Neue Preußische Zeitung (Kreuz-Zeitung)

Die "Neue Preußische Zeitung (Kreuz-Zeitung)" war zwar ein politisches Presseorgan, zugleich aber auch eins, das den Belangen der evangelischen Kirche im besonderem Maße Rechnung trug. Unausgesprochen trauerte man auch dort der formalen Aufhebung des Staatskirchentums nach. Es war für diese Kreise eine Selbstverständlichkeit, stramm nationalistisch orientiert zu sein. Den Ersten Weltkrieg hatte man ideologisch mitgetragen einschließlich der Forderung, dass für diese Kreise nur ein "Siegfrieden" akzeptabel sei. Letzterer blieb allerdings aus und so schloss man sich dem Chor der Trauerarbeit an, die andere für das Missgeschick verantwortlich machten. Eine kritische Überarbeitung der eigenen bisherigen Position - auch für diese Kreise undenkbar. Wenn schon wenige Jahrzehnte später ein Hitler all die Ressentiments erneut aufnehmen konnte, so kann sich auch die "Neue Preußische Zeitung (Kreuz-Zeitung)" "zugute" halten, mit zu seinem indirekten Steigbügelhaltern zu gehören. Zwar nicht unbedingt im rein formalem Sinne, aber sehr wohl in ideologischer Hinsicht (mit der einen Einschränkung vielleicht, dass der von Hitler praktizierte Antiklerikalismus auch nicht im Sinne der "Neuen Preußischen Zeitung (Kreuz Zeitung)" lag.

Am 26. 1. 1921 veröffentlichte nun jenes Presseorgan einen programmatischen Artikel über die Bibelforscher von einem gewissen Conrad Bornhak. Letztendlich findet man in diesem frühen Beitrag schon all jene Ressentiments wieder, die auch nachfolgend in der Beurteilung der Bibelforscher durch politisch orientierte Kreise eine gewichtige Rolle spielten. Also schon Bornhak schrieb damals:

"Nach dem Niederbruche der äußeren Macht des deutschen Volkes, kann seine Wiedergeburt nur von innen heraus, durch ein neues Erstarken deutschen Geistesleben zur weltüberwindenden Macht erfolgen. So lange uns diese inneren Güter bleiben, können wir, wenn auch Schmerz erfüllt, von den äußeren Machtmitteln mit dem deutschen Reformator sagen: 'Lass fahren dahin, dass Reich muss uns doch bleiben.' Dieses Wiedererstarken deutschen Geistes ist das einzige, was unsere Feinde und die mit ihnen verbündeten internationalen Kräfte im inneren dermalen noch zu fürchten haben. Deshalb gilt es für sie, hier die Axt an die Wurzel zu legen um Deutschtum und Christentum von innen heraus zu vernichten. Seit einiger Zeit macht sich mehr und mehr eine Gemeinschaft geltend, die sich harmlos 'Vereinigung ernster Bibelforscher' nennt … In großen öffentlichen Vorträgen natürlich mit Lichtbildern, die halb einen wissenschaftlichen Anstrich haben, halb auf das religiöse Gefühlsleben spekulieren, sucht sie die Massen zu gewinnen, in ständigen Versammlungen kleinere Kreise der damit Gewonnenen dauernd zu fesseln. Sie bestreitet entschieden, eine neue Sekte zu sein, sondern will Christen aller Bekenntnisse um sich sammeln, und zwar auf Grund von Glaubenssätzen, die sich mit keinem der christlichen Bekenntnisse decken. Sie ist also doch eine neue Sekte. … Wesentlich alttestamentlich zionistisch gefärbt trägt sie sich mit Milleniumshoffnungen auf das nahe Bevorstehen des Gottesreiches auf Erden, dass sie hauptsächlich aus den Schriften des alten Testaments, zumal der Propheten - das ist der Gegenstand der angeblich ernsten Bibelforschung - nachzuweisen sucht. In diesem ewigen Reiche werden die Erwählten gut abschneiden und zur ewigen Seligkeit gelangen, während alle anderen zum ewigen Tode verdammt sind. Deshalb kommt in die Vereinigung ernster Bibelforscher! Es kostet auch nichts, wie ausdrücklich versichert wird.

Der ganze Humbug ist natürlich amerikanischen Ursprungs, was wohl kaum besonders hervorgehoben zu werden braucht. Begründer der Sekte - denn um eine solche handelt es sich trotz allen Bestreitens - war der Pastor Charles Taze Russell … Seine Anschauungen sind niedergelegt in einem siebenbändigen Werk 'Schriftstudien' … Entsprechend den sieben Gemeinden der Offenbarung hat Gott nacheinander sieben Verkünder seines Werkes erweckt. Paulus, Arius, Petrus Waldus, Wicliff, Huß, Luther und Russell - nur die Lumpe sind bescheiden -, nach Russell kommt keiner mehr, sondern das ewige Reich naht heran. Wer sich jetzt noch dafür ausgibt, ist eben ein falscher Prophet. Dahin gehören namentlich die Geistlichen der bestehenden Kirchen, da sie angeblich alle nicht glauben, was sie sagen.

Nicht nur für den wissenschaftlich gebildeten Theologen evangelischen wie katholischen Bekenntnisses, sondern auch für jeden Laien, der seine Konfirmanden- oder Kommunionunterricht einigermaßen mit Aussicht auf Erfolg besucht hat, bedarf es keiner näheren Ausführung, dass es sich um hellen Blödsinn, um die Ausgeburten eines kranken Gehirns handelt, die mit dem Christentum und der Bibel nichts mehr zu tun haben. Wunderbar ist dabei nur, wie niedrig dabei der geistige Standpunkt der Anhänger eingeschätzt wird, wenn wir z. B. ganz ernsthaft gemeinte Erzählungen über die Entstehung der Riesen finden, die aus der Paarung von auf der Erde wandelnden Engeln mit schönen Frauen entstanden sein sollen. Wie ungalant dabei die Engelhaftigkeit für die männliche Seite in Anspruch zu nehmen. Es ist eben eine alte Erfahrung: Man kann die Menschen nicht für dumm genug einschätzen, es gibt immer noch welche, die sich als noch dümmer erweisen und auf die Sache hereinfallen. Die Schriften reden allerdings im Interesse des Bauernfanges immer davon, dass sie nur auf intelligente Leser berechnet sind. Doch die Sache hat einen sehr ernsten Hintergrund. Ein heißes religiöses Sehnen beginnt allmählich die Massen zu durchziehen, die an dem auf das rein weltliche gerichteten Materialismus der Sozialdemokratie keine Befriedigung finden. Der Kirche waren sie einmal entfremdet und konnten sich nur schwer zu ihr zurückfinden. Andererseits sind es religiös gebliebene Kreise, die Trost in Gottes Wort suchen. Hier setzt die Vereinigung der ernsten Bibelforscher ein. Durch die Sozialdemokratie war man gewöhnt, mit Wissenschaft und Forschung Fetischdienst zu treiben und den Materialismus als Ergebnis wissenschaftlicher Forschung auszugeben. Es muss also verfangen, wenn man auch den Milleniums-Blödsinn mit dem Mantel der Wissenschaft umhängt und als Ergebnis ernster Bibelforschung ausgibt. Das Ergebnis ist eine weitere Zersetzung und Zerklüftung unseres religiösen Lebens. Denn bei der Unvereinbarkeit der Lehre mit den Grundlagen des Christentums handelt es sich eben nicht darum, Christen aller Bekenntnisse um ernste Bibelforschung zu sammeln, sondern um Bildung einer neuen religiösen Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft ist nicht christlich, wenn sie sich auch dafür ausgibt und noch wohlwollend Christus als Gottes Sohn anerkennt. Dagegen trägt sie gleich den englisch-amerikanischen Puritanern stark alttestamentlich-jüdische Züge und hegt eine ausgeprägte Vorliebe für das auserwählte Volk. Das geht soweit, dass man bei einem flüchtigen Blick auf die Schriften der Vereinigung, auf den Gedanken kommen könnte, es handle sich um eine zionistische Vereinigung. Die Anhänger der Vereinigung sind jedenfalls ihrer religiösen Geistesrichtung nach mehr Juden als Christen.

Das führt auf den brennenden Punkt: Welchen Zwecken dient das ganze, mit so großer Reklame betriebene Unternehmen? Die Beteiligung kostet nichts, wird ausdrücklich versichert. Die Teilnehmer werden, wie sie arm an Geist, auch durchweg arm am Beutel sein und trotz aller Begeisterung an freiwilligen Gaben für das Unternehmen auch nicht viel einbringen. Also, wer bezahlt das Ganze? Zunächst natürlich die Amerikaner. Dass es sich die klugen Yankees so viel Geld kosten lassen, nur um einige deutsche Seelen für das Himmelreich zu gewinnen, ist natürlich ausgeschlossen.

Aber das Unternehmen dient der Zersetzung deutschen Geisteslebens, der Zerstörung deutschen Geistes von innen heraus. Das kann man sich schon einige Dollars kosten lassen. Dazu kommt noch etwas anderes.

Eine starke antisemitische Strömung durchzieht unser Volk bis tief in die Kreise der von ihren jüdischen Führern betrogenen Sozialdemokratie. Da ist es für das Judentum von unschätzbarem Werte, über eine volkstümliche Bewegung zu verfügen, die im wesentlichen jüdischen Geistes ist und in den Juden noch heute die Auserwählten Gottes sieht.

Das führt uns zum Schlusse. Die Vereinigung ernster Bibelforscher ist nichts anderes als ein amerikanisch-jüdisches Unternehmen, um deutschen und christlichen Geist von innen auszuhöhlen und damit die Grundlagen für Deutschlands Erneuerung zu vernichten. Die Bekämpfung einer solchen Gemeinschaft ist eine nationale Tat, und Schmach und Schande über jeden Deutschen, der im amerikanischen Solde Christentum und Deutschtum verleugnet."

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