Re: "Zersetzungs"-Arbeit.-mit welcher Absicht?


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 11. Januar 2004 19:58:42:

Als Antwort auf: Re: "Zersetzungs"-Arbeit.-mit welcher Absicht? geschrieben von Drahbeck am 11. Januar 2004 18:57:36:

Auch den übrigen Thesen des sich hier "Historiker" nennenden, schließe ich mich so nicht an. Im Bundesarchiv gibt es im Aktenbestand des Staatsekretariates für Kirchenfragen auch die, welche auf die Wiederzulassung 1990 Bezug nehmen. Danach ging die Initiative von seiten der Zeugen Jehovas aus. Die aber - im Gegensatz zu früheren Jahren - positiv beantwortet wurde. Man kann dazu vergleichen "Geschichte der ZJ" S. 476, 477.

Noch 1988/89 wurde nach Dirksen, von der Stasi versucht, DDR Zeugen Jehovas daran zu hindern, nach Polen zu reisen, um dortige ZJ-Kongresse zu besuchen. Bezeichnend ist auch, dass die in Polen eingetretene Liberalisierung in der Behandlung der Zeugen Jehovas, für das Stasiblatt "Christliche Verantwortung" nie ein Thema wurde. Es hätte sich doch angeboten, darüber kommentierend zu berichten. - Fehlanzeige.

Das einzigste was man im Sinne von "Historiker" vielleicht anführen kann ist, dass seit 1985 die Zeugen Jehovas in Sachen der Wehrdienstproblematik systematisch und mit Bedacht "vergessen" wurden. Es gab ab diesem Zeitpunkt keine diesbezüglichen Verurteilungen mehr. Aber dabei muss hinzugefügt werden. Eine zeitgenössische Berichterstattung über diesen Politikwechsel gab es weder in der DDR noch in der BRD-Publizistik. Das wurde "klammheimlich" verändert.

Die Ursache dieser Veränderung ist auch nicht primär den Zeugen zuzuschreiben. Das waren übergeordnete politische Interessen. Im Buhlen um die "Meistbegünstungsklausel" der USA-Regierung, mit der nunmehr diplomatische Beziehungen bestanden, wurden noch ganz andere, in früheren Jahren unvorstellbare kirchenpolitische Liberalisierungen vorgenommen. Etwa im Bereich der Mormonenkirche, deren spektakuläre Eröffnung und Neubau eines Tempels in Freiberg. Etwa im Bereich Jüdische Gemeinde. Bei der Frage der Besetzung des Rabbinerpostens, dass dabei einem amerikanischen Rabbiner vor einem aus Ungarn kommenden Rabbiner der Vorzug gegeben wurde.
Insider vermerken zu letzterem, dass Honecker höchstpersönlich diese Entscheidung durchgesetzt hat, im Widerspruch zu seiner Kirchenministerialbürokratie, die einen Rabbiner mit amerikanischem Pass in der DDR nicht sehen wollte.

Dann muss man wohl auch noch die Fälle hochkarätiger Zeugen Jehovas mit ansprechen, die im Dienste der Stasi standen, wie zum Beispiel der "Hans Voss" oder auch der gar mit dem DDR-Orden, Vaterländischer Verdienstorden, ausgezeichnete Wolfgang Kirchhoff, in höchsten ZJ-Positionen sitzend und zugleich für die Stasi arbeitend.
Auch da muss man sagen: Das war langfristig arrangiert. Die waren nicht erst 1985 Stasiagenten. Die waren das schon lange Jahre davor. Sie erleichterten durch ihren Verrat der Stasi zwar ihr "Geschäft". Allein, an der grundsätzlichen Linie, die von Brooklyn bestimmt wurde, konnten auch sie nichts ändern.

Im übrigen bestand fast bis zum Ende der DDR weiter die Stasi-Zielsetzung, eine "Konkurrenzorganisation" aufzuziehen. Kritiker der Zeugen Jehovas-Kritiker meinen zu diesem Punkt. Das Ziel wurde in Realität nie richtig erreicht. Ich widerspreche dem nicht.


ZurIndexseite