Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Westberlin

Namentlich Westberlin ist "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 11. 1956 einmal ein paar statistische Angaben wert. Danach begann man im zu 70% zerstörten Berlin nach 1945 mit weniger als 100 Zeugen Jehovas. Jedoch um 1950 verzeichnete man in Berlin-West (ohne Ostberlin das zur DDR gehörte mit ihrem dort einsetzenden Verbot). Also in Westberlin verzeichnete man zu dieser Zeit (September 1950) bereits 1.808 Zeugen Jehovas; zusammengefasst in 20 Versammlungen.

Um 1955/56 hingegen sollen es bereits 4.220 Verkündiger; zusammengefasst in 30 Versammlungen gewesen sein. Erfreut notiert die WTG: Dies entspräche einem Verhältnis von einem ZJ-Verkündiger zu 130 der übrigen Bewohner.

Die Bedeutung von Westberlin im Zahlengefüge der deutschen Zeugen Jehovas, wird auch an einer Statistikangabe im "Deutschen Pfarrerblatt" (1956 S. 454f.) deutlich. Danach gab es zum Zeitpunkt der Berichterstattung in West-Berlin etwa 5.000 Zeugen Jehovas. Mit Abstand folgt dann:

München = 2824

Hamburg = 1484

Stuttgart = 1050

Frankfurt/M. = 872.

Da ist es dann doch mal interessant, einen kleinen Zeitsprung vorzunehmen. Bis etwa 1984 wies die WTG in ihren Jahrbuchberichten Westberlin separat aus. Dann wurde es den Zahlen die BRD betreffend hinzugezählt und nicht mehr separat nachgewiesen.

Gemäß diesen Zahlen hatte man 1961 dann eine Verkündiger-Durchschnittszahl von 5.107 erreicht.

Ein Jahrzehnt später - also 1971 nennt man eine Durchschnittsverkündigerzahl von 5.412. Also das Wachstum in diesem Jahrzehnt kann man doch wohl eher bescheiden nennen; insbesondere stellt man es im Vergleich zu den vorherigen Wachstumsraten.

In jenem Jahre kam schon ein Zeuge Jehovas auf 387 sonstige Einwohner. Also auch diese Zahl hatte sich bedeutend abgeflacht.

Für das Jahr 1984 nennt man dann eine Durchschnittszahl von 4.907. Also ist der numerische Gesamtbestand in dieser Zeit zurückgegangen.

Die 1950er Jahre waren auch andernorts die "goldene Zeit" für die Zeugen Jehovas. Dies kann man auch an den USA bezüglichen Zahlen (in "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben" S. 66f.) entnehmen. Danach hatte man dort im Jahre 1940 etwa 58.000 Verkündiger. Um 1946 dann etwa 66.000. Danach jubelt die WTG sei ein jährlicher Zuwachs von etwa 12.000 eingetreten, so dass man schon 1955 etwa 187.000 Verkündiger registrierte. In den USA ging es dann zwar auch abgeflacht, aber im Prinzip doch mit für die WTG positiver Tendenz fort. Eine Abflachung wie etwa im Falle Westberlin gab es dort in diesem Ausmaß nicht. Das hat sicherlich historische Ursachen; besitzt doch Religion als Philosopie-Ersatz für breite Volksschichten, in den USA seit jeher einen größeren Stellenwert.

Da kann man dann noch auf den "Wachtturm" vom 1. 11. 1956 verweisen.

Dieser notierte:

"In der Wochenschrift der nationalen katholischen Aktion, betitelt 'Our Sunday Visitor' vom 20. Mai 1956, schrieb der Geustliche John O'Brien über Jehovas Zeugen. Um zu zeigen, daß die Zeugen als Gruppe uninteressant und unerwünscht seien, sagte der Geistliche, daß sich in ihren Reihen in erster Linie arme Leute befänden, Arbeitslose, Arbeiter und Angehörige der in geistiger und wirtschaftlicher Hinsicht unteren Klassen. Dieses Argument verfolgend, fügte er dann hinzu:

'Gemäß dem 'Christian Century' vom Juli 1955 ist jeder fünfte Zeuge ein Farbiger. Die Massen umgesiedelter Puertorikaner, die in New York leben, und der Mexikaner aus Kalifornien und dem Südwesten haben die Mitgliederzahl der Sekte beträchtlich vermehrt. In der tat, die Organisation erzielt ihre größten Erfolge in rückständigen Ländern, wo das Analphabetentum herrscht.' ...

In der Stadt New York allein ist die Zahl ihrer Versammlungen vom Jahre 1935 bis 1956 von einer Versammlung auf 57 angewachsen."

1956er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte

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