Re: ZJ-Buchhandlungen


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 07. Juli 2001 11:48:04:

Als Antwort auf: ZJ-Buchhandlungen geschrieben von Drahbeck am 24. Mai 2001 11:01:57:

Die Münchner ZJ-Versandbuchhandlung ... leitol ... von der kürzlich registriert wurde, dass sie ihre vormalige Webseite offenbar eliminiert hat, besteht offenbar weiter und ist über genannte Mail erreichbar. Sie versendet auch zu Werbezwecken in größeren Zeitabständen sogenannte Auswahllisten. Auch hier (wie schon vorher auf der Webseite registrierbar), ist die Feststellung zu machen, nicht immer in allen Details wirklich "aktuell" zu sein.

Auf eine solche Auswahlliste Frühjahr/Sommer 2001 möchte ich doch mal etwas näher zu sprechen kommen. In der Rubrik "Religion und Geschichte" werden dort zwei Bücher angeboten. Einmal: Heinrich Kramer "Der Hexenhammer - Malleus maleficarum" und zum zweiten Otto von Corvin "Pfaffenspiegel". Letzteres Buch möchte ich als Anlass nachfolgenden Replik nehmen. Corvins "Pfaffenspiegel", bereits im 19. Jahrhundert erstmals erschienen, wurde nach dem Ersten Weltkrieg, insbesondere von den kirchenkritisch eingestellten Freidenkern publiziert. Eine noch größere "Blüte" erreichte der "Pfaffenspiegel" gar in der Nazizeit. Zwar waren dort, formal die Freidenker verpönt, wegen ihrer politischen Linksorientierung. Ihre kirchenkritischen Argumente hingegen keineswegs. Böse Zungen sagen, dass nachdem das Konkordat NS-Staat-katholische Kirche, sich schon nach ganz kurzer Zeit als brüchig erwiesen hatte, es gerade der NSDAP sehr nahestehende Kreise gewesen sind, die massiv die Verbreitung solcher Schriften wie den "Pfaffenspiegel" betrieben. Die gleichfalls zentralistisch orientierte katholische Kirche sah sich zur Verfassung einiger Verteidigungsschriften diesbezüglich veranlasst, weil diese massive "Hetze" mit den Argumenten aus dem 19. Jahrhundert ihr doch "ziemlich an die Nieren ging".

In den Jahren nach 1945 war der "Pfaffenspiegel" zeitweilig weiter im Buchhandelsangebot. So auch in der Gegenwart, in der zuletzt erschienenen Auflage des Jahres 2000. Verleger diesbezüglich ist der Hubert Freistühler-Verlag, Schwerte/Ruhr.
In den siebziger Jahren habe ich mir aus dem Bestand der (Ostberliner) Deutschen Staatsbibliothek gelegentlich neuere Ausgaben der Zeitschrift "Der Freidenker" angesehen und weiß daher, dass der Freistühler-Verlag (zum damaligen Zeitpunkt) auch für dieses Zeitschriftenprojekt logistisch verantwortlich zeichnete. Die "Szene" hat sich zwar zwischenzeitlich gewandelt; aber Freistühler als "Verlag" existiert nach wie vor.

Wenn man den Namen Freistühlerverlag in den Mund nimmt, muss man unbedingt noch auf ein anderes Buchprojekt zu sprechen kommen. Und zwar auf das von der WTG tödlich gehasste Uraniabuch aus der DDR von 1970, dass Freistühler bekanntlich in Westdeutschland in Lizenz vertrieb (und noch vertreibt).

Es hat schon eine gewisse Ironie, dass ein solcher Verlag offenbar auch eine ZJ-Versandbuchhandlung zu seinen (partiell) werbenden Kunden zählen darf.

Geht es gegen die katholische Kirche, ist ofenbar einigen Zeugen Jehovas "alles recht". Selbst solche Komplizenschaft mit einem im WTG-Sinne doch wohl anrüchigen Unternehmen.
Zum Schluss möchte ich nur noch die Frage stellen: Wenn man sich Kritik an der katholischen Kirche in diesen Kreisen "auf der Zunge zergehen lässt". Mit welchem Recht will man dann eigentlich Kritik an der WTG dabei ausgespart wissen?


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