"Christliche Verantwortung" zusammengefasst 1968

CV 14 - CV 21

CV 14

Die Frage weshalb das DDR-Verbot weiter bestehen bleibe, versucht diese CV-Ausgabe mit zu beantworten. Diese "Antwort" hält einer kritischen Hinterfragung nicht stand. Man gibt vor, politisch akzentuierte WTG-Artikel seien es, die den Kommunisten, die auch keine Kritik vertragen, als "Hauptgrund" dienen. Eine typische Nebelwand-Antwort. Der WTG-Funktionär Pohl wird mit seiner internen Aussage zitiert, die Kommunisten nicht über Gebühr auf propagandistischer Ebene zu reizen, aber gelegentlich doch mal die Zähne zu zeigen, damit den Kommunisten Paroli geboten werde. Das letzte Beispiel dieser Art stammte beispielsweise aus dem Jahre 1965 und ist der WTG-Organisation nicht sonderlich gut bekommen. Als die Stasi nämlich dessen gewahr würde, hat sie sich umgehend grünes Licht für ihre 1965-er Verhaftungsaktion (Nov. 65) bei den SED-Politbürobürokraten eingeholt. Großspurig verkündet die CV dazu:

"Bei der letzten Verhaftung leitender Funktionäre in der DDR (Liebig und andere) wurde bewiesen, daß sie politisch im Auftrage der Leitung in Brooklyn tätig und bemüht waren, diesen Auftrag zur Zufriedenheit der Leitung in Brooklyn durchzuführen."

Bemerkenswert auch die indirekte Zitierung einer weiteren Pohl-Aussage:

"Die leitenden Brüder im Bethel erklären dazu weiter, die Ablehnung dieser politischen Artikel werde den Brüdern in der DDR aufgezwungen, es ist gar nicht die Meinung der Brüder." Da offenbart sich die eigentliche Sachlage. Und es offenbaren sich auch die tönernen Füße des DDR-Regimes, dass da meint diese Sachlage wegerklären zu müssen, um jeden Preis. Mögen sich die heutigen ZJ-Funktionäre mit dieser Feststellung zur damaligen Sachlage auch "bestätigt" sehen. So würde ich ihnen dennoch empfehlen, nunmehr nicht in "Jubelstürme" auszubrechen. Es könnte sich nämlich eines Tages noch erweisen, dass nicht nur das DDR-Regime auf "tönernen Füßen" stand, sondern dass es noch andere dieses Kalibers gibt!

"Wer da meint er stehe fest - der sehe zu, dass er nicht falle!" meint (indirekt zitiert) schon ein gängiger Bibelspruch. 1. Korinther 10: 12.

CV Christliche Verantwortung

Jnformationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung

Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 14 Gera Januar 1968

CV - ihr Zweck

Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Lasset uns wachsam und nüchtern sein!

Liebe Brüder und Schwestern!

Seid stets bereit, Wachsamkeit in geistigen Dingen zu üben. Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit werden Euch nur zum Schaden gereichen. Daher prüfet alles, das Gute haltet fest!

Lasse Dich nicht täuschen! jeder einzelne muß für sich selbst stehen. Nicht die Organisation und der Kanal des Herrn entscheiden über Dich, sondern Dein eigenes Verhalten und Deine eigenen Entscheidungen. Dein persönlicher Stand und Deine Herzensstellung zu Jehova Gott wird dies bestimmen. Wenn Dir "Deine Organisation" die Last des Denkens, Entscheidens und ernsten Bibelforschens abnehmen will, dann solltest Du diese Erleichterung als ein Verderben erkennen. Wie und mit welchem Recht kann sich die Organisation als Mittelperson zwischen Dich und Gott stellen? Sei wach und schlage die Warnungen solcher, die Dir nahe stehen, nicht in den Wind. (Hes. 33:13).

Freilich ist es dem Fleische bequemer, tatenlos zuzusehen und zu schweigen gegen offensichtlichem Irrtum und Lieblosigkeit, besonders bei der WTG-Leitung. Einige mögen denken, das können andere tun und wir schauen dem geistigen Kampfe zurückgezogen zu. Wir sollten aber doch gemeinsam die Lasten tragen, welche unseren Brüdern zum Schaden gereichen. (Gal. 6:2).

Bei der Gründung der Wachtturm-Bibel- und Traktat-Gesellschaft stand das Bibelforschen noch im Vordergrund. Heute ist die ernste Bibelforschung leider kaum noch vorhanden. (Jes. 34:16, 2. Petr. 1:19-21). An Stelle der Bibelforschung ist "Wachtturmforschung" getreten. Ja, liebe Brüder, nicht mal das, sondern eine "Wachtturmbejahung" ist eingeführt. Alles, was mit den heutigen Wachtturmdarlegungen nicht harmoniert, mag es auch völlig mit der Bibel übereinstimmen, wird als Irrtum bezeichnet. Solche, die wirklich noch ernst in der Bibel forschen, die ihre, aus der Bibel geschätzten Realitäten gegen die Eigenweisheit des Wachtturms stellen, sind natürlich Rebellen, weil sie sich gegen das vielgerühmte "Werk des Herrn" stellen. Sie sind Gegner der "Organisation Gottes" Und damit Verfluchte der WTG. Ergibt man sich den tausendmal gelehrten Gedanken, daß allein die WTG der "göttliche Kanal" zur Übermittlung göttlicher Wahrheit usw. sei, daß sie allein und stets "das Werk des Herrn treibe", dann muß man ja alles verurteilen, was diesem "angeblichen Werke des Herrn" entgegensieht. Jawohl alles, den gesunden Menschenverstand, Logik und nicht zuletzt das ihm entgegenstehende Wort Gottes, die Bibel selbst.

Daraus erklärt sich auch die Furcht, um die Augen zu öffnen, damit man die biblischen Beweise erkennt. Standen die WT-Darlegungen im Widerspruch zur Bibel, so wagte man aus Furcht nicht, das Buch der Bücher zu öffnen, um sich darin belehren zu lassen. Man war und ist heute noch, mehr denn je, darauf bedacht, die Ehre des Wachtturms zu retten, anstatt die Ehre des Wortes Gottes. Solche Zustände sind doch unhaltbar und hier muß man reden.

Die WTG-Leitung stuft ganz einfach alles als leichtfaßliche Tatsachen ab und sagt, daß nur sie "allein" der einzige Kanal für die göttliche Wahrheit sei. Weiter, daß "ihre Botschaft in Wahrheit nicht die ihrige, sondern die des Herrn" sei. Das wird ganz besonders nach 1945 hervorgehoben Ist dann aber der Grundsatz festgelegt, die Stimme der WTG sei Gottes Stimme, dann lässt es der Stolz der Brüder nicht zu, einen Irrtum einzugestehen. Es würde ihre und die Autorität des Wachtturms verletzen. Der Irrtum muß verteidigt und irgendwie begründet werden, damit die Autorität erhalten bleibt. Oft ist dies schwierig, besonders wenn es sich um nachweisbare Falschauslegungen und Fehlprophezeiungen handelt. Dann zieht man es vor zu schweigen, um es dadurch aus dem Gedächtnis zu streichen.

Dazu möchten wir den älteren Brüdern besonders in das Gedächtnis rufen, was Rutherford 1938 auf einem Kongreß in London sagte. Rutherford, der sich selbst als der regierende Präsident der Theokratie bezeichnete (Consolation 4. 9. 1940, 25), äußerte sich damals zu dem bevorstehenden 2. Weltkrieg in prophetischen Worten. Es war 1938 für Rutherford eine solche "leichtfaßlich Tatsache", anläßlich eines großen Rundfunkvortrages in London, die "göttliche Wahrheit unter theokratischer Leitung" zu verkünden, daß die damalige "Achse", Hitler und Mussolini, England und Amerika besetzen würden und ein Widerstand zwecklos sei! Obendrein gab man in Broschürenform diesen Vortrag, der auch veröffentlicht wurde heraus, mit dem Titel: "Schau den Tatsachen ins Auge."

Wie die Tatsachen später in Wirklichkeit aussahen, wissen wir alle. Von den "Rutherfordschen Prophezeiungen" erfüllte sich nichts. Hieraus ergibt sich abermals, daß man sehr mißtrauisch gegenüber Wachtturm-Prophezeiungen sein sollte. Hier zeigt es sich deutlich, daß es Eigenprophezeiungen waren. Um in der Welt beachtet zu werden und von sich reden zu machen, tut man dies, schweigt dann aber, wenn es anders auslief als man prophezeite. Deshalb empfiehlt es sich: Immer wachsam sein! Auch dieses kleine Beispiel zeigt uns recht deutlich die Unzuverlässigkeit früherer WTG-Deutungen, die nichts anderes als Menschenwerk waren. Wie sie damals zu Enttäuschung führten, stehst Du auch heute in der gleichen Gefahr, mit den gegenwärtigen Prophezeiungen wiederum getäuscht zu werden. Schütze Dich davor!

Wir ermahnen besonders die jüngeren Brüder. Verschafft Euch Einblick in die ältere WT-Literatur, die Euch Aufschluß über die damalige, unglaubwürdige WT-Verkündigung gibt. Laßt Euch nicht gleichfalls durch Leichtgläubigkeit und blindes Vertrauen zur Annahme und Verbreitung zweifelhaften Bibelauslegungen mißbrauchen. Seid wachsam und erhaltet Euch die Freiheit des eigenen Denkens.

Vergewissert Euch aller Dinge! Entscheidet Euch richtig! Mit brüderlichen Grüßen

Bruder Willy Müller,

65 Gera, Lutherstraße Nr. 16 und Mitverbundene

Sind die Führer der Wachtturm-Organisation, göttlich inspiriert?

"Die Männer, die Gottes Organisation heute vorstehen, sind nicht von Gott inspiriert. Sie können Fehler machen wie jeder andere unvollkommene Mensch." Diese Worte stammen nicht aus der Feder eines kritischen Beobachters der WTG, sondern sie sind das ehrliche Bekenntnis des Verfassers eines Wachtturm-Artikels vom 15. 2. 63 / S. 121-122. Unmittelbar nach der Änderung der Obrigkeitsdeutung von Römer 13 war dieses Eingeständnis menschlicher Unzulänglichkeit nur zu gut verständlich und angebracht, denn schließlich konnte man für eine falsche Auslegung, die man 38 Jahre aufrecht erhielt, nicht Gott die Schuld geben.

Es ist wohl jedem geläufig, daß man unter einer Inspiration eine göttliche Eingebung oder Offenbarung versteht, die nicht auf Überlegung des menschlichen Verstandes beruht Daß es den führenden Männern der WTG an diesem direkten Einwirken göttlicher Weisheit ohne menschlichem Zutun mangelt, lässt der WT-Verfasser in den Worten verständlich werden: "Die Männer in Jehovas Organisation, die die geistige Speise . . . zubereiten . . . sagen nicht, sie seien inspiriert; sie studieren lediglich die Bibel. Da sie nicht inspiriert sind, kann es vorkommen, daß ihnen bei ihren Erläuterungen der Heiligen Schrift ein Fehler unterläuft." "Gottes Geist leitet die gottergebenen Diener heute nicht durch Inspiration, sondern indem er ihnen allmählich zu einem besseren Verständnis verhilft."

Nach dem Lesen einer solchen Erklärung möchte man annehmen, daß die WTG-Leitung in Besinnung auf ihre ständigen Bibel-Irrungen jetzt eher geneigt ist, ihre unrechtmäßigen Hoheitsansprüche aufzugeben - aber weit gefehlt.

Was der WT-Artikel von 1963 klar und unmißverständlich zum Ausdruck bringt, wird in dem WT vom 15. 2. 67, sowie auch in anderen Ausgaben, völlig umgestoßen. In Bemühung um die Erhaltung ihrer selbstangeeigneten Autorität und die Anerkennung ihrer Persönlichkeit, kehrt man zu der Behauptung zurück, man sei doch inspiriert. Hier sagt man zwar nicht wörtlich, das man von Gott inspiriert sei, jedoch drückt man dieses durch ein anderes Wort deutlich aus, und zwar durch das Wort "Prophezeien".

Von dem Gedanken ausgehend, daß die prophetischen Worte nach Joel 2:28-32 sich in unserer Zeit. besonders nach 1919 an den Gesalbten der Organisation erfüllten, schreibt der Wachtturm: "Nach der Prophezeiung Joels sollte nicht nur der Geist ausgegossen werden, sondern die Gesalbten - sowohl Männer als Frauen, jung und alt - sollten auch prophezeien. Folgte der Ausgießung des Geistes dieses' vorhergesagte Prophezeien? Jawohl, und zwar nicht nur öffentlich, sondern mehr denn je auch von Haus zu Haus. Die Gott hingegebenen Gläubigen waren mit heiligem Geist gesalbt worden prophezeien und zu predigen." Alle, die dem befreiten Überrest nach dem Jahre 1919 hinzugefügt wurden, empfingen ebenfalls die Salbung mit Gottes ausgegossenem Geist, damit sie prophezeiten." WT vom 15. 2. 67/S. 114-115.

Hören wir dazu noch, was ein WT aus dem Jahre 1952 über das Prophezeien sagt: "Die Propheten, die zur Übermittlung von Prophezeiungen gebraucht wurden, wurden auf wunderbare Weise durch etwas Untrügliches getrieben, durch INSPIRATION." WT vom 15. 6. 52, S. 182.

Dieser Erklärung des Wachtturms vom 15. 6. 1952/S. 182 gehört unsere volle Zustimmung, denn ohne Inspiration konnten die Propheten der alten Zeit tatsächlich keine wahrhaft göttliche Botschaft übermitteln. Das heißt aber auch, dar eine prophetische Äußerung in unserer Zeit ohne Inspiration ebenso gar nicht denkbar ist. Was für sonderbare und unglaubwürdige Auffassungen vertritt da die Leitung der WTG, wenn sie behauptet, sie sei nicht inspiriert habe aber gleichzeitig gemäß biblischen Vorbildern ein Recht oder die Pflicht zu prophezeien. Wie. will sie das logisch und bibelgemäß begründen? Hat man sich die Worte des Petrus zu wenig ins Gedächtnis geschrieben, welcher deutlich auseinanderlegte, daß keine Weissagung oder Prophezeiung der Schrift aus eigene Auslegung oder Erläuterung geschieht. "Denn die Prophezeiung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste." 2. Petr. 1:20, 21.

Im Gegensatz dazu entspringen die Bibeldarlegungen des WT's eigener Auslegung. Daß sie nicht dem Geiste Gottes, sondern dem Willen der WT-Obrigkeiten unterworfen sind, wird deutlich aus der Entschuldigung sichtbar, Daß die führenden Männer der Organisation nicht inspiriert sind und Fehler machen wie jeder andere unvollkommene Mensch. Diese Tatsache ist hinreichend bekannt. Wie unweise ist es somit, sich mit derartigen Phrasen, man sei zum Prophezeien beauftragt, in Ansehen bringen zu wollen Diese Wachtturm-Weisheit ist Torheit bei Gott!

Wie sollten die WT-Führer aus ihrer schwierigen Situation, in die sie sich durch ihre Widersprüche verfangen haben, nun herausfinden, um zu beweisen, Daß sie doch zum Prophezeien berechtigt sind? Selbst, wenn sie ein Argument zur Stütze ihrer schriftwidrigen Auffassung finden würden, bleibt es doch ein unzuverlässiges Prophezeien von den Männern. die nicht inspiriert sind und daher Fehler in biblischer Auslegung machen wie andere.

Folgendes ist so einfach und doch von vielen so schwer zu begreifen: Dort, wo keine Inspiration des Geistes und kein echtes Prophezeien im wahrsten Sinne des Wortes vorhanden ist, dort ist auch nicht die von Gott ordinierte Organisation zu finden. Beides kann man nicht voneinander trennen. Lebengebende Wahrheiten und Speise zur rechten Zeit sind dem unmittelbaren und direkten Einwirken des Geistes Gottes zuzuschreiben. Aber Gottes Wahrheiten sind feststehend und unveränderlich und brauchen nicht rückgängig gemacht zu werden, wie es bisher bei vielen WT-Prophezeiungen erforderlich war. Die WT-Weisheiten haben ihren Ursprung einzig und allein in rein menschlichen Überlegungen und Entscheidungen. Sie sind das Produkt allmählicher Erkenntnis und sind daher Irrtümer nicht ausgeschlossen, wie der WT-Verfasser es selbst bestätigt. Gottes Weisheit jedoch überragt jedes menschliche Wissen und ist in der Aussage seiner Kraft und seiner Beständigkeit diesem nicht vergleichbar.

Die Bibel enthält eine Fülle von Beweisen, welche die Wahrheit bestätigen, Daß Inspiration und Prophezeiung untrüglich zusammengehören und zwischen beiden ein Unterschied unmöglich ist. Sind wir gesunden Sinnes und haben eine vernünftige Einstellung gegenüber der biblischen Botschaft, so werden uns die Hinweise der Schrift mehr bedeuten als alle Beteuerungen des WT. Gemäß ihrem eigenen Bekenntnis steht die Leitung der WTG nicht unter Inspiration und besitzt demzufolge keinerlei Befugnisse, sich als wahre Propheten Gottes auszugeben, denen die Aussprüche Gottes anvertraut sind. Wenn dem so ist, worin unterscheidet sich dann die WTG noch von anderen Religionsgemeinschaften? In welcher Weise ist sie überhaupt vertrauenswürdiger als andere?

Greifen wir noch einmal zum WT vom 15. 2. 63 und hören, mit welchen Argumenten die Organisationsleitung um ihre Anerkennung bemüht ist. Da sie (die führenden Männer) nicht inspiriert sind, kann es vorkommen, das ihnen bei ihren Erläuterungen der Heiligen Schrift ein Fehler unterläuft. Machen sie sich dadurch zu falschen Propheten? Keineswegs! Ein falscher Prophet korrigiert sich nicht. Er hält an seiner verkehrten Ansicht fest und verkündet sie weiter, selbst wenn er weiß, Daß sie verkehrt ist. Doch diese Erforscher des Wortes Gottes korrigieren sich, wenn sie feststellen, Daß sie etwas falsch verstanden haben. Sie sind an der Wahrheit interessiert, nicht an der Rechtfertigung ihrer eigenen Person. Ihre Fehler sind kein Beweis dafür, Daß sie nicht vom Geiste Gottes geleitet werden. Sie werden von ihm genauso geleitet, wie Petrus trotz seiner Fehler von ihm geleitet wurde."

"Einige . . (der von der WTG veröffentlichten) . . . Kenntnisse haben sich als biblische Grundwahrheiten er wiesen . . . Andere dagegen offenbarten sich durch weiteres Forschen als falsche Schlußfolgerungen, die auf verkehrte Ansichten über bestimmte Bibelstellen zurückzuführen waren. Sobald sie diese Bibelstellen besser verstanden, korrigierten sie ihre falschen Ansichten. Diese Bereitschaft, sich zu korrigieren, ist ein Beweis für ihre Aufrichtigkeit und ihre Liebe zur Wahrheit. Dieses aufrichtige Verlangen, eine genaue Erkenntnis aus Gottes Wort zu erlangen, und die Bereitschaft, eine Ansicht zu ändern, sofern genügend biblische Beweise vorhanden sind, die eine solche Änderung nötig machen, sollten Vertrauen in die Organisation erwecken. Sie geben den "Schafen" des Herrn die Gewißheit, Daß die Organisation sie nie bewußt falsch belehren wird." Bis hierher der Wachtturm vorn 15. 2. 63/S. 122.

Denken wir einmal darüber nach. Sind das nicht recht merkwürdige Anschauungen, die hier dem WT-Leser unterbreitet werden: Ein Prophet, der falsch prophezeit, ist kein falscher Prophet, sofern er bereit ist, seine Irrtümer richtigzustellen. Wo können wir in der Schrift etwas derartiges finden, Daß ein Prophet, der sich korrigiert, seinen Ruf als wahrer Prophet noch aufrechterhalten kann? Seit wann erkennt man einen wahren Propheten daran, Daß er seine Fehler korrigiert? Erkennt man ihn nicht vielmehr daran, Daß er sich nie zu korrigieren braucht, weil er die unabänderlichen Wahrheiten Gottes verkündet?

Um die Glaubwürdigkeit ihrer seltsamen Argumente zu unterstreichen, stellt der WT die Verfehlungen des Apostels Petrus heraus, der trotz, seinem Versagen in der Gunst Gottes verblieb. Bei einiger Überlegung hält aber auch dieser Vergleich des WT-Verfassers nicht stand. Wenn auch das persönliche Verhalten des Apostels infolge seines Hanges zum mosaischen Gesetz einmal öffentlich zu tadeln war, so wurde es bei Petrus doch nie erforderlich, auch nur eine seiner prophetischen Äußerungen rückgängig zu machen. (Gal. 2:11-21). Bekanntlich möchte aber die WTG-Leitung nicht ihr persönliches Verhalten rechtfertigen, sondern ihre häufigen biblischen Fehlprophezeiungen. Auch diese Begründung ermangelt somit einer vernünftigen, logischen Beweisführung.

Mit welcher Ungewißheit ist doch die Annahme des Wachtturm-Evangeliums verbunden. Man weiß nie genau, welche und wieviele verkehrte Ansichten über bestimmte Bibelstellen bereits in der Vergangenheit zu falschen Schlußfolgerungen führten, die gemäß den WT-Worten erst durch weiteres Forschen sich als Irrtümer herausstellen können. Das heißt also, Daß niemand weiß, ob das, was man heute noch als biblische Wahrheit verkündet, vielleicht morgen schon durch das intensive Forschen der WT-Körperschaft sich als Fehlschluß erweist und daher völlig umgeändert werden muß. Hierbei ist der Empfänger der WT-Botschaft ganz und gar auf den derzeitigen Erkenntnisstand der WTG-Führer angewiesen, welche jederzeit darüber bestimmen, wie man die Bibel zu verstehen hat.

Mancher wird sich fragen, wann und wie die WTG sich jemals korrigiert hat? Es ist schwierig, die falschen Ansichten als solche zu erkennen. In der Tat war die WTG niemals zu offenem und freimütigem Bekenntnis bereit die Fehler wirklich als Fehler zu bezeichnen. Doch imm hat man es verstanden, durch geschickte Wortführung den Leser des WT's glauben zu machen, Daß eine falsche Ansicht nicht etwa als frühere Unwahrheit oder geistige Finsternis aufzufassen ist, sondern als Licht, das nun heller scheint. Aber es ist völlig sicher: Eine Lehre, die man nach Jahren wieder ändert, weil sie nicht mehr tragbar ist, ist niemals eine göttliche Wahrheit gewesen, noch kann man sie mit dem heller werdenden Licht vergleichen, daß wie der Pfad der Gerechten leuchtet bis zur vollen Tageshöhe.

Die Unbeständigkeit und Unglaubwürdigkeit in biblischer Auslegung führt verständlicherweise zu Enttäuschung und Ablehnung der WT-Lehre. Wie kann die WTG-Führung noch erwarten, Daß allein durch ihre Bereitschaft, eine verkehrte Ansicht aufzugeben, das Vertrauen in die Organisation zurückgewonnen werden kann. Wer gibt den Schafen die Gewißheit, Daß die Leitung bei ihrer Fehlbarkeit nicht notwendigerweise noch viele ihrer wichtigsten Lehren einer Änderung unterziehen muß, die heute noch weltweit unbedenklich als Wahrheit angepriesen werden Diese Aussichten sind wahrlich wenig vertrauenerweckend.

Wie sieht es aber mit der angeblichen Bereitschaft, sich zu korrigieren, in Wirklichkeit aus? Es wäre erfreulich, würde diese Bereitschaft, offensichtlich verkehrte Ansichten zu beseitigen, tatsächlich vorhanden sein. Aber leider sprechen die Tatsachen eine andere Sprache. Wir fragten uns immer wieder: Wird die Leitung der WTG sich in den grundlegend falschen Auffassungen korrigieren, z. B. hinsichtlich der unbewiesenen Wiederkunft Christi im Jahre 1914 und den damit verbundenen Falschdarlegungen Oder werden die Verantwortlichen der Organisation vielleicht ihre Ansprüche, der Mitteilungs- und Verbindungskanal Jehovas und der treue und verständige Sklave zu sein, aufgeben? Werden sie sich in dieser Richtung korrigieren? Unsere, nun aus Erfahrung geübte Einschätzung lehrt uns, dies nicht zu glauben

Ist die Organisationsleitung auch nicht bereit, verkehrte Ansichten aufzugeben - wir haben längst gelernt, unsere früheren, der WTG entlehnten Auffassungen ohne ihren Einfluß zu korrigieren, ohne dabei als wahre Propheten gelten zu wollen. Welche Haltung nimmst Du heute ein? Wirst Du Dich von den Vorurteilen, die Dein logisches Denken behindern, freimachen können? Möchten alle das Anliegen dieser Veröffentlichung richtig verstehen: Die erhobenen Machtansprüche der WTG-Leitung und ihre offensichtliche Fehlbarkeit in biblischer Auslegung, die in keinem Verhältnis zueinander stehen, machen es grundsätzlich erforderlich, die WT-Botschaft mit besonderer Aufmerksamkeit zu erforschen und ihre Mängel im Interesse aller Wahrheitsliebenden aufzudecken. Wir erwarten deshalb, daß der bibelinteressierte Leser bereit ist, sachlich alles Für und Wider abzuwägen.

Die anderen Schafe und die große Volksmenge

Suchst Du in der WT-Literatur Aufschluß über die "anderen Schafe" (Joh. 10:16) und die "große Volksmenge" (Offbg. 7:9), so denke immer daran: Die führenden Männer der Organisation sind nicht von Gott inspiriert und machen Fehler wie jeder andere Mensch. Daß ihre Kenntnisse auch in diesem Bereich auf falschen Schlußfolgerungen beruhen, liegt nachweisbar auf der Hand. Wir setzen voraus, daß die WT-Proklamation eines irdischen Königreiches, das für diese Klasse der "anderen Schafe", sowie für die "große Volksmenge" vorgesehen ist, allen bekannt ist. Viele der jungen Zeugen Jehovas werden allerdings nicht wissen, daß diese Erkenntnis des WT-Sklaven nicht immer die gleiche war.

So hatte die WTG z. B. im Jahre 1923 die "anderen Schafe" als eine Klasse mit irdischen Aussichten erkannt, während man die "große Volksmenge" erst im Jahre 1935 als mit den anderen Schafen identisch entdeckte. (Jeh. Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 140). Bis dahin hatte man der großen Volksmenge vernünftigerweise ein himmlisches Ziel zuerkannt, worauf wir noch zu sprechen kommen. Doch wenden wir uns zuerst den anderen Schafen zu, um festzustellen, ob die WT-Lehre hierüber eine schriftgemäße Grundlage hat.

Von welchen Schafen sprach Jesus zuerst in Johannes 10, denen er noch andere Schafe hinzufügen wollte. Hatte er hinsichtlich der ersteren Schafe schon die gesamte Christuskörperschaft im Sinn, die er noch durch eine irdische Klasse, die anderen Schafe, zu ergänzen gedachte? Um zu einem richtigen Ergebnis zu kommen, darf man die Tatsache nicht übersehen, daß Jesus zu den Juden sprach und er die Zeit seines irdischen Dienstes im besonderen diesem Volke widmete, welches oft mit einer Schafherde verglichen wurde. Demzufolge lautete sein Auftrag: "Ich bin nicht gesandt, als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel". Auch seinen Jüngern galt die gleiche Forderung:

"Gehet nicht auf einen Weg der Nationen gehet aber vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel." Matth. 10:6; 15:24.

Damit gab uns Jesus deutlich zu verstehen, daß er nur zu den Israeliten gesandt worden war, aber die Heiden in die Auswahl seiner Gnade noch nicht einbezogen waren. Doch Jesus kannte dieses Volk und wußte, daß die Mehrheit seine gute Botschaft und das Anrecht auf das himmlische Königreich ablehnen würde. Nur eine Minderheit, eine kleine Herde, würde den Glauben haben. Jesus wußte aber auch genau, daß zu der einen Schafsklasse aus den Juden noch andere Schafe hinzugesammelt werden und zu einer Herde vereint werden sollten. Dies drückte er mit den Worten aus: "Und ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hofe (Israel) sind, auch diese muß ich bringen, und sie, werden meine Stimme hören, und es wird e i n e Herde, ein Hirte sein". Joh. 10:16. Wir wissen, daß mit dem ersten Nichtjuden, mit Kornelius, diese Verheißung sich zu erfüllen begann. Apg, 10.

Nirgends in der Bibel findet sich ein Beweis, daß Jesus diesen anderen Schafen irgendwelche Hoffnung auf ein irdisches Paradies gemacht hätte, sondern sie würden mit den Judenchristen gleichberechtigte Bürger des himmlischen Reiches werden, wie es auch Paulus in Epheser 2 zum Ausdruck bringt. "Denn er ist unser Friede, der aus beiden (Juden und Heiden) eine (eine Herde) gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung." Eph. 2:14.

Betrachtet man Johannes 10:16 unter diesem Gesichtspunkt, so erweist sich das Bibelzeugnis viel verständlicher und in Verbindung mit den übrigen Texten weit annehmbarer als die von der WTG angenommene Lehre von den "anderen Schafen".
Fortsetzung folgt.

Warum bleibt das Verbot der Wachtturm-Gesellschaft in der DDR bestehen?
Zur Lage der Geschwister in der DDR.
In CV Nr. 5 veröffentlichten wir einen an das Bibelhaus übersandten Brief, in welchem Brüder gegen die politischen Artikel im WT und anderer Literatur protestierten und um Unterlassung dieser Artikel ersuchten. Diese Briefe sind den leitenden Brüdern im Bethel unangenehm, da man darauf keine rechte Antwort zu geben weiß.

Wir erfahren dazu, daß Bruder Pohl den Rat gab, man sollte die Kommunisten nicht zu sehr reizen. Das bedeutet, man solle nicht zu oft mit solchen politischen Artikeln kommen, jedoch hin und wieder müsse man die Zähne zeigen, um damit deutlich zu machen, wen man vor sich hat.

Wer ist denn die WTG, die sich in solchen Anmaßungen ergeht? Überheblichkeit geziemt sich eines Christen nicht. (Rö. 12:17, 18). Die leitenden Brüder im Bethel erklären dazu weiter, die Ablehnung dieser politischen Artikel werde den Brüdern in der DDR aufgezwungen, es ist gar nicht die Meinung der Brüder. Haben aber die Brüder nicht von sich aus diesen Brief an das Bethel geschrieben? Niemand hat sie dazu aufgefordert, sondern ihr Gewissen trieb sie dazu, denn sie erkannten, daß dies mit Glauben nichts zu tun habe.

Nein, es wurde ihnen nicht aufgezwungen, es ist die allmähliche Rückkehr zu den Grundsätzen der Bibel. Diese Grundsätze zwingen sie, gegen die politischen Artikel zu protestieren, weil die Organisationsleitung die biblischen Grundsätze unbeachtet lässt. Gebietet doch die Schrift, "aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan sein." 1. Petr. 2:13.

Dazu kommt noch etwas Bedenkliches. Man bemerkt im Bethel Wiesbaden, daß einige Brüder ihre kritischen Gedanken über diese WT-Artikel verschweigen, besonders nach oben. Man sagt, das sei Vertrauen, das nicht angebracht sei. Die Brüder sollten doch ihre ersten kritischen und unzufriedenen Regungen gleich äußern. Die Leitung weiß, daß man in der Regel erste Zweifel noch unterdrücken kann. Jedoch merkt man auch in der Leitung, wie Übersicht und Kontrolle über die Geschwister geringer werden. Auf Grund der Geschehnisse in den letzten Jahren ist die Liebe und das Vertrauen zueinander erkaltet und geschwunden.

Die WT-Führung ist in Sorge, denn dies ist für die WTG gefährlich, wenn man dies nicht aufzuhalten vermag. Auch der Gemeinschaftsentzug vermag dies nicht aufzuhalten, denn Liebe und Vertrauen kann man nicht erzwingen.

,Schließlich versucht man, den kritischen und unzufriedenen Brüdern einzureden, die Verbotssache liege überhaupt nicht an der Organisations-Führung oder an der politischen Schreibweise der WT-Leitung, sondern die DDR-Behörden zeigten einfach keine Bereitschaft zu Gesprächen über Aufhebung des Verbotes. Dieser Behauptung steht aber entgegen, daß der WT vom 1. 1. 1962, S. 21 schreibt, das man schon seit 1879 den Kampf gegen Sozialismus und Kommunismus führt. Daß es aber auch ohne politische Artikel geht, zeigt das Jahr 1966. Man unterließ hier ein halbes Jahr lang die politischen Artikel mit den Verleumdungen. Im November 1966 wurden dann die Worte von Bruder Pohl wieder angewendet ab und zu die Zähne zu zeigen, damit man weis, mit wem man es zu tun hat. Der Wachtturm vom 15. 11. 1966 ging in gehässiger Weise, unter Falschauslegung der Bibelstelle von Offbg. 16:3, gegen den "Weltkommunismus" vor. Soll dies etwa die Bereitwilligkeit der WTG-Führung zur Unterlassung von politischen Angriffen gegen die sozialistischen Staaten zeigen? Ist dies nicht ein abermaliger Angriff gegenüber Staatsformen, welche der Leitung unbeliebt sind? Kann unter solchen Umständen ein Staat zu Verhandlungen über Aufhebung des Verbotes bereit sein?

Wer vereitelt hier immer wieder die Bereitwilligkeit zu einer Aussprache? Doch nur die WTG-Leitung. Sie bestätigt damit, daß ihr gar nicht daran gelegen ist, ihrerseits Verständigungsbereitschaft zu zeigen, im Gegenteil sie will diesen Zustand aufrechterhalten, damit man nach außen hin sagen kann, in den sozialistischen Ländern werden die Zeugen Jehovas wegen ihres Glaubens verfolgt und inhaftiert. Der Beweis ist aber erbracht, daß die Zeugen Jehovas nicht wegen ihres Glaubens inhaftiert werden. Bei der letzten Verhaftung leitender Funktionäre in der DDR (Liebig und andere) wurde bewiesen, daß sie politisch im Auftrage der Leitung in Brooklyn tätig und bemüht waren, diesen Auftrag zur Zufriedenheit der Leitung in Brooklyn durchzuführen. Sie wurden wie so viele andere vor ihnen von der Leitung mißbraucht, weil sie glaubten ohne zu prüfen, was die WTG lehrte, nämlich: "diese Aufträge kämen von Gott, der WTG-Leitung ist daher so zu gehorchen, als wie Gott" WT 15. 8. 57, 498/7. Möchten dies doch alle Brüder und Schwestern erkennen, daß sie auf Grund ihres Glaubens und Vertrauens zur WTG-Leitung mißbraucht werden und sie sich daher in Schwierigkeiten begeben, deren Tragweite sich viele gar nicht bewußt sind.

Wir möchten die Brüder und Schwestern, auf Grund der Lage der Zeugen Jehovas in der DDR, auf die grundsätzliche Haltung in der DDR zu westdeutschen Kirchen und Gemeinschaften bzw. ihrer Führungen hinweisen. Der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht erklärte 1961 gegenüber Prof. Fuchs, einem Vertreter der Gemeinschaft der Quäker, das man in der DDR bereit ist, mannigfaltige Erleichterungen zu gewähren und in vieler Hinsicht entgegenzukommen, sowie die Haltung zu überprüfen, wenn jene westdeutschen religiösen Führer sich von ihrer antikommunistischen DDR-feindlichen Politik in ihrer Verkündigung lossagen. (Schriftenreihe des Staatsrates der DDR, 5/1964). Diese Erklärung gilt auch für die WTG-Führung Würde dies von der WTG-Führung beachtet, könnte man Verhandlungen über Verbotsaufhebung ohne weiteres einleiten. Jedoch die Leitung beharrt weiter auf ihrem Herrenstandpunkt, man müße doch zeigen, wer man ist und bei solchen überheblichen Gebaren, kann natürlich niemals etwas Gutes herauskommen.

Es liegt aber auch zum Teil mit an den Brüdern und Schwestern in den Versammlungen. Sie sollten mit Hinweisen auf die Schrift, derartige politische WT-Literatur energisch ablehnen. Selbige dienen nicht zur Auferbauung im Glauben und zur Stärkung im Dienst für den Herrn. Es ist uns bekannt, daß viele Brüder und Schwestern diese hier dargelegte Meinung vertreten, aber leider noch nicht den Mut finden, dies in den Versammlungen gegenüber den Brüdern zum Ausdruck zu bringen. Sie wissen genau, daß ihnen diese politischen Artikel über kurz oder lang zum Schaden gereichen und tauschen sich untereinander darüber aus, aus Furcht, man könnte bei Auflehnung ausgeschlossen werden und sein Leben verlieren. Wir haben aber des öfteren schon darauf hingewiesen, dar derartige Fluch- und Bannsprüche der WTG-Leitung kraftlos sind und man sie nicht zu fürchten braucht. Wenn ihr wollt, daß das Verbot beseitigt wird, dann wendet Euch immer wieder an die Leitung, damit sie Eure Gewissenskonflikte kennenlernt, die sie Euch bereiten. Durch viele Briefe werden sie nachgeben müssen, denn die Leitung möchte die Verkündigerzahl halten. Seid stets wachsam, furchtlos und bemüht, Eure Freiheit zu erhalten. Freiheit in Christi heißt auch: Freiheit von Menschenfurcht und Menschensatzung Wenn diese Freiheit nicht nur eine fromme Theorie ist, sondern ein kostbares Gut, dann wird Liebe und Verstehen an erster Stelle stehen. Seid allezeit verständig mit kühlem Geist und gutem Mut. Spr. 27:27. Beachtet die Worte in 1. Tim. 2:1-4, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst.

Von hinterhältigen Dingen lossagen!
2. Kor. 4:2 NW
Noch einmal die gute Hoffnung

"Personen, die gegen gute Sitten und die öffentliche Ordnung verstoßen, werden von der weltlichen Obrigkeit verurteilt und bestraft . . . Die Christenversammlung kann daher kein Glied, das ein Dieb, Schmuggler, Bigamist, Mörder, Verleumder oder Betrüger ist, vor der Bestrafung schützen . . . Sie haben das Gesetz des Landes übertreten . . . und kein Recht sich zu beklagen" (WT 15. 1. 1963, S. 49).

So formulierte der WT das Verhältnis des Christen zur staatlichen Obrigkeit, nachdem 1963 die Irrlehre aufgegeben wurde, die Regierung sei keine Obrigkeit von Gott. Die Frage entstand, ob die neue Formulierung auch für Regierungen sozialistischer Länder gelten soll. Das wurde im WT vom 1. 1. 1963, S. 13, Abs. 2, 3 ausdrücklich bejaht.

Was Brooklyn und Wiesbaden aber in Wirklichkeit tun, ist das Gegenteil von dem, was sie sagen. Wie vordem geht die Gestalt des Diebes, Verleumders, Betrügers und Schmugglers in der Gute-Hoffnung-Frage einher.

Auf Abwege geratene Diener

Du glaubst, die Organisation tue mit Deinen Gute-Hoffnung-Spenden nichts, was gegen die öffentliche Ordnung oder Gesetzgebung bezüglich Geldverkehr in unserem Lande verstößt? Dieser Bericht zeigt Dir das Gegenteil. Er ist darum ein Appell an das Gewissen der Brüder und Schwestern, die nicht so sehr fanatisch sind, daß sie den Geist eines gesunden christlichen Sinnes selbst in Geldfragen verloren haben.

Weil die WTG in dieser Sache wieder ins Kriminelle führt, ist es jedoch notwendig, dabei eine offene Sprache zu führen. Auch der Apostel Paulus nannte die Namen derer, die "in Sachen der Wahrheit auf, Abwege geraten" waren, wie Hymenäus und Philetus. 2. Tim. 2:17, 18.

Der WT schreibt, die öffentliche gesetzliche Ordnung werde respektiert und die Christenversammlung schütze keine Betrüger und Schmuggler. Auch der ehemalige Versammlungsdiener aus Berlin, Horst S., hat das in den Versammlungen gepredigt. Er selbst schritt jedoch unter diesem frommen Mantel weiter als Betrüger und Schmuggler einher und eine ganze Reihe Leichtsinniger folgte ihm darin. Eine gefährliche politische Geschichte. Er hatte festgelegt, unter mißbräuchlicher Ausnutzung der Grenzübergangsregelung zwischen der Regierung der DDR und dem Westberliner Senat unter Betrug der Grenzkontrollorgane zu schmuggeln. Bestimmte Westbrüder sollten das übernehmen. In Westberlin hatte Zweigdiener Konrad Franke Bruder Heinz K. für diesen Schmuggel eingesetzt. Dort wurde zu diesem Zweck Gute-Hoffnungs-Gelder von Geschwistern aus der DDR gehortet ohne deren Zustimmung und Wissen. Das betrifft u. a. Br. Burchard, W., aus Berlin. Man fragte nicht danach, wie diese Geschwister im Ernstfall diese Gesetzlosigkeiten verantworten sollen. Wie töricht zu glauben, Jehova halte schützend die Hand darüber! Wir hatten den "Kanal Jehovas" einleitend zitiert! Würden solche Untaten sonst bekannt werden? Kein Schmuggler wird beschützt.

Für die Gesetzlosigkeiten und die schriftwidrige "Kriegslist" (2. Kor. 4:2 NW) gewisser "Hirten" und sonstige Hinterhältigkeiten werden Tausende Mark "Gute-Hoffnungs-gelder" verschleudert. Bedürftige Geschwister dagegen wimmeln sich diese "Hirten" tunlichst vom Halse!

So z. B. die beiden alten Schw. Rösel und Bertel K. aus Bernau, die um Hilfe baten. Eilig setzte das Zweigbüro da den ganzen illegalen Apparat in Bewegung, um hintenherum zu erfahren, ob diese Schwestern auch verkündigen oder ob sonst etwas Belastendes zu erfahren ist. Dann wurde ihnen mitgeteilt, wenn ihre Not nicht so groß ist, sollten sie lieber ihre Bitten unterlassen.

Ihr "Hirte!" aber verschleudert einige tausend Mark! Er und seine "Oberhirten" kümmern sich kaum um das, was

in 2. Kor. 8.12-15 über die gegenseitige Hilfe unter Christen geschrieben steht. Wie versessen sind sie auf ihre schriftwidrige "Kriegslist" (2. Kor. 4:2 NW), der sie ihre Brüder und Schwestern bedenkenlos opfern. Was wollen sie aber sagen, wenn man ihnen eines Tages die WT's vorlegt, in denen scheinheilig jeder Schmuggel verurteilt und die Respektierung der öffentlichen staatlichen Ordnung beschworen wird? Kommt dann nicht ein großer Betrug ans Licht?

Oft ist es so, daß man sehr viel sagen kann, bevor jemand zum Nachdenken kommt. In den meisten Fällen gehört noch ein persönliches Erlebnis bitterer Art dazu, bevor die vielen bedenklichen Feststellungen, die gemacht wurden, endlich zu einer realen Betrachtung der Sachlage führen.

Appell an die alten erfahrenen Brüder

Die Schrift setzt folgenden Maßstab für Diener: Er darf kein Neubekehrter sein, sonst könnte er sich leicht überheben Er muß sich aber auch bei den Nichtchristen eines guten Rufes erfreuen, damit er nicht in übles Gerede komme . . . er muß frei von Geldgier sein . . . nicht schnöder Gewinnsucht ergeben . . . erst dann ihr Amtübernehmen, wenn sie unbescholten erfunden sind." (l. Tim. 3:1-10).

Auch junge Brüder behalten oft die Überheblichkeit einiger Neubekehrter bei. Die Organisation weiß zudem um die Kritiklosigkeit und Leichtfertigkeit Jüngerer, die geringere Lebenserfahrung haben, und vor allem geringere Übersicht über die Vergangenheit der Organisation. Nicht umsonst werden immer mehr ältere Brüder aus verantwortlichen Dienstämtern entfernt.

Doch überall sind ältere erfahrene Brüder, zu denen auch der genannte Br. Burchard W. gehört. Mögen sie hervortreten gegen die, die auf Abwege geraten sind, wie es der Apostel Paulus zeigte!

Mögen sie den "Kriegslistigen" (2. Kor. 4:2 NW), Schmugglern und sonstigen Veranwortungslosen, die in kein Dienstamt gehören, doch sagen:

Da wird laufend gepredigt was für ordentliche Bürger Jehovas Zeugen doch seien. 1957 schrieb Präsident Knorr an die Sowjetregierung sogar, Jehovas Zeugen seien die "gesetzestreuesten Bürger" jedes Landes! (WT 15. 4. 1957, S. 253). Es scheint aber notwendig zu sein, erst einmal wieder die elementarsten Grundsätze christlichen Verhaltens als ordentliche Bürger zu predigen! Was unter allen Umständen zu respektieren ist, wenn man überhaupt ein Christ sein will!

Das sind Jesu Worte in Matth. 22:15-22 "Gebt dein Cäsar was des Cäsars ist." Sie besagen, den Finanzgesetzen des Staates unbedingt gehorsam zu sein! Paulus erläuterte in Rö. 13:7, "Steuer dem, dem die Steuer zukommt." Daraus folgt unumstritten, daß Christen die Gesetzgebung auch in Geldfragen korrekt zu befolgen haben. Ob Devisenverkehr, Geldein- und Geldausfuhr, Steuer- oder Zollgesetze Alle Brüder und Schwestern sind darum biblisch, staatsbürgerlich und gesetzlich verpflichtet, die geltenden Finanzbestimmungen genauso einzuhalten wie etwa die Eigentums- oder Straßenverkehrsordnung! Was ist denn bloß in die Köpfe einiger gefahren, daß sie das bedenkenlos übertreten? Die Weisungen der Organisation? Die sind gewissenlos. Denn in keinem WT bestätigt die WTG, daß ihr schmuggeln könnt. Im Gegenteil! Offiziell wäscht man sich immer die Hände in Unschuld, wie das einleitende WT-Zitat zeigt! Hilft denn keine schriftgemäße Warnung und Ermahnung? Muß ihnen denn erst aufs Haupt geschlagen werden, um zur Besinnung zu kommen? Müssen sie erst durch den Arm des Gesetzes zur Raison gebracht werden? Die Schrift verlangt: "Niemand leide als Mörder oder Dieb oder Missetäter oder auch nur deshalb, weil er sich unbefugt in fremde Dinge gemischt hat" (l. Petr. 4:15). Es ist höchste Zeit zur Besinnung zu kommen!

Aufklärung über die WTG auch in Polen
Von Warschau, Gdansk, Krakow, Tarnow, Poznan Bydgoszcz aus erfolgt auch in Polen eine Aufklärung über die WTG. Sie erfolgt in der Zeitschrift SWIT, der Vereinigung zur Erforschung der Heiligen Schrift in Polen.

In SWIT 2/1963 wird folgender Dialog zwischen einem Bruder, der WTG-Präsident Rutherford persönlich im Bethel Brooklyn kennenlernte und einem Zeugen veröffentlicht:
Forscher: Kennen Sie Rutherford?
Zeuge: Ja, vom Bild.
Forscher: Sehr gut. (Entnahm einer Aktentasche einen Zeitungsausschnitt amerikanischer Herkunft und zeigt ihm das Bild eines Palastes, vor dem eine elegante Limousine stand, und daneben Rutherford). Erkennen Sie Rutherford?
Zeuge: Ja, ich erkenne ihn. Das ist Rutherford.
Forscher. Lesen Sie diesen dazugehörigen Zeitungsbericht.
Zeuge: Ich bin des Englischen nicht mächtig.
Forscher: Schade, doch hören Sie, was da geschrieben steht:
"Ein irdisches Haus für Israels Könige. Dieses Gebäude in San Diego ist speziell für die alttestamentlichen Kirchenführer erstellt. Richter Jakob Rutherford, Leiter der Internationalen Bibelforschervereinigung, erstellte dieses Haus eigens zur Wohnung König Davids und anderer alttestamentlicher Herrscher und Propheten Israels, die auf die Erde zurückkehren werden." Sie sollten also auferstehen und in diesem Palast wohnen. Das sollte im Jahre 1925 geschehen. Jetzt haben wir das Jahr 1963. Immer noch schlafen sie in der Erde. Falls Ihnen diese Dinge nicht glaubwürdig erscheinen sollten, bitte hier ist die Broschüre "Millionen jetzt lebender Menschen werden niemals sterben". Und hier schreibt der Wachtturm vom 1. August 1922 auf Seite 288: "Das Tausendjahrreich beginnt im Jahre 1925. Das menschliche Elend beginnt in diesem Jahr zu verschwinden, verschwinden werden Krankheit und Tod." Solches verkündigten Rutherford und seine Gehilfen in ganz Amerika und in der ganzen Welt, und nichts davon ist in Erfüllung gegangen.

Den Palast Davids, der so viel Geld kostete, bezog Rutherford selbst. Und in diesem Palast starb Rutherford und hatte einen so seltsamen Tod und eine so wunderliche Beerdigung. (Die Behörden hatten die Beerdigung Rutherford im Palastgrundstück in San Diego verboten. Erst nach 3 ½ Monaten - Rutherford starb am 8. Januar 1942 wurde er am 25. April 1942 auf dem Friedhof Woodrow S.J. beigesetzt.)

Da sich die Leute von euch abzuwenden begannen, änderte Rutherford den Namen der Organisation in "Zeugen Jehovas" und weiter ging es mit der Irreführung der Menschen Nur wenige haben eine Ahnung, wie viele falsche Lehren von dieser "unfehlbaren" Mutter (der WTG) verbreitet wurden und noch werden. Heute lehrt Ihr so und morgen anders. Und dieser Wechsel vollzieht sich laufend.

Aus eingegangenen Briefen:
Aus Berlin:
Ich bin ein junger Ehemaliger. Die Erkenntnis, daß die WTG durch ihre verbrecherische Irreführung von überwiegend einfachen Menschen, schon Tausenden das Leben ruiniert hat veranlaßt mich, von der Passivität eines ZJ, zur Aktivität geistigen Kampfes gegen die WTG überzugehen. Ich lehne Gewaltmaßnahmen gegenüber den ZJ grundsätzlich ab, werde aber meinen Teil dazu beitragen, der WTG die Maske, unter der sie sich versteckt herunterzureißen. Nicht noch einmal sollen Menschen meiner Generation wie W. J. Schnell sagen müssen: "Ich war dreißig Jahre Sklave des Wachtturms." Auch das Buch von Josy Doyon "Hirten ohne Erbarmen" hat mich sehr beeindruckt. Ich halte es für eine der besten Veröffentlichungen, die über Jehovas Zeugen jemals geschrieben wurden. J. Doyon, schildert durch ihre Erlebnisse und Erfahrungen sehr überzeugend die Unmenschlichkeit und Lieblosigkeit der Wachtturm-Religion. '

Wenn Josy Doyon meint daß sie das Buch nicht geschrieben hätte, wenn sie CV vorher gekannt hätte, so kann ich dem nicht zustimmen, sondern bin der Meinung, daß noch viele Ehemalige den Mut finden, die Methoden lehren der WTG zu brandmarken, damit viele erwachen.
Ich halte Deine Zeitschrift "Christliche Verantwortung" für ein sehr wirksames Mittel im Aufklärungskampf gegen die WTG. Bücher werden von den ZJ bestenfalls einmal gelesen, dann beiseite gelegt. Bei einer Zeitschrift, die sie des öfteren wieder neu erhalten, werden sie gezwungen, oft durch Neugier, ständig wieder aufs neue nachzudenken Da sie auch an Dingen interessiert sind, die ihnen die Leitung verschweigt, werden sie angeregt, sich immer wieder Gedanken zu machen. Der WT wendet ja die gleiche Methode an, regelmäßig Neues zu unterbreiten, oder altes aufzufrischen.

Die wirksamste Methode im Aufklärungskampf gegen die WTG besteht jedoch darin, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Deine CV hat sich darin gut bewährt und wird sich immer mehr durchsetzen trotzdem es die Leitung verhindern möchte. Weil sie bereits zu bekannt geworden ist unter den ZJ, werden sie einen Verbreiter nicht verhindern können. Wir wollen uns aber keinen Illusionen hingeben, denn wir kennen es genau, daß unsere Aufklärungsarbeit gegenüber der Gehirnwäsche der WTG, mengenmäßig. wie ein Tropfen auf einen heißen Stein ist. Ist es aber der Wille des Herrn, so wird er Gelingen schenken, dessen sind wir gewiß.
Bezugnehmend auf Deine Veröffentlichung über den illegalen Geldschmuggel möchte ich Dir noch etwas über die neueste Methode, derer sich die WTG-Diener bedienen, berichten. Sie wird seit Anfang 1967 hier im Berliner Raum angewendet. Die Gelder der "Guten Hoffnungskasse" bleiben bei den einzelnen Studienleitern. Im monatlichen Bericht wird jeweils die vorhandene Gesamtsumme angegeben In unregelmäßigen Abständen werden die Gelder eingesammelt, jedoch um die Gewichtsmenge zu verkleinern, kommen nur Einhundert- und Fünfzigmarkscheine in Betracht. Das Einsammeln und Verpacken des Geldes wird ausgeführt von höheren Dienern, damit der kleine Verkündiger die Summen nicht erfährt und wie sie geschmuggelt werden. Man verpackt sie in Kohlepapier, was dann in einen Briefumschlag mit einer Westberliner Privatadresse eingesteckt wird. Die Adressaten sind in Westberlin lebende ZJ. Dieser Geldversand erfolgt nach beiderseitig vorher festgelegten Terminen. Ist das Geld drüben gut angekommen, erfolgt von dort eine fingierte Rückantwort welche als Quittung gilt. So werden die Gesetze von der WT-Leitung verletzt, welche die Verantwortung für den Schmuggel trägt. Sie sind ja außer Reichweite des Strafgesetzes. Bestraft wird dann immer wieder der es im Gehorsam ausführende Bruder und die Leitung freut sich, immer wieder solche Gehorsame zu finden, welche ihr Millionenvermögen vergrößern helfen.
Mit diesem Kurzbericht möchte ich heute schließen. Sende mir bitte, wenn es möglich ist, 20 Stück CV, denn ich möchte mithelfen, besonders unter der jungen Generation CV zu verbreiten, damit sie frühzeitig erfahren, welche Gefahren die Leitung der WTG den Brüdern aufbürdet…Für Deine Tätigkeit wünsche ich Dir viel Erfolg …
M. G.
Zur Kenntnisnahme: Der hier geschilderte Geldversand ist bereits wieder überholt, man hat sich eine andere Methode erdacht.

Aus Westberlin:
Mit Begeisterung haben wir das Buch: "Hirten ohne Erbarmen" von Josy Doyon gelesen, haben wir doch fast die gleichen Erlebnisse gehabt. Eines haben sie aber bei mir nicht erreicht, zum Pionierdienst habe ich mich nicht bringen lassen. Der Grund war. Ich fand es empörend, daß die Geschwister im Krankheitsfalle die ausgefallenen Stunden nachholen mußten. Den Sonnabend hatte ich mir stets zu einem persönlichen Bibelstudium freigehalten. Dies war nach Auffassung der Leitung nicht in Ordnung. Als es bekannt wurde, daß ich den Tag für mich zum Bibelstudium verwandte, wurde sofort eine Brüderbesprechung angesetzt. Ich machte mir Gedanken darüber, hier kann doch etwas nicht stimmen? Auch sprach ich darüber mit anderen Brüdern, ob meine Zweifel berechtigt seien. Dies erfuhr natürlich auch die Dienerleitung. Es folgte daraufhin die unausbleibliche Komiteesitzung. Man wollte mich hier wieder auf Vordermann bringen. Jedoch ihre Bibelkenntnisse reichten nicht aus; um mich zu überzeugen. Um sie 100% ins Unrecht zu setzen, gab ich folgende Blankoerklärung ab: Brüder. falls ihr mir beweist, daß von den 17 000 Überrestgliedern ein einziger mit dem Heiligen Geist gesalbt ist, will ich meinen weltlichen Beruf aufgeben und mich vollkommen der Organisation unterstellen. Ebenso, wenn ihr mir beweist, daß nur das Volk der Zeugen Jehovas von Gott gerettet wird. - Liebe Brüder, es liegt jetzt also nicht mehr an mir, sondern an euch! Ihr braucht es mir nur zu beweisen - aber beweisen -, überreden könnt ihr mich nicht. Es wurde nicht einmal der Versuch unternommen, "einen" Beweis anzuführen, sondern es erfolgte der Ausschluß.

Vorher hatte ich die Frage gestellt: Wie übermittelt Jehova seiner Organisation Erkenntnisse? Die Antwort lautete: Bruder Knorr erhalte durch eifriges Studium der Bibel die Erkenntnisse übermittelt. Weiter fragte ich dann: Haltet ihr es für möglich, daß anderen Brüdern, die auch eifrig die Bibel studieren, von Gott die Erkenntnisse gegeben würden? Dies wurde bejaht. (!) Angenommen, forschte ich dann weiter, Bruder Knorr sei einem Irrtum aufgesessen, der andere Bruder aber, verkündige im Gegensatz zu der Gesellschaft seine wahre neue Erkenntnis, was geschieht dann ?? Die Antwort war, man höre und staune: Der Bruder, der die Wahrheit verkündigt hat, wird ausgeschlossen, da man ja Einheit lehren müsse - Ich repetierte also: Die Wahrheit fliegt heraus und der Irrtum bleibt drin. Auf mein Erstaunen wurde mir dies nochmals bestätigt. Darauf erwiderte ich: Mehr braucht es nun wirklich nicht, um zu beweisen, daß ihr ganz dem Irrtum und der Arroganz verfallen seid!

Ähnlich erging es auch mir nahestehenden Brüdern und Schwestern. Wir sind glücklich, daß uns der Herr aus dieser Zwangsjacke befreit hat und uns durch klare Erkenntnisse reich gesegnet hat. Wir kommen jede Woche einmal in einem Hausbibelkreis zusammen, alles ehemalige Zeugen. Sie lassen Dich alle herzlichst grüßen . . . Wir bleiben unter uns und stärken uns gegenseitig. Deine Zeitschrift CV haben wir immer mit großem Interesse gelesen, und sind erstaunt über Deine guten Informationen. Zum Schluß grüßen wir
Dich und alle Deine Angehörigen sowie alle bekehrten Brüder in der Ordnung Christi …

Aus Amerika;
Ich lese CV immer mit Interesse. Der Artikel: "Glaubst Du dem WT mehr als der Bibel?" ist eine sehr gute durchdringende Beleuchtung der Harmagedonfrage im Zusammenhang mit WT-Gehirnwäsche. Die Wiederkunft Christi ist der entscheidende Wendepunkt, diese ist aber noch zukünftig.
Zu diesem allem könnte ich noch mehr hinzufügen, um die dramatische Gehirnwäsche der WT-Leitung mit Wahrheiten zu beweisen.
Erlösung ist ja schon vor rund 2000 Jahren bewirkt worden an dem Kreuz durch den 'Tod unseres Herrn Jesu. Befreiung ist bewirkt worden, durch seine Auferstehung und Himmelfahrt, sitzend auf dem Throne Gottes. Das Evangelium ist im Herzen Gottes entstanden, nicht im Gehirn der WT-Führer. Joh. 3:16. Des Herrn Sterben, Auferstehung, Himmelfahrt sind doch Tatsachen, gültig für alle Ewigkeit. Demnach sind die WT-Lehren von einer kommenden Befreiung in Harmagedon unbiblisch, und werden gebraucht um Menschen in "ihre Theokratie" zu versklaven.

Jehovas Zeugen sind durch die vielen Irrlehren der WT's in Gewissenskonflikte gekommen, sei es bei der Bluttransfusion, Obrigkeiten usw. Selbige werden wohl mit neuem Licht bezeichnet von der Leitung. Wird aber nicht auch Satan als ein Engel des Lichtes dargestellt? Bruder Franz sagte einmal:

"Engel überschatten die Wachtturm-Redakteure-" Ich frage: Welche Engel?.........

Aus Californien:
. . . Den Artikel: "Steht die WTG-Führung zu ihren eigenen Worten?" sollte vielen Geschwistern besonders zu Herzen gehen, denn er bricht die Schranken, die so oft infolge eigener Ansicht und Auslegung zwischen Geschwistern errichtet werden. "Helft einander in der Liebe, die Christus euch vorgelebt hat. Ahmt nicht das Beispiel der WTL nach, welche nur denen Freundlichkeit erweist, die sich ihren Anweisungen bedingungslos unterwerfen." … Habe bis jetzt alle CV erhalten. Ich finde es ganz richtig, wenn gegen die gesetzwidrige und unvernünftige Leitung der WTG, die den Brüdern unnötigerweise das Leben erschwert, vorgegangen wird. Es ist doch selbstverständlich, daß jeder Christ, die gegenwärtigen Gesetze und Verordnungen seines Landes, gleich welcher Regierungsform, beachten muß. Ich kann mir vorstellen, daß man versuchen wird, Dir alle möglichen Hindernisse in den Weg zu legen und wünsche Dir des Herrn Beistand. Auch hier versucht die WTG-Leitung den Gegnern Hindernisse in den Weg zu legen . . .

Aus Hamburg:
Herzlichen Dank für laufende Zusendung von CV. Dieses Mitteilungsblatt ist sehr aufschlußreich und atmet dabei doch einen wohltuenden sachlichen Geist. Auf Deine Empfehlung hin habe ich mir das Buch "Hirten ohne Erbarmen" bestellt. Solche Aufklärung über die WTG ist viel wirkungsvoller, als wenn es ein Außenstehender schriebe.
. . . Ich hoffe, daß Ihr noch viel Frucht und Ermutigung erfahrt in Eurem Dienst der Aufklärung und Warnung. Möge Gott noch vielen die Augen öffnen! . . .

Aus Berlin-W.:
. . . CV ist für uns sehr wichtig. Wir studieren es in unserer Gruppe "Ehemaliger". Was gibt es denn Besseres auf Erden zu tun, als Menschen zu helfen? Deshalb betrachte ich CV als ein Teil des Rettungswerkes. Ich hatte schon Gelegenheit, CV anderen zu geben, auch Andersgläubigen, welche Verwandte unter den ZJ haben. Irgendwie und wann, wird es schon mal gute Dienste tun. Viele von den bekannten ZJ weichen mir aus, da ich eine Verfemte in ihren Augen bin. Hoffe aber, daß auch sie eines Tages mal erwachen werden . . .

Interessante Mitteilungen
Kommt auch WTG-Präsident Knorr zur Einsicht?
"Alle ehrlichen Friedensbemühungen sind ernst zu nehmen und auf ihren Kern zu prüfen. Der Weg zum Frieden führt über den Dialog, über das brüderliche Zusammenleben der christlichen Konfessionen, über die Versöhnungsbereitschaft und den Abbau von Vorurteilen. Unsere Kongresse erheischen eine Überprüfung, ob das Anliegen noch der Wirklichkeit entspricht. Kritische Stimmen aus dem Osten wie in letzter Zeit aus dem Westen verlangen eine Überprüfung."

Mit diesen Äußerungen auf dem kath. Kongreß "Kirche in Not", Königstein, sind die notorischen Antikommunisten dieser Tagungen in die Krise geraten. Die Bevölkerung Asiens, Afrikas und Lateinamerikas mache im Jahr 2000 rund 80 Prozent der Menschheit aus. Diese soziale Frage können nur mit den Kommunisten gelöst werden. Prof. Iring Fetscher, Frankfurt/M., würdigte in diesem Zusammenhang besonders die Bemühungen von Prof. D. Hromadka, Prag, zwischen Christen und Kommunisten Brücken zu schlagen

DIE ANDERE ZEITUNG, 24. August 1967, Hamburg.
Wann begreifen die Antikommunisten in Brooklyn, daß man zur Lösung der sozialen Probleme nicht auf die WT-Spekulationen über ein Weltende bis 1914, 1925, 1945, 1972, 1975 und neuerdings intern bis 1992 hören kann?

Sie können 1975 nicht ernst nehmen.
Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart veröffentlichte die Meldung, daß "in der Sekte Zeugen Jehovas gegenwärtig ein neuer Endzeittermin kolportiert" wird. Nunmehr solle die Vernichtung "aller Völker und Kirchen mit Ausnahme der Zeugen Jehovas" im Jahre 1975 stattfinden. Die bereits mehrmals erfolgte "endgültige" Proklamation eines Endes erweist jedoch die Unglaubwürdigkeit solcher Termine.
CHRIST UND WELT, 30. 6. 67, Stuttgart'

Zweigdiener Franke immer noch im Dienstamt.
"Harmagedon ist kein von uns erfundener oder ausgedachter Begriff", rief Konrad Franke, der Leiter des deutschen Zweiges der Wachtturm-Gesellschaft zu Beginn seiner Ausführungen aus.
So der TELEGRAF vom 18. 7. 67 über den Hauptvortrag Frankes "Eine große Volksmenge aus Harmagedon retten" zur Bezirksversammlung im Juli 1967 in Westberlin.

Zwar steht dieser Begriff in der Bibel. Doch kann Franke nur Einfältige darüber hinwegtäuschen, dar die WTG diesen Begriff oft genug mißbraucht hat. Zum Beispiel erklärte WTG-Präsident Rutherford 1938 in der Broschüre SCHAU DEN TATSACHEN INS AUGE, die jungen Brüder sollten mit Heiraten nur noch ein paar Jahre warten, dann sei der Sturm von Harmagedon vorüber! Diese Brüder sind heute Großväter.
Franke täte besser daran, als erwiesener Gestapo-Handlanger sofort von seinem Dienstamt zurückzutreten, bevor er in Schwierigkeiten gerät, anstatt auch noch in der Öffentlichkeit die WT-Harmagedonpeitsche für 1975 zu schwingen.

Zeugen Jehovas vor Gericht
Das Schöffengericht München verurteilte den Bruder Lothar St. im Juli 1967 zu 10 Monaten Gefängnis wegen Verweigerung des Wehrersatzdienstes. "Es geht nicht an, daß jemand aus Gründen der religiösen Überzeugung Vorteile gegenüber anderen Bürgern in Anspruch nimmt", erklärte der Amtsgerichtsrat. "Die Zeugen Jehovas verstehen sich selbst als Gesandte Gottes und beanspruchen so etwas wie Diplomatenrechte in einem Gastland, obwohl sie doch weitgehend nach den Spielregeln unserer Gesellschaft leben". Hierin komme "eine Fehleinschätzung der Rolle des Bürgers in der Demokratie" zum Ausdruck. CHRIST UND WELT, 4. 8. 1967, Stuttgart.

Die Gesandten- bzw. Diplomatenansprüche, mit denen sich der Bruder, irregeleitet durch die WTG, faktisch ausländischen Politikern und Regierungsbeamten gleichmachte, wurden vom Gericht zurückgewiesen.
Lies Matthäus 26:51, Lukas 22:36, Apostelgeschichte 8:26-40, 10:1-48.
Wehrersatzdienst ist daher ein staatliches Zugeständnis, das dem christlichen Gewissen mehr als entgegenkommt.

Neue Enthüllungen über die WTG in den USA
Die CHRISTIAN MISSION TO JEHOVAS WITNESSES in Florida, USA (Christliche Mission für Jehovas Zeugen), geleitet von Br. W. J. Schnell, veröffentlichte in Nr. 4/ 1967 ihres Organs "The Converted Jehovah's Witnes Expositor" einen 12seitigen Artikel: "Jehovah does not protect the Organisation of Jehovah's Witnesses" (Jehova beschützt nicht die Organisation der Zeugen Jehovas.) Schwerpunkte in dem Artikel sind u. a. die Gestapokollaboration des deutschen WTG-Zweigdieners Erich Frost, die Enthüllung dieser Tatsachen durch die westdeutsche Presse zum Hamburger WT-Kongreß 1961, der Sturz der WTG-"Säule" Erich Frost, die Zusammenarbeit der WTG nach 1945 mit dem amerikanischen Militärnachrichtendienst in Westdeutschland, der Millionen-Geldschmuggel der WTG aus der DDR nach dem Westen, sowie die Unterdrückung jeder Kritik durch die WTG.

Furchtbare Dinge unter den Zeugen in Afrika
Der Leiter einer Gruppe von Brüdern und Schwestern in Zentralafrika schreibt aus Malawi:
"Hier in Malawi sind mit mir 20 Brüder und Schwestern aus der Neuen Welt Gesellschaft der Zeugen Jehovas frei geworden und sie halten zusammen in einem frohen Werk der Ernte unter Jehovas Zeugen in Zentralafrika." In diesem Gebiet verführte eine fanatisierte Schwester Hunderte zu einem neuen Kult und die ihr in den Versammlungen nicht folgten, ließ sie ermorden.
Die Behörden verhafteten sie und ließen sie hinrichten. Dies hat Tausende anderer Zeugen desillusioniert und sie sind vor Furcht in den Busch geflohen, schreibt ein Bruder dazu.

A 4013/68 V 71 91

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 15

Wieder ein Kind auf dem Altar des WTG-Blutkultes. Der erste Gerichtsprozeß dieser Art in der Bundesrepublik. Dies ist eines der Themen von CV 15. Im Hinblick auf die Apologie der Zeugen Jehovas in Sachen Bluttransfusion, verdienen solche gegenteiligen Berichte durchaus der aufmerksamen Beobachtung.

In der Rubrik "Aus eingegangenen Briefen" befindet sich auch ein solcher aus der Schweiz (offenbar von der Buchautorin Josy Doyon), die da das Statement abgab:

"Du darfst nicht vergessen, daß uns im Westen die Gesellschaft immer mit den Brüdern aus dem Osten in Atem gehalten hat. Sie schilderte in allen Nuancen den Heldenmut und die Opferbereitschaft der ostdeutschen Zeugen, wie sie freudig ins Gefängnis gingen usw. Dann haben wir Zeugen im Westen uns immer wieder geschämt, daß wir ermüden wollten in der Hetze, wenn doch die tapferen ostdeutschen Brüder keine Mühe scheuten und keine Gefahr. Wir haben alles geglaubt und ihr seid so für uns zum Köder geworden. Auch beim missionieren haben wir bei den Leuten immer von Eurem heldenhaften Einsatz erzählt, von Eurem unbezwingbaren Mut usw. Die Leute mußten das bewundern und wurden uns oft nur deshalb gut gesinnt. Weißt Du, die Leute sollten wissen, wie es unter den Zeugen dort in Wirklichkeit aussieht."

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung

Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 15 Gera März 1968

CV - ihr Zweck

Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Fehlgegangene Berechnungen der Vergangenheit

Liebe Brüder Schwestern!

Der WT schreibt: "Die Zeit läuft ab! Für wen? Für die heutige Generation. Wieso können wir dessen gewiß sein? Weil Jehova ein gerechter, weiser und liebender Gott ist. Seitdem diese Dinge Mark. 13:30; Matth. 24:7, 14, 21, geschehen sind, sind heute bereits 52 Jahre (nun 54 Jahre) vergangen, und manche haben - in dem Gedanken, es könne noch Jahre dauern - deshalb begonnen in den Tag hineinzuleben, und sind dabei eingeschlafen. Doch dadurch, daß die Jahre (seit 1914) vergingen, "rückte die vorhergesagte Vernichtung des bösen Systems der Dinge nicht weiter weg, sondern näher." "Es ist heute nicht an der Zeit, in den Tag hineinzuleben, es gilt wachsam und auf der Hut zu sein. Luk. 21:34-36." (WT Nr. 16/66. S. 485-487). Folgst Du der göttlichen Botschaft von Jehova Zeugen nicht, so gehst Du ins Verderben! (WT Nr. 7/67, S. 205).

Lohnt es sich, immer wieder darüber zu sprechen, was die WTG-Leitung verkündet oder verkündet hat? Wir sagen "Ja"! Wir dürfen nicht schweigen, wenn die Leitung immer wieder das Vertrauen der Brüder mißbraucht. Seit Ende des vorigen Jahrhunderts verkündet die WTG-Leitung das Ende des "bösen Systems der Dinge" mit "bald und bestimmt" im "Auftrage Jehovas". Jetzt nicht auf die Stimme des WT zu hören, "bedeutet Vernichtung für Dich". Es sei Gottes Stimme, die Stimme des WT's. (WT vom 15. 8. 57, S. 408/7). Können wir aber der Stimme des Wachtturms noch vertrauen? Hat die alte Generation nicht genug Enttäuschung mit ihrem Vertrauen zur Verkündigung des WT erlebt? Vertrauen ist etwas Kostbares. Es ist etwas Großes, einem Menschen oder einer Organisation echtes Vertrauen entgegenzubringen. Es ist aber auch etwas Großes, wahres Vertrauen von anderen zu erhalten. Jeder Mißbrauch des Vertrauens ist verwerflich, weil er nicht nur das Vertrauen zu dem, der sich als unwürdig erwies, zerstört, sondern die Vertrauensfähigkeit des einen zum anderen überhaupt. Dadurch wird etwas Edles im Menschen zerschlagen, was ihm vom Schöpfer gegeben wurde. Wer nicht mehr vertrauen kann, kann auch nicht mehr glauben, denn glauben heißt doch vertrauen. Darum ist Vertrauensmißbrauch nicht nach der Liebe Gottes. Spr. 11:9; Rö. 12:10.

Wenn ein Bruder oder eine Schwester um Tatsachen weiß, die das Vertrauen zu Gott und den Menschen zerstören und über Beweismaterial verfügt, hat er die Pflicht in sachlicher Weise den Vertrauensmißbrauch kundzutun und die Vertrauensunwürdigkeit unter Beweis zu stellen. Anderenfalls handelt er nicht in brüderlicher Liebe. Aus diesem Bewußtsein heraus, weisen wir immer wieder auf den Vertrauensmißbrauch der WTG-Leitung hin. Wir wissen, wie fest ein jeder an die WTG-Lehren gebunden ist, weil wir es selbst auch waren, bis auf den Tag, wo uns der Vertrauensmißbrauch der Leitung so enttäuschte, daß wir zum Erwachen und Denken kamen. Auch bei Euch wird das Erwachen einmal kommen. Bis dahin wollen wir Euch mit unserer kleinen Schrift CV, Dinge unterbreiten, die zum Nachdenken anregen und früher oder später zum Erwachen führen. Wir wissen auch, daß Ihr abgehalten werdet, unsere kleine Schrift zu lesen. Habt Geduld, auch dies kann und wird sich ändern. Wir wissen auch, wie man unter Euch Mißtrauen gesät hat, gegen alle, welche die WT-Lehren und Anordnungen nicht vertreten, sondern bloßstellen. Wir tun dies aber nicht aus Rechthaberei, sondern aus dem Pflichtbewußtsein der brüderlichen Liebe.

Mit den Wachtturm-Worten, heute nicht ohne Nachdenken in den Tag hineinzuleben, möchten auch wir ermuntern, im Hinblick auf frühere Veröffentlichungen der WTG, wachsam und auf der Hut zu sein. Ein Rückblick in die Vergangenheit der WTG-Verkündigungen wird besonders den jüngeren Brüdern ein Hilfe sein und sie zum Nachdenken anregen. Die sachlich, nüchternen Darstellungen, die wir aus dem Buche Seher, Grübler, Enthusiasten' von D. Dr. Kurt Hutten bei unserer Betrachtung verwenden wollen, setzen die unleugbaren Tatsachen früherer Berechnungen ganz ausgezeichnet in das rechte Licht.

Die WTG-Leitung hat eine Eigenschaft an Gott entdeckt, nämlich, daß er ein Rechner ist. Er hat sozusagen einen Terminkalender entworfen, in dem er schon bei Beginn seiner Weltregierung alle seine zukünftigen Daten mit genauen Jahresdaten eingetragen hat. "Gott ist der große Zeiteinhalter, der Eine, der die Zeiten und Zeitabschnitte bestimmt und die Dinge genau zur programmäßigen Zeit eintreten läßt." (WT 1. 10. 1951). Jesus aber sprach: "Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat." Apg. 1.7. Nach der Wachtturm-Lehre hat Gott aber die Ziffern seines Terminkalenders hier und da in der Heiligen Schrift verstreut und verhüllt dargestellt. Da er dabei allerhand Kniffe angewandt hat, um den Bibelforschern die Aufdeckung seiner Pläne zu erschweren, müssen diese mit Schläue und detektivischem Scharfsinn die Daten aufspüren, indem sie den verborgenen Sinn einzelner Bibelstellen enthüllen und dies miteinander kombinieren.

Was ist das Ergebnis der "ernsten Bibelforschung", welche die WTG-Leitung nach dieser Richtung betreibt? Es gilt hier drei verschiedene Berechnungssysteme zu unterscheiden, die einander ablösten, weil die Ergebnisse jeweils durch den eigenwilligen Lauf der Geschichte über den Haufen geworfen wurden.

Das erste Berechnungssystem nach Russel: Die Erschaffung des ersten Menschenpaares fand im Jahre 4128, der Sündenfall 4126 v. Chr. statt. Die Gesamtdauer der Welt beträgt 7 000 Jahre, wovon 1 000 Jahre auf das zukünftige Königreich Gottes entfallen. Es bleiben also noch 6 000 Jahre für die Zeit der Sündenherrschaft. Rechnet man sie von 4126 v. Chr., dann kommt man auf das Jahr 1874 n. Chr. Mit diesem Jahr war also die Sündenzeit zu Ende und die Wiederkunft Christi fällig. Er ist freilich nicht schon leibhaftig wiedergekommen auf die Erde, sondern weilt seit Oktober 1874 unsichtbar als Geistwesen in den oberen Lufträumen.

Nun muß man vor seiner Ankunft nicht mehr als "zukünftig" reden; sie ist real erfolgt, also perfekt. (Dein Königreich komme, S. 122: "Die Tage des Wartens auf seine Gegenwart sind jetzt vorbei und das lang vorhergesagte Glück der Wartenden ist uns zuteil geworden"). Freilich ganz so schnell gehts nicht. Zunächst wartete Christus 3 ½ Jahre, um erst im April 1878" in Wirklichkeit das königliche Amt, Gewalt usw. an sich zu nehmen." (Dein Königreich komme S. 219). Er erweckte die Apostel und Märtyrer d. h. die kleine Herde, und diese befindet sich seitdem ebenfalls im Himmelsraum, um Christus zu begegnen. Alle "Geweihten" aber, die fortan sterben, werden sofort in herrliche Geistwesen verwandelt und zu ihm entrückt. 1878 wurden auch die Kirchen von aller Gnade abgeschnitten, die Gotteskinder aus ihnen herausgerufen, die Herausgabe des Wachtturm vorbereitet und für Israel das Ende seiner Blindheit herbeigeführt. Aber das eigentlich große Ereignis ist noch immer nicht da. Von 1874 an wird es noch 40 Jahre dauern, bis der Millenniumstag beginnt Diese 40 Jahre sind die Zeit der Ernte, d. h. der Prüfung, Abrechnung und Lohnausteilung. Das Jahr 1914 aber bildet den endgültigen Schlußpunkt der bisherigen Geschichte und bringt den Anbruch des Königreiches Gottes.

Das zweite Berechnungssystem nach Rutherford:

Russel stellte noch weitere Berechnungen an, und es würde zu weit führen, diese alle anzuführen. Gemäß den Tatsachen kam im Jahre 1914 nicht das erwartete Königreich Gottes, sondern der erste Weltkrieg. Was tun, um sieh aus dieser Affäre herauszuziehen? Man versuchte es zunächst mit einem Notbehelf. Rutherford erklärte: Jesus Wirken auf Erden habe 3 ½ Jahre gedauert diese Zeit müsse man deshalb zu 1914 hinzuzählen. Also: 1918! Aber auch das sei noch nicht der endgültige Termin. Nach Sacharja 12:10 sei für dieses Jahr den Zeugen die Verfolgung geweissagt, (verwirklicht durch ihre Verhaftung als Militärdienstverweigerer in USA), und der abgelaufenen Zeit der Ernte folge noch ein Schlußwerk der Ernte, eine Nachlesezeit, die im Verbrennen des Unkrautes bestehen soll. Um diesen Notbehelf durch eine solidere Konstruktion zu ersetzen, legte Rutherford in seiner Schrift "Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben" eine neue Berechnung vor. Er fälschte Russels Prophezeiung auf das Jahr 1914 um, indem er behauptete, dieser habe vor 40 Jahren angekündigt, daß 1914 der Krieg ausbrechen werde. Die Leitung hat ihre guten Gründe, Russels Schriften nicht mehr zu verbreiten. Es wirkt peinlich auf sie, wenn sie auf dessen fehlgegangene und seither fleißig verschwiegene bzw. umgefälschte Berechnungen aufmerksam gemacht werden. Als neuen Termin für den Anbruch des Königreiches Gottes entdeckte Rutherford nun das Jahr 1925. Er ging von 3. Mose 25:1-12 aus: Jehova befahl dem Mose, das Sabbatjahr einzurichten. Dies geschah im Jahre des israelitischen Einzuges in Kanaan, das Rutherford auf 1575 v. Chr. festsetzte. Dann sollte jedes 50. Jahr ein Jubeljahr sein. Nach Jeremia 25:11 und 2. Chronika 36:17-21 sollen im ganzen 70 Jubeljahre gehalten werden. Die Gesamtzahl von 70 mal 50 ist 3500 Jahre. Ziehen wir nun 1575 von 3 500 Jahren ab, kommen wir auf 1925, und zwar den Herbst. Als entgegen seiner Prophezeiung: "Wir können vertrauensvoll erwarten, daß mit 1925 die Rückkehr Abraham, Isaaks, Jakobs und der glaubenstreuen Propheten des alten Bundes eintreten wird", (Millionen jetzt lebender Menschen S. 70) die Erzväter beharrlich ausblieben, behalf sich der Prophet Rutherford mit dem harmlosen Wörtchen "bald" (was man in den heutigen WT's wieder verwendet) und hoffte, daß kein weiteres Jahrhundert dahingehen werde. Das "Haus der Fürsten" Beth Sarim, welches in San Diego in Kalifornien erbaut wurde, blieb bis zum heutigen Tage von den alttestamentarischeu Fürsten unbewohnt. Rutherford bezog dann selbst dieses Haus der Fürsten. In einem späteren Rückblick erklärte man, die erwarteten Ereignisse seien nur deshalb 1925 ausgeblieben, weil die ZJ noch viel Arbeit in der alten Welt zu tun hätten, um denen zu helfen, die immer noch herausgesammelt werden sollten." (WT vom 1. 8. 1955).

Nach diesen fehlgegangenen Berechnungen, die einen großen Abfall zur Folge hatten, war man bei der Nennung künftiger Daten zurückhaltender geworden. Um aber infolge des weit hinausgeschobenen Endes, der damit verbundenen Ermüdung und Schläfrigkeit vorzubeugen, brachte man stets das bekannte und wirksame Mittel in Anwendung. Mit den Worten "bald oder in Kürze" gelang es immer wieder, den nötigen Antrieb zu verleihen und die bereitwilligen Schafe in der Ausübung ihrer Predigtpflicht ständig in Atem zu halten. Auf diese Weise andere zu vertrösten, kam man selbst nicht so schnell in Verlegenheit, als falsche Propheten gebrandmarkt zu werden.

Wer würde wohl sonst 50 Jahre und länger gewartet haben Heute hält man die Spannungen und Erwartungen mit dem Hinweis auf 1975 aufrecht, sagt aber vorsorglich: Es kann sein, aber wir sagen es nicht. Daß die Methoden, mit denen die heutige Leitung unter Präsident Knorr arbeitet, immer die gleichen sind, und Dein Vertrauen weiterhin mißbraucht werden soll, möchten wir anhand des 3. Berechnungssystems in der folgenden Ausgabe von CV unter Beweis stellen.

Herzliche brüderliche Grüße

Bruder Willy Müller, 65 Gera Lutherstr. 16

Sind die Führer der Wachtturm-Organisation göttlich inspiriert? (Fortsetzung)

Falsche Prophetie über die "Große Volksmenge".

Gleichwie die Wachtturm-Botschaft über die anderen Schafe (Joh. 10:16) infolge mangelnder Genauigkeit und fehlender Inspiration auf einem Irrtum beruht, ebenso bestehen eine Anzahl zwingende Gründe die WTG-Auslegung über die große Volksmenge (Offbg. 7:9-17) mit irdischen Zukunftshoffnungen abzulehnen.

Nicht Jehova Gott hat seit 1935 die große Volksmenge der WT-Organisation an der Seite des gesalbten Überrestes der 144000 Christusglieder versammelt, wie es in der WT-Literatur behauptet wird, sondern diese Idee entstand allein im Hirn der WTG-Führung. Sie entsprach ganz und gar der Absicht, zur Vergrößerung des WTG-Kapitals eine Weltorganisation aufzuziehen, in die alle Arten von gutwilligen Menschen eingesammelt werden sollten.

Mit ihrer, Anfang der dreißiger Jahre entstandenen hat ihrer Botschaft vom irdischen Tausendjahrreich, dem Angebot eines nie endenden irdischen Lebens in Glück und Freude, kam die WTG-Führung dem Sehnen vieler Menschen entgegen, das in ihm verborgen liegt. Man hatte wohl die Erfahrung gemacht daß mit der Verheißung vollkommenen irdischen Lebens auf einer paradiesischen Erde die Menschen viel leichter zu gewinnen waren, als mit den unklaren Vorstellungen eines geistigen Lebens in himmlischer Vollendung.

Obwohl das Neue Testament keinerlei Berechtigung gibt, diese Hoffnung zu nähren, verstand es die WTG-Leitung, durch kluge Wortführung und häufiges Zitieren von Bibeltexten besonders aus dem Alten Testament, den Angesprochenen die Erwartung unfehlbaren irdischen Lebens nahe zu bringen und sie in dieser Hinsicht zu überzeugen. Dabei sollte das geschickte Anwenden von Bibeltexten den Anschein göttlicher Beauftragung geben, über das eigentliche Vorhaben hinwegtäuschen und somit die Grundlage für die größere Ausdehnung ihres Werkes schaffen. Indem man den Auftrag Matth. 24:14 auch auf andere übertrug, die nicht zu den 144000 gehören durften, wurde es möglich, eine große Menge Menschen in den weltweiten Predigtfeldzug mit einzuspannen, der ganz dem Vorhaben der WTG diente.

Wir wollen hier nicht die Frage erörtern, ob außer einer himmlischen Berufung in unserem Zeitalter auch eine Auserwählung für künftiges Leben auf einer paradiesischen Erde im Gange ist und wer Teilhaber in diesem oder jenem sein kann. Es geht uns vielmehr um die Frage: Inwieweit wurden Menschen guten Willens unter Falschanwendung biblischer Prophetie von der WTG-Leitung hinsichtlich ihrer Hoffnungen getäuscht und mißbraucht.

In unserer letzten CV-Ausgabe wurde in einer Betrachtung über die "anderen Schafe" der biblische Beweis erbracht, darf die WTG-Verantwortlichen absichtlich und zu ihrem Nutzen dem Bibeltext Johannes 10:16 eine völlig falsche Bedeutung gaben. Wie der biblische Zusammenhang klar erkennen läßt, wurde den anderen Schafen keine Zusicherung irdischen Lebens gemacht. Daß die gleiche Tatsache auch auf die große Volksmenge zutrifft, möchten wir in folgendem unter Beweis stehen. Setzen wir auch jetzt alle Vorurteile beiseite und lassen die biblischen Tatsachen sprechen, ganz gleich, ob das Ergebnis für uns angenehm ist und unseren Wünschen entspricht.

Worin der Irrtum besteht

Dem nüchternen Betrachter fällt zuerst jeder Hinweis ins Auge, daß Johannes in seiner Vision eine große Volksmenge sah, die niemand zählen konnte. Verstehen wir, was das bedeutet? Es deutet ganz unverkennbar an, daß diese große Menge von niemandem zählbar ist, auch nicht von der Wachtturm-Gesellschaft. Solange die Größe und Anzahl einer sich als große Volksmenge bekennenden Klasse feststellbar ist und außerdem ihre Zahlen noch öffentlich bekanntgemacht werden, wie dies von seiten der WTG-Leitung ständig geschieht, kann damit niemals der Beweis erbracht werden, daß jene die große Volksmenge in Offenbarung 7:9 darstellen. Von niemandem zählbar zu sein, bedeutet daß das Wissen um die Größe ihrer Zahl allein dem himmlischen Vater vorbehalten ist.

Dies ist dem Hinweis Matthäus 24-36 vergleichbar. So wie niemand den Tag oder die Stunde der Wiederkunft Christi weiß, außer dem Vater allein, so kann auch niemand die Anzahl der großen Volksmenge bestimmen, noch ihre Zahlen öffentlich nennen. Dieses "Niemand" gilt für alle - die WTG-Leitung macht hierbei keine Ausnahme.

Ein weiteres Argument daß leicht widerlegbar ist betrifft den Aufenthaltsort der unzählbaren Schar. Nach den Worten des Apostels befand sich die große Volksmenge, die aus allen Nationen hervorging, vor dem Throne Gottes und vor dem Lamme. Bekanntlich aber veranschaulicht der Thron die Gegenwart Gottes selbst und dieser befindet sich gemäß den Angaben des Johannes im Himmel. (Offbg. 4:2).

Um jedoch die von der WTG ausgesuchte Klasse mit rein irdischen Zukunftshoffnungen mit dieser vor dem himmlischen Throne und in Gottes Gegenwart befindlichen Schar in Einklang zu bringen, benötigte man eine glaubhafte Erklärung.

Die Bibelausleger der WTG, die sich trotz Widersprüche zu helfen wissen, glauben, mit Jesaja 66:1 "So spricht Jehova: "Der Himmel ist mein Thron, und die Erde der Schemel meiner Füße", die passende Antwort zur Hand zu haben. Man greift zu einer, symbolischen Darstellung, um den Beweis zu erbringen, daß vor dem Throne zu stehen bedeutet, auf dem Fußschemel Gottes, der Erde zu sein. Hierzu richten wir eine Frage an den verständigen Sklaven der WTG: Welchen Platz möchte denn die WTG den Engeln der Himmel einräumen - etwa auch die Erde? Nach Wachtturm-Auslegung müßte genau genommen - der Standort aller Geistgeschöpfe, die in vielen Bibeltexten, ebenfalls wie die große Volksmenge, als vor dem Throne stehend geschildert werden, gleichfalls die Erde sein. Offbg. 1:4; 4:5 u. 10; 5:11; 7:11; 8:2; 14:3.

Sicherlich aber würde selbst die WTG-Leitung diese Annahme als unvernünftig und unlogisch ablehnen. Lassen wir nun die unmittelbare Gegenwart vor dem himmlischen Throne Gottes als den Bestimmungsort aller gottergebenen Engel gelten, dann müssen wir nach biblischem Bericht auch der großen Volksmenge den gleichen Ort zugestehen. Mit dieser Feststellung kann somit auch der Standpunkt, die Klasse mit irdischen Zukunftserwartungen sei mit der großen Volksmenge (Offenbg. 7:9) identisch, nicht mehr aufrecht erhalten. werden.

Auf die Frage, woher die große Volksmenge kommt und wer sie sind, antwortet einer der Ältesten: "Diese sind die, welche aus der großen Drangsal kommen." Offbg. 7:14. Um mit der Wachtturm-Behauptung in Übereinstimmung zu kommen, welche besagt, daß die große Drangsal bereits in den Jahren 1914-18 gewesen sei und an dem gesalbten Überrest eine Erfüllung gefunden hätte, müßte man richtigerweise folgern, die große Volksmenge wäre aus der damaligen Drangsal hervorgegangen. Wie aber vereinbart sich Darstellung mit der Verkündung, die große Volksmenge sei erst seit 1935 in Erscheinung getreten? (WT-Buch Dinge in denen es unmöglich ist, das Gott lügt, Seite 254, 312, 406). Welche Drangsal hätte denn die Volksmenge der WT-Organisation 1935 überstanden, aus der sie geläutert und mit weißen Kleidern bekleidet hervortraten, um nun ihren Dienst im Tempel Gottes aufzunehmen? Dazu sind die WTG-Propheten noch eine Antwort schuldig, die sie wahrscheinlich nie erbringen können, da sie sich in unüberwindliche Widersprüche verfangen haben.

Anhaltspunkte für besseres Verständnis

Wir haben gesehen, daß die WT-Botschaft über die große Volksmenge in vielen Punkten nicht annehmbar ist und daher abgelehnt werden muß. Wie aber können wir dieses Bild richtig verstehen? Welche Anhaltspunkte gibt uns die Schrift? Wir möchten hier unser Verständnis darlegen, ohne daß sich der Leser daran gebunden fühlen möchte.

Da die eigentliche Herkunft und der Ursprung der großen Volksmenge in Offenbarung 7 nicht genannt wird, kommen für eine Lösung nach dem "Woher" nach unserer Auffassung zwei Möglichkeiten in Betracht. Es liegt vielleicht der Gedanke nahe, daß neben den 144 000, an welche die hohe himmlische Berufung zur Miterbschaft mit Christus Jesus ergeht, noch eine zweite Klasse existiert, die das hohe Ziel nicht erreichen, jedoch auch Eingang in die himmlische Herrlichkeit finden und dort in untergeordneter Stellung dienen werden.

Der Apostel Paulus weist auf eine Klasse von Christen hin, die zwar nicht den vollen Lohn empfangen, immerhin aber nach einer nötigen Läuterung im Feuer der Drangsal errettet werden. Er spricht von solchen, die ihr Glaubensgebäude mit Holz, Heu und Stroh bauen, statt mit Gold, Silber und köstlichen Steinen. Das Werk solcher werde verbrennen, während sie selber zwar Schaden leiden, aber so wie durchs Feuer gerettet werden würden. 1. Kor. 3:12-15. Weiter vergleicht Paulus die Herauswahl aus vielen Berufenen mit solchen, die alle in der Rennbahn laufen, von denen aber nur einer (ein kleiner Teil) den Preis empfängt. 1. Kor. 9:24; Matth. 20:16. Am deutlichsten erkennen wir eine andere Klasse mit himmlischer Bestimmung im Psalm 45:9-15. Hier wird die Christuskörperschaft als zur Rechten des großen Königs stehende Königin geschildert, während "Jungfrauen hinter ihr her, ihre Gefährtinnen" ihr folgen, die mit Freude in den Palast des Königs einziehen.

Ob diese Klasse mit der großen himmlischen Volksmenge vergleichbar ist, vermögen wir nicht zu sagen. Wir möchten aber noch dem bibelinteressierten Leser Gelegenheit geben, sich über eine inhaltlich ganz andere Darlegung Gedanken zu machen. Für den, der eine Erklärung wünscht, ist jener Artikel beachtenswert, den uns eine Mitarbeiterin zur Verfügung stellte.

Die große Volksmenge himmlischer Herkunft

Als Johannes die, unzählbare große Volksmenge (Offbg. 7) sah, die mit lauter Stimme das Heil Gottes ausriefen, war das nicht das einzige Mal, wo er ihren Lobpreis vernahm. Ein zweites und dritter Mal begegnen wir dieser Volksmenge in Offenbarung 19:1 und 6. Johannes berichtet davon: "Nach diesem hörte ich wie eine laute Stimme einer großen Volksmenge IN DEN HIMMELN, welche sprach: Halleluja! das Heil und die Herrlichkeit und die Macht unseres Gottes." Aus diesem Text ist klar erkennbar, wo wir die große Volksmenge zu suchen haben: IM HIMMEL! Sollten wir hierbei an eine große Volksmenge denken, die von der Erde erkauft wurde? Etwa an die 144 000 oder eine andere irdische Schar? Nein, weder das eine noch das andere sollten wir glauben. Diese Schlußfolgerung, die von der bisher üblichen Erkenntnis weit abweicht, mag manchen befremden. Aber hören wir zuerst die Beweise der Schrift, um danach zu urteilen.

Lassen wir uns doch einmal die Stimme der großen Volksmenge von Johannes beschreiben. Auf den Apostel wirkte die Stärke dieser Stimme so gewaltig, daß er sie nur mit dem Rauschen vieler Wasser und dem Rollen oder Krachen starker Donner vergleichen konnte. "Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, welche sprechen: Halleluja! (Lobpreiset Jah), denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten." Offbg. 19:6. Zuvor in Offbg. 14:2, 3 vernahm Johannes dieselbe Stimme: "Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines lauten Donners; und die Stimme, welche ich hörte, war wie von Harfensängern, die auf ihren Harfen spielen. Und sie ringen ein neues Lied VOR DEM THRONE und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten, und niemand konnte das Lied lernen, als nur die 144 000, die von der Erde erkauft waren." Niemand konnte das Lied von der großen Volksmenge erlernen, als nur die 144 000, die von der Erde waren. Dieser deutliche Aufschluß zeigt, daß die große Volksmenge in diesem Bilde sogar vor den 144000 bevorrechtet ist, diesen das neue Lied beizubringen.

Gibt es noch irgendwelche Hinweise in der Heiligen Schrift, die uns weiteres Verständnis über die große himmlische Volksmenge geben? Ja, gewiß haben wir solche Beweise.

Johannes spricht in Offenbarung 7:9 von einer großen Volksmenge, welche NIEMAND ZÄHLEN KONNTE. Finden wir irgendwo in der Bibel eine so große Menge, die tatsächlich nicht zu zählen sind? JA! Wir finden sie in Offenbarung 5:11 und 12: "Und ich sah und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war ZEHNTAUSENDE mal ZEHNTAUSENDE u. TAUSENDE mal TAUSENDE, die mit lauter Stimme sprachen: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung." Eine große Ähnlichkeit zu diesem Text haben wir in Daniel 7:10: "Ein Strom von Feuer floß und ging von ihm aus: TAUSEND mal TAUSENDE dienten ihm, und ZEHNTAUSEND mal ZEHNTAUSENDE standen vor ihm." Wahrhaftig, das ist eine große Volksmenge, welche niemand zählen kann, denn TAUSENDE und ZEHNTAUSENDE erweisen sich als eine unbestimmte Zahl, welche zu berechnen niemand imstande ist. Diese sind die Myriaden von Engeln vor dem Throne Gottes, wie wir aus dem Hebräerbrief hören: "sondern ihr seid gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem; und zu Myriaden von Engeln, der allgemeinen Versammlung." Hebräer 12:22; 5. Mose 33:2. Wir können gewiß auch annehmen, daß die in Offenbarung 7 erwähnte große Volksmenge VOR DEM THRONE GOTTES dieselben sind, die nachfolgend beschrieben werden: Und alle Engel standen UM DEN THRON her und um die Ältesten und die vier lebendigen Wesen, und sie fielen VOR DEM THRONE auf ihr Angesicht und beteten Gott an." Offbg. 7:11.

Einer von den Ältesten erklärte dem Johannes, wer die mit weißen Kleidern bekleidete große Volksmenge sei: "Und er sprach zu mir: Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen, und haben sie weiß gemacht in dem Blute des Lammes. Offbg. 7.14.

Können wir, uns bei diesen Worten nur eine Drangsal auf Erden vorstellen und keine solche in himmlischen Örtern bei den Engeln Gottes? Gewiß spricht die Bibel diese Wahrheit nicht deutlich aus, aber sie wird dem aufrichtigen Sucher ohne große Schwierigkeit erkennbar sein. Eine unvorstellbare schwere Drangsal für die Engel Gottes wird dann einsetzen, wenn die Zeit naht, wo die Macht des großen Widersachers und seiner dämonischen Heere gebrochen werden soll.

Furchtbar wird es für die Engel sein, wenn der große Drache sich erhebt und die himmlischen Heere in den schrecklichsten Kampf aller Zeiten verwickelt werden. "Wenn er sich erhebt, so entsetzen sich die Engel", schreibt Hiob 41:16 (Allioli). "Vor seinem Erheben fürchten sich Starke, vor Verzagtheit geraten sie außer sich." (Elberf. B.). Die Benennung "Starke" an dieser und anderen Stellen der Bibel, bezieht sich jedesmal auf die Engel des Herrn, und zwar auf die größten und stärksten unter diesen. (Siehe dazu: Psalm 29:1; 89:6, 7; 78:24, 25). Mit unserem unzulänglichen Verstand können wir uns kaum ein Bild davon machen, mit welchen Mitteln der große Verführer auch versuchen wird, die Engel im Widerstand zu Gott auf seine Seite zu bringen. Jedenfalls wird es eine Zeit größter Entscheidungen sein und diese Drangsal wird bei vielen Geistgeschöpfen bewirken, daß auch sie geläutert und gereinigt daraus hervorgehen.

Glauben wir, daß das sündentilgende Opfer Jesu keinen Wert für die Engel hat? Können wir uns nicht vorstellen, daß auch Engel von ihren Sünden reingewaschen werden müssen? Hebräer 9:25 zeigt uns, daß die himmlischen Dinge durch das bessere Schlachtopfer, nämlich durch Christus gereinigt und geheiligt werden: "Es war nun nötig, daß die Abbilder der Dinge in den Himmeln hierdurch gereinigt wurden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Schlachtopfer als diese." Es verhält sich tatsächlich so, daß die Himmel nicht rein sind in den Augen Gottes, wie wir im Buche Hiob mehrmals lesen. Hiob 4:18; 15:15; 25:5. Die gesamte Schöpfung bedarf einer Erneuerung ihrer geistlichen Beziehungen zu Gott dem Allmächtigen. Das gestörte Verhältnis im Universum muß zur Vollkommenheit in der Liebe und Harmonie unter allen Geschöpfen, besonders zu dem, der alles bewirkt, wieder hergestellt werden. Dazu hat Gott seinen geliebten Sohn auserkoren, um sein Vorhaben nicht nur auf Erden, sondern auch im Himmel zu vollführen. "Denn es gefiel (Gott), daß in ihm alle Fülle wohnen sollte, und alles durch ihn versöhnt würde zu ihm selbst, damit daß er zum Frieden brächte durch das Blut seines Kreuzes, - durch sich selbst, sowohl was auf Erden, als AUCH WAS IM HIMMEL IST"! Kolosser 1:19, 20 (Schlachter). So wird auch die große himmlische Volksmenge in ein neues Verhältnis zu Gott gebracht werden. Erst nachdem sie ihre Gewänder, das ist ihre Gesinnung, gewaschen und sie weiß, das heißt rein gemacht haben in dem Blut des Lammes, dürfen sie vor dem Thron Gottes und als Tempeldiener in sein Heiligtum eintreten. Zutritt zum Heiligtum, vor den Thron Gottes und in seine Gegenwart, war bekanntlich nur den Priestern gestattet. Somit müssen auch der großen Volksmenge solche priesterlichen Dienste übertragen werden, um Gott zu dienen "Tag und Nacht in seinem Tempel". Offenbarung 7:15. Dann werden sie niemals mehr vergeblich danach hungern und dürsten, die Worte ihres Gottes zu hören, noch wird je die Hitze schwerer Drangsal oder Verfolgung über sie kommen, denn das Lamm wird sie weiden und sie leiten zu Quellen der Wasser des Lebens, die aus dem Throne Gottes und des Lammes hervorgehen. Offenbarung 22:1; 7.16, 17.

Wachtturm-Prophetie ohne Zukunft

Es mag sein, daß gerade die Wachtturm-Botschaft hinsichtlich eines irdischen Paradieses ganz mit deinen Erwartungen und Vorstellungen übereinstimmte, weil sie dir die Erfüllung deiner heimlichen Wünsche nahe brachte. Vielleicht war das Angebot diese in den schönsten Farben geschilderte Zukunft, die man dir vor Augen malte, ausschlaggebend, dich der Wachtturm-Organisation anzuschließen, weil nur die Verbindung mit der WTG dieses Ziel erreichbar machen sollte. Es liegt hier nicht in unserer Absicht, dir diese Hoffnung zu zerstören, jedoch solltest du den Worten der Bibel Glauben schenken, daß weder die große Volksmenge, noch die anderen Schafe Anteil an diesen irdischen Zukunftserwartungen haben und daher Offenbarung 7:9 und Johannes 10:16 nicht mehr als Beweis herangezogen werden kann. Das himmlische Ziel beider Klassen ist unverkennbar. Wer es nun mit der Bibel ernst nimmt, kann dem Wachtturm-Irrtum nicht mehr beistimmen, noch ihn an andere weitergehen.

Sei nicht blind in deiner Verehrung der Wachtturmführerschaft, sondern erkenne in deiner dir von Gott verliehenen Urteilskraft die Fehler der Wachtturm-Bibelauslegungen und berichtige sie erforderlichenfalls selbst, wenn die Wachtturmgesellschaft nicht bereit ist, sie öffentlich selbst zu korrigieren. Da die Erhaltung ihrer Autorität auf dem Spiele steht, findet die WTG nicht den Mut und die Bereitschaft zu ehrlichem Bekenntnis. Darum wagt sie es auch, trotz ihres Eingeständnisses, nicht unter göttlicher Inspiration zu stehen, immer wieder die Behauptung zu erheben, als Prophet Gottes bevorzugt zu sein und damit ihre Stimme als maßgeblich gelten zu lassen. Doch kann es nicht mehr verschwiegen werden:

Die Wachtturm-Botschaft hat keine Zukunft, da ihr nicht die biblische Wahrheit zugrunde liegt. Du wirst also so lange von der Wachtturm-Gesellschaft getäuscht werden und das Opfer ihrer Bibelfalschdeutungen sein, so lange du dich nicht selbst über die grundsätzlichen Wahrheiten vergewisserst. In dieser Hinsicht haben wir alle noch eine Menge zu tun. J. G. D.

Wieder ein Kind ein Kind dem Altar des WTG-Blutkultes

Der erste Gerichtsprozeß dieser Art in der Bundesrepublik

Im Oktober 1967 wurde vor dem Oberlandesgericht in Hamm, Westfalen, der Fall von Bruder Adolf Zierath aus Lindenberg bei Siegen/Westfalen verhandelt. Der Bruder hatte seinem am 20. März 1966 geborenen vierten Kind Thomas eine notwendige Bluttransfusion vierten Kind, Thomas" verweigert und es damit dem sicheren Tode ausgeliefert. Nachdem Br. Adolf Zierath auch vor dem Vormundschaftsrichter Dr. Schürmann vom Amtsgericht in Siegen bei seiner Weigerung blieb, wurde ihm vom Amtsgericht das Sorgerecht entzogen. Das Kind erhielt somit rechtzeitig eine Bluttransfusion und wurde gerettet. Nach 3 Wochen hielt Schwester Hertha Zierath (27Jahre) ihren Thomas wieder in den Armen. Bruder Zierath wurde daraufhin vom Amtsgericht Siegen wegen unterlassener Hilfeleistung strafrechtlich verurteilt. Das Landgericht Siegen bestätigte das Urteil. Bruder Zierath legte Berufung ein, und es kam schließlich zu einem Revisionsprozeß vor dem Oberlandesgericht in Hamm, Westfalen, das den Fall an eine andere Strafkammer des Landgerichtes Siegen zurückverwies.

Argumente und Gegenargumente

Bruder Zierath erschien vor dem Oberlandesgericht in Hamm mit einer schwarzen Konferenzmappe, in der er ein Sortiment einschlägiger Schriften der Wachtturmgesellschaft mit sich führte, was gar nicht so recht zu ihm als 43jährigen Schreiner passen wollte. Auf den Zuschauerbänken drängten sich 45 Zeugen Jehovas. Offensichtlich betrachtete die WTG diesen Prozeß als Schauprozeß. Wir wollen zuerst die verschiedenen Ansichten und Stellungnahmen in dieser Sache zur Kenntnis nehmen

Bruder Zierath: "Es ist Gottes Befehl, kein Blut zu sich zu nehmen. Wer es tut, der wird ausgerottet. Blut, das ist Totschlag. Wenn es heißt, du sollst kein Blut zu dir nehmen, dann tun wir es nicht. Wir stehen unter einem höheren Gesetz, das über dem menschlichen steht!" Rechtsanwalt Dr. Herbert Falk aus Stuttgart: "Mein Mandant fühlt sich als Träger einer ihm von Gott offenbarten Entscheidung".

Erster Staatsanwalt Dr. Heinz Walter aus Siegen: "Ich hoffe, daß es bei solchen Fällen noch mehr Schürmänner gibt. In unserem Rechtskreis, und der Angeklagte lebt in ihm, pflegt man zu verhindern, daß jemand stirbt".

Bruder Zierath: Meine Weigerung ist Gehorsam gegen Gott, und ich kann nicht dafür bestraft werden, weil ich ein göttliches Gebot achtete". Und in einer Verhandlungspause: Natürlich bin ich froh, das unser Kind erhalten blieb, aber es ist kränklich. Wir müssen alle vier Wochen mit ihm zum Arzt. Durch die Transfusion ist ihm eine Blutschuld auferlegt worden."

Verteidiger Dr. Herbert Falk aus Stuttgart: "Es hat schon krassere Fälle gegeben, in denen Zeugen Jehovas straffrei blieben. Eine Frau drohte nach der Geburt ihres Kindes zu verbluten. Aus Glaubensgründen lehnte sie eine Bluttransfusion ab. Ihr Mann sah im OP-Saal, daß er seine Frau und die Mutter seines Kindes verlieren würde, aber auch er folgte dem mosaischen Befehl. Die Frau starb. Gegen den Mann wurde nicht einmal Anklage erhoben". (Zitate: Westfälische Rundschau, Dortmund, 11. 10. 67)

Die Urheber sehen

Senatspräsident Laube urteilte schließlich: "In Fällen wie dem vorliegenden, verdient auch eine Gewissensentscheidung nicht den Vorrang vor dem, was in unserem Rechtskreis Norm ist."

Ließe man sich bei diesem Prozeß von der Behauptung beeindrucken, es sei ein Befehl Gottes, ein göttliches Gebot, an die Zeugen Jehovas, Bluttransfusion zu verweigern, auch wenn es das Leben kostet? Anerkennt man diese Behauptungen als religiöse Gewissensentscheidung? Wenn man auf solche Behauptungen eingeht, wäre es Pflicht die Dinge sachlich zu prüfen. Könnte das sonst nicht gar dahin führen, beliebigen Ansichten als "Gottes Geboten" zum Opfer zu fallen? Oder gar zu einem Freibrief für allerlei religiöse Willkür und Scharlatanerie?

"Meine Weigerung ist Gehorsam gegen Gott", erklärte Br. Zierath dem Gericht. In Wirklichkeit liegt die Ursache seiner Weigerung jedoch in keiner Weise in einem Ruf seines Gewissens oder in einer göttlichen Entscheidung, die ihm zuteil geworden wäre. Es ist günstigstenfalls ein schwerwiegendes religiöses Mißverständnis auf seiten des Angeklagten.

Die Urheberin der Verweigerung von Bluttransfusion bei den Zeugen Jehovas ist nicht Gott, sondern die Wachtturm-Gesellschaft Wiesbaden/Brooklyn, die leitende organisatorische und geistliche Körperschaft dieser Gemeinschaft. Diese Gesellschaft (WTG) hat sich die Lehren über Bluttransfusion ausgedacht, deretwegen sich hier die Gerichte bemühen.

Zur richtigen Beurteilung des Verhaltens von Br. Zierath muß diesbezüglich festgestellt werden. Die WTG hat erst seit 1945 dieses Blutdogma aufgestellt. Das wird dokumentiert mit der Wachtturm-Zeitschrift vom 1. Juli 1945 (in Englisch) und mit dem WTG-Buch "Babylon die Große ist gefallen" S. 544, deutsch. Es handelt sich also nicht um einen Befehl Gottes, sondern einfach um eine willkürliche Bibelauslegung; die als Offenbarung Gottes ausgegeben wird. Der willkürliche Charakter der Ansicht Bluttransfusion verweigern zu müssen, ist aus folgendem Sachverhalt ersichtlich. Es gibt keine Aussage in der Bibel, die Bluttransfusion verbietet. Sämtliche Aussagen im Alten und Neuen Testament dazu beziehen sich lediglich auf Tierblut. Und wenn in Apostelgeschichte 15:28 Blutessen verboten wird, so geschah dies lediglich, um dem Tieropferunwesen jener Zeit den Kampf anzusagen. Diese Weisungen wurden später aufgehoben durch das Schriftwort in 1. Korinther 10:25-27, nach dem Christen alles essen können, was auf dem Fleischmarkt oder von Nichtchristen zum Essen angeboten wird, ohne daraus eine Gewissensfrage zu machen. Die WTG mußte in ihrer Zeitschrift "Erwachet" vom 8. Oktober 1950 S. 12 (deutsch) selbst zugeben, daß die Bibel Bluttransfusion nicht verbietet. Damit ist der Sachverhalt theologisch einwandfrei klar.

Es gibt also keine göttlichen Gebote, die Bluttransfusion verbieten. Somit kann kein Christ berechtigterweise behaupten, Gott habe ihm die Verweigerung einer Transfusion geboten, wie es Br. Zierath vor Gericht behauptete. Das Gericht und auch die Verteidigung wurden in dieser Sache zweifellos getäuscht.

Um dem Angeklagten gerecht zu werden, muß jedoch noch folgendes beachtet werden: Allein die WTG bestimmt, was der Zeuge Jehovas zu glauben hat und was nicht. Kein Zeuge Jehovas hat das Rech, sich die Bibel nach seinem eigenen Gewissen auszulegen. Die WTG behauptete von sich, alleinige Vertreterin Gottes auf Erden zu sein (siehe das Buch "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben", S. 148/49, deutsch). Damit nimmt diese Gesellschaft das Recht für sich in Anspruch zu bestimmen, was Gebote Gottes oder göttliche Wahrheit für Zeugen Jehovas ist bzw. zu sein hat und was nicht. Sie geht sogar so weit, zu erklären, ihr Wille als der Wille des Sklaven Gottes, sei der Wille Gottes (Der Wachtturm 1. August 1956, S. 474, deutsch). Es wird also auf diese Weise ein ungeheuerlicher religiöser Gewissenszwang auf die Zeugen Jehovas ausgeübt, so daß sie die Weisungen und Bibelauslegungen der WTG als Gottes Willen ansehen.

Damit ist die WTG in erster Linie verantwortlich, wenn ihre Anhänger, die Zeugen Jehovas, Bluttransfusion verweigern und auf diese Weise sich selbst oder ihre Kinder dem Tode überliefern. Selbst dann wird in der Zentrale der WTG angefragt, wenn es sich um die Annahme einer Weihnachtszulage im Betrieb handelt (Der Wachtturm vom 1. Februar 1966, Deutsch, S. 95, Fragen von Lesern). Nicht einmal hier sind die Zeugen Jehovas selbständig!

Die Urheberschaft für den WTG-Blutkult und seine Menschenopfer liegt also nicht bei Gott, sondern bei den Führern der WTG, die diesen Kult erst 1945 verbindlich eingeführt haben! Eine gerechte Urteilsfindung in dieser Sache muß diese Zusammenhänge berücksichtigen, noch dazu, wenn es um Menschenleben geht. Dazu gehört ein Quellenstudium aller Verantwortlichen. Nicht umsonst hatte Br. Zierath eine Mappe mit Wachtturm-Literatur bei sich. Zu untersuchen bleibt noch der rechtliche bzw. humanistische Aspekt der Sache.

Staatsanwalt Heinz Walter argumentierte, "in unserem Rechtskreis pflegt man zu verhindern, daß jemand stirbt". Der Anspruch, seinem Kind eine Transfusion zu verweigern und es eher sterben zu lassen, überschreite sowohl Elternrecht und Elternpflicht, wie auch die Grenzen der Religionsfreiheit.

In der Tat, Elternrecht heißt nicht, mit dem eigenen Kind machen zu können, was man will. Schon wenn Eltern ihr Kind verwahrlosen lassen, hat die Öffentlichkeit, der Staat oder die Gesellschaft das Recht und die Pflicht, einzuschreiten, sei es durch Fürsorgeerziehung oder ähnliches. Wieviel eher trifft dies zu, wenn Eltern ihr Kind gar gesundheitlich schädigen oder sterben lassen wollen. Leben wir in zivilisierten Ländern oder nicht? Ist das angeblich höhere Recht der Zeugen Jehovas hier nicht in Wirklichkeit Unmenschlichkeit? Genauso wie Eltern kein Recht haben, ihr Kind totzuschlagen, haben sie auch kein Recht, es sterben zu lassen, indem sie Hilfe verweigern.

Die Menschenopfer auf dem Altar des WTG-Blutkultes sind somit ein Überschreiten der Grenzen der Religionsfreiheit. Gibt man der WTG weiter das Recht diesen Blutkult zu verbreiten, so ist damit schließlich jedem Mißbrauch der Religion und jedem religiösen Scharlatan, der behauptet, im Namen Gottes zu sprechen, ein Freibrief gegeben. Die Religionsfreiheit muß da ihre Grenze haben, wo die Grundsätze der Menschlichkeit verlassen werden, und die Unmenschlichkeit beginnt.

Bevor man einen Zeugen Jehovas, verurteilt, der diese Grenzen überschreitet sollte man jedoch die Urheber solchen unmenschlichen Tuns zur Rechenschaft ziehen.

WTG-Vizepräsident F. W. Franz vor Gericht

Vom 19. bis 21. Juni 1967 fand in Seattle, Washington, USA, ein Prozeß statt, in dem es um die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit der Frage ging, gegen den Willen der Eltern lebensgefährdeten Kindern eine Bluttransfusion zu geben Um ein Exempel zu statuieren, hatte die WTG ihren Vizepräsident Fred W. Franz in den Zeugenstand entsandt. Im USA-Staate Washington besteht ein Gesetz demzufolge es rechtmäßig ist, Kinder durch Transfusion gegen den Willen ihrer Eltern am Leben zu erhalten. Dagegen sollte F. W. Franz vor Gericht auftreten.

Franz dokumentierte hier, daß er zwar im Interesse der WTG die Bibel auslegen kann, er ist die rechte Hand von Präsident Knorr in biblischen Fragen, daß er aber von Rechtsfragen wenig Ahnung hat. So verteidigte er den Widerstand von Jehovas Zeugen gegen jenes Washingtoner Gesetz mit dem Argument, Maria und Josef hätte dem Gesetz des Herodes auch zuwider gehandelt, um das Jesuskind zu retten. Richter Lindberg vom Bundesgericht mußte lächeln ob dieses juristischen Dilettantismus, denn es liegt auf der Hand, daß dieses Argument zwar schön klingt, aber in diesem Fall völlig abwegig ist. Maria und Josef widersetzten sich dem Gesetz, um, Jesus zu retten, der von Herodes' Häschern im Rahmen eines Kindermassenmordes umgebracht werden sollte. Was hat das mit einer Bluttransfusion zu tun, bei der das Leben eines Kindes gerettet werden soll? Nichts. Die Argumentation von F. W. Franz ist typisch für die Einfalt, in der die WTG ihre Hörigen halten will.

Schließlich trat der WTG-Rechtsanwalt Glen How in den Gerichtsstand und erklärte, die Haltung der Zeugen Jehovas, Bluttransfusion zu verweigern, sei durch die sehr klaren Feststellungen der Bibel begründet. Dabei warfen sich Franz und How gegenseitig die Bälle zu, indem Franz auf Fragen von How Apg. 15:19, 20 zitierte, wo Tierblutessen verboten wird. Man unterließ es jedoch vor Gericht, auch 1. Kor. 10:25-27 zu zitieren, womit dieses Verbot aufgehoben ist, und den Erwachet-Artikel vom 8. 0kt. 1950 S. 12, in dem die WTG zugibt, daß die Bibel Bluttransfusion nicht verbietet. CV wird in dieser Sache weiter berichten.

Warst Du einst ein Königreichsverkünder?

Verzweiflungskampf der WTG gegen Abfall

Zu der obigen Frage lesen wir im Wachtturm vom 1. Juni 1967:

"In den letzten fünf Jahren ließen sich 323 986 neue Königreichsverkündiger taufen … In der gleichen Zeit stieg die Durchschnittszahl der Verkündiger jedoch nur um 174088. Was geschah mit den anderen 149 898? Rechnet man, daß jedes Jahr ungefähr ein Prozent sterben, dann bleiben immer noch etwa 100 000 Personen, die in den letzten fünf Jahren aufgehört haben zu predigen. Bist du einer von diesen, die einst Königreichsverkündiger waren? Wenn ja, warum bist du es heute nicht mehr?

Überleg einmal: Angenommen, du hast dich von der Christenversammlung zurückgezogen, weil du an einer Lehre Anstoß genommen hast. Hat es dir irgendwie genützt? Hast du an einem anderen Ort einen Tisch gefunden, der ebenso reich mit geistiger Speise gedeckt ist? Es gibt keinen! Du benötigst die Christenversammlung und die Gemeinschaft derer, die Gott lieben und bereit sind, seinen Willen zu tun. Du kannst dich darauf verlassen, daß Jehova dafür sorgen wird, daß seine Organisation richtig geleitet und etwas, was nicht in Ordnung ist, zu seiner Zeit in Ordnung gebracht wird. Nimm deshalb die Einladung, zu den Zusammenkünften der Versammlung zurückzukehren, an." (S. 342 ff).

Immer häufiger werden diese Beiträge im WT, um vor allem in den traditionellen WT-Einflußgebieten in den USA, Kanada, England und Deutschland den Zerfall der Organisation aufzuhalten.

Eine gründliche Untersuchung der Taktik der WTG zeigt jedoch, daß man dabei geschickt vermeidet, eine echte Erörterung der Gründe für die zunehmende Abkehr von der WTG vorzunehmen. Der WT operiert in der Hauptsache im Bereich der Gefühle und Empfindungen mit dem Ziel, die "erste Liebe" zur WTG wiederzuerwecken. Die Tatsachen über die Unglaubwürdigkeit der WTG werden in jedem Fall umgangen.

Ablenkung von den Grundfragen

Tatsächlich nehmen heute immer mehr in den Versammlungen Anstoß an bestimmten WT-Lehren und wenden sich ab. Was macht der WT, wie wir zitierten? Geht er auf irgendwelche Lehren näher ein? Nein. Es wird vom Kern der Sache abgelenkt. Man fragt nach dem Nutzen des Anstoßes. Natürlich verursacht jeder Anstoß erst einmal auch einen Schaden für den Betreffenden. Aber den muß man hinnehmen, wenn der Anstoß begründet ist. Aber eben jegliche Begründung wird im WT nicht erörtert. Man lenkt noch weiter ab und fragt, ob es an anderem Ort auch so "reich geistige Speise" gebe. Obwohl der WT diese Frage verneint, gibt es an anderen Orten noch viel mehr geistige Speise als bei der WTG. Aber es geht doch gar nicht um die Frage nach der Menge der "geistigen Speise", der WTG, sondern um die Qualität dieser "Speise", um die Glaubwürdigkeit der WTG! Schwerlich läßt sich die Frage nach anderen Orten für geistige Speise sogleich für jeden beantworten, weil man sich da erst näher umschauen muß. Diese Frage muß also fürs erste zumindest noch offen bzw. ungeklärt bleiben Weil man nicht den zweiten vor dem ersten Schritt tun kann. Und die WTG weis genau, daß diese Frage auftaucht, aber nicht sofort geklärt werden kann. Darum stößt sie sofort auf diese Frage vor, um von ihrer eigenen Unglaubwürdigkeit abzulenken. Wer da nicht standfest ist bei seinem kritischen Herangehen an die WTG-Literatur wird von ihr auf diese Weise sofort wieder eingefangen.

Jehova wird richtig leiten?

Mit der Behauptung, man könne sich darauf verlassen, daß die WTG von Jehova richtig geleitet und alles "zu seiner Zeit" in Ordnung gebracht w i r d, überspielt der WT geschickt die Notwendigkeit, auf die Argumente der Kritik an der WTG näher einzugehen.

Jehova wird "zu seiner Zeit" die WTG richtig leiten?

Darin liegt doch das Eingeständnis, daß die WTG eben " j e t z t " nicht von Jehova geleitet wird!

Wir wissen, daß immer mehr Verkündiger und auch verantwortliche Diener an dem jetzt proklamierten neuen Harmagedon-Datum 1975 Anstoß nehmen, mit dem sich die WTG einen Mühlstein an den Hals gehängt hat.

Tun wir, was die WTG nicht will und gehen auf die 1975-Prophezeiung näher ein.

Nach den Harmagedon-Fehlberechnungen von 1914, 1918 und 1925 erklärte der WTG-Präsident Rutherford im Jahre 1931 im WT-Buch RECHTFERTIGUNG Band I, S. 332:

"Jehovas Getreue auf der Erde wurden in ihren Erwartungen für die Jahre 1914, 1918 und 1925 in etwa enttäuscht . . . Später lernten die Treuen, daß sie keine Daten mehr für die Zukunft festsetzen und nicht mehr voraussagen sollten." (Zitiert nach ICH WAR ZEUGE JEHOVAS, S. 53, G. Pape, VEB Deutscher Zentral-Verlag Berlin 1961).

Was für ein Glück für die WTG, daß die Bücher RECHTFERTIGUNG heute kaum noch näher bekannt sind!

1931 haben die "Getreuen Jehovas" in Brooklyn gelernt, keine Daten mehr festzusetzen? Das festgesetzte neue Datum 1975 beweist, daß man diese Lehren in Brooklyn wieder beiseite gesetzt hat.

Was ist denn nun richtig, die "Führung Jehovas" zu jener Erkenntnis von 1931, keine Daten wieder festzusetzen oder das neue 1975-Datum "von Jehova gelehrt"?

Hat WTG-Vizepräsident Fred Franz, der das Jahr 1975 auf den Kongressen der WTG 1966 proklamierte, vergessen was Rutherford endlich begriffen hatte? er hat es nicht vergessen, es ist schlimmer, denn Fred Franz war schon zu Rutherfords Zeiten der Mann, auf dessen "scharfen Bibelverstand" sich die WTG in der Hauptsache stützte. (Marley Cole, Jehovas Zeugen, S. 109, Frankfurt/ Main 1956).

Wir sehen bei näherer Betrachtung Widerspruch auf Widerspruch. Alles ist Prahlerei, man will nur nach außen kundmachen, man wisse etwas. Daß man aber gar nichts weiß, geht aus den Worten von Vizepräsident Franz hervor, als er verkündete: Es kann sein, daß 1975 das Ende der Welt ist, aber wir sagen es nicht. Es kann sein, aber wir sagen es nicht. Ist das eine Prophezeiung oder Prahlerei Daraus geht hervor, daß die WTG-Leitung genau so wenig weiß wie jeder andere, sie geben sich nur den Anschein, etwas zu wissen. Die Vergangenheit beweist das zur Genüge und die Zukunft wird es abermals bestätigen. Deshalb die Worte von Franz: "Wir sagen es nicht!" Es bleibt der WTG nichts weiter übrig, als in bewußt oberflächlich und emotionell gehaltenem Rückzugsgefecht, den Abfall von ihrem äußerlich, imposanten Endzeit-Glaubensgebäude so gut wie möglich aufzuhalten. Aber der Abfall geht weiter, wie wir sahen, jetzt schon in die Hunderttausende Dies bewegte ja, wie wir in CV 13 sahen, den Präsidenten Knorr, an die höheren Diener zu schreiben, um, wenn möglich, den Abfall aufzuhalten oder Abgefallene mit schönen Worten wieder in die Organisation zurückzuholen. Jedoch, es werden sich alle selbständig und verantwortungsbewußt denkenden Zeugen Jehovas von der WTG abwenden, trotz der Bemühungen der höheren Diener. Rutherford erkannte bereits 1931, daß das Festsetzen von Daten, wie jetzt wieder 1975, nicht zum Wachstum der Organisation beitrage. Er bestimmte deshalb keine Daten, in Zukunft mehr festzulegen. Man hat dies aber heute in Brooklyn außer acht gelassen und verfiel wieder in den alten Fehler, weil man dort glaubt, man müsse den Gliedern der WTG etwas Zukünftiges als nächstes Ziel setzen, welches nur unter Führung der WTG-Leitung zu erreichen ist. Sollte, so verkündet die WTG-Leitung, hier etwas nicht stimmen, so kannst du dich darauf verlassen, daß Jehova dafür sorgen wird, daß seine Organisation richtig geleitet und was nicht in Ordnung ist, zu seiner Zeit in Ordnung gebracht wird. (WT 1. 6. 67). Da aber die Worte " WT Menschenworte sind und nicht Jehovas Worte, ist es besser, sich nicht auf Menschen zu verlassen, wie die Schrift sagt in Psalm 116:11; Römer 3:4; Psalm 118:8, 9).

Z. A.

Neues WT-Licht und seine Auswirkungen

Der WT "Von einem Groschen, dankbar Gebrauch machen", vom 15. Juli 1967, Wiesbaden, hat nach seinem Bekanntwerden bei einer Reihe von Brüdern in der DDR ernste Diskussionen ausgelöst. Sie sehen hier offenkundig bestätigt, wie willkürlich der WT die Bibel auslegt. Es geht um das Gleichnis Jesu von den Arbeitern im Weinberg. Matthäus 20.

Ein Bruder wurde beauftragt, sich an solche zu wenden, die mit CV in Verbindung stehen, und ihnen die Bedenken gegen den genannten WT darzulegen mit der Bitte, die Frage in CV zur Sprache zu bringen, damit sowohl die anderen Versammlungen wie auch die Leitung in Wiesbaden das zur Kenntnis nehme.

Bei dieser Gelegenheit möchte darauf hingewiesen werden, daß alle Brüder und Schwestern sich in jeder Frage vertrauensvoll an CV wenden können. Jede Diskretion, um die sie bitten, was ihren Namen und ihre Versammlung betrifft usw. wird dabei selbstverständlich gewahrt.

Die Brüder nehmen Anstoß an folgenden Tatsachen, die sie dem WT vom 15. Juli 1967 entnehmen.

Das erste Mal hat die Gesellschaft erklärt, der Groschen als Lohn für die Arbeit im gegenbildlichen Weinberg des Herrn ist der 7. Band Schriftstudien 1917, "Das vollendete Geheimnis". Man sollte doch bedenken, daß das als Erkenntnis vom Herrn angenommen werden mußte. Dann folgte durch Br. Rutherford eine neue Erklärung, wonach der Name "Jehovas Zeugen", der 1931 an alle ausgeteilt wurde, der Lohngroschen für die Arbeit im Weinberg des Herrn war. Wieder muß man bedenken, daß das der Herr getan haben sollte.

CV möchte hierzu ergänzen. Vorher, im WT vom 15. April 1928 S. 125/26, erschien ein Beitrag "Streitigkeiten in den Ortsgruppen". Darin wurde über die Anerkennung des WT gesagt: "Wenn ein Leiter oder Ältester einer Versammlung dem Werke entgegentritt, dann ist er sicherlich weder in Übereinstimmung mit dem Herrn noch auch mit dem Werke des Herrn. Gott hat der Gesellschaft die Pflicht auferlegt . . . das Zeugnis auf Erden abzulegen." In diesem Sinne wurde damals auch die Kritik an der Auslegung des Gleichnisses vom Weinberg 1931 unterdrückt. Wer sich der Ansicht der Gesellschaft nicht beugte, wurde als Gegner des Herrn bezeichnet.

Jetzt legt der WT das Weinberggleichnis wieder anders aus. Die ersten, die in den Weinberg gerufen wurden, sollen nun die Geistlichen der Christenheit, gewesen sein und die letzten, die in der elften Stunde gerufen wurden, waren die Zeugen Jehovas. Der - Groschen des Lohnes soll das Dienstvorrecht sein, daß die Gesellschaft seit 1919 an jeden austeilt. Wieder liest man dazu in jedem WT, das ist "von Jehova gelehrt".

Die Brüder stellen also fest:

Zuerst sagte also die Gesellschaft im Namen des Herrn, der 7. Band von 1917 ist der Groschen für die Weinbergsarbeit.

Dann sagte die Gesellschaft, der Name "Jehovas Zeugen" von 1931 ist der Weinbergslohn für alle gleichermaßen, die ersten und die letzten.

Jetzt sagt der WT 1967, das Dienstvorrecht, das die Gesellschaft verteilt, ist der Weinbergslohn 1931 waren die ersten Arbeiter, die Arbeiter der ersten Stunde im Weinberg der Überrest seit Bruder Russell. Die Arbeiter der letzten, der elften Stunde waren die Jonadabe. Jetzt sollen die Arbeiter der ersten Stunde im Weinberg des Herrn die Geistlichkeit und die Pfarrer gewesen sein! Das ist in offenem Widerspruch zur Bibel, weil diese niemals vom wiedergekommenen Herrn berufen wurden, im Weinberg zu arbeiten.

Die Brüder fragen mit Recht, wie kann man behaupten, daß diese ganze widersprüchliche Gleichnisauslegung vom Herrn ist? Wie kann man einfach im Gleichnis den Überrest durch die Geistlichkeit ersetzen? Hat die Geistlichkeit nicht von Anfang an die Weinbergsarbeit bekämpft? Nie waren sie Arbeiter der ersten Stunde im gegenbildlichen Weinberg! Ist hier nicht offenbar, daß die Gesellschaft die Bibel auslegt, wie es ihr gerade paßt? Wie kann man da der Gesellschaft noch weiter vertrauen, sie sei vom Herrn geleitet?

Der Bruder, der dem CV-Mitarbeiter diese Fragen vorlegte, sagte zum Schluß noch: Die Gesellschaft kann uns nicht zumuten, etwas dreimal verkehrt entgegenzunehmen und das noch im Namen Jehovas. Bekanntlich darf am Wachtturm nichts kritisiert werden. Alles was herausgegeben wird, ist immer wieder "von Jehova gelehrt", selbst, wenn es sich wie hier um zweifelhafte, sich widersprechende Bibeldeutungen handelt. Die Brüder hätten CV erst abgelehnt. Doch wurde sich jetzt die Erkenntnis immer mehr durchsetzen, daß durch CV die einzige Möglichkeit geboten wird, der Gesellschaft nachhaltig zu sagen, wie sie sich unglaubwürdig macht. Auf die Frage, was den betreffenden Bruder zum Entschluß gebracht habe, Verbindung mit einem CV-Mitarbeiter zu suchen, sagte er, der persönliche Anlaß ist gewesen, weil er zum Überrest gehört und die Gesellschaft einen unverzeihlichen Irrweg einschlägt, wenn sie die Überrestmitglieder als Arbeiter der ersten Stunde im gegenbildlichen Weinberg durch die Geistlichkeit ersetzt. Dagegen müsse etwas unternommen werden. Der Bruder sagte, alle Überrestglieder müßten das zur Kenntnis nehmen. Sie stehen in erster Linie in einem Bundesverhältnis mit Christus und nicht mit der Gesellschaft, die den Überrest herummanipuliert in ihren Gleichnisauslegungen, wie sie ihn braucht.

Die Gesellschaft ist somit keine Dienerin des Überrestes mehr, sondern spielt sich als dessen Herrin und Manipulator auf. Das kann sich keiner der vom Herrn Berufenen, Auserwählten und Treuen gefallen lassen.

Der CV-Mitarbeiter versicherte dem Bruder, es werde bestimmt von CV das Beste getan, um dem Anliegen der Brüder gegenüber der neuen Gleichnisauslegung des WT's Gehör zu verschaffen.

Vorstehendes wurde mit der Bitte überreicht, sie an das Bethel in Brooklyn und Wiesbaden weiterzugehen. Die Brüder sind mit dem Wachtturm-Artikel: "Von einem

'Groschen' dankbar Gebrauch machen" WT, vom 15. Juli 1967, Seite 425 nicht einverstanden und protestieren gegen die verschiedene, willkürliche Auslegung des Gleichnisses in Matthäus 20:1-16. Die Bethel-Leitung in Brooklyn und Wiesbaden wird dringend gebeten, umgehend sich hierzu zu äußern. Antwort erbitten wir über Christliche Verantwortung, weil wir keine andere Antwortmöglichkeit kennen.

Einige Brüder in der WTG-Organisation

Aus eingegangenen Briefen

Aus dem Bezirk Magdeburg,

Deine lieben Zeilen und CV dankend erhalten. Ich kann nur eines sagen: Das ist ja ein sehr schöner und herrlicher Gedanke, seine Erlebnisse in der Organisation an CV zu schreiben, damit sie hier an die Brüder herangetragen werden. Der Bericht über den Nürnberger Kongreß von dem ehemaligen Bruder war mir aus dem Herzen geschrieben, denn es war tatsächlich so. Ich erinnere mich gerade an ein Ereignis, was ich in Nürnberg erlebte und möchte dies ergänzend zu dem Bericht hinzufügen: Da ich kein Westgeld besaß, ich mir aber auch mal was kaufen wollte, wurde mir angeraten: Kaufe Dir doch für Dein Ostgeld Wachtturm-Literatur, gehe damit in den Felddienst, verkaufe sie, dabei kannst Du Dir eine Menge Geld verdienen und Dir dann kaufen, was Du gern möchtest. Ich machte den Versuch. Es war aber tatsächlich so, daß sich kaum Interessenten für die WT-Literatur fanden, denn alles war überlaufen und die Leute hatten andere Interessen. Ich wäre, hätte ich davon leben müssen, verhungert Es fanden sich dann aber Verwandte von mir, welche mir mit Westgeld aushalfen. Der Fall zeigt abermals, wie die WTG-Leitung bemüht ist, ihre Literatur an den Mann zu bringen. Hauptsache, sie hat die Einnahme, ob der Käufer sie los wird oder nicht, kümmert die Leitung nicht. Dies ist ein sehr unbrüderliches Geschäftsgebaren. Möchte auch dieses Erlebnis zum Nachdenken anregen, wenn es auch schon länger zurückliegt, hat sich die Methode bei der Leitung nicht geändert, im Gegenteil eher noch verschärft.

Um auch etwas zur Förderung beizutragen, übermittle mir bitte die Konto-Nr.

Aus dem Bezirk Gera:

CV habe ich von Dir einige Nummern erhalten und sage herzlichen Dank. Sie sind für mich von großem Interesse … Zu solchen großen Auswirkungen, wie sie in CV zitiert werden, darf es in einer christlichen Gemeinschaft niemals kommen. In Jehovas Organisation soll und muß es immer aufrichtig und sauber zugehen . . . Auch die Versammlungsleiter und hinauf bis zum Präsidenten der WTG sind nicht unfehlbar. Deshalb sollten sie ruhig Zurechtweisungen und Tadel annehmen. Aber leider wollen sie nur die guten Schafe sein, alle anderen haben ihnen zu gehorchen. Aus diesem Grund kam ich auch mit ihnen in Konflikt. Falschheit und Heuchelei vertrage ich nicht, am allerwenigsten von diesen Brüdern. Streitigkeiten liebe ich nicht, deshalb meide ich die Zusammenkünfte, denn unter solchen Christen fühle ich mich nicht wohl. Leider ließ ich mich schon zweimal überreden, aber der Versammlungsbesuch erbaute mich nicht mehr. Am meisten entfremdete mich, daß man beim WT-Studium keine Einwände zu machen habe, denn was der WT schreibt, das stimmt, sagten die Brüder. Weshalb darf man keine Einwände bringen, wenn die Bibel es doch anders sagt? Ich frug die Brüder. Wie kann man jemand zum Glauben bringen, wenn er seine Zweifel nicht äußern darf? Geheimniskrämerei gibts nicht im Worte Gottes, da muß jeder seine Einwände sagen können, sonst kommt er in Gewissenskonflikte. Mithin ist ein Wachtturm-Studium kein Bibel-Studium nach Ansicht der Brüder. Aber es wird doch gesagt, daß der WT ein Hilfsmittel sei zum Bibelstudium, das verstehe wer kann. Kritisiert man dies, dann wird man schief angesehen. Würde der WT und Erwachet wirklich nur Gottes Wort lehren, hätte niemand etwas dagegen einzuwenden. Alle aufrichtigen Bibelforscher müssen sich gegen solche Falschdarlegungen wenden, oder man muß uns beweisen mit der Schrift, daß dies so ist, aber nicht nur behaupten. Deshalb schrieb ich den Brüdern meinen Entschluß, daß ich nicht mehr ihre Zusammenkünfte besuchen und mich einer anderen Gemeinde anschließen werde. Da ich mich selbst ausgeschlossen habe, benötige ich keine Antwort von ihnen.

Nun, lieber Bruder, sende mir bitte CV weiter, denn sie interessiert mich sehr. Ich bin auch bereit, finanziell etwas zu helfen . . . Mit christlichen Grüben . . .

Aus dem Bezirk Gera:

… Habe die Zeitschrift CV gelesen und fand darin eine gewisse Befriedigung, daß endlich mal Brüder so mutig sind, der WTG-Leitung die Stimmung unter den WT-Gliedern zu unterbreiten. Ich lieb mich 19. . taufen, in der Meinung, endlich den wahren Glauben gefunden zu haben. Leider mußte ich feststellen, daß außer den vielen Reden, schönen Worten und den falschen Prophezeiungen, die im Wachtturm veröffentlicht werden, von geschwisterlicher Liebe in den Versammlungen nichts zu spüren bekam. Auch in bezug auf biblische Wahrheiten nahm man es nicht so genau und lehrte, wie man es brauchte. Als ich einmal den dienenden Brüdern die Wahrheit sagte, wurde ich als Verräter beobachtet und abgeschoben. Ich wurde vom Studium ausgeschlossen und habe seit 195. keine Verbindung mehr. Mir ist bekannt, daß ein Ausschluß nur vom Brüderkomitee durchgeführt werden kann. Ich wurde bis heute weder schriftlich noch mündlich ausgeschlossen. Ich freue mich, daß Du in Deiner CV die Dinge so aussprichst, wie sie mich auch bewegen. Das beste wäre, wenn man sich mal mündlich über diese Dinge aussprechen könnte. Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn ich Dich in Deiner Arbeit unterstützen könnte.

Mit freundlichen Grüßen . . .

Aus der Schweiz:

. . . Vor allem herzlichen Dank für die CV, welche ich sofort an alle Bekannten weitergeleitet habe, welche sie wieder an andere weitergeben. So kommen sie langsam aber sicher in alle die Hände, die sich dafür interessieren … Zum Glück hat es schon eine ganze Menge ehemaliger Zeugen und ein jeder trägt das Seine dazu bei, die Menschen zu warnen. . . . Du darfst nicht vergessen, daß uns im Westen die Gesellschaft immer mit den Brüdern aus dem Osten in Atem gehalten hat. Sie schilderte in allen Nuancen den Heldenmut und die Opferbereitschaft der ostdeutschen Zeugen, wie sie freudig ins Gefängnis gingen usw. Dann haben wir Zeugen im Westen uns immer wieder geschämt, daß wir ermüden wollten in der Hetze, wenn doch die tapferen ostdeutschen Brüder keine Mühe scheuten und keine Gefahr. Wir haben alles geglaubt und ihr seid so für uns zum Köder geworden. Auch beim missionieren haben wir bei den Leuten immer von Eurem heldenhaften Einsatz erzählt, von Eurem unbezwingbaren Mut usw. Die Leute mußten das bewundern und wurden uns oft nur deshalb gut gesinnt. Weißt Du, die Leute sollten wissen, wie es unter den Zeugen dort in Wirklichkeit aussieht, berichte darüber.

Gottes Segen und herzliche Grüße .............

A 4048/68 V 71 589

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 16

Die Apologeten der WTG plustern sich künstlich und heuchlerisch auch darüber auf, dass der Willy Müller auch einen lockeren Briefkontakt mit dem Dr. Kurt Hutten hatte, der als Leiter der Evang. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen zugleich auch eine Beobachterfunktion über die "religiöse Szene" außerhalb der Groß- und Freikirchen wahrnahm. Es versteht sich von selbst, dass auch die Zeugen Jehovas damit sich im Blickfeld seines Interesses befanden. Hutten nahm also das Angebot an, auch die "Christliche Verantwortung" zugesandt zu bekommen. Was hätte er auch anderes machen sollen? In der Postzeitungsliste der DDR war jenes Blatt nicht gelistet und somit hatte er nur die Chance es im Direktbezug zu erhalten. Auch heute ist es noch so. Man kann als Außenstehender, als Nichtmitglied der Evangelischen Kirche, dennoch ihre Zeitschriften im Abonnement beziehen und lesen. Indem also Nichtmitglieder der Evangelischen Kirche dennoch deren Zeitschriften lesen, ist damit keineswegs eine Liaison gegeben, wie es die WTG-Apologeten unterstellen. Die redaktionelle Hoheit liegt einzig und allein bei deren Redaktionen und nicht bei den Lesern auch aus anderen Lagern. Genauso verhält es sich im Umkehrschluß. Wenn Hutten also die "Christliche Verantwortung" auch las, dann bedeutet das keineswegs, dass er mit ihr inhaltlich involviert wäre. Im Prinzip ist diese Erkenntnis eine banale Selbstverständlichkeit. Offenbar aber nicht für die bornierten WTG-Apologeten; deshalb muss das hier nochmals so auseinandergeklaubt werden. In der CV 16 wird nun im einleitenden Artikel in indirekter Form auch aus den Ausführungen von Hutten über die Zeugen Jehovas, in seinem Standardwerk "Seher Grübler Enthusiasten" zitiert. Den zitierten Passagen kann man auch heute noch inhaltlich zustimmen. Hätte jene Passagen ein anderer Autor geschrieben und die CV zitierte es, dann gälte ein gleiches. Die Personen sind hierbei zweitrangig. Die Substanz ist das Entscheidende. Im Übrigen ist für Zitate der Zitierende verantwortlich, nicht aber der eigentliche Textschreiber, der keinen Einfluss darauf hat, wer was und wo von ihm zitiert.

Zu dem erneuten Artikel zum Thema WTG-Geldschmuggel in dieser CV-Ausgabe, wurde in den Kommentaren zu CV 6, 8 , 9 und 11 schon das Wesentliche gesagt.

Aufschlussreich auch der Artikel "Bemerkenswerte Vorbereitungen der WTG in Westdeutschland". Liest man ihn aufmerksam, kann man gewisse Tendenzen zur Ausweitung der Konspiration, außerhalb der "klassischen Verbotsländer" nicht übersehen. Man weiß von der DDR-Stasi heute, dass sie ein System der Infiltration mit sogenannten "Offizieren im besonderen Einsatz" eingerichtet hatte. Die besetzten allerhand Schlüsselstellungen, galten aber als "gewöhnliche" Zivilisten. Zwei solcher Kreaturen, Hauptabteilungsleiter Peter Heinrich und sein Adlatus Stephan im Staatssekretariat für Kirchenfragen, hatte ich mal zu DDR-Zeiten auch flüchtig kennengelernt. Heinrich, von mir als "Briefkasten der Stasi" damals tituliert, reagierte mit der offenen Drohung ein Ermittlungsverfahren über die DDR-Staatsanwaltschaft gegen mich eröffnen zu lassen. Hat es dann aber wohl doch nicht realisiert. Offenbar reichten ihm die unter dieser Ebene liegenden Stasi-Zersetzungsmassnahmen gegen meine Person noch aus. Offenbar war ihm diese deutliche, lediglich auf Indizien beruhende Demaskierung nicht recht. Nach der politischen Wende vom November 1989 sind dann allerdings meine damaligen Vermutungen bestätigt worden. Allerdings, zu DDR-Zeiten herrschte totales Schweigen, meines Wissens auch in den westlichen Medien, über dieses Stasisystem der OibE.

Das die "Christliche Verantwortung" ein Stasiinfiltriertes Blatt ist, bedarf hier jetzt keiner weiteren Verifizierung. Man kann ihr also durchaus unterstellen, dass sie bei allen konspirativen Machenschaften der Zeugen Jehovas eine besondere Sensibilität und Seismographfunktion wahrnahm. Daher hat meines Erachtens die nachfolgende CV-Aussage einen durchaus realen Kern:

Für besondere vertrauliche Dinge werden Anlaufstellen für Kuriere, leitende Diener und Mitarbeiter des Zweigbüros geschaffen. In einigen Fällen schuf Zweigdiener Franke in Abstimmung mit dem Hauptbüro in Brooklyn neben den offiziellen und bekannten Bezirks- und Kreisdienern sogenannte Sondervertreter, die nach einem vom Hauptbüro festgelegten Plan ihre Tätigkeit im Verborgenen beginnen sollen usw. usf.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung

Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 16 Gera Mai 1968

CV - ihr Zweck

Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Aus der Vergangenheit nichts gelernt

Fehlgegangene Berechnungen (2. Teil)

Liebe Brüder und Schwestern !

Bist Du initiativ? Initiativ sein ist die Fähigkeit tatkräftig zu handeln. Initiative verlangt mehr als Gedanken. Sie verlangt Taten! (Erwachet Nr. 18/67)

Wir alle kennen solche und ähnliche Schlagworte aus der WT-Literatur und wissen auch, welchem Zweck sie dienen. Weil es um ihre Existenz geht, wird die WTG-Leitung nicht müde, sie immer in dieser und anderer Form zu wiederholen War es früher nicht genau so wie heute? Die WTG-Führung sieht sich immer wieder genötigt, mit aufrüttelnden Schlagzeilen das Interesse und den Eifer für die WT-Botschaft aufs neue anzufachen, der infolge fehlenden Geistesantriebes immer wieder zu erlahmen droht.

Vor 1925 gebrauchte man die sensationelle Botschaft: "Millionen jetzt Lebender werden nie sterben", um zu neuen Taten für das WT-Werk anzuspornen. Aber bekanntlich brachte das Jahr 1925 nicht die Entscheidung und das erwartete Ende. Es war das Jahr der großen Enttäuschung für die damaligen Bibelforscher. Obwohl die WT-Prophezeiungen damals ein großer Fehlschlag waren und sich viele abwandten, verstand es doch die WTG-Leitung, ihre Positionen zu halten. Man fand einen Ausweg mit der Begründung, daß die Zeugen Jehovas noch sehr viel zu tun hätten, um alle Menschen herauszusammeln, die Harmagedon überleben sollten, eine Begründung, mit der man heute noch Erfolg hat.

Mit dem Weitergang der Geschichte war nun eine neue Revision fällig. Darüber unterrichtet uns in der Folge treffend das Buch: Seher, Grübler, Enthusiasten von K. Hutten.

Nach all den bisherigen Enttäuschungen wurde man jetzt sehr vorsichtig. Man berechnete zwar fleißig weiter, vermied es aber ängstlich, erneut ein bestimmtes Datum für das Weltende festzusetzen. Die Terminkalender von Russel und Rutherford wurden alle außer Kraft gesetzt. Nur das Jahr 1914 hielt man fest. 1914 war doch immerhin schon allerhand Bedeutendes geschehen. Es galt vor allem den Ausbruch des ersten Weltkrieges auf irgendeine Weise mit dem Anbruch des Königreiches Gottes in Beziehung zu setzen, ihm also zugleich ein eschatologisches Ereignis (dem Endschicksal des einzelnen und der Welt) einzudeuten. Wer den Einfall hatte - ob Rutherford oder seine Berater - ist nicht bekannt. Dies erfolgte schon 1925. Damals veröffentlichte der Wachtturm (1925/S. 122, 147-152) die großartige Offenbarung, daß um den 1. Oktober 1914 herum Christus als König der neuen Welt auf den Thron gestiegen ist und eine Schlacht gegen die satanischen Mächte eröffnet hat, die sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch im Himmel aufhielten. Man ahmte hier das Verfahren der Adventisten von 1844 nach und versah das Jahr 1914 mit einem übergeschichtlichen Ereignis, das in die unsichtbare Welt, verlegt wurde und darum keiner Nachprüfung zugänglich war.

Die Schlacht im Himmel, so verkündete die großartige Offenbarung weiter, währte 31/2 Jahre lang und endete damit, daß der Satan samt seinen Engeln aus dem Himmel geworfen wurde und auf die Erde stürzte. Darüber ergrimmt, sammelte er fortan die Nationen, um auf der Erde den Krieg gegen Christus weiterzuführen. Deshalb sind die Jahre seit 1918 durch Kriege, Verführungen und viel Leid gekennzeichnet. Zur Deutung des zweiten Weltkrieges wurde der bereits von Russel für Napoleons I. Ägyptenfeldzug in Anspruch genommene Krieg zwischen dem Nord- und dem Südkönig Daniel II. benutzt. Die beiden Parteien, Nord- und Südkönig, bestehen auch nach 1945 noch, die einander bekämpfen, bis beide zusammen in der Schlacht von Harmagedon vernichtet werden. Warum Satan sie gegeneinander hetzt, obwohl er sie doch beide beherrscht und doch wohl Interesse an ihrer Einigkeit hätte, um sie gemeinsam gegen die Herrschaft Christi zu mobilisieren, weiß wohl nur die Leitung der WTG. Es sind dies die Unverständlichkeiten des prophetischen Systems der WTG.

Eines darf aber nicht vergessen werden. Das Jahr 1914 brachte nicht nur die himmlische Thronbesteigung Christi, sondern eröffnete auch die eigentliche Geschichte der "sichtbaren theokratischen Organisation" auf Erden. Um sie als erfüllte Weissagung deuten zu können, bediente sich die WT-Leitung wieder der 1260 und 1290 und 1335 Tage (Daniel 12), die schon Russel benutzt hatte. Da laufen zunächst von 1914 an die 1260 Tage bis 1918. Der Teufel konnte auf Erden ein Ersatzkönigreich aufrichten. Daß er schon während der ganzen vorhergegangenen "bestimmten Zeiten der Nationen" 2520 Jahre lang auf Erden geherrscht hatte, also nicht eigens mehr ein Königreich aufrichten müßte, wird von der WTG-Leitung großzügig übersehen. Dem Teufel gelang es, unter den ZJ eine schwere Krise mit Verwirrungen, Spaltungen und Abfall hervorzurufen. Aber da griff Jehova ein und eröffnete zugleich damit die zweite Periode die der 1290 Tage. Beginnend im Januar 1919 mit der Gründung des Völkerbundes als der "Aufrichtung des Greuels" d. h. des teuflischen Ersatzkönigreiches, dauerte sie bis September 1922. Sie umfaßte die Reorganisierung der WTG, und die öffentliche Verurteilung des Völkerbundes durch den zweiten Kongreß der ZJ in Cedar Point im September 1922. Die dritte Periode, die der 1335 Tage, endete dann im Mai 1926 wo auf dem Londoner Kongreß der ZJ "mit vielen kirchlichen und falschen religiösen Ideen" aufgeräumt und dem Völkerbund von neuem ein mächtiger Schlag versetzt wurde.

Damit waren nun die drei apokalyptischen Zahlen verbraucht Man konnte damit nun nicht weiter terminieren. In der Zeit von 1926 bis zur Gegenwart waren die Prophezeiungen auffallend gering bis zum Weltende. Man legte sich nicht mehr bestimmt auf ein Jahr fest, sondern sagt "bald", "es kann sein", also man blieb unbestimmt. Man brachte ab und zu einige Artikel dazu, hielt sie aber allgemein und sagte nichts Positives. Z. B. "Können künftige Ereignisse genau vorausgesagt werden?" (Erwachet Nr. 21/ 66) Hier wird am Schluß geschrieben: "Prüfe die göttlichen Prophezeiungen nach, die sich bereits erfüllt haben, und du wirst sehen, daß Gott kein einziges Mal etwas Falsches prophezeit hat." Leider vergaß man in dem Artikel die falschen Prophezeiungen der WT-Leitung anzuführen, die ja angeblich auch von Jehova eingegeben waren. Mt solchen Umschreibungen versucht sich die Leitung dann zu rechtfertigen. jedoch im WT 1/67 verkündete man wieder durch Bruder Franz auf der Versammlung der ZJ in Baltimore, daß 1975 nun nach den neuesten Berechnungen das endgültige Jahr des Endes dieser Welt sein müsse. Warum? Weil in diesem Jahr die 6000 Jahre menschlicher Geschichte enden werden. (Siehe CV Nr. 9/S. 5-6) Fügte aber hinzu: Es könnte das das Ende sein 1975, aber wir sagen es nicht! Hieraus ist ersichtlich, daß die WTG-Leitung gar nichts weiß, wie sie auch 1966 im "Erwachet" Nr. 21/66 zugibt.

Betrachten wir die Berechnungssysteme, dann erkennt man deutlich, daß die WT-Leitung krampfhaft bemüht ist, unter allen Umständen das apokalyptische Heute zu erhalten. Für die Zeit Russels waren es die Jahrzehnte 1874-1914, für die Zeit Rutherfords das Jahr 1925 und für die gegenwärtige Zeit Knorrs sind es besonders die seit 1914 eröffneten Endereignisse von unbestimmbarer, aber kurzer, möglicherweise auch längerer Dauer, und das "mögliche Jahr 1975". Die Leitung muß den Gliedern in der Organisation jederzeit sagen können: "Jetzt ist die Entscheidung nahe!" Dieses "JETZT" dehnt sich schon über 90 Jahre aus und wird bis 1975, 101 Jahre alt sein seit Russels 1874. Im Wettlauf mit der alle errechneten Termine mißachtenden Geschichte geht die Leitung mühsam ihren Weg weiter. Sie übersehen absichtlich frühere Fehlberechnungen oder machen sie durch nachträgliche Korrekturen erträglich. Es entsteht nun die Frage: Wie ist es möglich, daß diese unechte Endzeitbewegung nach Falschprophezeiungen und ewigen Auf und Ab sich halten konnte?

Die Wachtturmbotschaft kann den Menschen nicht erschüttern und aufwühlen, daß er in sich geht. Die Gesellschaft appelliert ja nur an seinen Selbsterhaltungstrieb und bestätigt seine natürlichen Hoffnungen. Um das Ziel zu erreichen, erfüllt er die von der Gesellschaft, angeblich von Jehova gestellten Forderungen. Daß die Leitung damit Erfolg hat, ist im Zuwachs bestätigt. Zu bedenken ist aber dabei: Zu was ist der Mensch nicht alles fähig, wenn es gilt, sein eigenes Glück zu schmieden? Dieses Leben in ewiger Jugend auf einer paradiesischen Erde ist ja etwas wert, so wie es die WTG verkündet. Es lohnt sich, mag der einzelne denken, alles dafür hinzugeben, zumal die jetzige Welt samt ihrem Reichtum sowieso in Kürze zu Ende geht und mithin keinen Pfennig mehr wert ist. Die Welt zeigt hier genügend Beispiele, zu welchen Opfern und Leistungen Menschen fähig waren, um das vorgezeichnete Ziel zu erreichen Ist es bei den ZJ nicht ebenso? Denkt darüber nach!

Das Jahr 1975 rückt immer näher. Wirst Du Dich im Hinblick auf jenes Jahr, das wie einst 1925 das Ende bringen soll, mit erhöhter Tatkraft für das WT-Werk einsetzen? Denke daran: Die WT-Führer sind in Wahrheit keine Propheten Gottes, weil sie noch niemals ein Ereignis zuverlässig im voraus anzukündigen vermochten. Da ihr jedes Wissen um die nahe Zukunft fehlt, ist die WTG-Leitung schon heute dabei, weitere Jahreszahlen über 1975 hinaus auszuklügeln, um ein neues Enddatum zu erstellen, wenn 1975 sich als weiterer WT-Irrtum erweisen sollte. Stets hat man sich aus jeder Situation geschickt herauswinden können - warum nicht auch 1975? Selbst wenn das Ende noch 50 oder 100 Jahre oder noch länger auf sich warten ließe, so würde doch die Schuld für das Versagen niemals die falsch prophezeiende WTG auf sich nehmen, sondern es lag an Jehova, weil er seinen Plan geändert und den Zeugen Jehovas noch viel Arbeit aufgetragen hat.

Sollten uns diese Überlegungen nicht endlich die Augen öffnen, um die ganze Hintergründigkeit dieser Gesellschaft zu durchschauen und damit dem fortgesetzten Mißbrauch am Worte Gottes und mit der Gutwilligkeit vieler aufrichtiger Menschen endlich Einhalt gebieten?

Daher schiebe es nicht mehr auf, gründlich darüber nachzudenken, ob die Wachtturmwerke für Dich entscheidend sind und ob die Wachtturm-Stimme Gottes Stimme ist, der Du folgen mußt und wodurch Dir Rettung zugesichert ist, oder ob die Worte des Paulus an die Epheser die richtigen Worte sind: "Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, auf das niemand sich rühme." Eph. 2:8,9.

Mit christlichen Grüßen Bruder Willy Müller 65 Gera, Lutherstraße Nr. 16 und Mitverbundene

Zehntausende Überrestglieder unschuldig ausgeschlossen!

Die Wahrheit über die WTG-Vergangenheit

Da es in den Versammlungen zumeist unmöglich ist, die uneingeschränkte Wahrheit über die Vergangenheit der WTG und frühere "göttliche Wahrheiten" zu erforschen, weil die WTG alles aus dem Verkehr zieht, was sie belastet, veröffentlicht CV in Zukunft, soweit wie möglich auch wichtiges Original-Material aus der WTG-Vergangenheit.

CV möchte auf diese Weise allen, vor allem den jungen Dienern helfen, zu einer echten und allseitigen Meinungsbildung im Glauben zu kommen, die Hauptvoraussetzung dafür, wahre "Hirten der Herde" zu sein.

Hier sind die WT-Eigenschaften, die man haben muß, um Aufseher zu sein. "Sei bereit, deine Fehler zuzugeben und daraus zu lernen. Respektiere Gottes sichtbare Organisation, sei zur Zusammenarbeit bereit, komme theokratischen Anweisungen schnell nach und nimm Ratschläge bereitwillig an." (WT 1. Juni 1966) (S. 340, Abs. 18, deutsch). Es ist in den Versammlungen verboten, daß "man den gegenwärtigen Diener kritisiert" (WT 1. Juni 1966 S. 341 Abs. 22, deutsch). Wer das trotzdem tut wird als Rebell und Abtrünniger behandelt.

Und dafür hat die WTG ihre Beauftragten "genau angewiesen, wie sie Abtrünnige ermitteln und aus ihrer Mitte hinausschaffen sollten." (WT 1. Juni 1966 S. 334 Abs. 17, deutsch).

Lernt die WTG aus ihren Unstimmigkeiten?

Lies die folgenden erschütternden Tatsachen!

CV veröffentlicht heute Originial-WTG-Berichte über das Schreckensregime der WTG-Präsidenten Rutherford und Knorr von 1929 bis 1962 - rund 30 Jahre lang als angebliche Obrigkeitliche Gewalten in der Organisation.

Übersicht

Bekanntlich wurde mit den WT vom 1. Januar bis 15. Februar 1963, deutsch, die "göttliche Wahrheit", Römer 13 beziehe sich nicht auf die politischen Regierungen, wieder geändert. Liest man das so als nichtsahnender Betrachter, so hat man den Eindruck, der Herr gebe hier wieder neues Licht über eine biblische Sache. In Wirklichkeit ist hiermit jedoch eines der furchtbarsten Kapitel der WTG-Geschichte verbunden, ein Schreckensregiment, ja, ein geistiges Terrorregiment der WTG-Präsidenten Rutherford und Knorr über den Überrest, der Zehntausende von ihnen die "Krone des Leben" kostete, obwohl sie völlig unschuldig waren! Hier sind die WTG-Dokumente dieses Terrors:

Die Tatsachen

1. Mit Argumenten wider besseres Wissen von der WTG vor die Gerichte getrieben

DER WACHTTURM, Juli 1929

JEHOVAS ZEUGEN IN GOTTES VORHABEN, S. 124, deutsch, WTG-Wiesbaden, 1960.

Der Obrigkeit untertan

Johannes: Nun im Juli 1929 brachte der Wachtturm einen Artikel, betitelt "Die höheren Gewalten" …

Einige wenige Ausführungen werden zeigen, wie dieser Punkt von Zeugen in jener Zeit verstanden wurde:

Ist es nicht klar, daß die Worte des Apostels Paulus ganz entschieden verkehrt ausgelegt worden sind, wenn man sie auf die Regierungen dieser Welt anwandte?

Wenn er sagt. "Diese obrigkeitlichen Gewalten sind, sind von Gott verordnet," bezieht er sich da irgendwie auf die Nationen der Erde? Ist es nicht vernünftiger, anzunehmen, daß Gott seine Worte ausschießlich an jene obrigkeitlichen Gewalten richtet, die in der Organisation Gottes bestehen und funktionieren, und nicht an die Gewalten in der Organisation Satans?

Viele Schrifttexte und weitere Argumente folgten, diese neue Forderung zu stützen.

Dieser neue Gesichtspunkt vom Verhältnis des Christen zu den Regierungen dieser Welt erfüllte Jehovas Zeugen mit neuem Eifer und befähigte sie, bei Angriffen in den Kämpfen vor Gericht standzuhalten, die nun wie eine Flut über sie hereinbrachen. Angesichts dieser tapferen Stellungnahme der Zeugen Jehovas, was ihre Unterwerfung unter Jehova Gott und Christus Jesus, die wahren "höheren Obrigkeiten" betrifft, verhärteten sich ihre Gegner gegen den inthronisierten König der Regierung Gottes nur noch mehr.

Wir stellen zu diesem WT-Auszug fest:

Wurden hier nicht viele Schrifttexte und weitere Argumente fälschlich benutzt, um das Verhältnis des Christen zu den Regierungen dieser Welt nachteilig zu beeinflussen? Ja, denn 1962/63 wurden diese Argumente wieder liquidiert!

Wurde hier nicht eine Flut von Gerichtsprozessen gegen die Zeugen sinnlos herausgefordert? Waren das nicht in sinnlos von der WTG provozierte Leiden und Schrecken? Ja, wenn man bedenkt, daß 1962/63 dieses "Verhältnis des Christen zu den Regierungen dieser Welt" wieder umgestülpt wurde. Wurden hier nicht völlig absurde Argumente zur Verhärtung der Gegner der WTG-Verkündigung in die Welt gesetzt und die Verkündiger von der WTG sinnlosen Härten ausgesetzt? Ja, denn kein "inthronisierter Christus" hatte je diese WTG-Argumente von 1929 gegeben. Es war WTG-Willkür, die man 1962/63 aufgeben mußte!

Das heißt:

30 Jahre lang Amoklauf gegen die politischen Regierungen und 30 Jahre wider besseres Wissen mit dem Kopf gegen die Wand!

2. Geistiger Terror gegen alle die sich den WTG-Obrigkeitslehren von 1929 nicht beugten, "Vorgehen ohne Rücksicht", "Gegnerschaft in Stücke schlagen!"

JAHRBUCH DER IBV (WTG) 1931, S. 25-26 WTG MAGDEBURG 1931

Bericht des Präsidenten Rutherford an den Überrest! Rutherford schreibt:

"Wenn jemand seine besten Anstrengungen im Dienste aufbietet, ermüdet, erschöpft und matt ist, und dann von einem Beamten angehalten und vor Gericht geschleppt wird, mag er sich manchmal wundern, warum Gott solche Verfolgung und Opposition zuläßt … Der Überrest erkennt, daß der Herr an der spitze dieses Feldzuges steht, über die Gegnerschaf genau unterrichtet ist und sie zu irgendeiner Zeit, so wie er es für gut findet, in Stücke schlagen könnte. Der Umstand, daß er sie weiter bestehen läßt, muß einem guten Zweck für den Überrest dienen. Mit vollem Vertrauen und erneutem Mut drängt der Überrest vorwärts und tut das Werk. Er ist entschlossen, damit vorwärtszugehen, bis es getan ist, ohne Rücksicht auf irgendeine oder alle Opposition. Die den Herrn lieben, erkennen, daß sie den "höheren Gewalten" gehorsam sein müssen, und daß die "höheren Gewalten" Jehova Gott und Christus Jesus bedeuten, wie auch solche andere Teile in der Organisation Gottes, denen er die Leitung anvertraut hat …

Während des Jahres hat der Herr seinen Getreuen den "Menschen der Sünde" geoffenbart und hinreichend identifiziert und gezeigt, daß solche das listige Werkzeug in der Hand des großen Widersachers des Werkes Gottes bilden. Es handelt sich hier um die böse Knechtsklasse, die Satans Methoden gebraucht, um die gewünschten Resultate zu erzielen … Listig treiben sie Opposition gegen die, welche wirklich dem Herrn in Übereinstimmung mit seinen Geboten gehorchen. Sie üben einen Einfluß auf die Arglosen aus, der diese in die Schlingen Satans bringt, und sie werden dazu verleitet, der Lüge mehr zu glauben als der Wahrheit. Die Arglosen werden durch den listigen Einfluß des "Menschen der Sünde" getäuscht werden, die Treuen aber nicht. Der Überrest wir als Teil es erwählten Knechtes, treu und wahrhaftig sein, und er wird völlig siegreich sein, weil, wie geschrieben steht, der, Knecht allem gegenüber blind ist, mit Ausnahme des Werkes, das der Herr dem Knecht zu tun gegeben hat."

Könnt ihr euch vorstellen, wie 1930 in den Versammlungen vorgegangen wurde, "ohne Rücksicht auf irgendeine oder alle Opposition", wie Rutherford sagte, um die Obrigkeitsanmaßungen der WTG-Führung durchzusetzen?

Der geistige Terror gegen den Überrest, der sich nicht beugte, war maßlos: Listige Werkzeuge des Satans, böser Knecht, Mensch der Sünde, Satansschlingen, Lügenverbreiter usw. wie wir lesen können, diese Verleumdungen zeigen an, wie jene unbeugsam dem Worte Gottes ergebenen Überrestglieder in den Versammlungen bekämpft wurden! Die WTG wollte blinde Fanatiker, das sagt Rutherford ganz offen zum Schluß.

Wir stellen dazu fest:

Stand der Herr an der Spitze der Obrigkeitsfeldzüge der WTG seit 1929? Nein! Denn diese 1929-Obrigkeitslehren wurden 1962/63 wieder in die alte Auffassung von Russel abgeändert. Wurde die Opposition gegen diese Feldzüge in Stücke geschlagen? Nein! Die WTG-Obrigkeitsirrlehren von 1929 zerstoben 1962/63 in alle Winde! Waren die Oppositionsbrüder in dieser Sache ein böser Knecht Menschen der Sünde, Satansschlingen und Lügner, wie Rutherford behauptete? Nein! Denn ihre Auffassungen wurden nach mehr als 30 Jahren dieses WTG-Obrigkeitsterrors in den Versammlungen bestätigt!

Sämtliche WTG-Anklagen gegen jene Opposition fallen auf die WTG-Führung zurück!

3. Wer sich dem WTG-Obrigkeitsterror seit 1929 nicht beugte, dem wurde "die Krone weggenommen" und man trieb ihn in den "zweiten Tod";

BEWAHRUNG (Buch) von J. F. Rutherford, S. 30-31 WTG MAGDEBURG 1932

In Verdrehung des Buches Esther der Bibel schreibt Rutherford über den Teil des Überrestes, der sich weigerte, der WTG-Obrigkeitsanmaßung untertan zu sein:

"Der Name der Königin Vasti bedeutet "schönes Weib". Sie trug die königliche Krone, und hätte sie die Gebote befolgt, so hätte sie ihre Krone festhalten können. Aber weil sie selbstsüchtig war und sich auf ihre vermeintlichen Rechte versteifte und sich weigerte, dem König untertan zu sein, verlor sie ihre Krone und ihre Stellung im Königreich. Daher stellte Vasti jene Klasse von Leuten dar, die einst Anwärter auf das Königreich waren, aber ihre Stellung verloren haben …

Jehova war gegen alle solche gnädig und gab ihnen die Wahrheit. Sie wurden Anwärter auf einen Platz im Königreich und hatten Gelegenheit, ewige Träger der himmlischen Krone zu werden. Sie erklärten, Glieder des Leibes des Christus und daher die Braut oder Königin zu sein. Aber anstatt gehorsam zu sein, bestanden sie auf dem persönlichen Recht, nach ihrer Weise frei und unbehindert zu wandeln Sie weigerten sich, sich der Ordnung zu fügen und das Hochzeitskleid anzuziehen. Sie lehnten es ab, das Werk des Herrn auf die von ihm bestimmte Weise zu tun und sie bestanden darauf, es auf ihre eigene Weise zu betreiben. Sie folgten der Berufung zum Königreich, aber aus einem eigennützigen Beweggrunde. Sie weigerten sich, der "Obrigkeit" in Gottes Organisation untertänig zu sein, indem sie sogar daran festhielten, darf sich die betreffende Schriftstelle (Römer 13:1, Offenbarung 19:9) auf die irdischen Regenten bezöge. Weil sie nicht festgehalten hatten, was sie besaßen, wurde ihnen die Krone weggenommen. Vasti stellt demnach offenbar die Geistgezeugten und Berufenen dar, die den Erfordernissen für das Königreich nicht entsprechen, weil sie gesetzlos, unbotmäßig und eigenliebig sind, "das Haupt nicht festhaltend", verärgert und deshalb herausgesammelt worden sind, und die Salbung nicht empfangen haben."

Mit welchem Recht maßte sich die WTG an, jenen Überrestmitgliedern die Krone wegzunehmen?

Wir stellen dazu fest:

Waren jene Überrestglieder, die der WTG-Obrigkeitsanmaßung seit 1929 nicht untertänig sein wollten, selbstsüchtig, gesetzlos, unbotmäßig und eigenliebig? Folgten sie eigennützigen Beweggründen? Rutherford behauptete das. Die Änderung der WTG-Obrigkeitsanmaßung von 1929 im Jahre 1962/63 beweist jedoch, daß diese Behauptungen der WTG-Führung völlig haltlose Verleumdungen waren, Verleumdungen gegen treue Überrestmitglieder, die an der Schrift festhielten, dieweil es die WTG-Führung war, die die Bedeutung der Schrift auf den Kopf stellte!

Das "Heraussammeln" der Überrest-Opposition, d. h. ihr Gemeinschaftsentzug, war also völlig unberechtigt und ungerecht! Hätte es sich nur um einen oder wenige Brüder und Schwestern gehandelt es wäre schlimm genug gewesen. Aber es handelte sich um Zehntausende!

40 000 von 144 000

Die Anzahl der bis 1931 angeblich als böse Knechte, Menschen der Sünde, Satansschlingen, Lügner, Unbotmäßige, Eigenliebige und Gesetzlose "herausgesammelten", d. h. ausgeschlossenen Brüder und Schwestern beläuft sich nach Darstellung des ehemaligen Bethelmitarbeiters und Vertrauten Rutherfords, Bruder W. J. Schnell, USA, auf ca. 40 000 Personen! (Operation Befreiung, Internationale Offene Briefe, W. J. Schnell, 1967, Florida, USA).

Man überlege sich: Es sollen insgesamt nur 144 000 "Glieder des Leibes des Christus" sein. Davon schloß Rutherford wegen "seiner" Obrigkeitsirrlehren bis 1931 rund 40 000 aus! Wie konnte Jehova das zulassen? Niemals kann Jesus Christus mit diesem Werk der WTG etwas zu tun haben. Es ist ein Werk von Menschen unter Mißbrauch des Namens Jehovas.

Seid nicht länger blinde WTG-Knechte! Verlangt von der WTG die ganze Wahrheit über ihre Vergangenheit! Denn die Schrift fordert. "Sei eifrig bestrebt, vor Gott als bewährt dazustehen, als ein Arbeiter, der sich seiner Arbeit nicht zu schämen braucht, da er das Wort der Wahrheit richtig darbietet." 2. Tim. 2:15.

A. Z.

War das alles umsonst?

Antwort auf eine aktuelle Frage von Manfred Gebhard, Berlin.

Ein Bruder, der 38 Jahre seines Lebens im Königreichsdienst der Wachtturm-Gesellschaft verbracht hat, im guten Glauben, einen Auftrag des Herrn zu erfüllen, äußerte in einem kritischen Gespräch über die Lehren. und Machenschaften der WTG-Leitung folgendes: "Hätte ich vorher gewußt, was ich durchmachen mußte, dann hätte ich mir den Schritt zur Taufe gründlicher überlegt."

Tatsächlich, diese Feststellung hat aktuelle Berechtigung. Viele ältere Brüder und Schwestern unter den Zeugen Jehovas werden dies bestätigen können. Sie opferten ihre Zeit, Gesundheit, Hab und Gut für den Sklavendienst der WTG. Sie gingen während der Nazidiktatur mit Überzeugung für ihren Glauben zu leiden in die Konzentrationslager, bereit, wenn notwendig, sogar ihr Leben zu opfern Nach 1950 setzten sie in der gleichen Weise ihre Freiheit für die WTG-Politik aufs Spiel. Sie verloren durch die Wachtturmreligion ihre weltlichen Verwandten und Bekannten, weil sie nur Umgang mit Gleichgläubigen pflegen sollten. Oft ging es sogar soweit, daß, wenn die Kinder erwachsen waren und die Wachtturmreligion nicht annahmen, sie selbige als tot betrachteten, d. h. für sie nicht mehr da seien.

Was war die Ursache dieser Handlungsweise? Der Glaube an ein demnächst bevorstehenden Weltende, von Gott herbeigeführt und in der Bibel "Harmagedon" genannt, war die Veranlassung dazu. Überprüfen wir aber einmal kurz die Glaubwürdigkeit dieser Wachtturmlehre. Dieses "unmittellbare bevorstehende Harmagedon" wird von der Wachtturmgesellschaft immer weiter in die Zukunft verschoben. Nachdem es 1914 nicht kam, wurde es für 1918 angekündigt, da es wieder ausblieb, verschob man es auf "bestimmt 1925."

Da es wieder fehlging, sollte der 2. Weltkrieg in Harmagedon enden. Nach 1945 wurde es für spätestens in 20 Jahren angekündigt. Nach 1955 wurde verschiedentlich auf Kongressen angekündigt es wäre möglicherweise der letzte Kongreß, denn Harmagedon stehe vor der Tür." Danach für 1975, wobei gleichzeitig von der WT-Leitung als weiteres Endzeitdatum 1996 ins Gespräch gebracht wurde. (WT Nr. 8/67, 2. Teil, Abschnitt 25). Wen man über solche in der ganzen Welt bekanntgemachten Daten, die man mit zeitlichen Geschehnissen begründet, nachdenkt, drängt sich die Frage auf: Waren die Opfer, die für die Wachtturm-Religion gebracht wurden, wirklich alle umsonst? Ja, für den einzelnen, welcher noch immer nichts gelernt hat wohl, denn er wird aus den Enttäuschungen, Gefahren und Konflikten nicht herauskommen, solange er bereit ist, den Lehren des Wachtturms ohne zu prüfen und nachzudenken zu folgen und die Lehren der Bibel nicht anerkennt.

Die Opfer der älteren Brüder und Schwestern brauchen aber nicht umsonst gewesen zu sein:

Denkt daran, daß die Methoden und die Machenschaften der WTG-Leitung heute noch die gleichen sind wie damals. Auch in der Gegenwart werden Menschen zu Sklaven der Wachtturmreligion ausgebildet. Sie werden belehrt, eine gerechte Sache zu vertreten, in Liebe und Eintracht mit- und untereinander zu leben bis das Reich Gottes anbricht, wo sie dann ihren Lohn für das Ausharren und Durchhalten empfangen werden, wenn sie, ja, wenn sie der WTG immer Gefolgschaft leisten, andernfalls war alles vergeblich. Daß diese Lehre aber unbiblisch ist und die WTG-Leitung niemand retten noch verdammen kann, haben wir des öfteren mit der Heiligen Schrift bewiesen.

Denkt daran, daß auch diese noch Unwissenden Gefahr laufen, in ihrem Glauben mißbraucht zu werden, wie viele andere zuvor. Denkt daran, wenn sie eines Tages durch irgendwelche Umstände Rückblick halten und dann feststellen müssen, daß sie den Lehren einer Gesellschaft gefolgt sind, welche nur ihr eigenes Wohlergehen im Auge hatte.

Dieses Erwachen aus dem Wachtturm-Rausch ist dann bitter, wenn man feststellen muß, das ganze bisherige Leben ist durch die WT-Religion ruiniert worden. Wie vielen ist es doch schon so ergangen, nicht nur dem Bruder, der diese Frage aufwarf. Dieser Zustand braucht aber keinesfalls immer zu sein. Die Erfahrungen und Schicksale vieler älterer Brüder und Schwestern, welche oft sehr tragisch und erschütternd sind, können viel mit dazu beitragen, jüngeren Brüdern zu helfen und zeigen, wie gefährlich die WTG mit ihre Prophezeiungen, Lehren und sonstigen Machenschaften ist.

Alle älteren Brüder und Schwestern sollten deshalb ihre jetzige Aufgabe erkennen, der jüngeren Zeugengeneration zu helfen, auf daß sie nicht einmal sagen müssen wie der ehemalige Bethelmitarbeiter W. J. Schnell: "Ich war 30 Jahre Sklave des Wachtturm." Wer von den Brüdern diese Aufgabe erkennt, dessen Opfer für die WTG-Leitung waren nicht umsonst!

Neuer Geldschmuggel des Bibelhauses

Handlungen, die nicht mit der Bibel im Einklang sind

Ist es nicht eigenartig, daß die WTG niemals Auskunft gibt, von wem sie Geld erhält und wie hoch die eingegangenen Summen sind? Stattdessen wacht sie eifersüchtig darüber, daß auch alles gespendete Geld nach Wiesbaden übermittelt wird.

So mancher Diener wurde schon zurechtgewiesen, die "Gesellschaft" sei doch kein Wohltätigkeitsverein, nachdem er Bedürftigen in der Versammlung aus der Guten-Hoffnungs-Kasse eine Unterstützung gegeben hatte. In nicht wenigen Fällen war das ein Anstoß, die tatsächliche Unbarmherzigkeit der WTG endlich zu erkennen, die hinter den sog. geistigen Segnungen durch die WTG verborgen ist.

Mit den geistigen Segnungen des WT ist nämlich auf die Dauer niemandem gedient was die höheren Diener mit ihren komfortablen Bibelhäusern und mit ihrem "christlichen" Lebensniveau nach besten materiellen Gesichtspunkten beweisen.

Erinnere dich an den in CV 11 veröffentlichten Erlebnisbericht vom Nürnberger Kongreß 1955. Selbst bei den hier improvisierten Dingen trat das zutage. Die oberen Diener wohnten mit ihren Frauen in komfortablen Villen und Hotels, die einfachen Geschwister dagegen kamen auf Massenquartieren ins Stroh. Ein passender Vergleich: Auch Jesus lag einst in einem Stall auf Stroh und die Pharisäer hatten ihre pompösen Synagogen. Die oberen Diener aßen in extra Diener-Zelten und wurden von jungen, hübschen Schwestern mit weißen Häubchen bedient. Die einfachen Geschwister mußten sich vom Felddienst müdegelaufen, in langen Schlangen zur Massenabspeisung in der WTG eigenen Cafeteria anstellen. (WTG-eigen, damit auch hier das Geld in die WTG-Kasse kommt.) Ja, die höhere Dienerschaft sorgt schon für ihren materiellen Segen! Wohltätigkeit für die einfachen Geschwister oder gar für andere Bedürftige, wie die Kirchen es tun! Nicht doch! Wie weit hat sich doch die WTG von den schlichten christlichen Grundsätzen entfernt, nach denen alle Brüder und Schwestern gleich sind.

Hätte nicht jemand den Herren dort an den Tafeln in den Dienerzelten in Nürnberg ins Gesicht schreien müssen, wie die einfachen Verkündiger essen und schlafen im Gegensatz zu den höheren Dienern? Hoffentlich kommt bald die Zeit, wo Brüder in echter christlicher Verantwortung in solche Dienerzelte und Villen gehen und wie Jesus zur Geißel greifen und die Wechsler zum Tempel hinausjagen!. Daß keiner dieser höheren Diener selbst auf die Idee kam, die Bevorzugung vor den einfachen Brüdern unter Hinweis auf Jesus zurückzuweisen, zeigt, wohin die ganze obere Dienerschaft schon gekommen ist! Oder? Wo ist der Rebell gegen dieses unchristliche Handeln? Wer überzeugt den WTG-Zweigdiener und weist ihm sein Lager auch im Stroh an unter den geringen Brüdern? In Wahrheit ist die WTG-Führung in dieser Sache schon restlos in Privilegien erstarrt Nicht mal Jesu einfaches Vorleben kann da noch etwas ändern. Es trifft zu, was in 1. Korinther 4:6-9 geschrieben steht. Paulus weist die hochmütigen Korinther zurecht und sagt: Wer ist es, der dir einen Vorzug gibt? … Ihr seid bereits satt, seid bereits reich geworden, sitzt ohne unser Zutun im Regiment. Wollte Gott ihr säßet wirklich drin, damit auch wir mit euch zur Herrschaft kämen!" - Begreift man unter den höheren Dienern schon nicht wie sehr bei der WTG alles diesen hochmütigen Korinthern ähnelt?

Über die bisherige Geldbeschaffung

In den CV-Ausgaben Nr. 3, 6, 7, 8, 9 und 11 wurde über die Methoden berichtet, mit denen die WTG auch aus der DDR immer wieder neue Spenden für ihren üppigen Apparat und das gute Leben seiner Diener zu erlangen und nach dem Westen zu schmuggeln sucht. Es wurde nachgewiesen, daß das kriminell ist und gegen die DDR-Geldverkehrsordnung verstößt, die nach Matth. 22:15-22 und Römer 13:1-7 unabhängig von allen anderen Fragen zu respektieren ist. Dann wurde gezeigt, wie die WTG seit 1961 ein System erfand, bei dem sich in den Versammlungen die bereichern konnten, die gutstehende Verwandte im Westen haben, was alles so arrangiert war, daß das Bibellhaus auf neue Weise zu Geld kam. Dann wurde aufgedeckt, wie die WTG aus den Spenden der Brüder hier sich einen illegalen Dienstwagenpark anzulegen begann, wobei man die Polizei betrog wo doch jedes Auto zugelassen werden muß. "Dienstausrüstung" nannte man diese als Privatwagen getarnten WTG-Autos in der DDR! Natürlich durfte das niemand erfahren!

Selbstverständlich segnete sich die WTG-Dienerschaft in den oberen Kreisen nicht nur selbst mit den materiellen Gütern dieser Welt auf Kosten der Scherflein der Witwen. Sie finanzierte auch die WT-Schriften und damit die ganze antikommunistische und DDR-feindliche WT-Politik, die man öfter in diesen Schriften lesen kann. Zum Beispiel, die Brüder sollten wie einst auf die Vernichtung der Nazis auf Vernichtung der DDR-Regierung warten und andere politische Hetze. (WT 15. Februar 1965 S. 110) Das kostet ja auch Geld. Und es war Geld aus der DDR. Man wird sich in Wiesbaden gefreut haben, mit DDR-Geld gegen die DDR vorgehen zu können! Die niedrigen Rache-Instinkte der WTG sind hier bekannt. Bruder Pohl sagte einst voller Zynismus zu den Kurieren, die das Geld zu schmuggeln hatten, sie mögen sich bei der DDR-Regierung für die Gefahren und die Schwierigkeiten des Schmuggels bedanken.

Eine neue geheime Methode

Im Frühjahr 1967 sah sich die WTG gezwungen, eine weitere "Kriegslist" aufzugeben. Nicht, weil in 2.. Kor. 4:2 NW geschrieben steht, daß jede List unchristlich ist und man das beachten wollte. Die Bibel gilt da nicht für die WTG, das hatte andere Gründe. In die Versammlungen waren Anweisungen gegeben, Hundertmarkscheine in Briefen zwischen zwei Postkarten zu legen, wodurch der Geldschein im Brief - gegen Licht gehalten - unsichtbar sei. So hoffte man in Wiesbaden, wieder Geld aus der DDR illegal zum Fließen zu bringen. Was störte es, daß das wieder gegen die DDR-Geldverkehrsordnung verstieß und dazu noch gegen die internationalen Postgesetze. Aber die Postangestellten waren wachsam. Auch in Westdeutschland ist es unzulässig, Geld so zu versenden, auch dort gibt es dafür Zahlkarten und Postanweisungen.

Bezeichnenderweise kalkulierte man in Wiesbaden bei dieser Sache ein, daß so mancher Hundertmarkschein aus der DDR wohl verloren gehen werde. Aber das wurde gern in Kauf genommen, weil man auf ein Gelingen in den meisten Fällen hoffte. Hier zeigt sich auch wieder, wie andererseits die mühsam abgesparten Spenden und Scherflein gewissenlos aufs Spiel gesetzt werden. Aber es kam nur ganz wenig Geld auf diese Weise in Wiesbaden an. Die Verluste waren zu hoch. Diese Methode mußte wieder eingestellt werden.

Aber es läßt ihnen in Wiesbaden keine Ruhe, nicht an das mögliche Spendenaufkommen unter den Brüdern hier heranzukommen So haben sie seit Sommer 1967 wieder einen neuen Weg gefunden. Nur die zuverlässigsten Diener in den Versammlungen wurden eingeweiht. Angesichts der bisherigen Mißerfolge wurden strengste Geheimhaltungsmaßstäbe angelegt. Aber glücklicherweise sind unter diesen zuverlässigen Brüdern auch einige, die ihre christliche Verantwortung nicht vergessen haben! Sie möchten, daß auch der neueste kriminelle WTG-Geldschrnuggel aufgedeckt wird, um die Brüder vor Schaden zu bewahren.

Das Zweigbüro in Wiesbaden gab folgende Weisungen. Westdeutsche Brüder und Schwestern, die ihre Verwandten in der DDR besuchen, können in den hiesigen Versammlungen an die eingeweihten Diener herantreten und sich aus den hiesigen Guten-Hoffnungs-Kassen Geld "borgen". Für dieses Geld können sie größere Geschenke hier für ihre "armen Ostzonenverwandten" kaufen. Wenn sie nach Westdeutschland zurückkehren, müssen sie in Wiesbaden die Summe aus ihrer eigenen Tasche in Westgeld einzahlen, die sie sich in der besuchten Versammlung "geborgt" und dort ausgegeben haben. Sie müssen dieses Geld also durch eine eigene Spende ersetzen. Scheinbar kommt das Zweigbüro so doch an Geld in der DDR heran. Es können auch Personen oder Besucher von dieser Methode Gebrauch machen, die nicht zu den Zeugen Jehovas gehören! Natürlich müssen sie entsprechende Verbindungen haben.

Es ist wieder eine Methode, die abhängt von Besuchern aus dem Westen, die viel Geld haben. Die WTG fängt damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie schröpft diese reichen Ostreisenden und leert dabei die Guten-Hoffnungs-Kassen der hiesigen Versammlungen zugunsten der materiellen Interessen einiger weniger, die ihr persönliches Wiedersehen auf Kosten der Brüder und Schwestern feiern können, die zwar ihre Scherflein geben, aber von niemandem aus dem Westen besucht werden.

Zur kriminellen Hortung von Untergrundgeldern kommt damit auch noch der Hohn für die, die nur zusehen können, wie ihre Spenden verfeiert und verschenkt werden. Einem wirklich Bedürftigen wird nicht geholfen, weil sonst das Zweigbüro in Wiesbaden kaum etwas oder in der Regel nichts davon profitiert. Die allerstrengste Geheimhaltungsvorschrift der WTG unterstreicht den kriminellen und gesetzwidrigen Charakter dieser Sache.

Doch Jesus sagt zu denen, die ihm wirklich nachfolgen wollen: "Die Wahrheit wird euch freimachen." Auch die Wahrheit über die WTG.

A. B. Berlin

Spät - aber noch nicht zu spät

Offener Brief

von Schw. M. Schlammp, Stadtroda, Lohmweg 17

Viele Geschwister erhielten vor längerer Zeit diesen offenen Brief:

Es mußte mein sechstes Lebensjahrzehnt kommen, um in mir das richtige Verständnis von Matth. 24:11

"Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen"

reifen zu lassen.

Um die Jahrhundertwende geboren, 1941 von Rumänien nach Deutschland übergesiedelt, war es in meiner jetzigen Heirnatstadt Stadtroda, wo sich die Gedanken, die ich im Nachfolgenden darlegen will, ausprägten.

Meine Eltern waren Arbeiter. Als Kind schon lernte ich die rauhe Wirklichkeit des Lebens kennen. Schon mit 13 Jahren wurde ich zur Arbeit herangezogen und war dann viele Jahre als Dienstmagd tätig, In ständiger Abhängigkeit lernte ich Ausbeutung und Not aus eigener Anschauung kennen. Von zu Hause aus war ich christlich erzogen. 1949 kam ich zu den Zeugen Jehovas.

Was waren nun die Überlegungen zu diesem Schritt? Durch die NWG erklärte man uns, daß wir einer besseren Welt entgegengehen und dafür war ich ja, auf Grund meiner Lebenserfahrung.

Doch was mußte ich kennenlernen?

Die NWG befaßte sich immer mehr in ihren Schriften mit Politik, aber welcher Politik? Sie verherrlichten das amerikanische Leben, sprachen von der Stärke der amerikanischen Atomwaffen, hetzten gegen die DDR und das sozialistische Lager.

Sie forderten uns zu Anschriftensammlungen auf, forderten uns auf zur ungesetzlichen Ausfuhr von Geldern aus der DDR nach Westberlin.

Ich stellte mir die Frage: Wem nützt das? Dem Glauben? Nein! Das dient doch alles denselben Leuten, die mich früher ausbeuteten. Ich will es noch deutlicher sagen - Die NWG mißbraucht unseren Glauben an Jehova zum Kampf gegen die DDR.

Nur ein Beispiel dazu: Uns allen, liebe Geschwister, ist bekannt, daß jährlich viele tausend Mark auf die Aufforderung des Bethel hin ungesetzlich nach Westberlin ausgeführt werden, gar nicht zu sprechen von dem Erlös des Schriftenverlages.

Was geschieht mit diesen Geldern? Werden sie für die christliche Nächstenliebe verwandt?

Liebe Geschwister, besonders ihr, die ihr mit den Gesetzen der DDR auf Grund der falschen Propheten der NWG (Neue Welt Gesellschaft der Zeugen Jehovas, CV) in Konflikt kamt, prüft dies an Hand eurer eigenen Erfahrungen. Solltet ihr kein Beispiel finden, so will ich euch noch einiges von mir sagen:

Ich bin schwerbeschädigt (rechtes Auge blind und gehbehindert) und habe noch nie erlebt, seit meiner Zugehörigkeit zur NWG, daß ich von dieser unterstützt worden wäre. Wozu werden die Gelder der "Guten Hoffnung" verwandt? Nach meiner Erfahrung wahrscheinlich zum Kampf gegen den Kommunismus?

Wie sieht aber die angebliche Gefahr des Kommunismus aus, von der die Brüder im Bethel sprechen? Der Staat der DDR ist es, der sich um mich kümmert, von dem ich, ohne daß er nach Glaube und Bekenntnis fragt, durch eine Rente unterstützt werde. Das ist Nächstenliebe! Gegen diesen Staat soll ich sein? Nein! Niemals!

Liebe Geschwister, ich möchte euch sagen:

Prüft sie an ihren Taten und ihr werdet erkennen, daß es sich um falsche Propheten handelt.

Marie Schlammp

Bemerkenswerte Vorbereitungen der WTG in Westdeutschland

Seit der Änderung der Zeitrechnung und der neuerlichen Festlegung des Endes von Harmagedon auf 1975 trifft die Gesellschaft in Westdeutschland innerhalb der Organisation einige bemerkenswerte neue Vorkehrungen.

So erscheint der WTG das Nachrichtensystem in Westdeutschland nicht mehr sicher genug. Man ändert die bisherigen Formen, und Methoden für die Übermittlung der internen Informationen. Den höheren Dienern wurde untersagt, weiterhin für die Verbindung mit dem Zweigbüro in Wiesbaden die Telefonleitungen zu benutzen. Man hält die Postwege zunehmend für ungeeignet für die weitere Tätigkeit und Entwicklung im internen Bereich der Organisation Die Diener wurden unterrichtet, persönlich im Zweigbüro vorzusprechen, was interne Fragen betrifft, vor allem seit den neuen Richtlinien von Brooklyn. So hat man ein weitverzweigtes Kuriersystem zwischen Kreisen und Bezirken und dem Zweigbüro eingerichtet. Für besondere vertrauliche Dinge werden Anlaufstellen für Kuriere, leitende Diener und Mitarbeiter des Zweigbüros geschaffen. In einigen Fällen schuf Zweigdiener Franke in Abstimmung mit dem Hauptbüro in Brooklyn neben den offiziellen und bekannten Bezirks- und Kreisdienern sogenannte Sondervertreter, die nach einem vom Hauptbüro festgelegten Plan ihre Tätigkeit im Verborgenen beginnen sollen.

Alle diese bei der Informationszusammenstellung und -Übermittlung in Betracht gezogenen neuen Methoden und Formen lassen auf den Aufbau eines geheimen Nachrichtensystems schließen. Das Dienstprogramm der Sondervertreter ist so umfassend gehalten, daß man gespannt sein kann, wie sie ihre Aufgaben lösen. Unsere Freunde und Bekannten in der westdeutschen WT-Organisation, die die Einzelheiten über diese Vorbereitungen der WTG zusammentrugen, fragen, wohin dies alles führen soll.

Bei einigem Nachdenken über diese neuen WTG-Maßnahmen in Westdeutschland ergeben sich verschiedene Gesichtspunkte, denn schließlich führt die WTG solche Methoden nicht ohne Überlegungen und Hintergründe ein. Man ist geneigt, hierbei zunächst die Kürze der Zeit bis 1975 in Betracht zu ziehen. Will sich die WTG auf diese Weise allen Ernstes auf einen Machtantritt. nach 1975 in den einzelnen Ländern vorbereiten? Denn sollte es 1975 tatsächlich mit der Welt zu Ende sein, wie die WTG es predigt, so bleibt ja nichts weiter übrig, als daß die WTG-Diener die praktische Macht in allen gesellschaftlichen Dingen übernehmen. Natürlich ist 1975 genau so eine Illusion wie 1914, 1925, 1942, 1972 und andere Berechnungen. Ein weiterer Grund mag sein, der Öffentlichkeit mehr und mehr den Einblick hinter die Kulissen der WTG zu verwehren. Es existiert z. B. in Stuttgart die Zentralstelle der Evangelischen Kirche für Weltanschauungsfragen von Kirchenrat Dr. Kurt Hutten, der in seinem Materialdienst aufmerksam die Vorgange auch unter den Zeugen Jehovas beobachtet und veröffentlicht, ein Dorn im Auge der WTG.

Es erhebt sich aber auch die Frage, was diese neuen Maßnahmen in einem Land sollen, dessen Freiheit und Demokratie sonst nicht genug gepriesen werden kann, um politisch in Gunst zu bleiben. Rechnet die WTG mit ernsten Differenzen zwischen den USA und Westdeutschland angesichts der dort zunehmenden nationalistischen Bestrebungen Sind die neuen Vorkehrungen der WTG hier erste Maßnahmen, sich einzuigeln? Die bereits andauernden intensiven Bemühungen des Zweigbüros in Wiesbaden, die wichtigsten Verbindungen in Geheimverbindungen umzuwandeln, werfen eine ernste Frage auf. Es ist wieder eine folgenschwere Sache.

Da die WTG wie immer die Versammlungen allgemein nicht über ihre internen Maßnahmen informiert, möchte dies auf diese Weise über CV geschehen. Es ist unverantwortlich, daß die WTG-Diener hinter dem Rücken der Versammlungen, denen sie in Wirklichkeit zu dienen haben, solche Maßnahmen treffen. Das bedeutet nicht dienen, sondern Herrschaft über die Versammlungen. Lies 1. Korinther 4:6-8.

Die Zeit wird die Hintergründe der WTG für die neuen Maßnahmen kund werden lassen, denn diese Generation wird auch 1975 überleben wie alle bisherigen Prophezeiungen und Praktiken der WTG. Dank sei allen Brüdern und Schwestern ausgesprochen, die dazu beitragen, damit die Versammlungen nicht weiter wie bisher in Unwissenheit bleiben müssen über das, was ihre wahre Herrin, die WTG, im geheimen plant und vorbereitet. Denn die Forderung der Schrift, daß Christen mündig sein müssen, hinsichtlich der Urteilskraft gereifte Menschen (l. Kor. 14:20 Menge), macht es zwingend, allseitig informiert zu sein.

WTG Maßnahmen für 1975

"Die Gesellschaft ist zur Zeit dabei, einige statistische Erhebungen zu machen. Deshalb bitten wir Dich, die nachstehend gestellten Fragen zu beantworten und diesen Bogen wieder zurückzusenden. Soweit nichts anderes angegeben ist, sollte der Stand vom 31. März 1967 zugrunde gelegt werden. Sende den Bogen möglichst am 5. April, jedoch nicht später als am 10. April 1967 ein. Die Anfertigung einer Kopie ist nicht erforderlich, da sich die Zahlen immer wieder verschieben werden."

Mit diesen Worten beginnt ein Fragebogen, den die WTG im März 1967 an alle westdeutschen Versammlungsdiener sandte, um eine genaue Erhebung durchzuführen über Getaufte, Nichtgetaufte, Total der Verkündiger, männliche, weibliche, Altersgruppen, sozialer Stand, Teilnehmer am Gedächtnismahl und an allen Zusammenkünften.

CV ist über diese statistische Erhebung genau informiert dank Brüdern aus verschiedenen Versammlungen, u. a. aus Mainz, Schweinfurt, Göppingen, Trier, Hannover und Mannheim, die teilweise die Fragebogen oder sonstige Unterlagen nicht an das Zweigbüro nach Wiesbaden sandten, sondern an CV-Mitarbeiter. Denn die WTG verweigert jede genaue Auskunft über den Zweck der Erhebung. Dagegen erkennt man immer mehr die große Bedeutung von CV in allen Fragen die WTG betreffend.

Die Erhebung wurde sogleich kurze Zeit nach der Veröffentlichung der 1975-Berechnung durchgeführt. Sie läuft unter dem Signum CMA 10. April 1967. Sie steht weiter im Zusammenhang mit dem in CV 13 veröffentlichten Brief des WTG-Präsidenten N. H. Knorr an alle Zweigbüros bezüglich des Rückgangs in der Organisation, der jetzt hauptsächlich die Länder betrifft, die das stärkste WTG-Werk haben, USA, Kanada, England und Deutschland. Es ist verständlich, wenn das die WTG schockiert.

Die statistische Erhebung hat den Zweck, der Leitung einen Überblick zu geben, wie es in den Versammlungen aussieht, was zu erwarten ist, welche Kräfte man noch zur Verfügung hat was man berücksichtigen muß, worauf man sich orientieren muß.

Das hier ausgewählte Beispiel der Versammlung Göppingen ist insofern typisch, da Göppingen mit 104 Verkündigern für den mittleren Durchschnitt der Versammlungen in Westdeutschland steht. Der vom Versamrnlungsdiener Brd. E. Nebenführ am 6. 4. 67 unterzeichnete statistische Bericht enthält folgende wichtige Angaben:

104 Vk. insgesamt, davon

13 unter 25 Jahre alt

24 von 25 bis 40 Jahren

37 von 40 bis 60 Jahren

30 über 60 Jahre alt

79 weibliche Personen

25 männliche Personen

Sozialpolitische Zusammensetzung:

62 Arbeiter

29 Angestellte und Beamte

13 Selbständige

Versammlungsbesuch:

Gedächtnismahl 1966: 155 Personen

1967: 129 Personen

WT-Studiumbesuch durchschnittlich: 85

Dienstversammlung desgleichen: 65

Diese Zahlen zeigen im einzelnen u. a. folgendes: Rund 38 Prozent der Verkündiger kümmern sich nicht um die Dienstversammlungen und die Teilnahme an den Gedächtnismahlfeiern ist um 16 Prozent gesunken. Die Zahlen offenbaren ein Desinteresse an der Verkündigung und einen Rückgang des allgemeinen Interesses.

Sozialpolitisch ist zu erkennen: Rund 60 Prozent sind Arbeiter Das ist die Mehrzahl. Der Haupteinfluß der WTG erstreckt sich also unter die Arbeiterschaft. Es ist von enormer politischer Bedeutung, welche sozialen Schichten die WT-Verkündigung erreicht. Denn die Bibelauslegung muß darauf eingestellt sein. Es ist für die WTG wichtig zu wissen, in welche sozialen Kreise die WT-Politik wirkt, besonders ihr Antikommunismus (z. B. WT 15. November 1966). Die USA-Kirchenpolitik, der die WTG unterworfen ist, verlangt antikommunistischen Einfluß über religiöse Dinge auf die Arbeiterschaft zu nehmen. Die Statistik zeigt, daß die WTG auch dem weitgehend gerecht wird.

Altersmäßig ist im Hinblick auf Harmagedon bis 1975 zu erkennen: Die Mehrzahl aller Verkündiger ist in vorgerücktem Alter. Die Versammlungen sind überaltert. Verschiebt man die Endzeit wie 1914, 1925 und 1945 wieder um eine Generation (siehe CV 9), so sinkt die Mehrheit aller WT-Anhänger desillusioniert ins Grab. Die Jungen, die man bei einer weiteren Verschiebung der Endzeit, was 1975 fällig wird, vielleicht halten kann, sind die Minderheit in der Organisation. 1975 muß also mit einem gewaltigen Rückschlag gerechnet werden. Die WTG muß also versuchen, die Jungen rechtzeitig für eine Fortführung des WTG-Werkes nach 1975 zu fesseln und die Alten so gut es geht zu trösten. Kurios ist dabei, daß nach Harmagedon bzw. 1975 durchschnittlich auf einen männlichen Überlebendcn drei Frauen kämen.

Das sind nur einige Schlußfolgerungen aus der jetzigen WTG-Statistik. Man sieht, wie sich aus ihr in bedeutendem Maße für die WTG-Leitung, Strategie und Taktik für die Bibelauslegung und sonstige Belehrung und Ausrichtung der einfachen Verkündiger ablesen lassen.

Es ist in diesem Zusammenhang sehr bezeichnend, daß das Zweigbüro die Weisung ausgab, in den Versammlungen keine Kopie dieser statistischen Erhebungen zurückzubehalten Der Grund, die Zahlen würden sich immer wieder verschieben, ist haltlos, denn das trifft auch die WTG-Leitung. Der wahre Grund ist, die örtlichen Diener sollen so wenig wie möglich Material haben, das zu kritischem Überlegen und Bedenken anreizt. Sie würden erkennen, daß kein Gott das WT-Werk leitet, sondern die WTG sich recht weltlicher Methoden bedient, um Strategie und Taktik in Lehre und Organisation festzulegen.

Christliche Mission an Jehovas Zeugen W. J. Schnell, USA

Offener Brief an Jehovas Zeugen

Liebe Freunde!

Die Wachtturmgesellschaft möchte euch glauben machen, daß mit der Neuen-Welt-Gesellschaft der Sieg ist! Die Wahrheit darüber ist jedoch, daß sie in der ganzen Welt weiter an Boden verliert! Das ist offensichtlich, wenn wir auf das blicken, was sich im Kupfergürtel von Zentralafrika ereignete In den früheren dreißiger Jahren gelang es der Gesellschaft, viele ihrer Bücher in den Eingeborenensprachen Afrikas zu übersetzen und zu publizieren. Darin natürlich finden wir die doktrinären Kreisbewegungen, die für euch in meinem Buch "Dreißig Jahre ein Sklave des Wachtturms" beschrieben sind. In diesen Büchern wird das Christentum angegriffen als ein Teil der Teufelsorganisation und als Teil des Machtapparates aus Politik, Handel und Religion.

Diese Literatur wurde eine Gottessendung für afrikanische Führer, die unter dem Kolonialregime Englands schmachteten und anderer weißer Mächte. Es erlaubte ihnen eine Möglichkeit, sich selbst mit einer Bewegung zu identifizieren, die so verächtlich mit den Worten der Sprache des weißen Mannes sprach, Worten, die sie gern sprechen würden, aber als Schwarze nicht gegen ihre Kolonialherren wagen durften. Danach nahmen sie nicht nur in großer Zahl die Wachtturm-Bücher an, sondern sie vereinigten sich mit der Bewegung der Zeugen Jehovas, sie wurden eine Art "Naburu Zeugen Jehovas" oder "Freiheits-Zeugen Jehovas', (viele, wie die Völker Indiens und Chinas "Reischristen" wurden.) Zu einer Zeit wird berichtet, waren 52 Prozent der Chefs von Njassaland und Nordrhodesien Pro-Zeugen Jehovas, die in ihren Kraals die Zeugen Jehovas auf jede Weise unterstützten.

Streiks und Unordnung brachen schließlich im Kupfergürtel aus und da viele dieser "Naburu-ZJ" darin verwickelt waren, wurde die Wachtturmgesellschaft angeklagt, selbst diese Ausschreitungen und Streiks erregt zu haben.

In kurzen Ordern wurden ihre Vertreter vor die Hohen Kommissare der betreffenden Kolonien beordert und nur die rechtzeitige Intervention der Gesellschaft durch das Kolonialbüro in London verhinderte ihre Verbannung.

Es schien danach, daß die Gesellschaft einen großen Sieg errungen hat. Große Mengen Wachtturmbücher konnten abgesetzt werden und die Massen in Zentralafrika wurden zunehmend freundlicher. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges kam Naburu oder Freiheit für viele dieser Kolonien.

Die Erwartungen der Neuen-Welt-Gesellschaft schwangen sich hoch empor. Sicher würde jetzt in den neuen Nationen eine reiche Ernte sein - vielleicht würden ganze neue Nationen Zeugen Jehovas werden. Aber die Wachtturmgesellschaft überspielte sich selbst. Es trat zutage, daß ihre Literatur (wie in Deutschland die theokratischen Organisationsweisungen) zum Anklagegegenstand wurde. In dieser Literatur hatte sie stark Partei ergriffen gegen alle weltlichen Regierungen, und diese Attacken waren so heftig gegen die Machtstruktur, daß sich die neuen afrikanischen Führer gewarnt sahen. Es war wohl richtig, diese Attacken als Muster zu nehmen und sich selbst damit zu identifizieren, solange sie sich unter dem Kolonialzepter befanden, aber da nun einmal die Freiheit gekommen war, wünschten sie nichts mehr von der Wachtturm-Unversöhnlichkeit in ihrer Mitte.

Sie warfen ihr ZJ-Gewand ab und die Massen verließen die Zeugen Jehovas. Nun ist große Verwirrung unter Tausenden Naburu-ZJ in Afrika. In Äthiopien wurden die Dinge so schlimm, daß das Werk verboten wurde. Dasselbe ist der Fall in Tansania. Die Sudanesische Innere Mission half in Äthiopien dadurch, daß sie unsere Bücher in die Imperial Bücherei brachte, Material, wodurch es der Regierung möglich war, sich eine umfassende Meinung zu bilden. Kürzlich bat das Publikations Department in Jos, Nigeria, um die Erlaubnis, unsere Literatur in die verschiedenen Eingeborenensprachen übersetzen zu können, um diesem armen irregeführten Volk (der WT-Anhänger) aus ihrem Traume zu helfen.

Ich habe in zwei vorhergehenden Briefen gezeigt, daß die Theokratie nicht nur 1933 und 1945 in Deutschland verfiel und nun in Osteuropa seit 1950, sondern sie verfällt auch in ganz Afrika.

Wie lange, Jehovas Zeugen, wollt ihr euch der Wachtturm-Sklaverei unterwerfen? Lest unser Buch "Dreißig Jahre ein Sklave des Wachtturm". Empfangt unsere kommenden Artikel "Die fatalen Irrtümer des Russelismus" und "Jehova beschützt die Organisation der Zeugen Jehovas nicht".

Freudevoll, eure befreiten Brüder in Christus

Christliche Mission für Jehovas Zeugen

Interessante Mitteilungen

Empfehlung für Zweigbüro Wiesbaden

Im Union-Verlag Berlin (DDR) ist 1967 eine Sammlung kirchenpolitischer Dokumente erschienen unter dem Titel "Auf dem Wege zur gemeinsamen humanistischen Verantwortung". Die Sammlung umfaßt Dokumente zur Politik der Kommunistischen Partei Deutschlands, der Behörden der Sowjetischen Besatzungszone und der Deutschen Demokratischen Republik zu Fragen der Religion von 1933 bis 1966. Für die notwendige politische Kursänderung der WTG und Abkehr von Antikommunismus und Staatsfeindschaft und im Hinblick auf die notwendige Besinnung auf die sozialpolitische Mitverantwortung des Christen im gesellschaftlichen Leben ist diese Sammlung unentbehrlich.

Soziologische Argumente Hauptsache

Systeme, die auf absolutem Glaubensgehorsam aufbauen, bedingen notwendigerweise einen Infantilismus (Stehenbleiben auf einer kindlichen Entwicklungsstufe) ihrer Gläubigen Ihre Dogmatik zwingt die Menschen in Unsicherheit und Abhängigkeit und verhindert konstant die freie Entscheidung des einzelnen Gewissens und bedingt so eine psychische Deformation (Verbildung). Das verbindet sich zu einem Machtmechanisrnus über den Gläubigen, dem weniger durch religiöse als vielmehr durch soziologische und psychologische Argumente beizukommen ist. Weiter können solche Machtmechanismen nur von außen bekämpft werden, und den Gläubigen bleibe nichts weiter als die Emigration aus dem verhärteten System.

Diese Ansicht des westdeutschen religiös-soziologischen Autors Matthias Becker (Frankfurter Rundschau, 23. 2. 68)

trifft auch weitgehend auf die WTG und ihr System zu. In der Tat ist es eine entscheidende Frage, der WTG die natürlichen Rechte und Pflichten der Menschen in sozialer und politischer Hinsicht vor Augen zu halten.

Bibel zu einem Steinbruch gemacht

Die Zeugen Jehovas haben die Bibel in die Folterkammer geschleppt. Sie haben die prophetischen Schriften zu einem Steinbruch für ihre Wahrsagereien gemacht. So heißt es in einer Flugschrift über die Zeugen Jehovas, die von der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart in 10 000 Exemplaren verbreitet wird.

Diese Vergleiche sind nicht ganz unzutreffend, wenn man z. B. daran denkt, wie oft die Bibel schon herhalten mußte für die unmöglichsten Lehren des Wachtturms. Man denke an die verschiedenen Obrigkeitsdeutungen, an die vielen haltlosen Zeitberechnungen wie 1799, 1874, 1914, 1925, 1945, 1972 und 1975. Jedesmal waren aus der Bibel die Bausteine für diese widersprechendsten Lehren herausgebrochen worden.

CV bittet alle Brüder und Schwestern

Wir bitten alle Brüder und Schwestern guten Willens, alle Arten alter und ältester WT-Literatur, Zeitschriften, Bücher, Broschüren und sonstige Materialien (Resolutionen, Flugschriften, Briefe, Dokumente usw.) auf beliebige Weise an CV zu senden oder zu übermitteln um zu helfen, die ganze Wahrheit über die WTG in CV verbreiten zu können. Wir freuen uns über jede Hilfe.

Die soziale Verantwortung erkennen

Am 26. März 1967 wurde vom Papst Paul VI. eine Sozialenzyklika "Populorum Progressio" veröffentlicht. Sie sollte von allen Christen, die ihre soziale Verantwortung ernst nehmen, gelesen werden. Sie stellt die gegenwärtige Antwort der Katholischen Kirche auf die soziale Frage dar, und hat weit über die katholische Kirche hinausgehend Bedeutung Das Echo ist international. - Es dürfte nützlich sein, die echte christliche Verantwortung dieser Enzyklika zu durchdenken. Sie wurde in der Tageszeitung "Neue Zeit", vom 13. 5. 67 in der DDR veröffentlicht.

Liebeswerben um die Fortgelaufenen

Dazu berichtet ein Bruder aus St.:

Der ganze Wachtturm-Artikel aus Nr. 11 vom 1. 6. 67/342-346 ist ein einziges Liebeswerben um die Fortgelaufenen, Nach meiner Erfahrung pflegte in früheren Zeiten die Leitung der Theokratischen Organisation, rauher und liebloser mit den Fortgelaufenen umzugehen. Unverblümt wurden sie des Abfalls von Gott und seiner Organisation bezichtigt und sie wurden dem gnadenlosen Untergang in Harmagedon überantwortet. Jetzt wird, auch andere Anzeichen deuten darauf hin, gelegentlich eine neue Methode, sowohl bei der Werbung, als auch bei der Behandlung wankender und desertierter Brüder praktiziert. Man ist geneigt, diese Methode als Dienst am Kunden zu bezeichnen. Dieser Dienst am Kunden soll der Theokratischen Organisation ein neues Gesicht geben, voller Freundlichkeit und Verstehens, um damit zum Zugstück zu werden. Wie es die Verhältnisse gebieten, ändert man die Methoden. Jedoch an dem Gefüge ihrer Glaubenslehre und ihres Sendungsanspruches ändert sich nichts, was ja zumeist die Ursache der Dessertation war. Wie weit die neue Methode Erfolg haben wird, werden wir im Jahrbuch 1969 erfahren.

Weltweites Echo

Das Buch der Pionier-Schwester Josy Doyon, Schweiz, "Hirten ohne Erbarmen", ihre 10jährige Lebensgeschichte unter der Wachtturm-Gesellschaft, wird auch in den USA bekannt und von dort aus in vielen weiteren Ländern. In einem offenen Brief publiziert der Leiter der internationalen "Christlichen Mission für Jehovas Zeugen" Brd. W. J. Schnell, dieses Buch, welches vor einiger Zeit im Zwingli-Verlag Zürich/Stuttgart erschienen ist. So schreitet die Aufklärung voran und nichts vermag sie aufzuhalten.

Berichtigung: In CV Nr. 14 auf Seite 6 muß es heißen: Sie wird seit Anfang 1967 (nicht 1957) hier im Berliner Raum …

A 4057-68 1,5 568 V 7 1 1142

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Komentar zu den eingescannten CV-Ausgaben 

CV 17

Ein mehrteiliger Erlebnisbericht von Horst Kühn aus Zittau, jener Stadt wo auch der Stasiwasserträger und Mitglied der Gründungsversammlung der "Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in der DDR" (später in Deutschland) Hermann Laube alias "Hans Voss" wohnhaft war, beginnt in dieser CV-Ausgabe. "Wie mich die Wachtturm-Gesellschaft zugrunde richtete" titelt ihr Verfasser seine Ausführungen. Sie stellt gewissermaßen ein Korrelativ zu den Gefälligkeits- und Schönschreibern dar, die ich schon mehrmals namentlich benannt habe. Kühn betreibt auf seine Art (auch wenn ihm dies selbst so nicht bewusst gewesen sein mag) "Geschichtsschreibung von unten". Symptomatisch auch sein Ausruf:

"Ich selbst werde diese Organisation meiden wie die Pest. Die Verbrechen, die von dienenden Brüdern an meiner Person verübt worden sind, schreien zum Himmel. Wie viele Tränen habe ich schon in all den Jahren vergossen, wie viele Stunden der Enttäuschung und Verzweiflung durchlebt? Ja, wie viele Nervenzusammenbrüche habe ich schon auf Grund eures Verschuldens hinter mir? Nathan Knorr, komme her zu mir, damit ich Dir meine ganze Verachtung ins Gesicht schleudern kann. Eure Handlungen waren teuflisch."

In den nachfolgenden Fortsetzungen begründet er dieses sein Urteil dann noch im Detail.

In dieser CV-Ausgabe auch noch:

William Schnell berichtet, wie er 1937 von Rutherford in die amerikanische WTG-Hierarchie berufen wurde, wobei die Deutschland-Erfahrungen von Schnell für Rutherford motivationsfördernd waren. Dennoch verhinderte dies nicht, dass auch Schnell letztendlich zum WTG-Aussteiger wurde.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung

Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 17 Gera Juni 1968

CV - ihr Zweck

Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Ungeheurer Reichtum einer Weltorganisation

Liebe Brüder und Schwestern!

"Wir sollten, ob wir viel oder wenig haben, bereit sein, das, was wir haben, zu gebrauchen, um Gutes zu tun. Wir sollten freigebig sein, zum Teilen bereit … Schon die ersten Christen wandten ihr Geld zur Förderung des Predigtwerkes auf … wäre es nicht töricht, das Beste, was man hat, der alten Welt zu geben und die Neue-Welt-Gesellschaft nur kärglich zu unterstützen? Mit irdischen Gütern kann man viel Gutes wirken." (WT Nr. 13/63, S. 402 und 403)

Mit diesen Worten fordert der Wachtturm die Brüder und Schwestern der Organisation auf, die NWG mit Geldmitteln zu fördern. Prüfen wir aber einmal ganz oberflächlich, ob die NWG tatsächlich so arm ist, daß sie sogar die Spenden von den armen Brüdern und Schwestern benötigt, um ihr Werk fortzufahren. Wir betonen, daß unsere Berechnungen, die wir in der Folge unterbreiten werden, sehr niedrig eingesetzt sind und der Endbetrag bei genauer Berechnung viel höher liegt. Auch die Zinsen lassen wir unbeachtet.

Ch. T. Russel gründete um 1879 die damalige Volkskanzel-Vereinigung, die seit 1939 den Namen Wachtturm-Gesellschaft trägt, mit einem Kapital von 250 000 Dollar, indem er den Geschäftsanteil aus seinem väterlichen Geschäft verkaufte. Außer seinem Vermögen brachte Russel auch seine hervorragende kaufmännische Tüchtigkeit mit. Weitere Mittel kamen aus den Zahlungen der Gesellschaftsmitglieder, die für jeden 10-Dollar-Betrag ein Stimmrecht erwerben konnten. Russel selbst lebte sehr bescheiden. Er lebte wie jeder hauptamtliche Angestellte der WTG, der ein Zimmer, Verpflegung, Reisekostenersatz und ein monatliches Taschengeld von 10 Dollar (1954 14 Dollar) erhielt.

Russel selbst bezeichnete die Vereinigung: Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft" und ergänzte: Das ist der Name einer Geschäftsfirma, die sich mit der Herausgabe von wichtigen religiösen Büchern und Zeitschriften und anderen nützlichen Hilfsmitteln zum Bibelstudium befaßt. Sie verwaltet eine Kasse . . ." (Schriftstudien, Band 4, Ausgabe 1919). Er war und blieb Kaufmann. Trotz seiner persönlichen Bescheidenheit war er stets bemüht, das Kapital der Gesellschaft zu mehren.

Russel war immer darauf bedacht, wie es bei Geschäftsleuten üblich ist, die WTG in aller Welt bekannt zu machen. So entfaltete er eine große Reise- und Predigttätigkeit Er soll mehr als 1,6 Millionen Kilometer gereist sein, über 30 000 Predigten gehalten haben und Bücher mit einer Gesamtzahl von 50 000 Seiten geschrieben haben. Eine wirklich große Leistung. Sein Hauptwerk waren die siebenbändigen Schriftstudien. 1879 gründete er die Zeitschrift "Zions Watch Tower and Herald of Christs Presence", der heutige Wachtturm. Dazu kam noch das Monatsblatt, das öfter den Titel wechselte. Zuerst nannte man es "Volkskanzel" - dann "Jedermannsblatt", schließlich "Der Schriftforscher", danach "Goldenes Zeitalter", dann "Trost", heute "Erwachet". Der Strom der Traktate wuchs von Jahr zu Jahr. Das prophetische, so bedeutsam Jahr 1914 wurde weltweit propagiert und auf jede Weise forciert. 1881 schon reisten zwei Vertreter der Gesellschaft mit 165 000 Flugschriften nach England. Dort wurde dann 1914 eine "International Bible Students Association" ins Leben gerufen, welche der Gesellschaft angeschlossen wurde. In 3000 Zeitungen wurden allwöchentlich in Amerika und Europa Russels Predigten gedruckt. 1911-12 machte Russel eine Weltreise, reiste in den Vereinigten Staaten mit Sonderzügen und großem Geleit durch alle Großstädte und kam jedes Jahr auch nach Europa. Die Zahl der hauptamtlichen Prediger wurde vermehrt. Eine pausenlose Versammlungswelle überschwemmte Stadt und Land. Allein 1911 wurden 12 113 Versammlungen abgehalten. Man schuf 1912/14 mit einem Aufwand von über 300 000 Dollar = 1 200 000 Mark ein riesiges Foto-Drama der Schöpfung (Lichtbilder vom Urnebel bis zum Ende des Tausendjährigen Reiches, synchronisiert mit Musik- und Vortragsplatten) für vier zweistündige Vorführungen. Man konnte auf Grund großer Propaganda Millionen Zuschauer verbuchen.

In Pittsburgh wurde das alte Bibelhaus zu klein, um alle erhöhten Anforderungen zu begleichen. Man entschloß sich deshalb im Jahre 1909, in Brooklyn, einem sehr teuren Geschäftsviertel, zwei Gebäude für Büro, Druckerei und Unterkunft für über 30 Angestellte zu kaufen. Über den Kaufpreis und die Ausstattungskosten wurde nie etwas veröffentlicht. Daß aber hierzu große Geldmittel nötig waren, ist wohl verständlich.

Die Frage, woher kamen diese ungeheuren Geldmittel, ist berechtigt. Russel brachte ein Gründungskapital von einer Million Mark ein. Dazu kommen die 10-Dollar-Aktien, deren Höhe nie bekannt gemacht wurde. Russel starb am 31. Oktober 1916. Sein Vermögen verfiel der WTG, denn er war geschieden und kinderlos. Während seiner Predigttätigkeit hatte sich die Gesellschaft entwickelt und in vielen Versammlungen gefestigt, so daß Spenden und Literaturumsatz die Gesellschaft trugen. Unter dem Nachfolger Russels, Richter Rutherford, wuchs die Zahl der Versammlungen in aller Welt noch weiter an. Die Zeitschriften, Bücher und andere Literatur erhielten höhere Auflagen. Indem man die Propaganda noch mehr steigerte und mit Reklame nicht sparte, wurden auch die Einnahmen erheblich vermehrt. Auch unter dem jetzigen Präsidenten Knorr sind die Kostenaufwände für Propaganda geblieben, d. h. man brachte sie auf modernere Grundlagen und gab da viel Geld aus. Man baute z. B. neue moderne Druckereien, Bibelhäuser nach modernsten Gesichtspunkten, fotografierte sie und zeigte diese modernen Bauten dann in der angebotenen Literatur. Die Kongresse, welche in allen Staaten abgehalten wurden, baute man mehr aus und verband sie mit anderen Einnahmequellen, z. B. Verpflegung, was eine weitere Verdienstmöglichkeit ergab, da man die Waren zum Großhandelspreis einkaufte und für den Kleinhandelspreis verkaufte.

Überblicken wir nun mal die Quellen, die die Geldmittel bringen. Beginnen wir mit dem damaligen Foto-Drama Millionen Besucher wurden gezählt. Dabei vergaß man nie, an den Ausgängen der Versammlungssäle Kästen für freiwillige Spenden aufzustellen. Diese Spenden gingen so zahlreich ein, daß einzelne Brüder stundenlang zu zählen hatten. In allen größeren Städten der Erde wurde das Foto-Drama gezeigt. Gelder aus aller Welt flossen in die Kasse der WTG. Die Ausgabe hatte sich gelohnt, denn der erzielte Überschuß war hoch. Es war ein gutes Geschäft, andernfalls hätte man die Vorführung eingestellt. Mithin brachte das investierte Kapital guten Ertrag. Die Aktionäre mit den 10-Dollar-Aktien waren zufrieden. Obwohl wir hier keine genaue Aufrechnung erbringen können, da die WTG-Leitung sich über ihre Einnahmen ausschweigt, so ist es doch möglich, anhand ihrer eigenen Zahlenangaben (Absatz von Literatur, Verkündigerstärke) den jährlichen Gewinn zu überschlagen. Das Vorstehende sollte dabei zeigen, daß die WTG von Anfang an über sehr große Kapitalien verfügte.

Die Verkündigerzahl der WTG wuchs von 1917 mit 21 000 Verkündigern auf rund eine Million bis l966. Laut Jahrbuch 1967 wurden 1966 118 770 627 Wachttürme gedruckt und 111 404 696 Erwachet. Das sind zusammen 230 175 323 Zeitschriften. Rechnen wir für jede dieser Zeitschriften einen Verdienst von 10-Pf. pro Stück, so ergibt dies eine Summe von 23 017 532,30 Mark, die allein diese beiden Zeitschriften einbringen. An Büchern mit dem Titel "Dinge in denen es unmöglich ist, daß Gott lügt", wurden 5 382 371 Stück verkauft. Rechnen wir für jedes Stück einen Reinverdienst von 50 Pfennig, erhalten wir die Summe von 2 691 185,50 Mark. Es ist aber nicht nur dieses Buch verkauft worden, sondern mindestens noch zwei Auflagen mehr, wie "Babylon, die Große" und das "Jahrbuch 1967". Somit können wir die Summe des Gewinnes noch verdreifachen, was einen Ertrag aus den Büchern in Höhe von 8 073 556,50 M einbringt. Das ergibt allein aus der Literatur insgesamt einen Verdienst von 31 091 088,80 Mark. Sonstige Literatur, wie Broschüren usw. ist nicht mitgerechnet.

Eine weitere große Einnahme ohne Unkosten bringt die "Gute Hoffnung". Es sind laut Jahrbuch 1967 im Jahre 1966 1 058 675 Verkündiger gewesen. Versammlungen gab es 24 910 auf der ganzen Erde von Jehovas Zeugen. Rechnen wir pro Versammlung "n u r" 100 Mark "Gute Hoffnung", so ergibt das eine Einnahme im Jahr von 29 892 000 Mark. Rechnen wir dazu noch die Einzelverpflichtungen, welche mit 10 000 Spendern im Jahr mit 100 Mark nicht zu hoch gegriffen sein dürften, erhalten wir daraus eine Summe von 1 000 000 Mark. Ergibt insgesamt eine Einnahme aus Gute-Hoffnung-Geldern von 30 892 000 Mark.

Dazu kommen noch die Einnahmen in Form freiwilliger Spenden aus den Bezirksversammlungen der ganzen Erde. Aus einzelnen solcher Bezirksversammlungen wird uns berichtet, daß man das gespendete Geld mit Waschkörben wegtragen mußte. Wir alle wissen, daß hier viele Gelder eingehen. Nach Abzug aller Unkosten dürften davon 1 000 000 Mark in die Kasse der WTG gehen. Dann die Kreisversammlungen. Allein in Westdeutschland rechnet man mit einer Einnahme pro Kreisversammlung von mindestens 500 Mark, das sind bei 100 Kreisversammlungen in WD allein schon 50 000 Mark Reinverdienst. Angerechnet auf alle Kreisversammlungen der Erde, dürften 500 000 Mark sehr niedrig gegriffen sein. Ergibt aus Bezirks- und Kreisversammlungen eine Gewinnsumme von 1 500 000 M.

Nun noch eine großere Einnahmequelle. Das sind die Weltkongresse von Tagen. Hier kommen so viele Gelder ein, die alle bisher aufgezählten übertreffen. Täglich werden die Gelder aus den Spendenkästen mit Körben weggetragen zum Zählen an dazu besonders ausgewählte Brüder, welche auch verpflichtet sind, über die Gesamtsumme zu schweigen. Hinzu kommt noch der Verkauf von Eßwaren und Getränken in eigener Regie. Die Arbeits- und Verkaufskräfte dazu kosten fast nichts. Mithin bringt dies einen großen Verdienst für die Leitung, welche zu Großhandelspreisen einkauft. Es dürften für diese Weltkongresse 5 000 000 Mark Reingewinn nicht zu hoch gegriffen sein. Ein Überblick zeigt, daß die WTG-Leitung eine Geschäftsfirma ist, wie es Russel bei der Gründung sagte.

Zählen wir zusammen:

31 091 088,80 Mark aus Literatur-Einnahmen

30 892 000,00 Mark Einnahmen aus Guter Hoffnung

1 500 000,00 Mark Einnahmen aus Bezirks- und Kreisversammlungen

5 000 000,00 Mark aus Weltkongressen ergibt:

68 483 088,80

Mark Reingewinn im Jahr.

Unbeachtet blieben die rund 900 000 000 Kleinschriften (Broschüren) und die Zinsen des angelegten Kapitals auf Banken und sonstigen Besitztümern der WTG. Unsere Rechnung ist nach Mark aufgestellt, vergessen wir deshalb nicht, zu beachten, daß es Gelder aller Währungen sind, die in die Kasse der WTG fließen. Da wir im allgemeinen unsere Summen sehr gering einsetzten, dürfte ein Gesamtreingewinn von 100 000 000 M. nicht zuviel sein.

Sind die Ausgaben für den "weltweiten Predigtfeldzug" ebenso hoch?

Seit langem wird von Brüdern die Frage erhoben, über wieviele Geldmittel die WTG verfügt. Die Leitung schweigt dazu. Aus verständlichen Gründen ist es der Gesellschaft unmöglich, ihr Millionenvermögen der Öffentlichkeit preiszugeben Die WTG hat allen Grund, sich in der Wachtturm-Literatur jeder Rechenschaftslegung zu enthalten, sonst würden wohl allen Zeugen Jehovas die Augen aufgehen, was sich hinter diesem "göttlichen Verbindungskanal" verbirgt.

Damit die Brüder nicht etwa Verdacht schöpfen, daß die Leitung hinsichtlich ihrer Einnahmen Unredlichkeiten begeht, bringt man hin und wieder in größeren Abständen kurze Angaben über verausgabte Summen. Man will damit den Anschein erwecken, daß die eingegangenen Gelder richtig verwaltet und angelegt werden. Einen dieser seltenen kurzen Berichte enthält der WT Nr. 13/63, Seite 414, unter der Artikelüberschrift: "Der Segen eines freudiges Gebers". Wir werden im folgenden CV darüber berichten "Wie verfügt die Watch Tower Society über diese Beträge".

Der Wachtturm ermahnt andere mit den Worten Jesu: "Hört auf, euch Schätze auf der Erde anzuhäufen, wo Motten und Rost sie verzehren und wo Diebe einbrechen und stehlen." Warum hört die WTG-Leitung nicht selbst auf, sich im Übermaß Schätze zu sammeln? Glaubt sie im Ernst, daß ihr Reichtum den Krieg von Harmagedon überdauert? Es lohnt sich, darüber nachzudenken!

In christlicher Verbundenheit

Willy Müller,

65 Gera, Lutherstraße 16

Das wahre Gesicht der Wachtturm-Gesellschaft

Es ist immer wieder erforderlich, eine Organisation wie die Wachtturm-Gesellschaft, die Monat für Monat laut und vernehmlich ihre Vorzüge anpreist, näher in Augenschein zu nehmen, schon deshalb, weil dieses Gebaren mit den Christen des 1. Jahrhunderts, denen sie sich gleichstellen möchten, so wenig Ähnlichkeit hat. Diese hatten nicht nötig, so viel von sich reden zu machen, weil allein schon ihre ungewöhnlichen Werke und ihr beispielhaftes Handeln sie als Diener Gottes kennzeichnete. Wie aber sieht es in der WTG aus? Finden wir den Frieden, die Einheit innerhalb der Wachtturm-Organisation, welche die ersten Christen auszeichnete? Nun, einzelne mögen sich in lobenswerter Weise befleißigen, nach den christlichen Geboten zu leben, jedoch die als Vorbilder vorangehen sollten, die Aufseher der Herde, ermangeln in der Mehrheit dieser Vorzüge. Ja, ständig mehren sich die Vorkommnisse, bei denen führende Brüder verantwortungslos an ihren Mitbrüdern handeln. Sobald es jemand wagt, gegen das unbiblische Verhalten der Wachtturm-Diener Einspruch zu erheben und die Mißstände innerhalb der Organisation offen zu kritisieren, wird gegen ihn der Kampf aufgenommen. Welche Erfahrungen in dieser Hinsicht ein ehemaliger Zeuge Jehovas machen mußte, ist erschütternd. In welchem krassen Gegensatz die Tatsachen in Wirklichkeit zu der weltweit proklamierten und vielgerühmten Friedfertigkeit und Harmonie stehen, wird uns nachstehender Bericht verständlich machen.

Wie mich die Wachtturm-Gesellschaft zugrunde richtete

Im Januar 1949 kam ich mit der Wachtturm-Gesellschaft in Berührung. Diese Organisation behauptet von sich, sie allein lehre die Bibel in ihrer Gesamtheit. Andere Religionsgemeinschaften lehren nur einen Teil aus der Bibel und zum Teil alte Überlieferungen. Die WTG behauptet, sie allein lebe nach den Grundsätzen der Bibel und fordert alle Menschen auf, nach diesen Grundsätzen zu leben.

Die Bibel hat ausgezeichnete Lebensregeln für den Menschen. Das Paradies wäre auf Erden, würde die Menschheit nach diesen biblischen Regeln leben. So müßte nach den Angaben der WTG in ihrer Organisation, abgesehen von einigen Ausnahmen, die es ja überall gibt, ein Idealzustand im Zusammenleben von zu Mensch zu Mensch sein. Ist dem nun tatsächlich so?

Nein! Die WTG predigt wohl diese edlen Grundsätze der Bibel, besonders die Liebe. Liebe ist aber in ihren Reihen kaum zu finden. Viele fressen sich untereinander durch Verleumdungen übelster Art auf. In meinem Leben habe ich schon so manche Vereinigung kennengelernt, aber was die WTG-Führung anbetrifft, habe ich nirgends soviel Unflat, Schmutz, Terror, Lüge, Verleumdung, Dummheit und fortwährende Verbrechen in ihren Reihen gefunden wie hier. Es ist in der Tat nach meinen Erfahrungen einmalig. Sofort als ich die ersten Schritte in dieser Organisation getan hatte, erlebte ich Terror und abermals Terror psychologischer Art. Ich dachte, dies seien Einzelerscheinungen, die Gesamtheit wäre nicht so. Dies war aber ein Fehlschluß meinerseits. Dieser Terror hielt jahrelang an, besonders an mir. Ich glaubte noch immer es seien Übergriffe einzelner. Jedoch heute weiß ich, daß dieser Terror in der Organisation zur Organisation gehört. Schuld an diesen Zuständen hat nicht die Bibel. Schuld an dieser Lieblosigkeit, Schuld an diesen chaotischen Zuständen hat der Leiter, der Präsident der WTG mit seiner höheren Dienerschaft.

Der Kopf dieser Organisation ist verderbt, lieblos, arrogant Die höhere Dienerschaft dieser WTG ist davon angesteckt und kaum noch heilbar. Die Literatur der Gesellschaft berichtet von Frieden in ihren Reihen. Leider gibt es aber nur sehr wenig Ausnahmen von Unfrieden. Nathan Knorr, Du bist falsch unterrichtet, umgekehrt ist die Regel, Unfriede ist der Hauptbestandteil in der Organisation. Frieden findest Du ganz selten in den örtlichen Versammlungen Worin liegt die Ursache an diesen schmutzigen Zuständen Wie gesagt, an dem Präsidenten und seiner hörigen Dienerschaft.

Bevor ich weiterschreibe, möchte ich hier einiges einfügen. Öfters hatte ich schon versucht, an Dich zu schreiben. Leider verfalle ich immer wieder in denselben Zustand. die Erregung wird bei den Erinnerungen so groß und mächtig, daß der ganze Körper anfängt zu zittern, deshalb die undeutliche Schrift. Nervlich habe ich so furchtbar gelitten, daß das ganze Nervensystem so empfindlich ist, daß schon bei Erinnerungen an diese Zeugenzeit alles in mir in Aufregung gerät.

Die Last war zu groß für mich, ich vermochte sie nicht zu tragen, ohne gesundheitliche Schäden zu erleiden, Du brauchst aber keine Angst zu haben, ich bin trotz allem ganz normal, alles, was ich schreibe, ist die Wahrheit. Ich bürge mit meiner Unterschrift dafür und voller Adresse. Es ist bei weitem nicht alles angeführt, was ich in meiner Zeugenzeit erlebte. Das Erlebte und Durchlebte ist viel, viel größer als das, was ich hier anführen kann. Wenn Du kannst, sende diesen Bericht auch an Präsident Knorr, er soll und muß es wissen, denn er trägt die Verantwortung für das Geschehene. Mitschuldig ist seine ganze Dienerschaft. Alle müßten, wenn sie diesen Bericht gelesen haben, von sich aus ihre Ämter niederlegen.

Diener Gottes handeln anders, Herr Knorr, nicht so wie in meinem Falle, welcher aber kein Einzelfall ist. Diener und Aufseher handeln nach der Bibel und werden nach den Grundlagen der Bibel zu einem Diener Gottes. Nicht Deine Ernennung macht einen Bruder zum Diener Gottes, auch nicht, wenn Du ihm den biblischen Anstrich zu einem Diener oder Aufseher gibst. Auch nicht ein Gebet macht einen Bruder zum Diener Gottes. Ist dieser auserwählte Bruder innerlich voller Schmutz, so bewirkt Dein Gebet keine Wunder. Ja, auch der Spiritismus ist ein Bestandteil der WTG. Die Bibel stellt ganz bestimmte, Anforderungen an einen Diener. Nie, aber auch nie, habe ich beobachtet, daß auf diese biblische Anforderung geachtet wird. Ist hier und da ein wahrhafter Diener zu finden, dann hat man ungewollt einen glücklichen Griff getan. Bei der Auswahl und Ernennung der Aufseher handelt man stets gegen die Bibel. So können auch von den Dienern nur Handlungen gegen die Bibel herauskommen, und die persönliche Gewalt- und Willkürherrschaft ist fertig. Die Literatur der Zeugen-Jehovas brachte und behandelt des öfteren die Anforderungen, die an einen Diener gestellt werden müssen, wohlgemerkt schon bei der Auswahl. Diese Fähigkeiten muß der Bruder schon vor der Ernennung aufweisen können Der Präsident der WTG spricht und schreibt wohl viel davon, selbst handelt er aber nicht danach. Wie sollen sich da die Zustände in den Versammlungen der einzelnen Länder ändern, wenn man Grundregeln unbeachtet läßt? Ein Unfähiger ernennt den anderen Unfähigen. So geht es nicht, Herr Knorr!

Herr Knorr, Du bist verantwortlich für allen Unfrieden, für allen Terror, Willkürherrschaft, für alle Verbrechen, für alle Tränen, für alle Verzweiflung, verantwortlich für alle unschuldig Ausgeschlossenen. So manch ein gläubiger und fähiger Bruder vermag nicht mehr in die Organisation zurückzukehren, weil es aus Gewissensgründen gar nicht geht. Du hast viel Leid und Last auf Deine Brüder gelegt. Denke einmal gut darüber nach: "Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Totschläger, und ihr wißt, daß kein Totschläger ewiges Leben bleibend in sich hat." 1. Job. 3:15. (NW. Ü).) Wenn Du nicht vermagst in Tat und Wahrheit zu lieben, 1. Joh. 3:18, sondern nur mit der Zunge, dann tritt als Präsident zurück und überlasse das Dienstamt einem würdigeren Bruder. Einem Bruder, der die WTG wieder in den Zustand des Urchristentums zurückführt. Einem Bruder, der nicht nur die Bibel predigt, soweit sie seinen Interessen entspricht, sondern der nach biblischen brüderlichen Grundsätzen lebt und handelt. Für Dich und Deine Dienerschaft ist Matthäus 23 geschrieben. Zeige nicht immer mit dem Finger auf andere Glaubcnsgemeinschaften, schaue erst einmal selbst in den Spiegel, ehe Du ihn anderen vorhältst. Nathan Knorr, Du kannst diese Anklage mit einer Handbewegung beiseite schieben, dennoch bleibt die Schuld auf Dir sitzen. Du kennst doch die Bibel? Nun, dann studiere mal alle Anklagen der Propheten gegen die damalige Priesterklasse, deren Rolle Du übernommen hast.

Brüder, Euch gebe ich den Rat, die Ihr Nathan Knorr zum Präsidenten gewählt habt, setzt ihn ab. Ihr macht Euch mitschuldig. Das Blut aller Unschuldigen wird eines Tages auf Euer Haupt kommen. Jehova wird Euch für jeden Bruder, den Ihr hinausgetrieben habt, zur Verantwortung ziehen. Ihr wißt es: Ein Mörder verdient die Todesstrafe!

Ich selbst werde diese Organisation meiden wie die Pest. Die Verbrechen, die von dienenden Brüdern an meiner Person verübt worden sind, schreien zum Himmel. Wie viele Tränen habe ich schon in all den Jahren vergossen, wie viele Stunden der Enttäuschung und Verzweiflung durchlebt? Ja, wie viele Nervenzusammenbrüche habe ich schon auf Grund eures Verschuldens hinter mir? Nathan Knorr, komme her zu mir, damit ich Dir meine ganze Verachtung ins Gesicht schleudern kann. Eure Handlungen waren teuflisch.

Halten wir gleich mal einen kleinen Rückblick über den Zweigdiener in Deutschland nach 1945, Erich Frost. Ich setze voraus, Herr Knorr, das Du die Veröffentlichungen in CV über Erich Frost kennst und auch die Veröffentlichungen des "Spiegel" über Erich Frost. Ich möchte dazu noch einiges ergänzen, was noch nicht veröffentlicht ist. In der Haftanstalt Bautzen lernte ich einen Bruder kennen, er hieß Hubert Nobis, er war nach 1945 als Sonderpionier in der Gegend von Meiningen-Suhl eingesetzt. Von ihm erfuhr ich sehr viel über E. Frost, denn er war mit ihm im KZ Sachsenhausen. Hubert sagte wörtlich: "Alle wunderten sich, wie Erich Frost nur zum Landesdiener ernannt werden konnte, denn nach den Satzungen wäre das unmöglich gewesen!" Der Auffassung waren Brüder, welche mit Frost zusammen im KZ waren. Erich Frost hat noch ein viel größeres Sündenregister, was an unbrüderlichem Verhalten nichts zu wünschen übrig läßt. Frost hatte im KZ durch seine guten Beziehungen zur SS-Aufsicht, immer sehr viel zu essen, daß sogar das Brot in seinem Schrank verschimmelte, wohingegen andere Brüder dort verhungerten Frost wohnte nicht in den Baracken unter den anderen Brüdern, er wohnte im Hause der Wache, weit er dort bei allen Gelegenheiten für die SS-Wache Musik spielen musste, als ehemaliger Musiker. Von einem Bruder, welcher auf Grund seines Berufes überall Zutritt hatte, wurde Frost auf sein unbrüderliches Verhalten hingewiesen. Der Bruder bat um Brot von seinem Überfluß, da andere Brüder hungerten Frost antwortete: "Wenn ich dir von dem Brot geben würde, würde es womöglich mein Leben kosten, und ich bin nicht gewillt, für meine Gutmütigkeit zu büßen!" Die anderen konnten also verhungern, nur er hatte als großer Bruder ein Recht zu leben. Frost kannte die Leiden der Brüder ja nur vom Hörensagen, selbst hat er sie nicht miterlebt. Dies war Dein höchster Diener in Deutschland, Herr Knorr, den Du eingesetzt hast, weil er Dir willig war.

Dir ist auch nicht unbekannt die Akte Erich Frost, Geheime Staatspolizei II B 2, Nr. 292, welche seine Verrätereien an Brüdern beweist. Trotzdem hast Du ihn nicht ausgeschlossen. So verfährst Du und Deine Dienerschaft mit großen Brüdern, der kleine Bruder aber, der viel gelitten und treu blieb, wird erbarmungslos als Verräter oder Hetzer ausgeschlossen, weil er die Lehren und die Machenschaften der Wachtturm-Gesellschaft kritisiert. Wie willst Du das verantworten, Herr Knorr?

An die Stelle von Frost sind hier in Deutschland andere unwürdige und unmögliche Brüder getreten. Ich verweise auf die Akte von Franke, welcher heute an die Stelle von Frost gesetzt ist. Ist Dir die Akte von Konrad Franke, Sicherheitsdienst RFSS, Oberabschnitt Süd-West, vom 12. 11. 36, II 1133 S. A. 202 usw. bekannt? CV berichtete darüber. Auch Franke ist von Dir eingesetzt, Herr Knorr. Hast Du alles genau nach Deinen Richtlinien und der Bibel überprüft? Sag einmal, Herr Knorr, welche Organisation auf der Welt ernennt Säuglinge in ein verantwortungsvolles Dienstamt? Ich kenne keine, nur die WTG tut dies. Ihr handelt fortwährend bei Ernennung von Brüdern in ein Dienstamt gegen die Worte im 1. Tim. 3:8-10. Ihr habt diese biblischen Richtlinien außer Kraft gesetzt! Was sagt Hebräer 5:11-14, Herr Knorr? Ihr selbst seid Unmündige, darum ernennt ihr Brüder zu Aufsehern, die das primitivste Wissen über die Bibel haben. 1. Tim. 3:1-12 solltest Du als Maßstab bei Deinen Ernennungen anlegen. Bedenke: "Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Tadeln, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit damit der Mensch vollständig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk." 2. Tim. 3:16,17.

Ist es nicht schon genug Herr Knorr, daß im dunklen Mittelalter die Scheiterhaufen loderten! Menschen wurden hier verbrannt, Nathan Knorr, die die Bibel in ihrer Reinheit lehrten. Diese mittelalterlichen Zustände sind heute Bestandteil der WTG geworden. Wer nicht alle die Irrlehren des WT und ihrer Diener annimmt, wird als Ketzer hinausgetan, man wurde sie verbrennen, wenn es dazu Möglichkeiten gäbe, genau wie damals. So liegen die Dinge, Herr Knorr!

Die Aufseher sollen doch dafür sorgen, daß Frieden in den Versammlungen ist. Tun Deine ernannten Diener dies? Was meinst Du, was sie tun? Deine Diener gehen mit Lügen um. Sie verbreiten Verleumdungen und üble Nachrede usw. Sie gehen sogar so weit, daß sie das Privatleben der Brüder in den Versammlungen festlegen, jedes Mittel ist da recht. Ich könnte Bücher schreiben über diese unmöglichen Geschichten, so groß ist ihre Vermessenheit. Ich an Deiner Stelle, Herr Knorr, würde mich schämen, solch einer "christlichen Organisation" als Präsident vorzustehen Was nützt es, wenn der WT solche Dinge des öfteren behandelt, Ihr aber immer wieder Brüder als Diener ernennt, die den biblischen Anforderungen nicht entsprechen? Wann endlich werdet Ihr Diener und Aufseher nach biblischem Muster ernennen? Wie oft habe ich diese Forderung schon erhoben - Terror ist die Antwort Kannst Du das als höchster Diener der WTG verantworten? Es kann aber ja nicht anders sein, denn wenn die Leitung oben nicht gut ist, wie könnte es da in den Versammlungen gut sein. Ein Sprichwort sagt: "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!"

Herr Präsident Knorr, möchte Dich das Vorstehende zum Nachdenken anregen und in Dir den Entschluß reifen lassen, von diesem Amt zurückzutreten, da die Erfahrung lehrt, daß Du Dich nicht durchsetzen kannst oder willst. Ich habe Dir noch nicht alles unterbreitet, was mein Herz bedrückt, ich werde meine Erfahrungen Dir weiterhin durch CV übermitteln, damit Du weißt, wie die Wirklichkeit aussieht. Dein Brief an die höheren Diener, der in CV 13 veröffentlicht wurde, zeigt, daß Du einige Mißstände kennst, aber bei weitem nicht alles. Bereinigen lassen sich diese Mißstände nur mit einer neuen Dienerschaft von oben bis unten. Möchten dies auch die Brüder überdenken.

(Fortsetzung folgt).

Horst Kühn, 88 Zittau,

Geschwister-Scholl-Straße 34

Kommentar zu einigen Äußerungen des Zweigdieners der Wachtturm-Gesellschaft, Konrad Franke, Wiesbaden
Von Manfred Gebhard, Berlin
Im August 1966 wurden in Essen und Nürnberg Bezirks sversammlungen abgehalten. Wir sind im Besitz einer Tonbandaufzeichnung der Nürnberger Bezirksversammlung Ausführungen des Zweigdieners K. Franke. Es waren die Bezirksversammlungen, die international das Jahr 1975 als neues Endzeitdatum proklamierten. Wir möchten einiges aus der Schlußansprache von Zweigdiener Franke zitieren.

"Jeder Kongreß hat, wenn wir einmal zurückblicken, sofern wir schon länger in der Wahrheit sind, sein besonderes Gepräge. Dieses Jahr, müssen wir eigentlich sagen, tragen die Bezirksversammlungen einen besonderen Stempel Der Stempel ist, daß die Organisation um viele besorgt ist. Ja, die Gesellschaft ist sehr um Gottes Volk besorgt. Besonders die leitende Körperschaft wünscht, daß ein jeder, der freigemacht worden ist, sich als Sohn Gottes weiterhin der Freiheit erfreut. Wenn wir diesbezüglich an die Probleme denken und an die Angriffe, die von einer bestimmten Seite gestartet werden, und von demjenigen, der ein Gegner aller Freiheit ist, von dem wir dieser Tage schon hörten, daß er lieber die Erde in ein Zwangsarbeitslager verwandeln möchte, dann verstehen wir, daß wir auch gegen diese Angriffe auf unsere Freiheit, die wir gewonnen haben, gut gewappnet sein müssen. So ist es besonders der Sklave, der um seine Brüder besorgt ist, besonders um diejenigen, die vielleicht noch jung in der Wahrheit sind, und auch solche, die aus irgendeinem Grunde in der Kraft nachgelassen haben und vielleicht sogar etwas müde geworden sind.

In der Tat, wir sind heute in eine große Gefahrenzone geraten. Denn, wenn jemand einige Jahre mitgemacht hat, könnte es sein, daß er in seiner Freudigkeit, seiner Einsatzbereitschaft, etwas nachlassen könnte. Denken wir einmal an unseren Bericht, den vom April dieses Jahres, dieser Monat, in dem wir allgemein immer Höchstzahlen erreichten, mit dem im vorigen Jahr verglichen, dann finden wir, daß dieses Jahr 100 Verkündiger weniger tätig waren als voriges Jahr zur gleichen Zeit."

Die Organisation ist um viele besorgt wegen der Angriffe, die von einer gewissen Seite gestartet werden, und man ist heute in eine große Gefahrenzone geraten.

Wer ist diese gewisse Seite, die Angriffe gegen die Organisation, d. h. gegen die Wachtturm-Gesellschaft startet? Zweigdiener Franke vergaß es zu erwähnen. Er sagte das wohlweislich nicht, um zu verhindern, daß noch mehr ihr Ohr dieser Seite öffnen. Er möchte diese Seite nicht noch selbst publik machen.

Es sind die Zeugen Jehovas, die hinter die Kulissen geschaut haben, und es werden immer mehr Menschen zu der Erkenntnis kommen, etwas gegen die WTG wegen ihrer Irreführung zu tun, damit nicht noch mehr Menschen das Leben ruiniert wird. Ich hatte in meinem Bericht in Christlicher Verantwortung Nr. 13 u. a. geschildert, wie in meiner ehemaligen Versammlung den Brüdern die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten durch die Organisation zerstört wurden.

Die bestimmte Seite, die Zweigdiener Franke in seiner Schlußansprache so beschwört, nimmt immer mehr zu. Aus der Spaltung der Organisation von 1916/17 nach Russels Tod entstanden die Freien Bibelforscher. Sie werden jetzt in Westdeutschland immer aktiver, weil sie u. a. auch Zuwachs der jungen Zeugen-Generation erhalten. 1959 veröffentlichte Bruder William j. Schnell, ehemals Mitarbeiter des Zweigbüros Magdeburg und später Brooklyn, ein Buch "Falsche Zeugen stehen wider mich - Dreißig Jahre ein Sklave des Wachtturms". 1960 wurde im Verlage für politische Literatur in Moskau von E. Bartoschewitsch das Buch veröffenttlicht "Unter dem Namen des Gottes Jehova". Der ehemalige Versammlungsdiener H. J. Twisselmann veröffentlichte 1961 in Westdeutschland ein Buch "Vom Zeugen Jehovas zum Zeugen Jesu Christi". Der ehemalige Wachtturm-Missionar Günter Pape veröffentlichte 1961 in der DDR und in Westdeutschland das Buch "Ich war Zeuge Jehovas". Die ehemalige Pionierschwester Josy Doyon veröffentlichte 1967 von der Schweiz aus das Buch "Hirten ohne Erbarmen". Die weiteren Publikationen über die Wachtturm-Gesellschaft sind noch nicht abzusehen. Durch diese Veröffentlichungen wird bewiesen: Die Wachtturm-Religion ist mit der Bibel widerlegbar! Die Wachtturm-Religion ist unbarmherzig und unmenschlich! Die Hintergründe der Wachtturm-Religion sind eine verderbte Strategie Die Wachtturm-Führer werden nicht von Gott geleitet! Die Wachtturm-Führer sind vor Gott und Menschen schuldig Nicht zuletzt aber hatte Zweigdiener Franke auch CV im Sinn, eine Schrift ehemaliger Zeugen Jehovas über die Wachtturm-Gesellschaft, die ihren Weg schon bis in die USA und andere Länder gefunden hat.

Deshalb sind die Worte des Zweigdieners, der für die WTG sprach, daß sie heute in eine große Gefahrenzone geraten ist, durchaus verständlich. Niemals wird aber die Leitung der WTG zugeben, daß sie selbst es war, die diese Gefahren verursacht hat. Um diese Gefahren abzuwenden, sucht die WTG-Führung ständig nach dienlichen Methoden. Die Hauptmethode ist in Ermangelung überzeugender Argumente die Geißel der Furcht vor einer Vernichtung. Franke entwickelte dazu:

"Unsere Errettung ist noch nicht vollständig, sie ist noch nicht sicher. Es sei denn, wir harren aus, oder wir werden ausgeharrt haben bis zum Ende, dann wird unsere Errettung verbürgt sein. Uns wurde gezeigt, welche Gefahren hier bestehen. Negatives Denken kann uns sehr negativ beeinflussen. Woher kann so etwas kommen? Nun, wenn man keine richtige Freude mehr am Ausharren hat, wenn dieses! Er muß ausharren! Das ist das weltliche Ausharren, es bleibt ihm keine andere Wahl. Er könnte höchstens in das Wasser springen und Selbstmord begehen. So sollten wir aber nicht ausharren!"

Eine kluge Taktik, aber ein schlechtes Argument Bruder Franke! Worin unterscheidet sich jenes weltliche Ausharren von dem Ausharren, was die WTG verlangt? Ist für sie die Welt nicht ein sinkendes Schiff? Ist die Wachtturm-Gesellschaft nicht immer als das Rettungsboot, die Rettungsarche hingestellt worden, der einzige Ort, wo Sicherheit ist? Haben die Zeugen Jehovas etwa eine andere Wahl, oder gestattet die Leitung der WTG eine andere Wahl? Ist nicht der Sprung aus dem Wachtturm-Boot auch Selbstmord, wie es der Wachtturm oft berichtet? Es ist in Wirklichkeit das gleiche Ausharren, nur sollen die Zeugen Jehovas dabei freudig sein. Es ist ganz gleich, wohin das Boot treibt und wenn es Tage, Wochen oder Jahre dauert: Der Schrecken vor der Welt soll alle im Boot festhalten. Ausstieg bedeutet Vernichtung. Aus welchem anderen Grunde sonst gebrauchst du den Rettungsvergleich, Bruder Franke? Die Tatsachen zeigen jedoch, daß keiner, der aus ehrlichen Beweggründen aus dem Wachtturm-Boot gesprungen ist, einen geistigen Tod gefunden hat. Unterhalte Dich nur offen mit ihnen! Du wirst hören, daß sie froh und glücklich sind, endlich die Freiheit gefunden zu haben! Sie werden Dir ihre Gründe vortragen und Beweise anführen!

Versuchen wir die dargelegten Gründe von Zweigdiener Franke zu verstehen, denn er spricht ja für die Leitung der WTG. Die Wachtturm-Gesellschaft muß alles tun, ihr Rettungsboot 1975 nicht zerschellen zu lassen. Es muß sicher auch die 1975-Klippe passieren, so wie es 1914, 1925, 1945 usw. gelang. Mit anderen Worten, man legt vorsichtig das zweite Eisen in's Feuer. Das erste Eisen, 1975, ist für die Älteren in der Organisation besonders herausgegeben, damit sie noch einmal alles aus sich herausholen für die Wachtturm-Gesellschaft, in dem Glauben, es sei nun wirklich der Endspurt. Das zweite Eisen ist, vorsichtig ein weiteres Datum hochzuspielen, das Jahr l996. Man versäumte es zum Beispiel nicht, in der Wachtturm-Sonderausgabe Nr. 8/67, Seite 240, Abschn. 25, wo das Endzeitdatum 1975 angegeben ist, zu erwähnen, daß gemäß der katholischen Zeitberechnung von James Ussher die Zeitberechnungen aber erst 1996 enden!

Vizepräsident Fred Franz formulierte deshalb die 1975-Hypothese (Vermutung) mit den Worten: "Es könnte sein aber wir sagen es nicht!" (WT. 1. 1. 1967). Mithin ist sich die Leitung der WTG im Klaren darüber, daß 1975 eine Vermutung oder auch Spekulation ist.

Weitere Kommentare zu anderen Äußerungen des Zweigdieners Konrad Franke folgen. -

Ich war Zeuge Jehovas

Ein Buch, dessen Lektüre die WTG mit allen Mitteln der Verleumdung und Diffamierung unterdrückt. Hast du es schon gelesen?

Es ist die Art und Weise der WTG, Bücher einfach totzuschweigen, wenn sie nicht möchte, daß Jehovas Zeugen sie lesen. So hat sie es bisher mit allen Büchern gemacht, die kritisch über sie schrieben. Diese Methode muß aber ganz offensichtlich bei einem der letzten Bücher versagt haben, denn die WTG hielt es für nötig, im Jahrbuch 1964 über ein Buchangebot in "Ostdeutschland" zu schreiben:

"Sie boten ihr ein Buch über Jehovas Zeugen an, das von jemandem geschrieben war, der sich gegen die Wahrheit gewandt hatte. Die Schwester antwortete, so etwas könnte geschehen, denn auch Judas sei eine Zeitlang ein vertrauter Nachfolger Jesu gewesen, doch dann habe er ihn für dreißig Silberstücke verraten. Sie brauche jenes Buch nicht und hätte kein Interesse, es zu lesen. Sie hätte ihre Bibel zum Lesen." Es handelte sich um das Buch ICH WAR ZEUGE JEHOVAS von G. Pape, daß 1961 in der DDR erschienen ist.

Es sind schon etliche höhere Diener, die sich unter ausdrücklichem Hinweis auf dieses Buch von der WTG abgewandt haben. Das ist der wahre Grund, weshalb die WTG dieses Buch 1964 als ein Judas-Werk hinstellt. Sie will verhindern, daß es weitere Brüder und Schwestern in die Hand nehmen.

Hat der Verfasser des Buches Jesus für dreißig Silberlinge wie einst Judas verraten? Lies den persönlichen Bericht dieses Bruders über die wahren Gründe seiner Abkehr von der WTG:

Ich war Zeuge Jehovas
In einem Harzstädtchen am Ausgang des Bodetales erlebte ich die Jahre meiner Kindheit. Als ich in die Schule kam, regierte der braune Unhold in Deutschland gerade ein Jahr.

«Heil Hitler!» Mit diesem Gruß kam unser Lehrer jeden Morgen lautstark in das Klassenzimmer «Heil Hitler!» So hatte es ihm aus 50 Jungenkehlen entgegenzuschallen. Wehe dem, der sich weigerte.

«Pape vorkommen! Warum machst du den deutschen Gruß nicht mit?» Klatsch, hatte ich eine sengende Backpfeife sitzen. «Mein Vater hat es mir verboten, er hat gesagt, keinem Menschen gebühre Heil, nur Jesus Christus», schluchzte ich.

Auf diese handgreiflicheweise prägte sich mir ein, dass meine Eltern Anhänger einer sonderbaren Gemeinschaft aus den USA waren, die sich Bibelforscher oder Zeugen Jehovas nannte.

Der Erste Weltkrieg hatte Leid und Not in Millionen Familien getragen. Die spanische Grippe raffte mehr dahin, als auf den Schlachtfeldern verblutet waren. Von Osten her wehte der Wind des Sieges der Oktoberrevolution. Die Novemberrevolution der deutschen Arbeiter war blutig niedergeschlagen. Als der einfache Arbeiter in den Fabriken täglich Millionen und Milliarden Reichsmark verdiente, dafür aber kaum ein Stück Butter kaufen konnte und die Millionen und Milliarden nach drei Tagen wieder verfallen waren um Billionen Platz zu machen, erhob der braune Unhold in München zum ersten Male in der Öffentlichkeit prahlerisch seine Stimme.

Wem sollte der kleine Mann vertrauen? Mein Vater sympathisierte mit sozialistisch-kommunistischen Ideen und schloss sich schließlich dem «Reichsbanner» an. Die Arbeitslosenheere wuchsen. Auch mein Vater wurde eingereiht.

Inmitten der sozialen und politischen Wirren der Jahre der Weimarer Republik, aus denen der Braunauer erfolgreich emporstieg, erschienen seltsame und weltfremde Eiferer an den Türen vornehmlich ärmerer Familien. Sie verkündeten ein goldenes Zeitalter, ein Paradies für alle, die ihnen Gehör schenkten. Geschickt all das vergangene und gegenwärtige Unheil in der Welt zitierend, predigten sie ein seltsames Evangelium als Ausweg aus allen sozialen und menschlichen Nöten und Sorgen: Vertrauet nicht auf Menschen! Vertrauet auf Jehovas goldenes Zeitalter! Keine. menschlichen Plane werden je Gelingen haben! Es waren die Bibelforscher oder Zeugen Jehovas, wie sie später vor allem genannt werden wollten.

Meine Eltern schenkten diesen liebenswürdig und feinfühlend auftretenden Predigern Gehör, denn sie waren Suchende. Die sozialdemokratischen Hoffnungen meines Vaters sanken tiefer und tiefer, je mehr der braune Unhold den Horizont verdunkelte und seine Schatten unheilverkündend vorauswarf. Trotz des wenigen Stempelgeldes abonnierten meine Eltern schließlich die beiden Bibelforscherzeitschriften «Das Goldene Zeitalter". sowie "Der Wachtturm". Und als sich Hitler über Deutschland aufschwang, um das Volk über Arbeit und Brot ins kriegerische Verderben zu führen, waren meine Eltern emsige Anhänger des deutschen Zweiges der amerikanischen Organisation der Zeugen Jehovas geworden. Die Kommunisten riefen zwar: Hitler, das ist der Krieg - und sie sollten damit recht behalten -, doch sie wurden in die Konzentrationslager gepfercht, zusammen mit allen anderen Hitlergegnern, einschließlich der Zeugen Jehovas.

Ich war noch keine zehn Jahre alt, da hatten die neuen Machthaber auch unsere Familie auf diese Weise zerrissen. Ich wurde umhergestoßen und geriet unter fremde Menschen. Dann kam der Zweite Weltkrieg und riss mich ganz jung in seine Strudel.

Wieder gab es eine Nachkriegszeit voll geistiger und politischer Wirren. Sie war die Zeit, in der mein jugendlicher Sinn die Welt und das Leben in seinen innersten Zusammenhängen zu begreifen suchte. Doch ich stand inmitten eines völligen geistigen und gesellschaftlichen Zusammenbruchs. Da unsere Familie über Verwandte und Bekannte eng mit der ZeugenJehova-Organisation verbunden war, geriet ich bald in die religiös-politischen Netze, die die Zeugenführer noch 1945 erneut spannen um jene zu "jagen und zu fischen, die da seufzen und jammern über alle Greuel, die geschehen waren», wie sie sich ausdrucken.

Unter Erich Frosts Führung umschwärmten die deutschen Zeugenführer besonders den «Tau der Jungmannschaft», d. h., sie umwarben besonders junge Menschen. Sie hatten es mit mir nicht schwer. Ich war ein Jugendlicher und in gesellschaftspolitischer und religiöser Hinsicht noch ohne festen Halt. Wie geschickt die Zeugenführer argumentierten! Klebte nicht an allen Religionen das Blut unschuldig gemordeter Armer? Hatten nicht Katholiken und Protestanten gegen ihre eigenen Glaubensgenossen aus anderen Völkern das Schwert gezogen? War das nicht ein erbärmliches Christentum? Und welche politische Richtung war sauber? Hatten sie nicht alle im Kriege Blutschuld auf sich geladen? Wie könnte man also irgendwelche Sympathien für solche Religionisten und Politiker hegen? Wie großartig stellten die Zeugenführer sich selbst hin! Sie hatten als einzige konsequent die Teilnahme am internationalen Völkermorden verweigert Sie waren die einzig wahren Friedfertigen! Sie pochten auf das Prädikat, Opfer des Faschismus zu sein! Kleine Popanze aus politischen Lagern dieser Welt seien die, die meistens mehr wegen krimineller als wirklich ideeller Angelegenheiten in Konzentrationslagern gewesen seien. So wies der Zeugenführer Frost jene höhnend zurück, die einst mit den Zeugen Jehovas zusammen unter Hitler gelitten hatten (Frost, «Deutschlandbericht», "Jahrbuch 1947 der Zeugen Jehovas"), so drängten die Zeugenführer nach vorn, ihre einstigen politischen Leidensgefährten zu kriminellen Verbrechern stempelnd, nur weil diese eine andere Meinung gegenüber den Zeugenführern geltend machten, als diesen genehm war. Laut predigten sie christliche Ideen und Ideale, als wäre ihre Auffassung davon die einzige Wahrheit, die Gerechtigkeit bringe. Mit welch äußerst ungewöhnlichen religiös-politischen Behauptungen die Zeugenführer auftraten! Ihre Lehre stehe über nationaler, politischer und Rassenpropaganda, sei frei von selbstsüchtiger Voreingenommenheit, nicht durch irgendein traditionelles Glaubensbekenntnis gebunden, nicht dogmatisch, doch zuversichtlich, stütze sich auf Gottes Wort. Die Zeugenführer ständen gleichsam auf dem Wachtturm, wachsam um Anzeichen von Gefahr zu bemerken und zu beobachten, was vor sich gehe. Sie seien durch keine politischen Bestrebungen oder Verpflichtungen gebunden, sie seien frei um frei sprechen zu können, so hieß es alle 14 Tage in ihrer Wachtturm-Zeitschrift aufs Neue. Sollte das einen unkritischen, unsicheren und unerfahrenen jungen Menschen nicht beeindrucken? Mich beeindruckte es. Dazu kam der innerliche Drang, elterlichem Beispiel zu folgen. Hatte nicht mein Vater für die Zeugensache in Sachsenhausen sein Leben gelassen? So kam es, dass ich mich schließlich taufen ließ und ein Zeuge Jehovas wurde. Mit zwanzig Jahren war ich dann «Sonderpionier», hauptamtlicher Vertreter und Missionar der Wachtturmgesellschaft. In den Versammlungen der Zeugen Jehovas diente ich als Versammlungsdiener, Vortragsredner und Studienleiter. Ich leitete den Dienst von über 50 Zeugenverkündigern. Gutgläubig verrichtete ich diese Aufgabe unter mancher Last. Wie hatte ich doch damals empört eine Glaubensschwester zurechtgewiesen, die die Äußerung wagte, ob man wohl nicht doch einem Phantom nachjagen Ich glaubte aufrichtig an eine göttliche Führung der Organisation und besonders der Leitung der Zeugen Jehovas in Brooklyn. Gedanken, die dahin gingen, doch einmal kritisch zu prüfen, ob sich auch alles wirklich so verhält, wie die Wachtturmgesellschaft vorgab, «durch die Gnade des Herrn» zu verkündigen, wies ich von mir in der Annahme, hinter solchen Zweifeln stünden Dämonen, unsichtbare teuflische Geister, die mich nur vom Glauben abbringen wollten.

Und doch stellten sich hin und wieder Zweifel ein. Da waren gewisse Zeitberechnungen, die anfechtbar schienen. Die Handlungsweise der angeblich Gottgeleiteten Diener auf führenden Posten war manchmal recht fragwürdig Der Wandel der angeblich vom Herrn kommenden Lehren gab mir ebenfalls zu denken. Diese Gedanken wollten mir oft den Mut nehmen und mein Herz zaghaft machen. Aber es sollte sich mir bald eine Gelegenheit bieten, tiefer in die Zusammenhänge der Wachtturmgesellschaft einzudringen. Ich hatte für eine Versammlung eine Bibliothek einzurichten Hierbei fiel mir die ältere Literatur der Gesellschaft in die Hände. Sie zog mich an und ich las sie. Ungültige Zeitberechnungen, verworfene Bibeldeutungen, früheres «Licht", unzeitgemäß gewordene "Wahrheiten" und ähnliches mehr fesselten meine Aufmerksamkeit. Das war ja recht interessant, wenn ich daran dachte, dass doch der Herr der Bibelausleger sein sollte! Widersprüche in Lehre und Bibelauslegung fielen mir auf. Ich stellte ein ständiges Umwandeln der Wachtturmlehren fest, ein ständiges Anpassen an die sich laufend verändernden gesellschaftlichen Verhältnisse.

Was hatte ich diesbezüglich gelernt? Die Wachtturmgesellschaft lehre keine Dogmen. Das «Licht» werde immer heller. Also müsste ich die Veränderung der Lehren vorbehaltlos hinnehmen. Eine Zeitlang hatte ich mich ja auch mit diesen Gedanken zufriedengegeben. Doch was ich hier in der alten Wachtturmliteratur fand, was sie mir im Vergleich zu der neueren sagte, war doch bemerkenswert. Ich fand ein ständiges Irren der angeblich Gottgeleiteten Wachtturmschreiber. Ist denn Gott ein Gott der Irrungen und Widersprüche? Kann man von Gott geleitet sein und sich dabei ständig irren und widersprechen? Eines schließt doch das andere aus, wenn bei Gott «weder Veränderung ist noch eines Wechsels Schatten ». Die früheren Lehren des Wachtturm, die ich fand und die heute als Irrtum abgetan wurden, waren doch einstmals auch als «göttliche Wahrheit» verkündigt worden. Kann göttliche Wahrheit Irrtum werden? Und damit soll ich bedenkenlos Schritt halten? So fragte ich mich. Bisher hatte ich es gutgläubig getan, Aber jetzt war meine innere Ruhe dahin. Ich musste erst einmal grundsätzlich Klarheit in allen aufgetauchten Fragen schaffen. Dennoch - schien mein Unterfangen nicht vermessen? Wie könnte ich es wagen, die «Wahrheit», die Jehova durch seinen Kanal, die Wachtturmgesellschaft, offenbart, in Frage zu stellen, wo sollte das enden. Könnte ich nicht am Ende gar ein Abtrünniger werden? Würde man nicht mit Fingern auf mich zeigen und sagen: Seht, ein Judas, ein Verräter, er hat sein Weihegelübde gebrochen! - Das schien entsetzlich, unerträglich! Könnte das nicht das Leben kosten?

Angst um mein Leben? Ware das hier nicht egoistisch? Müsste ich nicht auch im Falle der Wachtturmergebenheit bereit sein, mein Leben für die Theokratie in die Waagschale zu werfen?

Der Stein war ins Rollen gekommen. Mein Verantwortungsbewusstsein angesichts so vieler Fragwürdigkeiten war erwacht. Ich musste Klarheit in allen aufgetauchten Fragen und Zweifeln haben. Ich begann, an den geistigen Ketten zu rütteln, die die Wachtturmgesellschaft jedem ihrer Anhänger angelegt hat. Ich wollte Zuflucht zu Gott im Gebet suchen, doch der Wachtturm lehrte, dass Gott nur über den Wachtturmkanal zu den Menschen spreche. Also wandte ich mich, hin zum «Kanal des Herrn», zu den Wachtturmschriften. Wieder und wieder verglich ich die Wachtturmliteratur Wie lehrte Gott durch die Organisation unter der Leitung des ersten Präsidenten Russell? Wie lehrte er durch den zweiten Präsidenten Rutherford? Wie lehrt er durch den jetzigen Präsidenten Knorr und dessen Mitarbeiter? Einer widersprach dem anderen. Einer verwarf des anderen göttliche Wahrheiten als lrrtümer! Allem Anschein nach war überhaupt keine göttliche Leitung der Wachtturmgesellschaft über ihre leitende Körperschaft vorhanden! Aber hatte nicht Rutherford erklärt, seine Lehren seien «Erkenntnis, die der Herr gab, um seinem Volke kundzutun, dass … » Und Knorr hat solche Lehren verworfen! Wie kann Knorr das tun? Wie kann man «Wahrheiten, die der Herr gab», verwerfen? Oder hatte sie der Herr nicht gegeben? Irgend etwas stimmte hier also grundsätzlich nicht!

Da fand ich die Nr. 451 der Zeitschrift "Trost» (jetzt "Erwachet!") aus dem Jahre 1941. Unter dem Titel «Der göttliche Plan - Beratung durch J. Rutherford», las ich den Ausspruch Rutherfords: « … diese im Wachtturm gemachte Erklärung ist aber mit dem Allmächtigen gänzlich unvereinbar." Wie? Rutherford, der den « göttlichen Kanal», den Wachtturm schreibt stellt hier diesen «göttlichen Kanal» als unwahr hin? Demnach ist der Wachtturm also nicht unbedingt und immer Jehovas Kanal. Oder Jehova müsste seinen Zeugen hin und wieder oder ständig Unwahrheiten zuleiten Offensichtlich ist im Wachtturm nicht alles Wahrheit, das stand nun fest. Was ist das dann aber für ein «Kanal Gottes»? Ein höchst unzuverlässiger! Ich brauchte aber zuverlässige Antwort und Auskunft in all den Fragen, die mich bedrängten! - So hatte das Misstrauen gegenüber dem Wachtturm in mir festere Wurzel gefasst.

Alles, was mir nunmehr an Wachtturmliteratur in die Hände kam, wurde kritisch untersucht. Hatten nicht Christus und die Apostel vor solchen gewarnt, die die christliche Lehre verkehren würden? Sollte das etwa hier zutreffen? Das wäre verheerend! Ich wollte nicht zu solchen gehören, die irregeführt werden und vor allen Dingen andere irreleiten. Diese Gedanken erfüllten mich mit Unruhe. Täglich predigte ich Hunderten von Menschen Es wäre unverantwortlich, wenn ich eine unrichtige Sache vertrete und sie irreführte! Welche Schuld hätte ich dann! Immer zwingender erschien mir die Notwendigkeit, mich zu entscheiden. Sollte ich mich direkt an die Wachtturmgesellschaft wenden? Das wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn das Recht zu grundsätzlicher Kritik steht keinem Anhänger zu. Es galt nur Unterordnung, Anerkennung des Wachtturms, «theokratischer» Gehorsam. Andernfalls würde man hinausgestoßen als einer, der von Dämonen verwirrt sei. Man darf nicht zweifeln, man muss nur glauben, so hieß es. Wieder einfach zu glauben, nicht mehr über alles selbständig nachdenken, wie ich es jetzt begonnen hatte, ließe mich das nicht wieder innerlich zur Ruhe kommen? - Aber diese träge Ruhe des gewohnten Nicht-selbständig-Nachdenkens kehrte nicht mehr in meinen Sinn zurück. Zwingend wie nie zuvor empfand ich meine eigene, persönliche Verantwortung für alles, was ich verkündigte. Und waren die Worte der Bibel, "prüfet, ob die Geister aus Gott sind», nicht verbindlich? Also konnte die Wachtturmgesellschaft mir nicht verwehren, auf Grund dessen ihre Lehren einer Kritik zu unterziehen. Auch politische Überlegungen drängten sich mir in den Sinn. Seit 1949 hatte die Wachtturmgesellschaft ihren Kampf gegen den Kommunismus wieder aufleben lassen und so alle Verkündiger in den Oststaaten in folgenschwere politische Verwicklungen geführt. Das fand Höhepunkte in der Resolution des Berliner Büros der Zeugen Jehovas vom 10. Juli 1950 an alle Behörden, die eine drohende Herausforderung an die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik war, in der «Resolution gegen den Kommunismus», gefasst auf dem internationalen Kongress 1950 in New York, in Aufforderungen, Bollwerke gegen den Kommunismus zu errichten, in der Erklärung, der politische Kommunismus sei «Rote Religion» und neben Katholizismus, Protestantismus und allen anderen angeblich falschen Religionen zu bekämpfen, und schließlich in der Wachtturmoffensive gegen den Kommunismus vom 1. Juni 1952.

Hatte die Wachtturmgesellschaft nicht laut und deutlich ständige politische Neutralität verkündigt? Jehovas Zeugen nehmen weder für noch gegen eine Nation, Partei oder politische Richtung Stellung, so hieß es. Mit dem Wachtturmkampf gegen den Kommunismus aber fielen alle vorher verfassten und biblisch begründeten Erklärungen über politische Neutralität restlos zusammen. Wem hatte ich mich geweiht und hingegeben? Allenfalls einem Kampf auf rein religiöser Ebene, einem rein religiösen Werk. Niemals aber einem Kampf gegen politische Systeme, weder für noch gegen eine Nation, Partei oder Richtung in politischer Hinsicht. Dem Wachtturm treu zu bleiben würde fortan bedeuten, mein Weihegelübde zu brechen, meiner Hingabe untreu zu werden und mich in die politische Arena, in politische Verwicklungen zu stürzen. Wider Willen durch den Antikommunismus der Wachtturrngesellschaft in politische Überlegungen gedrängt, zwang sich mir die Frage nach Ursache, Sinn, Zweck und Notwendigkeit von Politik überhaupt auf. So begann ich die rein menschliche und soziale Ursache der Politik zu begreifen.

Was sind das aber für Methoden, dass Evangelium zu predigen? Ist das der biblische Auftrag? Steht das geschrieben? Nein, nirgends. Sollte ich über das hinausgehen, was geschrieben steht? (l. Kor. 4:6)

Die Probleme drängten nun immer mehr einer endgültigen Entscheidung zu. Die aufgetauchten Fragen waren so folgenschwer und bedeutsam, dass ich sie nicht einfach so zur Seite schieben konnte, wollte ich nicht gewissenlos vor mir selber sein. Da hatte ich eines Tages wieder die persönliche Information des deutschen Zweiges der Wachtturmgesellschaft vom 25. Februar 1950 an alle Verkündiger, politisches Verhalten betreffend, in der Hand. Unter anderem hieß es darin: "… die Verantwortung für die rechte Verwendung wird voll und ganz auf Dir ruhen." - So! Wenn das Eisen für die Wachtturmgesellschaft zu heiß wird, wie hier in gewissen politischen Dingen, dann soll der Verkündiger die Verantwortung voll und ganz auf sich nehmen! Er kann sich da nicht auf die Wachtturmgesellschaft berufen, obwohl sie es ist, die alle Grundsätze und Richtlinien aufstellt und verkündet. Wie geschickt die Gesellschaft die Verantwortung von sich wälzt. Wohlan! So werde ich auch jetzt in eigener Verantwortung handeln und entscheiden! Mein Entschluss stand fest. Weihegelübde? Hingabe? Treue? Schön und gut!

Soll ich aber die Augen davor verschließen, dass die Wachtturmgesellschaft fortwährend im Namen Gottes irrt? Dass sie Irrtümer als göttliche Wahrheiten ausgab und ausgibt? Dass ihre Bibelauslegung zum größten Teil einfach Willkür ist? Dass sie ihren eigenen Grundsätzen untreu ist, wie zum Beispiel dem der politischen Neutralität? Ist das alles etwa belanglos Kann ein verantwortungsbewusster Mensch einer solchen Sache die Treue bewahren, wenn er sie auf diese Weise durchschaut?

So kam es, dass die Wachtturmvorstellungen in mir völlig zusammenbrachen Die Wahrheit über Gott und Religion fand ich außerhalb der Reihen der Zeugen Jehovas, und damit gewann ich festen Halt am wirklichen und natürlichen Leben.

Angesichts der Tausende einfacher Menschen, die noch immer von der Wachtturmgesellschaft irregeleitet sind und werden, reifte in mir der Entschluss, nicht umsonst Zeuge Jehovas gewesen zu sein. Als Kenner der Zeugensache entschloss ich mich, diese meine Erkenntnisse und Erfahrungen in den Dienst des Fortschritts zugunsten derer zu stellen, die noch immer im religiös-politischen Banne Brooklyns stehen und, um andere Menschen davor zu bewahren, in Irrlehren verstrickt zu werden. Das Ergebnis ist die vorliegende Auseinandersetzung mit der Wachttumgesellschaft. G. P.

Soweit das erste Kapitel in dem Buch ICH WAR ZEUGE JEHOVAS.

Geht es hier um dreißig Silberlinge nach dem Vorbild des Judas, wie die WTG im Jahrbuch 1964 behauptet? Oder geht es hier nicht vielmehr um wohlbegründete Erkenntnisse über die WTG?

Jehova beschützt nicht die Organisation der Zeugen Jehovas!

Aus Berichten von W. J. Schnell, USA, ehemaliger Bethelmitarbeiter

Echos der Vergangenheit erfüllen meine Ohren - Worte, Taten, Hoffnungen und Leistungen drängen sich während ich mich vorbereite, diesen Bericht zu schreiben Es ist September, das Jahr ist 1938 … eine ganze Reihe von Kongressen, viele Städte der Welt verbindend, sind gleichzeitig einberufen.

In der Stadt Cleveland, Ohio, sind rund 17 000 Zeugen Jehovas versammelt, sie werden drei Tange lang unterwiesen Ich bin vertraulich verbunden mit diesem Kongreß denn ich wurde von Brooklyn entsandt, um als Mitvorsitzender zu wirken und Unterweisungen zu geben über die Theokratie von 1938, die eingeführt werden sollte.

Die Wachttürme vom Juni und Juli 1938 sind die Grundlage für diese Ansprachen. Der Schrifttext ist: "Für Messing will ich Gold bringen, und für Eisen will ich Silber bringen, und für Steine Eisen und ich will zu deiner Obrigkeit den Frieden machen und zu deiner Regierung die Gerechtigkeit" Jes. 60:17.

Abgesteckt und ausgelegt in dem Sinne, daß dies die Qualitäten der Organisation Gottes von nun an seien, würde die THEOKRATIE von 1938 fortan Beamte und Ausführende haben, die qualitativ über allen anderen auf Erden stehen. Sie würden Beamte des Friedens Eintreiber der Gerechtigkeit sein!

An diesem Tage im September 1938, als ich diese neuen Wachtturm-Wahrheiten den 17 000 Zeugen Jehovas erklärte, die in der Sportarena versammelt waren, war ich auch einer dieser Eintreiber, ein Zonendiener, bestimmt, ab 1. Oktober 1938 eine der Zonen des Staates Ohio zu übernehmen.

Schatten einer törichten Vergangenheit … sie drängen sich herein, beschwören Erinnerungen, da ich mich hinsetze um zu zeigen, daß diese THEOKRATIE, die ausgegeben wurde als Gold, Silber und Messing, nach allem nichts anderes war als Eisen, Holz und Stein. - gewißlich n i c h t Gottes Organisation ist, und unumstößlich festgestellt (1935-43) in keiner Weise Jehovas Schutz hatte! In diesem Bericht wirst du entdecken, daß es nicht das Volk war, über das die Theokratie herrschte, das versagte, sondern es waren die Beamten des Friedens und die Eintreiber der Gerechtigkeit nämlich die theokratischen Diener, die zusammenbrachen und verfehlten, ihre Redlichkeit zu behaupten.

DER ANSPRUCH DES MARTYRERTUMS FÜR DIE THEOKRATIE

Europa hallte wider von den Siegesliedern des Lobes über die furchtlose Organisation der Zeugen Jehovas. Man pries in der Tat den Widerstand der ZJ gegenüber der Nazidiktatur in Deutschland. Wahrlich, die Leiden der Zeugen Jehovas waren groß! Ihr Verhalten unter dem Hitler-Regime wurde Geschichte, aber wir fragen, zur Geschichte worüber? Die theokratische Führerschaft in Brooklyn hat viel über die Leiden der Zeugen Jehovas geschrieben und hat gezeigt, wie Tausende dieser Menschen in Konzentrationslager kamen und andere Hunderte getötet wurden und so zu Märtyrern wurden. Dieses Märtyrertum ist in der Tat zum Samen der erstaunlichen Zunahme in der Organisation in Europa geworden, es türmte sich in die Zehntausende, und es ist dieser Wachstumsfaktor, der sorgfältig von der verschlagenen Neuen-Welt-Gesellschaft für Propaganda gepflegt wird.

Was ist die wahre Geschichte hinter dem organisierten Untergrundwiderstand der Zeugen Jehovas unter dem Hitler-Regime? War es der Erfolg für die Neue-Welt-Gesellschaft, wie es von den Propagandisten der Wachtturm-Gesellschaft ausgemalt wird? War die Führerschaft der Beamten des Friedens und der Eintreiber der Gerechtigkeit, um der Gesellschaft eigene Beschreibung der Theokratie zu gebrauchen. (Jes. 60:17), wahrlich wie Gott es wollte (Gold, Silber und Messing), oder entartete sie ins Allzumenschliche (Holz, Stein und Eisen)?

Aus Gold, Silber und Messing zu sein schließt ein, daß Jehova die Theokratie in Deutschland auf dem ganzen Weg beschützt hat. Beschützte Jehova die Theokratie in Deutschland in den Jahren ihrer Prüfung zwischen 1933 und 1945?

Wir fragen bestimmter: War das Märtyrium Hunderter Zeugen Jehovas deutscher Nationalität und waren die Leiden anderer Tausender in Konzentrationslagern Leiden um der Gerechtigkeit willen oder waren diese Leiden das Ergebnis des Widerstandes gegen die Regierung und der Herausforderung, die das Gesetz des Landes brach?

Im Juli 1937 wurde ich durch ein Telegramm aufgefordert, bei Richter J. F. Rutherford in seinem Exekutivbüro zu erscheinen, 124 Columbia Heights, Brooklyn, N. Y. Zu dieser Zeit war Vereinigungs-Diener von Manhattan, eine der (ZJ) Festungen von New York. Bei diesem Zusammentreffen wurde ich eingeladen, in die Bethelfamilie einzutreten. An und für sich war dies eine bezeichnende Ehre. Gewöhnlich mußte man sich auf einem regulären Wege bewerben, dann wurde überprüft und schließ1ich, wenn du irgendwie geeignet warst, wurdest, du ausgewählt und begannst den Dienst irgendwo an unterster Stelle. Der Richter legte den Nachdruck auf die Tatsache, daß ich die nötige Übung hätte (er spielte auf meinen früheren Dienst in Deutschland an) und daß ich im Hauptbüro gebraucht würde. Diese Bemerkung war bedeutender als es im ersten Moment schien. Zu dieser Zeit waren nur zwei von uns in den USA, die vertrauliche persönliche Kenntnis über das Wachtturm-Zweigbüro in Deutschland besaßen: Der eine war ein Gärtner; er war auch in Magdeburg Gärtner gewesen und wußte daher wenig über die tatsächliche Arbeit in Büro und Druckerei Ich war der andere, ich hatte im Büro und in der Druckerei gedient und war in der Vertriebsabteilung des GOLDENEN ZEITALTERS. Ich war Gruppendiener von Halberstadt und war einer der Brüder, die periodisch alle Versammlungen der Zeugen Jehovas im Umkreis von 100 Kilometern um Magdeburg besuchten. Ich kannte alle führenden Brüder in der deutschen Theokratie persönlich, natürlich mit Ausnahme jener des Untergrundapparates, der gebildet wurde, nachdem ich Deutschland verlassen hatte.

Um den Hintergrund der Ereignisse zu erfassen, lest bitte jetzt mein Buch DREISSIG JAHRE EIN SKLAVE DES WACHTTURM. Man braucht diese Hintergrundinformation, um richtig einschätzen zu können, was ich nun enthüllen werde. Wenn du die Bedeutung dieser Enthüllungen mit diesem Hintergrundmaterial verbindest, hoffe ich, werden dir die Augen für die gegenwärtigen Gefahren geöffnet werden.

So ernst diese Gefahren auch sind, mein Bericht an euch hier hat jedoch einen dringlicheren Grund. Nicht nur ist mein Herz mit euch verbunden in eurer großen Gefahr, ich trage auch eine Last für jene meiner Brüder, die Wachtturm-Führer sind, mit vielen von ihnen stand ich einst Auge in Auge. Beachtet bitte auch, daß wir alle jener Generation der Wachtturm-Bewegung angehören, die fasziniert waren vor der magnetischen Person des "Richters" (Rutherford), und die seine ganzherzigen Partisanen wurden. So wurden wir zusammen überwunden vom Teufel, die perfide Idee der Theokratie und Obrigkeit zu akzeptieren, wie sie von Rutherford verkündet wurde. Ihr, die ihr jetzt Wachtturm-Führer seid, müßt wohl einige Bedenken haben gegen die Lehren von den obrigkeitlichen Gewalten - oder aus welchen Gründen sonst habt ihr sie geändert in den Wachttürmen vom 15. Oktober und 15. November 1962? Seid ihr aufrichtig? Wenn ja, dann möchte ich euch ermutigen, auch die Politik des von-oben-nach-unten und in der theokratischen Aktivität der Organisation zu ändern und zurückzukehren zum einfachen Versammlungsprogramm der früheren Jahre, bevor der Rutherford-Umsturz begann. Auf diese Weise werdet ihr die fatalen Irrtümer der theokratischen Organisation vermeiden und die unhaltbaren Positionen beseitigen, in die Jehovas Zeugen dadurch versetzt sind.

Es geht hier um mehr als um das Leben des Leibes. Es geht um das zukünftige Geschick. Es wird unverkennbar für Jehovas Zeugen, daß Erfolg für die Neue-Welt-Gesellschaft jetzt völlig unmöglich wird. Jehova beschützt tatsächlich nicht eure Theokratie! Die Tatsache, daß ein Bericht wie dieser jetzt geschrieben werden kann, ist Beweis dafür.

A 4062-68 1,5 668 V 7 1 1143

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 18

Ein geflügeltes Wort will wissen: "Trau keiner Statistik - die Du nicht selbst gefälscht" hast. Erinnert man sich an die Jubelzahlen der DDR-Propaganda, über die "Übererfüllung" ihrer Pläne, und an die anschließende reale Bestandsaufnahme nach dem November 1989, die den tatsächlichen wirtschaftlichen Bankrott attestierte, so fühlt man sich mit obigem Sprichwort nur bestätigt. Indes es gibt noch eine andere Art von fragwürdiger Statistik - und das ist die der Wachtturmgesellschaft. Umfassende, nachvollziehbare Zahlen veröffentlicht sie grundsätzlich nicht, nur solche selektiver Art. Das ergibt dann immer wieder mal Raum für Spekulationen über die Finanzen der WTG. So auch in dieser CV-Ausgabe. Man mag diesen Spekulationen skeptisch gegenüberstehen. Indes wer in der Lage ist, einmal seine Emotionen ausgeschaltet zu lassen, der wird vielleicht doch konstatieren, dass diese Spekulationen von der tatsächlichen Wirklichkeit soweit nicht entfernt liegen dürften!

Eine der größten Konfliktsituationen in der neuzeitlichen Geschichte der Zeugen Jehovas, spielte sich in dem afrikanischen Land Malawi ab. Diesem Fall widmet sich auch diese CV-Ausgabe. In dem Bemühen die Wurzeln dieses Konfliktes herauszuarbeiten, gelangte die CV dabei zu der Einschätzung:

"Die WT-Lehre von der angeblich schon begonnenen 'Neue-Welt-Ordung' mußte also verworfen werden, da sie Christen hindert, sich für eine menschliche Ordnung einzusetzen und den sozial Versklavten und Entrechteten physisch zu helfen. Haben wir doch das urchristliche Beispiel vor Augen, sozialpolitische Mitverantwortung nicht abzulehnen, wie es durch die Tatsache gezeigt wird, daß das echte Christensein nicht hinderte, sogar Schatzmeister in einer politischen Regierung zu sein. (Apostelgeschichte 8:27-39).

Die ganze von der WTG heute gepredigte sogenannte irdische Hoffnung in Verbindung mit der 'Neuen-Welt-Ordnung', seit 1919 stimmt also nicht! In der Tat, so ist es auch! Denn solange noch das Evangelium in der Welt gepredigt werden muß, gibt es überhaupt keine zweite Hoffnung, sondern nur die eine und einzige von Christus und den Aposteln gelehrte Hoffnung, und das ist die himmlische Hoffnung, die Hoffnung auf ein Bürgertum im Himmel! Christus und die Apostel predigten keine irdische 'Neue-Welt-Ordnung', kein irdisches Königreich, sondern einzig das 'Königreich der Himmel'. Es konnte somit richtigerweise zu keiner Feindschaft des Christen zu politischer Mitverantwortung kommen."

Abgeschlossen wird diese CV-Ausgabe durch den Hinweis auf den von WTG selbst publizierten Fakt, dass Zeugen Jehovas auf amerikanischer Seite im Koreakrieg mitgekämpft haben.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 18 Gera August 1968

CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Ungeheurer Reichtum einer Weltorganisation
1. Fortsetzung
Liebe Brüder und Schwestern!
In der letzten Ausgabe unserer "Christlichen Verantwortung" hatten wir Euch über den jährlichen Millionen-Reingewinn der Wachtturrn-Gesellschaft berichtet. Wir hatten darauf hingewiesen, daß die Errechnungen auf Grund der Veröffentlichungen der WTG, von uns mit einer sehr niedrigen Einsatzsumme errechnet wurden, besonders bei den Spendengeldern für die "Gute Hoffnung". Zum Beispiel betrug die Spende der "Guten Hoffnung" in der Gruppe Gera, bei 150 Verkündigern monatlich nicht unter 1200 Mark, das sind jährlich 14 400 Mark. Die Versammlung Karl-Marx-Stadt erbrachte eine GH-Spende von jährlich 33 000 Mark. Das ergibt aus nur zwei Versammlungen 47 400 Mark. Es gibt aber laut Jahrbuch 24 910 Versammlungen. Wenn auch nicht alle Versammlungen so hohe Spendenzahlen erreichen, gibt es doch welche, wie z. B. Leipzig, die diese Summen noch überschreiten. Mithin ist unser Betrag von 100 Mark pro Versammlung monatlich sehr niedrig gehalten. Mit diesen 100 Mark monatlich pro Versammlung ergibt das schon eine Jahressumme von 29 892 000 Mark, wieviel höher wird da die genaue Summe sein? Bedenken wir auch, daß bei den "Gute-Hoffnungsgeldern" keinerlei Unkosten auftreten. Das Vorstehende zeigt, daß unser geschätzter Reingewinn insgesamt mit 100 Millionen Mark nicht zu hoch gegriffen ist.

Betrachten wir nun die Ausgaben. Es ist interessant, zu beobachten, wie die WTG über ihre Einnahmen sich Jahr für Jahr beharrlich in Schweigen hüllt. Würde sie wahrheitsgetreu Bericht erstatten, könnte gar bald ihr guter Ruf einer "göttlichen Organisation" verloren gehen. Mit den Ausgaben hält man es jedoch anders, denn mit dem, was man jährlich zur Ausdehnung des Zeugniswerkes an Beträgen aufwendet, kann man umso besser den christlichen Charakter der Organisation zur Schau stellen.

Über die Ausgaben finden wir im WT vom 1. Juli 1963, Seite 414, einige Zahlen angeführt. Der WT-Artikel beginnt mit den Worten: "Wie verfügt die WTG über diese Beträge?" Im Jahre 1962 gab die Kasse für Missionare und Sonderpioniere 10 400 000 Mark als Entlohnung aus." Wie hoch sich die Personenzahl beläuft, für diese Summe, wird nicht berichtet.

"Die Gesellschaft verwendete 1 880 000, (ob Mark oder Dollar wird nicht berichtet), um die Auslagen der Kreis- und Bezirksdiener zu decken. Es gab 104 Gileadschüler, welche unterhalten wurden." Summe wird nicht angegeben.

Die Gesellschaft unterhält 87 Zweigbüros, wo teilweise auch Druckereien untergebracht sind. Die Aufwände für die Druckereien decken die Literaturverkäufe. Nicht nur das, sondern man erzielt dabei einen ganz erheblichen Gewinn von rund 31 000 000 M (siehe CV Nr. 17), welcher in die Kasse der Gesellschaft fließt. Weiter berichtet der WT Nr. 13/63: Für Errichtung und Unterhaltung der Königreichssäle werden ganz selten Mittel aus der Kasse der Gesellschaft verwendet. Die Erstellung und Unterhaltung der Königreichssäle obliegt den einzelnen Versammlungen.

Den neuesten Bericht über die Ausgaben der Wachtturm-Gesellschaft enthält der WT vom 15. 8. 1967. Man macht bekannt: "Die WTG gab im Dienstjahr 1966 mehr als 4 Millionen Dollar (gleich rund 16 Millionen Mark) aus, um die Ausgaben der Vollzeitdiener, wie Bezirksdiener und Kreisdiener, Missionare und Sonderpioniere zu begleichen." Für Königreichssäle war es wie je, daß diese die Versammlungen auf eigene Kosten erstellten. Man geht hier so vor, daß man Verpflichtungszettel austeilt, um darauf einzutragen, wieviel jeder dazu beizusteuern gedenkt. Oft konnten aus diesen Spenden noch Überschüsse an die WTG-Kasse abgeführt werden. (WT vom 15. 8. 67, S. 506).

Damit wäre das erschöpft, was die Gesellschaft den ZJ über ihre Ausgaben kundmacht. Über die Einnahmen erscheint nirgends ein Bericht. Weshalb nicht? Darüber gibt uns Marley Cole in seinem Buche "Jehovas Zeugen" einigen Aufschluß. Dieses Buch wurde mit Genehmigung der WTG-Leitung erstellt, fand aber nur geringe Verbreitung, da nur eine kleine Auflage gedruckt wurde. Auf Seite 179 heilt es:

"Jehovas Zeugen selbst sind keine geschlossene Körperschaft Sie können Fabriken, Heime, Anstalten weder besitzen noch betreiben noch irgendwelche legalen Geschäfte unter dem Namen Zeugen Jehovas durchfuhren . . . sie müssen sich der Vertretungen oder Körperschaften bedienen, damit sie, was die Welt betrifft, gesetzliche Anerkennung . . . finden. Aber sie müssen sich den Gesetzen der verschiedenen Länder anpassen und daher organisierte Körperschaften haben, um wirken zu können."

Das heißt mit anderen Worten, der einzelne Zeuge Jehovas hat weder Anspruch noch Recht, zu verlangen, daß ihm die WTG über ihre Kassenverhältnisse, Einnahmen und Ausgaben Rechenschaft gibt, denn alles Vermögen der WTG gehört der eingetragenen Gesellschaft. Über die Gelder bestimmt das gewählte Direktorium, sonst niemand. Dazu gehört auch aller Besitz an Grundstücken, Gebäuden usw.

Betrachten wir dies noch etwas genauer. Marley Cole schreibt: "Die Gesellschaft wurde zu dem Zwecke gegründet, biblische Wahrheiten' durch Druck von Schriften in verschiedenen Sprachen zu verbreiten. Es darf aber nur das gedruckt werden, was der Direktoren-Ausschuß für geeignet hält."

Kommt hier nicht deutlich "eine Geschäftsfirma" zum Vorschein Es darf nur das gedruckt werden, was Gewinn verspricht.

Deshalb ist die Entscheidung der Direktoren (Geschäftsinhaber) erforderlich. Wie kann man da von einer von Gott geleiteten Organisation sprechen? Der Ausschuß besteht aus sieben Direktoren unter Leitung des Präsidenten.

Über die Gehälter der Direktoren und des Präsidenten berichtet Marley Cole: "Alle Beamten und Direktoren mit eingeschlossen erhalten allmonatlich die gleichen Bezüge, nämlich - 14 Dollar. Mit allen anderen Lebensnotwendigkeiten, wie Wohnung und Verpflegung werden sie versorgt." Das heißt mit anderen Worten: Alle anderen Lebensnotwendigkeiten, wie Auto, Weltreisen und sonstige Annehmlichkeiten des Lebens erhalten in unumschränkten Maße besonders der Präsident und das Direktorium. Dazu schweigt auch, was die Höhe anbetrifft, Marley Cole. Man wird ihm hier keine Auskünfte gegeben haben. Die 14 Dollar sollen nur die Bescheidenheit, die in Wirklichkeit nicht vorhanden ist, in die Augen fallen lassen, denn mit 58,80 Mark im Monat kann man auch in Amerika nicht viel anfangen..

Die New Yorker Körperschaft hat ihr Hauptbüro und die Druckerei im eigenem Hause in der 117 Adams Street Brooklyn untergebracht. Sie ist bekannt als WTG. Sie druckt alle Literatur für Jehovas Zeugen. Sie kauft das Material und führt die Geschäfte, erledigt auch alle entstehenden Arbeiten Gebäude mit Inneneinrichtung, Druckerei mit allen Maschinen sind investiertes Kapital der Gesellschaft.

Die Körperschaft unterhält in 124 Columbia Heights Brooklyn 1, New York ein Heim. Hier werden die Mitarbeiter beherbergt, welche die anfallenden Arbeiten in der WTG ausführen. Das Heim ist bekennt als Bethel-Heim. Die dort untergebrachten Männer und Frauen haben ihre Arbeitskraft freiwillig zur Verfügung gestellt. Sie bekommen kein Gehalt für ihre Tätigkeit. Das Bethel-Heim ist Eigentum der Gesellschaft. (Marley Cole)

Es wird immer gesagt, die Gesellschaft arbeitet ohne Gewinn Stimmt das? Außer dem Besitz in Columbia und Adam Street hat die WTG Besitzungen auch auf Staaten Island. Dort befand sich die Rundfunkanlage. Der dortige Besitz enthält auch eine Nutzgärtnerei. Die hier erzeugten Lebensmittel gelangen von hier sofort auf den Tisch des Bethel-Heimes Was nicht verbraucht, wird, wird in eigener Verwaltung eingedost. Aus der Farin wird nichts verkauft. Es soll die Lebensunterhaltungskosten verbilligen für die Verpflegung der Arbeiter. Alle Beschäftigten auf der Farm erhalten keine Entlohnung für ihre Arbeit.

Ein weiterer Besitz befindet sich in South Lansing; New York. Hier ist die Gileadschule. Auch hier ist eine Farm angegliedert, die Schule und Bethel-Heim versorgt. Auch diese Farmarbeiter erhalten keinen Lohn.

Frage: Woher ist all dieser Besitz, wenn man nicht mit Gewinn arbeitet? Hier stimmt doch etwas nicht. Da diese Objekte oft auf sehr teurem Gelände stehen, muß man doch Kapitalien gehabt haben, um diese Objekte zu erwerben. Demnach ist hier viel Kapital investiert, was man aus dem Verkauf der Literatur und den Spenden erhalten hat.

Der New Yorker Körperschaft ist die Körperschaft Pennsylvania und die Bibelforscher-Vereinigung, Großbritannien angeschlossen. Die leitenden Beamten dieser drei Körperschaften sind praktisch dieselben Männer. Sie arbeiten geschäftsmäßig zusammen, angeblich "ohne Gewinn", sind aber bemüht, den erzielten Gewinn gut unter sich anzulegen in Gebäuden, Ländereien oder sonstwie zu investieren. Nicht nur in Amerika, sondern auch in anderen Ländern der Erde, wo sich Gelegenheit dazu bietet.

Wie bereits bekannt, ist man hier in der DDR bemüht, die eingegangenen Gelder in PK-Dienstwagen für leitende Diener zu investieren. Ein Zeichen , daß man auch hier über große Geldmangen verfügt. Man läßt sich den illegalen Apparat etwas kosten, die Mittel bringen die Brüder und Schwestern auf, die in ihrem Herzen beschlossen haben, alles für das Werk zu tun. Die drei Körperschaften immer bemüht, alles Kapital gut anzulegen. Wenn es in ihre Kassen eingeht, haben sie allein das Verfügungsrecht über die Kapitalsverwendung. Daß es der WTG nichts ausmacht, auf unrechtmäßige Art ihr Vermögen zu vergrößern, zeigte der vor Jahren in Westdeutschland geführte Prozeß wegen Steuerhinterziehung der WTG-Leitung. Sie hatten den Gewinn aus dem Verkauf von Druckschriften dem Finanzamt nicht berichtet und wurden deshalb zu einigen Millionen Mark Strafe verurteilt. Obwohl dies ein Vergehen der Leitung war, besaß man noch die Unverfrorenheit, die einzelnen Versammlungen in Westdeutschland zu ersuchen, den Betrag gesondert als Spenden zu sammeln und an die WTG-Kasse abzuführen, damit die WTG-Kasse keine Einbüße erleide. Jedoch die oft armen Brüder und Schwestern durften für die Verfehlungen der Leitung eintreten.

Gesamtbild über Einnahme und Ausgabe:

Verschaffen wir uns einen Überblick über die Einnahmen und Ausgaben der WTG, soweit sie auf Grund von Veröffentlichungen überhaupt berechenbar sind. Wir hatten eine Einnahme von 68 483 088,80 Mark und eine Ausgabe von 16 800 000,00 Mark festgestellt. Ergibt: 51 683 088,80 Mark Reingewinn jährlich. Sind wir aber großzügig und ziehen noch die 183 088,80 Mark ab für unvorhergesehene Ausgaben, so verbleibt noch ein jährlicher Gewinn von 51 500 000 Mark.

Man muß diese Einnahmen der WT-Körperschaft im Verhältnis zu den Ausgaben einmal vor Augen haben, um begreifen zu können, in welchem Maße die WTG Jahr um Jahr ihr Kapital vergrößert. Einen solchen ungeheuren Gewinn erzielen im allgemeinen wohl nur große Wirtschaftsunternehmungen. Nach dem Jahrbuch 1968 ist die Einnahme wieder um ein Vielfaches gestiegen. Wir werden gelegentlich darüber berichten. Da der Reingewinnbetrag aber noch weit höher kann als wir errechneten, bleibt dies für eine Geschäftsfirma mit drei Körperschaften ein beachtliches Geschäft Das man dies noch mit einem "göttlichen Kanal" zu bezeichnen wagt, ist unglaublich. Verständlich wird nun auch, weshalb die WTG-Leitung nie etwas über ihre Einnahmen berichtet, sondern nur über die Ausgaben. Man will nach außen immer "arm" erscheinen. Man verkündet, ein Werk der Nächstenliebe zu tun, "ohne Gewinn." Unsere Aufstellung zeigt aber den kolossalen Gewinn, der immer mehr wächst und man Mühe hat, ihn sicher zu investieren. Welche Sorgen doch die WTG Leitung damit hat, ist wohl nun jedem Bruder und jeder Schwester verständlich. Damit ihr diese Sorgen nicht habt, empfiehlt euch die Organisation, euer erübrigtes Geld in die Kasse der WTG zu spenden. Sie sorgt dann dafür, daß es gut verwaltet wird, zum Nutzen der drei Körperschaften.

Wenn der WT Nr. 16/67 euch in Erinnerung bringt: "Gibst du so, wie du in deinem Herzen beschlossen hast?" - so ist das eine Ermahnung für euch, alle die dort im WT angeführten Spendenmöglichkeiten zu nützen, damit die Gesellschaft nicht etwa verarmt und ihre Verkündigertätigkeit einstellen muß, wegen Mangel an Mitteln. Ihr würdet euch da eine große Schuld aufladen, meint die Leitung der WTG.

Marley Cole schreibt dazu in seinem Buch, Seite 182. "Gaben der Barmherzigkeit oder Hilfe und Beistand für den Nächsten zu seiner Wohlfahrt vor Gott, öffentlich oder privat, von einzelnen oder im Wege der Organisation gespendet, wird Gottes Gunst gewinnen. Dies verstehen die Zeugen unter den Werken der Nächstenliebe. Die Zeugen fühlen, daß geistige Gaben wichtiger sind als materielle." (S. 183) Denkt aber die Leitung auch so? Die Tatsachen zeigen es anders.

Materielle Hilfe

In bezug auf materielle Hilfe fühlen die Zeugen Jehovas, daß die besondere Verantwortlichkeit des Christen seiner Familie und Glaubensbrüdern gilt." (S. 183) Wenn sich innerhalb einer Zeugengemeinde ein einzelner oder eine Familie in Not befindet, ergreift die Gemeinde Maßnahmen zu einer bescheidenen Hilfeleistung. Doch es wird entschieden nicht befürwortet, sich auf Gemeindegaben zu verlassen.

Selbst die hauptberuflichen Missionare (oder Diener), sowie die Pioniere dürfen nicht erwarten, daß die Gemeinde sie beständig nährt, kleidet und unterstützt."

Aus dieser Veröffentlichung wird deutlich, daß die WTG-Leitung nicht bereit ist, in Not geratenen Brüdern und Schwestern irgendwie finanziell beizustehen, vielmehr sollten die Versammlungen dies tun oder einzelne Geschwister, die dazu in der Lage sind. Dieser Verantwortung entledigt sie sich mit den Worten: "Die WTG ist kein Almosen- und Unterstützungsverein, ihre Aufgaben sind andere." Mögen die Versammlungen für alles aufkommen, es darf aber nicht aus den Gute-Hoffnungsgeldern genommen werden. Ist dies Nächstenliebe?

Dem steht das Gründungsprotokoll vom 9. Sept. 1945 entgegen Aufgestellt in Magdeburg, Deutscher Zweig, unterschrieben von 7 Brüdern. Im Paragraph 8 heißt es hier: "Die Vereinigung ist berechtigt, nach Maßgabe ihrer Mittel an Arme oder durch besondere Umstände unverschuldet in Not geratene Personen geldliche Unterstützung zu gewähren. Über Anträge an die Vereinigung auf materielle Hilfe dieser Art entscheidet der Vorstand nach sorgfältiger Prüfung." Diesen Paragraph hat man den Geschwistern immer verschwiegen. Viele, die mittellos aus den Strafanstalten zurückkehrten, die wegen der WTG-Machenschaften ihr Hab und Gut verloren hatten, erhielten von der Leitung keinen Pfennig. Man sagte: "Denke, daß du es für den Herrn getan hast!" Die Gesellschaft war nie bereit, etwas mit ihrem Millionenvermögen zur Linderung der Not beizutragen. Auch die Frauen von den Brüdern, die ihre Strafe verbüßten, erhielten nichts aus der WTG-Kasse. Jedoch die Frauen der inhaftierten Kreisdiener erhielten den Lohn ihres Mannes vom Bethel ausgezahlt, die anderen Frauen der Brüder, inhaftiert waren, sollten arbeiten, die WTG hatte dafür keine Gelder. Dies ist die vielgepriesene Nächstenliebe der WTG-Leitung! Im Nehmen sind ihr alle gleich, im Geben aber sind Unterschiede zu machen. Ist dies brüderlich? Sicher nicht. Jak. 5.

Die Leitung der Wachtturm-Gesellschaft vergleicht sich so gern mit den Christen des 1. Jahrhunderts. Aber diese Christen horteten keine Millionenvermögen. Ihre Sammlungen dienten einzig und allein dem Zwecke, die Not ihrer Glaubensbrüder zu stillen. Aber gerade davon will die Führung der WTG nichts wissen. Römer 15:25-27; 1. Korinther 16:1-3; 2. Korinther 9:5-12; Philipper 4:14-16. Ganz besonders aus diesen ungeheuren Einnahmen läßt sich das Ausmaß ihrer Lieblosigkeit erkennen, indem sie den Bedürftigen ihrer geringen Brüder jede Hilfe verweigert. Kann die WTG-Leitung noch leugnen, das sie der Liebe zum Gelde verfallen ist? Bewahrheitet sich nicht im besonderen jenes Bibelwort an der WTG: "Wer das Geld liebt, wird des Geldes nicht satt?" Prediger 5:10. Die Tatsache, daß sie jährlich ihr Vermögen um Millionen vergrößert, straft ihre Behauptung der Unwahrheit, in keiner Weise kommerziell zu sein und ohne jeden Gewinn zu arbeiten. (WT 5/68, S. 154)

Die ersten Christen sahen keine Notwendigkeit, sich große Reichtümer zu schaffen, denn sie lebten tatsächlich im Glauben an das nahe Ende. Die WTG-Führung dagegen scheint von dem Ende dieses "System der Dinge", welches nach ihren Worten drohend nahe bevorsteht, selbst nicht überzeugt zu sein. Glauben sie, daß ihre Millionenwerte Harmagedon überdauern und gedenken sie vielleicht damit eine neue Welt aufbauen zu können? Was wollten sie sonst angesichts des "nahen Endes" mit ihrem ungeheuren Reichtum anfangen?

Wer hier imstande ist, alle diese Fragen nüchtern zu erfassen, wird in diesem Zusammenhang auch etwas anderes begreifen: Die WTG-Leitung muß, wie jedes andere kapitalistische Unternehmen, ein erklärter Feind der kommunistischen Weltordnung sein und den Kampf in Form von Verleumdungen schon aus dem Grunde unterstützen, um das von ihr geschaffene System und die damit verbundene Ausbeutung anderer Menschen aufrecht zu erhalten. Wie verwerflich macht sich doch die WTG-Führung in den Augen gerechtigkeitsliebender Menschen, indem sie weiterhin aus dem Glauben und der Gutwilligkeit von Menschen Kapital schlägt, anstatt in christlicher Nächstenliebe wirklich Gutes zu tun. Die Voraussetzungen dazu, Gutes zu tun, sind vorhanden Ihre jetzige Handlungsweise kann niemals Gottes Anerkennung finden. Denke auch Du darüber nach!
Mit christlichen Grüßen
Bruder Willy Müller
65 Gera, Lutherstraße Nr. 16
und Mitverbundene

Wissenswertes für Brüder und Schwestern in der WTG

Der Wachtturm vom 15. 1. 1968 verkündet "Neues Licht"

Große Enttäuschung für verwitwete und andere Brüder und Schwestern.

In einer Antwort auf Leserfragen gab der WT Nr. 2/68 bekannt, daß nicht nur die "144000 Überrestglieder", sondern auch viele der Zugehörigen zur "großen Volksmenge" nicht heiraten und Kinder zeugen werden. Zu dieser "Erkenntnis" kamen die Wachtturmschreiber durch Lukas 20:34-36. Sie erklären, daß diese Worte Jesu sich nicht auf die "144 000 Überrestmitglieder" im himmlischen Königreich beziehen, sondern auf die irdische Auferstehung. Deshalb müssen sich nun viele Brüder und Schwestern damit abfinden, welche irdische Hoffnung haben, daß es für sie im irdischen Königreiche keine ehelichen Freuden mehr geben wird. Das gilt sowohl für die lebenden, als auch für die wiederauferweckten Brüder und Schwestern in der WTG. Gleichzeitig aber auch für alle Toten, die im tausendjährigen Reich in das irdische Leben zurückgerufen werden, um erneut die Möglichkeit zu haben, durch Gehorsam das ewige Leben zu gewinnen.

Wie uns mitgeteilt wird, sind besonders die verwitweten Brüder und Schwestern darüber bitter enttäuscht. Bislang hatten sie gehofft, weil es ihnen der WT auch so lehrte, im paradiesischen Zukunftsreiche Christi mit ihrem verstorbenen Ehegatten wieder als Mann und Frau vereint zu werden. Diese Hoffnung nahm der WT plötzlich weg. Bislang wurde geglaubt, daß nur die 144000, weil sie zu Engeln verklärt, nicht heiraten würden. Ihre Heimat ist der Himmel bei Jesus Christus, hier werden sie weder heiraten noch sich fortpflanzen Anders sieht es aber auf der Erde aus. Diese wird von der großen Volksmenge bewohnt. Dazu schreibt die WTG in der Broschüre, die vor 15 Jahren erschien, "Die Sanftmütigen ererben die Erde" auf Seite 28: "Überall auf Erden werden durch die Heirat dieser treuen, sanftmütigen Harmagedon-Überlebenden Heimstätten und Familienkreise entstehen. Gottergebene Eltern werden Kinder in Gerechtigkeit zeugen und hervorbringen, und die herrlich gemachte Erde wird von dem frohen Klang lieblicher Kinderstimmen widerhallen. Da die Eltern selbst noch nicht vollkommen sind, werden sie ihre Kinder zwar nicht in Vollkommenheit, jedoch in Gerechtigkeit hervorbringen können."

Im Buche "Dies bedeutet ewiges Leben", erschienen in deutsch 1952, lesen wir auf Seite 305-306: "Wenn Jehova Gott seine loyalen Untertanen angesichts ihrer unerschütterlichen Treue … gerechtspricht, sagt Jesu: "Die Kinder dieses Systems der Dinge heiraten und werden verheiratet, jene aber, die würdig erachtet worden sind, jenes System der Dinge zu erlangen und die Auferstehung aus den Toten, werden weder heiraten noch verheiratet werden. . ." (Luk. 20:34-36 NW)

Wie verstand es doch die WTG-Leitung, ihre getreuen Anhänger immer wieder auf das irdische Zukunftsreich hinzuweisen, um fleißig ihren Felddienst zu leisten und begeistert alle Glaubens- und Verhaltungsanweisungen zu befolgen.

Für eine "Neue Erde", die voller Fruchtbarkeit, Schönheit, Frieden und Harmonie ist und keine Unterdrückung, Ausbeutung, Krankheit, kein Krieg und kein Schmerz mehr ist und keinen Tod mehr kennt, sich einzusetzen, ist verständlich. Jedoch jede Änderung oder Umsturz dieses Glaubensgebäudes bewirkt in den Betroffenen Gewissenskonflikte und schwere Enttäuschungen, die kaum wieder gut zu machen sind.

So ist es nun wieder mit dem Text in Luk. 20:34-36, welcher vor 15 Jahren anders verstanden wurde als heute. Daran ändert auch der Ausruf "Neues Licht" nichts, die Enttäuschung bleibt nach wie vor. Die Frage ist aber berechtigt: hatte der Mitteilungs- und Verbindungskanal vor 15 Jahren den Text von Luk. 20 noch nicht entdeckt? Oder kannte er ihn und hat ihn falsch gedeutet? Daß die Verantwortlichen in Brooklyn ihn jetzt so deuten, zeigt wieder einmal mehr, wie irrfähig und fragwürdig dieser "Kanal des Herrn" ist. Wieviele Brüder und Schwestern müssen nun bekümmmerten Herzens ein liebes Stück ihrer Zukunftsträume begraben. Uns ist verständlich, daß es manchen schwer fällt, diese Schlußfolgerung zu akzeptieren, denn es geht gegen ihr Vertrauen zur WT-Lehre. Ihre innersten Gefühle sind schwer verletzt, da ihnen die Aussicht, die man ihnen lehrte, mit ihrem Ehegatten wieder vereint zu sein, plötzlich genommen wurde. Trotz unseres aufrichtigen Mitgefühls mit allen, die durch den Tod ihren Ehegefährten verloren haben, sind wir gezwungen zu sagen, daß man anhand der Bibel zu der dargelegten Schlußfolgerung kommt. Es ist deshalb nötig, immer wieder darauf hinzuweisen, daß man dem Worte Gottes mehr Glauben schenken sollte, als den WT-Lehren.

Ein Bruder aus Westdeutschland

Mit Bruder Hutten H. Sun verließ ein Zweigdiener

von 16 000 Verkündigern die WTG und viele andere werden folgen

Das aus Afrika übersandte Ordinationsdokument der Wachtturmgesellschaft für Bruder Hutten H. Sun (Namatamba) hat folgenden Wortlaut:

"Certificate

Hiermit wird bestätigt, daß Hutten H. Sun ein erklärter Nachfolger Jesu Christi ist und völlig geweiht den Willen des allmächtigen Gottes zu tun. Er hat die Bibel und Bibelhilfsmittel studiert, die von dieser Gesellschaft bereitet wurden, und er hat sich fähig geneigt 'dieses Evangelium von Gottes Königreich' zu lehren und zu predigen unter Jesus Christus (Matth. 24:14), und er besitzt die schriftgemäße Ordination, das Evangelium vom Königreich Gottes zu predigen (Jesaja 61:1,2; Jesaja 52:7)

Deshalb wird er hiermit durch diese Gesellschaft als ordinierter Diener des Evangeliums bestätigt und autorisiert, diese Gesellschaft zu repräsentieren und das Evangelium vom Königreich Gottes zu predigen, und den Namen Jehova Gottes und Christus als König.
1. Oktober 1946
Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft
N. H. Knorr, Präsident"

In den zurückliegenden Jahrbüchern der WTG, z. B. von 1947 bis 1954 wird Bruder Hutten H. Sun in den bis 1964 in den Jahrbüchern veröffentlichten Listen der WTG-Zweig- und Sonderdiener namentlich genannt.

Diese Sonderdienerliste erscheint seit 1965 nicht mehr. Es soll verhindert werden, die Vorgänge in der höchsten Dienerschaft der WTG personell überprüfen zu können. Fast alle Brüder, die als einfache und aufrichtige Christen zur WTG kamen und bis in die höchsten Ämter gelangten, wurden früher oder später als "Rebellen" ausgeschlossen, weil sie das unaufrichtige Getriebe erkannten und nicht mitmachen wollten. Das betraf z. B. einige Zweigdiener der größten WTG-Organisationen wie den Zweigdiener von Kanada, F. W. Salter, der engste Vertraute von Präsident Rutherford, das Mitglied des WT-Herausgeberkomitees George H. Fisher, USA, das Mitglied des WT-Herausgeberkomitees und Zweigdiener von England Jesse Hernery, den obersten Rechtsberater der WTG Olyn R. Moyle, USA, den obersten Rechtsberater der WTG Hayden Cooper Covington, USA, den Leiter des Zentraleuropäischen Büros der WTG in Bern/Schweiz C. C. Binkele und viele andere.

Die Masse der einfachen Verkündiger ohne die die WTG nämlich machtlos ist, dürfen auf keinem Fall die wahren Zusammenhänge um diese hohen WTG-Diener und die wahren Gründe ihrer Ausschlüsse erfahren. Der jüngste Fall des Sonderdieners und Zweigdieners von Malawi zeigt, wie schwerwiegend in Wahrheit diese Gründe sind, Gründe, die die WTG nie ehrlich und offen und frei zur Diskussion stellen kann, will sie sich nicht selbst verurteilen und aufgeben, und will sie ihre Basis, ihre Existenzgrundlage, die Masse der einfachen, willigen und unkritischen Verkündiger nicht verlieren. Sie dürfen nicht erfahren, wer und was sie in Wahrheit regiert. Der theokratische Nymbus um die WTG-Führung in Brooklyn soll verhindern, zu erkennen, was dort in Wirklichkeit vor sich geht.

Jehovas Zeugen in Afrika - Opfer asozialer Lehren

Nach Hutten H. Sun (Namatamba); Malawi/Afrika

Bruder Hutten H. Sun (Namatamba) war seit 1918 Angehöriger der Wachtturm-Gesellschaft und wurde 1939 von Präsident Rutherford beauftragt, das WTG-Werk in Zentralafrika aufzubauen. Nach dem Wechsel in der WTG-Leitung 1942 wurde er im Auftrage von Präsident Knorr Sonderdiener in Afrika. Jetzt steht er an der Spitze einer Gruppe von Zweigdienern, Kreisdienern und Versammlungsdienern sowie Pionieren in Zentralafrika, die angesichts der sozialen Umwälzungen in Afrika durch das Ende der Kolonialzeit die WT-Bibelauslegungen über eine angebliche, schon vorhandene "Neue-Welt-Ordnung" als eine unbiblische und gefährliche religiös-politische Irrlehre erkannt haben. Sie haben daraus die Konsequenzen gezogen und sind zu der einen christlichen Hoffnung auf das Königreich Gottes zurückgekehrt und weisen allen anderen afrikanischen Brüdern den gleichen biblischen Weg.

Laßt uns nun zuerst den Blick darauf richten, was nach 1963, als die afrikanische Kolonie Nyassaland zum unabhängigen Staat Malawi wurde, mit den Zeugen Jehovas in diesem Land geschah.

In der Kolonialzeit vor 1963 waren zeitweilig bis zu 52 Prozent der sog. eingeborenen Stammesführungen mit den Zeugen Jehovas verbunden. Im Interesse der Kolonialregierung war das günstig, denn das bedeutete in politischer Hinsicht, daß die Mehrheit in der Kolonie davon gehalten wurde, das Ende des diktatorischen Kolonialregimes und seines Elends für das Volk zu fordern oder gar zu verwirklichen, und eine demokratische Ordnung zu errichten Denn die Lehre der Zeugen Jehovas verneinte und unterband jede demokratische Betätigung.

Mit dem historisch herangereiften Ende der Kolonialzeit kam auch das Ende des Kolonialregimes im Nyassaland, wo 1963 die Volksabstimmung für die Unabhängigkeit stattfand. Jetzt kam es zum offenen Konflikt mit den Zeugen Jehovas, weil sie auf Grund ihrer WT-Lehren eine demokratische Abstimmung für die Unabhängigkeit verneinten Wenn man bedenkt, was für ein furchtbares Elend die koloniale Abhängigkeit für das Volk bedeutete, denn versteht man, daß dieser Konflikt unvermeidlich war. Denn hätte sich die Mehrheit weiter nach den Lehren der Zeugen Jehovas richten sollen, so müßte das Volk weiter in der Kolonialsklaverei bleiben, anstatt freie Bürger zu werden. Mit der sozialen Umwälzung in unserem Jahrhundert zur Überwindung des Kolonialismus mußte in den afrikanischen Kolonien mit starken Gruppen von Zeugen Jehovas somit zwangsläufig ein Kampf gegen die Zeugen wegen ihrer undemokratischen Lehren beginnen, die sich jetzt offen als der sozialen Entwicklung feindlich und damit asozial erwiesen. Stellt man sich das Kolonialelend vor, dann versteht man auch die Erbitterung, mit der jetzt die asoziale Verkündung der Zeugen Jehovas bekämpft wurde. Denn ginge es nach dieser Verkündigung, dann dürfte kein Mensch dieses Elend beseitigen.

Weil die Leitung der Zeugen Jehovas die undemokratischen Lehren nicht ändert und weiter durch ihre Bibelauslegung den Christen jede demokratische politische Tätigkeit verbietet und jeden Christen mit "Gottes Mißbilligung" und "Vernichtung durch Gottes Königreich" bedroht, wenn er sich demokratisch betätigt, wurde das Werk der Zeugen Jehovas 1967 in Malawi vollständig verboten. Bruder Hutten H. Sun (Namatamba) berichtet uns darüber:

"Der Präsident der Republik Malawi hielt am 18. September 1967 im Norden des Landes, in Mzuzu, eine Versammlung ab, an der alle Minister der Regierung und Vertreter und Delegierte aus allen Teilen des Landes teilnahmen Unter anderem sprach er auch über Jehovas Zeugen Er machte hierüber folgende Ausführungen (Malawi Newspaper, 18. Sept. 1967):

Die Zeugen Jehovas verursachen überall Schwierigkeiten und die Kongreßpartei Malawi verlangt, daß sie verboten werden. Die Regierung mag ein Gesetz erlassen in der Weise, daß jeder Landesbezirk selbst entscheiden kann, ob man dort Jehovas Zeugen wünscht oder nicht. Wenn die Bevölkerung in irgendeinem Bezirk nein sagt, dann sollte dort den Zeugen Jehovas nicht erlaubt werden, zu arbeiten. Wenn sie ihre Sachen dann nicht packen und gehen, werden sie ins Gefängnis geworfen. Denn ich bin hier, um das Land aufzubauen."

Die Wachtturm-Gesellschaft gab nicht nach, und so wurden die Zeugen Jehovas wegen ihrer asozialen Lehren im Oktober 1967 in Malawi als staatsgefährdend verboten. Ihre Diener und Leiter ausländischer Staatsangehörigkeit wurden des Landes verwiesen und ihr Vermögen wurde beschlagnahmt. Wer die antidemokratische und asoziale Verkündigung fortsetzte, wurde verhaftet. Die Verbreitung der Wachtturrn-Literatur gilt als kriminell, weil sie den sozialen Aufbau des Landes bekämpft. Zum Beispiel heißt es in der Wachtturm-Verkündigung. "Wahre Christen befürworten die Demokratie nicht . . . Sie wissen, daß die politische Beteiligung nicht nur zu nichts führen würde, sondern ihnen sogar Gottes Mißbilligung eintrüge. Sie wußten, das . . . jene, die Politik treiben, Feinde Gottes sind und dadurch zur Vernichtung in Betracht kommen." (Der Wachtturm 1. Januar 1957, S. 5-8).

Es liegt auf der Hand, daß solche Lehren für ein Volk, das sich aus unmenschlicher Kolonialpolitik befreien muß und das eine demokratische politische Ordnung aufbauen muß, wenn es menschenwürdig leben will, untragbar sind.

Die Regierung in Malawi versuchte, unter den Führern der Zeugen Jehovas im Lande solche zu. finden, die die Dinge begreifen würden. Und es gab leitende Brüder, die sich Gedanken machten, sie fühlten, daß etwas nicht stimmen kann, wenn man als Christ in eine solche Feindschaft und Frontstellung gegen eine historisch unvermeidliche und bitter notwendige soziale Entwicklung gerät. Sehr zum Verdruß der Leitung in Brooklyn waren es einige der höchsten leitenden Brüder in Malawi, Bruder Hutten H. Sun (Namatamba) als Sonderbeauftragter von Präsident Knorr, Bruder Pearson B. Gunda als ein Kreisdiener und weitere Sonderdiener, Versammlungsdiener und Pioniere. Das Studium der Bibel ohne Wachtturm-Brille zeigte ihnen den Ausweg.

Sie erkannten, daß es die WT-Lehre von der angeblich schon 1919 angebrochenen irdischen "Neue-Welt-Ordnung" ist, die diese verderbliche Frontstellung bewirkt. Denn diese Lehre ist es, die verlangt, die demokratische Ordnung als gottesfeindlich abzulehnen und gegen eine Beteiligung an sozialen Umwälzungen aufzutreten. Die Heilige Schrift dagegen fordert, um des Herrn willen jeder menschlichen Ordnung untertan zu sein" (l. Petr. 2:13), und Jesus lehrte mit seinem Gleichnis vom armen Lazarus in Lukas 16, soziales Elend beseitigen zu helfen. Das bedeutet, daß sich der Christ gegen eine unmenschliche Ordnung, wie den Kolonialismus wenden muß und den Elenden dieses Regimes sogar erst einmal physisch helfen soll. Die WT-Lehre von der angeblich schon begonnenen "Neue-Welt-Ordung" mußte also verworfen werden, da sie Christen hindert, sich für eine menschliche Ordnung einzusetzen und den sozial Versklavten und Entrechteten physisch zu helfen. Haben wir doch das urchristliche Beispiel vor Augen, sozialpolitische Mitverantwortung nicht abzulehnen, wie es durch die Tatsache gezeigt wird, daß das echte Christensein nicht hinderte, sogar Schatzmeister in einer politischen Regierung zu sein. (Apostelgeschichte 8:27-39).

Die ganze von der WTG heute gepredigte sogenannte irdische Hoffnung in Verbindung mit der "Neuen-Welt-Ordnung", seit 1919 stimmt also nicht! In der Tat, so ist es auch! Denn solange noch das Evangelium in der Welt gepredigt werden muß, gibt es überhaupt keine zweite Hoffnung, sondern nur die eine und einzige von Christus und den Aposteln gelehrte Hoffnung, und das ist die himmlische Hoffnung, die Hoffnung auf ein Bürgertum im Himmel! Christus und die Apostel predigten keine irdische "Neue-Welt-Ordnung", kein irdisches Königreich, sondern einzig das "Königreich der Himmel". Es konnte somit richtigerweise zu keiner Feindschaft des Christen zu politischer Mitverantwortung kommen. Jede andere Hoffnung neben der himmlischen ist darum in der gesamten Verkündigung des Evangeliums bis zu ihrem Ende abzulehnen! Christus und die Apostel selber gebieten uns das: "Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt, außer dem, was ihr von mir empfangen habt, der sei verflucht!" (Gal. 1:8, 9). Und: "Wie ihr ja auch in eurer Berufung zu einer Hoffnung berufen seid, ein Herr, e i n Glaube, e i n e Taufe" (Eph. 4:4, 6). Und diese eine Hoffnung ist das "Haus des Vaters" (Joh. 14.1-3), das "Bürgertum im Himmel" für alle Christen (Phil. 3:20). Und das Gebot lautet: "Nicht über das hinaus, was geschrieben steht!" (l. Kor. 4:6). Aber ist heute nicht dieser Hauptinhalt der urchristlichen Evangeliumsverkündigung in der Wachtturm-Verkündigung durch eine andere, eine irdische Hoffnung als Hauptinhalt verdrängt?

Darum ist die WT-Verkündigung von einer "Neuen-Welt-Ordnung", von der Hoffnung auf eine irdische Ordnung, wie es die WTG jetzt meint, verflucht! Denn sie hindern den Christen an der Erfüllung seiner natürlichen sozialen Pflichten als Mensch und macht den Christen zum Staatsfeind Wahre Christen müssen sich, solange das Evangelium nach dem Vorbild Christi und der Apostel zu verkündigen ist, mit der himmlischen Hoffnung begnügen.

Dies alles erkannten unsere afrikanischen Brüder in Malawi auf einmal ganz klar, so daß Bruder Hutten H. Sun (Namatamba) zum Schluß schreibt: "Wir glauben, unser Bürgertum ist im Himmel und erwarten keine Neue-Welt-Ordnung Christi auf Erden unter der Führerschaft solcher Männer wie Rutherford und N. H. Knorr." Sie sagten den Regierungsbeamten, daß sie dies als die richtige Hoffnung für Christen erkannt haben, wie es die Bibel lehrt. Anstelle der verbotenen WTG-Organisation wurde deshalb in Malawi von den Brüdern eine freie christliche Gemeinschaft für ganz Zentralafrika gegründet, die sich nun der dortigen Zeugen Jehovas annimmt.

Folgende leitende Brüder dieser neue afrikanischen christlichen Gemeinschaft senden ihre Grüße, verbunden mit dem Wunsch, alle Zeugen Jehovas möchten doch die Wahrheit über die Wachtturm-Gesellschaft erkennen.
Hutten H. Sun (Namatamba), Zweig- und Sonderdiener
Pearson B. Gunda, Kreisdiener
John E. Mukiwa, Pionier
S. Mulaviwa, Versammlungsdiener
Willie Mparaka, Versammlungsdiener
T. D. Tumbe, Versammlungsdiener
Gidion Masamba, Pionier
Yesaya Mwela, Versammlungsdiener
CV stellt diesen Bericht über die Vorgänge unter den Zeugen Jehovas in Afrika zur freien-Diskussion und bittet alle aufrichtigen Brüder und Schwestern hier um ihre Stellungnahme und Überlegung.

Das wahre Gesicht der Wachtturm-Gesellschaft

Wie mich die WTG zugrunde richtete (Folge 2)

Als ich im Januar 1949 erstmalig mit den Zeugen Jehovas in Berührung kam und ich durch sie die Botschaft der Bibel hörte, so war dies wie schöne Musik in meinen Ohren. Ich war damals noch sehr jung, hatte aber bereits ein ereignisreiches Leben hinter mir. Ich hatte den 2. Weltkrieg persönlich miterlebt, war viermal schwer verwundet und war in einer Strafkompanie. Im Winter 1942/43 wurde vom Kriegsgericht der Antrag: Zum Tode durch Erschießen gestellt. Durch Vermittlung und Eingreifens des Bataillonskommandeurs wurde der Antrag in eine Disziplinarstrafe in einer Strafkompanie umgewandelt.

Mein Vater war ein alter Kommunist, deshalb war ich nicht ganz unwissend über die Probleme der Menschheit. Ich wußte, daß das Grundübel der Menschheit darin liegt, indem ein Mensch über den anderen Menschen herrscht.

Die Menschheit muß organisiert sein, gleich in welcher Form. Es müssen Gesetze sein, die der Allgemeinheit dienen. Jedoch die persönliche Diktatur eines Menschen über den anderen Menschen ist ein Unglück für alle, wie es die Nazizeit lehrt.

In meinem Inneren verborgen war ich gläubig, wie hätte ich sonst auch die Bibel annehmen können? Ein Gott ein Gesetzgeber, alle, aber auch alle Menschen sind diesem Gesetzgeber untergeordnet. Auch der Präsident der WTG und seine Dienerschaft. Aber, wie unchristlich herrschen doch die Diener der WTG nach ihren eigenen Gesetzen! Herr Knorr, stellst Du Dich unwissend oder glaubst Du Deinen von Dir genannten Dienern mehr, als den kleinen Brüdern in den Versammlungen? Glaubst Du den Berichten der Diener oder den Erlebnissen der kleinen Brüder?

Hier mußt Du Dich entscheiden, Herr Knorr, Wem willst Du in Zukunft Glauben schenken? Du hast ja auch das Recht, alles selbst zu überprüfen, tue es, ehe es zu spät ist.

Ich selbst studierte nicht nur die Bibel, nein, ich verschlang sie, um zu wissen, was recht ist. Durch Selbststudium, anhand der WT-Literatur, las ich Tag und Nacht, Woche um Woche, Monat um Monat. Ich bat Jehova um Erkenntnis. Jede, aber auch jede Schriftstelle, die die WT-Literatur anführte, verglich ich mit der Bibel. Dabei stellte ich fest, daß die zitierten Bibelstellen oft nicht im Einklang standen mit den Ausführungen der WT-Schreiber. So wurde im Laufe der Zeit die Bibel mein geistiges Eigentum, nicht der Wachtturm.

Guter Rat aus Erfahrung

Ich möchte Dir, Herr Knorr und Deinen Dienern im besonderen folgenden guten Rat unterbreiten: Die Masse der Zeugen Jehovas haben nur den Wachtturm im Kopf, aber nicht die Bibel, weil Ihr ihnen dazu keine Zeit laßt, selbige zu studieren. Sie berufen sich immer im Missionsdienst auf den Wachtturm und unterbreiten seine Auslegungen, weil sie darin geschult sind., Diese Schulung ist falsch, Nathan Knorr, die Bibel ist unser Lehrbuch, auf die Bibel muß man sich stützen können. Ein großer Teil der Zeugen Jehovas verstehen überhaupt nicht mit der Bibel umzugehen. Sie drehen die Bibel hin und her, einige Schriftstellen können sie auswendig, dann ist es aber aus und ein gegenüberstehender Bibelkundiger weidet sich an ihrer Unwissenheit. Der Wachtturm ist eben das Heiligtum für die Masse der Zeugen Jehovas geworden. Die Bibel tritt total in den Hintergrund. Mir war die WT-Literatur nur ein Helfer, mehr nicht. Durch Überprüfen konnte ich Unstimmigkeiten und Irrtümer erkennen. Ich studierte mit Fleiß, jede freie Zeit nützte ich aus. Ich behielt mein Wissen nicht für mich, ich gab es weiter, um auch andere anzuregen, prüfet alles, wie es die Beröer taten. Ich war immer tätig für den Herrn und bereicherte mein Wissen durch die Schrift. Um es vielen zu unterbreiten, wurde ich Pionier der WTG.

Pionier sein erfordert einen Arbeitsplan. Täglich besprach ich mit meiner Frau den Tagesablauf. Meine Frau und meine Kinder hatten trotz des Pionierdienstes ein ordentliches Familienleben und es gab da keine Zwistigkeiten. Jetzt traten die lieben Brüder, besonders die, die ein Dienstamt hatten, auf den Plan. Sie flüsterten meiner Frau ständig ins Ohr, der Horst handelt falsch. Er verkündet nicht, wie es die WTG-Leitung wünscht, sondern handelt nach seiner Bibelerkenntnis. Brüder trugen Unfrieden in meine Ehe, welche bisher harmonisch verlief. Später hielten mir diese Brüder vor, welche den Unfrieden in meine Ehe getragen hatten, ich selbst hätte den Unfrieden hineingetragen. Solche Diener ernennst Du, Herr Knorr. Was nützt Dein ewiges Gerede, nur reife Brüder als Diener zu ernennen, Du handelst aber ganz anders indem Du Säuglinge ernennst. Hier siehst Du, wie wenig Du Dich auf Deine Diener verlassen kannst, die Dir die Brüder zur Ernennung vorschlagen. Wie überprüfst Du die Vorschläge? Anhand der Stundenlisten und des Literaturverkaufes oder wie sonst? Mein Rat dazu: Handle immer nach biblischen Anweisungen, die Du ja kennen mußt.

Wie Ausschlüsse zustandekommen

Der Herbst 1950 kam, das Verbot der WTG wurde bekanntgemacht Ich stand plötzlich außerhalb der WTG-Gemeinschaft. Ohne mir davon Mitteilung zu machen, wie es die Ordnung in der WTG-Gemeinschaft vorschreibt, stand ich plötzlich allein auf weiter Flur. Warum? Weshalb? Die Frage blieb offen. Ich lief von einem Bruder zum anderen Bruder. Auf meine Fragen immer eisiges Schweigen oder sie ließen sich durch die Frau verleugnen, denn ich sah, daß sie daheim waren. Herr Knorr, wird in dieser Form jetzt der Gemeinschaftsentzug durchgeführt? Nun höre gut zu, Nathan Knorr. Durch einen Zufall erfuhr ich, daß ich ein Irrlehrer gewesen sein soll und es auch noch sei. Ich sei ein falscher Prophet. Schon vor dem Verbot habe man den Gemeinschaftsentzug ins Auge gefaßt, das Verbot habe sie daran gehindert, es durchzuführen. Nun erledigten es die edlen Nachfolger vom früheren Versammlungsdiener Haas. Haas besaß kein bißchen biblisches Wissen. Er war ein aufgeblasener Neuling. Er hat bei den Zeugen, in all den Jahren, nichts weiter gelernt, als sich den Anordnungen der WTG-Leitung zu beugen. Auf Befragen erklärte er wisse nichts von einem Ausschluß, gar nichts. Auf Drängen gab er dann zu, daß ihn ein gewisser Ewald Härtel aufgestachelt habe, zu einem Ausschluß meiner Person zu schreiten. Jetzt wurden mir auch gewisse Vorkommnisse verständlich. Herr Haas verwickelte mich des öfteren, wenn er mich auf der Straße traf, in biblische Gespräche. Die Fragen, die er mir stellte, richtete er am Schluß der Versammlung an einen älteren Bruder und bat um Beantwortung in der Versammlung. Der ältere Bruder hieß Richard Leubner. Der Bruder beantwortete die Fragen genauso als ich sie beantwortet hatte. Ich ahnte damals nicht die heimtückischen, hinterhältigen Anschläge des Haas, die ich erst später erfuhr. Herr Knorr, wenn unwissende Brüder Aufseher sind, müssen sie auf hinterhältige Weise unliebsame Brüder ausmerzen? Endlich glückte es mir, den Nachfolger von Haas zu sprechen. Sein Name war Kretschmar Ich hielt ihm die unbiblischen Ernennungen der Diener durch die WTG vor und wies auf die Auswirkungen hin. Die Antwort war: "Wenn der Aufseher weniger über die Bibel weiß, als die anderen Brüder, so ist das besser." Wahrlich, so ist das besser. Kretchmar ging ab, Skalau wurde der Nachfolger. Mit diesem versuchte ich wiederum ins Gespräch zu kommen. Es war aber gar nichts zu machen, er ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen. Ich teilte ihm nun brieflich mein Anliegen mit und hielt ihm sein unbiblisches Handeln vor. jedoch alles war vergebliche Mühe. Eine Antwort traf aber doch ein. Ein Bruder aus Bautzen, Gerhard Heller, kam in meine Wohnung. Er wollte mich überzeugen, daß ich ein Irrlehrer sei. Mit aller Gewalt wollte er mir einreden, daß Adam eine Auferstehung hat. Adam hatte als vollkommener Mensch das Gesetz übertreten. Ist denn Jesus Christus auch für Adam gestorben, für einen wissentlichen Sünder, oder nur für Adams Nachkommenschaft?? Hier stimmt doch etwas nicht, Gerhard Heller. Kurze Zeit darauf brachte der WT dazu einen Artikel, welcher mit meinen Auffassungen im wesentlichen übereinstimmte. Gerhard Heller blieb aber nach wie vor bei seiner Auffassung, trotz der WT-Aufklärung.

Haben die Diener der WTG das Recht, eigene Meinungen zu vertreten, die Verkünder aber müssen das annehmen, was der WT lehrt? Herr Knorr, wo ist da die viel gepriesene Einigkeit in Deiner Organisation? Wenn Verkündiger anders lehren, als es der WT gebietet, werden sie ausgeschlossen, die Diener aber haben diese Freiheit zu lehren, wie sie es verstehen, zu lehren? Herr Knorr, gib Auskunft darüber!

Hinterhältig war der Gemeinschaftsentzug bei mir. Es fehlte nicht nur die biblische Grundlage, sondern man handelte dabei auch nicht nach den Satzungen der WTG. Diese wurden überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Mein Verbrechen bestand darin, daß ich die Bibel in Reinheit lehrte, oder daß ich der Bibel mehr glaubte als dem Wachtturm Dazu kommt noch die Lieblosigkeit der Diener, ihr arrogantes Auftreten bei Gesprächen, welche aufklärend und verstehend geführt werden sollten. So war jeder Einspruch gegen den ungerechten Ausschluß vergeblich.

Ich suchte nach einem Weg, wie ich wieder in die Organisation gelangen könne. Es gab da nur eine Möglichkeit, und das ist Hinterhältigkeit und Vorspielen falscher Tatsachen Die Brüder hatten sich ja nicht geändert, es waren dieselben Brüder, welche im Herbst 1950 den Ausschluß bei mir vollzogen. Ich mußte ihnen Theater vorspielen, so wie ich es bei ihnen gelernt hatte. Ein Bruder gab mir den Rat, zum Versammlungsdiener zu gehen und ihm meinen Entschluß vorzutragen. So ging ich zum VD Skalau. Ich trug ihm mein Anliegen vor und bereute meine Handlungsweise und bat um Aufhebung des Gemeinschaftsentzüges Wie gesagt, es war die einzige Möglichkeit, anders ging es nicht. So wurde ich nach ca. 2 ½jährigen Gemeinschaftsentzug im Frühjahr 1953 wieder in ihre Reihen aufgenommen.

Diesen Schritt habe ich etwas später bitter bereut. Nie wieder würde ich so etwas wiederholen! Meine Handlungsweise war verkehrt. Jedoch war niemand da, welcher mir einen guten Rat erteilen konnte und im Glauben, alles werde zum Guten ausgehen, tat ich diesen Schritt. Jetzt lernte ich noch mehr, als vorher, wie die Eintracht unter Leitung von arroganten Dienern der WTG in Wirklichkeit sich auswirkt. Die weiteren Jahre meiner erneuten Zugehörigkeit bewiesen dies. Es ist einfach nicht möglich, daß ein ehrlicher, gottesfürchtiger Mensch in diese Gemeinschaft zurückkehren kann, denn du wirst dort nie mehr froh werden. Mit den Dienern kann man nicht ehrlich und vernünftig reden, weil ihr Denken und Handeln ungesund ist, beeinflußt von den höheren Dienern von oben. Das Mißtrauen gegen dich wird nie von dir genommen, du bleibst ein Verfemter auch in der Gemeinschaft. Die kleinste Unstimmigkeit wird groß aufgezogen und deine alten, vergebenen Dinge werden gleich wieder in den Vordergrund gestellt. So handelt Deine Dienerschaft, Herr Knorr. Tritt zurück, Nathan Knorr, andernfalls werden auch noch die paar ehrlichen Brüder die WTG verlassen und es wird dann noch schlimmer werden. Du meinst. das wäre eine Verleumdung, nein, Herr Knorr, es sind Tatsachen. Sieh die Tränen überall, die sich auf Grund dieser geschilderten Zustände zeigen. Es ist unerträglich für den, den es betrifft.

Daß der Unfriede durch Deine Diener gesät wird, Herr Knorr, beweist das nun Folgende. Der VD Skala verließ Zittau. Es wurde plötzlich ruhig um mich her. Die Hetze und Verleumdung unterblieb. Das Mißtrauen gegen mich wurde dadurch beseitigt und ich wurde 1953 Aufseher in Zittau. Meine erste Arbeit bestand darin, daß ich alle unschuldig, hinter dem Rücken ausgeschlossenen Brüder aufsuchte Ihre Zahl war grob. Es gelang mir, sie in die Gemeinschaft zurückzuholen. Friede zog ein in die Gruppe. Die Versammlung wuchs und blühte und alle waren zufrieden.

Es war aber in Zittau noch eine zweite Gruppe. In dieser Gruppe herrschte Unfriede und Unzufriedenheit. Der Versammlungsdiener dieser Gruppe war Helmut Worm. Er war der Unruhestifter dort. Helmut Worm erdreistete sich, auch in meiner Versammlung Unruhe zu säen. Ich verbat mir das energisch, aber es half nicht. Ich war gezwungen, an Ernst Wauer, Berlin, eine Beschwerde zu schreiben. Worm erhielt davon, wie es sich gehört, eine Abschrift. Ernst Wauer war nach Überprüfung der Sachlage zu dem Entschluß gekommen, es gibt nur eines, Worm muß abgesetzt werden. Als Worm davon erfuhr, zog er hinter meinem Rücken alle Register der Verleumdung. Überhaupt vollzog sich jetzt alles wieder hinter meinem Rücken, man wagte nicht, offen mit mir zu sprechen. Ernst Wauer erniedrigte sich und schenkte der Ohrenbläserei Glauben. Ernst Wauer zeigte damit seine ganze Größe als oberster Diener.

Wauer war ein Feind der Bibel, ich kann diese Behauptung mit ruhigem Gewissen aufstellen. Ich bin auch gewillt, den Beweis dafür anzutreten. Das ganze Bethel in Berlin wußte dieses, nur Herr Knorr nicht, ihm wurde es verschwiegen, weil Wauer ein höriger Diener war. Auch wußte Herr Knorr nichts von dem Sündenregister des Dieners Worm in Zittau. Helmut Worm war und ist ein Krebsgeschwür in unserem Ort. Er handelte wie es ihm beliebte Zum Beispiel verbot er den Brüdern, daß sie sich mit Schwestern zwecks Eheanbahnung trafen. Den Eheleuten verbot er, Kinder zu zeugen. Er selbst habe die Ehebetten auseinander gestellt. Heute hat er aber selbst zwei Kinder. Man ändert sich im Laufe der Zeit. Nach den Zusammenkünften gingen sie stets ohne Gebet auseinander. Worm fühlte sich wohl als Alleinherrscher in der Gruppe. So versuchte er, in alle persönlichen Dinge einzudringen und gab dann den Brüdern persönliche Befehle, die sie einzuhalten hatten. Alles wollte er bestimmen, alles wollte er regeln, alles wollte er wissen. Erfolge hatte er aber nur teilweise. Die Brüder kamen zu mir und ich führte deshalb unzählige Aussprachen mit Wauer. Bei diesen Aussprachen lernte ich Wauers Charakter gut kennen, desgleichen auch Worm. Worm flüsterte z. B. Wauer ins Ohr, ich wäre ein Irrlehrer und anderes mehr. Es begann die alte Geschichte wieder aufzuleben, die ausgestorben war. Einmal sagte Worm zu Wauer: "Paß ja gut auf bei "DEM", ja bei Dem, der hält sich ganz genau an die Bibel und an die RTO"! Wauer sagte mir dies wieder. Der Hinweis, daß ich mich so genau an die Bibel halte, war ein Vorwurf für mich von Wauer, deshalb sagte er es mir. Die Handlungsweise von Wauer erhärtete diesen Vorwurf. Wauer behauptete auch einmal, ich würde gegen die Brüder arbeiten. Welch eine Rechtsverdrehung. Ich arbeite gegen die unbiblischen Handlungen und Anmaßungen, im besonderen gegen den Diener Worm. Ruhe und Frieden will ich haben, mehr nicht. Wauer schrie mich an: "Wir werden dich erziehen. Ich werde dich einer Gruppe zum Studium zuteilen, wo eine Schwester als Diener ernannt ist!" Wauer sagte dies nicht nur, sondern er gab Anweisung, es durchzuführen Damit wollte man mich demütigen. Bei einer anderen Aussprache mit Wauer wegen Worm war plötzlich Thiel zugegen. Ich hatte mit so etwas gerechnet und brachte auch einen Bruder mit. Das erregte Wauer dermaßen, daß er ausfällig wurde. Er sagte unter anderem, ich verbiete dir ein für allemal, daß du unaufgefordert einen Zeugen für unser Gespräch mitbringst. Ich sagte ihm, nun dasselbe Recht, was du hast, habe ich auch. Du hast dir Thiel als Gesprächszeugen mitgebracht und ich diesen Bruder. Du glaubst doch nicht etwa, daß ich rechtlos bin. Lassen wir es dabei bewenden und beginnen wir mit der Sache Worm.

Ich legte alle Verfehlungen und Unstimmigkeiten, seine Arroganz und Herrschsucht dar, die ich beweisen konnte. Am Ende sagte ich, dies alles konnte nur entstehen, weil ihr in der Dienstabteilung unfähige Brüder zu Dienern ernennt. Du trägst die Verantwortung dafür und der Präsident Knorr ist der Hauptverantwortliche für die Ernennung Du und Knorr, ihr seid die Schuldigen in diesem Falle. Da fing Wauer an zu toben und wurde sehr ausfällig. Später entschuldigte er sich wegen dieses Vorkommnisses mit dem Hinweis, er habe keine anderen Brüder. Ich erwiderte, das ist nicht wahr, wahr ist, daß ihr die fähigen Brüder an die Wand stellt. Die ehrlichen, fähigen Brüder werden aber von den herrschsüchtigen Brüdern ausgeschlossen. Ich rede nicht von meinem Fall, es gibt eine Menge Brüder, mit denen man so verfahren ist. Brüder waren da, Schwestern wurden zu Dienern ernannt. So ist es in eurer theokratischen Organisation.

Heute weiß ich, weshalb man so handelte. Die Brüder wurden ganz bewußt ausgeschlossen, respektiv nicht in ein Dienstamt eingesetz. Warum? Weil sie gewissen Brüdern gefährlich werden konnten. Sie hatten vieles erlebt und manche Erfahrung gemacht, die mit der Theokratie nichts zu tun hatte. Weil sie zu viel wußten und deshalb nicht in allen Dingen hörige Diener sein konnten, waren sie aber noch gut genug, um als Verkündiger die Quote der Gruppe zu erfüllen und zu erhöhen. Taten sie dies auch nicht mehr, dann wurden sie gefährlich und untragbar Die jungen Brüder dagegen waren Neulinge auf dem Gebiet der Theokratie und ließen sich leichter führen, weil sie noch keine Enttäuschungen erlebt hatten. Waren keine neuen Brüder da, nun so nahm man auch Schwestern als Diener in Kauf.

Der Grundsatz war, möglichst Neulinge einzusetzen, denn in der Illegalität ist mit diesen besser zu arbeiten als mit den älteren, erfahrenen Brüdern. Wauer sagte einmal zu mir, er nehme alle Ernennungen mit Gebet vor. Hat das Gebet von Ernst Wauer Wunderwirkung? Wird dadurch ein unfähiger Bruder plötzlich zu einem fähigen Bruder? Ernst Wauer, du solltest aus Erfahrung eigentlich gelernt haben und nicht solche absurde Entschuldigungen bringen. Gereifte Brüder handeln anders. Aber so ist es von oben bis unten, keiner ist da, welcher Verständnis für Gewissenskonflikte und offensichtliche unbiblische Lehren und Handlungen aufbringt. Die Tatsachen beweisen dies. Männer mit biblischen Grundsätzen gehören ins Bethel. Bringt doch endlich, die Ihr Euch immer auf die Bibel beruft, biblische Grundsätze in die Organisation, den urchristlichen Zustand. Herr Knorr, rede und schreibe nicht so viel von biblischen Grundsätzen, sondern handle nach biblischen Grundsätzen. Setze fähige Brüder ein, die auch Bruderliebe als Grundsatz annehmen und bemüht sind, die Bruderliebe in den Vordergrund zu stellen. Jedoch nicht nur die Liebe zu den höheren Brüdern, sondern am stärksten und offensichtlichsten zu dem geringsten Bruder. Handle so, Herr Knorr, dann wird sich endlich das Grundübel, die Lieblosigkeit in der WTG, beseitigen lassen Zur Zeit werden die Handlungen und Lieblosigkeiten der von Euch ernannten Diener von Jahr zu Jahr schlechter und unbarmherziger. Dein Brief vom Vorjahr an die höheren Diener der WTG zeigt, daß Du, Herr Knorr, einiges weißt, aber Deine Aufforderung wird im Sande verlaufen, weil in Deinen Dienern die Liebe längst erkaltet ist. Sieh Dich nur um, Nathan Knorr, wie Deine, von Euch so gelobte Organisation unter Eurer Diktatur seufzt, zum Schaden aller.

Herr Präsident Knorr, möchte auch mein zweiter Brief Dir manches erkennen lassen und Deinen Entschluß zum freiwilligen Rücktritt stärken. Ich werde Dir weitere Erlebnisse und Erfahrungen aus meiner Zeugenzeit unterbreiten, damit Du auch von den geringen Brüdern etwas erfährst und welches Bild sie von der WTG gewonnen haben Alle Brüder sind, soweit durch CV erreichbar, darüber unterrichtet.
Horst Kühn,
88 Zittau, Geschwister-Scholl-Straße 34
Fortsetzung folgt

Ist die Wachtturm-Religion in Übereinstimmung mit der Realität?
Von Manfred Gebhard, Berlin
Das Schlimmste ist, daß zu wenig darüber nachgedacht wird, was die Wachtturmgesellschaft zu verkündigen verlangt. Die nachfolgenden Betrachtungen sollen ein Anstoß sein, nicht länger bedenkenlos hinzunehmen, was die Gesellschaft als "göttliche Wahrheit" bezeichnet.
"Die Gegenwart Christi ist überall wahrnehmbar", und so sei Gottes Königreich seit 1914 reale Wirklichkeit geworden (Vergewissert euch über alle Dinge, S. 418), behauptet die Wachtturmgesellschaft. Doch wo sind die konkreten Beweise Wo ist die Gegenwart Christi tatsächlich wahrnehmbar In der Welt jedenfalls nicht. Und in der "neuen Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas"? Was müßte man konkret betrachten, um das wirklich festzustellen? Das Entscheidende wäre da wohl die Wachtturmlehre, die als "göttliche Wahrheit" von Gott und seinem Christus kommen soll. Aber die Tatsache, daß die Wachtturmgesellschaft heute so lehrte und morgen das Gegenteil behauptet (siehe die Lehre von der Obrigkeit), beweist, das in ihr nicht der Geist der Wahrheit ist. Wie kann da Christus geistig wahrnehmbar sein?
Ein anderes Beispiel zum Nachdenken. Zur Berechnung der 1914-Theorie behauptet die Wachtturmgesellschaft, die Zerstörung Jerusalems fand im Jahre 607 v. u. Zt. statt. Gemäß sämtlichen anderen seriösen Geschichtsforschern fand sie jedoch im Jahre 586/87 v. u. Zt. statt! - Siehe z. B. die Zeittabellen in den Bibelübersetzungen von Luther, Zürcher, Elberfeld, Menge und Rießler und andere. Es ist doch wohl etwas anmaßend, wenn die Wachtturmgesellschaft bestimmen will, was historische Tatsache ist. Wer ihr da folgt, liefert sich reiner Willkür aus. Das gleiche trifft auch zu für WTG-Präsident Rutherfords 1925-Theorie. Rutherford behauptete dazu, im Jahre 1575 v. Chr. ist die Nation Israel in Kanaan eingezogen". 3500 Jahre später sollte das Jubeljahr-Gegenbild sein. Die heutigen Zeugenführer geben jedoch als Einzugsdatum Israels in Kanaan das Jahr 1473 v. Chr. an. "In der Hoffnung auf eine gerechte neue Welt leben" Seite 15. Abgesehen davon, ist auch dieses Datum fragwürdig, denn die Geschichtsforscher, auf die sich die Wachtturmgesellschaft schließlich doch immer orientieren muß, sind sich über ein genaues Datum in dieser Sache noch, nicht einig. Ihre bisherigen Daten schwanken zwischen 1200 und 1400 v. Chr. Die Wachtturmgesellschaft setzt jedoch willkürlich für ihre Theorien notwendige Geschichtsdaten fest, die wissenschaftlich nicht haltbar sind.
Das gleiche gilt auch für die 1975 endende 6000-Jahr-Theorie Gemäß der Berechnung von James Ussher enden sie erst 1996 und gemäß jüdischer Zeitrechnung erst im Jahre 2240! - Der Wachtturm Nr. 8/67, 2. Teil, Abschn. 25, Wachtturm vom 15. Juli 1958 Seite 428. Was ist Wahrheit?
Es ist eine Vermessenheit ohnegleichen, die Wachtturmtheorien als Göttliche Wahrheit' zu proklamieren, obwohl sich sämtliche - Endzeittheorien der Vergangenheit als Irrtum und unglaubhaft erwiesen haben!
Nun kommt ein neuer Gesichtspunkt zur Anregung. Die Wachtturmgesellschaft verkündigt: "Keine politische Partei, keine Regierung und kein Nationenblock sollte es auf sich nehmen, sich als Ersatz anzubieten und den Platz von Gottes Regierung für seine neue Welt einzunehmen … Von Furcht inspirierte Menschen weisen warnend darauf hin, daß der dritte Weltkrieg unvermeidlich sei, wenn man ein Versagen der Vereinten Nationen zuläßt. Die zuverlässige Wahrheit aber ist, daß Harmagedon gerade aus dem Grunde unvermeidlich ist, weil man die Vereinten Nationen nicht aufgibt und sie nicht zum alten Eisen wirft, und weil ihre Mitgliedsstaaten und alle anderen Nationen nicht "den Sohn küssen", d. h. dem Erwählten Gottes huldigen, den Gott als König auf seinen heiligen Regierungssitz gesetzt hat." (Nach Harmagedon Gottes neue Welt, S. 13.)
Durchdenke doch einmal, was diese Darlegungen praktisch bedeuten. Wie soll es in der Praxis oder Realität aussehen? Der praktische Kern ist, Völker der Welt, Regierungen aller Art, tretet eure politischen Machtbefugnisse an Jehovas Zeugen ab! Denn - so besagen es die unglaubwürdigen 1914-Berechnungen - die Regierungen haben seit 1914 nicht mehr das Recht weiter zu regieren. Knorr, Franz, Suiter, Franke, Künz und wie die Zeugenführer sonst noch heißen, sind gemäß Psalm 45.16 gemäß Wachtturmauslegung die "rechtmäßigen Fürsten, die nach Recht herrschen" - Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 252. Das, heißt auf Realität untersucht, die Zeugenführer wollen die politische Macht auf Erden übernehmen! Nur tritt sie ihnen keiner ab.
Dieweil die Zeugenführer hier fordern, die Regierungen sollen ihre politische Macht abtreten an den von Gott Erwählten, an Christus seit 1914, d. h. praktisch an die Zeugenführer, die allein Christus vertreten wollen, wird auf der anderen Seite gepredigt: Sie (Jehovas Zeugen) wissen, daß die politische Beteiligung nicht nur zu nichts führen würde, sondern ihnen sogar noch Gottes Mißbilligung eintrüge, daß Gottes Königreich dazu bestimmt ist, alle politischen Herrschaften zu vernichten, und daß jene, die Politik treiben, Feinde Gottes sind und dadurch zur Vernichtung in Betracht kommen." Wachtturm vom 1. Januar 1957.
Was ist das alles für ein Unsinn? Erst sollen alle Politiker die Macht an Christus abtreten, damit Christus zum politischen Weltherrscher werde. Da das praktisch nicht geht, weil man nicht in den Himmel hoch kann, um dem Christus da etwas zu übertragen oder abzutreten, bedeutet das, die politische Macht an die Zeugenführer zu übergeben als irdische Vertreter Christi. Aber die wollen sie auch nicht haben, weil jede Politik sie angeblich zum Feinde Gottes macht. Was denn nun?
Ist das nicht alles himmelschreiender Unsinn? Eine vollkommen paradoxe Sache. Wenn die Nationen der Erde die bisherigen Forderungen der Zeugen Jehovas ernst genommen hätten, dann gäbe es seit 1914 nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder vollkommene Anarchie auf Erden, weil keine irdische Regierung mehr tätig wäre oder aber die Wachtturmdiktatur Beides ist real gesehen jedoch vollkommen absurd.
Sollte man nicht als verantwortlicher Diener über solche groben Ungereimtheiten, in der Wachtturmreligion stutzig werden? Mögen sie helfen, dem umsichgreifenden Nachdenken in der Wachtturm-Organisation voranzuhelfen.
Wenn die Wachtturmgesellschaft weiterhin an ihren lebensfeindlichen und im Gegensatz zur Realität stehenden Forderungen festhalten sollte, so mag es durchaus möglich sein, daß sich ihre eigene Ankündigung von einem Generalangriff auf ihr Werk eines Tages bewahrheiten wird, weil sie ihn selbst provoziert.
Wohl dem, der dann vor dem Schaden klug war!

lnteressante Mitteilung:

Zweierlei Weisungen in der Wehrdienstfrage"

In seinem Buch "God is a Millionaire" schrieb der Amerikaner Richard Mathison und berichtet von den Zeugen Jehovas, daß sie als verfolgte Minderheit einen unbeugsamen Mut bewiesen hätten. Im Koreakrieg haben viele Andersgläubige diesen Mut nicht aufgebracht. Eine Untersuchung des Pentagons hat zu der Feststellung geführt: Die wenigen Zeugen Jehovas, die in die Kriegsgefangenschaft kamen, hielten den psychologischen Methoden besser stand, als viele patriotische West-Point.-Absolventen. Der Wachtturm Nr. 19. vom 1. 10. 1967 zitierte freudig diese Sätze. Seine Genugtuung ist begreiflich. Aber gleichzeitig gibt damit die WTG-Führung zu, das in der amerikanischen Wehrmacht auch Zeugen Jehovas Dienst taten und sogar in den Koreakrieg zogen. Der Wachtturm berichtete nichts darüber, daß sie von Glaubensskrupeln geplagt wurden. Die WTG-Leitung tadelte sie auch nicht, weil sie denselben Wehrdienst leisteten, den ihre Glaubensbrüder in anderen Ländern so hartnäckig unter Berufung auf ihre Glaubenslehre verweigern Wie läßt sich das erklären? Gelten für die amerikanischen Glaubensbrüder andere Weisungen als für die deutschen und die anderen Länder?

Eine Antwort auf diese Frage wäre zur Aufklärung dringend nötig.

A 4146-68 V 7 1 1403

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 19

"Bietet die neue Verfassung der DDR eine Chance für Jehovas Zeugen?" fragt diese CV-Ausgabe unter anderem. Im Gegensatz zu dieser Fragestellung ist Schlichtweg zu antworten: Nein!

Warum?: Vergleicht man die 49-er DDR-Verfassung mit jener von 1968 gilt es zu registrieren, das de facto die kirchlichen Rechte eingeschränkt wurden. Im übrigen. unausgesprochen, aber in jeder zweiten Zeile enthalten ist die Forderung nach "Wohlverhalten". Wie man weiß, entsprachen gerade Jehovas Zeugen diesem Kriterium nicht. Damit erweist sich diese CV-Fragestellung als Farce.

Aus der Nazizeit, dem KZ Buchenwald, ist der Bericht über den ZJ Willi Töllner überliefert:

"Er vertrat offenbar rigoristische Positionen und nutzte seine Begabungen um sich in den Mittelpunkt zu stellen. Wer ihm diesbezüglich nicht in allem zu folgen vermochte, der sah sich der Verfemung ausgesetzt. Immerhin hat er durch sein charismatisches Auftreten auch Außenstehende beeindruckt. [55] Über ihn schrieb die Zeugen-Leitung: ..." (Geschichte der ZJ S. 385). Analog ist aus dem Konzentrationslager Wewelsburg der Fall des dortigen Lagerältesten überliefert, der bedingt durch die Umstände (überwältigende ZJ-Repräsentanz in jenem Lager) ein Zeuge Jehovas war. Über ihn wurden gleichfalls massive Vorwürfe laut (im Nachhinein von den "Neunmalklugen") was er in seiner Position doch alles anders hätte machen sollen.

Horst Kühn, musste 9 lange Jahre in den DDR-Gefängnissen für die Machenschaften der WTG einsitzen. Dort lernte er die übrige verhaftete WTG-DDR-Elite kennen. Seine diesbezüglichen Erfahrungen hat er später dann mal zu Papier gebracht. Sicher ist Kühn auch als problematisch einzuschätzen. Was man immer auch als Vorbehalt gegen ihn vorbringen mag, ändert jedoch nichts daran, dass er als Zeitzeuge es verdient beachtet zu werden. Seine Erfahrungen haben eine frappierende Ähnlichkeit mit jenen, über die Eingangs im Falle von Buchenwald und der Wewelsburg gesprochen wurde.

"Meine Herren, Sie meinen wohl ein Jahr". Mit diesem lapidaren Satz kommentierte Friedrich Adler, anlässlich der Urteilsverkündigung im 1950-er DDR-Zeugen Jehovas Prozess, sein persönliches Strafurteil, dass für ihn auf lebenslänglich lautete. Adler brachte damit zum Ausdruck, dass in einem Jahr "vielleicht" schon das göttliche "Harmagedon" sein könnte.

Horst Kühn lernte jene Wachtower-Koryphäen dann noch persönlich in den DDR-Gefängnissen kennen. In der dritten Folge seiner Fortsetzungsreihe: "Wie mich die Wachtturmgesellschaft zugrunde richtete" berichtet er darüber:

Er erwies sich auch als kritischer Beobachter der WTG-Politik, die Jehovas Zeugen in der Ostzone/DDR bekanntlich "gegen die Wand gefahren hatte". Seinen diesbezüglichen Eindruck kleidete Kühn in die Worte;

"Wir wurden 1950 verboten auf Grund der Machenschaften von der Leitung. Was tat aber Erich Frost nach dem Verbot in der Waldbühne? Mit lauter Stimme rief er in die Versammlung: 'Brüder, geht es nicht überirdisch, so geht es eben unterirdisch!' 'Versammlungsdiener nach vorn!' Ebenso Ernst Wauer, er forderte uns immer auf, in den Haus-zu-Haus-Dienst zu gehen. Die meisten weigerten sich, dies zu tun, denn sie erkannten die Gefahren. Sie selbst gingen ja auch nicht bei uns, sie blieben schön im Westen. Wauer sagte: 'Wir sind doch immer noch eine Theokratie und keine Demokratie, bei uns wird von oben nach unten befohlen.'

Einige Brüder sagten, kommt doch bitte mit uns und geht mit gutem Beispiel voran. Wauer lehnte das ab mit der Begründung: Wir würden doch sofort verhaftet werden. Sieh an, wir wohl nicht?"

Nur wenige aus der heutigen Bundesrepublik Deutschland, namentlich solche aus der alten Bundesrepublik, können sich im Detail in die Verhältnisse in der DDR der 50-er und 60-er Jahre hineinversetzen. Es war doch so, dass beide deutsche Teilstaaten nach 1945 auf einem vergleichbar niedrigen Niveau anfangen mussten. Die Schere der wirtschaftlichen Diskrepanz öffnete sich mit den Jahren zusehends. Anfangs noch glaubten die Kommunisten das "bessere" Wirtschaftssystem zu haben. Das Ulbricht-Wort von dem "Überholen ohne Einholen" war ein Symptom dafür (Es wurde alsbald auch dem Vergessen überantwortet). Krampfhaft betonte man jene (wenigen) Wirtschaftszweige, wo man glaubte mit dem Westen noch ebenbürtig zu sein. Einer jener war die optische Industrie in und um Jena. Sie wurde zum Politikum hochstilisiert. So mussten beispielsweise bei Käufen von Waren aus diesem Bereich, auch DDR-Bürger ihren Personalausweis vorlegen, dessen Daten im Zusammenhang mit dem Kauf akribisch festgehalten wurden. Sie mussten zugleich einen Revers unterschreiben, diese Gegenstände nicht ins "kapitalistische Ausland" auszuführen. Muten einem heute solche Bedingungen makaber an - es war die Wirklichkeit. Diese Details sollte man vielleicht mit berücksichtigen, wenn man in dem Kühn-Bericht auch den Satz vernimmt:

"Wer gab zum Beispiel dem Bruder aus Weißenberg, den Auftrag, eine teure Kamera für den Kongreß 1954 zu kaufen? Der Bruder kam nicht zurück, er ging in Haft. Das Ausbleiben des Bruders löste unter der Dienerschaft eine Panik aus. Nur wenige wußten den Grund des Ausbleibens. Sind diese Brüder auch wegen ihres Glaubens inhaftiert Herr Knorr?"

Über den eingangs genannten Friedrich Adler berichtet Kühn dann noch:

"Im Herbst 1955 ging ich 9 Jahre in die Haftanstalt.

Hier fand ich Gelegenheit, die Elite der Wachtturm-Dienerschaft besonders gut kennenzulernen. Im besonderen die Diener Friedrich Adler, Willi Heinicke, Hoffmann, Quandt usw. Es waren die Auserlesenen der WTG-Dienerschaft. Man lernte hier im Umgang mit diesen Brüdern in der Haft das wahre Wesen und den wahren Charakter dieser Brüder kennen. ...

Adler war stets bemüht, den 'Boß' zu spielen. Nicht etwa, um etwas Erleichterung für die Brüder zu organisieren, nein, um auf dumme Art seine Herrschsucht zu befriedigen, und dadurch ständige Unruhe und Unordnung unter die Brüder zu bringen. Oft hatte ich deshalb mit Adler kameradschaftliche Aussprachen. Aber wie die Katze das Mausen nicht lassen kann, so konnte Adler vom Thron, den er glaubte, noch immer inne zu heben, nicht herabsteigen. Trotzdem er sich selbst nicht dazu ernennen konnte, maßte er sich das an. Er fand es z. B. ganz in Ordnung, in der Haftanstalt Diener zu ernennen. Es war doch glatter Unsinn, in der Haftanstalt Bibelstudiendiener, Rechnungsdiener usw. zu ernennen. Weshalb in der Haftanstalt einen Rechnungsdiener zu ernennen, ist unverständlich, da wir ja gar kein Geld hatten. Waren wir allein unter uns, so genügte es doch, wenn ein Bruder das Studium leitete, es kamen ja meist nur Tagestexte in Frage. Mit den Tagestexten war es so, daß diese nur Adler bestimmen wollte. Hier zeigte Adler seine ganze Größe und Unbelehrbarkeit. Adler legte den Tagestext fest, schrieb ihn auf einen Zettel 'Kassiber' genannt. Diese Kassiber wurden dann in der Freistunde in die Hände der Brüder gebracht, was natürlich streng verboten war."

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 19 Gera September 1968

CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Ungeheurer Reichtum einer Weltorganisation
Gewinne und Mangelerscheinungen 1967. (3. Folge).
Liebe Brüder und Schwestern!
Wie der Jahresbericht von 1966 zeigte, war die Leitung in Brooklyn mit den Erfolgen nicht zufrieden. Weil man auf allen Gebieten die vorgeschriebenen Quoten nicht erreichte, sah sich die WTG-Leitung genötigt, mit entsprechenden Wachtturm-Artikeln den Arbeitseifer wieder anzustacheln. Hiermit hatte man Gelingen, sicherlich auch in Anbetracht der Nähe von 1975, das Tempo wieder zu erhöhen. Laut Jahresbericht stieg nun die Verkündigerzahl um 3,4 Prozent, welche somit 1 Prozent über dem Vorjahr lag. Das Jahrbuch 1968 und der WT Nr. 6/1968 macht da manches kund, was auf Gewinne und Mangelerscheinungen hinweist. Der WT schreibt auf Seite 188, daß man in diesem Jahre die besten Ergebnisse erzielt habe. Betrachten wir aber das Jahrbuch 1965, so wird hier berichtet, daß man in dem Jahre 1964 eine prozentuale Zunahme von 4,7 Prozent berichten konnte, mithin fehlen 1,3 Prozent an diesem Ergebnis von 1967. Interessant ist auch der Bericht von den 11 Verbotsländern, der Abgang der Verkündiger wird dort mit 3,8 Prozent angegeben, wohingegen in den 11 Verbotsländern 1965 noch eine Zunahme von 2,3 Prozent berichtet wird.

Wie war nun die Ernte 1967?
Ein Überblick über den Gesamtbericht zeigt, daß die Brüder und Schwestern sehr tätig waren, um ihre Quoten zu erfüllen. Es wurden 815 868 öffentliche Zusammenkünfte abgehalten. Versammlungen gab es 25 206 mit 1 094 280 Verkündigern. Laut Jahrbuch 1968 S. 68 wurden 7 165 985 Bücher, 1 086 875 Bibeln, Wachttürme und Erwachet 251 405 632 Stück, Broschüren 12 710 633 Stück verbreitet Dazu benötigte man: 9 642 t Papier, 586 710 qm Einbandmaterial, Druckfarben 126 t, Klebstoffe 86 214 kg. Hieraus ist ersichtlich, was in diesen Menge Kapital steckt, um damit weiteres Kapital zu erwerben. Nach oberflächlicher Rechnung dürfte bei diesem Literaturumsatz die WTG-Kasse für 1967 einen Reingewinn von mindestens 30 Millionen Mark erzielt haben.

Die Versammlungen stiegen um 296 gegenüber 1966, 35 605 neue Verkündiger gaben ihre Berichte ab. Das Wachstum ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich In 29 Ländern ist ein Rückgang von 1-50 Prozent zu verzeichnen. In 16 , Ländern keine Zunahme. In acht Ländern nur 1 Prozent Zuwachs. Auffällig ist, daß in den Ländern, wo die WTG stark vertreten ist, kaum ein Wachstum zu verzeichnen ist. So vergrößerte sich in Amerika die Verkündigerzahl nur um 2 Prozent die Schweiz meldet 1 Prozent, England 2 Prozent, Schweden 1 Prozent. Westdeutschland hatte prozentual keinen Zuwachs und Westberlin einen Rückgang von 2 Prozent.

Es ist besonders beachtenswert, daß sich 74 981 Personen taufen ließen im Jahre 1967, jedoch der Verkündigerzuwachs nur 35 605 beträgt. Somit fehlen 39 396 Verkündiger, die im Laufe des Jahres der WTG den Rücken kehrten. Es sind dies 5 484 Abgänge mehr als im Vorjahr, ein Zeichen, daß das Wachstum und der Einfluß der WTG zurückgeht und die Flucht der Enttäuschten größer wird. Bei der vermehrten Zunahme der Getauften sollte man berücksichtigen, das viele zu diesem Schritt gedrängt wurden, um der "bevorstehenden" Vernichtung zu entgehen. Mit den Enttäuschungen, die nicht ausbleiben, kommt aber bei vielen gleichzeitig die Ernüchterung, einen verkehrten Schritt getan zu haben. Der anfängliche Eifer beginnt allmählich zu erlahmen, bis es schließlich aus irgendeinem Grunde zur Trennung von der WTG kommt.

Lassen wir uns das am Beispiel Westdeutschlands veranschaulichen Die Gesamtzunahme belief sich hier auf 100 Verkündiger. Getauft wurden jedoch 3486 Personen. Ziehen wir die 100 Verkündiger davon ab, fehlen 3386 Verkündiger, die nicht mehr gewillt sind, ihre Zeit und ihre Kraft dem Predigtdienst zu opfern. Für diese Abkehr hat die WTG-Leitung wieder ihre besondere Art, dies zu begründen; Jahrb. 68/S. 137 schreibt: "Unser Mehrung betrug genau 100 Verkündiger. Wenn wir jedoch in Betracht ziehen, daß während des Dienstjahres 3486 getauft wurden, erkennen wir deutlich, wie zeitgemäß der Rat von Judas 3 ist, einen harten Kampf für den Glauben zu führen. Wahrlich einige unserer Brüder haben in der Vergangenheit den ernsten Warnungen aus dem Worte Gottes und von seiner Organisation nicht die gebührende Aufmerksamkeit gezollt. Sie haben nicht auf Jehova geharrt, damit er für die materiellen Bedürfnisse sorge, wie dies bei Jesus der Fall war, sondern sind dem Materialismus zum Opfer gefallen." Die Leitung der WTG gibt dem Materialismus die Schuld an dem Rückgang aber nicht ihren Machenschaften und Irrlehren. Sie kennt keine Selbstkritik.

Hat sich der Aufwand an Zeit und Literatur gelohnt?
Diese Frage ist berechtigt. Nehmen wir als Beispiel vom ganzen Predigtwerk wieder Westdeutschland heraus, das uns am nächsten liegt. Es sind dort 76 793 Verkündiger tätig und 2 205 Pioniere. Versammlungen sind 1 052. Sie leisteten 10 842 688 Std. Nachbesuche machten sie 4 292 523, öffentliche Versammlungen wurden 40 482 abgehalten. Neue Abonnenten für WT und Erwachet 31 630. Verbreitet wurden insgesamt 11 763 669 Einzelzeitschriften. Bibelstunden wurden 41 477 durchgeführt. Das Ergebnis dieses riesigen Aufwandes an Zeit, Kraft, bedrucktem Papier und Predigtdienst war die Zunahme von genau 100 Personen. Beziehen wir Westberlin mit ein, so ist ein Zuwachs von nur sechs Personen, zu verzeichnen, da Westberlin 94 Verkündiger verlor. Hat sich da der Aufwand gelohnt? Es zeigt deutlich, daß man den Prophezeiungen der WTG-Leitung sehr mißtraut und seit nicht so leicht einfangen läßt.

Da aber wieder ein Bericht über die einnahmen fehlt, versuchen wir, uns einen Überblick zu verschaffen. Aus Zeitschriften und Büchern hatten wir her von 30 Millionen als Reingewinn errechnet. Für Broschüre setzen wir nur ½ Millionen Mark Reinverdienst ein, sind es gesamt 30 500 000 Mark. Einnahmen aus "Guter Hoffnung" in den 25 206 Versammlungen ergibt mit Einzelspenden rund 31 Millionen jährlich. Die Einnahmen aus Kongressen, welche 1967 in erhöhtem Maße durchgeführt wurden, dürften eine Einnahme von 5 500 000 M. gebracht haben, was sehr niedrig bemessen ist, denn vier Tage dauerten die Kongresse in allen Ländern. Dazu kommen noch die Spendengelder bei Bezirks- und Kreisversammlungen auf der Erde, die rund 2 Millionen Mark in die WTG-Kasse fließen lassen. Ergibt zusammen einen Reingewinn von 69100 000 Mark für 1967. Das sind rund 3 Millionen M mehr als 1966.

Um diese kollosalen Gewinne zu investieren, berichtet das Jahrbuch 68 (S. 65) folgendes:
"Die Bethelfamilie ist auf 790 Personen angewachsen. Es sind alles Freiwillige, die sich als Mitarbeiter bewarben. Es können aber nur Mitarbeiter zwischen 17 und 35 Jahren angenommen werden. Das Hauptbüro der WTG befindet sich in Brooklyn, New York. Dort stehen an der Columbia Heights einige schöne Gebäude, die von den Gliedern der Bethelfamilie bewohnt werden. Außer dieser großen Bethelfamilie wohnten noch 102 Studenten im Bethelheim, die sich auf den Missionarsdienst vorbereiten Oft sind noch 50 Aufseher und Hilfsversammlungsdiener hier in der Königreichsschule. Somit wohnten mitunter 950 Personen im Bethel."

Diese große Familie will versorgt sein. Das erfordert eine Anzahl Personen in der Küche, im Speisesaal, Wäscherei und anderen Abteilungen, um die Brüder in den Büros zu versorgen. Was liegt hier näher, als sich Ländereien zu kaufen, um die Lebensmittel selbst billig zu erzeugen. Dazu berichtete das Jahrb. 68: "Die Gesellschaft hat eine Anzahl Farmen erworben. Sie werden von Brüdern bewirtschaftet. Gewöhnlich sind 45 Personen auf der Königreichsfarm beschäftigt. 19 auf unserer Wachtturmfarm, fünf auf der Bergfarm. Alle Farmen versorgen die Bethelfamilie mit Lebensmitteln. Die Bergfarm liefert Obst und eigenes Gemüse. Die Königreichsfarm liefert eine große Menge Gemüse, große Mengen an Kartoffeln, Weizen, Erbsen und Mais. Diese beiden Farmen stellen auch unsere Butter sowie Käse her und beliefern uns mit beträchtlichen Mengen Rindfleisch, Schweinefleisch, Hühnchen, Puten usw. Die Wachtturrn-Farm ist ein Stück Land, das wir kürzlich erst gekauft haben.

Es wird zu einer Gemüsefarm kultiviert. Im Moment züchten wir gerade etwas Rindvieh, sowie Milchkühe. Alles, was wir auf dieser Farrn anbauen, dient sowohl der Verpflegung der Bethelfamilie, als auch für Futter für das Vieh, das auf den Farmen gezüchtet wird und der Bethelfamilie schließlich zur Nahrung dient."

Wir haben diesen Bericht deshalb ausführlich gegeben, um zu zeigen, daß die WTG eine Geschäftsfirma ist, die immer bemüht ist, an allem zu verdienen, damit ihr Kapital sich noch mehr vergrößert. Es gilt auch zu bedenken, daß sich für solche Farmen, die nach ernsten Gesichtspunkten aufgebaut werden, viele Maschinen zur Bearbeitung nötig sind, ohne das sonstige Inventar, was einen kollosalen Vermögenswert darstellt, sich aber gut verzinst. Die Arbeiter sind ja sehr billig und genügsam.

Aber nicht nur hier hat die Gesellschaft ihre Millionen investiert. Auf Seite 68 des Jahrbuches wird berichtet: "Wir haben in vielen Ländern unsere eigenen Druckereien Alle sind voll ausgelastet. Unsere Hauptdruckerei in Brooklyn mußten wir aber vergrößern und modernisieren, damit die weiteren Millionenauflagen gedruckt werden können. Wir errichteten deshalb in Brooklyn eine neue, zehnstöckige Druckerei mit einer Bodenfläche von weiteren 19 138 qm. Unsere Gesamt-Druckerei-Bodenfläche erhöht sich damit auf 52 642 qm. Diese Fläche ist auf vier Fabrikgebäude verteilt, die durch Brücken, die die Straße überspannen, miteinander verbunden sind. Die ganze Buchbinderei in unserem gegenwärtigen Gebäude wird in das neue Druckereigebäude verlegt werden. Zwei weitere Produktionsstraßen sollen den zur Zeit bestehenden drei Straßen hinzugefügt werden. Damit  könnten wir dann eine Tageskapazität von 50 000 gebundenen Büchern erreichen. Auch hat die Gesellschaft vier neue Hochleistungs-Rollen-Rotationsmaschinen bestellt, die in WD gebaut werden und im Sommer 1968 in das Brooklyner Druckereigebäude eingebaut werden.

Am 9. April 1967 wurde die Königreichsdienschule von South Lansing New York nach Brooklyn verlegt Ein Teil der Einrichtungen der Gileadschule wird zur Unterbringung der Königreichsdienstschule für Versammlungsaufseher, Hilfsversammlungsdiener und Bibelstudiendiener verwandt, bis die Schule ihre eigenen Räumlichkeiten in den von der Gesellschaft vorgesehenen neuen Gebäude in der Columbia Heights beziehen kann. Die Gesellschaft muß also über große Mittel verfügen können, um solche Neubauten und Umstellungen durchzuführen Woher diese Mittel kommen, haben wir Euch ja vor Augen gehalten. Lest und überprüft es selbst.

Es ist klar ersichtlich, daß die Gesellschaft sehr um ihre Millionen besorgt ist, um sie sicher und nutzbringend unterzubringen. Man sichert sich nach jeder Seite. Würde die Verkündigerzahl nicht mehr wachsen oder zurückgehen, so hat man doch weitere Möglichkeiten und Voraussetzungen geschaffen, um anderweitig mit Druckerzeugnissen zu verdienen. Die Farmen behalten ja auch dann noch ihren Wert, wenn es kein Bethel mehr geben sollte. Das Direktorium hat keine Verluste, ganz gleich wie es einmal ausgeht. Alles ist ihr Eigentum und kann nach Belieben darüber verfügen.

Auf die Frage, warum diese Millionen anhäufen und investieren, in Anbetracht der "Nähe von Harmagedon", hat die Gesellschaft noch keine Antwort gegeben. Im Gegenteil, sie vergrößert ihren Besitz immer mehr. Nach ihrer Auffassung gilt das Gebot Christi, sich keine Schätze auf Erden zu sammeln, allen Gliedern der Organisation. Sie selbst fühlt sich damit nicht angesprochen. Wie ausgezeichnet kann man doch die Mehrung des Reichtums mit der Ausdehnung des "Königreich-Werkes" verbinden. Große Summen machen sich für das Predigtwerk erforderlich Damit erscheint ihre Handlungsweise gerechtfertigt Wer denkt schon darüber nach, welch ungeheurer Gewinn für die WTG-Direktorenkasse bei dem "Verkündigungs-Werk" erzielt wird.

Im guten Glauben, daß die ganze Arbeit für Jehova getan wird, erkennt man nicht mehr, daß hier "die Gottseligkeit als Mittel zum Gewinn" betrachtet wird. Mit anderen Worten. Für die WTG-Leitung ist Religion ein gutes Mittel zum Geschäft. Jeder, der sich ernsthaft über unsere erschienenen Berichte betreffend der Millionenerträge Gedanken gemacht und Vergleiche gezogen hat, wird diese Darstellung weder hart noch ungerechtfertigt finden.

Das Watch Tower-Unternehmen kann sich nicht mit den ersten Christen vergleichen, welche hinsichtlich ihrer Habe in allem zum Teilen bereit waren und sich um die geringsten ihrer Brüder sorgten. Ihre Sorge gilt nur noch der Erhöhung ihres Ertrages. Wie hoch stehen doch andere christliche Kirchen und Gemeinschaften, welche die WTG-Führung verunglimpft, was die Nächstenliebe anbelangt, über ihnen. Hier sorgt man für Alte, Gebrechliche und Kranke und wer sonst noch der Hilfe bedarf. Die WTG-Leitung aber baut keine Alters-Siechen- und Erholungsheime, sondern nur das, was wiederum Gewinn verspricht. Ihre Liebe zum Nächsten ist erkaltet. Sie sieht nicht die Armut und Bedürfnisse unter einigen in ihren Reihen. Eine Führerschaft, die in solch unchristlicher Weise nur ihr Wohlergehen im Auge hat, kann man nicht mehr als Diener Gottes und Nachfolger Christi anerkennen Auch Du wirst einst mit den Worten des Apostels bestätigen müssen: "Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind . . . zu jedem guten Werk unbewährt." (Tit. 1:16).

In christlicher Verbundenheit
Bruder Willy Müller und Mitverbundene
65 Gera, Lutherstraße Nr. 16

Die Zeiten der Nationen
"Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen bis die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden." Lukas 21:24.
Eine ihrer sonderbarsten Anschauungen vertritt die Wachtturm-Leitung hinsichtlich der Zeiten der Nationen, die nach ihren Angaben im Jahre 1914 abgelaufen sein sollen. Da sich die Gesellschaft in der Hauptsache auf diese Lehre stützt, um zu beweisen, daß das Königreich im Jahre 1914 aufgerichtet wurde, ist es um so notwendiger, die wichtigsten Punkte dieser Behauptung einmal näher zu untersuchen. Mit scheinbar unanfechtbarer Sicherheit proklamiert der Wachtturm:

"Das Königreich des königlichen Geschlechts Davids liegt nicht mehr darnieder, es wird nicht mehr von den Nationen niedergetreten, denn sein Regierungssitz ist aus dem jüdischen Jerusalem in das "himmlische Jerusalem" versetzt worden. (Hes. 21:30-32, Luk. 21.24). Nie mehr werden Weltmächte dieses davidische Königreich niedertreten, denn sie werden das "himmlische Jerusalem" nie niedertreten können. So liegen die Dinge seit dem Jahre 1914, dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen endeten und das himmlische Königreich geboren wurde. Offb. 12:1-5. Die Zeiten der Nationen begannen im Herbst des Jahres 607 v. u. Z., als das Vorbildkönigreich Gottes . . . gestürzt wurde. Am Ende der Zeiten der Nationen, 2520 Jahre später, das heißt im Jahre 1914, sollte das Gegenteil geschehen. Was denn? Das messianische Königreich Gottes . . . sollte wiederhergestellt oder wiederaufgerichtet werden." (WT 5/68, S. 144).

Jeder gemäß Wachtturm-Literatur geschulte Zeuge Jehovas weiß, daß Daniel 4 der Ausgangspunkt dieser Wachtturmlehre ist. In einem Traum sah hier Nebukadnezar, - der König von Babylon, einen gewaltigen Baum, der nach dem Befehl eines Engels umgehauen werden sollte. Nur ein Wurzelstock verblieb "im Grase des Feldes" mit Fesseln von Eisen und Erz eingefaßt, während "sieben Zeiten" über ihm vergehen. "Sein menschliches Herz werde verwandelt und das Herz eines Tieres ihm gegeben; und sieben Zeiten sollen über ihm vergehen." Dieser Traum erfüllte sich nach der Deutung des Propheten Daniel in allen Einzelheiten an Nebukadnezar, welcher durch den Baum dargestellt wurde, indem er auf der Höhe seiner Macht plötzlich den Verstand verlor und zu den Tieren des Feldes verstoßen wurde. Nach sieben Jahren wurde er von seiner Geistesgestörtheit geheilt, worauf er wieder auf seinen Thron erhoben wurde.

Zur Vervollständigung und zum besseren Verständnis bitten wir den Leser, das Kapitel Daniel 4 selbst nachzulesen In der Folge widmen wir nun unsere Aufmerksamkeit der WTG-Auslegung diesen prophetischen Bildes, wobei wir uns gewissenhaft an Zitate älterer, sowie neuzeitlicher WT-Literatur halten wollen.

Zeugnis der Vergangenheit
Die Verkündigung des Endes der Zeiten der Nationen im Jahre 1914 gehört in der Tat zu einer der ältesten Bekanntmachungen der WTG, die bereits in den Anfängen der WT-Verbreitung entstanden ist. Heute wird sie in der Wachtturm-Literatur immer wieder stolz als eine der wichtigsten prophetischen Voraussagen angepriesen.

Doch was würden wohl Jehovas Zeugen dazu sagen, wenn ihnen der Wachtturm einmal wahrheitsgetreu alle Einzelheiten früherer Bibeldeutungen unterbreiten würde, die in Verbindung mit Daniel 4 gelehrt wurden? Sie würden sich sehr darüber wundern wie man im Laufe der Zeit seine Auffassung zu diesem Thema geändert hat. Weil die WTG-Leitung weiß, was mit der Veröffentlichung solcher früherer "göttlicher Wahrheiten" auf dem Spiele steht, schweigt sie sorgfältig über jede Unstimmigkeit, die sich aus, einer Gegenüberstellung von Altem und Neuem unweigerlich ergeben muß. Nur gelegentlich bringt sie Auszüge früherer Bibeldeutungen, welche ihre heutige Botschaft im wesentlichen nicht gefährden können.

Angesichts der vor uns liegenden Beweise ist es jedoch an der Zeit, die Eigenmächtigkeit, mit welcher die WTG-Führung über biblische Prophetie verfügt, offen zur Sprache zu bringen. Einen, der aufschlußreichen Berichte, welcher die Wandelbarkeit in biblischer Auslegung deutlich veranschaulicht, enthält der von Rutherford neu überarbeitete Band 2 der Schriftstudien von Ch. T Russell aus dem Jahre 1926. (l. Ausgabe wurde 1889 veröffentlicht) Hier lesen wir auf Seite 90 folgendes über Traum und Baum Nebukadnezars:

"Dieser merkwürdige Baum stellte in seiner Herrlichkeit und Schönheit die ursprüngliche Herrschaft über die Erde dar, wie sie dem menschlichen Geschlechte in ihrem Vertreter und Haupte, Adam, gegeben war . . . Die ursprüngliche Herrlichkeit des Menschen und die in ihn gelegte Macht war in der Tat groß und schön. Sie erstreckte sich über die ganze Erde, um alle lebendigen Wesen zu beglücken, zu nähren, zu schützen und zu beschirmen Doch als die Sünde kam, da kam der Befehl, den Baum umzubauen, und die Herrlichkeit. . . . der Menschheit schwand dahin; und die niedere Schöpfung fand unter ihr keinen Schirm, Schutz und Segen mehr. Der Tod fällte den großen Baum, zerstreute seine Früchte und Blätter und ließ die niedere Schöpfung ohne ihren Herrn und Beschützer. Soweit es den Menschen betraf, war alle Möglichkeit, die verlorene Herrschaft wiederzugewinnen, hoffnungslos dahin . . . Obwohl er (Gott) befohlen hat, sie niederzureißen, so blieb doch die Wurzel, Gottes Vorsatz und Plan einer Wiederherstellung, wenn auch mit starken Ketten gebunden, so das sie nicht eher wieder ausschlage, bis die von Gott bestimmte Zeit gekommen sei."

Wir überlassen es hier dem Leser, sich ein eigenes Urteil über die Glaubwürdigkeit oder Unglaubwürdigkeit dieser damaligen "Prophezeiung" selbst zu erstellen. Dabei sollte man nicht vergessen: Diese Auslegung wurde von den damaligen Bibelforschern genau so als "Speise zur rechten Zeit" entgegengenommen, wie auch die gegenwärtige Darstellung bedenkenlos als "geistige Speise" und "Licht Jehovas" von den heutigen Zeugen Jehovas anerkannt wird.

Auslegung der Gegenwart
Wie die Umwandlung in neuzeitliche Verkündigung und in "helleres Licht" aussieht, werden nachfolgende Zitate aus dem Buch "Babylon die Große ist gefallen" (veröffentlicht in Deutsch l965) Seite 171, 172 verdeutlichen.

"Was bedeutet der gewaltige Baum in der größeren Erfüllung Als Nebukadnezar diesen Traum hatte, war er im Besitz der Weltherrschaft und diente als Werkzeug Jehovas . . . Somit war der Baum, der diesen König der dritten Weltmacht darstellte, ein Bild von Souveränität oder Macht über die Erde. Daniel 4:23 stützt diese Erklärung: "Weil aber vorn Verbleiben des Wurzelstockes des Baumes die Rede war, so wird auch dir dein Königtum bleiben."

Nun kommen die Bibeldeuter der WTG zu folgendem Schluß: "In Wirklichkeit war damit die Souveränität oder Macht, gemeint, die das Königreich Gottes über die ganze Erde innehat." "Jehova hatte König Zedekia von Jerusalem erklärt (Hes. 21:30-32), er werde das Vorbildkönigreich stürzen und alles so umkehren, daß derjenige, der den "Thron Jehovas" in Zion innehabe, erniedrigt und das, was niedrig sei, nämlich die heidnische Weltmacht, erhöht werde. Das führte Jehova im Jahre 607 v. Chr. durch, als er Zedekia . . . gefangen nehmen und Jerusalem mit seinem Tempel zerstören ließ. So wurde die Weltherrschaft, symbolisiert durch das Vorbild-Königreich Gottes oder das Königreich Juda, gleich dem gewaltigen Baum im Traume Nebukadnezars "umgehauen". Jehova gebrauchte sogar König Nebukadnezar als sein Werkzeug, um diesen gegenbildlichen 'Baum' umzuhauen."

Diese gegenwärtige Darstellung, die Jehovas Zeugen der Neuzeit geläufig ist und womit sie heute argumentieren, würde den damaligen Bibelforschern genau so wenig zugesagt haben, wie man sich heute sicherlich gegen eine Wiedereinsetzung der Prophezeiung Russels auflehnen würde. Beides aber wurde und wird als göttliche Offenbarung aus der Hand des in Einheit wirkenden "verständigen Sklaven" der Organisation entgegengenommen.

Diese Auslegungen aus der Vergangenheit und Gegenwart, denen völlig verschiedene Gedankengänge und Vorstellungen zugrunde lagen, können beide nicht gleichzeitig Weisheit von oben sein. Entweder erweist sich das eine als Licht und Wahrheit während das andere nichts anderes als Irrtum und Finsternis sein kann. Gottes Wort wird es dem unvoreingenommenen Betrachter bestätigen, das beide das fehlbare Werk menschlicher Auslegung waren, welche den Interessen einiger Schriftdeuter dienen mußten.

Worüber man nicht mehr redet
Damals wie heute verband man Daniel 4 unberechtigterweise mit Lukas 21:24, indem man die sieben Zeiten des Wahnsinns Nebukadnezars auf die Zeiten der Nationen anwandte. Aus einem Jahr von 360 Tagen erstellte man 360 prophetische Jahre und multiplizierte sie mit 7, was 2520 Jahre ergibt, wobei man das Jahr 607 v. Chr. willkürlich als den Beginn dieser Zeit festlegte.

Es ist beachtenswert, daß die damalige Lehre der Heidenherrschaft für 2520 Jahre sich von der heutigen hauptsächlich darin unterschied, daß man die Verwerfung der Juden im Sinn hatte, deren Wiederherstellung nach Russels Rechnung unbedingt im Jahre 1914 erfolgen sollte. Überzeugen wir uns selbst anhand der Schriftstudien Band II Seite 84, wie Russel die sieben Zeiten einem Schrifttext einschob, welchen die heutigen WT-Verfasser nicht mehr anwenden: "Und wenn ihr mir nicht gehorcht, so werde ich euch siebenmal (sieben Zeiten) mehr züchtigen wegen eurer Sünden." 3. Mose 26:17, 18, 24, 28. "Die Krone (Herrschaft) wurde für immer weggenommen, und Israel wie auch die ganze Welt wurde für sieben Zeiten den tierischen Mächten unterworfen."

Daß man für 1914 etwas ganz anderes erwartete, als es die WTG heute verkündet, finden wir auch in dem Buche "Regierung" von 1928, Seite 164, bestätigt: "Diese Strafzeit, die 606 v. Chr. begann und 2520 Jahre dauerte, mußte demnach im Jahre 1914 endigen. Die ein eingetretenen Ereignisse zeigen auch, daß der im Jahre 1914 ausgebrochene Krieg die Juden sehr für die Rückkehr in ihr Heimatland begeisterte; und zur Zeit des Kriegsendes gaben die führenden Nationen ihre Zustimmung dazu, den Juden Palästina als ihr nationales Heim zurückzugeben Ihre Strafzeit war zu Ende." Jesaja 40:1,2.

Darüber waren sich die früheren Bibelforscher einig. Das Jerusalem, welches gemäß Lukas 21:24 zertreten würde, müßte auch dasselbe sein, welches am Ende der Zeiten der Nationen wiederhergestellt werden müßte. Eine Tatsache, von der die heutige WTG-Führung in ihren neuzeitlichen Auslegungen vollständig abweicht. Jetzt behauptet man laut WT l. 1. 1967, Seite 8, 9: "Das irdische Jerusalem hat nichts damit zu tun. Seitdem Jesus Christus . . . hingerichtet wurde, hat diese Stadt nichts mehr mit Gottes Königreich zu tun." "Seit den Tagen Jesu Christi ist nicht mehr die irdische Stadt Jerusalem von Bedeutung."

Einer Erntezeit von 40 Jahren sollte nach Russels Ankündigung im Jahre 1914 das endgültige Ende der Herrschaft der Nationen folgen. Beachten wir, mit welcher Nachdrücklichkeit Russel diese Dinge im Band 2 der Schriftstudien bekanntmachte. "Es ist wahr, es heißt große Dinge erwarten, wenn man behauptet, wie wir es tun, daß in den kommenden 26 Jahren (von 1889 an) alle gegenwärtigen Regierungen gestürzt und aufgelöst sein werden." "Wie ermutigend ist die Aussicht, die uns am Schlusse der sieben Zeiten vorgeführt ist! Weder Israel noch die von jenem Volke bildlich vertretene Welt wird länger durch tierische Heidenmächte niedergetreten, unterdrückt und mißregiert werden. Das Königreich Gottes und seines Christus wird auf E r d e n hergestellt sein, und Israel und die ganze Welt werden unter seiner gerechten Oberhoheit gesegnet werden."

Die Segnungen Israels und der Welt, sowie alle weiteren Prophezeiungen blieben jedoch zur großen Enttäuschung Russels und seiner Anhänger aus. Anstelle des irdischen Jerusalems, für dessen Wiederherstellung man im Laufe der Zeit keine Beweise mehr aufbringen konnte, mußte nun das himmlische Königreich treten. Die unsichtbare Aufrichtung des Reiches Gottes, die Russel bereits auf das Jahr 1874 festgesetzt hatte, verlegte man auf 1914. Dieses Datum wollte man unter allen Umständen halten.

Doch der 1. Weltkrieg und die nachfolgenden 54 Jahre seither bestätigen es zur Genüge, daß die Herrschaft der Nationen uneingeschränkt fortbesteht und sich Gottes Königreich noch immer nicht in ihre Angelegenheiten eingemischt hat.
Allein diese Tatsachen reichen aus, um die Abwegigkeit der WT-Botschaft vor Augen zu führen. Ihre Unbeständigkeit und Veränderlichkeit in biblischer Auslegung sollte allen Beweis genug sein, daß die fortgesetzten Ansprüche der WTG-Führung, als der Verbindungskanal Jehovas anerkannt zu werden, völlig unberechtigt sind. Welche weiteren Unstimmigkeiten sich aus der heutigen WTG-Verkündigung dieses Themas ergeben, wird nachfolgend bewiesen werden.

Widerspruch auf Widerspruch
Im Interesse der Aufklärung über jede biblische Irreführung, die vielen gutwilligen und gläubigen Menschen zum Schaden gereicht, ist eine nüchterne Betrachtung dieses Themas mehr denn je erforderlich.

Man muß sich fragen, was haben die Zeiten der Nationen nach Lukas 21:24 mit dem Traume Nebukadnezars von Babylon und dessen Erfüllung zu tun? Weder Lukas 21 noch Daniel 4 geben irgendwelche Hinweise auf den Zusammenhang beider Texte. Zweifellos bilden die sieben Zeiten oder sieben Jahre des Wahnsinns Nebukadnezars eine brauchbare Berechnungsgrundlage, um daraus 2520 Jahre zu erstellen. (Je Tag ein Jahr = 360 X 7 =2520 Jahre). Doch diese ausgesuchte Tag- mal Jahr-Rechnung nach Hesekiel 4:6 und 4. Mose 14:34 stimmt genau so wenig mit Daniel 4 überein, wie man sie auch nicht für die Zeiten der Nationen verwenden kann. Diese Ausrechnung der 2520 Jahre von 607 v. Chr. bis zum Jahre 1914 wirkt jedoch auf den bereitwilligen Hörer ebenso verblüffend, wie auch die kluge Zusammenstellung und Ausnutzung aller ungewöhnlichen und auffälligen Zeitereignisse der Gegenwart ihn beeindrucken müssen.

In weiterer Untersuchung der Glaubwürdigkeit dieser WT-Lehre ergibt sich die Frage: Wie kann man Gottes messianisches Königreich, was die Zertretung anbelangt, überhaupt zu Babylon, dem "Weltreich der falschen Religion", in Beziehung setzen? Ist es nicht widersinnig, glauben zu wollen, daß ausgerechnet Babylons Herrscher, von dem die WTG bestätigt, daß er die Anbetung von Götzen förderte, ein Vorbild von Gottes Königreich, ja selbst von Jehova abgeben sollte? Wie wir sogleich sehen werden, beinhaltet die WT-Literatur solche merkwürdige und unverständliche Bibeldeutungen. Beachten wir dabei sorgfältig, wie geschickt die "verständigen" WTG-Sklaven argumentieren, um den unachtsamen Leser zu täuschen.

Im Babylon-Buch, Seite 174 lesen wir. "Bei Nebukadnezar begannen die "sieben Zeiten", von dem Zeitpunkt an zu zählen, als er geisteskrank geworden war und man ihn von seinem Thron vertrieben hatte. In der umfassenderen prophetischen Bedeutung begannen die "sieben Zeiten" oder die 2520 Jahre zu zählen, die Jehova Gott von der Weltherrschaft, dargestellt durch sein Vorbild-Königreich auf Erden, zurückgetreten war. Das geschah, als Jehova Nebukadnezar als Werkzeug gebrauchte, um Jerusalem samt dem Tempel zu zerstören."

Wir stellen dazu fest: Mit dieser Gegenüberstellung und dem Vergleich zwischen Nebukadnezar und Jehova ist die WTG-Leitung entschieden zu weit gegangen. In der Fortführung dieses Gedankens und der folgerichtigen Ausdeutung dieses Bildes müßte genau genommen Jehova, welcher gleich Nebukadnezar von seiner Herrschaft zurückgetreten war, ebenfalls seinen Verstand aufgegeben oder verloren haben und den Tieren des Feldes ähnlich geworden sein, was eine unvergleichliche Lästerung bedeuten wurde. Oder hatte man vielleicht das Königreich Gottes im Sinn? Verlor es etwa während 2520 Jahren gemäß WTG-Aufrechnung den Verstand, um darauf auf Grund seiner Einsicht, wie Nebukadnezar, wieder in Amt und Würden zu kommen? Aber nein, diese Annahme wäre zu widerspruchsvoll und würde keine Anhänger finden. Man mußte sich etwas anderes ausdenken.

Wie die WTG-Führung der logischen Folgerung ihres Vergleiches ausweicht und davon abzulenken versucht, ersehen wir aus folgendem Argument: "…die heidnischen Weltmächte handelten gleich Tieren, wie Nebukadnezar während der "sieben Zeiten", als er geistesgestört war . . ." "Auf Erden jedoch setzten die heidnischen Mächte ihr tierisches Verhalten (nach 1914) auf eine noch verderblichere Weise fort." (Babylon-Buch, S. 175). Um diese Lücke in der WT-Prophezeiung zu überbrücken, greift man zu einer andersartigen Auslegung. Jetzt treten an die Stelle des Königreiches plötzlich die Heidennationen, die im Vergleich zu Nebukadnezar herangezogen werden. Dem aufmerksamen Leser aber kann es nicht entgehen: Diese Deutung ist willkürlich und mehr als unkorrekt. Wie kann man die Begebenheiten um Nebukadnezar und die seine Person betreffende Erfüllung des Bildes teils auf Gottes Königreich, teils auf heidnische Mächte beziehen? Die WTG-Leitung darf sich das alles erlauben. Wer aber nimmt in Zukunft solche Ungereimtheiten noch widerspruchslos entgegen?

Würde man den WT-Gedanken richtig zu Ende denken, so würde das Ergebnis davon sein, das die gleich Tieren handelnden Nationen nach 2520 Jahren im Jahre 1914 wieder zu Verstand gekommen und gleich Nebukadnezar wieder erhöht sein müßten. Wie das Buch es hier erklärt, ist aber gerade das Gegenteil davon der Fall. Wir sehen somit, daß ein korrekter Vergleich gemäß WTG-Ansicht nach allen Seiten hinkt.

Außerdem und vor allem muß man beachten, daß Jesus in Lukas 21:24 die Zeiten der Nationen direkt mit den Endzeitgeschehnissen in Verbindung bringt und damit zukünftige Ereignisse vorhersagte. Er sprach ganz deutlich von einer bevorstehenden Verwüstung Jerusalems. Die Worte Jesu: "Und Jerusalem w i r d zertreten werden von den Nationen", weisen eindeutig auf die Zukunft hin, die mit allen weiteren Voraussagen insgesamt ihre Erfüllung finden sollten. Wie können nun die WT-Verfasser ein Ereignis wie dieses, das Jesus zukünftig sah, in die Vergangenheit verlegen? Hätte er das Jahr 607 v. Chr. im Sinn gehabt, so hätte er dies völlig anders zum Ausdruck gebracht. Aber nicht mit einem Wort erwähnt er hier eine zurückliegende Verwüstung Jerusalems, noch die lange Zeitdauer von 2520 Jahren. Somit liegt es klar auf der Hand, daß Jesus Christus hier nicht von Dingen sprach, die soweit wie das Jahr 607 v. Chr. zurücklagen.

Dauer der Zeiten der Nationen auf 3 ½ Jahre begrenzt
Um zu rechtem Verständnis zu gelangen, macht es Gottes Wort, die Bibel, dem einfachen Leser nicht so schwer, wie die WTG-Führung mit ihren komplizierten Berechnungen. Sie drückt mit kurzen, knappen und klaren Worten das aus, was der WT durch lange Umschreibungen zu einem undurchdringlichen Wirrwarr macht. Kein Wunder, daß es vielen Zeugen Jehovas unmöglich war, diese Lehre in ihrem Zusammenhang richtig zu erfassen, geschweige denn sie anderen biblisch verständlich zu machen.

Haben wir irgendeinen Anhaltspunkt in der Schrift, welcher uns die Länge der Zeiten der Nationen erkennen läßt? Ja, Offenbarung 11:2 gibt uns hierüber Gewißheit: "Und den Hof, der außerhalb des Tempels ist, wirf hinaus und miß ihn nicht denn er ist den Nationen gegeben worden, und sie werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate."

Jerusalem, welches hier gleichbedeutend ist mit dem Vorhof des Tempels, wird somit für 42 Monate oder 31/2 Jahre den Nationen zum Zertreten hingegeben. Dieser Text, welcher offensichtlich mehr als jeder andere mit Lukas 21:24 identisch ist, wird von der WTG-Leitung absichtlich verschwiegen. Sicherlich möchte man allen unangenehmen Fragen aus dem Wege gehen, die sich aus einem Vergleich zwischen der WTG-Berechnung von 2520 Jahren und den hier angeführten 42 Monaten ergeben müssen.

Verständlicherweise wird der bibelinteressierte Leser wissen wollen, auf welches Jerusalem und auf welche Zeit hier die Schrift hinweist. Gewiß wird heute kein Mensch gewissenhaft diese Frage beantworten können. Nach unserer Auffassung kommt das irdische Jerusalem, das während der vergangenen Jahrhunderte bereits ununterbrochen leiden mußte und dessen Tempel nie wieder errichtet wurde, kaum in Betracht, vielmehr ein symbolisches Jerusalem, das sich z. Z. der Erfüllung außerhalb des geistigen Tempels und damit außerhalb der Gunst Gottes befindet Schließlich aber wird der Herr den Aufschluß geben, der richtunggebend für jede weitere Erkenntnis sein wird.

Den Tatsachen nicht mehr ausweichen
Jeder, der jetzt imstande ist, die Tatsachen nüchtern zu sehen, wird dem Jahre 607 v. Chr. und der Festigung der Zeiten der Nationen auf 2520 Jahre im Hinblick auf 1914 keine weitere Bedeutung mehr beimessen. Eine Lehre, die sich so ganz und gar den Interessen der WTGFührung anpassen und ihrer Willkür unterordnen mußte, kann nicht mehr die Zustimmung wahrheitsliebender Menschen finden.

Wenn nun die Schlußfolgerungen aus früheren Zeiten sich auf die Dauer nicht halten konnten, wieviel weniger die gegenwärtige, sich widersprechende Auslegung von dem Ende der Heidenzeiten und der Wiederstellung des Königreiches im Jahre 1914. Je weiter wir uns von 1914 entfernen, um so unglaubwürdiger wird diese Wachtturmlehre allen denen erscheinen, die gesunden Sinnes darüber nachdenken.

Keine Warnung vor einer angeblichen Verführung Satans kann heute mehr wahrheitssuchende Zeugen Jehovas davon abhalten, sich mit dieser Lehre auseinanderzusetzen. Wir hoffen, daß immer mehr Brüder und Schwestern mit uns bereit sein werden, die Fragwürdigkeit des gesamten Lehrkomplexes, dem das Jahr 1914 zugrunde liegt, zu untersuchen. Bist auch du bereit, das zu tun?
J. G. D

Das wahre Gesicht der Wachtturm-Gesellschaft
Wie mich die WTG zugrunde richtete (Folge 3)
Meine Leiden steigern sich
Im Herbst 1954 hatte es der Diener Worm mit Hilfe von Herrn Wauer endlich geschafft, mich kalt zu stellen. Wie erfolgte aber der Ausschluß? Bei der Aussprache wurde Worm auf die evtl. Folgen seiner Aussagen hingewiesen. Wir wußten es, das Worm nicht in allen Dingen die Wahrheit sagte. Die Beteiligten sagten ihm, auf Lüge steht unter Umständen der Tod. Trotzdem blieb Worm bei seiner Aussage. Ich verlangte eine Zeugengegenüberstellung, Wauer lehnte dies ab. Wauer lehnte damit nicht nur meine Forderung ab, sondern setzte gleichzeitig einen biblischen Grundsatz außer Kraft. (Matth. 5:22, 18:15-17). Auf Grund der immerwährenden üblen Nachreden und Verleumdungen, hatte ich wohl ein Recht darauf, das sie vom Dienstleiter der Gesellschaft absolut bereinigt wurde. Geschieht dies nicht, wie könnte ich da jemals jemand bewegen, in solche Organisation einzutreten? Das wäre ja wie ein Verbrechen. Meine Auffassung nach der Behandlung meines Falles im Zweigbüro muß ich feststellen, es gibt in der WTG keine biblischen Grundsätze, keine Gerechtigkeit, keinen Frieden, weil sie die Bibel nicht als ihr Lehrbuch betrachten. Ein jeder handelt nach Gunst oder eigenem Ermessen. So sieht die Wirklichkeit aus, Herr Knorr. Deine Diener sind nicht Helfer, sondern unbarmherzig und kaltblütig, das Schicksal ihrer Brüder läßt sie kalt.

Kannst Du das, Herr Präsident verantworten? Ich frage, hast Du Erich Frost und Ernst Wauer damit beauftragt, Brüder und Schwestern in Haft zu bringen? Wir wurden 1950 verboten auf Grund der Machenschaften von der Leitung. Was tat aber Erich Frost nach dem Verbot in der Waldbühne? Mit lauter Stimme rief er in die Versammlung: "Brüder, geht es nicht überirdisch, so geht es eben unterirdisch!" "Versammlungsdiener nach vorn!" Ebenso Ernst Wauer, er forderte uns immer auf, in den Haus-zu-Haus-Dienst zu gehen. Die meisten weigerten sich, dies zu tun, denn sie erkannten die Gefahren. Sie selbst gingen ja auch nicht bei uns, sie blieben schön im Westen. Wauer sagte: "Wir sind doch immer noch eine Theokratie und keine Demokratie, bei uns wird von oben nach unten befohlen."

Einige Brüder sagten, kommt doch bitte mit uns und geht mit gutem Beispiel voran. Wauer lehnte das ab mit der Begründung: Wir würden doch sofort verhaftet werden. Sieh an, wir wohl nicht? Solche Brüder sind oberste Diener und vielleicht heute noch im Amt. Herr Knorr, frage einmal Deine höchsten Diener, was sie zu den damaligen Schiebereien von Ost nach West oder umgekehrt zu sagen haben? Wer gab zum Beispiel dem Bruder aus Weißenberg, den Auftrag, eine teure Kamera für den Kongreß 1954 zu kaufen? Der Bruder kam nicht zurück, er ging in Haft. Das Ausbleiben des Bruders löste unter der Dienerschaft eine Panik aus. Nur wenige wußten den Grund des Ausbleibens. Sind diese Brüder auch wegen ihres Glaubens inhaftiert Herr Knorr? Sind ungesetzliche Handlungen Bestandteile des biblischen Predigtwerkes? Kannst Du, Nathan Knorr, alle diese Machenschaften Deiner Diener verantworten? Sind diese nicht die Schuldigen und die armen irrgeführten Brüder mußten dafür leiden? Die Worte Jesu an die Gesetzeskundigen in Lukas 11:46 treffen auch auf Euch zu (NW).

Erlebnis in der Haft
Im Herbst 1955 ging ich 9 Jahre in die Haftanstalt.
Hier fand ich Gelegenheit, die Elite der Wachtturm-Dienerschaft besonders gut kennenzulernen. Im besonderen die Diener Friedrich Adler, Willi Heinicke, Hoffmann, Quandt usw. Es waren die Auserlesenen der WTG-Dienerschaft Man lernte hier im Umgang mit diesen Brüdern in der Haft das wahre Wesen und den wahren Charakter dieser Brüder kennen. Ich fand hier bestätigt, daß das Grundübel der WTG die unwissenden Brüder als Diener sind, vor allem unwissend in der Bibel. Heinicke und Hoffmann waren in dieser Unwissenheit Meister. Heinicke, der der Rechtsabteilung im deutschen Zweig vorstand, war unmöglich für dieses Amt. Hoffmann war ein Irrlehrer gemeinster Art. Er rechnete sich als Überrestglied, war im persönlichen, täglichen Umgang nicht tragbar, als Diener unmöglich. Jeder andere Häftling war mir lieber im Umgang als Diener Hoffmann. Hoffmann war von Grund auf untragbar.

Adler war stets bemüht, den "Boß" zu spielen. Nicht etwa, um etwas Erleichterung für die Brüder zu organisieren, nein, um auf dumme Art seine Herrschsucht zu befriedigen, und dadurch ständige Unruhe und Unordnung unter die Brüder zu bringen. Oft hatte ich deshalb mit Adler kameradschaftliche Aussprachen. Aber wie die Katze das Mausen nicht lassen kann, so konnte Adler vom Thron, den er glaubte, noch immer inne zu heben, nicht herabsteigen. Trotzdem er sich selbst nicht dazu ernennen konnte, maßte er sich das an. Er fand es z. B. ganz in Ordnung, in der Haftanstalt Diener zu ernennen. Es war doch glatter Unsinn, in der Haftanstalt Bibelstudiendiener, Rechnungsdiener usw. zu ernennen. Weshalb in der Haftanstalt einen Rechnungsdiener zu ernennen, ist unverständlich, da wir ja gar kein Geld hatten Waren wir allein unter uns, so genügte es doch, wenn ein Bruder das Studium leitete, es kamen ja meist nur Tagestexte in Frage. Mit den Tagestexten war es so, daß diese nur Adler bestimmen wollte. Hier zeigte Adler seine ganze Größe und Unbelehrbarkeit. Adler legte den Tagestext fest, schrieb ihn auf einen Zettel "Kassiber" genannt. Diese Kassiber wurden dann in der Freistunde in die Hände der Brüder gebracht, was natürlich streng verboten war. Als ich nach Brandenburg kam, verbat ich mir diese Kassiberschieberei ganz energisch, da sie für jeden eine Gefahr war. Ich frug Adler, ob er glaube, daß die anderen Brüder nicht aus ihren Erinnerungen zu schöpfen vermögen, ist das nicht Überheblichkeit von Dir und gleichzeitig eine Gefahr für den einzelnen? Es ist doch besser, wenn jede Zelle sich ihren eigenen Text macht, denn die anderen Brüder haben ja schließlich auch noch so einiges behalten, nicht nur du. Es würde da auch die Gefahr der Bestrafung aufhören und es wäre Ruhe. Nein. Adler war da nicht mit einverstanden, sein Herrenstandpunkt ließ das nicht zu, er war der oberste Diener, die anderen mußten gehorchen, auch, wenn es für sie gefährlich war. Solche Brüder waren im Bethel. Was mögen sie da alles zum Schaden ihrer Brüder in leitender Stellung im Bethel angestellt haben? Dort war ja niemand, der ihnen widersprach.

Bei dieser Gelegenheit hielt ich Adler auch seine, in der Vergangenheit durchgeführten Gemeinschaftsentzüge vor, die mir bekannt waren. Ich sagte ihm, daß er hier falsch gehandelt habe und ob er da keine Gewissenkonflikte verspüre. Seine Handlungsweise sei ja, nach den Lehren der WTG, einem Mord gleichzustellen. Adler rührte sein Gewissen nicht, er war lustig und fidel. Frost, Adler Wauer alle waren sie ohne Gewissen. Sie dünkten sich weise und berufen, über die Brüder zu entscheiden, als Aufseher in einer "Göttlichen Organisation". Ich klage Euch an, Euch Aufseher und Führer als Elite in der WTG. Widerlegt meine Darlegungen in der Öffentlichkeit.

Vieles habe ich in der Haftzeit mit den Brüdern erlebt. Ich war immer bemüht, die einzelnen vor Schaden zu bewahren, die vermeidbar waren. Deshalb kam ich des öfteren mit Adlers Anordnungen in Widerspruch. Adler schickte, wenn möglich, Brüder zu mir, die mir beibringen sollten, was Adler sagt, das mußt Du befolgen. Ich antwortete ihnen: Sage mal Adler von mir, ich tue das, was die Bibel mir gebietet, meinem Nächsten zu helfen und ihn vor Schaden zu bewahren. Adler hat sich diesem Gesetz genau so unterzuordnen als ich und wie du. Für mich ist Fritz Adler keine Gottheit, für mich ist Jehova, Gott, sonst niemand. Ich beuge mich keinen menschlichen Anordnungen, die gegen Gottes Gesetz handeln Es gab in der Haft aber auch noch andere Brüder, die mit Adler um den Thron wetteiferten. Ein gutes Ohr für Verleumdungen hatte Adler. Alle persönlichen Dinge der Brüder wollte er regeln. Aber seine eigenen persönlichen Dinge konnte er nicht regeln. Ich denke hier an seine Ehe. Seine Frau verstarb im Haß zu ihm. Oft sagte ich Adler, gut, du hast die Pflicht in der Eigenschaft als Bruder, gemäß der Bibel einen Bruder auf dieses oder jenes Falsche hinzuweisen und ihm, wenn möglich, einen Rat zu erteilen, mehr nicht. Woher nimmst du dir das Recht, dich selbst als leitenden Bruder zu ernennen und alle anderen sollen dir gehorchen? Ich hätte dann dasselbe Recht als die ein anderer Bruder ebenfalls und was wäre dann am Ende? Ein Durcheinander, eine Unordnung, wie sie nicht sein soll.

Schon jetzt ließen sich Spaltungen erkennen, die ich aufzuhalten versuchte. Ein Herr Busse war ein solcher Spalter, er zog eine hörige Herde hinter sich her. Herr Hoffmann wandelte in denselben Fußtapfen. Weil er ein Überrestglied war, nach seiner Anmaßung, hatten alle seine Anordnungen Rechtskraft, ob biblisch oder unbiblisch, danach wurde nicht gefragt. Alles war recht, auch wenn es offensichtlich unbiblisch. war. Er war Überrestglied und vertrat deshalb die WTG.

Wer sich den Anordnungen dieser Brüder nicht beugte, war gegen die WTG. Ja, der Herr Busse und der Herr Hoffmann waren vollkommen. Das Blut Christi reichte zur Vergebung der Sünden nicht aus, der beiden Blut müßte ebenfalls zur Befreiung der Menschheit vergossen werden. Dies war eine der Hauptlehren dieser beiden Überrestglieder. Beide waren Versammlungsdiener gewesen Schreibt die Bibel aber nicht vor, "lehrhaft" soll ein Diener sein?

Blicken wir nochmals zurück auf die hohen inhaftierten Brüder in der Haftanstalt in Brandenburg. Adler, als stellvertretender Leiter des Zweigbüros: Lieblos, herrschsüchtig, überheblich und anmaßend. - Heinicke als Vertreter der Rechtsabteilung im deutschen Zweig: arrogant, lieblos, bibelunkundig, hochnäsig, voreingenommen. - Wauer, Leiter der Dienstabteilung: lieblos, eigenliebig, Spiritist, bibelfeindlich, Beeinflussungen zugänglich. - Die anderen Brüder, welche ein Dienstamt hatten, stehen diesen nicht viel nach. Lieblosigkeit ist bei allen wahrnehmbar. Herr Präsident Knorr, was sagts Du dazu? Ich sage immer wieder, die Dienerschaft der WTG ist das Grundübel.

Solche Diener bekommen oft die höchsten Dienstämter, wie es hier ersichtlich ist. Ich habe sie kennengelernt. Niemand kann sich vorstellen, der es nicht selbst erlebt hat, wie schwer es ist, mit solchen Dienern in einer Zelle zu sein, dies ist unerträglich. Stellt Euch vor, Hoffmann zum Beispiel betete laut in der Zelle, ich gehöre zu Satans Brut und Jehova möchte mich davon befreien. Ist dies brüderlich und erbauend für ein Zusammenleben? Ist das richtig, Herr Knorr. Du kannst auf diese Dienerschaft stolz sein. Die bescheidenen Brüder welche sich an die Bibel halten und nicht an den Wachtturm werden hinausgetan und verunglimpft. So sieht die Wirklichkeit in der WTG aus.

Möchte nun Euch, liebe Brüder und auch dem Präsidenten Knorr, mein dritter Brief, Euch einen richtigen Einblick in die wirklichen Verhältnisse und Gepflogenheiten in der WTG gegeben haben, um daraus zu lernen. Es ist aber bei weitem noch nicht alles, was ich zu unterbreiten habe. Im vierten Brief werde ich Euch noch über schlimmere Geschehnisse berichten, die kaum glaublich, aber Tatsachen sind.

Horst Kühn,
88 Zittau
Geschwister-Scholl-Str. 34
(Fortsetzung folgt)

Antwort auf Anfrage aus den Reihen der Aufseher:
Bietet die neue Verfassung der DDR eine Chance für Jehovas Zeugen?
Jeder Bürger in der DDR war laut Verfassung aufgefordert, an der endgültigen Fixierung des Grundgesetzes des gemeinsamen gesellschaftlichen Lebens mitzuarbeiten. Christen werden sich verständlicherweise besonders mit der verfassungsmäßigen Sicherung ihrer religiösen Interessen befassen.

Für Jehovas Zeugen hat das alles eine ganz besondere Bedeutung angesichts des Verbotes der WT-Organisation in der DDR. Es scheint geboten, weniger einzelne Verfassungartikel zu besprechen, sondern erst einmal eine grundsätzliche Besinnung über das Verhältnis der Zeugen zum Staat überhaupt vorzunehmen. Wie sieht es da aus? Untersuchen wir dies ohne Voreingenommenheit.

Sollen Jehovas Zeugen eine Regierung anerkennen oder ablehnen?
Der WT vom 15. 1. 63/S. 45 sagt: "Rö. 13:1 findet jedoch auch nach dem Jahre 1914 Anwendung. 0bschon die Zeiten der Nationen in jenem Jahre geredet hatten…" WT vom 1. 2. 63/ S. 81: "Die obrigkeitlichen Gewalten, die heute mit Gottes Zulassung existieren, können dazu beitragen, daß wir Christen ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottseligkeit . . ." Seite 78: "daher können wir Gott dennoch mit ungeteiltem Herzen fürchten. (Ps. 86:11) Wenn wir uns diesen Gewalten bedingt unterordnen, tun wir das, als gälte es Gott, denn das ist nach seiner Anordnung . . ." "Wir ehren Amtspersonen nicht um der Person willen. Wir ehren sie, weil sie den Staat vertreten . . ." Seite 72: Nach Römer 13:4 sagt Paulus den Christen: "Wenn du aber das Böse übst, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst." "Sie trägt nicht nur einen Dolch wie der römische Kaiser und seine Regierungsbeamten, bei denen es Sitte war, einen Dolch als Zeichen der Macht zu tragen über Leben und Tod, sondern sie trägt das Schwert, das die Macht versinnbildet, die Todesstrafe zu vollziehen. Beispiele lassen aber auch erkennen, wie gefährlich es ist, die Obrigkeit herauszufordern, indem man Unrecht tut, weil man sie dann herausfordert, das Schwert zu gebrauchen." Seite 82: "Unter keinen Umständen dürfen wir uns an politischen Verschwörungen beteiligen oder Sabotage gegen Regierungen treiben."

Solche 'Worte des Wachtturms könnten noch weitere mehr angeführt werden, die einwandfrei klarstellen, wie sich Jehovas Zeugen gegenüber der Regierung zu verhalten haben, auf Grund "Göttlicher Anordnung". Aus Römer 13 ist nicht irgendein Hinweis des Paulus gegeben, daß er das Recht des Cäsars zu regieren bestritt, im Gegenteil, er hebt das Recht zu regieren als göttliche Anordnung heraus. Paulus bekannte sich stets zu seinen Rechten und Pflichten, siehe Apg. 22:25-29; 25:11; Römer 13:1-7. Die und die ersten Christen stellten sich nie gegen die Regierung, sondern beriefen sich auf ihre Rechte, die sie als Staatsbürger hatten, andererseits kamen sie auch ihren Pflichten gegenüber dem Staate und seinen Gesetzen nach. Wir finden deshalb in der Schrift keine christliche Verkündigung oder Lehre, die den politischen Herrschern eines Landes grundsätzlich das Recht abspricht zu herrschen Folgerichtig ist es christlich gesehen auch für Jehovas Zeugen überhaupt keine Streitfrage, daß sie die Obrigkeit ihres Landes anerkennen. Gemäß urchristlichem Vorbild grundsätzlichen Verhaltens zum Staat, ganz gleich welcher Regierungsform, kommt etwas anderes überhaupt nicht in Betracht. Hören wir dazu nochmal die Worte des WT 1/63 S. 21: "Für Christen, die tatsächlich Gottes Heilige sind, ziemt es sich, der Obrigkeit und den Behörden zu gehorchen." WT 3/63 S. 83: "Mißfallen wir schon den irdischen Obrigkeiten, wenn wir diese Gesetze verletzen, so mißfallen wir Gott, dem Höchsten, bestimmt noch vielmehr. wenn wir das tun. Wenn wir jedoch anständig wandeln, wie am Tage, so verdienen wir von den obrigkeitlichen Gewalten, die das Schwert tragen, Lob, und wir bringen keine Schmach auf unseren Gott, auf seine Wahrheit oder auf seine Versammlung. Wir bringen auch unsere Errettung, die durch Gottes Königreich erfolgen wird nicht in Gefahr."

Diese Wachtturmworte stimmen treffend mit der Bibel überein und es dürfte der Leitung von Jehovas Zeugen nicht schwer fallen, nach ihrer eigenen Erkenntnis zu handeln, und ihren Brüdern in den Versammlungen dazu die nötige Hilfe zu geben. Hören wir aber weitere Worte aus dem Wachtturm.

Der Nutzen der Unterordnung unter die "obrigkeitlichen Gewalten" (WT 2/63 S. 47)
"Wer wollte sich der Anordnung Gottes bewußt widersetzen Bestimmt niemand. Das wurde man aber tun, wenn man sich der Gewalt, die Gott Männern in hohen Stellungen gewährt, widersetzt. Solcher Widerstand wäre einem aber nicht zum Nutzen. Der Apostel Paulus sagt nach Römer 13:2 (Schlatter): "Daher, (wegen der eben erwähnten Dinge aus dem 1. Vers) widersteht der, der sich der Gewalt widersetzt, der Anordnung Gottes. Die aber, die Widerstand leisten, werden für sich ein Urteil erhalten." "Da jemand, der sich der Obrigkeit widersetzt, der Anordnung Gottes widersteht, verhindert Gott nicht, daß er von ihr bestraft wird."

Jesus befolgte genau diese göttliche Anordnung, er widersetzte setzte sich nie der irdischen Gewalt oder Obrigkeit. Dafür wurde er belohnt von seinem Vater. Jeder Christ sollte so handeln, denn er zieht ja auch Nutzen aus dem Staatswesen, die wichtig sind für seine Lebensgewohnheiten. Die Obrigkeit sorgt für Ordnung im Staate, überwacht Handel und Verkehr, sorgt für Straßen, Wasser und was derartige Dinge mehr sind. Die Obrigkeit sorgt für hygienische und soziale Dinge, kurz, sie ist bemüht, im Staate alles für seine Staatsbürger zu tun, was ihnen zum Guten dient. Andererseits ist sie aber auch verpflichtet, alle Störer dieser Ordnung zur Verantwortung zu ziehen. Dies bestätigt die WTG im Jahrbuch 1965, S. 10. "Eine Regierung ist notwendig und ist auch eine gute Sache, solange sie dem Volke dient!" "Wir sollten daher den Herrschern und Amtspersonen nicht vorenthalten was ihnen gebührt. Für die Dienste, die uns die Regierung leistet, müssen wir entsprechend bezahlen." WT 3/63 S. 71: "Ersuchen wir nicht die Obrigkeit des Landes, wenn wir uns an sie wenden, weil Gegner unsere Rechte verletzen, uns Gutes zu tun? Ist sie uns nicht in vielen solchen Fällen eine Dienerin zum Guten gewesen? Warum sollten wir uns an sie wenden, wenn sie nicht eingesetzt wäre, um uns Gutes zu tun, oder, wenn von ihr nichts Gutes ausgehen könnte?"

Gehen wir nochmals zurück zu den ersten Christen. Hat Jesus je erklärt, er sei der rechtmäßige Herrscher, um die Nationen des damaligen Reiches zu führen und der Cäsar sei nicht dazu bestimmt? Hätte er das getan, so hätten seine pharisäerischen Ankläger Recht gehabt, das er ein politischer Aufrührer sei. Doch Jesus hat nie den politischen

Herrschern die Regierungsgewalt rechtlich streitig gemacht. Er hat nie das Königreich an die Stelle des Staates gesetzt oder verkündet, alle Regierungen bestehen zu Unrecht. Er hielt sich streng an die Anweisung seines Vaters: "denn es gibt keine Obrigkeit ohne von Gott bestellt zu sein, und wo immer eine ist, ist sie von Gott verordnet." (Menge)

Wir haben die vorher angeführten schönen Worte des Wachtturmes zur Kenntnis genommen und sind erstaunt, daß die WTG nicht nach ihren Worten und Erkenntnis handelt. Was ist die Ursache? Man hat zu diesen angeführten schönen Worten noch eine andere Auffassung bereit, die man sich selbst gebildet hat. Die Hauptursache für ihre Staatsfeindlichkeit liegt darin, daß sie behauptet: 1914 sei Christus mit den Königreich, im Himmel zur Macht gekommen, und damit sei das Recht der Regierungen auf Erden zu herrschen, erloschen. (Babylon die Große, Die Neue Welt, Paradiesbuch) Zur Zeit der ersten Christen sei das anders gewesen. Die Urchristen hätten die irdischen Herrscher noch rechtlich anerkennen müssen, weil Christus damals noch nicht zur Macht gekommen sei, was erst 1914 stattfand. Er sei der einzig rechtmäßige Herrscher aller Nationen auf Erden. Man könne daher keinen menschlichen Herrscher mehr rechtlich anerkennen.

Wir fragen: Steht diese Ansicht nicht im Widerspruch zum Urchristentum und zu den Worten Paulus, die man in dem WT Nr. 1-3/63 dazu verwendet, den Obrigkeiten untertan zu sein? Was ist das für eine Lehre der WTG welche einmal auffordert den Obrigkeiten untertan zu sein, weil sie von Gott verordnet sind, dann aber gleichzeitig dazu auffordert, die Regierungen nicht anzuerkennen, weil ihre Zeit zum Herrschen seit 1914 abgelaufen ist. Was nun? Kann sich da jeder auswählen, was ihm gefällt oder wie soll man das verstehen? Einmal wird Römer 13 anerkannt und vertreten, weil man daraus Nutzen ziehen kann, das andere Mal haben die Obrigkeiten kein Recht mehr, Anordnungen zu treffen, um Ordnung im Staate aufrecht zu erhalten und für das Wohl ihrer Bürger zu sorgen. hier bringt man die Brüder und Schwestern in gutzumachende Gewissenskonflikte, denn keiner weiß, was soll ich tun, wie soll ich handeln?

Aus einzelnen Gruppen erfuhren wir, daß dieser Gewissenskonflikt besonders beim Volksentscheid zutage trat, keiner wußte, wie er sich richtig zu verhalten habe. Bis dann die Anweisung der Leitung kam, man solle fernbleiben. Man handelte hier gegen seine eigene Auffassung und Anordnung, die man in den Wachttürmen Nr. 1-3/63 bekannt machte. "Römer 13:1 findet jedoch auch nach dem Jahre 1914 Anwendung" (WT 2/63 S. 45) Rö. 13:3: "Mit diesem 'guten Werk' sind die guten Werke gemeint, die das Gesetz der Obrigkeit' jedem Bürger vorschreibt." (S. 50) Stellt man mit solchen Anweisungen nicht das Wort Gottes in den Hintergrund und gleichzeitig auch seine eigenen Worte im WT verwerfend? Was sollten da die Brüder noch glauben von den Wachtturmlehren? Ist das nicht wieder ein besonderes Merkmal, wachsam zu sein, nachzudenken und zu überprüfen, wie es die Beröer traten? Kann man da, wenn man entgegen Gottes Anordnung handelt, etwa ein Lob erhalten?

Wir sollten doch wissen, daß von einem Christen das erwartet wird, was ihm sein Gesetzbuch, die Bibel, vorschreibt und nicht weniger. Wer sich in seiner Glaubensgemeinschaft Bruder nennen läßt, der soll der Bruderschaft keine Schande machen. Wenn er es aber tut, muß er damit rechnen, daß man sich von ihm zurückzieht. Dies ist auch ein Grund mit, weshalb sich viele von der Organisation zurückziehen.

Aus all dem Vorstehenden ist eigentlich die Frage: Bietet die neue Verfassung der DDR eine Chance für Jehovas Zeugen? beantwortet. Die Verfassung sagt im Artikel 39: Jeder Bürger hat das Recht auf religiösen Glauben und entsprechende Betätigung, die jedoch in Übereinstimmung mit der Verfassung durchgeführt werden muß. Diese Forderung stimmt mit dem Schriftwort 1. Petrus 2:13 überein, wo es heißt: "Seid aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan . . .", was man als urchristliche Haltung zur staatlichen Verfassung ansehen kann, und das deutlich macht, daß dem Christen nicht gestattet ist, sich über die Grundlage der staatlichen Ordnung hinwegzusetzen Die Proklamation der WTG, dagegen, keine Regierung habe heute (nach 1914) das Recht eine Nation zu führen, verneint die Grundlage einer staatlichen Ordnung. Wer aber sollte wohl heute einer Nation vorstehen in bezug auf Ordnung usw.?

Es ergeben sich aus all diesen Tatsachen die Schlußfolgerungen, daß es besonders nötig ist, die Bibelauslegungen der WTG vom angeblich 1914 im Himmel erfolgten Machtantritt Christi zu überprüfen, weil daraus staatsfeindliche Standpunkte abgeleitet werden, die im Widerspruch zu Jesu Leben und Handlungen stehen und von Römer 13:1-7 abweichen Nur auf diese Weise können die Ursachen dafür aus dem Wege geräumt werden, daß Jehovas Zeugen von der Leitung der WTG immer wieder in neue staatsfeindliche Positionen geführt werden.

Eine grundsätzliche Besinnung ist nötig. Andere Religionsgemeinschaften in der DDR können unbehindert ihres Glaubens leben. Auch die neuen Gruppen der Zeugen Jehovas in Dresden und Magdeburg können ihren Glauben ausüben als freie Christen und sind bereits seit langem tätig. Der Grund, daß sie wirken können ist, daß sie nicht staatsfeindlich sind und Römer 13:1-7 beherzigen. Könnte es bei Euch, liebe Brüder, nicht auch so sein? "Wir können Gott deshalb mit ungeteilten Herzen fürchten, wenn wir uns den Obrigkeiten unterordnen, wir tun das, als gälte es Gott, denn das ist nach seiner Anordnung." (WT Nr. 3/63 S. 78)

Wir rufen allen Brüdern und besonders den Aufsehern zu: "Brüder, werdet nicht kleine Kinder an Verständnisvermögen, sondern seid Unmündige in bezug auf Schlechtigkeit; werdet aber Erwachsene an Verständnisvermögen." (1. Kor 14/: 20 NW)
A.B.

Interessante Mitteilungen
Information für konvertierte Zeugen Jehovas Nr. 1.
Christliche Mission für Jehovas Zeugen (Übersetzung)
(Eingesandt von dem ehem. Bethelmitarbeiter W. J. Schnell)
Die Nachrichten aus etlichen Ländern sind gut. Als im Oktober 1967 das Werk der WTG in Malawi verboten wurde, flohen Tausende von Zeugen Jehovas, um ihr Leben zu retten, in das benachbarte Mosambique und in den Busch. Noch haben Stammesordnungen in diesen afrikanischen Ländern die Oberhand und bestimmen die Lebenssite. Um sie zu überwinden und ordentliche bürgerliche Verhältnisse des einzelnen zum Staat zu schaffen, verlangten die Behörden die Ausstellung einer Identitätskarte (Personalausweis) für jeden einzelnen Bürger. Das Zweigbüro der WTG ordnete an, das Erlangen dieser Ausweise sei gleichbedeutend damit, "das Malzeichen des Tieres anzunehmen."

Die dortigen Zeugen Jehovas befolgten diese Anordnung und leisteten den Behörden Widerstand. So wurden sie Gesetzesübertreter und mußten deshalb leiden. Die Führung der WTG, die das anordnete, litt nicht darunter, denn sie war weit weg in Sicherheit.

Die Christliche Mission unter Jehovas Zeugen hat sich ihrer liebevoll angenommen. Tausende haben alles verloren. Unsere Brüder helfen den Irregeführten und sind unter den Geflüchteten tätig. Sie predigen ihnen nicht mehr die WT-Lehren, sondern Christus.

Von Warschau, Gdansk, Krakow, Tornow, Bydgoszcs und Posen kommen Berichte von Gruppen ehemaliger Zeugen Jehovas. Geführt von einem ehemaligen Mitarbeiter Rutherfords publizieren sie "Swit", eine Schrift, konvertierter Zeugen Jehovas, ähnlich unserem Organ.

Der "Bruderdienst", das Organ der konvertierten Zeugen Jehovas für WD, Holland, Luxemburg, Osterreich, Frankreich, Belgien, Schweiz, und Italien, ermunterte jüngst alle ehemaligen Zeugen Jehovas, ein Schuldbekenntnis als frühere Zeugen Jehovas zu unterzeichnen. Hunderte von Unterschriften wurden gesammelt. Wenn alle Unterschriften gesammelt sind, wollen sie diese veröffentlichen um Jehovas Zeugen zu alarmieren.

"Christliche Verantwortung" ist das offizielle Organ der konvertierten Zeugen Jehovas, die in Osteuropa leben. Veröffentlicht in Gera/Thüringen, nicht weit von der Wartburg Luthers, erhebt es den Ruf nach Freiheit und Befreiung von der WT-Sklaverei.

Asien explodiert! Der WTG zur Kenntnisnahme.
Viele Zeugen Jehovas in der indischen Provinz Andhra Pradesh sind frei geworden. In der Tat, ganze Versammlungen einschließlich Missionaren und Kreisdienern sind  dem WT entflohen. In Ceylon beginnt der Abfall auch. Zuverlässige Männer treten in Bangkok und Singapur auf. Hongkong, Taiwan und Japan zeigen zunehmende Defekte in der WTG. Aber am besten von allen sind die Berichte von den Philippinen, wo 600 Verkündiger der WTG entflohen sind. Ein Bruder von dort berichtete, daß eine Gruppe von Zeugen Jehovas eine Versammlung organisierte und durch Haus-zu-Haus-Evangelisation 14 Zeugen Jehovas von der WT-Sklaverei befreien konnten.
Freudevoll Converted Jehovas Zeugen Expositor
Christliche Mission

A 4184-68 V 7 1 1888

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 20

Ein Sprichwort will wissen: Totgesagte leben länger. Wenn dem so ist, dann muss man es auch auf den Erich Frost anwenden. In dieser CV-Ausgabe wurde über ihn die Meldung verbreitet, dass Frost "im Frühjahr 1968 verstorben sei". Dies ist eine offensichtliche Falschmeldung. Sie wurde auch in späteren CV-Ausgaben nicht korrigiert, wie es von der Sache her angezeigt gewesen wäre. Richtig aber ist die Feststellung, dass der ehemals führende deutsche Zeuge Jehovas Erich Frost, seine letzten Jahre nicht in der WTG-Zentrale, sondern in der Kleinstadt Tuttlingen/Donau verbrachte. Richtig ist auch die Feststellung:

"Aus der Versammlung wird berichtet, daß er dort eine Etagenwohnung gemietet hatte und sich kaum noch öffentlich sehen ließ. Meist fuhr er nur in seinem VW aus. In der Versammlung galt er als erledigt, tat kaum den Mund auf und hatte keine Freunde. Alle wunderten sich, daß dieser einst so glänzende Redner sich so in ein Mauseloch verkroch."

Zur Geschichte der Zeugen Jehovas gehört es auch, dass nach dem Tode von Rutherford, der damalige neue WTG-Vizepräsident Covington, schon nach relativ kurzer Zeit gezwungen wurde, sein Amt wieder aufzugeben. Darauf wird in dieser CV-Ausgabe auch eingegangen.

Gleichfalls wird auch der Fall des Wilhelm Niemann angerissen, der seinerzeit an der WTG 1925-Verkündigung zerbrochen war.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 20 Gera November 1968

CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Sind Jehova und der Präsident der Wachtturm-Gesellschaft ein und dasselbe?

Liebe Brüder und Schwestern!
Demut ist eine der hervorragenden Eigenschaften, welche Gottes Anerkennung findet. Auch die Wachtturm-Gesellschaft empfiehlt sie in ihren Schriften allen ihren Lesern mit den Worten: "Bei Menschen sind hohe Persönlichkeiten angesehen; Gott aber fühlt sich zu den Niedrigen und Demütigen hingezogen. Den Hochmütigen kennt er nur von ferne". (Ps. 138:6 NW). Jesus sagte: "Was bei den Menschen hoch ist, ist etwas Abscheuliches in Gottes Augen". (Luk. 16:15). Darum ermahnt die Bibel: "Besser niedrigen Geistes sein mit den Demütigen, als Raub teilen mit den Hoffärtigen". "Sinnet nicht auf hohe Dinge, sondern laßt euch mit den niedrigen Dingen mitführen". - Spr. 16:19; Rö. 12:16 . . . Da sich Gott, unser Schöpfer, selbst der Niedrigen und Demütigen annimmt, ist er für uns ein gutes Beispiel, und wir tun gut, ihm nachzuahmen, weil es uns wahrhaft glücklich macht". (WT 1. 10. 65/581).

Mit solchen gewinnenden Worten hat es die Leitung der WTG nicht schwer, das Vertrauen Gutwilliger und Demütiggesinnter zu erwerben. Wer solche eindrucksvolle Bibeltexte und Ermahnungen ausspricht, muß selbst beispielhaft vorangehen. Sicherlich erwartet jedermann von der WTG-Führung mit Recht, daß sie mehr als andere diese vortreffliche Eigenschaft der Demut in hohem Maße selbst verkörpert. Doch wie enttäuschend ist es, erfahren zu müssen, daß jene, die das Beispiel Christi und seiner Apostel anderen empfehlen, es selbst nicht für nachahmenswert halten. Je höher das Dienstamt, je größer die Machtbefugnisse innerhalb der Organisation, um so weniger findet man diese Gott wohlgefällige Gesinnung. Jeder, der seine Erfahrung mit den führenden Männern der WTG gemacht hat, weiß, daß sie keine wahre christliche Demut kennen, weder im Umgang mit ihren Glaubensbrüdern noch in ihrer Geisteshaltung gegenüber Jehova und seinen Christus. Diese Tatsache kam schon in den früheren Veröffentlichungen der WTG zum Ausdruck. Die WTG-Leitung hat sich zur Aufgabe gestellt, die Königreichsbotschaft in die Welt hinauszutragen. Die "Theokratische Organisation" sei die ausschließliche Trägerin der Heilsverheißungen Jehovas, das gegenbildliche Israel, das glückliche Volk Jehovas, wohnend in seiner Gunst. Die WTG ist der treue und verständige Sklave des Herrn, sein Mitteilungs- und Verbindungskanal. Diese Behauptungen bekräftigt die WT-Organisation in den Wachttürmen und verlangt in Wort und Schrift unbedingte Anerkennung ihrer Autorität. "Laßt uns nun den Mitteilungskanal unmißverständlich erkennen." (WT 15. 8. 57, S. 498). "Sei der theokratischen Herrschaft untertan, indem du jene anerkennst, die in Jehovas reiner und glücklicher Organisation die Autorität über dich innehaben" (WT 15. 1. 57, 58). "Es ist höchst wichtig, daß wir diese Tatsache verstehen und den Anweisungen des 'Sklaven' so folgen, wie wir der Stimme Gottes folgen würden…" (WT 15. 8. 57, 498). In Vermessenheit behauptet die Leitung, daß durch den treuen und verständigen Sklaven Gott selbst bei den Zeugen weilt. Der WT schreibt: "Jehova Gott wohnt bei euch, weil seine Gesalbten sein sichtbarer Tempel sind." (WT 15. 1. 57, 58). Von diesem "Gott" aus dem "sichtbaren Tempel" gehen ständig die "Organisationsanweisungen" aus, von denen alle Fürsten" die "innerhalb der theokratischen Organisation" auf Grund der "Ernennung von der anerkannten leitenden Körperschaft" nach "Recht herrschen". (WT 15. 8. 57, 499).

Die Gesellschaft inthronisierte sich selbst als "treuer und verständiger Sklave" über des Meisters "ganze irdische Habe". Dazu berechtigte sie nicht einmal ihre eigene Charta, viel weniger die Heilige Schrift. Es war ja nun nur noch ein kleiner Schritt bis zu der Behauptung: Die WTG regiere die Theokratie (das Reich Gottes). Der Begriff "Theokratie" ist unter den Zeugen Jehovas so verstanden worden: Etwas für die Organisation zu tun! Hier ist aber die entscheidende Tendenz, daß die WTG der ZJ bemüht ist, die Theokratie der Organisation mit der Theokratie des Königreiches Gottes auf eine Stufe zu stellen. Daß die Gesellschaft diesen Begriff fördert, zeigt der vor Jahren abgehaltene Kongreß unter dem Motto: "Mehrung der Theokratie". Dazu schreibt der WT vom 1. 11. 50 und dokumentiert in diesem: daß die WTG-Leitung unter einer "Mehrung der Theokratie" die Mehrung der Anhänger in ihren Reihen versteht. Der WT vom 15. 1. 57, 58/5: "Es handelt sich hier um eine reine Theokratie.." Wie sich die Organisationsleitung die "Theokratie" vorstellt, kommt am deutlichsten zum Ausdruck in "Consolation" (später Trost): "Die Theokratie ist die verheißene Regierung der Angelegenheiten der Erde durch Jehova Gott." "Die Theokratie wird gegenwärtig regiert durch die Watch Tower Bible & Tract Society, von der der Präsident . . . Rutherford ist." (Consolation 4, 9, 40, 25). Diese Anmaßung kommt einer Gotteslästerung nahe.

Diese heutige Selbsterhöhung ist aber nur eine Fortsetzung jahrzehntelanger Überheblichkeit und Herrschsucht. Der Gründer Russel stellt klar heraus, daß die WTG von Anfang an nichts weiter ist, als ein Verlagsunternehmen, also eine Geschäftsfirma. Wer daran zweifelt, lese ihre eigene Erklärung in den alten Schriften Russels: "Wachtturm Bibel und Tractat Gesellschaft. Das ist der Name einer Geschäftsfirma, die sich mit der Herausgabe von wichtigen religiösen Zeitschriften und Büchern . . . befaßt. Es wurden an tiefinteressierte Leser Aktienstücke von 10 Dollar an ausgestellt, die dann pro Aktie eine Stimme bei wichtigen Beratungen hatten…" WT 1917, 89: "Dic Statuten der Gesellschaft bestimmen, daß die Beamten alljährlich von denen gewählt werden dürfen, die zu dem Grundkapital (Aktienkapital) der Gesellschaft beigetragen haben."

Heute wagt dieser Bücherverlag, sich als das Haupt des Leibes, der Versammlung, als "treuer und verständiger
Sklave", als "Mitteilungs- und Verbindungskanal" zwischen Gott und Menschen und als Herrscher über die Theokratie hinzustellen! Heute nimmt diese Geschäftsfirma und Aktiengesellschaft das Recht in Anspruch, "den anderen Schafen der Zeugen Jehovas gegenüber eine fürstliche Stellung" einzunehmen. (WT 1. 11. 54/661). Heute will diese rein menschliche Einrichtung die "leitende Körperschaft" einer theokratischen Organisation Jehovas sein, die sie in Wirklichkeit mit Menschenkraft und Menschengeist gegründet hat. Sie wagt zu schreiben, daß "Jehova . . . seine gerechten richterlichen Entscheidungen" durch sie veröffentlichen ließ. (WT 15. 1. 57/12).

Der Nachfolger Russels als Präsident der WTG, Rutherford, äußerte sich über den "Mitteilungs- und Verbindungskanal" mit folgenden Worten: "Im Frühling des Jahres l909 wurde die Peoples Pulpit Association (Volkskanzel-Vereinigung) unter dem Mitglied-Körperschaftsgesetz des New York Staates organisiert. Ich (Rutherford) schrieb die Charta der Volkskanzel-Vereinigung (heute Wachtturm Bibel & Traktat-Gesellschaft), welche Charta dem Präsidenten derselben die absolute Macht und Kontrolle gibt … was die Angelegenheiten der Gesellschaft betrifft. Die besagte Körperschaft soll als Beamte haben: einen Präsidenten der gewählt werden soll . . . und sein Amt auf Lebenszeit behalten soll." (Harvest Siftings, 1. 8. 1917, Seite 16, §§ 2, 3).

Mit dieser Erklärung des Präsidenten ist das Geheimnis, das man um den "Mitteilungs- und Verbindungskanal" und den "klugen und treuen Knecht" gesponnen hat, völlig enthüllt. Der mit einem Schleier von Heiligkeit und Heimlichkeit umgebene "Leitende Körperschafts-Mythos" zerfällt. Der gewählte Präsident ist keine Körperschaft und niemals von Gott eingesetzt. Da dieser Präsident alle Macht und Kontrolle, kraft einer von Menschen verfaßten Charta ausübt, mit Hilfe der untheokratischen Stimmen seiner Wähler, berechtigt dies nicht zu dem Anspruch. An Christi Stelle Autorität über Gottes Volk auszuüben, Segnungen anzubieten, die nur Christus vermitteln kann. Es ist eine hohle und banale Anmaßung, Gericht zu halten, ohne göttliche Vollmacht. Es dürfte nun kein Geheimnis mehr sein, wer der "Mitteilungs- und Verbindungskanal" ist, der sich als Mittler hinstellt in Rebellion gegen Christus. Wer hat sich an die heilige Stätte gestellt als "Haupt des Leibes der Versammlung?" Wer gibt die Organisationsanweisungen heraus? Wer ist der kluge und treue Knecht (nach eigener Anmaßung)? Der Präsident der Wachtturm-Gesellschaft! Er allein übt die absolute Macht und Kontrolle in der Wachtturm-Organisation aus. (Harvest Siftings, 1. 8. 17.)

Aber allen Tatsachen zum Trotz und ganz im Gegensatz zu ihrem eigenen Zugeständnis in der WTG-Charta, behauptet die Gesellschaft, das nicht ein Mensch, sondern Jehova selbst ihre Organisation leite. Wer führt die Herrschaft über die Organisation, wer leitet sie? Wer steht an ihrer Spitze? Ein Papst? Eine Hierarchie? Ein Konzil? Nein, keines von diesen. Wie ist das möglich? Ist es denn in einer Organisation nicht erforderlich, daß ein leitendes Haupt oder jemand, der die Richtlinien festlegt, die Organisation beherrscht oder leitet? Doch! Ist der lebende Gott, Jehova, der Leiter der theokratischen Christengemeinde? Ja!" (WT 1. 1. 57, 26/11). Da ist die Frage berechtigt: sind bei der Wachtturm-Gesellschaft Jehova und der Präsident ein und dasselbe?

Wir können diese Selbstüberschätzung nicht unterstützen. Wir dürfen als Christen keinen anderen Mittler anerkennen als Jesus Christus, denn auch Jehova hat ihn als alleinigen Mittler eingesetzt. Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben (nicht eine menschliche Charta) und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist, auf daß in dem Namen Jesu (nicht im Namen der WTG und seinen Präsidenten) jedes Knie sich beuge . . . und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus (nicht die WTG-Führung) Herr ist zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.' (Phil. 2:9-11). Wenn auch die WTG-Führung bei ihren Autoritätsansprüchen verlernt hat, dem Musterbeispiel Jesu, der sich so tief erniedrigte, zu folgen, so laßt uns doch nicht gleichfalls die guten biblischen Ratschläge aus den Augen verlieren, sondern selbst beispielgebend, laßt uns in der Demut einer den andern höher achten als uns selbst. (Phil. 2:3, 4).

In der Erwartung, daß noch recht viele Zeugen Jehovas darüber nachdenken möchten, grüßt in christlicher Verbundenheit
Bruder Willy Müller
65 Gera, Lutherstraße Nr. 16
und Mitverbundene

Das Werk der Zunge
Von jedem bösen (nichtsnutzigen) Wort, das die Menschen reden, davon werden sie Rechenschaft am Tage des Gerichte zu geben haben, denn nach deinen Worten (auf Grund deiner Worte) wirst du gerechtsgesprochen werden, und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden. (Matthäus 12, 36-37).

Nach dem Bericht des Evangelisten redete Jesus zu einigen Schriftgelehrten, die ihn in seiner Rede zu fangen oder durch sprachliche Spitzfindigkeiten einen Vorteil über ihn zu erlangen suchten. Die damaligen Gelehrten des Gesetzes und die Pharisäer taten alles, um Jesus zu widersprechen und ihn hinsichtlich seiner Beweisführung zu schlagen. Sie gingen dabei soweit daß sie Dinge verbreiteten, die sie selbst nicht wirklich glaubten. Solch ein Mißbrauch der Sprache ist immer sehr gefährlich. Jesus erklärte mit besonderem Nachdruck, daß die Menschen einmal von jedem nichtsnutzigen Wort Rechenschaft geben müssen. Unser Benehmen von heute hat viel mit unserem Wesen von morgen zu tun. In dieser Hinsicht ist unsere Zunge ein äußerst wichtiges Glied des Körpers, indem sie unser Inneres, unsere Herzen, genauer widerspiegelt als irgend etwas sonst. Die Zunge druckt aus, was so der so im Sinn, im Herzen, ist. Wir denken dabei an Jesus Ausführungen in der Bergpredigt.

Man ist durchweg gewohnt, Taten ernster zu nehmen als Worte. Gedanken, Worte, Taten - in diesem althergebrachten Dreiklang pflegt man eine Steigerung zu erblicken Wir nehmen den, der viele Worte macht, oft nicht ganz ernst. In einer negativen Richtung sagt man sogar Worte seien dazu da, die Gedanken zu verbergen. Man kann viel sprechen, aber nur wenig sagen. Das erste was wir aus diesem Text lernen, ist also, daß wir das gesprochene Wort sehr ernst nehmen müssen. Nichtsnützige Reden offenbaren ein schlechtes Herz, und das steht zur Beurteilung So legt uns Christus für unnütze Worte eine große Verantwortung auf.

Jesu Worte bedeuten jedoch nicht den natürlichen Lauf unseres Lebens zu stören oder uns jedes Gespräch über unsere natürlichen Angelegenheiten zu verwehren oder gar jeden heiteren Scherz zu untersagen. Es soll auch nicht bedeuten, als dürfte unser Wort nur das Tiefste in unserem Leben berühren und müßte ausschließlich mit überirdischen Dingen beschäftigt sein. Was wirklich in reinem Sinn natürlich ist, ist nicht unnütz, sondern füllt seine Stelle nach Gottes Ordnung aus.

Aber wenn das Wort so tief sinkt so daß es zu überhaupt nichts dient und dem anderen Schaden zufügt, so ist das ein Mißbrauch des Wortes. Wir könnten tatsächlich mit unseren Worten großen Schaden anrichten. In dieser Hinsicht vergleicht Jakobus die Zunge mit einem Feuer, das einen ganzen Wald anzünden kann, und sogar mit einem ruhelosen Übel voll todbringenden Giftes. (Jakobus 3:1-12). Wir können aber auch Wohltäter unserer Mitmenschen werden, wenn wir unsere Worte gewissenhaft wählen, nicht schlecht von anderen sprechen, und wenn wir auch zu schweigen verstehen. Es gibt auch ein beredtes Schweigen. Wenn das Wort der Bote eines gütigen Herzens ist, dann wird dieses Wort dem anderen zu einer Wohltat. Wer bedarf nicht solcher Güte?

So wird das Wort, wie es Jesus in seiner Bedeutung darstellte, ein Symptom für das Wesen des Menschen, denn an der Frucht wird man den Baum erkennen. Schon in der Bergpredigt hat Jesus davon geredet. Er hat dort die Gemeinde der Christen als Pflanzung Gottes bezeichnet, als gute Bäume, die gute Früchte bringen müssen. Er sagte: "An den Früchten sollt ihr sie erkennen. Man kann nicht Trauben sammeln von Dornbüschen oder Feigen von Distelgestrüpp. Ebenso bringt jeder edle Baum auch nützliche Früchte." (Matth. 7:16, 17). Die Worte gleich Früchten des Baumes, sind Ausdruck des Wesens des Menschen.

Aus welchem Grunde sind Menschen gut oder böse?
Seitdem die Menschen auf Erden leben, wurde ihr Sinn beständig bombardiert, um ihn zu erobern und ihre Handlungsweise negativ zu bestimmen. Was veranlaßt den Menschen zu solchem Tun? Es sind Gedanken. Gedanken sind im menschlichen Sinn und führen zu diesem oder jenem Lauf. Die vielen Bücher, von Menschen geschrieben, beeinflussen wiederum das Denken und Handeln des Menschen und üben eine Macht aus. Diese kann gut oder böse sein, segensreich oder teuflisch, je nach dem, ob der ausgedrückte Gedanke Bosheit vermittelt und zu einer Verletzung der gerechten Grundsätze Gottes führt, oder ob er den Menschen erhebt und veredelt und mit dem Willen Gottes bekanntmacht und mit den gerechten Grundsätzen der Wahrheit und Nächstenliebe, des Friedens und der Wohlfahrt.

Denen, die gegen solche Grundsätze waren, antwortete Jesus einst: "Warum versteht ihr meine Rede nicht? Weil ihr nicht fähig seid, meinen Worten voll Empfänglichkeit zu lauschen. Ihr habt den Teufel zum Vater, und eure Lust, ist das zu tun, was eurem Vater Freude macht. Der ist von Anfang an ein Mörder gewesen, und er steht nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist . . . Ich aber finde keinen Glauben bei euch, weil ich die Wahrheit rede. Wer von euch kann mir vorwerfen, ich hätte jemals Unwahres gesagt? Wenn ich die Wahrheit rede, wie ist es zu erklären, daß ihr mir nicht glauben wollt?" (Johannes 8:43-46). Schon hier haben wir den Kampf um den Sinn des Menschen. Es ist der alte Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Gut und Böse.

Es ist sprichwörtlich, daß die Feder, womit das geschriebene Wort, der niedergelegte Gedanke, gemeint ist, mächtiger sei als das Schwert. Dadurch wird ausgedrückt daß Gedanken, die dem Sinn des Menschen vermittelt werden, mächtiger sein können als physische Kraft. So ist auch Gottes Wort machtvoller als physische Kraft und Gewalt Nehmen wir es in unseren Sinn auf, so kann es machtvoll werden und auf unseren Lebenslauf einwirken. Dann sehen wir seine Kraft. Das Gute, das ein Mensch aus dem Schatz seines Herzens hervorbringt, ist das, was er im Laufe der Zeit aufgespeichert hat. Wie das geschehen kann, sagt der Psalmist mit folgenden Worten: "Wohl dem, der nicht wandelt im Rate der Bösen (NW) und nicht tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt im Kreise der Spötter; vielmehr Gefallen hat am Gesetz des Herrn und sinnt über sein Gesetz bei Tag und Nacht." (Psalm 1:1-2).

Auch der Apostel Paulus beschreibt das: "Im übrigen Brüder, soviel als sauber, soviel als freundlich, soviel als wohllautend ist, wenn da irgendeine Tugend und wenn da irgendein Lobpreis ist, dieses ziehet in Betracht." (Philipper 4:8). Weizsäcker übersetzt: "Das betrachtet das erwäget darauf seid bedacht darüber denkt nach"

Während man über das nachdenkt was gut und edel ist, sammelt sich in der Gesinnung ein Vorrat des Edlen und Guten an. Wo aber der Mund die Neigung hat Böses und Schlechtes zu reden, da ist eine böse Gesinnung vorhanden, da hat sich Böses angehäuft. Alles, was der Mensch in seiner Gesinnung aufgespeichert hat, wird sicher irgendwann und irgendwie seinen Ausweg über die Zunge finden Ein böser Schatz wird sich darum kundtun trotz aller Bemühung, ihn zu verbergen. Gleicherweise wird sich auch ein guter Schatz kundtun. Es ist nicht zu verhindern, daß der Mund aus der Fülle des Herzens, des Sinnes, redet.

Überall sind Menschen, die eine gute und edle Gesinnung haben, die gute und aufrichtige Absichten haben, die edle Gedanken äußern und ausführen. Es ist ein primitiver und intoleranter Gedanke, das zu verneinen und in anderen Menschen nur Vernichtungswürdige zu sehen.

Offensichtlich sind sich viele dieses mittelalterlichen Denkens gar nicht bewusst, so das sie es für den Ausdruck höchster Gerechtigkeit halten, Menschen, die anders glauben und denken, vernichtet zu sehen. Wir müssen Menschen, die edle Ziele haben, respektieren, die an der Vermehrung des Wissens, am Stand der Technik, am Fortschreiten der Kunst usw. arbeiten. Wie wollten auch wir Christen ohne das alles physisch existieren? Nehmen wir das alles nicht auch wie selbstverständlich in Anspruch? So sucht der menschliche Geist vorzudringen ins Unbekannte, sucht das Geschaffene zu verstehen und dadurch zu beherrschen und zu nutzen. Wie viele Menschen mühen sich da mit edlem Ziel für andere. Für uns Menschen ist es nicht selbstverständlich, daß wir automatisch nur Gutes reden. Auch die Tatsache, daß jemand ein Christ ist, bedeutet nicht, daß er seine Zunge automatisch zügelt. Das Zähmen der Zunge ist ein altes Problem Der Apostel Jakobus weist in seinem Brief in Kapitel 3:2 darauf hin: "Wir fehlen ja allesamt vielfach, wer sich beim Reden nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann und vermag den ganzen Leib im Zäune zu halten."

Dann geht der Apostel weiter und zeigt, wie der Mensch gelernt hat Pferde mit einem Zaun zu zügeln oder große Schiffe mit einem kleinen Steuerruder zu lenken, daß aber die kleine Zunge ein größeres Problem darstellt. Lesen wir Jakobus 3:7-12 nach der Übersetzung von Zink: "Die ganze Natur zähmen wir. Die wilden Tiere, die Vögel, die Schlangen und die Seetiere werden von jeher durch den Menschen gebändigt. Die Zunge aber vermag niemand zu bändigen, dieses ruhelose Übel von tödlichen Giftes. Mit ihr loben wir den Herrn und Vater, mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes geschaffen sind, aus demselben Munde kommen Segen und Fluch."

Meint Jakobus damit, wir sollten die Flinte ins Korn werfen und unseren Kampf zur Beherrschung der Zunge aufgeben? Wenn Jakobus den Gedanken gehabt hätte, der Versuch, die Zunge zu zügeln, nütze nichts, weil man das unmöglich tun könne, dann wäre auch der Versuch, Gott recht zu dienen, umsonst. Das sagte Jakobus aber nicht. Er verband im Gegenteil die Beherrschung der Zunge mit rechtem Gottesdienst und gab folgenden Ansporn: "Meint einer, er diene Gott und hält dabei seine Zunge nicht im Zaum, dabei sein eigenes Herz über seinen wirklichen Zustand betrügt, dessen Gottesdienst hat keinen Wert" (Jakobus 1:26, 27).

Wir müssen also lernen, Selbstbeherrschung zu üben, und einen zornerfüllten Sinn zu beherrschen. "Darum sei jeder schnell bereit zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn . . . Darum legt alle Unsauberkeit ab und alle Bosheit, an der ihr so reich seid, und nehmt mit stillem Herzen und Geist das Wort auf, das Gott wie einen Samen in euch legt . . . Werdet Täter des Wortes und beschränkt euch nicht aufs Hören. Sonst betrügt ihr euch selbst." (Jakobus 1:19-22). Die Worte des Apostels sind an die "Brüder" gerichtet. Es gab unter ihnen so manches zu bemängeln. Sie bekämpften sich gegenseitig und redeten stolze, prahlerische Worte. Die Notwendigkeit, die Zunge zu bewahren und Frieden zu halten, mußte ihnen gezeigt werden. Jakobus erwähnte Eifersucht, Streitsucht Prahlerei und Lügen und zeigte, daß all dies zur Unordnung fährt. Wenn jemand Haß gegen seinen Bruder hegt so wird sich das in seinen Worten zeigen. Jakobus spricht dann weiter von Kämpfen und Streitigkeiten unter Brüdern. Es reue ein Geist fortwährender Revanche bestanden haben, sonst hätte es unter ihnen keine "Kriege" geben können. Einer allein kann nicht streiten.

Wie kann der Friede bewahrt werden, wenn jemand verletzend redet? Als erstes sollte man an den Grundsatz denken, beim Reden nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten Wenn man verletzt wird, sollte man Selbstbeherrschung üben, wie z. B. David, der schrieb: "Ich will meine Wege bewahren, daß ich nicht sündige mit meiner Zunge, ich will meinen Mund mit einem Maulkorb bewahren, solange der Gesetzlose vor mir ist." (Psalm 39:1). Das ist ein guter Grundsatz für den Umgang mit Menschen, die uns verletzen. Wir müssen unseren Geist beherrschen und dürfen nicht zulassen, daß ein plötzlich aufsteigender Zorn uns aus dein Gleichgewicht wirft. Selbstbeherrschung ist ein Zeichen geistiger Reife.

Wie viele gibt es, welche mit ihrer Zunge ihren Mitmenschen Schaden zufügen, und welche dieselbe Zunge gebrauchen, um Gott Lob darzubringen. Es gibt kein Übel, dem ernste Christen mehr ausgesetzt sind, als diesem. Für manche ist es beinahe ebenso natürlich zu klatschen wie zu atmen. Dagegen sagt die Schrift in Kolosser 3:6: "Eure Rede sei allezeit gewinnend und mit Salz gewürzt, so daß ihr einem jeden die rechte Antwort zu geben wißt." Und in Epheser 4:29: "Es soll kein übles Wort aus eurem Munde gehen! Sprecht vielmehr im rechten Augenblick nur das, was anderen dienlich ist, damit die Hörer Segen davon haben."

Auch in politischen Dingen müssen wir auf die Zunge achten. Der Apostel Paulus gab der urchristlichen Versammlung durch Timotheus folgende Weisung: "Ich verordne nun vor allen Dingen: Es sollen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen dargebracht werden für alle Menschen, besonders für die Könige und alle anderen Machthaber, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit." (l. Timotheus 2:1-2). Damit zeigt der Apostel, daß uns das Geschick unseres Landes nicht gleichgültig sein darf, daß wir uns darum sorgen sollen, daß die führenden Männer das Schiff des Staates recht steuern mögen, zum Wohl des Volkes, das ja auch unser Wohl ist. Jede grundsätzliche negative Denk- und Redeweise ist hier demnach falsch am Platze. Wir sollten sie überwinden, denn sie verträgt. sich nicht mit der Verordnung des Apostels, eine positive Einstellung zu den Menschen zu haben, die in führender politischer Stellung sind.

Über allem steht jedoch die Regel von 1. Kor. 13:1-3: "Wenn ich in den Zungensprachen der Menschen und der Engel reden könnte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich die Gabe erwecklicher Rede besäße und alle Geheimnisse wüßte und alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben besäße, so daß ich Berge versetzen könnte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen verschenkte und meinen Leib dem Feuertode preisgäbe, aber keine Liebe hätte, so nützte es mir nichts." Ein paar Worte der Liebe, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, wie oft haben sie den Lauf eines ganzen menschlichen Lebens verändert! Ja, wieviel haben sie damit zu tun gehabt, das Schicksal von Nationen zu gestalten. Und wie oft haben böse, unfreundliche und verleumderische Worte großes Unheil angerichtet. Ist doch die Zunge imstande, Leidenschaften, Streit, Unfrieden, Feindschaft und Krieg zu erwecken, woran zuerst niemand gedacht haben mag.

So müssen wir entschlossen sein, immer aufs neue Fortschritte in der Beherrschung der Zunge zum Guten anzustreben, denn sie ist ein äußerst wichtiges und einflußreiches Glied unseres Leibes. Wir sollten darin unseren Brüdern und unseren Mitmenschen ein Vorbild sein.
B. K./Berlin

Das wahre Gesicht der Wachtturm-Gesellschaft
Wie mich, die WT zugrunde richtete (Folge 4)
Unverständliches Handeln der Diener
In meinem letzten Briefe legte ich dar, wie sich die Leiden seit meinem Wiedereintritt in die Organisation steigerten und fast unerträglich wurden. Es sollte aber noch schlimmer kommen. Dies will ich heute unterbreiten.
Durch meine Zurechtweisungen der Brüder und durch das Auflehnen gegen ihre Anmaßungen ergriff man Gegenmaßnahmen Die unsaubersten Mittel waren hier recht. Hoffmann, welcher als Überrestglied sich anmaßte, die Gesellschaft zu vertreten, ging zur Offensive über. Heinicke und Quandt standen ihm zur Seite. Durch sie wurden unter den Brüdern in Brandenburg die unmöglichsten Gerüchte über mich verbreitet. Ich sei ein Irrlehrer, würde die Bibel nicht kennen und nach meinen eigenen Auslegungen handeln. Überall begegnete man mir mit Widerstand auf Grund der Verleumdung. Ich ertrug dies nicht mehr und bat die Anstaltsleitung um Verlegung in eine andere Zelle, aber nicht unter Zeugen Jehovas. Meiner Bitte wurde entsprochen. Das war nun neuer Anlaß, um die üble Nachrede gegen mich zu verstärken. Man behauptete, ich hätte unterschrieben, d. h. mich losgesagt von den Zeugen. Ich sei ein Zinker (Verräter). Ich würde Blut essen, kurzum, alles, was irgendwie mich in Mißkredit bringen könnte, wurde angewandt. Man machte mir das Leben so schwer als möglich. Unter diesen Umständen muß man doch in Gewissenkonflikte geraten und seine Gesundheit verlieren, das ist doch unausbleiblich. Jedoch, dies störte diese Brüder nicht, Hauptsache war, man hatte mich unmöglich gemacht Außenstehenden war dies unverständlich, daß in einer christlichen Gemeinschaft soviel Gemeinheit sich verberge. Wer war der Auftraggeber dieses Verleumdungsfeldzuges? Adler, Adler als oberster Boss, er war der Leiter und Organisator des Ganzen.

Heinicke, der ehemalige Leiter der Rechtsabteilung im Bethel, half hierbei unverdrossen mit. Er lehne es ab, die Bibel zu studieren, sie wäre verboten, sagte er mir. Er glaubte all das, was der WT schreibt. So kamen durch ihn die unmöglichsten Gerüchte in Umlauf, was der WT jetzt alles schreibe. Man wartete auf eine Nachricht im WT, daß die Befreiung nahe sei, diese Welt sei am Ende. Es kam aber nicht. Der WT war nicht in der Lage, hierzu eine Hoffnung zu geben.

In den Jahren nach 1955 seit meiner Verhaftung hatte sich auch in meinem persönlichen Leben so manches geändert Meine Ehe, welche ich am 11. 12. 1943 geschlossen hatte, war zerrüttet in meine Abwesenheit. Einige Brüder tragen daran schuld, wie ich ja schon schilderte, als ich als Pionier tätig war. Meine Frau beantragte die Scheidung auf Grund der zehn Jahre Z., sie meinte, die Wartezeit sei zu lang. Die Brüder haben ihr das gesagt, daß sie dies als Grund angeben möchte. So wurde unsere Ehe am 11. 2. 1957 geschieden.

Dadurch wurde mein Leid und Sorge noch vergrößert, denn ich stand nun allein unter Brüdern, die herz- und lieblos waren. Es gibt wohl kaum eine Organisation auf Erden, welche so viel Leid und Sorge über ihre Mitverbundenen bringt. Herr Knorr, wie willst Du dies verantworten Was hast Du dazu zu sagen als erster Diener in der Organisation? Was hast Du getan, um diese Leiden zu mildern?

Ohne Zutun der WTG-Leitung und ohne ihr Wissen trat jetzt plötzlich etwas unerwartet Erfreuliches ein. Der WT hat es nicht vorher prophezeit, daß das Jahr 1964 uns wieder die Freiheit brachte. Trotzdem unsere Haftzeit in bezug auf Behandlung und Verpflegung gut war, waren wir doch froh, wieder frei zu sein. Es war dies eine Maßnahme der Regierung der DDR, uns Langjährige zu entlassen, was, wie gesagt, sehr erfreulich war. Die Entlassungen fanden nach und nach statt. So kam es, daß ich nicht einer der ersten war, der entlassen wurde, was sich sehr zu meinem Nachteil auswirkte und meine Leiden auch in der Freiheit fortsetzte, denn die Brüder waren hier gleich wieder am Werk, meine Zukunft zu zerstören.

Willi Heinicke wurde einige Zeit früher entlassen als ich. Er hatte da nun genügend Zeit, in Brandenburg alles zu meinem Empfang gut vorzubereiten. Ich hatte nach meiner Scheidung mit einer Schwester in Brandenburg in Briefwechsel gestanden und hatten uns verlobt. Dies war Heinicke bekannt. Er besuchte sie und gab ihr Verhaltungsregeln, wie sie sich mir gegenüber verhalten solle, wenn ich dort auftauchen würde. Als ich freudestrahlend nach meiner Entlassung dort ankam, verhielt sich meine Verlobte sehr reserviert und bat, daß sie mit mir ein Bibelstudium halten möchte. Ich war einverstanden Im Laufe des Gespräches wurde klar, daß ich die Bibel besser kannte als sie erwartet hatte. Ich kam damals aber nicht auf den Gedanken, das hier ganz niederträchtige und gemeine Verleumdungen von Heinicke vorlagen. Er hat es fertig gebracht. meine Verlobte total zu vergiften. Sie war dermaßen durcheinander gebracht, daß ich es schwer hatte, sie über alles aufzuklären und daß dies alles Verleumdung sei.

Die niederschmetternden Ereignisse nach meiner Entlassung
Was ich in Brandenburg nach meiner Entlassung erlebte, kann ich unmöglich alles zu Papier bringen. Es ist so schlimm, das es für solche Gemeinheiten einfach, keine Worte gibt. Der Versammlungsdiener war in der Gruppe Brandenburg Erich Schulz. Er war ein fanatischer, aufgeblasener Diener. Er legte die Grundregeln der Bibel beiseite und handelte nach seiner Weisheit. Er hörte gern Verleumdungen und nahm sie als wahr entgegen. Er fragte mich nicht einmal, Horst, gegen Dich wird dies und das vorgebracht, was hast Du dazu zu sagen? Nein, das tat er nicht. Er arbeitete mit diesen ihm zugetragenen Verleumdungen, hinter meinem Rücken gegen mich. Ich hatte ja dieses heimtückische und hinterhältige Verhalten der Diener in der Organisation schon zur Genüge kennengelernt. Warum sollte da auch Erich Schulz eine Ausnahme sein? Die Unwahrheiten von Heinicke waren eben Wahrheit, er saß ja einmal im Bethel und da kann man auch ruhig einmal die Unwahrheit sagen, ohne daraus Nachteile zu haben. Holdi Quandt wurde nach mir entlassen. Wir trafen uns auf der Straße und schüttelten uns in aller Freundschaft die Hände, alles, was einmal zwischen uns war, schien vergessen zu sein. Kurze Zeit später erfuhr ich, was er alles hinter meinem Rücken vollbracht hatte. Einen größeren Judas als diesen kann es kaum geben.

Ich hatte mich mit meiner Verlobten ausgesprochen und wir waren uns einig, am 1. 2. 1964 in Brandenburg zu heiraten. Es wurde alles dazu vorbereitet und der Hochzeitstag stand in freudiger Erwartung vor der Tür. Aber den lieben Brüdern gefiel diese Einträchtigkeit und Harmonie zwischen uns beiden gar nicht und sie führten den letzten Schlag einige Stunden vor dem Gang zum Standesamt. Meine Verlobte wurde gebeten, schnell nochmal zu Erich Schulz zu kommen, er hätte etwas mit ihr zu reden. Wir beide nichtsahnend, ging meine Verlobte erwartungsvoll zu Schulz. Als sie zurückkam, eröffnete sie mir schweren Herzens: "Horst, ich gehe nicht mit dir zum Standesamt!" Weshalb nicht? "Was man da so alles von dir hört; du bist auch gegen die Wachtturm-Gesellschaft!" Mehr sagte sie nicht, es war zu viel auf sie eingeredet worden, ihre Nerven waren hin.
In welch eine Situation hat man mich da gebracht?

Könnt ihr das verstehen, Brüder und Schwestern? Einige Stunden vor dem Gang zum Standesamt werden alle unsere Hoffnungen von "Glaubensbrüdern", die sogar ein Dienstamt bekleiden, zerschlagen. Zerschlagen von Dienern, die sich zum Ziel gesetzt haben, mein Leben zu ruinieren, weil ich nicht in allen Dingen mit ihnen konform gehe oder aus Haß und Neid. Ist dies christlich gehandelt? Nathan Knorr, Du kannst stolz sein auf Deine Dienerschaft. Es war die Elite Deiner Diener, die alles arrangierten, wie soll und kann es da in den unteren Kreisen besser sein? Herr Knorr, was wirst Du dagegen tun?

Diese Brüder haben mein Glück und Hoffnungen zerschlagen auf gemeine, raffinierte Weise. Wer war der Rädelsführer des Ganzen? Adler, Adler als der höchste Boß, damals in Brandenburg, nahm Rache an mir. Ich habe ihm oft seine gemeinen Handlungsweisen vorgehalten, habe ihm gezeigt, wie man es nicht machen solle. Aber Adler hatte ja das Recht, alles so zu handhaben, wie er es für richtig hielt. Bei unseren Aussprachen blieb manches ungeklärt. Adler sagte, das klären wir mal draußen. Adler war schlauer als ich, er klärte alles auf seine Art und Weise und brachte mich in weitere große Schwierigkeiten. Seine Helfer waren: Heinicke, Quandt und Schulz. Adler habe ich brieflich alle seine verbrecherischen Handlungen mitgeteilt, bekam aber keine Antwort. Sie sind zu feige sich zu verantworten, ihre Stärke ist, hinter dem Rücken zu arbeiten, weit vom Schuß. Herr Knorr, so sieht die Wirklichkeit aus.

Daß diese sauberen Brüder tatsächlich unser Glück und alle unsere Hoffnungen zerschlugen, möchte ich mit einigen Briefauszügen von meiner Verlobten bekräftigen. Ich habe sie sehr geliebt und fand auch Gegenliebe im gleichen Maße. Aus späteren Briefen nach der Zerschlagung unseres Glückes: "…wüßtest Du, wieviele Tränen ich deinetwegen vergossen habe, ja vielleicht ist es Dir eine kleine Genugtuung, wenn ich Dir schreibe, daß monatelang nach unserer Trennung fast kein Tag vergangen ist, da ich nicht geweint habe bei den Erinnerungen, denn ich kam nicht so leicht darüber hinweg, wie ich vorher glaubte. Es erging mir ganz ähnlich wie Dir nach unserer Trennung . . . ! Ja, Du hast ganz recht, wir beide hätten glücklich werden können!"

Adler, Heinicke, Ouandt, Schulz und wer sonst noch beteiligt war, das ist euer Werk! Wer von euch trägt dafür die Verantwortung? Wer dirigierte den Verleumdungsfeldzug gegen mich? Ihr vier unfähigen und unliebsamen Diener tragt die Verantwortung und Herr Präsident Knorr sollte dies nun alles bereinigen. Ich brach fast zusammen unter den Lasten, die mir diese Brüder auferlegten mit ihren Gemeinheiten. Ich forderte auch Adler auf, meiner damaligen Verlobten zu schreiben, ihr die Wahrheit mitzuteilen und sich mindestens zu entschuldigen. Er tat es nicht, er hüllte sich in Schweigen. Adler muß eben Adler bleiben. Du trägst zwei Gesichter, Adler, fromm und scheinheilig. Da Du Dich nicht meldest, sollen alle erfahren, wer Du in Wirklichkeit bist. Lange genug habe ich gewartet. Mit der Zerstörung meiner angehenden Ehe in Brandenburg ist diese Tragödie abgeschlossen, aber neue Schwierigkeiten tauchen bereits wieder anderorts auf.

Meine weiteren Erlebnisse in Zittau
Brandenburg mußte ich nun notgedrungen verlassen nach all den trüben Erlebnissen. Ich lag buchstäblich auf der Straße, hatte kein Heim mehr, war ein Verfemter. Ich kehrte nach Zittau zurück und hoffte, dort wieder ein geordnetes Leben führen zu können in aller Ruhe und Bescheidenheit. Weit gefehlt, kaum war ich dort angekommen, begann der Hexensabbath von neuem.

In Zittau wurde ich von einem gewissen Augustin von der Organisation empfangen. Er sagte sinngemäß zu mir: Bei dir hat ja früher des öfteren nicht alles gestimmt und wir hatten viel Arbeit mit dir. Ich rate dir, beginne ein neues Leben. Arbeitsscheu bist du auch, siehe zu, daß du sofort eine Arbeit aufnimmst und in geordnete Verhältnisse kommst. Diese Vorwürfe waren alle unberechtigt und entbehrten jeder Grundlage. Ich war ein angelernter Schmied. Zu der Zeit, als dieses Gespräch geführt wurde, war ich frisch amputiert. Ich habe im Krieg den linken Arm verloren. Ich habe im Pferdelazarett und als Nachtwächter gearbeitet. Ich scheute keine Arbeit, die ich irgendwie verrichten konnte und dieser noch persönlich nicht kennender Diener nennt mich ein arbeitsscheues Element. Habe auch als Maler mit einem Arm gearbeitet. Heute arbeite ich als Fensterputzer mit einem Arm. Als ich damals als Schmied arbeitete, staunten alle über meine Arbeitsleistung mit einem Arm. Dieser Empfang beim VD ließ meinen Mut gleich wieder sinken, denn ich sah, daß schon alles wieder vorbereitet war gegen mich.

Über diesen Empfang beschwerte ich mich bei dem Zweigdiener Franke in Wiesbaden. Eine Abschrift davon übergab ich dem VD Augustin. Er meinte, gut, aber diese Abschrift ist soviel wert, daß sie gerade noch zum Feueranzünden reicht.
Das ist die Antwort eines VD. Die Bibel sagt, wer im voraus antwortet, ohne gehört zu haben, ist ein Narr. Spr. 18:13. Herr Knorr, Narren sind Deine Diener in Deiner unbiblischen Schar. So fing es an, wie wird es hier enden?

In Zittau lernte ich eine Schwester kennen, die mir gefiel und so blieb es nicht aus, da auch von der Schwester aus Interesse vorhanden war, daß wir eine eventuelle Heirat erwogen. Jedoch hatten wir wieder die Meinungen der Brüder nicht einbezogen. Da kam eines Tages Worm zu mir und verbot mir eine Eheschließung mit der Schwester, überhaupt jeden weiteren freundschaftlichen Verkehr. Warum? frug ich. Deine erste Ehe, welche geschieden ist, besteht trotzdem noch. Meine Antwort:

"Meine Frau ließ sich während meiner Haft scheiden, hat gleich geheiratet und aus dieser Ehe sind wiederum Kinder hervorgegangen, wie kann da meine Ehe noch bestehen? Was sind das für Auffassungen unter euch?" Da ich sein Verbot ablehnte, ging er zu der Schwester. Die Schwester nahm sein Verbot an und so wurde auch diese Eheanbahnung durch die Brüder zerschlagen.

Worm kam nicht wieder zu mir und teilte mir den Entschluß der Schwester mit. Er wußte genau, daß ich ihn zur Rechenschaft ziehen wurde. Er hat dort mit falschen Darlegungen operiert. Er ist ein ganz erbärmlicher Mensch und verleumdet, wo er kann. Ich habe nichts zu verbergen, habe es auch nicht versucht, das ist nicht meine Art. Ich weiß, daß ich auch Fehler gemacht habe, habe niemand geschädigt. Trotzdem entschuldigte ich mich damals bei Worm und Augustin brieflich von Brandenburg aus. Nach meiner Entlassung mußte ich zuerst nach Zittau zurück. Durfte aber sofort nach Brandenburg zurück zu meiner Verlobten. Als ich nach der Zerschlagung meiner Hochzeit in Brandenburg zurück nach Zittau mußte, traf ich Worm auf dem Bahnhof. Er bat um Versöhnung, die ich gern gewährte. Nach einiger Zeit erfuhr ich in Zittau von den Machenschaften Worms. Er war von Haus zu Haus zu den Brüdern gegangen und hat sie gewarnt, ich sei ein Verräter, deshalb Vorsicht. So niederträchtig handelte Worm. Bei mir bedankte er sich, daß nach meiner Verhaftung keine weiteren erfolgten, auf der anderen Seite bezichtigt er mich des Verrates. Ich suchte ihn in seiner Wohnung auf. Hier sagte er mir wieder, ich sei kein Verräter, er wisse, wie das immer so in die Wege geleitet wird. Jedoch sorgte er nicht dafür, das diese Verleumdung unterblieb, es wurde weiter geredet, ich sei ein Verräter und so lief das Gerücht ungehindert weiter Worm ist völlig ungeeignet, ein Dienstamt zu haben, da er unehrlich und mit zwei Zungen redet.

Da ich in Zittau kaum eine Schwester fand, die mir auf Grund der Verleumdungen noch traute, versuchte ich es außerhalb Zittaus, denn ich wollte wieder ein ordentliches Heim haben. Ich fand auch eine Schwester. Wir beschlossen zu heiraten und taten das auch außerhalb Zittaus. Die Brüder hatten aber durch Beobachtung etwas bemerkt und so wurde meine Frau zu einem ihr unbekannten Herrn bestellt. Er stellte sich auch nicht vor, sondern sagte zu meiner Frau: Ob sie denn nicht wisse, daß ich schon des öfteren versucht hätte, mit Schwestern eine Ehe einzugehen. Wir Brüder bedauern es sehr, daß wir diese Ehe nicht schon im Werden zerschlagen konnten.

Das war die Einleitung. Nun blieben weitere Belästigungen nicht mehr aus. Meine Frau wurde nun dauernd von den Brüdern gegen mich aufgeputscht, Lügen wurden ihr unterbreitet, es wurde alles getan, um die harmonische Ehe zu zerstören. Herr Worm tauchte auch wieder einmal in Zittau auf und redete mit meiner Frau. Nach dieser Unterredung verließ mich meine Frau sofort. Ich holte sie zurück. Es ging dann auch eine gewisse Zeit gut, dann brach auf Grund der Hetze wieder alles zusammen.

Aufgehetzt und aufgeputscht verließ sie mich dann endgültig Meine mehrmaligen Aufforderungen, zurückzukehren, fruchteten nicht, sie kam nicht zurück. So kam es dann zur Scheidung. Oft hatte ich meiner Frau meine Erlebnisse berichtet. Weil sie so ungeheuerlich und schändlich waren, glaubte sie den Beschönigungen der Diener mehr als mir, leider. Mir ist es unverständlich, wie meine Frau diese Befehle der unfähigen Brüder befolgen konnte und ihre Ehe durch sie zerstören ließ. Sie hörte nicht auf mich. So wurde durch die Brüder abermals meine vierte Ehe zerstört. Herr Knorr und Herr Zweigdiener Franke, die ihr die Diener ernennt und bestätigt, wollt ihr diese Diener in Schutz nehmen? Ist die Ehe nicht heilig? Welche Ursachen habt ihr, euch in die Ehen eurer Brüder zu stellen, um diese zu zerschlagen und damit das Leben eurer Brüder zugrunde zu richten? Antworte darauf.

Meine Beschwerde bei dem Herrn Zweigdiener Franke über so viele Niederträchtigkeit wurde nicht beantwortet. Ein Herr Bär antwortete mit Verleumdungen gegen mich mit einer Postkarte. Soll dieser Zustand denn immer so bleiben, soll ich nicht mehr zur Ruhe kommen?

Nach meiner Entlassung am 11. 12. 63 war ich kaum noch ein vollwertiges Mitglied der WTG. In Brandenburg kurz nach meiner Entlassung, Gemeinschaftsentzug auf Grund falscher Anschuldigung. Mitgeteilt wurde mir dieses aber nicht. In Zittau angekommen, begann sofort wieder die Hetze gegen mich. Hinter meinem Rücken Gemeinschaftsentzug, weshalb weiß ich nicht, bekam keine Mitteilung darüber. Deshalb erkannte ich diesen Gemeinschaftsentzug auch nicht an.
In meiner Wohnung in Zittau erschien einmal ein Herr von der WTG. Ich sagte ihm, daß ich unschuldig ausgeschlossen sei und dies nicht anerkenne. Die Antwort: Das dient zur Erholung! Das war alles.

Es wurde nicht anerkannt, daß ich neun Jahre wegen der Machenschaften der WTG-Leitung inhaftiert war. Ich hatte meine Schuldigkeit getan und war abgeschrieben. Jedoch um meine persönlichen Dinge wie Ehe, darum kümmerten sie sich und waren besorgt, damit mein Leben zu ruinieren. Was aber eine finanzielle Hilfe anbetraf, da gehörte ich nicht zur Organisation. Es war aber auch so, daß auch andere keine finanzielle Hilfe von der Gesellschaft bekamen, höchstens von Brüdern aus der Gruppe. Außenstehende, die wir als Weltmenschen bezeichneten, waren barmherzig und unterstützten mich, halfen mir auch weiter. Aber die WTG-Leitung kann z. B. schöne Autos kaufen von dem Gelde der Brüder, aber einen durch ihr Verschulden in Not geratenen Bruder zu unterstützen, geht nicht. Nicht einmal geborgt kann man etwas bekommen Weltmenschen liehen mir großzügig Geld, um wieder in geordnete Verhältnisse zu kommen. So sieht das in der WTG unter Leitung des Präsidenten Knorr aus. Es wird Zeit, daß diese Leitung abtritt, denn gesunden kann die Organisation nur, wenn eine neue Leitung mit biblischen Grundsätzen an die Spitze kommt, die vor allem auch Liebe zu den Brüdern im Herzen hat.

Viel hatte ich schon erlebt, aber nach meiner Entlassung brach die Hölle los. Friedlich Adler, wer hat noch alles Anteil an Deinem Vernichtungswerk gegen mich? Sei ehrlich und offen, wenn Du noch ein Gewissen hast. Holdi Quandt habe ich versucht zu finden, ergebnislos. Heinicke habe ich in Leipzig angeschrieben, ohne Erfolg. Hoffmann in Fürstenwalde, kein Ergebnis. Alle sind zu feige, sich zu melden, damit ich sie zur Verantwortung ziehen kann, ihre ganze Erbärmlichkeit mal vor Augen zu halten. Wenn dies alles die Führer einer "Neuen-Welt-Gesellschaft" sind, dann Herr Knorr "Gute Fahrt"! Für solche "NeueWelt-Gesellschaft" wird sich niemand einsetzen, sondern ihre Beseitigung fordern.

Meine Forderung an Zweigdiener Franke bestand darin, Überprüfen der Handlungen und Machenschaften der Diener, die ich namentlich anführte. Absetzung aller untauglichen lieblosen Diener, welche keinerlei menschliches Mitgefühl haben. - Es sind Tiere, keine Menschen, solche Diener. Die Antwort auf meine Forderung war, neue Hetze gegen mich. Ohne mein Beisein, sprach man ungefähr vier Gemeinschaftsentzüge gegen mich aus, wovon ich nur hintenherum erfuhr. Diese alle aber erst nach meiner Entlassung. Wie könnte ich unter solchen Erfahrungen jemals wieder in eine solche Organisation zurückkehren Dies ist unmöglich. Einmal habe ich den Fehler gemacht, niemals wieder.

Wie habe ich durch die Handlungsweise der Dienerschaft gelitten? Wieviele Tränen habe ich geweint. Einen totalen Nervenzusammenbruch erlebte ich durch alle die Aufregungen, Gewissenskonflikte und Lieblosigkeit, herbeigeführt führt von der Dienerschaft einer "göttlichen Organisation". Wer gibt mir meine Gesundheit wieder? Wer will dies alles mal verantworten? Es ist mir unmöglich, alle die Dinge anzuführen, die an mir und auch noch anderen Brüdern verübt wurden. Von der viel gepriesenen Theokratie der WTG bliebe nicht einmal ein Schatten, denn alles ist Schein. Die Tatsachen sehen ganz anders aus, das zeigt allein mein Fall.

Ich habe auch versucht, dem Präsidenten alles zu unterbreiten Ich richtete diesen Brief an Zweigdiener Franke in Wiesbaden. Ich bekam auf diesen Brief niemals eine Antwort. Ob der Zweigdiener Franke ihn wohl absandte an Knorr? Wahrscheinlich nicht, sonst würde der Präsident sicher geantwortet haben, denn so viel Anständigkeit wurde sicher der Präsident einer christlichen Organisation haben oder sollte ich mich auch hier täuschen? Nach meinen Erlebnissen in der WTG ist das alles möglich.

In Zittau ist nun wieder ein neuer Name unter den Aufsehern aufgetaucht, Karl Heinz Schäfer. Dieser Aufseher stellt alle vorhergehenden in den Schatten. Im engsten Familienkreise sagt man, er liebe es zu herrschen und lasse sich nichts sagen. Es ist somit der Diktatur Tür und Tor geöffnet, was der WTG-Leitung zum Nutzen gereichen wird, den Brüdern aber zum Schaden. Ich hoffe und wünsche, daß alle Brüder und Schwestern aus meiner wahrheitsgetreuen Schilderung Nutzen und Lehren ziehen werden Wir wollen uns doch gegenseitig mit unseren Erfahrungen helfen, um immer gut ausgerüstet zu sein gegen die Lieblosigkeiten der Aufseher und der WTG-Leitung Einer trage des andern Last. (Gal. 6:2).

Vom Präsidenten Knorr erwarte ich umgehend eine Antwort auf meinen Brief, welcher in CV Nr. 17-20 in Fortsetzungen erschien. Wird Herr Knorr sein Präsidentenamt niederlegen? Wie gedenkt Herr Knorr in Zukunft zu handeln? Wird Herr Knorr bei Ernennung von Dienern in Zukunft nach biblischen Grundsätzen handeln? Wird Herr Knorr auch bereit sein, seine Lehren auf biblischen unanfechtbaren Darlegungen kund zu tun? Um Antwort wird gebeten.

Noch eines, Herr Knorr, wie hat sich Dein offener Brief an die höheren Diener ausgewirkt? Hat sich hier etwas zum Guten geändert? Es wäre erfreulich zu hören, daß meine dargelegten Erlebnisse und Erfahrungen beitragen würden, eine Änderung herbeizuführen, meine Leiden, herbeigeführt durch die Leitung und die Diener der Wachtturmgesellschaft, wären da nicht ganz umsonst gewesen.
Horst Kühn,
88 Zittau, Geschw.-Scholl-Str. 34

Keine Armee kann einer Idee widerstehen, deren Zeit gekommen ist!
Operation Befreiung - Ein vertraulicher Bericht von W. J. Schnell, USA
Liebe Freunde!
Befreiung winkt für Zehntausende von Zeugen Jehovas, wenn sie anfangen nachzudenken! Als Olin Moyle, Rechtsberater der Wachtturmgesellschaft, von Rutherford hinausgeworfen wurde, erwählte das Direktorium der WTG als Nachfolger Hayden C. Covington. Er war Rechtsanwalt in San Antonio, Texas. Unter der kundigen Vormundschaft von Rutherford, kam Covington empor als ein führender Gesetzeskundiger in USA. Er führte Zeugen Jehovas dazu, Siege in Rechtsfragen davonzutragen vor dem obersten Gericht der USA. Und sein Ansehen unter den Zeugen Jehovas stieg zu solcher Höhe, daß dieser junge Anwalt nach Rutherfords Tode der Vizepräsident der Wachtturmgesellschaft wurde.

Jedoch im Laufe der Zeit begannen sich Differenzen zwischen Mr. Knorr und Mr. Covington herauszustellen. Covington wurde gezwungen, von der Vizepräsidentschaft zurückzutreten. Es ersetzte ihn der alte und scharfsinnigere Fred Franz, Veteranenherausgeber des Wachtturms. Unsere Pipeline (Rohrleitung) in das innere Heiligtum der WTG informierte uns über zunehmende Differenzen zwischen Knorr und Covington. 1963 hatten sie in der Tat offenen Streit, des öfteren so laut, daß es vier Flure tiefer gehört wurde. In der Tat, dieser andauernde Streit wurde das Gewürz jeder Mahlzeit im Bethel. Knorr war für den Status quo, den gegenwärtigen Zustand auszunutzen, so sagen unsere Informatoren. Schließlich wurde Covington gezwungen, aufzugeben. Er zog sich auf eine private Rechtspraxis zurück.

Als die Offenbarungen über den Zusammenbruch des Untergrundapparates in Deutschlands Nazizeit den anklagenden Finger auf die deutschen Führer der WTG richteten und durch mein Buch: "Dreißig Jahre Sklave des Wachtturms" einen Höhepunkt erreichten, entstand eine gemeinsame Bewegung, diese Führer auszustoßen. Die Leitung war gezwungen, einige ihrer Führer zurückzuziehen. Leider aber blieben andere, welche ebenso belastet waren, im Dienstamt.

Die neue deutsche Wachtturmgesellschaft unter Führung von Brooklyn, am 9. September 1945 gegründet, versprach in ihrem Gründungsprotokoll, alle auszuschließen, die ihre Brüder unter dem Hitlerregime verraten hatten. Die Tatsache, daß noch heute solche Männer in verantwortlichen Positionen sind, verursacht Scham und Gewissenskonflikte.

Ein anderer Untergrundapparat wurde 1947 in Osteuropa gegründet. Dieser wurde so despotisch (willkürlich), daß die Leitung mit verschiedenen Warnungen sich an die Diener wenden mußte.
Alle Arten von Betrügereien, Lügen und Ausflüchte wurden zur Praxis. Geldschmuggel aus dem Lande und andere Missetaten brachten Verbot der WTG und damit Erschwernisse für die einzelnen Glieder der Organisation. In Zentralafrika haben bereits viele Zeugen Jehovas die Organisation verlassen. Andere wurden Fanatiker oder gerieten in geistige Verwirrung. In einem Falle in Malawi versuchte eine verwirrte Zeugin, die, welche nicht an ihrem Kult teilnehmen wollten, in Stücke zu hauen. Ein anderer, Thomas, der sich als Sohn Gottes ausgab, mußte von den britischen Behörden hingerichtet werden.

In der ganzen Organisation wachsen Gewissensschwierigkeiten Sichtbar wird ein ähnlicher Umschwung, wie in den Jahren 1917-1931, wo mehr als 40 000 die WTG verließen. Die Gesellschaft benutzt dieselben Tricks, sie ändern sich nicht, ganz gleich, ob es sich um Endprophezeiungen oder Untergrundorganisation handelt. Neuerdings wieder in Malawi. Überprüft die Darlegungen der Gesellschaft im WT und Erwachet mit anderen Berichten. Gewiß verurteilen auch wir diese stattgefundenen Übergriffe, denn niemand wird dies gutheißen. Es gilt aber auch hier zu prüfen und festzustellen, wer hat die Schuld an diesen Übergriffen? Wer trägt die Verantwortung an dem heraufbeschworenen Zustand in Malawi? Hat die Leitung der WTG alles getan, um diese Konflikte zu vermeiden Oder handelte sie so wie z. B. in New Jersey, Deutschland, Spanien und anderen Ländern, indem sie alles, auch was der Ordnung und Sicherheit der Bürger dient, ablehnte Sie benötigt immer wieder Märtyrer, um ihre Organisation herauszustellen. Ist die Aufforderung im WT nicht Mittel zum Zweck: "Wer sein Leben retten möchte, hat jetzt noch Gelegenheit"! Wer ein Christ sein will, das heißt ein ergebener Diener Gottes, wird mit fürsorgender Liebe seinem Bruder beistehen und ihn vor Gefahr bewahren.
Liebe Freunde, denkt gründlich darüber nach und handelt so, als es euer christliches Gewissen es auch gebietet. Galater 6:2-5.

Interessante Mitteilungen
Das Ende von Zweigdiener Erich Frost
Bekanntlich wurde über den Vorgänger von Zweigdiener Konrad Franke, Erich Frost anläßlich des internationalen WTG-Kongresses 1961 in Hamburg durch das weltbekannte Hamburger Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" vom 19. Juli 1961 nachgewiesen, daß Frost ein Handlanger der Nazis gewesen ist. Damit wurde der Sturz dieser WTG-Säule herbeigeführt. Kaum jemand bemerkte trotz "gründlichem" WT-Studium, daß mit den Worten im WT von 15. Februar 1962, Gileadbericht, der Teufel wolle die Säulen in der Organisation verdrängen, der Fall Frost gemeint war, im Jahrbuch 1947, S. 124, hatte er sich selbst verherrlicht.
Damit in den Versammlungen niemand aufmerksam werden sollte, ließ man jedoch erst noch einige Jahre verstreichen, bevor man ihn 1964 als deutschen WT-Redakteur absetzte. Frost tauchte dann in der südwestdeutschen Versammlung Tutttlingen, Donau unter. Aus der Versammlung wird berichtet daß er dort eine Etagenwohnung gemietet hatte und sich kaum noch öffentlich sehen lies. Meist fuhr er nur in seinem VW aus. In der Versammlung galt er als erledigt tat kaum den Mund auf und hatte keine Freunde. Alle wunderten sich, daß dieser einst so glänzende Redner sich so in ein Mauseloch verkroch. Im Frühjahr 1968 sei er dann im Alter von 67 Jahren gestorben.
In der ganzen WT-Literatur ist kein Wort über Frost Nazidienste veröffentlicht worden, und zufolge der systematisch von der WTG betriebenen Verteufelung aller Zeitungen, Zeitschriften und sonstigen Presseorgane hat kaum ein Zeuge die Hamburger SPIEGEL-Veröffentlichung über Frost zur Kenntnis genommen. Das ist eine der WTGMethoden, die Zeugen in Unwissenheit zu halten. So ist das Wundern über Frost in der Versammlung Tuttlingen durchaus verständlich.

Tragödien
Wie jetzt für 1975 wurde vom WT einst auch für 1925 Harmagedon vorausgesagt (Millionen jetzt Lebender werden niemals sterben! S. 103/4, Brosch. WTG 1920, CV 9, S. 6, 5. Mose 18:20-22). Für viele wurde das zur persönlichen Tragödie, weil sie sich völlig diesen Lehren ausgeliefert halten. Dazu gehörte auch Br. Wilhelm Niemann aus Magdeburg, Moltkestraße 16, der mit dem Brooklyner WT-Redakteur George H. Fisher, Mitverfasser des Bandes VII der Schriftstudien im Auftrag von WTG-Präsident Rutherford, in Verbindung war. Die Irrlehre von 1925 gab ihm den Rest. In Traktationen versuchte er, die Versammlungen aufzurütteln. Besonders prangerte er die zahlreichen Ehescheidungen unter den Bethelältesten in Brooklyn in dieser Zeit an und rief in dem Traktat "Das siebenfältige Licht der Wachtturm-, Bibel- und Traktatgesellschaft" die Versammlungen auf: "Das Jahr 1926 bricht an, es muß etwas geschehen!"

Daraufhin ging Rutherford im WT mit "Briefen" gegen Br. Niemann vor, der dann systematisch als "Aufrührer, Rotte Korah, Teufelsschwanz und Besessener" unmöglich gemacht wurde. Durch die WT-Erziehung für immer an der Welt irre geworden und nur auf sich allein gestellt und vom Haß und von den Verfolgungen und Verleumdungen der WTG ständig unter Druck gesetzt, wurde er zum Schluß in religiöse Verwirrung getrieben.

Jetzt gibt es in westdeutschen Großstädten schon Dutzende schlimmere Fälle. Nach Informationen aus einer Versammlung in München befanden sich im Jahre 1966 schon über 30 Zeugen Jehovas als Irre in der psychologischen Landesanstalt München. Vier Ärzte seien allein mit den irren Zeugen Jehovas beschäftigt.

Sie befolgen Lukas 10:37
Die Evangelisch-Methodistische Kirche, die sich 1968 aus einem Zusammenschluß der Methodistenkirche mit der Evangelischen Gemeinschaft gebildet hat, unterhält in beiden deutschen Staaten mehr als 80 diakonische Einrichtungen, darunter Krankenhäuser und Altenheime, in denen 5144 Betten bereitstehen und 2850 Mitarbeiter tätig sind.
Die WTG hat nichts dergleichen aufzuweisen. Ist es nicht an der Zeit zu erkennen, wie überheblich die Ansicht ist "allein in der Wahrheit" zu sein? Ist in anderen Kirchen nicht mehr praktische biblische Nächstenliebe?

Auseinandersetzungen um die Taufe
In der deutschen evangelischen Kirche sind im Sommer 1968 offene Auseinandersetzungen um die Taufe entstanden Es treten namhafte Christen auf, die die Kindertaufe als unbiblisch ablehnen und die verlangen, die kirchliche Taufpraxis zu ändern. Es gibt schon Pfarrer, die ihre Kinder nicht mehr taufen lassen, sondern warten, bis sie selbst zum Glauben kommen, um sich dann taufen zu lassen. Bemerkenswerterweise werden solche Christen nicht aus den Kirchen "exkommuniziert" oder ausgeschlossen. Hier zeigt sich, wie groß die christliche Freiheit des einzelnen in den Kirchen ist im Gegensatz zu der Intoleranz der WTG, die jede Kritik an ihren Praktiken unterdrückt und die Kritiker ausschließt.

Aus eingegangenen Briefen
Aus dem Bezirk Rostock:
… "Aus der Vergangenheit nichts gelernt" in Nr. 16 von CV. Es ist doch fast unglaublich, was da mit "initiativ" gemeint ist: Taten (Erwachet Nr. 18/67). Das bedeutet doch wohl nichts anderes, als Aufforderung zum Felddienst. Wenn das im Westen propagiert würde, wäre das ihre Sache, aber diese Aufforderungen sind ja nach wie vor weltweit, also auch hier, wo Verbot besteht. Unverantwortlich. Dann die immer neuen Endzeitdaten, nun 1975. Wie kommen die bloß immer wieder zu diesen Terminen? Natürlich lebt die WTG-Leitung von diesem Hinhalten ihrer "anderen Schafe" von einem Termin zum anderen, weil ihr ganzer Glaube auf Überlebenwollen aufgebaut ist. Daher auch ihre Intoleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen . . . Gott erweckt zum Glauben, wenn er will, deshalb brauchen wir nicht allen Menschen zu Feldpredigen. Was in Nr. 17 über den Reichtum der Weltorganisation steht, ist tatsächlich eine geschäftliche Leistung, die nur auf nicht notwendige Rechenschaftslegung und freiwillige Spenden und unbezahlte Arbeitskraft aufgebaut werden konnte. Es ist sehr gut daß solche unchristliche Machenschaften der WTG nun ihren Gliedern durch CV aufgedeckt werden . . . Ja, lieber Bruder, auf alles einzugehen in CV Nr. 16, 17 ist unmöglich, denn soviel Papier habe ich gar nicht, solch eine Fülle von Tatsachenmaterial steckt in CV …

Aus Polen:
… Es war für mich eine große Freude und Überraschung, CV zu erhalten. Ich erhielt sie über "Swit" in Warschau. Ich bitte herzlichst um weitere Übersendung von CV, da sie mich sehr interessiert. Sie gibt viele Aufklärungen über die WTG. Ich bitte um die Nummern 5, 7, 8, 9, da mich und andere diese Artikel besonders interessieren, wie Bluttransfusion und Antikommunismus . . . Mit großem Interesse erwarte ich nun CV. . . .

Aus Amerika:
… Besten Dank für CV - ein gutes Werk. Es sind wunderbare aufklärende Artikel, welche wir in Amerika auch gebrauchen können. Hier finden jetzt in vielen Orten die Hauptversammlungen der ZJ statt. Über Erfolg werden wir Dir berichten. Einen Bericht über den Reichtum der WTG werden auch wir bringen.

Aus Afrika:
Ehemaliger Zweigdiener der WTG, Bruder Namantombo, schreibt: Die ca. 5 000 Flüchtlinge, welche als Zeugen Jehovas das Land verließen, werden im Oktober Gelegenheit haben, wieder nach Malawi zurückzukommen. Über 4 000 von ihnen sind bereit, die Versammlungen der Mfula Za Jehovas freie Versammlungen zu besuchen und wir sind bereit ihnen zu helfen.

Es gibt aber auch noch einige, welche hoffen, daß die WTG wieder erlaubt wird, aber das ist unmöglich, hier in Afrika, denn wir wollen keine weißen Herren mehr haben. Mfula Za Jehovas freie Versammlungen sind die ersten schwarzen christlichen Versammlungen, die keine theokratischen Bonzen haben. Dasselbe geschieht auch in Zambia und Süd-Rhodesien. Auf den Philippinischen Inseln gibt es jetzt schon 59 Versammlungen freier Christen mit über 1 000 Ehemaligen.
Preis dem Herrn!

A 4196-68 V 71 2409

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 21

In dieser CV-Ausgabe zitiert Müller einen seinen ersten offenen Briefe, die er seit Ende der 50-er Jahre bereits versandt hatte. Er hatte darin geschrieben:
"'Ihr verantwortlichen Diener und Vertreter der Gesellschaft, nehmt Stellung zu der im Widerspruch zur erklärten Neutralität stehenden politischen Propaganda in der Wachtturm-Literatur. Im Interesse Tausender Verkündiger in der DDR, die in sorgenvoller Unruhe über die unbiblischen politischen Verwicklungen sind, welche sich keinem Kampf gegen politische Systeme geweiht haben, sondern einem religiösen Werk politischer Neutralität und Gottesanbetung, verlangen wir, die hier aufgeworfenen Fragen öffentlich zur Aussprache zu stellen und klar zu beantworten.' Darauf erhielt ich nie eine Antwort. Jedoch ein mit Bleistift geschriebener Zettel lag im Briefkasten mit folgenden Worten: 'Auf Grund Ihres Verhaltens gegenüber der WTG-Leitung, werden Sie aus der Organisation ausgeschlossen. Ein Dreibrüderkomitee.' Keine Aussprache oder Erklärung."

Wie auch immer man zu Müller steht, eines indes macht dieser Vorgang deutlich. Das "Fußvolk" hat in der WTG-Organisation prinzipiell nichts zu sagen. Es soll und muss nur ohne nach rechts oder links zu schauen, im Kadavergehorsam der von Brooklyn vorgegebenen Linie folgen. Mag diese Linie auch das "verheizen" der eigenen Anhängerschaft in bestimmten politischen Konstellationen beinhalten. Mir drängt sich da ein anderer Vergleich auf. Es gab einmal einen Krieg zwischen China und Vietnam. Die Chinesen mussten bei ihrem Vorstoß registrieren, dass die Grenze verminet war. Und was tat daraufhin die chinesische Generalität? Sie ordnete an, dass die eigenen Leute als lebende Unterlage für den Vormarsch der chinesischen Panzer dienen mussten. Als jene Meldung die Weltpresse erreichte hat sie auch mich erheblich geschockt. Indes betrachte ich es nüchtern, es gibt noch ein paar mehr Generalstäbe vom zitierten chinesischen Kaliber. Einer von ihnen hat seinen Sitz in Brooklyn, New York, USA!

Ein Erlebnisbericht eines Zeugen Jehovas aus Berlin ist in dieser Ausgabe auch abgedruckt. Erpresst über verwandtschaftliche Beziehungen, die ihm viel wert waren, schlägt er auch die Zeugen Jehovas-Laufbahn ein. Eines Tages bekommt er die Order, eine Studiengruppe zu übernehmen, die bisher von einer Schwester geleitet wurde. Nicht das letztere gravierende Fehler gemacht hätte. Es war einfach der doktrinäre Konservatismus, den man auch nebst den Zeugen Jehovas, auch aus der katholischen Kirche kennt, der Frauen für Führungspositionen disqualifiziert. Und dies obwohl statistisch nachweisbar ist, dass bei den Zeugen Jehovas die Frauen in der Mehrzahl sind. Nicht Qualifikation zählt also, sondern mittelalterliche Dogmatik!

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 21 Gera Dezember 1968

CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Aus Anlaß des dreijährigen Bestehens von CV
Dankbarer Rückblick und zuversichtliche Zukunft. Herzlichen Dank allen Mitarbeitern und freudigen Gebern!
Liebe Brüder und Schwestern!
Wir dürfen nun schon auf eine über drei Jahre währende Tätigkeit von "Christlicher Verantwortung" zurückblicken, nachdem wir vom vorhergehenden "Aufklärungsbriefversand" zum Druck von CV übergingen. Es war ein langer Weg mit vielen Schwierigkeiten und Anfechtungen. Viel Mißtrauen und Verleumdungen wurden von der Leitung der WTG ausgestreut. Wir richteten unseren ersten Brief an die Leitung der Gesellschaft in der DDR mit der Bitte, ihre politischen Artikel im "WT" und "Erwachet" zu unterlassen, mit folgendem Wortlaut: "Ihr verantwortlichen Diener und Vertreter der Gesellschaft, nehmt Stellung zu der im Widerspruch zur erklärten Neutralität stehenden politischen Propaganda in der Wachtturm-Literatur. Im Interesse Tausender Verkündiger in der DDR, die in sorgenvoller Unruhe über die unbiblischen politischen Verwicklungen sind, welche sich keinem Kampf gegen politische Systeme geweiht haben, sondern einem religiösen Werk politischer Neutralität und Gottesanbetung, verlangen wir, die hier aufgeworfenen Fragen öffentlich zur Aussprache zu stellen und klar zu beantworten." Darauf erhielt ich nie eine Antwort. Jedoch ein mit Bleistift geschriebener Zettel lag im Briefkasten mit folgenden Worten: "Auf Grund Ihres Verhaltens gegenüber der WTG-Leitung, werden Sie aus der Organisation ausgeschlossen. Ein Dreibrüderkomitee." Keine Aussprache oder Erklärung. Weil wir den Brüdern in aller Liebe helfen wollten, erfolgte der Ausschluß. Die Hartherzigkeit und Arroganz war uns ja schon zur Genüge bekannt. Wir glaubten aber dennoch durch eine Aussprache etwas zu erreichen, damit die Brüder nicht dauernd in Angst und Gewissenskonflikten ausharren müßten. Da nun diese gute Absicht gescheitert war an der Lieblosigkeit der Leitung, mußte der begonnene geistige und humanistische Kampf weitergeführt werden, wenn wir den Brüdern und Schwestern helfen wollten, was ja unsere ehrliche Absicht war. Jeden Brief, den wir an die einzelnen Brüder und Schwestern sandten, bekam auch die Leitung, das ist auch heute noch der Fall mit CV. Es soll nicht ohne ihr Wissen geschehen, damit sie nicht sagen können, sie haben nichts davon gewußt. Viele Briefe wurden versandt, bis es gelang, eine Druckschrift herauszugeben zur Aufklärung für viele. Die erste erschien im Oktober 1965 mit dem Hinweis: "Unsere Schrift 'Christliche Verantwortung' ist hierzu (zum Erkennen der Hintergründe der WTG) ein Mosaiksteinchen einer bisher einzigartigen objektiven und kritischen Gesamtschau des bisherigen WTG-Werkes . . . verfolgen wir das Ziel - angesichts des bereits fünfzehn Jahre währenden Verbotes der WTG-Tätigkeit - alle guten Bemühungen aufgreifend, Jehovas Zeugen den einzigen Ausweg zu zeigen, den es in der Perspektive gibt. Einen Weg, der dem christl. Grundsatz im "Verkehr mit den Nichtchristen ehrbar zu wandeln", (l. Thessl. 4:11) inmitten der fortschreitenden sozialistischen Entwicklung der Wahrheit entspricht, und hilft, festen Halt am wirklichen Leben zu nehmen."

Die WTG-Führung hat erkannt, daß bisher noch niemand in dieser Form die Auseinandersetzung aufgenommen hat. Sie stößt zum ersten mal auf Argumente, die in christlicher und humanistischer Weise vorgetragen werden, gestützt auf das genaue Wissen um die Besonderheiten der WTG und ihrer Tätigkeit in jeder Hinsicht. Nur wer diese Dinge kennt, vermag hier vorzustoßen. Deshalb muß der Kampf von "Ehemaligen", welche die Dinge und Methoden kennen, geführt werden. Außenstehende können da nie Erfolg haben, weil sie die Gepflogenheiten nicht kennen. Wir haben es immer als unsere Pflicht betrachtet, taktvoll und korrekt zu berichten mit leidenschaftlichem Einsatz in brüderlicher Liebe, wie es sich für einen Christen geziemt. (Rö. 12:17) Öfters wurde unser helfendes Bestreben verkannt und beleidigende Briefe gingen ein, was uns verständlich war, denn die wenigsten konnten solche lieblose Handlungen der leitenden Dienerschaft als Wahrheit aufnehmen, da die Worte von ihnen damit nicht im Einklang standen. Heute sind diese Briefeingänge ausgestorben, wenn schon, dann sachlich, was zu begrüßen ist, denn nur durch Aussprachen kann man Verstehen erlangen.

Es wurde gesagt, wir wären Abtrünnige und Spalter. Liebe Brüder, hat Jesus Widersprüche und Irrtümer als "göttliche Wahrheit" gepredigt, die er später verwerfen mußte? Nein. Jedoch auf die WTG trifft das zu. Aufklärung über ihre Irrwege und liebloses Verhalten, kann darum niemals Verrat an der Wahrheit sein. So sind nicht wir es, die Spaltungen in den Versammlungen verursachen, sondern die Lehrer der WTG selbst. Wenn dann gefragt wird: "Ja, aber wohin sollen wir gehen?" Diese gleiche Frage richtete Petrus an Jesus Joh. 6:68, 69. Apg. 14:21-23; 1. Tim. 3:16,17. Dies dürfte nicht schwer sein zu befolgen. Schwierig ist das nur, weil die Gesellschaft uns alle entwöhnt hat, persönlich sich von der Schrift leiten zu lassen, indem der WT alles selbständige Schriftforschen ersetzt. Wir wissen wohl, daß das alles nicht so einfach ist, der Sinn muß erst dafür freigemacht werden von allen Wachtturmirrtümern. Dieses erfordert natürlich geraume Zeit, aber gebetsvoll und mit gutem willen, wird der Herr Gelingen schenken.

Ein weiteres Hindernis ist oft das Losreißen von liebgewonnenen Menschen und Gewohnheiten. Jedoch sollte sich niemand wegen des Glaubens von jemandem trennen, im Gegenteil, noch engeren Kontakt mit ihm aufnehmen. Es sei denn, wie es bei den WTG-Gepflogenheiten üblich ist, daß der andere ihn nun verachtet, weil er sich entschlossen hat, der Schrift mehr zu gehorchen als den WT-Lehren. Niemand ist auch gehindert einer anderen Gemeinschaft sich anzuschließen, wenn er das Bedürfnis hat und dort das findet, was er sucht. Alle Gemeinschaften sind in Veränderung, hin auf die Einheit in Christus. Jeder ist frei in seiner Entscheidung. Zu wünschen wäre nur, wenn er durch CV auch weiterhin ein Helfer für die Brüder in der WTG-Organisation bleiben würde. (Siehe CV 6) Viele Zuschriften, Ermunterungen und Beiträge bestätigen, wie, richtig und notwendig es war und noch ist, diese CV-Aufklärungsarbeit begonnen zu haben und fortzusetzen.

Wir durften vielen auf diese Weise Mut und Trost spenden. Wir durften ihnen helfen in ihren Gewissenskonflikten. Manche haben dabei die Furcht verloren und die Kraft gefunden, auf Grund ihrer Kenntnisse und Erfahrungen freimütig mitzuarbeiten. Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie schwierig der Weg ist, sich oft ganz allein zu der Selbständigkeit und Freiheit durchzuringen, die für diese Arbeit nötig sind, geleitet von Bruderliebe, christlicher und humanistischer Verantwortung. Wir wissen, wie fest jeder einzelne an das WTG-System gefesselt ist. Welche fragen:
"Darf man so über die Organisation sprechen?" Wir antworten: Darf man schweigen, wenn Millionen Menschen von angeblich göttlichen Dienern getäuscht werden? Darf man schweigen, wenn ihr Vertrauen rücksichtslos mißbraucht wird?

Ist es nicht eines Christen Pflicht, wenn er um die Tatsachen weiß und über Beweismaterial verfügt, glaubenzerstörenden, falschen Predigern entgegenzutreten, in sachlicher Weise ihren Vertrauensmißbrauch nachzuweisen und ihre Vertrauenswürdigkeit unter Beweis zu stellen Er wird schuldig an Gott und Menschen, wenn er sich dieser Verantwortung entzieht. Aus diesem Bewußtsein heraus verbreiten wir unsere Aufklärungsschrift. Trotzdem wir wissen, wie mißtrauisch Brüder und Schwestern gegen alle, dem WT entgegenstehenden Lehren, gemacht werden, und wir wissen, daß sie abgehalten werden, CV zu lesen, hatten wir aber doch die Auflage schon zweimal erhöhen müssen, um die Nachfrage zu decken. Dies ist erfreulich. Möchten alle "Ehemaligen" sich mit uns freuen und den noch organisationsgebundenen Brüdern und Schwestern Mut geben zum geistigen Kampf.

Liebe Brüder und Schwestern, doch nicht uns gebührt Ruhm und Anerkennung, sondern dem Herrn allein. Wir denken an die Worte des Paulus: Gott ist es, der alles bewirkt, sowohl das Wollen als auch das Wirken nach seinem Wohlgefallen. (Philipper 2:13). Möchte er uns weiter helfend zur Seite stehen nach seinem Wohlgefallen und möchte er aus steinernen Herzen fleischliche Herzen machen. (Hes. 11:19).

"Möchten alle heranwachsen zu der Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes, auf daß wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Winde der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum, sondern die Wahrheit festhaltend in Liebem …" Epheser 4:7-15,
Mit Epheser 5:20.
"Danksagend allezeit für alles dem Gott und dem Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus, einander unterwürfig in der Furcht Christi."
In brüderlicher Liebe und Dank mit Euch verbunden grüßt Euch Bruder Willy Müller, 65 Gera, Lutherstraße 16 und Mitverbundene

Christliche Mission für Jehovas Zeugen, W. J. Schnell bestätigt und ergänzt unseren Bericht: "Ungeheurer Reichtum einer Weltorganisation" in CV Nr. 17 und Nr. 18
Offener Brief an Jehovas Zeugen (Nr. 11/1968)
Liebe Freunde, liebe Brüder!
Seit mehr als 90 Jahren taucht unter den Brüdern die Frage auf: ""Über wieviel Vermögen verfügt die Wachtturm-Gesellschaft?" Die Führer der WTG schweigen dazu. Uns ist es verständlich, warum sich die Leitung der Gesellschaft in Schweigen hüllt, denn würde sie den angesammelten Reichtum, den sie im Laufe der 90 Jahre angehäuft hat, bekannt machen, würden die kleinen Brüder sofort wachsam und hellhörig werden. Schließlich wurden sie verstehen und errechnen, wie einträglich und profitabel die Verkündigung durch den "Kanal Gottes" doch ist. Man ist deshalb auch bemüht, durch Modernisierung der Druckerei den Umsatz zu erhöhen. Der Aufwand lohnt sich, wie nachstehende Berechnung zeigt.

Von 1917 bis 1966 erhöhte sich die Zahl der regelmäßigen Verkündiger von 21 000 auf rund eine Million. Das Jahrbuch 1967 nehmen wir als Grundlage, um den Profit der Gesellschaft im Jahre 1966 festzustellen.118 770 627 Wachttürme wurden in dem Jahre verkauft und dazu 111 404 696 Erwachet. Das sind 230 175 323 Stück insgesamt.
Nehmen wir einen Verdienst von nur 2 ½ Cent pro Stück, so ergibt das rund 5 750 000 Dollar.
Vom Buch "Dinge, in denen es unmöglich ist, daß Gott lügt" wurden 5 382 371 Stück verkauft, mit einem Mindestprofit von 12 ½ Cent pro Buch, das ergibt rund 740 000 Dollar. Das Buch "Babylon die Große" und das Jahrbuch 1967 verdreifachten das Ergebnis zu 12 ½ Cent, das ergibt rund 1 480 000 Dollar. Die "Gute Hoffnung" ist eine andere Quelle gewaltiger Reingewinne. 1 058 675 Verkündiger in 24 910 Versammlungen bringt pro Versammlung im Durchschnitt monatlich 25 Dollar, ergibt einen Reingewinn von 7 500 000 Dollar. Dazu spenden 10 000 Personen extra 25 Dollar, ergibt 250 000 Dollar. Spenden aus Bezirksversammlungen 250 000 Dollar. Aus Kreisversammlungen ebenfalls 250 000 Dollar. Aus Weltkongressen 125 000 Dollar. Ergibt insgesamt 1 250 000 Dollar.

Diese gehr niedrigen Schätzungen ergeben sich aus dem Jahrbuch 1967 nach den dort angegebenen Zahlen und bringen ein Gesamtergebnis von 17 345 000 Dollar. Zu dieser Summe muß noch hinzugerechnet werden die Kapitalszinsen und die Dividenden aus den Investitionen der Gesellschaft in der ganzen Welt. Solche Investitionen wurden seit 1879 fortlaufend getätigt. Eine Aufstellung der Investitionen würde überraschende Ergebnisse an Kapital zeigen, die auf Gewinn im Industriealisierungszeitalter beruhen. Die Ansammlung von Reichtümern auf diese Weise belaufen sich nach vorsichtigen niedrigen Schätzungen auf

2 000 000 000 Dollar. Das Buch "Ist die Neue-Weltordnung der WTG christlich?" offenbart andere überraschende Dinge, besonders "Geheimnisse der Wachtturmbewegung" von W. J. Schnell. (Erschienen in englisch)
Damit die WTG-Glieder auch wissen, was die Leitung mit diesem gewaltigen Reichtum alles fördert, bringt sie von Zeit zu Zeit Berichte, welche großen Geldsummen sie für diesen oder jenen Zweck verwendet. Damit verschafft sich die Leitung einen guten Leumund, daß sie gute Verwalter seien, verschweigt aber geflissentlich die Einnahmen, so daß niemand ein Gesamtbild haben kann.

Jahrlang hat die Leitung der WTG die Brüder ermahnt: "Sammelt Euch keine Schätze auf Erden, wo Motten und Rost ihn fressen, und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sondern sammelt Euch Schätze im Himmel, wo weder Motten und Rost etwas zerfressen, und wo keine Diebe einbrechen und stehlen." (Matth. 6:19, 20)
Wenn die verantwortlichen Männer in der WTG an diese Worte Jesu glauben, dann ist die Frage berechtigt: Herr Knorr und Herr Suiter (Schatzmeister) und die sonst noch dazugehören, warum hört ihr nicht auf, euch solche große Summen auf dieser Erde zu sammeln? Ihr verkündet doch auch, daß 1975 die Harmagedon-Vernichtung über die Erde kommt, was soll dann mit diesem Reichtum werden?

Wir werden in den USA in unseren nächsten zwei offenen Briefen dazu einiges kundtun und zeigen, wie Tausende heute eure Handlungen und Praktiken beobachten und untersuchen werden.
Erwachet Brüder, merket auf, flieht aus dieser Organisation (Offbg. 18:4). Friede und Sicherheit gibts nur bei dem Herrn Jesus Christus!
Freudig, eure befreiten Brüder in Christus

N. H. Knorr mißachtet die Warnung von J. F. Rutherford
An alle Mitarbeiter von CV!
Wir können nun bereits auf eine dreijährige Tätigkeit von "Christliche Verantwortung" zurückblicken. Wir bemühten uns, die Irreführungen der WTG-Leitung mit Beweisführung kundzutun, die sich - und das ist ihr reales Fundament - auf die soziale Wirklichkeit des Lebens gründet. Positionen, die weder Christen noch Nichtchristen bei Strafe des Zusammenbruchs aller gesellschaftspolitischer Ordnung mißachten können. Es gilt hier einen geistigen Kampf zu führen mit christlicher und humanistischer Verantwortung. Immer das Ziel vor Augen habend, anzuleiten zum rechten Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Es ist bisher erstmalig in der WTG-Geschichte, daß dies möglich wurde. Jeder, ganz gleich, ob er noch Angehöriger der WTG oder "Ehemaliger" ist, ist aufgefordert, mitzuhelfen, sei es mit schriftlichen Beiträgen, Fragen, Erlebnissen oder finanziell. Alles möchte dazu dienen, um den Brüdern und Schwestern irgendwie zu helfen, sei es im Nachdenken oder zum Mut-schöpfen gegen die Irrlehren und sonstigen Machenschaften und Lieblosigkeiten innerhalb der WTG. Überlegt und handelt.

Mit Riesenschritten gehen wir auf das Jahr 1975 zu, das die WTG-Leitung als neues Endzeitdatum festgesetzt hat, entgegen der biblischen Aufforderung von Apostelgeschichte 1:7. Weil es eine menschliche Prophezeiung ist, wird sie sich ebensowenig erfüllen wie die Prophezeiung von 1925. Es folgten darauf große Enttäuschungen und Erschütterungen in der WTG. Deshalb erklärte der damalige Präsident Rutherford: "Jehovas Getreue wurden in ihren Erwartungen für die Jahre 1914, 1918 und 1925 enttäuscht. Später lernten die Treuen, darf sie keine Daten mehr festsetzen sollten." (Rechtfertigung Bd. I, S. 332, WTG Magdeburg, 1932). In völliger Mißachtung dieser Erklärung Rutherfords hat WTG-Präsident N. H. Knorr mit 1975 ein neues Datum festgesetzt, was nur eine neue Katastrophe heraufbeschwören wird, weil es nicht von Jehova geredet ist.

Leider wünscht die gegenwärtige WTG-Leitung, keinen brüderlichen Dialog. Sie verlangt zwar, daß sich die Diener in den Versammlungen beraten, zurechtweisen und kritisieren lassen sollen. Der WT vom 15. Juni 1968 schreibt unter dem Motto: "Denke nicht höher von dir, als zu denken nötig ist", daß man so handeln möchte. Doch was die Leitung selber tut, darf nicht kritisiert werden Es sei der Wille Gottes, wie er allmählich durch Jehovas sichtbare Organisation geoffenbart wird", wie es im gleichen WT formuliert wird. Eine gar seltsame "Offenbarung des Willens Gottes", wenn man sieh vergegenwärtigt, was Rutherford und Knorr in einer so wichtigen Frage, wie der Festsetzung der Endzeitdaten getan haben und tun.

Mit äußerster Feindschaft und Intoleranz (Unduldsamkeit) greift die WTG-Leitung jeden an, der es wagt, sie selbst zu kritisieren. Wir wissen, daß sich diese Angriffe auch gegen CV richten. "Satan und seine Helfershelfer können, unternehmen, was sie wollen, um die Lauterkeit des Volkes Gottes zu erschüttern und es an seiner Gottesanbetung zu hindern. Der heimtückische Versuch, Jehovas Zeugen gefügig zu machen und sie zu einem Kompromiß zu veranlassen mißlingt!" (WT vom 15. 6. 68, S. 370/71) Jedermann, der die Sachlage ein wenig prüft, erkennt, daß es hier nicht um Behinderung der Gottesanbetung oder um Kompromisse geht, sondern um die Verhinderung von Enttäuschungen und Erschütterungen, die die WTG-Führung heraufbeschwört, und um die Aufdeckung des vor allem politischen Mißbrauches von Christentum und Gottesanbetung durch die WTG-Leitung. Wer CV aufmerksam liest, wird dies feststellen.

Die Organisationsleitung hofft und kämpft, daß die CV-Arbeit mißlingt. Doch wir wissen, daß bereits ein Teil leitender Brüder erkennen, daß die CV-Arbeit wichtig und nötig ist, da vieles unterbreitet wird, was bisher unbekannt war, aber wichtig ist zu wissen, ob die Führung der WTG mit ihren Lehren im Einklang mit Gottes Wort ist. Eines Tages werden auch diese Brüder handeln nach I.ukas 6:45: "denn aus der Fülle des Herzens redet sein Mund." Und von den Tausenden von CV-Lesern im ganzen Lande und auch im Auslande, gibt es kaum ein Dutzend, die CV verweigern. Dies ist einmalig. Wir reichen jedem zu diesem Werk die Hand.
C. Th.
Ein langjähriger Mitarbeiter von CV

Mit dem Hinweis auf das Jahr 1975 kann man geduldige Schafe antreiben
Der WT greift in jüngster Zeit alles auf, was auf irgendeine Weise dazu dienen kann, das jetzt auf 1975 festgesetzte Weitende glaubhaft erscheinen zu lassen. Dabei wird das Ziel verfolgt, alle Verkündiger sozusagen in einen Endspurt zu treiben, damit sie noch einmal alles aus sich herausholen, bevor die große Enttäuschung von 1975 für die Organisation kommt.

Jetzt hat die WTG ein Buch entdeckt, das jüngst von zwei Dramatikern der Weltpolitik veröffentlicht wurde: "Famine 1975!" (Hunger 1975!) von William und Paul Paddock. Diese beiden Ernährungssachverständigen schreiben und der WT vom 15. Juli 1968 zitiert und kommentiert:
"Bis 1975 werden in vielen Hungerländern Rechtlosigkeit, Anarchie, Militärdiktaturen, galoppierende Inflation, Zusammenbruch des Verkehrswesens, Chaos und Unruhen an der Tagesordnung sein, weil der Unterernährung unweigerlich der Hunger folgen und dieser Hunger sich immer weiter ausbreiten wird." Kein Wunder, daß Menschen, die sich über die Zukunft Gedanken machen, sehr besorgt und ratlos sind. Ist die Situation aber wirklich so kritisch?

Geht die Welt tatsächlich einer Katastrophe entgegen?
Nach dem WT ist die Situation in Wirklichkeit noch viel schlimmer. Es seien die Vorzeichen der angeblich bevorstehenden Weltvernichtung in "Harmagedon", die 1975 fällig sein soll. Was 1975 betrifft, so ist dies schon die 4. Festsetzung von "Harmagedon", (1914, 1925, 1939/45, 1975), in Übereinstimmung mit 5. Mose 18:22 darum völlig unglaubwürdig. Aber das soll hier nur nebenbei gesagt werden.

Die WTG macht sich mit dem Hunger-Zitat und ihrem Kommentar dazu einer böswilligen Unterlassungssünde schuldig, denn sie weiß ganz genau, daß es andererseits weltweite sozialpolitische Kräfte gibt, die den Kampf gegen Hunger und Elend erfolgreich aufgenommen haben. Wenn das jedoch teilweise recht mangelhaft und unzureichend erscheint, auf Schwierigkeiten stößt und in manchen Ländern noch zu viele Menschen abseits dieses Kampfes stehen, um ihn zum Erfolg zu führen, dann hat auch daran die WTG-Leitung ein gerütteltes Maß Schuld.

Zu ihrer weltweiten Verkündigung gehört es, überall die Bereitschaft" elende und soziale Zustände zu verbessern und zu ändern, im Namen des WT-Evangeliums zu behindern, zu untergraben und damit vernichten zu helfen Es heißt im WT vom 1. Januar 1957: "Wahre Christen zeigen, daß sie Nachfolger Christi sind, indem sie nicht versuchen, diese Welt zusammenzuflicken oder sie durch Politik zu verbessern."

So beklagt die WTG auf der einen Seite, wie schlimm mancherorts die sozialen Zustände sind. Auf der anderen Seite untersagt sie jedem, der ein wahrer Christ sein will, Initiative zur Verbesserung solcher Zustände zu ergreifen Dabei wird nun schon das vierte Mal "Harmagedon'" neu festgesetzt. Natürlich kann daran niemand, der die vorangegangenen Fehlberechnungen kennt, mehr glauben.

Es war 1925 genauso. Je besser jemand die soziale und politische Lage schwarzmalte und dramatisierte, desto willkommener wurde er in den WT-Schriften zitiert desto zweckdienlicher war es für die auf 1925 festgesetzte "Harmagedon"-Erwartung. So wurden damals alle in der Organisation immer mehr aufgepulvert, bis zur Enttäuschung, dem großen Zusammenbruch von 1925. (CV 9, S. 5/6).

WTG-Präsident Rutherford hatte nie selbst an das im Namen Jehovas verkündete 1925-Ende geglaubt. Nicht lange vor dem Endtermin 1925 erschien er z. B. im Magdeburg mit großen Dollarsummen und einen gewaltigen Plan, die Gebäude zu erweitern, um das Werk gewaltig auszudehnen. In ähnlicher Weise verkündet WTG-Präsident Knorr im WT vom 15. Juli 1968 die Errichtung eines weiteren Druckereigebäudes in Brooklyn für 4 000 000 Dollar, die Anschaffung von Maschinen für 500 000 Dollar, die Erhöhung der Rotationsdruckmaschinen auf 26 und des täglichen Bücherausstoßes von 50 000 auf ca. 82 000! Mit gutem Grund wurde deshalb neben dem 1975-Ende auch das Jahr 1996 als ein mögliches Ende ins Spiel gebracht. (Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, S. 28). Zunächst gilt es jedoch, mit dem 1975-Versprechen noch einmal alles aus den Verkündigern herauszuholen.
0. L

Ein ehemaliges, eifriges Neue-Welt-Gesellschafts-Glied aus Berlin berichtet
Als ich im Jahre 1960 die Neue-Weltgesellschaft kennenlernte, stand ich den Lehren der NWG sehr skeptisch gegenüber Ich empfand, daß diese sehr hart und anmaßend seien. Ich bat mir deshalb eine Bedenkzeit aus, um zu überlegen, ob ich das angefangene Studium fortsetzen könne, ohne in Gewissenskonflikte zu geraten.

Der Heimbuchstudienleiter war ein Verwandter aus unserer Familie. Er wußte, daß uns am verwandtschaftlichen Umgang mit ihm viel gelegen war. Diese Situation ausnützend, sagte er: Wenn dir soviel an unserem Beisammensein gelegen ist, dann wäre es ratsam, das Studium weiterzuführen. Wir pflegen nur Umgang mit Menschen, die mit der NWG verbunden sind. Solltest du zu einem Studium nicht mehr bereit sein, so würden wir nur sehr selten euer Haus betreten. Deshalb solltest du dich nun entscheiden, was dir am vorteilhaftesten erscheint. Diese Methode, Ausnutzung verwandtschaftlicher Bande, mißfiel mir, jedoch meiner Frau lag viel an der Fortsetzung des Studiums. Um Ärgernisse zu vermeiden, stimmte ich dem weiteren Studium zu. So begann mein Studium Wachtturm-Literatur und der Bibel.

Mein Entschluß war nun, in die Geheimnisse der Heiligen Schrift einzudringen nach den Darlegungen der NWG. Mein Eifer half mir, alles schnell zu verstehen und so war ich in der Lage, bald selbst Zeugnis zu geben. Man riet mir zur Taufe, um ein vollwertiger Verkündiger zu werden. Im Jahre 1961 wurde, wie allgemein üblich jetzt in der Verbotszeit, die Badewannentaufe an mir vollzogen. Dadurch konnte ich nun als Zeuge Jehovas meinen Predigtdienst beginnen. Diesen nahm ich sehr ernst, weil ich glaubte, den richtigen Weg erwählt zu haben. Mein Bestreben war, auch anderen Menschen mein Wissen kundzutun und diese von der Richtigkeit zu überzeugen, daß nur die NWG zu erretten vermag. Im Predigtdienst lernte ich auch andere Brüder kennen, die aber fast alle anders handelten, als sie von der WTG belehrt waren. Sie waren eingebildet und hochmütig und sahen auf die jungen Verkündiger mißtrauisch herab.

Erst ca. vier Monate nach meiner Taufe erhielt ich eine Einladung in eine Gruppe, um am Studium teilzunehmen. Man benötigte so lange Zeit, um mich zu überprüfen. Ich freute mich nun sehr auf ein Zusammenkommen mit Brüdern und Schwestern, um mit ihnen zu lernen. Jedoch das erste Zusammentreffen im Gruppenstudium trübte meine Freude sehr. Die Ursache war folgende: Schwester X kam ins Studium, als sie mich sitzen sah, äußerte sie, mit einem Fremden möchte ich nichts zu tun haben und schickte sich an, wieder zu gehen. Ich war schockiert und dachte, wie ist in einer Zusammenkunft von Geschwistern so etwas möglich, das einer vor dem anderen Angst und Mißtrauen hegt? Ich kam zu der Erkenntnis, daß doch nicht alles so ist, als es gesagt wird, Vertrauen und Liebe untereinander scheint sehr mangelhaft zu sein. Erst durch Aufklärung anderer Anwesender ließ sich Schwester X bewegen, zu bleiben. Diese Begebenheit habe ich nie vergessen können, trotzdem versäumte ich kein Studium. Nach einem Jahr war ich bereit, da, immer Brüder fehlten, ein Dienstamt zu übernehmen Ich mußte aber erfahren, das man nur widerwillig mein Anerbieten annahm. Ich wollte mehr tun für die Organisation, da auch die WTG-Leitung dazu aufforderte, mehr Zeit im Dienste des Herrn aufzuwenden. Nach einiger Zeit bekam ich Mitteilung, daß ich eine Studiengruppe übernehmen sollte, welche bisher von einer Schwester geleitet wurde. Als ich in die Wohnung der Schwester Y kam, wurde ich gleich an der Tür mit den Worten empfangen: Wo kommst du her? Wo warst du vorher? Wie lange bist du schon getauft? Das zeigte mir abermals die Angst und das Mißtrauen unter den Zeugen. Es erschien dann der Versammlungsdiener B. W. und brachte Studienmaterial für die Gruppe. Er sagte, ihm sei nicht bekannt, daß ein Bruder hier das Studium übernehmen solle. Die Schwester X war aber darüber unterrichtet worden. Sie wollte das Dienstamt nicht gern verlieren, denn sie habe es ja bisher gekonnt und sei nun mit einmal untauglich, weshalb?

Der Bruder B. W. meinte, dies müsse geklärt werden, er könne das jetzt nicht entscheiden, Meine Schlußfolgerung zu diesem Ereignis, wenn ein verantwortlicher Bruder in einer Gruppe nicht weiß, was in der Gruppe vor sich geht, ist das sehr schlecht für die Glieder in der Gruppe. Wenn schon im Dreibrüderkomitee keine Einheit und Zusammenarbeit besteht, wie soll es dann in der Gruppe unter den Brüdern und Schwestern sein? Was war hier die Ursache? Später erfuhr ich, daß unter den leitenden Brüdern keine Zusammenarbeit besteht, weil einer dem anderen sein Dienstamt mißgönnte. Dies kam bei jeder Komiteesitzung zum Ausdruck. Man beschimpfte sich gegenseitig und warf sich materialistische Einstellung vor und schrie sich dabei an, so das nie ein gutes Resultat zustande kam. Da sich keiner demütigen wollte, konnte der Zustand sich auch nicht ändern, der HVD W. W. hat hier seinen Hochmut besonders zum Ausdruck gebracht, weil er unbedingt Aufseher werden wollte.

Im Laufe der vierjährigen Zugehörigkeit zu der NWG habe ich doch schon so allerhand erlebt mit den dienenden Brüdern im besonderen. Trotzdem glaubte ich noch immer, dies seien Einzelfälle und tat weiter meine Pflicht als Verkündiger. Eines blieb mir aber immer unverständlich, daß wir für die Handlungen, die uns die Leitung auferlegte, selbst die volle Verantwortung zu tragen hätten Die Leitung Übernimmt keine Verantwortung für die ausgeübte illegale Tätigkeit. Jeder müsse für sich allein stehen und damit seine Treue zu Gott und seiner Organisation beweisen. Warum befindet sich aber da die Leitung in Sicherheit und, wenn Gefahr droht, verschwindet sie?

Wo ist da Treue zu Gott und der Organisation? Schwache Brüder und Schwestern sollen wir ermuntern zum Dienst mit unseren Beispielen, aber was gibt uns die Leitung für ein Beispiel? ? Ist das ermutigend? Wer in den Gruppen wagt es, dieses Argument der Leitung in ihrer Selbstherrlichkeit und Anmaßung entgegenzuhalten? Kaum einer, denn Ausschluß ist die Folge.

Weil ich ein arbeitswilliger Zeuge war, bürdete man nur weitere Arbeiten auf. So mußte ich für einen Aufseher, der selbst dazu nicht in der Lage war, Kurzpredigten und andere Anweisungen von der Leitung ausarbeiten. Diese Schreibarbeiten hatte bisher eine Schwester unserer Gruppe für ihn getan. Sie war nun aber im Begriffe, zu heiraten, und da hatte sie keine Zeit mehr dafür. So kam er zu mir, stellte aber die Bedingung, niemandem etwas davon zu sagen. Es sollte Geheimnis bleiben, damit seine Autorität nicht darunter leide. Derartige Arbeiten wurden immer mehr. So gab man mir den Auftrag aus dem Wachtturm Lehrstücke mit der Schreibmaschine abzuschreiben, aber dabei nicht den Verkündigerdienst zu vergessen. Dies ging mit der Zeit über meine Kräfte, denn ich mußte ja auch meinem Beruf nachgehen. In meiner Ehe kam es auf Grund meiner Überarbeitung zu Unstimmigkeiten, der Friede war dahin.

Ich zog mich nun von der Mitarbeit bei den Zeugen zurück und wollte mich erst mal erholen. Ein weiterer Grund war, das 1966 die illegale Leitung der WTG in der DDR verhaftet und verurteilt wurde. Mich beschäftigte nun der Gedanke, wenn du das so weiter machst, wirst du eines Tages dafür büßen müssen. Ich hatte einfach keine Lust und Interesse, mich für die WTG-Leitung einsperren zu lassen und meine Familie dem Schicksal zu überlassen. Ich wollte nicht Märtyrer für die Gesellschaft werden. Alle Aufforderungen und Beeinflussungen von Seiten der dienenden Brüder schlugen fehl, ich hielt meinen Entschluß aufrecht.

Weil man hier nicht zum gewünschten Ziel kam, versuchte man es über meine Frau. Meine Frau sympathisierte mit den Dienern der Gruppe, und man sann auf Mittel, wie man mich unmöglich machen könne und, wenn möglich, meine Ehe erschüttem könne. Man verbreitete nun das Gerücht, daß ich mit einer Schwester der Gruppe intime Beziehungen hätte, daß andere fremde Frauen zu mir ins Haus kämen, wenn meine Frau abwesend sei, um außereheliche Beziehungen zu pflegen. Man glaubte nun, einen Grund gefunden zu haben, welcher ausreichen würde, mich aus der Versammlung auszuschließen. Jedes Mittel ist da recht, und wenn es an den Haaren herbeigezogen ist. Nach außenhin sagt man dann, wir dulden bei uns keine Unreinheit. Diese Fälle mit solchen Argumenten sind ja seit langem bekannt und werden, weil sie am einfachsten sind, gern benutzt als Mittel zum Zweck.

Vor das Ausschluß-Komitee bin ich nicht geladen worden. Der Ausschluß erfolgte in meiner Abwesenheit. Ich war ihnen aber schon zuvorgekommen, denn ich hatte mich bereits selbst ausgeschlossen, da ich mich mit unwahren. Behauptungen nicht rumstreiten wollte und andererseits ich nun zur Genüge von den Erlebnissen unter den Zeugen bedient war. Meinen Scheidungsantrag zog ich im Einvernehmen mit meiner Frau zurück und wir hoffen nun, ungestört durch die Zeugen ein harmonisches und friedliches Leben führen zu können. Ich hoffe nicht, daß sie, wie bei Brd. Kühn, versuchen, weiteren Ehestreit zu entfachen. Ich möchte sie hiermit warnen.

Liebe Brüder, möchte auch mein kurzer Erlebnisbericht zum Nachdenken anregen. Ich wurde durch die Veröffentlichungen in CV zu weiterem Nachdenken angeregt, da ich dadurch erfuhr, daß meine Erlebnisse nicht einmalig waren, sondern eine allgemeine Erscheinung bei den ZJ sind. Überall ist in der Leitung Arroganz und Kälte. Kein Verstehen, kein Aussprechen, sondern nur Fordern. Jemand, der Liebe und Verstehen sucht, wird dies in dieser Organisation nicht finden, ich selbst habe es erlebt und bin enttäuscht, aber an Erfahrung reicher geworden.
Möchten alle Brüder und Schwestern erwachen!
G. K. H. J. in B.

Des Menschen Herrschaft weicht bald der Gottesherschaft?
Zweigdiener Konrad Franke sprach - möge er auf diese Entgegnung antworten
Die obige Überschrift war das Thema des Hauptvortrages der WTG-Bezirksversammlungen 1968, allerdings ohne Fragezeichen. Hauptredner in Westdeutschland und Westberlin war WTG-Zweigdiener Konrad Franke, Wiesbaden. Es ist bemerkenswert, wie treffend die "Neue Ruhrzeitung" in Essen/Ruhrgebiet, dem westdeutschen Bergarbeiterzentrum, am 15. 7. 1968 den Sinn des ganzen öffentlichen Vortrages mit folgendem Zitat aus der Rede von Konrad Franke erfaßte.

Franke sagte. "Wenn man die Weltlage von heute betrachtet, zeigt es sich eindeutig, daß der Mensch nicht imstande ist, sich selbst zu regieren. Durch eigene Anstrengungen und ohne die Hilfe, die Führung und den Segen Gottes vermag der Mensch nicht zu überleben." Franke erklärte weiter, das Vertrauen nicht in menschliche Mittel zu setzen, sondern auf das in der Heiligen Schrift vorhergesagte Reich Gottes. Dies sei eine gute Botschaft für alle Nationen.

Franke hat Recht, auf das Reich Gottes hinzuweisen, welches den Christen verheißen ist. Zeit und Stunde der Aufrichtung des Reiches Gottes ist aber niemand bekannt, als nur dem Vater allein. Deshalb sagt Paulus in Römer 14:17-20: "Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geiste. Denn wer in diesem dem Christus dient, ist Gott wohlgefällig und den Menschen bewährt. Also laßt uns nun dem nachstreben, was des Friedens ist, und dem, was zur gegenseitigem Erbauung dient." Mithin steht bis zum Kommen des Reiches Gottes, biblisch gesehen, einer menschlichen Regierung nichts entgegen. Im Gegenteil, jeder einzelne in allen Nationen ist aufgefordert, um Friede und Wohlfahrt unter den Menschen besorgt zu sein, denn wer dieses tut, ist dem Herrn wohlgefällig. Die Heilige Schrift gebietet deshalb auch, mit unserer Hände Arbeit um das Wohl der Menschen besorgt zu sein. Apg. 20:35. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, also mithelfen zum Wohle aller. 2. Thessl. 3:10, 11. Eph. 4:28.

Bei jeder Mühe wird Gewinn sein, aber Lippengerede gereicht nur zum Mangel." Spr. 14:23, 24-27. "Was für einen Gewinn hat der Schaffende bei dem, womit er sich abmüht? Ich habe das Geschäft gesehen, welches Gott den Menschenkindern gegeben hat, sich damit abzuplagen. Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit; auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, ohne daß der Mensch das Werk, welches Gott gewirkt hat, von Anfang bis zum Ende zu erfassen vermag. Ich habe erkannt, daß es nichts Besseres unter ihnen gibt, als sich zu freuen und sich in seinem Leben gütlich zu tun; und auch, daß er esse und trinke und Gutes sehe bei all seiner Mühe, ist für jeden, Menschen eine Gabe Gottes." Prd. 5:9-11.

Aus allen diesen Schrifttexten geht deutlich hervor, daß die Menschen verpflichtet sind, sich die Erde untertan zu machen und mit ihrer Hände und Stirne Arbeit das zu schaffen, was dem Frieden und der Wohlfahrt aller Menschen dient. Dazu gehört eine Ordnung, die von einer Regierung ausgehen muß, die sich Menschen erstellt haben und die besorgt sein muß, Friede und Wohlfahrt zu gewährleisten.

Man muß es für völlig berechtigt halten, auf diese öffentlichen Erklärungen der WTG vom Standpunkt der Notwendigkeit von Verwaltung oder Regierung in allen Nationen zu antworten, liegt dies doch im persönlichen, familiären und beruflichen Interesse eines jeden einzelnen Menschen, einschließlich der Zeugen Jehovas. Sind sie etwa nicht auf eine gut funktionierende Regierung in all den Ländern angewiesen, in denen sie leben?

Aber eine Botschaft für alle Nationen veröffentlichte auch die parallel zu den westdeutschen WTG-Bezirksversammlungen im Juli 1968 in Uppsala, Schweden, tagende Weltkirchenkonferenz. Es ist äußerst lehrreich und sollte den ehrlichen WTG-Führern endlich zu realistischen Erkenntnissen verhelfen, zwischen den WTG-Konferenzen und der Weltkirchenkonferenz des Jahres 1968 einige Vergleiche zu ziehen und ihre Botschaften zu prüfen. Zuerst wollen wir die Behauptung von Zweigdiener Franke, der natürlich im Auftrage der WTG sprach, untersuchen, der Mensch sei nicht imstande, sich selbst zu regieren.
Man muß sich nämlich überlegen, was das praktisch bedeutet Mit dieser Behauptung wird allen Menschen sage und schreibe das Recht abgesprochen, Mitbürger in politische Stellungen oder Regierungsämter zu wählen oder zu berufen, wie die Zeugen Jehovas dies in ihrem politischen Verhalten selbst schon demonstrieren.

Doch schauen wir uns in unserem Land um, was die menschliche Selbstregierung betrifft. Wurde nicht durch diese "Selbstregierung" eine Ordnung errichtet, in der alle Bürger Arbeit und soziale Sicherheit haben, um nur einiges zu nennen? Zugegeben, daß die Weltlage von heute schwierig ist. Aber es ist doch unmöglich, zu erklären, die Menschen könnten sich nicht selbst regieren. Die soziale Ordnung in unserem Lande beweist das Gegenteil. Was die WTG in dieser Frage verkündigt, ist somit ein politischer Betrug und eine Irreführung der Menschen. Es bleibt nämlich praktisch überhaupt nichts anderes übrig, als daß die Menschen sich selbst regieren müssen. Wer sollte sonst Ordnung im Lande halten? Lieber Bruder Franke, kannst Du das wirklich nicht begreifen?

Weiter sagte Franke, durch eigene Anstrengungen und ohne die Hilfe und Führung Gottes könne der Mensch nicht überleben. Wir fragen: Welchem Zweck dienen die eigenen Anstrengungen des Menschen? "Harmagedon" zu überleben? Das ist doch absurd. Die eigenen Anstrengungen dienen doch überall nur der notwendigen Befriedigung der sozialen, materiellen und kulturellen menschlichen Bedürfnisse, Jehovas Zeugen eingeschlossen. Soll man das etwa Gott überlassen und die Hände in den Schoß legen? Soll Gott etwa überall für die sozialen Bedürfnisse sorgen? Soll Gott Anstrengungen machen, Industrie, Wirtschaft, Handel und Wandel aufzubauen und zu organisieren, damit die Nationen und damit auch du und ich existieren können?

Diese Fragen sind absurd? Nein, nicht diese Fragen sind absurd, denn sie rufen die Wirklichkeit in den Sinn. Die von Franke verkündeten WTG-Botschaften sind absurd! Muß man sie nicht an der Praxis des notwendigen gesellschaftlichen Lebens prüfen? Unser ganzes Land läge noch in den Trümmern von 1945, hätten nicht die von den Menschen selbst gebildeten öffentlichen und politischen Institutionen und Einrichtungen gewirkt und alle Initiativen gelenkt. Liebe Brüder und liebe Schwestern, wem sind denn eure wiedererrichteten Arbeitsstätten, die Schulen eurer Kinder, eure soziale Sicherheit, eure Neubauwohnungen und eure Autos zu verdanken? Doch nichts anderem als jener menschlichen Selbstregierung, die die WTG verdammt, ohne die du aber von deiner Hände Arbeit nicht einmal satt werden kannst! Oder willst du, Bruder A., als Maschinenbauer deine hergestellten Maschinen zum Frühstück verspeisen? Oder du Bruder B., als Textilfachmann, willst du deine hergestellten Trikotagen zum Mittag essen? Ihr möget lachen bei diesen Fragen! Aber darauf läuft es hinaus, wenn man die menschliche Selbstregierung ablehnt, die doch notwendig ist, um Handel und Wandel und damit unser aller physische Existenz zu gewährleisten! Merkt ihr nicht, was für unannehmbare und unsinnige Theorien die WTG auf ihren Bezirksversammlungen der Öffentlichkeit als annehmbare, gute Botschaft für alle Menschen vorsetzt? Wer soll das ernst nehmen?

Dann proklamierte Franke im Namen der WTG, die Menschen könnten durch diese eigenen Anstrengungen, nicht überleben. Das würde bedeuten, wegen der angeblichen Nähe von "Harmagedon" keine eigenen Anstrengungen zu machen. Lieber Bruder Franke, hast du es in den WT-Schriften, wirklich noch nicht nachgelesen, wie oft "Harmagedon" schon das Ende der Menschenherrschaft bringen sollte? Erst sollte es 1914 sein, dann 1925, dann bis zum zweiten Weltkrieg 1939/45, dann bis 1972, nun bis 1975. Aber schon bringt der WT auch 1996 ins Spiel! Wer soll denn da noch etwas glauben? Und immer sollten die Menschen darauf verzichten, zu regieren und eigene Anstrengungen im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben zu machen! Lieber Bruder Franke, hast du nie 5. Mose 18:20 gelesen? Wir würden alle noch in den Trümmern des ersten Weltkrieges leben, hätten die Regierungen seit 1914 auf die WTG-Botschaft gehört.

Zu der öffentlichen Erklärung von Franke, man soll das Vertrauen nicht in menschliche Mittel setzen, muß man auch fragen: Geht es denn überhaupt irgendwie und irgendwo ohne menschliche Mittel? Ohne menschliche Mittel kann überhaupt keine Nation oder Ordnung existieren! Brüder, denkt doch einmal nach, was diese menschlichen Mittel eigentlich sind! Es sind die Betriebe und Arbeitsstätten in Stadt und Land. Es sind die Technik, die Wissenschaft, die sozialen Einrichtungen. Es sind die gesellschaftlichen Institutionen und Behörden. Wie sollte es ohne diese Mittel gehen? Die Menschen sind einfach gezwungen, sich menschlicher Mittel zu bedienen und auf ihre Wirksamkeit und Funktionen zu vertrauen, indem man sie einsetzt.

Durch solche Vorträge fördert man nicht den christlichen Glauben, sondern man zerstört ihn. Man fördert damit auch nicht die Liebe zum Nächsten, sondern schafft Unfrieden im Zusammenleben miteinander. "Wenn möglich, soviel an euch ist, lebet mit allen Menschen in Frieden". Rö. 12:18. Diese Worte des Paulus sollten alle beherzigen, dann kann jeder seines Glaubens leben. "Erweiset allen Ehre, liebet die Brüderschaft, fürchtet Gott, ehret den König". 1. Petr. 2:17. Liebe und Gemeinschaft sollten uns immer leiten.

Wenden wir uns nun der Weltkirchenkonferenz in Uppsala zu. Ein Hauptvertreter der schwarzen Völker Afrikas war hier Dr. K. D. Kaunda, Präsident des südafrikanischen Staates Sambia, der im Januar 1968 insgesamt 36 Zeugen Jehovas, Wachtturm-Missionare, darunter acht Engländer, zwei Amerikaner und einen Kanadier des Landes verwiesen hat, weil die WTG-Tätigkeit dem öffentlichen Interesse in Sambia schadet.
Dr. Kaunda sagte in Uppsala über die sozialen Probleme seines Landes und in Afrika: "Ich verurteile die neue Form des Imperialismus durch das Monopolkapital, die z. T. die Quelle maßlosen Leidens und Ungerechtigkeit in einigen Gebieten einschließlich Südafrikas ist. Wir können es uns nicht leisten, ausländisches Kapital zuzulassen, das nur ein Maximum an Profit sucht." Die humanistisch und moralisch bestimmte Weltanschauung seines Landes, so betonte Dr. Kaunda, lehne eine soziale und wirtschaftliche Situation ab, in der wenige im Ausland ansässige Gesellschaften enorme Einkommen aus den Rohstoffen und der Arbeit in seinem Lande haben, und große Summen des so sehr benötigten Kapitals in andere Länder transferieren für ihr persönliches Wohlergehen ohne Rücksicht auf das offensichtliche Unrecht, das sie damit den übrigen Bewohnern seines Landes zufügen. "Die Entwicklungsländer wünschen Frieden und Zusammenarbeit. Aber sie wünschen auch Gerechtigkeit und Entwicklung für ihre Bevölkerung." In Sambia, wie in ganz Südafrika, seien diese Ziele nicht zu erreichen ohne drastische Veränderungen des Wirtschaftssystems und der politischen Machtstrukturen, sagte Dr. Kaunda.

Sollten die Bewohner in Sambia auf die WT-Verkündigung hören, so müßten sie sich praktisch bis 1975 oder 1996 weiter von den ausländischen Kapitalgesellschaften ausbeuten und in unterentwickeltem Zustand halten lassen. Denn nach dem WT dürften sie keine menschlichen Mittel anwenden, um ihr soziales Elend zu wenden. Der Hinweis auf 1996 findet sich im neuen WT-Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes", Seite 28, Absatz 40. Angesichts der falschen Prophezeiungen des WT für 1914, 1925, 1945, 1972 und 1975 ist es völlig unmöglich, auch nur im geringsten auf solche Hinweise und Theorien zu achten. Man sieht hier deutlich, was für ein schädlicher Unsinn die WTG-Lehren für ein Land sind, das seine Bewohner auf die Überwindung des sozialen Elends orientieren muß, soll es nicht zu politischen Katastrophen kommen.

Vergleichen wir nun die Botschaften der WTG-Bezirksversammlungen 1968 "an alle Nationen" und die Botschaften der gleichzeitigen Weltkirchenkonferenz in Uppsala an die Öffentlichkeit, so muß man feststellen, daß die von der WTG gewiesenen Auswege Absurditäten, Unglaubwürdigkeiten und Illusionen sind, die niemand ernst nehmen kann, der sich wirklich um die sozialen Nöte der Menschen kümmert. Es bleibt nichts anderes übrig, als sich in christlicher Verantwortung zusammen mit allen anderen Menschen guten Willens selbst um die Not zu sorgen. Für Jehovas Zeugen heißt das, sich endlich auf die Wirklichkeit
des Lebens zu besinnen.
A. B. N.

Interessante Mitteilungen
Aus Brooklyn
. . . angesichts dessen, daß die Zeit wieder "verzieht", treten in Brooklyn die sonderlichsten Spekulationen in Erscheinung . . . Einige äußern, Christus hat den Kampf im Himmel gekämpft, die Zeugen müßten die Neue Weltgesellschaft auf Erden einführen. Das sollte die Marschrichtung der kommenden Jahrzehnte werden. Einige rechnen bereits bis 1996, dann habe das Königreich auf Erden die Macht übernommen.
Auf 50 Erdbewohner komme dann ein Zeuge und das genüge, um das System der Dinge zu beseitigen . . . Andere bezeichnen die katholische Kirche schon als überwunden, weil angeblich in die Herzen aller Katholiken der Zweifel gesät sei durch den WT. Die Zeugen seien in einer anhaltenden Revolution für die NWG … Dies sagt, daß die leitenden Brüder in Brooklyn sich in einer Krise befinden und auf der Suche nach neuen Daten fürs Weltende sind . . .
Im Hauptbüro wird ein ständiger Kampf geführt zwischen leitenden Brüdern, die dem "nordischen Menschenbild huldigen" und die WT-Literatur entsprechend illustrieren wollen und einer anderen Gruppe, die nicht antisemitisch eingestellt sind. Das Ergebnis sind die kuriosesten Bilder in WT-Schriften. Bekanntlich hielt sich Jesus als Jude korrekt an die mosaischen Gesetze, um sie zu erfüllen Nun galt es aber als eine Schande unter den Juden in biblischen Zeiten, wenn man jemand den Bart abschnitt. 2. Samuel 10:1-5. Jesus einigermaßen korrekt darzustellen würde also erfordern, daß man ihn auf keinen Fall nach "Nordisch-germanischen Vorbild" zeichnet, wie WTG-Präsident Knorr das im Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" auf Seite 299 tut. Warum werden in der WTG-Literatur auf diese Weise die semitisch-orientalischen Sitten und das orientalische Menschenbild zugunsten "nordisch-germanischer" Darstellungen verfälscht Wo der Geist Gottes Herrschaft ausübt, dürfte es so etwas nicht geben. Weiter:

1968 hat Adam wieder einen Bart
Im gleichen Buch: "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes", 1966/67, Seite 48 hat man Adam auf einem Paradiesbild ohne Bart dargestellt. Im WT-Buch "Die Wahrheit, die zum ewigen Leben führt" 1968, Seite 30, hat Adam wieder einen Bart. Daraus ist ersichtlich, vor welchen Schwierigkeiten Brooklyn bei der Verbreitung der Wahrheit steht. Es sind Probleme, die nicht mal unter sich zur Einheit führen.

Transplantationen sind Kannibalismus?
Eine Darlegung der Wachtturm-Gesellschaft.
Wir kennen den Standpunkt in bezug auf Bluttransfusion, den nur die WTG vertritt. Da diese Blutübertragung erst seit 1945 von der WTG abgelehnt wird. aber schon länger besteht, baut sie jetzt vor, indem sie ihren Standpunkt über Transplantationen (Gewebeverpflanzung, Pfropfung) darlegt.
Der WT Nr. 4, 15.-2. 1968 beantwortet diese Frage, ob es nach der Bibel erlaubt sei, eine Transplantation an sich vornehmen zu lassen, oder ein eigenes Organ für eine solche zur Verfügung zu stellen. Da Operationen dieser Art vor Jahrtausenden noch nicht üblich waren, könne man, so erklärt der Wachtturm, irgendwelche Gesetze über die Organverpflanzung in der Bibel nicht erwarten. Aber indirekt, man findet eben immer einen Ausweg, lasse sich aus ihr "Gottes Standpunkt in dieser Sache" erschließen. Gott habe den Menschen 1. Mose 9:2-4 den Genuß von Tierfleisch ohne Blut erlaubt. "Bedeutete das. daß sie auch Menschenfleisch essen durften, das heißt, sich durch Fleisch oder Körperteile eines anderen lebenden oder toten Menschen das Leben erhalten durften? Nein! Das wäre Kannibalismus, eine Sitte, die alle zivilisierten Menschen verabscheuen." Nun gibt es eine Menschenfresserei, die in magischen Vorstellungen wurzelt. Man glaubt, mit dem Verzehr von Menschenfleisch, sich auch die Kraft des Toten einverleiben zu können. Aber hat das etwas mit der Transplantation von Organen durch den Chirurgen zu tun? Jawohl, antwortet der WT: "Wer sich einer solchen Operation unterzieht, lebt gewissermaßen vom Fleisch eines anderen Menschen."

Mithin darf ein Angehöriger der WTG, sich weder einer Transplantation unterziehen, noch darf er ein eigenes Organ für "kannibalische medizinische" Versuche verwenden lassen. Etwas anderes ist es, wen er sich einen tierischen Körperteil überpflanzen lassen will, denn Tierfleisch darf er ja essen. Aber, fügt der Wachtturm wohlweislich hinzu, das ganze Problem besteht nur noch kurze Zeit. Bald werden keine chirurgischen Eingriffe mehr nötig sein. "Christen haben untrügliche Beweise dafür, daß die neue Ordnung kurz bevorsteht, in der Jehova, der große Arzt, durch Jesus Heilungen vollbringen wird, die die heutige Medizin niemals zustand brächte."
Die WT-Leitung findet für alles eine Antwort, auch, wenn es nicht mit der Bibel im Einklang steht.

Die Aktivität läßt nach
Ab Sommer 1968 hat die WTG-Führung die Anforderungen an sogenannte Pionierverkündiger erheblich gesenkt. Von monatlich 12 Stunden auf 10 Stunden, von neun Nachbesuchen auf sechs Nachbesuche und ein Heimbuchstudium als Bedingung entfällt. Wer das monatlich noch vollbringt kann sich schon als Pionier bewerben. Als Nachbesuch gilt nicht mehr ein wirkliches Gespräch, sondern jetzt schon ein Telefongespräch, eine bloße weitere Literaturabgabe, ein bloßes Abholen oder Einladen. Ohne Zweifel werden dabei die Berichtszahlen wieder imposant in die Höhe schnellen und "Zunahmen" aufweisen. Damit wird jedoch für nicht wenige Verkündiger die Möglichkeiten außerordentlich erweitert, ihre Berichte aufzubauschen. So wird die äußerlich großartig aufgemachte Zahlenschau der WTG zunehmend hohler und fragwürdiger.

Königreichsdienst Nr. 5/1968
Im "Königreichsdienst" Nr. 5 vom Mai 1968 fordert die WTG-Leitung jeden einzelnen ihrer ca. 79 000 westdeutschen Verkündiger auf, Protestbriefe an den Präsidenten der afrikanischen Republik Malawi zu senden. Bekanntlich wurden die Zeugen Jehovas in Malawi durch die Leitung der WTG in folgenschwere Auseinandersetzungen gestürzt. Sie verbot ihren Anhängern, der Ordnung und dem Aufbau dienende Gesetze zu befolgen. Viele Bürger von Malawi waren darüber sehr empört, die Bewohner Malawis fühlten sich dadurch in ihrem Kampf um die Freiheit behindert und Übergriffe blieben nicht aus. Die WTG-Leitung verspricht nun den westdeutschen Protestbriefschreibern: "Es mag sein, daß Präsident Banda seinen Kurs überprüft, wenn er bemerkt, daß das unchristliche Vorgehen seiner Regierung weltweite Entrüstung auslöst."

Kein Wort ist im Königreichsdienst davon enthalten, daß die Leitung der WTG die Schuld an diesen Vorkommnissen trägt. Kein Wort darüber, daß die Zeugen Jehovas dort nicht wegen ihres Glaubens verfolgt werden, sondern wegen Nichtbefolgung der Gesetze.

Information für alle ehemaligen Zeugen Jehovas.
Christliche Mission für Jehovas Zeugen berichtet:
Heute gehören zu unserem Missionsbereich bereits 194 Länder. Dies wurde in sechs Jahren erreicht. Dieses Bereich ist in drei Missionsbereiche eingeteilt.
Weltweites Bereich
Regionales Bereich: Amerika, Australien, Ozeanien, Asien, Afrika.
Regionaler Infra-Bereich: Amerika, West-USA, Ost-USA, Westkanda, Ostkanada, Mexiko, Zentral-Amerika, WestIndien, Brasilien, Kolumbien.
Ozeanien: Fitschi-Inseln, Guam, Neukaledonien, Neuguinea.
Australien: Queensland, West- und Südaustralien, NSW, Neuseeland, Viktoria.
Asien: Japan, Südkorea, Taiwan, Hongkong, Philippinen, Indonesien, Thailand, Ceylon, Assam, Andhra Padhesh. Nordindien, Westpakistan.
Afrika: Äthiopien, Ghana, Nigeria, Sudan, Südafrika, Malawi, Sambia, Tansania, Mosambique, Südrhodesien.
Ost- und Westeuropa: Beide Deutschland, Polen, CSSR, Rumänien, Belgien, Frankreich, Niederlande, England, Italien, Schweiz, Spanien.
West-Indien: Jamaica, Bahama, Trinidad. Franz. Westindien
Brasilien: Sao Paulo, Porto Alegro, Rio de Janeiro, Columbien.

Publikationen: Converted Jehovas Witness Expositor, Bruderdienst, Christliche Verantwortung und Swit.
Die Zahl der "Ehemaligen Zeugen Jehovas" wird in allen Ländern größer.
Die Befreiungsbewegung aus der Wachtturmabhängigkeit geht voran. Es ist des Herrn Wille, dieses Wachstum zu fördern. Laßt uns eine starke Zeugengruppe für Christus werden. Vielleicht wird dies dann viele aufrütteln und die Christenheit beleben. jetzt ist der Tag der Befreiung, stehe. In 18 Ländern ist bereits die Wachtturmliteratur verboten. Nicht müßig und helfe am Aufklärungswerk.
Möchten sich nun alle mit der Bibel befassen, damit sie den rechten Weg erkennen.
Freudevoll, eure befreiten Brüder in Christus
Christliche Mission für Jehovas Zeugen W. J. Schnell.
Möchte diese Information allen eine Ermutigung sein zum Mithelfen am Aufklärungswerk!

Aus eingegangenen Briefen
Aus Berlin:
Besten Dank für CV Nr. 15. Der Artikel über die "Fehlgegangenen Berechnungen der Vergangenheit" enthält für die Zeugen Jehovas sehr wichtige Gedanken. Zum Beispiel, daß gemäß Russels Zeitberechnungen 6000 Jahre Menschheitsgeschichte 1874 endeten. Die gegenwärtige Endzeit-Festlegung besteht praktisch gesehen in einer Datenverschiebung um 100 Jahre. Wichtig erschien es mir auch, daß erstmals in CV die Berechnung angegeben wurde, wie Rutherford auf das Jahr 1925 kam. Seine Bibelstellen waren aber genauso an den Haaren herbeigezogen, wie das bei der Berechnung der 1914 Hypothese mit den 2520 Jahren der Fall ist. Ich hatte Gelegenheit, die Zeittabelle des Buches "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" einzusehen, mit der ja bekanntlich die 1975 Endzeithysterie begann. Mein Eindruck dabei war, die WTG fühlt sich in ihrer eigenen Haut nicht mehr wohl. Ein besonderes Merkmal in bezug auf früher veröffentlichte Tabellen ist, daß die Jahre vor unserer Zeitrechnung 3026, 2026, 1026 und nach unserer Zeitrechnung 26, 975, 1975, 2975 jeweils als "Ende des. .. 1000 Jahrtages des Menschen" bezeichnet werden. Die WTG-Leitung glaubt wahrscheinlich mit diesen "unbestimmten Angaben" mit dieser 1000-Jahrtageaufteilung, der Kritik an ihrer Endzeitlehre den Boden zu entziehen. Die unbewiesene Behauptung, daß Gottes Königreich 1914 begonnen haben soll, ist darin auch nicht mehr enthalten! Wir finden es aber noch in der Tabelle des Buches "Neue Himmel und eine neue Erde". S. 362-367

Der Artikel über den westdeutschen Gerichtsprozeß in Sachen WT-Blutkult ist auch sehr gut gestaltet. Dies wird für die Leitung der WTG ein weiterer Anlaß sein, sich über die aktive Mitarbeit breiter Kreise der Geschwister an "CV" zu "freuen"… Sende bitte noch einige CV mehr, da es noch Interessenten in Berlin gibt, welche informiert sein möchten.

Aus dem Bezirk Erfurt:
… Sie werden erstaunt sein, nach so vielen Jahren wo Sie mir Ihre CV senden, Post von mir zu erhalten. Ich bin ganz ehrlich. Zuerst als Ihre Briefe kamen war ich empört, dann desinteressiert und dann fing ich endlich an zu lesen. Ich stelle fest, daß Ihre Angriffe und Darlegungen berechtigt sind. Ich bin wohl über einiges so einigermaßen informiert, aber habe doch vieles nicht gewußt, deshalb begrüße ich Ihre Aufklärungsarbeit und wünsche gute Erfolge, was bei den Zeugen Jehovas oft sehr schwierig ist. Ich weiß es ja von mir selbst, hier hat wirklich Beharrlichkeit zum Ziel geführt …

Aus der Schweiz
… Laß Dir Deine so kostbare Zeit nicht rauben durch unmögliche Fragen. Halte ihnen die Liebe und das Gutestun wie ein Panier vor die Augen, dann können sie nicht fehl gehen und Dich können sie nicht erdrücken mit unnötigen Ballast. Wenn Du dastehst wie ein Fels in der Liebe, dann wird das andere langsam aber sicher von selbst kommen und Dein Herzenswunsch anderen zu helfen, wird sich immer wieder erfüllen. Ich freue mich so sehr für Dich, daß Du das tun darfst … Da ist übrigens kürzlich ein junges Zeugenehepaar zu uns gekommen, die haben mich um Deine CV gebeten und warten nun mit Spannung auf weitere Erfahrung aus CV. Der junge Mann, er hat studiert, schreibt mir nun, es sei ihm, seit er Deine Schriften durchstudiert hat, schon vieles klarer geworden. Er wolle aber der Sache noch tiefer auf den Grund gehen, weil es ihn sehr wundert, was eigentlich für versteckte Beweggründe hinter der WTG verborgen sind....

Aus dem Bezirk Gera
Herzlichen Dank für Deine CV. Habe sie gleich mit großem Interesse gelesen. Ich habe schon von Anfang an gemerkt, daß bei den Zeugen nicht alles so ist, wie es geschrieben und gesagt wird. Es hat da manchen Streit gegeben. Wir waren aber so hörig geworden im Laufe der Zeit, daß man sich kaum wagte seine Meinung zu äußern. Auch unsere Ehe hat unter diesem Zwiespalt sehr gelitten. Heute verstehe ich nicht, wie das alles, so kommen konnte. Bin jetzt froh, daß ich alles hinter mir habe und bitte um weitere Sendung von CV …

Aus Amerika:
Besten Dank für Brief und CV. Es freut mich zu hören, daß wir derselben Meinung sind in bezug auf Jesu Christi, sowie in allen Dingen die Du zum Ausdruck bringst … In Kanada und Amerika benutzt die WTG nun die Großversammlungen, um den Geschwistern zu erklären, was in Afrika passiert ist. Sie werden Mühe haben, alles erklären zu können. Unsere Briefe über Afrika und auch Deutschland sind in allen kirchlichen Kreisen in ihren Zeitungen und auch in anderen Zeitungen abgedruckt worden mit unserer Erlaubnis und haben großes Erstaunen hervorgerufen. Nun haben wir die WTG-Leitung dazu gebracht, daß sie sich verteidigen muß. Sie muß jetzt die Angriffe auf die anderen unterlassen, sie befindet sich auf dem Rückzuge. … Ich hege den Wunsch, sich ständig auszurichten im Geiste der Liebe, um anderen zu helfen …

Aus der Schweiz:
. . .Der Bericht von dem Bruder aus Zittau war erschütternd. Man merkt ihm an, daß der Arme innerlich noch ganz zerrissen und wund ist. Ob es auf den Präsidenten Eindruck machen wird, ist eine zweite Frage. Die haben ja immer irgendeine Begründung und sind da nie in Verlegenheit Sollten sie doch mal keine rechte Antwort wissen, hüllen sie sich in verachtungsvolles Schweigen. Was wird er noch alles zu berichten haben? Das Beste, was Du tun kannst, ist immer wieder, solche Berichte von Ehemaligen zu bringen. Sie sollten vielleicht nicht in direkter Anklage gegen eine Person verfaßt sein, das ist manchmal gefährlich, sondern nüchtern, erzählend ohne jeden Kommentar, den sollen sich die Leser selber machen Ich habe aber in diesem Falle Verständnis für seine Ausführungen und hoffe, das er sich nach der Vollendung der Aussprache wieder zurechtfindet. Im übrigen alles Gute …

Aus Westdeutschland:
. . . Die Vorgänge in Malawi werden von der theokratischen Leitung sehr hoch gespielt und dazu benützt, Mitleid für die "arme verfolgte und wehrlose Minderheit" zu wecken und Reklame für die ZJ zu machen. Nun können und dürfen natürlich Gewalttätigkeiten, wie sie dort vorgekommen sind, nicht entschuldigt werden. Aber daran, daß es soweit gekommen ist, tragen die Funktionäre von Brooklyn selbst ein gerütteltes Maß von Schuld, das ergibt sich aus Meldungen von anderer Seite …

A 4204-68 V 7 1 2788

Siehe auch:

Christliche Verantwortung Jahrgangsmäßig zusammengefasst  1969

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