Geschrieben
von Drahbeck am 24. Juni 2004 05:48:49: Als Antwort auf: Re: Wieder mal was von B... geschrieben von
Drahbeck am 23. Juni 2004 09:49:20:
Jetzt findet sich auch schon in der ansonsten als „Hauspostille" des
Herrn B... bekannten Tageszeitung „Die Welt" ein Kommentar vor, der nicht
das Loblied B...'s singt.
...
"Nie war es so wertvoll wie heute", möchte man gern über das Dresdner
Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismus-Forschung sagen. Aber man kann
es beim besten Willen nicht. Das Institut, das vor elf Jahren zur
wissenschaftlichen Aufarbeitung von "NS-Diktatur und SED-Regime" gegründet
wurde, ist zwar pausenlos Objekt öffentlicher Erregung. Davon aber, dass
es selbst Impulse gäbe, etwa in der gegenwärtigen Debatte um Mahnmale und
Gedenkstätten und um das Problem der Hierarchisierung von Verbrechen und
Opfern, ist nichts zu erkennen. Es mag ja sein, dass in Dresden im Sinne
des Satzungsauftrages emsig gearbeitet wird. Aber man merkt nichts davon.
Das ganze Institut verschwindet hinter seinem Präsidenten Gerhard B... und
dessen merkwürdigem Hang zur Scientology-Sekte, die er, selbstverständlich
dem hehren Ethos der Wissenschafts- und Religionsfreiheit folgend, gegen
Amtskirchen, Verfassungsschutz und überhaupt alle in Schutz nimmt, die bei
diesem religiös geschminkten Unternehmen zuerst an Geld- und Hirnwäsche
denken.
Zur Eröffnung des Brüssler Scientologen-Büros im vergangenen Herbst hielt
B... eine Ansprache und verteidigte die Sekte auch in der von ihm
herausgegebenen Zeitschrift "Religion, Staat, Gesellschaft". Im Kuratorium
des Instituts und im sächsischen Wissenschaftsministerium
schwanken die Reaktionen zwischen verhaltenem
Stirnrunzeln und hellem Entsetzen.
Zur Rede gestellt, wird B... kleinlaut und zieht sich auf Formalien
zurück: er sei als Privatmann in Brüssel gewesen; die Zeitschrift
finanziere sich aus Drittmitteln. Aber B... repräsentiert, wo immer er als
Wissenschaftler auftritt, das Institut und damit auch das intellektuelle
Vermächtnis, das mit dem Namen Hannah Arendts verbunden ist.
Er schadet dem Institut und diesem Erbe durch das, was man im
günstigsten Fall eine Scientology-Marotte nennen muss.
Dem Erbe Hannah Arendts fühlen sich auch andere verpflichtet. Zum
Beispiel die Träger des nach ihr benannten Preises, die Herausgeberin
ihrer Werke, ihre Nachlassverwalterin, das New Yorker Hannah-Arendt-Center
und das Hannah-Arendt-Zentrum der Universität Oldenburg. Sie fordern in
einer gemeinsamen Erklärung, dass in Dresden entweder der Direktor
zurücktreten oder der Institutsname zurückgegeben werden müsse. Das spitzt
den Konflikt auf eine klare Alternative zu.
Und führt hoffentlich schnell zu einer Entscheidung, die für das
Institut und gegen ein fragwürdiges wissenschaftliches Steckenpferd
ausfallen muss
www.welt.de/data/2004/06/24/295541.html
„Spiegel" Online notiert:
(Eine überregionale Zeitung) ...bringt uns in der causa Gerhard B... auf
den neuesten Stand: In einer offenen Erklärung wird vom Direktor des
Hannah-Arendt-Instituts der Rücktritt oder die Rückgabe des Namens
gefordert, unterzeichnet von den Hannah-Arendt-Preisträgern Daniel
Cohn-Bendit und Freimut Duve, dem Direktor des New Yorker
Hannah-Arendt-Center , Jerome Kohn, der Leiterin des
Hannah-Arendt-Zentrums der Universität Oldenburg, Antonia Grunenberg und
der Herausgeberin der Werke, Marie Luise Knott.
www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,305378,00.html
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