Geschrieben von D. am 18. Juli 2004 13:00:02:
Als Antwort auf: Re: Zeugen Jehovas als Zeitungsausträger
geschrieben von D. am 18. Juli 2004 12:39:18:
Und nicht vergessen:
Dirksen stellt Stichpunktartig einige Fälle von Zeugen Jehovas-Kindern in der DDR vor,
die staatlicherseits benachteiligt wurden. Dieser Sachverhalt ist auch meinerseits
unbestritten und wird ebenso verurteilt. Der Knackpunkt indes liegt auf einer anderen
Ebene. In der Datei "Kindererziehung" auf der Gebhard-Webseite findet man
diverse Links die belegen, dass Jehovas Zeugen (endzeitlich motiviert) ein sehr
gebrochenes Verhältnis zu weltlicher Bildung hatten und man kann vielleicht sogar wagen
zu behaupten, vielleicht noch haben. Dies gilt auch für freiheitliche Gesellschaften und
keineswegs nur für totalitäre wie die DDR. ...
Formal ist bei den Zeugen Jehovas nichts verboten. Auch nicht höhere Bildung. Auch
nicht Umgang mit Andersgläubigen. Indes in der Praxis ist es sehr wohl so, dass die
inkriminierten Tatbestände bestehen.
D. selbst ist, man kann es kaum anders nennen, eine Art "exotischer
Paradiesvogel" unter den Zeugen Jehovas; dieweil seine Laufbahn als Jurist, heute
dazu herhalten muss, als "Paradebeispiel" für die "Weltoffenheit" der
Zeugen Jehovas zu dienen. Wie sagt man so schon: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer!
Gemessen daran sind "im Sommer der Zeugen Jehovas", die "Schwalben"
nach wie vor fast ausgestorben.
Der DDR-Staat war auf die Zeugen Jehovas nicht "gut" zu sprechen. Eine
Binsenweisheit. Und auch in der DDR wurde bei den Bildungsperspektiven der Jugend
"gesiebt". Parteilichkeit im Sinne des SED-Staates stand für diejenigen die
dort das sagen hatten, ganz hoch im Kurs. Es versteht sich fast selbstredend, dass Zeugen
Jehovas-Kinder da vom Prinzip her, erst mal schlechte Karten hatten. Auch unter
freiheitlichen Bedingungen kann nicht jeder werden, was er gerne möchte. Auch da gibt es
einen Selektionsprozess (unter anderen Kriterien). Ähnliches spielte sich auch in der DDR
ab.
Wenn D. also Fälle beklagt, wo Zeugen Jehovas es in der DDR nur zum
Hilfsarbeiterdasein bringen konnten, mit den damit verbundenen erheblichen sozialen
Einschränkungen, so berichtet er nichts neues. Vor ihm hat das (beispielsweise) Marko
Martin, mit einer anderen Motivation allerdings, bereits getan. Und selbst im Internet
kann man sich über einen, der es unter DDR-Bedingungen nur zum Hilfsarbeiter bringen
konnte, und seinen nachfolgenden Kampf (ob er gelungen ist oder nicht will ich nicht
bewerten), sich aus diesem Odium zu befreien, informieren. Man sehe sich nur die Webseite
des Thomas Pape im Detail an. Dann hat man auch hierfür ein Veranschaulichungsbeispiel.
D. legt den Akzent auf das Weinerliche. Seht wie schlecht der DDR-Staat doch die
Zeugen Jehovas behandelt hat. Er hat recht. Sie wurden schlecht behandelt. Dies ist und
bleibt jedoch die halbe Wahrheit. Gerade auf der Bildungsebene haben sich Zeugen Jehovas
und DDR-Staat gegenseitig (zugebenermaßen nicht mit Bewusstheit) die Bälle zugeschossen.
Des einen soziale Diskriminierung- des anderen Freud über die sich daraus speisende
religiöse Fanatisierung!
Vollnhals und
Dirksen
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