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Geschrieben von Drahbeck am 02. September 2004 07:10:30: Als Antwort auf: Re: Zensor Osch geschrieben von Drahbeck am 18. August 2004 04:44:47: Wieder einmal schlägt in der Wikipedia die Löschkeule zu. Diesmal geht es um einen
Detailartikel unter der Überschrift Nationalsozialismus und Zeugen Jehovas". Wenn man die Zähigkeit registriert, wie namentlich die Zeugen Jehovas-Fraktion in der Wikipedia um jede noch so geringe Formlierung feilscht, wie sie bemüht ist jegliche kritischen Aspekte zur WTG-Geschichte den Garaus zu machen (man sah man das auch beim Thema der Umarbeitung des Russell-Artikels), dann wird man wohl sagen können, die Floskel der Inhalt kann gut in andere Artikel eingearbeitet werden", ist hochgradig naiv. Oder was auch nicht unwahrscheinlich ist, aus der WTG-Interessenlage gesteuert. Eine solche Einarbeitung" kann man schon förmlich im voraus abschätzen.
Deren Tenor ist eindeutig. Die WTG Organisation seien die guten, und Kritik an ihr sei
überflüssig". Nachstehend noch der Text, der da jetzt auch gelöscht werden soll Schon im Mai 1922 hatte Alfred Rosenberg, nach dem Besuch einer Bibelforscherveranstaltung in München, mit J. F. Rutherford als Redner, in seiner Postille "Völkischer Beobachter" einen äußerst scharfen Kommentar darüber abgefasst: "Politisch heißt der heutige Wahnsinn Bolschewismus; 'religiös' nennt er sich 'ernste Bibelforschung' und Anthroposophie; 'künstlerisch' Futurismus usw. Narren, Schwätzer und Halunken haben heute das Wort: Die Pestillenz kommt, sagt der Vortragende. Sie ist schon da; in seiner Person. Wann wird das deutsche Volk ihn und seinesgleichen hinausfegen aus den deutschen Landen und sich rein baden in völkischer Erneuerung?". In seinem 1931 erschienenen "Mythus des XX. Jahrhundert" bezeichnet er sie dann erneut als "bastardische Sekte". In konzertierter Aktion zwischen Kirchen und Nazis, waren die Zeugen Jehovas dann mit als erste auf dem Religionssektor von Verboten betroffen. Anfang 1933 war Deutschland noch föderalistisch strukturiert; sodass die Verbote auf Länderebene erfolgten. Besonders schmerzlich das Verbot in Sachsen am 18. April 1933. Schmerzlich besonders deshalb, weil dort regional bezogen mit die größten Zeugen Jehovas-Konzentrationen vorhanden waren (und beschränkt auf den Ostbereich, noch heute sind). In Preußen hingegen konnten ähnliche Aktionen einstweilen noch abgewehrt werden. Die Zeugen Jehovas-Zeitschriften Der Wachtturm und Das Goldene Zeitalter konnten dort noch bis Juni 1933 gedruckt werden. Aber es war "dicke Luft im Anzug"; dass war allen Sehenden klar. Eiligst reiste J. F. Rutherford nach Deutschland und lies der Hitlerregierung anwaltlich mitteilen; er wolle wenn gewünscht, persönlich Rede und Antwort stehen. Die Offerte wurde nicht angenommen. Für den 24. Juni wurde daher eine Zeugen Jehovas-Versammlung nach Berlin, in die Tennishallen zu Berlin-Wilmersdorf einberufen. Die dort vorgelesene und bestätigte Resolution war von Rutherford abgesegnet, der sie eigens in seinem 1934er Jahrbuch der Zeugen Jehovas nachdrucken ließ. Vorangegangen war dem der überhastete Versuch, zwei neue Rechtspersönlichkeiten (Norddeutsche und Süddeutsche Bibelforschervereinigung) zu gründen; mit ihrer satzungsmäßigen Tilgung des den Nazis nicht genehmen Begriffes "International" und der weiteren Satzungsmäßigen Bestimmung. Nur Deutsche dürfen in ihnen Sitz und Stimme haben. Auch dieser Versuch scheiterte. Der Inhalt der Berlin-Wilmersdorfer Resolution wird heutzutage kontrovers beurteilt. Zwischen "Anbiederung" und "Blasen auf der Trompete von Jericho" schwanken ihre Bewertungen. Zu denen die jene Resolution, zeitgenössisch, auch als Anbiederung bewerteten, gehörte der Pfarrer Karl Gerecke, der diese Meinung in einem Memorandum an die Hitlerregierung mit vertrat. Es half nichts. Es kam etwa zeitgleich auch in Preußen zu einer Verbotsverfügung. Vorerst, im weiteren Verlauf des Jahres 1933, versuchten die Zeugen Jehovas noch, dem "Prinzip Hoffnung" Geltung zu verschaffen. Verschiedene Verhandlungsansätze, auch über diplomatischem Druck, wurden eingesetzt. Spätestens bei seiner November"wahl" 1933, mit dem offenkundigen Ergebnis. Die Nichtwähler setzen sich zum größten Teil aus Zeugen Jehovas zusammen, war für die Naziseite klar. Es gibt keinen Kompromiss. Auch die Zeugen Jehovas schalteten daher um. Besonders ab Oktober 1934 mit einer
internationalen Protesttelegramm-Aktion an die Hitlerregierung. Die Kampfansage wurde von
den Nazis angenommen. Eine Gestapo-Sonderkommission holte im August 1936 zu ersten
großflächigen Schlägen aus. Die in die KZ eingelieferten Zeugen Jehovas, vielfach im nahtlosen Anschluss an bereits
vorher verbüßte Gerichtsstrafen, als so genannte "Schutzhaft" deklariert,
waren in der Anfangszeit das besondere Hassobjekt des SS-Sadismus und mussten Schlimmes
erdulden. Gespalten auch in der Frage, wieweit geht man in der Ablehnung der Ausführung
kriegsbegünstigender Arbeiten. Gehört auch Angorakaninchenpflege (als Beispiel) mit
dazu, dieweil eine indirekte Kriegsbegünstigung? Ein großer Teil der diesbezüglich
besonders Fanatischen, hat daher die KZ-Zeit nicht überlebt. Besonders nachdem die Dissertation von Dr. Detlef G. über die Zeugen Jehovas veröffentlicht wurde, ist auch seitens der Zeugen Jehovas ein partielles Umdenken zu registrieren. Die Jahre davor tendierte ihre Tendenz eher dahin; die Opfer sollten sich an den Spruch halten: ´Was du getan, hast du um der Sache willen getan. Eine besondere Ehrableitung daraus sei "nicht biblisch".´ In der Nach-G.-Zeit wurde nunmehr auch seitens der Zeugen Jehovas und von ihnen begünstigter Historikerkreise, in vielfacher Art und Weise diese Etappe ihrer Geschichte thematisiert. Die Wertungen darüber sind allerdings bis heute, unverändert kontrovers. |