Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Stimmungsbild

Ein Stimmungsbild wie denn die Verkündigung der frühen Russell-Organisation in Deutschland so „angekommen" ist, kann man auch einem in der August-Ausgabe 1907 abgedruckten Leserbrief entnehmen. Da berichtet ein „Kolporteur" über seine Erfahrungen beim verbreiten der Russell-Literatur während einer „Schwarzwaldreise". Und dabei gibt er unter anderem auch die folgende Charakteristika ab:

„Die Leute befinden sich hier in einer sehr aufgeregten trostlosen Lage und sind sehr revolutionär gesinnt. Vom Christentum wollen sie nichts mehr wissen, infolge dieser brutalen Aussperrung der Arbeiter von seiten der Unternehmer. Auch die Bürgersleute sind sehr aufgeregt darüber, und die Arbeiter sind in Not. Die Geschäftsleute müssen auch darunter leiden, und merkt man an allem, daß das Ende vor der Tür ist. … Man findet die Leutlein heraus, die diese Freudenbotschaft mit Freudigkeit aufnehmen. Doch nur unter den armen Leuten sind sie zu finden, denn reichere Leute, Geschäftsleute und Bodenbesitzer wollen vom Reiche Gottes nichts wissen, das auf Erden aufgerichtet wird. Sie lachen höchstens, wenn man davon redet, oder weisen einem barsch die Türe. …

Einen Stadtschein zum Verkauf der Traktate habe ich noch von keiner Behörde erhalten, doch hat der Herr mir andere Wege gezeigt. Ich verkaufe die Traktate nicht direkt, sondern gebe sie den Leuten. Fragen sie, was dieselben kosten, so weise ich darauf hin, daß ich dankbar bin, wenn sie freiwillig einige Pfennige beisteuern, zumal ich durch den Verkauf der Bücher nicht imstande bin, meinen Lebensunterhalt zu decken. Ich erhalte dann 10, 15, 20, 25 u. 30, ja einmal erhielt ich schon 50 Pfg. Sonst gebe ich die Blätter gratis. Ich komme so zu meinem Tagelohn und decke meinen Unterhalt. Man muß wohl den ganzen Tag laufen, und ist es ja keine leichte und bequeme Arbeit …"

1907er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte

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