„Was kommt, kommt von Gott"

In der Ostzone, hatte der dortige Frauenbund auch ein Publikationsorgan mit dem Titel: „Die Frau von heute". In dessen Ausgabe Nr. 6/1949 (2. Märzheft) konnte man die Ausführungen lesen:

„Was kommt, kommt von Gott auch die Atombombe, auch Krieg" - nach Ansicht der Sektierer Jehovas. Während der Atombomben-Aktion, die unsere Frauen von Haus zu Haus führte, trafen viele von ihnen mit Anhängern dieser Sekte zusammen. Das Wesen eines Sektierers, eines Eiferers ist es, jede Gelegenheit beim Schopfe zu fassen und nichts unversucht zu lassen, durch starre Argumentation Proselyten d. h. Neubekehrte zu machen. So auch hier.

Eine Frau als Wortführerin dieser Sekte, die geschlossen die Atombomben-Aktion ablehnte, fasste die Begründung ihres Widerstandes in die Worte: 'Was kommt, kommt von Gott', oder Gott entscheidet, ob Atombomben geworfen werden oder nicht. Diese passive Haltung, die schon als Fatalismus bezeichnet werden muss, ist der größte Feind allen Fortschritts.

Wir wissen, dass es amerikanische Monopolisten sind, die Atombomben produzieren, um mit ihrer Hilfe den Völkern die Unabhängigkeit zu nehmen und ihre Weltherrschaft aufzurichten. Die sind ihr eigener Gott. Wir wollen hier nicht weiter beweisen, dass ergebene, gleichmäßige Hinnahme alles Guten und Bösen als gottgewolltes Geschehen ein Stillstand, ja ein Rückgang der Zivilisation bedeutet. Wir wissen, dass nichts 'unabänderlich' ist. …

Die Geschichte von Jahrhunderten beweist, dass nur der Wille des Menschen, die Anwendung seines Intellektes, der Menschheit Heil oder Unheil bringen kann. Es gibt keinen von Gott gesandten Krieg, kein Krieg ist unabwendbar, hinter jeder Handlung sei sie nun gut oder böse, stehen immer nur Menschen.

Der Einwand, dass es sich bei den 'Zeugen Jehovas' doch nur um einen kleinen Kreis 'Heilssuchender' handele, darf nicht gelten. Und selbst, wenn er, gemessen am überragenden Maß der Aufgeklärten klein erscheint, ist es deshalb nicht als weniger gefährlich anzusehen.

Denn wieviel Menschen gibt es, die nur allzugern solchen Einflüsterungen ein Ohr leihen, weil diese Lehre und Auffassung sie von jedem schwierigen Denken befreit. Wie vielen Menschen fehlt heute die Kraft, mit den Schwierigkeiten des Lebens allein fertig zu werden und die deshalb Halt an anderen suchen. Diese schwachen Menschen müssen gestützt und aufgerichtet werden, sie brauchen einen geistigen Halt, ein Mittel zur Anregung, dass sie aus ihrer Lethargie befreit.

Die Sekten finden unter diesen Niedergeschlagenen ihre meisten Opfer, denn ihre Lehre: 'Was kommt, kommt von Gott' erfordert keine Anstrengung, keine Leistung, keine Verantwortung gegenüber sich und seinen Nächsten. Sie kommt ihnen in ihrer Haltung des Nichtstuns entgegen. Sie ist bequem und deshalb gefährlich. …"

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1949er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte