Wenn der Teufel mit dem Beelzebub

Es war schon eine schockierende Meldung, jene Mitteilung aus dem Jahre 1939, dass Hitlerdeutschland und die Sowjetunion einen Pakt abgeschlossen hatten. Wie man heute weiß, wurde der noch durch ein geheimes Zusatzabkommen ergänzt, indem die beiden Giganten ihre jeweiligen Interessensphären absteckten - auf Kosten Dritter versteht sich. In der Ausgabe vom 15. 9. 1940 (S. 6) des „Trost" wird einmal aufgelistet, wie seit November 1939, wo die Sowjetunion Gebiete Ostpolens besetzte, sich die Landkarte verändert hat. In dieser kurzen Zeit annektierte die Sowjetunion ein Gesamtgebiet von 457 000 Quadratkilometern mit circa 21 200 000 Einwohnern.

Meine Haltung zu den geschichtlichen Zeugen Jehovas ist klar. Ich habe sie verschiedentlich schon mal auf den Nenner gebracht mit der Formel: "Die Progressiven von gestern - die Konservativen von heute." Mit anderen Worten, ich habe durchaus kein Problem damit, den geschichtlichen Zeugen Jehovas in bestimmten Positionen zumindest teilweise zuzustimmen und ihnen - nicht aber ihren damaligen Kontrahenten - recht zu geben. Ich halte es auch durchaus für dokumentierenswert, mal jenen Kommentar wieder zu geben, der seinerzeit im "Trost", im Angesicht des deutsch-russischen Paktes veröffentlicht wurde:

"Am 22. August 1939 gaben die Großstadtzeitungen nach langer Zeit wieder einmal Extrablätter heraus. Diese kündeten den Abschluss des Paktes zwischen Deutschland und Sowjetrussland an; und wenn auch dessen Tragweite und mögliche Folgen selbst heute noch nicht völlig überschaut werden können, war doch damals schon klar, dass die Weltpolitik dann wieder einmal auf den Kopf gestellt würde.

'Das Unglaubliche und Unfassliche ist Ereignis geworden, Hitler, der 'Erretter' Europas vor der 'bolschewistischen Höllenpest', hat sich mit dem 'infanalen Teufel' Stalin angefreundet…'

So und ähnlich widerspiegelte sich die allgemeine Stimmung gegen Ende August 1939 in der Presse. Aber während die meisten bei der Kunde von diesem Paktabschluß wie betäubt waren, sagten einige andere, allerdings nur sehr wenige: 'Ganz wie erwartet!'

Zu diesen wenigen gehören Jehovas Zeugen. Sie hatten eben, obwohl sie keine Politiker sind, durch gesunde biblische Belehrung eine bessere Einsicht als andere in das Wesen politischer Totalität überhaupt.

Zwei Tatsachen, die von Jehovas Zeugen seit langem immer und immer wieder betont wurden, treten jetzt durch die Ereignisse klar hervor:

Erstens einmal: Die von der Hierarchie ausgegebene und von politischen Extremisten aufgegriffene Parole vom 'Kampf gegen den Kommunismus', mit deren Hilfe sich in Europa allenthalben die Diktatur breitmachte, ist Bluff.

Zweitens: Nationalsozialismus und Kommunismus sind keine unversöhnlichen Gegensätze, sondern nur Schattierungen ein und derselben Sache." ("Trost" 15. 10. 1939 (Nr. 410) S. 3).

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1939er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte