Re: Kulturkampf


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 18. Juni 2004 08:21:15:

Als Antwort auf: Kulturkampf geschrieben von Mumpitz am 18. Juni 2004 07:48:28:

Da ist was dran, bei dem was Mumpitz sagt.
Nur, dass Stichwort „Kulturkampf" aufnehmend. Hatten wir auch in Deutschland schon mal.
Der „eiserne Kanzler" Bismarck ist in die Geschichtsbücher als derjenige eingegangen, der einen Kulturkampf vom Zaune brach. Sein, und das Rezept seines später geschassten Kulturminister Falk war es, die „ultramontane" katholische Kirche mittels Ausnahmegesetze in die Knie zwingen zu wollen. Nutznießer dessen waren übrigens auch die altkatholische Kirche, von Bismarck gehätschelt und gefördert.
Ein Pfarrer dieser Kirche, der Herr Dr. Küppers (alias „Johannes Walther") ist auch in die ZJ-Geschichte, unrühmlich, mit eingegangen. Das aber nur nebenbei.
Das Ende vom Lied: Bismarck ist mit seinem „Kulturkampf" auf der ganzen Linie gescheitert. Sein Kaiser nahm letztendlich seine Demission an, eben weil er sah, diese Politik lässt sich nicht länger durchhalten, ohne dass der Schaden eindeutig den Nutzen übersteigt.

Stichwort „Ultramontanismus" noch aufnehmend. Damit wollte man zum Ausdruck bringen, die katholische Kirche, wird aus nationaler deutscher Sicht gesehen, fremdgesteuert. Und das wolle man nicht hinnehmen. In der Sache mag ja Bismarck recht gehabt haben, wenn er sich dagegen wehrte, dass der Papst quasi in Deutschland heimlicher, nicht in der Verfassung vorgesehener Mitregent sei, und er diesen Zustand abändern wolle - um jeden Preis. Den Preis hat er dann auch zahlen müssen, mit dem Scheitern seiner diesbezüglichen Politik.

Sieht man sich zeitgenössische Kommentare zum Kulturkampf an, nicht zuletzt die von Friedrich Engels. So fällt auf, dass auch Engels diese Bismarck'sche Politik scharf geißelte, weil er berechtigt voraus sah. Das scheitert letztendlich, und bewirkt nur eines: das nach dem Scheitern der „ultramontane" Gegner der eigentliche Sieger ist. Genauso ist es dann auch gekommen. Bismarck hat sich mit seinem „Kulturkampf" letztendlich einen Bärendienst erwiesen.

Offenbar hat man aber immer wieder aufs neue zu registrieren, dass einige, von ihren eigenen Interessen Verblendete, nach wie vor unfähig sind, aus der Geschichte zu lernen. Ein neues Kapitel dieses Trauerspieles wurde, wie man weiß, unlängst in Moskau eröffnet!

Natürlich, es gibt auch weiterwirkende positive Wirkungen. Ganz umsonst war dieser Kulturkampf nicht. Das es in Deutschland ein ziviles Standesamtswesen gibt, ist ihm zu verdanken. Sonst wäre es wohl noch heute so, dass Ehen nur kirchlich geschlossen werden können. Von der prinzipiellen Nichtgewährung von Ehescheidungen, im Fall der Fälle, gar nicht erst zu reden. Es ist also durchaus nicht gesagt, dass Bismarck, wie hypnotsiert, wie weiland das Kaninchen auf die Schlange hätte starren sollen. Das Handlungsbedarf in einer konkreten Situation bestand, ist unstrittig.

Strittig dagegen ist das Ausmaß und die Ausgestaltung des erkannten Handlungsbedarfes!


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