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Geschrieben von Drahbeck am 19. Dezember 2003 11:42:21: Als Antwort auf: Re: Heinrich Kurlbaum geschrieben von D. am 19. Dezember 2003 03:44:34: In einem Forumsbeitrag vom 17. 12. gelesen: Ich (der dortige Forumsschreiber) habe mich Mitte der 1980er mit den Zeugen Jehovas intensiv auseinandergesetzt, die Gemeinde war natürlich hocherfreut einen interessierten und wißbegierigen jungen Mann missionieren zu können. Die Begeisterung ebbte dann ab, als ich ihnen zwei Funde präsentierte: Anweisungen der Wachturm-Ges. aus den USA an die Schweiz und nach Deutschland, welche sich hinsichtlich der Wehrdienstverweigerung widersprechen: Den Schweizer ZJ wurde empfohlen, den Wehrdienst _nicht_ zu verweigern (wegen dem grundsätzlich positiven Image der Armee in der Schweizer Bevölkerung und auch dem Unverständnis von Schweizer ZJ, _nicht_ in der Armee zu dienen), und den deutschen ZJ natürlich eben doch die Verweigerung. Die Anweisungen stammen aus der Zeit des 2. Weltkriegs Wie man eben las, "ebbte dann die Begeisterung ab". Waren nur Zeugen Jehovas organisierte Wehrdienstverweigerer im Hitlerregime? Die paar
Fälle aus dem Bereich der "Großkirchen" kann man ja nicht als
"organisiert" bezeichnen. Das waren einsame Entscheidungen ihrer Akteure. Die
jeweiligen Kirchen haben sie nicht gestützt. Die sind ihnen eher noch in den Rücken
gefallen. Die betrieb allerdings in der Weimarer Republikzeit kein "Klinkenputzen". Folglich beschränkte sich ihr Aktionsradius mehr oder weniger auf den Anfangsbestand, vielleicht durch familiären Zuwachs gelegentlich etwas erweitert. Auch der WTG wäre es nicht anders ergangen, hätte sie nicht konsequent das Klinkenputzen eingeführt und durchgepeitscht, Das wissen die Brooklyner Strategen nur zu genau. Deshalb nehmen sie es auch weiterhin in Kauf, trotz aller Uneffektivität, trotz der immer größer werdenden Diskrepanz zwischen "Aufwand und Ertrag", an diesem System festzuhalten. Das galt nicht für die Reformadventisten. Folglich blieben sie eine weit kleinere Gruppe. In der Größenordnung noch nicht mal in Tausende zu zählen. Aber ihre Kleinheit beinhaltet auch, dass natürlich sie keine Zahl von rund 250 Wehrdienstverweigerern, aktenkundig stellen konnten. Gleichwohl sind auch aus dieser Gruppe mindestens zwei Fälle namentlich bekannt, die im Endergebnis zur Hinrichtung führten. Das Jahrbuch 2002 des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes nennt ihre Namen. Julius Ranacher und Anton Brugger, beide 1942 bzw. 1943 hingerichtet. Auch die Biographie von Kurlbaum ist wohl nicht die einer
"Bilderbuch-Biographie". Vor den Richtern hatte Heinrich Kurlbaum eingewilligt, sich zum Brückenbaupionier
ausbilden zu lassen. Die Ausbildung erfolgte beim Mindener Brückenbau-Pionierbataillon 2,
das in der Simeonskaserne untergebracht war. 1944 verurteilte ihn ein Feldgericht wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode - er hatte sich beim Einsatz an der Ostfront geweigert, während eines feindlichen Angriffs ein Gewehr in die Hand zu nehmen. Gegenüber den Militärrichtern erklärte Kurlbaum später, dass er sich mit erhobenen Händen ergeben hätte und bereit sei, für seinen Glauben zu sterben. Am 15. Mai 1944 wurde die Todesstrafe vollstreckt. |