Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Harmagedon

„Auch du kannst Harmagedon überleben und in Gottes neue Welt gelangen".

So lautet der Titel eines WTG-Buches, welches in Englisch bereits 1955, in Deutsch aber erst im Jahre 1958 erschien. Nun war das mit den unterschiedlichen Erscheinungsterminen zu der Zeit, durchaus noch WTG-Usus.

Ein anderes Beispiel sei genannt.

Der „Königreichsdienst" dieses Jahrganges verkündete auch, man habe mit der Herausgabe einer Ungarischen Ausgabe des „Wachtturms" begonnen. Selbige erschien aber - relativ ungewöhnlich - nur in Hektografierter Form und zudem einmal monatlich. Die Umstellung auf eine gedruckte Ausgabe wird zwar in Aussicht gestellt, aber davon abhängig gemacht, ob sich denn ausreichend Käufer finden würden. Käufer im eigentlichem Sinne dürften zu der Zeit jedoch nur in Westeuropa verstreut vorhanden gewesen sein.

Zurückkehrend zum genannten Buch. Selbiges leitet schon mit einer Tagespolitischen These ein, wenn es denn reflektiert:

Auf der anderen Seite der Erdkugel, in Panmunjom, Korea, dämmerte es schon; doch dort war es Montag, der 27. Juli, und Vertreter der UNO-Armeen bereiteten sich darauf vor, an diesem Tage mit Vertretern der kommunistischen Armee einen Waffenstillstand zu schließen, der dem dreijährigen Krieg in Korea ein Ende setzen sollte. Durch diesen waren die Nationen bedrohlich nahe daran gewesen, in einen dritten Weltkrieg verwickelt zu werden."

Jener Koreakrieg ist denn faktisch ein Nachfolgekrieg des Zweiten Weltkrieges gewesen. Und wenn in dem Text verschleiernd von „UNO-Armeen" die Rede ist, dann war das genau solche vorgebliche „UNO" wie dies im von den Kriegsbrandstifter USA inszenierten und wesentlich getragenen Irakkrieg der Fall ist. Auch da soll es ja ein paar „Feigenblätter" anderer Staaten geben, die sich zum Teil schon wieder aus diesem Abenteuer verabschiedet haben. Aber im verklären der eigenen Aggressionspolitik hatten die Falken in Washington und ihre Schlepperträger, unter ihnen die WTG, wohl noch nie unter Einfallslosigkeit zu leiden. Jedenfalls Einfallsreichtum was das dabei verwendete Wortgeklingel betrifft.

Eigentlich, in früherer WTG-Lesart, hätte es diesen Krieg gar nicht mehr geben dürfen, da ja mal gemäß dieser Lesart, bereits der zweite Weltkrieg in „Harmagedon" ausmünden würde. Auch das war nun wieder Schrott von gestern geworden. Und die Verklärung und Umdeutung dieser These findet dann in diesem Buch mit den Worten statt:

Besonders seit dem Jahre 1925 hat man erkannt, wie Jehova Gott die Tage der Drangsal um seiner Auserwählten willen, die noch auf Erden leben, verkürzt hat". Die Verkürzung dieser Tage erfolgt dadurch, daß die Drangsal, die im Himmel begann und in Harmagedon auf Erden

enden wird, eine Unterbrechung erfahren hat."

Diese vorgebliche „Unterbrechung" war dann angefüllt mit den Rutherford'schen Kongreß-Proklamationen, sei 1922. Gefolgt von der nazistischen Verfolgung, ohne dass auch diese etwa mit dem Wolkenkuckusheim-"Harmagedon" identisch wäre.

Und das alles kulminiert dann wider einmal in Thesen der Endzeit-Naherwartung. Etwa der folgenden.

Die "Zeit des Endes" nähert sich schnell ihrem Abschluß. Gegen ihr Ende hin ist ein Generalangriff auf die Neue-Welt-Gesellschaft zu erwarten, nämlich der Angriff des symbolischen Gog vom Lande Magog, von dem vor langer Zeit prophezeit wurde, daß er "am Ende der Tage oder "in den letzten Tagen" (AI) erfolgen werde. Es wird deutlich gesagt, daß Gog es mit seinem Angriff direkt auf die Glieder des wiederhergestellten Überrests des Volkes Jehovas abgesehen hat, denen ihrerseits geboten worden ist, Gog in Kenntnis zu setzen, daß Jehova Gott ihm widerstehen und vor ihren Augen seine Vernichtung herbeiführen wird."

Dieser vermeintliche „Generalangriff" hat dann wohl in der hartnäckig erkämpften Politik sich als KdöR bestechen und aushalten zu lassen, stattgefunden. Über diesen WTG-Schrott noch weitere Worte zu verlieren, ist allerdings vergebliche Liebesmüh.

Falken

Zum Sprachrohr der USA-Falken macht sich wieder einmal auch der „Wachtturm" vom 1. 7. 1958, indem er unter der Überschrift „Wer wird den ersten Schlag führen?" lamentiert:

„Die Vervollkommmmg eines interkontinentalen ballistischen Geschosses könnte bedeuten, daß durch den Druck auf einige Knöpf der Überraschungsangriff ausgelöst würde, durch den binnen fünfunddreißig Minuten ein großer Teil der Vereinigten Staaten verwüstet wäre. Schon der erste Schlag könnte der entscheidende sein. Aus diesem Grunde vertreten viele in den Vereinigten Staaten die Auffassung, Amerika müsse den ersten Schlag führen. [Hervorhebung nicht im Original] Die Zeitschrift 'U. S, News & World Report' sagte hierzu folgendes:

Sollten die Vereinigten Staaten im Falle eines Krieges in dem vor uns liegenden Raketenzeitalter dem ersten Schlag ausgesetzt werden, durch den ihre Großstädte, Millionen ihrer Einwohner und der größte Teil ihrer Industrie vernichtet werden, ohne daß sie Vergeltungsmaßnahmen ergreifen könnten. In anderen Worten: Dürfen die Vereinigten Staaten zulassen daß sie bei einem Atomangriff zu einem ,Pearl Harbor' werden?

Wir, Amerika und unsere Verbündeten im Ausland sehen uns von der Gefahr bedroht, vernichtet zu werden, weil wir nicht gewillt sind, den ersten Schlag zu führen. Wenn wir zuerst angreifen, wäre dies ein 'Präventivkrieg', und doch will man von vornherein nichts wissen. Doch wo ist die Garantie dafür, daß wir vor einem Überraschungsangriff sicher sind? ... Auf alle Fälle wäre zu wünschen, daß die eigentliche Bedeutung des 'ersten Schlages' nochmals in Erwägung gezogen und, daß ein straffes Abkommen verlangt würde, durch das die Verwendung von Atombomben und Raketen beschränkt oder aufgegeben würde. Wenn keine solche internationale Verständigung zustande kommt, ist die freie Welt nicht nur gezwungen, sich auf den ersten Schlag vorzubereiten, sondern wir sollten in dem Augenblick, in dem die Mobilisation des Feindes offensichtlich die Gefahrengrenze für uns erreicht hat, den ersten Schlag führen können."

Diese Worte lassen deutlich erkennen, welche Furcht, ja welches Grauen vor dem Raketenzeitalter die Herzen erschauern läßt. Diese Furcht kann dazu führen, daß sittliche Grundsätze und kaltblütiges Denken völlig außer acht werden.

Würden dadurch, daß Amerika dazu überginge, die Politik des Zuvorkommens zu verfolgen, die Spannung in der Welt, die Furcht und der Schrecken nicht noch erhöht werden? Würde dadurch das Mißtrauen zwischen Ost und West nicht noch verstärkt? Könnte es nicht dazu führen, daß die eine oder andere Partei sich bei dem leisesten Anzeichen einer Gefahr - ob es nun eine tatsächliche oder bloß eine eingebildete ist - unverzüglich auf ihre Raketenabschußrampen stürzte? Würde der Ausbruch eines dritten Weltkrieges mit seinen entsetzlichen Folgen dadurch nicht noch beschleunigt?

Bis jetzt halten die Vereinigten Staaten ihre bisherige Politik aufrecht und hegen nicht die Absicht, zuerst anzugreifen. Sie schützen sich vor einer eventuellen kommunistischen Aggression, indem sie ihre Streitkräfte bereit halten und ihre Flugzeuge, mit Wasserstoffbomben beladen, in der Luft umherschwirren lassen. Sie glauben, daß diese Bereitschaft sie instand setzen würde, einen derart starken Vergeltungsschlag zu führen, daß es die Kommunisten nicht wagen, zum ersten Schlag auszuholen. General Norstad sagte hierzu folgendes ...

Wie lange diese Politik noch aufrechterhalten wird, bevor sich auf dieser oder jener Seite die Ansicht durchsetzt, daß man zuerst angreifen sollte, bleibt abzuwarten, doch so oder so wird die weitere Entwicklung der Ferngeschosse bedeuten, daß der, der zuerst zum Schlag ausholt, sehr wahrscheinlich den entscheidenden Schlag führen wird. Trotzdem könnten die Vergeltungsmaßnahmen nicht verhindert werden. Das hätte also nicht nur für den Angreifer schlimme Folgen, sondern würde sich für die ganze Welt verhängnisvoll auswirken. ...

Sollte irgendjemand in schwacher Erinnerung rekapitulieren, in der Bibel etwas von „Friedensstifter" mal gelesen zu haben. In vorstehenden Ausführungen aus den Sandkastenspielen führender US-Militärs und der mit ihnen liierten Kreise, wird er genau diesen Grundgedanken eben nicht wiederfinden.

Leseprobe

Leseprobe aus dem „Wachtturm" vom 15. 7. 1958.

Der Manchesterkapitalismus läßt grüßen!

Wenn ein Gott hingegebener Christ infolge seines vorgeschrittenen Alters nicht mehr imstande ist, einer bestimmten Verantwortung nachzukommen, dann kann ihm ein anderer Dienst zugeteilt werden, den er zu erfüllen imstande ist. Die Verpflichtungen, die er durch seinen Schritt der Hingabe an Gott auf sich genommen hat, gestatten nicht, daß er von allen dienstlichen Verantwortlichkeiten und Vorrechten entbunden wird, so daß er sich in den Ruhestand begeben könnte, um gemütlich von einer Pension zu leben und einer Versammlung oder der Organisation, die die Neue-Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas überwacht, finanziell zur Last zu fallen.

A ja.

Beispiele gefällig?

Nun zum Beispiel Fritz Adler. Doppelverfogter. NS-Regime und dito Ostdeutsches. Nach langen Jahren der Haft in den Westen abgeschoben. Da man in der WTG-Zentrale, wo er dann schließlich landete, „keine Rentner durchfüttert", war denn eine seiner Aufgaben, die man ihm „zuteilte", wie es denn die WTG-Bürokraten so zu formulieren pflegen, die, eine Schreddermaschine zu betätigen, welche alte Papiere zerkleinert.

Eine Frage kann ich mir dabei allerdings nicht ganz verkneifen. Wann bekommt eigentlich Herr Willi P. seine „Zuteilung" zum Bedienen einer Schreddermaschine???

1958er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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