Re: Die traurige Geschichte des Frank-Peter (erfunden:)


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Kattlick am 22. Mai 2001 20:31:52:

Als Antwort auf: Die traurige Geschichte des Frank-Peter (erfunden:) geschrieben von Kattlick am 21. Mai 2001 18:25:52:

Teil 2:

Liebe Freunde!

Vielen Dank für eure herzlichen Willkommensgrüße.
Ich war gerührt über so viel Anteilnahme.
Wann immer ich bisher versuchte, anderen Menschen meine Geschichte nahezubringen, stellte ich fest, dass sich nach einer Weile mehr und mehr Skepsis in deren Gesichtern breit machte.
Spätestens, wenn ich zu dem Punkt komme, an dem ich selbst ZJ wurde, werden regelmäßig die Augen verdreht und das Interesse schwindet.
Paul und Hans-Werner, ich beneide euch um eure Möglichkeit, Schmerz durch Weinen abbauen und zum Ausdruck bringen zu können.
Mir selbst bleibt dies seit dem Erlebniss mit meiner Katze versagt.
Auf andere mache ich immer einen äußerst gefassten und abgeklärten Eindruck, selbst wenn mein Innerstes zu zerspringen droht.
Ich bin aber kein gefühlskalter Mensch, mir gehen die Schicksahle anderer ebenso nahe wie
euch!
Ich würde mich auch freuen, wenn der eine oder andere, der hier vielleicht auch schon seine Geschichte niedergeschrieben hat, mir mitteilen könnte, wo diese zu finden ist.
Das Archiv ist ziemlich groß, und alle vergangenen Beiträge nachzulesen, kann ich mir aus zeitlichen Gründe nicht erlauben.
Bitte seid mir nicht böse, wenn ich hier keine E-Mail-Adresse angeben möchte.
Sicher lesen auch einige mit, die ehemaligen Zeugen nicht gerade wohlgesonnen sind, und ich weiß nicht, ob ich anonyme Drohungen so einfach ertragen könnte.
Ab und an bekomme ich - verstärkt in der Weihnachtszeit - Post von meinen verstorbenen Eltern, die mir z.B. ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen und mir nebenbei bestätigen, bereits einen besonders schönen Platz in der Hölle für mich reserviert zu haben.
Es kamen auch schon schreckliche anonyme Anrufe, in denen ich mit den schlimmsten Obszönitäten übergossen wurde.
Das Beantragen einer neuen, nicht ins Telefonbuch eingetragenen Nummer, half nur für kurze Zeit.

Lieber Merlin!
\i{Es ist fürchterlich so zu leiden und besonders schlimm, wenn diese im Namen Gottes geschehen.}
Ich mußte oft vorgefertigte Gebete sprechen und dabei Gott kniend um Vergebung von Sünden bitten, die ich nie begangen hatte.
Dazu tanzte der von dir erwähnte Ledergürtel im Takt auf meinem nackten Rücken.
Besonders rasend machte meinen Stiefvater, dass nach der „Katzen-Aktion" keine Träne und kein Schrei mehr aus mir raus zu holen war.
Als Kind habe ich Gott oft angefleht, mein Leiden zu lindern, aber erst nach meinem Auszug im Alter von 18 Jahren trat Besserung ein.
Heute glaube ich an Gott, sonst wäre mein Leben für mich wahrscheinlich nicht mehr weiterzuführen.
Warum sollte ich sonst noch weiter aushalten und versuchen, gegen Alpträume und Ängste anzukämpfen?
Bevor ich für heute zum Schluß komme, möchte ich noch kurz die Frage nach dem Kontakt zu meinen Stiefeltern beantworten.
1990 sprach ich zum letzten Mal mit meinem Stiefvater, als ich ihm mein Beileid zum Tode meiner Stiefmutter übermitteln wollte.
Er hat noch während meiner ersten Worte kommentarlos aufgelegt.
Seither habe ich nie wieder etwas von ihm gesehen oder gehört, weiß aber, dass er weiterhin Ältester ist.

Viele Grüße an alle
von
Frank-Peter.

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