Re: Neuanfang Wiesbaden


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 29. Mai 2004 14:42:15:

Als Antwort auf: Neuanfang Wiesbaden geschrieben von Mumpitz am 29. Mai 2004 13:09:36:

Lieber Mumpitz ich versuche mal wie folgt zu antworten
„Trost" (in der Schweiz auch in den Kriegsjahren weiter erscheinend) verbreitete in seiner Ausgabe vom 1. Juni 1945 die Zeitungsente, Erich Frost sei in der Nazizeit enthauptet worden, was bekanntermaßen nicht stimmt. Dieses Beispiel belegt aber auch, dass unmittelbar nach dem 8. Mai 1945 noch vieles unklar war.

In der „Trost"-Ausgabe vom 1. August 1945 dann der erste Zeugen Jehovas-spezifische Bericht nach 45 über die Nazi-KZ, noch sich auf ausländische (schwedische) Presseberichte stützend. Also noch kein Eigenbericht im engeren Sinne des Wortes (dito in der Ausgabe vom 15. August). Die Ausgabe vom 1. 9. beginnt dann mit einem über mehrere Ausgaben gesplitteten Eigenbericht über Sachsenhausen. Aber immer noch auf einem Punkt konzentriert: dem „lecken der eigenen Wunden"

Der WT, auch in der Schweiz in den Kriegsjahren nicht mehr zugelassen; erschien dort wieder ab Oktober 1944. In Deutschland ist die erste offizielle Ausgabe die vom 1. März 1946.
Zitat aus dessen Impressum: „Veröffentlicht unter der Zulassung Nr. US-W-1052 der Nachrichtenkontrolle der Militär-Regierung."

Das Magdeburger Zweigbüro konnten Vertreter der Zeugen Jehovas offenbar schon noch im Jahre 1945 von der SMAD abtrotzen. Aber eine Lizenzgenehmigung zum Drucken, erhielten sie dort nicht. Auch nicht in den nachfolgenden Jahren.

Politik der US-Militärregierung hingegen war es, Religion generell zu fördern. Das machten die Russen so nicht. Die Russen duldeten sie zwar, aber von einer ausgesprochenen „Förderung" kann man auf ihrer Seite nicht sprechen. Und so erschien denn der deutsche Wachtturm mit Lizenzgenehmigung der US-Militärregierung. Schon davor konnte man mit Unterstützung der US-Militärregierung, beispielsweise Radiovorträge über den Sender Stuttgart abhalten. Auch das wäre im Osten nicht denkbar gewesen. Anfänglich fand man im WT-Impressum noch die Angabe eines deutschen Verlagsbüros in Stuttgart. Das verschwand alsbald wieder.Auch ist davon die Rede, dass die ersten Druckereikapazitäten, von der WTG als "Wunder des Herrn" verkauft, durch amerikanische Offiziere der WTG besorgt wurden.
Die USA-Militärregierung hatte in Wiesbaden Platz genommen. Nachdem man sich dort etabliert hatte, kamen ihre Zöglinge die der besonderen Fursorge bedurften, auch dorthin. Und das waren nunmal die Zeugen, mit ihrer Hauptzentrale in den USA.

Immobilien waren unmittelbar nach 1945 noch bewirtschaftet. Indem der WTG in Wiesbaden solche auch zur Verfügung gestellt wurden, ist dies eindeutig der Fürsorge der US-Militärregierung zuzuschreiben.

Ab Oktober dieses Jahres (so die Planung) beginne ich neben der weiterlaufenden Serie „Vor 50 Jahren" in diesem Forum, mit einer zusätzlichen, ergänzenden Serie „Vor 60 Jahren". Dem liegt zugrunde, dass ab Oktober 1944 der „Wachtturm" in der Schweiz wieder erschien; und dieses „Jubiläum" vielleicht ein geeigneter Anlass ist, die einzelnen WT., Trost und Erwachet!-Hefte des Zeitraumes 44-53 (soweit als Privatexemplar vorliegend, („alle" habe auch ich nicht) einer näheren Sichtung, etappenweise zu unterziehen. Zur gegebenen Zeit kommen dann auch die Details des deutschen Wiederanfanges, soweit aus dieser Zeitschriftenliteratur ersichtlich, mit zur Sprache.

Ergänzend empfiehlt sich vielleicht auch noch die Sichtung des diesem Thema mit gewidmeten Kapitel 10 des Uraniabuches, dass bekanntlich auch auf der Webseite zugänglich ist.


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