Geschrieben von Drahbeck am 29. Mai 2004 21:08:46:
Als Antwort auf: Re: Neuanfang Wiesbaden geschrieben von Mumpitz
am 29. Mai 2004 19:17:14:
In seiner 1996 erschienenen Studie Amerikanische Besatzer und deutsche Kirchen
1944 - 1948. Eine Studie zu Kirchenbild und Kirchenpolitik der amerikanischen
Besatzungsmacht unter besonderer Berücksichtigung Württemberg-Baden und Bayerns";
geht der Autor (Michael Lingk) bedauerlicherweise, aus hiesiger Sicht nicht auf das
Spektrum der kleineren Religionsgemeinschaften" ein. Gleichwohl sind einige
Kernsätze auch auf diese übertragbar.
Etwa wenn er äußert:
Das in der Anfangszeit in der amerikanischen Militärregierung eine überwiegend
positive Sicht der deutschen Kirchen" vorherrschte. Und dies trotz des Umstandes,
dass Teile der Grosskirchen mit den Nazis kollaboriert hatten. Andere Teile selbiger etwa
die Bekennende Kirche" allerdings auch den Hass des Naziregimes auf sich
gezogen hatten.
Lingk redet von einem mehr mit Licht als mit Schatten gefüllten
Kirchenbild" und einer wohlwollenden Behandlung der Kirchen durch die
US-Militärrregierung" (S. 55f.).
Beschleunigt wurde diese Tendenz noch durch den sich anbahnenden kalten Krieg. Genannt
wird dabei eine Rede des amerikanischen Außenministers Byrnes vom 6. September 1946, mit
in dieser Richtung weisender Tendenz. Dann endgültig, und unwiederrufbar durch die
Verkündigung der Truman-Doktrin" am 12. März 1947.
Weiter, so Lingk (S. 116f.)
Erst Ende 1947 finden sich plötzlich Berichte, in denen die Kirchen (sprich: die
Grosskirchen) als e f f e k t i v s t e (Hervorhebung von mir) Mittel zur Bekämpfung des
Totalitarismus und als Bollwerke gegen den Kommunismus gepriesen wurden."
Auch die Zeugen haben in diesem Konzept ihren festen Platz; und das bereits vor den
Grosskirchen; dieweil es (das Jahr 1933 einmal ausklammend), bei ihnen keine Kollaboration
mit dem Naziregime gab; bei den Grosskirchen aber sehr wohl. Diese Kollaborationen war man
jedoch nunmehr auf USA-Seite bereit grundsätzlich zu übersehen. So wie ja auch der
Geheimdienst des Hitlergeneral Gehlen, just zu dieser Zeit, sein neues Betätigungsfeld,
dank der USA fand..
Ein weiteres Zitat aus der Studie von Lingk (S. 117f.)
Vor dem Hintergrund dieser neuen antisowjetischen Kampagne forderten die Offiziere
für Religionsangelegenheiten eine kräftige Unterstützung der kirchlichen Presse. Es sei
schließlich unsinnig, viel Geld für Propagandaschriften auszugeben, während die Kirchen
mit Papiermangel zu kämpfen hätten
Man ging sogar soweit zu behaupten: 'Die
Haltung der Militärregierung gegenüber den Kirchen wird über den Erfolg oder Misserfolg
der Militärregierung bei der Etablierung der Demokratie bestimmen. Dies ist ein
ideologischer Kampf, in welchem die Militärregierung jede zur Verfügung stehende Quelle
nutzen muß. Die Kirchen stellen unseren stärksten Verbündeten dar, aber sie benötigen
Ermutigung und materielle Hilfe.' Für die Kirchen wurden jetzt also breite
Einflussmöglichkeiten auf die deutsche Gesellschaft gefordert, obwohl sich die
Mitarbeiter der Religionsabteilungen bewusst waren, dass der Demokratisierungsprozeß
innerhalb der Kirchen noch keineswegs im gewünschten Ausmaß fortgeschritten war."
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