Scharfmacher-Resolution

Wie   ausgeführt, bezifferte Frost die Zahl der aktiven Zeugen Jehovas Ende 1936 in Deutschland, auf rund 3 600. Zählt man die bereits inhaftierten hinzu, so kann man zu jenem Zeitpunkt von rund 8 000 Aktiven ausgehen (maximal). Jedoch wollte man, nach eigenen Angaben in Deutschland bis zum Jahre 1933 einen maximalen Bestand von rund 25 000 erreicht haben. Unter Berücksichtigung dieser Zahlen, kann man wohl sagen, dass rund zwei Drittel der Zeugen Jehovas nach 1933 in Deutschland inaktiv wurden.

Diese Sachlage kommt auch in einem als "Brief aus Deutschland" titulierten Bericht des "Wachtturms" zum Ausdruck (1937 S. 254). Der Briefschreiber leitet ein: "Nachdem die Arbeit in der letzten Aktionswoche hier ohne besondere Störung beendet werden konnte, darf ich … auch den Rapport über die heutige Stellung der Geschwister hier zu Jehova und seinem Werk erstatten. Die Musterung erfolgt meistens in kleineren Gruppen. Solche Geschwister, die der Aufforderung nicht Folge leisteten, konnten in einigen Fällen auch nicht weiter befragt werden und sind somit im Bericht auch nicht erfaßt."

Mit anderen Worten: Die vorgenannten zwei Drittel blieben unberücksichtigt. Über den verbliebenen harten Restkern wird dann ausgeführt:
"Von 86 Geschwistern und Jonadaben, denen nachfolgende Entschließung vorgelesen wurde, erklärten 83 sich mit dem Inhalt derselben einverstanden und versprachen aufs Neue, nach besten Kräften auch weiterhin für Jehova und sein Königreich einzutreten.

Resolution

Jehovas Zeugen und ihre Gefährten in unserem Gebiet erklären hiermit, dass sie Jehova als den allein wahren Gott des Universums und Christus Jesus als den von Jehova rechtmäßig eingesetzten König anerkennen. Sie erkennen ferner, die Watch Tower Bible and Tract Society als den sichtbaren Teil der Organisation Jehovas auf der Erde an und bekunden hiermit ihr volles Vertrauen zu dieser und ihre Bereitwilligkeit, alles zu tun, was dem Herrn wohlgefällig erscheint, durch seine Organisation zur Rechtfertigung seines Namens hinausführen zu lassen. Angesichts der Tatsache, dass die Agenten Satans allein seit Beginn dieses Jahres mehr als 50 unserer Brüder und Genossen verhafteten und ins Gefängnis warfen, von welchen zwei völlig verschwunden sind und eine Anzahl zu langen Gefängnisstrafen verurteilt wurden, nur weil sie Gott und Christus Jesus allein die Ehre gaben, sind wir weiter bereit, Jehovas Zeugnis den Menschen guten Willens zu überbringen, weil wir dieses als den gegenwärtigen Auftrag des Herrn für sein Volk erkennen.

Wir bekunden unsere Einmütigkeit mit allen denen auf der ganzen Erde, die bereit sind, den Willen Jehovas zu tun, und wünschen unsern Anteil an allem zu nehmen, was der Herr zur weiteren Bloßstellung Satans und seiner verruchten Organisation für nötig und gut befinden mag. Fest entschlossen, den einmal begonnenen Kampf im Vertrauen auf den verheißenen Schutz und Beistand des Herrn fortzuführen, ohne Rücksicht darauf, welche Folgen dies für uns auch haben mag, vertrauen wir dem Herrn, dass er mächtig ist, sein Volk zu seiner Zeit völlig zu befreien. Wir geben unsere Zustimmung, von dieser Resolution weitgehendsten Gebrauch zu machen, falls dies für gut befunden werden sollte.

Im Mai 1937."

Man wird diese Resolution auch in dem Kontext einordnen dürfen, dass sie eine politische Oppositionserklärung gegen das Hitlerregime in religiöser Phraseologie darstellt.

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1937er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte