Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Rutherford's Heim und Glück

Auch in der 1932 erschienenen Broschüre "Heim und Glück" spielt Rutherford wieder sein allbekanntes Lied: Gesellschaftskritik gemixt mit religiösem Opium (Fata Morgana Hoffnungen) und das ganze mit der Zielstellung, jene die sich durch seine Gesellschaftskritischen Ausführungen angesprochen fühlen; zu paralysieren; sie zur Untätigkeit zu verdonnern; zumindest Untätigkeit in dem Sinne, dass sie nichts sinnvolles tun.

Untätigkeit generell, ist mit Sicherheit nicht sein Ziel. Und keiner der je auf seinem Fliegenfängerleim raufgekrochen ist, hatte anschließend ein Leben der "Untätigkeit". Sehr wohl hält er seine Klientel in Beschäftigung; und sei es "nur" damit, treppauf, treppab, seine Ergüsse unters Volk zu bringen. Das wissen auch die Veranstalter von Schneeballaktionen. Sie, die an der Spitze stehen, können nur dann "kassieren", wenn ihre Opfer immer neue Opfer anwerben. Mag man jene Schneeballaktionen auch mehr oder weniger der Neuzeit zuordnen; so muss man wohl sagen. Der "religiöse" Zampano Rutherford, hatte schon vor ihnen, dieses System zu beachtlicher Perfektion ausgestaltet.

Schon einleitend verlautbart sich Rutherford mit den Worten:

"Worauf könnte da das Volk seine Hoffnungen gründen, dass die jetzt herrschenden, unglücklichen Zustände beseitigt werden? Die ... Antwort ist: Gottes Königreich ist das Heilmittel. Es ist das einzig sichere, und völlig hinreichende Heilmittel; ein anderes gibt es nicht."

Ausgehend von dieser Prämisse unterstellt er dann: "dass der Herr ungefähr im Jahre 1875 begann, die Wahrheit seinen Nachfolgern zurückzugeben". Weiter meint er verkünden zu können, "daß die große Schlacht von Harmagedon in sehr naher Zukunft geschlagen" wird.

Damit ist erst mal der Köder ausgelegt. Nun gilt es diejenigen zu finden, die ihn herunterschlucken sollen. Die glaubt er offenbar in jenen Kreisen zu finden, die sich durch seine nachfolgenden Ausführungen angesprochen fühlen:

"Das Volk befindet sich heute in sehr bedrängter Lage. Die Zustände waren schon vor dem Weltkrieg schlimm genug, aber seither haben sie sich weit verschlimmert. Verbrechen, Streit und Armut nehmen fortwährend überhand, und alle Nationen rüsten für den Krieg. Einige überaus selbstische Leute treiben Handel mit den Früchten der harten Arbeit anderer und werden dabei reich, während die Volksmassen immer tiefer im Sumpfe der Armut versinken. Die Steuerlasten, Hypothekarzinsen und die ständig steigenden Kosten der Lebenshaltung drücken das Volk zu Boden. Furcht und Ratlosigkeit hat die Herrscher mit starker Faust gepackt, und ihre Kriegsrüstungen und ihre Bemühungen, sich zu erhalten, vermehren die Lasten und die Not des Volkes."

Bezugnehmend auf die USA äußert er dann:

"Die Vereinigten Staaten besitzen den größten materiellen Wohlstand aller Länder der Erde, und doch gibt es in diesem Lande Millionen Arbeitslose und hungernde Kinder, und es ist voll Leiden. Es liegt also auf der Hand, daß etwas durchaus verkehrt sein muß. ...

Wie die amtlichen Statistiken zeigen, haben in den letzten zwanzig Jahren die Verbrechen in den Vereinigten Staaten um volle dreihundertfünfzig Prozent zugenommen. Die Unfähigkeit, den Menschen durch Gesetze Moral beizubringen, ist durch den mißlungenen Versuch zur Durchführung des Alkoholverbotes zur Genüge dargetan worden. Das Land ist voller Banditen, Erpresser, Räuber und Mörder, und die Entartung der Jugend in sittlicher Hinsicht hat wahrscheinlich nie zuvor einen solchen Tiefstand erreicht wie gerade heutzutage."

Dann zu seiner eigentlichen Zielstellung überleitend, nämlich die anderen noch madiger zu machen, als sie vielleicht ohnehin sind. Um sich als "glorreiche" Alternative zu verkaufen, äußert er dann:

"Die kommerziellen und politischen Machtgruppen der Welt versprechen dauernden Frieden, und die Geistlichkeit erklärt bombastisch, diese Mächte verbürgten Friede und Sicherheit, und eine völlige Garantie dafür sei der Völkerbund. Gott aber erklärt in seinem Worte ... 'Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! Dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, gleichwie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen."

Und als Quintessenz "krönt" er das ganze dann noch mit der rhetorischen Frage:

"Warum sollte das Volk noch länger auf die Sprache von anmaßenden Männern hören, die von der Macht dieser Welt trunken und von Satan, dem Feinde aller, darüber verblendet sind, wie der Friede zustande kommen soll."

Um auf diese rhetorische Frage auch noch zu antworten. Wer von dem Rutherford'schen Becher genippt hat, der wird in der Tat nicht mehr auf "anmaßende Männer dieser Welt hören". Die sind für ihn "abgehakt". Und wie weiter? Wird er nun deswegen, um ein neueres Beispiel zu bemühen, wegen "Hartz IV" auf die Straße gehen? Genau auch das wird er eben nicht tun. Er wird seelenruhig zusehen, wie seine Schlächter das Messer an ihn setzen, und dabei vielleicht auch noch "Halleluja" singen.

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