Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Theaterspielerei

Bekanntlich existiert der "Dienstzweig" Vorführung von Dramen auf Kongressen, erst seit Anfang der 1970-er Jahre. Davor gab es zwar auch sogenannte "Demonstrationen". Indes die jetzige Variante der Playback-Schauspielerei ist jüngeren Datums. Es ist vielleicht nicht uninteressant einen zeitgenössischen Kommentar mal zu lesen, der geschrieben wurde, wie die Playback-Schauspielerei "neu auf dem Markt" gekommen war. In der Ausgabe vom Juni 1973 (Nr. 51) der "Christlichen Verantwortung" war er abgedruckt. Nachstehend sein Wortlaut:

Katzenhaftigkeit, königliche Haltung, soldatisches Auftreten, Matronenhaftigkeit und Kriecherei einüben

BIBLISCHE DRAMEN ALS NEUER DIENST

Es begann auf den WTG-Kongressen der letzten paar Jahre. Auf dem Bezirkskongreß "Göttlicher Name" 1971 wurden z. B. alle durch das Schauspiel oder Drama "Jehova segnet die Loyalgesinnten" überrascht. Es gibt davon inzwischen eine ganze Reihe weiterer, wie z. B.: "Respektiere Jehovas Ernennungen",

"Mache Jehovas Vorhaben zu deinem Lebensinhalt",
"Was ist in deinem Herzen?" (Herzton),
"Die Beantwortung deiner biblischen Fragen",
"Bist du ein neuzeitlicher Jona?",
"Gürtet euch mit Demut".

Die Fragen mehren sich aber, warum solche Methoden des Dienstes eingeführt werden. Es gibt sehr verschiedene Ansichten darüber, denn nicht alle lassen sich durch solche neuen Formen unkritisch begeistern. Die Ansichten sind zum Teil sehr überraschend. Wir bringen hier, was aus verschiedener Versammlungen bekannt werden möchte. Denkt man in deiner Umgebung ebenso oder ähnlich?

Was soll man zu diesen Ansichten sagen? Wie weit kann man ihnen zustimmen?

Insgesamt kann man vielleicht so sagen: Diese Schauspielerei ist in erster Linie für die eigenen Organisationsbedürfnisse gedacht. Man will keineswegs primär andere Menschen auf diese "neue" Weise anlocken oder dem weltlichen Theater Konkurrenz machen. Schaut man sich die Themen an, dann bestätigt sich das.

Es geht um den Zustand der Organisation selbst, um ihre Erhaltung. Mit neuen Mitteln und Methoden sollen alle beisammengehalten werden, begeistert, engagiert, bei persönlichen Neigungen, Interessen, Hobbys gepackt und gebunden. Wieviele werden durch Tanz, Kino und Theater auf andere Wege geführt. Also läßt man das Tanzen in der Organisation selber zu (V/73). Dann führt man selber Filme vor. Dann läßt man in der Organisation selbst Theater spielen und sehen.

So erweist sich dieser "neue Dienstzweig" zwar nicht als urchristlich, aber als Mittel unter anderen, die Risse in der Organisation zu kitten und so manchen auf neue Weise zu binden und voll zu beschäftigen.

Es scheint auch hier die Absicht hervor, die Organisation so mit sich selbst zu beschäftigen, daß alle bis über beide Ohren in Arbeit und Verantwortlichkeit stecken, so daß niemand bemerkt, in welche Zerreißprobe das ganze Volk mit 1975 und dem wieder nicht kommenden Ende geraten ist. Damit die Organisation auf alle Fälle für irgendeine zweckmäßige Weiterarbeit in unbestimmter Zukunft erhalten bleibt, für die man mit Sicherheit nach und nach auch das "biblische" Selbstverständnis und die Lehren zweckmäßig wieder verändern wird.

Es kann ähnlich werden wie 1914, als auch noch 40 Jahren Verkündigung und Ankündigung Harmagedon und das Ende nicht gekommen waren. In ca. 10 Jahren hatte WTG-Präsident Rutherford es schließlich im wesentlichen geschafft, das von seinem Vorgänger Russell entfaltete Endzeitverständnis völlig umzuändern, die politische Haltung der Organisation zu Gesellschaft und Staat zu einem Mittel des "Martyriums" zu machen und alles auf eine weitere Generation auszurichten. Bis Ende der zwanziger Jahre waren die damaligen Ältesten, die das durchschauten, aus der Organisation hinausgeworfen und durch junge, unkritische Kräfte ersetzt und das "gefährliche" Ältestenamt als "unbiblisch" abgeschafft. Mit nur umgekehrtem Vorzeichen durch Wiedereinführung des Ältestenamtes, um alle heutigen Kritiker ausschließen zu können, wird das jetzt angesichts 1975 wieder versucht. Die jetzige Schauspielerei kann man als eines der inneren Mittel der Organisation bezeichnen, die Organisation in dieser neuen Krise auf jede Weise zu festigen und für eine weitere unbestimmte Zeit zu retten und marschbereit zu halten.

ZurIndexseite