lernprozeß unter den Christen, den Mißbrauch von Christen in der DDR als Instrumente gegen die Politik des Friedens und des Sozialismus, den Prozeß der christlichen Selbstverständigung über Standort und Dienst im Sozialismus, den Austausch von Gedanken und Erfahrungen über Wandlung und Bewährung von Christen in unserer Gesellschaft, die Entwicklung staatsbürgerlich verantwortungsbewußten Denkens und Verhaltens und die entsprechende Neuorientierung der Christen in unserem Lande zu fördern".
(Nach NZ 25. 2. 1975 Berlin).

Jeder, voran die Ältesten und Dienstamtsgehilfen überall, sollten sich informieren. In der CDU-Presse wie "Neue Zeit" und andere, werden laufend Lage, Vorgänge, Ereignisse und Orientierungsprobleme unter Berücksichtigung der Verschiedenheit aller Konfessionen behandelt. Man muß sich hiermit Schritt für Schritt vertraut machen. Keiner sollte hier länger in Unkenntnis von Lage und Entwicklung herumtappen. Nicht nur muß man die Menschen verstehen an die man sich wendet. Es gibt mit dem Zeugen-1975-Debakel hierzu keine Alternative. Es ist mithin unbedingt erforderlich, daß alle Zeugen in ihrer Situation um ihrer eigenen Neuorientierung willen aufmerksam werden. Mögen sie sich auch untereinander hinweisen und helfen, wenn sie dieses oder jenes lesen, was da behandelt wird.
P.

Steht überall auf und nehmt die Dinge mutig und furchtlos in die Hand
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Dies ist nun die CV-Juni-Ausgabe. Das halbe Jahr 1975 ist .also um. Das ganze Jahr 1975 wird vergehen. Und es wird weitergehen. Alles, was die WTG für 1975 prophezeit hat, wird sich als haltlos erweisen. Was sagst du zu "Warum proklamierte die WTG den Endzeittermin 1975?" in dieser Ausgabe? Was sagst du zu der gleichfalls dargelegten verantwortungslosen Politik der WTG? Es ist unmöglich, daß aufrichtige Christen weiter so etwas mitmachen können. Diese CV-Ausgabe zeigt es wieder deutlich, daß Jehovas Zeugen sich unbedingt neu orientieren müssen, wenn sie nicht absinken wollen zu einer Gruppe, die christlich in keiner Weise mehr ernst genommen und sozial nur noch als verantwortungslos und unzurechnungsfähig betrachtet werden kann, wie eingangs gesagt wurde. Die WT-Endzeitbibelauslegung ist endgültig bankrott. Steht deshalb auf und nehmt die Dinge überall furchtlos und mutig in die Hand. Entwickelt selbständige WTG-unabhängige Studiengruppen, Versammlungen oder Gemeinden, wo zu echtem Bibelforschen zurückgekehrt wird, um sich als Christen hier und heute neu zu orientieren. Nehmt auch überall Verbindung auf zu den Brüdern und Schwestern der verschiedenen freien christlichen Gemeinden zu Erfahrungs- und Gedankenaustausch oder Zusammenarbeit. Benutzt in dieser nun beginnenden Neuorentierungszeit "Christliche Verantwortung" zu Information und Beweisführung. Die Zeit ist herbeigekommen. Wenn der WTG diese Folgerungen aus ihrem Bankrott nicht passen, dann möge sie einlenken, dann soll sie sich ändern und anpassen. Wie oft hat sie das schon anderwärts getan. Warum nicht hier. Wir aber können gewiß sein, wahres Christentum war vor der WTG, besteht neben ihr und wird auch nach ihr sein. Nehmt die Dinge in die Hand!
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder, CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

A 2193-75 V 7 1 1164

Christliche Verantwortung  1975 Teil II

 

 

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