Annotationen zu den Zeugen Jehovas
"Schach oder Reiten"

Sicherlich ist nicht "all und jeder" Artikel aus der seinerzeitigen "Christlichen Verantwortung" "lesenswert". Zu dieser Feststellung konnte man schon zeitgenössisch kommen und erst recht heute, aus der Rückblickperspektive. Dennoch es gibt auch Ausnahmen. Über manches dort geschriebene vermag man auch heute noch zu schmunzeln. Ein Beispiel dieser Art scheint mir auch der "Schach oder Reiten" überschriebene Beitrag in der Nummer 53 vom Dezember 1973 sein. Man kann über ihn lachen, so man denn will. Dennoch behandelt er meines Erachtens durchaus einen ernsthaften Hintergrund.

"Schach oder Reiten"
Könntest Du Dir vorstellen, daß Jehovas Zeugen auf einem Pferd sitzen und Reitsport betreiben, auf dem Rücken eines Pferdes sinnvoll Freizeit erleben?
Sicher nicht von ungefähr erweckt diese Art sportlicher Betätigung immer noch den Anschein von Luxus, es sei denn, ein Zeuge wäre Reitlehrer oder professioneller Reiter. Man muß Geld aufwenden, wenn man diesen Sport als dienlich für sich erwählt.
Mit ziemlicher Sicherheit wird man auch sagen können, daß Jehovas Zeugen allgemein nicht zu den Kreisen gehören, die einen gewissen Aufwand treiben können, noch sollen.
Trotzdem empfiehlt eine der neuesten "Erwachet"-Ausgaben das sportliche Reiten für Jehovas Zeugen.
Ein Schachspiel, das sich viele Zeugen leisten könnten, weil es ihrem Geldbeutel angepaßt ist, sollen wir tunlichst nicht erwerben.
Schachspiel sei ein sogenanntes "strategisches Spiel", hier werde zu kriegerischem Denken angereizt. womöglich aggressives Streben eines Schachspielers ausgelebt.
Wir wollen einmal annehmen, daß es sich wirklich so verhält. Was meinst Du, ob "theokratische Kriegslist" ohne "kriegerisches Denken", ohne aggressives Streben auskommt. Von welchen Gefühlen wird man beherrscht, wenn man theokratische Kriegslist praktiziert, List und Täuschung anwendet?
Wäre da nicht ein Schachspiel ein ideales Trainingsspiel, wo es doch angeblich "solche Gefühle" wie Aggression anstachele und in uns zu wecken vermag?
2 bis 3 Stunden kann eine Partie Schach an Zeit kosten und die Spieler völlig fesseln, ihre geistigen Kräfte, die ganze Tiefe ihres Denkens beanspruchen.
Eine Stunde Reiten dürfte unter 30 Mark nicht zu haben sein, im Straßenanzug kann man auch nicht gut zu Pferde sitzen.
Wieviel Zeugen werden also reiten, was meinst Du? Worin darf man also sicher sein, warum Reitsport für Zeugen empfohlen wird?
Die Sicherheit wird darin liegen, anzunehmen, daß die allerwenigsten Zeugen in ihrer ohnehin knappen Freizeit auf einem Pferd sitzen werden.
Außerdem, gehört nicht zum Reitsport auch noch ein Auto, denn wohin wirst Du fahren müssen, wolltest Du wirklich Reitsportler in Deiner Freizeit werden?
Ab September 1973 sollen die Verkündiger ca. 500 Millionen Traktate weltweit verteilen, bis Jahresende! Der Titel des September-Traktates lautet:
"Läuft die Zeit für die Menschheit ab?"
Wenn die Zeit für die Menschheit abläuft, welcher Zeuge wollte da wohl Zeit auf einem Pferderücken zubringen.
So schließt sich der Kreis wieder, sportliche Betätigung wurde nicht untersagt, man hat kein Verbot aufgestellt, da die WTG ohnehin weiß, daß jeder Zeuge "die Zeit" mit nützlichem Dienst auskaufen wird, das ist sozusagen der Fuß vom Pferd.
Teilnehmer des Kongresses in Düsseldorf und München 1973 haben den großen Traktat-Feldzug mit Posaunenblasen zum Fall der Stadt Jericho verglichen (Josua Kap. 6). Sicher haben sie an Zweiklangposaunen gedacht, deren Signal folgende Wirkung hat:
Es trifft die "böse Welt", lenkt von den eigenen Schwierigkeiten bezüglich "1975" ab, das Echo hört sich an wie "haltet den Dieb".
Das andere Signal ist das "prophetische" es klingt nach Vernichtung und soll Menschen vor "Harmagedon" retten, in den Schoß der WTG bringen.
"Läuft die Zeit für die Menschheit ab?" Ganz bestimmt, denn der Schlußakkord des Posaunenblasens in diesem Traktat heißt: "Senden Sie mir bitte die Halbmonatszeitschrift 'Erwachet' für ein Jahr.
Ich habe 6 DM auf Ihr Postscheckkonto . . . überwiesen. Königreichs-Nachrichten Nr. 16".
Die Königreichsnachricht der "Posaune" lautet also u. a.:
"Senden Sie 6 Mark auf das Konto WTG", wenn diese Absicht nicht auch Leitmotiv des Traktatfeldzuges wäre, dann stünde eben dieser Diskantseufzer der Posaune nicht im Traktat.

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