"Nur noch wenige Monate

- Zuckerbrot und Peitsche -

Entnommen aus CV 65

In VIII/74 und IX/74 wurde es angekündigt und mit den "Beilagen" 1) "Ein Brief von Menschen, die um Dich besorgt sind" vom 1. Sept. 1974, und 2) "An alle getauften Diener Jehovas" vom 8. Sept. 1974 angeordnet: Zwei "besondere Zusammenkünfte" als Auftakt des Dienstjahres 1975, das nun mit Hochspannung erwartet wird. "Nun laufen große Planungen. Dienstjahr 1975, das besagt etwas" (VIII/74). Ja, das besagt wirklich etwas! Werden die seit 1966 verkündigten 1975 Ende Erwartungen erfüllt? In aller Welt wird gleich zu Beginn des Dienstjahres ein besonderes Programm geplant werden. A l l e , die das Gedächtnismahl im April besucht haben, sollen eingeladen werden, auch diejenigen, die in der Zwischenzeit neu gefunden wurden, mit uns zusammenzukommen. Es müssen wieder mehr als 4 446 300 Anwesende sein! Es ist etwas Besonderes für das Zusammenkommen vorgesehen, ein wichtiges Programm", (VIII/74). Mehr wird nicht verraten!

In einem anderen Zusammenhang fällt lediglich etwas auf: "Nehmt Dienstaufträge willig an. Murrt und nörgelt nicht, und geht ihnen nicht aus dem Wege". Als ob einige widerspenstige, ungezogene Buben zurechtgewiesen werden. U n d: "Jehova schulde uns nicht, etwas Bestimmtes zu tun"! Au c h "die Niniviten mußte Jehova nicht einfach deswegen vernichten, weil Jona diese Botschaft gepredigt hatte"! (VIII/74). Was heißt denn das? Die WTG will also als Auftakt für 1975 mehr als 4,5 Millionen Anwesende zusammengebracht haben. Ja, das besagt etwas für 1975! Doch w a s ? Was ist da "Besonderes"? Was für "große Planungen"? Etwa, wie alle im Frühherbst 1975 das Ende der "6000 Jahre Satans", und den Beginn der 1000-Jahrherrschaft Christi" bewältigen sollen? Unsere Informationen aus der CSSR besagen, daß dort unter den Zeugen eine Spannung aufgebrochen ist, der die WTG nur noch mit "Kahlschlag" Herr werden kann, indem kürzlich rigoros verboten wurde, 1975 auch nur zu erwähnen! Hier soll jeder in euphorischer Hochstimmung das Dienstjahr 1975 beginnen: "Wir haben alle Ursache zu frohlocken! Und nun haben wir das neue Dienstjahr begonnen. Es ist das Dienstjahr 1975, Was wird es uns bringen? Bestimmt eine außergewöhnliche Mehrung! In aller Welt zwei besondere Zusammenkünfte. Wir werden zusammensein, um uns über unsere Möglichkeiten ganzherzigen Dienstes zu unterhalten! Jeder Monat kann sich als der letzte für uns erweisen!" (Aus IX/74)

Jeder M o n a t ? Nur noch in Monaten denken? Da müssen ja alle aus dem Häuschen geraten!

Die Anweisungen für die Ältesten besagen jedoch in den entscheidenden Punkten:

1). "Besonderes Zusammenkommen mit allen Neuinteressierten. Heiße alle Anwesenden herzlich willkommen. Beginne direkt die Besprechung des Stoffes aus der Beilage unter 'Ein Brief von Menschen', die um Dich besorgt sind". Sprich über den Wert des Heimbibelstudiums, erkläre, daß es kostenlos ist. Ermuntere, es regelmäßig zu tun. Ermuntere Neue, sich nicht von dem Gedanken, daß sie sich nicht ändern könnten, zurückhalten zu lassen. Hebe den Wert des regelmäßigen Zusammenkommens hervor. Nie Kollekten. Keine Pflichtbeiträge. Besprecht, warum wir uns am Predigtdienst beteiligen, wie Neuen geholfen wird, daran teilzunehmen. Seid ihnen behilflich zu erkennen, daß sie niemand drängt, daß wir jedoch bereit sind, ihnen zu helfen. Besprecht an Hand der Bibel Hingabe und Taufe. Hebt den Ernst der Zeit, in der wir leben, hervor, die Notwendigkeit, zu handeln. Schließt mit einer herzlichen Aufforderung, den Wert eines Verhältnisses zu Gott sowie Gottes Anerkennung zu schätzen. Legt ein Exemplar des "Briefes . . " am Ort der Zusammenkunft aus. Kündige das besondere Zusammenkommen in der nächsten Woche an. Weise die Neuinteressierten darauf hin, daß sie willkommen sind". (IX/74)

2) Besondere Zusammenkunft für alle gotthingegebenen getauften Verkündiger. Heiße alle Anwesenden herzlich willkommen. Behandele dann unmittelbar die Gedanken aus der Beilage 'An alle getauften Diener Jehovas'. Zwei führen ein ernstes Gespräch. Den Gedanken der Dringlichkeit vermitteln. Persönlich mit den Neuen sprechen. Führe ihnen den Ernst der Angelegenheit vor Augen, doch so, daß sie sich angespannt fühlen, voranzudrängen. Predigtdienst. Einen vollen Anteil daran nehmen. Lege zum Schluß ein Exemplar des Briefes An alle getauften Diener Gottes' am Zusammenkunftsort zur Einsicht aus." (IX/74).

Selbst diejenigen, die diese "besonderen Zusammenkünfte" durchführen sollten, waren nach dem Lesen dieser WTG-Anweisungen teilweise völlig enttäuscht und ernüchtert. Das war doch nichts weiter als das übliche Anspornen zur Tätigkeit, vielleicht etwas schärfer und dringlicher! Dienst, Dienst, Dienst - gibt es kein 1975-Ende? Vielleicht in den beiden" Beilagen", die in den Besonderen Zusammenkünften' besprochen und behandelt werden sollen? J a ! Dort wird. es erwähnt! Doch w i e ? Es folgen die Kerngedanken der beiden "Beilagen".

1) "Ein Brief von Menschen, die um dich besorgt sind.

1. Sept. 1974 - Lieber Freund!

. . . Weshalb findet diese besondere Zusammenkunft statt? Weil die Zeit, in der wir leben, es dringend erforderlich macht. Wahrscheinlich ist dir bereits bekannt, daß für die gegenwärtige gottlose Welt im Jahre 1914 u. Z. die "letzten Tage" angebrochen sind, die nun bald mit der Vernichtung dieser Welt enden werden. Alle, die von Gott nichts wissen wollen und die nicht bereit sind, ihm zu dienen, ja, die sich hartnäckig weigern, werden dann in den ewigen Tod gehen. Wir kennen die genaue Zeit - "Tag und Stunde" - nicht, zu der die "große Drangsal" beginnt. Doch w i s s e n wir, daß Gottes Urteil zu Lebzeiten der Generation vollstreckt werden soll, die den Beginn der "letzten Tage" beobachtet hat. Jesus Christus sagte, "diese Generation (wird) auf keinen Fall vergehen, bis alle diese Dinge geschehen". Nahezu 60 Jahre sind bereits vergangen. Die Zahl, derer - die das Jahr 1914 bewußt erlebt haben, nimmt ab. Es ist somit klar, daß die Zeit nahe herbeigekommen ist. Einige mögen schlußfolgern, es vergehe noch viel Zeit. Laß dich nicht verleiten. Da die "große Drangsal" offensichtlich nahe ist, möchten wir dich eindringlich auffordern, jetzt nicht mehr zu zögern.

Wie denkst du persönlich darüber? Bist du Jehova dafür dankbar, daß er mit der sündigen Menschheit (zu der auch du gehörst) Geduld hat? Beweist du deine Dankbarkeit, indem du entsprechend handelst, und es nicht länger aufschiebst? Es ist Gottes Wille, daß du zu einer "genauen Erkenntnis der Wahrheit" kommst. Wende dich bitte an irgendeinen Zeugen Jehovas oder sprich mit einem der Ältesten. Du wirst auch feststellen, daß der regelmäßige Besuch der Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas dir eine große Hilfe sein wird. Du wirst den Wunsch verspüren, deine Freude mit anderen zu teilen. Vielleicht hast du aber auch Angst, von Haus zu Haus zu predigen. Dann darfst du gern einen erfahrenen Zeugen begleiten. Du wirst dich bald veranlaßt sehen, Gott als ein getaufter Jünger Christi rückhaltlos zu dienen. Laß dich nicht durch selbstsüchtige Überlegungen daran hindern. Wir spornen dich an, ehe es zu spät ist, gerettet zu werden, wenn die "große Drangsal" hereinbricht. Deine um dich. besorgten Freunde Jehovas Zeugen ..."

2) "An alle getauften Diener Gottes. 8. September 1974

Liebe Brüder!

Hatten wir letzte Woche nicht eine sehr anregende Zusammenkunft mit den Neuinteressierten? Die Zeit drängt. Es ist nicht damit getan, daß wir in gespannter Erwartung der "großen Drangsal" entgegensehen. Wir müssen uns fortgesetzt bemühen, uns als ergebene Diener zu erweisen. Als Gesamtheit beachten wir den inspirierten Rat. Das trifft jedoch nicht unbedingt auf jeden einzelnen zu. Wie würden wir vor Jehova dastehen, wenn morgen die "große Drangsal" beginnen würde? Von dem Wunsch beseelt, dich als loyaler "Mitarbeiter Jehova" zu erweisen, dich völlig von ihm gebrauchen zu lassen. In dieser Endphase einen größeren Anteil nehmen. Die Einkünfte zusammenlegen und alle zusammenarbeiten.- Einer aus der Familie Pionier. Besonders anstrengen. Nicht gleichgültig Blutschuld auf uns laden. Als Gesamtheit werden wir das gewiß nicht tun. Nicht mit einem Mindestmaß an Dienst zufrieden geben. Der weltlichen Beschäftigung einen untergeordneten Platz. Das wird für uns in den schwierigen Zeiten, die zweifellos demnächst auf uns zukommen werden, ein Schutz sein. Wegen unseres übertriebenen Interesses an irdischen Gütern nicht unsere Wertschätzung verlieren. Verantwortung zu predigen nachkommen. Feindschaft, Hader, Zwietracht und Neid so schlecht wie Hurerei, Trunkenheit und Götzendienst. Einige wenige haben indes in ihren Herzen Haß aufkommen lassen. Beleidigungen. Gegen gewisse Brüder und Schwestern einen Groll und deshalb nicht mehr mit ihnen sprechen. Glaubensbrüdern, schlechte Beweggründe unterschieben. Richten und verurteilen, sogar Verleumden. Versuchen, den Lebensstil der Welt soweit wie möglich nachzuahmen. Was läßt eine nähere Prüfung eures Handelns erkennen? Es mag euch schwerfallen, mit anderen auszukommen. Ändern, damit euer Zustand nicht noch schlimmer wird, und ihr, wenn die "große Drangsal" hereinbricht, nicht befleckt und schuldbeladen und mit Jehova und seinem Volk uneins seid. Unter dem Druck der Welt Kompromisse? Dem Predigtwerk gegenüber gleichgültig? Festhalten, und uns so die Aussicht auf ewiges Leben in der sich eilends nähernden neuen Ordnung erhalten. Fest entschlossen euer Äußerstes zu tun, solange es noch Zeit ist. Lebt jeden Tag so, als ob es der letzte wäre . . . Eure Mitdiener, Wachtturm B. & T. Gesellschaft Deutscher Zweig".

Worauf lief die erste "Beilage" für die Neuinteressierten hinaus? Wenn man alles Beiwerk wegläßt, dann allein darauf: Die Naherwartung so dringlich machen, als könnte es jeden Tag zu spät sein, in den errettenden WTG-Dienst zu treten, um sich der WTG dann rückhaltlos unterzuordnen.

Rückhaltlos! Weißt Du, was das heißt? Das heißt, daß sie keinen anderen Rückhalt mehr haben! Daß sie von der WTG nicht mehr zurückkönnen! Daß sie restlos ausgeliefert sind, was die WTG auch tut, und wohin sie auch führt!

Und die 2. Beilage? Im Prinzip das gleiche, nur ist das schwierige. Hier gibt es schon bedenkliche Erscheinungen! Hier muß schon hart gesichtet werden. Bevor sie kritischer werden, muß ihnen, wenn nichts anderes sie mehr zurückhält, selbst Blutschuld angehängt werden!

Jeden WT-kritischen Gedanken müssen sie schon, ehe er sich überhaupt regt, als etwas empfinden, das sie befleckt und schuldbeladen vor Gott macht! Dabei ständig die Vorstellung wach halten, es könnte der letzte Tag sein. So soll das Äußerste aus allen herausgeholt werden. Eine Politik des "Zuckerbrot und Peitsche", die die WTG angesichts der schwierigen Zeiten, die sie selbst ankündigt, bestimmt noch steigern wird!

Ob die "große Drangsal" so "eindringlich nahe" ist oder nicht, ob es richtig ist, jeden Tag so zu leben, als ob es der letzte wäre" oder nicht, sollte eigentlich klar werden, wenn wir die Bemerkung in VIII/74 prüfen, die da zum Schluß einer Jona-Betrachtung fällt:

"Denken wir nicht, so wie Jona zuerst dachte, nämlich, daß es Jehova uns schulde, etwas Bestimmtes zu tun! Jehova mußte die Niniviten nicht einfach deswegen vernichten, weil Jona diese Botschaft gepredigt hatte!"

Im Klartext heißt das an alle: Wenn jemand denkt, nun kommt das E n d e, weil die WTG es mit Bezug auf 1975, seit 1966 gepredigt hat, dann hat er sich geirrt!

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