Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Spiegelbild Nr. 2

Am 20. März 1995 erwischte es die japanische Großstadt Tokio. Minutiös geplant wurde in fünf U-Bahn-Linien zur gleichen Zeit, das tödliche Nervengas Sarin freigesetzt. Die als diesbezügliche Werkzeuge fungierten, hatten allesamt einen religiösen Hintergrund.

"Terror für die Unsterblichkeit" und "Erlösungssekten proben den Weltuntergang", titelte der Amerikaner Robert Jay Lifton seinen diesbezüglichen (auch in deutsch) vorliegenden Bericht (ISBN 3-446-19879-2), der den Einzelheiten dieses Dramas nachgeht. Im allgemeinen weiß man, dass der diesbezüglich verantwortliche Sektengründer Shoko Asahara mit seiner Aum-Sekte, die Verantwortung dafür trug. Was ist zu Asahara noch zu sagen? Aus meiner Sicht, dass er den Prototyp "vagabundierender Religiosität" repräsentiert. Einem zwar religiösen, aber eben doch nicht christlich habenden Hintergrund, verschlingt er auch solche Machwerke (die man wiederum dem Christentum anlasten muss), wie das des Nostradamus.

Auch das Bibelbuch "Offenbarung" und dort insbesondere der Harmagedonbegriff (im Lifton-Buch als Armageddon zitiert), zieht ihn magisch an. Lifton arbeitet heraus, dass man Asahara als durchaus größenwahnsinnig ansprechen muss. Aber zugleich auch als einen dem Synkretismus nicht fremd ist. Und offenbar hatte er eine gewisse Basis für seine "religiösen" Theorien, die ja nicht mit dem althergebrachten, in allen Punkten korrespondierten, gefunden. Einmal etabliert werden moderne Medien zur weiteren "Expansion" eingesetzt. So durch kommerzielle Rundfunksendungen, die pikanterweise von russischem Territorium in Richtung Japan ausgestrahlt wurden. Das waren also die ersten "Nach-Sowjetunion" "Errungenschaften" des vormaligen Sowjetstaates. Nicht nur das Gorbatschow den umstrittenen Mr. Moon in Audienz empfíng. Nein, auch solche Neureligion wie die des Asahara, durfte sich (gegen klingende Münze versteht sich) der russischen Logistik bedienen.

Weshalb dieser Umweg. Fanden sich keine japanischen Radiostationen, die gleichfalls gegen Bezahlung die Aum-Botschaft auszusenden bereit waren? Man muss letzteres wohl annehmen. Mehr noch, neben der kleinen Zahl der Anhängerschaft des Asahara formierte sich in Japan zunehmend auch ein Protestpotential. Das waren vielfach solche die erkannten, dass da ein neuer, diesmal "religiöser" Diktator, die ihm Hörigen, mehr oder weniger auch physisch versklavte.

Es klang schon an. Lifton schätzt Asahara als hochgradig größenwahnsinnig ein. Und Größenwahnsinnige tun sich mit Kritik besonders schwer. Und seine Waffe gegen die Kritiker, unter anderem gegen Richter, die ein Verfahren gegen ihn durchführten, waren buchstäbliche Anschläge. Lifton schreibt:

"Zwischen 1990 und 1995 verübte die Sekte mindestens vierzehn unterschiedlich schwere chemische und biologische Anschläge."(S. 12)

Weiter: "Schätzungen zufolge begingen Aum-Mitglieder im Lauf der Jahre etwa achtzig Morde." (S. 46). Der Höhepunkt dabei war ohne Zweifel der eingangs genannte Tokioer U-Bahnanschlag.

Lifton arbeitet heraus, dass die Aums ihr "eigenes Opfer" wurden. Unfähig sich der Kritik zu stellen, kannten sie nur ein Ziel: Rache und nochmals Rache. Dabei eskalierte die Entwicklung. Nicht unbedingt Vorsatz des eingetretenen ist zu rekapitulieren. Sehr wohl aber "der Fluch der bösen Tat" die weitere gleicher oder schlimmerer Art nach sich zog.

Schon zuvor im Falle Jonestown des Jim Jones war ähnlich festzustellen (von Lifton auch beiläufig mit angesprochen).

Für die Öffentlichkeit hat primär die kriminelle Energie dieser Gruppe ihren Neuigkeitswert, von dem Journalisten zu leben pflegen. Lifton bemüht sich aber tiefer zu sehen und nicht nur an den Oberflächlichkeiten hängen zu bleiben. Eine Einschätzung in dieser Richtung ist auch sein Statement:

"Die Impulse, von denen Asahara und Aum getrieben wurden, sind keineswegs nur für ihn und seine Gruppe charakteristisch. Aum war vielmehr Teil einer lose untereinander verbundenen und sich immer weiter ausdehnenden weltweiten Subkultur, die apokalyptische Gewalt predigt - eine Gewalt, die in grandiosen Begriffen als Läuterung und Erneuerung der Menschheit durch die totale oder nahezu totale Zerstörung des Planeten verstanden wurde. Man kann diese Neigungen bei den verschiedensten Gruppen auf allen Kontinenten beobachten.

Bei ganz normalen Menschen verbreitet sich zunehmend das Gefühl, daß die Dinge so sehr aus den Fugen geraten sind, daß nur noch extreme Aktionen Tugend und Rechtschaffenheit in der Gesellschaft wiederherstellen können. Wenn die Welt als hassenswert und zugleich als etwas Totes oder Absterbendes empfunden wird, kann ein visionärer Guru sich solch absoluten Empfindungen bemächtigen." (S. 10)

Beachtlich, dass Lifton auch historische Vergleiche mit heranzieht. Ein solcher sei hier noch abschließend zitiert (S. 258):

"Auch wenn die Brüder des freien Geistes nicht das Ende erzwingen wollten, beeinflußten sie doch andere Gruppen, die gerade dies im Sinne hatten. Dazu gehörten die Taboriten, die Anfang des 15. Jahrhunderts in Böhmen entstanden. Sie hatten sich nach dem Berg Tabor benannt, auf dem Christus seine Wiederkunft verkündet hatte, und rekrutierten sich hauptsächlich aus den unteren Gesellschaftsschichten und aus den Reihen radikaler und ehemaliger Priester, die die Ausrottung des Bösen in Vorbereitung auf das Millenium predigten. Für die Taboriten war die Römische Kirche die Hure Babylon und der Papst der Antichrist. Beide würden in der letzten Schlacht untergehen. Ursprünglich Pazifisten, die apostolische Armut predigten und gegen Ungerechtigkeit kämpften, machten sie es sich zur Aufgabe, die Erde zu reinigen und entwickelten eine extreme Gewaltbereitschaft. Eines ihrer Traktate enthielt 'mehr Blut als ein Teich Wasser.' Cohn erklärt: 'Die unabdingbare Verpflichtung der Auserwählten [war es,] im Namen des Herrn zu morden', denn 'jenseits der Vernichtung des Bösen erwartete sie das Tausendjährige Reich'. Als Priester und umherziehende Krieger überzogen die Taboriten das Land mit den 'Plagen der Rache', wie sie es nannten, um 'die große Reinigung' zu vollziehen, die die Wiederkunft Christi einleiten sollte. Danach würde er seine Herrschaft über eine Schar überlebender Heiliger 'strahlend wie die Sonne im Reich ihres Vaters ohne jeden Makel' antreten, die den 'gleichen Zustand der Unschuld wie die Engel' wiederherstellen würde. Die Morde im Dienste des Tausendjährigen Reiches der Taboriten erinnern an Aum, wenn jene auch länger bestanden (etwa dreißig Jahre) und mehr umbrachten …"

Noch zwei Forums-Beiträge in diesem Kontext:

Re: World Trade Center zerstört

12. September 2001 17:49:56 - Pater Brown

Bin Laden und seine Gotteskrieger haben mit den Zeugen Jehovas viel gemeinsam!

Beide Gruppen wollen die unbedingte Vernichtung von Andersgläubigen und viele Zeugen Jehovas werden eine klammheimliche Freude über die Zerstörung empfunden haben.

Zitat Wachtturm:

Ja, Blut wird in Strömen fließen,
wenn Gottes Hinrichtungsstreitkräfte zur Tat schreiten.

Die 69 Millionen Toten der zwei Weltkriege werden nichts sein im Vergleich zu den Opfern des Krieges Gottes von Harmagedon. Der Prophet Jeremia schrieb diesbezüglich: „Die von Jehova Erschlagenen werden schließlich an jenem Tage gewißlich von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde sein. Sie werden nicht beklagt werden, noch werden sie zusammengesammelt werden, noch begraben werden. Zu Dünger auf der Oberfläche des Erdbodens werden sie werden" (Jeremia 25:30-33).

Die Menschheit wird weltweit durch brennende Geschosse, Feuerregen und andere verheerende elementare Kräfte, die mit dem Gericht Gottes einhergehen, in Schrecken versetzt werden In der allgemeinen Verwirrung wird sich ein jeder gegen seinen Nächsten wenden. Und Gottes Hinrichtungsstreitkräfte werden ohne Rücksicht auf Alter oder Geschlecht zuschlagen. Denn Gott gebietet ihnen, keine Barmherzigkeit zu zeigen:

„Schlagt. Laßt es eurem Auge nicht leid sein, und empfindet kein Mitleid. Greis, Jüngling und Jungfrau und Kleinkind und Frauen solltet ihr töten — zum Verderben" (Hesekiel 9:5, 6; Sacharja 14:12, 13).

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Das zeigt eindeutig, dass die Zeugen Jehovas den gleichen HASS gegen andere Menschen predigen, wie die radikalen Moslems.

gruss
Pater Brown

Re: World Trade Center zerstört

16. September 2001 12:16:01 - Drahbeck

Islamische Extremisten werden für die aktuelle Katastrophe in den USA verantwortlich gemacht. In der Tat, da gibt es nichts zu beschönigen. Diese Mordbrenner haben das Recht verwirkt, sich noch "Menschen" nennen zu dürfen.

Dennoch es muss gefragt werden: Wer hat denn da eigentlich von wem abgeschrieben?

Im Jahre 1959 veröffentlichte die Wachtturmgesellschaft (in deutsch) ein speziell für ihre Kinder und Jugendlichen gedachtes kommentiertes Bilderbuch mit dem Titel: "Vom verlorenen zum wiedererlangten Paradies". Schon da wurde visuell in das Bewusstsein der Leser jener Fanatismus eingeprägt, den wir im Jahre 2001 als traurige Realität in den USA registrieren mussten.

Es ist klar festzuhalten, dass die Zeugen Jehovas mit den aktuellen Attentaten (Zerstörung des World Trade Centers in den USA) nichts zu tun haben. Dennoch: Mit zu solchen geistigen Brandstiftern zu gehören, diesen Vorhalt werden auch sie sich stellen müssen.

Siehe auch die Seite 208 aus dem genannten Buch.

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