Annotationen zu den Zeugen Jehovas

"Wenn die Gesetzlosen sprossen wie Gras ..."

"Drama of Vengeance" Teil 4 (Drama der Vergeltung) ist der einleitende Studienartikel des englischsprachigen "Watchtower" vom 15. 1. 1941 überschrieben. Offenbar kursierten davon in der deutschen Untergrundorganisation der Zeugen Jehovas auch hektographierte, deutsche Übersetzungen davon. So auch in diesem Fall.

"Wenn die Gesetzlosen sprossen wie Gras ..." leitet dieser WT unter Bezugnahme auf die Bibelstelle aus Psalm 92: 7 ein.

"Nie, zu keiner Zeit, sind die Nationen der Erde so völlig unter der Herrschaft jenes Gesetzlosen gewesen wie heute. Die Gesetzlosen wirken jetzt auf raffiniertere Art als in den Tagen Noahs. Ohne jeden Zweifel sind absolute Herrscher die Werkzeuge des Widersachers, jenes äusserst Gesetzlosen." weiß diese Ausgabe als Grundthese mitzuteilen. Und in Kontinuität zu anderen Rutherford-Verlautbarungen, wird sofort eine Gleichsetzung des Nazismus mit dem Papsttum vorgenommen. Etwa wenn es heißt:

"Die Nazi-Faschisten-Achse kennt nur ein Ziel: alles und jedes zu vernichten, was sich ihrer Willkürherrschaft nicht unterwerfen will. Sie hat in ihrem bösen Vorgehen den völligen Beistand und die Unterstützung des Vatikans, dessen scharfsinniges Haupt den andern Verschwörern Rat und Hilfe gewährt und mit ihnen verkehrt. Während dieses geschrieben wird, zeigen die Zeitungen aus Berlin in auffallenden Ueberschriften die Erklärung des Diktators Hitler, dass er von Gott den Auftrag erhalten habe, England mit allen Männern, Frauen und Kindern zu vernichten. Er sagt nicht, von welchem Gott er diesen Bescheid erhalten hat, und jeder, der den allmächtigen Gott kennt, weiss, dass der Gott Hitlers "der Gott dieser Welt", das heisst der Widersacher, dieser alt-böse Feind ist (1. Joh. 5:19; 2. Kor. 4:4). Der Vatikan und andere Glieder der römisch-katholischen Hierarchie unterstützen Hitler völlig und rühmen ihn ob der in Belgien, Holland, Frankreich und andernorts verursachten Zerstörung. Jetzt ist daher die Zeit, wo die Bösen wie Gras gesprosst, wie das Kraut des Feldes geknospet, ja alle Täter der Gesetzlosigkeit floriert haben."

Und als Nutzanwendung glaubt der WT daraus ableiten zu können:

"Es scheint daher gewiss zu sein, dass Harmagedon, jene grosse Schlacht Gottes des Allmächtigen, nahe herbeigekommen ist."

Auch die nachfolgende WT-Ausgabe vom 1. 2. 1941 spielt wiederum auf dem "Endzeitklavier", wenn es darin heisst:

"Heute verüben Religionisten zahllose Freveltaten an Jehovas Zeugen und ihren Gefährten, aber sie könnten all dies nicht tun, wenn nicht Jehova es zuliesse. Gott lässt es aber nur eine Zeitlang geschehen, und während dieser Zeit werden Menschen guten Willens, die Gerechtigkeit lieben und Gesetzlosigkeit hassen, den Weg, auf dem sie entrinnen können deutlich sehen und werden vom Herrn geführt, damit sie den Weg zum Leben erkennen und wählen können. Es ist somit ein grosses Vorrecht um der Gerechtigkeit willen zu leiden. Diese Leiden werden nur kurze Zeit dauern. Bald wird Gott für sein treues Volk streiten. Sein Drama der Rächung steht nun im Begriffe sich vollständig zu erfüllen. Alle vom wahren Volke des Herrn werden nun ruhig bleiben und fest für die Theokratie einstehen. Befreiung ist nahe! Darauf das Siegeslied!"

Nicht nur in Europa, selbst in den USA hat die WTG Sorgen. Etwa wenn sie im "Watchtower" vom 15. 5. 1941 klagt:

"Als zum Beispiel im März 1941 christliche Bürger vor dem Ausschuss der gesetzgebenden Versammlung des Staates Connecticut (USA) erschienen, um Protest einzulegen gegen den Gesetzesentwurf, der vor jener Versammlung anhängig war und der die verfassungsmässigen Rechte der Bürger, die Wahrheit zu predigen, aufheben würde, falls er zum Gesetz erhoben wird, da erwiderten Ausschussmitglieder der gesetzgebendebn Versammlung auf diesen Protest unverfroren und heftig: "Eure verfassungsmässigen Rechte interessieren uns nicht."

Nochmals eine Bestandsaufnahme vornehmend, meint auch der "Watchtower" vom 15. 6. 1941:

"Die totalitären Herrschermächte, zusammengesetzt aus Nazi, Faschisten und hohen Religionsführern, stehen jetzt da, wo sie nicht stehen sollten, beanspruchen das Recht auf die Weltherrschaft und verlangen, dass Jehovas Bundesvolk den Totalherrschern huldige, sich vor ihnen niederbeuge, sich ihren Heeren anschliesse, und unter ihren Fahnen kämpfe, und wenn die Glieder des Bundesvolkes dies zu tun verweigern, werden sie eingesperrt und manche getötet. Trotz all diesem stehen die Glieder des Bundesvolkes Gottes fest auf der Seite der THEOKRATIE, selbst wenn sie sehen, wie andere Treue eingesperrt und zu Tode gebracht werden. Die herrschenden Mächte dieser Welt, die sich der totalitären Herrschaft widersetzten, verlangen von den Gliedern des Bundesvolkes Jehovas ebenfalls, dass sie sich, in Uebertretung ihres Bundes, stellen und unter dem Banner solcher Herrscher kämpfen, und wenn die Glieder des Bundesvolkes Jehovas dies zu tun ablehnen, so erleiden sie Einkerkerung oder andere strenge Strafen, selbst den Tod."

1941er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte

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