Geschrieben von Drahbeck am 12. Januar 2004 05:08:27:
Als Antwort auf: Schwarz ist schwarz und weiß ist weiß - die wahre
Erkenntnis mehrt sich langsam! geschrieben von Horst Schmidt am 11. Januar 2004
21:45:24:
Zitat aus:
Thomas Auerbach: Vorbereitung auf den Tag X. Die geplanten Isolierungslager des
MfS"
Der Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen. Analysen und Berichte Nr. 1/1995
Seit über 25 Jahren war es geplant. Schlagartig, konspirativ und vorbeugend sollte
es geschehen. Fast 86.000 Bürger der ehemaligen DDR hätte es betroffen. Sie alle waren
vom MfS im sogenannten Vorbeugekomplex" erfaßt und im Spannungsfall oder
Verteidigungszustand zur Festnahme, Isolierung bzw. verstärkten operativen Kontrolle und
Überwachung vorgesehen. In X + 24 Stunden sollten geeignete und konspirativ aufgeklärte
Objekte mit Stacheldraht und Wachtürmen umgeben und das ganze Land mit Isolierungslagern
überzogen werden. Hunderte von MfS-Mitarbeitern bereiteten diese Aktion seit Jahrzehnten
vor und arbeiteten die entsprechenden Planungen ständig tagfertig" auf.
Mielkes Direktive 1/67 zur Mobilmachungsarbeit im MfS regelte die Festnahme- und
Isolierungsplanungen in den Diensteinheiten durch zentrale Vorgaben und faßte sie in ein
Kennziffernsystem. Die im Juli 1967 erlassene Direktive bildete die Grundlage für alle
späteren Vorbereitungsdokumente der spezifisch-operativen Maßnahmen" des MfS.
Die im Vorbeugekomplex" vorgesehenen Isolierungslager waren ihrerseits in die
gesamtstaatliche Mobilmachungsarbeit" eingebettet, mit der sich das SED-Regime
auf den äußeren Verteidigungszustand, aber auch auf innere Spannungsperioden
vorbereitete. Es sind jedoch auch Überlegungen überliefert, diese von langer Hand
vorbereiteten Maßnahmen unter Umständen schon vor der offiziellen Verkündung des
Ernstfalls zu realisieren. Die letzte Befehlsgewalt lag beim Vorsitzenden des Nationalen
Verteidigungsrates der DDR, das heißt seit 1971 bei Erich Honecker.
Die Planung von Isolierungslagern läßt sich nach gegenwärtigem Kenntnisstand bis in die
frühen sechziger Jahre zurückverfolgen. So findet sich im Arbeitsplan der
MfS-Kreisdienststelle Bad Doberan (Bezirk Rostock) für das 2. Halbjahr 1963 die Vorgabe,
alle Personen, die in der Vergangenheit negativ angefallen sind", einer
operativen Überprüfung zu unterziehen; gleichzeitig ist die Kartei 'Isolierung'
unter diesen Gesichtspunkten zu überprüfen und zu ergänzen". Im Visier des
Staatssicherheitsdienstes standen damals:
Alle Haftentlassenen, insbesondere solche, die Feindverbindung hatten, arbeitsscheue
Elemente, Personen, die Treffen mit westdeutschen Bürgern im demokratischen Berlin
durchführten, Erstzuziehende und Rückkehrer, Personen, die aus der SED ausgeschlossen
wurden bzw. aus Blockparteien ausgetreten sind." Zitatende.
Weder von Herrn D., noch von einem anderen der über die Zeugen Jehovas in der DDR
bisher publiziert hat, ist der Nachweis erbracht worden (mit Aktennachweis in der
Gauckbehörde), dass Jehovas Zeugen von dieser Planung im besonderen Maße betroffen
gewesen wären.
Man kann wohl sagen. Einen DDR-Pfarrer, wie Rainer Eppelmann. Den hätte es wohl mit
Sicherheit erwischt". Eppelmann wurde seitens der DDR vorgeworfen, aktive
Kontakte zu westlichen Botschaften, unter anderem, der USA, und auch sonstigen westlichen
Journalisten unterhalten zu haben. Aus der einschlägigen Literatur ist entnehmbar, dass
Mielke höchstpersönlich darauf drängte, den Eppelmann festzunehmen. Seine
Mitstreiter" indes scheuten sich, dass in die Tat umzusetzen, weil sie den
öffentlichen Aufruhr, namentlich in den Westmedien fürchteten. So kam Eppelmann,
abgesehen davon, dass seine Räumlichkeiten von der Stasi verwanzt waren, und etliche IM
zu seiner Observierung auf ihn angesetzt waren, noch mal zu DDR-Zeiten mit einem
blauen Auge" davon.
Der Fall Eppelmann belegt: Besonders politisch bewusste und handelnde Persönlichkeiten
waren von dieser Planung betroffen. Es ließen sich noch ähnliche Beispiele nennen. Etwa
der Schriftsteller Reiner Kunze und andere mehr.
Nicht politische Bewusstheit und Handeln war es, was der DDR-Staat bei den Zeugen
bemängelte. Sondern das Gegenteil. Die passive Verweigerung, etwa bei Wahlen"
usw.
Kirchliche Kreise haben im Jahre 1989 dem DDR-Regime beispielsweise dahingehend stark zu
schaffen gemacht, dass sie anlässlich einer Wahl" Beobachtungstrupps
organisierten, und dem DDR-Regime anschließend über die Westmedien vorwarfen,
Wahlfälschungen begangen zu haben.
Kirchliche Kreise waren es, die maßgeblich zu den Montagsdemonstrationen"
in Leipzig organisatorisch beitrugen, als einem Anlass, der letztendlich die letzten
Stunden des DDR-Regimes einläuten sollte. Jehovas Zeugen jedenfalls, waren nicht unter
jenen vertreten, die wie vorstehend beschrieben zur Destabilisierung des DDR-Regimes
beitrugen. Auch die WTG ist sich dessen bewusst und rühmte sich Anfang der 90er Jahre in
ihrer Literatur gar dessen. Sie rühmt sich ihrer Passivität, möchte sich aber als KdöR
dafür belohnen lassen. Lohn für was eigentlich?
Die DDR-Stasi war Realist genug, um diese wesensbestimmende politische Passivität auch
zu erkennen und einschätzen zu können. Wenn davon die Rede ist, dass rund 90.000
Internierungen (von 16 Millionen DDR-Bürgern) geplant waren, dann kann man wohl sagen.
Die Zeugen Jehovas dürften in nennenswertem Umfang, da nicht auf den vorderen Plätzen
der Prioritätenliste der Stasi gestanden haben. Anderweitige Meinungen bedürfen des
Akten- bzw. Publikationsnachweises. Genau der ist bis heute nicht erbracht.
Wieder einmal ein Beispiel dafür, was dieser Horst Schmidt" ist. Ein
Stimmungsmacher, ohne Sachkenntnis!
Ostdeutschland
|