Nicht auf Rosen gebettet

Da plagt den „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 5. 1955 ein Problem:

In seinen Worten:

„Unglücklicherweise fahren nicht alle, die sich Jehova hingegeben haben, fort … immer freudig zu dienen. Dann treten im Leben der Gott Neuhingegebenen bisweilen seltsame Dinge ein. Die Umstände scheinen sich zu ändern. Der Betreffende sieht, daß er in seinem Leben des Dienstes für Jehova als einer seiner Zeugen nicht auf Rosen gebettet ist. Es gilt, Beschwerden zu ertragen, oder es mag sich auch harte Verfolgung einstellen, die droht, den Betreffenden seiner neugefundenen Freude zu berauben. Selbst der tägliche Dienst … wird zu einer Last. Das alltägliche Predigen wird immer härter und anstrengender. Man findet, dass im Missionsfeld die Leute in ihren Wohnungen der Botschaft des Königreiches Gottes gegenüber gleichgültig und teilnahmslos sind. Dazu bringt das Predigen manche schwierigen Probleme mit sich. Es erfordert viel Arbeit, bei der schier endlos scheinende Einzelheiten zu erledigen sind, die sorgfältige Aufmerksamkeit erfordern. Oder es entsteht im Leben unseres neuen Zeugen vielleicht ein häusliches Problem als Folge seiner neuen Form der Gottesanbetung. Dies bringt große Spannungen unter Familienangehörigen mit sich und droht gräßliche Formen zu haben, ja selbst einen Bruch im Familienkreis zu verursachen. …

Wenn er aber um sich blickt, vielleicht in einer kleinen Versammlung, so scheint ihm, daß eigentlich recht wenig Fortschritt gemacht werde, … und so beginnt er Anordnungen zu mißbilligen und zu kritisieren. Aber binnen kurzem merkt er, daß er nicht mehr so glücklich ist wie am Anfang."

Solcherart Bestandsaufnahme ist für den WT nicht sonderlich erfreulich. Und so sucht er denn nach Kräften, nach Mittel und Wegen zum gegensteuern. Dabei kommt ihm zugute, seine Kinderstube in den USA zu haben. Auch bei etlichen anderen USA-Konzernen, namentlich aus dem Strukturvertriebsbereich kann man das Gegenrezept studieren. Positives Denken oder Selbstsuggestion!

Der WT wäre nicht der WT, würde er diesen Bereich brachliegen lassen. Und so findet man denn in diesem WT auch den Bericht über ein Buch zum Thema Selbstsuggestion. Formal als neutraler Bericht aufgezogen. Faktisch aber eines der „Geheimrezepte" das auch die WTG, wo immer es möglich ist, anzuwenden sich bemüht.

Über ein englischsprachiges Buch mit dem Titel „Die Kraft des positiven Denkens", dass in mehr als 750.000 Exemplaren verkauft worden sein soll berichtete die „New York Times", und die WTG übernimmt ihre Kernaussagen:

'Im Buch 'Die Kraft des positiven Denkens' wird behauptet, man könne durch das Befolgen seiner Anregungen 'Herzensfrieden, bessere Gesundheit und einen nie versiegenden Energievorrat haben', es sei 'Hindernissen nicht gestattet, dir das Glück und Wohlbefinden zu zerstören' und 'deine Beziehungen zu anderen Leuten würden sich verbessern. Du wirst als Individuum populärer, mehr beachtet und beliebter.' Zur Überwindung deines Minderwertigkeitskomplexes schreibt das Buch vor: 'Glaube an dich selbst! Zeige Glauben an dich selbst!' Wenn du an Erfolg denkst, wirst du erfolgreich sein. Wende auf deine persönlichen Probleme Bibeltexte an, wie: 'Wenn ihr Glauben habt … wird nichts unmöglich sein.'"

1955er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte

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