Geschrieben von Drahbeck am 18.
Juni 2004 13:46:08: Als Antwort auf: Re: Raymond
Franz geschrieben von Kerstin am 18. Juni 2004 12:53:42:
Ich denke mal, zwischen Kerstin und den Zeugen
Jehovas, gibt es eine bemerkenswerte Ähnlichkeit dergestalt, dass beiden
es mehr als schwer fällt, gewisse Dinge objektiv zu sehen und zu bewerten.
Zwar leben Kirchen und Parteien, von Parteilichkeit, die sich auch in den
Kerstin-Voten widerspiegelt. Indes hat diese Parteilichkeit die
unangenehme Eigenschaft, für die Gegenseite völlig inakzeptabel zu sein.
Man bestätigt sich zwar selbst. Die Gegenseite indes "erreicht" man damit
nicht.
Übrigens, da ich dieser Tage das Buch "Versklavte Seelen" las, erschien
mir darin noch ein weiteres Zitat bemerkenswert, dass sich sehr gut mit
dem Satz: "Wie die Bilder sich doch gleichen!" kommentieren lässt.
Zitat:
George Orwell beschreibt in seinem Roman "1984" aus dem Jahre 1948 eine
Welt, die der erstaunlich ähnelt, die Scientology vorbereitet. Leider wird
das einem erst bewusst, wenn man aus der Church ausgestiegen ist.
George Orwell schreibt: "Ein Parteimitglied hatte nie Freizeit und war
niemals für sich allein außer zur Schlafenszeit. Es wurde erwartet, daß
wenn er gerade nicht arbeitete, aß oder schlief, daß er dann am
Gemeinschaftsleben teilnahm. Irgend etwas zu tun, das den Eindruck des
Für-sich-sein erwecken könnte, war immer ein wenig gefährlich, sogar wenn
er nur einen einsamen Spaziergang machen wollte. Es gab dafür ein Wort in
der Neusprache: Ownife, was Individualismus und Exzentrik bezeichnete."
Fehlende Freizeit und die Unmöglichkeit, für sich allein zu sein, ist
charakteristisch für das Leben als Mitarbeiter der Church of Scientology.
Individualismus ist dort höchst suspekt. Es wird von jedem erwartet, ein
"Mitglied des Teams" zu sein. …
Ein anderes Zitat aus Orwells "1984": "Ein Parteimitglied lebt von der
Geburt bis zum Tode unter den Augen der Gedankenpolizei. Sogar wenn er
allein ist, kann er nie sicher sein, daß er nicht beobachtet wird. Wo
immer er sich aufhält, schlafend oder wach, arbeitend oder ausruhend, im
Bad oder Bett, kann er ohne sein Wissen überwacht werden. Sein
Freundeskreis, seine Beziehungen, sein Verhalten gegenüber seiner Ehefrau
und seiner Kinder, der Ausdruck seines Gesichtes, wenn er allein ist, die
Worte, die er im Schlaf murmelt, sogar seine charakteristischen
Körperbewegungen werden allesamt aufmerksam beobachtet. Nicht nur
tatsächliches Fehlverhalten, sondern jede ungewöhnliche Eigenart, egal wie
unbedeutend, jede Veränderung seiner Gewohnheiten, jegliche nervöse
Angewohnheit könnte ein Anzeichen für einen inneren Konflikt sein. Mit
Sicherheit würde er aufgedeckt werden." …
Alles, wirklich alles, was George Orwell im vorhergehenden Absatz
beschreibt, wird so auch in der Sea Org praktiziert. Wenn verdächtig,
kommt die Person in Ethik, die Scientology's Gedankenpolizei darstellt.
Ein weiteres Zitat aus Orwells Roman: "Zu wissen und gleichzeitig nicht zu
wissen - sich der Wahrheit bewußt zu sein und zur gleichen Zeit sorgfältig
konstruierte Lügen zu verbreiten - zwei sich widersprechende Meinungen in
Gedanken zu vertreten, wobei man sich sogar absolut bewußt ist, daß sie
sich vollkommen widersprechen, und trotzdem an beide zu glauben - Logik
gegen logische Gedankengänge anzuwenden - zu glauben, daß Demokratie
unmöglich ist und daß die Partei die Beschützerin der Demokratie ist
vergessen, was notwendig zu vergessen ist, es dann erneut in Erinnerung
bringen, wenn es wieder benötigt wird, und es beizeiten wiederum zu
vergessen - und über all dem Erwähnten diese Vorgehensweise auch auf die
Vorgehensweise an sich anzuwenden: das war das Ziel. Bewußt einen Zustand
von Unbewußtheit zu erzeugen und dann diesen Akt der Selbsthypnose zu
vergessen."
Orwell nennt diesen Vorgang "Doppeldenk". Er ist der Schlüssel dazu daß
Mitarbeiter die Wahrheit wissen und trotzdem entgegengesetzt denken.
Wenn Sie einem Scientology-Mitarbeiter eine der Church widersprechende
Tatsache vorhalten, an der nicht gerüttelt werden kann, dann wird er "Doppeldenk"
anwenden. Um in Scientology Karriere zu machen, muß man sich diese Art
Denken zu eigen machen. Als Mitarbeiter lernt man, daß es Fakten gibt, die
gegenüber der Öffentlichkeit zurückgehalten werden, da aber gute Gründe
dafür existieren, und so erlernt der Neuscientologe mit Hilfe der
Scientology-Logik das "Doppeldenk". Es ist ein Vorgang bewußter
absichtlicher Schizophrenie. ...
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