Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Kontra Kommunismus

Antikommunismus sagten die Propagandisten, z. B. in der DDR. Nun, es sei hier nicht in eine "philogische Debatte" eingestiegen. Anti - gegen etwas sein, kann man aus vielerlei Gründen. Einer davon wäre auch, weil man die "harte Hand" dieses Gegners zu spüren bekam. Dann kann man auch noch gegen etwas sein, weil man grundsätzliche Vorbehalte hat. Vielfach ergibt sich in der Praxis eine "Mixtur" aus unterschiedlichen Motivationselementen.

Sicherlich sind die zeitgenössischen Zeugen Jehovas in diesem Kontext auch als "Anti"- Kommunisten anzusprechen. Welches Hauptmotiv indes bei ihnen den Ausschlag gab, ist nur schwer auszumachen. Das sie von kommunistischer Seite hart angefasst wurden, dürfte wohl außer Frage stehen. Das in der Folge dieser Vorgänge die Gegenreaktion, gleichfalls das Niveau "diplomatischen um den Brei herumreden" verlässt, dürfte auch verständlich sein. In diesem Horizont würde ich jedenfalls, die "antikommunistischen" Aussagen der Zeugen Jehovas aus dem Jahre 1952 einordnen. Primär als Folge der "harten Hand".

Dies wollten die DDR-Propagandisten so nicht wahrhaben. Wie die Geier stürzten sie sich auf die entsprechenden Detailzitate. Es tut mir leid. Ich sehe die Sachlage etwas anders. Aber vermutlich gibt es auch heute noch nicht, einen "Konsens" in der diesbezüglichen Bewertung.

Nachstehend sei einmal aus solch einem Wachtturmartikel des Jahres 1952 zitiert, den die DDR-Propagandisten mit Vorliebe bemühten (1952 S. 163, 164):

"Der gottlose Kommunismus fegt wie ein Präriefeuer über die Erde. Die Bemühungen, ihn an einer Stelle zu unterdrücken, werden dadurch neutralisiert, dass er anderswo um so weitgreifender und intensiver durchbricht. Kommunistische Führer sind überzeugt, dass sie allein, die einzige Lösung für die Übel dieser Welt besitzen. Sie glauben, dass Religion, so wie sie besonders auf der westlichen Halbkugel ausgeübt wird, 'Opium für das Volk' sei. Trotz dieser Behauptung sind die Kommunisten heute wahrscheinlich die religiöseste Gruppe auf Erden. Sie beten ihren Staat mit einem Fanatismus an, wie dies kein anderes Volk auf Erden tut. Sie verehren ihre menschlichen Führer, die früheren und gegenwärtigen, mit einer Bewunderung, wie man sie einem Gott gewährt; und keine Bibel, kein heiliges Buch wird von irgendeiner andern Nation als massgebender anerkannt als die Schriften eines Marx, Engels, Lenin und Stalin von den Kommunisten.

Ja, die Kommunisten sind sehr religiös, trotz ihren gegenteiligen Behauptungen. … Viele von ihnen haben in ihrer Übereile Gott, Christus und die Heilige Schrift zusammen mit den bedrückenden Fesseln der Korruption, womit sie gebunden waren …

All diese Tatsachen nun leidenschaftslos betrachtend, fragen wir: Ist Gott für den Kommunismus und all seine Übel verantwortlich? Die Antwort muss ein entschiedenes Nein! sein. Der Kommunismus wurde mittels verderbter Religion und erbarmungsloser Politik durch Satan, den Teufel, gezeugt, genährt und zur Reife gebracht. Ob die grossen Religionen der Welt es gern hören oder nicht, besonders jene, die sich christlich zu sein bekennen, sind sie doch für den Kommunismus verantwortlich. Er ist ihr Sprössling - diese christuslose, gottentehrende und teuflischste Religion von allen. Ja, ihr eigener Sprössling, der nun aufsteht um sie zu vernichten.

Welches Rettungssystem sucht denn der Kommunismus der ganzen Erde aufzuzwingen und das Volk zu dessen Sklaven zu machen? Den befremdenden, unsinnigen Wahn, dass eine gottlose, christuslos, materialistische Gesellschaftsordnung, den den Schöpfer unseres Planeten und die von ihm festgelegten Gesetze zur Leitung seiner Geschöpfe völlig ausser acht lässt, dem Volke Frieden, Sicherheit und Rettung bringen könne. Gleich ungezügelten wilden Tieren zwingen sie dem Volke hinter dem Eisernen Vorhang ihre Ideen und wilden Träume auf. Und die anderen Völker der Erde haben damit zu kämpfen. Hitler war von einem ähnlichen Wahnsinn besessen.

Wenn die Behauptung, dass der Kommunismus an diesen furchterregenden Zuständen schuld sei, aufrechterhalten wird, dann steht die verderbte Religion, die den Kommunismus geboren hat, als grösste Feindin der Menschheit da. Niemand kann mit Recht Gott diese Zustände zuschreiben. Gott hat keinen Anteil am Treiben der verderbten Religion und ihren sündhaften Kompromissen mit der Politik."

Der vermeintliche "Antikommunismus" der Zeugen Jehovas lässt sich auch anhand der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 2. 1952 näher verifizieren. Dort wird in einer Meldung der evangelische Pfarrer Martin Niemöller kritisch zitiert. Andere Kreise hätten oder haben, aus dem gleichen Tatbestand ganz andere Kommentare abgeleitet. Für andere Kreise ist oder war dieser Niemöller-Vorstoß geradezu ein "Sakrileg hoch zehn". Das sind dann die wirklichen Antikommunisten. Demgegenüber wirkt der entsprechende WTG-Kommentar geradezu "blaß". "Erwachet!" schrieb:

"Pastor Niemöller, der kürzlich von einem sechstägigen Aufenthalt in Moskau zurückkehrte, bezeichnete die 'Kirche' in der Sowjetunion als 'riesigen Faktor für die Wahrung des Friedens.' Er habe den Eindruck erhalten, sagte Niemöller weiter, dass die 'Kirche' in der Sowjetunion eine 'wahre Kirche von Jesus Christus' sei. -

Von welch erschreckender Unkenntnis bei einem Pastor über die wirkliche Bedeutung des Wortes KIRCHE zeugt es, wenn er sagen kann, dass eine politisierende Kirche - und welche von den grossen, falschen religiösen Organisationen politisierte nicht?, in diesem Falle ist es die russisch-orthodoxe Kirche - eine wahre Kirche von Jesus Christus sei!

Treffend kennzeichnet die Bibel prophetisch für unsere Tage eine Klasse von Menschen mit folgenden Worten:

'Sie wissen nichts und verstehen nichts, in Finsternis wandeln sie einher; es wanken alle Grundfesten der Erde.' …"

1952er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte

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