"Christliche Verantwortung" zusammengefasst 1969

CV 22 - CV 28

Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 22

Vergleicht man die theologische Kritik an den Zeugen Jehovas, von Kurt Hutten (der lange Jahre innerhalb der Evangelischen Kirche als dortiger Experte galt). Oder die theologische Kritik von Hans-Jürgen Twisselmann, einem ehemaligen Zeugen Jehovas, der im weiteren Verlauf seines Weges, auch noch evangelischer Pfarrer wurde, dann kann man eines sagen. Der Leitartikel von Müller in der CV 22 offenbart es. Auch Müller ist letztlich auf deren Linie eingeschwenkt. Nicht sonderlich originell und auch ohne Angabe seiner Gewährsmänner, aber in der Sache sehr wohl. Man vergleiche mal seine nachstehende Ausführung mit den Schriften der oben Genannten. Etwa, wenn Müller äußert:

"Jene Kritiker fragen und sagen aber präziser: Geht es bei der WTG-Lehre um Christus und seine Botschaft? Es ist doch auffällig, daß in allen offiziellen Selbstbezeichnungen, die die WTG je trug das Wort 'christlich' fehlte! Wohl geht es ihr um die Bibel, aber das Merkwürdigste scheint uns zu sein, sie hat beim Bibelstudium das Wichtigste, den Höhe- und Mittelpunkt des Erlösungswerkes, abseits gestellt, nämlich Christi Wirken, Leiden und Auferstehung. ... Mißachtet die WTG, daß das Geschehen auf Golgatha in der Heiligen Schrift viel mehr bedeutet. ... Die WTG-Lehrer haben zu diesem Zeugnis von Golgatha keinen Zugang gefunden. Es liegt da eine merkwürdige Blindheit bei ihnen vor. Sie haben Golgatha seiner angreifenden Mächtigkeit beraubt. Mit dieser Behandlung von Golgatha hat die WTG-Führung unseres Erachtens das Herzstück aus dein Evangelium herausgebrochen. Ihre Königreichsbotschaft ist nüchtern gesehen ein Mittel zur Befriedigung natürlicher geistlicher Bedürfnisse, eine Art Selbstkultivierung."

Es hat sich gezeigt, dass einige Zeugen Jehovas, die sich im Ablöseprozeß von der WTG befinden, für diese Art von Argumentation durchaus empfänglich sind. Aber, dass sage ich ebenso deutlich: Bei weitem nicht "alle"! Wobei zu konstatieren ist, dass es einen "monolithischen Block" in der Nach-Zeugen Jehovas-Ära ohnehin nicht gibt.

Die Apologeten der WTG meinen sich darüber aufregen zu sollen, dass es durchaus gewisse Annäherungen zwischen der CV und den Kirchen gegeben hat. Prompt unterstellen sie unseriöse Motive. Sie liegen mit ihrer diesbezüglichen Sicht falsch. Sie sollten sich mal die oben zitieren Ausführungen von Müller "auf der Zunge zergehen lassen". Erst dann könnten sie wirklich verstehen, warum und weshalb das so war und ist!

Es ist naheliegend, dass für den deutschen Sprachraum die Verbotssituation in Hitlerdeutschland und der DDR ein gewichtiges Thema ist. William Schnell, einst selbst in Deutschland lebend, später in den USA, macht aus seiner Sicht einen geschichtlichen Rückblick. Bemerkenswert an seiner Darstellung erscheint mir besonders auch zu sein, wie er herausarbeitet, dass die Untergrundpraktiken der Zeugen Jehovas, mehr oder weniger allesamt schon im Ersten Weltkrieg im Falle Kanada erprobt wurden. In dieser CV-Ausgabe zu lesen. Bemerkenswert in dieser Ausgabe auch die Informationen bezüglich des früheren WTG-Funktionärs Jesse Hemery.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 22 Gera, Februar 1969

CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Warum man seine Religion prüfen sollte
Liebe Brüder und Schwestern !
In dem 1968 erschienenen Buch "Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt" finden wir auf Seite 11 die Aufforderung, seine Religion zu prüfen. Dies sagen und fordern die Leiter der Wachtturm-Gesellschaft! Diese Aufforderung ist aber nur an Außenstehende der WTG gerichtet, da es bekanntlich in der WT-Lehre keine Unstimmigkeiten geben soll, trotz aller entgegenstehenden Beweise. Die Schreiber weisen darauf hin, "daß man prüfen solle, was man glaubt, auch was uns die Religionsgemeinschaft lehrt, der wir angehören. Eine Religionsgemeinschaft, die die Bibel wirklich als Gottes Wort betrachtet, lehnt nicht gewisse Teile davon ab, sondern anerkennt alles, was darin steht. 2. Tim. 3:16. Wenn dem so ist, muß die Religion, die Gott billigt, auch in allen Einzelheiten mit der Bibel übereinstimmen Wir können daher Gott nur wohlgefällig sein, wenn unsere Religion voll und ganz im Einklang mit der Bibel ist und wenn wir sie auf alles anwenden, was wir im Leben tun. Lukas 6:46-49." (Auszug von S. 11-15). Im Einklang mit diesen Forderungen ist es sicher auch angebracht, wenn wir unaufgefordert eine Prüfung der Wachtturmlehren vornehmen, dies kann uns demnach nur zum Nutzen sein.

Sind die Lehren der WTG im Einklang mit der Bibel?
Zum besseren Verständnis sollte man die vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes unvoreingenommen lesen. Unter diesen Voraussetzungen wollen wir heute einmal einige Evangeliums-Fragen, Kritiken und Ansichten, die gegen die WTG vorgebracht werden, zum Anlaß für eine Prüfung nehmen

Es wird gefragt: Handelt es sich bei der WTG überhaup um eine religiöse Gemeinschaft oder nicht vielmehr um eine rationalisierte Produktionsgesellschaft auf doktrinärer Grundlage? Diese Frage ist verständlich, denn die WTG lehnt ja Religion und Religionisten ab. Jene Kritiker fragen und sagen aber präziser: Geht es bei der WTG-Lehre um Christus und seine Botschaft? Es ist doch auffällig, daß in allen offiziellen Selbstbezeichnungen, die die WTG je trug das Wort "christlich" fehlte! Wohl geht es ihr um die Bibel, aber das Merkwürdigste scheint uns zu sein, sie hat beim Bibelstudium das Wichtigste, den Höhe- und Mittelpunkt des Erlösungswerkes, abseits gestellt, nämlich Christi Wirken, Leiden und Auferstehung. Natürlich hat sie auch davon Kenntnis genommen. Sie hat aber die Ereignisse bagatellisiert und eingekapselt. Bei aller Schriftforschung mißachtet die WTG, daß das Geschehen auf Golgatha in der Heiligen Schrift viel mehr bedeutet. Es bedeutet z. B. dies, daß hier ein Gericht Gottes über den Menschen ergangen ist. Dieses Gericht ist nicht auf eine bestimmte Zeit oder Menschengruppe beschränkt Es ist eine Botschaft, die das Menschentum aller Jahrhunderte und Kategorien angreift.

Die WTG-Lehrer haben zu diesem Zeugnis von Golgatha keinen Zugang gefunden. Es liegt da eine merkwürdige Blindheit bei ihnen vor. Sie haben Golgatha seiner angreifenden Mächtigkeit beraubt. Mit dieser Behandlung von Golgatha hat die WTG-Führung unseres Erachtens das Herzstück aus dein Evangelium herausgebrochen. Ihre Königreichsbotschaft ist nüchtern gesehen ein Mittel zur Befriedigung natürlicher geistlicher Bedürfnisse, eine Art Selbstkultivierung.

Beiseitegesetzt wird Jesus überall dort, wo der Glaube sich nicht auf ihn allein gründet (l. Kor. 3-10, 11, Apg. 4:11, 12), sondern auf die Zugehörigkeit zu einer Organisation oder Institution. Da der Christ nur die geschenkte Gerechtigkeit Jehovas annehmen kann, ist seine Errettung ganz und gar ein Werk göttlicher Gnade, nicht menschlicher Verdienst. (Eph. 2:8, 9). Das juristische Denken der WTG-Führung führt die Angehörigen dagegen in die "Werk- und Verdienstgerechtigkeit" (Quoten!). Die Heilige Schrift aber lehrt Glaubensgerechtigkeit, die fest gegründet ist im Erlösungswerk Jesu Christi. Vertraut nun aber der Mensch auf seine eigenen Werke, traut er sich zu Verdienste zu erwerben, die ihm ein Verdienstkonto einbringen, so daß Gott sich ihm verschuldet betrachtet, dann ist die unausbleibliche Folge, im Eigentlichen nicht mehr auf die Erlösungstat Jesu angewiesen zu sein. Das ist typisch für die WT-Lehre. (WT 1. 4. 53/213, 1. 4. 48/101, 1. 8. 56/464).

Was hat die WT-Lehre aus Christus gemacht?
Es geht um die Abwertung Christi. Sein Bußruf, sein Wort von Gnade und Vergebung, seine Einladung an die Zöllner und Sünder, seine Liebe, die das Verlorene sucht - das alles wirkt in diesem WTG-System wie ein Fremdkörper. - Christus ist zu einer Rand-Figur im Drama der "Rechtfertigung Gottes" geworden, als ob Gott es nötig hätte, sich zu rechtfertigen (Rö. 9:18-21). Jesu Rolle ist, abgesehen von dem "Loskaufsopfer", darauf beschränkt, daß er ein vorbildlicher Zeuge Jehovas gewesen ist, der sich bei der Taufe im Jordan Gott hingegeben, danach ein Predigtwerk begonnen, Jünger gesammelt und für ihren künftigen Dienst "geschult", die "theokratische Organisation" gegründet und mit Richtlinien versorgt hat, daß er 1914 den Thron im Himmel bestiegen hat, die "Schlacht von Harmagedon" schlagen soll und danach im Königreich Gottes regieren wird. Dazu verliehen sie ihm Züge, die sein Angesicht zur blutigen Grimasse entstellten: Christus als der Rächer, der Vernichter, der Henker, der im Blut der Massenschlächterei von "Harmagedon" watet. Das ist in den Hauptzügen das Bild, was man den WTG-Anhängern von Jesus Christus zur Ansicht vorlegt.

Was hat eigentlich Christus nach seiner Auferstehung bis zum Jahre 1914 getan nach der Lehre der WTG? Hat er in der Menschenwelt fortgewirkt? Wenn ja, wie schwach war seine Kraft, wie fruchtlos sein Wirken - nach der Lehre der WTG. In diesen rund 1900 Jahren ist es ihm nur gelungen, einen Teil von 144 000 "Geweihten" für die Nachfolge zu gewinnen. Alle anderen, das sind Hunderte und aber Hunderte von Millionen Christen, müßte er dem Satan überlassen. Oder war Christus in jener Zeit der Welt fern? Hat er sich untätig im Himmel aufgehalten, bis er 1914 den Thron bestieg? Aber ein solcher Christus, wie ihn die WTG darstellt, der sich von der Welt solange abwandte und sie ihrem Schicksal überließ, hat mit dem Christus der Heiligen Schrift nichts gemein. Er hätte durch diese Untätigkeit seine Erlösermission verleugnet und nachträglich sein ganzes Wirken und Sterben unmöglich gemacht. Wie immer man den Lehrkomplex von der Thronbesteigung Christi 1914 drehen und wenden mag, darunter die vorausgegangenen Jahrhunderte angeblicher Finsternis - es ist ein Widerspruch zur Bibel, es ist eine Erfindung der WTG-Lehrer.

Alles in allem, in der Glaubenslehre der WTG wurde Jesus Christus in Wirklichkeit entmachtet. Diese Entmachtung gipfelt darin, daß die Würden und Vollmachten, die IHM nach dem Schriftzeugnis zustehen, nun von der "theokratischen Organisation" in Anspruch genommen werden In Wirklichkeit ist nicht ER, sondern die WTG die alleinige Mittlerin zwischen Gott und Mensch. Die WTG ist der Offenbarungskanal Gottes, die absolute Autorität, die Garantin des Heils, Sie ist es, an der sich die Geister scheiden. Sie ist bevollmächtigte Verkünderin der Gerichte Gottes. Sie ist die Zentralfigur der Geschichte, der Widerpart Satans in der Endzeit und die Herrschaftsträgerin im Zukunftsreich (Fürsten!). Zwar wird Christus in förmlichen Worten die Spitzenstelle in der "Hauptorganisation" zuerkannt. Aber es ist eine Stelle ohne Befugnis, ein bloßer Ehrenvorsitz und kein wirkliches Führungsamt. Dieses Führungsamt hat sich die Leitung der "theokratischen Organisation" angeeignet. Der Sohn Gottes ist in Wirklichkeit durch die "kollektive Hirtenklasse", d. h. das Direktorium der Watch Tower Bible and Tract Society, verdrängt.
Zu dem Vorstehenden bitten wir folgende Bibelstellen nachzulesen: 1. Tim. 2:5, 6; Luk. 15:7; Matth. 9: 11-13; Gal. 3:20; Joh. 14:6; Hebr. 8:6, 12:24-29; Apg. 5:29; Off. 5:12, 13; Apg. 4:12; Phil. 2:9-11.
Weiter verweisen wir auf die WT's vom 15. 8. 57/498, 15. 1. 57/58, 15. 8. 57/499, 1. 11. 54/661, 15., 1. 51/30, und 15. 4. 68/234, 235.

Wie entscheidest du dich?
Das Vorstehende war eine Ansicht aus Leserkreisen zu bestimmten wichtigen WTG-Lehren. Wir glauben, diese Ansichten bestehen nicht zu Unrecht. Dies ist aber nur ein Teil der vielen prüfungswürdigen Einwände gegen die WTG-Lehren. Die Leitung der WTG indessen fordert immer wieder dazu auf, "ihre Theokratie" anzuerkennen, und dies gelingt ihr immer wieder. Leider sind sich die Brüder und Schwestern in der WTG der Irreführung nicht bewußt. Dies ist teilweise dadurch bedingt, daß sie viel zu blindgläubig alles annehmen, was die WTG-Lehrer ihnen vorsetzen. Statt im besten Sinne des Wortes Bibelforscher zu sein, sind sie WT-Forscher und Nachbeter geworden. Die Hauptursache liegt aber darin, daß die WTG-Leitung ganz bewußt darauf hingearbeitet hat, sich selbst mit dem Nimbus oder Schein von Gottgesandten zu umgeben. Schritt für Schritt hat die Leitung unter Anwendung aller psychologischen Mittel der Massenbeeinflussung diese Position über die Brüder und Schwestern befestigt. Je mehr sie sich vor ihr beugten, um so vermessener wurden ihre 'Herrschaftsansprüche. Die anmaßende Behauptung, daß sie die Theokratie zu regieren habe, ist der Höhepunkt ihrer bedauerlichen Entwicklung.

Liebe Brüder und Schwestern, die ihr bisher in Unwissenheit dem Irrtum folgt, heute werdet ihr vor eine Entscheidung gestellt! Für Jesus Christus, den Sohn Gottes, als alleinigen Mittler, der uns mit solch unaussprechlicher Hingabe geliebt hat, daß er sein unschuldiges Blut für uns dahingab, damit er als der große und alleinige Mittler und Fürsprecher uns zu Frieden mit Gott und zum ewigen Leben führe, oder für jenen, der sich selbst zum Mittler erhoben hat, den "Mitteilungs- und Verbindungskanal" Entweder für Christus als den alleinigen von Jehova autorisierten König des Reiches Gottes, oder aber für die Wachtturm-Gesellschaft als die selbsterhöhte, durch eine menschliche Charta autorisierte "Regierung" der angeblich gegenwärtigen Theokratie, die Wachtturrm-Hierarchie Kurz: Für Jesus Christus und sein Reich oder für die Wachtturm-Gesellschaft und ihr Reich. Wie entscheidest du dich? Die Enthüllung der Tatsachen über die WTG macht die Entscheidung leicht.
In brüderlicher Liebe und mit Euch verbunden grüßt Euch
Bruder Willy Müller,
65 Gera, Lutherstraße Nr. 16
und Mitverbundene

Ist die "Zeit des Endes" gegenwärtig?
Ein Beitrag, um den Blick zu schärfen
Viele bibelgläubige Christen sind geneigt, angesichts der Kriege und Unruhen in vielen Ländern, der Bedrückung und Ratlosigkeit unter vielen Menschen, diese Erscheinungen als die in der Schrift angekündigten Zeichen des Endes der Welt oder der Vollendung des Systems der Dinge zu betrachten. Auf Grund der zahlreichen Fehlprophezeiungen der Vergangenheit, die vielen Enttäuschung brachten, ist jedoch mehr denn je erforderlich, den Voraussagen Christi über die Ereignisse der Endzeit in allen Einzelheiten Beachtung zu schenken.

So meinten viele, in den vermehrten Schwierigkeiten und Bedrängnissen der letzten Jahrzehnte, besonders der beiden Weltkriege, die vorausgesagten "Zeichen der Endzeit" zu erblicken, die in den Höhepunkt des großen Tages Gottes übergehen würden. Obwohl diese Erwartungen immer wieder nicht eintrafen, sondern die Drangsalszeiten durch längere Zeiten des Friedens abgelöst wurden, hält man trotzdem beharrlich an der Auffassung fest, die Zeit des Endes habe schon seit dem Jahre 1914 oder sogar früher begonnen. Jene, die diesen Standpunkt verteidigen, bedenken nicht, das die Zeit des Endes, wenn man bestimmte Bibelstellen betrachtet, eine ununterbrochene Drangsalszeit sein müßte, die mit dem Ende selbst in unmittelbarem Zusammenhang stehen würde.

Im Buche Daniel, dessen Worte bis zu Beginn der "Zeit des Endes" verschlossen und versiegelt sein sollen, wurde im letzten Kapitel die Frage gestellt: "Wie lange wird das dauern, das Ende (d. h. der Zeitabschnitt des Endes, Fußnote) dieser wunderbaren Dinge?" (Elb. B.). Oder nach Schlachter: "Wie lange werden diese unerhörten Zustände dauern?" Die Antwort darauf lautete: "Eine Zeit, (zwei) Zeiten und eine halbe Zeit, … dann werden alle diese Dinge vollendet sein." (Elb.). Oder: "eine Frist, zwei Fristen und eine halbe, . . . dann wird das alles zu Ende gehen." (Schlachter). Die Allioli-Bibel sagt: "daß nach einer Zeit, und zwei Zeiten und einer halben Zeit (das Ende komme)." Dan. 12:6, 7. Diese Hinweise vermitteln uns einen wesentlichen Aufschluß, um, die Länge der Endzeit annähernd zu bestimmen.

Daniel bezeichnete jene letzten Tage als eine Zeit ungewöhnlicher Bedrängnis, auf die auch Jesus Christus in seinen Prophezeiungen mit den Worten bezug nimmt: "Denn jene Tage werden eine Drangsal sein, wie dergleichen von Anfang der Schöpfung, welche Gott schuf, bis jetzthin nicht gewesen ist und nicht wieder sein wird." Mark. 13:19; Dan. 12:1. Wir können sicher sein, daß Jesus mit diesen Tagen jene besondere Zeit von 3 ½ Jahren oder 3 ½ Zeiten meinte, die wir auch an anderen Stellen der Bibel, wie z. B. Offenbarung 11:2, 3, wiederfinden, worauf wir in einem späteren CV noch zu sprechen kommen werden.

Als Jesus Christus in Gegenwart seiner Jünger den Ablauf der Endzeitereignisse zusammenfaßte, welche in Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21 aufgezeichnet wurden, erwähnte er mit keinem Wort zwei Weltkriege, die Jahrzehnte voneinander getrennt sind und denen eine weitere lange Pause von drei Jahrzehnten folgen sollte, bis der Herr endlich in das Weltgeschehen sichtbar eingreifen würde. Nein, keine der Darstellungen der letzten Zeit beinhaltete solche Zwischenzeiten der Beruhigung, während denen es den meisten Menschen vergönnt sei, jahrzehntelang friedlich dahin zu leben. Jesus bezog seine Worte vielmehr auf eine Drangsal, die ununterbrochen anhalten, und von ihrem Beginn an sich immer mehr steigern sollte, bis sie ihren Endpunkt in der Erscheinung Christi zum Gericht und zur Befreiung seiner Erwählten erreicht haben würde. 2. Thess. 1:5-10.

Die Abkürzung der Drangsal
Diese alles übertreffende Drangsal - so sagte nun Jesus (Matth. 24:22; Markus 13:20) - würde abgekürzt werden, damit überhaupt Fleisch gerettet werden kann. Warum wollte der Herr die Tage der Drangsal abkürzen und wie sollte das geschehen? Etwa, damit ein langfristiges Predigtwerk von mehr als 50 Jahren ausgeführt werden sollte? Hatte Christus das gemeint, was die WTG heute als biblische Erfüllung bezeichnet. Hatte er auf die kurze Zeit von zehn Monaten bezug genommen, in welcher die Direktoren der WTG Lediglich ihrer persönlichen Freiheit beraubt, aber sonst keinerlei Leiden zu erdulden hatten. Oder sprach Jesus etwa von einer Freikaufung aus dem Gefängnis mit 70 000 Dollar, mit der die Auserwählten ihre Freiheit am 25. 3. 1919 zurückerhalten wurden? Nannte der Herr dieses Vorgehen der WTG-Leitung etwa seine Methode, die er zur Abkürzung der Drangsal seiner Auserwählten anwenden wollte? Jeder, der gesunden Sinnes über die Prophezeiung Christi nachdenkt und Vergleiche zieht, wird nicht länger solchen Auffassungen von Menschen folgen wollen, die sich selbst in den Mittelpunkt stellen und ihr eigenes persönliches Erleben als Erfüllung biblischer Prophetie hervorheben und nichts anderes gelten lassen.

Im Lichte der gesamten Endzeit-Prophetie bestätigt sich die erwähnte Auslegung in vieler Hinsicht nicht als göttliche Wahrheit. Jesus hatte gar nichts davon gesagt, daß die Drangsal im Interesse nur einiger führender Persönlichkeiten abgekürzt würde, sondern zur Erhaltung seiner Auserwählten und dazu können sich nicht allein die Direktoren der WTG rechnen. Auch hatte der Herr mit dem Abkürzen nicht ein vorübergehendes Aufhören der Drangsal gemeint, die zu einem viel späteren Zeitpunkt - etwa 60 Jahre danach in Harmagedon - wieder einsetzen sollte. Des weiteren sollte auch der Abschluß der Drangsal oder die Abkürzung derselben nicht am Anfang der Endzeit sein, wie es die WTG mit ihren Erfahrungen 1919 darzustellen sucht, sondern erst am Ende wird sie abgekürzt, wenn die Bedrängnis aller Christusnachfolger den höchsten Punkt erreicht. Zu dieser Zeit sollte das Kommen Christi in der Macht und Herrlichkeit seines Reiches erwartet werden. Nicht umsonst gab Christus gerade an dieser Stelle und in Verbindung mit diesem Ereignis jenes trostreiche Versprechen: "Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blicket auf und hebet eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht." Lukas 21:27, 28. Was diesem Abkürzen oder Wegnehmen der Drangsal durch das Erscheinen Christi nun folgt, durfte allen mit Christus Verbundenen bekannt sein. Es ist das Zusammenbringen aller Leibesglieder und ihre Vereinigung mit Christus, die in der Vollendung in himmlischer Herrlichkeit ihre Krönung findet. Matth. 14:31; Mark. 13:27; 1. Thess. 4:15-17.

Der Anfang der Wehen - wann?
Daß man die Endzeit nicht auf Jahrzehnte, Jahrhunderte oder gar über Jahrtausende ausdehnen kann, sei am Beispiel und Vorgang einer Geburt veranschaulicht, worauf auch die Bibel im Blick auf die Endzeit Bezug nimmt. Das Hervorbringen des königlichen Herrschers, Jesus Christus, aus der Mitte der höchsten himmlischen Versammlung, bezeichnet die Schrift in Offenbarung 12:1, 2, 5 als die Geburt eines männlichen Sohnes, der alle Nationen regieren soll. Wie nun die Wehen vor der Geburt eines Kindes am Anfang schwach sind und sich immer mehr steigern bis zur Geburt, wo sie ihren Höhepunkt erreichen, so sollten wir auch in diesem Zusammenhang den Vorgang der Geburt des Königreiches Christi und seines Machtbeginnes verstehen. Ganz offensichtlich nannte daher Jesus selbst den Anfang der Endzeit auch den Anfang der Wehen. Matth. 24.8, Mark 13:8.

Beachten wir hierzu genau, daß die Wehen zuerst erfolgen müssen und danach die Geburt des Königreiches, nicht erst die Geburt des Reiches und dann nachfolgend die Bedrängniswehen. Wenn nun Menschen entgegen der Tatsache, daß die Geburtswehen der Geburt vorausgehen, die Behauptung aufstellen, das Königreich Gottes und Christi sei 1914 geboren, jedoch die Drangsalswehen würden nicht voraus, sondern hinterher erfolgen, so sollten uns solche Widersprüche zu denken geben. Noch mehr aber sollten wir uns darüber im klaren sein, daß die Zeit des Endes mit dem Ende oder dem endgültigen Abschluß in unmittelbarem Zusammenhang stehen müßte, genauso wie die Geburtswehen mit der Geburt selbst in Verbindung stehen und keinen Zeitaufschub dulden. Die unerfüllten Prophezeiungen aber beweisen, daß wir in diese Zeit noch nicht eingetreten sind.

Was zur Erfüllung alles gehört.
In Anbetracht heutiger kritischer Verhältnisse, der Naturkatastrophen, der Kriege, Hungersnöte und Krankheiten sind viele davon überzeugt, daß die umwälzende Zeit des Endes gegenwärtig sei. Wer jedoch die Prophezeiung Jesu in ihrem Zusammenhang richtig sieht, muß erkennen, daß zum Merkmal der Endzeit nicht allein solche Erscheinungen gehören würden, sondern daß es vieles andere mit einschließen müßte, wovon man aber keine Erfüllung sehen kann.

Als Christus auf die Endzeit-Ereignisse Bezug nahm, hatte er nicht gemeint, daß diese nur vereinzelt und örtlich begrenzt, sowie in weit auseinander liegenden Zeiträumen auftreten würden, sondern eine in jedem Lande und an allen Orten einsetzende und immer mehr zunehmende Bedrängnis sollte das offensichtliche Kennzeichen für den Anbruch der Endzeit sein. Hier soll vor allem die Drangsal nicht unbeachtet bleiben, die über alle Nachfolger Christi als Folge ihres Zeugnisses vom Reiche Gottes kommt. Der Beweis ihrer göttlichen Sendung sollte dabei in der außergewöhnlichen Geisteskraft erkannt werden, mit welcher sie sich vor Gerichten und hohen Regenten verantworten und ihre Botschaft ausrichten, welcher niemand widerstehen noch widersprechen kann. Mark. 13:8-11, Luk. 21:12-15. Es ist weise, im Vergleich mit diesem Beispiel die Unzulänglichkeit der heutigen Botschaftsträger sowie die eigenen Mängel sich selbst einzugestehen, um daraus die Erkenntnis zu gewinnen, daß heute keine solche Predigt-Beauftragung von Gott vorliegt, und dieses Predigen (Matth. 24:14) ein Werk der Zukunft ist, und zwar in jener besonderen Zeit, der Endzeit von 3 ½ Jahren. - Wir wissen auch, daß es im Sinne einer Schrifterfüllung keine Bedeutung hat, wenn heute durch gesetzwidriges Handeln Verfolgungen und Gefängnisstrafen willkürlich herausgefordert werden, die nicht um Christi und der guten Botschaft willen geschehen.

Etwas ganz anderes, was wir in unserem Zeitalter auch nicht beobachten konnten, sind die in Lukas 21:11 erwähnten "Schrecknisse und großen Zeichen vom Himmel" die wir als ein Bestandteil der Endzeitprophetie nicht auslassen dürfen. Da es sich hier um Zeichen handelt, die vom Himmel her geschehen sollen, kann man dafür nicht irgendwelche Vorkommnisse, die von der Erde ausgehen, als Beweis für eine Erfüllung angeben.

Ein weiteres Merkmal der Endzeit wäre das "Verschmachten der Menschen vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen." Lukas 21:25, 26. Bringt man dieses furchtvolle Erwarten in Beziehung zu einem gefürchteten weltweiten Atomkrieg, wie es viele in Auslegung dieser Prophezeiung bekanntmachen, so entspricht diese Auffassung nicht der biblischen Wahrheit. Der Herr sagte nicht, daß Atombomben oder andere Waffen die Ursache dieser Furcht sind, sondern weil die Kräfte der Himmel erschüttert würden. Dieses Erschüttern himmlischer Kräfte aber bedeutet wahrscheinlich nichts anderes als den Sturz dämonischer Mächte von ihren himmlischen Thronen, wie wir es in Offenbarung 12:7-9 auch als ein Ereignis bestätigt finden, welches dem Herrschaftsbeginn Christi unbedingt vorausgehen müßte. Heute können wir an den Menschen unserer Zeit nicht beobachten, daß sie in Furcht und Erwartung dieser Dinge "verschmachten, vergehen, ohnmächtig werden", oder "erstarren - gemäß der verschiedenen Bibelübersetzungen. Wer fähig ist, alle Bibeltexte gewissenhaft und den Tatsachen entsprechend auseinander zu halten, wird auch bekennen müssen, daß dieser Prophezeiung eine ganz andere Bedeutung zugrunde liegen muß, als sie heutige Ausleger behaupten.

Wann das Ende nahe ist.
"Wenn ihr dies alles geschehen sehet", sagte Jesus, und damit meinte er alles, aber auch jede Einzelheit seiner Prophezeiung - eingeschlossen die "Schrecknisse und großen Zeichen vom Himmel", die unvergleichbare Drangsal unter sämtlichen Christusgläubigen ohne Ausnahme, die gleichzeitigen Machterweisungen Gottes während ihres unerschrockenen Zeugnisses, sowie auch ein Verschmachten der Menschen, doch nicht in Erwartung eines Weltkrieges mit Atomwaffen, sondern wegen der Erschütterung dämonischer Kräfte. "Wenn ihr dies alles geschehen sehet", betonte Christus, "dann erkennet, daß das Reich Gottes nahe ist." Lukas 21:31. Daß dieses "Nahesein" dann kein jahrzehntelanges Warten bedeuten kann, sehen wir am Fall von Jerusalem.

Jesus sagte, "wenn ihr Jerusalem von Heerscharen umzingelt sehet, alsdann erkennet daß ihre Verwüstung nahe gekommen ist." Lukas 21:20. Wenn das Ereignis, daß Jesus hier als "nahe" bezeichnete, kurz darauf auch eintraf, so mußten auch seine Worte (Lukas 21:31) die gleiche Bedeutung haben. Weil dieses "Nahe" damals von der Belagerung Jerusalems bis zur Einnahme durch die römischen Heere unter Titus nur wenige Monate umfaßte und bis zur vollständigen Verwüstung nicht mehr als 3 ½ Jahre betrug, kann man nicht heute ein "Nahe" aussprechen, was schon 60 Jahre oder länger dauert. Was Jesus hier als "nahe" bezeichnete und was damals tatsächlich nahe war, sollte auch im Hinblick auf eine heutige Auslegung gelten, nämlich ein unmittelbares Bevorstehen angekündigter Ereignisse angesichts in vollem Umfange erfüllter Voraussagen.

Alle diese Hinweise muß man mit einbeziehen, um sich ein vollständiges Bild über das Endzeit-Geschehen machen zu können. Wenn man sich vor Enttäuschungen schützen will, ist es erforderlich, nicht einseitig zu denken und nur einem gewissen Teil der Prophezeiung Beachtung zu schenken, sondern man sollte Christi Prophezeiungen insgesamt und in jeder Hinsicht uneingeschränkt gelten lassen. Wer das gewissenhaft tut und mit sich selbst, ehrlich ist und wer auch imstande ist über seine persönlichen Wünsche und Erwartungen, sei es in gesundheitlicher, sozialer oder politischer Hinsicht, hinauszusehen - der wird auch sein Einverständnis dazu geben können: Eine Endzeit mit ihren Bedrängniswehen ist noch nicht gegenwärtig!
J. G. D.

Jehova beschützt nicht die Organisation der Zeugen Jehovas!
Aus Berichten von W. J. Schnell, USA, ehemaliger Bethelmitarbeiter.
(Fortsetzung von CV Nr. 17, Seite 8)
Die Organisation macht fatale Fehler
Was für Gründe führten die Wachtturm-Führer dazu solche fatale Fehler zu machen? Diese Gründe waren verkettet mit der theokratischen Norm, die aufgebaut war auf dem Konzept Russels, daß der Christus aus dem EINEN und den 144 000 besteht, und daß die Klasse des treuen und klugen Knechtes der Überrest dieses Christus auf Erden ist. Ganz natürlich sahen sie sich selbst in diesem Zusammenhang dynastisch verbunden mit den obrigkeitlichen Gewalten, die nach ihrer Annahme Jehova Gott und Christus Jesus seien. Auf Grund dieses Zusammenhangs betrachteten sie ihre theokratische Organisation als den irdischen Teil der theokratischen Regierung unter Christus und sich selbst als den Kanal, durch den Christus die gegenwärtigen Wahrheiten offenbart aus seinem Tempel in den Wolken (nachgewiesen in den Ausgaben 4 und 5 der INFILTRATOREN). In ihrem Denken kam Christus plötzlich zu seinem Tempel in den Wolken im Jahre 1918 und dort überschatteten "Engel verschiedener Ränge" die Herausgeber des Wachtturms.

Diese befremdende Idee wurde ihnen von Rutherford unterschoben. Es war das Ergebnis falscher Schlüsse auf Grund des Niedergangs des Werkes der Gesellschaft im Jahre 1918. Zu dieser Zeit wurde die Wachtturmgesellschaft angeklagt, den Patriotismus anzugreifen und danach von der Bundesregierung (USA) verboten. Ihre Führer wurden verklagt und des Verrats überführt. Sie erhielten Urteile von zwanzig Jahren und wurden in die Bundesstrafanstalt Atlanta überführt.

Mit ihren Führern im Zuchthaus hielten die Anhänger Russels in einer Art Untergrund ihre Bibelstudien und Vorträge aufrecht, wie sie auch ihre Schriftstudien weiter verbreiteten. Auf diese Weise wuchs das Werk weiter. Wichtiger war, sobald der Krieg zu Ende war, daß sie genügend organisatorischen Scharfsinn hatten, eine Unterschriftenaktion durchzuführen. Viele Unterschriften mit der Forderung, die Führer freizulassen, wurden erlangt. Diese Petitionen wurden daraufhin dem Kongreß der Vereinigten Staaten präsentiert Die Fälle wurden durch die Regierung wieder aufgenommen. Die Führer wurden vollständig entlastet.

Es war auf Grund dieser Erfahrung, daß Rutherford schlußfolgerte, Gott sei mit der Gesellschaft zornig gewesen, weil sie schwach gewesen sei und mit den Behörden Kompromisse gemacht habe und kraftlos in der Führung des Werkes gewesen sei. Mit anderen Worten, die Gesellschaft habe keine Vorkehrungen getroffen, den Direktiven der Regierung zu widerstehen. Weil Gott mit der Gesellschaft zornig gewesen sei, habe er sie deswegen niedergeworfen. Er beschloß, daß die Gesellschaft geläutert und gereinigt werden müsse.

Als früherer Presbyterianer hatte Rutherford von der Theokratie der Rundköpfe in England gelesen, die Cromwell verfechten hatte. Er wußte auch von der judäischen Theokratie. Andererseits war er vertraut mit der Geschichte Daniels und den drei Hebräern, von Esther und Mordochai, die als gläubige Juden ihre Integrität (Ganzheit) gegenüber säkularen (weltlichen) Behörden behaupteten Wie ich in meinem Buch, Dreißig Jahre ein Sklave des Wachtturm, enthüllte, hatte Rutherford im Gefängnis gelobt, die Haltung und die Politik des Wachtturm zu ändern, wenn er freikommt. Die Art und Weise, wie er das tat, eine Theokratie einzuführen und Jehova Gott und Christus als die obrigkeitlichen Gewalten zu proklamieren (Römer 13.1) und die Zeugen Jehovas zu veranlassen, "theokratisch" im Denken zu werden und sich gehorsam einem Von-Oben-Nach-Unten-Regime zu unterwerfen Ohne Rücksicht darauf, was Theokratie in Wirklichkeit verlangt, in schlauer Bezugnahme auf die Erfahrungen Daniels, Esther und Mordochai und anderer, mit den Mitteln der Verlogenheit, um die Behörden zu überlisten, machte er für die Zeugen Jehovas annehmbar, daß sie in solcher Handlungsweise Jehovas Schutz haben würden.

Es ist nötig, ein Ideal zu schaffen und eine Politik durchzuführen, damit es funktioniert, es ist jedoch etwas anderes, auf diese Weise erfolgreiche Abenteuer des Widerstandes gegen die Behörden zu formulieren. Man benutzte die Erfahrungen Rahabs, Mordochais und Esthers, um zu zeigen, daß Lügen erlaubt seien. Die Wachtturmpraxis dieser Verlogenheit befähigte Jehovas Zeugen zu lügen, zu täuschen, Währungsgesetze zu brechen, Gesetze anzuprangern und andere falsche Angaben zu machen.

Als der zweite Weltkrieg ausbrach, geschah es, daß die Organisation der Zeugen Jehovas von der kanadischen Regierung verboten wurde, ihre Büros geschlossen und die Verbreitung der Literatur verhindert wurde. Rutherford schien es, als sei dies eine hervorragende Gelegenheit, den Schutz Jehovas für seine Organisation unter Beweis zu stellen. Sofort setzte er seinen neuen Plan in Aktion und schuf einen Apparat für Untergrundwiderstand gegen die kanadische Regierung, um dem Verbot zu widerstehen. Lügen, Verleumdungen, Schmuggel, Valuta-Vergehen, alles wurden Methoden, dies zu tun oder auch Lügen a la Rahab Im Denken der Zeugen Jehovas war die kanadische Regierung keine obrigkeitliche Gewalt (Römer 13), sondern nur Jehova Gott und Jesus Christus waren dies. Mit solcher Kombination von Gedankenakrobatik wurde ein wirksamer Untergrundapparat eingeführt.

Von vielen Punkten der Grenze der Vereinigten Staaten, von Ost bis West durch den ganzen amerikanischen Kontinent, fanden Wachtturm, Trost und Bücher ihren Weg nach Kanada durch eine gigantische Schmuggeltätigkeit. Unter der Aura verboten zu sein, fand diese Literatur ihren Weg in die Hände vieler Kanadier. Stolz brüstete sich die Wachtturmorganisation mit dieser Tätigkeit in den Kriegsjahren in Kanada, als ob Jehova ihre Organisation beschützt habe. Bei all diesem vergaß die Wachtturmgesellschaft, daß die kanadische Regierung nicht ohne weiteres Menschen jagt, die behaupten, eine Religion zu praktizieren Man beachte die nachsichtige Haltung der kanadischen Regierung gegenüber solchen störenden Sekten wie Dunkards und andere. Ein anderer wichtiger Umstand, der übersehen wird, der das Verbot mäßigte, die Tatsache, daß die USA später an der Seite der Alliierten in den Krieg eintraten und das Hauptquartier der Zeugen Jehovas in Brooklyn, New York, USA, ist All dies bestimmte die kanadische Regierung, das Verbot zu lindern. Zeigen diese Tatsachen bezüglich USA und Kanada, daß Jehova die Organisation der Zeugen Jehovas beschützt hat?

Beschützte Jehova die Organisation in Deutschland?
Wenn wir unsere Augen auf Deutschland richten, bekommen wir das ganze Problem aktuell in den Griff. Erinnere dich: Hier haben wir es nicht mit einem kleinen Zwerglein der Organisation zu tun, sondern mit dem zweitgrößten Segment dieser Organisation in der ganzen Welt, dem zuerkannt werden muß, daß er der bestorganisierte ist. Wie du in "Dreißig Jahre ein Sklave des Wachtturms" liest, war die theokratische Form der Organisation schon 1928 komplett in Deutschland errichtet. Dies war zehn Jahre früher als in den Vereinigten Staaten, wo es 1938 stattfand. Aus vielen Quellen, besonders auf Grund meiner eigenen internen Erfahrungen und Kenntnisse, wie das funktionierte, kann ich in Wahrheit sagen, daß es dem in den USA überlegen war. Ich bezweifle, ob die Theokratie in den USA auch so lange wie in Deutschland bestanden hätte, wenn sie unter den gleichen Druck gekommen wäre.

Vor der Theokratie in Deutschland, wie es im ganzen Russelismus war, wählte jede Versammlung ihre eigen Ältesten, die andererseits von reifen Brüdern anderer Versammlungen anerkannt wurden. Reife Brüder reisten unter den Versammlungen der Russeliten umher. Sie wurden als Pilgerbrüder bezeichnet. Zu der Zeit, als ein nationaler, Diener für das ganze Land gewählt werden mußte, wurde aus der Mitte der Pilgerbrüder einer zum Dienst für das besondere Land gewählt. Die gesamte Organisation baute sich von unten her auf, von den Gliedern zur Versammlung, von den Versammlungen zum Gebiet, vom Gebiet zum Land.

Die Schrift unterstüzt die Prinzipien, auf Grund dessen die Russeliten tätig waren. Denn biblisch wählt die Versammlung, die Ecclesia ihre eigenen Ältesten, die durch Handauflegen anderer reifer Brüder des Gebietes anerkannt wurden, wie wir bei Timotheus und Titus im Neuen Testament sehen. Solche, die reif waren, hatten die Bestätigung des Heiligen Geistes und der Versammlung. Aufgebaut von unten von den Versammlungen hier dienten daher Personen, deren Integrität geprüft war, daher wurden in den russelitischen Versammlungen nur wenig Fehler von den führenden Personen gemacht.

In Deutschland mußten sich reife männliche Personen, die praktisch Älteste waren und lehrende Älteste werden sollten, einem schwierigen Test unterziehen, bekannt als VDM-Test (Verbi Dei Minister - Diener des Wortes Gottes). Kandidaten mußten mindestens 72 Prozent der Anforderungen dieses Testes erfüllen. Ich bestand meinen VDM-Test in meinem 20. Lebensjahr mit 85 Prozent und wurde ein lehrender Ältester, in einem Umkreis von 100 km um Magdeburg. In der theokratischen Organisation wurde das jedoch alles anders. Die Brüder wurden von oben eingesetzt über ein Land, einen Bezirk und eine Versammlung.

Wir wissen von der Schrift, daß der Herr die Einrichtungen der frühen neutestamentlichen Kirchen billigte und segnete, und Hirten, Lehrer und Evangelisten bekamen Dienststellungen (Eph. 4:11-15). Die Frage ist: Würde Jehova die Errichtung dieser Von-Oben-Nach-Unten-Institution mit "Beamten des Friedens und Ausübern der Gerechtigkeit" billigen und schützen, (Jes. 60:17), wie sie von der Gesellschaft verkündet wird?

In dem Interview, das ich mit Richter Rutherford hatte, in welchem er mich aufforderte, in den Betheldienst zu treten, fragte er mich ziemlich gründlich über Deutschland aus. Er hatte meine Akte auf seinem Tisch und so wußte er alles über mich. Ich war erstaunt als er mir sagte (und die Tatsache, daß er mit mir solche vertraulichen Dinge besprach, zeigte, daß er meine Vergangenheit kannte), daß der Reichsdiener mit vielen Helfern verhaftet worden ist. Frost war mir völlig unbekannt und gehörte nicht zu der Gruppe treuer und erprobter Diener, die ich persönlich kannte. Offensichtlich gehörten er und die anderen zu dem Untergrundapparat, der in den 30er Jahren gebildet wurde. Der Richter nannte einige der wunderbaren Dinge, die dieser Mann in Deutschland getan habe und wie der Untergrund funktionierte. Bedenke: Diese Unterredung mit Rutherford fand im Juli 1937 statt, und nicht nur die Gesellschaft war verbannt und die IBV aufgelöst, auch der Untergrund war schon aufgedeckt und getroffen. Ich könnte sagen, daß der Richter schrecklich viel Sorgen hatte. Ich weiß mehr über den Richter (Rutherford), als er selbst dachte, das ich wüßte. Ich erinnerte mich in jenen Wochen im Bethel an ein Vorkommnis kurz nach dem ersten Weltkrieg, als Bruder Rutherford nach Deutschland kam, um das Werk neu zu organisieren. Zu dieser Zeit schien es, als würde er noch anerkennen, verantwortliche Brüder aus den Reihen der Pilgerbrüder zu wählen. Er lud alle sieben Pilgerbrüder zu einer Zusammenkunft nach Barmen ein. Als sie versammelt waren, sagte er ihnen, sie sollten zwei aus ihrer Mitte als Zweigdiener nominieren. Die Brüder nominierten Bruder Buchholz und Bruder Balzereit. Beide wurden zur Wahl gestellt. Als die Wahl vorüber war und die Stimmen gezählt wurden, hatte Bruder Balzereit die Mehrheit und wurde gewählt Alle anwesenden Brüder akzeptierten das als Willen Gottes.

Einige Tage später wurde Bruder Buchholz jedoch von einigen der anderen Brüder angesprochen, die ihr Kopfzerbrechen über das Ergebnis der Wahl zum Ausdruck brachten. Da sie alle für Bruder Buchholz gestimmt hatten, ermangelte ihnen das Verständnis dafür, wie Bruder Balzereit die Mehrheit erringen konnte. Es wurde jedoch entschieden, die Sache nicht weiter zu untersuchen, sondern dem Herrn zu überlassen. Die Dinge sollten ihren Gang gehen. War dies schon ein Zeichen für das, was der Richter wollte: Totale Bestimmung und Kontrolle von oben? Es wurde erstmalig in Deutschland ausprobiert und es gelang. (Siehe auch CV Nr. 8). Kann man da der Meinung sein, daß Jehova der Förderer und Beschützer der Organisation sei? Solche Manipulationen benötigt Jehova nicht, um sein Vorhaben auszuführen.
Jehova wird eine solche Organisation, wo die Führer nach Macht streben, niemals beschützen, nur dem Demütigen wird er helfen und bewahren. (Zeph. 2:3, Kol. 3:12, 1. Petr. 5:5, Jak. 4:6).

Brüder und Schwestern, seid immer wachsam und stark und wandelt in Demut. Es grüßen Euch in Deutschland und allerorts, die konvertierten Zeugen Jehovas aus 194 Ländern der Erde und rufen Euch zu, bleibt stark im Herrn!
Im Auftrage Brd. J. W. Schnell

Warum ich mich von der Wachtturm-Gesellschaft abwandte
Bericht eines Bruders
Nach längerer Mitgliedschaft bei den Zeugen Jehovas fand ich so manche Unstimmigkeiten in bezug auf die Lehre, als auch in organisatorischen Dingen. So fand ich, daß die Lehre über die Obrigkeit nach Römer 13 nach 1962 wohl richtig ist, so als sie damals in den WT's dargelegt wurde, jedoch in bezug auf die Handlung nicht befolgt wird, sondern man hier Ausnahmen macht und nur das befolgt, was für die Leitung im besonderen zum Vorteil ist. Ganz besonders tritt das zutage, wenn es um sozialistische Länder handelt. Hier treten immer wieder Zweifel auf, wie soll man hier handeln, weil keine einheitliche Linie gewahrt wurde. Hierzu stellte ich oft Fragen in der Versammlung, die mir niemals zufriedenstellend beantwortet wurden. Dann verstand ich nicht, weshalb man immer von Zeit zu Zeit politische Artikel in Erwachet und im Wachtturm brachte, die mit Glauben ganz offensichtlich nichts zu tun hatten. Da wir nach außenhin sagten, wir seien politisch neutral, erkannte man hier, daß die Neutralität nur auf dem Papier stand, aber nicht befolgt wurde. Auf Fragen dazu gab man ungern Auskunft und wenn man sie wiederholte, wurde man als Zweifler bezeichnet, denn alles was die Leitung tue, geschähe im Einvernehmen mit dem Herrn. Dies verstand ich nicht, denn Jesus hat keine politischen Reden gehalten oder solche Taten vollbracht, die man als politisch hätte bezeichnen können. Da mich mein Gewissen immer wieder plagte und ich immer wieder Fragen hatte, kam es wie es kommen mußte.

Eines Tages wurde ich vor das Dreibrüderkomitee geladen Man wollte mir hier klar machen, daß die WTG-Leitung immer Recht hätte, denn es sei eine göttliche Organisation und wenn Unstimmigkeiten seien, würde sie Jehova beseitigen, das sei schon immer so gewesen, deshalb ist es wichtig, das Vertrauen zu bewahren. Ich hatte dazu immer Einwände, denn in einer göttlichen Organisation dürfe es keine Unstimmigkeiten geben, wenn es die aber gibt, so kann es niemals eine göttliche Organisation sein. Nach langem hin und her frug ich sie: "Wer hat euch über mich als Richter gesetzt, um mich zu richten?" "Ich habe euch mit dem Worte Gottes geantwortet, weil ich an sein Wort mehr glaube als an eure schönen Worte. Es gibt in der Bibel keinen Text, der eure Handlungen irgendwie stützt, im Gegenteil beweist, daß eure Lehren und Handlungen oft falsch sind und deshalb wollt ihr mich richten?" Wir haben versucht, dich für die Organisation tragbar zu machen, aber du beharrst auf deinem Standpunkt. So müssen wir dich aus der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas ausschließen. Bedenke aber, der Herr Jehova wird dich nicht ungestraft lassen und wird dir in Harmagedon den ewigen Tod bereiten. Wir lassen dir eine Möglichkeit offen, wenn du bereust und deine Gesinnung änderst, kannst du einen Antrag auf Wiederaufnahme stellen. Wir werden es dann überprüfen, ob wir dich wieder einreihen können. "Ihr glaubt wohl, daß ihr verwerfen könnt und Todesurteile sprechen könnt im Namen Jehovas? Liebe Brüder, da seid ihr im Irrtum, denn nicht die Organisation oder ihr könnt jemand retten oder verurteilen, dies kann nur der Herr Jesus, denn er ist als Richter eingesetzt, nicht ihr oder die Organisation. Matth. 7:1, 2; Luk. 6:37; Joh. 8:16, 12:48; Rö. 2:1; 1. Kor. 6:5, 10:29; 1. Tim. 2:6; Matth. 20:28 usw. Das gebe ich euch zu bedenken Wollt ihr weiter verantworten, daß ihr Brüder und Schwestern, die sich der Wachtturm-Diktatur nicht beugen, immer wieder verurteilt? Ist das nicht eine Anmaßung oder Hochmut von euch? Wird uns die Wahrheit nicht frei machen? Joh. 8:32, 33. Ihr versprecht uns Freiheit, seid aber selbst Knechte der WTG-Leitung. 2. Petr. 2.19. "Ihr nun, Geliebte, da ihr es vorher wisset, so hütet euch, daß ihr nicht, durch den Irrwahn der Ruchlosen mit fortgerissen, aus eurer eigenen Festigkeit fallet Wachet aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. . . ." 2. Petr. 3:17, 18. Damit war der Ausschluß vollzogen.

Inzwischen hat man mir von der Gruppe aus angetragen zu überlegen, ob ich nicht bereit sei, wieder in ihre Reihen zurückzukehren. Harmagedon sei sehr nahe gerückt. 1975 werde Harmagedon geschlagen werden und wenn ich dem Vernichtungswerk Jehovas entgehen wolle, so sei die Rückkehr die einzige Möglichkeit zur Rettung.

Es gab aber auch noch eine andere Richtung in der Gruppe. Selbige sagten mir: "Du kannst nicht eher wieder zurückkehren, als bis du schriftliche Abbitte tust und bereust, eine andere Möglichkeit gibt es nicht". Das sind die Fanatiker in der Gruppe, meist ältere Brüder.
Beim Gemeinschaftsentzug wurde mir noch mitgeteilt, daß ich den Königreichssaal nicht mehr betreten dürfe und auch nicht am Abendmahl teilnehmen dürfe. Nun alles dieses ist ja den meisten bekannt, ist aber nicht unüberwindbar, wenn man weiß, daß die WTG keine "göttliche Organisation" ist und weder zu retten noch zu töten vermag. Ich bin heute frei von Furcht und Angst und fühle mich mehr zu Jehova und Christus hingezogen, als es früher der Fall war. Ich fühle mich frei und besser mit dem Herrn verbunden, als wie ich noch in der Organisation war, denn keine Organisation steht mehr als Mittler zwischen uns. Immer mehr kam ich zu der Überzeugung, daß ich Offenbarung 18:4-7 beachten sollte, denn in dieser Organisation kam ich nicht mehr zur Ruhe. Die Worte des Paulus in 2. Korinther 11:13-15 stärkten mich in meinem Entschluß, mich nicht zu beugen unter die Herrschaft der WTG-Führung. Ich war nicht mehr tragbar in der Organisation, heute freue ich mich über meine Standhaftigkeit, da ich nun ein ruhiges und stilles Leben in meinem Glauben zu führen vermag.

Jedoch meine innere Ruhe und Zufriedenheit gefällt der Dienerschaft in der Gruppe nicht. Da bisher alle Bemühungen, mich zurückzuholen, scheiterten, bedient man sich nun eines anderen Mittels. Meine Frau fühlt sich noch an die Zeugen-Organisation gebunden und besucht noch die Zusammenkünfte. Ich hindere sie nicht daran, denn jeder muß sich selbst entscheiden. Aber die Diener versuchen immer, meine Frau zu beeinflussen, mich zu überreden. Man verbietet ihr, mit mir über organisatorische Dinge und über Glauben zu reden, damit sie nicht etwa gleichen Sinnes wird. Man gab Anweisung, die Literatur, die sie erhält, streng vor mir zu verbergen, damit ich keine Einwände mache. Man müsse mich geistig hungern lassen und vollständig kalt stellen. Damit hofft man, entweder eine Rückkehr oder einen unerträglichen Zustand in der bis jetzt harmonischen Ehe zu schaffen. Dabei immer wieder vor Augen haltend, wenn du mit deinem Mann denselben Weg gehst, geht ihr in die Vernichtung, spätestens 1975. Welche Gewissenskonflikte man hier in meine Frau hineinlegt, ist doch eines Christen unwürdig und vollständig unbiblisch. Eph. 5:22, 23; Rö. 12:9-19.

Möchten alle Diener besonders in der Schrift forschen, um zu erkennen, was recht und unrecht ist. Joh. 5:39, 40.
Bringet alles zurecht im Geiste der Sanftmut, einer trage des anderen Last, glaubt nicht, ihr seid etwas, ihr betrügt euch selbst. Prüfe dein eigenes Werk, dann wirst du an dir allein Ruhm haben und nicht an anderen, jeder trage seine eigene Last. Gal. 6:1-6.
Ein Bruder aus Polen.

Der WTG-Zweigdiener von England, Bruder Jesse Hemery, Mitglied des WTG-Herausgeberkomitees, verließ die WTG
Ein ausführlicher Bericht für alle deutschsprachigen Versammlungen.
Seit Jahren verschweigt die WTG die Abkehr von Bruder Jesse Hemery, London, Zweigdiener von England und Mitglied des WT-Herausgeberkomitees von Brooklyn, und ehemaliger Mitarbeiter und Vertrauter der WTG-Präsidenten C. T. Russel, J. F. Rutherford und N H. Knorr, von der WTG.

Bruder J. Hemery gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten, die je höchste Dienstämter in der WTG innehatten.
In den Versammlungen merkten etwas mehr aufmerksame Brüder nur, daß der Name von J. Hemery seit einer bestimmten Zeit nicht mehr in den Berichten und Dienstlisten der WTG erschien. Niemand von den einfachen Brüdern und Schwestern hat bisher jedoch erfahren, was dem in Wirklichkeit zugrunde liegt. Die WTG legt über alles einen unerbittlichen Mantel des Schweigens. Es ist aber von sehr großer Bedeutung, wenn ein Bruder in solchen Dienstämtern, wie sie J. Hemery innehatte, der W'I'G den Rücken kehrt.
Durch Verbindung mit Brüdern in England und den USA gelang es, die Hintergründe dieses schwerwiegenden Vorganges aufzuklären und darüber zu berichten.

In Deutschland ist Bruder J. Hemery, welcher vor kurzem verstorben ist, vielen alten Dienern bekannt. Bruder J. Hemery war 1929 zusammen mit Präsident J. F. Rutherford auf einer großen Hauptversammlung in Leipzig.
Im WT-Herausgeberkomitee arbeitete er mit WTG-Präsident Rutherford, W. E. van Amburgh, R. H. Barber und E. J. Coward zusammen. Er gehörte zu den wenigen Brüdern, die nach dem WT direkt von Jehova in dieser Zeit dazu bestimmt gewesen seien, seinen Willen im "Kanal" kundzutun. Im Jahrbuch 1951 wird Bruder J. Hemery das letzte Mal in der Sonderdienerliste genannt. Bekanntlich hat die WTG diese Liste seit 1964 aus den Jahrbüchern entfernt, damit niemand in den Versammlungen mehr die Vorgänge unter den höchsten Dienern näher überprüfen kann.

CV veröffentlicht nachfolgend einen Brief, den J. Hemery 1952 aus London an Bruder Roy D. Goodrich in Ft. Lauderdale, Florida, USA sandte. Brüder in den USA hatten J. Hemery aufgefordert, über die Gründe seiner jetzigen Haltung und Einstellung gemäß 1. Petr. 2:15 "zur Verantwortung vor jedermann" bereit zu sein. Bruder J. Hemery schreibt:

"Lieber Bruder Goodrich.
Seit meinem ersten Kontakt mit der Wahrheit, wie sie im Buch DER PLAN DER ZETTALTER von Bruder Russel veröffentlicht wurde, war ich überzeugt, daß Gott ein neues Werk unter seinem Volk begonnen hat. Das war im Jahr 1888, und bis zum heutigen Tage habe ich diesen Glauben behalten. Im Jahr 1895 sandte mir Bruder Russel eine sehr kleine mit britischen Narren und bat mich, einige der kleinen Versammlungen zu besuchen. Im Jahre 1901 wurde ich gefragt, ob ich das kleine Londoner Büro übernehmen könnte. Das Vorrecht wurde froh angenommen, und von diesem Jahr bis 1937 hatte ich die Hauptverantwortung für das Londoner Zweigbüro und Bethelheim. Ich habe niemals den geringsten Zweifel daran gehabt, daß das von Bruder Russel begonnene Werk etwas anderes als das Werk des Herrn sei, aber vom ersten Tage an war ich imstande, durch die Gnade Gottes dieses Werk objektiv zu sehen. Die Änderungen der Lehre schon in den frühen Tagen und die vielen Änderungen, die in den Jahren folgten, wurden von mir selbst gebetsvoll gesehen, sie wurden nicht als vom Herrn "nötig", sondern als von ihm "erlaubt" angesehen.

Es war im letzten Teil der Präsidentschaft von Bruder Rutherford, daß ich begann, den Kurs der Gesellschaft irgendwie zweifelnd zu betrachten. Später auf der Hauptversammlung in Washington 1935, als er den Brüdern sagte, der Wachtturm würde nun der Kirche weniger Aufmerksamkeit schenken, zugunsten der Neuen Klasse, die man dann Jonadab-Brüder nannte, begann ich zu erkennen, daß ein Mißverstehen des Vorhabens des Herrn das Werk unter der Leitung von Bruder Rutherford zu bestimmen begann. Nach seinem Tode und als Bruder Nathan Knorr in sein prominentes Amt gewählt wurde, schrieb dieser mir, daß er wüßte, wie freimütig ich mit Bruder Rutherford verbunden war und er sagte, er würde froh sein, wenn dieses weiter so sein würde zwischen ihm und mir, wenn ich fühlen würde, daß irgend etwas geschrieben werden müßte. Einige Dinge gingen vorüber, von denen ich glaubte, sie würden ihm dienen sowie den Brüdern um ihn, aber sie wurden als unannehmbar betrachtet. Als die Hauptversammlung 1947 in London abgehalten wurde, entfachte Bruder Knorr einige Aufregung um mich, als einen, der die Brüder verwirrt. Mir wurde nicht gesagt, um was es eigentlich ging, ich verneinte und sagte, es könnte niemand gefunden werden, dessen Glauben und Dienst für die Gesellschaft ich beeinträchtigt hätte. Aber es wurde eine Zusammenkunft angesetzt, um meinen Rücktritt zu erreichen und jedes Glied des Rates dieser Zusammenkunft stellte sich auf Bruder Knorrs Seite. Er erreichte, was er wollte, und ich begann des Herrn Wille in dieser Sache zu sehen.

Da ich fortfuhr nachzudenken und einiges zu schreiben, was an den Präsidenten zu gehen hatte, begann ich zu erkennen, daß mir der Herr etwas gab, was sicherlich dienlich wäre, die Brüder zu erleuchten, und das nicht nur innerhalb der Organisation, sondern für sein ganzes Volk. Mein Lesen, Beten und Nachdenken führte mich zu klarer Erkenntnis über das Wort des Herrn bezüglich seiner Wiederkunft und zu dem, was ich nun in seiner Nacktheit sah, "das Dogma von der unsichtbaren Wiederkunft" Das Fallenlassen dieses Dogmas war wie das Zurückwerfen eines schweren Vorhanges. Das Licht machte das Vorhaben der Offenbarung des Herrn an Johannes klar, und auch die große Prophezeiung auf dem Ölberg. Das Dogma hatte uns veranlaßt, unsere Blicke vergangenen Ereignissen zuzuwenden oder zurückzuschauen, während die Schrift vorwärts weist auf Dinge, die kommen sollen.

Das Öffnen der Schrift durch Bruder Russels Dienst war kein Beweis der Wiederkunft des Herrn, wie wir gelehrt wurden, zu glauben. Wäre sein ganzer Dienst vom Herrn gewesen, dann wären die ernsten Änderungen in den Lehren über seinen Bund nicht nötig, noch würden Irrtümer in den chronologischen Feststellungen erfolgt sein, und vielleicht noch etwas schwerwiegender, die umwölkende Wirkung der unsichtbaren Gegenwart, das Dogma der geheimen Parusia, wäre nicht entstanden und eine Barriere gegen das Licht des Wortes Gottes geworden und zur Ursache des Abfalls, wie es sich erwies.

Es kam durch die Ereignisse auf der Hauptversammlung in Philadelphia Ende 1947, die mich erkennen ließen, daß die Gesellschaft unter ihren Direktoren abgewichen ist vom Pfad, der für sie in den ersten Tagen eröffnet wurde. Eine Resolution wurde von der Versammlung zur Annahme gebracht, die die Gesellschaft an die Deklaration band, der Herr Jesus sei 1914 im Himmel als König über die ganze Erde inthronisiert worden. Wer errettet werden wollte, müßte diese Deklaration glauben. Es entstand eine Situation vergleichbar mit dem, was Paulus in seinem Brief an die Galater (Gal. 5-4) sagte. Als das zur offiziellen Lehre der Gesellschaft gemacht wurde, wußte ich sehr gut, daß alles, was ich schrieb, und was zum Präsidenten gehen mußte, nur noch weitere Feindseligkeiten verursachen würde. Ich schrieb aber weiter und wartete auf den Herrn. Die Entscheidung des Präsidenten, daß ich das Bethel zu verlassen war die Führung des Herrn für mich. Meine Veröffentlichungen folgten und schon sind einige Brüder froh durch das, was ich schrieb.
Mit Dir im Dienste Jesu verbunden
J. Hemery"

Dazu schreibt ein Bruder:
Wenn man den Brief von J. Hemery durchdenkt, erkennt man zwei Hauptpunkte, die der Anlaß wurden, daß er sich von der WTG abwandte, die auf einen unbiblischen Weg geraten ist. Bruder J. Hemery erkannte, daß es nicht stimmt, wenn die WTG lehrt, daß Christus seit 1914 irgendwie unsichtbar und somit geheim "oben im Himmel" über uns wiedergekommen sei, und in dieser Eigenschaft der einzige rechtmäßige Herrscher über die ganze Erde sei. Zweitens war es ein Irrweg, daß die WTG sich seit 1935 vom Überrest oder der Herauswahl weitgehend abwandte, um eine irdische Klasse einzusammeln Die Schrift verbietet es direkt, eine andere Hoffnung als Evangelium vom Reiche Gottes zu verkündigen als die himmlische. Lies hierzu sorgfältig Galater 1: 8, 9, Epheser 4:4, 6, Johannes 14:1-3, Philipper 3:20 und 1. Korinther 4:6. Irrtümer und falsche Chronologien, die Bruder J. Hemery erwähnt sind u. a. die Harmagedonfestsetzung auf 1914 und 1925 durch Russel und Rutherford Es erschien ihm unmöglich, daß dies erfolgen könnte, wenn Christus seit 1914 unsichtbar gegenwärtig ist und das Werk leitet.

Deutlich kann man hier auch die Strategie und Taktik der WTG-Führung erkennen. Bekanntlich begann WTG-Präsident Rutherford seit 1919, eine sogenannte theokratische Ordnung unter den Zeugen Jehovas einzuführen. Das beinhaltete, die alten Bibelforscher in Zeugen Jehovas umzuwandeln, was Anfang der dreißiger Jahre erreicht war, als auch der Name geändert wurde. Das war nicht nur eine äußerliche Erscheinung, nicht nur eine Namensänderung. Das war verbunden mit einer tiefgreifenden inneren Wandlung aller WTG-Anhänger. Es war das Ende des selbständigen und echten Bibelforschens gemäß Apg. 17:10, 11 unter den Anhängern und der Übergang zum bedenkenlosen Glauben, Befolgen und Verkündigen, was die WTG-Führung aus der Bibel "erforscht" hatte. Nur vor diesem Hintergrund ist es verständlich, daß die meisten 'WTG-Anhänger 1935 die bibelwidrige Jonadablehre einer jetzt als Evangelium zu verkündenden irdischen Hoffnung als schriftgemäß annahmen. Es forschte keiner mehr ernsthaft selbst in der Bibel, um den Willen Gottes zu erkennen. Es war für die WTG dann nicht schwer, die Brüder zu entfernen, die an der Schrift in dieser Sache festhielten, und ihren Einfluß auf die WTG-Organisation zu unterbinden. Denn sie hatte schließlich den gesamten Publikumsapparat der WTG in der Hand, von dem man die Anhänger inzwischen völlig abhängig gemacht hatte.

Besonders bedeutsam ist die Feststellung von Bruder J. Hemery, daß es nach Galater 5:4 bedeutet, aus der Verbindung mit Christus ausgeschieden zu sein, wenn verkündigt wird, Christus sei seit 1914 der einzig rechtmäßige Herrscher über die Erde. Denn das führt in eine politische Irrlehre, die jedes sozial-revolutionäre Handeln verhindert.

Leider hat auch Bruder J. Hemery nicht diesen tiefsten Hintergrund der WTG-Lehren nach 1914/18 erkannt J. F. Rutherford war von Anfang an ein Mann der amerikanischen Regierung, wie Marley Cole in seinem Buch "Jehovas Zeugen", S. 220 (Rutherford-Biografie) 1956 enthüllt. Cole schrieb das Buch im Einvernehmen mit der WTG. Rutherford stand unter der Protektion amerikanischer Senatoren und Kongreßmitglieder. Zu ihnen gehörten USA-Senator George L. Wellington und USA-Kongreßmitglied B. B. Dovener. Die WTG war im ersten Weltkrieg zusamrnengebrochen Es war Rutherfords Aufgabe, aus ihr etwas zu machen, was nun auch der amerikanischen Politik nach dem Weltkrieg nützlich wäre. Das war die Umstellung der ganzen WTG-Organisation auf die irdische Rutherfordlehren.
Möge auch dieser CV-Bericht über Bruder J. Hemery alle verantwortungsbewußten Brüder und Schwestern überall zum Nachdenken anregen.
C. Th.

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Verfolgungen der Zeugen Jehovas, wie sie jetzt in Malawi zutage traten, sind der Leitung der WTG sehr willkommen, weil sie mit ihnen eine zugkräftige Propaganda treiben kann. Dies bestätigt schon W. J. Schnell in seinem Buch "Dreißig Jahre Sklave des Wachtturms". "Als am Anfang der 30er Jahre das Interesse für die WTG zu erlahmen drohte und der Literaturabsatz sank", so schreibt er, "bediente man sich einer neuen sensationellen Werbemethode, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu wecken. Man verstand mit Hilfe von Büchern und Broschüren eine Art Kriegszustand zu schaffen. Man war bemüht, hierbei den Eindruck zu erwecken, als werde man verfolgt. Man wählte damals den Staat New Jersey als besonders geeignetes Gebiet aus, um dort Märtyrer zu bekommen. Die dortigen Verkündiger mißachteten gesetzliche Vorschriften für den Schriftenverkauf. Die Behörden reagierten darauf prompt, wie gewünscht. Es gab Verbote, Übertretungen der Verbote, Verhaftungen, Gerichtsprozesse. Das Gewünschte war erreicht, die Werbung konnte beginnen. Durch Nichtbeachtung der gesetzlichen Vorschriften, provozierten sie Gerichte, daß diese gar nicht anders konnten, als ihnen die ersehnte Märtyrerkrone in Form von Geldbußen und Gefängnisstrafen aufzusetzen."

Die Leitung hätte die Möglichkeit gehabt, sich auf gewisse Verfassungsartikel zu berufen, um ihr Recht auf unzensierte Schriftenkolportage zu sichern. Aber sie machten davon keinen Gebrauch, "weil die Gerichtsprozesse den gewünschten Nimbus der Märtyrerschaft" erzeugten. "Das hatte großen Werbewert und brachte uns manche Sympathien ein". (Seite 96 ff). "Aus dem gleichen Grunde wurden von ihnen Gewalttätigkeiten provoziert - durch Belästigungen, Aufdringlichkeiten, Beleidigungen und Beschimpfungen." Natürlich alles mit biblischer Garnierung. "So verschafften sie sich den Ruf einer Minderheit, die in Ausübung ihres Glaubens verfolgt wird." (S. 106). Gewalttätigkeiten gegen Verkündiger der ZJ erregten Aufsehen. Das wiederum führte zu Schlagzeilen in der Presse und ergab "eine ausgezeichnete und billige Reklame".

Wie weit die Organisationsleitung sich bei ihren Weisungen an die einzelnen Organisationsmitglieder, gewisse staatliche Gesetze zu mißachten, weniger durch vorgeschobene Bibeltexte leiten läßt als durch das Motiv, die Brüder in Konflikte zu treiben, um sie zu Opfern von Volkszorn, Justiz und Übergriffen zu machen, um daraus Kapital für die Reklame schlagen zu können, ist ein Geheimnis, das nur die Männer der Zentrale in Brooklyn erklären könnten.

Dazu schreibt der Jurist Erwin Fischer kritisch in: "Die Religionsfreiheit und die Zeugen Jehovas" in der von Dr. Szczesny herausgegebenen Zeitschrift "Vorgänge" (1968, 5) und kommt zu der Feststellung: "Offenbar kommt es der Organisation der Zeugen Jehovas in dem hartnäckigen Widerstand gegen den Ersatzdienst darauf an, Märtyrer zu machen." Er zitiert aus einer Studie von Charley P. Curtis jr. über den Supreme Court der USA, welchen Eindruck dort die Gerichtsverfahren gegen Zeugen Jehovas, etwa wegen Verweigerung des Flaggengrußes, hervorrufen:

"Aus allem geht hervor, daß die Zeugen gut organisiert sind, einen gewissen Lebensunterhalt verdienen und darauf aus sind, sich zu Märtyrern zu machen. Vielleicht kann das Märtyrertum schon an sich als Religion betrachtet werden. Die Zeugen sahen ganz. danach aus, als ob sie enttäuscht wären, wenn sie nicht zum Flaggengruß herangezogen und nicht verhaftet würden."

Aus diesen Mitteilungen sollte jeder erkennen, daß die Leitung immer darauf aus war und noch ist, irgendwie Märtyrer zu schaffen, um sich als einzige wahre Kirche darzustellen. Es liegt nun an jedem Bruder oder Schwester selbst, sich vor Schaden zu bewahren, denn was die Organisationsleitung verlangt, ist niemals Gottes Wille, sondern dient einzig und allein dem WTG-Direktorium.
H. St.

Wiesbaden: Wir reden nicht mehr öffentlich über 1975
Ein westdeutscher Bruder berichtete uns; während der zweiwöchigen Königreichsdienstschule im Zweigbüro, erhalten die Aufseher die Instruktion, im öffentlichen Predigtdienst nicht mehr über 1975 zu reden.

A 5005-69 V 7 1 133

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 23

In dieser Ausgabe findet sich auch der Satz:
"
Die Brüder in anderen Ländern erwarten sicherlich gar nicht, daß in CV ihre Probleme mit der WTG gelöst werden. Sie möchten viel eher sehen, wie man hier die Dinge in Angriff nimmt, wie man woanders die Dinge anpackt. Und muß man nicht sagen, daß die WTG-Frage in unserem Lande von beispiellosem Interesse ist?

Was ist nun das Hauptproblem? Das Hauptproblem ist die schwierige und bisher ungelöste Situation der Brüder und Schwestern in unserem Lande, einerseits bedingt durch die besondere Haltung der WTG und andererseits durch die fortschreitende gesellschaftliche Entwicklung. Hier prallen sozusagen Welten aufeinander. Man muß schon sagen, daß Deutschland auch in dieser Sache ein Brennpunkt ist. Das ist der Kern der Sache, damit hängt alles andere zusammen."

Dazu mag man als nachträglichen Kommentar nur noch sagen: Problem wohl erkannt. Indes gesetztes Ziel nicht erreicht. Warum nicht? Nicht zuletzt, weil das Totalitarismusklima der DDR, zugleich auch eine Art unterschwellig politisch motivierte Antihaltung provozierte, die sich im Falle der Zeugen Jehovas in religiöser Verbrämung widerspiegelte.

Nur Willi Heinicke und Friedrich Adler, waren in dem ersten 1950-er Schauprozess gegen die Zeugen Jehovas, hauptamtliche Mitarbeiter des Magdeburger Zweigbüros der WTG. Einige der anderen Angeklagten kann man zwar auch als hauptamtliche Mitarbeiter der WTG bewerten. Indes war ihr Wirkungskreis nicht die Magdeburger WTG-Zentrale. Heinicke hatte dort die Funktion des juristischen Leiters. Ein Artikel der CV 23 befaßt sich mit seinem Fall näher. Es wird ausgeführt, daß er zum Zeitpunkt der Artikelveröffentlichung sich in seinem 55 Lebensjahr befand. Rechnet man zurück, kommt man zu dem Ergebnis, das er als "blutjunger Jüngling" sich schon auf dem Posten eines "juristischen Leiters" befand. Die Diktionen dieses Artikels sind nicht die meinigen. Nicht genügend herausgearbeitet ist meines Erachtens auch die akute Endzeiterwartung bei den Zeugen Jehovas in jenen Jahren. Sie veranlasste Adler beispielsweise nach der Urteilsverkündigung (die für ihn auf lebenslänglich lautete) zu dem Ausruf gegenüber dem Obersten Gericht der DDR: "Sie meinen wohl ein Jahr".

Jener Artikel führt bezüglich Heinicke aus:
"Eine Diktatur, in der der Leiter der juristischen Abteilung die juristische Weisungs- und Befehlsgewalt innehatte, wurde erstellt. Er zögerte dann auch nicht, in seinem Sachbereich in der gleichen anmaßenden und höhnischen Weise, sowohl nach innen wie nach außen, vorzugehen. "In der Tat, Diktatur ist das richtige Wort. Gespeist aus religiösem Fanatismus, der Endzeiterwartung, wurden politische Systeme brüskiert. Die Nazis und die "DDR". Wie die Geschichte weiter ausgegangen ist, dürfte zur Genüge bekannt sein.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 23 Gera März 1969

CV ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Bringen Jehovas Zeugen die biblische Wahrheit?
Einige Fragen an unsere Brüder und Schwestern in der Organisation von Jehovas Zeugen
(Auszug aus "Wegweiser" vom Bruderdienst)
Liebe Brüder und Schwestern!
In CV Nr. 22 fragten wir: "Warum man seine Religion prüfen sollte. Dazu stellen wir Euch heute noch einige weitere Fragen. Der WT hebt immer wieder hervor, daß das WT-Evangelium, die "gute Botschaft" vom 1914 aufgerichteten Königreiche" ist. Auf der ganzen Erde . . . predigen Jehovas Zeugen diese gute Botschaft von 1914 vom aufgerichteten Königreich . . . Sie ist die einzige gute Botschaft . . .' (WT 15. 12. 54, 1. 8. 68/149). Das Evangelium oder die frohe Botschaft der ersten Christen aber war "das Wort vom Kreuz" (oder Pfahl nach NW. Übers.). (1. Kor. 1:18). "Wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit", betont der Apostel Paulus im 1. Kor. 1:23. Dann lesen wir in Rö. 10:8, 9: "Denn wenn du dieses Wort in deinem Munde, daß Jesus Herr ist, öffentlich verkündest und in deinem Herzen Glauben übst . . . wirst du gerettet werden Denn mit dem Herzen übt man Glauben . . . mit dem Munde aber legt man eine öffentliche Erklärung zur Rettung ab". Rö. 10:9, 10 (NW. Ü.).). Diese Gnadenbotschaft von der Erlösung durch Jesu Opfertod auf Golgatha, war das Evangelium der apostolischen Urkirche. Sie muß darum auch heute noch das einzige Evangelium derer sein die am ursprünglichen Christentum festhalten. Die Heilige Schrift warnt eindringlich: " … nur das etliche sind, die euch verwirren und das Evangelium des Christus verkehren wollen. Aber wenn auch wir, oder wenn ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium verkündigte außer dem, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht . . . Denn suche ich jetzt Menschen zufrieden zu stellen oder Gott? Oder suche ich Menschen zu gefallen?" Gal. 1:7-10. Liebe Brüder, kann man da noch behaupten, die "einzige gute Botschaft" der WTG vom 1914 aufgerichteten Königreich sei ursprüngliches Christentum?

Gibt es einen Schriftbeweis für das neue Evangelium?
Weil das Evangelium von der Erlösung durch Christus zugleich ein Ruf Gottes ist "zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit" (1. Thessl. 2:12) und eine Ankündigung des zukünftigen Gottesreiches unter der Oberherrschaft Christi (Dan. 2:44; Jes. 9:6, 7). bezeichnete Jesus selbst d i e s Evangelium als "das Evangelium vom Reich" (Matth. 24:14). Wörtlich sagte er: "Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen." Auf diese Schriftstelle pflegt sich die WTG-Leitung zu berufen, um ihr neues Evangelium zu rechtfertigen Der WT lehrt: "Dann sagte Jesus das Werk seiner Nachfolger voraus, daß sie das dann, also in unserer Zeit, tun würden … Auf ein freudebringendes, trostvolles Werk hinweisend, das seine Nachfolger durchfuhren sollten, sagte Jesus. Und diese gute Botschaft vom Königreich wird (nach dem 1. Weltkrieg) (fügt der WT-Verfasser ein) gepredigt werden auf der ganzen bewohnten Erde, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das vollendete Ende kommen." (WT 1. 2. 57/57; 1. 3. 68/149, 150).

Wollte Jesus mit seinen in Matthäus 24:14 aufgezeichneten Worten wirklich, das "nach dem ersten Weltkrieg" begonnene "Werk" der Verkündigung der "WT-Botschaft" vom "1914 aufgerichteten Königreich" ankündigen! Jesu Auftrag von der Verkündigung des Evangeliums vom Reich wird nicht erst seit dem ersten Weltkrieg getan. Hören wir Jesu selbst: "Das Gesetz und die Propheten waren bis auf Johannes; von da an (!) wird das Evangelium des Reiches Gottes verkündigt." (Luk. 16:16). Die Verkündigung des 1914 aufgerichteten Königreiches, also nach dem 1. Weltkrieg, wie es die WTG-Lehrer verkünden, hat gar nichts mit der Vorhersage Jesu, Matth. 24.14 und Lukas 16:16 zu tun, denn dies liegt in der Zukunft. Welcher Meinung seid ihr, liebe Brüder?

Ist Gottes Reich künftig oder gegenwärtig?
Das apostolische Evangelium vom Reich kündigt das zukünftige Gottesreich an. Jesu lehrte seine Jünger beten: "Dein Reich komme". (Matth. 6:10). Das neue Evangelium der WTG verkündet dagegen ein gegenwärtiges Gottesreich, welches seit 1914 da sein soll. Das urchristliche Evangelium vom kommenden Reich wurde als alt und unzeitgemäß abgetan. Im WT heißt es: "Somit war vom Jahre 1914 an die gute Botschaft eines kommenden Reiches alt und unzeitgemäß geworden. Die Botschaft . . . muß fortan die Botschaft eines gekommenen Königreiches Gottes sein. Es muß die Botschaft eines bereits geborenen Reiches Gottes sein, das in den Himmeln aufgerichtet und inmitten aller seiner Feinde im Himmel und auf Erden in Tätigkeit ist." (WT. 15. 4. 58/239; 1. 3. 68/152). Liebe Brüder, sind das nicht eigenartige Kämpfer für das "ursprüngliche Christentum", die selbst das Evangelium des ursprünglichen Christentums als alt und unzeitgemäß verwerfen, um es durch ein neues und "zeitgemäßes" zu ersetzen? Liebe Brüder, wie denkt ihr darüber?

Was ist erforderlich, Zuflucht zu Jesu oder zu einer Organisation?
"Wie dringend notwendig ist es doch, sich in der noch verbleibenden kurzen Zeit als ein Glied der "Neuen-Welt-Gesellschaft zu kennzeichnen . . . !" mahnt der WT (1958, S. 408). Diese Einladung wird bald nicht mehr ergehen . . . komme eilends . . ." (WT Nr. 5/1968, S. 155). Außerhalb dieser "Neuen-Welt-Gesellschaft" soll es keine Rettung geben, darum sollen alle in dieser Organisation Zuflucht suchen. Aber "um Harmagedon zu überleben, müssen sie in der NWG bleiben". (Neue Himmel und eine neue Erde, S. 309). So erhebt die WTG-Leitung die Organisation zur eigentlichen Zufluchtsstätte. Daher ist Ziel und Zweck der Verkündigung, die Einsammlung von Menschen in die Organisation der WTG.

Das ursprüngliche Christentum kannte ein Herzurufen von Menschen zu einer Organisation nicht. Zweck und Ziel ihrer Verkündigung war, die Menschen zu Jesus Christus zu fuhren. Jesus selbst sagte: "Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken" (Matth. 11:28). Auch nach seinem Tode, Auferstehung und Himmelfahrt, gab es für die urchristliche Verkündigung nur ein Ziel, Menschen zu Christus zu führen. "Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen". (Apg. 4;12).

Wenn die Leitung der WTG ihre Behauptung aufrecht erhalten will, das ursprüngliche Christentum zu vertreten, dann müssen sie Jesus als einzige Zuflucht verkündigen, anstatt wie bisher ihre Organisation zum Heiland und Retter zu machen. Liebe Brüder, denkt darüber nach und äußert Euch freimütig.

Wer ist Mittler zwischen Gott und Menschen?
Die Führung der Zeugen Jehovas, die Wachtturm-, Bibel- und Traktatgesellschaft, beansprucht, der von Gott eingesetzte Mitteilungs- und Verbindungskanal zu sein. Der WT erklärt: "Jehova hat einen ganz bestimmten Mitteilungskanal geschaffen, durch den er mit seinem Volke verkehrt" (gemeint ist mit den Zeugen Jehovas) WT 15. 8. 57/498; WT 15. 3. 68 Seite 167).

Wenn Gott durch diesen Kanal mit seinem Volke verkehrt, dann ist dieser Kanal der Mittler zwischen Gott und den Menschen. Die Heilige Schrift bezeugt aber mit aller Entschiedenheit: "Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung . . ." (1. Tim. 2:5, 6). Die Urchristen kannten überhaupt keinen Mitteilungs- und Verbindungskanal. Diese Einrichtung ist eine Erfindung der WTG-Leitung, die dem Zweck dient, Jesus Christus aus seiner Mittlerstellung zu verdrängen, damit andererseits die WTG-Führung in dieser angemaßten Rolle ihre Anhänger in immer größere Abhängigkeit und Furcht bringen kann. Liebe Brüder, wie ist Eure Auffassung dazu?

Dem "Kanal" folgen wie der Stimme Gottes!?
Die Gegenwart der Gesalbten, die den Wachtturm-Kanal bilden, ist für die WTG-Anhänger gleichbedeutend mit der Gegenwart Gottes. Jehova Gott wohnt bei euch, weil seine Gesalbten sein sichtbarer Tempel sind"! (WT 15. 7. 57/58). "Laßt uns nun den Mitteilungskanal unmißverständlich erkennen, dessen sich Jehova in unseren Tagen bedient, damit wir in seiner Gunst bleiben mögen … Besonders seit dem Jahr 1919 hat er die kollektive Körperschaft des gesalbten Überrestes, über all die sichtbaren Interessen des Königreiches gesetzt … Es ist höchst wichtig, daß wir diese Tatsache verstehen und den Anweisungen des Sklaven des (des Kanals) so folgen, wie wir der Stimme Gottes folgen würden, weil es Gottes Vorkehrung ist". (WT 15. 7. 57/498). Die Apostel würden sicher mit Jes. 42:8 darauf antworten, denn Gott teilt seine Macht nicht mit diesem Kanal. Die übermäßige Selbstempfehlung dieser Gesalbten ist mit Joh. 5:31 und 2. Kor. 3:1, 5:12 nicht im Einklang. Der WT Nr. 5/1968, S. 156 sagt: "Bestimmt haben Jehova Gott und der Herr Jesus Christus dadurch, daß sie uns Gottes Wort in so reichem Maße verständlich gemacht und Hunderttausende schafsähnliche Menschen eingeladen haben, zu kommen und von dem Wasser des Lebens kostenfrei zu trinken, auf wunderbare Weise ihre unverdiente Güte zum Ausdruck gebracht . . . und schließlich wirst du . . . den vollen Nutzen aus diesem Wasser des Lebens ziehen". Liebe Brüder, ist dem wirklich so nach der Schrift?

Liebe Brüder und Schwestern, laßt Ihr Euch von Gefühlen leiten, von Voreingenommenheit oder gar von der Furcht vor Menschen und menschlichen Organisationen? Laßt Ihr Euch durch äußeren Glanz blenden? Das wäre falsch und unbiblisch 1. Thessl. 5:21; Apg. 17:11. Darum sollten auch die Lehren der WTG anhand des Wortes Gottes nachgeprüft werden. Wir hoffen, Euch mit diesen Fragen eine Anregung gegeben zu haben und werden Euch weitere Fragen zur Prüfung vorlegen
Fortsetzung folgt.
In christlicher Verbundenheit
Bruder Willy Müller,
65 Gera
Lutherstraße Nr. 16
und Mitverbundene

Guter Rat für junge und alte Eheleute
Das Gebet, das Ehen rettet
Viele junge Menschen, die alt genug zum Heiraten sind, glauben, daß sie die meisten ihrer Probleme dadurch lösen können, daß sie ein eigenes Heim und eine eigene Familie gründen. Aber die Ehe bringt viele unbequeme Tatsachen zutage, und eine davon ist, daß sie an sich keine Probleme löst. Dazu wurde sie auch nicht geschaffen. Ein Mensch, der vor der Ehe unglücklich war, wird in der Ehe genau so unglücklich sein, oft sogar noch unglücklicher. Wenn zwei Menschen heiraten, kombinieren sie ihre Probleme, und ihr Leben wird höchstens komplizierter.

Es gibt eine grundlose Annahme, daß man eine gescheiterte Ehe durch äußerliche Veränderungen rettet. Wohl kann ein Wechsel vorteilhaft sein; z. B. ist es ratsam, von ihren Verwandten wegzuziehen, wenn diese sie daran hindern, ihr eigenes Leben zu führen oder ihre Kinder nach eigenen Maßstäben zu erziehen. Aber in den meisten Fällen helfen veränderte Umstände nichts. Ein schöneres Haus, mehr Geld oder mehr Kinder - nichts davon ändert wirklich etwas an dem Verhältnis der Ehepartner zueinander. Eheliche Unstimmigkeiten gehen viel tiefer. Das Sprichwort scheint jedoch nur halb wahr zu sein: "Liebe ist der Stern, zu dem Menschen hinaufgehen, und Ehe ist die Kohlengrube, in die sie hinabstürzen."

Die Ehe, wie Gott sie haben will, bedeutet, daß keiner der beiden Ehepartner so weiterleben kann, wie es ihm allein gefällt. Keine erfolgreiche Ehe ist möglich, wenn ein Partner die Rechte und Gefühle des anderen verletzt oder mißachtet. Sinn der Ehe ist nicht, das Leben des anderen nach eigenem Willen umzuformen, sondern sich selbst anzupassen Eine christliche Ehe bedeutet, das wir den anderen so sehen und verstehen, wie er wirklich ist, und daß wir ihn so lieben.

Meist sind es Frauen, die unter Eheproblemen leiden, wenigstens äußern sie sich dazu. Männer reden wohl nicht so gern darüber, sie können einer unglücklichen, häuslichen Atmosphäre auch besser entfliehen. Viele Frauen fragen, was sie tun können, um ihre Männer zu ändern - wie zu Hause mehr Verantwortung tragen, sich mehr um die Kinder kümmern, zum Gottesdienst gehen usw. Die Frauen möchten, daß ihre Kinder zu Hause eine gute christliche Erziehung erfahren und ihren Vater achten. Dabei stoßen sie jedoch auf mancherlei Schwierigkeiten.

Sicher ist es leicht, Ratschläge zu erteilen, aber eines ist wohl verständlich: Kein Ehemann wird sich zum Guten ändern, bis seine Frau sich zum Guten ändert. Gewöhnlich trägt irgend etwas zur männlichen Sturheit bei, und nur eine veränderte Frau wird hier eine Änderung herbeiführen können. Dies mag ein langer und langsamer Prozeß sein. Aber wir können uns darauf verlassen, daß er notwendig ist, wenn eine Ehesituation geändert werden soll.

C. S. Lewis schrieb: "Aus keiner noch so geschickten Vermischung fauler Eier kann je ein gutes Omelett werden" Mit anderen Worten, Gott kann keine Ehe verwandeln und die Ehepartner unverändert lassen. Es ist Tatsache daß manche Ehefrauen Hunderte von Gebeten vergeblich boten, Gott möge ihre Männer ändern, wenn einige wirklich aufrichtige Gebete für sich selbst mehr geholfen hätten Natürlich ist das im umgekehrten Falle genau so wahr.

Es ist sehr schmerzlich, wenn man von christlichen Frauen hört oder in Briefen liest, daß sie gezwungen sind, mit leichtfertigen Ehemännern oder gar mit Trinkern zusammenleben müssen. Diese bitten oft um Rat. Die meisten von ihnen sehen die einzige Lösung in einer Trennung oder Scheidung. Ihre Briefe erzählen von zahllosen Versuchen, ihren Männern zu Selbstachtung und Verantwortungsbewußtsein zu verhelfen. Sie haben gebettelt, diskutiert, angeklagt, gepredigt, die Bibel zitiert, mit Fortgehen gedroht und gebetet - alles ohne Erfolg. Die meisten haben die gleiche Klage: "Ich habe alles versucht, aber nichts hat geholfen!" Es gibt keine Patentantwort, keine "Wunderkur". Aber diese geplagten Frauen möchten sich selbst mal fragen: Ob sie je daran gedacht haben, für sich s e 1 b s t zu beten, statt für ihre Männer. Wieviele von den Frauen werden such irgendwann mal die Frage vorgelegt haben: Ist vielleicht in in m e i n e m Leben etwas in Unordnung?

Manche Frauen mögen dies übelnehmen. Aber ich mochte betonen, daß es die erste Aufgabe einer Ehefrau ist, ihren Mann        g l ü c k l i c h zu machen, nicht ihn "gut" zu machen. Ich verteidige natürlich keinen faulen Kompromiß, wie z. B. schlechte Gesellschaft, um dem Manne zu gefallen. Aber manche Frauen denken, sie dürften überhaupt keinen Kompromiß mit ihrem Manne schließen, weil ein normales Eheleben zwischen einer christlichen Frau und einem Andersdenkenden Mann sowieso unmöglich ist. Dies ist die Wurzel von mehr unglücklichen Ehen, als man glaubt.

Es gibt christliche Ehefrauen, die Abend für Abend zu Gemeindeveranstaltungen laufen und ihre Ehemänner allein lassen, und dies alles im Namen einer "Absonderung von der Welt" oder eines "kompromißlosen Wandels". Jeder Christ ist sicher sehr für ein aktives und treues Gemeindeleben, aber ich glaube, daß eine harmonische Ehe ebenso wichtig ist, besonders wenn Kinder mit betroffen sind. Wenn jemand sagt, er schließe in der Ehe keine Kompromisse, dann antworte ich ihm, daß Kompromisse das Herz der Ehe sind. Wer in der Ehe nicht anpassungsfähig ist, stellt damit die Weichen zu einer gescheiterten Ehe!

Wenn zwei Menschen heiraten, werden sie eins. Aber die Frage ist wem sie gleich werden, ihm oder ihr? Stellen wir uns einmal zwei Sonnensysteme vor, die zur gleichen Zeit im Weltraum an der gleichen Stelle sein wollen oder denken wir an zwei Sonnen, die beide der Mittelpunkt eines Sonnensystems sein wollen. Das muß zum Chaos oder Zerstörung führen. Genau so ist es in der Familie. Nur einer kann der Mittelpunkt sein. In der christlichen Ehe ist dies Jesus Christus. Ehemann, Ehefrau und Kinder kreisen sozusagen um IHN. In einer Ehe ohne Christus werden aus zwei Menschen nicht eins, sondern es bleiben zwei. Und wo Kinder sind, werden es entsprechend mehr. Das gibt dann mehrere Mittelpunkte. Deshalb sind solche Familien manchmal die Hölle auf Erden (wenn sie keine anderen Ideale haben).

Im 1. Kor. 6:16 sagt Paulus, das Mann und Frau in der Ehe körperlich eins sein sollen. Vom mathematischen Standpunkt klingt das unsinnig. Aber die Bibel meint es so. Und auf wunderbare Weise wird dies sichtbar, wenn aus der Gemeinschaft von Mann und Frau ein neues Menschenleben entsteht.

Manche Männer und Frauen sind (wenigstens äußerlich) überhaupt nicht daran interessiert, ob ihre Ehe funktioniert oder nicht. Eheliche Rechte bedeuten ihnen wenig oder nichts. Aber für die, denen an einer Lösung für ihre nach der Hochzeit offenbarte Unverträglichkeit wirklich etwas liegt, möchte ich diese Worte zu bedenken geben: Deine Ehe wird sich kaum ändern, bis du dich änderst! Alle deine Gebete werden nichts helfen, bis du dich änderst Und solltest du sagen: Gut, ich will mich ändern, wenn er (oder sie) sich ändert - dann gibst du damit zu, daß du etwas anderes für wichtiger hältst als das Glück deiner Ehe. Der einzige Fortschritt in einer schwierigen, christlichen Ehe beginnt dann, wenn einer der Ehepartner aufrichtig zu beten beginnt: "Herr, schaffe unsere Ehe neu, indem du bei mir anfängst!"
John D. Jess

Im Verkehr mit den Nichtchristen ehrbar wandeln'
Die Hauptprobleme sehen. 1. Thess. 4:12
Die bisherige Arbeit, wie sie in den CV-Veröffentlichungen, in Zuschriften, Kritiken, Aussprachen, Gegenargumenten von verschiedenen Seiten, Gegenmaßnahmen seitens der WTG, in neuen Fragestellungen und in weiterer Bereitschaft zur Mitarbeit zu überschauen ist, macht es nötig, eine nähere Betrachtung der Hauptaufgaben vorzunehmen, auf die es in der CV-Tätigkeit ankommt.

Das Feld der erforderlichen Prüfung der religiösen und anderen Lehren und Praktiken der WTG ist in der Tat weit und vielschichtig. Was soll getan werden? Wo muß man ansetzen, um rechte Gespräche, Unterhaltungen und Auseinandersetzungen zu führen? Soll man überhaupt etwas direkt angreifen? Soll man nicht einfach darlegen, was man für richtig erachtet, ohne Irrtümer, Falschheiten und Verantwortungslosigkeiten, besonders aufzugreifen? Oder worauf muß der Streit für den Glauben gerichtet werden? Dazu kommen Meinungen aus anderen Ländern, aus den USA, aus der Schweiz, Westdeutschland, Polen, Afrika. Es kommen Stellungnahmen aus anderen Kirchen und Gemeinschaften. Alles das möchte berücksichtigt werden.

Die Hauptorientierung scheint jedoch darin zu bestehen, die Probleme der Brüder und Schwestern in unserem Lande zu sehen. Die Brüder in anderen Ländern erwarten sicherlich gar nicht, daß in CV ihre Probleme mit der WTG gelöst werden. Sie möchten viel eher sehen, wie man hier die Dinge in Angriff nimmt, wie man woanders die Dinge anpackt. Und muß man nicht sagen, dar die WTG-Frage in unserem Lande von beispiellosem Interesse ist?

Was ist nun das Hauptproblem? Das Hauptproblem ist die schwierige und bisher ungelöste Situation der Brüder und Schwestern in unserem Lande, einerseits bedingt durch die besondere Haltung der WTG und andererseits durch die fortschreitende gesellschaftliche Entwicklung. Hier prallen sozusagen Welten aufeinander. Man muß schon sagen, daß Deutschland auch in dieser Sache ein Brennpunkt ist. Das ist der Kern der Sache, damit hängt alles andere zusammen.

Es ist im Grunde genommen eine Frage des richtigen Beachtens des christlichen Hauptgebotes, das da lautet, "liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst." Mit anderen Worten, eine Frage des richtigen Verhältnisses zu Gott und den Mitmenschen, des richtigen Verhaltens als Christ und Bürger. Denn die christliche Nächstenliebe ist untrennbar mit einem ehrbaren Wandel im Verkehr mit den Nichtchristen verbunden, wie es der Apostel Paulus im 1. Brief an die Thessalonicher, Kapitel 4:9-12 feststellt Dieser Wandel ist der Ausdruck des Vollkommenerwerdens in der Liebe zum Nächsten. Denn wissen wir, wer morgen zu ihnen gehören mag? Aber nicht nur deshalb Es ist eine grundsätzliche christliche Forderung.

Was sind nun die Hauptfragen christlichen Wandelns, die untersucht und geklärt werden müssen? Es sind jene falschen Lehren und Praktiken der WTG, die die Brüder und Schwestern in die Konflikte führen, die die gegenwärtige Situation der Organisation bestimmen. Darauf muß man sich konzentrieren.
1. Es gibt zur Zeit für die Evangeliumsverkündigung keine biblische Berechtigung dafür, die e i n e von Christus und den Aposteln verkündigte Hoffnung durch eine irdische zu ersetzen. Es mag eingewendet werden, Petrus sagt aber doch, daß wir einen neuen Himmel und eine neue Erde zu erwarten hätten. Ja, er sagte das. 2. Petr. 3:13. Dennoch blieb es bei der einen Berufung und Hoffnung, und niemand ist zur Zeit berechtigt, davon abzuweichen. Dazu dürfte noch manches zu sagen sein in späteren CV-Ausgaben.
2. Mit der Festsetzung des neuen Endzeitdatums 1975 führt die WTG die Organisation in eine neue Krise, die den Zusammenbruch des ganzen Werkes bedeuten kann. Es ist biblisch und erfahrungsgemäß unzulässig, irgendwelche Jahreszahlen festzulegen. Selbst WTGPräsident Rutherford sagte nach 1925, "die Treuen" hätten jetzt gelernt, keine Daten wieder festzulegen. Rechtfertigung 1, S. 332.
3. Die Lehre daß Christus 1914 wiedergekommen sei und seither keine Regierung auf Erden mehr das Recht habe zu herrschen, ist eine Hinzufügung zu den Bibellehren, eine private Auslegung, weil sie im Widerspruch steht zu den Weisungen der Schrift die irdische Obrigkeit als von Gott und damit als rechtmäßig anzuerkennen. Rö. 13:1.
4. Die WTG verfährt zu einer falschen Frontstellung, wenn sie den Sozialismus unter dem Vorzeichen des Atheismus bekämpft. Die Schrift gebiete nicht, Nichtchristen zu bekämpfen, sondern ehrbar mit ihnen zu wandeln. Die sozialistische Ordnung bietet jeden Raum für echtes Christentum, so daß vom Glaubensstandpunkt aus kein Kampf gegen den Sozialismus geführt zu werden braucht, es sei denn, es werden offene oder versteckte feindliche politische Ziele und Absichten verfolgt. Der Minister für Kultur der DDR, K. Gysi machte auf der 13. Sitzung des Staatsrates der DDR (ND 18. Okt. l968) klar, das es nicht um gemeinsames Handeln allein im Namen des Materialismus geht, woran Christen in der Tat Anstoß nehmen könnten, sondern um eine Gemeinsamkeit im Namen des Humanismus, die die Ideale des Christentums einschließt. Hierüber sollte man in Wiesbaden und Brooklyn endlich anfangen nachzudenken, verbunden mit einer echten Durchdringung des Problems der sozialen Mitverantwortung des Christen im Leben. (l. Tim. 4:12, Röm. 13:1-8).
5. Kritische Betrachtung der WTG und ihrer Ansprüche bedeutet keine Abkehr vom Glauben an Gott. Denn die WTG-Lehren sind auch nur eine bestimmte Form der Gottesanbetung. Ihre Kritik bedeutet daher nicht Abschaffung der Gottesanbetung bzw. des Glaubens, sondern nur eine Änderung der Form, in grundsätzlicher Übereinstimmung mit dem Ringen um die rechte "Form der Anbetung" nach Jakobus 1:26, 27 NW.
6. Der Anspruch der WTG, ihr Regime sei theokratisch, ihre Lehren seien göttliche Wahrheiten, die weder angezweifelt noch kritisiert werden dürfen, kommt einem Unfehlbarkeitsanspruch gleich. Die WTG stellt sich damit auf eine Stufe mit Jesus Christus und den Aposteln. Das ist jedoch nicht schriftgemäß, da jene in Lehrfragen inspiriert wurden, die WTG-Führung dies aber nicht ist.
7. Christen dürfen sich nicht isolieren, als ginge sie das gesellschaftliche Leben nichts an. Sie haben die gleichen sozialen Bedürfnisse wie andere Menschen und tragen deshalb die gleiche soziale Mitverantwortung im Leben. Unter den Urchristen in Cypern war sogar ein Bruder, Sergius Paulus, in der Stellung eines politischen Statthalters. Apostelgeschichte 13:12.

Dies sind einige der Hauptfragen, um die es heute im Glaubenskampf, die WTG betreffend, geht. Sie zu erkennen und zu lösen ist offensichtlich das Wesentliche. Dies würde zu einer echten Hilfe für alle führen und auch die Fragen der Organisation grundlegend klären. Dabei kann man das Verhalten als Christ nicht von dem Verhalten als Bürger trennen. Das muß wahrscheinlich mehr beachtet werden. Der Christ ist zugleich auch Staatsbürger, wie es in Apostelgeschichte 22:25-29 zum Ausdruck kommt, wo der Apostel Paulus diese Frage offen anspricht Und er tut dies gerade in einer schwierigen Situation, wenn sie auch von den Ursachen her anders gelagert ist, als die Situation der Brüder bzw. der Organisation heute.

An diese Hauptfragen schließt sich alles andere an. Um sie zu lösen müssen viele Bibelauslegungen und religiöse Lehren der WTG überprüft werden, die zu einer falschen Haltung als Christ und zur gesellschaftlichen Ordnung führen Dazu gehören u. a. die Lehren über die Obrigkeiten, Fürsten, Neutralität, Stellung der Diener in den Versammlungen, Paradieshinweise in der Bibel, Endzeithinweise in der Bibel, Zeitrechnungen, Grenzen der WTG-Führung, Loyalität, christliche Mündigkeit, Verhältnis zur Welt und zu anderen Christen, um nur einiges zu nennen. Die WTG könnte sich freimütig jeder Kritik stellen, wenn bei ihr alles biblisch in Ordnung wäre. Aber sie unterdrückt jede Kritik.

Im WT vom 1. Juli 1957, S. 408, hieß es: "Es mögen in der Organisation Dinge geschehen, die wir nicht verstehen. Die Diener mögen einer Handlungsweise folgen, die wir als unrichtig erachten. Deswegen Kritik zu üben, würde eine unvernünftige Haltung verraten … Nun, wenige von uns verstehen die Tatsachen bezüglich der Kernphysik, nicht wahr? Aber die Wasserstoffbombe beweist sicherlich, daß die Folgerungen ihrer Hersteller auf Tatsachen beruhen und daher richtig sind. Somit wären wir nicht so töricht, und würden die Explosion einer Wasserstoffbombe im eigenen Garten zulassen, nur weil wir ihre Wirkung nicht kennen! Nun kann sich aber eine unvernünftige, respektlose Haltung innerhalb der Familie Gottes ebenso unheilvoll auswirken, wie die Auslösung einer Wasserstoffbombe!" Die Furcht der WTG vor Kritik muß unvorstellbar groß sein, nach diesem WT-Zitat zu urteilen, und wohl auch die Furcht vor einer Aufdeckung der Dinge in der Organisation und der Handlungsweise der höchsten Diener.

Doch niemand sollte sich durch diese massiven Drohungen der WTG mit der "Wasserstoffbombe" einschüchtern lassen Die Hauptverantwortung für die Überprüfung der WTG-Lehren und WTG-Tätigkeit tragen die örtlichen Diener, die unmittelbar als "Hirten" dienen. Wir sehen dies am Beispiel der örtlichen Diener in der urchristlichen Gemeinde in Beröa, die selbst die Reden von Paulus und Silas zuvor anhand der Schrift überprüften, eine kritische Einstellung, die Paulus sogar als edel lobt. Apostelgeschichte 17:10, 11. Wie weit ist die WTG doch von dem Geist des Urchristentums entfernt!

So kann man getrost daran gehen, sich die wesentlichsten Fragen, die es heute für die Brüder und die Organisation gibt, vorzunehmen. Denn es gehört zu den christlichen Glaubensgrundsätzen, auch bei den Nichtchristen in gutem Rufe zu stehen. 1. Timotheus 3:7. Noch mehr wird gefordert Ein gutes Gewissen vor Gott ist untrennbar mit einem guten Gewissen auch vor Menschen verbunden. Apostelgeschichte 24:16. C. Th.

Wie handelte der Leiter der juristischen Abteilung des WTG-Zweigbüro (Bibelhaus) in Magdeburg von 1945 his 1950?
Mißbilligend Zeugnis ablegen
Viele Brüder und Schwestern machen sich Gedanken darüber, wie es möglich wäre, aus der verfahrenen Situation der Organisation in unserem Lande herauszukommen und zu einem "stillen und ruhigen Leben" als Christen zurückzufinden, wie es in der Schrift gefordert wird. 1. Tim. 2:1, 2. Der schriftgemäße Weg besteht offenbar darin, alles Vergangene und noch Gegenwärtige zu bewältigen, was als hinderlich in Erscheinung getreten ist und diesen Ausweg weiter verbaut. Paulus nennt sie im Epheser 5:11 unfruchtbare Werke der Finsternis, "mit denen Christen keine Gemeinschaft" haben dürften, "legt vielmehr mißbilligend wider sie Zeugnis ab". Werke der Finsternis, weil sie das Verständnis für die wirklichen Bedingungen der Lage trüben oder gar verdunkeln. Paulus nahm unbeirrt die Auseinandersetzung mit derartigen Schwierigkeiten auf: "Der Schmied Alexander hat mir viel Böses angetan, der Herr wird ihm nach seinem ganzen Tun vergelten. Nimm auch du dich vor ihm in acht, denn er ist unseren Aussagen entschieden entgegengetreten". 2. Tim. 4:14, 15. So kann auch nur die Klarstellung der heutigen Probleme und Schwierigkeiten, daß mißbilligende Zeugnis wider die Unwahrheit, einen Ausweg eröffnen.

Politische Verblendung
Einer der verantwortlichen Brüder, die die Organisation in der DDR in die Katastrophe geführt haben, ist der jetzt 55-jährige ehemalige Leiter der juristischen Abteilung des Magdeburger Zweigbüros. Die Heilige Schrift anerkennt die entscheidende Rolle der Diener, indem sie mit "Hirten" verglichen werden, die Verantwortung für die "Herde" tragen Falsche "Hirten" oder "blinde Leiter", wie Christus sagt, können eine ganze "Herde" in die Grube führen. Der juristische Leiter hat einen Hauptanteil daran, daß die ganze Organisation in eine Feindschaft zu den obrigkeitlichen Behörden geführt wurde, die das Ende der Legalität bedeutete.

Der Umstand, daß der Leiter der juristischen Abteilung, wie auch die anderen verantwortlichen Brüder Erich Frost, Konrad Franke, Ernst Wauer, Ernst Seliger, Paul Großmann, Friedrich Adler und andere in den ernsten politischen Fragen, um die es ging, in einer politischen Verblendung handelten, entschuldigt nichts. Es war die politische Verblendung, die Regierung wäre keine Obrigkeit von Gott, der als solcher zu gehorchen sei, was man bekanntlich erst 1962 änderte, aber auch nur formal. Auch daß diese Verblendung von Brooklyn ausging, entschuldigt nichts. Alle diese verantwortlichen Brüder wußten sehr genau, daß es bis 1929 eine göttliche Wahrheit war, daß die politischen Regierungen als Obrigkeiten von Gott zu respektieren sind. (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 124). Sie handelten in Magdeburg, Wiesbaden und Brooklyn folglich klar wider besseres Wissen, nicht dem Worte Gottes ergeben, sondern einem persönlichen Machtstreben verfallen, weswegen man das Wort Gottes vergewaltigte. Die Schuld vorn juristischen Leiter, die mißbilligend bekannt werden muß, besteht darin, daß zahlreiche Brüder und Schwestern durch seine verantwortungslosen juristischen Weisungen auf der Grundlage der Obrigkeitsverblendung bitter leiden mußten. Nicht nur bitter, sondern sinnlos, weil es keine Leiden um Christi willen waren. Man stieß die Brüder und Schwestern in eine grundsätzliche bibelwidrige Obrigkeits- oder Staatsfeindschaft, die jetzt vor allem antikommunistisch aufgeladen wurde.

Heute ist es folgenschwer, das zuzugeben, weil dann der ganze Untergrundwiderstand seit 1950 als sinnlose Fanatisierung dasteht. Damit wäre die Glaubwürdigkeit der Leitung der Organisation gefährlich erschüttert. Einzusehen, daß nach 1945 in den grundsätzlichen Fragen des Verhaltens zur biblischen Obrigkeit von einer Verblendung ausgegangen wurde, könnte aber einer der erste sein, die Schwierigkeiten wirklich zu lösen. Es muß eine grundlegende Überprüfung der Haltung zu Staat und Regierung vorgenommen werden, und die Brüder, die einst die Hauptverantwortung trugen, haben hierin ihre letzte Chance. Zu ihnen gehört auch der ehemalige Leiter der juristischen Abteilung des Bibelhauses in Magdeburg. Unlösbar verknüpft mit diesen Fragen ist aber auch eine Revision der Lehre, alle Regierungen sollten seit 1914 ihre Macht an Christus im Himmel als einzig rechtmäßigen Herrscher aller Nationen abtreten, was praktisch unannehmbar ist und von einem anderen Gesichtspunkt aus in vernunftwidrige Zurückweisung der Rechte der Obrigkeiten und damit in sinnlose Staatsfeindschaft führt.

Die wirkliche Hauptverantwortung liegt biblischerweise jedoch nicht bei dem Organisationsapparat von Kreisdienern, Bezirksdienern, Zweigdienern und Präsidenten. Sie liegt allein bei den Ältesten und Aufsehern in den Versammlungen: So gebt denn acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, bei der euch der heilige Geist zu Aufsehern bestellt hat, um die Gemeinde des Herrn zu weiden", sagte Paulus zu den Ältesten aus Ephesus in Milet. Apg. 20:28. (Zu bedenken wäre, ob die Aufseher in der WTG vom "Heiligen Geist" bestellt sind). Der Apostel Petrus sagt: "Weidet die euch anvertraute Herde Gottes und überwacht sie, nicht aus Zwang, sondern mit freudiger Willigkeit nach Gottes Willen, mit Lust und Liebe, nicht als Gewaltherrscher, sondern als Vorbilder für die Herde." 1. Petr. 5:2, 3. Konsequenterweise steht nach diesen Worten der Heiligen Schrift niemand mehr über den Ältesten und Aufsehern in den Versammlungen und Gemeinden. Jeder Diener in den Versammlungen ist in seinem Gewissen unmittelbar Gott verantwortlich. Die Versammlungen sind nach der Bibel freie christliche Gemeinden. Der höhere Organisationsapparat der Gesellschaft mit seiner Dienerhierarchie sollte gerechterweise wieder auf seine ursprüngliche Funktion als Geschäftsfirma für Druckerzeugnisse für die Versammlungen zurückgeführt werden, wie sie von C. T. Russel gegründet wurde Mögen die örtlichen Aufseher wieder in ihre biblischen Funktionen als Älteste zurückfinden. Das Beispiel des juristischen Leiters zeigt, wie unheilvoll die Unterwerfung der Versammlungen unter die unkontrollierbare Hierarchie der höheren WTG-Diener ist und immer sein wird.

Anmaßung und Hohn statt Vernunft und Sachlichkeit
Bald nach 1945 fing es an. Im Jahrbuch 1947 verhöhnte Zweigdiener Erich Frost weltweit die antifaschistischen Kräfte, die die politische Führung in Ostdeutschland übernommen hatten, mit den Worten: "Kleine Popanze aus den politischen Lagern dieser Welt, die meisten noch um mehr krimineller als wirklich idealer Angelegenheiten willen (unter Hitler) gefangen waren" (S. 122, dt.). Auf diese Weise prägte Erich Frost die politische Einstellung in den höheren Dienerkreisen im Bibelhaus gegenüber der neuen demokratischen Obrigkeit.

Wie ist mit jemandem, der seinen notwendigen Gesprächspartner auf solche Weise öffentlich politisch verhöhnt und kriminellen Verbrechern gleichsetzt, eine ruhige, vernünftige und sachliche Klärung von Problemen möglich? Überhaupt nicht. Aber die Bibelhausleitung war doch auf die neuen antifaschistisch-demokratischen Behörden oder Obrigkeiten angewiesen. Ein Geist sinnlosen Fanatismus, beherrscht von der Anmaßung, zu den obrigkeitlichen Gewalten zu gehören, herrschte im Bibelhaus unter allen höheren Dienern. Jedermann kannte Titus 3:1, 2, wo untersagt ist, jemanden zu schmähen. Doch gegen den fanatischen Geist im Bibelhaus kam niemand auf. So mußte das Verhängnis seinen Lauf nehmen. Die christliche Verantwortung, die sich leiten läßt von der Sanftmut, der Liebe, dem Frieden und der Demut, lag völlig darnieder. Demütig hatten nur die Versammlungen und einfachen Verkündiger zu sein. Wer sich gegen das angemaßte obrigkeitliche Regime der höheren Dienerschaft auflehnte, wurde als Rebell bekämpft Eine Diktatur, in der der Leiter der juristischen Abteilung die juristische Weisungs- und Befehlsgewalt innehatte, wurde erstellt. Er zögerte dann auch nicht, in seinem Sachbereich in der gleichen anmaßenden und höhnischen Weise, sowohl nach innen wie nach außen, vorzugehen.

Ein erster größerer Angriff richtete sich gegen die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Auf einer Dienerversammlung am 11. März 1948 im Bibelhaus Magdeburg wies der juristische Leiter im Namen der juristischen Abteilung diejenigen an, die in der VVN waren, "die Machinationen der politischen Kesseltreiber in der VVN aufzustechen", wie er wörtlich sagte. Ein "Angriff von seiten der VVN gegen die Zeugen Jehovas ist nicht erfolgt", sagte der jur. Leiter weiter, aber es gäbe "extreme Angehörige dieser Vereinigung, die es nicht zulassen wollen, daß Jehovas Zeugen ihre Tätigkeit innerhalb der VVN ausüben können", begründete er das Vorgehen. Ausgerechnet mit der VVN, die die größten antifaschistischen Widerstandskämpfer Europas vereinigte, mußte er es anlegen.

Haushoch fühlte sich der juristische Leiter als Glied der Bibelhausleitung der "Politik dieser Welt" überlegen, jeder Behörde, Regierung und Institution. Wähnte man sich doch als Teil der einzig wahren Obrigkeit von Gott in der Welt, befugt, selbst der VVN seine Politik aufzuzwingen, wenn nötig durch "Aufstechen" von mißliebigen "Machinationen". Man muß das anmaßende Urteilen, Bevormunden und Besserwissen der hohen Diener kennen, bar jeder psychologischen, soziologischen und politischen Einsicht und Sachkenntnis. Hinter der Forderung, Jehovas Zeugen wollten "ihre Tätigkeit innerhalb der VVN ausüben", stand das Bestreben, die VVN zu einer Tribüne auch für die Verkündigung zu machen. Das ging dann wohl doch ein bißchen zu weit. Schließlich war die VVN nicht für die Tätigkeit der Zeugen Jehovas gegründet. Dafür hatten sie ihre eigene Gemeinschaft. Offensichtlich aber konnte man das im Bibelhaus nicht recht unterscheiden, in der Illusion, niemand habe ein Recht, dem Streben der "einzig wahren Vertreter der Obrigkeit Gottes und seines Christus" eine Grenze zu zeigen. Dazu kam, daß Zweigdiener Erich Frost, der seinem "Juristen" dieses Vorgehen gegen die VVN "geraten" hatte, sehr gut in den Kreisen der Verfolgten des Naziregimes als einer bekannt war, der im KZ Sachsenhausen ein Günstling der SS gewesen war. Er spielte dort die Rolle eines "musikalischen Gesellschafters des Lageroffiziers", des KZ-Kommandanten, wie es im WT vom 15. 4. 1956, S. 247, ausgedruckt wird. Es wäre eher angebracht gewesen, das Verhalten der Bibelhausführer in der Nazizeit "aufzustechen", als sich in provokatorischer Überheblichkeit mit der VVN anzulegen.

Doch der Wahn, selbst zur obrigkeitlichen Gewalt zu gehören, die über allem stehe, die rechtmäßigen Obrigkeiten dagegen seien "kleine Popanze dieser Welt", ließ im Bibelhaus und seiner juristischen Abteilung keine politische Vernunft und Sachlichkeit aufkommen. So mußten die politischen Spannungen und damit die Schwierigkeiten für die einfachen Verkündiger immer mehr zunehmen.

Zuträger für den amerikanischen Geheimdienst
Eine andere Folge der Einstellung, alles, was die "Obrigkeiten" in Brooklyn und Wiesbaden anordnen, entspreche dem Willen Gottes, waren die Anweisungen der juristischen Abteilung des Bibelhauses vom Juni 1949 an alle Diener in den Versammlungen. Die Gruppendiener wurden beauftragt, alle erreichbaren Adressen von Ministern, Landräten, Bürgermeistern, Polizeidienststellen, Staatsanwälten und sonstigen Persönlichkeiten in Behörden, Polizei und Sicherheitsorganen zu beschaffen und an das Bibelhaus abzuliefern. Dazu kam die Weisung, auch Angaben aller Art über die Kommandanturen der damaligen sowjetischen Besatzungsstreitkräfte zu übermitteln. Alles, was die juristische Abteilung diesbezüglich von den Gruppendienern erhielt, übergab sie dem damaligen Leiter der Organisation in Ostdeutschland, Ernst Wauer, der es dem "gesamtdeutschen" Zweigdiener Erich Frost zur Auswertung oder Übermittlung nach dem Hauptbüro in Brooklyn, USA, übergab. Nun muß man wissen, daß alle Nachrichten und Berichte von Wiesbaden nach Brooklyn der "amerikanischen Militärpost", also dem amerikanischen Militärnachrichtendienst, d. i. Geheimdienst, zur Übermittlung übergeben wurden. Dabei war das Bibelhaus dumm genug, muß man schon sagen, das auch noch selbst im Bericht über den Besuch von Präsident N. H. Knorr 1947 in Westdeutschland im WT vom 15. 2. 1948, S. 60, auszuplaudern. Es kümmerte niemanden in der juristischen Abteilung des Bibelhauses, wo alle gesammelten Nachrichten zusammenliefen, daß durch diese Tätigkeit die Gruppendiener allenthalben faktisch zu Zuträgern des amerikanischen Geheimdienstes gemacht wurden, dessen Aufgabe auch ist, überall abzuschöpfen, wo etwas zu holen ist. Möglicherweise hat der juristische Abteilungsleiter trotz seiner Verantwortung niemals darüber nachgedacht, was die Zusammenarbeit im Zweigbüro in Wiesbaden mit der "amerikanischen Militärpost" in Wahrheit bedeutete. Nicht die Sorge als "Hirte" für die ihm anvertrauten "Schafe" bestimmte sein Denken und Handeln, sondern einzig allein der Gehorsam gegenüber den Anweisungen der angemaßten "obrigkeitlichen Gewalt" in Brooklyn. Wenn die "Schafe" dabei geschlachtet werden mußten, was tuts. Leiden müssen sein. Es ist schlimm, daß in der oberen Dienerschaft völlig abhanden gekommen ist, daß jeder unmittelbar an das Wort gebunden sein muß und nicht an die Organisation. "Die Organisation" oder "die Gesellschaft" - das ist förmlich zum Abgott, zum Fetisch für, die Diener geworden, wobei man nicht merkt, wie weit man sich dabei vom individuellen Glaubensgehorsam zur Bibel als dem Worte Gottes entfernt.

Lehren aus der Vergangenheit ziehen
Der juristische Leiter wurden, wie viele andere im bedenkenlosen Organisationsglauben erzogen. Geboren 1913 in Leipzig, soll er schon 1924, mit 11 Jahren, unter die Fittiche der Organisation gekommen sein. Es gab damals in den Versammlungen sogenannte Kindergruppen. Er besuchte die Volksschule und wurde anschließend Kaufmannslehrling Dann arbeitete er als "selbständiger Handelsvertreter" Das war meistens nichts weiter als ein Hausieren mit Artikeln irgendwelcher Firmen. Solche Tätigkeit wurde von vielen Brüdern ausgeübt und oft vom Bibelhaus empfohlen, da sich das gut mit der Bücher- und Zeitschriftenverbreitung verbinden ließ, Kolportage genannt. Von einer juristischen Ausbildung kann bei ihm keine Rede sein. Als die nazistische Verfolgung kam, war er 20 Jahre alt. 1945 wurde auch er aus den Klauen der faschistischen Verfolger befreit. Er trat dann hauptamtlich in den Bibelhausdienst in Magdeburg.

Der antifaschistische Widerstand war überall gerechtfertigt, das steht außer Frage. Leider aber hat die nazistische Verfolgung bei vielen politisch einfältigen Gemütern zu der Auffassung geführt, die Organisation würde auch weiterhin politisch immer im Recht sein. Brief und Siegel dafür liefert die herrschende Verblendung, politische Regierungen seien grundsätzlich als falsche Obrigkeiten zu behandeln, wobei die nazistische mit den demokratischen prinzipiell gleichgesetzt wurden! Alle seien mehr oder weniger "Gangster in Amt und Würden", wie es im Erwachet vom 8. November 1949 formuliert wurde. Diese Verblendung bestimmte die juristische und politische Grundhaltung der Organisation noch bis 1962/63, wie bekannt ist. Seither hat man Wesentliches kaum geändert, wenn auch die Regierung nunmehr formell als Obrigkeit von Gott laut Bibel anerkannt wird.

Für die Organisation in Deutschland müßte die politische Obrigkeitsverblendung sich besonders folgenschwer auswirken, weil in diesem Land die politischen Auseinandersetzungen der letzten 50 Jahre wohl die schärfsten und schlimmsten in der Welt waren, wenn man an die beiden Weltkriege und ihre Auslösung denkt. Es konnte von politischer Seite nicht unwidersprochen hingenommen werden, wenn eine Gemeinschaft unter Ausnutzung ihrer antifaschistischen Ansprüche eine Massenpropaganda entfaltet, die die nach 1945 bitter notwendige Entwicklung der Demokratie im Namen des Christentums und einer willkürlichen, "über allen Regierungen" stehenden obrigkeitlichen Anmaßung in der christlichen Bevölkerung untergräbt. Dilettanten wie der Leiter der juristischen Abteilung und seine Vorgesetzten Ernst Wauer und Erich Frost mußten die Organisation unter diesen Bedingungen in die Katastrophe führen. Offenbar hat man in Brooklyn die kleinbürgerliche Überheblichkeit der deutschen Bibelhausführer völlig unterschätzt.

Aber noch immer wurden aus der Obrigkeitsverblendung, in der die Organisation 1950 unter maßgeblicher Verantwortung der Leitung des Bibelhauses in Magdeburg in die Katastrophe geführt wurde, keine grundsätzlichen Lehren gezogen. Niemand wagt es, die Versammlungen über den fatalen Irrweg, auf den man sie führte, offen aufzuklären Die Hauptursache dafür, daß die Änderung der Obrigkeitslehre und damit der Haltung zur Regierung seit 1962/ 63 nur formalen Charakter hat, liegt in der ebenfalls erst von Präsident Rutherford im Namen Gottes konstruierten Bibelauslegung, die Regierung hat kein Recht zu herrschen, allein Christus sei seit 1914 rechtmäßiger Herrscher. Die Obrigkeitsverblendung hatte die politischen Auswirkungen dieser Herrschaftslehre vor allem äußerlich ins Maßlose verschärft. Was nötig ist, ist aber nicht nur eine formale Änderung der Politik des Bibelhauses, sondern eine grundsätzliche Änderung der für alle verantwortungsbewußten Menschen unannehmbaren Herrschaftslehren, weil man die Verantwortung für das gesellschaftspolitische Leben nicht aufgeben kann.

Brüder, wie der juristische Leiter in Magdeburg, haben eine schwere schuldhafte Verantwortung auf sich geladen. Die Organisationserziehung hatte sie zu bedenkenlosen Werkzeugen gemacht. Selbst das Schicksal der "Schafe", die sie als "Hirten" ins sinnlose Unglück führten, hat ihr eigenes Gewissen vor Gott nicht geweckt. Doch die Schrift sagt in Römer 13:11, daß mann aus dem Schlaf aufwachen sollte. -

Dieser Teil der Ausführungen über die Rolle des Leiters der juristischen Abteilung im Bibelhaus Magdeburg befaßte sich mit einigen folgenschweren Verantwortungslosigkeiten, was seine Anweisungen an die damaligen Gruppendiener betrifft und mit ihren größeren Hintergründen und Zusammenhängen. Der folgende zweite Teil wird das konkrete politische Auftreten der Bethel-Leitung in Magdeburg mit entsprechenden Schlußfolgerungen zum Inhalt haben.
0. L.

Zeitungsberichte in Sachen Kennedy
Zusammengestellt von A. Z.
Es ist zu beachten, daß dieser Bericht nicht aus sensationellen Gründen gebracht wird, sondern um den Brüdern und Schwestern ein Bild über die Sachlage zu geben, da auf Grund von westlichen Pressenachrichten mancherlei Behauptungen im Umlauf sind. Möge dieser Bericht dazu beitragen, daß sich jeder ein Bild nach eigenem Ermessen erstellen kann. Wir würden uns freuen, dazu weiteres von Euch zu hören.

WTG-Hauptbüro in Brooklyn dementiert, daß der Mörder von Senator Robert F. Kennedy, USA, Präsidentschaftsbewerber, durch die Zeugen-Organisation in die USA gebracht worden sei.

Eine Darstellung bisheriger Veröffentlichungen.
Am 5. Juni 1968 wurde der USA-Senator und USA-Präsidentschaftsbewerber, Rob. F. Kennedy, Bruder des 1963 ermordeten USA-Präsidenten John F. Kennedy, nach einer erfolgreichen Wahlkampagne in Los Angeles, Kalifornien, USA, mit einem Revolver niedergeschossen. Der Senator erlag am nächsten Tag diesem Mordanschlag. Der Mörder war der 24-jährige Jordanier Sirhan Bishara Sirhan aus Jerusalem. Der Generalstaatsanwalt von New Orleans, USA, Jim Garrison, der seit Jahren Hintergründe der Ermordung des USA-Präsidenten John F. Kennedy untersucht, stellte fest, daß Robert F. Kennedy auch das Opfer einer Verschwörung wurde. Alle wichtigen Beweismaterialien über den Mord an John F. Kennedy wurden jedoch auf Weisung des USA-Präsidenten Lyndon B. Johnson für 70 Jahre unter Verschluß gelegt und können erst veröffentlicht werden, wenn alle zur Zeit der Ermordung von Präsident Kennedy lebenden Personen tot sind. Es muß damit gerechnet werden, daß auch die Hintergründe der Ermordung von Robert F. Kennedy kaum restlos aufgeklärt werden.

Kurz nach der Ermordung von Robert F. Kennedy ging durch die amerikanische und internationale Presse die Meldung, der Mörder, Sirhan Bishara Sirhan, komme aus einer Familie der Zeugen Jehovas und die Wachtturm-Organisation habe die Einreise der Familie des Mörders nach den USA finanziell unterstütz. Dieser Bericht bringt eine Darstellung dieser Meldungen und auch der Stellungnahme des Hauptbüros der WTG in Brooklyn, soweit es bisher ermittelt werden konnte.

Unter der Überschrift "Kennedys jordanischer Mörder und seine Familie" berichtete der Reporter Shraga Har-Gil am 14. Juni. 1968 in der Zeitung "Christ und Welt", Stuttgart:
"Als der Name des Attentäters bekannt wurde, begann man nach den verschiedenen Familien mit dem Namen Sirhan zu forschen. In Jerusalem und Umgebung gibt es einige Dutzend solcher Familien. In dem kleinen Dorf Taibe bewohnt Bishara Salameh Sirhan, der 52 Jahre alte Vater, ein zweistöckiges Zehn-Zimmer-Haus. "Mein Junge war immer brav, zurückhaltend und sehr ruhig, der lieber Bücher las, als mit Kameraden auf der Straße zu spielen", sagte er, als wir auf dem Diwan seines Gästezimmers saßen. Erst als man ihm ein Bild seines Sohnes zeigte, betrachtete er es, tastete es ab, als ob er es untersuchen wollte, und erklärte dann: "Ja er ist es", und fügte hinzu: "Lange habe ich nichts von ihm gehört. Wir gaben unseren Kindern weder Spielgewehre noch andere militärische Spielsachen. Woher hat er das nur?"

Vater Sirhan betonte, daß sein Sohn ein guter Christ war, und regelmäßig die griechisch-orthodoxe Kirche besuchte und dort auch konfirmiert worden war. In eine lutherische Schule ging er nur, weil diese eine gute Schule war und sich ganz in der Nachbarschaft seiner Wohnung befand. Nach Taibe ist Sirhan erst nach, Rückkehr aus den USA im Jahre 1963 gezogen.
Bishara Salameh Sirhan arbeitete in den 30-er Jahren in den Steinbrüchen bei Jerusalem. Er hatte Erfolg bei seiner Arbeit und wurde Vorarbeiter und festangestellter Beamter der Abteilung für öffentliche Arbeiten der britischen Mandatsregierung. Der Bürgermeister von Taibe, Salim Muaddi, erzählte, daß die Familie Bishara Salameh Sirhan schon in den 30-er Jahren Verbindung mit der christlichen Sekte "Die Zeugen Jehovas" aufgenommen hatte. Diese Sekte wurde im Jahre 1959 in Jordanien verboten, doch man behauptete, daß der Vater des Mörders auch nach seiner Rückkehr aus Amerika weiter dieser Sekte die Treue hielt.

Im Jahre 1957 wurde der Familienvater arbeitslos. Nach langen Überlegungen wurde beschlossen, nach Amerika auszuwandern, wo Sirhan Freunde unter den "Zeugen Jehovas" hatte. Erst fuhr die Mutter mit den vier Söhnen und ihrer Tochter nach Pasadena, und einige Monate später folgte ihnen der Familienvater. Sirhan sen. siedelte sich in New Jersey an, konnte dort aber nicht Fuß fassen und kehrte nach fünfjähriger Abwesenheit nach Palästina zurück, während die Mutter mit den Kindern in Pasadena verblieb. In Taibe bearbeitete Familienvater Sirhan einige Hektar Boden mit Hilfe von Lohnarbeitern. Woher hatte er das Geld für den Ankauf des Bodens und den Bau des Hauses? "Die Söhne haben es geschickt", meinte er vielsagend Der Bürgermeister von Taibe hingegen glaubte, daß die "Zeugen Jehovas" dazu beigetragen hätten.

Wir verabschiedeten uns von dem Vater des Mörders, der zum Abschied Kapitel 3 Vers 13 aus dem Buche "Exodus" zitierte: "Moses sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israel komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name? Was soll ich ihnen sagen? Gott sprach zu Moses: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: Du sollst zu den Kindern Israel sagen: Ich werde sein, der hat mich zu euch gesandt."

In der gleichen Stuttgarter Zeitung berichtet der Reporter Norbert Muehlen jedoch über die Kindheit des Mörders: "Sein Vater war ein prügelnder Haustyrann, seine verbitterte Mutter kühl gegenüber ihren Kindern, die sie in religiösem Eifer zu starrem Gehorsam erzog. Ihr Sohn war verschlossen, enthaltsam, ein stilles Wasser, niemandem zur Last - bis er am 4. Juni seine Mordwaffe auf Kennedy richtete." Der Bericht im Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vom 10. Juni 1968 besagt andererseits, daß der Mörder das Musterkind von Vater Sirhan gewesen sei.

Verständlicherweise hatte vor allem die Organisation und Leitung der Zeugen Jehovas in den USA nach diesen Veröffentlichungen keine Ruhe mehr. Das Hauptbüro in Brooklyn, New York, war gezwungen, Nachforschungen anzustellen und öffentlich Stellung zu nehmen, ob der Mörder aus einer Familie der Zeugen Jehovas kommt und mit Hilfe der Organisation der Zeugen nach den USA gebracht wurde.

Die amerikanische Zeitung "Los Angeles Times" vom 3. September 1968 berichtete über die Situation der Zeugen-Organisation und über die Stellungnahme des Hauptbüros der WTG in Brooklyn unter der Überschrift "Sirhans Förderer":
"Jehovas Zeugen erhalten immer noch Telefon-Anrufe und unterschriftliche Zeitschriften-Widerrufe über einen irrigen Bericht vom Juni, daß Sirhan B. Sirhans Familie durch die Zeugen-Organisation nach den USA gebracht wurde. Der Bericht zitiert den Bürgermeister im Israel-okupierten Jordanien, der sagt, daß der Vater des angeklagten Mörders von Senator Robert F. Kennedy finanzielle Unterstützung von den Zeugen Jehovas erhielt und der Familie geholfen wurde, Jordanien zu verlassen.

Die Wachtturm-, Bibel- und Traktatgesellschaft der Zeugen veröffentlichte ihre eigenen Nachforschungen, die fanden, daß keine Mitglieder ihrer Organisation der Familie zu irgendeiner Zeit irgendeine finanzielle Unterstützung gaben. Früher hatte die "Times" berichtet, daß die große Sirhan-Familie in zwei Ausreisen nach den Vereinigten Staaten gebracht wurde - eine gefördert durch zwei Mitglieder der Ersten Nazarener Kirche von Pasadena und die andere gefördert durch die Erste Baptistenkirche von Pasadena.

Aus diesem Bericht geht hervor, daß die Leitung in Brooklyn wohl eine finanzielle Unterstützung der Einreise der Familie des Mörders in die USA dementiert, aber nicht die Zugehörigkeit.
Dann werden besonders in der westdeutschen Presse Untersuchungen darüber veröffentlicht, wer alles einen Nutzen aus dem Mord an Robert F. Kennedy zieht.

"Kennedy der Ältere zeigte sich entschlossen, die politische Macht, die ihm sein Amt (als Präsident) kraft Gesetzes verlieh, zur Beseitigung der Armut anzuwenden. Kennedy der jüngere strebte diese Macht an, um das Werk des Bruders fortzusetzen." (Junge Stimme, Stuttgart, 6. 7. 1968).
Robert F. Kennedy war wie sein Bruder John F. Kennedy Sucher nach einer besseren, friedlicheren und gerechteren Innen- und Außenpolitik der USA. Was die religiösen Aspekte dieser Politik betrifft so gehöre dazu, sagte Präsident Kennedy, daß der Mensch der heutigen Zeit lerne, "sich in der Sprache des Friedens und des Fortschritts über die Grenzen einzelner Sekten und Glaubensbekenntnisse hinweg zu verständigen" (KNA, Bonn, 23. 4. 1963). Bekanntlich gehört die WTG-Organisation zu denen, die sich am entschiedensten jeder Verständigung mit anderen Glaubensbekenntnissen widersetzen. Ein Bericht nach dem Mord an Robert F. Kennedy, der auch die religiösen Ziele seines Bruders weiterverfolgte, besagt über die Situation in den USA: "Große Bevölkerungsschichten sind so völlig vor den Kopf geschlagen, daß sie sich danach aus dem öffentlichen Leben zurückzogen. Vielen, besonders den Schwarzen, die Kennedy als wahrhaftigen Bruder ansahen, ist der Mut genommen, da Hoffnung auf Anfang dieser Gesellschaft nicht mehr möglich und erstrebenswert erscheint." (Junge Stimme, Stuttgart, 22. 6. 1968). Je weniger glauben, daß es menschlich möglich ist, bessere Verhältnisse zu schaffen, desto mehr Menschen hofft bekanntlich auch die WTG zu gewinnen. "Wer mag die Leute zahlen, die in Amerika über die Dezimierung der Kennedys innerlich jubeln und sich vom Tode des Senators die Rettung und Sicherung ihres Status, ihrer Habe und Güter, ihrer geliebten Lebensführung versprechen, auch wenn sie tausendmal auf Kosten ihrer Mitbürger existieren," lautet der Kommentar von Eberhard Erne in der "Jungen Stimme", Stuttgart, 6. 7. 1968 zu dieser Frage.

Am 4. September 1968 erschien dazu in der Abendzeitung, München, offensichtlich im Auftrag des Zweigbüros der Wachtturmgesellschaft in Wiesbaden, folgende Meldung:
Sirhan - kein Zeuge Jehovas.
Nach dem Tode von Senator Robert F. Kennedy wurde in Pressemeldungen aus Taiyeba (der von Iraelis besetzte Teil Jordaniens) weltweit verbreitet, daß Bishara Sirhan, der Vater des angeblichen Mörders, ein Zeuge Jehovas sei.
Auf Grund dieser Meldung haben die Versammlungen der Zeugen Jehovas und das Zweigbüro der Wachtturm-, Bibel und Traktat-Gesellschaft viele Briefe und Telefonanrufe erhalten.
Die Sirhan-Familie ist der Wachtturm-Gesellschaft nicht bekannt Die Watch Tower Society in New York, Brooklyn, hat sich die Mühe gemacht, die Tatsachen aus mehreren Ländern zu ermitteln. Jetzt ist aus allem Zweifel ermittelt worden, daß niemand aus der Sirhan-Familie ein Zeuge Jehovas ist. Die Zeitung Los Angeles Times vom 8. Juni berichtet, daß Mitglieder der First Nazarene Church in Pasadena, Kalifornien, die Familie bei der Auswanderung in die Vereinigten Staaten unterstützte, aber Frau Sirhan besucht jetzt die presbyterianische Kirche. Die beiden Zeitungen "New York Times" und "Washington Post" bestätigen dies. Bishara Sirhan, der wiederholt die Berichte, wonach er mit Zeugen Jehovas Verbindung habe, zurückgewiesen hat, besteht darauf, das er der griechisch-orthodoxen Kirche angehört.
Helmut Knöller
8 München 13
Schwindstraße 7

H. Knöller ist Mitarbeiter des Zweigbüros in Wiesbaden und war u. a. 1951 Kongreßdiener des WTG-Kongresses "Reine Anbetung" in Frankfurt/Main. Es ist bemerkenswert, daß er diesen Bericht in der Münchener Abendzeitung vom 4. September 1968 mit vollem Namen und Adresse unterzeichnet Diese Frage ist ohne Zweifel ernst genug. Denn wenn der Mörder aus einer Familie der Zeugen Jehovas kommen wurde, so wäre die Organisation unlöslich in die geistige Vorgeschichte eines weltpolitischen Kapitalverbrechens verstrickt.

In der amerikanischen Zeitung "Los Angeles Times" vom 3. September 1968 war hierzu veröffentlicht worden:
"Die Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft der Zeugen Jehovas veröffentlichte ihre eigenen Nachforschungen, die fanden, daß keine Mitglieder ihrer Organisation der Familie zu irgendeiner Zeit finanzielle Unterstützung gaben." Damit war die erklärte Verbindung des Vaters des Mörders zur Zeugen-Organisation allerdings nicht bestritten Doch der Bericht von H. Knöller soll dies jetzt auch bestreiten.

Aber Vater Sirhans Erklärungen, er hätte seinem Sohn nie militärische Spielsachen gegeben und die Zitierung von 2. Mose 3:13 mit dem exakten Sinn des Namens Jehova verraten deutlich eine Verbindung mit dem Glauben der Zeugen Jehovas. Nach der Knöller-Stellungnahme zu urteilen, haben Vater Sirhan, der Bürgermeister von Taibe und die genannten Reporter nun auf einmal alle die Unwahrheit gesagt oder geschrieben oder ihre früheren Aussagen aus bestimmten Gründen geändert

Eine Erklärung hierfür mag jedoch folgendes aus einer Meldung des "Evening Standard", London, vom 13. Juni 1968 (nach "Morgenpost", Berlin, vom 27. Sept. 1968) geben: "Aufsehenerregendes neues Material betreffend die Identität des Mannes, der des Mordes an Robert Kennedy beschuldigt wird, ist von einer arabischen Regierung ans Licht gebracht worden.

Die betreffende arabische Regierung ist davon überzeugt, daß ihre Unterlagen zutreffend sind und hat beschlossen, diese nach Washington zu schicken. Unter den vorhandenen Zeugen macht sich jedoch eine offensichtliche und immer stärker werdende Abneigung gegen weitere Aussagen bemerkbar, und diejenigen, die zuerst Erklärungen abgegeben hatten - wie z. B. der Vater Sirhans - sind jetzt dazu übergegangen, diese zu berichtigen.

"Der Druck, der jetzt auf Leute, die von 1964 bis 1966 im Nahen Osten mit Sirhan zusammengekommen sind, ausgeübt wird, um sie zum Schweigen zu bringen oder zur Abänderung ihrer früheren Aussagen zu bestimmen, spricht Bände'." A. Z.

Über Kritik
Es gibt immer wieder Brüder, die meinen, man sollte nicht nur am WT keine Kritik üben, sondern der Christ sollte grundsätzlich überhaupt nicht kritisieren. Kritik sei überhaupt etwas Unbiblisches, denn das Wort Kritik gäbe es in der Bibel gar nicht.
Das stimmt nicht. Das Wort Kritik erklärt sich auf eine sehr biblische Weise. Es ist nämlich mit dem Wort Richter identisch, und dieses Wort heißt im griechischen Urtext der Bibel krites, woraus die Form Kritik entstanden ist und in die deutsche Sprache einging.

Wenn man es genau betrachtet, ist die ganze Bibel eine Kritik am Verhalten des Menschen. "Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer, denn ein zweischneidiges Schwert und dringt durch bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein und ist ein Richter (kritikos, griechisch) der Gedanken und Sinne des Herzens" Hebräer 4:12.
Aber auch in den urchristlichen Gemeinden wurde Kritik geübt, das heißt, über das, was vorgetragen wurde, gerichtet und geurteilt. Sehr bekannt sind hierfür die Christen in Beröa, die alles überprüften, was ihnen gepredigt wurde. Apg. 17:10, 11. Die Korinther wies der Apostel direkt an, sich gegenüber den Predigten kritisch zu verhalten und sie zu prüfen. "Wenn ihr zusammenkommt, laßt zwei oder drei Propheten reden, und die anderen laßt die Rede prüfen (diakrinestai, griechisch)" 1. Kor. 14 :29. Es ist also völlig biblisch, wenn man sich als Christ selbst gegenüber den Brüdern in den Versammlungen, die etwas predigen, kritisch verhält und ihre Worte anhand der Bibel überprüft. Das gleiche gilt natürlich auch für die gedruckten Predigten des WT.

Es müssen somit in Wahrheit sehr leichtgläubige Versammlungen und Diener sein, die Kritik nicht vertragen können oder sie gar unterdrücken.
0. S.

A 5023-69 V 7 1 240

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 24

Die USA waren noch nie ein Freund jenes politischen Systems, dass sich nach 1917 in der Sowjetunion etablierte. Dies offenbarte sich auch darin, dass seitens der USA erst in den dreißiger Jahren diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion aufgenommen wurden. Dann trat das Hitlerregime auf den Plan, dessen Ostexpansionsgelüste evident waren. Nachdem halb Europa von letzterem bereits versklavt worden war, stellte sich auch für die USA die Frage: Was nun? Weiter tatenlos zusehen? So kam es letztendlich doch noch zu einer Annäherung zwischen den USA und der Sowjetunion. Nach 1945 stellten die USA fest, dass der vormalige Hegemonialanspruch des Hitlerregimes weiterbestand. Nur das inzwischen die Sowjetunion seinen Part übernommen hatte. Wäre das Trauma des Zweiten Weltkrieges nicht gewesen, hätten die USA vielleicht gar den Koreakrieg zu einem neuen Dritten Weltkrieg ausgeweitet. Der Sektenführer Moon bedauert das diesbezügliche "Versagen" der USA noch heute. In frischer Erinnerung des Zweiten Weltkrieges wagte man es jedoch nicht soweit zu gehen. Man ließ es erst einmal mit dem Fall Korea sein bewenden haben. Aber die grundsätzliche Aversion gegen den sowjetische System bestand und besteht ungebrochen fort. Der kalte Krieg folgte als Ersatzschlachtfeld für den möglichen heißen Krieg. Auch die Brooklyner Zeugen Jehovasleitung spielte dabei ihren Part. Den Gegner und der hieß nun mal Sowjetunion, unmöglich zu machen. In Schaufensterreden gab man vor, wie harmlos man doch sei und dass das sowjetische Regime sich doch keinen größeren Gefallen tun könne, als wie Himmlers Planung, die Zeugen Jehovasreligion in die Sowjetunion einzuführen, nun endlich in die Tat umzusetzen. Die sowjetischen Funktionäre sahen das freilich etwas anders und waren nicht bereit diesem Ansinnen von sich aus stattzugeben. Die diesbezügliche "psychologische Schlacht" spiegelte sich auch in der zeitgenössischen Literatur der Zeugen Jehovas wieder. Eine "Petion" an die Sowjetführer, seitens der Zeugen Jehovas war das diesbezügliche Vehikel.

Man muß kein "Freund" des sowjetischen Systems sein, um seine primär auf Propaganda abgestimmten Zwecke zu erkennen. Mit den damaligen "Schaufensterreden" der Zeugen Jehovas befasst sich auch diese CV-Ausgabe. Weitschweifig aufgezogen nicht immer sonderlich überzeugend, aber doch einen realen Kern beinhaltend, den Kern der Widersprüche zwischen dem USA und Sowjetsystem. Auch die nachfolgenden Sätze künden davon:

"Das Verbot der WTG hatte sich aus der erneuten Kampfansage der WTG nach 1945 gegen die sozialistische und kommunistische Gesellschaftsordnung ergeben. Ein Jahr vor den Petitionen hatte die WTG dies noch einmal im WT vom 1. April 1956 mit der Schlagzeile "Kommunistenführer fürchten die Wahrheit der Bibel" demonstriert, versehen mit einer entsprechenden Karikatur: Eine Bibel, die die Symbole der Arbeiter-und-Bauern-Macht und der Sowjetunion, Hammer und Sichel, zertrümmert hat. Ein Jahr zuvor, 1955, hatte die WTG dies mit einem millionenfach verbreiteten Artikel unter der Schlagzeile "Kommunismus oder Christentum - was wird triumphieren?" proklamiert. (Erwachet, 8. Juni 1955)."

In der Rubrik Leserbriefe dieser Ausgabe findet sich auch einer, der offensichtlich aus der Feder des Kirchenrates Dr. Kurt Hutten stammt. Stoff also für die heutigen Apologeten der WTG, sich in "Entrüstung" zu fabrizieren, über diese "Liaison" zwischen Stasi und Kirchenvertretern. Ihr heuchlerisches Getue, ihre Verteidigung des Totalitarismus unter dem Firmenschild "Religion" offenbart letztendlich nur eines. Das sie immer noch nicht begriffen haben, worum es eigentlich geht. Gell Herr Prof. Dr. B.... Auch Sie sind mit dieser Replik persönlich angesprochen. Ihre "Kollegin" Y... hat sich ja in Sachen Totalitarismus etwas unvorsichtiger verhalten als Sie. Aber letztendlich setze ich auch Sie mit Y... auch auf eine Stufe!

Hutten schrieb da also:

"Ich habe alles in CV mit größtem Interesse gelesen. Sie sind nun gewissermaßen das, was Brd. Twisselmann bei uns in der Bundesrepublik ist: Ein Mann: der nach Erkenntnis des Irrweges der Zeugen Jehovas eine Verpflichtung in sich entdeckt, die Anhänger dieser Lehre auf den rechten Weg zurückzuführen.

. . . Ich freue mich, daß Sie nun eine Mitverantwortung für diejenigen spüren, die noch von den Lehren der "Theokratischen Organisation" gebunden sind. Ich freue mich, daß Ihre Arbeit eine solche Weite erreicht hat. Ich hoffe, weiter CV zu erhalten . . ."

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 24 Gera Mai 1969

CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Bringen Jehovas Zeugen die biblische Wahrheit?
Einige Fragen an unsere Brüder und Schwestern in der Organisation von Jehovas Zeugen
(Auszug aus Wegweiser vom Bruderdienst) Folge 2
Liebe Brüder und Schwestern!
In CV Nr. 23 stellten wir Euch sechs Fragen und baten um Eure Antwort. Heute setzen wir die Fragenreihe fort und bitten um Eure Antwort.
Der Kanal verspricht Errettung durch seine Organisation!
Der Wortführer des Kanals "Der Wachtturm" schreibt: "Sie (die Neue-Welt-Gesellschaft) ist ein Leuchtturmlicht in dieser dunklen Welt und bietet allen, die zu ihr kommen und sich innerhalb ihrer Grenzen aufhalten, Worte der Hoffnung und des Lebens an. Es ist heute gebieterische Pflicht, daß jene, die in der neuen Welt der Gerechtigkeit zu leben wünschen, mit der NWG Schritt halten. Warum, weil sie (die NWG) nun bald alle ihre durch die größte aller Drangsale, den Krieg von Harmagedon sicher hindurchbringen und sie in eine helle neue Welt führen wird, die Gott schafft".; (WT. 1. 8. 56/464).

Über die NWG berichtet der WT vom 1. 8. 56/477: daß, "Jehovas Zeugen" . . . durch deren Leitung und Führung . . . auch am Leben erhalten werden, um lebend in die neue Welt der Gerechtigkeit einzugehen …"
Ist dies biblisch vertretbar? Wo gibt die Bibel oder Jesu im besonderen, einer Kirchenführung das Recht, Gläubigen die Rettung durch ihre Organisation in Aussicht zu stellen? Die Apostel verkündeten, Errettung durch den Glauben an den Herrn Jesus Christu. Apg. 4:12; 16:31; 20:21; Rö. 5:9, 10: 10:9. Die Führung der Zeugen Jehovas predigt sich selbst, Paulus dagegen bezeugt: "Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesum Christum, daß er sei der Herr, wir aber eure Knechte um Jesu willen". (2. Kor. 4:5). Dazu sagt der WT Nr. 5/68/158: "Wer in einer Kirche bleibt, die Irrtum lehrt, gelangt auf den breiten Weg, der in die Vernichtung führt." Es gilt also zu prüfen, lehrt die Wachtturmleitung die biblische Wahrheit? Liebe Brüder, dies zu überprüfen, dürfte nicht schwer sein.

Erst Rechtfertigung, dann Rettung - nicht umgekehrt! Die griechischen Schriften lehren klar und bestimmt, daß alle Menschen Sünder sind und nur durch Glauben an das vergossene Blut Jesu Christi Vergebung erlangen können. (Eph. 1:7). Nur der, dem so die Sündenschuld vergeben ist, ist versöhnt mit Gott durch den Glauben an Jesus Christus. Obwohl er dadurch nicht absolut "gerecht" (aus sich selbst) ist, rechnet Gott ihm nach der Schrift Gerechtigkeit zu. Das heißt, Gott betrachtet ihn, als sei er völlig gerecht durch das Gesetz des Glaubens. (Rö. 3:23-28). So gelangt der aus Glauben "Gerechtfertigte" zum Frieden mit Gott. (Rö. 5:1). Diese Rechtfertigung des Sünders aber ist auch die Grundvoraussetzung zur Errettung. Es steht geschrieben: "Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn gerettet werden vom Zorn". (Rö. 5:9). Also geht die Rechtfertigung der Errettung voraus, ohne Rechtfertigung keine Rettung.

Der WT als der Kanal des Herrn dreht diese Grundregel kurzerhand um, verspricht allen, die sich der NWG anschließen, Errettung vor dem Zorn Gottes und ein ewiges Leben, sagt ihnen aber, das sie erst am Ende der Tausendjahrherrschaft Christi gerechtfertigt werden (WT Nr. 21, 54./651). Das allerdings soll wiederum nur für die gelten, welche eine irdische Hoffnung haben, also für die Mehrheit der Zeugen Jehovas. Der WT-Schreiber fragt: "Welche Religionsorganisation hat jemals eingeladen, einen Weg einzuschlagen, auf dem, man der Vernichtung eines Systems der Dinge entrinnen und hier auf der Erde in einer neuen Ordnung weiterleben kann . . . ?" Liebe Brüder, welcher Lehre schenkst Du Glauben, der WT-Lehre oder der Bibel?

Himmlische und irdische Berufung gleichzeitig
Wir wissen, daß die älteren Brüder, aus der Zeit der "Ernsten Bibelforscher" zur Hauptsache noch himmlische Hoffnung haben. Als der selbstherrliche Richter Rutherford 1920 als Präsident der WTG seine Überlegung in die Welt posaunte, daß "Millionen jetzt lebender Menschen . . . niemals sterben" würden, sondern im Fleische das Ende dieser Welt überleben könnten, um ewig auf einer paradiesischen Erde zu leben, besannen sich viele, die bis dahin noch himmlische Hoffnung hatten, und erklärten, daß auch sie sieh für die neue Erde berufen fühlten. Heute predigt die WTG kaum noch eine himmlische Hoffnung. Nur hin und wieder findet man in den Versammlungen einzelne Glieder des Überrestes. Dagegen bekennen sich die Führer selbst meist zur himmlischen Hoffnung. Sie seien der Überrest der Leibesglieder Christi und als solche berufen, die irdische Herde zu führen. Überhaupt wird gern gelehrt, der Überrest leite die Organisation. Dabei müssen sich die oftmals betagten Überrestglieder in den Ortsgruppen meist von jungen Brüdern mit irdischer Hoffnung leiten lassen. Die Lehre von der Führung durch den Überrest dient ganz offensichtlich dazu, den Ansprüchen der "Kanal"-Machthaber den Anschein der Berechtigung zu verleihen Frage: Lassen sich diese Einteilungen in irdische und himmlische Berufung auf das ursprüngliche Christentum zurückführen, auf das der Wachtturm sich beruft?

In der Zeit der Apostel gab es nicht zwei, sondern nur eine Berufung. Paulus schreibt in Epheser 4:4: Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eurer Berufung". Diese eine Berufung war die himmlische. Die Apostel ermahnten die Gemeinden, zu trachten "nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist" (Kol. 3:2 ff). Sie wurden gewarnt vor solchen, die "irdisch gesinnt sind". (Phil. 3:18-21; Hebr. 3:1). Als herrlichstes Ziel wurden ihnen in Aussicht gestellt: "Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet auch ihr offenbar werden mit ihm in der Herrlichkeit". (Kol. 3:4).
Liebe Brüder, wenn ihr an die Bibel glaubt, sollte dieser Beweis genügen. Eine Berufung zu irdischem Heil wird es erst in einem kommenden Zeitalter geben, wenn Christus mit den Seinen regieren wird. (Rö. 8:19; Offbg. 5:10; 21:24; 22:5).

Der WT vom 1. 3. 68 schreibt dazu: "Diese Dinge bilden den Kern der Religion. Ist es also nicht ganz klar, daß eine Religion, deren Vorstellung von Gott verkehrt ist, und die bei den Menschen eine falsche Hoffnung nährt, nicht die wahre Religion sein kann?" (S. 158). Hier fordert der WT zu einer Entscheidung auf, welche Entscheidung wirst Du treffen?

Die "große Schar" oder "große Volksmenge"
Der WT lehrt, mit der in Offenbarung 7:9 erwähnten großen Schar sei die irdisch ausgerichtete Klasse der NWG gemeint. In diesem Schrifttext wird die "große Schar" oder "große Volksmenge" als "vor dem Throne stehend und vor dem Lamme stehend" dargestellt. Im Vers 11 werden auch "alle Engel" geschaut, wie sie "vor dem Throne auf ihr Angesicht (fielen) und Gott an.
"Vor dem Throne" oder "vor dem Lamm" ist ganz offensichtlich im "Himmel", denn die Engel beten nicht auf Erden Gott an. Folglich muß auch die große Schar, die Johannes sah, eine himmlische Klasse sein. (Siehe dazu CV 14, S. 2 und CV 15, S. 2 unter dem Titel: Sind die Führer der WT-Organisation göttlich inspiriert?) Wie ist Eure Auffassung dazu?

Des Herrn Wort von den "anderen Schafen"
Jesu Worte über die "anderen Schafe" in Johannes 10:16 sollen sich ebenfalls auf die irdisch gesinnten Anhänger der WT-Organisation beziehen, im Gegensatz zur "kleinen Herde" (Luk. 12:32), der Himmelreichserben. Dann wären die "anderen Schafe" aber neben der "Kleinen Herde" eine zweite Herde, denn sie stehen außerhalb dieser. Jesus Christus aber sagt, daß alle zusammen nur "eine Herde" sein würden, selbstverständlich die eine in Luk. 12:32 genannte "kleine Herde". "Und ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hofe sind; auch diese muß ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde, ein Hirte sein". (Joh. 10:16).

Mit diesen Worten kündigte der Herr schon die später unter der Leitung des Heiligen Geistes durchgeführte Einsammlung von Jüngern aus der Heidenwelt an, während zu der Zeit, da er diesen prophetischen Ausspruch tat, noch seine eigene Bestimmung galt: "Gehet nicht auf der Heiden Straße . . ., sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel" (Matth. 10:5, 6) und der vom Vater gegebene Auftrag "Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel (Matth 15:24). Die anderen Schafe sind demnach die Schafe aus den Heidenvölkern, im Gegensatz zu den Schafen aus dem Reiche Israel. An eine irdische Gruppe von "Zeugen Jehovas" hat der Herr Jesus gewiß nicht gedacht. Es würde sich ja auch sonst Gottes Wort in sich widersprechen, das nur "einerlei Hoffnung eurer Berufung" kennt. (Eph. 4:4). (Siehe dazu ebenfalls CV 14 und 15). Liebe Brüder, wie versteht Ihr diese Texte?

Wir würden uns freuen, wenn Ihr uns auf alle diese Fragen eine Antwort geben würdet, frei nach Eurer Auffassung, oder uns die Glaubwürdigkeit der Wachtturmlehre biblisch begründen würdet. Interessant wäre es auch zu wissen, welche Entscheidung Ihr getroffen habt. Seid eingedenk der Worte: "Jeder, der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn"! (2. Joh. 9).
Mit christlichen Grüßen
Bruder Willy Müller
65 Gera, Lutherstr. Nr. 16 und Mitverbundene

Was ist Ehrlichkeit?
Die Wahrheit des Evangeliums
Die Bibel zeigt, daß der Schöpfer, Jehova Gott, der "Gott der Wahrheit" ist. Er ist in vollkommenem Sinne ehrlich und gerecht: "Alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und sonder Trug, gerecht und gerade ist er!" Ja, es ist "unmöglich, daß Gott lügt". - Ps. 31:5, 5. Mose 32.4, Hebr. 6:18.

Ehrlich zu sein bedeutet, wie es im Wörterbuch heißt, "im Wandel, in Gedanken, im Reden usw. lauter und aufrichtig zu sein, frei sein von Betrug". Es "schließt ein, daß man sich weigert zu lügen, zu stehlen oder jemand auf irgendeine Art zu betrügen, ohne falsch, offen, zuverlässig, aufrichtig".

Ehrlich zu sein bedeutet unter anderem auch, wahrhaftig in der Rede zu sein. Mit den strengsten Worten verurteilt die Bibel das Lügen. So heißt es von Satan, dem Teufel, er sei der erste Lügner gewesen. (Joh. 8:44). Wie ernst Gott das Lügen betrachtet, kann man an dem erkennen, was mit Ananias und Sapphira geschah. Sie wurden sogleich durch die Macht Gottes getötet, weil sie den Apostel Petrus, ein Glied der leitenden Körperschaft der Christenversammlung, belogen hatten. Ihre Bestrafung scheint somit anzuzeigen, daß es in den Augen Jehovas eine besonders schwere Übertretung ist, wenn man diejenigen belügt oder hinters Licht führt die das Recht haben, die Tatsachen zu erfahren, weil sie Aufseherstellungen in der Christenversammlung innehaben. Apg. 5:1-11.

Man könnte meinen, daß das, was Ananias und Sapphira getan haben, eigentlich gar nicht so schlimm war. Durch ihr Lügen fügten sie niemandem einen Schaden zu. Es war nicht so, daß sie versucht hätten, durch ihr Lügen einen Diebstahl zu decken. Auch hatten sie andere nicht eines Gutes beraubt, das ihnen zustand. Worin bestand ihre Sünde, ihre Übertretung? In ihrer Unehrlichkeit, in ihrer Heuchelei! Ja, sie wollten besser erscheinen, als sie in Wirklichkeit waren. Sie wollten unter Gottes Volk einen guten Ruf genießen und zu den großmütigen Seelen gerechnet werden, die ihr Eigentum verkauften und den gesamten Erlös abgaben, um ihren christlichen Brüdern zu helfen, obwohl sie in Wirklichkeit einen Teil davon zurückbehielten. Christliche Diener Gottes von heute können aus Vorfall lernen.

Hier gab der Apostel Paulus Christen von heute ein vorzügliches Beispiel, denn er konnte schreiben: "In jeder Weise empfehlen wir uns als Diener Gottes . . . durch ungeheuchelte Liebe durch wahrhaftige Rede". (2. Kor. 6:4, 6, 7). Paulus und der Apostel Petrus ermahnten Christen passenderweise, in ihrer Rede wahrhaftig und ehrlich zu sein: "Deshalb, da ihr jetzt die Unwahrheit abgelegt habt, rede ein jeder von euch mit seinem Nächsten Wahrheit". "Belügt einander nicht." "Wer das Leben lieben und gute Tage sehen möchte, der halte seine Zunge von dem zurück, was schlecht ist, und seine Lippen, daß sie nicht Trug reden". Eph. 4:25, Kol. 3:9, 1. Petr. 3:10.

Ein Christ mag meinen, es sei ein Zeichen von Liebe, wenn man die Wahrheit zudeckt, selbst gegenüber jemandem, der das Recht hat, die Wahrheit zu erfahren, um einen anderen vor disziplinarischen Maßnahmen zu schützen. Aber eine solche Handlungsweise beruht nicht auf einer echten, grundsatztreuen Liebe, der agape-Liebe, sondern stellt eine Form von Selbstsucht oder bestenfalls eine falschverstandene Freundlichkeit dar.

Ehrlichkeit bedeutet auch, das wieder zurückzugeben, was man geborgt hat. Dies bedeutet: Man darf niemals Schulden aufnehmen, von denen man nicht mit gutem Gewissen sagen kann, daß man sie zurückzahlen kann. Und falls man einmal Schulden gemacht hat, verlangt die Ehrlichkeit, daß man sie entsprechend den getroffenen Vereinbarungen pünktlich zurückzahlt. Borgt man von anderen und zahlt seine Schuld nicht zurück, so lädt man nicht nur eine Schuld auf sich, sondern wird auch anderen zu einer Last. Auch in diesem Fall war der Apostel Paulus höchst beispielhaft, wie er es in seinem Brief an die Christen in Thessalonich schrieb. Er arbeitete hart und mühte sich Tag und Nacht, "um keinem . . . eine kostspielige Bürde zu sein". Ihr seid Zeugen, auch Gott ist es, sagte er, wie loyal und gerecht und untadelig wir uns gegen euch, die Gläubigen, erwiesen haben". Ja, Paulus gebrauchte die Tatsache, daß er ein Apostel und christlicher Missionar war, nicht als Entschuldigung oder Rechtfertigung dafür, daß er anderen zu einer Bürde geworden wäre oder sich, auf irgendeine andere Weise als tadelnswert erwiesen hätte, indem er sich vielleicht in Schulden verwickelt und dann nicht zurückgezahlt hätte. - 1. Thess. 2:9, 10.

"Seid niemandem irgend etwas schuldig, außer, daß ihr einander liebt". Es ist unehrlich, eine Schuld nicht zurückzuzahlen, ganz gleich, ob diese Schuld groß oder gering ist, ob es ein christlicher Bruder ist, der so freundlich war und etwas lieh, oder ob man einer Handelsfirrna etwas schuldet, weil man dort etwas gekauft hat. Kol. 13:8.
In der Tat, wenn man etwas borgt und nicht zurückzahlt, so reiht man sich unter die Gesetzlosen ein, wie der Psalmist David schrieb: "Der Gesetzlose borgt und erstattet nicht wieder". Besonders tadelnswert ist es, wenn man beim Zurückerstatten säumig ist, obwohl das nicht notwendig wäre. So bringt es der Sprücheschreiber zum Ausdruck: "Enthalte kein Gutes dem vor, welchem es zukommt, wenn es in deiner Macht steht, es zu tun. Sage nicht zu deinem Nächsten: Geh hin und komm wieder und morgen will ich geben, das es doch bei dir ist" Ps. 37:21, Spr. 3:27, 28.

Auch im Familienleben muß man ehrlich sein. Unter Ehepartnern besteht oft die Gefahr, in Geldangelegenheiten oder in bezug auf die Verwendung der Zeit unehrlich zu sein. Auch sollte man in seinem Verhältnis zum anderen Geschlecht ehrlich sein. Eheleute sind nicht ehrlich, wenn sie neben ihrem Partner noch romantisches Interesse für jemand anders hegen. Unehrlichkeit in kleinen Dingen, zum Beispiel ein Flirt, verletzt den anderen und könnte leicht zu anderen, ernsteren Verwicklungen, zu Verliebtheit, führen, die wiederum zu Ehebruch führen könnte.

Dann müssen auch Eltern gegenüber ihren Kindern ehrlich sein. Dazu gehört auch, daß sie gemäß dem handeln, was sie predigen, indem sie sich an biblische Grundsätze halten. Sagen Eltern zu ihren Kindern, sie sollten nicht lügen, und fälschen dann selbst ihre Steuererklärungen? Sagen sie ihren Kindern, sie sollten nicht stehlen, nehmen aber selbst Handtücher aus dem Hotel mit? Sagen sie ihren Kindern, sie sollten gesetzestreu sein und übertreten selbst die Verkehrsregeln?

Auf der anderen Seite müssen die Kinder auch ihren Eltern gegenüber ehrlich sein. Ihre Eltern haben das Recht, zu erfahren, was sie tun, wer ihre Freunde sind und was sie mit ihrer Zeit, ihrem Geld usw. anfangen. Wenn man schon früh im Leben in kleinen Dingen unehrlich ist, so kann dies leicht zu einer Gewohnheit werden und dazu führen, daß jemand schon im Teenageralter zum Verbrecher wird. All das gehört zu dem biblischen Gebot, daß Kinder ihre Eltern ehren sollten. - Spr. 6:20-23, Eph. 6:1-3.

Christen haben die Verpflichtung, in allen ihren Handlungen auch gegenüber Außenstehenden ehrlich zu sein, das heißt, gegenüber denjenigen, die nicht zur Christenversammlung und nicht zur Familie gehören. Sie müssen vorbildliche Steuerzahler sein, vollständig ehrlich in dieser Hinsicht, denn sie haben hierüber klare biblische Ge- und Verbote. Als man die Aufmerksamkeit Jesu auf die Entrichtung von Steuern lenkte, sagte er: "Zahlt daher des Cäsars Dinge dem Cäsar zurück, Gottes Dinge aber Gott". Ähnlich drückte sich der Apostel Paulus aus, als er den Rat gab: "Erstattet allen, was ihnen gebührt, dem, der die Steuer verlangt, die Steuer". Das schließt natürlich die Entrichtung von Zoll ein, wenn man etwas in sein Land einführt. - Matth. 22:21, Römer 13:7.

Christen sollten auch in ihren Beziehungen zu ihren Arbeitgebern ehrlich sein. Sie sollten nicht eine Unwahrheit als Entschuldigung gebrauchen, um der Arbeit fernzubleiben, oder gewisse Umstände ausnutzen, um während der Arbeitszeit zu faulenzen. Sie sollten arbeiten, nicht mit Augendienerei als Menschengefällige, sondern mit Aufrichtigkeit des Herzens, in der Furcht Jehovas. Was immer ihr tut, arbeitet daran mit ganzer Seele als für Jehova und nicht für Menschen". Ja, der weiße König Salomo brachte es wie folgt zum Ausdruck: "Alles, was du zu tun vermagst mit deiner Kraft, das tue." Kol. 3:22, 23, Pred. 9:10.

Man sollte nicht nur ehrlich sein, weil sich dies lohnt. Diejenigen, die nur deshalb ehrlich sind, weil sie an das Sprichwort denken "Ehrlich währt am längsten", mögen eines Tages feststellen, das das Sprichwort nicht zu stimmen scheint, und so mögen sie versucht sein, doch unehrlich zu handeln. Da es sich bei der Ehrlichkeit jedoch um ein biblisches Erfordernis handelt, ist zu erwarten, daß Ehrlichkeit nach dem Grundsatz, "Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten", gute Früchte trägt. Gal. 6:7.

Ehrlichkeit trägt einem Christen die Billigung Gottes ein: "Jehova, wer wird in deinem Zelte weilen? Wer wird wohnen auf deinem heiligem Berge? Der in Lauterkeit wandelt und Gerechtigkeit wirkt und Wahrheit redet von Herzen". Ja, "der Verkehrte, Unehrliche, ist Jehova ein Greuel, aber sein vertrauter Umgang ist mit den Aufrichtigen".- Ps. 15:1, 2, Spr. 3:32 Fußnote.

Durch Ehrlichkeit erlangt man außerdem ein gutes Gewissen, dadurch wird man besser mit sich selbst fertig. Christen wird wiederholt geboten, ein gutes Gewissen zu bewahren, und ist es nicht nur durch Ehrlichkeit möglich, ein gutes Gewissen zu erlangen? (Römer 13:15, 1. Tim. 1:5, 19, 1. Petr. 3:16). Jeder sollte bestrebt sein, so sprechen zu können wie Paulus: "Brüder, ich habe mich mit einem vollkommen reinen Gewissen vor Gott bis zum heutigen Tag betragen". Welch ein Lohn, welch eine Befriedigung, so etwas sagen zu können! - Apg. 23:1.
(Aus WT Nr. 23/68, S. 729)

An der Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit festzuhalten, bedeutet vor allem, den eigenen guten Worten auch immer die rechten Taten folgen zu lassen. Jesus sprach in seinen Tagen von einflußreichen Personen, deren Worte und Belehrungen gut und annehmbar waren, ihre eigene Handlungsweise aber entsprach in keiner Weise ihren vorzüglichen und vielbeachteten Worten. Wie überaus zutreffend bezeichnete doch Jesus diesen bestimmten Personenkreis mit folgenden Worten. "Alles nun, was irgend sie euch sagen, das tut und haltet; aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tuns nicht." (Matth. 23:3).

Bis heute haben diese Bibelworte ihre Gültigkeit behalten. Wenn wir in Betracht ziehen, wie beachtenswert und lehrreich die Ermahnungen des vorstehenden Artikels über die Ehrlichkeit für jedermann sind, so muß man sich darüber wundern, daß sie von den Herausgebern selbst nicht verwirklicht und angewandt werden.

Die Praxis der WTG
Am 30. Juni 1956 und am 1. März 1957 richtete die WTG zwei Petitionen an den damaligen Vorsitzenden des Ministerrats der UdSSR, Nikolai A. Bulganin, Moskau. Die Petitionen wandten sich gegen das Verbot der WTG-Tätigkeit in der Sowjetunion und anderen sozialistischen Ländern. Die angebliche Schuldlosigkeit der von der WTG geleiteten Zeugen Jehovas wurde u. a. mit folgenden Behauptungen dargelegt:

"Unter Jehovas Zeugen von heute sind keine Verbrecher zu finden . . .
Jehovas Zeugen schaden niemandem Sie bleiben neutral gegenüber den Streitigkeiten dieser Welt. Sie befassen sich weder mit irgendeiner umstürzlerischen Tätigkeit noch mit Spionage … Jehovas Zeugen sind die friedlichste und gesetzestreueste Gruppe Menschen auf Erden. Sie sind einzig und allein deshalb bestraft worden, weil sie Gott hingegebene Christen sind, die sich aufrichtig bemühen, den Anforderungen Jesu Christi nachzukommen . . .'

Diese Behauptungen wurden schließlich vom gesamten WTG-Direktorium in Brooklyn, New York, USA, unterschrieben: Von N. H. Knorr, W. F. Franz, Grant Suiter, H. H. Riemer, T. J. Sullivan, L. A. Swingle und M. G. Henschel.
(WT 15. 4. 1957, S. 250-54, Redaktion Erich Frost, Wiesbaden).

Das Verbot der WTG hatte sich aus der erneuten Kampfansage der WTG nach 1945 gegen die sozialistische und kommunistische Gesellschaftsordnung ergeben. Ein Jahr vor den Petitionen hatte die WTG dies noch einmal im WT vom 1. April 1956 mit der Schlagzeile "Kommunistenführer fürchten die Wahrheit der Bibel" demonstriert, versehen mit einer entsprechenden Karikatur: Eine Bibel, die die Symbole der Arbeiter-und-Bauern-Macht und der Sowjetunion, Hammer und Sichel, zertrümmert hat. Ein Jahr zuvor, 1955, hatte die WTG dies mit einem millionenfach verbreiteten Artikel unter der Schlagzeile "Kommunismus oder Christentum - was wird triumphieren?" proklamiert. (Erwachet, 8. Juni 1955). Auch dies geschah unter der deutschen Redaktion von Erich Frost, Wiesbaden.

Damit ist zum Ausdruck gebracht, daß sich die WTG und die Zeugen Jehovas in Mißachtung des Gebotes "aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan" (l. Petrus 2:13) nicht der sozialistischen Ordnung der menschlichen Gesellschaft einordnen, sondern gegen sie kämpfen wollen. Sie wollen sich nicht einordnen, sondern diese menschliche Ordnung, die sie ohne Zweifel auch ist, umgestürzt und vernichtet sehen, wozu sie geistig ihren Teil beitragen. Diese Frontstellung hat die WTG bis heute nicht revidiert.

Die Folge ist in Wirklichkeit nun nicht größte Friedfertigkeit und Gesetzestreue der Zeugen Jehovas, sondern ein neben der religiösen Verkündigung in "theokratischer List" geführter psychologischen Krieg im Untergrund mit allen Mitteln der Lüge, der Täuschung und des Betruges gegenüber der sozialistischen Ordnung, gegen die sozialistische Gesetzlichkeit.

Im Jahre 1964 erfuhr diese psychologische Kriegführung eine weitere Intensivierung durch die "Königreichsdienstschule" für alle höheren Diener. Begründet auf die falsche Alternative "Christentum oder Kommunismus" und im Gegensatz zu der biblischen Alternative der Einordnung des Christen in die menschliche, hier jetzt sozialistische Ordnung, werden die Diener durch diese "Schule" zu allen zweckdienlichen Arten von Lug und Trug angeleitet. In Lehrstück A "Königreichslehren" unter Punkt 3 und 4 heißt es zu diesem Zweck:

"(3) Eine Kriegslist ist eine falsche Aussage oder ein absichtliches Irreführen des Gegners, um theokratische Interessen zu verteidigen oder zu verbergen. Die Bibel zeigt durch viele Beispiele, daß Kriegslist erlaubt ist und Jehovas Billigung hat, soweit sie zum Schutz der Königreichsinteressen angewandt wird. Wenn unsere Gegner uns daraufhin der Lüge bezichtigen, können wir immer darauf hinweisen, daß niemand durch unsere Aussagen geschädigt , ja, im Gegenteil, wir suchen nach Mitteln und Wegen, um Menschen vor dem Unglück zu bewahren, gegen Gott zu streiten.
(4) Ob und wie ein Christ Kriegslist anwenden sollte, muß er in jedem Fall selbst entscheiden. Er kann beurteilen. ob es ratsam ist, Kriegslist anzuwenden und ausweichende Antworten zu geben, die den Feind von der Fährte abbringen oder nicht. Das hängt von den Umständen und Verhältnissen ab. Die Angelegenheit ist umfassend in der Ausgabe des Wachtturm vom Jahre 1956 unter dem Thema 'Vorsichtig wie Schlangen unter Wölfen' behandelt worden"

Man meint den WT vom 15. April 1956, Wiesbaden.
Dort werden u. a. folgende "Vorbilder" erörtert. Als Josua das Westjordanland erobern wollte, sandte er in die Stadt Jericho zwei Spione zur Auskundschaftung der Verhältnisse. Die Hure Rahab verbarg die beiden, indem sie den Beamten des Königs von Jericho, die die Spione suchten, Lügen vortrug. Rahab handelte aus Todesangst vor den überlegenen israelitischen Eroberern. Man lese Josua, Kapitel 2. Der WT fragt dazu: "Lag in diesen Worten (der Rahab zu den Beamten) eine der Moral zuwiderlaufende Lüge?" und verneint diese Frage. (Absatz 19). Um aus der Hand des Königs der Philister zu entkommen, vollbrachte David eine List. "Er täuschte Geistesgestörtheit vor, begann sich unsinnig zu gebärden und machte fortwährend Kreuzzeichen an die Torflügel und ließ Speichel seinen Bart hinabfließen. König Achis entließ ihn lebend als harmlosen Idioten". (Absatz 22). Auch dieses "Vorbild" zeigt der WT. (l. Samuel 21:11-16).

In diese "Königreichsschule" wurden die Diener bis hinab zu den Gebiets- und Versammlungsdienern einbezogen. Auch in Meißen, Rothenburg, Gröditz und Bischofswerda. "Wende theokratische Kriegslist an!". (WT 1. Juli 1957) fordert die WTG seither immer wieder.

Wie sieht das nun praktisch aus? Immer neue Methoden werden angewandt, die antisozialistischen WTG-Materialien über die Grenze zu schmuggeln, um sie in der DDR zu verbreiten. Man arbeitet wie eine Spionageorganisation mit Mikrofilm, toten Briefkästen, Deckadressen, Chiffre, Code und andere Schlüsselmethoden. Die Tätigkeit in Dresden lief u. a. unter der Code-Nr. 5111. Dabei wurden große Geldsummen unter Verletzung der Devisengesetze nach dem Westen geschmuggelt. In einige Kreisdienerbereichen in Sachsen waren es u. a. über, 300 700 M. Man schaffte illegale WTG-Dienstwagen an, wobei die Polizei über Rechts- und Besitzverhältnisse betrogen wurde. Das wurde aus der Versammlung in Flöha/Sa. berichtet Die "Pioniere" müssen auf ihren Arbeitsstellen über die Gründe für ihre Kurzarbeit lügen. Rentner müssen vor den Behörden Lügen über ihre Westreisen im Interesse der WTG verbringen, u. a. m. Es bleibt in der Tat nichts weiter übrig als so zu handeln, wenn man sich unter die von der WTG proklamierte Losung der "Vernichtung von Hammer und Sichel" begibt. Aber wohin ist man da als Christ geraten? Ist das noch im entferntesten mit der Wahrheit des Evangeliums über Ehrlichkeit zu vereinbaren? jeder einsichtige Mensch muß das verneinen.

Worin besteht der Ausweg? Er besteht darin, daß man erkennt, wie falsch und unbiblisch die Frontstellung der WTG "Christentum oder Kommunismus" ist. Er besteht darin zu begreifen, daß nicht Gegnerschaft zur menschlichen Ordnung und damit zur sozialistischen bzw. kommunistischen Gesellschaftsordnung das geltende christliche Gebot ist, sondern aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan sein" nach wie vor die Grundlage des gesellschaftlichen Verhaltens ist. (l. Petrus 2:13). Nur wenn man zu dieser christlichen Grundeinstellung zurückkehrt, wird Ehrlichkeit und damit Glaubwürdigkeit wieder triumphieren. Es ist die Verantwortung aller Diener, der WTG vorzuhalten, was Paulus den Korinthern sagte: "Aus diesem Grunde lassen wir nicht nach, da wir diesen Dienst entsprechend der uns erzeigten Barmherzigkeit haben, sondern wir haben uns von den hinterhältigen Dingen losgesagt, deren man sich zu schämen hat, indem wir n i c h t m i t L i s t w a n d e 1 n noch das Wort Gottes verfälschen, sondern uns selbst durch das Kundmachen der Wahrheit jedem menschlichen Gewissen vor Gott empfehlen". (2. Kor. 4:1-2, NW).
C. Th.

Es ist später als du denkst!
1975 steht vor der Tür
Es war genau vor 20 Jahren, im Jahre 1949. Viele junge Brüder und Schwestern haben zu dieser Zeit überhaupt noch nicht gelebt. Für sie ist das deshalb die Zeit der vorigen Generation. Aber auch bei anderen waltet in großem Maße Vergeßlichkeit ob. Der Mensch ist nun einmal ein begrenztes Gefäß, das immer wieder Neues aufnehmen muß. Je länger etwas zurückliegt, desto mehr verblaßt es darum im Gedächtnis, bis es oft ganz entschwunden ist. Die Gabe des Menschen, die Ereignisse aufzeichnen zu können, gleicht das jedoch aus. Es besteht guter Grund, die WT-Aufzeichnungen von 1949 wieder hervorzuholen.

Vor genau 20 Jahren im Jahre 1949 unternahm die WTG eine weltweite Verkündigung unter dem aufrüttelnden Schlagwort "Es ist später als du denkst!" Was später ist, wurde bei der Ankündigung zunächst noch nicht verraten Die öffentlichen Verträge aller Bezirksversammlungen des Jahres 1949 hatten jenes Schlagwort zum Thema.

In Nordamerika war WTG-Präsident N. H. Knorr in einigen Fällen selbst der "anfeuernde" Redner. Den äußeren Anzeichen nach ging es der WTG darum, die ganze Organisation und das ganze Verkündigungswerk auf ein kurzfristiges Ende der Welt in Harmagedon auszurichten. Alles sei näher, als irgendjemand zu denken vermag!

N. H. Knorr: "Heulet, weil er so nahe ist!"
Im WT vom 1. Dezember 1949 und 15. Oktober 1950 unter den Überschriften "Er ist näher als sie denken" sind diese "Anfeuerungen" von 1949 abgedruckt. Wir wollen uns so zurückversetzen in die Zeit vor zwei Jahrzehnten, in die Vorstellungen, Hoffnungen und Hochstimmung, die die WTG damals im Namen Jehovas erzeugte. Es ist gut, im Hinblick auf das, was mit 1975 noch alles von der WTG kommt, die Vergangenheit nicht aus den Augen zu verlieren. Es ist wie bei einem Menschen, dessen bisherige Vergangenheit und Tätigkeit man nicht kennt: Man weiß nicht recht, was man von ihm erwarten soll, was man ihm glauben kann und was nicht. Kennt man sie aber, dann - !

Hier sind die "anfeuernden" Höhepunkte des großen Themas "Es ist später als du denkst!" zur Feststellung, Harmagedon stände 1949 unmittelbar bevor:
"Heulet, weil er so nahe ist!
Bereits sind die Weltherrscher, was Politik, Handel und Religion betrifft, in einem Zustand, als ob sie dem Befehle Gottes an sie nachkämen, der in Jesaja 13:6-8 enthalten ist: Heulet, denn nahe ist der Tag Jehovas, er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen. Darum werden alle Hände erschlaffen, und jedes Menschenherz wird zerschmelzen. Und sie werden bestürzt sein. Wehen und Schmerzen werden sie ergreifen, sie werden sich winden gleich einer Gebärenden, einer starrt den anderen an, ihre Angesichter glühen!"

Hierzu wäre zu bemerken, was "Politik, Handel und Religion" in der DDR betrifft, so sind seit 1949 nicht alle Hände erschlafft, sondern das, Gegenteil ist geschehen, ein gewaltiger Aufbau wurde durchgeführt. Das läßt sich doch wohl nicht leugnen. Aber hören wir weiter, was die WTG 1949 verkündigte:

"Dämonen suchen die Menschen zur Annahme zu verleiten, daß Jehovas Tag der Vernichtung für diese Welt nicht so nahe sei!"
"Unerschrocken trotzen Jehovas Zeugen dem populären Wunschtraum der Menschen, wonach dieser Tag nicht so nahe sei, und beharren auf der Verkündigung, daß sein Tag der Weltvernichtung nahe ist, ja näher, als jene denken!"

Trotzen, das traf in der Tat zu. Trotzen ist jedoch meistens kein Ausdruck von Vernunft, sondern eines kindischen Wesens.

Der WT wird noch eindringlicher: Wenn ihnen sein Kommen angekündigt wird, glauben sie es nicht, oder verschieben es in die ferne Zukunft, über ihre Lebzeiten hinaus".
"Ein Prophet, der größer ist als Daniel, legt den Sinn aus, und seine zuverlässige Deutung zeigt an, daß der Tag Jehovas näher ist, als irgendjemand von ihnen denken mag."
"Und seine Zeit steht nahe bevor, und seine Tage werden nicht verlängert werden! Jesaja 13:20-22."
Jetzt ist keine Zeit, sich vom äußeren Glanz dieser Welt gefangennehmen oder durch ihre Propaganda betören zu lassen".
"Auch ist nicht die Zeit, Harmagedon im eigenen Sinn hinauszuschieben!"
Lob sei Gott, daß solch bedeutsame Ereignisse näher sind, als die meisten Menschen denken!"
"Der Tage dieser Welt werden es jetzt nicht mehr viele sein, nein, jetzt nicht mehr!"

Das wurde 1949, vor zwanzig Jahren, verkündigt!
Auf jede Weise wurde nachgeholfen

In Toronto, Kanada, bestand der "Vorzug der Anwesenheit N. H. Knorrs" zu den Kongressen "Es ist später als du denkst". Seine Ansprache wurde weit und breit mit solcher Gründlichkeit bekanntgemacht, daß die politischen Führer, die in der Stadt anwesend waren, beobachteten, wie er ihre höchstbehördlichen Wahlfeldzüge in den Schatten stellte". Zur Ankündigung wurde für N. H. Knorr eine Autoparade organisiert, eskortiert von der Polizei, auf einer Strecke von 35 km, Stoff zum Raten für die ganze Stadt", jubelt der WT. (WT 15. 1. 1950, S. 31, 32).

Über die Kongresse in England berichtete der WT: "Durch die intensive Ankündigung hatte der öffentliche Vortragstitel "Es ist später als du denkst!" so gründlich eingeschlagen, daß zur Zeit, da der Premierminister zu einem gesellschaftlichen Anlaß zu spät kam, einer der Kellner bemerkte: Jemand sollte ihm sagen, es sei später als er denke!" Wobei der WT aber nicht schreibt, ob jemand dem Premierminister diese Kellnerbemerkung wirklich gesagt hat. Im Grunde genommen eine billige Geschichte, die die WTG nur kolportiert, weil der Premierminister ins Spiel kommt. Effekthascherei

In Schweden wurden die Bewohner der Bezirksversammlungsstadt "ganz erregt", und die "Religionisten" wurden aggressiv', berichtet der WT. Bekanntlich stand diese ganze "Später als du denkst"-Verkündigung noch unter der WT-Irrlehre, die Mission der WTG und der Zeugen Jehovas habe mit Religion nichts zu tun, sei "getrennt von aller Religion". (Der Wachtturm, Seine Mission, bis 1950).

In der Bezirksversammlungsstadt Indianapolis, USA, und in vielen anderen Städten seien die Worte "Es ist später als du denkst" für die Bewohner zum Schlagwort geworden Die meisten Zuhörer "waren erstaunt ob der gesunden, schriftgemäßen Darlegung, die sie hörten". (WT 15. 4. 50, S. 125).

Antikommunistische Exzesse
In Deutschland wurde der "Später als du denkst"-Geist gesteigert, bis er sich gar politisch überschlug. Die behördlichen Einschränkungen gegenüber den bisherigen antidemokratischen und antikommunistischen Erscheinungen in der WT-Verkündigung zum Anlaß nehmend, donnerte Zweigdiener Erich Frost am 30. Juli 1949 aus der sicheren Westberliner Waldbühne in völliger Verdrehung des Sachverhalts: "Der katholische Hitler suchte die Zeugen aufzuhalten, doch jetzt sind sie stärker denn je. Und wo ist Hitler? Nun haben die Kommunisten ihre große Gelegenheit, das zu vollenden, was Hitler begonnen hat, und das Ergebnis ist eine neue Verkündigerhöchstzahl in der Ostzone! Wie anders ist doch dies Verhalten als der Lauf der anpassungsfähigen römisch-katholischen Geistlichkeit, welche die Kühnheit hat, Jehovas Zeugen als Kommunisten zu bezeichnen, während sie selbst an den Brüsten kommunistischer Regierungen saugt!

Wir fürchten die Kommunisten genau so wenig, wie wir die Nazi gefürchtet haben!" (WT 1. 4. 1950 S. 111, 112).
Was soll man dazu sagen. Primitiver aber fanatischer Antikatholizismus und Antikommunismus. Unchristliches Verleumden und Höhnen. Völliges Mißverstehen gegenüber der Tatsache, daß Christen die biblische Pflicht haben, "jeder menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan zu sein", 1. Petr. 2:13, was schließlich auch für Katholiken in der sozialistischen Gesellschaft gilt. Aber die WTG und die Zeugen Jehovas lebten ja damals noch in der Überzeugung, die politischen Ordnungen seien keine biblischen Obrigkeiten, denen man biblischerweise zu gehorchen hat. Dies alles muß man wissen, wenn man diese politischen Ausfälle der WTG liest. Als es dann durch die Unnachgiebigkeit der WTG hart auf hart ging, blieb Erich Frost im sicheren Wiesbaden, anstatt "in der Ostzone" für die einzustehen, die er politisch aufgeputscht hatte, und sein hauptverantwortlicher Vertreter für die "Ostzone", Ernst Wauer, flüchtete in einer halsbrecherischen Pkw-Fahrt nach Westberlin.

Bezirksdiener Friedrich Adler fühlte sich durch die dramatische "Später als du denkst"-Losung zu dem Ausruf gedrängt, die Kommunisten würden nicht so lange "machen" wie die Nazis. "Ein Jahr" räumte er ihnen ein, was wie ein tolles Gerücht unter den Zeugen umlief.

Die "Später als du denkst"-Losung mit ihren Behauptungen, "nicht mehr viele Tage", "die Tage werden nicht verlängert" und "Harmagedon nicht im Sinn hinausschieben", hatten alle aus dem Häuschen gebracht! Vor allem viele verantwortliche Diener. Und mit den Kommunisten würde es nach der WT-Bibelauslegung losgehen Sie würden die "Hure stürzen", die Katholische Kirche und dann selbst drankommen. (WT 1. 2. 63, S. 94). Schon tobte der Korea-Krieg "gegen den Kommunismus in Asien" (1950-53). Aber auch für Europa galt die Doktrin des USA-Präsidenten Truman über die "Zurückdrängung des Kommunismus".

"Harmagedon wird nicht nur ein dritter Weltkrieg sein", erklärte WTG-Präsident Knorr auf dem Weltkongreß 1953 in New York diese Vorstellungen weiter. (Broschüre: Nach Harmagedon Gottes neue Welt, S. 18, 1953).
Die anmaßenden Drohungen von Zweigdiener Erich Frost, "die SED könnte ein ähnliches Schicksal wie die Nationalsozialisten erleiden" (Der Tagesspiegel, Westberlin, 2.8. 1949), zeigt, daß in den höheren WTG-Kreisen jener Zeit auf eine militärische Vernichtung des Kommunismus auch in Europa spekuliert wurde.

Ein religiös-politisches Gemisch von Kriegshysterie, Verleumdung und Fanatismus, gepaart mit einer gehörigen Portion Unwissenheit braute sich hier zusammen, das von den einfachen Zeugen selbst fast niemand zu bewältigen verstand. Aber darauf kam es der WTG auch gar nicht an.

Ein Höchstmaß von Anspannung der Kräfte
Es bleibt fraglich, ob die WT-Führung tatsächlich an Harmagedon in Verbindung mit einem dritten Weltkrieg zu Beginn der fünfziger Jahre geglaubt hat, als sie solche Hoffnungen schürte und hochpeitschte. Die Hauptsache scheint vielmehr gewesen zu sein, die damalige weltpolitische Krisenzeit auszunutzen, um die Anhänger- und Verkündigerzahlen in die Höhe zu treiben. Was die "aufrüttelnde" Losung ""Es ist später als du denkst" an zahlenmäßigen Zunahmen 1949 einbrachte, ist tatsächlich enorm gewesen! Eine statistische Übersicht zeigt das.

In den traditionellen WTG-Hauptverbreitungsländern, USA, Kanada, England und Deutschland, die mancher schon mit WT-Verkündigung überfüttert glaubt, wurden durch die "Später als du denkst"-Bezirksversammlungen des Jahres 1949 folgende Neulinge oder Fremde an die Organisation herangeführt, aus denen sich die Anhängerschaft vermehrt

(nach den WT-Kongreßberichten errechnet)
USA 35 000 fremde Zuhörer = 41%
Kanada 11 000 fremde Zuhörer = 60%
England 13 000 fremde Zuhörer = 46%
Deutschland 24 000 fremde Zuhörer = 37%

Die Losung "Es ist später als du denkst" von 1949 erwies sich damit ähnlich zugkräftig wie die gleiche illusionistische Losung "Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben" nach 1919, die für die Festsetzung von Harmagedon auf 1925 zum letzten Mal angestrengt wurde. Es ist schon Methode bei der WTG, in inneren oder äußere Krisensituationen der verschiedensten Art immer mit irgendwelchen "aufrüttelnden" Schlagworten hervorzutreten, um aus der Lage herauszukommen und dabei die Organisation erst recht zu vermehren. Offenbar rechnet sie damit, daß "in der Welt" immer noch genügend "Strandgut" anfällt, das sie "fischen und jagen" kann.

Jugend von 1941 um Recht auf Liebe betrogen
Mitten im zweiten Weltkrieg, als WTG-Präsident Rutherford starb (1942), war das Werk ebenfalls in eine Krise geraten, in der es steckenzubleiben drohte. Wieder fieberte alles von Harmagedon als unmittelbar vor der Tür stehend. In dieser Situation veranstaltete WTG-Präsident Rutherford seinen letzten Kongreß vom 6.-10. August 1941 in St. Louis, USA. Höhepunkt war der "Tag der Kinder". Der Zweck war, das Letztmögliche zu tun, der Organisation für die Zukunft einen neuen gläubigen, kindlichgläubigen Kern hinzuzufügen.

15 000 Kinder bis zu 18 Jahren waren geladen und besonders registriert. Nach anfeuernden Reden ließ Rutherford die Kinder aufstehen und rief aus: "Seht, mehr als 15 000 neue Zeugen für das Königreich!" Als Höhepunkt des "aufrüttelnden Vortrages" ließ Rutherford dann 15 000 Bücher "Kinder" an die Kinder kostenlos verteilen. "selbst die Balken des Arenadachs erzitterten von dem Beifall und den Freuderufen"! (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben S. 193, 1960).

Nur berichtet die WTG heute nicht mehr, was den Kindern in den neuen Büchern "Kinder" im Jahre 1941 für Versprechen und Hoffnungen gemacht wurden.
Bekanntlich wurde seit 1935 mit der "Einsammlung der anderen Schafe" begonnen. (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 139/40). Im Buch "Kinder" hieß es nun dazu an die Adresse der Kinder von 1941:

"Von der Zeit an, da die anderen Schafe zum Herrn versammelt werden bis Harmagedon verfließen nur einige wenige Jahre"! (S. 312, deutsch). Als Vorbild für die Jugend von 1941 läßt Rutherford in dem Buch "Kinder" sodann ein junges Liebespaar, Johannes und Eunike, auftreten, die sich, von Rutherford festgelegt, wie folgt entscheiden:
"Es ist unsere Hoffnung, daß in wenig Jahren unser Ehebund vollzogen werden kann und wir durch die Gnade des Herrn herzige Kinder haben dürfen, die dem Herrn zur Ehre gereichen werden. Wir können unsere Heirat gut hinausschieben, bis dauernder Friede auf der Erde Einzug hält. Jetzt dürfen wir unserer Bürde nichts hinzufügen, sondern müssen frei und für den Dienst des Herrn gewappnet sein . . .
Unsere gegenwärtige Pflicht ist klar: Wir müssen jetzt Zeugen für den Namen Jehovas und sein Königreich sein. Wir können weiterhin bei unseren Eltern wohnen . . .
Wir werden einander eine Zeitlang nicht so häufig sehen, aber wir können jeden Tag gleiche Gedanken hegen über all das Wunderbare, das uns in Aussicht gestellt ist. -
Nach diesem erschien dem jungen Mann und dem Mädchen an seiner Seite die ganze Umgebung noch schöner. Die Vöglein in den Zweigen schienen das Lob Jehovas und seines Königs zu singen. So stimmten auch sie - Hand in Hand - in das Lied mit ein und dankten Gott für alle Segnungen, die er ihnen geschenkt hatte". (Seite 365-367).

Harmagedon in "nur einigen wenigen Jahren" seit 1935? Wurde hier nicht eine ganze Generation unter den Zeugen Jehovas mit schönen Worten um ihr Recht auf Liebe gebracht Jehova konnte doch unmöglich jene Kongreßbotschaften an die Kinder von 1941 gegeben haben!

Kaum war WTG-Präsident Rutherford am 8. Januar 1942 gestorben, veranstaltete sein Nachfolger und bisherige Vizepräsident N. H. Knorr vom 18.-20. September 1942 in Cleveland, Ohio, USA, einen neuen Kongreß, auf dem er das angeblich so nahe Harmagedon in eine weitere unbestimmte Zukunft verscheuchte. Der WTG-Bericht hierüber lautet:
"Der öffentliche Vortrag des Präsidenten stand unter dem Thema 'Weltfriede - ist er von Bestand?' Er verscheuchte alle Gedanken daran, daß der 2. Weltkrieg in dem universellen Krieg von Harmagedon enden wurde"! (Dein Name werde geheiligt, S. 329, 1963). Nichts war 1941 also später gewesen als man dachte! Dreißig Jahre oder drei Jahrzehnte sind seither inzwischen ins Land gegangen. Was sagen die 15 000 Kinder von 1941 heute?

Als Rutherford 1941 seinen 15 000fachen Kinderbetrug vollzog, war N. H. Knorr schon Vizepräsident. Er hat diesen Kongreß folglich verantwortlich mitgemacht. Es wäre interessant zu wissen, ob er schon damals sah, was Rutherford mit den 15 000 Kindern für einen Unsinn trieb. Herangereift sein mußte das in N. H. Knorr auf alle Fälle schon, was er dann 1942 verkündete.

Es ist tatsächlich später als du denkst!
Mit dem Näherkommen des Jahres 1975 gerät die WTG in eine neue Krise. Im Dienstjahr 1966 hatten bereits 34 497 Verkündiger den Dienst abgegeben. Man benötigt also wieder anfeuernde Botschaften, Schlagworte und Losungen Niemand kann genau voraussagen, was die WTG 1975 im einzelnen erleben wird. Sie selber weiß es nicht. Niemand weiß auch, wieviele Zeugen Jehovas nur noch auf 1975 warten oder 1975 erleben müssen, um endgültig der WTG den Rücken zu kehren. Es gibt viele Anzeichen dafür, das die Organisation in dieser Hinsicht schon gefährlich geistig unterhöhlt ist. Die heftigen Reaktionen vieler Diener darauf, wenn man sie auf 1975 anspricht, verdeutlichen das. Ihnen ist äußerst unwohl bei diesem Thema. Je näher 1975 kommt, desto mehr steigt die Spannung. Die WTG kann machen was sie will, sie hat dieses Datum nun einmal in die Welt gesetzt Unter dem äußeren Gleichmut vieler Diener in dieser Sache verbirgt sich in Wirklichkeit eine schwelende Glut. Bei vielen fehlt nur der Anstoß, die gefühlsmäßigen Bedenken exakt an Hand der bisherigen WT-Versprechungen zu überprüfen, und schon ist es geschehen! Die gesunden und natürlichen Lebensinteressen eines jeden werden dafür sorgen, daß keiner deswegen verzweifelt und untergeht Aber für die WTG ist es tatsächlich später als sie denkt! -
H. Sch., Leipzig

WTG-Zweigdiener Konrad Franke in Westberlin
Nachträglich zum Hauptvortrag auf der Bezirksversammlung in Juli 1967 im Westberliner Sportpalast.
"Harmagedon ist kein von uns erfundener oder ausgedachter Begriff", rief Konrad Franke, der Leiter des deutschen Zweiges der Wachtturmgesellschaft, zu Beginn seiner Ausführungen aus. "Harmagedon ist der in der Bibel (Offenbarung 16:16) verwendete Ausdruck für den "Krieg des großen Tages Gottes des Allmächtigen", an dem Gott eingreifen wird, um alle Bewohner der Erde zur Rechenschaft zu ziehen."

Mit diesen Worten kommentierte die Westberliner Tageszeitung "Der Telegraf" vom 18. 7. 1967 den Hauptvortrag "Eine große Volksmenge aus Harmagedon retten", gehalten vom WTG-Zweigdiener.
Die WTG, und wer ihr bedenkenlos glaubt, wird sich natürlich darüber freuen, daß auf diese Weise auch die Tageszeitungen die WT-Harmagedon-Botschaft bekanntmachen, und der Pressediener der Bezirksversammlung mag denken, er habe ein gutes Werk vollbracht in bezug auf Verkündigung der guten Botschaft.

Es ist bekannt, daß die WTG bestrebt ist, auf jede Weise in der Öffentlichkeit Ansehen zu erheischen. Daß die Presse in Westberlin diese WTG-Proklamationen jedoch kritiklos weiterverbreitet, ist für eine verantwortungsbewußte Zeitungsredaktion in höchstem Maße bedauerlich, wenn man bedenkt, was es mit dieser WT-Harmagedon-Botschaft in Wirklichkeit auf sich hat. Wir wollen das prüfen.

Franke rennt offene Türen ein, wenn er behauptet, Harmagedon sei kein Begriff, der von der WTG erfunden wurde, man finde ihn in der Bibel. Die Frage ist vielmehr, was die WTG aus diesem Begriff bisher gemacht hat!
Korrekt gesehen steht in Offenbarung 16:16 lediglich folgendes: "Und sie versammelten sie (die Könige der Erde) an den Ort, der auf hebräisch Har-Magedon genannt wird". (NW). Da ist, geht man nicht über das geschriebene Wort hinaus (l. Kor. 4:6), von keinem "alle Bewohner der Erde zur Rechenschaft ziehen" die Rede. Das dennoch zu erklären, ist schon WTG-Auslegung und keine reine Bibellehre mehr. Und diese WTG-Auslegung ist höchst unglaubwürdig! Denn man muß doch sehen, daß die WTG mit der neuesten Festlegung des Endes ihres Harmagedon-Krieges und des Beginns der Tausendjahrherrschaft Christi, d. h. des "Endes dieser Welt", auf das Jahr 1975 "im Namen Jehovas" schon die sechste Harmagedon-Auslegung proklamiert! (Der Wachtturm, 1. Januar 1967, Wiesbaden).

Hat Franke in seinem öffentlichen Vortrag auch erklärt, was die WTG mit dem Harmagedonbegriff bisher alles schon vergeblich angestellt hat? Schon ein halbes Dutzend mal hat sich nämlich in dieser Frage an der WTG erfüllt, was durch den Propheten Jeremia seinerzeit gesagt wurde: "Ich habe diese Propheten nicht gesandt und doch sind sie gelaufen!" (Jer. 23:21). Franke hat das wohlweislich verschwiegen, aber ist das eine ehrliche Verkündigung?

Schauen wir uns deshalb an, was die WTG alles schon im Namen Jehovas mit dem Begriff Harmagedon bewerkstelligt hat. Das ist besonders für die jüngeren Glieder der Versammlung von dokumentarischem Wert. Denn die WTG zieht alle früheren Veröffentlichungen durch die Unglaubwürdigkeit erwiesen wird, aus dem Verkehr.

In den WTG-Schriftstudien, Band 2, 1889, S. 97, brachte man B e w e i s e aus der Bibel, daß Harmagedon im Jahre 1914 zu Ende sei.
In seinem "berühmten" Vortrag "Millionen jetzt Lebender werden nie sterben!" brachte WTG-Präsident Rutherford im Jahre 1920 den B e w e i s, daß Harmagedon 1925 zu Ende sei.
In seinem öffentlichen Vortrag "Schau den Tatsachen ins Auge" brachte Rutherford im Jahre 1938 wieder B e w e i s e, daß Harmagedon spätestens bis 1945 zu Ende sei (siehe auch das WT-Buch "Dein Name werde geheiligt", S. 319, 329) und die "anderen Schafe" deswegen das Heiraten aufschieben sollten. Auf dem ersten WTG-Nachkriegskongreß in Europa 1945 in Zürich, Schweiz, wurde das Ende von Harmagedon um 20 Jahre auf das Jahr 1965 verschoben. (Trost, Erwachet, 1. Juni 1945, "Ist Harmagedon nahe?")

Als das Jahr 1965 herannahte, unterdrückte die WTG jede Harmagedon-Diskussion als angeblich "unnütze Streitfragen" (Der Wachtturm, 1. Aug. 1962, S. 477).

Die neueste und sechste WTG-Deutung des Harmagedon-Begriffes besagt nun, wieder "von Jehova gelehrt", wie es in jedem WT versichert wird, daß Harmagedon im Jahre 1975 zu Ende sei. (Der Wachtturm, 1. Jan. 1967, Wiesbaden). In CV 9 wurde ein erster kritischer Kommentar dazu gebracht: "1975 - Neues WT-Endzeitdatum!"

Es gibt keine bessere Bemerkung zu der "Beweisführung" des WT für die bisherige Harmagedon-Auslegungen "im Namen Jehovas", als die Worte aus 5. Mose 18:20-22, wo es heißt: "Sollte sich aber ein Prophet vermessen, in meinem Namen etwas zu verkünden, was ich ihm nicht geboten habe, ein solcher Prophet soll sterben. Solltest du aber bei dir denken: Woran sollen wir ein Wort erkennen, das der Herr nicht geredet hat? So wisse: Wenn das, was ein Prophet im Namen Jehovas verkündet, nicht eintrifft und nicht in Erfüllung geht, so ist das ein Wort, das der Herr nicht geredet hat. In Vermessenheit hat der Prophet es ausgesprochen, du brauchst vor ihm nicht bange sein!"

Dieses Urteil Gottes wird von der Wachtturm-Gesellschaft vorsätzlich übersehen. Was bleibt ihr weiter übrig? Soll sie zugeben, daß 5. Mose 18:20-22 auch auf die WTG zutrifft? Das wäre wohl wahrheitsgemäß, aber nicht im Sinne der WTG-Leitung. Man wird wieder versuchen, aus der Misere herauszukommen, indem man sagt, ja, die WT-Schreiber sind ja auch nicht inspiriert und können irren, wie jeder andere Mensch, es war unsere eigene Auslegung. Wir glaubten wohl, es sei vom Herrn, aber es war nicht der Fall. Das ändert aber nichts daran, uns weiterhin als "sein treuer und kluger Knecht zu betrachten", und weitere Wahrheiten zu verkünden, denn es gibt nur einen "treuen und klugen Sklaven", und dies ist die WTG. Diese Organisation maßt sich an, eine "theokratische Organisation Jehovas" zu sein. (WT, 1. 11. 54). "Dieser Mitteilungs- und Verbindungskanal" ist eine rein menschliche Einrichtung. welche nach rein menschlichem, Verstehen ihre Prophezeiungen verkündet und sie von sich aus, im Namen Jehovas verkündet.

Die ältere Generation in der WTG hat bereits viele Enttäuschungen erlebt, weitere werden nicht ausbleiben, denn das anmaßende Gebaren der WTG-Leitung hat sich nicht geändert. Es wird solange nach diesen Grundzügen weitergehen, bis der Herr sagt, es ist genug. Möchten alle Brüder und Schwestern schon jetzt ihre Entscheidung treffen, um sich allen Gewissenskonflikten zu entziehen.
A.Z.

Aus eingegangenen Briefen
Aus Berlin:
Lesermeinung zum Artikel von Bruder H. Kühn, Zittau:
Ich habe mit Interesse die Artikel von Bruder Horst Kühn, Zittau, "Wie mich die WTG zugrunde richtete" gelesen. Es sind sehr streitbare Ausführungen, die ich jedoch in keiner Weise übelnehmen kann. In vielem ist es der Ausdruck eines gequälten Herzens, scheint mir, das endlich einmal sagen kann, wie ihm zumute ist. Etliche meinten, wie kann der Bruder so offen schreiben, wie kann er leitende Brüder so angreifen. Aber ich begrüße es sehr, daß CV dies veröffentlicht hat. Selbstverständlich muß man das als persönliche Erfahrungen werten, die durch viel Leid geprägt sind. Doch es schadet nicht im geringsten, wenn endlich einmal gezeigt wird, wie es in der Organisation hinter der schönen Kulisse von Harmonie und Eintracht vielfach aussieht, was es für Schicksale gibt und wie einzelne Glieder zugrunde gerichtet werden. Sollen die verantwortlichen Diener endlich aus ihrem blinden Gehorsam nach oben aufwachen! Sollen sie anfangen, die Organisation kritisch zu betrachten! Ich möchte denen, die über die Artikel von Bruder Kühn verschnupft sind, die Worte von Präsident Knorr ins Gedächtnis rufen (CV 13, S. 2): "Es muß die Bereitschaft da sein, unseren Brüdern gegenüber Liebe zu zeigen, Einfühlungsvermögen und Hingabe zu haben und willens zu, sein, sich der Probleme, denen sie sich gegenübersehen anzunehmen. Es muß auch die Bereitschaft da sein, sich die Probleme, die in den verschiedenen Versammlungen existieren, anzuhören!" Wahrscheinlich gibt es mehr als genug obere Diener, die nicht einmal zum Anhören bereit sind! Wenn Präsident Knorr schon zu solchen Weisungen gezwungen ist, wie muß es da in der Praxis erst aussehen! Ich möchte Bruder Kühn für seinen Mut danken. Ich bin sicher, daß sie in Wiesbaden und Brooklyn peinlich berührt sind und sehr wohl aufmerken. Sie wissen, daß die einfachen Verkündiger und Diener unten in der Organisation die Grundlage des Werkes bilden, ohne die sie in den Zweigbüros und im Hauptbüro auf dem, Trockenen sitzen. Sie wissen auch, daß man die Füchse fangen muß, solange sie noch klein sind. Bloß scheint mir das ein Teufelskreis zu sein, weil die Probleme in den Versammlungen auf die geforderte Kritiklosigkeit gegenüber den Lehren und Anordnungen des Hauptbüros zurückzuführen sind, und das soll sich ja nicht ändern.

Aus Amerika:
Danke für CV Nr. 20. Unter den vielen guten Punkten nenne ich die Bekenntnisse Bruder Kühns als vorzüglich. Die Verfolgung darin bestätigt eine wunderbare Nebenschau meines Buches "30 Jahre Sklave des WT", worin, wie Du weißt, die ganzen Verfolgungen dargestellt wurden, die ich selbst erlebt habe. Aber noch wichtiger, Kühns Schilderungen erweckten in mir Erinnerungen, die ich schon fast vergessen habe, nämlich meine eigenen Schandtaten als Religionsdiener der WTG in fünf amerikanischen Staaten. Ich war der Galgenmann (Henker) für den Präsidenten Richter Rutherford, aber dann auch noch für Präsident Knorr. Wir verfolgten arme Zeugen Jehovas und überlieferten verschiedene in Irrenanstalten, soweit trieben wir es. Ja, sogar soweit gingen wir, daß wir etliche so in Verwirrung und Unsicherheit brachten, daß sie zum Selbstmord getrieben wurden, da sie keinen anderen Ausweg mehr fanden. Während ich die Briefe Kühns las, kam eine Nachricht in unser Büro von einer Zeugenfamilie, die man drei Jahre lang verfolgt hatte. Sie wollten mein Buch "30 Jahre Sklave des WT" lesen. Man warnte sie und verbot ihnen, ja nicht Schnells Buch zu lesen, sonst würde man noch schärfere Maßnahmen gegen sie ergreifen. Ihre Lage würde sich, wenn sie den Rat nicht befolgten, nur noch verschlimmern. Da sie nun als Außenseiter galten, wurden sie beobachtet und verfolgt. Diesen Zustand ertrug man drei Jahre lang, dann wurde es unerträglich und man entschloß sich, nun das Buch von Schnell in der Buchhandlung zu kaufen, um endlich zu wissen, was da drin steht über die WTG. Mit Neugier und Eifer las man Kapitel um Kapitel und die Blindheit fiel wie Schuppen von ihren Augen. Man erkannte, daß die Wachtturm-Gesellschaft nicht das war, für das sie sich ausgibt, sie besitzt keinerlei Macht, den einzelnen zu retten, ihr Gebaren ist wie das eines Strohmannes ohne Kraft. Sie ist gezwungen, die Glieder in Furcht zu halten, damit sie (die Führung) im Trüben fischen kann.

Die Harmagedonfurcht wich nun von ihnen und sie erkannten die Methoden der Gesellschaft. Sie sagten sich nun endgültig los, kehrten der Organisation den Rücken und wollten nichts mehr mit ihr zu tun haben. Sie begannen nun, die Bibel ohne Wachtturrnhilfe zu lesen und fanden Anschluß an eine andere christliche Gemeinde. Heute, nach sechs Monaten, sind sie frei von allen WT-Irrlehren und haben den Frieden Gottes im Herzen, und keine Furcht mehr, denn Liebe treibt die Furcht aus.
Mit christlicher Liebe Bruder Schnell

Aus der Schweiz:
. . . Heute sind die CV angekommen. Habe sie sofort gelesen. Es ist ganz unglaublich wegen dem Geldschmuggel und so niederträchtig. - Ich meine, wenn jemand ein Gauner ist und es auch zugibt, daß er einer ist, dann ist das tragbar. Aber wenn man Gaunereien mit frommen Unschuldsmienen macht, gesalzen und gesalbt mit Bibelstellen, dann ist das wie der Schweizer sagt: "Zum Kotzen!" Ein Glück, daß es jemand wagt, das weiße Tüchlein von all dem Unrat zu ziehen. Der Gestank soll nur gründlich in alle Nasen steigen. Du liebe Zeit, wie duftet da Kuhmist so lieblich. Mir ist es jetzt pudelwohl bei unseren Tieren auf den Bergen, ich fange nach all dem Schweren so langsam an zu gesunden . . .

Aus Westdeutschland:
Ich habe alles in CV mit größtem Interesse gelesen. Sie sind nun gewissermaßen das, was Brd. Twisselmann bei uns in der Bundesrepublik ist: Ein Mann: der nach Erkenntnis des Irrweges der Zeugen Jehovas eine Verpflichtung in sich entdeckt, die Anhänger dieser Lehre auf den rechten Weg zurückzuführen.
. . . Ich freue mich, daß Sie nun eine Mitverantwortung für diejenigen spüren, die noch von den Lehren der "Theokratischen Organisation" gebunden sind. Ich freue mich, daß Ihre Arbeit eine solche Weite erreicht hat. Ich hoffe, weiter CV zu erhalten . . .

Interessante Mitteilungen
Herausforderung an die WTG
Der katholische Erzbischof von Buenos Aires, der Hauptstadt von Argentinien, Eugenio Aramburu, empfingt am 8. Nov. 1968 in seinem Amtssitz den Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Dr. Andre Appel. Ein Hauptthema der Gespräche war die Einheit aller Christen. Der Erzbischof meinte, obwohl die Annäherung der Christen ein langwieriger Prozeß sei, werde sie eines Tages erreicht werden. Denn die Kirchen seien alle Christus gegründet und schöpfen aus derselben Wahrheitsquelle, der Bibel. Bekanntlich widersetzt sieh die WTG noch am schärfsten jeder Verständigung mit anderen Christen.

Mutterkirche der Zeugen Jehovas für Verständigung
Vom 25.-27. November 19618 trafen sich Dr. B. B. Beach, Sekretär der Adventistenkirche, Nordeuropäischer Zweig, und der Mitarbeiter des Ökumenischen Rates der Kirchen, Dr. Lukas Vischer, in Genf, Schweiz, zusammen mit 25 weiteren Personen aus verschiedenen Ländern. Es wurden Gespräche über gegenseitige Bekehrungen, Religionsfreiheit und Sabbath geführt. Die Adventistenkirche ist die Mutterkirche der Zeugen Jehovas, deren Gründer und erster Präsident, Charles T. Russel, aus der Adventistenkirche hervorging, um eine eigene Bewegung zu schaffen, die bis heute jedoch religiös immer intoleranter und unversöhnlicher gegenüber anderen Christen geworden ist.

Sie wurden "Menschenfreunde"
1917 begann der Leiter des WTG-Büros in der Schweiz, F. L. Alexander Freytag, Kritik an der WTG zu üben, nachdem Harmagedon und das Ende der Welt 1914 nicht gekommen waren, obwohl die WTG das für dieses Jahr im Namen Jehovas verkündigt hatte. Br. Freytag erkannte, daß die Weltendelehren der WTG Illusionen sind. Aus diesem Grunde schuf er eine Bewegung für praktisches Christentum, genannt "Menschenfreunde". Br. Freytag starb am 31. 1. 1947. Mittelpunkt der Bewegung wurde ein "Philantropisches Werk" in Cartigny bei Genf, Schweiz. In Westdeutschland arbeiten gegenwärtig rund 10 000 ehemalige Zeugen Jehovas und Angehörige der "Menschenfreunde". Die WTG läßt diese Menschen unbeachtet, obwohl sie durch ihre falschen Prophezeiungen von 1914 die Hauptschuldige an ihnen ist. Ja, sie informiert über dieses Problem ihre Verkündiger nicht einmal. Was wird die falsche Endzeitlehre von 1975 für Folgen haben?

Liebgewordene Formen zerbrechen
"In der Missionsarbeit in Asien, Afrika, Lateinamerika und Ozeanien erleben wir mit, wie uns alte, liebgewordene Formen der Arbeit, des Denkens und der Frömmigkeit zerbrechen. Wir leben in einer Zeit, deren Existenzprobleme zu utopisch anmutenden Aufgaben herausfordern". Der Brennpunkt seien heute die von der technischen Revolution erfaßten Gebiete. Dies sagte nicht WTG-Präsident N. H. Knorr, sondern Dr. Gerhard Hoffmann vom Deutschen Evangelischen Missionsrat in Hamburg in einem 1968-Tätigkeitsüberblick. Aber auch die WTG kann auf die Dauer diese revolutionären Vorgänge nicht mißachten. Denn sie beruhen auf den psychischen, physischen und materiellen Lebensbedürfnissen des Menschen ohne Rücksicht auf seinen Glauben und sind unerbittliche, durch die Schöpfung gegebene Prinzipien.

A 5054/69 V 7 1 732

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 25

Nachdem allerlei theologisches Kontrapalaver, das in dieser CV-Ausgabe offenbar besonders massiv anzutreffen ist, zum besten gegeben wurde; wird man etwas deutlicher. Es zeichnete sich ab, dass die Zeugen Jehovas im Jahre 1969 in Nürnberg einen groß aufgemachten Kongress abzuhalten gedachten. Und es zeichnete sich weiter ab, dass etliche Zeugen Jehovas im Rentneralter, aus der DDR auch daran teilzunehmen wollten (denn die Rentner waren ja zu DDR-Zeiten so ziemlich die einzigste Bevölkerungsgruppe, die die Chance hatten, auch mal zu Besuchseisen nach dem Westen zu fahren). Die DDR-Staatssicherheit war über diese Möglichkeit nicht sonderlich erfreut. Und so spart sie denn auch nicht mit entsprechenden Drohungen. Etwa mit dem Satz: "Das Mindeste dürfte wohl sein, auf diese Weise weitere Urlaubsreisen nach WD nicht mehr zu bekommen." Ob es ihr was genützt hat? es darf bezweifelt werden.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 25 Gera Juli 1969

CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Bringen Jehovas Zeugen die biblische Wahrheit?
Einige Fragen an unsere Brüder und Schwestern in der Organisation von Jehovas Zeugen.
(Auszug aus Wegweiser vom Bruderdienst) Folge 3
Liebe Brüder und Schwestern!
In CV Nr. 24 legten wir Euch vier Fragen vor und baten um Beantwortung, ob die WTG-Lehren im Einklang mit der Heiligen Schrift sind. Heute unterbreiten wir Euch weitere Fragen und bitten sie zu beantworten.

Die Wiederkunft unseres Herrn
Die WTG lehrt, daß die Wiederkunft Jesu unsichtbar sei. Er wende nur "seine Aufmerksamkeit der Erde zu". (WT 1. 10. 49/296. "Gottes Königreich, der Himmel, ist am Ende der Zeiten der Nationen im Jahre 1914 (unsichtbar) aufgerichtet worden . . ." Diese Tatsache haben die unter der Leitung Christi wirkenden Engel seit dem Jahre 1914, dem Ende der Zeiten der Nationen und dem Beginn des "Abschlusses des Systems der Dinge", kundgemacht. (WT Nr. 4/68 S. 109, 110). Frage. "Wann und wo haben es die Engel Christi kundgemacht?" Matthäus 28:20 sagt: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende". Die Zeit seiner unsichtbaren Gegenwart, wo "ER" nur seine Aufmerksamkeit der Erde zuwandte, haben wir doch demnach bisher gehabt. Demnach müßte seine Wiederkunft notwendigerweise mehr sein, als nur "seine Aufmerksamkeit der Erde zuwenden". Gerade das lehrt uns die Heilige Schrift. Seine Wiederkunft wird sein: " …wie der Blitz, der ausgeht vom Anfang und scheint bis' zum Niedergang". (Matth. 24:27). Ein Blitz ist nicht unsichtbar . . . in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit". (Matth. 24:30). Auch das ist nicht unsichtbar " … mit den Wolken und es werden ihn sehen alle Augen" (Offbg. 1:7).

Wenn die WTG-Lehrer es ernst nehmen würden mit den Worten der Bibel, müßten sie an diese Worte glauben. Sie beharren aber weiter auf "ihrer" Lehre, wonach der Herr genau im Herbst 1914 unsichtbar wiedergekommen sein soll. Warum geben sie diese unbiblische Lehre nicht endlich auf, wie sie einst das Jahr 1874 als Datum der Wiederkunft Christi aufgegeben haben? Ober dies Gründe nachzudenken wäre ratsam. Lobenswert wäre dazu auch ein Lesen und Nachdenken über die Texte, wo sich Jesus seinen Jüngern nach der Auferstehung zeigte und sogar mit ihnen speiste. Lukas 24:22-43; Johannes 21:1-14; 20:19-25.

Die Zeiten der Nationen
"Die Zeiten der Nationen waren im Jahre 1914, in dem Jahr, in dem der Erste Weltkrieg begann, abgelaufen, und demzufolge hatte der "Abschluß des Systems der Dinge" begonnen.
Vom Frühling des Jahres 1919 an kamen die wahren Christen aus der Gefangenschaft Groß-Babylons heraus. Vom Himmel her erging die Aufforderung aus Offenbarung 18:4." (WT Nr. 4 1968/S. 110). Eigenartig ist, daß nur die WTG-Leitung die Aufforderung aus dem Himmel hörte. (Weiteres dazu siehe in CV Nr. 19).

Erste Auferstehung 1918?
Die WTG-Leitung trennt: Erste Auferstehung, Entrückung und Wiederkunft des Herrn, indem sie verkündigt: Jesu Kommen war 1914, die Auferstehung der im Herrn Entschlafenen war 1918 und die Entrückung der lebenden Gemeinde geschehe nach und nach, und zwar durch das natürliche Ableben ihrer Glieder. Die Heilige Schrift aber sagt, daß die Entschlafenen mit der lebend angetroffenen Gemeinde z u g 1 e i c h entrückt wird, wenn der Herr kommt. "Denn dieses sagen wir euch im Worte des Herrn, daß wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme seines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, z u g 1 e i c h mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein." (l. Thessl. 4:15-17 vergl. auch 1. Kor. 15:51 ff).

Ist die im Jahre 1914 lebende Gemeinde in jenem Jahre entrückt worden? Selbst der WT gibt zu, daß diese noch auf Erden ist. Dann aber ist auch die Auferstehung der in Christo Entschlafenen nicht gewesen. Mithin steht dann auch die Wiederkunft des Herrn noch bevor.
Es wäre gut, wenn die Leitung im Hinblick auf ihre schriftwidrigen Lehren etwas bescheidener sein würde in ihren "NUR WIR"-Äußerungen. Sollten sie es nicht als gefährlich und unbiblisch erkennen? Liebe Brüder, was ist Eure Meinung zu dieser Frage?

Ist die Wachtturm-Leitung als Richter eingesetzt?
Immer noch werden von der WTG-Leitung, mit Einschluß wahrer bibelgläubiger Nachfolger Jesu, weil sie sich nicht der Organisation der Zeugen Jehovas anschließen, summarisch gerichtet. Das Buch: "Neue Himmel und eine neue Erde" bringt diese Haltung schonungslos zum Ausdruck:

"Auf Erden ist heute die Neue-Welt-Gesellschaft die einzige Bewegung, die wahre Aufbauarbeit tut. Alle anderen, die ein Teil dieser Welt sind und an ihren Plänen, Programmen und Werken teilhaben. werden ihr Schicksal mit jenen teilen, "die die Erde verderben". Sie betreiben eine Tätigkeit, die mit Gottes aufgerichteten Königreich außer Harmonie ist und wodurch sie sich Ruin und Verderben zuziehen am Tage des Zornes Gottes in Harmagedon." (Seite 326 des genannten Buches). Ehemalige Zeugen Jehovas, die aus Gewissensgründen sich von der WTG abwandten, werden sogar verflucht. (Seite 326).

Wie anders war es doch in der ursprünglichen apostolischen Gemeinde, der Apostel Paulus schreibt:
"Wer bist du, der du einen fremden Knecht richtest? Er steht oder fällt seinem Herrn … Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder, du anderer, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richtstuhl Christi dargestellt werden." (Rö. 14:4, 10). Was Jakobus leichtfertigen Richtern seiner Tage zurief, das möchten wir auch der Leitung der WTG sagen: "E i n e r ist der Gesetzgeber und Richter, der zu erretten und zu verderben mag, du aber, wer bist du, der du den Nächsten richtest?" (Jak. 4:12). Richtgeist war in der Urgemeinde verpönt, bei der Zeugenleitung ist dies nicht der Fall. Welcher Meinung seid ihr, Brüder und Schwestern?

Die WTG lehrt: Der Hauptzweck des Kommens Jesu vor 1900 Jahren sei "nicht, die Menschheit zu erlösen und zu erretten" (Buch: "Die Wahrheit wird euch frei machen, Seite 352). Die Bibel sagt, daß gerade dies der Zweck seines Kommens war. "Das Wort ist gewiß und aller Annahme wert, daß Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu erretten." (l. Tim. 1-15; Luk. 19:10; 5:32).

Ihr lehrt, zu Jesus zu boten hieße Gcschöpfverehrung zu treiben. Die Bibel sagt, daß die Jünger zu Jesus beteten, wie sie zum Vater beteten: Sie werden angeredet als solche, "die an jedem Orte den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen". (l. Kor. 1:2; Rö. 10:13). Stephanus, der erste Blutzeuge Jesu, betete: "Herr Jesus, nimm meinen Geist auf" (Apg. 7:59). Sogar Gottes Engelwelt soll den wiederkommenden Christus anbeten: "Alle Engel Gottes sollen ihn anbeten" (Hebr. 1:6; Offbg. 5:12-14). Die WTG verkündet: Wie Gott einst durch den Mittler Mose handelte, so handle er heute durch die Wachtturm-Gesellschaft bzw. durch den "Mitteilungs- und Verbindungskanal!"

Die Bibel verkündet: Daß der Mittler des neuen Bundes Jesu Christus ist, ER ganz allein: "Denn es ist ein Gott, der Vater, und ein Mittler zwischen Gott und Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus." (l. Tim. 2:5).
Wir fragen die Wachttturmleitung, wie ihr eure Brüder und Schwestern "Zeugen Jehovas" zu nennen wagt, wenn ihr nicht das bezeugt, was er über seinen Sohn bezeugt hat? (l. Joh.. 5:9-12).

Liebe Brüder und Schwestern, was schlußfolgert Ihr aus diesen Unterbreitungen? Gebt uns dazu Eure offenherzige Antwort. "Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark!" (l. Kor. 16:13).
Mit christlichen Grüßen
Bruder Willy Müller,
65 Gera, Lutherstraße Nr. 16 und Mitverbundene

Warum die Wachtturm-Botschaft kein "Wasser des Lebens" ist
"Und wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst." (Offbg. 22:17).
Vom symbolischen "Wasser des Lebens" zu trinken, bedeutet, lebengebende Erkenntnis in sich aufzunehmen. Aber es beinhaltet noch mehr. Jesus sagte, daß jeder, der dieses Wasser von ihm empfängt, niemals wieder (geistig gesehen) Durst leiden sollte, denn es würde ihm selbst zu einer Quelle lebendigen Wassers werden, um wiederum anderen ewiges Leben zu spenden. "Dies aber sagte er von dem Geiste, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten." Joh. 4:10-14; 7:38,39. Ganz offensichtlich hat "Wasser des Lebens" seinen Ursprung nicht im menschlichen Denken und kann daher im Austeilen desselben auch nicht auf menschliche Anstrengungen zurückgeführt werden.

In seiner Eigenschaft versinnbildlicht "Wasser des Lebens" im besonderen die unverfälschte und unveränderliche Wahrheit des Wortes Gottes. Die Führung der WTG, die sich allein dazu berufen fühlt, dieses Wasser aus ihrem Reservoir allen gutwilligen Menschen darzubieten, kennt auf Grund ihrer eigenen umfangreichen Schriftforschung auch alle Ermahnungen der Bibel, die Heiligkeit und Reinheit des Wortes, der Wahrheit in seiner ursprünglichen Fassung zu bewahren und ihm keine Unwahrheiten hinzuzufügen Hören wir, wie der Wachtturm diese ernstzunehmenden Warnungen deutlich macht:

"Jehovas Zeugen laden dich ein, von dem gegenwärtig vorhandenen "Wasser des Lebens" kostenfrei zu nehmen!" - Gott verlangt, daß diese Einladung den Menschen völlig klar und unverfälscht überbracht wird. Er sagt zu denen, die er mit dem Einladungswerk betraut hat, nämlich zu der Versammlung der Glieder der Braut Christi, an die die Offenbarung hauptsächlich gerichtet ist: "Ich lege vor jedermann Zeugnis ab, der die Worte der Prophezeiung dieser Buchrolle hört: Wenn irgend jemand einen Zusatz zu diesen Dingen macht, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in dieser Buchrolle beschrieben sind; und wenn irgend jemand irgend etwas von den Worten der Buchrolle dieser Prophezeiung wegnimmt, so wird Gott dessen Teil von den Bäumen des Lebens und aus der heiligen Stadt wegnehmen, Dinge, die in dieser Buchrolle beschrieben sind." (Offbg. 22:18,19). Wir müssen daher "die Worte der Prophezeiung dieser Buchrolle" für alle dürstenden, schafähnlichen Menschen entsiegeln. Wir dürfen ihnen nichts davon vorenthalten, dürfen aber auch nichts hinzufügen oder ändern oder abschwächen, um dem, was sie besagen, entgegenzuwirken oder ihre Klarheit und Schärfe zu beeinträchtigen. Dadurch würde das "Wasser" verunreinigt und würde denen, die es empfangen, kein Leben geben. (Hes. 34:19). Die "Prophezeiung" dieser Buchrolle muß so behandelt werden, wie das ganze Buch Mose: Es darf nichts, auch nicht ein Wort, hinzugefügt oder weggenommen werden. - 5. Mose 4:1,2; Spr. 30:5,6." (WT Nr. 5/68, S. 154, 155).

Der Leser ist sofort im Bilde: Mit solchen eindringlichen Worten beabsichtigt man, die unbedingte Zuverlässigkeit der Schriftauslegung im Wachtturm zu unterstreichen und sie mit dem Stempel der Glaubwürdigkeit zu versehen. Doch ist die Sicherheit, die unverfälschte Wahrheit der Bibel zu erfahren, allein mit diesen Worten gewährleistet? Wir möchten hier fragen: Haben sich die verantwortlichen Männer der WTG selbst gewissenhaft an dieses Gebot der Schrift gehalten und den prophetischen Worten keine eigenmächtigen Deutungen hinzugefügt? In der nun folgenden Auseinandersetzung, in welcher wir Offenbarung 11:3-12 zum Gegenstand der Betrachtung nehmen wollen, wird darauf eine eindeutige Antwort gegeben werden.

Die zwei Zeugen weissagen 1260 Tage
"Und ich werde meinen zwei Zeugen Kraft geben, und sie werden tausendzweihundertsechzig Tage weissagen, mit Sacktuch bekleidet." Off. 11-3. Dieser Schrifttext macht uns mit dem Auftreten zweier Zeugen bekannt, welche zur Ausführung ihres Predigtwerkes mit außerordentlicher Macht von Gott ausgestattet werden und gemäß der Schrift ein kraftvolles Zeugnis an die Menschen ergehen lassen, indem sie 1260 Tage oder 3 ½ Jahre unter der Inspiration des Geistes weissagen werden. Wie die weiteren Bibelverse zeigen, ist während der Zeit ihres Zeugnisses jeder Widerstand aussichtslos und hat Vernichtung der Gegner zur Folge. Über den Abschluß ihrer Verkündigung wird folgendes berichtet: "Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben werden, so wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führen und wird sie überwinden und sie töten." (Vers 7). Des weiteren erfahren wir, daß man ihre Leichname in kein Grab legt und sie somit dreieinhalb Tage von den Nationen gesehen werden." Und nach den drei Tagen und einem halben kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie standen auf ihren Füßen", (Vers 11) worauf sie der göttlichen Aufforderung, in den Himmel aufzusteigen, Folge leisteten. (Offbg. 11:3-12).

Über die weiteren Einzelheiten des Bibeltextes informiere sich der Leser selbst anhand der Schrift, um sich einen besseren Überblick in Verbindung mit den nun folgenden Kommentaren der WTG-Literatur zu verschaffen. Dabei wird der Leser ohne Schwierigkeiten selbst ermitteln können, ob die Führung der WTG die Mahnung, an den Worten der Schrift nichts zu ändern, abzuschwächen oder hinzuzufügen, im Blick auf diese Prophezeiung hinreichend beachtet hat.

Bei der Suche nach Aufklärung finden wir, was die Gesamtheit dieses Bildes anbelangt, in der WTG-Literatur nur wenig und sehr unzureichende Erläuterungen, die außerdem mit recht merkwürdigen Vorstellungen verknüpft sind. Wer veranschaulicht nun gemäß WTG-Darstellung diese beiden Zeugen? Im WTG-Buch "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben", Seite 79, finden wir folgende Erklärung: "Innerhalb weniger Tage nach der Freigabe der Königreichs-Nachrichten Nr. 3 gab das US-Bezirksgericht . . . einen Haftbefehl zur Verhaftung von acht Dienern, die in Schlüsselstellungen der Gesellschaft im Hauptbüro im Bethel dienten, heraus. Er betraf J. F. Rutherford, W. E. Van Amburgh, A. H. Macmillan, R. J. Martin, C. J. Woodworth, G. H. Fisher, F. H. Robison und G. De Cecca. Das geschah am 7. Mai 1918. An jenem Tage endeten die zweiundvierzig Monate oder 1260 Tage, die in Offenbarung 11:2, 3 erwähnt werden. Jene Zeugnisperiode hatte sozusagen im Sacktuch der Trauer in der ersten Hälfte des Monats November 1914 begonnen und wurde nun dreieinhalb Jahre später von Satans symbolischen "wilden Tier" getötet, wie in Offenbarung 11:7 vorausgesagt worden war. Die Haftbefehle wurden am folgenden Tag durch US-Marshall Power vollstreckt, und die acht Männer kamen vor das Bundesgericht."

Gemäß der Ausdeutung dieses Bildes spielten somit die acht Männer in Schlüsselstellungen der WTG eine bedeutende Rolle. Ihre Verhaftung im Mai 1918 sollte die Beendigung des dreieinhalbjährigen Zeugniswerkes der zwei Zeugen darstellen. Da sie durch die Verurteilung in organisatorischer Hinsicht kaum noch Einfluß auf den Fortgang des WTG-Werkes nehmen konnten, wurde dieser Zustand der Lahmlegung mit dem Tode der zwei Zeugen verglichen. Hierzu ergeben sich jedoch eine Anzahl Fragen, deren Beantwortung man bis heute versäumte.

Dem Bibelzeugnis entgegenstehend
Weshalb hier nicht mehr zwei, sondern acht Zeugenführer an der Erfüllung beteiligt waren, blieb man als Erklärung schuldig. Die damaligen Begebenheiten paßten eben in keiner Hinsicht so recht in den Rahmen dieses Bildes, aber man wußte sich zu helfen. Weil man das dreieinhalbjährige Zeugnis nicht allein auf die acht führenden Männer beschränken konnte und sie auch danach nicht zu sterben brauchten, ging man ganz einfach von der Tatsache ab, daß die Zeugen persönlich getötet wurden und sagte statt dessen: Die Zeugnisperiode oder das Werk wurde getötet.

So kam es, daß mit dem Sommer 1918 die einst so starke Stimme der Zeugen … zum Schweigen gebracht wurde. Ihr "organisiertes Werk war im symbolischen Sinne getötet, und totähnliche Untätigkeit erfaßte diese einst so tatkräftige Gruppe von Christen … Bildlich gesprochen, war das Werk tot." (ZJ in Gottes Vorhaben, S. 83).

Aber kann man denn von einer todähnlichen Untätigkeit sprechen, wenn auf der gleichen Seite desselben Buches folgendes Bekenntnis abgelegt wird: "Es ist bemerkenswert, daß während dieser ganzen Zeit nicht eine einzige Ausgabe des Watch Tower ausfiel." ".... während die Beamten der Gesellschaft im Gefängnis waren, wurde die Stimme des Wachtturms immer noch gehört." (S. 84). Diese Erklärungen stehen nicht nur im Widerspruch zur Bibel, sondern sie widersprechen sich auch gegenseitig. Man war noch recht tätig, um, wie man es selbst bestätigte, die Brüder zu ermuntern.

Wie man die einfache und klare Schriftaussage zugunsten eigener Auslegung und persönlicher Interessen verlassen hat, zeigt ein weiterer wichtiger Vergleich zwischen dem Zeugniswerk der beiden Zeugen und dem Predigtwerk der Wachtturm-Organisation der Jahre 1914-18. Die Bibel spricht hier davon, daß dic zwei Zeugen während ihres dreieinhalbjährigen Zeugnisses mit außerordentlicher Macht und Befähigung wie nie zuvor den Menschen die Botschaft Gottes ausrichten werden. Diese Zeugnisperiode ist somit gekennzeichnet durch machtvolles Predigen und auch durch Wunderwerke. Die WTG-Auslegung aber bringt dieses ruhmvolle Zeugnis ausgerechnet mit dem Niedergang ihres Werkes, besonders der Jahre 1914-18 in Verbindung. Wie aus der WT-Literatur bekannt, war die gesamte Verkündigung wegen des Ausbleibens der Ereignisse, die man für 1914 erwartete, auf einem nie dagewesenen Tiefstand angelangt Man bestätigt das selbst mit den Worten: Am Anfang jenes Jahres (1914) überschütteten die Geistlichen und andere Russel und die Watch Tower Society mit viel Spott, weil in jenen ersten Monaten in Verbindung mit den Heiden-Nationen nichts von dem geschah, was Jehovas Zeugen erwartet hatten." "Im Jahre 1914 erreichte das Werk einen Höhepunkt, aber in den Jahren 1915 und 1916 ging das Verkündigungswerk … allmählich zurück, und zwar wegen des zunehmenden Widerstandes, des Spottes und der weltweiten Zerrüttung des Werkes." "Jehovas Volk war noch nicht für den Platz vorbereitet, den es einnehmen sollte und für das Werk, daß es … durchzuführen hatte. Ferner gab es noch viele Prüfungen zu bestehen, ehe man dies richtig verstehen konnte. Es sollte nun eine Zeit der Schmach und der Trauer beginnen." (JZ in Gottes Vorhaben, S. 54 und 58).

Was waren denn die wirklichen Ursachen für den Rückgang des Werkes nach 1914, welche die Leitung der WTG niemals offen zur Sprache bringt? Die damaligen Bibelforscher unter der Leitung Russels hatten für 1914 nicht nur die Beseitigung und das Ende aller gottentfrerndeten Nationen durch das Königreich Christi erwartet, sondern man rechnete vor allem mit der vollen Aufrichtung des Reiches Gottes und damit auch mit dem Herbeikommen aller verheißenen Segnungen, insbesondere für die Christusklasse. Da ihre Erwartungen, von der Erde hinweggenommen und mit Christus vereint zu werden und mit ihm an den Segnungen Erwartungen der Schöpfung teilzuhaben, sich nicht erfüllten, mußte verständlicherweise unter allen Anhängern der WT-Lehre eine große Enttäuschung aufkommen. Wegen des zunehmenden Spottes über die falsche Datenfestlegung und da vorerst niemand wußte, wie man das unerwartete Weltgeschehen nun mit der Bibel in Einklang bringen sollte, war eine "weltweite Zerrüttung des Werkes" unausbleiblich. Mit diesem Verständnis der damaligen Lage der Bibelforscher ist der Mißbrauch biblischer Weissagung nun noch besser erkennbar.

In diesem Zusammenhang ist auch eine andere beliebte Auslegung der WT-Verfasser nicht mehr haltbar. Die Bekleidung der beiden Zeugen mit Sacktuch oder grober Leinwand bezeichnet ihren Zustand der Demut und Niedrigkeit, aber niemals die "Schmach und Trauer", welche die WTG-Führung infolge ihrer Falschauslegung über sich selbst und ihre Organisation brachte.

Den WTG-cigenen Angaben zufolge war die Verkündigung der Jahre 1914-18 im Gegensatz zu Offenbarung 11:3-6 somit kein hervorragendes Werk, daß sich durch machtvolles Predigen auszeichnete. Aber es fehlte nicht nur in dieser Hinsicht an Ähnlichkeit mit dem prophetischen Bilde, sondern auch in den übrigen Auffassungen konnte es unmöglich als Gottes erfülltes Wort gerühmt werden. Zum Beispiel gibt der biblische Ausspruch ganz klar zu erkennen, daß die Dauer der Zeugnisperiode der 2 Zeugen überhaupt nur dreieinhalb Jahre umfaßt und danach zum Abschluß kommt, wenn die Zeugen getötet werden. Von einer Verlängerung ihres Zeugnisses um weitere Jahrzehnte ist in diesen und anderen Texten nirgends die Rede. Wie aber läßt sich diese kurze Zeitspanne mit der WT-Bckanntmachung vereinbaren, daß das eigentliche große wirksame und weltweite Predigtwerk erst nach 1919 beginnen sollte? Wir meinen, wenn die Bibel von 1260 Tagen oder dreieinhalb Jahren spricht, dann bedeutet das eine klare Abgrenzung gegenüber jeder anderen Zeit. Was hat nun dieses oft versagende, zweifelhafte WT-Werk, das in Wirklichkeit von 1874 bis in unsere Tage keine Unterbrechung erfuhr, noch mit der unfehlbaren Gottesbotschaft der zwei Zeugen
gemeinsam?? Nichts, aber auch gar nichts!

Der Gipfel aller Widersprüche
Einen der vielen Beweise, daß Jehovas Zeugen die Schriftstützcn nicht genau nachprüfen, welche die WT-Verfasser zu ihren Bibeldeutungen anführen, und daher die Abweichungen vom Worte Gottes nicht bemerken können, finden wir in Offenbarung 11:7. Wie eingangs erwähnt, werden die zwei Zeugen nach Vollendung ihres Zeugnisses von dem Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt überwunden und getötet. Was sollte dieses Tier und der Abgrund, aus dem es heraufsteigt, darstellen? Nach der bekannten WT-Erklärung wird dieses Tier zuerst durch den Völkerbund veranschaulicht, welcher während des zweiten Weltkrieges in den Abgrund einer hilflosen, todähnlichen Untätigkeit ging, gleich dem scharlachfarbenen Tier von Offenbarung 17:8. Danach würde es in Gestalt der "Vereinten Nationen" wieder in Erscheinung treten oder aus dem Abgrund heraufsteigen. (Dein Wille geschehe, S. 282; Babylon die Große ist gefallen, S. 585-587).

Vergleicht man nun diese Darstellung der WTG mit dem genannten Bibeltext, so tritt einer der größten Widersprüche zutage. Wenn das Tier, welches aus dein Abgrund steigt, durch die UN verkörpert wird, dann müßtc sie auch den Tod der WTG-Zeugen 1918? herbeigeführt haben. Wie aber hätten die "Vereinten Nationen" 1918 die WT-Organisation in dieser Weise vorgehen können, wenn sie doch erst 1945 ins Leben gerufen wurden?? Es ist erstaunlich genug, daß keiner der vielen bibelkundigen Zeugen Jehovas diesen Irrtum bisher bemerkt hat, sondern daß man gröbsten Widerspruch blindlings für biblische Wahrheit hält.

Durch die Unachtsamkeit und Leichtgläubigkeit vieler hatte es die WT-Leitung nicht schwer, Menschen zu täuschen und durch geschickte Anwendung ihren Bibelauslegungen selbst den Anstrich göttlicher Wahrheit zu geben. So sah man sich auch nicht gezwungen, die übrigen Abweichungen vom Worte Gottes ernst zu nehmen. Was hatte es schon zu bedeuten, daß die zwei Zeugen nur dreieinhalb Tage tot waren. Bei der WTG waren es eben neun Monate, während die Beamten der Gesellschaft in Haft waren. Damit brauchte auch der Zustand während ihres Todes, sowie ihre Auferweckung nach den drei Tagen nicht mehr wörtlich genommen zu werden.

In der Wachtturm-Sprache bedeutete die Auferstehung eine Wiederbelebung des Zeugniswerkes. Wann sollte sie eintreten Der Wachtturm antwortet: "Diese Wiederbelebung der gesalbten Zeugen Gottes ging im Frühjahr 1919 vor sich." (WT Nr. 4/67 S. 113). Bei den Zeugenführern ging diese Auferweckung oder Wiederbelebung nun folgendermaßen vonstatten. "Sofort wurden die Brüder freigelassen. Am Dienstag, dem 25. März, verliehen sie die Strafanstalt von Atlanta und trafen am nächsten Tag in Brooklyn ein. Dort wurden sie am 26. März 1919 von den Bundesbehörden gegen eine Kaution von je 10 000 Dollar (insgesamt 80 000 Dollar), bis zur weiteren Verhandlung, auf freien Fuß gesetzt." (ZJ in Gottes Vorhaben, S. 86). Nach diesem Eingeständnis verlieh somit nicht der Geist Gottes ihnen neue Lebenskraft, sondern, wie schon oft, war auch hier das Geld ihre Macht, die ihnen zur Freiheit verhalf.

Mancher wird sich schon gefragt haben, warum ausgerechnet diese unbedeutenden neun Monate der Gefangenschaft eine Erfüllung von Offenbarung 11:9 darstellen, während solche schweren Drangsale unter der Nazi-Herrschaft völlig bedeutungslos im Rahmen dieser und anderer Prophezeiungen sein sollen. Hier hatte niemand die Möglichkeit, sich durch hohe Geldsummen freizukaufen, sondern in große Bedrängnis durch die herausfordernden Bekanntmachungen der WTG gebracht, mußten viele ihr Leben lassen. Diese Schwere der Verfolgung war in Deutschland viel größer als sie je in den USA an Umfang gewesen ist.

Diese führenden Männer der WTG verstanden es schon immer das Augenmerk auf sich zu lenken. Kein Wunder, daß man auch in dem Abschluß dieses Bildes deutlich zu verstehen gibt, wieweit man es gebracht hatte. Es geht hier um die Aufforderung, in den Himmel hinaufzusteigen. (Offbg. 11:12). Wie konnte man diesen Text auf die Leitung anwenden? Infolge der herrschenden Unordnung und Unsicherheit bildeten die Nachkriegsverhältnisse eine günstige Gelegenheit für die Wachtturm-Botschaft. Man hatte auch bald wieder den gewünschten Erfolg bei allen, die sich nach Ruhe und Frieden sehnten und die da glaubten, sie in die Reihen der Organisation zu finden. Das war ein Triumph für die Führer der WTG, den sie seither auch in allen Schriften gebührend zu feiern wußten. Über diese Selbsteinschätzung lesen wir: ". . . . Gottes gesalbte Zeugen, (damit meint man sich selbst) … wurden wieder lebendig und würden im Dienste Gottes auf Erden himmelhoch erhöht werden." (WT Nr. 4/67, S. 113). Hier bedarf es keines Kommentars. Diese Überheblichkeit und Verdrehung der Schrift spricht für sich!!

Was sich nicht leugnen läßt
Wer wird uns nicht beipflichten, darf jeder Mensch, der die Ermahnungen der Schrift kennt und sie anderen als nachahmenswert vor Augen hält, um so mehr die Verpflichtung trägt, sie auch genauestens einzuhalten. Obwohl die Führerschaft in Brooklyn unter der Leitung des Präsidenten Knorr um diese ernsten Warnungen weiß und damit um die zwingende Notwendigkeit, die jedem Bibelausleger auferlegt ist, das Wort Gottes in seiner ursprünglichen Darstellung und Bedeutung zu erhalten und ihm nichts Ungereimtes hinzuzufügen, hat sie diese doch auf das Verwerflichste mißachtet. Wer die gerechten Gesetze und Gebote Jehovas auf so grobe Weise verletzt oder ihnen so gar entgegenwirkt, wie es die WTG mit ihren eigenmächtigen Prophezeiungen tut, kann nicht mit Gottes Billigung rechnen oder gar noch seine Anerkennung erwarten. Jehova liebt nicht solche Menschen, die sich immer nur in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen, sondern seine Liebe gilt in besonderem Maße jenen, die in der Demut und Furcht vor der Heiligkeit seines Wortes wandeln.

Wasser des Lebens schließt eine Fülle geistiger Wahrheiten ein. Deshalb kann das Übermaß an Irrtum, wie es mit allen Falschdarstellungen der Jahre 1914-19 veröffentlicht wurde, kein Wasser des Lebens göttlicher Herkunft sein. Daher ist es auch völlig sicher, daß weder die Leitung der WTG. noch sonst irgendein Vertreter dieser Organisation diese zwei mächtigen Zeugen für Gottes Wahrheiten verkörpern kann, genau so wenig, wie sie auch die Knechte und Zeugen gemäß Jesaja 43:10 repräsentieren oder vertreten können Jehova hat seine Knechte nicht erwählt, um nur einen Teil seiner Wahrheiten bekanntzumachen. Auch hat Jehova seine Zeugen nicht dazu bestellt, Unwahrheiten in die Welt hinauszutragen und die Menschen in Irrtümer zu verstricken.

Sein Wort aber bleibt beständig Wahrheit, wie auch Wasser des Lebens rein und klar aus seinem Throne der Heiligkeit hervorgehen, die ewiges Leben spenden werden allen, die danach dürsten.
J. G. D.

Erwartung Hoffnung (Römer 8:24,25)
Diese Einsendung eines Bruders aus Rostock wird zur Diskussion gestellt. "Den wir sind wohl gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung, denn wie kann man das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber das hoffen, das wir nicht sehen, so warten wir sein in Geduld."

Wir können im Glauben gar nicht anders, als das Gegenwärtige als ein bloß Vorläufiges, das Geschaffene als etwas, das einem Ziel entgegenwartet, ansehen Die Christenheit lebt sozusagen in drei zeitlichen Ausdehnungen: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Gott gründete in dem Grund der gelegt ist in Christus unsere Hoffnung (l. Kor. 3:11), das ist die Vergangenheit, der Christ lebt in der Gegenwart der Erkenntnis seines Wortes, er streckt sich aus nach der völligen Erlösung in der Zukunft. Mithin ist die Hoffnung oder Erwartung für den Gläubigen von großer Bedeutung. Die Erwartung zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Heilige Schrift. Denken wir an die Worte des Paulus im Römerbrief Kapitel 5. Die ganze Menschheit wurde durch Adams Übertretung in den Tod hineingerissen, darum sehnt sie sich und wartet auf Erlösung. Dieses Unterworfensein unter die Macht der Zerstörung wird ausdrücklich von dem, was aus eigenem Willen der Menschen stammt, unterschieden; es ist ein Schicksal, was wir alle gemeinsam erleiden Keiner wird gefragt Andererseits wird dieses Harren der Kreatur unterschieden von der Hoffnung der Christen.

Es ist ein dumpfes, unbewußtes, seines Zieles ungewisses Warten auf etwas Besseres, das aber vom Apostel Paulus nach seiner empfangenen Wahrheit ausgelegt wird. Was die Christen eigentlich meinen, ohne es jedoch recht zu wissen, ist das Ziel, das in Christus der Menschheit gegeben ist, Gottesherrschaft, Freiheit, Anteilnahme an der Herrlichkeit Gottes.

Diesen Ratschluß oder Vorsatz Gottes lesen wir in Epheser Kapitel 3. "Diese Gnade zu verkünden den Heiden, den unausforschlichen Reichtum Christi und ans Licht zu bringen, wie Gott seinen geheimen Ratschluß ausführt, der von Weltzeiten her verborgen war, in ihm, der alle Dinge geschaffen hat. … Diesen ewigen Vorsatz hat Gott ausgeführt in Christus Jesus unserem Herrn." (Vers 8-11). "Dieser aber (Christus) hat ein Opfer für die Sünden geopfert, sitzt nun für immer zur Rechten Gottes. . ." Hebräer 10-12. Paulus betont hier besonders, daß dies der Heilige Geist bezeugt. (Eph. 3:15) Deshalb können wir als Christen gewiß sein, das dies keine leere Hoffnung ist.

Gewiß trat jetzt eine große Wartezeit ein, um auf des Vaters Zeit und Stunde zu warten. Das Werk war vollendet durch den Opfertod Jesu. In dieses große Warten ordnete - mit großer Ehrfurcht sei es gesagt - Gott sich selber ein. Gott stärkt uns mit den Worten des Paulus in Römer 16:25, 26, wo es heißt: Durch Jesus Christus ist das Geheimnis nun offenbart, was von Anbeginn verschwiegen war. Jesus beseitigte den Gesetzesgehorsam und richtete auf "den Glaubensgehorsam" unter allen Nationen. Die Konkordante Bibel übersetzt: Römer 16:26: "aber nun geoffenbart, auch durch prophetische Schriften, überein mit der Anordnung des äonischen Gottes, zum Glaubensgehorsam bekannt gemacht unter allen Nationen." Gott wird hier als äonischer Gott bezeichnet, das heißt, er ist der Gott der die Zeiten der Ereignisse bestimmt. Er wird seinen Vorsatz überwalten und erfüllen. (Epheser 1:20-23) Er weiß allein Zeit und Stunde. Durch dieses Warten wird aber nichts versäumt, alles geschieht zu seiner Zeit. Das ist für uns Christen von Bedeutung und zum Trost. Christen werden von unnützer Hast und unberechtigter Eile bewahrt. Christen werden aufgefordert, auf Gottes Zeiten zu achten, wie sie die Schrift zeigt. (Äonen, Verwaltungen und Fristen). Sie werden sich hüten, aus eigenem oder angeordnetem Antrieb alle Menschen "reif" machen zu wollen zum Gerichtsspruch Gottes, so oder so. Im Rahmen der Äonen (Zeiten) hat Gott auch der Sünde Raum gegeben, aber begrenzt. Die Durchführbarkeit seines Ratschlusses während der Äonen Weltzeitalter) ist unverrückbar. Hebräer 6:17-20 bestätigt dies. Unsere Erwartung und Hoffnung auf das Heil wird nicht zuschanden werden. Lies bitte zu dem Vorstehenden Jes. 45:7; 54:16; Johannes 17:12; 19:11; Apostelg. 2:23; Römer 11:28-32;, Galater 3:22a; Offenbarung 17:12-18. Alle Mächte unterstehen dem großen Souverän des Weltalls (Römer 9:14-20) und dieser ist unser großer Gott! In dieses große Warten ist die gesamte ächzende Schöpfung eingeordnet (Römer 8:19-22) Von der Urschöpfung an (Hiob 38:4-7) bis zur neuen Schöpfung (Offenbarung 21:1-22:5). Auch die in Römer 8:14-25 als Söhne Gottes Bezeichneten warten in der Hoffnung auf die Offenbarung. Diese leben im Glauben, wartend auf die Erfüllung Ihrer Verheißung. Der Glaube der Auserwählten Gottes ist immer mit einer Verheißung und Erwartung verbunden. (Titus 1:l,2). Was jetzt für die Ecclesia, die Leibesgemeinde Christi Glaubensverheißung ist, erfüllt sich, wenn das ihnen Zugeeignete eingelöst wird. (Eph. 1:14). Ihre Erwartung nimmt mit der Rechtfertigung (Römer 5:1-2) ihren Anfang, und zwar in Erwartung der Herrlichkeit Gottes. Diese findet immer klarere Darstellung in 1. Kor. 15:51,52; 1. Thessalonicher 4:14 bis 17; 2. Thessalonicher 2:13,14; Philipper 3:20; 2. Timotheus 4:18. Damit wird ihre Wartezeit überbrückt, in der sie die Erscheinung ihres Herrn liebhaben. (2. Tim. 4:8). Das ist ihre geistliche Ausschau (Titus 2:13) Glückselig Wartende, die an Gottes und Christi Erwartung teilnehmen. Sie werden nicht enttäuscht.

So wie die 144 000 (Offenbg. 7) nicht allein die Erwartenden sind, so gibt es auch keine "große Volksmenge" mit christlich irdischen Erwartungen, speziell für die, die jetzt zur WTG oder der Organisation der Zeugen Jehovas gehören. Eine Aufklärungsarbeit unter diesen und vielen Menschen wäre hier nötig. Erwartungs- und Rangunterschiede innerhalb der wahren Kirche Christi gibt es nicht und schon gar nicht jetzt durch menschliche Fehlschlüsse, die gewisse Bibelstellen (z. B. Offbg. 7) dazu benutzen, um eigenmächtig verschiedene Klassen mit unterschiedlichen Rechten und Hoffnungen zu schaffen. Es ist dies die auch schon im Mittelalter praktizierte Methode, das Reich Gottes durch menschliche Religionsorganisation im irdischen Bereich aufzurichten, um selbst, und sei es auch hier nur über Gläubige, zu herrschen.

Als weitere Wartende, das ist meine Auffassung auf Grund von Bibelstellen, leben die Gläubigen Israels in Erwartung ihres herrlichen Messias. Das geht durch die gesamte Israel gegebene Prophetie des. sogenannten Alten Testamentes (Hebräische Schriften), die ihren höchsten Ausdruck in Römer 11:1-12, 25-29 findet. Schon zeigen sich hier die ersten Auswirkungen ihrer Erfüllung: Es mußte hinaus aus der Wüste der Nationen (Hesekiel 20:35; 39:21-29). Lesen wir dazu noch die folgenden Bibelstellen: Jesaja 40:1,2; 49:18 bis 26; 19:22-25; Jesaja Kap. 54; Jeremia 30:3-24; 31:7 bis 17; 37; Hesekiel 11:16-17; Hes. 36:1-38; Hosea 14:1-9; Obadja 15b-20; Micha 4:11-13; 7:11-20; Sacharja 10:5 bis 12; 12:1-10. Wie herrlich wird sich dann Jesaja Kapitel 60 erfüllen. In den Tagen der Apokalypse, Offenbarung 1:1 bis 22:5 erfüllt sich alle Prophetie. (Offbg. 10:7; 11:15-18). Das bedeutet für Israel, und damit für die Nationen, die Erfüllung ihrer irdischen Erwartungen (Jesaja 65: 17, 25; Offbg. 21:1 bis 5). Die Ecclesia, (Christliche Kirche), Herausgerufene zum Glauben, der Leib Christi - aus allen Nationen - diese haben eine frühere Erwartung und höhere Bestimmung in der Vereinigung mit Jesus, ihrem Herrn und Haupt. (l. Kor. 6:2,3; 1. Thessl. 4:15-18). Er wird dann ihre Aufgaben und ihren Platz bestimmen, worüber nicht jetzt schon Menschen entscheiden können. (Eph. 2:6-7; Kol. 1:5 und 12.

So lebt alles mit großem Sehnen in Erwartung des Kommenden, der Übergangszeit von diesem Äon (Zeit) in den Millenniums-Äon Christi, vielfach unbewußt (Daniel 2:44). Aber glückselig alle, die zu einer bewußt-gläubigen Erwartung in Christo, - von Gott herausgerufen und erwählt worden sind! Sie sind die Kirche, die Gemeinde Christi, unterschiedlich noch in der Erkenntnis, getrennt oft durch Hürden, die Menschen durch Glaubensbekenntnisse errichtet haben; aber unter allen Umständen darunter leidend. Jedoch voll Toleranz und Liebe, besonders gegenüber allen tastenden Erkenntnissuchenden. Wer eigenmächtigen, vorfristigen Richtgeist über Andersgläubige praktiziert und sich selbst gefällig in der eigenen biblischen "Wahrheit" großsprecherisch erweist, ohne Bereitschaft zum Prüfen und sich evtl. zu korrigieren, ist kein Christ, sondern ein religiöser Sektierer übelster Art.

Noch eine große Erwartung harrt ihrer Erfüllung in Christus, das ist, wenn als letzter Feind der Tod hinweggetan wird und der Christus das gesamte Weltenall, dem Himmlischen Vater Jahwe, Gott, unterordnet und alle in dem ersten Adam (Menschen) dem Tode Verfallenen in dem Christus, (dem zweiten Adam), Jesus Christus (der neuen Schöpfung) lebendig durch Auferstehung bzw. Neuerschaffung gemacht werden und Gelegenheit erhalten, errettet zu werden.

Das ist der Liebesvorsatz und Ratschluß Gottes, des Schöpfers, durch seinen Sohn herrlich ausgeführt, so daß er selber sich dem Vater unterordnet, auf daß Jahwe, Gott, sei alles in allem. (l. Kor. 15:20-28; Kol. 1:19,20; Römer 11:33-36). Dann hat alles Warten sein Ende gefunden in unaussprechlicher Herrlichkeit! Wer kann dies jetzt ermessen?? Nie mehr Sünde (Zielverfehlung), Fluch, Leiden und Tod! Halleluja, lobpreiset Jahwe, den König der Äonen - in Jesus Christus.

Noch ist die Herrlichkeit Gottes in ihrer Fülle nicht da. Wir hoffen auf sie! Indem wir sagen, daß Hoffnung genauso wie Liebe und Glaube zum Christentum gehört, aber wir sagen auch, daß wir noch nicht alles haben, sondern auf das Ganze erst warten. Der Inhalt dieser Botschaft, dieses Rufes, ist die schenkende Gnade Gottes, die Rechtfertigung aus dem Glauben. Sie ist auch der Lebensgrund eines Christen Das ist das Ziel, über das hinaus nichts Höheres gedacht werden kann, noch auch verheißen ist. Die Verherrlichung Gottes durch Vollkommenmachung des Menschen, völlige Anteilnahme des Menschen am ewigen seligen Leben Gottes durch Gottes Schenken, völlige Gemeinschaft mit Gott und dadurch untereinander, die durch keine Sünde und keinen Tod mehr getrübt ist. Das ist der Inhalt der "Frohen Botschaft', die uns in Jesus Christus gegeben ist.
R. K.

Europa-Kongreß im August 1969 in Nürnberg
Auszug aus einem ernsten Gespräch, welches von einem Bruder aus dem Bezirk Leipzig wegen der bevorstehenden Kongresse der WTG mit einem Bruder von CV geführt wurde, um etwaige entstehende Nachteile und Schädigungen für teilnehmende Brüder und Schwestern von vornherein zu vermeiden. Aus liebender Besorgnis heraus kam folgendes zur Sprache:
Frage:
Es ist doch sicher bekannt, daß die Wachtturm-Gesellschaft im August 1969 in Nürnberg einen großen Kongreß abhalten wird, wozu Teilnehmer aus allen europäischen Ländern eingeladen sind. Man erwartet mindestens 100 000 Teilnehmer. Unsere Besorgnis und Aufmerksamkeit gilt nun den Brüdern und Schwestern in der DDR, insbesondere den Rentnern unter ihnen. Wie könnte man diese fürsorgend beraten?
Antwort:
Das Zweigbüro in Wiesbaden wird ihre Einladung hierzu über die einzelnen Versammlungsdiener in erster Linie an die Rentner in den Gruppen der DDR richten. In besonderen Fällen wird man bemüht sein, sie zu einem anderweitigen Treffen in WD vor oder nach dem Kongreß zu bewegen. Auch an Wiesbaden ist gedacht wenn dies erforderlich ist, sie dorthin zu beordern. Kurz gesagt man ist bemüht, alle Möglichkeiten zu nützen, um die Versammlungen durch die Rentner mit "geistiger Speise" zu versorgen und mündliche Mitteilungen zu übermitteln. Umgekehrt aber auch, daß sich die Versammlungen durch die Rentner Auskunft über Zweifelsfragen dort einholen. Dies kann natürlich für diese Brüder oder Schwestern mit ernsten persönlichen Folgen verbunden sein.
Frage:
Könnte man hier etwas Positives dazu sagen?
Antwort:
Es dürfte nunmehr wohl bekannt sein, daß sich die WTG-Leitung in Brooklyn dem damaligen kalten Krieg des Westens gegen die sozialistischen Länder angeschlossen hatte und ihre Organisation dazu verwendete durch ihre Literatur, die weltweit verbreitet wurde, eine Hetze gegen diese Länder führte, die in der DDR 1950 das Verbot der WTG rechtfertigte. Dies beweist die herausgebrachte Literatur in den Jahren von 1947 bis 1950 ganz besonders. Seit dem Verbot 1950 wird die Tätigkeit illegal weitergeführt, was für die Brüder und Schwestern in der Organisation weitere Schwierigkeiten brachte. Die Leitung der WTG hat bis zum heutigen Tage ihre feindliche Einstellung gegenüber der DDR nicht aufgegeben. Sie ist im Gegenteil sehr bemüht, diese geschaffene Situation weiter aufrechtzuerhalten, um ihre eingegangene Verpflichtung zu erfüllen gegenüber dem Westen. Die Brüder sollen mit Literatur versorgt und dadurch in Kampfstellung gehalten werden. Anweisungen und Belehrungen von der Leitung tun das weitere. Um nun diese Literatur einzufahren und Anweisungen zu überbringen, bedient man sich in letzter Zeit besonders der Rentner, die ja Besuchserlaubnis nach der Bundesrepublik erhalten können. Man mißbraucht damit den Glauben der Rentnerbrüder für eigennützige Zwecke. Wenn der oder jene Bruder dann in Schwierigkeiten gerät, so muß er schon selbst damit fertig werden, denn die Leitung leistet ihm hier keine Hilfe. Im Gegenteil wird er damit ein Propagandamittel, nämlich ein Märtyrer, welche die Gesellschaft immer benötigt Deshalb sollte jeder Bruder und Schwester gut überlegen, bevor man handelt.
Frage:
Die Frage der Kampfstellung gegen die DDR von seiten der WTG dürfte sicher nicht leidet verständlich sein, denn die Glieder der WTG sehen doch in erster Linie in der WTG eine Religionsorganisation und keine politische Organisation, besonders der älteren Generation ist dies unbegreiflich Man gibt wohl zu, daß in der Organisation die rechten Brüder am rechten Platz fehlen und hofft, daß der Herr diese Brüder beseitigen wird. Nach den erstellten "theokratischen Richtlinien" ist es auch unmöglich oder kaum möglich, durch Selbsthilfe eine Besserung zu erreichen.
Antwort:
Das ist richtig. Leider ist es aber nicht möglich, in dieser kurzen Unterhaltung aus Zeitgründen alles in Frage kommende zu behandeln. Es gibt da sicher wieder einmal eine Gelegenheit, dies weiter zu begründen. Ich möchte jetzt darauf hinweisen, daß im Buch "Dein Wille geschehe auf Erden", Seite 290-297 und im WT vom 15. 8. 1968 der Begriff des Nord- und Südkönigs wieder ganz besonders herausgestellt wird. Allerdings nach Auffassung und Begriffen der WT-Lehrer. Selbige Darlegungen bezeugen wirklich keine politische Neutralität sondern beziehen ganz offen Stellung gegen alle von Arbeitern und Bauern regierten Staaten, im besonderen auch gegen die DDR. Wenn hier die führenden Persönlichkeiten dieser Staaten als "erbärmlich, verblendete Propagandisten" bezeichnet werden, so ist dies wohl einer Kampfansage gleichzusetzen. Der König des Nordens, dem alle Arbeiter- und Bauernstaaten angehören, nach den Begriffen der WT-Leitung, wird als unbeliebter und deshalb zu bekämpfender König dargestellt. Der König des Südens aber ist der König, dem alle angeblich demokratischen Staaten unterstehen nach WT-Begriffen. Selbiger darf aber nach der WT-Lehre nicht von der WT-Organisation bekämpft werden, weil er gerecht und loyal ist. Mit diesem kurzen Hinweis auf den Nord- und Südkönig in der WT-Literatur ist es verständlich, daß die WTG-Leitung diesen Kampf, den sie gegen den Nordkönig führt, biblisch begründen zu können glaubt (Daniel-Auslegung), um damit die Wirklichkeit zu verschleiern. Dieser Hinweis soll ihre politische Tätigkeit unsichtbar machen. Was die rechten Brüder am rechten Platz anbelangt, so kann kein Glied der Organisation da eine Änderung bewirken, weil dies statutenmäßig nicht möglich ist, da die Brüder keine Mitglieder der geschlossenen Körperschaft sind und deshalb keine Einwirkung darauf haben. (M. Cole "Jehovas Zeugen", Seite 174-179). Aus dem vorstehenden ergibt sich, daß mit ernsten Folgen für jeden gerechnet werden muß, der sich bereit erklärt, im besonderen die Brüder im Rentenalter, solche Literatur mitzubringen.
Frage:
Was könnten das für Folgen sein?
Antwort:
Dazu Genaues zu sagen ist schwer. Ausschlaggebend ist wohl dabei immer, wie der Fall gelagert ist. Das Mindeste dürfte wohl sein, auf diese Weise weitere Urlaubsreisen nach WD nicht mehr zu bekommen. Das dürfte sich wahrscheinlich auch auf die anderen Brüder auswirken, denn man weiß ja nicht, ob sie unter dem gleichen Auftrag fahren. Da dies eine Gesetzesverletzung ist, ist auch je nach Lage des Falles mit persönlichen Schäden zu rechnen.
Frage:
Konnte man aber bei Rentnern nicht nachsichtiger sein, denn sie dürften sich vielleicht ihrer Handlungsweise nicht bewußt sein?
Antwort:
Es ist stark anzunehmen, daß die Leitung der WTG mit Nachsicht bei Rentnern von seiten der Behörden rechnet. Das beweisen die Aufträge an die Rentner, man glaubt eben hier einen guten unauffälligen Weg für organisatorische Fragen und die Literatur im besonderen gefunden zu haben. Die WT-Führer wissen auch, daß die älteren Brüder und Schwestern meist einen harmlosen Eindruck machen. Sie wissen auch, daß diese Rentner oft nicht die Hintergründe, die die WTG-Leitung verfolgt, kennen oder glauben Was die biblischen Hinweise auf den Nord- und Südkönig betrifft, wird dies oft auch nicht verstanden, nur befolgt. So werden viele, in diesem Falle die Rentner mit ihrer Gutgläubigkeit, für unerlaubte Dinge mißbraucht, für die sie dann irgendwie büßen müssen. Oft ist es auch so, daß sie unter Hitler jahrelang im KZ gewesen sind und glauben nun ein gutes Werk zu tun, wenn sie die Aufträge der Leitung durchführen. Durch diese Belehrung sollten sich aber unsere alten Brüder und Schwestern eines Besseren besinnen, ehe es zu spät ist. Sie sollten immer wachsam sein und alles gut überdenken, was wir in CV bis jetzt unterbreitet haben.
Frage:
Ist von der WTG-Leitung auf Grund der früheren Erfahrungen nicht ein Einlenken zu erwarten und die Belastungen der Brüder zu unterlassen?
Antwort:
Wie wir im Laufe von Jahrzehnten die Leitung der WTG kennengelernt haben, sind keine Anzeichen dafür vorhanden, ihre Kampfstellung gegen die DDR und andere aufzugeben. Ihr ist nicht daran gelegen, ein loyales Entfalten christlicher Glaubenstätigkeit in und außerhalb der Versammlungen zu ermöglichen. Dies wird auch in absehbarer Zeit nicht möglich sein, daß dic Leitung eine Änderung zum Guten wünscht. Die Verpflichtung welche seit 1917 besteht, abgeschlossen unter Rutherford, besteht nach wie vor und besagt, gegen alle Staaten, welche dem Nordkönig unterstehen, Kampfstellung zu beziehen. Siehe Traktat: "Sind Jehovas Zeugen Christen oder Kommunisten?" Aber noch etwas Wichtiges gilt es zu bedenken. Glaubt man, daß dieses Handeln recht und biblisch begründet ist? Oder erweist man hier der WTG-Leitung eine besondere Gefälligkeit, die ihr zum Nutzen und dazu beiträgt, ihr Vermögen noch weiter zu vergrößern? Das Jahrbuch 1969 zeigt jedem, wie ihr Vermögen wieder gewachsen ist, wozu wir noch berichten werden. Was gibt die WTG-Leitung für die Rentner, Kranken und Hilfsbedürftigen? Nichts, sie hortet ihr Vermögen von 2 Milliarden Dollar für das Direktorium und versucht es, trotz des nach ihrer Berechnung bevorstehenden Endes, noch zu vergrößern, jedoch der Hilfsbedürftigen gedenkt man nicht. Ist dies mit biblischen Grundsätzen vereinbar? Blickt mal auf andere Gemeinschaften, diese haben Altersheime, Krüppelheime, Kinderheime, geben Notlageunterstützung usw. Darüber spricht die Leitung der WTG nie. Mithin kann die Wachtturmgesellschaft niemals eine göttliche Organisation sein, denn sie dient nur ihren selbstsüchtigen Zwecken. Deshalb gilt es, alles gut zu überdenken, zu prüfen und mit Überlegung handeln. Wachsam sein und immer Ausschau halten. Ermuntert einander zum rechten Handeln, zu dem, was Gott wohlgefällig ist und nicht was Menschen dient.
Frage:
Was wird der Kongreß wohl "Neues" bringen?
Antwort.
An neuen Einfällen ist die WTG-Leitung ja nie verlegen, deshalb kann man nichts Positives sagen. Anzunehmen ist, daß die alten "Wahrheiten" in einer neuen Buchform erscheinen. So war es ja immer. In Anbetracht des nahen Endes, wird sicher mehr Dienst gefordert werden, mehr Stunden, mehr Heimbibelstunden, neue Anweisungen darüber, was man alles als Stunden rechnen kann usw. Es wird auch jeden Tag an die "Gute Hoffnung" erinnert werden, besonders an die aufgestellten Spendensammelkästen, denn dies ist ja immer eine sehr gute Einnahmequelle für die Kasse in Brooklyn. Neues Endzeitdatum ist wohl kaum zu erwarten, denn 1975 hält noch alles in Hoffnung und Erwartung. Sollte 1975 nicht das erwartete Ende bringen, so sind jetzt schon im Wachtturm laufend rettende Strohhalme zu finden: "es kann sein, wir sagen es nicht, bei Gott sind alle Dinge möglich" und ähnliches.
Frage:
Was gedenkt CV weiter zu tun?
Antwort:
Den Zweck von CV werden wir weiter durchfuhren. Wir sind nach wie vor bereit den Brüdern und Schwestern alles Wissenswerte und Hinweise von seiten der WTG-Leitung zu unterbreiten, Unstimmigkeiten über Bibelauslegungen der WTG zum Nachdenken vorlegen. An uns gerichtete Fragen soweit als möglich zu beantworten. Eingesandte Berichte in CV, falls Allgemeininteresse vorliegt, veröffentlichen Mitarbeiter werden immer gesucht.

Was in diesem Falle die Rentner betrifft, so wollten wir ihnen in aller Liebe die Gefahren vor Augen fuhren, damit sie nicht unüberlegt handeln und das, was ihnen die Leitung empfiehlt, ablehnen, da es zum Verhängnis werden kann. Jedoch wollen wir auch den anderen Brüdern beistehen und soweit als möglich helfen. Sie möchten sich in Sonderfällen an uns wenden, was natürlich diskret behandelt wird.
Damit glaube ich, dem Bruder seine Fragen beantwortet zu haben. Im Einverständnis mit ihm, ist vereinbart diese Unterredung in CV zu unterbreiten, damit auch andere daraus Nutzen ziehen können. Möchte dies der Fall sein.
B. M. u. F. Sch.

Die Verantwortung des Leiters der juristischen Abteilung des Bibelhauses in Magdeburg Willi Heinicke für den verhängnisvollen Weg des Werkes in der DDR
Bisherige Feststellungen:
Der erste Beitrag in CV 23 zu diesen Fragen begann mit den Worten:
Viele Brüder und Schwestern machen sich Gedanken darüber, wie es möglich wäre, aus der verfahrenen Situation der Organisation in unserem Lande herauszukommen und zu einem "stillen und ruhigen Leben" als Christen zurückzufinden, wie es in der Schrift gefordert wird. 1. Tim. 2:1,2. Der schriftgemäße Weg besteht offenbar darin, alles Vergangene und noch Gegenwärtige zu bewältigen, was als hinderlich in Erscheinung getreten ist und diesen Ausweg weiter verbaut. Paulus nennt sie in Epheser 5:11,12, "unfruchtbare Werke der Finsternis", mit denen Christen "keine Gemeinschaft" haben dürfen. "Legt vielmehr mißbilligend wider sie Zeugnis ab". Werke der Finsternis, weil sie das Verständnis für die wirklichen Bedingungen der Lage trüben oder gar verdunkeln.

Im einzelnen wurde gezeigt, wie die Abteilungen des Bibelhauses geprägt waren von der Haltung des Zweigdieners Erich Frost, der in den Vertretern der neuen demokratischen "Obrigkeit" nach 1945 nur "Popanze" sah, mehr oder weniger "Kriminelle", ihnen jeden echten antifaschistischen Charakter absprechend. Jahrbuch 1947, Seite 122.
Dann wurde dargelegt, welche Rolle dabei die damalige Obrigkeitsirrlehre der WTG spielte.
In diesem Geiste hatte der Leiter der juristischen Abteilung besonders die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) aufs Korn genommen, in der er mit Hilfe der örtlichen Diener "Machinationen politischer Kesseltreiber aufstoßen" wollte, weil man es nicht zuließ, die VVN auch zu einer Plattform für die WTG zu machen. Es wurde auch nachgewiesen, welche Funktion der Leiter der juristischen Abteilung dabei hatte, Nachrichten aller Art zusammentragen zu lassen, die dann vom Zweigbüro in Wiesbaden auch dem amerikanischen Geheimdienst zugänglich gemacht wurden, was im WT vom 15. 2. 1948, Seite 60, bestätigt wurde.

Alles dies geschah schließlich in der Verblendung, die WTG selbst sei ein Teil der biblischen "Obrigkeit von Gott", erhaben über allen irdischen und menschlichen Institutionen und Regierungen stehend.
Es wurde dann die Schlußfolgerung gezogen, daß man im Hauptbüro in Brooklyn die kleinbürgerliche Überheblichkeit der deutschen Bibelhausführer völlig unterschätzt haben muß.

Kampf gegen die biblischen Obrigkeiten
Es sollen nun weitere "Werke der Finsternis" beleuchtet werden, die das Werk in der DDR in die Katastrophe führten. Obwohl es in der Bibel heißt, "jedermann sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan" (Römer 13:1), führte der Kurs der WTG die Organisation nach 1945 offen in den Kampf gegen die neue "Obrigkeit" in der DDR. Bekanntlich wurden die neuen "obrigkeitlichen" Behörden der DDR als eine Staatsordnung geschaffen, die von der Nationalen Front getragen wird, in der alle politischen Parteien gemäß ihrer Bedeutung für die politische Willensbildung des Volkes vertreten sind und dementsprechend die Regierung bilden. Die Heilige Schrift sagt über die richtige Haltung der Christen zu diesen "Obrigkeiten" u. a.: "So spreche ich denn zu allererst die Mahnung aus, Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen zu verrichten, für die Könige und alle obrigkeitlichen Personen, damit wir ein stilles und ruhiges Leben in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit führen können. Das ist gut und wohlgefällig vor Gott." 1. Tim. 2:1-3.

Nach der Gründung der DDR im Jahre 1949 standen für den 15. Oktober 1950 die ersten Wahlen für die neue "Obrigkeit" bevor. Gemäß den Worten in 1. Tim. 2:1-3 hätten alle Versammlungen oder Gruppen der Organisation zumindest "Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen" für die "obrigkeitlichen Personen" darbringen sollen. Das wäre das geringste Zeichen des Respektes und der Achtung und des guten Willens auf Seiten der Organisation der Regierung gegenüber gewesen. Doch es ist bekannt, daß kaum in irgendeiner Versammlung je auch in diesem Sinne für eine politische Regierung Gebete dargebracht wurden. Der herrschende Geist ist weit hiervon entfernt. "Gangster in Amt und Würden - Beweis, daß die politischen Regierungen nicht die obrigkeitlichen Gewalten sind", hieß es vielmehr öffentlich in der WTG-Zeitschrift "Erwachet" vom 8. November 1949, obwohl die Schrift sagt: "Es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre" oder "die bestehenden Gewalten stehen in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet". Römer 13:1 NW. Damit ist es eindeutig biblisch richtig, daß irdische "Obrigkeiten" gebildet werden.

Doch seit 1929 schon hatte die WTG mit dem WT "Die höheren Gewalten" vom 1. und 15. Juli 1929, Magdeburg, die schriftgemäße Einstellung zur "Obrigkeit" verlassen. (Vergleiche: Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, Seite 124, WTG Wiesbaden 1960, und WT vom 1. 1., 15. 1. und 1. 2. 1963, Wiesbaden). Wer der WTG hier nicht gefolgt war, den hatte man als "Rebellen" und "bösen Knecht" ausgeschlossen.
Dem entsprach somit auch das Verhalten der WTG und aller Versammlungen oder Gruppen im Jahre 1950 zur Zeit der Neuwahlen zur "Obrigkeit" in der DDR.

Es wurde in diesem Jahre wie üblich eine ganze Serie von Kreisversammlungen im Lande durchgeführt. Auf jeder dieser Versammlungen wurde eine interne Zusammenkunft mit den Gruppendienern aus den einzelnen Städten und Ortschaften abgehalten. Hier wurde insbesondere die "theokratische" Verhaltensweise aller Zeugen Jehovas im Hinblick auf die neue "Obrigkeit" in der DDR festgelegt. Die Durchführung und Anleitung dieser internen Gruppendiener-Zusammenkünfte lag in der Regie der juristischen Abteilung des Bibelhauses in Magdeburg und ihres Leiters.

Am Beispiel einiger dieser Kreisversammlungen soll gezeigt werden, wie die Versammlungen in Regierungsfragen angeleitet wurden. Auf der Kreisversammlung in Quedlinburg/Harz im Juni 1950 erklärte der Leiter der juristischen Abteilung des Bibelhauses den versammelten Gruppendienern in dieser Sache u. a., die Nationale Front und die von ihr gebildete Regierung in der DDR sei nicht als "Obrigkeit von Gott" zu betrachten, sondern als ein "Machwerk der SED". Es war schon im vorhergehenden Artikel dargelegt worden, wie dilettantisch überheblich gerade die deutschen Bibelhausführer waren. Ihnen fehlte in der Tat das elementarste Wissen um die gesellschaftliche Entwicklung, die in Deutschland nach 1945 die verschiedenen Parteien in eine Nationale Front führte, damit von Deutschland nie wieder ein Krieg ausgehen und für die Zukunft soziale Sicherheit und Gerechtigkeit gesichert werden können Ihnen fehlte und fehlt immer noch überhaupt jedes wirkliche Verständnis für die sozialen Fragen des Lebens. So verfielen sie schnell in primitive und verleumderische Angriffe gegen die neuen "obrigkeitlichen Personen" und ihr Werk in der DDR. Auf der Kreisversammlung in Halberstadt/Harz im Mai 1950 verkündete der Leiter der juristischen Abteilung den Gruppendienern in scharfer antikommunistischer Form, Christen müßten "theokratischerweise" gegen die "Obrigkeits"-Wahlen sein, und die neue demokratische Friedensbewegung sei auch nur eine "politische Machenschaft". Auf der Kreisversammlung im April 1950 in Schönebeck wurde den Gruppendienern beigebracht, der "rote Stier", der Sozialismus, gehe unter. Der WT vom 1. 2. 1951, Seite 35, faßte diese Kampfanweisungen des Jahres 1950 gegen die neuen "Obrigkeiten" in der DDR zusammen, indem ausgeführt wurde, daß "die Prediger der Zeugen Jehovas nie gezögert haben, offen zu sagen, was sie vom Kommunistenregime halten. Sie haben die Wahlen in der Ostzone (vom 15. Oktober 1950) als einen Trug gebrandmarkt und das kommunistische Regime selbst als eine satanische Herrschaft". Damit hatten die Kreisversammlungen des Jahres 1950 unter der internen Regie des Leiters der juristischen Abteilung in Magdeburg die ganze Organisation endgültig in eine fanatische antikommunistische Kampfstellung gegen die "obrigkeitlichen Personen" in der DDR geführt.

Wer auf die Bibel und ihre Mahnungen zum rechten Verhalten gegenüber der "Obrigkeit" verwies, wie es z. B. in 1. Tim. 2:1-3 festgelegt ist, was die WTG schon seit 1929 verlassen hatte, wurde als "böser Knecht" behandelt der mit "privaten Bibelauslegungen" Spaltungen verursache und daher rücksichtslos bekämpft werden müsse. Mit nicht wenigen solchen "bösen Knechten" hat die juristische Abteilung des Bibelhaues damals "kurzen Prozeß" gemacht. Viele alte Gruppendiener erinnern sich noch gut dieser Zeit, wie z. B. Brd. K. G. aus Ilsenburg/Harz und Brd. R. 0. aus Veckenstedt, die bei den internen Gruppendienerbesprechungen in Halberstadt dabei waren.

Es war unausbleiblich, daß der verleumderische Kampf der WTG, deren Führer sich fälschlicherweise selbst als Glieder der "einzig rechtmäßigen Obrigkeit" betrachteten, gegen die rechtmäßige "Obrigkeit von Gott" zur Katastrophe führen mußte. Die WTG trieb es unnachgiebig dahin, indem sie immer wieder ihre falsche Handlungsweise öffentlich durchzusetzen und immer mehr Menschen in diesem Sinne zu verleiten versuchte. Wie der WT vom 1. 2. 1951 zeigt, trieb sie es bis zur "Brandmarkung" des ganzen "Systems", d. h. bis zur offenen Staatsfeindschaft. Die Worte des Apostels Paulus in Römer 13:1-7 waren völlig verfälscht worden.

Innehalten zur Besinnung
Ein Anhaltspunkt, ein Anstoß, das bisherige bedenkenlose Verharren auf den WT-Positionen kritisch zu überprüfen, könnte die Tatsache sein, daß die WTG ihre 1929 eingenommene Haltung zur staatlichen "Obrigkeit" seit 1962 wieder geändert und sich damit mehr oder weniger der diesbezüglichen Haltung der anderen Christen und Kirchen angepaßt hat. Allerdings hat die WTG nur hier eine theoretische Änderung vorgenommen. Wesentliches im praktischen Verhalten wurde nicht verändert.
Im vorhergehenden Artikel in CV 23 wurde zu diesem Problem ausgeführt:

Noch immer wurden aus der Obrigkeitsverblendung, in der die Organisation 1950 unter maßgeblicher Verantwortung des Leiters der juristischen Abteilung in die Katastrophe geführt wurde, keine grundsätzlichen Lehren gezogen. Niemand wagt es, die Versammlungen über den fatalen Irrweg, auf den man sie führte, offen aufzuklären. Die Hauptursache dafür, daß die Änderung der Obrigkeitslehre und damit der Haltung zur Regierung seit 1962/63 nur formalen Charakter hat, liegt in der ebenfalls erst von Präsident Rutherford im Namen Gottes konstruierten Bibelauslegung, die Regierung hat kein Recht zu herrschen, allein Christus sei seit 1914 rechtmäßiger Herrscher. Die Obrigkeitsverblendung hatte die politischen Auswirkungen dieser Herrschaftslehre vor allem äußerlich ins Maßlose verschärft. Was nötig ist, ist aber nicht nur eine formale Änderung der Politik des Bibelhauses, sondern eine grundsätzliche Änderung der für alle verantwortungsbewußten Menschen unannehmbaren Herrschaftslehren, weil man die Verantwortung für das gesellschaftliche Leben nicht aufgeben kann.

Hinzuzufügen wäre: Wie sollte sonst das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben aufrechterhalten werden, in das das physische Dasein aller, Christen wie Nichtchristen, unlöslich einbezogen oder integriert ist? Weil das so ist, stand die WTG immer auf einem verlorenen Posten: 1914, 1925, 1945, 1972 - kein Gott griff mit Harmagedon und Weltende ein. 1975 kommt die nächste große Enttäuschung. Es ist für alle Menschen geschrieben, nicht nur für die wenigen Zeugen Jehovas, was der biblische Prediger in Prediger 3:10-13 sagt: "Ich habe das Geschäft gesehen, welches Gott den Menschenkindern gegeben hat, sich damit abzuplagen. Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, ohne daß der Mensch das Werk, welches Gott gewirkt hat, von Anfang bis zum Ende zu erfassen vermag. Ich habe erkannt, daß es nichts Besseres unter ihnen gibt, als sich zu freuen und sich in seinem Leben gütlich zu tun, und auch, daß er esse und trinke und Gutes sehe bei all seiner Mühe, ist für jeden Menschen eine Gabe Gottes." Das in seinem tiefen Sinn zu begreifen ist eine gute Grundlage dafür, zu einer richtigen gesellschaftlichen Verhaltensweise als Christ zu finden.
A. Z.

Aus eingegangenen Briefen
Aus Californien:
Ich danke für den Brief und CV Nummer 20. Die Artikel in Nummer 20 sind wieder sehr interessant. Auch die kleinsten Artikel regen zum Nachdenken an. Zum Beispiel werden auch hier jetzt in den Kirchen Änderungen vorgenommen, welche den einzelnen Mitgliedern mehr Freiheit in Glaubenssachen geben und Unterstützung in schwierigen Situationen bieten. Man versucht die erste Gemeinde der jungen Kirche nachzuahmen. Wie sich das auswirken wird, muß man abwarten, denn die Früchte des Geistes, die zum Bestehen dieser Gemeinde notwendig sind, kann man heute kaum wahrnehmen. Immerhin ist der Versuch ein Fortschritt über jahrhundertealtes Dogma und es ist leicht möglich, daß dieser Mangel an Nächstenliebe der WTG zum Verhängnis werden kann. Wir wünschen allen Brüdern und Schwestern von CV ein gesegnetes Jahr 1969. Möge der Herr weiterhin Euer Werk unterstützen und Euch seinen Segen geben.
Mit herzlichen Grüßen die Californier Brüder

A 5074/69 V 7 1 1327

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 26

Nur äußerst selten, man muss fast schon mit der Lupe suchen, kommt der Herausgeber der CV, Willy Müller auch mal beiläufig auf seine ganz persönlichen Erfahrungen zu sprechen. Eine dieser seltenen Passagen ist auch in dieser CV-Ausgabe mit enthalten. Sie sei hier einmal kommentarlos zitiert. Man mag einwenden. Der entsprechende Artikel ist mit B. M. gezeichnet. Das ist wohl war. Nur war in der Frühzeit der CV die Zahl der aktiven Schreiber in diesem Blatt nicht so übermäßig groß. Sie war durchaus überschaubar. Daher möchte ich doch an meiner These festhalten, der entsprechende Artikel ist Müller zuzuordnen. Dies deckt sich auch mit den Erkenntnissen, die man aus anderen Quellen über seine Biographie gewinnen kann. Er schrieb da also:

"Was die große brüderliche Liebe untereinander anbetrifft, so ist man gezwungen, auch an die leitenden Brüder zu denken, die in der Verbotszeit ihre Brüder verrieten, wie es z. B. die Leiter des Werkes Frost und Franke taten und sie dadurch in Lebensgefahr brachten. Ich selbst durfte ähnliches erleben, daß dienende Brüder mich falsch beschuldigten, trotzdem sie genau wußten, daß ihre Anschuldigung Unwahrheit war. Sie meinten, wenn sie schon wegen Getzesverletzung bestraft würden, könnten es andere Brüder auch mit durchmachen, um den Schein einer Glaubensverfolgung zu vergrößern, denn es geht ja in erster Linie um Förderung seiner Organisation. Außenstehende waren darüber sehr verwundert, daß Brüder versuchen, unschuldige Brüder zu belasten, um die Organisation von ihren Anordnungen und Machenschaften zu entlasten und konnten dies nicht verstehen, daß es in einer "göttlichen Organisation" so etwas gibt. Nach Klärung des Falles standen sie als falsche Ankläger da. Als ich dann wieder unter den Brüdern und Schwestern erschien, wurde ich als Verräter bezeichnet, weil ich die falsche Anschuldigung abwehrte. Das ist die "wirkliche" große Liebe unter den leitenden und dienenden Brüdern. Man muß dies alles selbst erlebt haben, sonst glaubt man es nicht, daß die so viel gepriesene Liebe nicht im geringsten vorhanden ist, sondern ein jeder versucht, für sich irgendwelche Vorteile herauszuholen, auch, wenn man den anderen Bruder dabei irgendwie schädigt."

"Zwölf Jahre meines Lebens", so betitelt der Autor Gerhard Peters, seinen in dieser CV-Ausgabe beginnenden mehrteiligen Bericht. Sicherlich ein aufschlussreicher Bericht, mit einer Einschränkung. Meiner Erinnerung nach handelt es sich hierbei schon um die Zweitfassung seines eingesandten Berichtes. Die Erstfassung hingegen wurde nicht veröffentlicht und ihr Autor wurde aufgefordert sie nochmal umzuschreiben. Bei diesem Umschreiben haben ihm aber ganz offensichtlich einige Pate gestanden und ihm durch deutliche Fingerzeige gesagt, was er mitteilen dürfe und was nicht. Weshalb diese Behauptung? Nun, der Verfasser hatte in der Erstfassung auch davon gesprochen, wie er versucht hatte, dem DDR-Staat wieder zu entkommen. Indem er nämlich versuchte mit einer Taucherausrüstung die Elbe Richtung Westen zu durchschwimmen. Das ist dann aber offensichtlich schief gegangen. Es verstand sich für den DDR-Staat selbstredend, dass dieser "Republikflüchtling" intensiven Verhören unterzogen wurde. Und nachdem man seinen Hintergrund als Zeuge Jehovas wahrgenommen hatte, legte man ihm nahe, in der CV zu berichten. Dies nur als zwar nicht niedergeschriebene, nichtsdesto trotz, notwendige Ergänzung.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Nr. 26 Gera September 1969

CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Ungeheurer Reichtum eine Weltorganisation
Ergänzung zu CV Nr. 18 und 19 nach den Darlegungen der Wachtturm-Direktion im Wachtturm vom 15. Juli 1968.
Liebe Brüder und Schwestern!
In "Christlicher Verantwortung" Nr. 17, 18 und 19 berichteten wir über den ungeheuren Reichtum der Wachtturm-Gesellschaft nach dem Jahrbuch 1967. Heute wollen wir diesen Bericht nach neuesten Veröffentlichungen im Wachtturm Nr. 14/68 ergänzen. Hier liegt ein Bericht vor, von der Einweihungsfeier der neuerbauten Druckerei in Brooklyn Die Feier fand in drei Speisesälen des Bethelheimes statt, die durch eine interne Fernsehanlage miteinander verbunden waren.

Am 31. 1. 68 wurde das elfstöckige Druckereigebäude mit einer Grundfläche von 21 000 Quadratmetern seiner Bestimmung übergeben. Die drei bisherigen Gebäude hätten eine Grundfläche von 40 500 qm. Die vier Gebäude zusammen haben jetzt eine Grundfläche von 61 500 qm.

Zu dem genannten Bethelheim gehören zwei stattliche zwölfstöckige Gebäude aus rotem Backstein, die den New Yorker Hafen überragen. Beschäftigt sind 600 Druckereiarbeiter und mehr als 250 Personen, die in Büros, Küche, Wäscherei und anderen Abteilungen tätig sind. Außerdem wohnen noch 101 Studenten der Gileadschule im Heim. Auch wohnen hier noch 50 Studenten des zweiwöchigen Königreichsdienst-Schulkursus, die sonst als Diener in den Versammlungen tätig sind.

Knorr und Franz waren die Hauptredner. Im Jahre 1920 fing man in der Wachtturm-Gesellschaft an, auf ihrer eigenen Rotationsmaschine zu drucken. Die Größe der Druckerei war damals 280 qm. Bereits 1927 hatten sich die Kapitalien so angehäuft, daß man die erste Vergrößerung der Druckerei vornehmen konnte. Man vergrößerte auf 6 500 qm. Der Sekretär-Kassierer Grant Suiter gab einen kurzen Bericht über den Kauf der Grundstücke und ihre Verwendung, nennt aber keine Kaufsummen. Im Jahre 1937 wurde der Druckerei ein kleiner vierstöckiger Bau hinzugefügt. Die Organisation wuchs weiter an und damit auch die Einnahmen. Das gab die Möglichkeit, im Jahre 1949 ein großes neunstöckiges Gebäude zu erstellen. Das Wachsen wurde noch größer und man konnte 1956 auf Grund der erhöhten Verdienste ein weiteres Gebäude mit 13 Stock errichten. Die Grundfläche der Druckerei vergrößerte sich damit auf 17 800 qm. Das schuf wiederum Möglichkeiten für Mehrverdienste. So war es möglich, das man im Oktober 1958, das zu dem nächsten Häuserblock gehörende neunstöckige Gebäude kaufen konnte. Es diente bisher nur als Papierlager. Es war damals, besonders im zweiten Weltkrieg, schwierig, eine solche große Druckerei aufrecht zu erhalten, besonders die Papierversorgung war mangelhaft.

Das neue Druckereigebäude, das vier Millionen Dollar gekostet hat, das sind insgesamt 16 Millionen 800 Mark, ist ein imposantes Gebäude. In ihm ist auch im Parterre ein Königreichssaal mit 20 in Länge und 7,5 in Breite untergebracht zur Benutzung der zwei Ortsversammlungen in Brooklyn. Er ist ausgelegt mit dunkelblauem Teppich und an den Fenstern goldfarbene Vorhänge. Die Wände sind hellbraun getäfelt. Man sparte nicht mit Ausgaben, um alles prunkvoll zu gestalten.

Im 1. Stock befindet sich ein 35 in langes Förderband an der Decke, welches die Verpackungskartons für die Literatur befördert. Diese Literatur wird in erster Linie an die 5317 Versammlungen in den USA versandt. Im vergangenen Jahr wurden nahezu 45 000 Bestellungen und nahezu zehn Millionen Bibeln, Bücher und Broschüren an diese Versammlungen ausgeliefert. Mit dieser jetzt verbesserten Methode können mit Leichtigkeit noch weit mehr Bestellungen erledigt werden. Das ist aber nur ein Teil des 1. Stockwerkes. In einem anderen Teil können sogar noch weit größere Mengen versandt werden. Im Vorjahre wurden 11 Millionen Bibeln, Bücher und Broschüren an die 95 Zweige der Zeugen Jehovas in der ganzen Welt versandt. im 4. Stock ist das Literaturlager. Im 4. und 5. Stock befindet sich die Buchbinderei. Sie ist mit neuen Maschinen ausgerüstet im Werte von 500 000 Dollar. Fünf Buchdeckenmaschinen, fünf Prägepressen, zu denen je eine Abpreßmaschine, eine Rückenleimmaschine, eine Einhängemaschine und eine Stockpresse gehören. Außerdem sind 33 Fadenheftmaschinen vorhanden. Hier werden stündlich Tausende von Büchern hergestellt. Im vergangenen Jahr wurden über eine Million Bibeln und mehr als sieben Millionen anderer Bücher hergestellt, in über 20 Sprachen. Zur Zeit werden im Durchschnitt täglich etwa 50 000 Bücher hergestellt, sogar einmal wurden an einem Tage 82 464 Bücher fabriziert. Das ergäbe, wenn man die Bücher aufeinanderlegen würde, Format: "Dinge, in denen es unmöglich ist, daß Gott lügt", eine Gesamthöhe von 1,5 km. In einem der letzten Monate wurden 1 140 459 Bücher hergestellt. Dadurch wird ein monatlicher Reingewinn von 570,229,50 Mark bei 50 Pfg. Verdienst pro Stück erzielt. Oder pro Tag 19 007 Mark nur an Büchern.

Der 6. Stock des neuen Gebäudes steht zur Zeit noch leer. Jedoch im 6. Stock der anderen Gebäude der Druckerei, die durch Brücken miteinander verbunden sind, stehen gegenwärtig 18 große Rotationsmaschinen. In dem Stock darüber, dessen Boden besonders verstärkt ist, werden weitere 23 solcher großen Rotationsmaschinen aufgestellt, vier davon noch in diesem Jahr (1968) und vier weitere im nächsten Jahr, so daß bis Ende 1969 die Gesamtzahl der Rotationsmaschinen auf 26 gestiegen sein wird. Die WTG hat hier ferner noch 16 kleinere Flach- und Akzidenzpressen, auf denen Handzettel, Traktate, Programme, Formulare usw. gedruckt werden.

Der 7., 8., 9. und 10. Stock des neuen Druckereigebäudes stehen noch leer. In den Gebäuden, die 1927 und 1949 erbaut sind, stehen riesige Druckpressen. Die größten davon wiegen über 50 Tonnen und verbrauchen in 40 Minuten je eine etwa 700 kg schwere, 1,5 m breite Papierrolle. Die 18 Pressen brauchen im Durchschnitt täglich 100 Rollen Papier, die insgesamt über 40 t wiegen und etwa 10 000 Dollar kosten. Also bestimmt hat die WTG keinen kleinen Druckereibetrieb, sondern ist ein Großunternehmen, geführt von Millionären als Eigentümer.

Drei der großen Pressen drucken in einer Stunde im Durchschnitt 25 000 Stück 32-seitige Zeitschriften oder zusammen weit über ½ Million am Tag. Das bringt einen Reinverdienst pro Tag bei nur 10 Pfennig Verdienst von 50 000 Mark nur an Zeitschriften. Es werden ja aber auch noch andere Zeitschriften gedruckt. So wird berichtet, daß die Menge der gedruckten Zeitschriften doppelt so hoch war als 1955, es waren 154 681 710 Stück. Das ergibt eine Gesamtsumme von 15 468 171 Mark Reinverdienst. In dem 1956 erbauten Druckereigebäude befinden sich weitere Rotationsmaschinen, die das Drucken und Versenden von 150 000 Zeitschriften ermöglichen.

Im 13. Stock befindet sich die Abonnementabteilung. Zeitschriftenabonnements gibt es mehr als 1,5 Millionen. Die Verpackungsmaschine verpackt stündlich 6 000 Zeitschriften und adressiert sie gleichzeitig. Im 8. Stock hortet die WTG einen Papiervorrat für sechs Monate. Das bedeutet, daß sie über 5 000 t Papier oder mehr als 200 Eisenbahnwagenladungen von je 25 t auf Lager hat. Im 7. Stock des alten Gebäudes stehen 32 Linotype-Setzmaschinen, genau viermal so viel wie 1948. Hier befindet sich auch die Handsetzerei und die Stereotypie. In den unteren Stockwerken befinden sich die Farbenproduktionsabteilung und die Tischlerei. Die WTG stellt ihre Druckfarben selbst her und spart dadurch jährlich 10 000 von Dollar ein. Im Vorjahre wurden 140 t Druckfarbe hergestellt. Aber nicht nur Druckfarbe wird hier erzeugt, sondern auch Seife und Reinigungsmittel. Letztes Jahr wurden über 20 t Seife und Reinigungsmittel hergestellt, 3 800 1 Farbe und 95 t Klebstoff. In der Tischlerei werden die Möbel für das Bethelheim, Büro usw. hergestellt, so werden auch hier Zehntausende von Dollar eingespart. Gewiß, wie die WTG-Leitung selbst schreibt, kein "kleiner Druckereibetrieb" sondern ein Superbetrieb.

Der Rundgang durch die Gebäude benötigt 2 ½ Stunden. Die Druckerei in Brooklyn ist aber nicht die einzige der Gesellschaft. Weitere befinden sich in der ganzen Welt. Im Vorjahre wurden in diesen Druckereien außerhalb Brooklyns insgesamt 96 Millionen Zeitschriften in 40 Sprachen gedruckt. In Deutschland (W) laufen zwei Rotationsmaschinen Selbige druckten 1967 27 000 000 Zeitschriften und 250 000 Bücher. Das ergibt für die deutsche Druckerei einen Verdienst nach Abzug der Unkosten von 2 825 000 Mark. Dies nur in der deutschen Druckerei. In England wurden 21000 000 Zeitschriften gedruckt, in Kanada 16 Millionen, in der Schweiz 11 Millionen. Dänemark, Schweden und Finnland druckten im Vorjahr ebenfalls über 10 Millionen Zeitschriften. Das ergibt einen Reinverdienst in Europa nur aus Zeitschriften von 8 675 000 Mark.

Was an Nahrungsmitteln im Bethelheim gebraucht wird, erzeugt die WTG selbst auf ihren Farmen, die ein Gebiet von 850 Hektar Land umfassen. Alle Arbeiter sind Zeugen Jehovas und bekommen keinen Lohn, sondern nur ein Taschengeld von 14 Dollar im Monat und Verpflegung. Also Verdienst, wo man hinsieht. Verdienst an den Brüdern, Verdienst an den selbsterzeugten Lebensmitteln, Verdienst am Material, welches man selbst herstellt und Verdienst beim Verkauf der Literatur. Der Verdienst aus Literatur ist nach dieser von der WTG-Leitung selbstgemachten Aufstellung pro Tag an Literatur rund und sehr niedrig eingesetzt, 70 000 Mark. Es ist ein Reinverdienst nach Abzug aller Unkosten, mit dem sich gut leben läßt. Man kann ruhig auf eine jährliche Einnahme aus Literat nur von 35 Millionen schließen, denn 30 500 000 Mark errechneten wir ja schon aus dem alten Druckereibetrieb. Man wird nun weiter investieren, auch in Anbetracht der angeblichen Nähe von Harmagedon, jedoch der armen, kranken und notleidenden Brüder und Schwestern wird man nicht gedenken, denn die WTG, ist ja kein Unterstützungsverein, wie man so schön sagt, sondern die einzige von Gott eingesetzte und geleitete Organisation. Wie der WT Nr. 14/68 Seite 424 schreibt: "Sie verkehren miteinander wie eine einzige, große, glückliche Familie Außenstehende staunen darüber, "daß sie eine solche Liebe unter sich haben"! (Joh. 13:35).

Es ist des Nachdenkens wert, liebe Brüder und Schwestern!
Es grüßt Euch, liebe Brüder, mit Joh. 13:34 Euer Bruder Willy Müller und Mitarbeiter.
65 Gera, Lutherstraße 16

Gott hat eine Organisation die ihn vertritt - hat er die Wachtturm-Gesellschaft erwählt?
Diese Behauptung verkündet der Wachtturm Nr. 14/1968, Seite 422, stellt aber dann die Frage: "Hat Gott heute eine sichtbare Organisation auf der Erde, die ihn vertritt Wenn ja, welche Organisation ist es? Es ist nicht anzunehmen, daß er viele Organisationen hat, die für unterschiedliche Lehren und Glaubenssätze eintreten. (l. Kor. 14:33). Welche Organisation läßt denn am deutlichsten erkennen, daß sie den Gott des Friedens und der Wahrheit vertritt?"

Das Wort Organisation kommt in der Bibel nicht einmal vor. Die Leitung der WTG hat es sich erwählt, um sich besser herausstellen zu können. Man könnte es auch mit Partei bezeichnen, aber dies war der Leitung wohl zu weltlich. Keine der christlichen Gemeinschaften benutzt das Wort Organisation, was schon zum Nachdenken Anlaß geben sollte.

Auf der Suche nach der richtigen Organisation schreibt der WT: "Die großen und kleinen Sekten der Christenheit (die WTG behauptet, keine Sekte zu sein), die beanspruchen heilig zu sein . . ., wirken, von außen betrachtet zwar sehr eindrucksvoll und schön. Wie sieht es aber hinter der Fassade aus? Halten die Kirchenorganisationen der Christenheit einer Prüfung, die im Lichte der göttlichen Forderungen vorgenommen wird, stand? Entsprechen ihre Machttaten den Grundsätzen der Gerechtigkeit und Wahrheit?" (Warum prüft man immer erst andere und sich nicht selbst zuerst?)

Ist die WTG-Organisationsleitung wirklich so klug, oder wer hat ihr Verständnis gegeben, die Geheimnisse Gottes zu erkennen? Jehova antwortet Hiob und sprach: "Wer ist es, der den Rat verdunkelt mit Worten ohne Erkenntnis Gürte doch wie ein Mann deine Lenden; so will ich dich fragen, und du belehre mich! Wo warst du, als ich die Erde gründete? Tue es kund, wenn du Einsicht, besitzest! Kennst du die Gesetze des Himmels oder bestimmst du die Herrschaft über die Erde?" (Hiob 38:2-4, 33). Möchten wir diese Worte Jehovas beim Lesen des Wachtturmartikels immer im Gedächtnis behalten, um die Anmaßung der WTG-Leitung recht zu erkennen.

Der WT-Artikel nimmt als Maßstab seiner kritischen Stellungnahme an anderen Christengemeinden Job. 13:35, wo es heißt: "Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt". Man weist auf die Verfehlungen dieser Gemeinden hin, welche sich aktiv am ersten und zweiten Weltkrieg beteiligten. Die WTG-Angehörigen haben sich nicht daran beteiligt. Sie hätten den Grundsatz der Liebe beachtet. Dies kann man nicht ganz in Abrede stellen. Jedoch gab es unter den WT-Gliedern welche, die diesen Grundsatz außer acht ließen, wie es andererseits welche gab in anderen Christengemeinden, die diesen Grundsatz beachteten. Im 1., sowie auch im 2. Weltkrieg besonders, hat die WTG-Leitung viele ihrer Brüder und Schwestern auf Grund von Irrlehren in bezug auf Römer 13 in den Tod getrieben, respektiv sie gesundheitlich oder sonstwie zeitlebens schwer geschädigt. Das war nicht nur Verstoß gegen Nächstenliebe, sondern auch gegen "Bruderliebe". Die anderen Christengemeinden geben ihre Verfehlungen wenigstens zu und haben daraus gelernt, wohingegen die WTG-Führung ihr Verschulden nicht zugibt.

Aber gibt es nicht noch andere Handlungen, die man mit dem Maßstab der Liebe prüfen sollte? Ist nicht alles gemeint, das im Laufe eines Lebensalters an uns herantritt, all diesem mit Liebe zu begegnen? Wenn ich nicht Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden. Die Liebe vergeht nimmer. (l. Kor. 13:1, 4-7). Sind wir aber alle heute schon soweit, alles, auch das Böse mit Liebe zu vergelten? Wer könnte heute schon Matthäus 5:45, Lukas 6:27-35 durchführen? Die Leitung der WTG behauptet, das es das heute schon gäbe, und zwar in der WTG, bei den Zeugen Jehovas. Der WT-Artikel geht sogar noch weiter. Er behauptet, es gibt eine Organisation, die den Forderungen des Wortes Gottes der Bibel entspricht, die alle Organisationsangehörigen trotz ihres Standes, Hautfarbe Sprache oder sonstiger Unterschiede in Liebe miteinander verbindet.

"Ja, es gibt eine solche Organisation - nur eine einzige! Es ist die Organisation der Zeugen Jehovas! Die Tatsachen beweisen dies. Betrachten wir einige davon. Es gibt Klassenunterschiede in den Versammlungen der ZJ. Arme und Reiche verkehren ungezwungen miteinander. Sie können alle Prediger und Lehrer sein. Jeder kann sich an Gesprächen über biblische Themen beteiligen. Bei großen Kongressen nehmen sie die Mahlzeiten gemeinsam an einem Tisch ein. Sie sind eine einzige große, glückliche Familie, wie, wenn sie sich schon immer gekannt hätten. Außenstehende staunen darüber, das sie eine solche "Liebe unter sich haben". Außenstehende staunen darüber, wie gut sie die Bibel kennen und damit umgehen lernen. Sie sind als Prediger überall bekannt".

Beweisen die Tatsachen, daß dem so ist?

Die Liebe unter den Zeugen Jehovas wird in diesem Wachtturmartikel als ganz besonders hervorragend herausgestellt Es sollte so sein, ist aber bei weitem nicht so. Bevorzugungen zwischen armen und reichen Brüdern, gut begabten und weniger begabten Brüdern, sind in allen Gruppenversammlungen der ZJ deutlich erkennbar und führt oft zu Streit und Uneinigkeit. Die Liebe ist da nicht bemerkbar. Der reiche Bruder ist der größte Spender in bezug auf Kassenverhältnisse, er wird deshalb mehr geachtet als der arme Bruder, welcher nicht so viel spenden kann. Jeder Versammlungsdiener ist bemüht, möglichst viele Spendengelder im Monat abzuführen, um nach oben gut angeschrieben zu sein. Deshalb werden hier oft bei Verfehlungen beide Augen zugedrückt, um den edlen Spender nicht zu verlieren. Auch die Umgangsformen untereinander sind nicht so herzlich, als es der Artikel versucht herauszustellen zwischen arm und reich, dasselbe trifft zu auf gut begabte und weniger begabte Brüder. Dem gut Begabten räumt man immer irgendwelche Chancen im Dienst ein und ist mehr geachtet als der weniger Begabte. Je redegewandter der Bruder ist, je mehr ist er angesehen und wird die anderen weniger Redegewandten in den Schatten stellen. Dies werden alle ehrlichen Brüder und Schwestern bestätigen müssen. Ausnahmen sind sehr spärlich. Was die biblische Betrachtung anbelangt, so ist der Ausdruck nicht richtig gewählt, es muß heißen "Wachtturmbetrachtung oder Literaturbetrachtung von der WTG". Denn nur dies wird in den Versammlungen behandelt. Die Bibel wird nur benutzt, um eventuell nur angeführte, nicht ausgeschriebene Bibeltexte zu lesen. Es kann sich wohl jeder an Frage und Antwort, die vorgeschrieben ist, beteiligen im Sinne des WT. Fragen und Antworten, die nicht im Sinne des WT gestellt werden, sind verpönt und kennzeichnen die betreffenden Brüder und Schwestern als Außenseiter. Kritische Fragen zum WT-Artikel sind zu vermeiden, denn alles was der WT schreibt, ist göttliche Wahrheit und niemand hat ein Recht, daran zu zweifeln. Tut er es dennoch, so folgt bei Wiederholung der Ausschluß, auf Zeit oder ganz, je nach dem man den Bruder einschätzt. Was die Gemeinsamkeit und die große Familie bei Kongressen betrifft, so gibt es hierzu sehr viele gegenteilige Beweise Ich möchte hier auf den Bericht in Nr. 11 von CV auf Seite 5 hinweisen, übermittelt von einem Bruder, der von Anfang bis Ende am Nürnberger Kongreß teilnahm Leitung und Verkündiger an einem Mittagstisch gab es nicht, auch keine gemeinsame Quartiere für Leitung und Verkündiger. Die Leitung schlief in der Villa am Dutzendteich in Betten, die Verkündiger auf Stroh in Massenquartieren. Die Leitung nahm ihr Mittagessen an weißgedeckten Tafeln ein und wurden bedient von hübschen Schwestern mit weißen Häubchen, der Verkündiger am Stehtisch mit Selbstbedienung. So sieht die große Liebe in der Familie aus. Das sind Tatsachen. Alle die angeführten Behauptungen des WT-Artikels hielten der Prüfung nicht stand und überprüfen wir nun noch die letzte Behauptung.

Der WT-Schreiber meint: "Die Zeugen entsprechen auch in anderer Hinsicht dem Bild, das die Bibel uns von der Organisation vermittelt, die wirklich Gottes Willen auf der Erde tut. Sie predigen das Evangelium nach Matthäus 24:14, was sonst niemand auf der Erde tut". Wir fragen:

Ist der Auftrag von Matth. 24:14 für die Jetztzeit bestimmt oder muß nicht erst noch vieles andere beachtet werden, bis diese Zeit da ist? Ist den Menschen gedient, wenn man sie mit Irrlehren und Fehlprophezeiungen belastet. Ist das der Wille des Herrn, seine eigenen Gedanken als von Gott eingegeben zu verkünden? Da die WTG-Leitung hier schwer versagt hat, kann sie niemals die Organisation sein, die Gott beauftragt hat, ihn auf dieser Erde zu vertreten. Sie ist nicht die "einzige Organisation", die den Grundsätzen der Gerechtigkeit und Wahrheit entspricht, denn alle ihre Behauptungen, daß sie diese sei, halten einer Prüfung nicht stand. Sie maßt sich nur an, die einzige Organisation zu sein, die heute Gott auf der Erde vertritt, was einer Lästerung sehr nahe kommt. Wenn weiter behauptet wird, die ZJ kennen die Bibel sehr genau und Außenstehende sind verwundert über ihre Bibelkenntniss, so muß man darauf erwidern: Wenn sie die Bibel so kennen würden, als behauptet wird, dann mußten sie die Irrlehren längst erkannt haben, die ihnen der Wachtturm unterstellt. Sie sind aber mit WT-Lehren so belastet, daß sie den Irrtum nicht erkennen. Sie kennen nur einige Endzeittexte der Bibel nach WT-Auslegung, und das genügt zum WT-Studium, reicht aber nicht aus zum Bibelstudium. Somit ist auch diese letzte Behauptung nicht aufrecht zu erhalten.

Was die große brüderliche Liebe untereinander anbetrifft, so ist man gezwungen, auch an die leitenden Brüder zu denken, die in der Verbotszeit ihre Brüder verrieten, wie es z. B. die Leiter des Werkes Frost und Franke taten und sie dadurch in Lebensgefahr brachten. Ich selbst durfte ähnliches erleben, daß dienende Brüder mich falsch beschuldigten, trotzdem sie genau wußten, daß ihre Anschuldigung Unwahrheit war. Sie meinten, wenn sie schon wegen Gesetzesverletzung bestraft würden, könnten es andere Brüder auch mit durchmachen, um den Schein einer Glaubensverfolgung zu vergrößern, denn es geht ja in erster Linie um Förderung seiner Organisation. Außenstehende waren darüber sehr verwundert, daß Brüder versuchen, unschuldige Brüder zu belasten, um die Organisation von ihren Anordnungen und Machenschaften zu entlasten und konnten dies nicht verstehen, daß es in einer "göttlichen Organisation" so etwas gibt. Nach Klärung des Falles standen sie als falsche Ankläger da. Als ich dann wieder unter den Brüdern und Schwestern erschien, wurde ich als Verräter bezeichnet, weil ich die falsche Anschuldigung abwehrte. Das ist die "wirkliche" große Liebe unter den leitenden und dienenden Brüdern. Man muß dies alles selbst erlebt haben, sonst glaubt man es nicht, daß die so viel gepriesene Liebe nicht im geringsten vorhanden ist, sondern ein jeder versucht, für sich irgendwelche Vorteile herauszuholen, auch, wenn man den anderen Bruder dabei irgendwie schädigt.

Wir durften in CV schon viele Berichte von Brüdern unterbreiten, die die mangelnde Liebe beweisen. Weitere werden folgen, auf daß man erkenne, daß es keine Einzelfälle sind.

Somit haben alle angeführten Behauptungen einer Prüfung nicht standgehalten, daß die Wachtturmgesellschaft die Organisation ist, die Gott auf der Erde heute vertritt. Jesus hat bei seinem Erdendasein auch nicht auf die Organisation hingewiesen, die Gott vertreten würde, sondern er sagte zu seinen Jüngern: "Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote; und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt". (Joh. 14:16, 17). "Ich werfe keine andere Last auf euch, doch was ihr habt, haltet fest, bis ich komme". (Offbg. 2:24, 25). Möchten wir uns auch besonders der Worte Jehovas an Hiob erinnern: "Kennst du die Gesetze des Himmels oder bestimmst du die Herrschaft über die Erde?" (Hiob 38:33).

Die Wachtturmgesellschaft ist nicht die irdische Organisation Gottes und hat weder Macht noch Recht, Menschen zu führen, dies vermag nur Jehova und sein König Christus Jesus!
B. M.

Zeitgemäße Betrachtung
Über andere Menschen oder menschliche Gemeinschaften abschätzig oder abwertend zu urteilen beziehungsweise sie lächerlich zu machen, ist kein Kunststück und zeugt nicht von geistiger Weite. Das soll auch in diesem und den ihm folgenden Artikeln in keiner Weise geschehen. Vielmehr soll versucht werden, mit Verständnis und Sachlichkeit auf die Probleme einzugehen, die eine bestimmte Gruppe von Menschen, die sich "Zeugen Jehovas" nennen, der heutigen Gesellschaft und damit jedem denkenden Menschen, ganz gleich welcher Religion oder Weltanschauung aufgeben. Es ist wohl kaum zu bestreiten, daß das Reden und Handeln der "Zeugen Jehovas" auch und gerade von uns heute ernsthaftes Nachdenken über ihre Organisation und ihre Lehre erfordert.

Um die religiöse und geistige Beschaffenheit dieser international bekannten Vereinigung sowie ihre politische Verstrickung richtig erkennen zu können, ist es notwendig, sich zunächst über drei Dinge zu informieren:

1. Über den Ursprung der "Zeugen Jehovas",
2. Über die Art ihrer Bibelauslegung
3. Über ihren endzeitlichen Eifer.

Über den Ursprung der "Zeugen Jehovas" braucht im Rahmen der "Christlichen Verantwortung", die schon früher darüber ausführlich berichtet hat, nur weniges gesagt zu werden. Viele Leser der "CV" werden außerdem durch die Lektüre einschlägiger Bücher und Broschüren sehr genaue Kenntnis davon haben. Lediglich als Gedächtnishilfe sei daher noch einmal erwähnt, das der Kaufmann Charles Taze Russel aus Pittsburg (1852-1916) die Vereinigung um das Jahr 1876 in Nordamerika gründete, die sich vom Jahre 1913 ab "Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher" nannte. Die Zentrale in Deutschland war damals in Barmen.

Lassen wir zunächst Russels Nachfolger, den Richter J. F. Rutherford und den heutigen Präsidenten der "Zeugen Jehovas", N. H. Knorr, unberücksichtigt und beschäftigen wir uns weiter mit dem Ursprung dieser weitverbreiteten Organisation.

Die Mitte und das Ende des 19. Jahrhunderts sind insofern sehr interessant, als es eine religiös, kulturell und politisch äußerst bewegte Zeit war. Der damals wahrhaft gebildete Bürger stand der bürgerlichen Gesellschaft, in der er zu leben gezwungen war und deren Fragwürdigkeit er durchschaut hatte, durchaus kritisch gegenüber. Ebenso kritisch aber stand der wahrhaft gläubige Christ einer verbürgerlichten Kirche gegenüber, der er nach Geburt und Stand angehörte. Denn: War diese bürgerliche Gesellschaft noch eine Gemeinschaft der Menschen? War diese verbürgerlichte Kirche noch eine Gemeinde der Christen? Beides also, die bürgerliche Gesellschaft und die verbürgerlichte Kirche schufen auf religiösem Gebiet den Nährboden für das Lautwerden von Protesten - heimlich oder offen - und somit für das Aufkeimen von verschiedenen Glaubensgemeinschaften und Splittergruppen aller Art. Denn soviel durfte wohl klar sein: Wenn sich einzelne oder eine Gruppe von Menschen absplittert, ist sie mit dem Großen und Ganzen, zu dem sie offiziell gehört zu Recht oder Unrecht nicht mehr einverstanden. Dies alles sei. deshalb gesagt, um Russels vielleicht anfänglich echtem Bemühen um wahre Religiosität gerecht zu werden und nicht voreilig zu urteilen oder zu verurteilen Aber was Russel aus einer möglicherweise richtigen Erkenntnis weiterhin entwickelte, kann nur bitter enttäuschen.

Wenn wir recht sehen, geschah doch folgendes: In Russel siegte der Kaufmann über den religiösen Menschen, der ebenso wie seine Nachfolger nicht davor zurückschreckte, seine kaufmännische Erfahrung in religiöse Auffassungen zu kleiden. Und er tat dies mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln.

Damit waren ein für allemal die Weichen gestellt: Es ging nicht mehr allein um Religion und um die religiösen Bedürfnisse der Menschen. Es ging und geht heute noch um eigene Auslegungen biblischer Texte, um eigene Interessen zu fördern.

Gerade, wenn man über den Ursprung der "Zeugen Jehovas" nachdenkt, kommt einem dies immer wieder in den Sinn: "Sie reden von Gott, doch ihr Herz ist fern von ihm." Allzu deutlich treten für den scharfen Beobachter diese Tatsachen hervor. So viel zum ersten Präsidenten Russel selbst.

Nun erhebt sich aber die Frage: Wie konnte es Russel gelingen, Tausende und aber Tausende von Menschen um sich zu sammeln und sie irrezuführen? Waren diese Menschen alle mit Blindheit geschlagen? Kannten sie die Bibel, das Wort Gottes tatsächlich so wenig? Russel bediente sich der Bibel und griff ganz besondere Texte heraus für seine Zwecke. (Was übrigens Satan in der Versuchungsgeschichte Jesu Matth. 4 auch tat).

Mit gutem Spürsinn fand Russel die für ihn und seine Interessen richtige Stelle: Die von der damaligen offiziellen Kirche schwer vernachlässigte Verkündigung des Neuen Testamentes von der kommenden Herrschaft Christi, einer Herrschaft der Liebe und der Gerechtigkeit. Dies nutzte Russel aus und machte aus der echten Endzeiterwartung der Christenheit eine Endzeitberechnung. Er mißbrauchte also die berechtigte Hoffnung der Menschen auf Frieden und Gerechtigkeit für seine selbstischen Zwecke. Jahreszahlen für die Endzeitberechnung waren bald gefunden Aber - die Geschichte widerlegte seine Berechnungen im Jahre 1914. Die angeblich prophetischen, doch biblisch einseitigen und damit falschen Voraussagen Russels waren zu Ende, jedoch der Eifer, der von ihm bewegten Menschen war geblieben.

Auch neue Zeitberechnungen seiner Nachfolger, die Russels Termin deutlich als falsch erklärten, haben nur zu weiteren Ereiferungen geführt, zum Haß gegen Menschen, die anderer Auffassung waren, gegen kirchliche und staatliche Ordnung, was auch nicht anders sein konnte, auf Grund ihrer Auffassung und Auslegung von Bibeltexten. Russel wußte sehr wohl, daß die Verkündigung der Bibel lautet: "Kehret um, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen." (Matth. 4:17). Er wußte aber auch, daß in der Apostelgeschichte Kap. 1, Vers 7 geschrieben steht: "Es gebührt euch nicht, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater in seiner Macht bestimmt hat".

Wie verhängnisvoll ist es, wenn ein Mensch unter Berufung auf die Bibel nur einen Teil der biblischen Wahrheit verkündet und das, was seiner Verkündigung entgegensteht, verschweigt? Unter dieser Irreführung leiden viele, viele Menschen, gerade besonders aufrichtige Menschen, die das freie Feld wahrer Religion und echter Menschlichkeit suchten, nun durch Irreführung in den Dschungel des Fanatismus geraten sind. Wer kann ihnen helfen? Laßt es uns versuchen!
Apostata

Zwölf Jahre meines Lebens
von Gerhard Peters (1. Teil)
Wenn ich heute in CV über meine Erlebnisse innerhalb der WT-Gesellschaft berichte, so möchte ich doch ganz am Anfang darauf hinweisen, dar es nicht Haß- oder Rachegefühle sind, durch die ich mich veranlaßt fühle, über die WT-Gesellschaft zu schreiben. Ich fühle mich einzig und allein verantwortlich dafür, durch meinen Beitrag in CV diejenigen, die wirklich "guten Willens" sind, zu warnen. Mögen sie aus dem lernen, was ich durchleben mußte. Liebe Brüder und Schwestern, es ist so sicher, wie das Wasser bergab fließt, daß für die meisten von Euch das Erwachen kommt, ein Erwachen, das nur dann furchtbar erscheint, wenn man alleine dasteht und noch immer die Furcht in sich fühlt, vielleicht zu den Menschen zu, gehören, die kurz vor "Harmagedon" zu Fall kommen.

Aus diesem Grunde will ich nun berichten, was ich während und nach meiner Zugehörigkeit zur WT-Gesellschaft erlebt habe. Es ist nichts Außergewöhnliches, und gerade deswegen ist es ein reales Spiegelbild von dem, was Ihr irrtümlich noch immer als die "einzige Wahrheit" betrachtet.

Lest doch von heute ab einmal offenen Auges und mit klarem Verstand die "Wachttürme", und dann werdet Ihr gewiß erkennen, wie immer wieder darin der drohend erhobene Zeigefinger eingebaut ist. Ja, man könnte fast über jeden WT die Überschrift setzen: "Vogel friß oder stirb!" Diejenigen, die in der WT-Gesellschaft in erster Linie Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit suchen, werden darum auch bald erkennen, daß sie in dieser Organisation, wie sie heute ist, nie ihren inneren Frieden finden können. Sie werden aber auch erkennen, wie tief die Furcht bereits in ihrem Herzen verankert ist, und wie weit sie sich schon von ihren wirklichen menschlichen Pflichten in der Gesellschaft entfernt haben. Denkt doch in diesem Zusammenhang einmal darüber nach, wie es war, als Ihr zum ersten Mal mit der WT-Gesellschaft in Berührung kamt und welche Gründe Euch am Ende dazu bewogen haben, ein Zeuge Jehovas zu werden.

Bei mir war es so, daß ich 17-jährig Soldat wurde, fast fünf Jahre als Kriegsgefangener im Bergwerk schuften mußte, drei Brüder im Krieg verlor und nach meiner Heimkehr vor den Ruinen meiner Zukunftsträume stand. Damals schwor ich mir, mich nie wieder von einer ungerechten Sache mißbrauchen zu lassen. Ja, es ging sogar so weit. daß ich in meiner Verachtung der menschlichen Gesellschaft gegenüber zu einem richtigen Einzelgänger wurde und doch hörte ich nie auf, unbewußt und trotz allem nach etwas zu suchen, was man schlicht und einfach die "Wahrheit" nennen kann.

Krieg und erste Kontakte mit Zeugen Jehovas
Ich will nun meine Erlebnisse in kurzer Zusammenfassung erzählen. Als Kinder hatten wir daheim sehr viel Freiheit. Wir spielten viel im Wald und waren gesund und munter. Begabt war ich auch, und da meine Eltern für mich das Schulgeld nicht aufbringen konnten, erhielt idi vom Staat eine Freistelle in der Mittelschule. Ja, und dann brach der Krieg aus, und ich brauche wohl nicht näher zu schildern, was er für Leid über uns alle gebracht hat Ich möchte nur noch kurz erwähnen, daß wir zu Hitler aufblickten wie zu einem Gott, und als ich 1944 Soldat wurde, da gingen wir in den Kampf wie in einen Gottesdienst. "Gelobt sei, was hart macht" war unser Leitspruch bei den Fallschirmjägern, und wir haben wahrlich gekämpft bis zur Selbstaufopferung; denn man hatte uns ja oft genug eingehämmert, wie furchtbar unsere Feinde sind. Also haben wir geschossen bis zur letzten Patrone, und was dann noch von uns übrig geblieben war, geriet in englische Kriegsgefangenschaft. Die Behandlung war dort sehr gut und neben sehr guter Ernährung wurde uns im Lager täglich Varieté, Kino und alle Arten von sportlicher Betätigung geboten.

Trotz aller anders lautenden Nachrichten glaubten wir auch jetzt noch unbeirrbar an den Sieg, weil wir uns eine Niederlage gar nicht vorstellen konnten, und so kamen uns diese erholsamen Tage wie ein wohlverdienter Urlaub vor; denn die "Wunderwaffe", die Hitler uns versprochen hatte, konnte jeden Tag zum Einsatz kommen und den endgültigen Sieg bringen.

Ja, liebe Brüder und Schwestern, es war damals ähnlich wie heute, denn genauso klammert auch Ihr Euch fanatisch oder auch verzweifelt an den Glauben, daß die Wunderwaffe "Harmagedon" alle Schwierigkeiten mit einem lauten Knall aus der Welt schaffen wird. Auch Ihr leidet keine materielle Not, und auch Ihr nehmt all die angenehmen Dinge dieser Welt, die Ihr so sehr verachtet, als eine Selbstverständlichkeit entgegen, und keiner von Euch rührt auch nur einen Finger, wenn es darum geht, noch bestehendes Unrecht aus der Welt zu schaffen.

Auch für uns, denen man damals Tag für Tag eingehämmert hatte, daß wir das auserwählte Herrenvolk auf dieser Erde sind, kam eines Tages das böse Erwachen; denn die Glocken, die am 8. Mai 1945 zu uns herüberschallten, verkündeten wohl einen Sieg, aber leider war es nicht der unsrige.

In mir brach damals eine ganze Welt zusammen, und ich konnte es einfach nicht fassen, was da geschehen war. Das seelische Chaos war bei den meisten von uns einfach perfekt. Auch kann ich es nicht in Worten zum Ausdruck bringen, in welcher seelischen Verfassung wir die weiteren Ereignisse über uns ergehen ließen. Der schöne Traum vom tausendjährigen Reich war jedenfalls ausgeträumt und ehe wir richtig wach waren, kamen bereits französische Offiziere zu uns ins Lager, um uns als billige Arbeitssklaven in Empfang zu nehmen. Eng zusammengepfercht in offenen Güterwagen ging nun die Fahrt quer durch Frankreich, und überall, wo der Zug hielt, wurden wir von der Bevölkerung verhöhnt und verspottet. Ja, es kam sogar vor, daß man von den Brücken allerhand Unrat und sogar Eisenbahnschwellen zu uns hinabwarf. All dies mußten wir wehrlos über uns ergehen lassen, und die Wachsoldaten schossen auf jeden von uns, der nur den Kopf über den Wagenrand streckte. Viele von uns waren damals dem Wahnsinn nahe, und wir empfanden es wie eine Erlösung, als wir nach Tagen endlich das für uns vorgesehene Lager im französischen Kohlenrevier "Bassin du Nord" erreichten. Hier haben wir dann jahrelang unter Tage im Schweiße unseres Angesichtes und von Hunger und Heimweh geplagt das wieder gut machen müssen, was uns der große göttliche Führer und seine vielen kleinen und großen Helfershelfer eingebrockt hatten. Ich kann mich noch gut erinnern, daß wir während des ersten Jahres nicht einen Tag richtig satt geworden sind. Während der Frühstückspausen habe ich mich immer möglichst weit von den Franzosen weggesetzt, um nicht den Duft des frischen Weißbrotes riechen zu müssen, und mir sind vor Hunger oft die Tränen gekommen, weil ich diesen verlockenden Duft nicht mehr aushalten konnte. Vor Erschöpfung bin ich oft fest eingeschlafen, und jedesmal wurde ich mit Fußtritten wieder in die Wirklichkeit zurückgerufen.

Zu meinem Glück kam ich dann eines Tages zu einer anderen Brigade, die aus drei Deutschen und sechs älteren Franzosen bestand, und denen verdanke ich es, daß ich heute hier noch sitze und alles niederschreiben kann. Besonders einer, nämlich der Vorarbeiter, ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Er war ein aus dem Ruhrgebiet stammender Pole, und er sprach darum auch ein perfektes Deutsch.

Jeden Tag teilten die Franzosen mit uns ihre Frühstücksbrote, und während einer dieser Frühstückspausen erfuhren wir auch dann von dem Martin - so hieß nämlich der Vorarbeiter-, daß er ein Zeuge Jehovas ist. Zuerst aus Dankbarkeit für die Brote, hörten wir uns alles an, was er uns gerne sagen wollte, doch merkten wir auch bald, daß wir mit unserem Zuhören die Frühstückspausen beträchtlich verlängern konnten. Wenn nämlich Martin einmal in seinem Element war, hörte er nicht so schnell wieder auf, und wenn ihm tatsächlich mal der Redefluß stockte, dann regten wir ihn immer wieder durch neue scheinheilige Fragen zu weiteren Ausführungen an. Wir nahmen ihn nie richtig ernst obwohl wir ihn als Mensch doch sehr geachtet haben. Wir haben ihn auch später, nachdem wir bereits Zivilarbeiter waren, noch oftmals besucht; aber dann haben wir nicht mehr so eifrig zugehört.

Ich schaffe mir eine soziale Grundlage
Ende 1949 war es dann endlich so weit, und ich hatte den Entlassungsschein in der Tasche. Mein Weg führte mich aber nicht zu meinen Eltern in die DDR, sondern ich blieb im Ruhrgebiet bei meiner Schwester. Die Währung war bereits gewesen, und ich erhoffte mir nun dort einen guten Verdienst und eine neue Existenz zu gründen Wohl besaßen wir nur eine Dachkammer als Wohnung, doch waren wir glücklich und zufrieden; denn mein Schwager und ich verdienten sehr gut auf der Zeche und zu kaufen gab es auch wieder alles. Nachdem, was ich in den vergangenen Jahren alles erlebt hatte, glaubte ich nun, im Schlaraffenland zu leben.

Ich war also wieder Bergmann geworden; denn nach der Währung war die Arbeitslosigkeit groß. Ja, man hatte mir sogar großzügig die Zeit als Kriegsgefangener im französischen Bergbau als Praktikum angerechnet, und es bedurfte jetzt nur noch einer kurzen Bewährungszeit von einem halben Jahr, um dann vielleicht vom Betrieb aus zum Bergbaustudium vorgeschlagen zu werden. Ich habe diese Probezeit glänzend bestanden, weil ich oftmals Arbeiten ausgeführt habe, die wohl zu den gefährlichsten im Bergbau zählen.

Der Herr Betriebsführer war also zufrieden mit mir, und mit einem guten Zeugnis in der Tasche, setzte ich meinen Fuß auf die erste Sprosse der Erfolgsleiter. Es galt, nun erst einmal ein Jahr Aufbauklasse in Abendschulungen zu absolvieren, um die Schulkenntnisse in den allgemeinen Grundfächern aufzufrischen. Hiernach kamen weitere zwei Jahre Bergvorschule, wo uns das Wissen in den wichtigsten Fächern eines Abiturienten vermittelt wurde. Auch während dieser zwei Jahre fand der Unterricht abends statt, und das jeweils dreimal in der Woche. Es war oftmals nicht leicht, sich nach der schweren Arbeit unter Tage noch einige Stunden auf die Schulbank zu setzen. Mein jugendlicher Traum, einmal Förster zu werden, war durch den Krieg und die lange Gefangenschaft ausgeträumt, und es galt jetzt für meine Zukunft zu retten, was eben zu retten war. Es ging wieder langsam bergauf mit mir, und dieses Gefühl gab mir auch die Kraft, diese körperlichen Überbeanspruchungen durchzuhalten Die schwerste Hürde musste von mir aber noch genommen werden, und das war nach Abschluß der Bergvorschule die Aufnahmeprüfung für das eigentliche Bergbaustudium. Diese Prüfung fand 1952 in Bochum statt, und von 450 anwesenden Bewerbern waren ca. 40 Mann für ein weiteres Studium vorgesehen. Ich mußte also sehr gute Leistungen in allen Prüfungsfächern bringen, um überhaupt in die engere Wahl zu gelangen.

Ich habe es aber trotzdem geschafft, und einige Tage später lag bereits der Bescheid bei mir auf dem Tisch, mich dann und dann in der Bergschule Hamborn zum Unterricht einzufinden.

Ich gerate in die Familie eines Versammlungsdieners
Im Jahre 1950 lernte ich auf der Strecke zwischen Oebisfelde und Magdeburg - ich hatte meine Eltern in der DDR besucht - im Abteil meine spätere Frau kennen. Es wurden Adressen ausgetauscht, und nach vielen netten Briefen lud sie mich dann auch ein, sie mal bei meinem nächsten Urlaub in Oebisfelde zu besuchen.

Der Urlaub kam, und da ich sowieso über Oebisfelde fahren mußte, nahm ich die Gelegenheit natürlich wahr, um meine Reisebekanntschaft neu aufzufrischen.

An der Haustür wurde ich von meiner späteren Schwiegermutter recht herzlich empfangen. "Guten Tag, Herr Peters, das ist aber sehr nett, daß Sie nun endlich gekommen sind. Bitte kommen Sie doch herein, die Hannelore erwartet Sie schon sehnsüchtig."

Ja, und dann standen wir uns endlich gegenüber, und jetzt erkannte ich, das dieses Mädel ja noch viel hübscher war, als ich sie noch von unserer Bekanntschaft im trüben Licht des Zugabteils in Erinnerung hatte. Mir pochte jedenfalls das Herz bis zum Halse, und es war bei mir wirkliche echte, ehrliche Liebe auf den ersten Blick, was da so machtvoll in mir emporstieg. -

Viele von Euch werden jetzt gewiß denken: "Was sollen diese ganzen Schilderungen, und was hat das alles mit unserem Glauben zu tun?" Ja, ich muß das alles niederschreiben; denn es steht ja alles in engem Zusammenhang mit dem, was mich dazu bewogen hat, eines Tages Mitglied der WT-Gesellschaft zu werden. Auf alle Fälle war es nicht der Heilige Geist, der mich leitete, sondern es waren ganz schlicht und einfach die Lebensumstände und vor allen Dingen meine Mentalität, hervorgerufen durch die schlechten Lebenserfahrungen, die ich gemacht hatte. -

Wie es nun mal bei solchen ersten Begegnungen ist, verging die Zeit wie im Fluge. Es wurde viel erzählt, und es wurden viele Komplimente gemacht. Mit einem Wort, es herrschte eitler Sonnenschein. Bei diesem Gespräch erfuhr ich dann auch, daß mein zukünftiger Schwiegervater während der Hitlerzeit zum Polizeioffizier avanciert war und während der Kriegsjahre in dieser Eigenschaft seinen "unschuldigen Dienst" in Jugoslawien versehen hatte. Beim Zusammenbruch hatte er noch rechtzeitig sein Soldbuch vernichten können und war so als einfacher Landser in Gefangenschaft geraten. Bevor dies aber alles geschah, war es ihm in seiner Stellung als Offizier aber doch noch gelungen, sich bis nach Deutschland durchzuschlagen, und er hatte sogar noch das seltene Glück, nach verhältnismäßig kurzer Zeit entlassen zu werden. Ganze 180,- Mark verdiente er nun im Monat, und es fiel ihm auch gar nicht ein, sich nach einer einträglicheren Arbeit umzusehen. Polizeioffiziere seines Schlages waren ja nun nicht mehr gefragt und Mehrverdienst war in jenen Jahren eben nur durch körperliche Betätigung zu erzielen gewesen. Aber das wäre doch eine zu große Zumutung für einen Mann mit solchen "Kenntnissen" gewesen. Lieber nagte man am Hungertuch, und als dann eines Tages die Zeugen Jehovas an ihre Tür klopften und von der "Neuen Welt" sprachen, die in unabsehbarer Zeit kommen würde, da wollten natürlich auch sie, die keinen anderen Ausweg mehr sahen, Nutznießer dieses ewigen Paradieses sein.

Daß die ganze Familie zur Zeit meines Besuches bereits schon eine ganze Zeit Zeugen Jehovas und mein Schwiegervater sogar Versammlungsdiener war, davon erwähnten sie natürlich vorerst nichts, und es wurde auch bei den Mahlzeiten nicht gebetet, um mich ja nicht zu vergrämen; denn man hatte ja inzwischen von mir erfahren, welche guten beruflichen Aussichten ich in Westdeutschland hatte.

Es war inzwischen Abend geworden, und ich hatte den festen Vorsatz, mit dem letzten Zug nach Hause zu fahren, aber da stieß ich besonders bei meiner späteren Schwiegermutter auf entscheidenden Protest. "Aber, Herr Peters, das dürfen Sie uns doch nicht antun und heute schon wieder wegfahren. Wir haben uns alle so auf Ihren Besuch gefreut, und nun bleiben Sie aber wenigstens noch die Nacht bei uns."

Nach einigem Hin und Her willigte ich dann auch ein, und für mich wurde nun in der Wohnstube auf der Couch das Bett gerichtet. Meine zukünftige Frau hatte ihr Zimmer gleich nebenan, während meine Schwiegereltern weitab im anderen Flügel des Hauses schliefen. Man sperrte sozusagen ihre Tochter mit einem Weltmenschen eine ganze Nacht zusammen, und ich möchte den jungen Mann sehen, der dann den Versuchungen widerstehen kann, zumal er noch zu dem, was dann geschah, von seiner Angebeteten provoziert wird. Einige Jahre später besaßen dann aber meine Schwiegereltern vor dem Brüderkomitee in Hamborn die Frechheit, mich als den bösen Wolf hinzustellen, der das unschuldige Lamm gefressen hat, und das wurde ihnen sogar noch geglaubt. Aber davon werde ich später noch ausführlicher berichten.

Am anderen Morgen bin ich glücklich und zufrieden zu meinen Eltern gefahren und es war wohl die erste Neuigkeit, die ich ihnen mitteilte, daß ich ihnen bald ein sehr hübsches und nettes Mädel als zukünftige Schwiegertochter vorstellen werde.

Als ich dann einige Tage später wieder in Oebisfelde an die Tür klopfte, war es meine spätere Frau, die mir öffnete, und das erste, was sie mir sagte, war: "Du, meine Mutter hat alles gemerkt. Was glaubst Du wohl, was bei uns los war!"

Ja, und nun erzählte sie mir, daß sie und auch ihre Eltern Zeugen Jehovas sind, und daß es in ihren Kreisen eine Todsünde ist, wenn zwei unverheiratete Menschen miteinander geschlechtlichen Verkehr haben. Natürlich war ich im ersten Moment sehr überrascht von dieser Neuigkeit; aber ich hatte ja bereits während meiner Gefangenschaft Bekanntschaft mit Zeugen Jehovas gemacht und wußte darum auch, daß die Zeugen Jehovas gute Menschen sind.
Fortsetzung folgt

Ist die biblische Chronologie zuverlässig?
Die biblische Chronologie des "Alten Testamentes"
Wie jede Geschichte, so hat auch die alttestamentliche ihre Chronik, deren Daten genauso inspiriert waren, wie die Berichte der datierten Begebenheiten. Leider sind aber die ursprünglichen Zahlen nicht erhalten geblieben, weil sie bei der Überlieferung des Textes durch Menschenhand am meisten der Gefahr der Veränderung ausgesetzt waren.

Dies zeigen schon die abweichenden Zahlen in den Geschlechtsregistern der Patriarchen (l. Mose 5:3ff; 11:10ff), die sich für die Zeit der Sintflut aus dem hebräischen Text 1656 Jahre nach Erschaffung des Menschen ergeben, dem samaritanischen Text 1307 Jahre nach Erschaffung des Menschen ergeben, dem griechischen Text 2242 Jahre nach Erschaffung des Menschen ergeben. Das ist ein Unterschied von 935 Jahren.

Ebenso zeigen sich große Differenzen in den Zahlen für Abrahams Berufung:
Im hebräischen Text 367 Jahre nach der Sintflut
Im samaritischen Text 1017 Jahre nach der Sintflut
Im griechischen Text 1247 Jahre nach der Sintflut
Ergibt einen Unterschied von 880 Jahren.

Auch ergeben sich aus dem Text selbst allerlei Bedenken gegen die Richtigkeit der Zahlen. Schon der Umstand, daß in 1. Mose 11:12 (hebräisch und lateinischer Text) nach der Septuaginta (LXX!) und Lukas 3:37 ein Patriarch ausgefallen ist (Kainan). Ebenso Matthäus 1:8, wo ein Abschreiber von "Ochozias" "Ozias" (Elbfd. B.: von Jora auf Osia) übergesprungen ist. Alles dies macht das Geschlechtsregister für die Chronik unbrauchbar!!

Auch die Zahlen von Abraham sind nicht sicher, lassen sich aber mit Hilfe der Assyriologie und Ägyptologie zu einer annähernd richtigen Chronik verwerten.

Von Abrahams Berufung bis zu Jakobs Übersiedlung nach Ägypten zählt die Bibel 215 Jahre, von da an bis zum Auszug Israels aus Ägypten 430 Jahre. Leider steht das Jahr des Auszuges noch nicht fest, das heißt durch die Geschichte.

Die Zeit Josuas und der Ältesten nach der 40-jährigen Wüstenwanderung ist nicht angegeben. Bei den Richtern sind die Zahlen teils genau, teils abgerundet (40; 80), teils nebeneinanderlaufend (Heli ist gleichzeitig mit Jarr, Samson mit Jephta, Samuel mit Abdon usw. angeführt) (siehe: Richter). Die Dauer des Richtertums ist nicht angegeben Die Zahl der Regierungsjahre Sauls unzuverlässig. (Apostelgeschichte 13:21 auf 40 Jahre).

Auch die Zahlen der Königsgeschichte von David an stehen nicht fest. Daher nutzt auch die Angabe (l. Könige 6:1) nichts, zumal das Auszugsjahr nicht feststeht (man schwankt zwischen 1492 und 1437 = 55 Jahre) und die Zahlen der Geschichte Judas mit den Zahlen der Geschichte Israels auch nicht übereinstimmen. Die Ursachen sind: Verwechslung der hebräischen Zahlbuchstaben und Wörter (2. Chronika 15:19; 16:1; die Zahlen 35 und 36 für 15 und 16) sowie der Eigennamen (vergl. 1. Könige 16:2 hebräisch und griechisch). Verschiedene Zählung der Regierungsjahre (In Juda vom 1. Nisan nach dem Regierungsantritt, in Israel vom 1. Tischri (Oktober). Einrechnung der Mitregentschaft (2. Könige 15:5) und Glossierung des Textes.

Im Wachtturm vom 1. Mai 1953, Seite 287, rechts oben, wurde dort folgendes über die Septuaginta geschrieben:

"Die Septuaginta ist eine Übersetzung, die im zweiten und dritten Jahrhundert v. Chr. gemacht wurde und der Teil über den Auszug wurde zweifellos während des dritten Jahrhunderts vollendet und stützte sich auf hebräische Manuskripte, welche älter waren als jene des anerkannten massoretischen Textes. Aus diesem Grunde mag sie in vielen ihrer Wiedergaben genauer sein als der massoretische Standard-Text".

Anstatt nun ihrer Leserschaft ein Bild von diesem "genauer sein" zu geben, hält sie damit zurück. Wir geben daher hier eine Übersicht dieser Septuaginta-Übersetzung und überlassen es dem Leser selbst, sich ein eigenes Bild von der angeblichen "Genauigkeit" zu machen, bezüglich ihrer Chronik.

Die Tabelle gibt die hebräische und griechische Chronik an.

Name Von Geb. z. Geb. Geburtsjahr Alter Todesjahr
Adam 0 0 0 0 930 930 930 930
Seth 130 230 130 230 912 912 1042 1142
Enos 105 205 235 435 905 905 1140 1340
Kenan 90 190 325 625 910 910 1235 1535
Mahalel 70 170 395 765 895 895 1290 1690
Jared 65 165 460 960 962 962 1422 1922
Henoch 162 162 622 1122 365 365 987 1487
Methusala 65 165 687 1287 969 969 1656 2256
Lamech 187 167 874 1454 777 753 1651 2207
Noah 182 188 1056 1642 950 950 2006 2592
Sem 500 500 1556 2142 600 600 2156 1742

Flutanfang: (hebr. Text) am 17. 2. 1656 Jahre nach der Erschaffung Adams
Flutanfang: (Septuaginta) am 17. 2. 2242 nach der Erschaffung Adams
Flutende: (hebr. Text) am 27. 2 1657 Jahre nach der Erschaffung Adams
Flutende: (Septuaginta) am 27. 2. 2243 Jahre nach der Erschaffung Adams

Name Von Geb. z. Geb. Geburtsjahr Alter Todesjahr
Arpaksad 2 2 1657 2245 438 535 2097 2780
Kainan fehlt 135 … 2380 …460 … 2840
Schelach 35 130 1694 2510 433 460 2127 2970
Heber 30 130 1724 2640 464 464 2188 3044
Peleg 30 134 1758 2774 239 339 1997 3113
Raghu 30 130 1788 2904 239 339 2027 3243
Serug 32 132 1820 3036 230 330 2050 3366
Nahor 30 130 1850 3166 148 304 1998 3470
Tarah 29 179 1879 3345 205 205 2084 3540
Ebran 70 70 1949 3415 175 175 2124 3590
Isaak 100 100 2049 3515 180 2229 3695
Jakob 60 60 2109 3575 147 147 2256 3722

Jakobs Geburtsjahr ist das Jahr 3575 nach der Septuaginta; dagegen nach der Hebräischen Bibel 2109. 130 Jahre später kam Jakob nach Ägypten (l. Mose 47:9).

Nach 2. Mose 12:40 war der Aufenthalt der Kinder Israel (nicht der Kinder Abrahams oder Isaaks, sondern Jakobs, der in 1. Mose 32:28, 29 dien Namen Israel erhielt) in Ägypten 430 Jahre! Die Septuaginta sagt: In Ägypten u n d Kanaan = 300 und 130 ergibt = 430 Jahre. Das ergäbe nach der Septuaginta: 3575 und 430 das Jahr 4005!! Dagegen nach dem hebräischen Text: 2109 und 130 das Jahr 2239 nach der Erschaffung Adams. 2239 und 430 ergibt das Jahr 2669!

Diese Angabe von 430 Jahren und das Wohnen der Kinder Israel in Ägypten u n d Kanaan, nimmt die Wachtturm-Gesellschaft aus der Septuaginta heraus und wendet sie auf die Chronik der hebräischen Bibel an. Die "Kinder Israel" können nicht Bezug nehmen auf Abraham und Isaak. Dieser Ausdruck bezieht sich nur auf Jakob und seine Nachkommen, den mit Jakob und seinen Kindern wurde der Bund bestätigt, den Gott mit Abraham gemacht hatte. Siehe Galather 3:17; 2, Mose 12:40 und Jeremia 31:32.

Diese Tabelle stand der WTG genau so zur Verfügung als uns. Jedoch hatte die WTG-Leitung schon ihren Grund dafür, die Tabelle nicht anzuführen, denn die Tabelle beweist, daß man die biblische Chronologie für eine Zeitberechnung nicht verwenden kann, da sie sehr unzuverlässig ist und die Schwankungen so groß sind, daß man nie ein ganzes Jahr ermitteln kann. Hätte die WTG-Führung dies gezeigt, dann wären sicher viele in Zweifel geraten in bezug auf ihre immerwährenden Zeitberechnungen Da, wie wir ersehen haben, die biblische Chronologie sehr unterschiedlich ist, kann auch die Zeitberechnung der WTG niemals stimmen und werden mithin Trugbilder bleiben.

Vergleichen wir dazu die Tabelle im Buch: "Die Wahrheit wird euch frei machen", Seite 150-152 mit der hier angeführten Tabelle, sehen wir genau, daß die WTG einmal den hebräischen Text als Grundlage ihrer Berechnungen nimmt und andermal wieder die Septuaginta, je nachdem was am günstigsten ist. Mithin ist die Berechnung willkürlich angesetzt und kann nicht zutreffen. Auch die Zeittafel im Buche: "Babylon die Große ist gefallen", Seite 689, zeigt im Vergleich mit der von uns angeführten Tabelle große Unstimmigkeiten, da man auch hier willkürlich die Texte verwendet, die der WTG am günstigsten sind, man wechselt nach Bedarf auf diesen oder jenen Text. Damit fällt auch das Jahr 1914, weil es der Chronologie nicht standhält und man es wohlweißlich auf der Zeittafel im Babylon-Buch nicht anführt. Alles dies sollte doch die Brüder und Schwestern zum Nachdenken anregen und alles mal überprüfen, was wir hier angeführt haben. Man wird da zu erstaunlichen Schlußfolgerungen kommen, die beweisen, daß die WTG-Leitung nicht so wahrhaftig ist, als sie sich darstellt.

Wir möchten hier abschließend auf den Wachtturm vom 15. Mai 1953 verweisen, wo am Schluß folgendes über "unzureichende Erklärungen und Verschleierungen" gesagt wird:

"Wahrlich, unzureichende Erklärungen kommen Lügen gleich"! Sprüche 15:4: "Eine linde Zunge ist ein Baum des Lebens; aber eine lügenhafte bringt Herzleid". (Luth.) Wieviel Herzeleid hat die WTG mit ihren Fehlprophezeiungen schon angerichtet und wieviel wird es in der Zukunft noch sein? wann wird die WTG endlich Apostelgeschichte 1, Vers 7, beachten?

Bestätigung der christlichen Taufe
In der revidierten Ausgabe des langjährigen Standardwerkes "Gott bleibt wahrhaftig" S. 246 lesen wir:
"Jehovas Zeugen führen keine sogenannten Kirchenregister, wie dies konfessionelle Systeme tun …
Ferner schließt man sich dadurch, daß man ein Zeuge Jehovas wird, keine menschlichen Organisation an."

Auf S. 220 des neueren Buches "Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß" wird dem gegenüber folgende Taufbestätigung abgedruckt:

Bestätigung der christlichen Taufe
Als einer der christlichen Zeugen Jehovas anerkenne ich, daß die Bibel Gottes geschriebene Wort ist und daß sie "eine Leuchte meinem Fuß und ein Licht für meinen Pfad" sein muß. (Ps. 119:105 NW). Ich bin fest überzeugt, davon, daß "Jehova . . . gerecht (ist) in allen seinen Wegen", und ich wünsche aufrichtig, voll und ganz in Harmonie mit seinem Willen, wie er ihn seinen Dienern bekanntgemacht hat, zu leben. (Ps. 145:17). Ich habe mich daher Jehova Gott durch Jesus Christus rückhaltlos hingegeben, um ihm zu gehören und um jetzt und für alle Zeiten seinen Willen zu tun.
Ich habe die "Grundlehren der Bibel", wie sie in diesem Buch dargelegt werden, sorgfältig studiert.
(Name).........................................................................................................................................
hat sie persönlich mit mir durchgesprochen, um sich zu vergewissern, ob ich sie verstehe, ich stimme ihnen völlig zu. Jetzt möchte ich weiterhin in der Erkenntnis wachsen, weil ich den Worten Jesu Christi, die in Johannes 17:3 aufgezeichnet sind, glaube: "Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus." Ich habe auch den Wunsch, eng mit Jehovas sichtbarer Organisation zusammenzuarbeiten.

Ich wurde gemäß dem Beispiel und dem Gebot, das unser Herr Jesus Christus gegeben hat, am
(Datum)....................................................... in (Ort).................................... im Wasser getauft.
(Matth. 3:13-17; 28:19). jetzt bin ich ein ordinierter Diener Jehovas Gottes und werde mich bemühen, mich mit Jehovas Segen so viel als möglich am Werk zu beteiligen, außerdem zu helfen, den wahren Gott zu erkennen, so daß auch sie anfangen, ihn zu lieben und ihm zu dienen.
Unterschrift des Getauften .........................................................................................................
Versammlungsaufseher .............................................................................................................
Name der Versammlung ............................................................................................................
Datum ..........................................................................................................................................

Diese Taufbestätigung verdeutlicht, daß auch die "Neue Welt Gesellschaft der Zeugen Jehovas", trotz gegenteiliger Autoritätsansprüche ihrer Leitung, eine menschliche Organisation ist.

Taufdokumente, die zum Predigtdienst für die WTG moralisch verpflichten, wurden von anderen Gemeinschaften, wenn auch nicht in solch krasser Form, schon früher verwendet.

Wieder einmal wird so indirekt, ein Stück der bisherigen Wachtturm-"Wahrheit" aus Nützlichkeitserwägungen heraus zu Grabe getragen.

Der exklusiv, oftmals künstlich betonte WTG-Anspruch, nur allein in der Gegenwart "die Wahrheit" zu besitzen, wird so, und das nicht nur bei diesem Beispiel, ein weiteres
Mal in Frage gestellt.
M. G.

Aus eingegangenen Briefen
Aus Amerika:
Besten Dank für CV und Deinen Brief. In Afrika geschehen wunderbare Dinge. 5 000 Zeugen, die im Herbst 1967 nach Mazambique geflohen waren, kommen jetzt langsam zurück. Sie dürfen das Land aber nur betreten, wenn sie den gesetzlichen Indientiracations-Schein erwerben Die Wachtturm-Gesellschaft erkennt sie aber nicht mehr als Zeugen Jehovas an, wenn sie diesen Schein erwerben. Dies gibt eine wunderbare Gelegenheit, diese Zeugen über die Irrtümer und Machenschaften der WTG-Leitung zu belehren, damit sie frei werden. Hunderte konnten schon in den dort bestehenden Versammlungen der "Christian Mission To Jehovas Witnesses" eingereiht werden.

Ein neuer Schlag traf die WTG. in Zambia. 300 Zeugen Jehovas mußten nach dem Kongo fliehen. Im Januar fand dort eine Wahl der neuen Regierung statt. Die ZJ verweigerten nicht nur die Wahlbeteiligung, sondern stellten sich in der Nähe der Wahllokale auf und sprachen gegen die Wahl. Die Bevölkerung lehnte sich dagegen auf und ging gegen die Zeugen vor. Dabei gab es auch Tote, weil die Bewohner sich beeinträchtigt fühlten, waren die Zusammenstöße mit den ZJ nicht zu vermeiden Was die weiteren Folgen sein werden, werden wir Euch berichten.

Euer Bericht über Hemery war für mich interessant, denn ich kannte ihn persönlich von Deutschland her. Ich traf ihn 1925 auf dem Magdeburger Hauptbahnhof und geleitete ihn zu Rutherford, welcher in Magdeburg weilte. Hemery übersetzte alle Ansprachen von Rutherford. Am Tage darauf unterbreitete ich in den Dienerbesprechungen die Vorträge von Rutherford. Hemery war enttäuscht über mich, als das Buch von mir erschien: "30 Jahre ein Sklave des Wachtturms". Er meinte, es sei nicht gut, daß alles bekannt würde. Drei Jahre später teilte er mir mit, das er nun erkannt hat, daß mein Vorgehen richtig sei und ich nicht aufhören soll, weiter gegen die Leitung zu arbeiten.

Hier in Amerika ist ein heißer Kampf entbrannt und die Verkündiger von Jehovas Zeugen arbeiten Tag und Nacht, um die 144 898 Verkündiger wieder zurückzugewinnen.

Aber auch wir arbeiten, und es zeigen sich Erfolge. Brüder erwachen, von denen man es kaum erwartete. Zeugnisse kommen ans Licht, die vor einigen Monaten undenkbar waren.

Seit 1922 ist man in der WTG dabei, die Verkündiger und ihre Leistungen zu zählen. Seit 1924 gibt es ein Jahrbuch mit Zahlen und Berichten. Ist das biblisch richtig Ich denke hier besonders an 2. Samuel Kap. 24.
Mit christlichen Grüßen

Aus Polen:
Besten Dank für CV Nr. 22. Besten Dank für die Bekanntmachung meines Erlebnisberichtes. Hoffe, das viele Brüder und Schwestern darüber nachdenken und daraus lernen, alles ist wahrheitsgemäß berichtet. Sehr interessiert hat mich der Artikel "Ist die Zeit des Endes gegenwärtig?" Möge die WTG-Leitung daraus zur Kenntnis nehmen, daß unsere Hoffnung und Glaube gestützt ist auf die Verheißungen des lebendigen Gottes "Jehova und seines lieben Sohnes, unseres Heilandes und Erlösers Jesus Christus". Niemals auf eine von Menschen gegründete irdische Organisation, die versucht, "ihr Königreich" unter dem Namen Jehovas mit Untergrundmethoden aufzurichten, um die Menschen im Bann der Geistes-Versklavung sich untertänig zu machen. Die beste Waffe gegen dieses Vorhaben ist und bleibt die "Heilige Schrift", denn hier ist die Wahrheit. Wenn die WTG-Leitung diese Waffe auch benutzt, so geschieht das durch verschleierte Irrlehren, gerichtet gegen die wirklichen Prophezeiungen und Verheißungen Gottes. Nach dem Willen des Allmächtigen wird alles zu seiner Zeit in Erfüllung gehen, niemals aber nach dem Willen der Leitung der WT-Organisation! . . .

Möge uns allen zum Segen gereichen die Verse 5 und 6 aus Sprüche Kapitel 3. Mit brüderlichen Grüßen . . . . Es grüßen Euch alle Brüder und Schwestern und die Redaktion "Swit" aus Polen und wünschen des Herrn Segen in der Aufklärungsarbeit.

Aus Rostock:
CV Nr. 21 fährt ja darin ein schweres Geschütz gegen die WTG auf. Die Schlußfolgerungen auf Seite 5/6 vom Artikel Franke sind mir unverständlich. Auf das Reich Gottes mit den Händen im Schoß zu warten, ist doch wohl absurd. Übrigens hat doch die WTG, wie CV berichtete, Römer 13 als weltliche von Gott eingesetzte Obrigkeiten anerkannt, wie ist da der Vortrag von Franke damit in Einklang zu bringen?

Gewiß hat die Leitung der WTG Römer 13 als die darin benannten Obrigkeiten als die weltlichen anerkannt, das hat der WT von 1962/63 deutlich zum Ausdruck gebracht. Jedoch ist es bei der Leitung der WTG so, daß man Römer 13 nur bedingt anerkennt und zwar, wenn es ihr nützlich erscheint, sind Römer 13 die weltlichen von Gott eingesesetzten Obrigkeiten, die ihnen nach Recht und Gesetz helfen müssen. Geht es aber gegen ihre Interessen, dann sind sie nicht berechtigt, eine Entscheidung herbeizuführen, denn dann sind sie nicht mehr von Gott eingesetzt. Dieser Begriff ist Außenstehenden schwer verständlich, das versteht nur die "Theokratische Organisation" und kann dies nur allein entscheiden.

A 5146-69 V 7 1 1538

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 27

Das Thema Nichtbeteiligung an den Wahlen durch Jehovas Zeugen, brannte den Kommunisten und vor ihnen schon den Nazis, erheblich unter den Nägeln. Während letztere in ihrer Presse dazu auch einige Polemiken starteten, waren die Kommunisten, auf dem ersten oberflächlichen Blick gesehen, diesbezüglich scheinbar etwas zurückhaltender. Wähnten sie doch ohnehin "99 %" im Kasten zu haben. Und diesen schönen Schein wollte man sich nicht unbedingt durch öffentliche Pressepolemiken selbst zerstören.

Indes in ihrem Blatt "Christliche Verantwortung" kommt ihr diesbezüglicher Frost dennoch mal zum Vorschein. So auch in dieser CV-Ausgabe.

Man kann darüber rätseln, ob der betreffende mit ""W. R." gezeichnete Artikel wirklich einen echten Verfasser hat. Oder aber ob er nicht vielmehr als gestellt betrachtet werden muss. Die darin enthaltene Diktion erinnert mich doch zu sehr an die der sprichwörtlichen "Lieschen Müller vom Lande".

Wie auch immer. Selbst wenn dieser Artikel gestellt sein sollte, so bringt er dennoch durchaus glaubhaft die Problematik auf den Punkt, wie Jehovas Zeugen mit sogenannten "Neutralitätsverletzern" umzuspringen belieben. Eigene, Individualentscheidungen, sind in dieser Organisation grundsätzlich nicht erlaubt.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 27 Gera Oktober 1969

CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Ein arbeitsreiches Jahr für Jehovas Zeugen!
Bericht aus dem Jahrbuch 1969
Liebe Brüder und Schwestern!
Mit dieser Überschrift veröffentlicht die Organisation der Zeugen Jehovas ihre Tätigkeit in 200 Ländern. Der Text dazu lautet: "Gutes zu tun und die Dinge mit anderen zu teilen, denn solche Schlachtopfer sind Gott wohlgefällig." (Hebr. 13:16). Jehovas Zeugen haben ihre Verpflichtungen nicht vergessen und sie möchten anderen helfen, ihre Verpflichtungen ebenfalls zu erkennen. Voran denn mit dem weltweiten Werk der Verkündigung der guten Botschaft!' (Luk. 21:28).

Am Verkündigungswerk beteiligten sich 1968 1 155 826 Verkündiger das ist ein Zuwachs gegenüber 1967 von 61 546 oder 5,6 Prozent. Getauft wurden 82 842 Personen. Da nur 61 546 Zuwachs ist, aber 82 842 getaut wurden, fehlen doch 21 296 Verkündiger gegenüber dem Vorjahr. Mithin sind diese 21 296 Verkündiger aus den Reihen der WTG ausgeschieden oder ausgeschlossen worden, Die Summe der Enttäuschten hat sich um die 21 000 erhöht, wenn wir 296 Todesfälle rechnen. Dazu berichtet das Jahrbuch leider nichts, es wäre aber gut, wenn dies berichtet würde, um ein genaues Bild zu haben.

Interessant ist auch, zu wissen, daß in 18 Ländern ein Rückgang der Verkündigerzahl von 1-64 Prozent zu verzeichnen ist. In 17 Ländern kein Zuwachs. Versammlungen auf der ganz Erde ein plus von 203 Versammlungen gegenüber 1967.

Am Gedächtnismahl waren anwesend 2 493 519 Personen. Symbole nahmen 10 619, das ist der noch lebende Überrest auf Erden. Im Vorjahr waren es noch 10 981 Personen.

Wenn 1 155 826 Verkündiger mit 63 871 Pionieren 208 606 762 Stunden insgesamt geleistet haben, so hört sich dies viel an, auf den einzelnen umgerechnet kommen nicht einmal 20 Stunden monatlich heraus, denn die Pioniere haben ja den größeren Stundenanteil zu tragen. Nachbesuche sind es ca. acht, pro Verkündiger und Heimbuchstudien rund 0,97, pro Verkündiger, also nicht ganz ein Heimbuchstudium pro Verkündiger.

Literaturumsatz im Jahre 1968
In der Druckerei in Brooklyn wurden hergestellt und verkauft: 12 130 996 Bibeln und Bücher, rechnen wir pro Stück 0,50 M Verdienst, so ergibt das einen Reinverdienst von 6 065 498 Mark. 17 170 289 Broschüren, Verdienst pro Stück 0,10 M, ergibt 1 717 028,90 M. An Wachttürmen und Erwachet wurden hergestellt und verkauf t: 169 149 350, ergibt bei 0,10 M Verdienst 16 914 935 Mark. Neue Abonnenten waren es 1 974 923 für WT und Erwachet, ergibt 197492,30 M. Sonstige Drucksachen wurden in Brooklyn hergestellt 12 965 097 Stück, rechnen wir auch mit 0,10 M Verdienst, ergibt 1 296 509,70 Mark. Ergibt zusammen: 26 090 463,90 Mark. Das ist, nur Brooklyn. Da Zahlenangaben für die anderen Druckereien fehlen, da ist es wohl niedrig eingesetzt, wenn wir hier nur 10 000 000 an Reinverdienst einsetzen. Die WT-Druckerei berichtet, daß die "Wahrheitsbücher" gehen wie Düsenmaschinen, sie sind einfach nicht aufzuhalten. "Die Wahrheit, die zum ewigen Leben führt", von diesem Buche wurden innerhalb drei Monaten von Juni bis 20. September drei Millionen Stück verkauft. Mithin sind die 10 Millionen sehr niedrig gehalten. Zusammen ergibt dies aus Literatur 36 090 463,90 Mark Verdienst.

Was bringen die Versammlungen an Gute Hoffnung'?
Es sind jetzt 25 409 Versammlungen auf der Erde. Rechnen wir wieder pro Versammlung 100 Mark monatlich, ergibt das eine Summe von 30 490 800 Mark monatlich. Beachten wir dabei, daß bei den "Guten Hoffnungsgeldern" keinerlei Unkosten entstehen, jedoch auch, das im allgemeinen die Versammlungen viel höhere Beiträge spenden, so daß der Betrag sehr niedrig bemessen ist. (Siehe CV Nr. 17, 18 und 19). Rechnen wir dazu noch die Einzelverpflichtungen der Verkündiger, welche mit 10 000 Spendern nicht zu hoch gegriffen sein dürfte und pro Verpflichtung 100 Mark bringen könnte, ergibt dies wiederum eine Summe von 1 000 000 Mark. Nehmen wir die Summen des Vorjahres wieder für die Bezirksversammlungen aus den freiwilligen Spenden, ergibt das wiederum eine Summe von 1 000 000 Mark ohne Unkosten, für die Kasse der WTG. Setzen wir für die Kreisversammlungen dann noch 600 000 Mark ein, trotz gesteigerter Mitgliederzahl, ergibt dies zusammen einen Betrag von 1 600 000 Mark aus Bezirks- und Kreisversammlungen. Dazu kommen nun noch die Weltkongresse von je vier Tagen, die viel Geld bringen, denn man hat auch gleichzeitig die Verpflegung der Teilnehmer in eigene Regie genommen, um guten Gewinn zu erzielen. Hier dürften 5 000 000 Mark nach Abzug aller Unkosten auch nicht zu hoch gegriffen sein.

Das Gesamtresultat wäre:
36 090 463,90 M aus Literatur
30 490 800,00 M Einnahme aus Guter Hoffnung
1 000 000,00 M aus freiwilliger Verpflichtung für G. H.
1 00 000,00 M Gute Hoffnungsspende aus Bezirksversammlungen
600 000,00 M Gute Hoffnungsspende aus Kreisversammlungen
5 000 000,00 M Gute Hoffnung aus Weltkongressen
74 181 263,90 M. Das sind täglich bei 365 Tagen rund 203 200 M nur bei diesem Jahresverdienst.

Dazu kommen noch die Zinsen aus den bereits angelegten Kapital und Erträge aus sonstigen Besitztümern der Gesellschaft, wie Farmen, Industrieanlagen usw.

Dazu wird berichtet. Die Gesellschaft besitzt drei Farmen. Die Königreichsfarm mit 302 ha, davon wurden 102 ha im vergangenen Jahr verkauft, so daß noch 200 ha in ihrem Besitz bleiben. Diese 200 ha oder mehr sollen zur Viehzucht und Nahrungsmittelerzeugung genutzt werden. Dann ist die Wachtturmfarm, ungefähr 160 km von New York entfernt mit 600 ha. Hier werden neue Gebäude errichtet, um die Farm auszubauen zur Erzeugung von Nahrungsmitteln für das Bethel. Ein großes Wohnheim für 85 Personen ist bereits fertig. Darin befindet sich auch ein Königreichssaal, ein Speisesaal, Küche und Wäscherei. Im Erdgeschoß befindet sich eine große Abteilung zur Herstellung von Konserven und eine Tiefkühlabteilung sowie auch eine Molkereiausstattung zur Herstellung von Butter und Käse. Weiter sind Lagerräume für Wurzelgemüse, Kartoffeln; Zwiebeln usw. vorhanden. Es ist an alles gedacht, was Nutzen bringt für das investierte Kapital.

Außerdem werden gebaut große Hühnerhäuser für die Geflügelzucht, Schweineställe, eine große Getreidemühle und ein Schlachthaus. Hier sollen die Schlachttiere gleich an Ort und Stelle geschlachtet und verwertet werden. Vom Erzeuger bis zum Verbraucher ist alles in einer Hand, in der Hand der Gesellschaft, ausgebaut wie ein Konzern.

Da ist aber noch die dritte Farin, die Bergfarm. Sie dient dem Obstbau, wie Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Weintrauben usw. Der Rest wird für Gartenerzeugnisse verwendet. Auch hier wird alles vom Erzeuger bis zum Verbraucher für die WTG genutzt. Auf diesen drei Farmen sind etwa 70 Brüder und Schwestern beschäftigt mit einem Monatsgehalt von 14 Dollar und Verpflegung. Sie kümmern sich um die Tiere, die Gartenarbeit und die Nahrungsmittel, die nötig sind, um die 1 100 Personen im Bethel zu versorgen. Über die ganze Welt verstreut gibt es 95 Bethelfamilien Einige sind klein, 2-3 Glieder, in einigen sind 125 Bethelglieder, in der ganzen Welt gibt es 1 800 Personen, die die Bethelfamilie bilden, es ist die größte der Welt.

Nach diesem Überblick über den Besitz der WTG und den erzielten Gewinn aus Grund Boden mit sehr billigen Arbeitskräften und das Kapital, was darin investiert ist, was der Gesellschaft geschenkt wurde durch Spenden usw., kann man schnell und mühelos reich werden. Es dürfte aus diesen Besitztümern ein Reingewinn von 30 Millionen nicht zu hoch gegriffen sein, da ja keine Zinsen für Kapital zu entrichten sind, im Gegenteil als Einnahme verbucht werden können. Somit kann die Gesellschaft jährlich mit einer Einnahme von mindestens 100 Millionen bestimmt rechnen. Sie wird oft Sorgen haben, es gewinnbringend anzulegen, deshalb die vielen Neubauten und Neueinrichtungen im Bethel, trotz der Nähe von Harmagedon nach ihren Darlegungen. Muß man sich da nicht die Frage stellen, glaubt die Leitung selbst an das nahe Ende?

Wäre es nicht gut, dies Geld für die bedürftigen Brüder und Schwestern zu verwenden, als irgendwie zu investieren Wieviel Gutes könnte man damit tun. Aber daran denkt die Leitung gar nicht, sondern nur an Gewinn. Dabei versucht sie alles noch so hinzustellen, als sei alles für Jehova getan. "Bethel" sagt sie, bedeutet "Haus Gottes" Welch ein großes Vorrecht wir doch haben, den Brüdern in der ganzen Welt zu dienen!

Dienen sie den Brüdern oder dem Mammon? Was tun sie für die Brüder? Literatur verkaufen, woran sie verdienen, die Brüder auffordern, Literatur zu verkaufen für die Leitung und ihnen dann sagen, das hast du für Jehova getan Solche Handlungsweise ist weder christlich noch brüderlich Die Schrift sagt:

"Wer aber der Welt Güter hat und sieht seinen Bruder leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm" (l. Joh. 3:17). Wieviel Gutes könnte mit diesen Millionen unter den Brüdern, die in Notlage, krank oder gebrechlich sind, getan werden, aber nichts geschieht, im Gegenteil, man will noch von ihnen haben.

"Wer ist tatsächlich der Mensch unter euch, den sein Sohn um Brot bittet - er wird ihm doch nicht etwa einen Stein reichen? Darum, wenn ihr, obwohl ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, um wieviel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, denen Gutes geben, die ihn bitten?" (Matth. 7.9, 11). Warum können andere Christengemeinschaften mit den Spendengeldern die Bedürftigkeit durch Liebe lindern? Doch nicht etwa weil sie nach den Begriffen der WTG-Leitung dem Teufel dienen? Ist es da nicht eher möglich anzunehmen, daß die reiche WTG-Leitung diesem Widersacher dient? "Wahrlich, ich sage euch: In dem Maße, wie ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan". (Matth. 25:40).

Abschließend wäre noch zu sagen, daß die Verkündigungsfreude der Brüder und Schwestern anzuerkennen ist, wenn sie wirklich glaubt, es für Jehova getan zu haben. Es wäre nun nötig zu prüfen, ob dem wirklich so ist, oder ob sie doch damit Menschen gedient haben.

Was ist die Watch Tower Society?
Darüber berichtet das Jahrbuch 1969 auf Seite 50-52:
"Die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania leitet die Tätigkeit der Zeugen Jehovas weltweit. Mit der pennsylvanischen Körperschaft arbeitet auch die Watchtower Bible and Tract Society of New York, Inc. zusammen. Ihre Satzung lautet ähnlich. Auch gibt es die international Bible Students Association of England. Noch eine Vereinigung besteht in Kanada und es gibt in verschiedenen Teilen der Welt eine Anzahl weiterer Bibelgemeinschaften, die ähnliche Satzungen haben, wie die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania.

Eine Anzahl von Körperschaften wie z. B. die WTBTS of New York, Inc. besitzen große Druckereien. Dort veröffentlichen sie Literatur, die die Erklärung biblischer Wahrheiten enthält. Weitere Druckereien sind in Deutschland, Schweden, Dänemark, Finnland, Schweiz, Südafrika, Australien und einigen anderen Orten. Hier werden Bücher und Zeitschriften gedruckt, die von Jehovas Zeugen beim Predigen der guten Botschaft vom Königreich Gottes verwandt werden."

Diese Darlegung der WTG-Leitung mit drei Körperschaften durfte jedem wohl klar zeigen, daß dabei nichts "Göttliches" zu finden ist, sondern eine rein menschliche Einrichtung ist, welche nach weltlichen Grundsätzen aufgebaut ist und nach solchen erweitert wird. Wie bei allen Geschäftsunternehrnen ist man natürlich bemüht, mit billigem Kapital Nutzen zu erzielen.

Dies dürfte auch erklären, warum die Gesellschaft nicht bereit ist, Alten, Kranken und Gebrechlichen zu helfen, denn sie ist nur geschäftsmäßig mit den Zeugen Jehovas verbunden, aber nicht in liebender, brüderlicher Verbundenheit.

Sie hat satzungsmäßig keinerlei Verpflichtung, Wohlfahrt der Zeugen Jehovas zu fördern, wie es auch Marley Cole bestätigt in seinem Buch.
Möchte auch dieser Bericht viele Brüder zum Nachdenken bringen und mögen sie hierbei prüfen, wem sie in Wirklichkeit dienen.
In christlicher Verbundenheit grüßt Euch mit Psalm 49:5; 6,
Bruder Willy Müller,
65 Gera, Lutherstraße Nr. 16 und Mitverbundene

Einheit in der Verschiedenheit, ist dies für einen Christen möglich?
Die Bibel leitet uns zur selbstlosen Liebe an. Römer 15:5-13 dürfte uns hier ganz besonders Richtlinien geben. Obwohl es unter den Christen Unterschiede gibt die zur Zeit nicht aufgegeben werden können, in bezug auf Glaubensauffassungen, so sollte es unter ihnen deshalb keine Spaltungen geben. Paulus mahnt uns in fast allen seinen Briefen zur Einheit. Demnach muß es eine Einheit über unsere verschiedenen religiösen Auffassungen, Standpunkte und Gegensätze geben. Diese gibt es "in Jesus Christus". Alle Unterschiede dürfen und können es nicht verhindern, daß alle gemeinsam Gott für die Gabe danken, die sie mit Jesus Christus empfangen haben. Im gemeinsamen Lob Gottes, kann die gefährdete Einheit immer wieder gefunden werden. jedoch muß sich im gemeinsamen Lob Gottes dies auch immer wieder als Einheit beweisen. Sollte dies nicht mehr möglich sein, gemeinsam Gott zu loben und zu danken, dann allerdings ist dies zu einem großen Unterschied geworden, der zur gefährlichen Spaltung führt. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, die zur Einheit führen kann, nämlich, das Einander-Annehmen in der Verschiedenheit. Dies lehrt uns Christus. Er hat uns als der Reine als die Sünder angenommen. Dieses Einander-Annehmen in der Verschiedenheit ist die Liebe, die rechte, die Christusliebe. Die natürliche Liebe nimmt nur das gleiche an, sie nimmt die an, die einen sympathisch und angenehm sind. Das Beispiel Christi zeigt das Umgekehrte. Er nahm sich all derer an, die ihn verfolgten, die ihm widersprachen und ihn verkannten. Ich setze voraus, daß darauf wohl der Glaube. der Christen aufgebaut ist. Möchten wir uns dieses großen Beispiels des Annehmens erinnern und dies Verhalten Christi uns zur Norm hinstellen Einander annehmen in aller Verschiedenheit, ja sogar in allen Gegensätzen, das ist das Wesen der Liebe, die die Einheit der Christen garantiert. Die Liebe, in der Gott geehrt wird, und die Einheit, die zum gemeinsamen Lob Gottes notwendig ist.

Jesus hat beide angenommen, die Juden und die Heiden. Er wurde zunächst ein Diener der Beschnittenen, der Judenschaft.
In ihren Synagogen hat er das Gesetz ausgelegt, ihre Vorschriften hat er gehalten, seinem Volk galt zunächst und fast allein sein unmittelbarer Dienst. jedoch dies geschah in einem menschheitlichen Erlösungswerk, in dem die Verheißungen Gottes für alle Völker sich erfüllen. Das Heil ist, wie das Johannesevangelium sagt, aus den Juden, aber es ist für die ganze Welt.

Der Gegensatz von Juden und Heiden ist in Christus aufgehoben Er selbst hat ihn aufgehoben und hat darin die Hoffnung der Väter, die Weissagungen der Propheten erfüllt Wie Christus diesen Gegensatz aufgehoben hat, so sollte unter Christen aller Gegensatz verschwinden, wenn auch Unterschiede bestehen bleiben. Im gegenseitigem Sich-Annehmen verlieren sie ihre trennende Kraft. Im Blick auf das große Völkerziel Gottes sollen sie ungefährlich werden. Um diese christliche Einheit zu verwirklichen, ist nötig:

1. Der Glaube, der auf das Werk des Christus als den Grund des Heils schaut.
2. Die Hoffnung, die auf das Ziel der Vollendung blickt, das im Christuswerk aufleuchtet.
3. Die Liebe, in der sich das Einander-Annehmen vollzieht Freude, Friede, Liebe und Hoffnung seien die Begleiter bis zur Vollendung.

Mit diesem Artikel möchte ich mich im besonderen an die Leitung der Organisation der Zeugen Jehovas wenden. Sie sind bis dato wohl die einzigen, die da glauben, die christliche Einheit nicht verwirklichen zu können Sie sind bemüht, alle Andersgläubigen und Andersdenkende als dem "Teufel" dienend zu bezeichnen, trotzdem sie ihr Wissen aus der gleichen Bibel schöpfen als die Andersdenkenden Der Unterschied besteht wohl nur in der Form der Anbetung und in der Liebe im besonderen. Ihr Verhalten gegenüber ihren andersdenkenden Brüdern ist lieblos und unbiblisch. Würden sie die "Christusliebe" besitzen, wäre ihre Handlungsweise anders.

Möchte dieser Artikel die Brüder und Schwestern in der Organisation zum Nachdenken bringen und die Leitung veranlassen, ihre Auffassung in bezug auf "Christusliebe" einer Prüfung zu unterziehen. Dies ist mein gutgemeinter Rat. B. M.

Aberglaube unter den Zeugen Jehovas
Tatsachenbericht von einem Bruder aus dem Bezirk Dresden
Mit welchen primitiven Mitteln der Aberglaube von seiten leitender Diener in den Versammlungen genährt wird, geht aus diesem Bericht hervor.

Nach dem Verbot der Organisation der ZJ war man trotzdem immer bemüht, solange der Zugang nach Westberlin noch offen war, an den Kongressen dort in der Waldbühne teilzunehmen

Alle Mittel, unauffällig nach dort zu kommen, waren hier recht. In den Versammlungen wurden Berichte bekanntgemacht, wie Jehova alles überwache und es nur an dem einzelnen selbst liege, darauf zu vertrauen. So wurde uns unter anderem folgendes berichtet:

Ein Lastwagen, mit Plane verdeckt, war unterwegs mit Brüdern und Schwestern nach Berlin-West. Am Kontrollpunkt wurde das Auto angehalten. Auf dem Fahrbefehl stand, eine Ladung mit Eisenteilen. Man sah die Eisenteile, aber nicht die Brüder und Schwestern, man durfte passieren, Jehova hatte alles überwalltet und die Beamten mit Blindheit geschlagen.

Primitiver geht's wohl nicht mehr. Leider ist es aber so, daß die Mehrzahl der Brüder und Schwestern solche selbsterfundene Berichte als Tatsache hinnehmen, weil man es gut versteht, dies mit biblischen Berichten zu vergleichen, wie z. B. Rahab (Josua 2) Jona (Jona 1-3) usw. Daß diese Vorgänge mit der heutigen Organisation in gar keinem Zusammenhang stehen, traut sich keiner zu sagen. So wird der Aberglaube gefördert, weil er den Interessen der Leitung dient. Der Glaube an Wunder wird aufrechterhalten unter den Brüdern und Schwestern, denn die "göttliche Organisation" wird beschützt. Im Erfinden von Berichten hat man keine Hemmungen, das zeigt der Bericht des Bruders.

Aber auch in den Vollzugsanstalten benutzte man irgendwelche Ereignisse oder Zufälligkeiten als Zeichen, daß etwas Besonderes bevorstehe. Es war oft wie im Mittelalter, wo man jedem Vogelschrei eine Bedeutung zumaß. Besonders die Kreisdiener waren sehr mit solchen Aberglauben behaftet, dies werden verschiedene Brüder bestätigen, die es erlebten.

Einmal war eine außerordentliche große Waschschüssel schuld an unvorhergesehenen Ereignissen unter den Brüdern Der Kreisdiener meinte, das war das Zeichen für das nun gekommene Übel. Jedoch die Ursache war, das Benehmen und Verhalten des Kreisdieners gegen die Anstaltsleitung So sind viele dem Aberglauben verfallen zum Leidwesen der anderen Brüder, die gesunden Sinnes sind.
Deshalb ist "Wachsein" erforderlich.

Zwölf Jahre meines Lebens
von Gerhard Peters (II. Teil)
Zum Schluß des 1. Teiles:
Gerhard Peters berichtete, wie er auf einer Urlaubsfahrt aus dem Ruhrgebiet in die DDR, Hannelore, die Tochter eines Versammlungsdieners, kennenlernte.

Bei seinem ersten Besuch in der Familie des Mädchens - die ganze Familie gehörte zu den Zeugen Jehovas hatte man ihm, obwohl er noch ein sogenannter "Weltmensch" war, unter anderem schon die Möglichkeit geboten, mit dem Mädchen zu schlafen.

Gerhard Peters liebt seine Hannelore mit reinem und ehrlichem Herzen und als er einige Tage später - er hatte inzwischen seine Eltern besucht - wieder in Oebisfelde eintrifft empfängt ihn diesmal sein Mädel an der Haustür und berichtet ihm schnell zwischen Tür und Angel, daß ihre Mutter alles bemerkt hat und ihr laufend Szenen macht. Weiterhin berichtet sie ihm nun auch, daß sie alle Zeugen Jehovas sind und daß vorehelicher Geschlechtsverkehr in ihren Kreisen eine Todsünde ist. (Hier endete der I. Teil).

Bekanntlich verbietet die Zeugen-Leitung jeden vorehelichen Geschlechtsverkehr unter Verliebten oder Verlobten, indem sie das als Hurerei anprangert. Nun ist es aber so, daß auch unter den Zeugen Jehovas kein Fall bekannt ist, wo irgendein Paar bis zur Hochzeitsnacht sich des Geschlechtsverkehrs enthalten hat. Das Verbot der Zeugenleitung ist deshalb eine erste Verleitung zu religiöser Heuchelei und eine Ursache für viele Liebes- und Ehetragödien.

Heirat
Wahre Liebe überwindet alles, und so war es auch bei mir, nachdem ich diese große Neuigkeit von meiner zukünftigen Frau erfahren hatte. Ich beruhigte sie also erst einmal so gut ich konnte:

"Hannelore, es tut mir leid, daß Du soviel Unannehmlichkeiten erleiden mußtest; aber Du kannst mir glauben, ich habe Dich sehr, sehr lieb und ich werde jetzt gleich mit Deiner Mutter sprechen und ihr meine ehrlichen Absichten darlegen. Den Kopf wird sie mir ja nicht gleich abreißen."

Trotz meiner äußerlichen Ruhe, war mir der nun folgende Gang zur gestrengen Schwiegermutter äußerst peinlich, zumal ich doch nun wußte, welche strengen Gesetze in der WT-Gesellschaft herrschen.

Meine Schwiegermutter war gerade in der Küche tätig, und noch heute kann ich mich noch sehr gut an die Leichenbittermiene erinnern, die sie bei meinem Eintreten aufgesetzt hatte.

"Na, das kann ja gut werden", dachte ich schnell noch, und ich übernahm auch gleich die Initiative, um alles so schnell wie möglich zu einem guten Ende zu bringen.

"Guten Tag, Frau Beich, Hannelore hat mir eben alles erzählt; aber ich kann Ihnen nur versichern, daß ich kein Luftikus bin und von meiner Seite wirklich ernste Absichten bestehen."

Kaum hatte meine Schwiegermutter diese Worte vernommen, da hellte sich ihr Gesicht zusehens auf; denn das entscheidende Wort, auf das sie voller Bangen gewartet hatte, war nun endlich von meiner Seite aus gefallen. Die sogenannte Todsünde spielte nun keine Rolle mehr, wo doch der Fisch nun endgültig angebissen hatte.

Später, als ich selbst ein überzeugter Zeuge Jehovas war, mußte ich noch oft an diese Szene denken, und ich konnte es nie richtig begreifen, daß eine Mutter mit der eigenen Tochter so ein verwerfliches Spiel treiben konnte, zumal man sie noch vorher von seiten ihrer Glaubensbrüder ernsthaft gewarnt hatte, ja keinen Weltmenschen in ihre Familie aufzunehmen; aber dies verschwieg man mir wohlweislich, und man erzählte mir stattdessen nur, daß sie zu dem auserwählten Volk gehören, das von Jehova dazu auserwählt wurde, um ewig in Glück und Frieden auf dieser Welt zu leben.

Selbstverständlich klangen mir diese Voraussagen vom "ewigen Schlaraffenland" zuerst ein wenig phantastisch; aber was mich damals sofort fasziniert hat, waren die Berichte von den Brüdern, die während der Nazizeit getreu dem Gebot "Du sollst nicht töten", jeglichen Wehrdienst abgelehnt haben, und für diese Überzeugung, ohne mit der Wimper zu zucken, in den Tod oder ins KZ gegangen sind. Kurz und gut gesagt, alles, was ich in jenen Tagen zu hören bekam, erschien mir gut und wahr und sprach mir aus dem Herzen, und ich bin dann auch mit der felsenfesten Überzeugung nach Westdeutschland zurückgefahren, endlich die "Wahrheit" und das "ganze große Glück" gefunden zu haben.

Ende 1951 habe ich meinen Heiratsurlaub genommen, und das grobe Ereignis fand dann am Heilig Abend 1951 statt.

Nach dem Westen
Dieser Urlaub war für mich ein einziger "Siebenter Himmel", und als es am Ende meines Urlaubs ans Abschiednehmen ging, da tröstete ich meine junge Frau mit den Worten: "Hannelore, ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, damit ich bald eine Wohnung für uns bekomme, und dann werde ich keinen Tag länger warten, um Dich nachzuholen." Ich versäumte aber auch nicht meine Schwiegermutter darauf hinzuweisen, daß die kommenden zwei Jahre nicht ohne Schwierigkeiten sein werden; denn die Gründung eines Hausstandes während meines Studiums erfordert für uns beide so manchen Verzicht und sehr viel gegenseitiges Verständnis.

"Aber, Gerhard, was glaubst Du wohl, wie verständnisvoll, tatkräftig und lieb Dir unsere Hannelore zur Seite stehen wird; denn Du hast es doch selbst gehört, daß bei uns Zeugen Jehovas jegliches materielle Denken verpönt ist, und unsere Hannelore ist ja so ein liebes und bescheidenes Menschenkind. Sie wird Dir in den nächsten Jahren, auch wenn Schwierigkeiten auftreten, immer eine liebe und treue Frau sein", sagte mir darauf meine Schwiegermutter, und ich war damals auch fest davon überzeugt, daß es so sein wird.

Wie es nun mal bei jungverheirateten Menschen ist - jegliche Trennung ist eine unsagbare Qual, und obwohl ich noch keine Wohnung hatte, entschloß ich mich, meine Frau im Frühjahr 1952 zu mir zu holen. Meine Schwester hatte sich nämlich bereit erklärt, uns solange bei sich aufzunehmen. Außerdem glaubte ich, daß ich, wenn meine Frau nun einmal da war, das Wohnungsamt etwas mehr unter Druck setzen zu können. Es hat dann aber trotzdem noch etwa acht Wochen gedauert, bis unser Wunsch, endlich ein eigenes Heim zu besitzen in Erfüllung ging.

Erste persönliche Konflikte
Bereits in den ersten Wochen stellte sich heraus, daß wir charakterlich doch ganz verschieden waren. Für mich war zum Beispiel jede freie Stunde, die ich nicht in der Dunkelheit unter Tage verbringen brauchte, etwas sehr Kostbares, und es kostete mich immer wieder, Tag für Tag, unendlich viel Überwindung, wenn ich oben auf der Hängebank stand und auf den Korb wartete, der mich in die Tiefe bringen sollte.

Aus diesem Grunde nutzte ich auch jede Gelegenheit zu ausgedehnten Spaziergängen.

Für mich war es ein richtiger Schock, als ich, nachdem meine Frau nun bei mir war, plötzlich erkennen mußte, das sie für die Dinge, die mir einfach ein Bedürfnis waren, und die mir immer wieder neue Kraft gaben, keinerlei Neigung und Verständnis aufbrachte. Immer mehr ließ sie in jenen Tagen durchblicken, daß sich alles nach ihr zu richten hat, und daß auch ich amusisch zu sein habe, wenn sie nun schon mal so veranlagt ist.

Meine Frau war zu jener Zeit gerade 18 Jahre alt geworden und hatte darum auch sehr wenig Erfahrung im Kochen und in der Haushaltsführung. Trotzdem nahm sie keinen Rat von meiner Schwester an, und wenn diese ihr mal etwas zeigen wollte, dann sagte sie nur immer wieder: "Nein, meine Mutti hat das anders gemacht, und für mich ist nun mal nur meine Mutti maßgebend." Damals fing es also schon an mit ihrer "Mutti".

Ja, und dann kam es eines Tages auf ganz harmlose Art und Weise wegen eines Füllhalters zum ersten Ehekrach. Ich hatte ihr nämlich einen Füllhalter geschenkt, damit sie nicht immer meinen nimmt; denn jeder Mensch hat eine andere Schreibhand, und da ist es nicht gut, wenn er immer wieder von anderen Personen benutzt wird. Jedenfalls hatte sie eines Tages ihren Füller mal wieder verlegt und hatte nun meinen benutzt, um einige Briefe zu schreiben. An sich kein Beinbruch, und ich habe ihr auch gar keine ernsthaften Vorhaltungen gemacht. Was mich nur ein wenig in Rage gebracht hat, war, daß sie nicht aufrichtig war und ihre kleine Schwäche, nicht nach ihrem eigenen Füller gesucht zu haben, zugeben wollte. Ich wollte es jedenfalls auf keinen Fall zu einem ernsthaften Streit kommen lassen, und so sagte ich nur noch so nebenbei: Hör mal, wegen dieser Kleinigkeit, brauchst Du mir doch nichts vorzuschwindeln, und Du hättest doch ruhig zugeben können, daß Du Deinen Füller............

Den Satz konnte ich nicht mehr beenden; denn wie von einer Tarantel gestochen bekam meine Frau plötzlich einen wahren Tobsuchtsanfall und schrie, daß es im ganzen Hause zu hören war.

Mir war das natürlich sehr peinlich; aber sie ließ mich einfach nicht mehr zu Worte kommen. Sie benahm sich genau wie ein kleines verzogenes Kind, das Wutkrämpfe bekommt, wenn es seinen Willen nicht durchsetzen kann, und darum konnte ich auch nur lachen, als sie versuchte, auf mich einzuschlagen; aber das brachte sie nur noch mehr außer Rand und Band, und sie warf nun mit allem, was ihr gerade in die Hände fiel, nach mir. Mir blieb nichts anderes mehr übrig, als sie so lange festzuhalten, bis der Anfall vorüber war; denn sie hätte sonst noch sämtliches Geschirr, das auf dem Tisch stand, demoliert.

Später, als sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, habe ich wie ein Vater auf sie eingeredet, und sie tat dann auch so, als wenn sie ihre falsche Handlungsweise eingesehen hat.

Wenig später bekamen wir auf mein Drängen vom Wohnungsamt erst mal ein Zimmer zugewiesen, und als wir es eingerichtet hatten, da waren wir beide richtig glücklich Meine Frau nahm nun auch etwas Anteil an dem, was mich interessierte, und es gab kaum etwas, das wir nicht gemeinsam taten.

Selbstverständlich besuchten wir auch die Buch- und Wachtturmstudien, und langsam aber sicher fing ich immer mehr Feuer von dem, was hier gelehrt wurde, und wenn mir damals jemand prophezeit hätte, das ich eines Tages einmal kritisch über diese Organisation schreiben würde, so hätte ich ihn für einen Irren gehalten. Denn eine Organisation, die den Kriegsdienst ablehnt und noch dazu ein ewiges Leben in Glück und Frieden verheißt, mußte einfach das Ideal sein, nachdem ich mich im Unterbewußtsein so lange gesehnt hatte. Heute ist mir klar, daß diese Organisation die Menschen im Grunde genommen bei ihren bei ihren materiellen und kulturellen Bedürfnissen und Interessen zu packen sucht. Die himmlischen Dinge dabei nimmt man hin und glaubt sie, wie die Organisation sie darstellt; aber die Hauptabsicht ist dabei auf das Irdische gerichtet. Es geht also, genau wie seit eh und je, nur um die "irdische Machtfrage". -

Den letzten sogenannten Schliff bekam ich damals von einem Bruder, namens Theo Dahlmann. Dieser hatte bei uns das Heimbibelstudium übernommen, um besonders mich im Glauben zu fördern. Er war im gleichen Alter wie ich und machte einen sehr netten und gepflegten Eindruck auf mich. Auch musizierte er sehr gern, und so waren wir beide bald ein Herz und eine Seele, und was er in Glaubensdingen sagte, erschien mir gut und einleuchtend.

Eines Tages kam Theo und sagte: "Hör mal, Du hast in letzter Zeit sehr gute Fortschritte gemacht, und es wäre, glaube ich, sehr gut für Dich, wenn Du mal mit in den Felddienst gehst." Ich wollte schon, selbstverständlich, aber zuerst war mir doch ein wenig komisch zumute, so ohne weiteres bei fremden Menschen anzuklopfen, um ihnen von unserem Glauben zu erzählen.

Pünktlich, wie vereinbart, kam er dann auch am kommenden Sonntag vormittag und holte mich ab. Straßen und Hausnummern waren auf den Gebietskarten vorgeschrieben, und so gingen wir dann los. An diesem Sonntagvormittag kriegte ich das erste Mal einen Einblick, was es heißt, in den Felddienst zu gehen. Die meisten Leute, bei denen wir anklopften, klappten uns, kaum daß wir drei Worte gesprochen hatten, die Tür vor der Nase zu. Nur wenige hörten uns also wirklich an, und wenn es uns dann noch gelang, einen Wachtturm abzusetzen, so war die Freude groß. Nach und nach habe ich dann auch mitgekriegt, wie man am besten an die Leute herankommt, und im Grunde genommen waren es dieselben Triks, die jeder andere Vertreter auch anwendet, um seine Ware an den Mann zu bringen.

Bei den Leuten, wo es uns tatsächlich gelang, eine Zeitschrift abzusetzen, notierten wir uns draußen deren Namen, damit der nächste, der dieses Gebiet wieder bearbeiten mußte, gleich wußte, wo er eventuell in bezug auf ein Heimbibelstudium Glück haben könnte. Später, als ich alleine in den Felddienst ging, machte ich immer mehr die Erfahrung, daß die meisten Leute uns nur einen Wachtturm abnahmen, um uns möglichst schnell wieder loszuwerden.

Einmal habe ich den Theo gefragt: "Du, sag mal, warum gehen wir immer wieder zu den Leuten hin, die nichts von uns wissen wollen, das ist doch unnütze Zeit, die wir da vergeudend?" Ich empfand es jedenfalls immer wie eine Demütigung, wenn ich immer wieder wie ein Hausierer an den Türen abgefertigt wurde.

"Ja", sagte Theo, "der Geist Jehovas tut manchmal Wunderdinge, und es ist darum einfach unsere Pflicht, immer wieder zu diesen Menschen hinzugeben, auch wenn sie die Hunde auf uns hetzen würden. Aus einem Saulus ist ja bekanntlich auch eines Tages ein Paulus geworden." -

Obwohl es mein Studium zeitmäßig eigentlich gar nicht erlaubte, besuchte ich doch immer regelmäßig die Versammlungen; denn im Hintergrund befand sich immer der erhobene Zeigefinger der Organisation, und erst sehr spät ist es mir zum Bewußtsein gekommen, daß nicht der Glaube und die Überzeugung zählen, sondern: Felddienststunden, die Zahl der abgegebenen Bücher, Broschüren und Zeitschriften, Abonnements und Heimbibelstudien -, also nur Zahlen und Quoten.

Je mehr ich an Erkenntnis zunahm, um so mehr packte mich die Angst, eines Tages mit den Maßen der WT-Gesellschaft gewogen und zu leicht befunden zu werden, und so blieb es auch gar nicht aus, daß die Schule bei mir nur noch an zweiter Stelle stand. Wegen eines kurzfristigen weltlichen Erfolges wollte ich auf keinen Fall die Aussicht auf ein ewiges Leben verspielen. -

Dann aber entwickelte sich zwischen meiner Frau und dem Wachtturmstudienleiter der Versammlung mehr als christliche Nächstenliebe. Eines Tages trat eine Frau an mich heran - sie wohnte bei uns in der Nachbarschaft und sagte: "Guten Tag, sind Sie Herr Peters?" - Ich sagte: "Ja". -
"Sagen Sie mal, Herr Peters, ich gucke mir das schon eine ganze Weile mit an, und darum möchte ich Sie heute fragen, ob Sie auch Zeuge Jehovas sind."
Ich sagte wieder "ja" -
"Ach" sagte sie, "dann ist das, glaube ich, doch etwas anderes."
Ich sagte: "Wieso? - warum fragen Sie denn?" -
"Ich sah neulich ziemlich spät am Abend Ihre Frau mit jemand Arm in Arm gehen."

Ich fühlte plötzlich, wie mir das Blut ins Gesicht stieg, und unwillkürlich stieg der Gedanke in mir auf: "Da setzt mir einer Hörner auf!"
Fortsetzung folgt

Ein Gespräch mit führenden Brüdern der WTG-Leitung und einem Bruder über Römer Kapitel 13
Bei den letzten Wahlen nahm ich daran teil, da ich der Meinung war, daß nach der neuen Belehrung der WTG im Wachtturm Nr. 1/63 und Nr. 2/63 öffentlich bekanntgegeben war, daß man dies nach der Erkenntnis von 1962 tun solle. Ich handelte nach dieser Belehrung so, als es verkündet war:

"Denn also ist es der Wille Gottes, daß ihr durch Gutestun die Unwissenheit der "unverständigen Menschen zum Schweigen bringet". (l. Petr. 2:15). "Christen unterwerfen sich ungezwungen, aus freien Stücken, und das schadet ihnen nicht. Es trägt dazu bei, das sie weniger in Schwierigkeiten geraten". (Seite 26/27). "Unsere gegenwärtige Verpflichtung: "Ehret den König" und demzufolge auch die Statthalter, die von ihm gesandt werden, um gut zu regieren, ist unsere Verpflichtung, Gott zu fürchten, untergeordnet". (Seite 28).

Weil ich nach dieser Belehrung der WTG-Leitung handelte, war es nach Auffassung leitender Brüder doch nicht richtig. Eines Tages erschien bei mir ein auswärtiger Bruder, welcher sich aber namentlich nicht vorstellte, ich kannte ihn nicht, er sagte nur, daß er von außerhalb käme, und bat um eine Unterredung. Auf meine Frage, in welcher Angelegenheit, sagte er, wegen der Wahlbeteiligung. Er war sehr freundlich und bat mich, die Gründe meiner Wahlbeteiligung anzugeben. Ich verwies ihn auf die erschienenen WT, daß man den weltlichen Obrigkeiten untertan sein müsse nach Römer Kapitel 13, nach dem neuen Verständnis dieses Textes. Er sagte, da hast du aber einen schweren Fehler begangen. Ich erwiderte, ich habe es mit gutem Gewissen getan und keinerlei Hemmungen gehabt, zumal der WT dies lehre. Der Bruder meinte, das sei ein großer Irrtum meinerseits und wollte mir klarmachen, daß dies zweierlei Bedeutung habe und wäre nicht so, als ich es auffasse. Dieses "untertan sein" sei nur bedingt und man müsse erwägen, um was es gehe, ehe man gehorche. Nun, die Bibel sagt doch aber nicht, man darf nur dieser oder jener Regierung gehorchen, sie spricht doch nur von Obrigkeit, dies war mir unverständlich, daß es hier Ausnahmen geben sollte.

Wir schieden im Nichtverstehen, aber freundlich voneinander. Bei seinem Weggang frug er noch, ob er mich mal wieder besuchen dürfe, was ich ihm erlaubte. Einige Zeit darauf erschienen gleich drei Brüder bei mir und baten um eine Unterredung in der Angelegenheit Wahlbeteiligung. Nach einigen Höflichkeitsfragen frugen sie dann: "Bekennst du dich noch zur Organisation der Zeugen Jehovas?" Ich verneinte dies. In diesem Augenblick waren sie wie umgewandelt und ließen die Maske der Freundlichkeit fallen und zeigten ihr wahres Gesicht, nämlich als lieblose Brüder, die nur allein recht haben und ich ihren Rat zu beherzigen habe. Man sagte, ich gehöre zur Rotte Korah und ginge in die Vernichtung, in den ewigen Tod. Ich erwiderte, sie möchten ihre Zunge im Zaume halten, denn sie hätten kein Recht, über mich als Richter zu sitzen, vor allem auch, daß ich doch nur das getan habe, was die Leitung gelehrt habe, wo liegt hier das Unrecht? Einer von ihnen schien meinen Einwand als berechtigt anzuerkennen und meinte, nun, wenn du einsiehst, daß du einen Fehler begangen hast, kannst du auch wieder zurückkehren in die Organisation. Sofort warf ein anderer von den Dreien ein, aber dann nicht unter einem Jahr, denn wir müssen erst sehen, ob du wirklich bereust und dich den Anordnungen der Leitung unterordnest. Ich war nicht bereit, auf diesen Vorschlag einzugehen, da ich mir keiner Schuld bewußt war. Dies brachte sie in Zorn und man sparte mit unchristlichen Worten nicht, sondern wünschte mir alles Schlechte. Mit diesen Wünschen verließen sie meine Wohnung Aber damit war ihre Tätigkeit noch nicht zu Ende. Sie suchten jetzt die Brüder und Schwestern in meiner Stadt auf und verboten ihnen, mich zu besuchen oder mit mir zu reden, denn ich wurde sie nur verführen. Einige handeln nach dieser Anweisung, ein Teil aber nicht denn sie verstehen die Handlungsweise der leitenden Brüder nicht, weil sie ohne Liebe und Verstehen ist.

Das Resultat aus diesem Erlebnis: Wo bleibt die vielgerühmte Liebe unter den Zeugen Jehovas? Wo bleibt das Einfühlungsvermögen und Verstehen der Brüder? Wie können sich Brüder dazu hergeben, ihre Brüder zu richten Sind diese ohne Fehler, um sich als Richter zu empfehlen Kann sich nach dieser Erfahrung noch jemand den dienenden Brüdern anvertrauen, um dort Hilfe in Gewissensnöten zu erhalten? Fragen über Fragen wirft solches Erlebnis auf, welches von den leitenden Brüdern nie gelöst werden wird, wenn sie nicht in aller Demut zu dienen bereit sind. Möchte auch dieses Erlebnis einigen Brüdern in der Organisation zur Anregung dienen, alles zu überprüfen und sich zu fragen: Kann diese Organisation eine göttliche Organisation sein?
W. R.

Kitawala
Die Watch-Tower- Bewegung in Zentralafrika
In ihrem Bericht über Nordrhodesien (Zambia) bemerkte die Wachtturmgesellschaft in dem Jahrbuch für 1964 (S. 217), dass die neu Hinzugekommenen längst nicht alle ersetzen, die die Organisation verlassen haben.

Auch in den nachfolgenden Jahrbüchern finden wir in den Berichten über Malawi und Zambia des öfteren Bemerkungen über Gewalttätigkeiten und Verbotsandrohungen gegen die Zeugen Jehovas in diesen jungen afrikanischen Nationalstaaten.

Im Oktober 1967 war es dann soweit, Jehovas Zeugen wurden in Malawi wegen der asozialen Grundeinstellung der WTG als staatsgefährdend verboten, wobei allerdings auch zu bemerken ist, dass einige leitende Brüder in Malawi (Zweig-, Sonder- und Kreisdiener) ihre gegenwärtige soziale Verantwortung erkannten und als Konsequenz daraus eine freie christliche Gemeinschaft für ganz Zentralafrika gründeten, die sich der dortigen Zeugen Jehovas annimmt. …

Kitawala.
In mittelbarem Zusammenhang mit diesen Geschehnissen in Zentralafrika sind auch einige Jahrbuchberichte über den Kongo (Leopoldville) interessant, die uns auf eine bemerkenswerte religiöse Bewegung aufmerksam machen, die schon seit den ersten Anfängen der WTG in Afrika von der Brooklyner Leitung unabhängig ist und auch besser verständlich macht, weshalb die Zahl der neu Hinzugekommenen in bestimmten Situationen längst nicht alle jene ersetzen, die die Organisation verlassen haben.

Im Jahrbuch 1964 (S. 185) wird z. B. berichtet:
"Im Jahre 1932 versuchte die Gesellschaft, einige Zeugen in den Kongo zu senden, der damals eine belgische Kolonie war, jedoch erwiesen sich diese Bemühungen als nicht erfolgreich. Die belgische Regierung hielt die Zeugen für die einheimische, politisch-religiöse Gruppe, de sich ,Kitawala' nannte. Diese dort ansässige Religion ist eine Verschmelzung . . . auch der Lehren von Jehovas Zeugen."

Und im Jahrbuch 1966 (S. 102) wird weiter dazu berichtet.
"Vom Zweig wurde eine eingehende Studie zur 'Kitawala'-Frage ausgearbeitet (dabei geht es um Gruppen, die diesen Namen angenommen haben und ihre Versammlungsstätten Kitawala, Watch Tower, International Bible Students Association und Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania nennen)."

Aus diesen Bemerkungen der WTG ist also ersichtlich, dass in Zentralafrika eine nicht unbedeutende Gruppe existiert, die sich in den dortigen Bantusprachen "Kitawala" nennt, was sinngemäß übersetzt soviel wie "Wachtturm-Bewegung" bedeutet, die zwar einige Elemente der Wachtturmlehren enthält genau genommen jedoch eine afrikanisierte Form der Wachtturmreligion darstellt und mit den Zeugen Jehovas nicht mehr identisch ist.

Geschichtliche Anfänge.
Interessant ist dabei besonders, dass die "Kitawala" kein Produkt der Neuzeit sind, sondern ihren Ursprung schon in den ersten Missionsbemühungen der WTG in Afrika haben!

Als Grundlage für die nachfolgende Darstellung dient uns eine 1967 im Elwert Verlag/Marburg erschienene Dissertation (Doktorarbeit) von Hans Jürgen Greschat über die "Kitawala", der sein Quellenmaterial dafür unter anderem auch von den WTG-Büros in Brooklyn/New York, Leopoldville/Kongo und aus London erhielt.

Joseph Booth.
Die geschichtlichen Anfänge der Wachtturmbewegung in Afrika sind in der Hauptsache mit zwei Namen verbunden; Joseph Booth und Elliot Kenan Kamwana.

Joseph Booth, 1851 in Derby/England geboren, später in Australien ansässig, war einer jener Menschen, die es mit Fleiss und Ausdauer zu einigem Reichtum gebracht hatten, der sich jedoch besonders seit 1891 von Gott erleuchtet und zum Missionar berufen fühlte. Sein wohl erstes missionarisches Wirken für die Baptisten in Nyassaland, dem heutigen Malawi, währte bis 1896, woraufhin er mit ihnen brach und Missionar für die Siebten Tags Adventisten, ebenfalls in Nyassaland, wurde. Besonders verdienstvoll war sein offenes Eintreten für die Gleichberechtigung der von den Weißen unterdrückten einheimischen Bevölkerung, wodurch er sich allerdings den Hass der Kolonialbeamten zuzog und Nyassaland für immer verlassen musste. Er zog dann nach Südafrika. Im Jahre 1906, Booth war auf der Suche nach "neuer Wahrheit" und neuen Geldgebern für seine missionarischen Ziele, besuchte er auch C. T. Russell, den er mit der Versicherung überraschte, es gebe in Süd- und Zentralafrika "viele Schwarze mit gerade dem rechten Herzen für die fröhliche Milleniums-Botschaft von der Aufrichtung der Herrschaft des Gerechten", so das Russell seine Bitte um Unterstützung erfüllte und ihn als offiziellen Beauftragten der WTG nach Südafrika zurücksandte! Jedoch um die Jahreswende 1909/10 trennte sich Booth wieder von den Russelliten, indem er in Amerika eine Organisation der Siebten Tags Baptisten, die "American Sabbath Tract Society" in Plainfield, New Jersey, um weitere Unterstützung für seine Missionspläne bat.

Elliott Kenan Kamwana.
Einer seiner Schüler während seiner adventistischen Zeit war E. K. Kamwana, der wohl auch von J. Booth getauft wurde.

Nachdem Joseph Booth dann zwangsweise nach Südafrika kam, erfuhr er so um das Jahr 1907 herum, dass sein ehemaliger Schüler jetzt in Johannisburg/Südafrika in einem Hospital arbeitete, woraufhin beide, wieder brieflich und persönlichen Kontakt aufnahmen, in dessen Ergebnis Kamwana auch mit den Lehren Russells in Berührung kam.

Kamwanas missionarisches Wirken.
Im Juli oder August 1908 teilte E. Kamwana in einem Brief an einen Freund mit, er sei von Booth als Missionar in seine Heimat Nyassaland zurückgesandt worden.

Im Dezember 1908 begann er dort mit einem öffentlichen Predigtfeldzug, den er dann im März 1909 abbrechen musste und indem er rund zehntausend Personen taufte; nach eigenen Angaben genau 9126, die so in die neue "Society Church" aufgenommen wurden, wodurch er alle missionarischen Bemühungen der anderen Kirchen weit in den Schatten stellte.

Sein großer Erfolg beruhte darauf, dass er wie Russell lehrte, im Jahre 1914 werde das Millenium Christi aufgerichtet, was er allerdings so ausdeutete, dass in jenem Jahr alle weißen Verwaltungsbeamten Afrika verlassen müssten und dann ein Leben ohne bedrückende Lasten, ohne Steuern, ohne Schulgeld, in einem freien afrikanischen Land unter afrikanischer Führung beginnen würde. Seine Anhängerschaft vermehrte sich auf Grund dieser materiellen Zielstellung überdurchschnittlich schnell, wobei die anderen Kirchen auf Grund ihrer überwiegend ,jenseitigen' Verkündigung, allerdings das Nachsehen hatten. Bemerkenswert ist es auch, das Kamwana sich als rechtmäßiger Repräsentant der Brooklyner Wachtturmgesellschaft betrachtete und von dieser auch als solcher zu jener Zeit anerkannt wurde.

Ein Abgesandter Russells, W. Johnston, der im Jahre 1910 die neugegründeten Gemeinden in Zentralafrika besuchte, musste sich allerdings dann in seinem Bericht bitter darüber beklagen, dass ein "Geist der Habgier und Selbstsucht" jene Gemeinden erfüllt habe.

Ihm erschien es so, dass viele glaubten, er sei mit geldgefüllten Taschen gekommen um alle Pastoren und Lehrer zuu beschenken und ihnen im Namen der Society gewinnbringende Positionen anzubieten.

Drei Hauptgedanken waren für Kamwanas Verkündigung charakteristisch:
Die verheißene Befreiung von weißer Herrschaft, die jedem gewährte seligmachende Taufe,
der materielle Reichtum, den sie im tausendjährigen Reich und schon vorher aus Amerika erwarteten.

Besonders jedoch die verheißene Befreiung von europäischer Bevormundung, bewirkte, dass Kamwana am 18. März 1909 vom britischen Gouverneur Sir Alfred Sharpe verhaftet und des Landes verwiesen wurde, worauf er wieder zu Booth nach Kapstadt zurückkehrte und später nach neuen Missionsversuchen im Jahre 1915 für 28 Jahre nach Mauritius verbannt wurde.

Von Seiten der WTG wurde offizieller Protest gegen die Ausweisung bei der Protektorats-Verwaltung eingelegt und auch der amerikanische Konsul wurde um Beistand gebeten, wenn auch ohne den gewünschten Erfolg.

William W. Johnston.
Im September 1910 wurde William Johnston aus Glasgow/England im Auftrage der WTG nach Südafrika gesandt, mit dem Auftrag, die von Kamwana verlassenen Gemeinden aufzusuchen und zu reorganisieren.

Die afrikanische Wachtturmbewegung macht sich selbständig.
Als Johnston bei den Eingeborenen, den Tongas - genannt so nach dem gewaltigen Tongasee im heutigen Malawi, dem drittgrößten See Afrikas - eintraf, wurde er mit Geschenken fast überschüttet, man gab ihm eine besondere Hütte und stritt um das Vorrecht, ihn in der Machila, einer Hängematte tragen zu dürfen.

Plötzlich jedoch schlugen die Ehrungen in ihr Gegenteil um. Johnston blieb ohne Nahrungsmittel und Obdach und musste schon nach zehn Tagen Anwesenheit seine Rückreise antreten, wobei er von den am Ufer scharenweise stehenden Kamwanaiten verspottet und verhöhnt wurde. Die Ursache für diesen Misserfolg sah er in der Enttäuschung, die er ihnen durch seine Erklärung bereitete, die Society könne und wolle nicht für freien Unterricht, für freie Lehrbücher und Lehrer sorgen, wodurch die WTG praktisch gesehen den Einfluss auf die einstmals in ihrem Namen gegründeten Gemeinden für alle Zeiten verlor! Als Kamwana 1937 aus seinem Exil wieder nach Nyassaland zurückkehrte, blieb er den weißen Zeugen Jehovas gegenüber ein unversöhnlicher Widersacher, der wieder mit der während seiner Abwesenheit sich weiter entwickelten Kitawala-Bewegung zusammenarbeitete, deren besonderes Merkmal ein politisch aggressiver Charakter ist!

Kitawala - Heute.
Bemerkenswert ist es auch, dass trotz der zeitweiligen staatlichen Verbote oder wenn man will auch gerade deswegen, sich die Kitawala-Bewegung immer mehr ausdehnte, so dass sie heute speziell im Kongo, ferner in Malawi und Zambia anzutreffen ist, wobei noch zu bemerken ist, dass der ursprüngliche WTG-Einfluss immer mehr durch speziell afrikanische Elemente umgeformt wurde, so dass Kitawala heute eine spezifisch afrikanische, religiöspolitische Los-von-den-Weißen-Bewegung ist, die sich des Watch Tower Namens bedient und ebenfalls wie die Zeugen Jehovas in einer ständigen Naherwartung von Harmagedon lebt, das als Entscheidungsschlacht zwischen Weiß und Schwarz verstanden wird.

Zur Veranschaulichung dieses Gedankens zitierten einige Kitawala-Prediger besonders oft den Bibelvers:
"Und siehe es sind Letzte, die werden Erste sein, und es sind Erste, die werden Letzte sein." (Luk. 13:30)
Wer mehr darüber erfahren wollte, bekam dann vom Prediger mitgeteilt, dass die Weißen die Letzten und die Schwarzen die Ersten sein würden.

Was die gegenwärtige Situation der Kitawala betrifft, so ist festzustellen, dass durch das Ausbleiben ihrer Naherwartungen krisenhafte Merkmale sie kennzeichnen, während andererseits einige Tendenzen zu verzeichnen sind, die auf einen Zusammenschluss mit einer anderen kongolesischen Bewegung, der von Simon Kimbangu hinzielen, die wohl einige ideelle Gemeinsamkeiten mit Kitawala hat, und beispielsweise im Gebiet von Stanleyville auf 56 000 geschätzt wird. Inwieweit diese Bewegung mit den seit 1967 tätigen ehemaligen WTG-Angehörigen in Malawi zusammenarbeiten wird, ist natürlich schwer zu beurteilen, vielleicht wird uns die Zukunft mehr Informationen darüber vermitteln.
nach H. J. Greschat
Auszug von M. G.

Über die Rolle des früheren Leiters der juristischen Abteilung des WTG-Zweigbüros in Magdeburg (III. Teil)
Rückblick
In Übereinstimmung mit dem Rat des Apostels Paulus in Epheser 5:11, "wider unfruchtbare Werke der Finsternis mißbilligend Zeugnis" abzulegen, wurde in zwei vorangehenden CV-Beiträgen (CV 23 und 25) die Rolle des Leiters der juristischen Abteilung des Magdeburger WTG-Zweigbüros bis 1950, Willi Heinicke, dargestellt. Es wurde gezeigt, wie er unter Zweigdiener Erich Frost, Wiesbaden, und Ernst Wauer, Magdeburg/Westberlin, als weisungsbefugter für die Praxis der WTG gegenüber Staat, Behörden, Politik und Regierung in der DDR das Werk der Zeugen Jehovas immer tiefer in eine Kampfstellung gegen den Staat führte und damit das Verbot und seine Folgen heraufbeschwören half. Geistig wurde dies bestimmt durch die WT-Irrlehre, die politischen Regierungen seien keine zu respektierenden Obrigkeiten von Gott nach Römer 13:1-7.

Ein erster Schwerpunkt, geprägt durch die Verächtlichmachung der neuen demokratischen Obrigkeit als "kleine Popanze und mehr Kriminelle schon 1947 durch Erich Frost, war das verleumderische Vorgehen Heinickes 1948 gegen die Vereinigung des Naziregimes (VVN), in der die "Machenschaften politischer Kesseltreiber aufzustechen" seien, wie er die Gruppendiener am 11. März 1948 in einer Dienerversammlung im Bibelhaus Magdeburg anwies. In der vorherrschenden Obrigkeitsanmaßung fehlte jedes Unterscheidungsvermögen für die organisatorischen Grenzen der Verkündigungstätigkeit anderen gegenüber, eine völlig sinnlose Überwerfung mit der VVN.

Ein nächster schwerwiegender Akt war die Instruktion von Heinicke vom Juni 1949 an die Gruppendiener, Anschriften und Personalien aller Art von Staats-, Polizei-, Sicherheits und sowjetischen Militärorganen zu sammeln und an das Bibelhaus zu senden, von wo alles über das Zweigbüro in Wiesbaden zum Hauptbüro in Brooklyn, USA, über die amerikanische "Militärpost" zugänglich wurde! (WT 15. 2. 1948, 5, 60).

Weiter machte Heinicke die Kreisversammlungen im Sommer 1950 vor den ersten Wahlen zur Regierung der DDR am 15. Oktober zu offenen staatsfeindlichen und antikommunistischen Tribünen. Er trat hier politisch verleumderisch auf, griff die Regierung als undemokratisches "Machwerk der SED" an mit dem Ziel, seitens der Zeugen Jehovas die Wahlen zu boykottieren. Im WT vom 1. Februar 1951, S. 35, wurde offen zugegeben, daß diese Wahlen von den Zeugen Jehovas "als Trug gebrandmarkt" worden seien und "das kommunistische Regime als satanische Herrschaft". So wurde das Werk unter maßgeblicher Regie von Heinicke, in völliger Mißachtung von 1. Tim. 2:1-3, zu ihrem Wohle für die Regierung einzustehen, in eine Kampfstellung gegen die Regierung der DDR gebracht.

Die Grundfrage kann nicht umgangen werden
Es sind viele dafür, den Brüdern und Schwestern zu helfen, einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Man kann sich aber dabei nicht nur auf religiöse Fragen beschränken Natürlich hatten und haben die WT-Bibeldeutungen über die Obrigkeit oder vom treuen und klugen Knecht entscheidende Bedeutung, wie zahlreiche andere auch, und man muß sich damit befassen. Aber damit werden die Probleme nur einseitig angefaßt und bleiben im Grunde ungeklärt. Schon die wenigen Tatsachen aus dem Verantwortungsbereich Heinickes zeigen, daß es nicht ausschließlich um religiöse Fragen geht, sondern um politische Dinge in gleicher Weise, weil die WTG die Grenzen der Religion überschreitet und eine ganz bestimmte politische Stellung bezieht. Will man nun wirklich helfen und Auswege zeigen, dann muß man wohl oder übel auch diese Dinge untersuchen, weil ausschließlich sie es sind, die die Schwierigkeiten mit sich bringen. Die Darstellung der Rolle von Heinicke ist ein wichtiger Teil dieser Hilfeleistung Einmal für ihn selbst, denn in dem unausgesetzten Vorwärtsdrängen der WTG, daß jedes Innehalten und kritische Zurückblicken verhindern soll, ist es äußerst schwer, sich selbst Rechenschaft abzulegen. Dann aber auch für alle anderen, die weiterhin gehindert bleiben müssen, wenn sie nicht endlich tiefere Einsicht in diese Probleme erhalten. Mögen diese Ausführungen aber auch eine Mahnung sein, in Uneinsichtigkeit die Rolle unter bestimmten Umständen weiterspielen zu wollen. Es ist dabei auch an J. R. aus Altenburg und andere gedacht. Der Fall von Werner Liebig aus Dresden zeigt, wohin solche Uneinsichtigkeit mit Sicherheit führen wird. An der Wirklichkeit kann man nicht vorbei.

Aus Lieblosigkeit lernen
Heinicke hatte erlebt, wie Brüder ernstlich erkennen mögen, das zwischen der Bibel und der WT-Praxis entscheidende Widersprüche bestehen müssen. Wer die Berichte in CV 17 bis 20 von Horst Kühn aus Zittau gelesen hat, wird das erschüttert feststellen. Der frühere Bezirksdiener Friedrich Adler erklärte einmal in der gleichen Lage wie Heinicke, man müsse Brüdern unter bestimmten Bedingungen die Wohltat des Zweifels lassen, sie nicht verurteilen oder abschreiben, bis man einmal die Dinge unbeengt erörtern kann. Obwohl Adler in diesem Fall selbst nicht danach handelte, war dies doch eine vernünftige Äußerung.

Es kam die Zeit für eine unbeengte Erörterung des Falles von Horst Kühn. Doch was tat Heinicke? Er fuhr noch vor Kühn nach Brandenburg, um dessen Verlobte "aufzuklären" mit dem Ergebnis, dar er das Verhältnis beider total zerstörte, wie Horst Kühn berichtete. Der Höhepunkt der List bestand darin, die Verlobte auf dem Weg zum Standesamt noch einmal zum örtlichen WTG-Diener zu zitieren und so die Trauung in letzter Minute zu verhindern. "Du bist gegen die Wachtturmgesellschaft!" sagte sie zurückkehrend Sie dürfe nicht mit ihm zum Standesamt gehen. Ihre Nerven waren hin. "Ich brach fast zusammen unter den Lasten, die mir diese Brüder auferlegten, wieviele Tränen habe ich geweint", war das erschütternde Bekenntnis von Horst Kühn.

Hatte nicht die WTG schon zu viele Verantwortungslosigkeiten begangen mit der Heraufbeschwörung des Verbots und seiner Folgen? Ist es nicht zu erwarten, wenn Brüder wie Horst Kühn, zunächst vielleicht noch mehr ahnend und fühlend als wissend, in Zweifel geraten an der göttlichen Leitung, die die WTG-Diener vorgeben zu haben? Was unterdrückt Heinicke selbst alles an besserem Wissen um die Zusammenhänge und warum?

Horst Kühn versuchte dann brieflich, eine unbeengte Aussprache mit Heinicke herbeizuführen. War das nicht doch noch ein kleines Zeichen für die Organisation? Heinicke reagierte nicht einmal. Was hätte ihm schon passieren können? Ging es nicht um die Lebensinteressen eines Bruders Mit welchem Recht läßt er solche Brüder sitzen, ohne sie zu beachten? Es trifft auf ihn in vollem Maße zu, was Präsident Knorr in seinem internen Brief an alle Kreis-, Bezirks- und Zweigdiener sagte (CV 13): "Die Bereitschaft muß da sein, unseren Brüdern gegenüber Liebe zu zeigen, Einfühlungsvermögen und Hingabe zu haben und willens zu sein, sich der Probleme, denen sie sich gegenübersehen, anzunehmen. Es muß auch die Bereitschaft da sein, sich die Probleme anzuhören".

Präsident Knorr muß eine schwere Stunde gehabt haben, als er dies im Ergebnis einer Analyse der Erfahrungen jener Diener schrieb. Die Sache ist nämlich eine Zwangslage Warum ändert sich denn nichts? Die Abweisung jeder Kritik an der WTG, ihre unbedingte Rechthaberei als "Kanal" ist die Ursache. Die WTG-Führung selbst muß den ersten Schritt von oben tun, indem sie ihre Haltung zur Kritik ändert, ehrlich eingedenk dessen, daß sie nicht unfehlbar geleitet wird. Solange alle kritiklos an den "Kanal" gebunden gehalten werden, kann niemand die Probleme wirklich lösen, da sie der "Kanal" selbst mitverschuldet.

Was wußte Heinicke wirklich über Frosts angebliche Lauterkeit Nur Äußerlichkeiten. In bedenkenlosem Organisationsglauben hat auch er blind geglaubt, was Frost ihm bis 1950 diesbezüglich vorgemacht hat.

"Theokratische Kriegslist" wirkungslos
Es gibt in Wiesbaden im Zweigbüro gewisse Pläne mit Heinicke für die Zukunft. Dabei hofft man, sie mit den Methoden der "theokratischen Kriegslist" schützen zu können.

Fieberhaft ist man zur Zeit dabei, organisatorische Voraussetzungen dafür zu schaffen, nachdem 1965 alles zusammengebrochen war. Dabei spielen die Speziallehrstücke der Königreichsdienstschule für alle Diener ab VD aufwärts wieder eine zunehmende Rolle.

In CV 6 unter dem Thema "Theokratische Kriegslist oder die WTG-Weisungen, Behörden und Gerichte der DDR belügen und zu täuschen" war die Verwerflichkeit dieser "theokratischen" Methode nachgewiesen. Denn Christen stehen unter dem Neuen Bund. Sie leben nicht als geschlossene politische Nation, sondern zerstreut unter vielen Völkern, als Staatsbürger verschiedener Länder. Deshalb gebot der Apostel der Nationen, Paulus, allen Christen, um in Frieden leben zu können, sich von jeder Hinterhältigkeit, von jedem Wandeln in List, unbedingt loszusagen oder fernzuhalten, und sich stattdessen durch das Kundmachen der Wahrheit jedem menschlichen Gewissen vor Gott zu empfehlen. (2. Kor. 4:2 NW).

Auch nur die geringste Abweichung hiervon muß zu folgenschweren Konflikten führen, Konflikte widerchristlicher Art.
Es muß klar und kompromißlos zwischen den Grundsätzen des Alten und des Neuen Bundes unterschieden werden. Gott kann mit den Methoden, die vor 1900 Jahren durch Christus und den Neuen Bund ein für allemal abgetan wurden, niemals sein. Wer das nicht begreift, gibt sich einem Selbstbetrug hin. Hier hilft nur ein WT-unabhängiges, rein biblisches Studium dieser Bündnisse. Der WT hat mit der alttestamentlichen Kriegslist auch für Christen die Grenzen gefährlich verwischt. Ging man unter der Regie von Werner Liebig bis 1965 nicht auch in "theokratischer Kriegslist" vor? Man soll doch aufhören, den Zusammenbruch als "Zulassung" zu kennzeichnen. Ein reines Menschenwerk versagte. Die Wiesbadener Zukunftspläne mit Heinicke würden ein gleiches Schicksal haben. Heinicke hatte einst die öffentliche Position eines Leiters der juristischen Abteilung des deutschen WTG-Zweigbüros in Magdeburg. Er trat auf großen Kongressen als öffentlicher Redner auf. Er hatte einen Hauptanteil an der unchristlichen politischen Aggressivität und antikommunistischen Staatsfeindschaft der WTG gegenüber der DDR. Doch alles dies ist ad acta gelegt. Nicht aber in Wiesbaden und Brooklyn. Der WT vom 1. 1, 1962, S. 21, schrieb, daß die WTG Sozialismus und Kommunismus schon seit 1879 bekämpft. Nach wie vor wird in diesem Sinne besonders gegen die DDR orientiert: "Die Zeugen Jehovas in Ostdeutschland mußten zuerst auf das Ende der Naziherrschaft Hitlers warten, und jetzt müssen sie das Ende der neuen totalitären Regierung abwarten, die die Naziregierung ablöste, das Ende der kommunistischen Regierung, die von dem zur Zeit von Breshnew beherrschten Sowjetrußland abhängig ist" (WT 15. Februar 1965, S. 110, Absatz 10).

Kann Heinicke nicht erkennen, was diese politische Propaganda im WT bedeutet? Was im WT steht, soll bekanntlich auch vielen anderen Menschen möglichst beigebracht werden.
Noch ist es nicht zu spät, sich zu weigern, sich in diese WTG-Politik einspannen zu lassen.
0. L.

A 5146-69 V 7 1 1538

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben:
CV 28

Das Jahr 1967 ist in die Geschichte der Zeugen Jehovas eingegangen, durch die erstmalige Propagierung des 1975-Datums, als neuem ideellen Anreiz. Offenbar hatte die WTG einen solchen nötig, wie zum Beispiel ihre Klage im "Wachtturm" vom 1. 6. 1967 verrät:

"In den letzten fünf Jahren ließen sich 323 986 neue Königreichsverkündiger taufen . . . In der gleichen Zeit stieg die Durchschnittszahl der Verkündiger jedoch nur um 174 088. Was geschah mit den anderen 149 898?? Wenn durch Tod jährlich ca 1 Prozent ausscheiden, bleiben noch immer 100 000 Ausgeschiedene."

Zum x-ten Mal wird auch in dieser CV-Ausgabe das leidige Thema Geldtransfer nach dem Westen hochgekocht. Es wird unterstellt, dass habe erst nach 1954 so begonnen. Was die Jahre davor demzufolge in der Geldangelegenheit gewesen sein soll, darüber bleibt der entsprechende Artikel eine plausible Erklärung schuldig.

Es wird ausgeführt: "Um also in der DDR verkündigen zu können, muß man Geld nach Westdeutschland schmuggeln? Da stimmt doch etwas nicht, denn das ist schriftwidrig und gesetzlos und wird von der WTG mit allen Mitteln geheim und im Verborgenen gehalten. Doch es kann nicht unsichtbar gehalten werden, es kommt an den Tag. … Um in der DDR eine schriftgemäße Verkündigung des Wortes Gottes durchführen zu können, braucht man nicht zu schmuggeln, denn eine solche Verkündigung ist in keiner Weise behindert."

Letzten Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ob der Schreiber das wirklich geglaubt hat, was er da so vollmundig von sich gab? Ich bin mir da nicht so sicher.

Weiter geht es mit der These: "Doch die Verkündigung im Auftrag der WTG ist nicht nur schriftwidrig, sie dient gleichzeitig auch dunklen, gesetzlosen Zwecken. … Gelder, die illegal aus der DDR ausgeschleust werden, können der WTG nur Nutzen bringen, wenn sie in Westberlin oder Westdeutschland bei den Kreditinstituten umgetauscht werden. Damit macht sich jedoch die WTG zum aktiven Unterstützer der dunklen Tätigkeit westlicher Geheimdienste, denen solches Geld aus der DDR zur Ausrüstung und Bezahlung ihrer Agenten und damit zur Vorbereitung neuer Kriegsabenteuer zufließt."

Damit wird deutlich, dass (unabhängig von der Frage: Was ist Ursache? Was ist Folge?) auch die Zeugen Jehovas ihren Part im kalten Krieg gespielt haben.

In der Einleitung zu CV 10 hatte ich bereits meine Meinung zu dem auch dort schreibenden "A.Z." kundgetan. Siehe CV10 Anlass dafür gaben namentlich seine dortigen und auch in der CV 12 enthaltenen Ausführungen über einen gewissen Paul S. (Name in der CV ausgeschrieben, hier verkürzt) aus Eisenach. Der Artikel endete mit dem Satz. dass es noch eine Fortsetzung dieser beiden Artikel geben solle. Die ist offenbar in dieser Ausgabe enthalten. Immerhin doch ein bemerkenswert langer Zwischenraum. Ich glaube dies dahingehend deuten zu können, dass auch der Willy Müller über diese "A.Z." Beiträge nicht sonderlich "begeistert" war.

Indes die Ausführungen in CV 28 sind eindeutig genug. Da wird dieser Paul S..., der in den vorangegangenen Artikeln gar mit seiner Wohnanschrift bezeichnet wurde, ganz unverblümt als Agent westlicher Geheimdienste bezichtigt.

"Er hatte für den 'CIC', die 'KgU' und den 'UfJ' gearbeitet. Für seinen bezahlten Dienst für den 'CIC' hatte er den Decknamen 'Salzfisch', wie er sagte."

Ich habe meine Einschätzung schon zum Ausdruck gebracht, dass ich diesen "A.Z." als offensichtlichen Hauptamtlichen der Stasi einschätze. Indem er das hier jetzt erneut so prononciert formuliert, ist meines Erachtens damit belegt, dass die Stasi im Falle Paul S... die aktive Zusammenarbeit eines höheren Zeugen Jehovas-Funktionärs aus der DDR, mit westlichen Geheimdiensten glaubt belegen zu können!

Ich kenne die Stasiakten des Falles Paul S... nicht. Aber die Apologeten der WTG sind hiermit aufgefordert sich für sie mal im Detail zu interessieren. Ansonsten bleibt - bis zum Beweis des Gegenteils - der Ruf an sie hängen, aktiv mit westlichen Geheimdiensten zusammengearbeitet zu haben. Ein solcher Fall heißt Paul S...!

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 28 Gera November 1969

CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

"Hast da die 'wahre Religion'?"
Liebe Brüder und Schwestern!
Die obige Frage stellt der Wachtturm Nr. 19/1968 an seine Leser. Wir haben in CV Nr. 22, 23, 24 und 25 bereits zu dieser Frage Stellung genommen. Es gab dazu Antworten, die zustimmend waren, aber auch einige wenige, die Einwände hatten. Wir wollen deshalb noch einige Hinweise zu dieser Frage bringen.

Diesen unseren Hinweisen möchten wir die Worte des WT vom 15. 12. 68 unter dem Thema "Die Kunst, andere auf Fehler hinzuweisen" an Christen voranstellen:
"Sie müssen also ebenfalls in erster Linie gut unterrichtet sein (über Fehler und Irrtümer), um zu wissen, was sie sagen dürfen. Sie müssen sich auch von dem richtigen Beweggrund leiten lassen, das heißt, sie müssen die Warnung aus Liebe, weil ihr gutes Herz sie dazu antreibt, ergehen lassen, selbst wenn es gewissen Leuten nicht besonders paßt". (Seite 741).

Wir möchten diese Ausführungen des WT völlig für uns in Anspruch nehmen, geschieht doch alles Helfen und Warnen in CV aus guten Herzen, die in tiefer Sorge sind um alle von der Wachtturm-Gesellschaft geleiteten Brüder und Schwestern. Wir wissen aber auch, daß dies "gewissen Leuten nicht besonders paßt". Gemeint ist das Direktorium der Wachtturm-Gesellschaft, das, wie die, nachfolgenden Ausführungen zeigen, geflissentlich den Balken im eigenen Auge übersieht und sich damit selbst charakterisiert.

Mit der Frage "Hast du die wahre Religion?" tritt der WT besonders an Protestanten und Katholiken heran und legt den Gedanken nahe: Ist es möglich, daß in Wirklichkeit ein Unterschied besteht zwischen dem, was die Bibel sagt, und dem, was die Religionsgemeinschaften gelehrt haben? "Es ist doch ganz natürlich", fährt der WT fort, "daß du nicht irregeführt werden möchtest. Wie kannst du es vermeiden? Wie kannst du ganz sicher sein, daß du die wahre 'Religion hast? Du brauchst lediglich festzustellen, ob ihre Lehren auf Gottes Wort beruhen, von dem Jesus sagte, es sei die Wahrheit". (Joh. 17:17).

Guter Rat
Keine Religionsgemeinschaft, die überzeugt ist, in ihrer Lehre auf biblischem Boden zu stehen, wird eine derartige Prüfung ihren Anhängern übelnehmen. Wir erinnern daran, daß solche Menschen, die die Lehren der Apostel an den Maßstäben der Heiligen Schrift überprüften, von den Aposteln selbst als edel bezeichnet wurden (Apg. 17:11). Darum können wir die Aufforderung des WT, christliche Lehren im Lichte der Bibel zu prüfen, voll unterstützen. Die Gerechtigkeit und Unparteilichkeit in dieser Frage erfordert aber eines: Dieser Aufruf zur Prüfung muß auch an die Anhänger der WTG ergehen, die als Zeugen Jehovas bekannt sind. Sonst muß der WT als unaufrichtig bezeichnet werden. Darum auch an die Zeugen Jehovas die gestellte Frage: "Hast du die wahre Religion?" Oder anders ausgedruckt: "Sind die Bibel und die Lehren deiner Organisation in Übereinstimmung?"

Maßstab zur Prüfung
Die Wachtturm-Gesellschaft hat durch ihre Rechtsvertreter viele Prozesse geführt, um für Jehovas Zeugen und ihre Religionsausübung die gleichen Rechte zu erlangen, die andere organisierte Gemeinschaften besitzen. Gewährt sie selbst aber ihren Anhängern das Recht das zu tun, was sie den Anhängern anderer Religionsgemeinschaften empfiehlt, nämlich die Frage zu stellen: "Könnte es sein, daß in Wirklichkeit ein Unterschied zwischen dem besteht, was die Bibel sagt, und dem, was die Organisation gelehrt hat?" (In diesem Fall die WTG). Wenn in der Bibel Gläubige lobend erwähnt werden, weil sie die Lehre der Apostel prüften, so muß von der WTG gleiches erwartet werden. Erhebt sie doch laut den Anspruch, in Lehre und Organisation "apostolisch", "biblisch" und "theokratisch" zu sein, ja noch mehr, diese Bezeichnungen nur für sich allein in Anspruch nehmen zu können. Bezeichnet sie doch die Christen der apostolischen Zeit als die damaligen "Zeugen Jehovas". (WT 1. 2. 57/75).

Deshalb erwarten wir, daß die WTG ihren Brüdern und Schwestern das Recht gewährt, ihre WT-Lehren zu überprüfen, wie sie es anderen als Pflicht predigt. Wenn die Leitung der WTG es nicht tut, so stellen wir die Gewissenfrage an die Brüder und Schwestern: Sind die Lehren der Organisation der Zeugen Jehovas mit der Bibel im Einklang? Auch empfehlen wir euch zu prüfen, ob die Worte des WT auch auf die "göttliche Organisation" anzuwenden sind. Etwa so: Fragt ihr euch je, Warum die Worte der Apostel, die angeblich so gute Zeugen Jehovas" waren, so wenig danach klingen, da sie doch den Präsidenten kein einziges Mal erwähnen, noch den Namen ihrer Religionsgemeinschaft (Jehovas Zeugen, Neue Welt-Gesellschaft oder theokratische Organisation) noch die "leitende Körperschaft", einen "Mitteilungs- und Verbindungskanal", die Felddienst- und Literaturquoten oder die Felddienstberichte und Tabellen? "Wenn du die Bibel liest, könntest du denken, daß die Apostel eine ganz andere Religion hatten. Tatsächlich ist dies auch der Fall." Wenn dem aber so ist dann sollten alle Brüder und Schwestern in der WTG doch die folgenden Worte aus dem WT vom 15. 4. 55, Seite 240, beherzigen:

"Wenn du für Weizen zahlst, wirst du dich mit Stroh begnügen Wenn du Wein kaufst, wirst du Wasser annehmen?" Was nun, wenn jemand zu dir käme, um zu beweisen, daß du auf diese Art betrogen worden bist? Wärst du wütend über ihn oder eher über den, der dich prellte? Weil dir an deinem Gelde gelegen ist, würdest du den betreffenden Beweis anhören und dich trotz verletzten Stolzes nicht mehr beschwindeln lassen, wenn du anerkennen mußt, daß man dich betrogen hat. Unter diesen sinnbildlichen Ausdrücken offenbart die Bibel, daß viele Menschen, die wähnen, nahrhafte geistige Speise zu bekommen, in Wirklichkeit wertlose verfälschte Ware erhalten Wenn jemand dir beweisen könnte, das du so betrogen worden bist, würdest du ihm zuhören oder würdest du im Zorn über ihn aufbrausen? Weil du dein Leben höher achtest als dein Geld, solltest du um so eher einen solchen Beweis beherzigen, um dem geistigen Betrug Einhalt zu tun, und dies ungeachtet, ob dein Stolz verletzt ist. Weise Menschen überwinden einen solchen Stolz, ehe er sie ins Verderben führt."

Rechtslage
Diese Wachtturm-Hinweise sollten sich alle Brüder und Schwestern zu eigen machen, welche heute noch glauben, daß die WTG die "wahre Religion" lehrt. Oder glaubt ihr gar, daß diese Worte nur den Gläubigen in den anderen Gemeinschaften gelten? Nein! Gleiches Recht für alle! So sollte der Ruf aller derer heißen; die nicht vor den Schranken weltlicher Gerichte die Rechte einer organisierten Religion erkämpfen, sondern die auch für persönliches gleiches Recht aller einzutreten wagen! Das Recht, ihre Religion an Maßstäben der Heiligen Schrift zu prüfen Auch "Jehovas Zeugen" haben das Recht, alles von der WTG Dargebotene mit der Bibel zu überprüfen! ja, das Recht kann zur Verpflichtung werden, wenn es sich, wie in den vorherigen CV unterbreitet wurde, herausstellt, daß auch den Brüdern und Schwestern Wasser für Wein, Stroh für Weizen und Irrtum für Wahrheit geboten worden ist.

Wenn der WT vom 1. 10. 68 die Liebe in dieser Organisation ganz besonders als Kennzeichen der "wahren Religion" herausstellt, so ist darauf zu erwidern, daß die Liebe in der Organisation sehr mangelhaft ist, weil schon in der Leitung die Liebe fehlt, kann es nach unten nicht besser sein. Durch die Frage: Was tut die Leitung der WTG für ihre Alten, Armen und Gebrechlichen in ihren Reihen? Hier wird es offenbar, daß sie gar nichts für sie tut. Die Leitung läßt das Bibelwort vollständig unbeachtet, was da lautet: "Wer aber der Welt Güter hat und sieht seinen Bruder der Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?" (l. Joh. 3:17). Unbeachtet bleibt auch das Bibelwort: "Kinder, laßt uns nicht lieben mit Worten, noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit. Und hieran werden wir erkennen, daß wir aus der Wahrheit sind, und werden vor ihm unsere Herzen überzeugen." (l. Joh. 3:18, 19). Mithin hat die WTG nicht die wahre Religion, denn sie hält dieser Prüfung nicht stand, und man findet genau so Fehler, wie bei anderen Religionsgemeinschaften, die aber in diesem Punkte oft vorbildlich sind, indem sie ihren bedürftigen Brüdern materiell beistehen. Dies verschweigt der WT geflissentlich.

Abschirmung
Um sich gegen alle berechtigten Einwände in bezug auf Verkündigung und Lehre abzusichern, schreibt der WT vom 1. 11. 48/328 und 1954/734 engl. Ausg. folgendes: "Wir sind nicht befugt, dies irgendwie kritisch zu betrachten Wir sollten es dankbar, als vom Herrn kommend hinnehmen, es ist seine Speise zur rechten Zeit" … "nicht länger möge jedermann tun, was recht ist in seinen Augen, noch sollten wir unabhängig handeln oder private Auslegung dulden, sondern wir müssen theokratisch sein in Gedanken, Anbetung und Organisation." Demnach gilt die Aufforderung zu überprüfen, ob du die "wahre Religion" hast, doch nur für Andersgläubige. Was für andere Gläubige als heilige Pflicht hingestellt wird, ist für Jehovas Zeugen strengstens verboten. Sie dürfen unter gar keinen Umständen in Versuchung kommen, die Lehren des WT auf die Richtigkeit mit der Bibel zu überprüfen. Es bestände bestimmt die große Gefahr, daß solches unabhängige Überprüfen der WT-Lehren im Lichte der Bibel zu dem im WT widersprechenden "eigenen Auslegungen" führt, oder gar zu der Feststellung, "es ist überraschend, was du alles erfährst, wenn du auf die Apostel und ihre inspirierten Schriften hörst" (WT 15. 1. .1957).

Warum die Furcht vor einer Prüfung?
Jahre hindurch brachte der WT in jeder Ausgabe auf Seite 2 unter der Überschrift: "Seine Mission" unter anderem den Satz: "Diese Zeitschrift hält sich streng an die Bibel . . ." Ferner sagt der WT vom 15. 1. 57/58: "Die Regel der Schrift ist die Regel, die in Gottes Organisation gilt. Es handelt sich hier um eine reine Theokratie". Wenn dies wahr wäre, warum ist die WTG-Leitung dann noch so argwöhnisch, wenn ihre Lehren einer Prüfung an Maßstäben der Heiligen Schrift unterzogen werden? Warum hat sie bis auf diesen Tag alle, die aus Gewissensgründen ihre Lehren nicht annehmen konnten, hinausgestoßen und zum ewigen Tode verdammt? Sie vergleicht solche Christen mit der Rotte Korah, die einst gegen den Mittler des alten Bundes, Mose, rebellierte und schreibt dazu: "Schaudert es dich vor der Vernichtung, welche diese alle ereilte? So wisse, daß jene, die sich wider Jehovas theokratische Anordnungen und Anweisungen für sein organisiertes Volk (gemeint ist: gegen die Anordnungen der WTG-Leitung) auflehnen, dem Beispiel Korahs, des Rebellen, folgen und ebenso bestimmt umkommen werden wie er und seine Schar. Wehe ihnen!" (WT 1. 11. 48/327).

Liebe Brüder, wenn die Lehren der WTG biblisch und theokratisch wären, dann sollte doch die Leitung ihren Verkündigern und Dienern das Recht zubilligen, was sie anderen zur Verpflichtung macht, nämlich sich die Frage vorzulegen und zu prüfen: "Hast Du die wahre Religion? Du kannst es herausfinden und weißt jetzt wie!" Weil die Leitung Furcht vor Entdeckung ihrer Irrlehren hat, deshalb die Verdammung für die, welche die Anordnung der WTG-Führung nicht befolgen. Hat aber ein Mensch das Recht - und sei er ein noch so treuer und kluger Sklave, nach eigener Darstellung -, so ein Verbot seinen Brüdern und Schwestern aufzuerlegen, während er es den Gläubigen in anderen Gemeinschaften gebietet? Hat ein Mensch das Recht zu sagen: "Prüfe nicht! Das führt zu eigener Auslegung", wenn Gottes Wort sagt: "Prüfet aber alles. ." (l. Thessl. 5:21)? Wessen Wort gilt mehr, Gottes Wort oder das der Menschen?

Schlußfolgerung
Wenn die WTG-Leitung vergeblich ihrer theokratischen Lehren ein reines Gewissen hätte, würde sie, keine Ursache haben, sich so hartnäckig zu weigern, ihre Lehren vom Worte Gottes her beurteilen zu lassen. Es hat schon seine Gründe, wie wir ersehen haben.

Darum liebe Brüder und Schwestern, prüfe das Lehrgebäude deiner Organisation, ob es mit der Bibel in Übereinstimmung ist. Fürchte dich nicht vor Menschen, die dir dieses Recht nehmen wollen, fürchte aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib zu verderben vermag." (Matth. 10:28). Wir dürfen nicht mit zweierlei Maß messen Bei den anderen Religionsgemeinschaften mit strengem biblischen Maßstab, aber bei der eigenen Organisation mit einem milden, wobei wir noch ein Auge zudrücken, um nicht alles zu sehen. Wie sollten wir dann vor dem bestehen, dessen Augen sind wie Feuerflammen? Bibelgläubige sollten unparteiisch sein. Um Tugenden und Fehler zu erkennen, ist es nötig, sich einem ernsten Bibelstudium zu unterziehen.

Möge Euch, liebe Brüder und Schwestern, alles das, was wir bisher Euch unterbreiten durften, eine Hilfe sein.
In Liebe und brüderlicher Verbundenheit grüßt Euch mit Jesaja 1:17 Euer Bruder Willy Müller, 65 Gera, Lutherstraße 16, und Mitverbundene.

"Was die echte Liebe tut - und was sie nicht tut!"
Oder "Die Gesinnung" nach Römer 12: 9-21
Die Wachtturm-Literatur behauptet, daß die rechte Liebe nur in der Organisation der Zeugen Jehovas zu finden sei. Ist dem so? Nach der WT-Lehre sollte man bei allen diesen Fragen den biblischen Maßstab anlegen, der hier unterbreitet werden soll, damit jeder selbst prüfen kann.

Nach dem Studium des oben angeführten Textes ergibt sich folgendes: Wie unser Gottesverhältnis in dem einen Wort "Glaube", so kann das durch Christus gegebene Verhältnis zu den Menschen in dem einen Wort "Liebe" zusammengefaßt werden. Wenn durch den Glauben die Tür zu Gott hin aufgeschlossen ist, so ist auch die Tür zu den Menschen hin geöffnet. Jeder Christ weiß, und Zeugen Jehovas wollen ja die "besseren Christen" sein, an der Liebe wird der verborgene Glaube offenbar. Deshalb ist die Liebe gar oft der Heuchelei ausgesetzt. Gerade weil sich die Echtheit des Glaubenslebens in der Liebe erweisen muß, liegt die Gefahr einer künstlichen, gemachten Liebe auf der Hand. Wie der Glaube, so muß auch die Liebe immer frisch aus dem Quell Gottes, denn Gott ist die Liebe, hervorsprudeln. (l. Joh. 4:7 und 16). Ist dies nicht der Fall, dann ist sie unecht und schal. Echtheit aber ist Herzlichkeit! Echt ist das, was mit einer Person eins ist oder Personen in Einssein in einer Gemeinschaft bindet Die Person aber in ihrer Einheit heißt in der Bibel Herz. (Hebr. 4:12; 1. Joh. 3:21; Rö. 10:10). Das Wort Herz besagt in der Bibel alles in einfacher und verständlicher Weise, so daß man eine weitere Erklärung dazu nicht zu geben braucht. Nur einiges Wenige soll ganz besonders hervorgehoben werden.

Die Liebe ist ganz persönlich. Jedoch, wenn sie nicht zur Sentimentalität (Gefühlsseligkeit) oder Parteilichkeit entarten soll, so muß sie eine strenge Sachlichkeit in sich schließen, und zwar: Haß gegen das Böse, treues Festhalten am Guten. Liebe gehört mit der Demut zusammen. So gehört es zu ihrem Wesen, mehr auf die Ehrung des anderen als auf die eigene bedacht zu sein. Die Liebe ist das "IM-ANDEREN-LEBEN", darum Anteilnehmen und Anteilgeben. Sie nimmt das Gesetz des Handelns nicht aus dem Verhalten des anderen, sondern aus den Gesetzen Gottes. Sie geht aber im Verstehen auf den anderen ein und will ihn in allem begleiten in Freude und Leid. Die Liebe sucht die Gemeinschaft durch alles hindurch zu bewahren, darum ist aller Vergeltungswille der Liebe entgegengesetzt. Muß nach unserer Ansicht gerichtet und gestraft sein, so ist das Sache Gottes und nicht unsere Sache, wenn es um biblische Dinge geht. Jedoch sollten wir in aller Liebe auf das Unbiblische ihres Handelns hinweisen, das gebietet die Liebe. (Hes. 3:17-21). Darum ist mit der Liebe die Gewißheit verbunden, daß sie die überlegene Macht ist, die auch über das Böse in der Welt sich behaupten und überwinden kann. Die Bosheit mit Wohltat zu besiegen - das ist die Vornehmheit und Freiheit der Liebe.

Im Mittelpunkt des Denkens von Paulus steht die Liebe genau wie die Gnade und der Glaube. Paulus spricht nicht allzuoft von der Liebe Gottes. (Rö. 5:5, 8; 8:35). Er benutzt lieber den Begriff "Barmherzigkeit", (Rö. 12:1; 2. Kor. 1:3) oder auch Gnade. Liebe ist ein vieldeutiges Wort. Bei Paulus ist sie eindeutig das, was sie jedenfalls im philosophischen Denken der Griechen und auch in den meisten Religionen, die hoch von der göttlichen Liebe reden, nicht ist, die grundlos schenkende, die Liebe, die "wegen nichts" liebt. (Rö. 5:8ff). Liebe, die also nicht darum liebt, weil sie etwas Wertvolles findet, was des Geliebtwerdens würdig ist, sondern die gerade das Unwürdige und Wertlose liebt und es erst dadurch wertvoll und liebenswert macht. (Eph. 1:5f). Die göttliche Liebe steigt herab, sie schenkt sich selbst (Rö. 8:32), und zwar nicht um Gegenliebe zu finden, um also etwas dafür zurückzubekommen, sondern bedingungslos ist. (Rö. 9:11-15).

Hier dürfte der Grund liegen, warum Paulus auf Seite der Menschen nicht die Gottesliebe, sondern den Glauben an erste Stelle rückt. Der Glaube ist doch der Empfang der grundlos schenkenden göttlichen Liebe (Rö. 3:22; Eph. 2:8). Und zwar der Empfang der bedingungslosen göttlichen Liebe. Es heißt zunächst nicht: ich liebe euch, wenn ihr mich auch liebt, sondern: ich liebe euch unbedingt und verlange zunächst gar nichts anderes, als daß ihr meine Liebe annehmet, daß ihr euch lieben laßt, "laßt euch versöhnen mit Gott" (2. Kor. 5:20). Glauben heißt demnach - von Gott sich unbedingt lieben lassen (l. Kor. 1:21; Gal. 2:20). Daraus, aus diesem Glauben entsteht dann die Liebe. (Phil. 2:5; Gal. 5:6). Dies alles aber vermag nur der Geist Gottes, der heilige Geist, der zur bestimmten Zeit wirksam werden wird und damit die "göttliche Liebe" schafft. Diese Liebe wird dann ausgegossen sein in die Herzen der Menschen durch den Heiligen Geist, wie es zur Zeit der Apostel war. (Rö. 5:5). Diese Liebe ist des Gesetzes Erfüllung. (Rö. 13:10). Diese Liebe ist es, deren Wesen und Wirken im 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes von Paulus beschrieben wird. Es ist nicht menschliche, sondern göttliche Liebe, von der er hier spricht. Man hat nicht unrecht zu sagen, Paulus spreche hier von "letzten Dingen", vom himmlischen, ewigen Leben Nur durch Belehrung durch den Heiligen Geist konnte Paulus solches verkünden. Deshalb benötigen wir diesen auch heute, um in der göttlichen Liebe vollkommen zu werden. Wir bemühen uns, zum rechten Glauben zu kommen, denn wo der rechte Glaube ist, da ist auch die göttliche Liebe, und an dieser Liebe muß sich auch echter Glaube ausweisen. (Gal. 5:6, 22; Eph. 3:17). Da der Heilige Geist damals unter den Aposteln besonders wirksam war, konnte Paulus sich selbst und den urchristlichen Gemeinden oftmals Zeugnisse über rechten Glauben und rechte Liebe ausstellen. (Rö.. 15:14; Kol. 1:4, 8; 1. Thessl. 1:3; 3:6).

Die Liebe Gottes ist nicht begehrend (l. Kor. 13:5), sie strebt nicht nach dem Wertvollen, nach oben, sondern sie ist schenkend und strebt nach unten. (Rö. 12:9-21). Diese Liebe fragt nicht nach der Beschaffenheit des Empfängers, sondern sie fragt nach dem, was er bedarf, Sie liebt ihn nicht, weil er so oder so ist, sondern weil er da ist. In alledem ist sie der natürlichen (menschlichen) Liebe ganz entgegengesetzt, sie "sucht nicht das Ihre". Sie tut gerade das nicht, was den naturhaften Liebes- und Lebenstrieb auszeichnet. Sie ist darum vom Verhalten des anderen grundsätzlich unabhängig. Sie ist nicht bedingt, sondern unbedingt. Sie will nichts für sich, sondern für den anderen. (Phil. 2-4). Darum ist sie auch nicht verletzbar. Die Liebe geht nie auf etwas ein, sie ist immer "spontan", d. h. kommt freiwillig von innen heraus aus eigener Kraft - oder besser aus der Kraft Gottes hervorbrechend. (1. Kor. 13:4ff). Da wir im Bilde Gottes geschaffen sind, ist die Liebe die eigentliche Gottesebenbildlichkeit des Menschen. (Kol. 3:10-14). Sofern diese Liebe im Menschen ist, ist er wirklich Gott ähnlich und erweist sich darin als Kind Gottes. (Matth. 5:43-48; Eph. 5:1). Durch solche Liebe verwirklicht sich wirkliche Gemeinschaft. (Phil. 2:2, 3). In dieser Liebe ist der Mensch wirklich frei und schöpferisch, sie ist das eigentliche Leben. (Eph. 4:15). Darum ist sie auch das, was in der Ewigkeit bleibt, alles andere wird nicht mehr sein, als da ist Glaube und Hoffnung. Die Liebe ist das Leben aus Gott, mit Gott, für Gott, das Leben mit und für den Menschen. (l. Thessl. 4:9). Die Liebe ist deshalb das Köstlichste aller Gaben des Geistes, weil sie das Leben des Geistes selbst ist. (l. Kor. 12:31; Rö. 15:30; Kol. 1:8).

Betrachten wir die Wirklichkeit im Leben, so muß nach diesen Bibelworten noch vieles geschehen und sich umwälzende Ereignisse im Leben jedes einzelnen abspielen, um durch eine neue Gesinnung, die göttliche Liebe oder die Christusliebe zu vollbringen. Nicht aus eigener Kraft ist das zu erreichen, sondern nur mit Hilfe des Heiligen Geistes, der dies vollbringen wird. Es wird eine Zeit des Verstehens und des Erkennens sein, die unseren Glauben stärkt und vervollkommnet und damit auch die Liebe. Die Liebe zu Gott und zu den Menschen, nach göttlichen Maßstäben, so als sie uns Paulus zeigt.

Schlußfolgernd kann deshalb die Organisation der Zeugen Jehovas niemals die sein, die diese Liebe auszuleben vermögen, denn auch sie werden nicht vom Geist Gottes belehrt und geführt, das beweisen die Vorgänge in der Organisation.

Auch gaben sie selbst schon zu, daß sie nicht vom Geiste belehrt sind (WT 15. 2. 63/121), wovon man inzwischen wieder abgekommen ist und das Gegenteil behauptet. Wenn wir die Taten betrachten von seiten der Leitung, so ist von dieser Liebe nichts zu spüren, sie sind eher geneigt, alles, was gegen sie ist, zu verdammen oder gar in den Tod zu treiben. Es liegt hier also eine künstliche Liebe vor, die mit Herzlichkeit nicht identisch ist. Da Glaube die Liebe erzeugt, so muß es in der WTG-Leitung auch schlecht um den Glauben stehen. Dies gilt es auch zu prüfen nach dem gegebenen Maßstab. Im WT Nr. 19/68 lesen wir:

"Wenn wir lernen, demütig und genügsam zu sein, können wir der Habsucht besser widerstehen. Die Bibel sagt, Gottergebenheit zusammen mit Demut und Genügsamkeit ist ein großer Gewinn. Sie gibt uns deshalb den weisen Rat, zufrieden zu sein, wenn wir Nahrung und Obdach haben. Die Anerkennung der einfachen Tatsache, daß "größerer Besitz" nur eine größere Belastung bedeutet und die Furcht erhöht ihn zu verlieren, kann viel zu unserer Zufriedenheit beitragen!" (Seite 580). Wäre es da nicht an der Zeit, den Besitz und das Vermögen an die Brüder zu verteilen?

Möge dieser gegebene biblische Maßstab dazu helfen, zu prüfen, ob die WTG-Leitung wirklich die göttliche Liebe auslebt und die neue Gesinnung besitzt, oder ob sie auch hier nicht zu finden ist. An der Liebe wird der verborgene Glaube offenbar.
E.B. u. B. M.

Erwartungsvolles Hoffen - in bezug auf 1975 -
Ist dies biblisch begründet?
Aufmerksame Betrachtung der angegebenen Zahlen in den Jahrbüchern 1967, l968 und 1969.
Zum ersten Male brachte der Jahresbericht der WTG über die Felddiensttätigkeit vom Jahre 1966 keine Lobeshymne über Eifer, Glück und Erfolg der WTG. Jedoch spricht das Jahrbuch 1967 davon, daß der "außergewöhnliche wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland . . . seinen Tribut bei Jehovas Zeugen gefordert habe" (Jahrb. 1967, Seite 155). Ihr Diensteifer ließ nach. In jahrelanger Dauerschlacht - bei ständiger Naherwartung des Endkampfes - sind ihre Kräfte verzehrt. Die Zeugen sind müde geworden.

Es gilt zu beachten, "einige sind gestrauchelt". Eine beachtliche Zahl von Brüdern und Schwestern kehrte der Organisation den Rücken. Der WT vom 1. 4. 67 berichtet dazu: "Es wurden zwar im Jahre 1966 als Frucht der in 199 Ländern durchgeführten Tätigkeit 58 904 Personen getauft, doch stieg die Gesamtverkündigerzahl nur um 24 704. (Von 1 034 268 auf 1 058 675). Wo sind die anderen 34 497 Verkündiger geblieben? (Es ist wohl nicht anzunehmen, daß Neugetaufte sich sofort zurückziehen, mithin muß es sich um ältere Verkündiger handeln). Die Zahl der Pioniere ging sogar um fast 800 zurück. Die Zahl der Ausgeschiedenen in Westdeutschland überstieg sogar den Weltdurchschnitt erheblich. Im Jahre 1968 fehlen laut Jahrbuch 1969 21 296 Verkündiger. Der Zuwachs betrug 61 546 gegenüber 82 842 Getauften. Betrachten wir dazu die angegebenen Zahlen im Jahrbuch 1968. "Im Jahre 1967 beteiligten sich monatlich im Durchschnitt an der Verkündigung der guten Botschaft 35 605 mehr als im Jahre 1968." Es wurden aber laut Bericht im Jahre 1968 getauft: 74 981 Zeugen. 35 605 betrug der Zuwachs, es fehlen mithin im Jahre 1968 wiederum 39 376 Verkündiger, das sind sogar noch fast 5 000 mehr als im Jahre 1967, die da fehlen. Also war der Verlust 1968 noch größer, die sich von der WTG abwandten.

Zweierlei Maßnahmen
Kein Wunder, daß die WTG-Leitung nach Wegen sucht, den zunehmenden Ermüdungserscheinungen und dem Stillstand in der Mehrung der Theokratie, der Welle der Abgänge und den damit verbundenen "absinkenden Zahlen" in der Statistik erfolgversprechend zu begegnen. Die WTG-Leitung unternimmt eine - nachweislich von langer Hand vorbereitete - Doppelaktion. Die abgegangenen Brüder und Schwestern bekommen eine Einladung zur Rückkehr, die treuen, aber ermüdeten Verkündiger ein neues Endzeitdatum: 1975! Das Erste dürfte etwas ganz Neues sein in der Geschichte der WTG, in der bisher kaum etwas anderes als schroffe Verurteilung der "Ehemaligen" zu hören war. Jetzt wird um sie geworben! Der WT vom 1. 6. 67 schreibt auf Seite 342 unter der Überschrift "Warst DU einst ein Königreichsverkündiger?" "In den letzten fünf Jahren ließen sich 323 986 neue Königreichsverkündiger taufen . . . In der gleichen Zeit stieg die Durchschnittszahl der Verkündiger jedoch nur um 174 088. Was geschah mit den anderen 149 898?? Wenn durch Tod jährlich ca 1 Prozent ausscheiden, bleiben noch immer 100 000 Ausgeschiedene. Bist du einer von diesen, die einst Königsreichsverkündiger waren? Wenn ja, warum bist du es heute nicht mehr? Wir sind um dich besorgt, weil du dich von der Versammlung zurückgezogen hast und untätig geworden bist." Im "Königreichsdienst" (früher Informator) wurde die neue Werbungsaktion gegenüber den Ehemaligen schon im September 1965 psychologisch vorbereitet und mit den Wachtturmnummern vom 1. 10. und 1. 11. praktisch eingeleitet. Der Sept.-Königreichsdienst weist unter der Überschrift: "Helft ihnen zurückzukehren" ausdrücklich auf diese beiden WT-Ausgaben hin. In den WT's vom 1. 10. und 1. 11 1965 lesen wir unter anderem folgendes, hinweisend auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn: "Wenn jene, die einst mit Jehovas Volk verbunden waren, ermuntert werden könnten, diese Artikel zu lesen, wird in ihnen das Verlangen geweckt werden, zum Hause des Vaters zurückzukehren. Da solche verirrten Schafe meistens geistig unterernährt sind . . . , wird jede Versammlung Vorkehrung treffen, daß ihnen die laufende Ausgabe des "WT" und "Erwachet" gebracht wird . . . Seid deshalb ganzherzig um das geistige Wohl eures abgeirrten Bruders bemüht und versucht, ihn in die schützende Hand zurückzuführen."

Die im Wachtturm vom 1. 6. 67 angelaufene Werbeaktion zur Rückgewinnung der Ehemaligen "in die schützende Herde" ist keine Augenblickslaune der WT-Herausgeber, sondern eine wohldurchdachte und bestens vorbereitete Sache. Auf Seite 345 lesen wir: "Überlege einmal: Angenommen, du hast dich von der Christenversammlung zurückgezogen, weil du an einer Lehre Anstoß genommen hast. Hat es dir irgendwie genützt? Hast du an einem anderen Ort einen Tisch gefunden, der ebenso reich mit geistiger Speise gedeckt ist? Es gibt keinen! . . . Du kannst dich darauf verlassen, daß Jehova dafür sorgen wird, daß seine Organisation richtig geleitet und etwas, was nicht in Ordnung ist, zu seiner Zeit in Ordnung gebracht wird."

Beachte auch den Brief des Präsidenten Knorr, welcher in CV Nr. 13 vom Dez. 1967 veröffentlicht wurde, welcher Anweisungen an die leitenden Brüder gibt, um Ehemalige zurückzuholen in die Organisation.

Dem Appell an die "Ehemaligen" folgt gleichzeitig die zweite Aktion, die gerichtet ist an die linientreuen Brüder und Schwestern der WTG, um die Ermüdungserscheinungen zu beseitigen. Dazu dient als Anfeuerung die Proklamation des neuen Termins von 1975. Es ist möglich, daß diese Doppelaktion einen gewissen Erfolg haben wird. Verkündiger, die sich aus Gründen des vermehrten Wohlstandes oder der Bequemlichkeit oder aus irgendwelchen anderen als geistlichen Beweggründen zurückgezogen hatten, mögen dem freundlichen Locken folgen. Sie mögen auch von der neuen Botschaft von 1975 beeindruckt sein, um am Ende doch mit unter den Geretteten zu sein, welche die Organisation sicher führt.

Was sollte man darauf anworten?
Wie aber, so fragt man sich, wird auf die Aktion der WT-Leitung die Reaktion derer aussehen, die aus Glaubens- und Gewissengründen die Organisation verließen?
Wird ihre Antwort auf das Liebeswerben zur Rückkehr "in die schützende Herde" nur ein eisiges Schweigen sein oder ein geharnischter Protest? Oder haben sie - und wir schließen uns selbst mit ein: haben wir - eine geistliche Antwort, ein klärendes, brüderliches, hilfreiches Wort? Und das könnte wohl auch gerade aus der Liebe zu den Brüdern und Schwestern in der WTG, ein mahnendes, kritisch-ernstes und warnendes Wort sein

Wir schulden dem anderen die Liebe (Rö. 13:8, 10), aber hilfreich ist sie nun einmal nicht ohne die Wahrheit. Die Wahrheit ist oft schwer zu ertragen, da sie manchmal liebgewordene Gewohnheiten zerstört. Jedoch wir schulden unseren Brüdern und Schwestern in der WTG die Wahrheit, aber überzeugend ist sie nur im Bunde mit der Liebe.

So ist auch Gottes richtendes und rettendes, überführendes und befreiendes Evangelium durch Jesus Christus zu uns gekommen, als Gnade und Wahrheit. (Joh. 1:17). Darum werden wir uns in diesem Sinne mit den beiden Aktionen der Wachtturmgesellschaft zu beschäftigen haben Die zwei Fragen, denen wir uns redlich zu stellen haben, lauten, auf die kürzeste Formel gebracht: "Zur Aktion 1975'! Ist dieser neue Termin der WTG glaubwürdig Ist diese Botschaft von Gott?

Zur Aktion "Zurück in die Herde" (soweit sie sich nicht durch die Beantwortung der ersten Frage von selbst erledigt) Kann es überhaupt darum gehen, zu einer Organisation hin umzukehren - oder haben wir nicht vielmehr hinter dem biblischen Aufruf zur Umkehr eine Umkehr und Hinkehr zu dem lebendigen Gott zu verstehen? "Kehre um Israel bis zu Jehova, deinem Gott" (Hos. 14:1). - Was heißt das praktisch für uns?
Fortsetzung folgt.
Brd. D. u. W. M.

Ein Bruder aus Amerika schreibt an den Präsidenten der Wachtturm-Gesellschaft und stellt die Wahrhaftigkeit der Wachtturmschreiber in Zweifel
Lieber Bruder Knorr!
Sehr gut erinnere ich mich an das Jahr 1946, als ich erstmals mit Brüdern der Wachtturm-Gesellschaft in Berührung kam und die Verkündigungen hörte. Voller Freude höre ich noch die besonders betonten Worte aus Römer 3:4 "Gott aber sei wahrhaftig, jeder Mensch aber Lügner …" Wie wirkten die Worte aus Jesaja 8:20 doch so eindrucksvoll auf mich, die da lauten: "Zum Gesetz und zum Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesen Worten sprechen, so gibt es für sie keine Morgenröte". Jehova Gott und Jesus Christus wurden als einzige wahre Autoritäten glaubensmäßig in allen Punkten anerkannt. Dies alles zog mich an.

Im Laufe der Zeit fand ich aber, daß nicht alles so anziehend ist, wie man es erwartete. Nun, Bruder Knorr, frage ich Dich, seid Ihr wirklich so fest entschlossen und bemüht und last nur Jehova wahrhaftig sein? Oder seid Ihr Überlieferungen zum Opfer gefallen? Viele von unseren Brüdern und Schwestern schätzen sich glücklich, daß sie sich durch eifriges Bibelstudium bedeutende Kenntnisse durch Forschung in der Schrift angeeignet haben und somit in der Lage sind, das, was der Wachtturm lehrt, oft nicht mit "wahrhaftig" (Rö. 3:4) im Einklang ist. Wir verlassen uns noch immer viel zu viel auf die Organisation, weil wir als Zeugen Jehovas belehrt worden sind, es sei "seine Organisation, sie ist der einzige Verbindungskanal zu Jehova Gott und daß wir durch diese Organisation beschützt würden, so wie Jehova Noah mit allen Lebewesen in der Arche sicher durch die Flut gebracht hat und wir durch die Organisation aller Gefahren enthoben sind". Bruder Knorr, dies lehrt und verkündet Ihr, jedoch sein Wort redet davon nicht. Bruder Knorr, bist Du in der Lage, diese von Euch aufgestellte Behauptung mit seinem Worte zu beweisen? Es gibt zur Zeit noch wenige, die es wagen, in der Organisation diesen Widerspruch aufzudecken, denn sie befürchten Ausschluß mit Fluchsprüchen, wie es bisher ja schon immer war. Aber es wird bestimmt der Tag kommen, wo Widersprüche in den Gruppen der Zeugen Jehovas auftreten werden, denn die Glaubwürdigkeit Eurer Lehren und Verkündigungen wird immer mehr angezweifelt, je mehr sich die einzelnen Brüder und Schwestern mit der Bibel befassen. Solange sich kein Widerspruch in Euren Reihen erhebt, wiegt Ihr Euch in Sicherheit, denn einzelne Warnungen und Hinweise beachtet Ihr nicht, weil Ihr auf Eure Redegewandheit und Autorität vertraut. Dies alles steht im Widerspruch zu Römer 3:4 und Jesaja 8:20, die für mich so anziehend waren. Jedoch nicht nur für mich, sondern auch für viele andere mehr, für die es nun eine Enttäuschung wird. Ich will Euch nun auf einen Eurer neuesten Wachttürme hinweisen, wo wiederum von wahrhaftig sein nicht viel zu verspüren ist. Es ist der WT vom 15. August 1968 (amerik. Ausg.). Im § 16, Seite 505, wird Astronomie zu Hilfe genommen, um Jesu Tod am 14. Nisan zu bestätigen. Dann sagt der WT an verschiedenen anderen Stellen, daß der 14. Nisan genau auf einen Freitag fiel, welcher nach damaliger Zeitrechnung am Donnerstagabend begann. Dann heißt es, daß der 15. Nisan immer ein Sabbath gewesen wär. "Läßt man hier Gott wahrhaftig sein?" Ist es "Zum Gesetz und Zeugnis" an was ihr Euch haltet? Was ist das für ein Geflüster und Gemurmel, was Ihr da unterbreitet? Jes. 8:19, 20. Wie kommt der WT-Schreiber dazu, Bruder Knorr, zu behaupten, daß der 15. Nisan ein Sabbath war? Seit wann gebot Jehova seinem einstigen aus der Knechtschaft befreiten Volke den 15. Nisan in ewigem Gedächtnis zu behalten Die Schrift sagt im 2. Mose 12:14: "Und dieser Tag soll euch zum Gedächtnis sein", nämlich der Tag, an dem Jehova Ägypten schlug. (Vers 13). Vers 15 lautet: "Sieben Tage sollt ihr Ungesäuertes essen..............." und Vers 16: "Und am ersten Tage soll euch eine heilige Versammlung sein . . ." bis Vers 20. Diese Schriftstellen beweisen klar und deutlich, daß der 14. Tag des ersten Monats, das ist der Nisan oder Abib (Nisan ist babylonisch) ein hoher Sabbathtag war, ganz gleich, auf welchen Tag der Woche er auch immer fiel.

Um nun die Lehren des Wachtturms zu bekräftigen, heißt es: "Gewisse astronomische Tatsachen bestätigen ebenfalls, daß es das Jahr 33 n. Chr. war, als Jesus starb. Bruder Knorr, Jehova ist wahrhaftig, weshalb benötigt Ihr da noch die Astronomie zur Bestätigung? Scheinbar wollt Ihr nicht hinter den Weisen aus dem Morgenlande zurückstehen und Euch nach den Sternen richten, um etwas zu beweisen.

Ihr behauptet, Jesu wurde am 14. Nisan gekreuzigt und führt als Beweis an Johannes 19:31. Bei sorgfältigem Lesen findet man aber, daß es ein Rüsttag war. Der Rüst- oder Vorbereitungstag ist aber ein Arbeitstag, welcher diesem hohen Gedächtnistag, dem 14. Nisan oder Abib, vorausging. Mithin war der Rüsttag der 13. Nisan.

Merkst Du, Bruder Knorr, Ihr geratet hier in arge Widersprüche und Bedrängnisse, wenn Ihr Euch an Eure Behauptungen klammert. Haltet Euch an SEIN WORT und Ihr werdet das Durcheinander überwinden. Wie wollt Ihr nun auf die drei Tage kommen, die Jesua im Grabe war, da wird die Zeit nicht ausreichen. (Matth. 12:40). Nach dem WT-Artikel (15. 8. 68, S. 505) war der 14. Nisan ein Freitag, der 6. Tag der Woche. Jesus starb nachmittag 3 Uhr selbigen Tages. Es blieben noch 3 Std. Zeit bis zum Tagesende und vieles war in der Zeit noch zu tun. Joseph von Arimathia mußte erst die Erlaubnis von Pilatus holen, um den Leichnam vom Pfähle nehmen zu können. Dann mußte Nikodemus benachrichtigt werden, der die hundert Pfund Myrrhe und Aloe brachte, womit sie dann den Leib Jesu zur Beerdigung vorbereiteten. Das alles nahm doch Zeit in Anspruch und der Tag war ja fast zu Ende. Jesus wurde dann vorschriftsmäßig begraben und der Abend des siebenten Tages der Woche brach heran, von Abend zu Abend damaliger Zeit gerechnet.

Matthäus 28:1 und 2, berichtet, daß das Erdbeben und die Auferstehung unseres Herrn in der Dämmerung oder am Anfang des ersten Wochentages geschah. Wenn wir die Wachtturm-Darlegung dazu betrachten, würde Jesu nur 24 Stunden im Herzen der Erde verbracht haben. Dies wäre im großen Widerspruch zu Jesu Worten, die in Matthäus 12:40 stehen: "Denn gleichwie Jonas drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, also wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde sein."

Du siehst also, Bruder Knorr, daß Eure Darlegung nicht stimmt. Ihr könnt Euch noch so anstrengen und schafft es nicht, denn Gott bleibt wahrhaftig. Oft habt Ihr schon versucht, Eure eigene Meinung zu lehren, die auch oft unwidersprochen blieb, weil es niemand wagte, darauf hinzuweisen, da es die göttliche Organisation verkündet hat. Deshalb empfehle ich Euch und allen Brüdern und Schwestern, ein ersthaftes Bibelstudium, um ernsthafte Fragen stellen zu können und diese dann biblisch begründen zu können, nicht nach Wachtturmbegründungen. Prüft auch meine Schlußfolgerung mit der Bibel genau, welche ich Euch jetzt unterbreite:

Mein Bibelstudium über die letzte ereignisreiche Woche im Leben unseres Herrn brachte folgende Ergebnisse:
Der Rüsttag war Mittwoch, der 13. Abib oder Nisan. Der Hohe Sabbathtag war am Donnerstag, den 14. Nisan, Freitag war der 15. Nisan, ein Arbeitstag, und der Sonnabend war der 16. Nisan, ein wöchentlicher Sabbath, wie er den Juden vorgeschrieben war. Aus dieser Darlegung läßt sich leicht erkennen, daß Jesus genau drei Tage und drei Nächte im Grabe lag, so, als er es vorhergesagt hatte.

Bruder Knorr, viele Bibelwahrheiten kamen mir durch Studium der Bibel zur Kenntnis. jedoch war ich auch durch Literatur von anderen christlichen Gemeinschaften darauf aufmerksam gemacht worden, daß die Wachtturm-Literatur nicht immer wahrhaftig ist. Dies fand ich bestätigt Ich wundere mich, daß die Wachtturmleitung alle andere Literatur in Mißkredit bringt, die auf Fehler in der Auslegung hinweist und es den Brüdern und Schwestern verbietet, diese Literatur zu lesen. Fürchtet man sich vor der Wahrheit, Bruder Knorr? Es dürfte der WT-Leitung nicht unbekannt sein, was in anderen Gemeinschaften gelehrt und ausgelegt wird, das beweisen des öfteren Zitate aus dieser fremden Literatur in ihrer Literatur Jedoch ist mir unverständlich, daß alle anderen Gemeinschaften teuflisch sind und zur bösen Knechtsklasse gehören, nach WT-Begriffen. Dieser Richterspruch ist unhaltbar, Bruder Knorr, und ich empfehle Dir und allen Brüdern und Schwestern, in Amerika auch die Literatur von Brd. Schnell und Brd. Goodrich und anderen zu lesen, Ihr werdet bestimmt daraus lernen. Mein Brief ist in BTTWB in Amerika veröffentlicht worden und fand guten Anklang.
In ernster Besorgnis
Dein Bruder J. F. August 24. 1968

Offener Brief: An die WTG - Zweigbüro Wiesbaden
Ist es noch christlich, was geschieht?
Liebe Brüder!
Mit Sicherheit sind Euch die Worte Jesu in Lukas 8:17 bekannt, wo es heißt: "Nichts ist verborgen, was nicht offenbar werden und nichts geheim, was nicht bekannt werden und an den Tag kommen wird." Christus sprach hier vom Licht der Verkündigung, die nicht im Verborgenen und Geheimen vollzogen werden soll, sondern für jedermann sichtbar. Und er fährt fort in Vers 18: "Darum seid wachsam und achtet darauf, daß ihr recht hört. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und wer nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er zu haben meint". Können die Brüder und Schwestern in der von der WTG organisierten Art und Weise jedoch guten Gewissens ihr Licht leuchten lassen gemäß den Worten in 2. Tim 2:15, wo es heißt: "Sei eifrig bestrebt, vor Gott als bewährt dazustehen als ein Arbeiter, der sich seiner Arbeit nicht zu schämen braucht?" Nein, sie können das nicht guten Gewissens! Denn was die WTG da organisiert, trägt keinen reinen glaubensmäßigen Charakter mehr, sondern wurde schon vielen Brüdern in der DDR zum Verhängnis, weil es nicht "um des Namens Jehova willen" ist. Was die Diener der WTG an Tätigkeit organisieren, führt zu keiner Verfolgung um des Glaubens willen, sondern wegen Gesetzlosigkeit. Für jeden, der die Sache ehrlich betrachtet, ist die Behauptung der WTG von einer Verfolgung um des Glaubens willen damit längst zerschlagen. Die Arbeit der WTG-Diener ist unvereinbar mit einem guten Gewissen nach 2. Tim 2:15. Die nachstehend angeführten Beispiele beweisen das.

Das Hauptanliegen dieses offenen Briefes ist es, das anhand einiger Tatsachen klar und verständlich darzulegen. Denn die Schrift gebietet in Hesekiel 3:17-21, vor jeder Gesetzlosigkeit zu warnen, besonders das "Haus Israel". Damit ist gleichzeitig die Forderung an die WTG gerichtet, die in Anspruch nimmt, das "geistige Israel" zu vertreten, die Maßnahmen der Gesetzlosigkeit zu unterlassen, die die Brüder und Schwestern in der DDR in Widerspruch zum Staat, zur "Obrigkeit von Gott" laut Römer 13:1-7 bringen. Obendrein läßt die WTG dabei in unchristlicher Weise andere für sich zahlen Und damit kommen wir zum Hauptanliegen dieses offenen Briefes.

Seit etwa 1954 begann die WTG damit, Spendengeld der "Guten Hoffnung" aus der DDR nach Westberlin bzw. nach Westdeutschland bringen zu lassen. Man benutzte dazu die verschiedensten Methoden. Nach dem 13. August 1961, als die Grenze in Berlin gesichert wurde, ist der Geldschmuggel noch komplizierter geworden. Anstatt ihn einzustellen, geht man jetzt dazu über, ihn noch zu verstärken Angeblich braucht die WTG dieses Geld für die Verkündigung. Aber jeder Geldschmuggel ist nach 1. Petrus 4:15 als Verbrechen zu betrachten und darf daher von Christen nicht betrieben werden. War es nur scheinheilig, daß auch der WT vom 15. Januar 1963 das anerkannte Um also in der DDR verkündigen zu können, muß man Geld nach Westdeutschland schmuggeln? Da stimmt doch etwas nicht, denn das ist schriftwidrig und gesetzlos und wird von der WTG mit allen Mitteln geheim und im Verborgenen gehalten. Doch es kann nicht unsichtbar gehalten werden, es kommt an den Tag. Und weil die WTG dabei nicht auf die Schrift, auf das Wort Gottes, hört, wird denen, die ihr so folgen, genommen, was sie zu haben meinen, wie es in Lukas 8:17, 18 gesagt wird.

Um in der DDR eine schriftgemäße Verkündigung des Wortes Gottes durchfuhren zu können, braucht man nicht zu schmuggeln, denn eine solche Verkündigung ist in keiner Weise behindert. Doch die Verkündigung im Auftrag der WTG ist nicht nur schriftwidrig, sie dient gleichzeitig auch dunklen, gesetzlosen Zwecken. In verschiedenen Beiträgen wurde in CV schon über den Verwendungszweck der geschmuggelten Gelder berichtet. Unter Hinweis auf die Warnungen vor Gesetzlosigkeit in Hesekiel 3:17-21 möchte ich jedoch einiges nochmal erläutern. Gelder, die illegal aus der DDR ausgeschleust werden, können der WTG nur Nutzen bringen, wenn sie in Westberlin oder Westdeutschland bei den Kreditinstituten umgetauscht werden, Damit macht sich jedoch die WTG zum aktiven Unterstützer der dunklen Tätigkeit westlicher Geheimdienste, denen solches Geld aus der DDR zur Ausrüstung und Bezahlung ihrer Agenten und damit zur Vorbereitung neuer Kriegsabenteuer zufließt. Es dürfte der WTG klar sein, daß sie und die von ihr zu solchem kriminellen Unterfangen gedrängten und mißbrauchten Zeugen Jehovas von den staatlichen Organen der DDR nicht gerade ein Lob zu erwarten haben.

Aus meiner eigenen Erfahrung ist mir bekannt, daß pro Verkündiger monatlich etwa 10,- M gespendet werden. Es gab sogar Geschwister, wie z. B. eine Schwester aus Grünau, die über mehrere Monate hinweg regelmäßig 50,- M spendeten. Wir können uns also vorstellen, daß jährlich hohe Summen auf Veranlassung der WTG aus der DDR geschmuggelt werden.

Nehmen wir ein anderes Beispiel der Schriftwidrigkeit und Gesetzlosigkeit der WTG-Verkündigung. jeder Bruder kann einschätzen, daß auf Grund der ihm laufend angebotenen "Speise" in der DDR ein gut eingespielter illegaler Apparat bestehen muß, der auch über entsprechende Verbindungen nach Westdeutschland verfügt. Verbunden mit dieser Untergrundtätigkeit ist nun eine völlig schriftwidrige und gesetzlose antikommunistische Propaganda gegen die sozialistische Ordnung, was schon damit beginnt, daß die sozialistischen Länder als "totalitäre Regime" gekennzeichnet werden, obwohl die Schrift sagt, "aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan" zu sein, wie es in 1. Petrus 2:13 heißt. Das unmenschliche Regime des Imperialismus, das sich in den Ereignissen vor unserer Tür in Westdeutschland wie durch seine Kriegspolitik in Vietnam als menschenfeindlich und undemokratisch erweist, preist die WTG dagegen als demokratisches System. Man sieht dabei auch, daß die WTG gar nicht so unpolitisch und neutral ist. Man könnte direkt annehmen, daß sie sich in den USA, wo das Hauptbüro ist, bei den dortigen Herren lieb Kind machen will. Könnte es nicht gar so sein, daß die WTG in den USA die Auflage erhalten hat, in mehr oder weniger versteckter Form gegen Sozialismus und Kommunismus zu Felde zu ziehen? Nach dem Motto "steter Tropfen höhlt den Stein"?

Die ehemals verantwortlichen Bruder Liebig und Bischoff mußten sich bereits 1965 davon überzeugen, daß keiner ungestraft eine Arbeit im Untergrund organisieren kann, ohne von den staatlichen Stellen dafür belangt zu werden. Es ist nicht nur absurd, bei dem heutigen Stand der Entwicklung anerkannt illegal arbeiten zu können. Es ist auch ein einfältiger Selbstbetrug oder Betrug der Brüder und Schwestern, wenn man lehrt oder glaubt, der Herr "überwaltet" oder "beschützt" solches Werk. Das wird zweifach offenbar. Erstens weist die WTG die Diener durch die "theokratische Kriegslist"-Anwendung an, sich in Wirklichkeit selbst zu schützen. Nicht Gott "überwaltet" also, sondern die eigene Beherrschung der Methoden der List und Tarnung entscheidet. Und zweitens verbietet die Heilige Schrift jede List in der Verkündigung. Denn Paulus sagt, daß sich Christen "von hinterhältigen Dingen losgesagt" haben müssen, daß sie "nicht mit List wandeln" dürfen und sich durch das "Kundmachen der Wahrheit jedem menschlichen Gewissen vor Gott empfehlen" müssen, 2. Korinther 4:2, NW.

Was die Einstellung der hinterhältigen und listigen Machenschaften bezüglich des Geldschmuggels betrifft, sind viele Brüder und Schwestern mit mir einer Meinung, daß es richtiger ist, die Spenden in der Höhe zu halten, die ausreicht, um bedürftige Brüder und Schwestern zu unterstützen und die eigenen Ausgaben in den Versammlungen decken zu können. Darüber sollte sich die WTG und jeder Zeuge Jehovas Gedanken machen. Die Urchristen kannten keinen kostspieligen Apparat hauptamtlicher "Diener". Jeder Diener in der Versammlung hatte die Pflicht, einen ordentlichen Beruf auszuüben, Titus 1:7. 2. Thess. 3:11. Es galt sogar: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen"! 2. Thess. 3:10. Selbst die Apostel haben gearbeitet und sich von niemandem aushalten lassen. 2. Thess 3:6-8.

Unseren Brüdern und Schwestern geben wir den Rat:
Spendet kein Geld, über dessen rechte Verwendung ihr keine Kontrolle habt. Persönliche Hilfe und Unterstützung für Bedürftige dagegen ist das schriftgemäße "Wohltätigkeitswerk" nach 2. Kor. 9:8, 9 (Menge), der vornehmste Zweck christlicher Spenden überhaupt. Ist das nicht besser, als Geld zu spenden, das am Ende den westlichen Geheimdiensten geopfert ist? Ihr könnt nicht erwarten, daß der Staat tatenlos zusieht, wie er durch den WTG-Geldschmuggel geschädigt wird.

Aus all diesen Erkenntnissen heraus kann es doch nur eins geben, nämlich immer in echter christlicher und schriftgemäßer Verantwortung vor Gott und Menschen zu handeln und zu predigen. Die Tatsachen zeigen, daß das bis jetzt nicht geschieht. Immer mehr Brüder und Schwestern in der DDR unterstützen bewußt diese Forderung an die leitenden Brüder. A. Z.

Die Untergrundorganisation - ein gefährlich unkontrollierbarer Apparat
Schlußbetrachtung zu den Folgen in CV 10 und 12
Verkündiger in Unmündigkeit gehalten
In CV 10 und 12 waren Vorgänge behandelt worden, Schwierigkeiten, in die die Versammlung Eisenach seit Jahren durch die Rolle gebracht wurde, die ein "anderer" namens Paul S... dort spielte. Auch Stellungnahmen von P. S... wurden veröffentlicht.

P. S... war erst im Sommer 1953 getauft und schon 1954 zum VD in Eisenach ernannt worden. Im Februar 1955 wurde er jedoch verhaftet. 1960 wurde er wieder entlassen und nach Rücksprachen mit Bruder W. Geyer vom Bibelhaus wurde er wieder Diener in Eisenach und Umgebung. Dann wurde er von Bruder R. aus Steinbach-Hallenberg als dessen Vertreter wieder über 6 Versammlungen eingesetzt, mehreren VD vorgestellt und beauftragt, die Versammlungen Eisenach und Bad Salzungen besonders zu betreuen, wie er sagte.

Aber das ging nicht alles glatt. Schwester A. verbreitete z. B. die Ansicht, es sei kein Felddienst mehr nötig und P. S... dränge sich nur nach Dienstämtern. So mußte er 1964 tatsächlich einen "Aufruhr" in Eisenach niederschlagen. Jemand hatte die ganze Versammlung in Eisenach aufgelöst und alle Diener als abgesetzt erklärt.

P. S... ermittelte die Verbindungsleute dieser Verschwörung. Er stellte sie zur Rede und erzwang kraft seiner "theokratischen" Autorität, seines persönlichen Gefürchtetseins und diverser Drohungen mit Ausschluß die Angabe des Namens dessen, der das inszeniert hatte: P. K. aus Brotterode. Er brachte ihn vor ein Komitee und zwang ihn zur Preisgabe der Namen aller anderen, die an dieser Sache mitgewirkt hatten. Dadurch entstand eine solche Feindschaft unter den Brüdern, daß etliche nicht einmal mehr miteinander sprechen.

Der damals zuständige Gebietsdiener G. Richter aus Kleinrettbach sagte in seiner Einschätzung:
"Es fällt mir nicht leicht, die rechten Worte zu finden, um Bruder St. einigermaßen richtig einzuschätzen. Zwei Jahre sind wir zusammen gekommen und jedesmal kamen mir irgendwelche Zweifel an ihm auf, die dann früher oder später wieder vergingen oder auch blieben. Seine Undurchsichtigkeit regte mich immer wieder zum Nachdenken an. Damals vor drei Jahren gab er mir zu verstehen, daß es doch besser wäre, wenn ein anderer VD wäre. Dieses Streben nach dem Dienstamt war bis heute zu erkennen. Bruder St. hatte bisher die Kasse, gab jedoch niemals darüber Rechenschaft ab. Als ich einem Bruder dieses Anliegen vortrug, sollte der 'Eine' die Kasse übernehmen. Es blieb jedoch so, wie es war. Bruder St. war auf jeden so furchteinflößend, das ihm niemand widerstand. Die Brüder, die er für gut befand, mußten auch die anderen anerkennen.
Auf Grund seiner Ausbildung kennt er alle Schliche und einen anderen schnell umgarnen."

Inzwischen waren von der Leitung Weisungen gegeben, wie verfahren werden soll, wie immer, hinter dem Rücken der einfachen Verkündiger, die stets zuletzt oder gar gehört und gefragt werden. In dem schon erwähnten Bericht des ehemaligen Bezirksdieners von Thüringen hieß es: "Wir hatten genauso verfahren, wie du es uns in deiner Mitteilung geraten hast. Der Gebietsdiener hatte den Auftrag, den 'Einen' zu unterrichten. Das geht auch in Ordnung. Bedauerlicherweise hatte ein Bruder seine Kompetenz überschritten und einen Verkündiger der Versammlung Eisenach unterrichtet, ehe der reguläre Weg wirksam wurde. Der 'eine' war also noch im Amt, trotzdem hatte Bruder S... den 'Einen' ausgeschaltet und über seinen Kopf hinweg die Dinge in Gang gesetzt".

Daraufhin wurde P. S... Ende 1964 von seinen Funktionen als stellvertretender VD und "anderer" von Eisenach und als stellvertretender Gebietsdiener von Eisenach, Bad Salzungen und Umgebung abgesetzt. Was waren jedoch die Hintergründe im einzelnen!

Gefährliche Hintergründe
Die Veröffentlichung hierüber in CV 10 und 12 brachten eine Möglichkeit, in Verbindung mit verschiedenen Brüdern zu erfahren, was sich hinter diesen Vorgängen in der Organisation zutrug. Die späteren Bethelmitarbeiter Werner G... und Harald K..., die mit P. S... zusammen in Haft waren, hatten durch Zusammensein mit ihm erfahren, daß P. S... nicht als VD, der er damals war, sondern als Agent westlicher Geheimdienste verhaftet worden war. Er hatte für den "CIC", die "KgU" und den "UfJ" gearbeitet. Für seinen bezahlten Dienst für den "CIC" hatte er den Decknamen "Salzfisch", wie er sagte. Trotz dieser Tatsachen war P. S... im Einvernehmen mit dem Bibelhaus nach 1960 wieder in Dienstämter gebracht worden, weil in Versammlungen niemand davon wußte. Bis 1964 ging das gut, obwohl die Berichte des ehemaligen Gebietsdiener Richter zeigen, daß ein ständiges Mißtrauen herrschte.

Die Methoden von P. S... rührten die Sache nach und nach auf. Wie erbittert es dabei in Eisenach zuging, zeigte der von P. K. aus Brotterode gegen P. S... inszenierte "Aufruhr". Um ihn endgültig zu stürzen, brachten die Brüder, die das tun wollten, die Rolle von P. S..., die er als VD (GD) einst gespielt hatte, neben anderen Dingen ins Spiel. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen dem ehemaligen Bezirksdiener K... aus Halle und dem ehemaligen Kreisdiener L... aus Erfurt. Im Ergebnis wurde der ehemalige Gebietsdiener M... aus Ohrdruf zum Sündenbock, da auch er von der geheimen politischen Rolle des P. S... Kenntnis hatte. In der Auseinandersetzung zwischen K... und L... wurde entschieden, M... sofort abzulösen. Lange hob ausdrücklich hervor, daß die Ablösung nicht wegen Unfähigkeit erfolge: "Es geht nicht um den Menschen, sondern um das Dienstamt", erklärte er wörtlich. Die Auseinandersetzung zwischen K...und L... hatte jedoch zum Inhalt, das Lange mit M... im Hinblick auf P. S... einen völlig unfähigen Diener eingesetzt habe. L.s Auftrag lautete deshalb doch, M... wegen Unfähigkeit abzulösen.

Die Versammlung wurde in völliger Unwissenheit gelassen. Die Verkündiger erfahren nichts, um darüber zu befinden, es sei denn, ein Diener überschreitet einmal seine Kompetenz, die "theokratisch" genannt wurde. Es kommt den meisten Dienern schon gar nicht mehr zum Bewußtsein, daß sie die Verkündiger im Widerspruch zur Schrift wie unmündige Kinder behandeln. P. S... war ein Beispiel. Niemand weiß genau, was für dunkle politische Existenzen infolge der Entmündigung der Versammlungen noch in führenden Dienstämtern sitzen und für westliche staatsfeindliche Stellen arbeiten. Wer wundert sich bei diesen Erfahrungen über die Schwierigkeiten?

Der einzige Weg der Abhilfe
Der Apostel Paulus schrieb an Timotheus, damit er es als Richtschnur allen Gliedern der Versammlung kundtue, damit diese danach handeln:
"Dieses Wort ist zuverlässig. Wenn jemand nach dem Amt eines Aufsehers strebt, begehrt, er vortreffliche Arbeit Der Aufseher muß daher untadelig sein . . . Ferner muß er auch ein vortreffliches Urteil (Zeugnis) von Außenstehenden haben, damit er nicht in Schmach und in eine Schlinge des Teufels gerate . . . . Auch sollen sie zuerst auf ihre Eignung geprüft werden, darauf la ß t s i e als Diener amten, wenn sie frei von Anklage sind." 1. Timotheus 3:1-10, NW.

Lies doch einmal die Worte des Paulus: "Darauf l a ß t s i e als Diener amten", (NW). W e r soll sie als Diener amten lassen? Timotheus? Nein, der kannte das gar nicht entscheiden, weil er die Brüder nur ab und zu bei einem Besuch in den Versammlungen sah. Paulus Worte sagen klar, daß sie, die Versammlungen, die Betreffenden nach Überprüfung als Diener amten lassen sollten! Timotheus hatte nur Richtlinien weiterzugehen, nach denen sich die Versammlungsglieder richten sollen, wenn s i e Dienstämter besetzen lassen.

Wenn nicht über das geschriebene Wort hinausgegangen wird, so muß jeder erkennen, daß die letzte Verantwortung für alle Dienereinsetzungen auf den Versammlungsgliedern selbst ruht, auf keinem anderen. Wie können ein oder zwei Diener der Organisation, die sich zumeist anonym halten, die kaum jemand kennt und die kaum selbst jemand kennen, und wie kann das Zweigbüro, das selbst überhaupt nie in die Versammlungen kommt, über die Person und Qualität einzusetzender Diener entscheiden? Der Fall von P. S... zeigt, wie gefährlich für die ganze Organisation das Unvermögen der Versammlungsglieder ist, das System der Dienerschaft von unten schriftgemäß zu überprüfen, zu kontrollieren und zu überwachen. Das ist aber der einzige Ausweg.
Für CV von A. Z.

Interessante Mitteilungen
Die Leitung der Wachtturmgesellschaft gibt bekannt: Die Gesellschaft hat sich sehr gefreut, den Missionaren und Sonderpionieren, die im Felddienst dienen, finanzielle Unterstützung zu gewähren. 11 673 waren auf der ganzen Erde in diesem Dienst tätig. Die Ausgaben der Gesellschaft betrugen für sie 4 902 751,16 Dollar.

Um die Versammlungsverkündiger zu ermuntern, wurde ihnen geistige Hilfe von den Kreis- und Bezirksdienern zuteil. 2 302 solcher Kreis- und Bezirksdiener waren 1968 tätig, wofür eine Summe von 767 571,17 Dollar von der Gesellschaft verausgabt wurde. Somit gab die Gesellschaft für geistigen Beistand und um Ermunterung zu bringen während des Jahres 1968 im ganzen die Summe von 5 670 322,33 Dollar aus.

Es ist eigenartig, daß die Leitung nie die Einnahmen bekannt gibt, sondern nur die Ausgaben. Will man damit seine Kapitalien, die sich auf rund 2 Milliarden Dollar belaufen, verheimlichen'? Wenn die Gesellschaft jährlich nach oberflächlicher Rechnung mindestens 100 Millionen einnimmt, verbleibt nach Abzug der Ausgaben, die wir noch höher einsetzen wollen, eine Summe von 80 Millionen zur freien Verfügung.

Auf der Jahresversammlung vom 1. Oktober 1968 unter Leitung von Präsident Knorr, die von 471 Mitgliedern besucht war, was die WTBTS of Pennsylvania betrifft, gab der Präsident einen ausführlichen Bericht über das Predigtwerk. Es folgte eine Wahl zur Ergänzung des Aufsichtsrates, weil zwei Stellen abgelaufen waren, es waren W. Franz und J. O. Groh, beide wurden auf drei Jahre wiedergewählt. Darauf folgte ein Vortrag "Eure Befreiung naht". Hier wurde auch kein Bericht über Einnahmen und Ausgaben gegeben.

Erst am 4. Oktober trafen sich die Vorstandsmitglieder der WTB'I'S of Pennsylvania im Büro des Präsidenten. Hier wurden die Beamten für das nächste Jahr gewählt, im ganzen sieben an der Zahl. Es wurden gewählt und bestätigt: N. H. Knorr zum Präsidenten, F. W. Franz zum Vizepräsidenten, Grant Suiter zum Sekretär und Kassierer. Die anderen Vorstandsmitglieder sind: M. G. Henschel, L. A. Swingle und T. J. Sullivan.

Hier gab der Präsident einen ausführlichen Bericht über Einnahmen und Ausgaben von Geldern der WTBTS of Pennsylvania für 1968. Die Vorstandsmitglieder erklärten, sie seien Jehova für dieses Dienstvorrecht dankbar.

Am 6. Januar 1968 wurde die Jahreshauptversammlung gemäß der Satzung und den Statuten des Staates der Watchtower Bible and Tract Society of New York, Inc. im Büro der Gesellschaft in der Columbia Heights 124, Brooklyn, New York abgehalten. Von 58 Mitgliedern waren 54 anwesend. Der Vorsitzende berichtete über die Einnahmen und Ausgaben für das Dienstjahr und gab einen Rechenschaftsbericht. Direkt nach der Tagung der Versammlung kamen die Vorstandsmitglieder zusammen und wählten einstimmig folgende Vorstandsmitglieder zu Beamten: Knorr zum Präsident, Franz zum Vizepräsident, Grant Suiter zum Sekretär und Kassierer, Groh zum Hilfssekretär und Hilfskassierer. Die anderen Vorstandsmitglieder sind: G. M. Couch, M. H. Larson und L. K. Greenless.

Auffällig ist, daß in beiden Gesellschaften keine Summen über Einnahmen und Ausgaben genannt werden, sondern es nur den Beamten des Vorstandes zu wissen getan wird. Kein Zeuge Jehovas hat einen Anteil am Vermögen der Gesellschaft, es gehört nur dem Direktorium. Sie dürfen nur spenden für die "millionenreiche Gesellschaft". Es wird streng geheim gehalten, über wieviel Kapital die Gesellschaft verfügt.

Weiter ist zu beachten, daß man bei dem ganzen Bericht nichts "Theokratisches" findet, von dem man sonst soviel berichtet. Es geht hier rein menschlich zu bei der Wahl und Verteilung des Vermögens, von "I'heokratie" keine Spur. Keine theokratische Linie ist bemerkbar, nicht einmal irgendeinen Hinweis auf die Pflicht der brüderlichen Hilfe. Im Vordergrund steht Vergrößerung des Werkes durch moderne Gebäude, moderne technische Einrichtungen, gute Kapitalsanlagen, Farmen usw.

Hier taucht wieder die Frage auf: Ist die WTG eine göttliche Organisation? Eine weitere Frage ist: Haben die Bezirks- und Kreisdiener der Gesellschaft wirklich geistigen Beistand gebracht? Stimmen dürfte die Ermunterung der Bezirks- und Kreisdiener zum Literaturverkauf, denn das ist wichtig für die Leitung der Gesellschaft.
Liebe Brüder und Schwestern, wie lange wollt ihr noch den Reichtum der WTG vergrößern helfen?
(Jahrbuch 1969) B. M.

Aus Amerika:
Die Tätigkeit der Wachtturm-Gesellschaft ist in der Republik Kongo verboten worden. Der Grund des Verbotes ist: Provokation, Herausforderung und Gesetzesverletzungen Dies ist nun schon das 11. afrikanische Land, wo die WTG verboten wurde.

Die Christliche Mission gegen Jehovas Zeugen hat eine rege Tätigkeit in Spanien entfaltet. 168 Pioniere der Zeugen Jehovas haben bereits ihre Tätigkeit für die Wachtturmgesellschaft eingestellt. Die Auflage des Buches: "30 Jahre Sklave des Wachtturms" in spanisch war innerhalb zwei Wochen vergriffen. Auch die Auflage in portugiesisch war in zwei Wochen verausgabt. Das Buch: "Ins Licht der Christenheit" war ebenfalls in der gleichen Zeit vergriffen. Die Nachfrage ist weiterhin groß.

Gute Erfolge sind auch zu verzeichnen in Panama, Columbien, Brasilien, wo auch die Verkündiger der WTG arbeiten. Durch unsere Verbreitung der Aufklärungsschrift: "Jehovas Zeugen, wer sind sie?" wurde ihre Arbeit dort sehr behindert. Diese Aufklärungsschrift wird in der 5. Auflage in spanisch, portugiesisch und italienisch gedruckt, so daß wir damit gute Fundamente schaffen.

A 5168-69 V 71 2102

Siehe auch:

Christliche Verantwortung Jahrgangsmäßig zusammengefasst 1970

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