Geschrieben von Drahbeck am 03. August 2001 23:20:53:
Lange Zeit war auf der Webseite der "Aktion Freie Geschichtsforschung",
gekennzeichnet durch ein Baustellensymbol, nichts wesentlich neues zu registrieren. Als
"Spiritus rector" dieser Aktion ist offenbar der in Konstanz wirkende Dr. Herwig
Schaefer-Stahl anzusehen. Sehe ich es richtig, liegt ihm wohl auch einiges daran, dass in
der Geschichtsdarstellung nicht nur die Rutherford'schen Zeugen Jehovas vorrangig
thematisiert, sondern dass auch die anderen aus der Russelbewegung hervorgegangenen
Gruppen mit in die Betrachtung eingezogen werden. Das Handicap dabei ist allerdings, dass
die WTG-Apologeten nur vorrangig auf die Zeugen fixiert sind.
Offenbar nahm Schaefer-Stahl an einer Diskussionsveranstaltung mit teil, die von dem
WTG-Apologeten Hubert Roser bestritten wurde. Schaefer-Stahl veröffentlichte dazu ein
Protokoll in dem er kommentierende Sätze seinerseits mit einfügte. Die Thematik dabei
war relativ "schmalspurig".
Am interessantesten indes erscheint mir durchaus die Kritik von Schaefer-Stahl an Roser.
Man muss schon genauer hinsehen, um sich in die Auseinandersetzung hineinversetzen zu
können. Eingeräumt sei auch, dass dieses Text nicht unbedingt
"publikumswirksam" ist. Ich sehe seine Bedeutung lediglich darin, dass hier
einmal dem Apologeten Roser (stellvertretend auch für andere) öffentlich widersprochen
wurde. Nachstehend der über die Suchmaschine Google eruierte Text. Die eigentliche
Webseite der "Aktion Freie Geschichtsforschung" ist für meine Begriffe, nach
wie vor, unübersichtlich gestaltet:
In der offenen Diskussion ging es u.a. um die Frage, welche Bedeutung haben statistische
Zahlen der Landesaemter, wenn die Volkszaehlung reichsweit planmaessig am 16. Juni 1933,
das Verbot in Preussen am 24. Juni 1933, das Verbot in Wuerttemberg im Februar 1934 und
der Anteil der "Zeugen Jehovas" in der statistischen Religionsgruppe
"Bibelforscher" gegen null stark abnimmt?
Ein Mikrophon im Publikum gab es nur fuer bestimmte Beitraege.
Die Rekonstruktion:
Dr. Roser:
Meine Damen und Herrn, es besteht jetzt Gelegenheit zu Fragen aus Ihrem Kreis an die
Referenten und Referentinnen und da wir, wie ich gehört habe, leider kein Mikrofon im
Publikum zur Verfügung haben, würde ich einfach um Handmeldungen bitten, die Frage zu
formulieren, ich kann sie dann noch mal am Mikrofon laut vorlesen.
1.)
PD Dr. Schaefer-Stahl:
Was haben die "Zeugen Jehovas" waehrend der Weimarer Republik getan, um den
Nationalsozialismus zu verhindern?
Dr. Roser
Bitte, hier ist eine Frage:
2.)
(PD Dr. H. Schaefer-Stahl):
Herr Roser, Sie haben für die Zahl der Zeugen Jehovas eine Zahl von 900 Zeugen Jehovas
angegeben. Wie kommen Sie auf diese Zahl?
Roser:
Das ist eine Schätzung, die ich vorgenommen habe, (aber) ausgehend, es gibt genaue Zahlen
für 1925, für die Volkszählung 1925, die die Religionszugehörigkeit auch für kleinere
Religionsgemeinschaften ausgewertet hat. Wenn ich mich recht entsinne, ist das eine Zahl
von etwa 650, die da angegeben wird. Wenn man dann berücksichtigt, daß die Zahl der
Zeugen Jehovas Ausgangs der zwanziger Jahre und vor allem zu Beginn der dreißiger Jahre
in der Weltwirtschaftskrise zugenommen hat, allgemein zugenommen hat, um eine bestimmte
Prozentzahl, kann man, wobei ich mich bei dieser Prozentzahl sehr stark auf Detlef Garbe
stütze, kann man ungefähr angeben, deswegen habe ich auch eine relativ breite Spannweite
gemacht, kann man etwa sagen, würde ich sagen, daß es damals in Baden etwa 700 bis 900
Zeugen Jehovas gegeben hat. Ich glaube nicht, daß es weniger waren. Ich glaube, es
könnten, wenn, dann eher noch mehr gewesen sein. Aber das ist, wie gesagt, eine
Schätzung.
Kommentar:
Diese Einlassungen Rosers sind geradezu grotesk. Er versteht weder zwischen
Religionsnennungen noch Religionsgruppen zu unterscheiden. So kann er ganz unbeschwert
ueber "Jehovas Zeugen", Bibelforscher und "genaue Zahlen" Unsinniges
zum Besten geben.
Auch fuer 1925 laesst sich selbstverstaendlich der Anteil der WTS-gesteuerten
"Ernsten Bibelforscher" (deren Ausgrenzung und die Umbenennung in die
WTS-gesteuerten "Zeugen Jehovas" erfolgte 1931) an den 601 Nennungen in der
statistischen Religionsgruppe "Bibelforscher" in Baden 1925 nicht angeben.
(Die Zahl 650 hat Roser wahrscheinlich aus badischen statistischen Quelle fuer
Wuerttemberg. 1925 waren die Zusammenstellungen der Religionsgruppen noch nicht
reichseinheitlich geregelt. Das bedeutet die Angaben der verschiedenen statistischen
Landesaemter koennen nur miteinander verglichen werden, wenn zuvor feststeht, dass
dieselben Nennungen zusammengefasst wurden. Bei Rosers Quelle ist das nicht der Fall. Fuer
Wuerttemberg wurden 1925 knapp 1050 Bibelforscher gezaehlt.)
Auch ein Pennler koennte bei seiner Wundertuete mit der Aufschrift Fuellung: 94
Einzelstuecke, 30 verschiedene Sorten nur raten. Wuenschenswerte 900 Einzelteile wuerde er
wohl nie erwarten.
Aus welchen Gruenden und mit welchen Absichten die statistischen Landesaemter 1925 besser
als 1933 gearbeitet haben sollen, bleibt auch unerfindliche Pseudo-Historie!
Letztlich beruft Roser sich auf D. Garbe. Die Werte in dieser Dissertation sind aber
zurueck gerechnet, befassen sich nicht mit Baden und sind an einem falschen Propagandawert
des WTS-Zentraleuropaeischen Bueros in Bern (Verantwortlich: M.C.Harbeck) orientiert.
Die letzten vom WTS-Bibelhaus Magdeburg im deutschen "Bulletin fuer Jehovas
Zeugen", Ausgabe Maerz 1933, publizierten Werte betrafen den Dezember 1932 und
betrugen lediglich etwas ueber insgesamt 10.000 Aktivisten (Arbeiter im Felde)
(Verantwortlich: PJG Balzereit) im Deutschen Reich.
3.)
(PD Dr. H. Schaefer-Stahl)
In Baden gab es ja 1933 wie im ganzen Reich eine Volkszaehlung am 16. Juni. Und (eh), es
sind 94 Bibelforscher festgestellt worden. Darunter wahrscheinlich kein einziger
"Zeuge Jehovas".
Dr. Roser (wiederholt die Frage)
Also der Herr hat eben gesagt, daß 1933 eine Volkszählung stattgefunden hat. Das ist
richtig,
diese Volkszählung hat schon nach dem Verbot der Glaubensgemeinschaft stattgefunden und
da haben sich nur sehr wenige, wie der Herr eben sagte, 94 Menschen dazu bekannt und, das
muß man meines Erachtens so sehen, trotz Verbot haben sich bei einer offiziellen
Volkszählung immerhin noch 94 Menschen zu diesem Glauben bekannt. Man muß natürlich
aber auch davon ausgehen, und ich kenne auch Beispiele, daß auch Menschen zu dem Glauben
der Zeugen Jehovas erst nach 1933, also sogar erst in der Verbotsphase hinzugestoßen
sind.
Kommentar:
Erstaunlich ist, dass Dr. Roser hier spontan, die 94 Religionsnennungen fuer Baden
bestaetigt, waehrend er in seiner Publikation die in der wiss. Literatur laengst bekannten
Werte fuer 1933 nicht kennen will.
Das fruehe Verbot trifft nur fuer Baden zu, nicht fuer Preussen/ Hamburg und Wuerttemberg.
Die Verbote in Preussen (24. Juni 1933), Hamburg oder Wuerttemberg (Februar 1934) kamen
zeitlich eben erst nach der Volkszaehlung vom 16. Juni 1933. Tatsaechlich haben sich auch
in der Verbotsphase noch Personen zu Zeugen Jehovas taufen lassen, die Zahl ist aber fuer
Baden verschwindend gering - wie Hr. Dr. Roser wissen muesste - gegenueber den abfallenden
JZ-Anhaengern waehrend der Verbotsphase.
4.)
PD Dr. Schaefer-Stahl:
:
... ungefähr 30 Personen, z. B. Engel Jehovas ...
Unter der statistischen Religionsgruppe "Bibelforscher" wurden etwa 30
Religionsnennungen zusammengefasst. Zum Beispiel auch einschliesslich die "Engel
Jehovas".
Dr. Roser:
Über die Engel Jehovas möchten Sie wissen. Die Engel Jehovas sind, soviel ich weiß,
eine
Abspaltungsgruppe, die sich Anfang der Zwanziger Jahre von den Zeugen Jehovas abgewandt
hat im Zuge von unterschiedlichen theologischen Anschauungen. Das war eine sehr kleine
Gruppe mit wohl nur vielleicht 50, eher vielleicht 50, 60, 70 Mitgliedern in Baden, die
ähnlich wie die Zeugen Jehovas auch verfolgt wurden.
Kommentar:
50...60...70... also fuer die nicht-ZJ in Baden - aber nur Freytags-Anhaenger! Voila,
bleiben fuer die "Wahrheitsfreunde" und die uebrigen Glaubensrichtungen in der
Religionsgruppe "Bibelforscher" noch ganze 24 Nennungen reserviert. Vielleicht
haette man sich mal mit deren Verfolgtenschicksal beschaeftigen sollen. Zeugen Jehovas gab
es 1920, wie Roser hier meint, noch nicht. Neben diversen Bibelforscher-Richtungen gab es
seinerzeit 1920 die WTS-gesteuerten sogenannten "Ernsten Bibelforscher". Ab 1931
stiftete deren Praesident Rutherford fuer seine WTS-Anhaenger den Namen "Zeugen
Jehovas" , sehr zum Aerger der aelteren "Engel Jehovas", die sich nach
neuen Namen umsehen mussten.
5.)
PD Dr. Schaefer-Stahl::
Ja, und die waeren ja dann auch in den 94 Personen enthalten.
Dr. Roser:
Das ist moeglich. Das kann ich jetzt von hier aus nicht beurteilen.
Hier ist noch Herr Kury
Kury:
Wenn Jehovas Zeugen heute verboten würden, und es ist bekannt, daß sie konspirative
Tätigkeiten entfalten, daß sie vorsichtig wurden, Vorsichtsmaßnahmen trafen, dann
würde ich mir auch nicht aufs Hemd schreiben, Zeuge Jehovas, bereit zur
Verhaftung". Dann würden wir auch versuchen, in die Illegalität zu gehen,
Untergrund und uns nicht mehr als Zeugen Jehovas in dem Sinn uns direkt auszuzeichnen, wir
würden das nicht verleugnen, aber dann könnte man vielleicht verschiedenes schreiben.
Man ist ja nicht gezwungen, Zeuge Jehovas zu schreiben.
(stuermischer Beifall)
6.)
Dr. Roser
(Ehm )Gibt es noch Fragen? Bitte der Herr nochmal
PD Dr. Schaefer-Stahl::
In Wuerttemberg wurden die Zeugen Jehovas ja erst 1934 verboten. Und trotzdem hatte die
Zahl der Bibelforschernennungen sehr stark abgenommen.
Dr. Roser
(Ehm) An wen richtet sich die Frage?
PD Dr. Schaefer-Stahl::
An Sie
Dr. Roser
An mich.
PD Dr. Schaefer-Stahl::
Was haben die "Zeugen Jehovas" vor dem Verbot gegen das Aufkommen des
Nationalsozialismus unternommen?
7.)
PD Dr. H. Schaefer-Stahl:
Also, wenn Sie für Baden argumentieren, die geringe Zahl der Bibelforschernennungen
beruhe darauf, daß in Baden eben die Bibelforscher verboten wurden - die Zeugen Jehovas.
Dann würde es ja dem widersprechen, daß in Württemberg oder Preussen (Hamburg) die Zahl
ebenfalls abgenommen hat, obwohl eben in Württemberg die Zeugen Jehovas erst im Februar
1934 verboten worden sind.
Sie waren ja am 16. Juni 1933 noch erlaubt, und Ihr Argument ist hinfaellig.
Dr. Roser:
Also wenn ich Sie richtig verstehe, möchten Sie damit andeuten, daß die Zahlen der
Bibelforscher zu hoch gegriffen sind?
Kommentar:
Die Behauptung Dr. Rosers, in Wuerttemberg habe es im Sommer 1933 ein Druckschriftenverbot
gegeben, ist schlichtweg falsch. Den Wortlaut des Wuerttembergischen Erlasses sollte
dieser Historiker eigentlich kennen. Verboten wurde die Propagandataetigkeit, also der
Haus-zu-Haus-Dienst. Die Zeugen Jehovas mussten unter sich bleiben, sich gegenseitig
erbauen, gegenseitig Zeugnis geben und gemeinsam beten, ihre neuesten bibelerklaerenden
Schriften unter Ausschluss der Oeffentlichkeit studieren.
8.)
PD Dr. H. Schaefer-Stahl:
Ich glaube, es muß andere Ursachen geben.
Dr. Roser:
Sie können sie dann gerne nennen. Das würde mich sicher auch interessieren, Ihre Meinung
dazu.
Zu Württemberg läßt sich noch sagen. Es ist Tatsache, daß die Glaubensgemeinschaft
erst Anfang 1934 verboten wurde. Es gibt aber schon seit Sommer 1933 auch in Württemberg
ein
Druckschriftenverbot, also eine starke Einschränkung der Bewegungsfreiheit, mal ganz
abgesehen von der politischen Stimmung in allen Ländern, die also nahegelegt hat, daß
man sich zu einer bestimmten Gemeinschaft besser nicht bekannt hat, öffentlich.
Aber hier ist noch Antwortbedarf:
Hesse:
Ich würde grundsätzlich davor warnen, Erhebungen, die im Nationalsozialismus gemacht
wurden, für bare Münze zu nehmen. Also von daher würde ich grundsätzlich - also eine
Zustimmung für Adolf Hitler von 90% und mehr und all so einen Quatsch, also mag sein,
rein quellenkritisch würde ich davor warnen, so etwas heranzuziehen zur Bestimmung von
Zahlen.
Klewitz:
Und vielleicht noch eine Anmerkung: Verfolgung zeichnet sich ab, das kommt nicht ganz
plötzlich. Wir wachen nicht plötzlich eines morgens auf und stellen fest, oh, diese
Gruppe ist jetzt ausgegrenzt und wird jetzt verfolgt und wir machen da mit. Das zeichnet
sich langsam ab, das fängt damit an, daß man sich nicht mehr so richtig mit den Leuten
sehen lassen will, daß man merkt, wo der Wind langweht und irgendwann kommt dann auch ein
formelles Verbot. Von daher ist so eine Abnahme, die in einem zeitlichen Rahmen, wenn die
Zahlen stimmen, ich gestehe Ihnen das absolut zu, das würde ich auch so kritisch sehen,
muß man sich das auch immer überlegen, daß das auch politische-gesellschaftliche
Tendenzen sind, die nicht über Nacht einfach entstehen.
Herr Rudolph?
Rudolph:
Ich möchte dem Herrn antworten, daß wir gar nicht zur Abstimmung gegangen sind und aus
diesem Grund konnte auch keine Feststellung gemacht werden.
(stuermischer Beifall)
Dr. Roser:
Ich denke, hier ist direkt eine Antwort
9.)
PD Dr. H. Schaefer-Stahl:
Es dreht sich hier um eine ganz normale planmaessige Volkszäehlung, bei der die Fachleute
direkt von der Gemeinde in die Haeuser geschickt
werden, um die Fragebögen ausfüllen zu lassen.
Klewitz
Haben Sie es verstanden? Der Herr hat richtig gestellt, dass es sich um eine Volkszaehlung
gehandelt habe, bei der man mit Frageboegen in die Haeuser gegangen sei, dass es nicht um
eine Abstimmung ging, bei der man sich an einem bestimmten Ort versammeln musste.
Wolfsperger: [dieser Beitrag aus dem hinteren Saal war voellig klar auf dem Tonband zu
verstehen.]
Es ist gefragt worden, was nun", und ich wollte fragen, ob heute die Presse
anwesend ist, wie die Presse darüber berichtet, denn das ist ein Medium, das nun sehr
stark beeinflußt, und vielleicht könnte die Presse über den heutigen Abend sehr
objektiv berichten.
10.)
Dr. Roser:
Sie werden Verständnis haben, daß ich diese Frage nun hier direkt nicht beantworten
kann. Ich hoffe und gehe davon aus, daß die Presse da ist und denke auch, daß die
Presse, wie in vielen Fällen, eben schon objektiv, "in Anfuehrungsstrichen"
objektiv in Anführungszeichen, berichten wird.
Klewitz:
Wenn ich dazu den Artikel zitieren, oder auf ihn verweisen darf, den Herr Kury vorher
genannt hat, am dreizehnten dieses Monats war das glaube ich, ist im Südkurier, in dem ja
vorher auch stand, daß der OB seine Zusage, das Grußwort zu halten usw., zurückgezogen
habe, kam, finde ich, ein Versuch, objektiv darzustellen, Kritikermeinungen zu Wort kommen
zu lassen, aber gleichzeitig auch zu sagen, so eine Ausstellung, so eine Veranstaltung ist
eine sehr sinnvolle Sache.
Von daher möchte ich mich mal hier, ohne zu wissen, ob Medienvertreter hier anwesend
sind, und wie morgen oder in den nächsten Tagen die Berichterstattung kommt, sagen, ich
empfinde das, was im Vorfeld an ganz lokaler Berichterstattung kam, als der Versuch,
ausgewogen damit umzugehen. Und ich hoffe sehr, daß wir das auch in der Berichterstattung
über die Gesamtveranstaltung, die heutige Diskussion so wiederfinden.
(Kommentar:
dieser Beitrag aus dem hinteren Saal war voellig klar auf dem Tonband zu verstehen,
waehrend bei anderen Fragestellern lautstaerkenmaessig heruntergefahren wurde. Ein
typischen Verhalten der WTS-Macher, alle Verfolgtenschicksale anderer
Bibelforscher-Richtungen und nicht-ZJ zu ignorieren und zu unterdruecken. Eine
Glaubenslehre im Banne unertraeglicher Intoleranz, Manipulationspratiken und
Monopolstellung. Ein "Wissenschaftler", der "der WTS/Gott mehr gehorchen
muss als Menschen", sollte seine Befangenheit erklaeren.)
11.)
Hesse:
Ich möchte noch mal was zu der Volkszählung sagen. Sie müssen sich die Situation
vorstellen. Ich glaube, es war im Juli dann, die Volkszählung. Glauben Sie allen Ernstes,
daß dann jemand in Baden-Württemberg sagt, na ja die Glaubensgeschwister in Preußen
sind zwar schon verboten worden, aber sie sind es hier in aden-Württemberg nicht und
deswegen gebe ich an, daß ich Bibelforscher bin? Ich gehe eher davon aus, daß es sich
sehr schnell rumgesprochen hat, daß in verschiedenen Ländern des Deutschen Reiches dort
ein Verbot ausgesprochen worden ist und daß infolgedessen natürlich schon eine gewisse
Verunsicherung da ist und daß man sich da in seinen Angaben dementsprechend zurückhält,
mal abgesehen davon, denke ich, Sie haben die verschiedene Anregungen und Tips
mitgekriegt, die, als hier in Deutschland, in der Bundesrepublik eine Volkszählung
anstand, wie man also bestimmte Angaben nicht macht, und ich könnte mir genauso
vorstellen, daß das da auch so gewesen ist. Und wer diese Mitarbeiter von der Gemeinde
sind, die ausgeschickt worden sind, in der Zeit des Nationalsozialismus, ich weiß nicht,
wissen Sie mehr darüber, wer diese Erhebungen gemacht hat und wie die zustande gekommen
sind?
Kommentar:
Historiker und Quellenkritiker Hesse hat hier ein black out. Offensichtlich konnte er der
Diskussion nicht folgen und weiss auch noch nicht, dass die lange voraus geplante
Volkszaehlung ganz turnusmaessig am 16. Juni 1933 durchgefuehrt und das Verbot in Preussen
erst am 24.Juni 1933, also ganze acht Tage spaeter kam. Auch die Situation, die Hesse sich
noch lebhaft vorstellen kann, ist unrealistisch. Den Flaechenstaat Baden-Wuerttemberg gab
es 1933 noch nicht: Exakt zur Zeit der Volkszaehlung am 16. Juni 1933 waren die JZ leider
in Baden verboten und in Wuerttemberg eben noch nicht. Das sind die Fakten.
12.)
PD Dr. Schaefer-Stahl:
Diese Erhebungen werden vom statistischen Landesamt jeweils bearbeitet.
Hesse:
Das heißt ja nicht, und Sie meinen, daß das statistische Landesamt in dem Zeitalter des
Nationalsozialismus objektiv genauso ist wie in der Weimarer Republik?
Kommentar:
Diese Problematisierung des Hist. Hesse ist mehr als kurios. Es geht schlicht um korrekte
Zahlen, ein Anliegen aller Statistiker. Wenn einzelne Gruppen nicht ausgeworfen
(ausgewertet) werden sollen, werden sie ueblicherweise unter "Sonstige"
zusammengefasst. Die "Zeugen Jehovas", respektive vor 1931 "Ernsten
Bibelforscher" wurden eben nicht als Einzelnennungen von dem statistischen Landesamt
Baden weder 1925 noch 1933 aufgefuehrt, sondern in einen Topf mit anderen
Bibelforscherrichtungen - auch abgefallene, sogenannte "boese Knechte",
Allversoehner, Freie Bibelforscher, "Neue Erde", "Wahrheitsfreunde"
usw. geworfen. Offensichtlich fuer bestimmte, intolerante Zeitgenossen immer noch nicht
akzeptabel.
Es gibt keinen Grund von 1933 an bis 1945 den Leiter einer politischen Wahl mit einem
statistischen Landesamt in Verbindung zu bringen.
13.)
PD Dr. Schaefer-Stahl:
Ich bin der Meinung, daß es stimmt, daß es im Anfang des Nationalsozialismus die
gleichen Leute besetzt haben, mehr oder weniger, wie in der Weimarer Republik.
Hesse:
Na ja, es sind verschiedene Entlassungen gekommen. Ich weiß darüber nicht so genau
Bescheid. Ob es sich beispielsweise um Beamte handelt usw. usf. Ob nicht schon zu dem
Zeitpunkt Mißliebige und Politische schon entlassen worden sind. Ob nicht vielleicht der
Konformitätsdruck zu diesem Zeitpunkt schon dementsprechend gewesen ist. Ich würde da
vorsichtig sein, eine solche statistische Erhebung aus dieser Zeit für bare Münze nehmen
zu wollen.
Kury:
Ich denke, man hatte in der DDR gelernt, und man war nach den Verboten in Preußen und
anderen Ländern bestimmt schon sehr vorsichtig geworden. Was würden wir denn heute
machen, wenn wir merken, daß ein Verbot sich abzeichnet, daß wieder schwarze Wolken am
Himmel erscheinen? Dann würden wir doch bestimmt nicht alle sagen, wir sind Zeugen
Jehovas, wo ist der Schlüssel für die Zellentür? Wir wären sehr, sehr vorsichtig und
davon kann man bestimmt auch ausgehen 1933.
Kommentar:
Die Erfahrungen aus der DDR-Zeit konnten nun wirklich nicht 1933 vorgelegen haben, wie
Herr Kury hier meint.
Diese Frage blieb unbeantwortet:
"Was haben die konspirierenden (laut JZ Kury) "Zeugen Jehovas" vor dem
Verbot gegen das Aufkommen des Nationalsozialismus unternommen?"
Eine Glaubenslehre im Banne unertraeglicher Intoleranz, Manipulationspratiken und
Monopolstellung. "Wissenschaftler", die "der WTS/Gott mehr gehorchen
muessen als Menschen", sollte ihre Befangenheit erklaeren.
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