Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Z. Renker
Ein katholisches Urteil
(aus "Christliche Verantwortung" 43 (1972))

Vom Lahn-Verlag (Limburg, BRD) bekamen wir ein 80 Seiten umfassendes Büchlein zur Beurteilung zugestellt, mit dem Titel: "Unser Brüder in den Sekten - Die Zeugen Jehovas".

Der Verfasser Herr Z. Renker, bringt als Zweck seiner Veröffentlichung unter anderem zum Ausdruck:
"Vielmehr soll von der Bibel her aufgezeigt werden, wie eigenmächtig die Sekten mit dem - aus dem Zusammenhang gerissenen - Wort der Bibel umgehen. Es soll deutlich gemacht werden, daß man sie nicht also widerlegen kann, auch wenn eine Diskussion mit ihnen kaum möglich ist, da sie in den Mauern ihrer Vorurteile befangen sind".

Autoritäre Intoleranz
Bemerkenswert erscheint uns auch seine Einschätzung:
"Die Leitung der Zeugen Jehovas und die Bestimmung, was Christen als Lehre zu verkünden ist, liegt bei den sieben Direktoren, die mit ihrem Präsidenten in Brooklyn absolut autoritär regieren. Sie beanspruchen eine Unfehlbarkeit in der Auslegung und in dem Verständnis der Heiligen Schrift, die weit über die päpstliche hinausgeht.

Die katholische Kirche ist es gewöhnt von Andersdenkenden als intolerant hingestellt zu werden, weil sie überzeugt ist die Kirche Christi zu sein. Wie aber wirkliche Intoleranz aussieht, wird an den Zeugen Jehovas offenbar." In 47 Punkten aufgegliedert, behandelt der Verfasser dann kurz geschichtliche und lehrmäßige Unterschiede zwischen der katholischen Kirche und Jehovas Zeugen. Ein uns ebenfalls bemerkenswert erscheinender Aspekt ist seine Argumentation zur Blutfrage, worin er ausführt:

Blutgenuß
"Die Zeugen Jehovas lehnen den Genuß von Blutwurst ebenso wie die Bluttransfusion ab. Sie berufen sich auf 3. Mose 17:10: 'Wer auch immer etwas von Blut ißt, den will ich von seinem Volk absondern.'
Die zweite Stelle, auf die sich die Ablehnung des Blutgenußes stützt, ist Apg. 15:20: 'daß sie sich enthalten von Ersticktem und von Blut.'

Wenn die Zeugen Jehovas hier willkürlicherweise eine einzige der unzähligen Speisevorschriften als auch heute noch verbindlich ansehen, so beweisen sie, wie willkürlich ihre Bibelauslegung ist. Warum halten sie sich nicht an alle Speisevorschriften? Und was hat die Bluttransfusion mit einer Speisevorschrift zu tun? Warum lassen sie sich nicht beschneiden, wie es doch auch im Alten Testament vorgeschrieben ist? (Genesis 1. Mose 17:10). Christus jedenfalls hat erklärt: 'Nicht was zum Munde eingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Munde hervorgeht' (Matth. 15:11).

Das sog. 'Aposteldekret' in Apg. 15 ist eine Übergangsbestimmung zwischen Juden-Christen und Heiden-Christen willen gegeben war. Aus dem Zusammenhang geht hervor, daß die juden-christliche Richtung in der Urkirche verlangte, daß die Heiden das ganze jüdische Gesetz erst annehmen müßten - einschließlich der Beschneidung -, bevor sie Christen werden könnten.

Dazu können sich die Apostel nicht entschließen. Der Apostelbeschluß bedeutet darum einen Kompromiß: Die aus dem Heidentum zum Christentum Bekehrten sollten - um kein Ärgernis zu geben - nur drei Dinge ebenso wie die Juden halten: kein Götzenopferfleisch essen, keine Unzucht treiben und kein Blut genießen. Ähnlich ließ z. B. Paulus, der radikalste Vertreter der Freiheit vom alttestamentlichen Gesetz, ausnahmsweise den Timotheus beschneiden, 'um der Juden willen' (Apg. 16:3), obwohl er jeden Zwang zur Beschneidung ablehnte (Gal. 2:3; 5:1 und 2 u. a.)"

Insgesamt gesehen kann man sagen, daß die hier für den speziellen Leserkreis katholischer Christen geschaffene Publikation durchaus verständlich und auch vielfach zutreffend geschrieben ist.

ZurIndexseite