Stockkonservativ

In einem im "Wachtturm" (1931 S. 192) veröffentlichten Leserbrief lässt Rutherford sich von J. A. Bohnet mit den Worten belobhudeln: "Lieber Bruder Rutherford! So wird mir denn die Überzeugung aufgedrängt, dass der Urheber von 'Licht' nicht ein menschliches Geschöpf ist. Kein Mensch hätte dieses Buch schreiben können, und keiner tat es … Bruder, Du warst nur der Amanuensis (literarische Gehilfe) bei der Herstellung von 'Licht'. Jehova ist sein Autor, wie auch das Buch selbst erklärt."

Sucht man nach jenen Passagen, worin sich dieses Rutherford-Buch von anderen unterschied, so wird man auch zu konstatieren haben, dass gewisse Frauenfeindliche Stellen in ihm besonders nachweisbar sind.

Merkmal etlicher Religionen, auch und nicht zuletzt des Christentums, ist ihr gebrochenes Verhältnis zur Gleichberechtigung der Geschlechter. So verweigert etwa der stockkonservative Katholizismus es bis heute immer noch, dass Frauen etwa Priesteramtliche Positionen bekleiden können. Aber auch bei den Bibelforschern/Zeugen Jehovas ist ähnliches zu registrieren. Symptomatisch dafür ist auch jene Stelle in Rutherford's "Licht" (Band I S. 30, 31) in der man lesen konnte:

"Es ist eine vielen wohlbekannte Tatsache, dass vor dem Kommen des Herrn zu seinem Tempel gewisse Frauen in der Versammlung einen großen Einfluss über Männer, die Führer oder Älteste waren, ausübten und sie veranlassten, sich mit Satans Organisation auf einen Vergleich einzulassen und es abzulehnen oder sich zu weigern, eine freimütige und unzweideutige Stellung für den Herrn und seine Königreichsinteressen auf der Erde einzunehmen. Wiederum haben Frauen durch verkehrten Gebrauch ihres Einflusses Führer oder Älteste dahin gebracht, aufzuhören, 'das Haupt festzuhalten', aufgeblasen zu werden und der Anordnung Gottes zuwiderzuhandeln. Sie wurden von Leidenschaft oder einem dem Worte Gottes fremden Einfluss beherrscht.

Dieser Einfluss versucht bis zum heutigen Tage das Werk des Herrn zu stören. Dieser Zustand bestand jedoch besonders während der Eliaperiode der Kirche Gottes. Zu jener Zeit geschah es, dass Versammlungen durch Frauen organisiert wurden, und dass Frauen Studien oder Predigten, Vorträge für die Ältesten, vorbereiteten und sie anwiesen, was sie sagen sollten. Ehrsüchtige Frauen in der Versammlung beeinflussten ihre Ehemänner oder etliche der schwächeren Brüder, ihre (der Frauen) Wünsche, die Organisation oder das Verhalten der Versammlung betreffend, auszuführen. Frauen in der Versammlung schmeichelten den Ältesten, um sie zu beeinflussen. Ob dies nun wissentlich und willentlich getan wurde oder nicht, macht keinen Unterschied, aber es zeigt Satans Bestreben, die Organisation des Herrn zu zerreißen; und das hat der Herr vorausgewusst und vorausgesagt. Der Herr hat darauf hingewiesen, dass die Frau ihren bestimmten Platz in der Versammlung hat, dass dieser sie aber nicht ermächtigt, den Mann zu belehren, noch auch zu suchen, ihn in seiner rechtmäßigen Erfüllung seiner Pflichten als Knecht des Herrn zu beeinflussen.
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1930er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte