Der schwarze Sender

 

Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 02. Oktober 2006 23:42:06:

„Wenn wir uns mit ihren falschen Überlegungen befassen, kann unser Vertrauen
in Jehovas Wort der Wahrheit, die Bibel, geschwächt werden und unser
Glaube kann absterben.“
Wachtturm vom 1.3.2002 Seite 11

Hallo JZ!
Hallo Orpheus!
Hallo Maximus!

Danke für Eure Antworten.

Wenn ich von „Früher“ schreibe geht es mir einzig und allein um die Antwort auf die Frage wie glaubwürdig sind HEUTE die Aussagen der Wachtturm Gesellschaft.
Wohin haben bis jetzt, die Leuchtsignale der Wachtturm Gesellschaft geführt?
Wem darf ich trauen.
Meiner inneren Stimme oder den Orchesterartigen Wellen mit den der Wachtturm dazwischenfunkt.

Hierzu vorab ein klassisches deutsches Gedicht mit dem Titel „Zweifel“:

-:::-

Ein Mensch von bangen Zweifeln voll
ist unentschlossen, was er soll.

Ha!, denkt er da in seinem Grimme:
Wozu hab ich die innre Stimme?

Er lauscht gespannten Angesichts -
Jedoch, er hört und hört halt nichts.

Er horcht noch inniger und fester:
Nun tönt es wild wie ein Orchester.

Wo wir an sich schon handeln richtig,
Macht sich die innre Stimme wichtig.

Ja, wenn es klar in uns erschölle:
Hier spricht der Himmel, hier die Hölle!

Doch leider können wir vom Bösen
Das Gute gar nicht trennscharf lösen.

Ist's die Antenne, sind's die Röhren,
Die uns verhindern, gut zu hören?

Ist's, weil von unbekanntem Punkt
Ein schwarzer Sender zwischenfunkt?

Der Mensch umschwirrt von so viel Wellen
Beschließt, die Stimme abzustellen.

Gleichviel, ob er das Richtige tue,
Hat er zum mindesten jetzt Ruhe.

-:::-

Wild wie ein Orchester, paukt die Wachtturm Gesellschaft ihre Pseudoweisheiten ihren Schäfchen ein.
Ein auf einem Wachtturm montierter, schwarzer Störsender - mit nur einem Ziel: das diese, ihre innere Stimme abstellen und die Fähigkeit verlieren auf ihre eigene innere Stimme zu hören.
Die Fähigkeit verlieren, der eigenen inneren Stimme zu vertrauen.

Eingepeitscht auf eine große Idee – aber davon später.

Jetzt ein weiteres Zitat des stillen Lesers der mich bat nachfolgendes hier zu veröffentlichen.

Wenn ich nachfolgendes Aussagenpaket hier einstelle, möchte ich eines vorweg in aller Deutlichkeit betonen.

ZU JEDEM ZEITPUNKT in unserer jungen Kirchengeschichte behaupteten wir dass man SOFORT bei seinem Tod in den Himmel auffährt.
Wenn wir die Interpunktion von Lukas 23:43 aus Ideologischen Gründen verschoben haben, haben wir in Wirklichkeit, doch nie geglaubt dass die EIGENE Auferstehung nicht doch in einem Nu erfolgen wird.
Wenn es um die EIGENE himmlische Hoffnung ging, galt zu jedem Zeitpunkt:

Wahrlich ich sage Dir: HEUTE wirst Du mit mir im Paradiese sein.

Wenn man sich hier also um den Barte des Propheten streitet, so hatte dies in Wirklichkeit keine Auswirkungen auf die eigene Auferstehungshoffnung der Bibelforscher.
Diese reservierte man sich nicht nur exklusiv sondern vor allem: sofort.

Nachfolgend also der Text, den mir der Bruder mit der Bitte es zu veröffentlichen, gegeben hat:

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Die Interpunktion in Lukas 23.43 — von entscheidender Bedeutung ?

A) Zur Fragestellung
Das Neue Testament wurde von einem griechischen Originaltext übersetzt, in dem keine Interpunktion -d.h. Zeichensetzung - verwendet wurde.
In einige Fällen bleibt daher die Frage zu klären, ob und wo ein Satz oder Gedanke endet, ob vom Schreiber ein Frage- oder Aussagesatz beabsichtigt war, und in den Obersetzungen entsprechend ein Punkt, Komma, Frage-, oder Ausrufezeichen bzw. ein Doppelpunkt zu stehen hat.

Dies ist keineswegs eine nebensächliche Haarspalterei, sondern kann insbesondere dann sogar sehr brisant werden, wenn unter Verweis auf die Zeichensetzung entscheidende theologische Folgerungen getroffen werden und sogar ganze Lehrsystem davon angeleitet werden.

Diese Problematik soll anhand von Lukas 23:43 dargestellt werden:
die Obersetzung und Wortbedeutungen an sich sind hier eigentlich unstrittig, und so ist etwa nach „Schlachter 2000" zu lesen:

„Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: heute wirst du mit mir im Paradies sein!".

Die „Neue Welt Übersetzung" übersetzt zwar analog, setzt hingegen die Interpunktion wie folgt:

"Wahrlich, ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.",

Die früher verwendete Elberfelder Übersetzung gibt Lukas 23:43 wie folgt wieder:

Die Leander van Eß:

Die gute Nachricht:

Allein aufgrund einer Verschiebung des Doppelpunktes um eine einzige Stelle wurde ein völlig anderer Sinn vermittelt.
Nach dieser Variante, modifiziert „heute" die einleitenden Worte des Herrn Jesus Christus: „Wahrlich ich sage dir".

Der Ausdruck „Ich sage" wird also durch die verwendete Zeitangabe näher bestimmt:
Jesus will nach diesem Verständnis betonen, dass er „heute" die nachgenannte Aussage trifft - und nicht etwa morgen oder an anderen Tagen.

Dies verwendet man um die Lehre der Vernichtung der Seele zu bestätigen und widerlegt deren Unsterblichkeit.

Analog vertritt die Glaubensgemeinschaft der Adventisten den sog. „Seelenschlaf'.

HJ. Ronsdorf beschreibt diese Lehren wie folgt:
„Weil die Seele des Menschen nicht unsterblich, sondern sterblich ist, gibt es auch kein Leben nach dem Tod.
Im Tod stirbt die Seele, der ganze Mensch vergeht, jegliche Funktion — auch geistiger und seelischer Natur - erlischt.
In einer Variante dieser Ansicht nennt man diesen Zustand der »Nicht-Existenz« auch Seelenschlaf, sofern es den Zustand nach dem Tod und vor der Auferstehung betrifft.
Während dieses Seelenschlafes gibt es kein Bewusstsein."
(Und die Toten leben doch, CLV-Bielefeld, 2004, S. 16)

Würde nun in Lukas 23:43 wie bei den herkömmlichen Übersetzungen interpunktiert, würde diese Auffassung unmöglich werden:
Im Fall der „Schlachter 2000" und anderen Übersetzungen wird durch die Zeichensetzung deutlich angezeigt, dass die Verheißung an den Verbrecher „Du wirst mit mir im Paradies sein" von „heute" zeitlich genauer beschrieben wird, d.h. dass der Verbrecher, der nur noch kurz zu leben hat an genau diesem Tag aufgrund seines Glaubens an Christus, die Zusage erhält, gemeinsam mit Jesus im Paradies zu sein.

Das schließt in Folge ein Weiterleben der menschlichen Seele ein, bzw. widerspricht scheinbar der These der Auslöschung und Vernichtung der menschlichen Existenz nach dem Tod.

Nachdem nun - wie gezeigt - ganze theologische Systeme allein von der Setzung eines einzigen Satzzeichens abhängen, soll im Folgenden beispielhaft diese Schriftstelle untersucht werden, um die Frage zu klären, ob Übersetzungen und insbesondere in diesem Fall die Interpunktion, von theologischen Vorverständnissen geleitet werden kann und darf.

B) Beobachtungen zu Lukas 23:43 und damit vergleichbaren Strukturen

Es ist zunächst wichtig, festzustellen, dass es Betonungen im Neuen Testament gibt, die den Zeitpunkt markieren, wann eine Aussage genau getroffen wird:

Hierzu als Beispiel:
Joh 13:19 "Von diesem Augenblick an sage ich es euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, glaubt, daß ich es bin."
(AP' ARTI LEGW hUMTN PRO TOU GENESQAI hTNA hOTAN GENHTAIPISTEUSHTE hOTI EGW
EIMI - siehe Anmerkungen, Punkt 1).

Der Ausdruck „Von diesem Augenblick an“ oder „von jetzt an" (AP1 ARTI) kontrastiert den Satzteil „bevor es geschieht" (PRO TOU
GENESQAI), d.h. die besondere Betonung in dem Satz wird daraufgerichtet, dass die Aussage zu einem Zeitpunkt getroffen wird, an dem die Ereignisse noch nicht eingetreten sind.

Durch die Anfangstellung im Satz und aufgrund des Kontextes zeigt sich hier eine besondere Betonung von, jetzt" (AP ARTI).

Jesus äußert somit jetzt schon eine prophetische Feststellung, die sich in der späteren Erfüllung zur Glaubenförderung der Adressaten auswirken soll.
Durch die Wortstellung und durch den Kontext in diesem Satz, aber auch - wie gezeigt werden soll - in Luk 23:43 und anderen Stellen wird also offensichtlich, ob bzw. ob keine Modifikation bei „ich sage" (LEGW) vorliegt: In Joh 13:19 etwa haben wir ein deutliches Beispiel, in dem „ich sage" (LEGW) durch vorangestelltes jetzt" (AP ARTI) genauer bezeichnet wird.

Die Fragestellung in Bezug auf Luk 23:43 lautet analog:

ist der modifizierende Bezug von „heute" zum vorangehenden „ich sage" und soll der Zeitpunkt der Aussage wie in Joh 13,19 dadurch betont werden, oder zum anschließenden„Du wirst sein" zu sehen?

Der entscheidende Faktor zur Beurteilung ist zunächst die Stellung von „heute" (SHMERON) in Bezug auf „Wahrlich ich sage Dir" (AMHN LEGW SOI) - dazu muss der griechische Grundtext des Satzes angeführt werden um die innere Struktur des Satzes zu erkennen:

Luk 23,43 "KAI EIPEN AUTW hO fflSOUS AMHN LEGW SOI SHMERON MET' EMOU ESH EN TW PARADEISW"

Jesus leitet ja wichtige und bedeutsame Aussagen oft mit "Wahrlich ich sage Dir/Euch" (AMEN LEGW + Dativ) ein - oft gefolgt vom sog. hOTI-Recitativum

Hier zwei Beispiele:

(Lukas 18:29) 29 Er sprach zu ihnen: „Wahrlich, ich sage euch: Da ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder um des Königreiches Gottes willen verlassen hat,

(Lukas 21:32) . . .Wahrlich, ich sage euch: Diese Generation wird auf keinen Fall vergehen, bis alle Dinge geschehen.


oder aber auch ohne hOTI

Hierzu sechs Beispiele:

(Markus 8:12) 12 Da seufzte er tief mit seinem Geist und sprach: „Warum sucht diese Generation nach einem Zeichen? Ich sage in Wahrheit: Kein Zeichen wird dieser Generation gegeben werden.“

(Markus 9:41) 41 Denn wer immer euch aufgrund dessen, daß ihr Christus angehört, einen Becher Wasser zu trinken gibt, wahrlich, ich sage euch: Er wird seines Lohnes keinesfalls verlustig gehen.

(Markus 10:15) 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer immer das Königreich Gottes nicht aufnimmt wie ein kleines Kind, wird bestimmt nicht in dasselbe eingehen.“

(Lukas 18:17) 17 Wahrlich, ich sage euch: Wer immer das Königreich Gottes nicht aufnimmt wie ein kleines Kind, wird bestimmt nicht in dasselbe eingehen.“

(Johannes 3:3) 3 Als Antwort sagte Jesus zu ihm: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, kann er das Königreich Gottes nicht sehen.“

(Johannes 3:5) . . .Jesus antwortete: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Königreich Gottes eingehen.

In diesen Fällen kann man einen Doppelpunkt setzen - der mit LEGW eingeleitete Inhalt schließt sich jeweils daraufhin an (siehe Anmerkungen, Punkt 4).

Adverbien (wie etwa „heute") oder andere modifizierende Ausdrücke, die nachfolgen, werden hier nicht auf „Wahrlich, ich sage" (AMHN LEGW) bezogen und die Interpunktion ist somit klar (siehe Anmerkungen, Punkt 2).

Eine nahezu identische Satzstruktur wie Luk 23:43 weist Markus 14:30 auf:

„Und Jesus spricht zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!".
„AMHN LEGW SOI hOTI SU SHMERON"
(das hOTI-Recitativum könnte hier auch ohne Einfluss auf die Zeichensetzung oder den Sinn fehlen).

Dies finden wir Analog in der Neuen Weltübersetzung:

(Markus 14:30) . . .Darauf sprach Jesus zu ihm: „Wahrlich, ich sage dir: Selbst du wirst mich heute, ja diese Nacht, bevor ein Hahn zweimal kräht, dreimal verleugnen.“


Das nachgestellte SHMERON beschreibt also nicht „wahrlich, ich sage dir" näher, sondern den nachfolgenden Satzinhalt.
Dies kann zudem auch am Beispiel von "von nun an", "künftig" (AP' ARTI), wenn es nach „ich sage" (LEGW) stehend vorkommt dargestellt werden:

Johannes 1:51 "wahrlich, ich sage euch: Künftig werdet ihr den Himmel offen sehen"
„AMHN LEGW hUMIN AP' ARTI OYESQE TON OURANON ANEWGOTA":

Elbf: "Wahrlich, ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Himmel geöffnet sehen"

Eine Wiedergabe mit "ich sage euch künftig: ihr werdet den Himmel offen sehen" wäre absurd.

Ein deutliches Kontrast-Beispiel (EP ALHQEIAS vor und nach LEGW) zeigt, wie bzw. wie „ich sage" (LEGW) nicht modifiziert wird:

a) Davor:
Luk 4:24 "In Wahrheit aber sage ich euch: Es waren viele Witwen in den Tagen Elias in Israel".
„EP ALHQEIAS DE LEGW hUMIN POLLAI CHRAIHSAN EN TAIS hHMERAIS HLIOU EN TW ISRAHL".

b) Danach:
- Luk 22:59 "ein anderer bekräftige und sprach: Wahrhaftig, der war auch mit ihm".

! Und natürlich nicht:
"ein anderer bekräftige und sprach wahrhaftig: der war auch mit ihm".

„ALLOS TIS DIISCURIZETO LEGWN EP' ALHQEIAS KAI hOUTOS MET AUTOU HN"

- Apg 10:34 "da tat Petrus den Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht".
„ANOKAS DE PETROS TO STOMA EIPEN EP' ALHQEIAS KATALAMBANOMAI hOTI OUK ESTIN PROSWPOLHPTHS hO QEOS"

! Natürlich wäre auch hier folgende Wiedergabe nicht möglich:
"da tat Petrus den Mund auf und sprach wahrhaftig: ich erfahre nun, das Gott die Person nicht ansieht"

Zusammenfassend kann behauptet werden, dass Lukas 23:43 eine von den 74 formelhaften Idioms ist, die Jesus üblicherweise in den Evangelien verwendet.
Die hier und an anderen Stellen von Jesus gewöhnlich verwendete Einleitung lautet „Wahrlich ich sage Dir/Euch" bzw. „Ich sage Dir/Euch" und nicht „Wahrlich ich sage Dir/Euch heute:".

Es gibt kein Beispiel im GNT, dass das Idiom „Wahrlich ich sage" (AMHN LEGW) wie auch immer modifiziert wird, wenn das/der Bezugswort/-ausdruck nach (!) nachfolgend im Satz steht.
Die Satzstellung von „heute" (SHMERON) ist also entscheidend.

C) Der Kontext
Der Grund, warum Jesus Christus hier nachdrücklich (AMHN) und betonend (emphatisch aufgrund der Anfangstellung von SHMERON innerhalb der Verheißung) auf "heute" hinweist, liegt wohl im Akzent, der im Vorsatz eingeführt wurde, da dort der Schacher auf ein künftiges (!) Ereignis (deutlich durch die Verwendung der temporalen Konjunktion "zur Zeit, wenn" bzw. hOTAN) verwiesen hat:

Luk 23:42

"Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke an mich, wenn (hOTAN) du in deiner Königsherrschaft kommst!".

Zu diesem künftigen Anlass soll sich Jesus Christus an den Schacher zurückerinnern, woraufhin Jesus Christus mit (noch) "heute" kontrastiert. Das Paradies ist in diesem Vers nicht mit der kommenden Königsherrschaft Christi gleichzusetzen, sondern ist ein bereits gegenwärtiger Ort (vgl. 2Kor 12:4 –Paulus war bereits im dritten Himmel im Vergleich mit Luk 19:11), daher kann sie „heute" auf den Eingang zu diesem Ort noch am selben Tag beziehen.

Würde die Interpunktion in Vers 43 anzeigen sollen, dass Jesus „heute" die nachgenannte Aussage trifft, würde dies dem dadurch eingeleiteten Kontext nicht gerecht.

Zudem wäre es überflüssig zu betonen, dass Jesus die Aussage gerade „heute" trifft - es gibt dazu ja keine anderen sinnvollen Alternativen wie „morgen", „gestern".

Der Schacher wird also nicht an einem unbestimmten künftigen Zeitpunkt bei Christus sein, sondern noch am selben Tag der Kreuzigung — „heute" (im Gegensatz zu einer zukünftigen Erfüllung) ist somit Teil der Verheißung, die Christus dem Verbrecher zuspricht.

D) Ergebnis
Wenn "heute" sich auf den Ausdruck „Wahrlich ich sage Dir" (AMHN LEGW SOI) beziehen würde, müsste „heute" (SHMERON) vorangestellt sein (es wurden dazu einige Beispiele gegeben) - in Luk 23,44 steht SHMERON aber nach diesem festen Ausdruck.

Die Interpunktion, der alle bekannten Übersetzungen gefolgt sind, ist somit richtig und sinnvoll.
Daher ist abschließend an folgender Interpunktion festzuhalten: "Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!", d.h. SHMERON modifiziert „Du wirst sein" (ESH).
Dem Schacher wird also kurz vor dessen Tod versprochen, noch am selben Tag (SHMERON) mit Christus im Paradies zu sein.
Diese Interpunktion wird auch vom Kontext von Luk 23,44 getragen.

Somit bestimmt leider die Theologie den Text des Neuen Testamentes und nicht die Heilige Schrift die Lehre.
Die Aufrechterhaltung der in Luk 23:44 nicht angebrachten Interpunktion muss somit zur Rechtfertigung gewisser Lehren - hier die Auslöschung der menschlichen Seele nach dem Tod - dienen (siehe Anmerkungen, Punkt 3 und 5).

Abschließend bleibt mit H.J. Ronsdorf festzuhalten:
„Der Heiland starb an diesem Tag und übergab
Seinen Geist in die Hände des Vaters.
Der Verbrecher starb kurz nach Ihm.
Als der Herr starb, ging Er in das Paradies,
und der Verbrecher folgte ihm dorthin als begnadigter Sünder."
(Und die Toten leben doch, CLV-Bielefeld, 2004, S. 65)

Anmerkungen:
1 )Der Grundtext wurden nach den Ausgaben des TR bzw. des MT nach Hodges-Farstad bzw. Robinson-Pierpont-Textes zitiert. Zur Erklärung des verwendeten griechischen Zeichensatz siehe:
www. streilenberaer.com.
Auf den Rückgriff auf den Grundtext kann nicht verzichtet werden, da dies zur sinnvollen Darlegung notwendig erscheint.
2) John Gill schreibt zu Luk 23:43:
„Some would remove the stop, and place it after "today", and read the
words thus, "I say unto thee today"; as if Christ only signified the time when he said this, and not when the thief should be with him in paradise; which, besides it being senseless, and impertinent, and only contrived to serve an hypothesis, is not agreeably to Christ's usual way of speaking, and contrary to all copies and versions." (Gill, John. Exposition of the Entire Bible. Electronic E-Sword Files. E-Sword Copyright 2000 - 2003 Rick Meyers.)

3) Zur Verteidigung der alternativen Interpunktion führen Zeugen Jehovas an:
Einsichten Band 2 S. 518 Paradies
Nach dem Bericht des Lukas verteidigte ein Übeltäter, der neben Jesus Christus hingerichtet wurde, den Sohn Gottes und bat ihn, seiner zu gedenken, ‘wenn er in sein Königreich komme’. Jesus erwiderte: „Wahrlich, ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein“ (Luk 23:39-43). Die Interpunktion bei der Wiedergabe dieser Worte hängt zwangsläufig davon ab, wie der Übersetzer den Ausspruch Jesu auffaßt, denn der griechische Urtext weist keine Satzzeichen auf. Die heutige Zeichensetzung kam erst im 9. Jahrhundert u. Z. auf. In vielen Übersetzungen steht vor dem Wort „heute“ ein Komma, so daß man den Eindruck gewinnt, der Übeltäter sei noch am gleichen Tag ins Paradies gekommen, wofür aber in der Bibel keine Stütze zu finden ist. Jesus selbst war tot und im Grab, bis er am dritten Tag als „Erstling“ derer, die auferstehen, auferweckt wurde (Apg 10:40; 1Ko 15:20; Kol 1:18). 40 Tage später fuhr er in den Himmel auf (Joh 20:17; Apg 1:1-3, 9).
Alles deutet deshalb darauf hin, daß Jesus mit dem Wort „heute“ nicht sagen wollte, wann der Übeltäter im Paradies sein würde, sondern die Aufmerksamkeit auf die Zeit lenken wollte, zu der die Verheißung gemacht wurde und der Übeltäter einen gewissen Glauben an ihn bewiesen hatte. Es war der Tag, an dem Jesus von den höchsten geistlichen Führern seines Volkes verworfen, dann zum Tod verurteilt und den Römern zur Hinrichtung ausgeliefert worden war. Man hatte ihn verhöhnt und verspottet. Der Übeltäter neben ihm hatte somit eine edle Gesinnung und eine lobenswerte Herzenseinstellung bewiesen, wenn man bedenkt, daß er sich nicht der Menge anschloß, sondern für Jesus eintrat und Glauben an sein künftiges Königtum bekundete. Übersetzer wie L. Reinhardt und W. Michaelis (auch Rotherham und Lamsa, engl.) sowie der des Cureton-Syrers aus dem 5. Jahrhundert u. Z. haben erkannt, daß der Nachdruck richtigerweise auf die Zeit, zu der das Versprechen gegeben wurde, gelegt werden sollte, nicht auf die Zeit der Erfüllung des Versprechens, und haben deshalb diesen Text ähnlich wiedergegeben wie die in diesem Werk zitierte Neue-Welt-Übersetzung.

4) "Amen is used one hundred times in the Gospels....It is always the first word of the formulaic expression "Amen I say to you," and it is always and only spoken by Jesus, apparently to emphasize the significance of the words he is about to speak. No other person - apostle or prophet - of the early church feit at liberty to follow his example by making use of this very formula" (Green, Joel B., and McKnight, Scot, eds. 1992. Dictionary of Jesus and the Gospels. Downers Grove, IL: Intervarsity,S.7)

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Soweit also der Text den ich hiermit eingestellt habe.

Wenn ich auch mit der Zielgerichteten Schlussfolgerung – dass die Seele in einer Hölle gequält wird nicht folgen will, so ist der ganze Gedankengang doch sehr bemerkenswert.
Andererseits sind die Argumente der Wachtturm Gesellschaft auch scharmant.
Zumindest solange, bis diese für die eigene Zielgerichteten Schlussfolgerung verwendet werden.

Meine Empfehlung wäre, der eigenen Inneren Stimme zu vertrauen und sich beide Aussagen zu eigen zu machen.

Hier noch die Aussage des Beröer Handbuches:

Tatsache ist doch das hier ein Mensch außerzweifel ein Verbrecher war.
Durch seinen Glauben an Jesus aber ins Paradies eingeht.

Wie, Wo und vor allem Wann – ist eiteler Religionsklamauk

PS.:

Als ich meiner Frau diesen Text vorlas fand ich ihre Reaktion bemerkenswert:

„Der Verbrecher darf keine himmlische Hoffnung haben!“
„Zweifelst Du jetzt alles von der Wachtturm Gesellschaft an“
und ähnliches.

Nun nennt mir bitte eine Legitimation warum ich der Wachtturm Gesellschaft mehr glauben soll als irgendjemand anderen.
Ich kann mein Haus mit Fakten Tapezieren warum ich ihnen nicht vertrauen kann – wüsste aber nicht einen Grund warum man der Wachtturm Gesellschaft mehr vertrauen sollte als irgendjemand anderen.
Und entschuldigt bitte – aber welche Auferstehung der Mann neben Jesus bekommen wird, ist doch Gottes Sache und nicht unsere – oder (Matthäus 20:8-14).

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