Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Rutherford "Warnung"

Seine 1938 in Englisch (ohne offizielle deutsche Übersetzung) erschienene Broschüre "Warnung" leitet Rutherford mit den Worten ein:

"DIE GRÖSSTE KRISE aller Zeiten steht jetzt der Welt bevor." In seinen Worten:

"Es ist eine Zeit der Bedrängnis, die jeden Staat und jede Einrichtung der Welt vollständig zerstören, jede Religion und alle religiösen Einrichtungen vernichten, kommerzielle und politische Organisationen und alle Menschen auslöschen wird, die sich weigern, sich dem Schutz des Herrn Jesus Christus, rechtmäßigen Herrschers der Welt, zu unterstellen."

Wie man unschwer daraus entnehmen kann, spielt er auch in dieser Veröffentlichung kräftig auf der "Endzeitklaviatur". Und damit seine "Bibelforscher" auch das "rechte" Sendungsbewusstsein hätten, sagt er ihnen:

"Die Aufmerksamkeit der Menschen wird auf diesen großen bevorstehenden Krieg gelenkt, und dieser Ruf erschallt nun als Warnung, weil Gott geboten hat, dass dies getan werden soll."

Da diese Praxis nicht unbedingt mit derjenigen in anderen Religionsgemeinschaften "konform" geht, läßt er weiter verlautbaren:

"Von Natur aus wohnt dem Menschen der Wunsch inne, eine wirkliche oder eingebildete höhere Macht anzubeten. Der Teufel, der diesen innewohnenden Wunsch im Menschen kennt und der sein Vorhaben ausführen will, die Menschen von Gott abzuwenden, führte vor langer Zeit die Religion ein."

Seine "Philosophie" weiter ausbauend belehrt er:

"Der Mensch Nimrod wurde das Objekt der Anbetung durch die Menschen, und er war der absolute Diktator des Volkes, geradeso wie Hitler versucht, die Menschen zu zwingen, ihm als dem Retter der Menschen „Heil" zu sagen.

Nimrod war daher das Mittel des Teufels, bei den Menschen die Religion und religiöse Praktiken einzuführen. Dann setzte sich Nimrod selbst als König ein und führte so unter den Menschen die Politik ein. Er brachte die Menschen zusammen und erbaute eine Stadt und führte dort unter den Menschen den Kommerz oder Verkehr ein. Sofort begannen - und sind seither geblieben - drei Dinge, die sich zusammenfügten, um die Welt zu beherrschen und treulose Geschöpfe von Gott abzuwenden: Politik, Kommerz und Religion."

Weiter Rutherford: "So etwas wie „die christliche Religion" gibt es nicht, weil Religion und Christentum einander diametral entgegengesetzt sind. Die Religion entehrt und schändet den Namen Jehova Gottes. Das Christentum ehrt und rechtfertigt den Namen des allmächtigen Gottes, und darum werden wahre Christen immer von Religionisten verfolgt."

Damit das ganze nicht blos im theoretischen steckenbleibe, wird er konkret. So etwa in seinem Ausruf:

"Diese Ungeheuerlichkeit ist die Herrschaft über die verschiedenen Nationen unter einem willkürlichen Diktator, das heißt, eine diktatorische Regierung, auch „totalitäre Herrschaft" genannt. Sie kam zuerst in Russland in Gestalt des Bolschewismus oder Kommunismus auf. Dann kam sie in Italien unter der Bezeichnung Faschismus auf, und dann in Deutschland als Nationalsozialismus. Die große Organisation, die in der heutigen Welt in der Religion die Führung innehat, stützt diese Ungeheuerlichkeit, egal unter welcher Bezeichnung oder in welcher Gestalt sie erscheint. Solche monströsen diktatorischen Regierungen versuchen, Regeln oder Gesetze zu erzwingen, wie jemandem „Heil" sagen, den Zwangsfahnengruß und ähnliches, womit sie die Leute veranlassen - oder es wenigstens versuchen -, anzuerkennen, dass ihr Schutz, ihre Rettung von Menschen kommt und die menschliche Macht durch irgendein Emblem oder eine Fahne dargestellt wird. Andersherum gesagt: Die Religionisten haben bereitwillig zugestimmt, dass der Schutz und die Rettung für die Menschen aus menschlicher Macht kommen und nicht von Jehova Gott durch Jesus Christus. Die religiösen Organisationen lassen sich völlig die Lehre gefallen, dass „der Staat" über oder höher als Jehova Gott und sein König, Jesus Christus, steht."

Namentlich die katholische Kirche, bekommt (auch) in dieser Veröffentlichung ihr zusätzliches "Fett weg". Etwa in der Bemerkung:

"Über tausend Jahre lang setzte die römisch-katholische Kirche Jehova Gott über den „Staat" oder menschliche Gesetze. Damals schien es für diese Organisation vorteilhaft, dies zu tun. Gierig nach weltlicher Macht, hat diese religiöse Organisation jetzt offen und schamlos eine Übereinkunft mit dem radikalen Element, das die Nationen beherrscht, geschlossen, und in Anbetracht dessen hat die faschistische Regierung die weltliche Macht für das Oberhaupt der katholischen Organisation wieder hergestellt. Jetzt billigt der Vatikan den grausamen Eroberungskrieg gegen die Abessinier, die Revolution und das unbarmherzige Abschlachten in Spanien und den ungerechten Krieg Japans gegenüber China. Dieselbe religiöse Organisation hat eine Übereinstimmung mit dem Nazidiktator getroffen und sich damit im Widerstand gegen Gott und seinen Christus der gegenwärtigen ungeheuerlichen diktatorischen Herrschaft der Welt angepasst. Alle Diktatoren oder radikalen Elemente, die jetzt herrschen, setzen den „Staat" über den allmächtigen Gott und bestehen darauf, dass jedermann den Gesetzen von Diktatoren gehorcht, auch wenn solche Gesetze in Missachtung des Gesetzes Jehovas bestehen. Die Diktatoren und religiösen Organisationen, und insbesondere die Führer, machen jetzt gemeinsame Sache bei der Verfolgung der Zeugen Jehovas, weil diese Christen die wahren Nachfolger Jesu Christi sind und sein Königreich verkünden."

Um das "Sendungsbewusstsein" der Zeugen zu stärken ruft Rutherford dann nochmals aus:

"MÖGE ALLEN MENSCHEN BEKANNT WERDEN, dass wir, Jehovas Zeugen und ihre Gefährten, nichts gemein haben mit Kommunismus, Nazismus, Faschismus und Religionen - und dass wir ihnen alles andere als wohlwollend gegenüberstehen -, weil sie alle den Namen Jehovas, des Höchsten und allmächtigen Gottes, in Verruf bringen und gegen sein Königreich unter Christus sind."

Die weltpolitische Lage in sein Weltbild einbauend äußert er dann noch:

"der Teufel (weiß). dass er bis zum Schlusskampf nur noch wenig Zeit hat. Er benötigte eine Monstermacht, die seine ungerechte Sache auf der Erde verfechten sollte, und daher erwuchs im Jahre 1917 ein solcher Verfechter in Form eines totalitären Staates oder einer Willkürherrschaft, genannt „Kommunismus" oder „Bolschewismus", und diese Herrschaft ist gänzlich widergöttlich und gegen Gottes Königreich. Es stellt den „Staat" als Höchstes und über dem allmächtigen Gott stehend heraus. Es erklärt sich gegen alles, das behauptet, Gott zu dienen, und fordert alle Religionen und Religionisten heraus. Diese Willkürherrschaft, bekannt als Kommunismus, erklärte sich nicht nur gegen die Religion der orthodoxen Kirche, sondern sie beschlagnahmte den Kirchenbesitz und errichtete den „Staat" als Höchstes. Daher wurden die Religionisten äußerst alarmiert und fürchteten, dass ihr Streben, die Welt zu beherrschen, fehlschlüge. Der Bund der Nationen, der Völkerbund, wurde errichtet, und die römisch-katholische Hierarchie, führend in der Religion, kletterte auf den Rücken dieses Völkerbundes. Das tat sie in der Hoffnung, die Welt zu beherrschen. Die Hierarchie behauptet, die Kirche zu sein, aber sie ist tatsächlich eine politische Organisation. Bestrebt zu herrschen, greift die Hierarchie alles auf, das ihr weiterhin die Gelegenheit sichert, zu herrschen. Dann wurde der neuzeitliche Riese oder die große Ungeheuerlichkeit, die durch den Riesen Goliath dargestellt wurde, in anderer Verkleidung vorgebracht, diesmal unter der Bezeichnung Faschismus. Auch er widerstand der Religion und trotzte den Religionisten, und diese Religionisten, voller Furcht vor dem Riesen oder der Ungeheuerlichkeit, schlossen Frieden und einen Bund mit den Faschisten. Der Faschismus stellt den „Staat" über Jehova Gott und erhebt den Anspruch, der Diktator des „Staates" sei die oberste Macht. In diesen Anspruch haben sich die Religionisten gefügt. Das Haupt der religiösen Organisation, das Papsttum, unterwarf sich nicht nur dem Faschismus, sondern wurde auch zu seinem Unterstützer; und Mussolini, der Diktator, ist Katholik geworden. Und diese Allianz stellt den Staat oder die totalitäre Herrschaft jetzt über Gott und beansprucht das Recht des Staates, alle Menschen zu reglementieren und zu zwingen, Menschen zu gehorchen und Gott ungehorsam zu sein. Um sein Vorhaben weiter auszuführen, brachte der Teufel im Jahre 1933 dieselbe, identische Ungeheuerlichkeit, dargestellt durch Goliath, hervor, diesmal in wieder anderer Verkleidung, „Nationalsozialismus" oder Nationalismus genannt, und errichtete diese Herrschaft in Deutschland, das auch jedem trotzt, das für Jehova Gott und seinen König, Jesus Christus, ist. Es ist gegen alles, das den Namen Gottes und Christi erwähnt. Wieder machten die Religionisten, angeführt durch die römisch-katholische Hierarchie, eine Allianz mit dem Nationalsozialismus, indem sie in eine Übereinkunft mit diesem riesigen Ding eintrat. Sie taten es aus Furcht, die Gelegenheit zu verlieren, zu herrschen. Wiederum zeigten Religionisten offenen Widerstand gegen Gott und sein Königreich.

Heute überflutet die totalitäre Herrschaft alle Nationen. Sie ist ein ungeheuerliches Ding, eine fanatische Herrschaft, und sie bestreitet das unveräußerliche Recht der Menschen, Gott anzubeten, und trotzt Gott und Christus ganz offen."

Das war also das Weltbild der Zeugen Jehovas in der fraglichen Nazizeit. Ihr Sendungsbewusstsein wird man ihnen bestätigen können. Indes gesandt kann man für vieles werden. Auch für einen weltanschaulichen Irrtum!

Die Ära Rutherford

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