Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Mit Speck fängt man Mäuse!

"Das Volk merkt die harte, grausame und ungerechte Behandlung, die ihm von der Hand des gottlosen Bundes zuteil wird. Dieser ruchlose Dreibund, zusammengesetzt aus großen Profitmachern, Berufspolitikern und glaubenslosen Predigern, hat die Menschen getäuscht und verführt und ihre Herzen von dem wahren Gott und dem einzigen Weg zur Abhilfe und zur Segnung weggewandt."

Mit diesen Worten offerierte Rutherford auch in der 1928 erschienenen Broschüre "Wohfahrt sicher" (S. 46) den Speck, den er seinen Mäusen anzubieten pflegte. Würden sie zugreifen säßen sie in der Mausefalle, in der nicht mehr die von ihm kritisierte Politik, Religion, Finanz das sagen hätte, sondern nur noch er als der vermeintliche "Gottesvertreter".

Und damit seinen Mäusen der Speck um so verführerischer erscheinen möge, offeriert er ihnen schon auf dem Titelbild eine paradiesische Idylle.

Ein Haus am See, zuzüglich eigenem Springbrunnen. Auch ein eigenes Auto vor der Tür. Das ganze im Jahre 1928. Nun wer hätte nicht Lust in einem solchem Ambiente "lustzuwandeln"?!

Pech für die Mäuse, dass sie nur nahezu gebannt auf diesen Köder starrten. Das ihnen nicht im voraus ausreichend klar war, was sie wirklich erwarten würde. Ein Leben permanenten Gehetztseins für Rutherdford's Organisation. Anstatt im "Paradies lustzuwandeln" den Klinkenputzer und Buchverkäufer spielen.

Aber auch dies muss man sagen. Rutherford sprach insbesondere eine ganz spezielle soziologische Schicht an. Das war diejenige, aus der sich in Deutschland beispielsweise auch ein wesentlicher Teil der Sympathisanten der Kommunistischen Partei jener Jahre zusammensetzte. Die da auch eine unbändige Wut im Bauch hatten über Politik, Kapital und Religion. Der wesentliche Unterschied dabei war allerdings der. Die Kommunisten hatten in der Regel das Thema Religion für sich zu den Akten gelegt. Religion - dafür hatten sie in der Regel keinen Bedarf mehr. Indes nicht alle jener soziologischen Schicht waren so gestimmt. Da gab es etliche auch noch, vielfach eine religiöse Sozialisation schon seit den Kindertagen habend, die in diesem Punkt den Kommunisten nicht folgen wollten und konnten.

Religiös wollten sie schon sein und bleiben. Nur eben nicht in der Form wie sie die Großkirchen, vielfach hochgradig verweltlicht, offerierten. Hier setzte Zampano Rutherford mit seinem Angebot ein. Hier erfuhr er in gewissem Umfang auch eine entsprechende Rückresonanz. Mit anderen Worten: Sein Angebot verhallte nicht völlig resonanzlos.

Noch etwas.

Was viele die Schwankend geworden waren, besonders berührte war das Thema Religion und Krieg. Die Großkirchen hatten da in der Tat eine Rolle gespielt, die rückblickend gesehen, keineswegs für sie sprach. Hier setzte nun Rutherford ein. Und indem was er dabei aussprach hatte er letztendlich den Nerv seiner Klientel getroffen. Mag alles andere seiner Ausführungen vielleicht auch als zweitrangig bewertet worden sein. Hier war die Basis der direkten Ansprache und Überzeugung gegeben. Das gilt es auch zu sehen.

Beleg dafür sind auch die nachfolgenden Zitate aus genannter Broschüre:

"Es bestand nie irgendwelche Gefahr, daß Deutschland in Amerika einfallen könnte. Jeder vernünftige Mensch wußte, daß dies ausgeschlossen war. Dennoch zählten die Geistlichen zu den eifrigsten Befürwortern des Eintritts Amerikas in den Krieg.

Der Geistliche S. Parkes Cadman, ein in Amerika ansässiger Engländer, der Präsident der Organisation, genannt "Bundesrat der Kirchen Christi in Amerika", rief kurz vor dem Kriege, als er vor dem Bedforder Zweige des Christlichen Vereins junger Männer in Brooklyn Fragen beantwortete, in leidenschaftlicher Erregung aus:

'Rüstet! Rüstet! Rüstet zum Kriege!' Als er um seine Meinung über Studenten, die sich weigerten an militärischen Übungen teilzunehmen, befragt wurde, antworte er:

'Sie sind Schmarotzer, Blutsauger und Kehricht. Ein Lehrer, der sie lehrt, daß sie keine Waffen für den Staat tragen dürften, sollte von seinem Post verjagt werden.' …

Die Vereinigung der Geistlichen von Massachusetts war eine der ersten, die für Amerikas Eintritt in den Weltkrieg ihre Stimme erhob; und eine Abordnung der hervorragendsten Geistlichen kam nach Washington, um gegen den 'unchristlichen Einfluß' der Pazifisten anzukämpfen. Sie machten es zu ihrer Aufgabe, ihre Kirchen für Kriegspredigten zu gebrauchen. Als die amerikanische Regierung das Aushebungsgesetz verfügte und einen Abschnitt eingefügt hatte, der es einem Christen ermöglichte, aktiven Militärdienst abzulehnen, bekämpfte fast jeder Geistliche im Lande diejenigen, die von dieser Vorkehrung Gebrauch machten. Sie sprachen von solchen Männern als von 'armen, weichfüßigen Pazifisten.' …

Als Wahrheitsbeweis, wie sehr die politischen Machthaber ihre Bundesgenossen, diese Prediger, wertschätzten, diese das Wort des Kriegssekretärs Lane: 'Der Krieg hätte ohne die Kirche nicht geführt werden können.'" (S. 20, 21, 26)

Nimmt vorstehendes auch auf USA-Verhältnisse bezug, so kann kein Zweifel darüber bestehen, dass auch in Deutschland sich etliche durch solche Argumentationskette beeindruckt zeigten. So verständlich dies alles ist; es ändert nichts an der eigentlichen Sachlage, dass die Kernsubstanz des Rutherford'schen Speckes, die wundersame göttliche Rettung aus allen Nöten dieser Welt, Illusion war, ist und bleiben wird.

Freiheit wurde versprochen. Eine Mausegefängnis wurde geliefert!

Post Skriptum:

Zumindest für einen sollte jenes Ambiente ansatzweise Wirklichkeit werden:

Es lohnt sich vielleicht mal einen Rückblick zu tun. Schon zu Zeiten Russells war es ähnlich!

Seit 1910 bis etwa 1922, wurden seitens der WTG unter wechselnden Titeln diverse Flugschriften veröffentlicht. Angefangen als „Die Volkskanzel", über „Jedermannsblatt"; gefolgt von „Der Bibelforscher", dann als „Der Schriftforscher". Letzterer zeitweilig mit dem Zusatztitel „Die alte Theologie" versehen; danach noch einmal wieder in „Der Schriftforscher" umbenannt. Meistens handelte es sich dabei um vierseitige Ausgabe; nicht selten im großformatigem DIN A3 Format, manchmal aber auch DIN A4 Format.

Inhaltlich brachten diese Blätter nichts was über die sonstigen damaligen WTG-Veröffentlichungen, etwa die „Schriftstudien" hinausging. Sind letztere „breit ausgewalzt", so beschränkte man sich in vorstehenden, doch eher den Flugschriften zuzuordnenden Blättern darauf, gewisse tatsächliche oder vermeintliche Highlights dem breiten Publikum näher zu bringen. So mancher der von „Schriftstudien„-Kolporteure besucht wurde, war nicht bereit die käuflich zu erwerben. Da kam es dann schon mal nicht selten vor, dass man ihm dann Ausgaben dieser Flugschriften kostenlos in die Hand drückte, was ja wohl auch deren hauptsächlichste Funktion gewesen sein dürfte.

Man kann schon sagen. In der Gesamtheit betrachtet. Da wurde „über Gott und die Welt" reflektiert. Einige der damaligen Highlights sind noch heute registrierenswert. So beispielsweise die Nr. 33 (1920/1921) des „Schriftforschers" wo man unter anderem lesen konnte:

Der Kommunismus

Ein Auszug aus Pastor Russells Werk „Die Schriftstudien" Band 4

Gewisse Züge am Kommunismus könnten wir empfehlen (etwa den Sozialismus), aber als Ganzes ist er undurchführbar. Er setzt vollkommene Menschen voraus, die nicht selbstische Herzen haben. Er würde alle zu Faulenzern machen, sodaß die Menschheit schnell in Barbarei zurückfallen und dem Ruin entgegentreiben würde.

Das GESUNDE URTEILSVERMÖGEN sagt uns, daß eine gemischte Kolonie oder Kommune ganz gewiß nicht erfolgreich sein wird, in dem Sichselbstbeherrschen durch ein Gesetz, welches dem Geiste der großen Mehrzahl der Mitglieder völlig fremd ist, wenn schon die Heiligen mit göttlicher Hilfe einen beständigen Kampf zu führen haben, um die Selbstsucht der Liebe gegenüber zu unterhalten. Es würde auch unmöglich sein, eine Kommune von ausschließlich Heiligen zu gründen, denn nur „der Herr kennt, die sein sind," und wenn eine solche Gemeinde Heiliger zusammengebracht und mit dem Gemeinbesitze gedeihen würde, so würden alle Arten schlechter Menschen suchen, sich ihre Besitzungen anzueignen, oder einen Anteil an ihnen zu haben; und wenn sie mit Erfolg ausgeschlossen werden könnten, so würden sie allerlei Übles wider die Gemeinde reden, und so würde das Unternehmen auch dann keinen wirklichen Erfolg haben.

Wäre das Tausendjährige Reich auf Erden aufgerichtet, und hätten die für diese Zeit verheißenen göttlichen Regenten ihre Herrschaft angetreten, so würden sie gemäß unfehlbarer göttlicher Weisheit ihre volle Macht ausüben, nicht durch den Beifall der Mehrheit, sondern durch Gerechtigkeit, wie mit „eiserner Rute" regierend, dann könnte der Kommunismus gedeihen. Er wird dann wohl die beste Gesellschaftsform sein, die sicher der König der Könige zu seiner Methode macht. Aber auf dieses w a r t e n wir. Uns fehlt die Weisheit und Macht einer so theokratischen Regierung, und darum beten wir: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel." Wenn einst dieses Reich Christi alle, die es wollen, zurückgebracht hat und alle Widerstrebenden vernichtet haben wird, dann, wenn die Liebe Gesetz auf Erden ist, wie jetzt im Himmel, dürften die Menschen die Gaben der Erde gemeinsam genießen wie die Engel die Güter des Himmels."

Dieser Gedankengang wird auch fortgesetzt in der Nr. 34:

Wir, die wir wissen, daß der König der Herrlichkeit mit seinem gesegneten Königreiche das einzige Heilmittel für die Ungerechtigkeiten und das Leid der Menschen sein wird, sollten die seufzende Schöpfung auf dieses Königreich hinweisen, anstatt auf die Kurmittel ihrer eigenen Erfindung, welche nicht wirklich bessernd wirken können. Nennen wir ihnen die Bedeutung der jetzt herschenden weltenweiten Zustände und wie nach der Trübsal, die jetzt die Welt überflutet, die herrlichen Zeiten der Wiederherstellung herbeikommen werden, die von allen Propheten seit Anbeginn der Welt vorausgesagt wurden."

Thematisch dem zuzuordnen ist auch die frühere Ausgabe Nr. 13 (1917) die besonders das Thema des sogenannten „christlichen Sozialismus" behandelt, und wobei dabei durchaus einige bemerkenswerte Sätze fallen, die es verdienen, etwas unter die Lupe genommen zu werden.

Einleitend wird in dieser Nr. 13 schon mal ausgeführt:

„Auf der anderen Seite entrüsten sich diejenigen, die entweder nichts von der Macht Gottes wissen, oder die den Glauben an die Weisheit Gottes verloren haben, mehr und mehr über die gegenwärtigen Verhältnisse. Je unzufriedener sie werden, um so mehr neigen sie zu Gottlosigkeit, zu Zweifel an die Liebe, Weisheit und Macht Gottes. Selbstvertrauen ist ein schlechtes Ersatzmittel, und sowie Enttäuschungen kommen, erfüllt Ärger, Bosheit, Haß, Neid und Hader das Herz derjenigen, welche zu Streitsucht neigen. Dann werden dieselben zu erbitterten Sozialdemokraten, und sie sind auf dem besten Wege, erbitterte Anarchisten zu werden."

Nach dieser Bestandsaufnahme geht es weiter mit der Aussage:

„Es gibt sogenannte christliche Sozialisten. Diese Menschen, die es gut meinen, erkennen die Lage ihrer Brüder und sagen: „Ja, die Welt sollte auf soziale Weise umgewandelt werden. Ihre Schätze sollen nicht, wie es gegenwärtig der Fall ist, in gewisse begünstigte Kanäle fließen, sie sollen vielmehr überallhin verteilt werden zur Erquickung und zur Bequemlichkeit der Menschheit als eines Ganzen." Diese Klasse denkt an das, was Gott gewollt, und was er nicht gewollt hat; sie drückt ihren Mitmenschen ihr Mitgefühl aus und erklärt dann, alle Christen sollten an das Werk gehen, um der ganzen Menschheit eine gerechte Teilung der Güter Gottes zu sichern.

Die Liebe und der Eifer für gerechte Grundsätze, welche diese Leute bekunden, sind der Bewunderung und der Anerkennung wert. Wir können jedoch ihren Weg, den sie einschlagen, ihre Hoffnungen und ihre Lehren, durch welche sie das ersehnte Ziel zu erreichen suchen, nicht billigen. Indem sie den Grundsatz der göttlichen Gerechtigkeit erkennen, vergessen sie doch, daß sie der göttlichen Weisheit ermangeln, um sie richtig anwenden zu können."

Unter der Zwischenüberschrift: „Die Angelegenheit im Lichte der Bibel betrachtet" liest man dann:

„Die christlichen Sozialisten scheinen auch zu vergessen, daß das menschliche Gefühl für Gerechtigkeit seit einigen tausend Jahren dasselbe geblieben ist, und daß die göttliche Weisheit es noch nicht für richtig befunden hat, die göttliche Gerechtigkeit unter den Menschen aufzurichten. Wenn sie glauben, daß dies Nachlässigkeit auf seiten Gottes als Grund habe, so ist ihr Gedanke offenbar falsch. Wenn sie dagegen glauben, daß die Zeit zur Aufrichtung der Gerechtigkeit jetzt herbeigekommen ist, so sollten sie diesbezüglich eine göttliche Offenbarung finden können und uns dieselbe darlegen, eine Offenbarung, die sie wirklich befugt, für den Sozialismus Partei zu ergreifen, und welche erklärt, daß die festgesetzte Zeit, da die Gerechtigkeit gedeihen soll, jetzt gekommen ist und welche auch Aufschluß darüber gibt, wie dies alles vor sich gehen, und welches der Erfolg sein wird.

Laßt uns die Welt vom Standpunkte der Bibel aus betrachten. Die Bibel erklärt, daß die Welt für eigene Herrschaft in irgendeiner Form nicht fähig ist. …"

Dann versteigt man sich zu der Aussage

„Die Bibel erklärt ferner, daß die Welt einer Monarchie bedarf, einer Regierung, in welcher die Macht zentralisiert ist, und in welcher DIE MASSEN ÜBERHAUPT KEINE STIMME HABEN DÜRFEN [Hervorhebung von mir] , denn in ihrem gefallenen Zustande wissen sie nicht, was zu ihrem eigenen Besten dient."

Hoplla, da stolpert man schon mal. Wie war das eigentlich mit Hitler? Mit was für Parolen ist der denn angetreten? Nun auch mit der, der „Schwatzbude" des Parlaments den Garaus zu machen, was dann auch geschehen. Es ist schon bemerkenswert; diese Form der Übereinstimmung!

Wieder zu den „christlichen Sozialisten" überleitend wird dann ausgeführt;

„Betrachten wir nun, welches die Ansichten mancher sind, die die sogenannte christliche Wissenschaft vertreten. Der „Christian Socialist", bringt in einer Nummer einen Artikel, in welchem Ehrw. Eliot White folgendes sagt:

„Laßt uns den Tag beschleunigen, da vereinte Anstrengung die Ketten abschüttelt. Unsere Aufgabe als Christen ist, den Menschen aus jeder Knechtschaft heraus zu verhelfen! …

Wenn das Christentum den Wunsch bekennt, die Menschen von geistiger Knechtschaft zu befreien, aber jede Aufforderung, die Schranken seines materiellen Gefängnisses furchtlos zu zerschlagen, verweist, wie es heute oft geschieht, so bedeutet das, sich gerechtfertigten Auflagen der Heuchelei auszusetzen …

Muß eingeschlossen sein in die Aufforderung des Christentums, welche dann ergehen und mit weltweit erschallender Stimme rufen muß; „Amen! Recht so, Arbeiter, schließt euch zusammen; ihr habt nur eure Ketten zu lösen und eine Welt u gewinnen."

Dazu kommentiert die WTG:
„Der Schreiber dieses Artikels und alle, die mit seinen Ansichten sympathisieren, sollten bereit sein, einzuräumen, daß, wenn jetzt die rechte Zeit gekommen ist, um die Arbeiter von der „Sklaverei der modernen Industrie" freizumachen, Gott dann darin doch ebenso sehr interessiert sein müsste wie irgendeiner von ihnen, oder wie andere es sein können, ja mehr noch als sie.

Solange wir diese Beweise nicht sehen, müssen wir an deren Vorhandensein zweifeln.

Niemand wird es je gelingen, die Welt durch das Predigen des Evangeliums der Unzufriedenen glücklich zu machen

Der Verfasser des obigen Artikels, der zweifellos die besten Absichten hat, richtet durch sein Evangelium des Sozialismus wirklich Unheil an, denn er hat es unterlassen, das Wort Gottes über diesen wichtigen Gegenstand zu befragen.

Unser Herr war von Krankheiten, Sorge, Armut umgeben, sodaß er mit Recht sagen konnte: „Die Armen habt ihr allezeit bei euch." Die Apostel befanden sich in ähnlicher Lage. Haben wir jedoch einen Beweis dafür, daß einige von ihnen versuchten „die Ketten der Knechtschaft der Arbeiter zu brechen? Gewiß nicht!"

Die Gegenatwort darauf erahnend, geht der WTG-Kommentar weiter mit dem Satz:

„Die christlichen Sozialisten würden uns wahrscheinlich erwidern, daß die Sozialisten sagen, daß sie himmlische Hoffnungen nicht als befriedigend finden, daß sie nach irdischen Hoffnungen, Reichtümern und Bequemlichkeiten verlangen, und daß sie dieselben zu besitzen suchen, und daß die Kanzeln das bieten müssen, was das Volk wünscht. Sie fügen hinzu, daß wenn das Volk nicht das erhält, was es wünscht, der Einfluß der Religion schwinden und die Diener der Kirchen wieder zu bloßen Rednern werden, welche niemand anhören, und deren Rat man nicht befolgen wird."

Dazu meint die WTG:

„Das ist alles wahr, antworten wir. Die Schwierigkeit liegt aber darin, daß das Evangelium dem Volke nicht richtig dargelegt wird."

Was unter „richtiger" Evangelumsdarlegung verstanden wird, ist wohl klar. Das Christentum zur Opiumdroge reduzieren, zu relativ „reinem Opium".

Gott soll es richten, nur Gott. Das ist der Pferdefuß der aus jeder zweiten Zeile herauslugt. Siegesgewiß meint man um 1914 diese ersehnte Zeit da „Gott alles richtet" richtet, erreicht zu haben. Man meint auch noch zusätzliche Belege für diese These zu haben, etwa die „große Pyramide" in Ägypten, was dem „Schriftforscher" eigens eine eigene Ausgabe dazu wert ist (Nr. 29).

Aber noch ein anderer Gedankenstrang, verteilt über verschiedene Ausgaben, fällt dabei besonders ins Auge. So beginnt schon die Nr. 5 des 4. Jg. (1913) des „Bibelforschers" mit der Aussage:

Auf diese Weise eröffnet Gott nach und nach seine Wahrheit und offenbart uns den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade. Daraus folgt, daß jetzt viel mehr Licht fällig sein muß als in irgendeiner früheren Periode der Kirchengeschichte."

Das wird dann wie folgt näher beschrieben:

Metschnikoffs Enthüllungen über die kämpfenden Heerscharen, die sich in jedem Tropfen menschlichen Blutes befinden, würden ihm eine Isolierzelle im Irrenhause eingebracht haben.

Die beste Beleuchtung, deren sich George Washington bedienen konnte, gaben ihm Talglichter, die mittels Feuerstein und Zunder angezündet wurden.

Jede Art von Gewebe wurde mit der Hand hergestellt.

Die einzige Pferdekraft war vierbeinig.

Die Konstruktion des Dampfschiffes hatte nur im Gehirn von Fulton ihren Anfang genommen, und die Räder der Dampfmaschine bewegten sich nur erst in Stephensons Kopf.

Es nahm für Benjamin Franklin 2 Wochen Zeit in Anspruch, von Boston nach Baltimore zu schreiben und Antwort zurückzuerhalten,

Abraham Lincoln war es nicht möglich, in einem Schlafwagen zu reisen.

Garfield nannte einen 20 Tage-Dampfer einen „Ozean-Windhund".

Kaum ein Jahr ist verflossen, seit der Vater der antiseptischen Wundbehandlung zu seinen Vätern versammelt wurde.

Elektrisches Licht, Straßenbahnen, Fahrräder, Automobile, Warenhäuser. Wolkenkratzer, Büchsenkonserven, Luftschiffe, billige Tageszeitungen und Hebekrane sind mit Kindern zu vergleichen, die erst seit verhältnismäßiger kurzer Zeit Erdenbürger wurden.

Vor dreißig Jahren wurde die Elektrizität noch nicht als Triebkraft benutzt; Schießpulver war das wirksamste Sprengmittel; unterirdische Verkehrswege lagen vermeintlich noch außerhalb des Bereiches der Möglichkeit.

„Unmöglichkeit" ist jetzt ein altmodisches Wort geworden, für das es zwar eine Erklärung gibt, das aber keine Bedeutung hat. Fast jeder Traum vergangener Tage ist heute in die Wirklichkeit umgesetzt.

Die wunderbaren Städte und die märchenhaften Reiche, die in der Phantasie deiner Großmutter lebten, sind nicht halb so wunderbar als die Welt, in der du lebst."

Und als Resümee schließt man diese Ausführungen mit dem Satz ab:

„Die Erfahrungen unserer Tage sind Vorboten des Messianischen Königreiches."

Immer wieder begegnet man dieser Gedankenkette. So etwa in der Nr. 5 (1917) des „Schriftforschers" der da ausführt:

„Das Dämmern fing im Jahre 1874 nach Christo an.

Es mögen einige überrascht sein, wenn ihnen gesagt wird, daß die vergangenen zweiundvierzig Jahre mehr für die Welt bedeuten in bezug auf die Zunahme der Erziehung des Reichtums und aller Arten arbeitssparender Erfindungen und Bequemlichkeiten, mehr in bezug auf Zunahme der Schutz- und Sicherheitsvorrichtungen für das menschliche Leben, als es in den ganzen sechstausend vorhergegangenen Jahren der Fall war. Die Welt hat wahrscheinlich während dieser zweiundvierzig Jahre soviel Reichtum produziert, wie sie es während den ganzen vorhergehenden sechstausend Jahren getan hat. Doch sind diese Veränderungen so allmählich gekommen, daß nur wenige sie beachtet haben.

Vor zweiundvierzig Jahren arbeiteten die Menschen vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, heute gehen wir mit schnellem Schritt dem achtstündigen Arbeitstage entgegen. Vor zweiundvierzig Jahren wurde fast alle Arbeit in der Welt im Schweiße des Angesichts verrichtet, heute geschieht sie fast ausschließlich durch Maschinen. Vor zweiundvierzig Jahren erreichte die Sämaschine gerade ihre Vervollkommnung, heute ist sie überall unentbehrlich. So ist es auch mit den tausend Bequemlichkeiten für den Haushalt. So ist es mit beinahe allen unseren sanitären Einrichtungen und Wasserleitungseinrichtungen. So ist es mit den landwirtschaftlichen Geräten, Schneide-, Binde und Mähmaschinen, Automobile, Gasmaschinen usw. usw., alles gehört in diese letzten zweiundvierzig Jahre.

Prophezeiungen hinsichtlich der Ströme in der Wüste, und daß die Einöde blühen soll wie die Rose, haben jetzt ihre Erfüllung, nicht durch ein Wunder, aber in Harmonie mit der göttlichen Anordnung vermehrter Klugheit unter den Menschen. Artesische Brunnen werden gebohrt, Bewässerungskanäle werden angelegt, nicht allein in dem westlichen Teil der Vereinigten Staaten und Kanadas, sondern auch in dem fernen Mesopotamien. Die Resultate sind wunderbar.

Unter diesen Umständen überrascht es uns nicht, zu hören, daß 156 Scheffel Korn von einem Acker geerntet worden sind, und daß eine Ernte von 600 Scheffel Kartoffel und mehr pro Acker nichts Ungewöhnliches ist. Ist nicht die Bibel erfüllt? Wer kann diese Tatsachen bestreiten? Was zeigen sie an? Wir antworten, daß sie genau den göttlichen Erklärungen entsprechen, welche unsere Tage beschreiben. Viele sollen hin- und herlaufen, die Erkenntnis soll vermehrt werden, die Verständigen, die zum Volke Gottes gehören, sollen es verstehen,

Bibelforscher sehen, daß diese große Zeit der Drangsal schon anfängt mit dem Loslassen des Zornwindes in Europa. Im Lichte der Bibel bemerken sie, daß das Resultat des jetzigen Krieges eine Schwächung der Nationen sein wird, der Regierungen der Erde, und ein vermehrtes Wissen und verstärkte Unzufriedenheit unter den Völkern.

Die nächste Phase der Drangsal wird gemäß der Bibel „das große Erdbeben sein, desgleichen nicht geschehen sei dem die Menschen auf der Erde waren, solch ein Erdbeben, so groß." (Offenbarung 16, 18.)

Es ist kein buchstäbliches Erdbeben, sondern ein symbolisches. Revolution. Dann wird die dritte Phase dieses Unglücks eintreten, die dunkelste von allen; sie wird das symbolische Feuer der Anarchie sein, das unsere jetzige Zivilisation vollständig vernichten wird. Dann wird, mitten in dieser furchtbaren Zeit der Drangsal, der große König, seine große Macht an sich nehmen und sie ausüben, mit dem Resultat, daß die wütenden Wogen des Meeres menschlicher Leidenschaft gestillt werden. Das Feuer der Anarchie wird gelöscht werden und das Reich der Gerechtigkeit und des Friedens wird seinen Anfang nehmen."

Also der wissenschaftlich-technische Fortschritt hat es Russell im besonderen angetan. Ihn meint er in das Korsett hineinpressen zu können, das sei zusätzlicher Bestätigungsbeweis für seine Weltsicht!

Auch die Nr. 9 (1917) des Schriftforschers" liegt auf dieser Linie. Schon wenn sie mit der plakativen Überschrift aufmacht:

„Das goldene Zeitalter bricht an"

Auch darin liest man dann:

„Sogar die heidnischen Dichter sangen von dem goldenen Zeitalter, das kommen würde. Wahrscheinlich haben sie diesen Gedanken aus den hebräischen, heiligen Schriften genommen, und ganz wahrscheinlich erkannten sie in gewissem Grade, daß ein gnädiger Gott nicht für immer eine Herrschaft der Sünde und des Todes zulassen konnte, sondern daß er irgendwie zu irgendeiner Zeit und durch irgendein Werkzeug der Erde Segnungen bringen würde an Stelle des Fluches.

Diese Prophezeiung Daniels ist sorgfältiger Beachtung wert, nicht allein deshalb, weil Daniel ein Prophet war, der von Gott sehr geliebt wurde, sondern auch weil Jesus, unser Erlöser, einen Teil dieser Prophezeiung anführte und so deren Richtigkeit zeigte. Das Hin- und Herrennen der Vielen kann augenscheinlich auf nichts anderes Bezug nehmen als auf das wunderbare Reisen, das für unsere Zeit so charakteristisch ist, jedoch für keine andere.

Zu keiner anderen Zeit war das Hin- und Herrennen in irgendeinem Umfange eine Möglichkeit. Es ist weniger als ein Jahrhundert verflossen, seitdem die erste rohe Lokomotive gebaut worden ist. Es sind etwas mehr als hundert Jahre vergangen, seitdem das erste Dampfboot von Fulton probiert worden ist. Man könnte sagen, es gab nicht eher Gelegenheit, hin- und herzurennen; erst seit den letzten 50 Jahren besteht diese. Jetzt ist die Welt von Eisenbahnschienen durchzogen. Jetzt ist eine Ozeanfahrt von vier Monaten tatsächlich auf ebensoviel Tage abgekürzt worden, durch Riesenschiffe, die 3-4000 Personen zu gleicher Zeit befördern können.

Was zur weltweiten Ausbreitung von Erkenntnis geschehen konnte, ist ausgeführt worden. Telegraphendrähte und Kabel verbinden die zivilisierte Welt, und nun kommt noch die drahtlose Telegraphie hinzu. Die letzten Verbesserungen an diesem Verkehrsmittel scheinen bestimmt zu sein, es in Kürze auf eine Stufe weltweiter Ersparnis und Brauchbarkeit zu bringen. Die Druckerpresse ist eine der wunderbarsten Vorbereitungen Gottes für die allgemeine Verbreitung des Wissens.

In der Landwirtschaft werden Dinge ausgeführt, die Bewunderung hervorrufen, und durch welche die Heilige Schrift erfüllt wird, und sie erscheinen im Lichte der Vergangenheit fast als Wunder. Man ist dabei, große Strecken wüsten, dürren Landes fruchtbar zu machen. Artesische Brunnen erfüllen die Prophezeiung von Quellen, die in der Wüste hervorbrechen sollen. Die Verheißung Gottes durch den Propheten, daß die Erde ihren Ertrag geben werde, ist auch ihrer Erfüllung nahe. Neue Arten von Weizen, Hafer, Baumwolle usw. sind entdeckt worden, und ihr Ertrag wurde vervielfältigt. Zu gleicher Zeit wurde auch die Qualität verbessert. Früchte und Gemüse erreichen eine Vollkommenheit, die man sich vor fünfundzwanzig Jahren nicht einmal hat träumen lassen.

Denke einmal nach über dieses. Vor beinah fünfzig Jahren war sogar das Herstellen von Talgkerzen überall eine Heimindustrie; damals fing die Petroleumbeleuchtung erst an. Sodann kam das Kohlegas, und jetzt weicht dieses schnell dem elektrischen Licht. In diesem wieder vermehrt jede neue Form die Brauchbarkeit und Billigkeit. In der Tat, wenn wir von Elektrizität sprechen, so sprechen wir von einem Wunder der Welt, von dem wir sehr wenig verstehen."

Das war also der „Speck" mit dem in der Frühzeit die WTG-Mäuse gefangen wurden.

Bilde sich jeder seine eigene Meinung dazu!

Die Ära Rutherford

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